Trapattoni – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 03 Sep 2014 10:57:51 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Wieder kein Red Bull Salzburg in der Champions League https://ballverliebt.eu/2014/08/27/wieder-kein-red-bull-salzburg-in-der-champions-league/ https://ballverliebt.eu/2014/08/27/wieder-kein-red-bull-salzburg-in-der-champions-league/#comments Wed, 27 Aug 2014 21:11:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10477 Wieder kein Red Bull Salzburg in der Champions League weiterlesen ]]> Nationale Dominanz und internationale Glanzpunkte – das war die Vorgabe, als Red Bull im Frühjar 2005 den immer näher dem finanziellen Abgrund entgegen siechenden Bundesliga-Klub in Salzburg übernahm. Ersteres ist gelungen, seit dem Einstieg wurde der Klub in neun Jahren fünfmal Meister und viermal Zweiter. In der Europa League überstand man dreimal die Gruppenphase, zweimal davon glanzvoll. Nur das mit der Champions League, das ist so eine Sache. Sieben mal probiert. Und auch 2014 ist wieder nix passiert…

2006 – Valencia, 1:0 und 0:3

Als Salzburg im ersten Red-Bull-Jahr unter Kurt Jara hinter der von den Stronach-Millionen aufgepumpten Austria Zweiter wurde, bestand noch die halbe Stammformation aus Österreichern – nach der Kader-Umwälzung im Sommer 2006 und nach Jaras Rauswurf war nur noch einer übrig : René Aufhauser. Andere (wie Kapitän Schopp, aber auch Manninger, Ivanschitz, Pichorner, Scharrer und Mayrleb) wurden aussortiert. Und es kam das Trainer-Duo Giovanni Trapattoni und Lothar Matthäus. Unter diesen beiden sollte bei den ersten internationalen Auftritten nach der Übernahme wenn möglich die Champions League, zumindest aber die Uefa-Cup-Gruppenphase erreicht werden. Im ersten Match beim Schweizer Meister FC Zürich wurden den Bullen aber von Inler, Dzemaili, Raffael und Co. ziemlich die Grenzen aufgezeigt, mit dem 1:2 war man noch gut bedient – und im Rückspiel profitierte man von individuellen Fehlern. Obwohl dir Zürcher unter Trainer Lucien Favre wieder die deutlich bessere Mannschaft waren, siegte Salzburg 2:0. Damit war das Minimalziel erreicht, denn bei einem Scheitern gegen Valencia hätte man immerhin in der ersten Uefa-Cup-Runde (damals das, was heute das Play-Off ist) weitergemacht. Im Hinspiel im ausverkauften Stadion (das aber noch nicht für die EM erweitert worden war) erwischte man die Spanier auch tatsächlich auf dem falschen Fuß: Zweieinhalb Wochen, ehe die spanische Meisterschaft begann, sorgte ein Piták-Kopftor für das 1:0 gegen den dritten der letzten Saison in Spanien.

Valencia - Salzburg 3:0
Valencia – Salzburg 3:0

Zwei Wochen später war das Team von Trainer Quique Sánchez Flores deutlich besser eingespielt und die ultra-defensive Herangehensweise von „Trappathäus“, die das 1:0 aus dem Hinspiel über die Zeit mauern wollten, ging fürchterlich in die Hose. Statt des 4-4-2 wie gegen Zürich oder des 4-4-1-1 (mit Janocko als hängender Spitze) im Heimspiel gegen Valencia ließen die beiden ein 4-5-1 spielen, mit drei defensiven Mittelfeld-Spielern, ohne einen Kreativen im Zentrum und mit Peter Orosz aus dem Regionalliga-Team ganz vorne – Alex Zickler fehlte wegen einer Oberschenkelverletzung. Nach zehn Minuten vertendelte Vargas einen Ball, was zum 0:1 durch Morientes führte, nach einer halben Stunde griff Carboni mit der Hand zum Ball und David Villa verwertete den Elfer im Nachschuss. In der Halbzeit kam Lokvenc statt Orosz, das problem blieb aber – überraschenderweise – bestehen. Dem einen Tor, das es gebraucht hätte, kamen die Bullen nicht einmal nahe und David Silva machte in der Nachspielzeit den Deckel drauf. Valencia war damals ein Team aus der erweiterten europäischen Spitze, gewann in der Folge die CL-Gruppe gegen die Roma, Shachtar Donetsk und Olympiakos überlegen, schaltete im Achtelfinale Inter Mailand aus und blieb erst im Viertelfinale gegen Mourinhos Chelsea hängen. Salzburg musste in der ersten Uefa-Cup-Runde gegen die Blackburn Rovers ran, erkämpften daheim ein 2:2 gegen die Engländer (mit Friedel, Emerton, Tugay, Bentley und Benni McCarthy), agierten aber auswärts wie schon in Valencia erschütternd defensiv und verloren 0:2. Die Gruppenphase fand ohne die Bullen statt.

2007 – Shachtar Donetsk, 1:0 und 1:3

National gab’s 2007 aber den Titel und damit die nächste Chance. Für einen neuen Kader: Mit Alex und Miyamoto waren zwei Japaner als PK-Gag verpflichtet worden, Leitgeb kam von Sturm, Ilic von Galatasaray, Sekagya aus Argentinien. Gegen den lettischen Meister Ventspils war Salzburg, mittlerweile von Trapattoni alleine betreut, nicht gefordert. Auswärts gab’s ein 3:0 (Aufhauser-Triplepack), daheim vor immerhin 13.500 Zusehern sogar ein 4:0 (Aufhauser, Dudic, Ilic und Leitgeb). Dann wartete Shachtar Donetsk. Schon zu dieser Zeit hatte Trainer Mircea Lucescu sein bewährtes Rezept: Hinten grimmige Verteidiger aus Osteuropa, vorne trickreiche Ballzauberer aus Brasilien. Im mit 26.000 Zusehern sehr gut gefüllten Stadion ging Salzburg im Hinspiel daheim früh in Führung, nachdem Tchigrinski im Strafraum Volleyball gespielt hatte und Zickler den fälligen Elfer verwertete. In der Folge agierten die Gäste gefälliger und gefährlicher, aber die Bullen hielten gut dagegen und brachten das 1:0 über die Zeit. Dass die Spielphilosophie im Sommer nicht umgestellt wurde, zahlte sich schon ein wenig aus.

Shachtar Donetsk - Salzburg 3:1
Shachtar Donetsk – Salzburg 3:1

Das Rückspiel fand noch im alten Beton-Bunker von Donetsk statt, die Donbass-Arena gab’s noch nicht. Nach einem Eckball ging Salzburg auch hier durch Remo Meyer früh in Führung, der postwendende Ausgleich durch den Italiener Cristiano Lucarelli war noch kein Problem – Shachtar brauchte noch immer zwei Tore. Der Druck, den die Ukrainer machten, war enorm, aber Salzburg hielt lange stand. Mit Glück, weil ein klares Elfer-Foul von Carboni nicht geahndet wurde, aber auch mit Geschick. Bis zur 77. Minute, als Sekagya im Strafraum Lucarelli zwar nicht wild umriss, aber doch zu Fall brachte. Castillo verwertete den Elfer und Donetsk hatte noch eine knappe Viertelstunde, um das eine Tor zu erzielen, dass es noch brauchte – und der eingewechselte Brandão besorgte dieses in der 87. Minute. Ein sehenswerter Kopfball nach einer Weltklasse-Flanke von Razvan Rat – damit war Salzburg geschlagen. Donetsk kam in der Champions League zu Siegen gegen Celtic Glasgow und bei Benfica Lissabon, beendete die von Milan gewonnene Gruppe aber auf dem vierten Platz. Salzburg musste in der ersten Uefa-Cup-Runde gegen AEK Athen ran, verlor gegen Rivaldo, Dellas, Macho und Co. schon das Hinspiel auswärts mit 0:3 und war einmal mehr an zwei Versuchen gescheitert, eine Gruppenphase zu erreichen.

