Stankovic – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 12 Feb 2012 12:20:51 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Drei Aspekte zum 2:0-Sieg der Austria gegen Ried https://ballverliebt.eu/2012/02/12/drei-aspekte-zum-20-sieg-der-austria-gegen-ried/ https://ballverliebt.eu/2012/02/12/drei-aspekte-zum-20-sieg-der-austria-gegen-ried/#comments Sun, 12 Feb 2012 01:13:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6686 Drei Aspekte zum 2:0-Sieg der Austria gegen Ried weiterlesen ]]> Durch ein frühes und ein spätes Tor von Alexander Gorgon gewinnt die Wiener Austria zum Frühjahrs-Start in die Bundesliga 2:0 gegen Herbstmeister Ried. Drei taktische Aspekte machen aus diesem Spiel, obwohl es nicht besonders spektakulär war, dennoch ein interessantes: Die Rolle der Sturmpartner von Kienast, die hohe Linie bei Ried und das Debüt von James Holland.

Austria Wien - SV Ried 2:0

Das erste Spiel von Ivica Vastic als Coach auf der Austria-Bank – und auch das erste von Co-Trainer Manfred Schmid (von dem der Sky-Kommentator recht unverblümt kundtat, ihn für das eigentliche Hirn auf der Austria-Bank zu halten). Und auch das erste von Roman Kienast und James Holland, während Roland Linz auf der Tribüne Platz nehmen musste. Aber der Reihe nach…

1. – Die Rollenverteilung im Austria-Angriff

Junuzovic weg, Barazite weg – Umstellungen waren bei der Austria unumgänglich. Wie schon im Sommer angekündigt, ist ein Abgang von Junuzovic vielleicht ein qualitatives Problem, aber kein inhaltliches. Marin Leovac beackerte die linke Außenbahn und er machte dabei einen guten Job. Deutlich mehr umgegraben haben Vastic und Schmid dafür in der Spitze.

Aus dem 4-2-3-1, das die Austria im letzten halben Jahr unter Daxbacher spielen ließ, ist wieder ein recht klares 4-4-2 geworden. Allerdings braucht man, um mit diesem System einen aktiven Fußball spielen zu können, zwei sehr mobile Spitzen. Was für Roland Linz, von dem zudem eine eher egozentrische Persönlichkeitsstruktur kolportiert wird, das Todesurteil bedeutet. Stattdessen spielten Marko Stankovic und Neuzugang Roman Kienast in der Spitze, und zwar mit einer genauen Rollenverteilung.

Während Kienast, der ein ausgezeichnetes Austria-Debüt hatte, extrem viel horizontal verschob, auf die Flügel auswich, weite Wege ging und darauf achtete, nicht nur immer anspielbar zu sein sondern auch immer Anspielstationen offen zu haben, war die Laufroute von Stankovic sehr vertikal angelegt. Er ließ sich mitunter etwas fallen, vor allem wenn Ried im Ballbesitz war und die Abwehr weit nach vorne schob, um schnell umzuschalten um wenn möglich den vielen Platz im Rücken der Rieder Abwehr zu nützen. Sein Problem dabei war das Timing: Stankovic, der einen eher ungeduldigen Eindruck hinterließ, startete praktisch immer zu früh und stand damit immer wieder im Abseits.

In der zweiten Hälfte spielte Tomas Jun statt Stankovic – und wenn dieser nicht wegen einer Blessur draußen blieb, war dieser Wechsel ein veritabler Schuss ins eigene Knie. Denn verglichen mit Stankovic präsentierte sich Jun als ziemliche Immobilie. Ohne die Option eines schnell aus der Tiefe startenden Stürmers, aber dafür mit zwei eher horizontal angelegten und damit zu identischen Angreifer,n fehlte es der Austria komplett am Link beim Umschalten von Defensive auf Offensive. Jun fand keinerlei Bindung zum Spiel und die Austria hatte große Probleme, Angriffe vor das Rieder Tor zu bringen.

