Teamchef – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 18 Dec 2024 21:01:46 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Didi Constantini ist gestorben. Ein Blick zurück. https://ballverliebt.eu/2024/12/18/didi-constantini-ist-gestorben-ein-blick-zurueck/ https://ballverliebt.eu/2024/12/18/didi-constantini-ist-gestorben-ein-blick-zurueck/#respond Wed, 18 Dec 2024 21:01:42 +0000 Ex-ÖFB-Teamchef Didi Constantini ist nach langer Demenz-Erkrankung im Alter von 69 gestorben. Die Ballverliebt-Crew blickt auf die Zeit und Lage des österreichischen Fußballs in seiner Ära zurück.

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Österreich ist bei der EM 2020: Wie es mit Franco Foda jetzt weitergehen sollte https://ballverliebt.eu/2019/11/17/oesterreich-bei-der-em-2020-wie-es-mit-franco-foda-jetzt-weitergehen-sollte/ https://ballverliebt.eu/2019/11/17/oesterreich-bei-der-em-2020-wie-es-mit-franco-foda-jetzt-weitergehen-sollte/#comments Sun, 17 Nov 2019 15:34:59 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16516 Österreich ist bei der EM 2020: Wie es mit Franco Foda jetzt weitergehen sollte weiterlesen ]]> Das österreichische Nationalteam hat sich zum zweiten Mal sportlich für eine Europameisterschaft qualifiziert. Das freut uns und wird uns einen schönen Sommer im Jahr 2020 bescheren.

Das auf den ersten Blick vielleicht gleiche Ergebnis wie vor der EM 2016 sollte aber nicht mit einer ähnlich guten Leistung wie damals verwechselt werden.

Die erfolgreiche Quali 2020 liegt an zwei Dingen.

  1. Man hat in einer sehr schwachen Gruppe das Minimum der Erwartungen erfüllen können. Spielerisch unkonstant zu bleiben und gute und schwachen Leistungen abzuwechseln, genügte gegen Zwerge wie Slowenien, Nordmazedonien und Israel – eine peinliche Niederlage änderte daran nichts. Es half, dass die Gegner einander auch noch selbst Punkte wegnahmen.
  2. Was bei der ersten gelungenen Quali 2016 keine Rolle gespielt hat, war diesmal entscheidend: die Europameisterschaft wurde seit damals auf 24 Teams erweitert. Platz 2 in einer Sechsergruppe genügt zur Teilnahme anders als bei jede anderen Quali davor. War Österreich 2016 auf Platz 10 der FIFA Weltrangliste vorgestoßen und hatte seine Gruppe mit neun Siegen und nur einem Remis gewonnen, dabei dominiert und begeisternd gespielt, so war diesmal ein selbst nicht in Topform befindliches Polen zu weit weg. Das ÖFB Team gab nicht 2, sondern 11 Punkte ab. Und das war auch leistungsgerecht.

Bevor man jetzt überschießt und das jetzt zu negativ sieht: Das ist zwar nicht geil, aber es ist immerhin okay. Wir haben im Team schon schlimmere Zeiten erlebt.

Aber die Dramaturgie der Qualifikation täuscht. Das Team unter Franco Foda hat damit genau das erreicht, was von Tag 1 an die Mindestanforderung in dieser Gruppe gewesen ist. Man hat zwar die ersten beiden Spiele verloren. Das aber war, anders als die offizielle PR das schon damals darstellen wollte, keine echte Ergebniskrise. Denn auf dem Papier waren das zwei der drei Spiele, die man als Topf-2-Team verlieren durfte – das Heimspiel gegen das Topf-1-Team und das Auswärtsspiel beim Topf-3-Team. Auch das dritte erwartungsmäßig schwierige Spiel, auswärts bei Polen, konnte man nicht gewinnen. Alle anderen Spiele musste man auf dem Papier gewinnen und hat man auch gewonnen – bis auf die zweite hochpeinliche Niederlage der Quali, die aber wenigstens in der bereits gleichgültigen Partie in Lettland stattfand. Nicht immer schön, alles andere als begeisternd und inspirierend – aber eben doch. Gut so.

Das war aber eben kein spektakulärer Turnaround, und auch keine starke Leistung. Hinter Slowenien, Israel oder Nordmazedonien zu landen wäre nicht weniger als das peinlichste Erlebnis seit Landskrona 1990 gewesen. Es nicht zu tun war: das Minimum.

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Ähnlich stellte sich davor der andere echte Bewerb dar, den man unter Foda spielte. Die Nations League, in der man als Topf 1-Team in der zweiten Klasse eine ebenfalls schwache Gruppe mit Bosnien und Nordirland nur auf Platz zwei abschloss. Wie auch in der EM-Quali wäre personell durchaus das Potential da gewesen, beide Gruppen zu gewinnen. Wie auch in der zu Ende gehenden EM-Quali waren die Leistungen aber nie so, dass das verdient gewesen wäre. Man erreichte auch dort bestenfalls: das Minimum.

Anders sehen das jetzt Pundits und Fodas Habschis in manchen Redaktionen. Dort wird das Erreichen der EM nun schon als Grund getrommelt, um den Vertrag mit dem Trainer bis zur WM 2022 zu verlängern. Eine logische Begründung und eine sachlich zumindest skeptische Auseinandersetzung mit der Leistung gibt es dafür nicht. Das Ergebnis soll genügen.

Klar ist: Foda hat sich für das ÖFB-Team bisher nicht als katastrophaler Trainer erwiesen. Er macht seinen Job okay. Und man kann zumindest angesichts der finalen Alternativen bei seiner Bestellung immer noch froh sein, dass er damals der Trainer wurde (die Experten, die nach der Niederlage in Israel schon wieder Herzog forderten, sind hoffentlich mittlerweile endlich in der Realität angekommen – falls ja: willkommen).

Aber ein Team wie Österreich kann mit der Standardleistung nichts gewinnen. Es braucht jemanden, der es auch besser machen kann. Es nicht unter das Minimum fallen zu lassen, ist nicht genug.

Der ÖFB sollte sich davor hüten, auf diese Art von Zurufen zu hören. Er sollte den Vertrag mit Foda nicht verlängern, bevor er etwas erreicht, was nicht nur dem absoluten Minimum der Erwartungen entspricht. Foda hatte dafür bereits zwei Chancen und hat sie beide nicht genützt.  Bei der EM2020 in der Gruppenphase gibt es die nächste Gelegenheit und er hat sie sich durchaus verdient. Nutzt er sie, wird man mit ihm die WM-Quali 2022 angehen. Aber nutzt er seine Chance zu glänzen ein drittes Mal nicht, wäre es an der Zeit, die Konsequenzen daraus zu ziehen, sich nach einer Alternativen umzusehen und (wenn die nicht Herzog heißt), die Zusammenarbeit zu beenden – mit Dank und in aller Freundschaft, aber doch.

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Niederlagen gegen Polen und Israel: Zum Zustand des österreichischen Nationalteams https://ballverliebt.eu/2019/03/27/niederlagen-gegen-polen-und-israel-zum-zustand-des-oesterreichischen-nationalteams/ https://ballverliebt.eu/2019/03/27/niederlagen-gegen-polen-und-israel-zum-zustand-des-oesterreichischen-nationalteams/#respond Wed, 27 Mar 2019 14:00:25 +0000 Eigentlich wollten Tom und Philipp heute ja eine Show zum Re-Start der österreichischen Bundesliga veröffentlichen. Dann aber kamen die schlechten Ergebnisse des Nationalteams in Israel und gegen Polen dazwischen. Die Ballverliebt-Crew hat sich also zur Verstärkung Georg Sander (Stv. Chefredakteur von 90 Minuten) und Momo Akhondi (Co-Trainer in der Regionalliga und auch Taktikanalyst) geholt und mit ihnen darüber gesprochen. Teil 2 des Podcasts über die Bundesliga folgt dann morgen.