2009 – Maccabi Haifa, 1:2 und 0:3

Weil man 2008 hinter Rapid „nur“ Zweiter wurde, starteten die Bullen mit einem neuen Trainer – Co Adriaanse – und einer völlig neuen Spielphilosophie – Hurra-Fußball statt Safety-First – gleich im Uefa-Cup, wo Sevilla zu stark war. Unter Adriaanse flog man durch die Liga, war schon am drittletzten Spieltag auch rechnerisch Meister und trennte sich auch gleich wieder vom offensiv denkenden Holländer. Statt seiner kam ein defensiv denkender Holländer: Huub Stevens. Gegen die Bohemians aus Dublin brauchte es nach einem mageren 1:1 daheim ein Glücks-Tor kurz vor Ende des Rückspiels, um mit einem 1:0 noch weiterzukommen; gegen Dinamo Zagreb gab’s daheim vor 16.000 Zusehern ein schmeichelhaftes 1:1 und wiederum Glück, dass der Becherwurf auf den tschechischen Referee-Assistenten von der UEFA nicht geahndet wurde. In Zagreb ging Salzburg etwas entgegen des Spielverlaufs nach einer halben Stunde durch Dusan Svento in Führung, nach dem Ausgleich in Minute 47 steuerte das Spiel der Verlängerung entgegen. Ehe Robin Nelisse, Dreadlocks-Stürmer von den Niederländischen Antillen, mit seiner nachhaltigsten Aktion im Salzburg-Dress in der 83. Minute einen Weitschuss versenkte. Das 2:1, der Einzug ins Play-Off, und damit fix erstmals in einer Gruppenphase. Und sei es nur die der Europa League. Aber man rechnete sich gute Chancen auf die Champions League aus, war doch der Gegner in Maccabi Haifa zumindest vom Namen her kein Übermächtiger. Auf dem Rasen jedoch machten die Israeli schnell klar, dass sie eine Mannschaft hatten, die eingespielt, kompakt und vor allem im Vorwärtsgang alles andere als schlecht war, während Salzburg sich nach dem radikalen Schnitt zurück zum Vorsichts-Fußball erst noch finden musste. Mohamed Ghadir sorgte vor 24.000 Zusehern halb durch die erste Hälfte für die verdiente Maccabi-Führung, die Zickler nach einer Stunde ausgleichen konnte. Ehe kurz vor Schluss Maccabis Joker mit dem wundervollen Namen Shlomi Arbeitman den 2:1-Siegtreffer für sein Team markierte.

Maccabi Haifa - Salzburg 3:0
Maccabi Haifa – Salzburg 3:0

Dadurch waren die Chancen schon vor dem Rückspiel auf ein Minimum gesunken, und im Ramat-Gan-Stadion zerbröselten die Bullen dann vollends. Nicht eine einzige Torchance gab’s, am Nasenring wurde man durch’s Stadion gezogen. Dvalishvili nützte eine Kette von Salzburger Fehlern nach einer halben Stunde zum schon längt überfälligen 1:0, nach einer Stunde fälschte Ilsanker einen Schuss von Golasa unhaltbar zum 2:0 ab. Ehe in der Nachspielzeit auch Gustafsson, der ein noch höheren Debakel verhindert hatte, daneben griff – 0:3, der Endstand. Wirklich logisch zu erklären ist das, was im Herbst mit diesen zwei Teams passierte, nach dem Klassenunterschied im direkten Duell aber nicht. Denn während Maccabi in der Champions League alle sechs Spiele gegen Bordeaux, Juventus und die Bayern verlor (fünf davon mit 0:1), gab Salzburg in der Europa League gegen Lazio, Villarreal und Levski Sofia keinen einzigen Punkt ab. Natürlich, es waren zwei Top-Teams im Umruch, aber sechs Siege? In der ersten K.o.-Runde schied Salzburg im Februar während der Olympischen Spiele in Vancouver gegen Standard Lüttich aus.

2010 – Hapoel Tel-Aviv 2:3 und 1:1

Neues Jahr, neues Glück: Nach dem Titel unter Stevens 2010 gab’s personell nur leichte Adaptierungen, aber auch eine typisch österreichische Blamage – 0:1 beim HB Tórshavn auf den Färöern. Allerdings, nachdem die Färinger eine Woche davor vor 9.000 Zusehern in Salzburg 0:5 verloren hatten. Danach führte man bei Omonia Nicosia auf Zypern dank eines Torwart-Fehlers, den Gonzalo Zarate ausgenützt hatte, lange 1:0, ehe man sich in der Nachspielzeit noch per Elfer das 1:1 einfing. Eine Woche später zeigten sich die Bullen im Rückspiel vor 14.500 Leuten als gnadenlos effizient: Obwohl der Meister aus Zypern in der Anfangsphase drückend überlegen war, ging Salzburg durch Aushilfs-Linksverteidiger Svento in Führung, ein Doppelpack von Schiemer (erst nach Schwegler-Einwurf, dann nach Leitgeb-Flanke) sorgte schon vor der Pause für das 3:0. Am Ende stand ein 4:1, das darüber hinwegtäuscht, dass Salzburg keineswegs die bessere Mannschaft war.

Salzburg - Hapoel Tel-Aviv 2:3
Salzburg – Hapoel Tel-Aviv 2:3

Im Playoff ging es wie im Jahr davor gegen den israelischen Meister, diesmal war’s Hapoel Tel-Aviv. Die unter Stevens zunehmender verknöchernde Mannschaft hatte dem flinken Gegner aber wenig entgegenzusetzen. Umso weniger, nachdem es schon in der 1. Minute einen Elfmeter-Pfiff gab und Torhüter Enyeama zum 0:1 verwandelte. Den zwischenzeitlichen Ausgleich von Pokrivac konterte Sahar noch vor der Pause zum 2:1. Als der spätere Kaiserslautern-Stürmer Itay Schechter in der 53. Minute zum verdienten 3:1 traf, war die Begegnung im Grunde vorbei. Boghossian vorne hing in der Luft, Zarate verdribbelte sich zu oft, es gab kein kreatives Moment im Spiel der Salzburger. Der nach England abgewanderte Somen Tchoyi fehlte an allen Ecken und Enden. Wallner traf noch per Elfer zum 2:3-Endstand, aber im Grunde war schon nach dem Hinspiel, das 19.000 Menschen im Stadion verfolgten, das allgemeine Gefühl, dass es wieder nichts wird. Im Rückspiel versuchten es die Salzburger mit Wille und mit Wucht, kurz vor der Halbzeit gab’s durch ein Eigentor auch das 1:0, aber weder Wallner noch später Boghossian vorne, weder Mahop rechts noch Zarate links, weder Medes da Silva noch Pokrivac im Zentrum sorgte für die nötige Gefahr. Das Spiel endete letztlich 1:1 und es ging wieder in die Europa League für die Bullen. Dort gab’s gegen Man City, Juve und Lech Posen zwei Punkte und den letzten Gruppenplatz. Hapoel gewann in der Champions League 3:0 daheim gegen Benfica, holte noch Remis gegen Schalke und in Lyon, wurde aber Gruppenletzter.

2012 – F91 Düdelingen, 0:1 und 4:3

In der Saison 2010/11 wurde die Mannschaft zunehmend leblos und Huub Stevens im Frühjahr durch Ricardo Moniz ersetzt, den Titel holte aber Sturm Graz. Die Bullen zogen über Metalurg Liepaja, den FK Senica und wiederum Omonia Nicosia in die Europa-League-Gruppenphase ein, wo man hinter Athletic Bilbao Zweiter wurde – noch vor einem PSG, der den Bewerb nicht so richtig ernst nach, und Slovan Bratislava. In der ersten K.o.-Runde erstarrte Salzburg aber vor dem wie wild pressenden Team von Metalist Kharkiv komplett in Ehrfurcht – 0:4 und 1:4. Weil sich Moniz in seine Kompetenzen reingeredet fühlte, nahm er trotz Meistertitel seinen Hut und der neue Red-Bull-Gesamt-Sportchef Ralf Rangnick installierte jenen Trainer, der 2011/12 den deutschen Zweitliga-Abstiegskandidat Paderborn beinahe in die Aufstiegs-Relegation geführt hatte: Roger Schmidt. Mit einem Kader, der weder seiner war noch den Anforderungen für seine Spielidee entsprach, hieß die erste Mini-Hürde F91 Düdelingen. Der Meister aus Luxemburg war in der Runde davor 7:0 und 4:0 über den Titelträger aus San Marino hinweggefegt. Das allererste Pflichtspiel unter Schmidt wurde auswärts in Luxemburg gleich zu einer schlimmen Blamage – ein Tor von Aurelién Joachim in Minute 75 sorgte für den 1:0-Sieg für Düdelingen. Peinlich, aber kein Problem, dachten alle: Daheim wird man schon mit vier bis acht Toren Differenz über die No-Names drüberfahren.

Salzburg - Düdelingen 4:3
Salzburg – Düdelingen 4:3

Doch weit gefehlt. Die Spieler glaubten wohl selbst, dass es auch mit 20 % Einsatz geht, obwohl das sieben Tage davor schon schlimm in die Hose gegangen war. Nach einer halben Stunde fanden sich die Bullen erneut 0:1 im Rückstand, allerdings drehten zwei Tore von Jantscher und Hinteregger das Spiel noch vor der Pause auf 2:1 um. Noch ein Tor, das sollte ja wohl zu schaffen sein. Aber keine drei Minuten nach Wiederanpfiff hatte der Underdog zum 2:2 ausgeglichen, wenig später die unglaublichen Löcher in der Deckung der unerhört behäbigen Salzburger sogar zum 3:2 genützt. Noch eine halbe Stunde Zeit für drei Tore. Zehn Minuten vor Schluss kam Salzburg durch einen von Cristiano (erinnert sich noch wer an diesen Mega-Flop?) verwandelten Elfer zum 3:3, wenige Sekunden später durch Zarate zum 4:3. Aber es reichte nicht. Düdelingen war dank der Auswärtstorregel in der 3. Quali-Runde, für Salzburg die internationale Saison vorbei, noch ehe es August war. Die Luxemburger unterlagen erst Maribor in der CL-Quali und dann Hapoel Tel-Aviv im Europa-League-Playoff. Salzburg entsorgte den halben Kader (Jantscher, Zarate, Mendes da Silva, Maierhofen, Boghossian, Cristiano, Lindgren), stellte sich bis Ende August komplett neu auf (Mané und Kampl, dazu Klein, Vorsah, Berisha und Nielsen), konnte aber Peter Stögers bärenstarke Austria nicht mehr einholen.