2. – Die hohe Verteidigungslinie bei den Innviertlern

Auffällig war bei Ried, dass die ganze Mannschaft im Ballbesitz schnell weit nach vorne schiebt – deutlich weiter, als man das bisher von den Innviertlern gewohnt war. Die Dreier-Abwehrkette mit Rotpuller, Reifeltshammer und Riegler stand, sobald sich die Gelegenheit dazu gab, bis zur Mittellinie nach vorne. Die Folge davon ist (neben einer logischen Anfälligkeit für schnelle Steilpässe), dass die Spielanlage deutlich mehr auf eigener Initiative basiert. In diesem Spiel hat es nicht funktioniert – das lag in erster Linie aber nicht an den drei hoch stehenden Verteidigern, sondern viel mehr am Verhalten der Spieler davor.

Dort fehlte es nämlich vor allem an der Bewegung und – sicher auch verursacht durch den vom Winter deutlich ramponierten Rasen – an der Passgenauigkeit. Zudem war das Spiel der Rieder durch seine extreme Linkslastigkeit recht vorhersehbar. Schreiner war nach vorne recht aktiv und Meilinger dadurch viel im Spiel, dazu orientierte sich Daniel Beichler aus dem Zentrum ebenso auf die linke Seite. Dilaver und Gorgon machten aber auch defensiv einen guten Job, die Rieder Zuspiele in die Mitte waren mit Masse schlecht – und der auf der rechten Seite komplett isolierte Stefan Lexa war überhaupt kein Faktor.

Dennoch hat die hohe Verteidigungslinie bei Ried ohne Zweifel eine Zukunft. Wenn man nicht gerade nach zehn Minuten in Rückstand gerät und einem die gegnerische Defensive mit aggressivem Positionsspiel den Platz und den Raum nimmt – was ja in der österreichischen Liga praktisch niemand macht (auch bei der Austria hatte man das in der Form eigentlich nicht gesehen) – und man nicht gerade auf teilgefrorenem Holper-Geläuft spielen muss, können die technisch beschlagenen Rieder Offensivkräfte der Konkurrenz fraglos mehr zusetzen als das in der Vergangenheit der Fall war.

3. – James Holland, der Nachfolger von Julian Baumgartlinger?

Natürlich kann man nach einem Spiel noch keine wirklichen Urteile über den Impact sagen, den ein neuer Spieler auf eine Mannschaft haben kann. Aber nach dem Abgang von Julian Baumgartlinger zu Mainz im vergangenen Sommer hatte die Austria im defensiven Mittelfeld durchaus ein Problem. Petr Hlinka ist ein Balleroberer, aber kein Spieleröffner, und Flo Mader kam von heute auf morgen zur Austria und musste sich während des Spielbetriebs auf eine neue Mannschaft und ein neues System gewöhnen – das war alles nicht optimal.

Der Australier James Holland, passenderweise aus der Ehrendivision gekommen, erinnert von seiner Spielweise her schon deutlich mehr an Baumgartlinger als das Mader tat. Er war im zentralen Duo mit Liendl zumeist derjenige, der etwas tiefer stand, verglichen mit seinem Nebenmann viel mehr deutete und mit Gesten organisierte. Aber auch derjenige mit dem geringeren Risiko im Passspiel.

Natürlich: Mit einem schnellen 1:0 gegen einen sehr hoch stehenden Gegner erforderte der Spielverlauf deutlich mehr Hollands Qualitäten im Spiel gegen den Ball – hier waren seine Zweikampfwerte zwar ausbaufähig, sein Stellungsspiel und sein Pressing aber waren sicher und durchdacht – und die Qualitäten im Halten des Balles. Holland spielte fast ausschließlich kurze Pässe, die den unmittelbaren Druck der Rieder ins Leere laufen ließen. Der Grat zum Alibi-Pass ist ein schmaler, keine Frage, aber wenn Holland am Ball war, musste man nie Angst vor einem billigen und potentiell gefährlichen Ballverlust haben.

Seine Qualitäten im Eröffnen des Spiels kann man erst nach Spielen beurteilen, in denen diese Qualitäten vom Australier auch wirklich gefragt sind. Dass er ein Spiel lesen kann und am Ball nicht dazu neigt, dumme Entscheidungen zu treffen, wurde aber schon deutlich. Genau wie sein Potential im Spiel nach vorne, denn das Tor zum 2:0, welches das Spiel endgültig entschied, wurde durch einen intelligenten Pass von Holland auf die linke Seite eingeleitet.

