St. Pauli – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 14 Mar 2011 12:01:42 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Ein zweiter Asamoah täte Not https://ballverliebt.eu/2011/03/14/ein-zweiter-asamoah-tate-not/ https://ballverliebt.eu/2011/03/14/ein-zweiter-asamoah-tate-not/#respond Mon, 14 Mar 2011 11:40:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4361 Ein zweiter Asamoah täte Not weiterlesen ]]> St. Pauli verliert wegen eines späten Gegentores gegen Stuttgart – nicht nur, aber auch weil hinter dem tapfer kämpfenden Gerald Asamoah mit Charles Takyi ein Spieler agierte, der nicht auf der Höhe war. Umso bitterer für Pauli, denn das schlechtere Team war man dennoch nicht.

FC St. Pauli - VfB Stuttgart 1:2

Der Unterschied zwischen St. Pauli und Stuttgart? Der Aufsteiger aus Hamburg wusste von Anfang an, dass es gegen den Abstieg gehen würde. Die Schwaben wurden davon massiv überrascht – weshalb Bruno Labbadia auch schon der dritte Trainer in dieser Saison ist. Unter ihm geht’s aber aufwärts: Mit der Ankunft den starken Japaners Okazaki ging die Systemumstellung auf 4-2-3-1 einher, die letzten zwei Spiele wurden gewonnen und der VfB, der schon abgeschlagen war, sieht wieder Licht am Ende des Tunnels.

Ganz anders verlief die Saison bei St. Pauli: Lange anständig mitgehalten und den Anschluss ans Mittelfeld nie aus den Augen verloren, gab’s nach dem 1:0-Sieg im Derby gegen den HSV drei Pleiten in Serie. Womit bei einer Niederlage der Abstiegsplatz drohte – und dann fiel neben dem gesperrten Sechser Lehmann auch noch mit Morena, Zambrano, Oczipka und Rothenbach vier potentielle Stammverteidiger aus. So musste Offensivspieler Fin Bartels, an sich gelernter Stürmer, rechts verteidigen – er machte das ganz anständig. Und der junge Dennis Daube musste im defensiven Mittelfeld ran: Er machte das sogar sehr ansprechend.

Ballverluste von Takyi

Was einer der Schüssel war, warum St. Pauli die meiste Zeit des Spiels das bessere Team war. Trainer Stanislawski vertraute wiederum auf sein 4-4-1-1 mit dem genesenen Gerald Asamoah ganz vorne und Charles Takyi dahinter. Und letzterer war der ganz große Schwachpunkt bei St. Pauli.

Spielaufbau? Ohne Takyi.

Der 26-Jährige wirkte wie ein Fremdkörper in der Mannschaft. Seine Versuche, Bälle in die Spitze zu Asamoah zu spielen, schlugen fast alle fehl (siehe Grafik links) – weshalb sich dieser recht schnell oftmals recht weit nach hinten orientierte, um sich die Bälle selbst aus dem Mittelfeld zu holen. Das Traurige dabei: Nicht selten sah Takyi vom Mittelkreis aus zu, wie Asamaoh den Ball an ihm vorbeidribbelte. Das Stellungsspiel von Takyi war schwach, großer Einsatz nicht erkennbar. Ja, es kamen auch einie Zuspiele von ihm an (siehe Grafik unten) – aber das waren zumeist Albipässe, die zum Spielaufbau nichts beitrugen. Die sinnstiftenden Pässe kann man an einer Hand abzählen.

Angekommene Pässe von Takyi

Umso mehr haute sich indes Gerald Asamoah in die Partie. Er glich die furchtbare Leistung von Takyi so gut es ging aus, holte sich Bälle, lief viel, bot sich an – sein Purzelbaum über die Werbebande ist hier durchaus exemplarisch. Ein zweiter Offensivspieler, der sich so zerreißt wie Asamoah, und Pauli hätte das Spiel nie und nimmer verloren.