2013 – Fenerbahçe, 1:1 und 1:3

Vor allem im Frühjahr, nachdem Schmidt seine erste ordentliche Vorbereitung mit einem Kader nach dem Gusto von ihm und Rangnick absolvieren hatte können, kam das Werk ins Laufen – mit Hilfe des gegen Düdelingen verletzten Soriano, mit dem nach Jahren des Leidens endlich fitten Alan, und vor allem mit dem exzentrischen Kevin Kampl. Als Vizemeister durfte man in der CL-Quali im Ast der Verfolger aus den Top-Ligen ran, in der ersten Runde gegen Fenerbahçe. Der türkische Vizemeister, im Jahr davor noch im Europa-League-Halbfinale, waren nach einem Trainerwechsel noch nicht ganz auf der Höhe und die Bullen setzten Fener zusätzlich zu. Der für Roger Schmidt typisch gewordene, extrem aggressive Pressing-Fußball erwischte die Türken völlig am falschen Fuß, im ausverkauften Stadion von Wals-Siezenheim gelang Alan dann der Führungstreffer – aber ein eher dämlicher Elfer in der Nachspielzeit bescherte Fener noch den 1:1-Ausgleich.

Fenerbahçe - Salzburg 3:1
Fenerbahçe – Salzburg 3:1

In Istanbul versuchte es Salzburg mit dem gleichen Rezept, ging auch früh durch Soriano in Führung – aber die internationale Abgebrühtheit fehlte dem Team auf diesem Niveau. Fenerbahçe nützte die allzu nassforsche Spielweise der Bullen zu drei Toren (von Meireles, Sow und Webo) noch vor der Halbzeit. Danach steckte Salzburg nicht auf, hatte diverse Chancen, vernebelte diese aber allesamt. So gewannen die Türken auch nicht ganz unverdient mit 3:1, durften dann die Duelle gegen Arsenal im Playoff noch spielen (und klar verlieren) und wurde danach wegen des Manipulations-Skandals, in den man in der Türkei verwickelt war, ausgeschlossen. Salzburg wollte sich per CAS zurück in die Champions League klagen, scheiterte aber. Dafür geigte man in der Europa League groß auf. Nach dem lockeren Playoff-Sieg gegen Zalgiris Vilnius gab’s wie schon 2009 sechs Siege in den sechs Gruppenspielen gegen Standard Lüttich, Elfsborg und Esbjerg, ehe man in der ersten K.o.-Runde Ajax der Lächerlichkeit preisgab und trotz des Gesamtscores von 6:1 noch gnädig mit dem Meister der Eredivisie war. Als man im Achtelfinale aber auf einen clever verteidigenden Gegner und eine Dreierkette traf, war Schluss mit lustig.

2014 – Malmö, 2:1 und 0:3

Schon am 22. März, also nach 28 von 36 Spieltagen, als man schon 98 Tore auf dem Konto hatte, stand der Meistertitel fest, alle Stammspieler der Erfolgsmannschaft wurden gehalten, nur Trainer Roger Schmidt ergriff die Chance, zu Bayer Leverkusen zu wechseln. Die Reibungsverluste durch die Neubesetzung der Trainerbank waren gering, schließlich ließ Adi Hütter bei Grödig einen sehr ähnlichen Spielstil anwenden. Durch die vielen Punkte aus der Europa League hatte man auch den Vorteil einer starken Setzung, die wirklich gute Gegner gar nicht möglich machte. Und dabei hatte man noch Pech, mit dem Geld-Adel aus Aserbaidschan namen Qarabag Agdam – einem Klub mit einem ähnlich hohen Budget wie Salzburg – noch den unangenehmsten Kontrahenten gezogen zu haben. Nach einem 1:2 auswärts rettete eine wirklich starke Vorstellung vor 20.000 Zusehern und zwei Hinteregger-Tore den Playoff-Einzug. Wo es gegen Malmö ging. Ein Jahr davor hatte man den damals amtierenden schwedischen Meister Elfsborg zweimal wie einen Regionalligisten aussehen lassen, aber gegen Malmö wirkten die Bullen schon im Hinspiel seltsam fahrig, vor allem in der Anfangsphase. Als sich der Staub gelegt hatte, sorgten Schiemer (nach einer Viertelstunde) und Soriano (kurz nach Wiederanpfiff) für eine komfortable Führung und Kampl hätte vor ausverkauftem Haus in der 77. Minute alles klar machen können, scheiterte aber alleine gegen Malmö-Goalie Olsen. Auf der anderen Seite aber patzte in der Nachspielzeit Bullen-Keeper Gulácsi, der davor zwei großartige Paraden gezeigt hatte, und Malmö kam zum Anschlusstreffer.

Malmö - Salzburg 3:0
Malmö – Salzburg 3:0

Im Rückspiel packte Malmö-Coach Age Hareide dann statt dem flachen 4-4-2 vom Hinspiel die Basel-Formation aus, agierte nur noch ein wenig tiefer: Mit Halsti als astreinem zentralen Mann einer Dreierkette, die eigentlich eine Fünferkette war. Davor drei zentrale Mittelfeld-Spieler, davor zwei giftige Stürmer. Malmö verzichtete auf die Außenbahnen, weil Salzburg auch auf sie verzichtet – verdichten war angesagt. Dazu spielte den Schweden natürlich in die Karten, dass Rosenberg schon nach zehn Minuten einen von Gulacsi recht patschert verursachten Elfer zum 1:0 nützte und kurz darauf Eriksson mit einem Tausendguldenschuss das 2:0 markierte. Daraufhin brach bei Salzburg die totale Planlosigkeit aus, sogar die Außenverteidiger zogen in die Mitte, als ob das Gras an den Flanken vergiftet wäre. Das zu verteidigen war für Malmö die leichteste Übung. Nach der Pause ließ Hütter, dem einige Stützen verletzt fehlten und der auf den offenkundig streikenden Mané verzichtete, den überforderten Keita in der Kabine, brachte Linksverteidiger Ankersen und damit deutlich mehr Struktur. Aber zählbaren Erfolg konnte dadurch auch keiner generiert werden. Und als in der Schlussphase die Konzentration immer weiter runterging und die Fehlerquote damit wieder ganz steil nach oben, lief man in das 0:3. Das Ende.

Und jetzt?

Es ist anzunehmen, dass Leipzig nächstes Jahr in der Bundesliga spielen wird. Mit Massimo Bruno und Marcel Sabitzer gehören schon jetzt zwei Salzburg-Spieler offiziell Leipzig, und diverse andere Leistungsträger könnten im Sommer durchaus folgen, um mit ihrer internationalen Erfahrung gleich für Furore in der Bundesliga sorgen zu können. Den nationalen Titel wird Salzburg auch heuer einfahren, selbst wenn man pro Spiel nur mit acht Leuten antritt und drei davon mit verbundenen Augen spielen. Aber die Vermutung liegt nahe, dass Malmö nicht nur die größte Chance war, dass Salzburg in die Champions League kommt. Sondern auch die letzte. (phe)

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Alaba war überall, dann half Arnautovic: Österreich erzwingt 1:0 über Irland https://ballverliebt.eu/2013/09/11/alaba-war-uberall-dann-half-auch-arnautovic-osterreich-erzwingt-10-uber-irland/ https://ballverliebt.eu/2013/09/11/alaba-war-uberall-dann-half-auch-arnautovic-osterreich-erzwingt-10-uber-irland/#comments Wed, 11 Sep 2013 01:38:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9454 Alaba war überall, dann half Arnautovic: Österreich erzwingt 1:0 über Irland weiterlesen ]]> Spielerisch war’s arm. Bei den Iren sowieso, aber auch bei Österreich war da nicht viel los. Viel Kampf, viel Krampf, und letztlich nützte David Alaba einen haarsträubenden irischen Abwehr-Schnitzer zum erzwungenen 1:0-Sieg. In dem sehr vieles nicht wunschgemäß funktionierte, einige ÖFB-Spieler deutlich außer Form sind, es weiter keinen wirklichen Plan B gibt und fast alles an einem 21-Jährigen hängt. Und an einem Vielgeschmähten, dessen Einwechslung aber das Spiel in Österreichs Richtung lenkte.