Fazit: Spektakulär war’s nicht, interessant schon

Auch, wenn der Rasen natürlich alles andere als optimal war und das Spiel im generellen Unterhaltungswert eine eher zähe Angelegenheit war, konnte man doch einige interessante Schlüsse daraus ziehen. Oder zumindest Andeutungen erkennen, in welche Richtung das Spiel der beiden Mannschaften nach der Winterpause tendiert.

Fix erscheint nach den Eindrücken dieser Partie, dass Roland Linz mit der Spielanlage der Austria unter Vastic und Schmid keine Rolle mehr spielt, weil sein Spielertyp nicht mehr im geringsten gefragt ist. Kienast ist in den letzten Jahren zu einem hervorragenden Stürmer geworden, bei dem man vor allem Laufbereitschaft und Spielintelligenz nicht unterschätzen darf. Und James Holland könnte sich im Zentrum als guter Griff erweisen.

Bei Ried wird man den Versuch mit der hohen Linie sicherlich nicht nach diesem einen Spiel, in dem das noch nicht nach Wunsch funktioniert hat, zu den Akten legen. Das grundsätzliche Vorhaben, auch gegen die Topteams eine aktivere Rolle einzunehmen, ist ein logischer Schritt, wenn man sich weiterhin im Spitzenfeld der Liga etablieren will.

Alle diese Aspekte und ihre weitere Entwicklung zu beobachten, könnte in einer durchaus unterhaltsamen Rückserie resultieren.

(phe)

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In der Ruhe liegt die Kraft https://ballverliebt.eu/2010/03/17/in-der-ruhe-liegt-die-kraft/ https://ballverliebt.eu/2010/03/17/in-der-ruhe-liegt-die-kraft/#respond Wed, 17 Mar 2010 11:31:37 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1870 In der Ruhe liegt die Kraft weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 12: SERBIEN | Sie können ja doch, wenn sie nur wollen – die Serben überzeugten in der Qualifikation mit guten Resultaten durch diszipliniertes Spiel. Ganz anders, als es dem schlechten Image der Kicker aus dem schumpfenden Land entspräche.

Zyniker in Serbien sagen, ihr Land sei wie ein Handy: Alle zwei Jahre eine neue, kleinere Variante. Das Serbien in den aktuellen Grenzen hat sich nun also erstmals für ein großes Turnier qualifiziert, nachdem es vor vier Jahren in Deutschland noch offiziell Montenegro dabei hatte. Und zwar souverän – als Gruppensieger, noch vor Frankreich. Sicherlich auch, weil sich die Serben unter ihrem Teamchef Radomir Antić auf ihre fußballerischen Stärken besonnen haben, und ihre Nerven im Zaum halten konnten.

Teams aus Serbien sind seit jeher dafür bekannt, zwar vor allem technisch großartige Fußballer zu haben, denen es jedoch allzu oft an der nötigen Räson fehlt. Als aufbrausend, jähzornig und ungehalten gelten sie, und nicht wenige Beispiele untermauern dieses Image. Es waren Experten wie Mateja Kežman, die das aufbrausende Element für jedermann sichtbar machten, mit seinem Ausschluss nach 44 Sekunden bei der EM 2000 gegen Norwegen. Bei diesem Turnier beendeten die Serben kein einziges Gruppenspiel mit elf Mann – und auch beim letzten Aufrtitt bei einer Endrunde, der WM vor vier Jahren, kamen sie in den drei Spielen auf zwei rote und elf gelbe Karten. Es wäre wohl verfrüht zu sagen, das wäre vorbei – aber für den Moment scheint es so, als wären die Serben auf einem guten Weg. In der Qualifikation für die Endrunde in Südafrika gab es in zehn Spielen nur einen einzigen Ausschluss , beim 1:1 gegen Frankreich, in der Nachspielzeit.

Nicht nur, weil gemeinhin die serbische Mannschaft als Nachfolger der Teams aus dem früheren Jugoslawien gelten, hat der Fußball vom Balkan eine große Geschichte. Zwar reichte es zu keinem Titel, aber das Team war immer ein gefürchteter Gegner: Technisch gute Fußball, fanatische Anhänger. Nicht wenige behaupten, würde es das jugoslawische Team heute noch geben, wäre es ein Mitfavorit auf große Titel. Kein Wunder, bedenkt man, dass die Kroaten sowieso ein Dauergast sind (nur dieses Mal fehlen sie halt), Bosnien mit der mörderisch starken Offensiv-Abteilung erst im Playoff scheiterte, und die Slowenen sich sogar für Südafrika qualifizieren konnten.