Stuttgarter Abseitsfalle

Der VfB versuchte sich der Angriffe von St. Pauli zumeist mit einer geschickten Abseitsfalle zu erwehren, das ging in der ersten Viertelstunde auch einige Male gut. In der 19. Minute aber stand der aufgerückte Boll bei einem Anspiel von Bartels einmal nicht in der verbotenen Zone – und schon stand’s 1:0 für die Hausherren.

Nicht unverdient, denn Daube hatte Hajnal gut im Griff und Harnik konnte sich gegen den defensiv sehr umsichtigen Kruse und den englanderfahrenen Volz kaum durchsetzen. Lediglich Okazaki sah mit seinen Tempovorstößen gegen den umfunktionierten Bartels hin und wieder Land. Da half es auch nichts, dass der bullige Pogrebynak sich immer wieder weit zurückfallen ließ und im Mittelfeld um Bälle kämpfte.

So war es auch kein Zufall, dass der postwendende Ausgleich der Stuttgarter nicht aus dem Spiel heraus fiel, sondern auch einer Freistoßvariente: Kuzmanovic stand bei einem nach hinten abgespielten Freistoß von der seitlichen Strafraumgrenze komplett frei, zog ab, um das 1:1 war gefallen.

Pauli stört früh

Aber auch, wenn Stuttgart in den letzten Spielen eine deutlich bessere Formkurve erkennen ließ als St. Pauli: Die Hamburger zeigten den leidenschaftlicheren Abstiegskampf-Fußball. So wurde der Spielaufbau vor allem vom Achter Christian Gentner durch Pressing und gutes Zustellen der Anspielstationen sehr gut unterbunden. Die Folge: Gentner sammelte zwar 113 Ballkontakte – die meisten von allen auf dem Platz – seine Fehlpassquote war mit 50% aber exorbitant. Er brachte zwar mehr Bälle an den Mann, wurde von Daube und Boll aber so gut abgeschirmt, dass er oft nur kurz ablegen konnte oder sich weit in die eigene Hälfte zurückgedrängt sah.

Auf der anderen Seite war St. Pauli wegen den schwachen Takyi auf die Flanken angewiesen, dort verteidigten Träsch und der im Herbst noch indiskutable Molinaro (bzw. nach dessen Verletzung in der zweiten Hälfte Celozzi) sehr umsichtig. Die Folge: St. Pauli hatte zwar mehr vom Spiel, dennoch hatte man in der zweiten Halbzeit nicht den Eindruck, als sollte sich am 1:1 noch zwingend etwas ändern.

Umstellungen: 4-4-2 gegen 4-4-2

Auch die Wechsel änderten diesen Eindruck nicht. Stanislawski versuchte erst (73.), mit einem Doppelwechsel (Sukuta-Pasu und Naki für Bruns und Takyi) und einer Adjustierung auf ein echtes 4-2-3-1 (mit Asmoah weiterhin vorne, Kruse zentral dahinter, Naki links und Sukuta-Pasu rechts) die Zentrale zu stärken. Als das nichts half – Kuzmanovic hatte das Zentrum weiterhin im Griff – war er mit Ebbers eine zweite echte Spitze ins Spiel.

Das machte in der Schlussphase auch VfB-Coach Labbadia. Nachdem Harnik in die Spitze beordert wurde (weil Flügelmann Gebhart für den müde gelaufenen Pogrebynak gekommen war, 63.) tätigte er in der 83. Minute den vorentscheidenden Wechsel: Der junge Sven Schipplock kam für Okazaki ins Spiel und ging zu Harnik nach vorne. So war es am Ende ein Duell zweier 4-4-2-Teams. Das späte Siegtor für Stuttgart hatte damit aber nichts zu tun.

Das war eine Einzelleistung von Schipplock und schlechtes Abwehrverhalten von Markus Thorandt. Dieser verschätzte sich erst im Laufduell und störte Schipplock dann nicht mehr entscheidend – der Schuss des 22-Jährigen zu seinem ersten Bundesliga-Tor war für Pauli-Keeper Kessler nicht zu halten. Es war der K.o.-Schlag für St. Pauli.

