SheBelieves Cup – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 02 Apr 2020 07:49:13 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 ÖFB-Frauen: Guter Lehrgang, schlechte Resultate https://ballverliebt.eu/2020/03/13/oefb-frauen-guter-lehrgang-schlechte-resultate/ https://ballverliebt.eu/2020/03/13/oefb-frauen-guter-lehrgang-schlechte-resultate/#comments Fri, 13 Mar 2020 10:35:25 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16756 ÖFB-Frauen: Guter Lehrgang, schlechte Resultate weiterlesen ]]> Ob das EM-Quali-Spiel der ÖFB-Frauen gegen Frankreich am 14. April stattfinden wird, ist unklar. Noch bevor sich ganz Europa wegen des Coronavirus in den Lockdown-Modus begeben hat, absolvierte das Team aber jedenfalls ein einwöchiges Trainingslager in Marbella mit zwei Testspielen gegen die Schweiz.

Inhaltlich war Teamchef Dominik Thalhammer mit dem Lehrgang recht zufrieden. Mit den Ergebnissen – ein 1:1-Remis und eine später 1:2-Niederlage – jedoch ganz und gar nicht.

„Perfekte Bedingungen, es war alles wie erhofft – bis eben auf die Resultate“, bilanzierte Thalhammer. Man hatte bewusst auf eines der Turniere (etwa an der Algarve oder in Zypern) verzichtet, um sich gegen die Schweiz auf die beiden kommenden EM-Quali-Spiele gegen Frankreich vorzubereiten. Die Entscheidung, sich quasi ein eigenes Programm zu gestalten bezeichnet der Trainer auch im Nachhinein als „absolut richtig“.

Von den Spielen wurde keine TV-Übertragung produziert, auch französische Scouts sind dem ÖFB keine untergekommen. Wenn Corinne Diacre und ihr Stab auf die beiden Ergebnisse schauen, werden sie sich in ihrem Desinteresse am österreichischen Team bestätigt sehen.

Dominanz gut, Effizienz schlecht

Im Mittelpunkt stand das Angriffspressing. Dafür wurde auch die Formation ein wenig adaptiert, eine der Achter aus dem etatmäßigen 4-3-3 rückte weit auf (im ersten Spiel Dunst, im zweiten Zadrazil). „Im ersten Spiel haben wir 45 Ballgewinne verzeichnet“, sagt Thalhammer zufrieden. Das große Manko: Es entstand nur ein Tor daraus – die angepresste Schweizer Linksverteidigerin Aigbogun wollte unter Druck blind zur Torhüterin Thalmann zurückspielen, diese stand aber fünf Meter weiter links als vermutet und der Ball kullerte ins Tor.

„Ich kann mich kaum erinnern, dass wie schon mal einen Gegner von so hoher Qualität dermaßen kontrolliert hätten“, schwärmte Thalhammer, „wir waren auf dem Feld um eine Klasse besser als die Schweiz – das ist ein großartiger Fortschritt. Eigentlich müssten wir beide Spiele klar gewinnen.“ Hat man aber nicht. „Darüber sind wir schon voll ****! Denn die Schweizerinnen waren dafür um eine Klasse effizienter als wir.“

Besonders geärgert hat den Teamchef die Schlussphase des zweiten Spiels, welches zuvor sehr gut verlaufen war – viel Ballbesitz, gute Kombinationen. „Aber in den letzten zehn Minuten haben wir uns wirklich sehr unclever angestellt. Da muss man von uns schon mehr Ruhe erwarten können, die meisten haben ja doch schon weit über 50 Länderspiele auf dem Konto“, brummt Thalhammer. Anstatt schon längst in Führung zu liegen, stand es nur 1:1 und in der Nachspielzeit erhielt die Schweiz (korrekterweise) einen Elfmeter. Crnogorcevic verwertete.

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Das Positive überwiegt

Wenn man das Große Ganze betrachtet, überwiegt für Thalhammer aber eindeutig das Positive. „Ob man jetzt zwei Testspiele gewinnt oder nicht, ist langfristig nicht so entscheidend. Wichtig ist, wie sich eine Mannschaft entwickeln kann, und da ist bei uns der Plafond noch nicht erreicht“, ist der Teamchef sicher – vor allem nach diesem Lehrgang.

Zumal die jungen Spieler überzeugt haben. „Marie Höbinger hat wieder absolute Talentproben abgeliefert, sie ist ein großes Versprechen für die Zukunft“, lobt der Trainer, der auch über Debütantin Katja Wienerroither und die nach ihrem Kreuzbandriss zurück gekehrte Katharina Naschenweng lobende Worte fand.

