südafrika – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 15 Jan 2015 10:00:10 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Unappetitlicher Ausrichter – aber ein appetitlicher Afrikacup? https://ballverliebt.eu/2015/01/15/unappetitlicher-ausrichter-aber-ein-appetitlicher-afrikacup/ https://ballverliebt.eu/2015/01/15/unappetitlicher-ausrichter-aber-ein-appetitlicher-afrikacup/#comments Thu, 15 Jan 2015 08:55:29 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10795 Unappetitlicher Ausrichter – aber ein appetitlicher Afrikacup? weiterlesen ]]> „Eine Parodie von einem Land!“ so beschreibt Kurt Wachter, früher Koordinaten von FARE (Football against Racism in Europe), Äquatorialguinea. Jenes Land also, in dem nach dem panikhaften Rückzug des eigentlich vorgesehenen Veranstalters Marokko der Afrikacup stattfindet. „Die weißen Besucher aus Europa brauchen nicht mal einen Pass oder bei Flügen eine Boarding-Karte“, erzählt er, der vor drei Jahren beim Afrikacup schon im Land war, „die Einheimischen werden dafür drangsaliert.“ Es ist eine der unappetitlichsten Diktaturen der Welt, dessen Oberschicht dank Erdöl zu großem Reichtum kam, die als einziges Land bereit war, zwei Monate vor Turnierstart die Ausrichtung zu übernehmen.

Das darf man bei dem Turnier nicht vergessen.

Die Todesgruppe

Algerien. Teamchef: Christian Gourcuff
Algerien. Teamchef: Christian Gourcuff

Vier potenzielle Halbfinalisten alle in einer Gruppe – das ist fies, für die Beteiligten. Klarer Favorit in dieser Gruppe C ist Algerien. Schon bei der WM haben die Wüstenfüchse den stabilsten Eindruck hinterlassen, sowohl auf dem Feld als auch hinter den Kulissen. Christian Gourcuff, der nach der WM das Amt des Teamchefs von Vahid Halilhodzic übernommen hat, führt die hervorragende Arbeit seines Vorgängers recht nahtlos weiter und veränderte auch personell wenig.

Vor zwei Jahren spielte Algerien beim Afrikacup einen sehr gepflegten Fußball, aber schoss keine Tore. Dieses Manko wurde bei der WM behoben, und nach dem überzeugenden Sieg gegen Südkorea und dem großartigen Auftritt im Achtelfinale gegen Deutschland strotzt das Team auch nur so vor Selbstvertrauen. Zudem ist die algerische Mannschaft so ausgeglichen gut besetzt wie kaum ein anderer Teilnehmer. Mit M’Bolhi (Philadelphia) einen für afrikanische Verhältnisse sehr soliden Torhüter. Mit Ghoulam (Napoli) und Mandi (Reims) gute Außenverteidiger, mit den Routiniers Halliche und Bougherra eine sichere Innenverteidigung. Bentaleb (Tottenham) und Lacen (Getafe) bilden ein gutes zentrales Gespann, Feghouli ist bei Valencia absoluter Leistungsträger, Brahimi (Sporting) und Slimani (Porto) spielten starke Spiele in der Champions League.

Nur die Geographie spricht gegen Algerien: Zum einen wurde praktisch nie ein Maghreb-Team südlich der Sahara Champions, zum anderen fehlt es an der Publikums-Unterstützung, die es in Marokko gegeben hätte.

Ghana. Teamchef: Avraam Grant
Ghana. Teamchef: Avraam Grant

Ghana hätte grundsätzlich auch seit Jahren das Potenzial für den großen Wurf, scheitert aber regelmäßig mehr an sich selbst als an den Gegnern. Wer auch immer gerade Teamchef war – und von denen gab es in den letzten Jahren alarmierend viele – schaffte es nicht, eine echte Einheit zwischen sich, dem Team (das auch untereinander) und dem Verband zu schaffen. Avraam Grant ist nun auch schon der zweite Trainer seit der WM, bei der man so ziemlich alles verkehrt machte, was man verkehrt machen kann, und dennoch beinahe ins Achtelfinale eingezogen wäre – in einer echt nicht leichten Gruppe.

