Spieler – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 07 Apr 2017 22:49:07 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Vor Test in England: ÖFB-Frauen-Legende Sonja Spieler im Interview https://ballverliebt.eu/2017/04/07/vor-test-in-england-oefb-frauen-legende-sonja-spieler-im-interview/ https://ballverliebt.eu/2017/04/07/vor-test-in-england-oefb-frauen-legende-sonja-spieler-im-interview/#comments Fri, 07 Apr 2017 21:45:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13443 Vor Test in England: ÖFB-Frauen-Legende Sonja Spieler im Interview weiterlesen ]]> Wird das ein wildes Pressing-Fest oder probiert eines der Teams etwas aus? Am Montag treffen in Milton Keynes (Anstoß 20.45 Uhr) die ÖFB-Frauen auf England – erstmals seit fast sieben Jahren. Dieses Spiel wird vom ORF auf Sport plus übertragen, und auch bei der EM im Sommer wird der ORF flächendeckend dabei sein.

Insgesamt 25 der 31 Spiele werden übertragen, die ersten zwei Gruppenspiele von Österreich (gegen die Schweiz und Frankreich) sind sogar auf ORFeins geplant. Wohlgemerkt: Das Match gegen Frankreich ist zur Prime-Time an einem Samstag. So etwas war bislang schlicht unvorstellbar. „Ein Zeichen der Wertschätzung“, freut sich Kapitänin Viktoria Schnaderbeck, die nach einem halb Jahr Verletzungspause wieder dabei ist. Teamchef Dominik Thalhammer ist „stolz und dankbar“ darüber.

Testspiel gegen England

England ist klar über die Spielidee von Trainer Mark Sampson zu identifizieren. Unter dem 34-jährigen Waliser, der seit dreieinhalb Jahren im Amt ist, sind die Lionesses die flexibelste Mannschaft der Welt, was das Spielsystem angeht. 4-4-2, Raute, Dreierkette, mit Zehner oder ohne – alles haben die Lionesses im Repertoire.

Die Spielanlage ist aber klar definiert: Hohes Pressing in genau geplanten und vordefinierten Wegen, leiten des Gegners in die gewollten Teile des Spielfeldes. Nach Ballgewinn schnell umschalten und es ausnützen, dass man schon nahe am gegnerischen Tor ist. Meisterhaft gezeigt hat England diese Spielweise zuletzt in der ersten Halbzeit des Spiels gegen Frankreich beim SheBelieves-Cup.

„Das System ist immer extrem auf den Gegner angepasst“, bestätigt ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer, „es ist sehr schwer, das vorher abzuschätzen.“ England ist unter Sampson Dritter bei der WM 2015 geworden, war damit bestes europäisches Team. Auch für die EM im Sommer in Holland die Lionesses einer der absolut seriösen Titelkandidaten.

Sonja Spieler: „Wegbereiterin“

Die Bilanz von Österreich gegen England ist deutlich negativ: Vier Spiele, vier Niederlagen, 1:15 Tore. Das letzte Match gegen England war das letzte Heimspiel von Thalhammers Vorgänger Ernst Weber, im August 2010 in Krems im Rahmen der WM-Qualifikation. Es war dies auch das letzte Heimspiel im Nationalteam für eine der prägendsten Spielerinnen in der Geschichte der ÖFB-Frauen: Sonja Spieler.

Die Vorarlbergerin war von 1993 bis 2010 ein Teil des Nationalteams, niemand deckte jemals eine größere Zeitspanne ab. Die Teilnahme an einer Endrunde, wie sie das aktuelle Team in 100 Tagen startet, war ihr nicht vergönnt.

Ballverliebt: Sonja Spieler, in Ihrer ganzen, langen Team-Karriere hatten Sie nie nie Gelegenheit, wie das aktuelle Team bei einem großen Turnier zu spielen. Wehmütig?

Sonja Spieler: Wehmut ist nicht das richtige Wort. Als Aktive hatte ich hoch gesteckte Ziele, eine EM oder eine WM wäre ein absoluter Traum gewesen. Es hat nicht sollen sein. Aber: Ich sehe meine Kolleginnen von damals als Wegbegleiterinnen. Gerade zu den anderen Spielerinnen aus Vorarlberg gibt es auch heute noch regelmäßigen Kontakt, da sind echte Freundschaften entstanden.