Österreich - Irland 1:0 (0:0)
Österreich – Irland 1:0 (0:0)

Rückblende, März 2011. Österreich steht vor einem wichtigen Heimspiel in der EM-Quali, daheim gegen Belgien. Einen Gegner, den man ein halbes Jahr davor am Rande einer Niederlage hatte, es war Aufbruchstimmung, ein Heimsieg gegen Belgien schien schon ausgemachte Sache zu sein. Damit wäre man drei Punkte vor Belgien und der Türkei gewesen, mit einem Spiel in der Hinterhand. Wie’s ausging, ist bekannt: Österreich spielte seltsam gehemmt, traute sich wenig, verlor sang- und klanglos 0:2. Der endgültige Anfang vom Ende der Ära Constantini.

Trap kopiert die Deutschen

Dieses Spiel gegen Irland fühlte sich recht ähnlich an. Österreich fehlte nach dem chancenlosen 0:3 in München und dem halbherzig bestrittenen Test gegen Griechenland das Selbstverständnis, Österreich spürte den extremen Druck des Gewinnen-Müssens, und Österreich hatte mit einem Gegner zu kämpfen, der zwar nicht besonders gut Fußball spielen kann, aber doch recht genau wusste, wie man Österreich nerven kann.

Dabei hat Trapattoni offenbar Video geschaut und sich von den Deutschen dabei einiges ab. Wie diese nämlich verdichtete er in seinem 4-4-1-1 vor allem das Zentrum, indem er die Mittelfeld-Außen nach innen und die beiden Viererketten sehr nahe aneinander rücken ließ. Gleichzeitig ging bei Ballgewinn einer aus dem zentralen Mittelfeld-Duo (fast immer Green) und einer der Flügelspieler nach vorne, um das Zusammenspiel mit Robbie Keane zu suchen.

Zu viele Fehlpässe und Schwächen im Zweikampf

Mit anderen Worten: Irland machte die Räume vor dem eigenen Sechzehner sehr eng und verwickelte Österreich in Zweikämpfe, und ließ die Gastgeber somit nicht das Pressing- und Umschaltspiel aufziehen, das dieser unter Marcel Koller eigentlich schon recht gut einstudiert hatte. Diesem Plan A beraubt war Österreich auf Wucht und Willen reduziert. Die Pässe waren überhastet und dadurch ungenau. Kavlak und Baumgartlinger waren im Passspiel untereinander ganz okay, aber die leichten Passwege nach vorne waren nicht vorhanden.

Um das Getümmel im Zentrum, durch das man nicht durchkam, zu überbrücken, griff Österreich schon nach einer Viertelstunde vermehrt auf lange Bälle zurück. Ein kleiner Sieg für Irland, so hatten diese nämlich den Gegner quasi auf ihr Niveau gezogen und ihm das eigene Spiel aufgedrückt. Was auch für die Physis im Zentrum galt: Hier zeigte Österreich Schwächen im Zweikampf, bekam auch deshalb keinen echten Zugriff auf das Spiel.

Probleme auf den Außen und mit der Kompaktheit

Auch die Mittelfeld-Außen trugen nicht viel zum Aufbauspiel bei. Burgstaller gab sich Mühe und versuchte, über seine Physis ins Spiel zu kommen. Sein Defensiv-Verhalten war sehr diszipliniert, er rückte oft weit mit Walters nach hinten und sorgte immerhin auch dafür dass Irland-RV Coleman kaum zur Geltung kam. Nach vorne kam von Burgstaller aber eher wenig. Wie auch von Martin Harnik. Dieser war, wie man es von ihm gewohnt ist, sehr geradlinig und wollte auch Zug zum Tor zeigen. Doch man konnte es ihm auch in diesem Spiel ansehen, dass er einfach seit Monaten seiner Top-Form hinterherläuft.

Ebenfalls ein Problem war das Defensiv-Verhalten von Fuchs und Garics, wenn Irland schnell umschalten konnte. Vor allem auf der Seite von Garics – der von Harnik deutlich weniger Hilfe bekam als Fuchs von Burgstaller – entpuppte sich gegen Ende der ersten Halbzeit als latente Gefahrenherd, in dessen Folge auch Prödl, Dragovic und Baumgartlinger ins Schwitzen kamen.

Ein weiteres latentes Problem, das von den Iren aber nicht konsequent angebohrt wurde, war die fehlende vertikale Kompaktheit von Österreich. Immer wieder zogen die einzelnen Mannschaftsteile zu weit auseinander. Das war im Aufbau ein Problem, weil die Passwege zu lang wurden (und damit das Fehlpass-Risiko stieg), und das war auch defensiv nicht ungefährlich, weil sich den Iren da eben Raum bot.

Alaba

Derjenige Österreicher, der den Laden noch am Ehesten zusammen hielt, war David Alaba. Bei den Bayern Linksverteidiger, im Team normalerweise auf der Acht, spielte er hier in Ermangelung des wohl länger ausfallenden Zlatko Junuzovic auf der Zehn, war aber in Wahrheit überall zu finden. Viel anzupressen – wie es bei Koller normalerweise der Job dieser Position ist – gab es nicht, weil Irland selten von hinten das Spiel aufzubauen versuchte.

So holte sich Alaba die Bälle von hinten, wich auf die Flügel aus (vor allem den linken), scheute keinen Zweikampf, wollte immer anspielbar sein. Baumgartlinger machte defensiv einen guten Job, brachte aber nach vorne nichts, so blieb die ganze Last auf Alabas Schultern hängen. Und er war auch in den ein, zwei Szenen beteiligt, in denen es Irland doch einmal erlaubte, dass Österreich schnell von Defensive auf Offensive umschaltet und es da auch immer sofort gefährlich wurde.

Erster Wechsel brachte wenig

Nach einer von Kampf und Krampf statt Rasse und Klasse geprägten ersten Hälfte wechselte Koller für den zweiten Spielabschnitt den angeschlagenen Veli Kavlak aus und brachte Christoph Leitgeb. Damit änderte sich aber an keinem einzigen der Problemfelder auch nur irgendetwas. Leitgeb – der gefühlt ja irgendwie vereinslos ist – bemühte sich vor allem, keinen Mist zu bauen. Er half brav mit, zwischen Baumgartlinger und Alaba aufzuräumen, machte keine haarsträubenden Fehler.

Aber er brachte halt auch sehr wenig. Keine überraschenden Pässe, keine Tempowechsel, (logischerweise) wenig Zutrauen in sich selbst. Leitgeb war halt da. Und zeigte nebenbei auch Eigenwilligkeiten im Pressingspiel. Was erstaunlich ist, schließlich wird in Salzburg sehr großen Wert darauf gelegt. Aber immer wieder setzte er im Anpressen eines Gegners zwei-, dreimal ab und startete von Neuem. So als wäre er sich nicht sicher, ob der diesen Spieler wirklich anpressen soll und ob das in die momentane Raumaufteilung passt.

Da hätte man sicherlich etwas progressiver wechseln können. Denn der einzige sichtbare Unterschied zur ersten Halbzeit war zunächst nur, dass die Außenspieler weiter einrückten und mehr verschoben, wohl um die Unterzahl im Zentrum auszugleichen. Diese Maßnahme blieb aber ohne positiven Effekt. Im Gegenteil: Gerade Burgstaller musste nun umso mehr laufen, um Coleman nicht an der allzu langen Leine zu halten.

Arnautovic bringt den nötigen Funken

Ab 60. Minute
Ab 60. Minute

In der 60. Minute kam Marko Arnautovic für Burgstaller, gleichzeitig rückte Leitgeb tendenziell etwas weiter zu Alaba auf. Das hatte zwei positive Effekte, die das Pendel auf die Seite von Österreich ausschlagen ließen. Erstens war Arnautovic von Beginn an ein großer Aktivposten und für die Iren der Gefahrenherd Nummer eins. Er vertendelte auch einige Bälle im 1-gegen-1, aber Coleman traute sich dennoch fast nicht, aufzurücken.

Zum anderen konnte Alaba im 4-1-4-1, das es nun eher war, auf die halblinke Seite zu Arnautovic und Fuchs gehen. Weil Fuchs nun extrem viel nach vorne machte (Baumgartlinger bzw. vor allem Dragovic sicherten ab), war das Dreigestirn Alaba, Fuchs, Arnautovic vereint und sorgte über die linke Angriffsseite für viel Druck.

Irland beeindruckt

Aus dem Spiel heraus war das zwar nicht torgefährlich – auch, weil Weimann erstaunlich viele technische Schwächen offenbarte und sich kaum durchsetzten konnte – aber Irland zeigte sich merklich beeindruckt. Mit der Einwechslung von Marc Janko kam dann auch noch davor fehlende Präsenz in den Strafraum.

Was sich bei den Iren in gesteigerter Unsicherheit manifestierte. Vor allem der bis dahin recht sichere Torhüter Forde wurde in der Schlussphase extrem flatterhaft, seine Vorderleute ließen sich davon anstecken. Schon die Eckballserie zwischen 70. und 75. Minute überstand man nur mit Mühe, und als Arnautovic in Minute 84 Fuchs schickte und dieser flankte, „klärte“ Wilson genau vor die Füße von Alaba – dieser drosch den Ball ins Tor. Dass genau diese drei Spieler den entscheidenden Treffer einleiteten und abschlossen: Sicher kein Zufall.