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Franco Foda ist Österreichs Teamchef: Sind wir glücklich? https://ballverliebt.eu/2017/10/30/franco-foda-ist-oesterreichs-teamchef-sind-wir-gluecklich/ https://ballverliebt.eu/2017/10/30/franco-foda-ist-oesterreichs-teamchef-sind-wir-gluecklich/#comments Mon, 30 Oct 2017 22:32:05 +0000 Österreich hat einen neuen Teamchef. Nach den Jahren des Aufstiegs unter Marcel Koller und Willi Ruttensteiner hat nun Franco Foda doch noch den Job bekommen. Was halten wir davon? Welche anderen Namen waren im Spiel und wären uns lieber gewesen? Und warum sind sie dann trotzdem nicht gekommen? Welche Namen wären auf jeden Fall schlechter gewesen? Und was darf man sich nun erwarten und erhoffen. Wir versuchen eine erste Klärung im Ballverliebt Fußball Podcast.

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Franco Foda ist ÖFB-Teamchef: Der kleinste gemeinsame Nenner https://ballverliebt.eu/2017/10/30/foda-neuer-teamchef-oesterreich/ https://ballverliebt.eu/2017/10/30/foda-neuer-teamchef-oesterreich/#comments Mon, 30 Oct 2017 17:30:26 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14276 Franco Foda ist ÖFB-Teamchef: Der kleinste gemeinsame Nenner weiterlesen ]]> Der 27. Nachkriegs-Teamchef der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft heißt also Franco Foda. Der 51-Jährige Rekord-Trainer von Sturm Graz beerbt Marcel Koller. Ist das nun gut oder nicht? Zumindest lässt sich sagen: Der Foda von 2017 ist wohl deutlich geeigneter als der Foda von 2015. Und: Eine Katastrophe mit Anlauf ist er sicher nicht.

Nach dem unwürdigen Absägen von Sportdirektor Willi Ruttensteiner durfte man Schlimmstes befürchten. Die quer durch alle Medien und Social-Media-Plattformen brausende Welle der Empörung über die ewiggestrigen Ansichten diverser Präsidiums-Mitglieder dürfte aber zumindest ein Durchwinken von Andreas Herzog verhindert haben.

Die Herren mögen gerne mitreden und/oder die Öffentlichkeit genießen. Die medialen Prügel, die sie (völlig zu Recht) bezogen haben, waren für sie aber sicher kein Spaß.

Nun also Foda

Der erste Deutsche als ÖFB-Teamchef ist ein klassischer Kompromiss-Kandidat. Man wurde in den letzten Wochen das Gefühl nicht los, dass niemand mit offenen Armen und großer Begeisterung auf die Verkündung von Franco Foda als ÖFB-Teamchef gewartet hat – es hat aber auch irgendwie niemand ein großes Problem mit ihm. Es wirkte alles wie: „Na, dann soll’s in Gottes Namen halt der Foda machen, es gäbe wahrlich schlimmere Kandidaten.“

Auch irgendwie vielsagend, nach den diversen Fehlgriffen des ÖFB in der Vergangenheit – Constantini, Brückner, Krankl. Auch 2017 ist man noch froh, wenn bei der Teamchef-Suche kein völliges Desaster herauskommt. Ein Betrachten der Trainersuche mit dem Hoffen auf möglichst geringen Schaden.

ÖFB-Teamchef Franco Foda (Foto: CC BY-SA 3.0/Steindy)

Jetzt ist also Franco Foda herausgekommen. 51 Jahre alt (exakt 228 Tage älter als Marcel Koller am Tage seiner Bestellung). Er ist 14 Jahre älter als es Karl Decker 1958 war und 17 Jahre jünger als Karel Brückner 2008. Foda war österreichischer Meister und Cupsieger sowohl als Spieler als auch als Trainer (vor allem, weil die Punkte gegen die „Kleinen“ zuverlässig geholt wurden), absolvierte über 400 Pflichtspiele als Coach von Sturm Graz, war Herbstmeister in der vergangenen Saison und ist Tabellenführer in der aktuellen.

Foda ist kein Österreicher, womit man den Proponenten eines Kurses nach dem Grundsatz „Bitte kein einheimischer Ex-Star, der nur von seinem Namen von damals lebt“ den Wind aus den Segeln nimmt. Foda ist aber andererseits seit 20 Jahren nur mit einer kurzen Unterbrechung in Österreich tätig, womit jene befriedet sind, die fordern: Der Trainer sollte die Gegebenheiten im Land kennen.

Foda ist die kleine Lösung. Ein wenig phantasielos, weil er ja eh direkt vor der Tür steht. Er ist der kleinste gemeinsame Nenner. Keine visionäre Überraschung, kein unbedingter Impuls in Richtung Zukunft, den einige rückwärtsgewandten Landespräsidenten unbedingt verhindern wollten. Foda ist aber auch keine radikale Rücknahme der Entwicklung der letzten Jahre. Gewiss, mit Schöttel und Foda wird es mehr nach Gefühl als nach Daten gehen als unter Ruttensteiner und Koller.

Der neue Teamchef ist ein Griff in die Gegenwart. Immerhin. Und: Seine Wahl erfolgte einstimmig – nachdem (übereinstimmenden Berichten zu Folge) Hübel, Geisler, Sedlacek und Milletich erkannt haben, dass ihre Präferenz für Herzog nicht mehrheitsfähig ist.

An Foda abgearbeitet

Wer uns kennt, der weiß, dass wir uns in den letzten Jahren ziemlich an Franco Foda und seiner Arbeit bei Sturm Graz abgearbeitet haben. Foda war ewig auf sein flaches 4-4-2 einzementiert, das cleverere Gegner leicht ausmanövrieren konnten, wobei damals ein nicht besonders kreatives Mittelfeld-Zentrum ebenso wenig geholfen hat wie Innenverteidiger, die nicht besonders gut in der Spieleröffnung waren. Selbst Sachen, die offen sichtbar nicht funktionierten, wurden bei nächster Gelegenheit genauso wieder in den Sand gesetzt.

Nach seinem Jahr in Kaiserslautern (wo er unter anderem gegen den nunmehrigen Leipzig-Coach Ralph Hasenhüttl antrat) kehrte Foda 2014 nach dem Milanic-Abgang zu Sturm Graz zurück, wo er auch Neues ausprobierte. Das sah allerdings oft eher halbschwanger aus (hoch pressen, gleichzeitig tief stehen), was zu einem vermeidbar frühen Europacup-Aus und zu einem biederen Mittelfeld-Platz in der Bundesliga führte.

Im Herbst 2016 wurde dann verstärkt auf eine reaktive Spielweise gesetzt, was lange sehr gut funktionierte und Sturm den Herbstmeister-Titel einbrachte, sich im Frühjahr aber wiederum als etwas zu eindimensional erwies. Da gab es mehr Niederlagen als Siege.