Wie sehr verfolgen Sie das aktuelle Geschehen um das Frauen-Nationalteam?

Das bekomme ich natürlich mit und ich freue mich über die Entwicklung. Mit denen, die mit mir noch bei Bayern München gespielt haben – Schnaderbeck, Wenninger, Puntigam – bin ich auch immer noch in Kontakt. Es ist sehr gut, dass durch die Erfolge auch der Fokus der Öffentlichkeit mehr auf den Frauenfußball verlegt wird.

Wenn die Strukturen im ÖFB – Stichwort Nationales Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten – schon in den Neunzigern und den Nuller-Jahren da gewesen wären – was wäre damals möglich gewesen?

Schwierig zu beurteilen. Klar hätte ich mir gewünscht, dass manches schneller gegangen wäre, aber es muss auch ein gesundes Wachstum sein. Es ist in jedem Fall schön zu sehen, dass sich heute durch das Zentrum die Chancen schon für junge Mädchen auf eine erfolgreiche Karriere erhöhen, auch durch gute Trainer und entsprechende Erfolge bei den U-Nationalteams. Entscheidend ist, das ist in anderen Ländern genauso, die Vereinsarbeit in den jüngeren Jahrgängen. Hier wird die Basis einer guten Ausbildung gelegt.

War in den Zeiten vor dem Nationalen Zentrum eine gewisse Halbherzigkeit seitens des ÖFB zu spüren?

Die, die im Team und im Betreuerstab dabei waren, waren immer mit sehr viel Herzblut und unglaublich viel Leidenschaft dabei. Ich denke da etwa an Masseurin Maggie Sperrer, die ja auch heute noch dabei ist, oder Teamchef Ernst Weber. Fußball ist immer ein Gesamtkonstrukt, da kommt es auf viele Sachen an.

Wenn das Team heute zusammen kommt, ist die Gruppe mehrere Tage vor dem Match komplett, sodass intensiv gemeinsam gearbeitet werden kann. Wie war das in ihrer Anfangszeit im ÖFB-Team?

Ich war damals Schülerin, andere waren berufstätig… Da ist man, wie in meinem Fall, spätabends mit dem Zug von Vorarlberg nach Wien gefahren, dann ging es gemeinsam nach Lindabrunn. Es gab ein Training, eine kurze Vorbereitung, und am danach folgenden Tag war oft schon das Match – und nach diesem ging’s recht schnell wieder nach Hause. Das war ein Wochenend-Engagement, wenn man so will.

Wie konnte da so etwas wie gemeinsames Spielverständnis oder echter Teamgeist entstehen?

Das hat es in dem Sinn eigentlich nicht gegeben. Da hat sich seither extrem viel verändert, professionalisiert. Das Zusammenfinden als Gruppe, der Mannschaftsgeist ist etwas ungemein wichtiges.

Das erste offizielle Länderspiel der ÖFB-Frauen war 1990, Sie waren ab 1993 dabei, wurden Rekord-Teamspielerin. Fühlen Sie sich als Pionierin im österreichischen Frauenfußball?

Puh, bei dem Wort „Pionier“, da fühle ich mich so alt wie meine Oma… „Wegbereiterin“ passt wohl besser. Pioniere waren andere vor mir.

In ihrer aktiven Zeit gab es selten mehr als vier Länderspiele pro Jahr, heute sind es doppelt so viele oder mehr. Sie könnten, bei heutiger Schlagzahl, locker 130 Länderspiele haben. Ärgert Sie das?

Aber nein! Es freut mich für die jetzige Generation, dass sie diese Möglichkeiten haben. Ich habe mich auch ehrlich für die Nina Burger gefreut, als sie meine Marke endlich überboten hat.

Das bisher letzte ÖFB-Spiel gegen England – chancenlos beim 0:4 im August 2010

Jetzt spielt das Team gegen England – der Gegner in ihrer letzten WM-Quali als Aktive. Wie haben sie diese in Erinnerung?