Die Stärken und Schwächen sind altbekannt. Die Abwehr ist solide, aber der Torhüter ist ein gigantisches Problem. Das Zusammenspiel nach vorne ist grundsätzlich gut, aber Kapitän Asamoah Gyan braucht einfach viel zu viele Chancen. Dazu gibt es seit Jahren immer wieder Kandidaten, denen im Zweifel ihr Ego vor dem Team geht – Gyan ist da oft ganz vorne dabei, auch die Ayew-Brüder sind als problematisch bekannt. Immerhin hat Grant auf notorische Unruhestifter wie Sulley Muntari und Kevin-Prince Boateng verzichtet.

Südafrika. Teamchef: Ephraim Mashaba
Südafrika. Teamchef: Ephraim Mashaba

Auf dem Papier sollten Algerien und Ghana durchgehen, aber auch Südafrika sollte man nicht unterschätzen. Nach dem Heim-WM 2010, bei der man überfordert war und dem erschreckenden Auftritt beim Heim-Afrikacup 2013 scheint man nun unter Ephraim „Shakes“ Mashaba – der im Sommer Ex-Admira-Kicker Gordon Igesund abgelöst hat – die Kurve bekommen zu haben. Unter Mashaba ist eine klare taktische Marschrichtung zu erkennen, die unter Igesund völlig fehlte.

Das Spiel der Bafana Bafana unter Mashaba ist ballbesitzorientiert. Die aufrückenden Außenverteidiger sorgen für die Breite im Spiel, während die Mittelfeld-Außen Manyisa (Orlando Pirates) und Masango (Kaizer Chiefs) nach innen rücken. Der bullige Tokelo Rantie (vom englischen Zweitligist Bournemouth) bearbeitet vorne den Strafraum, während sein fast zierlicher Sturmpartner Bongani Ndulula (AmaZulu) um ihn herum wuselt.

Was Südafrika aber auf den Kopf fallen könnte, ist die fehlende individuelle Klasse. Der Großteil der Mannschaft rekrutiert sich zwar weiterhin aus der selbst im afrikanischen Vergleich wertlosen südafrikanischen Liga und viele Resultate in der Qualifikation waren knappe, erkämpfte Arbeitssiege. Aber immerhin sehen die Beobachter in Südafrika nach einer langen Dürreperiode wieder so etwas wie Hoffnung.

Senegal. Teamchef: Alain Giresse
Senegal. Teamchef: Alain Giresse

Die Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden beim Senegal ruhen zu einem beträchtlichen Teil auf Sadio Mané. Der Ex-Salzburger, der ein wesentlicher Bestandteil des Premier-League-Wunders von Southampton ist, meldete sich nun doch trotz einer Wadenverletzung fit.

Unter Teamchef Alain Giresse, der vor drei Jahren Mali auf den dritten Rang geführt hat, setzte in der Qualifikation auf ein 3-4-1-2, in dem Mané hinter den beiden Spitzen spielt. Überhaupt ist es beim Senegal schon lange so, dass es eine große Auswahl an Offensiv-Optionen gibt, aber der Rest der Mannschaft nicht so prominent besetzt ist. Die Dreierkette ist in der Regel mit Sané (Bordeaux), Mbodji (Genk) und Djilobodji (Nantes) besetzt, davor bilden Gueye (Lille) und Kouyaté (der bei West Ham eine großartige Saison spielt) die Basis im Mittelfeld. Die Außenbahnen gehören M’Bengue (Rennes) und Badji (Brann Bergen).

Wie es den individuellen Stärken der Mannschaft entspricht, legt der Senegal gerne den Vorwärtsgang ein. Ob das Team als Ganzes stark genug ist, um an die großen Erfolge vor zehn, fünfzehn Jahren anzuschließen – als man im WM-Viertelfinale und im Afrikacup-Finale stand – ist auch angesichts der harten Gruppe aber fraglich.

Der alte Großadel

Kamerun. Teamchef: Volker Finke
Kamerun. Teamchef: Volker Finke

In der Gruppe D treffen zumindest zwei nominelle afrikanische Schwergewichte aufeinander. Gespannt darf man vor allem auf den Kamerun sein. Denn nach der unfassbar peinlichen WM, als weder intern (Grüppchenbildung, Streit um die Prämien, in Frage gestellte Autorität des Trainers) noch auf dem Feld (viel zu passiv, viel zu undiszipliniert) auch nur irgendetwas stimmte, hat Volker Finke das Team nun doch in den Griff bekommen.