In dieser Saison ist Sturm Graz erstaunlich flexibel: Ob Vierer- oder Dreierkette, Foda lässt beides spielen. Es gibt ein gutes Anpressen der gegnerischen Spieleröffnung (wie vor allem beim 1:0-Heimsieg gegen Salzburg zu sehen war), aber auch zielgerichtete Läufe aus dem Mittelfeld. Sturm erteilte Thorsten Fink beim 3:0 gegen die Austria zuletzt eine wahre Lehrstunde.

2011 war Foda schon einmal kurz davor, Teamchef zu werden. Es gab damals schon Gründe für ihn und Gründe gegen ihn (Fun fact: Der „Contra“-Artikel hatte damals fast dreimal so viele Leser wie der „Pro“-Artikel). Die Verpflichtung von Marcel Koller verhinderte dies. Fraglos: Jetzt ist Foda ein gereifterer, flexiblerer Trainer.

Etwas Zeit für den Generationswechsel

Österreich – Belgien 0:2

Die 16er-Generation – als solches kann man sie nun bezeichnen – ist im Nationalteam seit sieben Jahren zusammen. Das ist eine ungewöhnlich lange Zeit, vor allem in Österreich. Hierzulande wurde davor ja alle zwei Jahre der Neustart ausgerufen.

Einige der maßgeblichen Figuren des letzten Jahrzehnts – Christian Fuchs etwa, aber auch Zlatko Junuzovic – haben sich bereits selbst aus der Nationalmannschaft zurückgezogen. Andere aus der Kanada-Generation wie Prödl und Harnik werden bei der nächsten EM 2020 schon 33 Jahre alt sein und damit bereits an der Grenze. Marc Janko wäre dann sogar schon 37 Jahre: Er hat die Mehrzahl seiner Team-Einsätze definitiv schon hinter sich.

Sprich: Bis zum Start der Nations League im September 2018 und, noch wichtiger, zum Start der EM-Quali im März 2019 hat Foda nun Zeit, den Generationswechsel zu vollziehen. Dieser relativ weite Zeithorizont hilft ihm. Ebenso wie der Umstand, dass die neuen, jungen Hüpfer schon Gewehr bei Fuß stehen.

Die Junioren-Abwehr mit Philipp Lienhart (21, Freiburg), Kevin Danso (19, Augsburg) und Maximilian Wöber (19, Ajax), die gegen Moldawien bereits so zum Einsatz kam, zeigt dies; zumal Wöber in der Eredivisie nun auch zum Stammspieler wurde und beim Europa-League-Finalisten einen guten Eindruck hinterlässt.

Auch Stefan Posch (20) hat sich bei seinem Klub Hoffenheim in der Dreierkette festgespielt. Sein Vereinskollege Florian Grillitsch (22, Hoffenheim) hat alle Anlagen, über Jahre hinweg das zentrale Mittelfeld zu seinem Reich zu machen, auch das haben die letzten beiden Spiele unter Koller gezeigt – von Pressingmonster Konrad Laimer (20) ganz zu schweigen. Auch Louis Schaub (22) hätte noch zehn Jahre im Team vor sich, wenn er nur endlich aus Österreich rauskäme, bald wird auch Hannes Wolf (18, Salzburg) ein Thema werden.

Hinzu kommt, dass routinierte, gereifte und mündige Spieler wie Julian Baumgartlinger (29, zuletzt wieder mehr Einsätze bei Leverkusen) und Marko Arnautovic (28) absolute Führungskräfte sind und auch David Alaba (25) wieder deutliche Anzeichen von Steigerung zeigt, seit Jupp Heynckes wieder sein Trainer beim FC Bayern ist.

Spieler sind hohes Coaching-Niveau gewöhnt

Für die zwei Jahre (plus hoffentlich zumindest ein halbes obendrauf, sollte die Qualifikation für die EM 2020 gelingen) steht Foda damit schon jetzt ein breiter Grundstock an Spielern zur Verfügung, mit erfahrenen Leadern genauso wie mit (vielen!) jungen, gut ausgebildeten und denkflexiblen Spielern zur Verfügung. Es sollte keine Hexerei sein, daraus schnell eine funktionierende Einheit zu machen.

Natürlich aber muss Foda auch mit eingeschliffene Hierarchien zurechtkommen (Arnautovic, Alaba, Dragovic) oder sie so zurechtbiegen, dass er diese starken Persönlichkeiten auf seiner Seite hat. Ansonsten wird es schwierig, das musste auch Marcel Koller erfahren. Foda muss eine natürliche Autorität gegenüber den Spielern entwickeln, die nicht nur au seiner Position als Teamchef fußt, sondern auch inhaltliche Grundlagen hat.

Die Spieler aus der deutschen Bundesliga, der englischen Premier League aber auch aus der holländischen Eredivisie sind strategisch flexibles Denken gewohnt und Coaching, das auf hohem internationalen Niveau angesiedelt ist. Das konnte Marcel Koller zumindest in der Vorbereitung auf die Matches bieten.

Ziele sind klar

Das langfristige Ziel für Foda kann es nur sein, den Generationswechsel zu vollziehen und den schon teilweise gelegten Grundstein für das Nationalteam des kommenden Jahrzehnts auszubauen, zu gestalten und zu einer sowohl auf als auch außerhalb des Platzes funktionierenden Truppe zu formen.

Sportlich, das ist völlig klar, kann die Zielsetzung nur lauten, sich für die in ganz Europa stattfindenden EM 2020 zu qualifizieren. Ob über die reguläre Qualifikation oder über die Hintertür Nations League: Egal. Der Anspruch des ÖFB-Teams kann es nur sein, bei einem Turnier mit 24 Teilnehmern dabei zu sein.

Vor allem nach der grandiosen Aufbauarbeit, die Willi Ruttensteiner in den letzten 16 Jahren und Marcel Koller in den letzten sechs Jahren geleistet haben. Nun ist es also an Franco Foda und dem neuen Sportdirektor Peter Schöttel, die Arbeit dieser beiden sicherlich großen Persönlichkeiten in der österreichischen Fußball-Geschichte mit eigenem Erfolg auch im Nachhinein zu würdigen.

Alles Gute, Franco Foda!

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Teamchef-Suche: Die Landespräsidenten am Wort https://ballverliebt.eu/2017/09/21/teamchef-suche-die-landespraesidenten-am-wort/ https://ballverliebt.eu/2017/09/21/teamchef-suche-die-landespraesidenten-am-wort/#comments Thu, 21 Sep 2017 11:40:14 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14157 Teamchef-Suche: Die Landespräsidenten am Wort weiterlesen ]]> 13 Männer sitzen in jenem ÖFB-Präsidium, das über den Nachfolger von ÖFB-Teamchef Marcel Koller entscheiden wird. Das sind ÖFB-Präsident Leo Windtner, drei Vertreter der Bundesliga – und die neun Präsidenten der Landesverbände. Seit der Sitzung am 15. September, wo das Ende der Ära Koller beschlossen und Sportdirektor Willi Ruttensteiner die Rute ins Fenster gestellt wurde, ist viel über diese neun Herren gesprochen worden.

Aber es ist sehr wenig mit ihnen gesprochen worden. Das ändern wir jetzt.