Da war schon ein deutlicher Aufwärtstrend zu erkennen, weil auch vermehrt Legionärinnen dabei waren – das hat das Niveau gehoben. Wir wussten natürlich, dass es keine realistischen Chancen auf eine WM-Teilnahme gab. Es ging gegen England und Spanien, und nur der Gruppensieger qualifizierte sich für das Playoff. Besonders schön war damals die Leistung im ersten Match. Das war ein 0:1 in Spanien, es war das erste Länderspiel nach meinem Kreuzbandriss, und wir haben wirklich gut gespielt.

Das Heimspiel gegen England war das einzige, das wirklich enttäuschend verlaufen ist. Wir waren zur Halbzeit schon 0:3 im Rückstand, haben 0:4 verloren. Ich weiß noch, dass ich als rechter Sechser gespielt habe – und, dass die Laura Feiersinger vor mir gewirbelt hat.

Spielerinnen aus dem Ländle prägten gerade in den Neunzigern das Team – neben Ihnen noch Stürmerin Elke Scheubmayr, Torhüterin Elisabeth Bitsche, Mittelfeldspielerin Heidrun Grutsch. Nun gibt es seit 2011 keinen einzigen Einsatz einer Vorarlbergerin im ÖFB-Team mehr. Warum?

Das Nationale Zentrum steht in St. Pölten, das ist weit weg. Es ist für 14-jährige Mädchen aus dem Westen schon ein sehr, sehr großer Schritt. Hinzu kommt, dass es derzeit keinen Klub aus Vorarlberg in der Frauen-Bundesliga gibt. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich das bald ändert – neben dem alteingesessenen Platzhirschen Rankweil gibt es nun mit dem FFC Vorderland einen sehr engagierten, weiteren Klub. Sie pushen sich gegenseitig, beide haben eine sehr gute Chance, heuer in die Bundesliga aufzusteigen. Es wäre wichtig, den Mädchen hier im Bundesland eine sportliche Alternative in der höchsten Liga bieten zu können. Ich bin überzeugt, dass es nicht mehr lange dauert, ehe wieder eine Vorarlbergerin im Nationalteam spielt.

Frau Spieler, besten Dank für das Interview.

Gerne – und an dieser Stelle schöne Grüße an die Mädels aus Vorarlberg. Und unseren ÖFB-Frauen fest die Daumen drücken, bei der EM im Sommer!

Kuriosum in WM-Quali

Parallel zu diversen Testspielen, zu denen eben auch jenes von Österreich in England zählt, fängt andernorts schon die Qualifikation für die WM 2019 in Frankreich an. Unter anderem mit der Vorrunde in Asien. Diese interessiert in der Regel nicht einmal Hardcore-Nerds, weil da normal nur der absolute sportliche Bodensatz ausgesiebt wird. Das ist diesmal aber ein wenig anders – und zwar wegen Nordkorea.

Bei der WM 2011 ist der Zehnte der aktuellen Weltrangliste – also absolut ein Team aus der erweiterten Weltklasse – durch gleich fünf positive Dopingtests aufgefallen. Daher wurde Nordkorea für 2015 komplett ausgeschlossen und dementsprechend für 2019 in den hinterletzten Topf verfrachtet.

Folge: Man wurde in der Vorrunde – in der nur die Gruppensieger nicht ausscheiden – genau in die Gruppe zu Südkorea (17. der Weltrangliste, Achtelfinale bei der letzten WM) gelost. Am Freitag kam es bei dem in Nordkoreas Hauptstadt Pyöngyang ausgetragenen Mini-Turnier zum direkten Duell – es endete 1:1, darum kommt es nun darauf an, wer die anderen Teams ärger verprügelt. Fix ist: Für eines der beiden verfeindeten Nachbarländer ist die WM schon fast zweieinhalb Jahre vor der Endrunde vorbei.

Ameisenrunde in Europa

Auch in Europa läuft die Quali für die WM in Frankreich 2019 nun an. In der Vorrunde – 16 Nationen sind da dabei – werden fünf Teams für die Hauptrunde gesucht, die wie immer im September startet. In dieser Ameisenrunde sind neun Teams, die in der letzten EM-Quali in der Hauptrunde dabei waren (Türkei, Montenegro, Estland, Georgien, Albanien, Griechenland und Moldawien, dazu Österreichs letzte Gruppengegner Kasachstan und Israel). Kosovo gibt das Debüt.