Das Samuel Eto’o sein krankhaftes Ego in den Mittelpunkt stellt, dass Alex Song Gegenspielern über das halbe Feld nachrennt nur um ihnen einen Faustschlag in den Rücken zu verpassen, dass Benoit Assou-Ekotto während des Spiels Mitspieler watscht – all das gibt es nun nicht mehr, weil keiner der drei Dickköpfe mehr dabei ist. Stattdessen hat Finke, wie schon einst in Freiburg, die Pressing-Maschine angeworfen. Stéphane Mbia, Europa-League-Sieger von Sevilla, hat er dabei vom Mittelfeld in die Verteidigung zurückgezogen.

Die Abwehr, seit Längerem schon ein besonderes kamerunisches Sorgenkind, soll dank der extrem proaktiven Spielweise gar nicht erst groß gefordert werden. Dazu beteuern die Spieler, die Lektionen gelernt zu haben – zum einen aus dem eigenen, regelmäßigen An-sich-selbst-Scheitern der Ära Eto’o, zum anderen aus den Titelgewinnen von Sambia 2012 und von Nigeria 2013. Beide waren ja jeweils als geschlossene Einheit und mit Ruhe im Kader Afrikacup-Sieger geworden.

Côte d'Ivoire. Teamchef: Hervé Renard
Côte d’Ivoire. Teamchef: Hervé Renard

Stichwort Sambia: Dort führte ja Hervé Renard die Chupolopolo vor drei Jahren zum sensationellen Turniersieg. Der blode Franzose mit der Vorliebe für weiße Hemden wurde nun vom ivorischen Verband verpflichtet, um nach dem Team-Rücktritt von Didier Drogba den Umbruch einzuleiten und gleichzeitig möglichst jenen Titel zu holen, der in den letzten zehn Jahren mit bemerkenswerter Konsequenz stets verpasst wurde.

Nun ist Yaya Touré der unumstrittene Boss im Team. Wie schon bei der WM wird Wilfried Bony, einer der beständigsten und besten Premier-League-Stürmer des letzten Jahres (und daher von Swansea zu Man City wechseln wird), Drogbas Rolle als Sturmspitze übernehmen. Genügend Talent für ein gutes Abschneiden ist immer noch da, dazu sind die Ivorer fast schon traditionell das wohl körperlich robusteste Team des Kontinents. Aber es fehlt ein wenig an der Ausgeglichenkeit im Kader: Die Außenverteidiger Tiene (Montpellier) und Aurier (hin und wieder bei PSG im Einsatz) sind keine echten Topleute, Kolo Touré (Liverpool) wird immer langsamer und sein IV-Partner Viera (Rizespor) hat kaum Erfahrung. Die Position neben Newcastles Tioté ist nur mit Notlösungen bestückt, egal ob Diomandé (St. Etienne), Serey-Dié (bei Basel am Abstellgleis) oder Doukouré (Metz) spielt.

Schon in der Quali bekam man es mit Kamerun zu tun, verlor auswärts 1:4 und kam daheim nicht über ein 0:0 hinaus.

Dass das Viertelfinale das absolute Minimal-Ziel ist, ist klar – daran darf auch Mali nichts ändern. Mit Altstar Keita (Roma), Linksaußen Maiga (Metz) und Linksverteidiger Tamboura (Randers) gibt es einzelne Spieler von guter Qualität, für das Viertelfinale ist es aber wohl zu wenig – wiewohl man nicht außer Acht lassen darf, dass Mali zuletzt fast immer über den Erwartungen blieb. Die letzten zwei Afrikacups schloss Mali jeweils auf dem dritten Platz ab. Mit Kadern, die auf dem Papier kaum über die Gruppenphase hinauskommen hätte sollen.

Guinea, wie schon 2012 vom Franzosen Michel Dussuyer betreut, kommt mit nur einem einzigen Spieler zum Turnier, der halbwegs regelmäßig in einer guten Mannschaft einer starken Liga spielt – Ibrahima Traoré von Borussia Mönchengladbach. Auch der Salzburg-Legionär Naby Keita ist dabei und Ex-Milan-Linksverteidiger Kevin Constant (Trabzonspor). Für diese Truppe wäre jeder Punktgewinn ein schöner Erfolg. Das Viertelfinale ist Utopie.