Die neun Landespräsidenten sind in alphabetischer Reihenfolge:

  • Wolfgang Bartosch, Steiermark, Direktor der steirischen Arbeiterkammer, seit 2011
  • Johann Gartner, Niederösterreich, Bürgermeister von Ziersdorf, 2002-2012 und seit 2016
  • Josef Geisler, Tirol, Richter am Innsbrucker Landesgericht, seit 2008
  • Gerhard Götschhofer, Oberösterreich, Rechtsanwalt aus Vorchdorf, seit 2013
  • Herbert Hübel, Salzburg, Rechtsanwalt aus Salzburg, seit 2001
  • Horst Lumper, Vorarlberg, Rechtsanwalt aus Bregenz, seit 2006
  • Gerhard Milletich, Burgenland, Verleger (Bohmann-Verlag) und Medien-Unternehmer (Schau-TV), seit 2012
  • Klaus Mitterdorfer, Kärnten, ehemaliger Trainer in der Kärntner Liga, Stellvertretender Kammeramts-Direktor der Kärntner Ärztekammer, seit 2016
  • Robert Sedlacek, Wien, ehemaliger Bundesliga-Referee, Vorsitzender der ÖFB-Schiedsrichterkommission, seit 2010

Wir haben alle neun Landespräsidenten kontaktiert und ihre Antworten zu einem großen Interview zusammengefasst. Darauf möchten wir explizit hinweisen: Es handelt sich um Einzelgespräche und keine Telefonkonferenz.

Drei Landespräsidenten kommen in dieser Interview-Melange nicht oder nur am Rande vor.  VFV-Präsident Lumper ist beruflich im Ausland unterwegs und war dementsprechend leider nicht zu erreichen. SFV-Präsident Hübel weilte beim UEFA-Kongress in Genf und war entsprechend kurz angebunden; große Lust, mit uns zu reden, hatte er aber offenkundig ohnehin nicht („Ich weiß schon, was Sie von mir hören wollen, aber seien Sie mir nicht böse, dass ich zu dem Thema nichts sagen möchte.“). Auch TFV-Präsident Geisler verwies darauf, dass es sich bei der Teamchef-Suche um Interna handle, die er nicht an die Öffentlichkeit tragen wolle.

Milletich: „Jetzt ist einmal Sportdirektor Ruttensteiner beauftragt, alles zu analysieren.“

Es heißt, bei der Präsidiumssitzung in Gmunden am 15. September wäre mehr über Sportdirektor Willi Ruttensteiner gesprochen worden als über Marcel Koller.

Johann Gartner (NÖ): Wir haben gefragt: Müssen wir nicht Trainer und Sportdirektor gemeinsam bedenken? Sonst wäre die Gefahr, dass eine Situation entsteht wie bei Rapid, wo der neue Sportdirektor einen Trainer geerbt hat, der seinen Plänen nicht entspricht.
Wolfgang Bartosch (Steiermark): Es ging eigentlich mehr um die Personalie Sportdirektor als um die Personalie Teamchef, das ist richtig. Ich persönlich bin für eine Weiterarbeit mit Willi Ruttensteiner, dazu bekenne ich mich. Ich bin der Überzeugung, dass er sehr gute Arbeit geleistet hat. Man darf auch nicht nur den Männer sehen: Es gab unter ihm einen massiven Aufschwung und tolle Erfolge auch im Junioren-Bereich und bei den Frauen.
Robert Sedlacek (Wien): Ein neuer Sportdirektor wird aktuell gar nicht gesucht. Der aktuelle hat nun einen Bericht über die vergangenen Jahre abzuliefern. Auf dieser Basis wird dann diskutiert, ob mit ihm verlängert wird oder nicht.
Gerhard Götschhofer (OÖ): Wir haben über den ganzen Sportbereich diskutiert. Es ist vernünftig und richtig, dass man sich keine Grenzen im Denken setzt, wenn man auf dem Papier sportlichen Misserfolg hat. Und die Geschehnisse sind so, wie sie sind, weil man sportlich nicht zufrieden sein kann.
Klaus Mitterdorfer (Kärnten): Es ist letztlich um eine Frage gegangen: Wie geht es weiter? Aber man darf es nicht nur an der negativen Phase der letzten 16 Monate festmachen, sondern alles zusammen betrachten. Man muss die ganzen sechs Jahre unter Koller sehen, die ganzen 16 Jahre mit Ruttensteiner. Man kann sich nicht nur im Erfolg sonnen und im Misserfolg alles auf den Sportdirektor abwälzen, man muss das Ganze betrachten. Und: Man muss es trennen können, ob einem jemand sympathisch ist und wie gut er seine Arbeit macht.
Gerhard Milletich (Burgenland): Jetzt ist einmal ist Sportdirektor Ruttensteiner beauftragt, alles zu analysieren – die Zeit nach der erfolgreichen EM-Qualifikation. Da passten die Resultate nicht.

(Noch?)-ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner. Foto: CC BY-SA 3.0/Steindy

Wie beurteilen Sie die Arbeit von Marcel Koller?

Gerhard Milletich (Burgenland): Er hat uns sehr weit gebracht und der ÖFB hat sehr stark von ihm profitiert. Aber die Ergebnisse des letzten Jahres waren um nichts besser als vor der Bestellung von Marcel Koller.
Robert Sedlacek (Wien): Koller hat die Anforderungen grundlegend erfüllt, aber zuletzt ist eben der Erfolg ausgeblieben. Daher ist es wohl legitim, dass nach sechs überwiegend erfolgreichen Jahren über eine Änderung diskutiert wird. Wir waren uns überwiegend einig, den Teamchef zu wechseln – zumal ja auch der Vertrag von Marcel Koller ausläuft.
Wolfgang Bartosch (Steiermark): Man kann viel über ihn diskutieren, aber insgesamt war es über die vielen Jahre seiner Amtszeit sehr gut unter ihm.
Klaus Mitterdorfer (Kärnten): Ich persönlich wäre dafür gewesen, mit Koller weiter zu arbeiten. Die Mehrheit im Präsidium hatte eine andere Meinung.

Götschhofer: „Bisher wurde eher die Vergangenheit aufgearbeitet, als die Zukunft diskutiert.“

Wie ist nun der weitere Ablauf?

Robert Sedlacek (Wien): Die Art und Weise der Teamchefsuche ist geklärt. Es gibt ein Gremium – in diesem sind ÖFB-Präsident Windtner, die Geschäftsleitung des ÖFB, Vertreter der Bundesliga und der Sportdirektor – und sie wägen ab, wer dafür in Frage kommt, neuer Teamchef zu sein.
Gerhard Milletich (Burgenland): Das ist eine ganz klare Geschichte. Es muss eine Entscheidung fallen, wer Sportdirektor sein wird. Und dieser wird dann beauftragt, ein Anforderungsprofil für den Teamchef zu erstellen und zu suchen.
Wolfgang Bartosch (Steiermark): Der nächste Schritt ist jetzt einmal, dass ein Anforderungsprofil für den neuen Teamchef erstellt wird. Das wird sicher vom Sportdirektor in Zusammenarbeit mit dem ÖFB-Präsidenten und den Generalsekretären geschehen.
Gerhard Götschhofer (OÖ): Bisher wurde eher die Vergangenheit aufgearbeitet als die Zukunft diskutiert. Ich gehe aber davon aus, dass die nächste Sitzung eher Anfang Oktober als Ende Oktober stattfinden wird.
Josef Geisler (Tirol): Ich weiß nicht, wann die nächste Sitzung stattfindet. Dazu müsste ich ja ein Hellseher sein.

Also: Erst wird der Sportchef geklärt, dann der Teamchef?