Aber da die Siutation nun mal eine andere ist, gelten Teams vom Balkan heute als gutklassig, aber in den Kreis der Favoriten werden sie zumeist nicht mehr eingereiht. Gerade die Serben nicht. Kein Wunder, schließlich wurden drei der letzten vier Turniere verpasst! Nun soll alles besser werden, und auf dem nun aufgebauten Fundament solide weitergearbeitet werden. Und in der Tat, praktsich alle Leistungsträger haben es noch drin, auch noch auf weitere vier Jahre zu gehen. Nur Kapitän Dejan Stanković von Inter Mailand ist da ein Wackelkandidat, er wäre bei der Endrunde in Brasilien in vier Jahren 35 Jahre alt.

Vor allem aber geht es darum, endlich die bewegte Geschichte der letzten zwanzig Jahre nun endlich hinter sich zu lassen und zur Ruhe zu kommen. In der Tat hat sich der serbische Fußball vom Ausschluss 1992 nie wirklich erholt. Damals war das als heißer Mitfavorit gehandelte jugoslawische Team von Teamchef Ivica Osim, das zwei Jahre zuvor bei der WM in Italien bis ins Viertelfinale vorgestoßen war, aufgrund des Krieges am Balkan ausgeschlossen worden. Das Land zerbrach, die Nationalmannschaft durfte an den Qualifikationen für die WM 1994 und die Euro96 gar nicht erst teilnehmen. Erst nach dem Balkankrieg wurde die Sperre aufgehoben, und getragen von Stars wie Mijatović, Jugović und Mihajlović schien man dort weitermachen zu können, wo vor der Unterbrechung Schluss war. Bei der WM 1998 scheiterte die Mannschaft knapp im Achtelfinale, nachdem sie in der Gruppe sogar die Deutschen hinter sich lassen konnte; bei der Euro2000 gelang der Vorstoß ins Viertelfinale, obwohl jedes Vorrundenspiel in Unterzahl beendet wurde.

Aber nach den großen Stars, die in die Jahre kamen und aufhörten, kam nichts mehr. Die Peinlichkeit, ausgerechnet von den Slowenen den Platz bei der WM 2002 weggeschnappt zu bekommen lag schwer im Magen. Unter Teamchef Dejan Savićević zog das Team, das nun nicht mehr als „Jugoslawien“, sondern als „Serbien und Montenegro“ auftrat, zwei Jahre später auch gegen Wales den Kürzeren – ebenso kein Schwergewicht im europäischen Fußball. Und als es dann doch gelang, sich für die Endrunde 2006 zu qualifizieren, hatten die Serben erst Pech in der Gruppenauslosung (mit Argentinien, Holland und Côte d’Ivoire) und zerfleischten sich danach selbst. Als Teamchef Ilija Petković für den kurzfristig verletzten Stürmerstar Mirko Vučinić (der Star von der Roma geht jetzt für Montenegro auf Torejagd) seinen eigenen Sohn Dušan einberief, war dies das mediale Todesurteil für den Teamchef. Prompt gingen alle drei Spiele in der WM-Gruppe verloren, darunter ein böses 1:6 gegen Argentinien, und das Team stand wieder einmal vor einem Scherbenhaufen.

Einem Scherbenhaufen, den auch Javier Clemente nicht aufräumen konnte – der ungeliebte Baske verschlimmerte ihn in den Augen der Serben sogar noch. Darum war er auch nach knapp über einem Jahr wieder Geschichte, und der routinierte Radomir Antić übernahm das Ruder. Ein guter Griff! Denn der Mann, der Atlético Madrid 1996 zum bislang letzten spanischen Meistertitel geführt hatte, konnte endlich die lange vermisste Ruhe bringen. Die Qualifikation wurde in souveräner Manier geschafft, als Gruppensieger noch vor den Franzosen. Dennoch hat Antić in seinem Team die eine oder andere Problemposition, die einen wirklich großen Erfolg, also das Überstehen des Achtelfinales, wohl unmöglich machen werden.