Fazit: Einsatz kaschiert die vielen Schwächen

Vor zweieinhalb Jahren wurde so ein wichtiges Spiel, in dem es nicht laufen wollte, ohne echtes Aufbäumen mit 0:2 verloren. Nun wird in so einem wichtigen Spiel, in dem es nicht so recht laufen will, mit viel Einsatz sogar der Sieg erzwungen. Plakativ formuliert: Das ist der Unterschied zwischen damals und heute. Und der Torjubel von Alaba, der sofort zu Marcel Koller lief, sagt aus: Für diesen Trainer gehen wir durchs Feuer. Auch das war bei seinem Vorgänger ja nicht so sehr der Fall.

Dieser Einsatz und dieser Sieg kaschieren so ein wenig die vielen Schwächen und die vielen Problemzonen, die sich in der österreichischen Mannschaft aber trotz des Erfolgs offenbarten und die man auf keinen Fall außer Acht lassen darf. Die Formkurve bei vielen auch zentralen Akteuren zeigt nach unten (v.a. bei Harnik, Fuchs war dafür deutlich besser als in München), manchen fehlt es an Spielpraxis (Ivanschitz, Arnautovic, Leitgeb), Weimann ist ein braver Kämpfer, der aber nicht torgefährlich genug ist.

Es gibt, es wiederholt sich ja alles immer wieder, keinen Plan B wenn der Gegner Österreich die Möglichkeit zu Pressen und die Umschaltphasen von Defensive auf Offensive wegnimmt (das kann natürlich in dieser Quali-Kampagne nicht mehr gemacht werden). In diesem Spiel sah sehr viel auf individuelle Initiative und Ideen vor allem von Alaba aufgebaut aus. Zufallsfußball, bis zu einem gewissen grad, ein Hauch von Constantini. Das ging gut, weil hinten dichtgehalten wurde und Alaba vorne einen haarsträubenden irischen Abwehrfehler nützte.

Ebenso weiterhin eine recht massive Problemzone sind die Standardsituationen. Da kommt einfach zu wenig dabei heraus. Und es bleibt dabei, einen Junuzovic kann diese Mannschaft nicht adäquat ersetzen.

Im Englischen heißt es „grinding out results“, die nötigen Ergebnisse ohne Glanz erarbeiten. Darum geht es in dieser Phase der Qualifikation. Weiterentwicklung gibt es danach wieder. Jetzt zählt erstmal nur das Spiel in der „Friends“, die Auswärtspartie in Schweden. Verlieren ist da verboten – es zählt nur, was am Ende dabei herauskommt.

(phe)

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2:2 in Dublin – Reaktionen auf Junuzovic‘ Ausfall bestimmen das Spiel https://ballverliebt.eu/2013/03/27/22-in-dublin-reaktionen-auf-junuzovic-ausfall-bestimmen-das-spiel/ https://ballverliebt.eu/2013/03/27/22-in-dublin-reaktionen-auf-junuzovic-ausfall-bestimmen-das-spiel/#comments Wed, 27 Mar 2013 01:40:14 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8535 2:2 in Dublin – Reaktionen auf Junuzovic‘ Ausfall bestimmen das Spiel weiterlesen ]]> Ein Lucky Punch von David Alaba in Minute 92 rettete Österreich das 2:2 im WM-Quali-Spiel in Irland! Wichtig – aber letztlich durchaus glücklich. Weil der irische Ausgleich und die Verletzung von Junuzovic nach einer halben Stunde das Spiel in Richtung der Iren kippen ließ. Aufgrund der unterschiedlichen Reaktionen von Marcel Koller und Giovanni Trapattoni auf diese Umstände: Der eine wechselte etwas kurios, der andere gab das Signal zum bedingungslosen Pressing.

Irland - Österreich 2:2 (2:1)
Irland – Österreich 2:2 (2:1)

Ein übler Crash mit James McCarthy war’s, der das Spiel für Zlatko Junuzovic beendete – und der Auslöser dafür war, dass die Partie kippte. Weil die beiden Mannschaften höchst unterschiedlich auf den Ausfall reagierten. Und jene aus Irland die passendere Reaktion zeigte.

Das Spiel bis zur Junuzovic-Verletzung

Österreich machte von Beginn an klar, dass man nicht auf die Iren warten wollte, sondern übernahm sofort selbst die Initiative. Garics und Fuchs bombten auf den Außenbahnen massiv nach vorne, Alaba interpretierte wie gewohnt seine Position auf der Acht recht offensiv. Rechtsaußen Harnik rückte relativ früh ein, Arnautovic auf der gegenüberliegenden Seite blieb eher draußen. Dass Österreich die Kontrolle hatte, war auch dadurch möglich, dass das Pressing der Iren eher halbherzig vollzogen wurde – zwei Meter vor dem Ballführenden blieben sie meist stehen.

In der Anfangsphase gehörte das Mittelfeld ganz klar den Österreichern, dennoch haperte es ein wenig daran, Personal vor den Ball zu bekommen. So fehlte der letzte Punch aus dem Spiel heraus. Dennoch gab es die verdiente Führung, weil Junuzovic gegen Ciaran Clark nachsetzte, den Ball eroberte und im Rücken der Abwehr durch war. Harnik musste beim Stanglpass von Junuzovic nur noch „Danke“ sagen.

Ganz ohne defensive Gefahr verlief aber dennoch auch die Anfangsphase nicht. Die Pressing-Linie der Österreicher war verhältnismäßig hoch, die Abwehrkette rückte aber nicht entsprechend nach. So entstand ein ziemliches Loch, in dem die Iren – wenn die den Ball erobert hatten – die beiden Stürmer Long und Sammon steil schicken konnten. Das Duo vorne war extrem giftig im Jagen des Balles, so wie man es bei dieser auf äußerste Direktheit aufgebauten Spielanlage auch nötig ist.

Reaktionen von Koller und Trap…

Nachdem die Iren in Minute 25 durch einen von Pogatetz recht sinnlos verursachten Elfmeter zum 1:1 gekommen waren und sich Junuzovic verletzt hatte, waren Reaktionen gefragt. Von beiden Teamchefs.

Ab der 27. Minute
Ab der 27. Minute

Marcel Koller entschied sich dafür, Junuzovic nicht eins zu eins durch Andreas Ivanschitz zu ersetzen, sondern brachte mit Julian Baumgartlinger einen Sechser und zog Kavlak nach vorne auf die Zehn. Nominell. Denn Kavlak spielte diese Position wesentlich tiefer als Junuzovic zuvor und konnte so auch überhaupt keinen Druck auf die irischen Innenverteidiger ausüben. Diese waren davor oft dazu gezwungen gewesen, lang auf Long und Sammon nach vorne zu dreschen.

Die andere Anlage der Zehner-Position bei Österreich hatte eine ziemlich massive Reaktion bei Irland zur Folge. Weil sie wussten, dass Kavlak auf dieser Position nicht annähernd so eine große Torgefahr ausstrahlt wie Junuzovic, trauten sich Whelan und McCarthy in der irischen Zentrale nun, rücksichtslos zu pressen, und das auch bedingungslos durchzuziehen. Vor allem auf David Alaba hatten es die Iren nun abgesehen, er wurde grundsätzlich gedoppelt.

…und ihre Auswirkungen auf das Spiel

Innerhalb von Minuten kippte die Partie komplett. Hatte bis zum Ausgleich und zur Junuzovic-Auswechslung Österreich das Spiel ganz gut im Griff, spielte (und holzte) nun nur noch Irland. Nicht nur, dass Whelan und McCarthy höher standen und aktiver nach vorne arbeiteten, auch die Flügelspieler waren nun deutlich agiler.

James McClean vor allem setzte wiederholt zu Dribblings quer über das Feld an, auch um so zusätzlich Verwirrung zu stiften. Der körperlich sehr robuste Walters (natürlich ist der robust, er spielt schließlich bei Stoke) setzte Fuchs defensiv zu, auch weil Arnautovic ihn kaum helfen konnte – der Bremer war selbst mit Irland-RV Séamus Coleman beschäftigt. Dass sich die Hausherren für den Druck, den sie nun ausübten, noch vor der Halbzeitpause nach einer Ecke mit dem 2:1 belohnten, war durchaus verdient.

Alaba und Arnautovic

Dass Alaba – seinem Ausgleichstor tief in der Nachspielzeit zum Trotz – dem Spiel seinen Stempel nicht wie erhofft (und gewohnt) aufdrücken konnte, liegt eben in erster Linie daran, wie er von den Iren bearbeitet wurde. Dadurch, dass ständig zwei bis drei Gegenspieler auf ihn zuliefen, wenn er den Ball hatte, fiel es ihm sehr schwer, gewinnbringende Aktionen nach vorne anzubringen. Hinzu kam, dass es im Zentrum kaum Hilfe von Kavlak gab, der zunehmend am Rande der gelb-roten Karte wandelte.