Fazit: Bittere, weil unnötige Niederlage für Pauli

Es wurde die vierte Niederlage in Serie für St. Pauli – auch, wenn es in diesen Spielen sicherlich die beste Leistung war. Defensiv standen die Hausherren gut, Harnik und Hajnal kamen überhaupt nicht zur Geltung, ebenso Pogrebnyak. Ausschlaggebend dafür, dass nicht mehr herausschaute, war zu einem großen Teil die äußerst mäßige Leistung von Takyi, der wohl auch nicht rechtzeitig aus dem Spiel genommen wurde.

Und ein Einzelkämpfer Asamoah ganz vorne ist nun mal zu wenig, wenn er durch einen schwachen Hintermann vom Spielaufbau abgeschnitten ist und sich durch erhöhten Einsatz selbst die Bälle holen muss. Diese Niederlage war vermeidbar, aber die Gesamtleistung war dennoch ein Schritt in die richtige Richtung.

Stuttgart hat sich mit dem dritten Sieg hintereinander weiter Luft verschafft. Die Umstellung auf das 4-2-3-1 nimmt zwar Harnik viel von seiner Torgefahr, lässt aber die Stärken der Mannschaft nach der Ankunft von Okazaki (der eine halbwegs ordentliche Leistung zeigte, obwohl er mit dem Kopf sicher eher in der Heimat ist) besser zur Geltung kommen. Der Sieg bei St. Pauli war eher einer beherzten Einzelaktion von Schipplock zu verdanken, der beschrittene Weg stimmt aber zweifellos.

(phe)

Chalkboards by dfl.de

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/03/14/ein-zweiter-asamoah-tate-not/feed/ 0
Noch nicht ganz drin, doch schon gerettet – David Alaba im „System Hoffenheim“ https://ballverliebt.eu/2011/01/23/alaba-und-die-absolute-vertikalitat/ https://ballverliebt.eu/2011/01/23/alaba-und-die-absolute-vertikalitat/#comments Sun, 23 Jan 2011 22:02:59 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3836 Noch nicht ganz drin, doch schon gerettet – David Alaba im „System Hoffenheim“ weiterlesen ]]> David Alaba rettete mit seinem Ausgleich in der Nachspielzeit einen Punkt für sein neues Team Hoffenheim. Die Höhepunkt einer eher durchschnittlichen Leistung in einem Spiel, dass der ÖFB-Jungstar als Linksaußen begann und als Sechser beendete. Ganz angekommen ist Alaba im „System Hoffenheim“ aber noch nicht.

1899 Hoffenheim - FC St. Pauli 2:2

David Alaba ist erst seit zwei Wochen bei Hoffenheim – und trotzdem vertraut ihm der ebenso neue Cheftrainer Marco Pezzaiuoli auch im zweiten Spiel genug zu, um ihn über 90 Minuten auf dem Platz zu lassen. Und das beim hochkomplexen System in Hoffenheim, das Pezzaiuoli gemeinsam mit seinem Vorgänge Ralf Rangnick erarbeitet hatte! Einerseits merkte man natürlich schon, dass Alaba noch nicht allzu lange bei der Mannschaft ist. Aber er zeigte schon, dass er eine enorme Flexibilität hat, was sein Repertoire an möglichen Positionen betrifft und auch nicht daran verzweifelt, wenn das Spiel sich zu seinen Ungunsten dreht und er in eine Rolle gesteckt wird, in der das Spiel ziemlich an ihm vorbeiläuft.