Der Finalist und der Gastgeber

Burkina Faso. Teamchef: Paul Put
Burkina Faso. Teamchef: Paul Put

Überraschender Finalist vor zwei Jahren war die Mannschaft aus Burkina Faso mit ihrem umstrittenen belgischen Teamchef Paul Put, der wegen eines Manipulations-Skandals aus seiner Heimat geflüchtet war. Er hatte dem Underdog eine klare, erfolgreiche, aber auch nicht besonders aufregende taktische Marschroute verpasst, die diese mit großem Erfolg umsetzte. Nach dem Finale 2013 schrammte man nur knapp an einer WM-Teilnahme vorbei, scheiterte haarscharf an Algerien.

Das Mittelfeld-Zentrum mit Djakaridja Koné (Evian) und Kaboré (Kuban Krasnodar) agiert sehr defensiv, schirmt die Abwehr mit Kapitän Bakary Koné (Lyon) und Yago (Toulouse) zusätzlich ab. Dafür gehen die Außenverteidiger Bambara (U. Cluj) und Koffi (Zamalek Kairo) konsequent mit nach vorne, wo die eher schmächtigen Pitroipa (früher Freiburg, HSV und Rennes, jetzt Al-Jazira in Abu Dhabi) und Zongo (Almería) zwei eher schmächtige Wusler von Außen gerne nach innen ziehen. Als hängende Spitze agiert Alain Traoré (Lorient), vorne streiten sich der jähzornige Schlacks Bancé (mittlerweile bei HJK Helsinki) und der Admiraner Issiaka Ouedraogo um den Startplatz.

Die Kaderqualität reicht normalerweise bestenfalls für das Viertelfinale. Aber erstens war das vor zwei Jahren auch schon so, und zweitens ist man in einer recht leichten Gruppe gelandet.

Obwohl da auch der unverhoffte Gastgeber wartet. Dass Äquatorialguinea mit den eigenen Fans im Rücken zu einigem fähig ist, hat der Viertelfinal-Einzug beim Heim-Afrikacup vor drei Jahren gezeigt. Aber, mal ehrlich: Eine Ansammlung aus Kickern von spanischen Nachwuchs- und Amateurliga-Mannschaften, aus den Ligen von Andorra, Malta, Vietnam und Indien – mit Spielmacher Javier Balboa (Estoril) und den Zweitliga-Kickern Nsue (rechte Außenbahn, Middlesbrough) und Randy (linke Außenbahn, Iraklis) gibt es nur drei halbwegs ernst zu nehmende Spieler im Kader. Dazu wurde vor zwei Wochen noch Teamchef Goikoetxea entlassen, der Argentinier Estebán Becker ist kurzfristig eingesprungen.

Deutlich höher ist der andere Co-Gastgeber von 2012, Gabun, einzuschäten. Das Team um Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang hat sich nicht nur auf sportlichem Wege qualifiziert, sondern verfügt auch über einige Spieler, die noch wissen, wie sich ein großes Turnier auf eigenem Boden anfühlt. Die Mittelfeld-Achse mit Poko (Bordeaux) und Madinda (Celta Vigo) war ebenso Teil einer aufregenden Mannschaft wie Innenverteidiger Ecuele-Manga (Cardiff) und der starke Torhüter Didier Ovono (Oostende). Um sie herum hat der portugiesische Teamchef Jorge Costa – der als Spieler beim FC Porto unter Mourinho Champions League und UEFA-Cup gewonnen hat – eine junge Truppe geformt, die ungeschlagen durch die Quali ging. Gruppengegner Burkina Faso wurden dabei vier Punkte abgeknöpft.

Der vierte im Bunde der Gruppe A ist die Mannschaft aus dem Congo. Auf dem Papier kein echter Viertelfinal-Kandidat, aber die No-Name-Truppe von Afrikacup-Veteran Claude le Roy hat in der Qualifikation Nigeria hinter sich gelassen. Die prominenteste Spieler im Kader sind Sechser Delvin N’Dinga, der 2007 bei der U-20-WM gegen Österreich spielte und später für Auxerre und Olympiakos in der Champions League aktiv war, und Thievy Biefouma von Primera-Division-Klub Almería.

Die Gruppe der Geheimtipps

Tunesien. Teamchef: Georges Leekens
Tunesien. Teamchef: Georges Leekens

Ähnlich wie bei Südafrika spielt auch der Großteil des tunesischen Kaders in der heimischen Liga. Der Unterschied zur Bafana Bafana: Die Liga der Adler von Karthago ist tatsächlich halbwegs stark. Das hat sich seit dem letzten Afrikacup, der für Tunesien mit einem verdienten Vorrunden-Aus geendet hat, nicht verändert.