Zumindest für vier dieser Nationen ist die WM-Quali also schon am 11. April wieder vorbei. Natürlich: Für den weiteren Verlauf der Qualifikation und die Hauptrunde wird der Ausgang dieser Vorrunde keinen wirklichen Einfluss haben. Es geht nur darum, wer die Punktelieferanten in der Hauptrunde sein werden.

Kleine Anmerkungen: Aserbaidschan, in allen anderen Bereichen sehr ambitioniert, richtete vor fünf Jahren die U-17-WM aus, um auch im Frauenfußball einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Bei den „Großen“ ist man aber weiterhin nicht dabei, gerade gab es überhaupt erst die ersten beiden Länderspiele seither (zwei Tests gegen die Arabischen Emirate). Zypern hat zwar eine Liga, aber weiterhin kein Nationalteam. Mazedonien verfügt zwar mit Nataša Andonova von Paris St. Germain über eine Stürmerin von internationaler Klasse, hat das Team aber zurückgezogen. Auch Bulgarien und Armenien haben ihre Versuche eingestellt, sich im Frauenfußball zu etablieren. Diverse Kleinstaaten (San Marino, Liechtenstein, Gibraltar) fehlen auch.

Die Kader

Kleines Kreisschließen am Rande: Sonja Spieler war beim 2:2 in der Türkei im August 2010, ihrem letzten Länderspiel, für fast sieben Jahre die letzte Über-30-Jährige im ÖFB-Kader. Torhüterin Jasmin Pfeiler, die nach vier Jahren erstmals wieder mit dabei ist, beendet diese Serie nun.

Österreich: Tor: Jasmin Pfeiler (32 Jahre, Altenmarkt, 19 Spiele/0 Tore), Manuela Zinsberger (21, Bayern/GER, 27/0). Abwehr: Marina Georgieva (19, Potsdam/GER, 1/0), Gini Kirchberger (23, Duisburg/GER, 42/1), Sophie Maierhofer (20, Kansas Jayhawks/USA, 17/1), Katharina Naschenweng (19, Sturm Graz, 5/0), Katharina Schiechtl (24, Bremen/GER, 21/5), Viktoria Schnaderbeck (26, Bayern/GER, 52/2), Carina Wenninger (26, Bayern/GER, 62/3), Laura Wienroither (18, Neulengbach, 0). Mittelfeld: Verena Aschauer (23, Sand/GER, 40/7), Barbara Dunst (19, Leverkusen/GER, 11/0), Jasmin Eder (24, St. Pölten, 34/1), Laura Feiersinger (24, Sand/GER, 45/8), Nadine Prohaska (26, St. Pölten, 68/7), Sarah Puntigam (24, Freiburg/GER, 66/9), Sarah Zadrazil (24, Potsdam/GER, 42/5). Angriff: Nicole Billa (21, Hoffenheim/GER, 27/11), Nina Burger (29, Sand/GER, 84/46), Stefanie Enzinger (27, Sturm Graz, 6/0), Laura Krumböck (17, St. Pölten, 0), Lisa Makas (24, Duisburg/GER, 45/17), Viktoria Pinther (18, St. Pölten, 4/0).

Englands Teamchef Mark Sampson hat bereits jetzt seinen Kader für die EM nominiert. Jener für den Test am Freitag gegen Italien (1:1) und jenen am Montag gegen Österreich weicht in Details davon ab, aber Sampson greift da wie dort vor allem auf Spielerinnen von Europacup-Halbfinalist Manchester City zurück.

England: Tor: Sophie Baggaley (20, Birmingham, 0 Länderspiele/0 Tore), Siobhan Chamberlain (33, Liverpool, 41/0), Carly Telford (29, Notts County, 7/0). Abwehr: Laura Bassett (33, Notts County, 59/2), Hannah Blundell (22, Chelsea, 0), Lucy Bronze (25, Man City, 41/4), Jessica Carter (19, Birmingham, 0), Alex Greenwood (23, Liverpool, 23/2), Steph Houghton (28, Man City, 84/9), Demi Stokes (25 Man City, 34/1), Casey Stoney (34, Liverpool, 129/6). Mittelfeld: Millie Bright (23, Chelsea, 1/0), Izzy Christiansen (25, Man City, 12/3), Jade Moore (26, Notts County, 35/1), Jordan Nobbs (24, Arsenal, 39/4), Jill Scott (30, Man City, 119/18), Fara Williams (33, Arsenal, 160/40). Angriff: Karen Carney (29, Chelsea, 126/31), Toni Duggan (25, Man City, 45/15), Mel Lawley (22, Man City, 0), Nikita Parris (23, Man City, 10/3), Jodie Taylor (30, Arsenal, 22/7), Ellen White (27, Birmingham, 61/20).