Hoffenheim im Ballbesitz

1. – Das System Hoffenheim: Vertikale Dreiecke

Offiziell ist es in den Grafiken der Bundesliga als 4-3-2-1 ausgewiesen; eher entspricht das Hoffenheimer System aber einem 4-3-3 oder einem 4-1-4-1. Wirklich gerecht werden solche Zahlenmodelle der Praxis aber nicht, denn in erster Linie geht es bei Pezzaiuoli um Dreiecke. Von denen baut er bei eigenem Ballbesitz grundsätlich drei in seine Mannschaft ein: Je eines offensiv links und rechts, dazu ein sehr flaches in der Verteidigung. Durhc die Offensiv-Dreiecke soll natürlich nicht nur Stabilität ins eigene Spiel gebracht werden, sondern auch Unordnung in das gegnerische. Außenverteidiger nach innen ziehen, dort Platz schaffen (klappte immer wieder ganz gut), Mittelfeldspieler nach hinten drücken (klappte wunderbar), Sechser binden.

Dafür marschieren die Außenverteidiger massiv mit nach vorne (wie unten am Beispiel von LV Andi Ibertsberger dargestellt), um sich mit den jeweiligen Außenstürmern und den Mittelfeldspielern in den Halbpositionen zu verbinden. Das wird durchaus unterschiedlich interpretiert, beim Spiel gegen St. Pauli wurde das auch deutlich: Während Alaba sich in der Regel sehr nahe bei LM Salihovic und LV Ibertsberger aufhielt, die Passwege kurz gestaltete und selbst, wenn im Ballbesitz, eher nach innen zog, orientierte sich Rechtsaußen Vukcevic deutlich weiter nach vorne, lauerte hoch auf Anspiele und wirkte so deutlich weniger ins Spiel eingebunden.

Auch, weil LM Salihovic und RM Weis etwas unterschiedliche Aufgabenstellungen in der Defensivarbeit hatten: Während Salihovic oftmals mit einigem Schwung nach vorne ging, spielte Weis eher zurückhaltend und passte seine Aktionen immer wieder auch der Spielweise von Sechser Sebastian Rudy an. Entschloss sich dieser, mal durch die Mitte nach vorne zu gehen, war es zumeist eher Weis, der die Zentrale absicherte. Dass die Spielanlage von Weis deutlich konservativer als jene von Salihovic war, zeigt ein simpler Zahlenvergleich: Weis brachte 37 seiner 45 Passversuche an den Mann, Salihovic 38 von 57.

Hoffenheim gegen den Ball

So kontrollierte Hoffenheim gegen die sehr defensiv in einem 4-4-1-1 gestaffelte Mannschaft von St. Pauli völlig mühelos die erste halbe Stunde, ohne allerdings von den Außenpositionen auch mal ins Zentrum zu kommen um dort Torchancen vorzufunden. So musste das hochverdiente 1:0 für Hoffenheim nach 29 Minuten aus einem Freistoß fallen (Ibertsberger war nach einem kurzen Pass von Alaba umgestoßen worden), der vor dem Tor Compper fand. Der Innenverteidiger schoss ein.

Bis dahin war Hoffenheim defensiv überhaupt nicht gefordert, weil sie selbst aber nun – warum auch immer – einen Gang (nein, eher zwei) zurückschalteten, kam St. Pauli deutlich besser in die Partie. Wenn Hoffenheim Zeit hatte, sich in die defensive Formation, ein klassischen 4-1-4-1, zu stellen, war das einigermaßen solide. Wann immer St. Pauli aber mit Tempo nach vorne stieß, wirkte die Abwehr der Gastgeber seltsam kopflos, desorientiert und unsicher. Compper und Vorsah, die im Ballbesitz weit nach außen rückten und so ein riesiges (von Rudy abgedecktes) Loch hinterließen, ließen sich immer wieder von den flinken Offensivspielern von St. Pauli – in erster Linie von Charles Takyi – herauslocken. So verließ in der 51. Minute Compper die Viererkette, um Takyi zu stellen; Vorsah stand auf der falschen Seite von Kruse und schon stand es 1:1.