Seine besten Aktionen hatte Alaba, wenn er auf die linke Seite rausdriftete und mit Arnautovic zusammen spielte. Die Doppelpässe der beiden in die Schnittstelle zwischen irischen Außen- und Innenverteidigern provozierte so manche Ecke. Dass Arnautovic nach dem Spiel im ATV-Studio von Toni Pfeffer gebasht wurde, als hätte Arnautovic dem Ex-Teamverteidiger die Frau ausgespannt, ist von Pfeffer alles andere als korrekt. Arnautovic‘ Körpersprache ist nun mal so, wie sie ist.

Davon darf man sich aber nicht täuschen lassen. Natürlich zeigte der Bremer schon bessere, effektivere Spiele im Nationalteam. Er machte aber auch in dieser Partie so gut wie keinen Blödsinn, gab kaum Bälle billig her und war in seinen Aktionen darum bemüht, den Ball in Richtung gegnerischem Tor zu bringen. Allerdings versäumte er es, das Spiel schnell zu machen und die Iren mit Hilfe seiner überlegenen Technik auszuspielen. Es war keine Glanzleistung, aber auch weit davon entfernt, einen derartigen Shitstorm zu rechtfertigen.

Da gab es andere Kandidaten. Aber wenn die Alternative zu einem nach Monaten auf den Bänken von Niedersachsenstadion und Upton Park sitzenden Pogatetz ein sich in der Un-Form seines Lebens befindender Prödl ist, kann das halt zum Problem werden. Dass Fuchs lieber einen 40-Meter-Einwurf auf Dragovic abfeuert, anstatt kurz auf Pogatetz zu schupfen, kommt sicher nicht von ungefähr.

Zunächst ändert sich nur wenig

Koller korrigierte die offensichtlichen Mängel in der Halbzeit nicht, und so wurde eine Situation in Minute 50 durchaus sinnbildlich für das ÖFB-Team in dieser Phase: Bei einem Freistoß an der Mittellinie wurde vorne keine Anspielstation gefunden, Risiko-Pass wollte man keinen riskieren, also wurde der Ball zurück auf Dragovic gespielt. Die Iren setzten sofort zum Forechecking an, der Ball wurde zurück auf Lindner gespielt, und gegen zwei auf in zustürmende Iren blieb ihm nur, den Ball ins aus zu dreschen – Einwurf für Irland tief in der österreichischen Hälfte.

Schlussphase
Schlussphase

Nach einer Stunde kam Janko für den mit der Physis von O’Shea und Clark überforderten Hosiner dann Janko, zehn Minuten später Weimann für den auf der Zehn eher verschenkten Kavlak. Zeitgleich ließ der Druck der Iren auch merklich nach und sie verlegten sich darauf, die Führung mit ihren zwei gut stehenden Viererketten zu verteidigen, während vorne Long und Sammon eher wieder auf lange Anspiele lauerte. Auch die Außenspieler McClean und Walters sorgten immer wieder für etwas Entlastung.

Mit dem Wechsel Weimann für Kavlak wurde natürlich auch provoziert, dass sich Whelan und McCarthy wieder etwas zurückzogen. Das Offensiv-Trio im ÖFB-Mittelfeld mit Harnik, Arnautovic und Weimann rochierte recht fleißig, dazu war eben die Zehner-Position wieder besetzt. Dazu lauerte vorne nun der robuste Janko.

Absoluter Druck fehlt

Dennoch wirkte die Schluss-Offensive der Österreicher ein wenig kopflos, wodurch auch der absolute Druck und in letzter Konsequenz auch die echten Torchancen fehlten. Einmal legte Harnik am langen Pfosten für Janko, doch Irland-Goalie Forde war dazwischen. Ansonsten aber war es in erster Linie ein Hoffen auch den Lucky Punch.

Der in der 92. Minute in Form vhon David Alabas Weitschuss dann auch kam. So rettete er nicht nur den glücklichen Punkt für Österreich. Sondern auch sich selbst vor den mäßigen Kritiken, die nach einem für ihn sehr schwierigen Spiel gedroht hätten. Für die Iren ist dieser Ausgleich bitter, weil man trotz der zurückgezogenen Anlage in der letzten halben Stunde eben kaum einmal in Gefahr kam, ein Gegentor zu kassieren.

Fazit: Ein extrem wichtiger, aber recht glücklicher Punkt

Keine Frage: Die Entscheidung, nach Junuzovic‘ Verletzung den wesentlich weniger offensiv orientierten Kavlak auf die Zehn zu stellen, ließ – natürlich neben Pogatetz‘ dummem Elfer-Foul und dem folgenden Ausgleich – ein Spiel aus der Hand gleiten, dass Österreich bis dahin mit einer recht ansprechenden Vorstellung weitgehend im Griff hatte. Die Reaktion von Trapattonis Iren war wesentlich progressiver, was mit der Führung belohnt wurde und das ÖFB-Team sichtlich verunsicherte. Ein irischer Sieg wäre durchaus verdient gewesen.

Für Österreich ist es natürlich extrem wichtig, dass man doch noch das 2:2 retten konnte. Das erste Mal seit September 2010, dass dem ÖFB-Team in der Nachspielzeit ein entscheidendes Tor gelang – damals gelang das nach einer hochnotpeinlichen Leistung gegen Kasachstan, nachdem Constantini beim Fahrradfahren eingefallen war, Strafraum-Stürmer Linz auf die Zehn zu stellen; sowie dem legendären 4:4 in Belgien im Oktober 2010.

Nicht nur, weil man vor allem sich selbst zeigte, dass man auch aus einem über weite Strecken schlecht laufenden Spiel etwas mitnehmen kann. Sondern auch, weil man es nach der Hälfte der Qualifikation immer noch selbst in der Hand hat, den zweiten Gruppenplatz zu erreichen. Das war in den letzten Versuchen unter Constantini (man erinnere sich an das 0:2 gegen Belgien), Brückner (man erinnere sich an das 1:1 auf den Färöern) und Krankl (man erinnere sich an das 3:3 bei den „irreregulären“ Nordiren und an das 0:1 im „Trauerspiel von Tiraspol“) da ja schon nicht mehr der Fall.

Das ist ja schon immerhin etwas, ehe es im Juni daheim gegen Schweden geht.

(phe)

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Dreierkette gegen Falsche Neun: Italien taktischer Punktsieger über Spanien https://ballverliebt.eu/2012/06/11/dreierkette-gegen-falsche-neun-italien-taktischer-punktsieger-uber-spanien/ https://ballverliebt.eu/2012/06/11/dreierkette-gegen-falsche-neun-italien-taktischer-punktsieger-uber-spanien/#comments Mon, 11 Jun 2012 01:17:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7442 Dreierkette gegen Falsche Neun: Italien taktischer Punktsieger über Spanien weiterlesen ]]> Endlich mal etwas Abwechslung im Einheitsbrei der Systeme: Spanien und Italien lieferten sich ein hochinteressantes Spiel. Die Spanier kamen ohne echten Stürmer, die Italiener hielten mit einer Dreierkette dagegen – und trugen beim 1:1 wohl den taktischen Punktsieg davon. Beide Teams müssen aber als eine Klasse stärker als die zwei Gruppengegner gelten. Der Qualitäts-Unterschied zum 3:1 der Kroaten gegen Irland war enorm.

Spanien - Italien 1:1 (0:0)

Hinten einen Viererkette, vorne ein Stoßstürmer, ein Drei-Mann-Zentrum im Mittelfeld – bei den meisten Teams bei dieser Europameisterschaft unterscheiden sich die Systeme kaum. Da war dieses Spiel zwischen den letzten beiden Weltmeistern ganz anders: Spanien spielte in einem Barça nachempfundenen 4-3-3 ohne Stoßstürmer, dafür mit Fàbregas als Falsche Neun; die Italiener hielten mit einem 3-5-2 dagegen, mit dem gelernten Sechser De Rossi als zentralen Mann in der Dreier-Abwehrkette.

Und vor allem: Mit Wing-Backs. Maggio und Giaccherini waren für das Gelingen der italienischen Taktik von ganz eminenter Bedeutung. Weil Silva und Iniesta, die Fàbregas flankierten, keine Flügelspieler sind, die die Linie halten und ohne einen körperlich robusten Spieler in der Offensive, der Flanken verwerten könnte, war es vollkommen klar, dass das Vorwärtsspiel der Spanier nur durch das Zentrum kommen konnte und die Außenvertedigier Alba und Arbeloa hauptsächlich dafür zuständig sind, die gegnerische Abwehrkette auseinander zu ziehen, um für die techisch guten Kollegen in der Mitte Räume zu schaffen.

Das klappte allerdings überhaupt nicht, was am exzellenten Positionsspiel von Maggio und Giaccherini lag. Hatte Spanien den Ball, zogen sie sich recht weit zurück, wodurch eine Fünferkette entstand – die kann man kaum auseinander ziehen. Im Ballbesitz aber preschten die beiden extrem nach vorne, was ihre Gegenspieler zwang, selbst weit zurück zu weichen.