In der EM-Quali ginge es planmäßig am 14. April in St. Pölten mit dem Heimspiel gegen Frankreich weiter. Serbien ist mit einem klaren Erfolg über Mazedonien vorübergehend an Frankreich vorbei gezogen, hat aber auch drei Spiele mehr als Frankreich ausgetragen (und auch schon beide bisherigen Matches gegen Frankreich und Österreich verloren).

Die anderen Turniere

Das US-Team war schon unter der durchschnittlichen Trainerin Jill Ellis kaum zu bezwingen. Wie gut der Weltmeister mit einem guten Trainer tatsächlich sein kann, deutete er beim SheBelieves Cup unter Vlatko Andonovski an. Obwohl mitten in der Off-Season (die NWSL soll am 18. April starten) und bei der Olympia-Quali vor einem Monat gegen Haiti und Panama und auch Kanada nicht gefordert, erteilte man England eine absolute Lektion, kontrollierte Spanien und kam zum späten Sieg und besiegte dann auch Japan.

Andonovski wechselte übrigens kaum durch, nur die Besetzung als Sturmspitze statt der in Babypause weilenden Alex Morgan ist für Olympia noch völlig offen. Carli Lloyd hat den größten Namen, Christen Press die beste Form und Lynn Williams die effektivste Wirkung im von Andonovski installierten, heftigen Angriffspressing.

Bei Spanien ist das Spiel ist immer noch ballsicher und grundsätzlich schön anzusehen, es bleibt aber „Friendzone Football“: Eh lieb, aber ohne die gefährliche Zone zu bearbeiten. Olympia-Gastgeber Japan befindet sich noch voll in der Off-Season und entsprechend fehlte die Spritzigkeit, das Team weiß aber grundsätzlich, was zu tun ist. Und der nächstjährige EM-Gastgeber England, vor einigen Jahren noch das weltbeste Team im Spiel gegen den Ball, versinkt unter Phil Neville zunehmend in einem undefinierbaren Irgendwas ohne übergeordnete Spielidee.

Deutschland hat den Algarve Cup gewonnen, ohne das Finale spielen zu müssen (Italien hat wegen des Coronavirus-Shutdowns in der Heimat w.o. gegeben, um irgendwie noch heim zu kommen), war aber das einzige Team des Turniers, das mehr als den immer gleichen Schema-F-Fußball zeigte. Dänemark und Norwegen bringen im eigenen Aufbau gar nichts zustande, Schweden nicht besonders viel – es geht nur um das Verhindern eines gegnerischen Aufbaus. Dünn, dünn.

Auch beim Tournoi de France gab es wenige neue Erkenntnisse: Turniersieger Frankreich spielt schön, aber auch immer ein bissi selbstverliebt und ohne den echten Endzweck. Kanada war, wie bei WM und Olympia-Quali, fad und harmlos. Brasilien zeigte unter Pia Sundhage grobe Lücken in der Abwehr und weiterhin keinen Plan im Aufbau; immerhin klappte das Pressing. Und Holland war eben Holland, flink und schnell im Umschalten, und beinahe hätte es auch einen Sieg gegen Frankreich gegeben.

In Frankreich gab es am letzten Spieltag keine Zuseher und beim Pinatar Cup in Murcia (Sieger: Schottland vor Island) waren, wie bei Österreich, de facto so oder so keine Zuschauer anwesend. Die restlichen, kleineren Turniere waren in ihrer ganzen Substanz vom Coronavirus beeinflusst. Beim Cyprus Cup hat Thailand kurzfristig die Teilnahme abgesagt, womit die Slowakei, Tschechien und Kroatien um ein Spiel umgefallen sind und die (eh schon sinnlose) Tabelle noch sinnloser wird als ohnehin schon, Finnland (drei Spiele) und Kroatien (zwei Spiele) holten jeweils vier Punkte.

Und in Alanya beim Turkish Women’s Cup war zwar das venezolanische Team schon da, aber deren Trainerin nicht – die ist Italienerin und durfte nicht mehr aus Italien raus. Also flogen die Spielerinnen nach Neapel, um dort gegen ein paar Klub-Teams zu spielen. Den Turnier-Platz nahm zunächst der zufällig anwesende kasachische Meister BIIK Kazygurt ein (der 1:2 gegen Ungarn verlor und 6:0 gegen Hongkong gewann), ein Spiel übernahm Weißrussland. Gruppensieger wurden Ungarn sowie Chile.