Herbert Hübel (Salzburg): Das würde ich nicht als falsch bezeichnen. Wir müssen das ja auch nicht überstürzen, es bricht ja nicht morgen der Krieg aus.
Gerhard Milletich (Burgenland): Wir haben jetzt den Vorteil, dass die ersten EM-Quali-Spiele noch weit weg sind. Wenn die Personalie Sportdirektor geklärt ist, muss dieser dann nach seinem Anforderungsprofil suchen: Wer ist am Markt? Wer ist finanzierbar? Wer ist geeignet? Und dann schlägt der Sportdirektor dem Präsidium einen Kandidaten vor.

Gartner: „Natürlich ist auch Bauchgefühl dabei.“

Dann übernimmt der Sportdirektor die suche nach dem Teamchef?

Herbert Hübel (Salzburg): Man wird den Sportdirektor bei der Suche sicher einbinden müssen. Ich bin nur ein kleines Rädchen innerhalb des Entscheidungsprozesses.

Und dieser Vorschlag wird dann im Präsidium diskutiert?

Wolfgang Bartosch (Steiermark): So ist es.
Robert Sedlacek (Wien):
So sollte es sein, ja. Es wird vermutlich um Gehälter gehen und wann der neue Teamchef beginnen kann. Und es ist auch noch nicht absehbar, ob es einen, zwei oder mehrere Kandidaten geben wird.
Gerhard Götschhofer (OÖ): Es wird Vorschläge der Sportlichen Direktion  geben, und dann entscheide ich für mich: Überzeugt mich das oder überzeugt es mich nicht?
Johann Gartner (NÖ): Wir werden im Präsidium die Vorschläge nach verschiedenen Gesichtspunkten diskutieren. Natürlich ist auch Bauchgefühl dabei, man kann schließlich nicht alles in Zahlen messen. Primär ist aber wichtig, dass der Erfolg zurückkehrt.

Braucht es im Präsidium Einstimmigkeit, um einen Teamchef zu bestätigen?

Josef Geisler (Tirol): Nein, es reicht grundsätzlich die Mehrheit.

Bartosch: „Man sollte sich nicht durch die Vorgabe einer bestimmten Nationalität einengen.“

Es gab 2011 einen Anforderungskatalog bei der Teamchef-Suche – Deutschkenntnisse, Wohnsitz in Wien, Erfolge in der Vita, und so weiter. Glauben Sie, dass sich an diesen Anforderungen etwas ändern wird?

Klaus Mitterdorfer (Kärnten): An den Anforderungen wird sich nicht viel ändern. Es geht um Qualität und Leistbarkeit.
Johann Gartner (NÖ): Wir sind 2011 vor der Situation gestanden, dass Deutschkenntnisse wichtig waren, und dass es sich um eine starke Persönlichkeit handeln sollte. Da kann man ja nicht irgendeinen Trainer hinstellen, der braucht natürlich auch den Respekt der Spieler. Daran hat sich nichts geändert.
Robert Sedlacek (Wien): Es ist wichtig, dass Sportdirektor und Teamchef harmonieren. Also: Wenn Willi Ruttensteiner Sportdirektor bleibt, wird sich am Profil kaum etwas ändern. Ein neuer Sportdirektor könnte aber natürlich sehr wohl neue Vorstellungen haben.

Ist auch die Nationalität von Bedeutung – oder würden Ihnen Deutschkenntnisse reichen?

Klaus Mitterdorfer (Kärnten): Natürlich wäre es positiv, wenn der neue Teamchef Deutsch spricht, aber es sollte doch vorrangig um die Qualität gehen.
Wolfgang Bartosch (Steiermark): Es reicht, wenn er Deutsch kann. Ich bin der Meinung, man sollte sich nicht durch die Vorgabe einer bestimmten Nationalität in der Suche einengen.
Johann Gartner (NÖ): Die Nationalität ist nicht wichtig, fließendes Deutsch schon.

Aber die Spieler sollten grundsätzlich schon alle Englisch können.

Johann Gartner (NÖ): Natürlich, gar keine Frage. Aber der Teamchef muss ja nicht nur mit den Spielern kommunizieren. Zu seinen Aufgaben gehört auch Öffentlichkeitsarbeit; Medien- und Sponsorentermine. Da stelle ich mir Kommunikation auf Englisch schon problematisch vor.

Sedlacek: „Es hat schon einen Grund, warum der Sportdirektor den Teamchef sucht.“

Was wäre Ihnen persönlich bei einem neuen Teamchef wichtig?

Gerhard Milletich (Burgenland): Es geht nicht darum, dass dieses Präsidiumsmitglied diesen Trainer und jenes Präsidiumsmitglied jenen Trainer will. Namen wurden in der Sitzung keine genannt.
Gerhard Götschhofer (OÖ): Darüber mache ich mir keine Gedanken, da verlasse ich mich voll und ganz auf die sportliche Expertise des Sportdirektors. Sonst könnte ich ja gleich selber einen Vorschlag einbringen. Aber das maße ich mir nicht an.

Genau das wird Ihrem Kollegium aber zuweilen vorgeworfen.

Robert Sedlacek (Wien): Vielleicht gibt es den einen oder anderen. Aber wenn ich die letzte Teamchef-Suche betrachte, war es da rein die Entscheidung der sportlichen Leitung. Aber es hat schon seinen Grund, warum der Sportdirektor den Teamchef sucht: Weil er dann auch den meisten Kontakt mit ihm hat.
Wolfgang Bartosch (Steiermark): Es ist richtig, dass es da gewisse Strömungen gibt, wo ich den Eindruck habe, dass das womöglich schon so sein kann.
Gerhard Götschhofer (OÖ): Ich kann über meine Kollegen nicht urteilen, aber ich unterstelle niemandem Eigeninteressen. Ich habe keinen Favoriten und kein Interesse, einen Vorschlag zu machen.
Klaus Mitterdorfer (Kärnten): Man muss natürlich Landesinteressen in dieser Causa unbedingt absolut hintanstellen. Es kann und darf einzig um die Interessen des gesamten österreichischen Fußballs gehen.

Das öffentliche Image der Landespräsidenten ist nicht gerade positiv. Worin sehen Sie das begründet?

Gerhard Milletich (Burgenland): Ich gehe davon aus, dass da viele unqualifizierte Aussagen von Journalisten dabei sind, die noch nie Verantwortung getragen haben.
Klaus Mitterdorfer (Kärnten): Mit tut das negative Bild schon ein bisschen weh. Es wird immer von „Landesfürsten“ geredet, und was sie sich alles anmaßen würden. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass wir ein anderes Bild abgeben als derzeit.

Sie sprechen den Vorwurf des „Machtrausches“ an?

Klaus Mitterdorfer (Kärnten): Genau. Davon müssen wir wegkommen, weil es auch ganz und gar nicht meine Philosophie ist. Es geht natürlich um den Spitzensport, aber wir haben in den Landesverbänden vor allem sehr viele Aufgaben im Breitensport-Segment.
Wolfgang Bartosch (Steiermark): Das ist natürlich nicht angenehm. Ich persönlich fühle mich nicht als „Landesfürst“. Und auch nicht als Alpha-Tier, wie womöglich andere.
Robert Sedlacek (Wien): Unser Image ist in der Tat immer sehr durchwachsen. Ich kann nur für mich sagen, dass ich mich nicht als jemand fühle, der einen Teamchef oder einen Sportdirektor abmontieren oder behalten will.
Johann Gartner (NÖ): Der ÖFB ist ein Unternehmen mit einem Budget im mittleren zweistelligen Millionenbereich, und wir leben von der Nationalmannschaft. Wenn nur 13.000 Zuseher kommen, dann muss man sich etwas überlegen.