Das System Juventus

Juve beim 1:1 bei Milan am 25. Februar

Zwar war es auf den Flügeln jeweils 1-gegen-1, aber wegen des zusätzlichen Spielers in der Abwehr konnten die Italienischen Außenspieler wesentlich gefahrloser Aufrücken. So war dem spanischen Spiel die Breite genommen und im Zentrum lief es sich auf zwei 3-gegen-3 Duelle hinaus – die Mittelfeld-Reihen gegeneinander und die drei vorderen Spanier gegen die italienische Dreierkette.

Die Italiener hatten den zusätzlichen Vorteil, dass sie nicht in ein völlig ungewohntes System gepresst wurden. Zwar wurde das im Nationalteam noch nicht praktiziert. Aber erstens hat sich Prandelli diese Möglichkeit immer offen gehalten, und zweitens spiele fünf Feldspieler (Bonucci, Chiellini, Pirlo, Giaccherini und Marchisio) dieses 3-5-2 bei Juventus, dazu ist Maggio im 3-4-2-1 von Napoli ebenso die Rolle als rechter Wing-Back gewohnt.

Spanisches Pressing greift nicht

Zusätzlich gingen die Italiener die Spanier recht früh an und störten damit zusätzlich das geplante iberische Kurzpass-Spiel. Die einzige Möglichkeit, zum Torabschluss zu kommen, waren Vorstöße von David Silva, aber da die Italiener hinten immer in Überzahl waren, fischten sie auch dem Mann von Man City die Bälle immer wieder vom Fuß.

Das geschickte Positionsspiel der italienischen Wing-Backs störte zu allem Überfluss auch noch das spanische Pressing. Weil sich Maggio und Giaccherini gegen den Ball recht weit hinten positionierten, mussten die spanischen Außenverteidiger recht weit nach vorne kommen – schließlich waren sonst die italienischen Außenspieler immer frei und das spanische Pressing im Zentrum wäre sinnlos. Wenn sie allerdings aufrückten, ließen sie hinter sich viel Raum für Balotelli und Cassano, den die beiden ungemein schnellen und trickreichen Stürmer gut ausnützen konnten.

Was natürlich auch für den für Balotelli eingewechselten Antonio di Natale gilt, der nach einer Stunde richtig startete und einen von Pirlo kommenden Pass in seinen Lauf zum 1:0 verwertete; vier Minuten später ließ sich De Rossi einmal kurz aus der Position ziehen und hinter im Fàbregas entwischen, was das 1:1 bedeutete.

Adjustierungen von Del Bosque

Nach den beiden Toren stellte der spanische Teamchef Del Bosque etwas um. Statt dem sehr zentral agierenden Silva kam nun Jesús Navas in die Partie, der, wie er das auch bei Sevilla macht, recht konsequent die Linie hielt. Logische Folge: Giaccherini wurde nun hinten mehr gebunden und Chiellini rückte immer wieder etwas raus, wodurch nun tatsächlich etwas Platz in der italienischen Abwehr entstand. Diesen wollte Del Bosque ausnützen, in dem er in der Folge Fàbregas rausnahm und mit Torres einen echten, gelernten Stürmer brachte.

Die immer mehr steigende Müdigkeit bei den Italienern wurde in der letzten Viertelstunde recht offensichtlich, zeigte sich aber mehr im unpräzise werdenden Aufbau- und Konterspiel, weniger in der Abwehr. De Rossi zeigte gute Übersicht und konnte den Ball mit gutem Auge an den Mitspieler bringen, und drosch die Kugel nicht blind nach vorne. Torres hatte zwar sehr wohl noch zwei ausgezeichnete Chancen, aber einmal klärte Buffon überragend und einmal zog er zu überhastet ab.

Prandelli ging bis zum Ende nicht von seinem System ab. Warum auch, es funktionierte ja – er hatte am Ende nur ein anderes Sturmduo (Di Natale und Giovinco) auf dem Feld als zu Beginn, in der Nachspielzeit wechselte er noch einmal, um an der Uhr zu drehen. Italien war recht deutlich mit dem 1:1 zufrieden und auch die Spanier konnten nicht so schlecht damit leben. Die letzte Konsequenz fehlte gegen Schluss beiden Teams.

Fazit: Hochinteressante Partie, korrektes Remis

Diese Partie war taktisch mal etwas anderes als im bisherigen Turnier. Klar – es sind die einzigen beiden Mannschaften, die vom in Europa so gut wie einheitlichen System abweichen. Dreierketten und tief spielende Neuner ohne Stoßstürmer gibt’s bei den anderen Teilnehmern nicht.

Cesare Prandelli fand das richtige Rezept gegen den Welt- und Europameister, indem er mit seinen Wing-Backs die Flanken kontrollierte, die Spanier noch mehr in die Mitte zwang als diese das wollten und dort geschickt zumachte. Die Spanier hatten einige Probleme, weil sie erst nach den Wechseln eine Alternative zur gewohnten, diesmal aber nicht zielführenden Spielanlage hatten.

Das Remis geht voll in Ordnung, aber wenn man so will, darf man Cesare Prandelli durchaus als Punktsieger im Duell der Strategen bezeichnen.

So aufregend das Spiel der beiden Top-Teams der Gruppe war, so wenig gab das Aufeinandertreffen von Kroatien mit Irland her. Was in erster Linie an den Iren lag. Die Mischung aus dem beschränkten technischen Rüstzeug der Mannen von der grünen Insel, verbunden mit der grundsätzlichen Vorsicht eines Giovanni Trapattoni, ist nicht gerade anspruchsvoll. Einsatz, Kampf und Härte sind Trumpf. Spielerische Mittel, nun ja, nicht so sehr.

Kroatien - Irland 3:1 (2:1)

Die Marschrichtung ist simpel: Über die Mittelfeld-Außen im extrem altbackenen 4-4-2 (Duff und McGeady) nach vorne kommen, in den Strafraum flanken, und dort darauf bauen, dass sich Keane und Doyle durchsetzen. Die beiden Spieler im Mittefeld-Zentrum (Andrews und Whelan) sind reine Zerstörer und im Spielaufbau unbrauchbar. Ihre einzige Aufgabe bestand darin, Modrić so gut es geht aus dem Spiel zu nehmen.

Kroatiens 4-4-2

Auch der kroatische Teamchef Slaven Bilić baute auf ein 4-4-2, allerdings wurde dieses deutlich offensiver interpretiert. In der Zentrale war Vukojević der einzige Sechser, er sicherte für Luka Modrić ab. Die Mittelfeld-Außen (Perišić und vor allem Rakitić) rückten ein, um den sehr fleißigen Außenvertedigiern das Aufrücken zu ermöglichen.

So spielte Rakitić fast einen zweiten Spielmacher neben Modrić, während Srna neben ihm praktisch die Linie auf- und abwetzte. Das schränkte Duff und McGeady ziemlich ein. Doch trotz der Überlegenheit in eigentlich jedem Bereich auf dem Feld brauchte es zwei Standardsituationen, um zum Erfolg zu kommen – denn so sehr sich Jelavić und Mandžukić auch bemühten, gegen die kompromisslosen irischen Innenverteidiger kamen sie kaum zum Zug.

Kroaten kontrollieren das Spiel

Natürlich musste auch bei den Iren ein Freistoß herhalten, um den zwischenzeitlichen Ausgleich zu erzielen. Aber nach dem 1:3 kurz nach der Pause, dem zweiten Tor von Mandžukić, fühlten sich die Kroaten sicher genug, um den Druck etwas entweichen zu lassen. Er war einfach zu offensichtlich, dass die Iren nur eine einzige Strategie hatten und diese von den nicht nur variableren, sondern auch individuell klar besser besetzten Kroaten recht locker unter Kontrolle zu halten war.

Die größte Gefahr für das Team von Slaven Bilić bestand in einem klaren Elferfoul von Schildenfeld an Keane, das Referee Kuipers allerdings unverständlicherweise nicht ahndete. Selbst die Wechsel bedeuteten bei den Iren keine Veränderung: Long und Walters erstetzten Doyle und Keane auf deren Positionen, und Cox ging statt McGeady auf die linke Seite.

Fazit: Wohl beide nicht gut genug für’s Viertelfinale

Die Iren sind ein sympatisches Völkchen mit originellen Fans. Die auf Einsatz und Kampfkraft bauende Spielweise der Nationalmannschaft ist für Freunde des erdigen Fußballs genau das richtige. Nur: Taktisch gibt es kaum langweiligere Teams. Das System ist stockkonservativ, extrem ausrechenbar und ein seiner Simplizität enorm anspruchslos. Das ging sich in der Quali-Gruppe gegen die ambitionierten, aber international unerfahrenen Armenier aus und im Playoff gegen das andere Überraschungsteam aus Estland – aber gegen eine auch nicht gerade überragend aufspielende kroatische Mannschaft ist das nicht annähernd genug.