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Österreich – Polen: Taktikbesprechung und Einzelkritik https://ballverliebt.eu/2008/06/13/osterreich-polen-taktikbesprechung-und-einzelkritik/ https://ballverliebt.eu/2008/06/13/osterreich-polen-taktikbesprechung-und-einzelkritik/#respond Fri, 13 Jun 2008 16:16:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=220 Österreich – Polen: Taktikbesprechung und Einzelkritik weiterlesen ]]> Kurz und knackig, die Heldentat von gestern, die Fußball-Österreich zum Leben erweckte und viel Hoffnung für die nahe und ferne Zukunft übrig lässt.

Taktikbesprechung:
Mutig offensiv, technisch stark, kreativ, kämpferisch, laufstark, jung, super. Done

Einzelkritik
Jürgen Macho: Er ist da, wenn man ihn braucht. Hatte bei dieser EM glaube ich erst 3 oder 4 Bälle zu halten – und die hatte er.

György Garics: Wurde gegen Ende müde, weil er bis dahin verdammt viel gelaufen ist. Konnte dann Mangels Alternative nicht ausgetauscht werden, machte aber trotzdem keine Fehler. Alles in allem eine Superleistung, beim Gegentor war er vielleicht den Tick zu weit vom Gegner weg.
Sebastian Prödl: Mann des Abends. Nicht nur weil er den Elfer herausholte, sondern weil er zeitweise das Gefühl gibt, die Abwehr alleine schaukeln zu können. Und weil er sich nach vorne einschaltet. Bei Werder wird man jubeln, dass man ihn schon im Winter verpflichtet hat. Der Preis wäre jetzt um einiges höher. Wird gegen Deutschland sehr, sehr fehlen.
Martin Stranzl: Hat sich vom Kroatien-Spiel erholt und spielte gestern eine solide Partie.
Emanuel Pogetetz: Extrem sicher und mittlerweile ansatzweise auch vorne zu sehen. Wenn er einen Zweikampf fährt, braucht man keine Angst zu haben, dass der Gegner es leicht hat.

Verteidigung gesamt: Genau das, was man sich von dieser Mixtur an heimischen Spitzenspielern erwartet. Die Abwehrt erlaubt es dem Mittelfeld, ab und zu auch einmal zu sorglos in der Vorwärtsbewegung zu sein.

[ad#bv_test]Christoph Leitgeb: Hat sich aus seiner Jahre dauernden Krise zurück gemeldet. Zeigte zwar zwei kleinere Unsicherheiten, ließ sich aber nicht beirren und war im Spiel nach vorne unendlich wichtig. Schade, dass er das nicht mit einem Tor krönte.
Andreas Ivanschitz: In Ordnung – aber nicht in Topp-Form. Schade. Müsste vor allem dringend Eckbälle üben. Das Problem: Für 90 Minuten gibt es keine Alternative zu ihm.
Ümit Korkmaz: Genial. Fehlerlos.
Rene Aufhauser: Sehr bemüht und nach wie vor im Defensivspiel ein wichtiger Mann. Beim Spiel nach vorne wird man aber den Gedanken zeitweise nicht los, dass der den Anschluss an internationale Entwicklungen verloren hat. Sollte gegen Deutschland durch Säumel ersetzt werden.
Ivica Vastic: Im Spiel eigentlich nicht beeindruckender als Ivanschitz – schwache Eckbälle und Freistöße. Beim Elfer hat er seine Einberufung dann voll und ganz gerechtfertigt. Ich hätte schon auf der Tribüne fast gekotzt. Mir unverständlich, wie man da so cool bleiben kann. Wird für immer ein Nationalheld bleiben, wenn er gegen Deutschland nicht gerade drei Eigentore macht.
Jürgen Säumel: Zu kurz eingesetzt und das auch nur zum Unverständnis des Publikums, das die offensichtlichen Ermüdungserscheinungen in der Defensive nicht bemerkt hat oder bemerken wollte. Dort beginnt aber die Offensive.