Sehr wohl verändert hat der Belgier George Leekens, der den etwas überforderten Sami Trabelsi ablöste, aber den Kader. Mit Abwehrchef Aymen Abdennour (Monaco) und Flügelspieler Youssef Msakni (Lekhwiya in Katar) sind nur zwei Stammspieler von 2013 auch jetzt in der engeren Auswahl, mit Torhüter Mathlouthi (ES Sáhel) und Spielmacher Yassine Chikhaoui (FC Zürich) gibt es nur zwei weitere, die schon länger im Kreis der Nationalmannschaft sind. Aber bei allem Talent im Vorwärtsgang ist das Toreschießen selbst das wohl größte Problem Tunesiens. Das war schon vor zwei Jahren so, und auch den Viertelfinal-Einzug 2012 hatte man eher der individuellen Klasse von Msakni und Bilel Ifa (der Rechtsverteidiger ist nicht mehr dabei) zu verdanken.

Dennoch ist Tunesien ein nicht zu unterschätzender Underdog und zudem ist der Verband – als einer der wenigen in Afrika – nicht dafür berüchtigt, „poorly run“ zu sein.

Der vermutlich härteste Gegner dürfte die Mannschaft aus Kap Verde werden. Das Team von der Inselgruppe profitierte in den letzten Jahren von ausgezeichnetem Scouting nach irischem Vorbild (viele Portugiesen mit kapverdischen Wurzeln wurden eingebürgert) und von der hervorragenden Arbeit von Luis Antunes. Der ehemalige Teamchef nahm vor einem Jahr ein lukratives Angebot aus der angolanischen Liga an, sein Nachfolger Rui Aguas war klug genug, nicht alles über den Haufen zu werfen.

Bis auf den zurückgetretenen Innenverteidiger Nando Neves kommt Kap Verde mit der gleichen Besetzung an wie vor zwei Jahren, als man im Viertelfinale als klar überlegenes Team unglücklich gegen Ghana verlor. Man setzt auf ein 4-3-3 mit spielintelligenten Stürmern, die sich darin verstehen, die Spieleröffnung des Gegners zu kappen. Technisch ist man sowieso auf der Höhe und man kann auch einige Spieler aus guten Teams in guten Ligen aufbieten. So etwa Flügelstürmer Ryan Mendes (Lille), Stürmer Heldon (Sporting Lissabon), Achter Babanco (Estoril) oder Angreifer Djaniny (Santos Laguna in Mexiko). Das Viertelfinale ist absolut möglich, auch ein Halbfinal-Einzug ist absolut im Bereich des Möglichen.

Das ist es für Sambia so gut wie sicher nicht. Der Überraschungs-Titelträger von 2012 ist vor zwei Jahren mit dem Vorrunden-Aus auf dem Boden der Realität gelandet, auch Erfolgstrainer Hervé Renard ist nicht mehr mit an Bord. Der Nukleus des Meister-Kaders ist zwar immer noch dabei, aber der Überraschungs-Effekt ist längst weg. Die Gegner wissen, wie man den Sambiern beikommt – indem man ihnen den Ball gibt, nämlich. Wenn Sambia flink umschalten und kontern kann, sind die Chupolopolo gefährlich. Diesen Gefallen wird ihnen aber vor allem Kap Verde im wahrscheinlichen Schlüsselspiel um den Viertelfinal-Einzug nicht machen.

Grundsätzliche Qualität hätte auch die DR Kongo zu bieten, hier ist es aber wiederum ein heilloser Verband, der viel kaputt macht. 2013 war der damalige Teamchef Le Roy sogar drei Tage vorm Turnierstart entnervt zurückgetreten, konnte dann aber zum Bleiben überredet werden. Der aktuelle Trainer Florent Ibengé – einer von nur drei afrikanischen Trainern neben Südafrikas Mashaba und Sambias Honour Janza – kann aber eben durchaus auf Qualität zurückgreifen. Zum einen vom afrikanischen CL-Finalisten Vita Club, den Ibengé ebenfalls trainiert, zum anderen auf Europa-Legionäre wie die Stürmer Dieumerci Mbokani (Dynamo Kiew) und Yannick Bolasie (Crystal Palace), Achter Youssouf Mulumbu (West Bromwich) und dem hochtalentierten Innenverteidiger Mangulu Mbemba (Anderlecht).