Da wäre in erster Linie die Position des Torwarts. Vladimir Stojković hat diesen Job zwar sicher, aber seit der 26-jährige Schlussmann vor vier Jahren die serbische Liga verließ, war er nirgendwo Stammkeeper. Seit Jänner hütet er die Bank von Wigan Athletic. Er ist sicherlich das größte Problem der serbischen Mannschaft, er verursacht Teamchef Antić die größten Bauchschmerzen. So ist es an Stojković‘ Vorderleuten, das Gröbste abzufangen, und in der Qualifikation haben sie das zumeist ganz gut hinbekommen. Kein Wunder, denn neben dem humorlosen Abwehrchef, Manchester-Star Nemanja Vidić, steht mit dem Neven Subotić eines der größten Talente auf der Innenverteidiger-Position. Der kopfballstarke und somit auch torgefährliche Jungstar von Borussia Dortmund hat schon Jugend-Länderspiele für die USA absolviert, entschied sich aber dann doch für die Heimat seiner Eltern, die schon vor dem Krieg erst nach Deutschland und dann in die Staaten gegangen waren.

Auf der Position des rechten Verteidigers ist Branislav Ivanović gesetzt, wie Vidić in der Premier League aktiv. Bei Chelsea übernimmt er die gleiche Position wie im Nationalteam, auch er ist durchaus auch eine Gefahr für das gegnerische Tor – vor allem seine weiten Einwürfe. Auf links hingegen hat Antić seine Optimalbesetzung noch nicht gefunden. Ob das nun Obradović (wie in der Qualifikation) ist, oder der alternde Dragutinović (eigentlich ein Innenverteidiger), oder der kaum mehr als durchschnittliche Kolarov, links hinten gibt es eigentlich nur Notlösungen.

Was die linke Seite der Serben, gerade defensiv, zur Achillesferse macht. Denn im Mittelfeld spielt hier, wenn er nicht gleich einen Linksaußen spielt, mit Milan Jovanović ein gelernter Stürmer. Der 29-Jährige von Standard Lüttich ist ob seiner Vielseitigkeit ein Fixpunkt im Konzept von Antić, egal ob er mit einem 4-4-2, oder einem 4-3-3, oder aber auch (vor allem gegen stärkere Gegner) mit einem 4-2-3-1 spielt. Defensiv ist Jovanović aber natürlich nicht so stark, als dass er die Schwächen seines Hintermanns ausgleichen könnte.

Rechts im Mittelfeld spielt einer der gefährlichsten und interessantesten Spieler in dieser Mannschaft. Blondschopf Miloš Krasić ist schnell, torgefährlich, technisch stark und scheut an guten Tagen auch keinen Zweikampf. Er ist eine der zentralen Figuren im serbischen Spiel, die es zu neutralisieren gilt. Halb Fußball-Europa ist hinter dem 25-Jährigen her, und die Chancen stehen gut, dass er den Preis, den es an seinen Arbeitgeber ZSKA Moskau zu überweisen gilt, bei der Endrunde in Südafrika noch weiter in die Höhe treiben kann.

Im defensiven Mittelfeld spielt ein weitere England-Legionär, aber weder hat Nenad Milijaš einen bekannten Namen, noch spielt er bei einem große Verein – bei Wolverhampton kämpft der Linksfuß gegen den Abstieg, statt um den Titel. Im zentralen Mittelfeld steht und fällt aber alles mit Kapitän Dejan Stanković. Der Routinier von Inter Mailand ist Denker und Lenker bei den Serben, sowohl defensiv in der Balleroberung, als auch im Öffnen der Angriffe. Entschließt sich Antić, einen zweiten defensiven Mittelfeldspieler einzusetzen, um Stanković den Rücken für die Spielgestaltung freizuhalten, ist der Schweiz-Serbe Zdravko Kuzmanović von Stuttgart der heißeste Kandidat.

Fällt Stanković aus, haben die Serben vor allem ein psychologisches Problem, denn Ersatzmann Ninković von Dynamo Kiew ist zwar ein ordentlicher Spieler, es fehlt ihm aber sowohl an der Präsenz als auch an der Routine. Mindestens ebenso verheerend wäre aber ein Ausfall von Krasić, denn dessen Wucht und Klasse kann keiner ersetzen – vor allem auch angesichts der Tatsache, dass sein Back-up Boško Janković wegen einer Knieverletzung nicht in Südafrika dabei sein kann. Dann würde neben der defensiv schwachen linken Seite die rechte offensiv ausfallen, und in der guten Gruppe, die den Serben zugelost wurde, wäre das kaum zu kompensieren.