2. – Die Rolle von Linksaußen David Alaba

Alaba bis Minute 68

Der 18-jährige Leihspieler von Bayern München wurde von Trainer Marco Pezzaiuoli als Linksaußen in diesem System aufgeboten. Seine direkten Mitspieler waren, wie schon erwähnt, Sejad Salihovic und Andi Ibertsberger. Während Ibertsberger sich immer sehr nahe an der Seitenlinie bewegte, orientierte sich Alaba zumeist eher in Richtung Strafraum – Dribblings versuchte er aber eher zu vermeiden. Viel eher hielt er den Ball immer nur kurz und das Ziel war klar erkennbar, das Tempo hoch zu halten und schnelle, kurze Pässe zu spielen. Den größten Aktionsradius dieses Trios hatte aber Salihovic: Vom Mittelkreis bis in den Strafraum war er die treibende Kraft auf der linken Hoffenheimer Seite.

Es wurde schon deutlich, dass Alaba noch nicht mit dem allergrößten Selbstverständnis in der Mannschaft ist. Es gelang ihm beileibe nicht alles, seine Aktionen zeigten zwar Willen, aber brachten relativ wenig ein. In der ersten Hälfte kamen nur die Hälfte seiner Pässe an (8 von 16). Zum Vergleich: Ibertsberger brachte im gleichen Zeitraum 28 von 31 an, Salihovic 15 von 22.

Ganz anders stellte sich die Situation auf der rechten Seite dar: Weis verteilte seine Aktionen etwas defensiver, aber deutlich breiter gefächert als Salihovic – und, wie erwähnt, deutlich passsicherer. Und das, obwohl sich Weis sehr viel auch an weiteren Zuspielen versucht hat. Durch die hohe Positionierung von Vukcevic hatte St.-Pauli-Linksverteidiger Oczipka allerdings nicht allzu viel Mühe, ihn zu verteidigen – Bartels kümmerte sich um Andi Beck.

Sebastian Rudy als Sechser

3. – Die Rolle von Alaba als Sechser (im Vergleich zu Sebastian Rudy)

Der im Sommer vom VfB Stuttgart verpflichtete Sebastian Rudy spielte auf der Position des Sechsers. Vom Positionsspiel interpretierte er das so, dass er im Zentrum verharrte bzw. leicht zurück ging, um sich von den Innenverteidigern Compper und Vorsah flankieren zu lassen. Compper war dabei derjenige Spieler, der sich eher nach vorne orientierte. Rudy blieb dabei quasi der Hüter des Mittelkreises, von wo aus Salihovic und Weis zumeist ihre Aktionen starteten. Die Pässe von Rudy waren in der Regel eher kurz. Seine Passgenauigkeit lag bei 83%, wichtiger war aber seine Präsenz am Spielfeld: Er war immer anspielbar und wurde von seinen Mitspielern auch immer wieder gesucht, wenn es sonst nicht mehr weiter ging.

Als im Laufe der zweiten Hälfte bei Hoffenheim beim Stand von 1:1 das Offensivspiel immer mehr verflachte, wechselten erst Alaba und Vukcevic die Flanken (was die drei Alaba-Pässe auf der rechten Seite auf der oberen Grafik erklärt), ehe er in der 68. Minute die Sechser-Position übernehmen musste – Rudy wurde für Gylfi Sigurdsson ausgewechselt, der ab sofort den Linksaußen spielen sollte.

David Alaba als Sechser

Als Solo-Sechser einer Mannschaft, die eher verzweifelt als durchdacht probiert, gegen einen oft und flink konternden Gegner zum Erfolg zu kommen, hielt die Performance des außerdem sichtlich immer müder werdenden Alaba keinem Vergleich mit jener von Rudy stand. Der ÖFB-Youngster tappste eher verloren auf weiter Flur umher und auch seine Mitspieler schienen ihm nicht annähernd so viel zu vertrauen wie Rudy zuvor. Die Passrate von Alaba blieb gleich, er hatte aber nun überhaupt keine Bindung mehr zum Spiel.