Mittelfeld: gesamt Generierte viele Torchancen – überraschenderweise nicht nur über die Flügel. Zeitweise im Vorstoß erwischt und in Gefahr in einen Konter zu laufen.

Martin Harnik: Die zwei vergebenen Chancen tun weh. Dafür hat er permanent für Gefahr gesorgt und geschätzte 47 Eckbälle herausgeschunden. Ist ein ständiger, unkontrollierbarer Unruheherd. Ich bin weiterhin der Meinung, er ist rechts am Flügel noch besser aufgehoben. Kann auch in der 85. Minute noch einem Gegenspieler davonrennen, selbst wenn er das davor schon 20 Mal machen musste. Wehe Hicke, wenn er ihn gegen Deutschland draußen lässt.
Roland Linz: Hat gerackert und damit genau das gezeigt, was er vor einem Jahr noch vermissen lies. Dafür bringt Roligoal momentan keine Torgefahr mit.
Roman Kienast: Das Publikum ist im Moment nicht allzu gnädig mit ihm, dabei präsentiert er sich in einer guten Form. Zeigt mit seiner technisch gar nicht so schlechten Holprigkeit Paralellen zu Peter Crouch, braucht aber vielleicht das eine Erfolgserlebnis. Gefühlsmäßig wäre Hoffer zum Zeitpunkt des Tausches eine bessere Wahl gewesen.

Sturm gesamt: Bemüht und gefährlich, der Knackpunkt war das Toreschießen.

Mannschaft gesamt: Wir brauchen jemanden, der auch mal aus der Distanz draufhalten kann. Und einen, der Freistöße und Ecken schießen kann (und das über 90 Minuten). Das mit den Toren wird schon noch klappen, am Personal mangelt es da jedenfalls nicht. Das Team ist ein bisserl wie die Schweiz 2006. Noch etwas zu jung und nur zu Überraschungen fähig, aber mit einer richtigen Portion Potential.

Die gestrige Leistung lässt gegen Deutschland alles möglich erscheinen: Vom enttäuschenden Debakel bis hin zum Kantersieg. Die große Frage für mich ist, wie man Prödl ersetzen kann. Da sind haarsträubende Varianten möglich.

Josef Hickersberger: Hat vor dem Spiel geblufft – endlich! Ich hatte immer ein wenig damit gerechnet und gehofft, dass er das mit seinem seltsamen Gerede tut, wurde bisher aber bitter enttäuscht. Gestern, das war dann endlich mit der (richtigen und notwendigen) Portion Mut. Auch die Auswechslungen waren in Ordnung. Das beste Spiel seiner Trainerkarriere. Jetzt heißt es, noch einen drauf zu setzen und noch einmal die Brust rauszustrecken, statt sich zu verstecken. Und diesmal ist das angesichts des gesperrten Prödl und der ein bisserl außer Form befindlichen Ivanschitz, Aufhauser und Linz auch eine echte Herausforderung. Dazu aber in einem anderen Beitrag in den kommenden Tagen.

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Österreich – Kroatien: Taktikbesprechung und Einzelkritik https://ballverliebt.eu/2008/06/09/osterreich-kroatien-taktikbesprechung-und-einzelkritik/ https://ballverliebt.eu/2008/06/09/osterreich-kroatien-taktikbesprechung-und-einzelkritik/#comments Mon, 09 Jun 2008 02:01:14 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=195 Österreich – Kroatien: Taktikbesprechung und Einzelkritik weiterlesen ]]> Vergebene Chance gegen schwache Kroaten

Die Taktikbesprechung zum Kroatien-Spiel fällt wohl etwas kürzer als gewohnt aus.

Einerseits war es auf der Wiener Fanmeile schwierig, sich auf jedes einzelne Detail zu konzentrieren (gute Stimmung, wenig Sicht), andererseits arbeite ich während der EM ja beim Online-Standard in der Sportredaktion. Dementsprechend leide ich dann mit Arbeit, gewöhnlichen Fansein und Bloggen an einem gewissen Fußball-Overkill.

Ach was! Blödsinn! Sowas gibt es doch gar nicht.