Chile hat sich für die Olympia-Quali warmgeschossen – 3:0 gegen Ghana, je 5:0 gegen Kenia und das nordirische B-Team. Im April geht es gegen WM-Achtelfinalist Kamerun um einen Platz im Olympia-Turnier. Kamerun hat das Finale der Afrika-Ausscheidung gegen Außenseiter Sambia verloren (3:2 daheim und 1:2 auswärts), womit die Copper Queens erstmals überhaupt bei einem Welt-Turnier dabei sein werden.

Während China und Südkorea – zwei Länder, die in der letzten Woche die Verbreitung des Coronavirus erfolgreich zurückgedrängt haben – ebenfalls im April um die Olympia-Teilnahme spielen sollen, hat sich Australien diese bereits gesichert: Völlig problemlos krachten die Matildas über Vietnam drüber (5:0 und 2:1). Das vietnamesische Team war durchaus sehenswert. Es gab nämlich kein System, nein, acht der zehn Feldspielerinnen dackelten einfach ihren zugewiesenen Gegenspielerinnen nach, wohin sich diese auch bewegten.

Manndeckung like it’s 1974.

Nochmal kurz zur USA

Der Rechtsstreit zwischen den Spielerinnen des US-Teams und dem US-Verband um gleiche Bezahlung ist indes eskaliert. Der Verband hat sich auf die juristische Position verlegt, dass man den Frauen selbstverständlich weniger Geld zahlt, weil sie eben Frauen sind, einfach nicht gut genug wären und außerdem sind die Auswärts-Fans bei den Frauen friedfertiger (kein Witz, was war *wirklich* ein formuliertes Argument).

Die Spielerinnen haben vor Spiel gegen Japan demonstrativ mit auf links gedrehten Trikots aufgewärmt – auf denen die vier WM-Sterne, aber nicht das Verbandslogo zu sehen sind. Folge der selbst von konservativen Kommentatoren als „wie von Neanderthalern“ bezeichneten Erklärung des US-Verbands war, dass die Großsponsoren den Aufstand probten.

Coca-Cola und Visa haben öffentlich erklärt, vom Standpunkt des Verbandes „angewidert“ zu sein; Nike soll hinter den Kulissen noch schärfer geworden sein. Mit der Drohung des Rückzugs aller Sponsortätigkeiten konfrontiert, trat US-Verbandsboss Carlos Cordeiro zurück. Seine (interimistische) Nachfolgerin ist Cindy Parlow-Cone.

Sie hat 158 Länderspiele für die US-Frauen absolviert und war 1999 Weltmeisterin.

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ÖFB-Frauen beim Cyprus Cup: Neues probiert, nicht alles funktioniert https://ballverliebt.eu/2018/03/09/cyprus-cup-oesterreich-2018-bilanz/ https://ballverliebt.eu/2018/03/09/cyprus-cup-oesterreich-2018-bilanz/#comments Fri, 09 Mar 2018 11:19:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14518 ÖFB-Frauen beim Cyprus Cup: Neues probiert, nicht alles funktioniert weiterlesen ]]> „Die Ergebnisse hätten besser sein können.“ Ein Sieg, ein Remis, zwei Niederlagen und der siebente Platz – dass der Auftritt der ÖFB-Frauen rein von den Zahlen her kein Grund für Jubelstürme war, weiß auch Teamchef Dominik Thalhammer. Es war erkennbar, was ihm vorschwebt. Es war aber auch erkennbar, dass es noch Zeit braucht.

Mehr Varianten im Spiel nach vorne hatte Thalhammer angekündigt. In der Praxis stellte sich dem eigenen Gestalten aber vor allem ein Problem: Der Verbindung zwischen Abwehr und Sechserraum zur den offensiven Spielerinnen. Es klappte selten, den Ball durch die gegnerischen Mittelfeld-Ketten nach vorne zu bringen. So folgen viele lange Bälle über das Mittelfeld drüber.

Warum das so war? Zum einen, weil nach der EM niemand mehr Österreich unterschätzt und jeder weiß, wie wichtig Puntigam und Zadrazil für das Spiel sind (und zwar in jeder der vielen möglichen) Spielanlagen – und entsprecht spielt. Zum anderen, weil nun neue Automatismen einstudiert werden und diese noch nicht greifen. „Es ist komplexer geworden“, sagt Thalhammer über die Weiterentwicklung gegenüber dem erfolgreichen EM-Jahr 2017.