Vor allem, weil es den Stürmern vorne eindeutig an Durchschlagskraft fehlt. Der Zwei-Meter-Hüne Nikola Žigić bekommt bei Valencia praktisch keine Spielpraxis, war aber dennoch zuletzt der gesetzte Stürmer. Üblicherweise sollte neben ihm der launische Marko Pantelić der zweite Mann sein, doch macht der egozentrische Angreifer von Ajax Amsterdam zu oft was er will und hatte immer Probleme, sich in eine Mannschaft zu integrieren, in der er nicht der unumschränkte Star ist. Alternative im der Abteilung Attacke wäre Danko Lazović. Der langjährige Stammspieler des PSV Eindhoven ging im Winter zum russischen Spitzenklub Zenit St. Petersburg. Sein Vorteil: Sollte Antić vom 4-4-2 abweichen, kann Lazović auch einen Rechtsaußen spielen oder im rechten offensiven Mittelfeld agieren. Pantelić würde das zumindest nicht ohne Murren machen.

Das Hauptproblem der Serben ist, dass sie zu sehr am Tropf von drei Spielern hängen – Vidić, Krasić und Stanković. Fällt einer der drei verletzt aus oder fliegt vom Platz, kann die Mannschaft nicht um diese Verluste herumspielen, wie das die Titelkandidaten können. Zudem wissen die Gegner in der Gruppe – Deutschland, Ghana und Australien – sicher ebenso um die Defensivschwäche auf der linken Seite und die aufbrausende Natur der Spieler vom Balkan. Ja, das wurde in den letzten Jahren deutlich besser, aber ganz aus ihrer Haut können die Serben wohl doch nicht. Dass ein ungünstiger Spielverlauf und Provokationen der Gegner durchaus Wirkung zeigen können, darf man annehmen.

Ruhig Blut ist also angesagt. Auch, wenn im Achtelfinale Schluss wäre – spätestens.

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SERBIEN
rotes Trikot, blaue Hose, Nike – Platzierung im ELO-Ranking: 14.

Spiele in Südafrika:
Ghana (Nachmittagsspiel So 13/06 in Pretoria)
Deutschland (Mittagsspiel Fr 18/06 in Port Elizabeth)
Australien (Abendspiel Mi 23/06 in Nelspruit)

TEAM: Tor: Željko Brkić (23, Novi Sad), Bojan Isailović (30, Lubin), Vladimir Stojković (26, Wigan). Abwehr: Ivica Dragutinović (34, Sevilla), Branislav Ivanović (26, Chelsea), Aleksandar Kolarov (24, Lazio), Aleksandar Luković (27, Udinese), Ivan Obradović (21, Saragossa), Neven Subotić (21, Dortmund), Nenad Tomović (23, Genoa), Nemanja Vidić (28, Man Utd). Mittelfeld: Milan Jovanović (29, Lüttich), Miloš Krasić (25, ZSKA Moskau), Zdravko Kuzmanović (22, Stuttgart), Nenad Milijaš (27, Wolverhampton), Miloš Ninković (25, Dynamo Kiew), Radosav Petrović (21, Partizan), Dejan Stanković (31, Inter). Angriff: Danko Lazović (27, St. Petersburg), Dejan Lekić (25, Roter Stern), Dragan Mrđa (26, Novi Sad), Marko Pantelić (31, Ajax), Nikola Žigić (29, Valencia).

Teamchef: Radomir Antić (61, Serbe, seit August 2008)

Qualifikation: 2:0 gegen Färöer, 1:2 in Frankreich, 3:0 gegen Litauen, 3:1 in Österreich, 3:2 in Rumänien, 1:0 gegen Österreich, 2:0 auf Färöer, 1:1 gegen Frankreich, 5:0 gegen Rumänien, 1:2 in Litauen.

Endrundenteilnahmen: 10 (1930 Vierter, 50 Vorrunde, 54 und 58 Viertelfinale, 62 Vierter, 74 Zwischenrunde, 82 Vorrunde, 90 Viertelfinale, 98 Achtelfinale, 2006 Vorrunde – als Jugoslawien bzw. Serbien-Montenegro)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Elfenbeinküste, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

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