Formation

Das Spiel begann Hickersberger wie fast schon zu befürchten war mit einer wahnsinnigen Angsthasenvariante (auch wenn der planlose Fanmeilen-Moderator versuchte, es der wahrscheinlich großteils nicht mehr checkenden Masse als Risikotaktik zu verkaufen). Drei Innenverteidiger (Prödl, Stranzl, Pogatetz), zwei vorgezogene Außenverteidiger (Standfest, Gercaliu) und zwei defensive Mittelfeldspieler (Säumel, Aufhauser) zierten eine 7 Mann starke Defensivabteilung. Im 3-4-1-2 (vereinfacht: 3-5-2) von Hickersberger spielten nur Ivanschitz, Harnik und Linz eine offensive Rolle.

Dass man mit vollen Hosen von Beginn an unter Druck gerät, nun – ich will ja nicht sagen, ich hätte es ja schon immer gesagt… Das schnelle Gegentor und die anfängliche Hilflosigkeit waren ein Resultat dieses selbstverschuldeten, kroatischen Anfangsdrucks. (Übrigens: Den Elfer kann man geben. Ich verwette aber meine Unterhose darauf, dass bei der WM in Deutschland das deutsche Team sich darüber keine Sorgen hätte machen brauchen. Einen Underdog- oder Gastgeber-Bonus gabs da nicht.)

Der schwache Beginn ist vor allem beachtlich, weil in fast allen Spielen die ich in den letzten Jahren vom Nationalteam gesehen habe, die ersten 15 Minuten die besten waren.

Spieler-Einzelkritik

Betrachtet man sich die einzelnen Spieler in der Startaufstellung, dann muss man sich schon fragen, was Hickersberger bezwecken wollte.

Für den desolaten Standfest stand mit Garics eine hervorragende Alternative (was für ein Hohn, den so bezeichnen zu müssen) bereit. Hicke bevorzugte es, Standfest durchspielen zu lassen. Ich weiß nicht wie viele Leute in Österreich sich bei dessen Aktionen (als vorwiegend Fehlpässe) die Haare ausgerauft haben. Persönlich kann man gegen Standfest vermutlich nichts was sagen. Er will ja, er kann nur nicht. Seine Einberufung hat er im Kroatien-Spiel wieder ad absurdum geführt (und Ibertsberger wollten wir ja nicht mitnehmen). Dass Garics nicht gespielt hat, ist für mich (falls es nicht irgendeinen mir unbekannten Grund geben sollte) ein Bekenntnis zur Inkompetenz, hat er doch mit Harnik die rechte Seite in den entsprechenden Testspielen sehr schön gefüllt.

Auf den schwachen Gercaliu hätte man dank Fuchs (oder einem von Beginn an spielenden Korkmaz) ebenfalls verzichten können. Aber dessen Einsatz kann man wenigstens rechtfertigen, Gercaliu ist an und für sich ein zuverlässiger Mann – war heute aber eine Katastrophe, eine wandelnde Unsicherheit. Den schwarzen Tag hat auch Roland Linz erwischt.

Aufhauser dürfte in Wahrheit im Moment nicht spielen – aber da fehlt die Alternative. (Scharner wollten wir ja nicht dabei haben, dafür aber die völlig unflexiblen und grundlegend uneinsetzbaren Hiden und Patocka). Aufhauser bemüht sich, rackert, kämpft und ist defensiv auch meist wirklich nicht ganz unwichtig (allerdings: saublöde Attacke die zum Elfer geführt hat). Er hat sich in den letzten Wochen auch wieder einen Tick gesteigert. Aber auch er ist immer für einen Alibi- oder gar Fehlpass gut.

Solide gespielt haben Pogatetz (von seinen zwei Blödheiten mal abgesehen eine sehr saubere Partie mit einigen wichtigen Tacklings), Stranzl, Ivanschitz (ist bemüht, aber – wenn er aufmerksam bewacht wird – leider nicht stark genug. Er hat immer noch Potential das er in den kommenden zwei Jahren ausschöpfen muss – vielleicht ja mit dem neuen Trainer bei Panathinaikos.), Säumel (Spielt meist unauffällig, aber intelligent im Spielaufbau. Seine Auswechslung war für mich völliger Quatsch. Wird für die WM-Quali tragender Spieler sein.) und Macho (er hatte nichts zu tun, daran sieht man, wie harmlos und packbar die Kroaten waren).