So blieb er auch äußerst passiv, als St. Pauli in der 81. Minute sich just über jene halbrechte Abwehrseite, auf die sich Alaba orientierte, das 2:1 herausgespielt hatten – eine Minute, nachdem die Hamburger schon eine Riesenchance hatten und sechs Minuten, nachdem Alaba schon Takyi einen Distanzschuss anbringen hatte lassen, der die Querlatte traf.

Alaba machte den Eindruck, körperlich ziemlich am Ende zu sein, so bekam er nach dem 1:2 auch von seinem Trainer lautstark zu hören: „Komm! David, lauf!“ Und David lief – bis er in der Nachspielzeit goldrichtig stand, als ein Ball bei einem Hoffenheim-Angriff auf ihn zukam. Er schoss, St.-Pauli-Innenverteidiger Gunesch fälschte ab, und Hoffenheim hatte in der Nachspielzeit doch noch das 2:2 gerettet. Nicht nur ein Tor, auf das eigentlich nichts mehr hindeutete – sondern vor allem ein Torschütze, der in der zweiten Hälfte sehr wenig gezeigt hatte…

Andreas Ibertsberger

4. – Linksverteidiger Andi Ibertsberger

Bei aller Öffentlichkeit, die der aktuelle (und hoffentlich langjährige) Teamspieler David Alaba genießt, geht seit geraumer Zeit sein Landsmann bei Hoffenheim ein wenig unter. Das ist Andi Ibertsberger gegenüber nicht ganz fair, denn dass ihn der ÖFB-Teamchef und sein Stab nicht haben wollen, heißt ja nicht, dass er nicht genauso Leistungen bringt, die zumindest einen Platz im Kader rechtfertigen würden. Denn, so ehrlich muss man sein, an Christian Fuchs führt derzeit eh kein Weg vorbei.

Wie es sich für einen ordentlichen Außenverteidiger gehört, war der Salzburger im Ballbesitz nicht in der Defensive unterwegs – Compper rückte für ihn nach außen, in seiner Spielanlage war er auch ein Stück offensiver als sein rechtes Pendant Andi Beck.

Ibertsberger war zumeist für die kurzen Pässe zuständig, zumeist auf David Alaba. Die beiden Österreicher zeigten vor allem in der ersten Hälfte viel Willen zum schnellen Zusammenspiel. Flanken waren fast exklusiv die Anglegenheit von Ibertsberger (3) und Salihovic (5); von Alaba kam nur eine und die fand ihr Ziel nicht. Defensiv hatte Kruse in der ersten Hälfte, und da vor allem in der ersten halben Stunde, sehr wenig zu melden.

Danach wirkte sich die generell offensivere Einstellung von St. Pauli natürlich auch ein wenig auf die Leistungsbeurteilung von Ibertsberger aus. Kruse und später Naki hatten mitunter durchaus Platz, was aber für Ibertsberger spricht ist die Tatsache, das keines der beiden Tore über seine Seite fiel.

Fazit: Hoffenheim erst stark, dann gibt’s ein blaues Auge

Das Team von David Alaba und Andi Ibertsberger hat eine halbe Stunde lang das Spiel nach Belieben kontrolliert, auch wenn es nur selten Torgefahr gab. Nach der Führung lehnte sich Hoffenheim aber zu weit zurück und durch die Kampfkraft und die Schnelligkeit im Konter kam St. Pauli zurück und ging sogar in Führung. Ein Sieg für die Hamburger wäre aber des Guten dann doch zu viel gewesen und so rettet der späte Ausgleich von David Alaba zumindest einen verdienten Punkt.

Dem 18-Jährigen können solche Spiele nur gut tun – er merkt, dass er auch trotz eher mäßiger Leistung das volle Vertrauen von Trainer Marco Pezzaiuoli hat, und mit einem solchen Erfolgserlebnis wie seinem ersten Bundesliga-Tor, noch dazu einem so entscheidenden, kann man auf solchen Partien aufbauen. Und mit weitere Spielpraxis rechnen.

(phe)

Chalkboards von dfl.de

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/01/23/alaba-und-die-absolute-vertikalitat/feed/ 3