Mitterdorfer: „Nicht anmaßen, sich in sportliche Belange einzumischen“

Abgesehen davon, dass es formal in der Satzung so steht – warum stimmen die Landespräsidenten überhaupt über die Personalie Teamchef mit ab? Sollte das nicht rein Sache der Sportlichen Leitung sein?

Gerhard Götschhofer (OÖ): Die Teamchef-Sache ist eines der wichtigsten Themen, weil die Wirtschaftlichkeit des ÖFB vom Nationalteam abhängt, das ist ja kein Geheimnis. Und der Teamchef ist da entscheidend. Da sollten auch alle Mitglieder eine Stimme haben.
Robert Sedlacek (Wien): Im Gesamtpaket Teamchef/Sportdirektor geht es nicht nur um Personen, sondern auch um Kosten. Das betrifft ja auch andere Mannschaften. Und hier ist das Präsidium eben die Instanz, die „ja“ oder „nein“ sagen muss.
Johann Gartner (NÖ): An sich sind die Landesverbände und die Bundesliga auch Eigentümer des ÖFB. Und auch in der Wirtschaft ist es üblich, dass der Aufsichtsrat wichtige Entscheidungen bestätigen muss.
Klaus Mitterdorfer (Kärnten): Die föderale Struktur mach schon Sinn. Wie auch, dass sich die Gesamtstruktur des österreichischen Fußballs über die maßgeblichen Entwicklungen Gedanken macht und Entscheidungen trifft. Dabei ist ist nur die Frage: Wie? Ganz wichtig ist, dass man sich auf seine Kernkompetenzen konzentriert und sich nicht anmaßt, sich als Landespräsident in sportliche Belange einzumischen.

Also: Personalie bestätigen – ja; aber Personalie suchen – nein?

Gerhard Götschhofer (OÖ): Bei der Grundlagenfindung zur Teamchef-Entscheidung kann man nur darauf bauen, dass die Sportlichen Verantwortlichen einen guten Job machen.

Sollte es eine durchgängige Philosophie vom A-Nationalteam bis ganz nach unten und in den Jugendbereich geben, oder sollte jeder Trainer nach seinen Vorstellungen arbeiten dürfen?

Klaus Mitterdorfer (Kärnten): Ich glaube, es muss ein Mix sein. Eine Grundphilosophie ist sicher gut, aber ansonsten soll schon auch die Individualität der Teams und der Spieler eine Bedeutung haben.
Robert Sedlacek (Wien): Es wird ja grundsätzlich jetzt schon nach dem „Österreichischen Weg“ gearbeitet. Es mag schon sein, dass der eine oder andere Trainer womöglich abweicht. Aber ich denke schon, dass es eine durchgängige, einheitliche Spielphilosophie geben sollte.
Wolfgang Bartosch (Steiermark): In den Nationalteams innerhalb des ÖFB ist eine einheitliche Spielphilosophie auf jeden Fall sinnvoll. In der Jugendarbeit bei den Klubs bin ich da etwas anderer Meinung. Aber: Der Sportdirektor wird da sicher die bestmöglichen Vorgaben machen.

Wir danken für die Gespräche.

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WM-Aus für Österreich: Bleibt Koller? Oder wer kommt sonst? https://ballverliebt.eu/2017/09/07/wm-aus-fuer-oesterreich-bleibt-koller-oder-wer-kommt-sonst/ https://ballverliebt.eu/2017/09/07/wm-aus-fuer-oesterreich-bleibt-koller-oder-wer-kommt-sonst/#comments Thu, 07 Sep 2017 21:07:10 +0000 Man hat ja schon fast vergessen, wie sowas ist. Drei Runden vor Ende einer Quali die Hoffnung verloren zu haben. Ein österreichisches Nationalteam zu sehen, das sich kaum aufraffen kann, gegen Georgien noch zu spielen. Marcel Koller hat uns das fast sechs Jahre lang erspart. Aber natürlich folgt auf diese Zustände eine Trainerdebatte und es ist noch unklar: Bleibt Koller? Oder wer steht zur Debatte, wenn er bleibt? Die Crew unterhält sich über Namen, die in den Medien fallen, das Für und Wider von österreichischen Lösungen und den Realismus hinter so manchem internationalen Namen.

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Credits: Intro-Soundkomposition von Ballverliebt.eu mit Sounds von paulw2k, Wanga, CGEffex. Swoosh von GameAudio. Background von orangefreesounds

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Marcel Koller: Ein Anti-Peppi mit dem Drang nach Perfektion https://ballverliebt.eu/2011/10/05/marcel-koller-ein-anti-peppi-mit-dem-drang-nach-perfektion/ https://ballverliebt.eu/2011/10/05/marcel-koller-ein-anti-peppi-mit-dem-drang-nach-perfektion/#comments Tue, 04 Oct 2011 22:00:13 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5845 Marcel Koller: Ein Anti-Peppi mit dem Drang nach Perfektion weiterlesen ]]> Marcel Koller war in Österreich bis vorgestern kaum jemandem ein Begriff. Wie kommt also der ÖFB auf diesen Mann? Hier eine wilde Theorie dazu. Die Trainerkarriere von Koller begann als Assistent unter Leo Beenhakker. Eben dessen Name war zuletzt auch am Rande der Gerüchte um den Teamchefposten gefallen. Gut möglich, dass der ehrwürdige Niederländer im Gespräch mit ÖFB-Verantwortlichen den entscheidenden Tipp gegeben hat.

Kollers wichtigste Qualifikation für den Teamchefposten ist seine Arbeit beim VfL Bochum. Seine dortigen Erfolge – der Aufstieg in die Bundesliga, der sensationelle achten Platz in der Saison 2006/7 und das Halten der Klasse bis 2009 – sind das jüngste Merkmal, das der Schweizer auf der internationalen Fußballbühne hinterlassen hat. Nach seiner Entlassung stieg Bochum ab. Christian Fuchs denkt, dass das (trotz dem damals schwachen Saisonstart) mit ihm als Trainer nicht passiert wäre. Koller ist der Mann, der den Mattersburger in die deutsche Bundesliga gelotst hat.

„Marcel hat ein ungewöhnliches Feingefühl für Leute“, sagt Christian Gross (Visitenkarte: Tottenham, Basel, Stuttgart – der zweite Trainer, unter dem Koller als Assistent gearbeitet hat). Ehemalige Spieler beschreiben ihn als „Perfektionisten“, der viel Wert auf Videoanalyse und Vorbereitung legt. Er spreche viel mit Spielern, mache viele Einzeltrainings und käme auch gut mit allen Arten von Spielern – ob jung oder alt, arriviert oder talentiert – aus. Einen Fixplatz hat bei ihm niemand, er lässt die spielen, die sein System weiterbringen. Die besten Richtigen könnte man sagen. Vor Bochum war er bei Köln und ist dort mit dieser Philosophie an internen Widerständen gescheitert. Seine Erneuerung gegen ehemals etablierte Spieler ging nicht gut und kostete ihn schlussendlich den Job. Immerhin verhalf er damit aber dem 18-jährigen Lukas Podolski zum Durchbruch.