Tolle Leistungen gab es vor allem von Prödl . Er ist auf seiner Position in Österreich der Spieler mit dem modernsten Spielverständnis, schaltet sich in den Angriff ein, harmoniert vor allem mit Harnik sehr gut, wenn es zum Kontakt kommt. Der wiederum hatte heute auch einen starken Tag. Geschätzte 75% aller Angriffe liefen über ihn. Er spielte vier oder für geniale Querpässe, die ein Roland Linz im Normalfall alle verwerten würde.

Seine Beurteilung durch die österreichischen Stadion- und Fanmeilenbesucher stellt mir immer wieder die Nackenhaare auf. Da wird viel gejammert und genörgelt (auffällig oft von Rapid-Fans, die Jimmy Hoffer einfach lieber mögen) wenn er ab und zu den Ball verliert, aber beständig ignoriert, dass er mit Leuten wie Standfest und Aufhauser auf seiner Seite agieren muss, während Linz auf Pässe wartet und sehr oft Ivanschitz links orientiert oder isoliert ist. Kein Zuckerschlecken.

Die Einwechselspieler: Korkmaz ist toll in Form und ab jetzt dringend von Beginn an einzusetzen. Vastic war in Ordnung. Mehr ist zum Oldie und Publikumsliebling auch kaum zu sagen – außer, dass sein Einsatz immer ein bisserl so wirkt, als würde dadurch jedes taktische Konzept aufgegeben und stattdessen auf einen Genieblitz gehofft, der bislang auf sich warten lässt. Kienasts Leistung war durchaus ansprechend. Er kommt jetzt langsam auf Touren im Team und ist meiner Einschätzung nach keine Fehleinberufung, was sich schon gegen Nigeria abgezeichnet hat.

Taktikbesprechung für die Offensive

Hickersberger änderte sein System bis zur Einwechslung von Vastic eigentlich kaum. Einzig Harniks Rolle wandelte sich, was sofort positive Wirkung zeigt. Der Werder-Legionär spielte zu Beginn einen waschechten zentralen Stürmer und bekam da von hinten so gut wie keine verwertbaren Bälle. Später rückte er weiter nach rechts und mimte einen offensiven Mittelfeldspieler bzw. Flügelstürmer. Da kam er auch gleich deutlich besser zur Geltung.

Der schnelle Weg über die Außenbahn mit abschließendem Querpass oder ein gefinkelter Haken zur Mitte, das ist das, was Harnik schon sehr gut beherrscht. Und genau da liegt die Chance des Teams (gleich mehr dazu). Mangelnde Spielpraxis in der deutschen Bundesliga hin oder her – ohne Harnik geht nach vorne wenig bis gar nichts – mit ihm geht aber plötzlich alles über ihn. Das sollte eigentlich jeder sehen, der die Vereinsbrille mal abnimmt (wobei sich Hoffer und Harnik nicht zwangsläufig ausschließen in der Startformation).

Ergänzt wurde er dann (leider viel zu spät) von Ümit Korkmaz. Die zwei werden uns noch viel Freude machen (haben wir schonmal irgendwo gehört, könnte hier aber wirklich zutreffen, weil beide nicht nur talentiert sondern auch bereits am richtigen Weg sind). Und schon war da plötzlich auch der ein oder andere Angriff über links. Hickersberger hat also in seiner Verzweiflung tatsächlich die von mir als „junge Flügelzange“ betitelte Aufstellung ausprobiert.

[ad#bv_test]Das Ergebnis ist bekannt. Korkmaz kam in der 69. Minute, ab etwa diesem Zeitpunkt gelang Kroatien kaum noch eine echte Entlastung. Ich hoffe doch, es stellt sich auch Hicke jetzt nicht mehr die Frage, ob und wo man die beiden gegen Polen einsetzen kann. Sieben Defensivspieler braucht nicht nur niemand, so braune Hosen können wir uns jetzt unter Zugzwang auch nicht mehr leisten. Ein Sieg mit mehr als einem Tor Differenz muss her, wenn das Viertelfinale bis zum letzten Spiel realistisch bleiben soll.

In welchen Variationen ich mir die „junge Flügelzange“ vorstellen kann, werde ich in den nächsten Tagen noch einmal ausführlich darstellen.

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