afrikacup

Es ist dies die bereits 30. Auflage des Turniers, zum zweiten Mal nach 2012 (als mal Co-Gastgeber neben Gabun war) ist Äquatorialguinea der Austragungsort. Rekordsieger ist Ägypten mit sieben Triumphen, aber nach dem Titel-Hattick 2006, 2008 und 2010 unter dem legendären Hasan Shehata gab’s nun den Nicht-Qualifikations-Hattick – kein Ruhmesblatt.

Aber auch Titelverteidiger und WM-Achtelfinalist Nigeria hat sich nicht qualifiziert, weil man – wie nicht anders zu erwarten war – nach dem Abgang von Teamchef Stephen Keshi, der den Laden halbwegs zusammen gehalten hat, alles wieder im puren Chaos versank. Auch Angola – ein Land mit reicher Liga und unzulänglichen Strukturen – hat den Cut nach fünf Teilnahmen en suite nicht geschafft. Dabei hatte man sich selbst als aufstrebende Fußball-Macht betrachtet.

afrikacup finals

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WM Quali: Färöer, wir kommen! https://ballverliebt.eu/2007/11/25/wm-quali-faroer-wir-kommen/ https://ballverliebt.eu/2007/11/25/wm-quali-faroer-wir-kommen/#comments Sun, 25 Nov 2007 17:22:19 +0000 http://ballverliebt.wordpress.com/2007/11/25/wm-quali-faroer-wir-kommen/ WM Quali: Färöer, wir kommen! weiterlesen ]]> Nun stehen sie also fest: Unsere Herausforderungen für die Qualifikation der Fußball-WM 2010 in Südafrika. Und es gibt, aus heutiger Sicht, keinen gleichwertigen Gegner. Hicke’s Einschätzung, dass es egal sei, ob man in Topf 4 oder Topf 5 gesetzt wäre, erwies sich in dieser Konstellation als Blödsinn. Nun will ich aber auf jeden Gegner einzeln eingehen, und schaffe dafür ein paar Bewertungsvoraussetzungen.

Die Bewertung erfolgt unter dem Gesichtspunkt, dass sich die Mannschaft bis zur EM noch steigert (nicht aber, dass sie zwingend das Viertelfinale erreicht) . Zudem setze ich voraus, dass Hicke sie auch in der WM-Quali betreuen wird. Letzteres ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, da aber ein eventueller Nachfolger noch in den Sternen steht, und man Seitens des Verbandes nicht verpflichtend einen „besseren“ Kandidaten erwarten kann, ist das die einzige sinnvolle Alternative für eine halbwegs realistische Prognose.

Jeder Gegner bekommt ein wenig Text gewidmet, und zwei Punkteprognosen (jeweils Hin- plus Rückspiel). Dabei gibt das Minimum die Anzahl an Punkten an, die man vom Team auf jeden Fall erwarten muss, weil alles andere eine Enttäuschung wäre. Das Maximum gibt die Anzahl der Punkte an, die möglich sind, wenn unser Gegner zwei mal einen schlechten und die ÖFB-Elf einen guten Tag erwischt. Alles was das Minimum erreicht, ist daher als akzeptables Abschneiden zu werten, wenngleich deutlich mehr nötig sein wird, will man zumindest das Play-Off erreichen.

Färöer Inseln

Selten habe ich bei Josef Hickersberger ein derart gequältes Lächeln gesehen, als die Kamera bei der Zulosung von Österreich in die Gruppe 7 ihn und Friedrich Stickler einblendete. Das blamable Null zu Eins aus dem Jahre 1990 darf jedoch auch 2007 keine Ausrede sein, auch wenn der Bundestrainer in beiden Jahren derselbe ist. MIN: 6 Pkt. / MAX: 6 Pkt.

Litauen

Der Ausflug ins Baltikum ist ein bisschen wie eine Reise uns Unbekannte. Den Litauern kann man nicht absprechen, bemüht zu spielen, Großes erreicht haben sie seit dem Bestehen ihres eigenen Verbandes jedoch noch nicht. Sie sind zwar über die Färöer zu stellen, sollten aber immer noch klar unter unser Nationalteam einzuordnen sein. MIN: 6 Pkt. / MAX: 6 Pkt.