Eigentlich liebt er laut eigenen Aussagen „aggressives Spiel“ und Offensivfußball. Allerdings gilt das wohl ganz pragmatisch nicht um jeden Preis. Bei Bochum habe er „eher abwartend auf Konter“ aus einer gesicherten Abwehr heraus spielen lassen. Das könne durchaus am Spielerpotential des kleinen Außenseiterklubs gelegen haben, erinnert sich Bloggerkollege Tobias Escher vom geschätzten Spielverlagerung-Blog vage auf unsere Nachfrage, was man dort vom Ex-Bochumer so wisse. Bei Rasen-Schach hat ihn Sebastian Kahl in guter Erinnerung: „Ich schätze seine Arbeit, in Bochum hat er mit bescheidenen Mitteln viel erreicht, galt zu seiner Zeit dort als einer der taktisch-versiertesten Trainer der BuLi“.

In den letzten beiden Saisonen war Koller arbeitslos – zumindest als Vereinstrainer. Laut eigenen Angaben hat er aber nicht auf der faulen Haut gelegen, sondern viele Spiele beobachtet, Fortbildungen in sportpsychologischer Hinsicht gemacht und einzelne Spieler beraten und betreut. Schon vorher beschrieb ihn die Neue Zürcher Zeitung als „Selfmade-Psychologen“. Das Einzelgespräch wird bei Kollers erstem Nationalteam nun zum ständigen und hauptsächlichen Werkzeug werden.

Selbstsicher und geradlinig scheint Koller zu sein. Manchmal vielleicht zu verbissen in seine Aufgaben. Ehrlichkeit und Aussprachen beschreibt er als wichtig. All das dürften gute Charakterisika sein, um mit Leuten wie Emanuel Pogatetz, Paul Scharner und György Garics zurecht zu kommen, die für ähnliche Eigenschaften in den letzten Jahren in Ungnade bei Teamtrainern fielen. Dass Koller den meisten Legionären gefallen dürfte, scheint anzunehmen. Er ist genau der Typ eines modernen Trainers, den diese auch von ihren Vereinen kennen.

Ein wehrhafter Praktiker, geschult in der Theorie

Ein „Anti-Peppi“, nennt ihn die Süddeutsche in Anspielung auf die sonstige Verhaberung der österreichischen Teamtrainer. „Ein trockener, von jeglichem Schmäh weiträumig umfahrener Schweizer, der sich … in der deutschen Bundesliga einen sehr seriösen Ruf erwarb“. Schweizer Medien reagieren etwas verwundert auf die negative Resonanz in manchen österreichischen Medien: „Koller wird es offensichtlich nicht einfach haben, sich das Vertrauen unserer Nachbarn zu erarbeiten“. Auch in der Eidgenossenschaft ist Koller angesehen, war bereits einmal Trainer des Jahres, weil er mit dem krassen Außenseiter St. Gallen als Sportchef und Trainer in Personalunion den Meisteritel gewann. Später schaffte er das auch noch einmal mit Grasshoppers Zürich.

Das ist sein Jugend- und Stammklub. 18 Jahre trug er die Farben des Vereins, war dabei selbst ein recht erfolgreicher Fußballer. Als Sechser galt Koller schon damals als taktisch begabt. 7 Mal Meister, 55 Einberufungen in die „Nati“ und eine Teilnahme an der Europameisterschaft 1996 stehen zu Buche. Sein Trainer in dieser Zeit war drei Jahre lang auch der aktuelle Coach von Scharner – Roy Hodgson. Der gilt als einer der entscheidenden Modernisierer des Schweizer-Fußballs. Einer seiner ehemaligen Mitspieler und auch Trainer (86-88) gilt als beleidigt: Kurt Jara (1988) glaubt, dass er trotz chronischer Erfolgslosigkeit in den vergangenen zehn Jahren die bessere Wahl gewesen wäre.

Das zeigt: Die Erfahrung als Spieler schützt Koller zwar vor dem zweifelhaften Vorwurf, ein bloßer Theoretiker zu sein. Doch mit anderen Boulevardanfeindungen wird er leben müssen. Die dort integrierte heimische Cordoba-Nomenklatura reagierte großteils verschnupft auf den Neuen. Ein Ausländer an der Spitze ihres bisherigen Selbstbedienungsladens, das ist schwer zu verkraften (noch dazu einer den sie nicht kennen, weil die „Experten“ offensichtlich die deutsche Bundesliga genauso gut beobachten, wie der heimische 08/15-Fußballfan).

„Etwas gefrozzelt“ müssen sich Gludovatz, Herzog, Jara und Co. vorkommen, meint Peter Linden in der Krone. Die haben nicht einmal zusammengerechnet so viele Jahre in der deutschen Bundesliga gecoacht wie Koller alleine, aber vielleicht spricht Linden auch ein wenig über sich selbst. Selten zuvor gab es in den letzten Jahrzehnten einen Teamchef, den er nicht ein bisschen miternannt hat.

„Es gibt keinen anderen Weg, als den, den wir gehen. Arbeit, Arbeit, Arbeit – und sich dabei nicht von außen beeinflussen lassen“, sagte Koller 2006 am schwierigen Beginn der Erfolgssaison mit Bochum. Wenn sich nicht gleich in den ersten Spielen zufälligerweise der Erfolg einstellt, könnte das wieder zu seinem Motto werden. Schon die ersten Interviews haben gezeigt: Koller (Spielverlagerungs Tobias Escher nennt ihn „undiplomatisch“) wird sich gegen die Jagdgesellschaft sprachlich besser wehren können als einst Karel Brückner. Der Tscheche wollte sich dieses Kasperltheater nicht mehr antun. Koller ist über 20 Jahre jünger und kann noch viel erreichen – vor allem wenn er mit Österreich Erfolg hat. Die NZZ meint, er kann hier „fast nur gewinnen„.

Dementsprechend hält er von Beginn weg dagegen. Nachdem (der bei ausländischen Trainern seltsamerweise besonders kritische) Schneckerl behauptete, in Österreich gäbe es viele Trainer von der Klasse von Koller (was man zum momentanen Zeitpunkt als kreative Einbildung bezeichnen muss), meinte der Attackierte bei Armin Wolf: „Herbert Prohaska habe ich als Spieler sehr geschätzt, aber er war noch nie im Training bei mir, hat noch nie mit mir gesprochen und weiß also gar nicht, wie ich arbeite“.

Die offene Konfrontation sucht Koller damit nicht, denn er macht gleich ein charmantes Angebot dazu. Man solle ihn arbeiten lassen und beobachten, dann könne man sich ja „zusammensetzen“. Dem Vernehmen nach tut er das gerne bei einem Gläschen Rotwein. Das Wort „Wunderwuzzi“ mag er genauso wenig verstehen, wie er einer ist. Aber trotz dieser sprachlichen Hürde hat er Österreich anscheinend schon an seinem ersten Tag im Amt verstanden. (tsc)

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Danke fürs Wichtigmachen, Willi! https://ballverliebt.eu/2011/10/04/danke-furs-wichtigmachen-willi/ https://ballverliebt.eu/2011/10/04/danke-furs-wichtigmachen-willi/#comments Tue, 04 Oct 2011 11:23:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5835 Danke fürs Wichtigmachen, Willi! weiterlesen ]]> Christian Russegger von „Österreich“ hat Willi Ruttensteiner, seit er den Teamchef-Job interimistisch übernommen hatte, konsequent als „Willi Wichtig“ diffamiert. Einer, der alles anders macht als Constantini: Er reist durch die Weltgeschichte, war dabei zum Teil in drei verschiedenen Ländern an nur einem Wochenende. Und vor allem: Er redete mit den Spielern, auch den Constantini-Outcasts. Und jetzt hat uns der Technische Direktor des ÖFB Marcel Koller gebracht. Man kann nur sagen: Danke, dass du dich so wichtig gemacht hat, Willi. Das war wichtig.