Die Mannschaft um Luka Modrić muss sich aber ebenso noch deutlich steigern, um gegen Italien und Spanien bestehen zu können. Der Auftritt gegen Irland war alles andere als beeindruckend, vor allem die Innenverteidigung mit Ćorluka und Schildenfeld ist nicht gerade internationale Spitzenklasse und dass Modrić Probleme hat, wenn ihm Gegenspieler mit vollem Körpereinsatz kommen, wurde in diesem Spiel schon deutlich.

Klar ist nach dem ersten Spieltag der Gruppe C: Wenn es nicht Spanien und Italien sind, die hier ins Viertelfinale einziehen, käme das einer kleinen Sensation gleich.

(phe)

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Überraschungs-Team Armenien gibt alles, aber Irland steht im Play-Off https://ballverliebt.eu/2011/10/12/uberraschungs-team-armenien-gibt-alles-aber-irland-steht-im-play-off/ https://ballverliebt.eu/2011/10/12/uberraschungs-team-armenien-gibt-alles-aber-irland-steht-im-play-off/#respond Wed, 12 Oct 2011 13:23:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5921 Überraschungs-Team Armenien gibt alles, aber Irland steht im Play-Off weiterlesen ]]> Sie sind neben Estland DIE Überraschung dieser EM-Qualifiaktion: Armenien! Der Underdog erspielte sich vor allem dank des 4:0 in der Slowakei im September das direkte Finale um den Playoff-Platz hinter Russland. Bei Trapattonis Iren in Dublin musste Armenien gewinnen. Es gelang nicht ganz.

Irland - Armenien 2:1

Es war durchaus ein Clash der Fußball-Kulturen: Auf der einen Seite die kampfstarken und mit nicht besonders viel spielerischem Flair ausgestatteten Iren von Giovanni Trapattoni, auf der anderen die unerschrockenen Armenier, die sich vor allem mit schnellem und technisch guten Fußball überhaupt erst in die Position gebracht haben, dieses Endspiel um den Playoff-Platz zu bekommen.

Probleme mit der irischen Robustheit

Was aber schon eine Erkenntnis aus dem 1:0-Sieg der Iren in Jerevan zu Beginn der Qualifikation war: Mit dem körperbetonten Spiel der Mannschaft von der grünen Insel kommen die Armenier nicht zurecht. Zwar hatten sie mit einem 4-2-3-1 und ihrem Kurzpassspiel durchaus eine gute Strategie gegen das Old-School-4-4-2 von Trapattoni, aber es gelang nicht, durch das robuste Mittelfeld zu kommen.

Im Zentrum hatte Henrik Mkhitaryan von Shachtar Donetsk – dem einzigen Spieler aus einer international relevanten Mannschaft – auf der Achter-Position große Probleme, das Spiel so zu lenken, wie das Teamchef Vardan Minasyan sicherlich mit ihm im Sinn gehabt hätte; auf den Außenbahnen verrichteten McGeady und Duff gute Defensiv-Arbeit und ließen die Flügelspieler der Armenier nicht so recht zur Geltung kommen. Am ehesten machte noch der eingebürgerte Brasilianer Marcos Pizzelli den Eindruck, mit seiner Technik etwas bewirken zu können, aber mit seiner eher schmächtigen Statur kam er auch nicht so recht durch.

Irische Hausmannskost

Die Iren spielten, wie man die Iren erwartet: Mit „Kick & Rush“ ist die Herangehensweise recht treffend beschrieben. Weil es dem zentralen Mittelfeld mit Whelan und Andrews an der Fähigkeit fehlt, ein Spiel zu gestalten, dazu Duff und McGeady viel defensiv gebunden waren, wurden regelmäßig lange Bälle nach vorne Richtung Cox und Doyle geschlagen.

So richtig gefährlich war das alles nicht. Nach knapp einer halben Stunde entstand aber aus genau so einer Situation der erste echte Knackpunkt der Partie: Der armenische Torhüter Berezovski kam gegen Cox etwas gar weit aus seinem Kasten, bekam den Ball an den Oberarm – und das außerhalb des Strafraums. Konsequenz: Rot! Der Freistoß von McGeady brachte nichts ein, aber die Iren hatten nun einen Mann mehr

Armenien auf 4-1-3-1

Ab ca. der 30. Minute

So ein richtig großer Vorteil war das aber gar nicht, weil Armenien den positiven Ansatz bewahrte und sich nicht mit einem 4-4-1 hinten einigelte und auf Konter lauerte. Im Gegenteil: Minasyan stellte auf ein 4-1-3-1 um. Mkrtchyan blieb als alleiniger Sechser hinten, Mkhitaryan wechselte von der Achter-Position auf die rechte Seite (für Malakyan, der für Ersatzgoalie Petroyan raus musste). Die Nummern im Mittelfeld waren ausgeglichen, mehr Verantwortung für die Spieleröffnung blieb nun an Mrktchyan hängen.

Was sich nicht änderte, waren aber die Probleme, die die Armenier mit den robusten Gegenspielern hatten. Und die Iren hatten natürlich schnell erkannt, dass durch die in Unterzahl etwas zentralere Positionierung der armenischen Mittelfeld-Außen die Flanken besser bearbeitet werden konnten. Das machten sie auch – und es is kein Zufall, dass das 1:0 für Irland kurz vor der Halbzeit über die Flanken vorbereitet wurde: Zwar senste Doyle am kurzen Pfosten etwas tolpatschig über den Ball, aber Innenverteidiger Aleksanyan hinter ihm drückte den Ball doch über die Linie. Ein bitteres Eigentor.

Irland übernimmt das Kommando

Für die zweite Halbzeit wechselten Duff und McGeady ihre jeweiligen Seiten, und hinzu kam nun auch noch vermehrte Unterstützung von Kelly und O’Shea. So drückten die Iren den Gegner gut hinten hinein und bekamen das Spiel somit komplett unter Kontrolle – sie verlagerten weiterhin das Spiel auf die Seiten; Andrews und Whelan hatten im Ballbesitz nur die Aufgabe, Verbindungsstationen bei Seitenwechseln zu sein.

Und nach einer Stunde war es dann so weit: Eine Flanke von McGeady von der rechten Seite, Torhüter Petrosyan segelt daran vorbei, und Dunne fällt die Kugel so auf den Köprer, dass er sich gar nicht mehr gegen das Tor wehren konnte. Das 2:0 für Irland gegen einen dezimierten Gegner – aber die Armenier steckten nicht auf. Praktisch im Gegenzug kamen sie nach einem Weitschuss des von links bedienten Mkhitaryan zum 1:2-Anschlusstreffer

Ab ca. der 60. Minute

Armenien auf 4-2-3

Vardan Minasyan stellte daraufhin erneut um, und zwar auf ein 4-2-3. Mrkthchyan und Mkhitaryan beackerten das Zentrum, über die Flügel kamen Sarkisov (rechts, statt Gharazyan) und Ex-Ajax-Stürmer Manucharyan (links, statt Pizzelli). Das Problem war dabei aber, dass die drei so hoch standen, dass nun auch die Armenier immer mehr auf lange Bälle zurückgreifen mussten. Das können die Iren aber deutlich besser, und so hielt sich die Torgefahr in Grenzen..

Das änderte sich auch nicht, als zehn Minuten vor Schluss Kevin Doyle mit seiner zweiten gelben Karte vom Platz musste. Trap ließ seine Truppe einfach in einem 4-4-1 dass Spiel nach Hause verwalten. Die Armenier mühten sich redlich, aber doch machten sie nie wirklich den Eindruck, die nötigen zwei Tore noch zu schießen. Womit die Iren sich den Platz im Playoff gesichert haben.

Fazit: Alles gegeben, aber ganz reichte die Qualität von Armenien nicht

Die Armenier haben tapfer gekämpft und alles gegeben, um ihre Chance auf das Playoff zu nützen, am Ende fehlte es dem guten Kollektiv aber so ein wenig an der individuellen Klasse, um sich gegen die robute irische Mannschaft entscheidend durchzusetzen.

Der Ausschluss von Keeper Berezovski und das Eigentor von Aleksanyan waren, das war den Gesichtern der betroffenen anzumerken, heftige Schicksalsschläge. So richtig vorwerfen müssen sich die Underdogs aber nicht. Sie haben in dieser Qualifikation deutlich mehr erreicht, als ihnen zugetraut wurde – und das nicht mit wehrhaftem Defensiv-Fußball, sondern mit einem äußerst positiven Ansatz und einer sehr jungen Mannschaft: Nimmt man die Routiniers Berezovski und Hovsepyan aus, hat das Team ein Durchschnittsalter von 23,6 Jahren.

Auf der anderen Seite garantiert das typisch irische Spiel in Verbindung mit einem defensiv-orientierten Teamchef wie Giovanni Tapattoni nicht gerade für Champagner-Fußball. Das 4-4-2 der Iren ist sehr einfach gestrickt, auf die Robustheit und die Kampfkraft seiner Akteure in der Defensive und dem Schwung und dem Einsatz seiner Spieler in der Defensive ausgerichtet.

Nicht direkt modern. Aber für den zweiten Gruppenplatz hat’s gereicht.

(phe)

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