Rumänien

Der Gewinner seiner EM-Qualigruppe straft Pepi Hickersberger Lügen. Mit schnellem, dynamischen Spiel zeigen die EU-Neulinge aus Osteuropa, dass sie zumindest in Sachen Fußball hervorragenden Anschluß an den Westen gefunden haben. Ab und an war zwar auch ein bisschen Glück dabei, bei der EM wird sich schließlich zeigen, wie der Aufwärtstrend bei den Rumänen wirklich zu bewerten ist. Für Österreich hätte man sich an ihrer Stelle wohl eher die Iren oder Schotten gewünscht. Doch auch diese sind nicht zu unterschätzen, denn das Land des Kiltes stand in der Euroquali knapp vor dem Aufstieg ins Turnier. Fraglich aber, betrachtet man die vergangenen Jahre, ob die Schotten dieses Niveau gehalten hätten. Für Ivanschitz und Co ist’s ohnehin egal, denn der Gegner heisst nun einmal Rumänien und wird sich als schwerer Prüfstein erweisen. MIN: 1 / MAX: 3

Serbien

Nachdem man sich in den letzten Jahren gut präsentierte folgte bei der WM 2006 Ernüchterung mit null Punkten. Bei der EM Quali landete man mit 24 Zählern punktgleich mit den Finnen auf Rang drei, einen Sieg von den zweitplatzierten Portugiesen entfernt. Die Tendenz ist jedoch als eher absteigend zu bewerten, so gelang der 1-0 Sieg im letzten Spiel gegen die Kasachen nur durch ein Eigentor der Gäste. In ihrer derzeitigen Verfassung würde ich sie unter Rumänien stellen, die Entwicklung bis zur WM Qualifikation ist schwer abschetzbar. MIN: 2 / MAX: 4

Frankreich

Der Weltmeister von 1998 und Euro-Gewinner 2000 konnte sich nach den folgenden Rückschlägen gut erfangen, und stand 2006 immerhin im Finale gegen Italien. Etwas holprig gestaltete sich für die Franzosen dann die Euro-Quali, wo man sich neben Highlights wie einem drei zu eins gegen Weltmeister Italien auch Aussetzer wie eine Heimniederlage gegen Schottland leistete. Letztlich reichte es – auch aufgrund einer Schlußschwäche der Schotten – doch noch zu Platz zwei. Auch wenn die Elf von Raymond Domenech dazu neigt, inkonstante Performance zu bieten, so bietet sie selbst diese meist auf hohem Niveau. Für Österreich sollte da selbst bei einer Steigerung kaum etwas zu holen sein. MIN: 0 / MAX: 1

FAZIT:

15 Punkte sollten wir also mindestens von der österreichischen Nationalelf erwarten müssen. 20 Zähler könnten es werden, wenn wir „Opfer“ einer glücklichen Verkettung von Zufällen werden. Angesichts der Lostöpfe ist die Gruppe 7 als moderat schwer einzuschätzen und hat mit Frankreich nur einen echten Favoriten auf den Sieg. Rumänien, Serbien sind heisse Anwärter auf einen möglichen Play-Off Platz, Österreich bei Steigerung ein möglicher Geheimtipp. Damit lässt sich auf Rang zwei spekulieren, denn der Gruppensieg wäre wohl nur dann drinnen, wenn sich Rumänien und Frankreich (warum auch immer) vom Turnier zurückziehen.

In den Sechsergruppen der 2006er Qualifikation waren 20 (Frankreich) bis 25 (England) Punkte genug für den Gruppensieg. 18 (Schweiz, Norwegen) bis 24 Wertungspunkte (Polen) genügten für Platz zwei. Da mit Ausnahme der 5er Gruppe alle Zweiten das KO-Playoff bestreiten, dürften 18 Punkte auch diesmal genügend sein. Will der ÖFB also eine ernsthafte Chance auf WM-Teilnahme via Zwischenrunde haben, muss man sich näher am Maximum orientieren, und dazu wird „ein bisschen steigern“ definitiv zu wenig sein. Die Chancen, in der Gruppe 7 wenigstens bis dorthin zu kommen sind zwar als eher gering zu bewerten, aber durchaus intakt.

Ob wir sie nützen, wird sich zeigen. Hoffen darf man.

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