Denn der Schweizer Marcel Koller ist genau das, was das längst im 21. Jahrhundert angekommene Spielermaterial aus Österreich braucht: Einen ruhigen, akribischen Arbeiter. Einen, der sich international auskennt. Einen, der aus einem Underdog das Optimum heraus holen kann. Und keinen, der jeden Versuch eines Diskurses pampig abwürgt. Keinen Phrasendrescher. Keinen Medien- oder Fanliebling.

Und die Bestellung des 50-Jährigen ist auch als Eingeständnis zu deuten, dass zumindest gewisse Kräfte im ÖFB erkannt haben, an wen es sich wirklich zu orientieren gilt. Natürlich hilft es, sich aus Deutschland abzuschauen, was auch sinnvoll im zehnmal kleineren Österreich umgesetzt werden kann. Aber es ist ein Land wie die Schweiz, die ein echtes Vorbild ist. Vergleichbar an Ressourcen und Möglichkeiten. Jedoch meilenweit voran, wenn es um andere Dinge geht.

Die Eidgenossen haben etwa eine funktionierende Ausbildungsliga, in der sich alle, auch Primus FC Basel, dazu bekennen. Der SFV verfügt über eine organisatorische und sportliche Struktur, die klar definiert ist und auch konsequent durchgezogen wird – seit vor etwa 15 Jahren auf externe Experten gesetzt wurde. Der Lohn: Seit 2004 war die Schweiz bei jedem Turnier dabei, und sogar nach dem kompletten Fehlstart in die aktuelle Quali gibt’s tatsächlich noch realistische Chancen.

Koller ist kein umfassender Heilsbringer

Freilich: In Koller einen totalen Heilsbringer zu sehen, wäre vermessen. Er hat nicht das Standing, nicht die Position und auch eigentlich nicht die Aufgabe, den ÖFB umzukrempeln. Aber sportlich ist es  ein großer Schritt in die richtige Richtung. Koller ist von seiner Herangehensweise einer, der sich nicht der Öffentlichkeit oder den Medien gegenüber verantwortlich fühlt, sondern der Mannschaft und dem ÖFB. Schon alleine die Tatsache, dass er noch nie etwas mit Österreich zu tun hatte (außer, dass er zwei Jahre lang der Trainer von Christian Fuchs war), macht ihn zu einer guten Wahl. Koller wird keine Rücksicht auf typisch österreichische Befindlichkeiten nehmen und das ist gut so.

Koller war immer schon ein Trainer, der mit begrenzten Möglichkeiten das Optimum heraus holt. Nicht nur beim FC St. Gallen, den er überraschend zum Meister machte. Sondern auch in Bochum – und wenn man so will, ist der VfL so ein wenig das Österreich der deutschen Bundesliga-Landschaft. Eingeklemmt zwischen Top-Teams (in diesem Fall Schalke und Dortmund), schon respektiert aber nicht so richtig ernst genommen. Bochum gibt’s halt, aber außerhalb der Stadt selbst eigentlich uninteressant.

Noch viel Arbeit für Ruttensteiner

Das mit dem ÖFB umkrempeln, das wird eher der Job von Willi Ruttensteiner. Man kann davon ausgehen, dass die Personalie Koller seine Idee war – denn andere im Gremium dürften einen wie den Schweizer auch intern vehement zu verhindern versucht haben. Dafür schon mal ein „Danke“ an Ruttensteiner, dass er sich hier durchgesetzt hat.

Seine Arbeit ist aber noch längst nicht getan. Und wie schwierig es sein wird, wirklich etwas weiter zu bringen, wird sichtbar, wenn man sich in die Niederungen der Amateurfußball-Sportplätze begibt. Hier, an der Basis, ist Ruttensteiner nicht beliebt. Hier sehen viele Beobachter in dem Oberösterreicher einen (Zitat) „Depperten Schreibtitschtäter, der net amoi weiß, wie man sich an Fußballschuh bindet“ – mit anderen Worten: Das Problem ist nicht der ÖFB an sich, sondern die allgemeine Fortschrittsfeindlichkeit vor allem an der Basis.

Es ist dieses Denken, dass die moderne Herangehensweise an den Fußball im 21. Jahrhundert ein großes Übel ist, dass eh komplett wurscht ist, ob jetzt ein Constantini oder ein Mourinho auf der Trainerbank sitzt, das radikal aus den Denkmustern der konservativen Betonköpfe heraus muss. Da hat Ruttensteiner noch einen langen Weg vor sich.

Typ-Wechsel – mit Konsequenzen?

Worauf sich Koller in seinem neuen Job einstellen müssen wird: Dass ihm jene maßgeblichen Meinungsmacher in Fernsehen und Print, die Constantini nicht nur mit Wattehandschuhen angegriffen, sondern ihm bis zuletzt die Stange gehalten und nie wirklich kritisch hinterfragt haben, brutal auf ein einhacken werden. Das war zum Teil schon zu lesen, bevor Koller überhaupt offiziell präsentiert wurde. Das war, vor allem im Fall Karel Brückner, bei Herbert Prohaska offensichtlich – und Schneckerl gibt sich auch sofort unnachgiebig, wo wieder ein Teamchef kein persönlicher Haberer von ihm ist.

Die Bestellung von Koller ist ein brutaler Wechsel – die Internet-Generation steht ihm wohl eher positiv gegenüber, die „Alteingesessenen“ eher skeptisch. Das ist eine grandiose Chance, aber auch ein Risiko, denn wenn es mit Koller nicht den erhofften Erfolg gibt, besteht die Gefahr, dass diese Tendenz, sich tatsächlich an den Typus „Akribische, taktischer Arbeiter“ heran zu wagen, wieder abgewürgt wird.

Die Abmontierung von Koller, bzw. seines Typs von Trainer, zu verhindern, wird am ÖFB hängen bleiben. Hier darf man aber durchaus hoffen. Denn Präsident Leo Windtner wollte schon an Constantini eisern festhalten, aber nicht, weil er ihn für so toll hielt, sondern, weil er auf Kontinuität setzen wollte. Nur halt mit dem falschen Teamchef.

Und vor allem dürfte es nun tatsächlich so sein, dass mit Willi Ruttensteiner der wohl fähigste Mann im Verband ein deutlich gewichtigeres Wort hat als zuvor. Und das kann für den österreichischen Fußball nur gut sein. Danke, Willi!

(phe)

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Umfrage: Foda als Teamchef? https://ballverliebt.eu/2011/09/12/umfrage-foda-als-teamchef/ https://ballverliebt.eu/2011/09/12/umfrage-foda-als-teamchef/#respond Mon, 12 Sep 2011 21:12:54 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5719 Umfrage: Foda als Teamchef? weiterlesen ]]> Nicht erst seit eine deutsche Boulevardzeitung am Sonntag den Deal als „done“ vermeldet hat, gilt Franco Foda als erste Wahl für die Nachfolge von Dietmar Constantini. Grund genug für ballverliebt diese mögliche Entscheidung zu reflektieren. Georg übernimmt die Rolle des Pro-Foda-Verfechters, Tom nimmt die Contra-Haltung ein. Uns würde natürlich interessieren, wie ihr das nach dem Lesen der Beiträge seht.

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