Komplexere Strategie

Bei der EM gab es gegen starke Teams (Frankreich, Spanien) eine Zielspielerin vorne, das Spiel war sehr direkt. Thalhammer: „Jetzt ist es komplexer, darum wurden auch mehr Fehler gemacht.“ Der Idealvorstelung kommt das Tor zum 2:0 gegen Tschechien am nächsten – ein Chip von Zadrazil auf Feiersinger, die im Rücken der aufrückenden tschechischen Abwehr plötzlich völlig frei stand.

„Wir können nicht fünf Abwehrspielerinnen ausdribbeln. Darum müssen wir andere Wege finden, im Angriffsdrittel zu agieren, um zu Chancen zu kommen.“ Aufeinander abgestimmte Laufwege, um Löcher zu reißen: So soll es gehen. Thalhammer: „So bekommt die gegnerische Abwehr Stress. Aber man muss dafür selbst viel wahrnehmen und schnell entsprechend reagieren können. Das ist sehr anspruchsvoll.“ Und das braucht Zeit.

Diese Laufwege sind auch der Grund, weshalb Laura Feiersinger – eigentlich auf dem rechten Flügel daheim – viel im Mittelfeld-Zentrum gespielt hat. „Sie ist sehr laufstark und hat ein gutes Gespür für die richtigen Wege“, erklärt Thalhammer. Wenn einen der Gegner einlädt, wie Tschechien, klappt die Umsetzung schon gut. Wenn einen der Gegner anläuft oder sich eisern hinten einbunkert (wie Belgien bzw. Wales), haut das noch nicht so hin.

Zu wenig Tore, Besetzung der linken Seite

Drei Tore in vier Spielen, davon eines (jenes gegen Wales) eher ein Flipper-Zufallstreffer – viel ist das nicht. „Man kann immer noch mehr herausspielen, das ist uns auch bewusst. Es hat viele Situationen gegeben, in denen wir im Spiel nach vorne nicht die Schnittstelle treffen, oder eine falsche Entscheidung treffen.“ Aber auch beim Finale zwischen Spanien und Italien (2:0) habe es nicht viele Torszenen gegeben.

Die etatmäßige linke Seite mit Verena Aschauer und Lisa Makas hat verletzungsbedingt gefehlt, das merkte man auch. Katharina Naschenweng von Sturm Graz ist die Körperlichkeit auf internationalem Niveau nicht gewohnt und dass sich Routinier Nadine Prohaska vor ihr in der Defensive tendenziell zu passiv verhielt, half ihr auch nicht gerade. Recht zufrieden ist der Teamchef mit Sophie Maierhofer: „Sehr solide.“

Die neue Vision

Vor dem Turnier wurde angekündigt, dass es eine „neue Vision“ braucht, einen neuen Grund-Antrieb. Die öffentliche Anerkennung, dessen Erreichen jahrelang Triebfeder war, ist ja nun da. Von heute auf morgen geht das aber nicht. „Wir sind diesbezüglich noch in der Findungsphase, aber auch die alte Vision hatte sich ja nicht von heute auf morgen gebildet“ so der Trainer.

Wichtig war ihm beim Cyprus Cup vor allem, die Zeit zu nützen, sowohl was sportliche Dinge anbelangt („Man kann viel im Detail arbeiten und wir haben Veränderungsprozesse eingeläutet“) als auch gruppendynamische Gesichtspunkte („Es sind viele Prozesse im Bereich der Teamentwicklung angestoßen worden“).

Der enge Zeitplan von vier Spielen in acht Tagen war „grenzwertig“: „Die Belastungssteuerung bei den Aufstellungen viel bestimmt“, sagt Thalhammer. Der sich andererseits über die Gelegenheit freute, Back-up-Torhüterin Jasmin Pfeiler Einsatzzeit geben zu können und auch junge Spielerinnen auf das Feld zu schicken – wie Jenny Klein und Viktoria Pinther, die mehr als nur Kurzauftritte erhielten.

Und Laura Wienroither, die nachnominiert wurde, durfte debütieren. Laura junior, die im Herbst auch oft mit der gleichen Frisur wie Feiersinger gespielt hatte, ist die erste Oberösterreicherin im Nationalteam seit acht Jahren. Die energiegeladene 19-Jährige ist mit 1.65m kleinste Spielerin im Kader und bei Meister SKN St. Pölten Linksverteidigerin. In der letzten Viertelstunde gegen Wales spielte sie rechts hinten.

0:2 gegen Spanien

Österreich – Spanien 0:2 (0:1)

Im Auftaktspiel gegen Spanien stellte sich Österreich in einem 4-4-2 (defensiv) bzw. 4-3-3 (im Ballbesitz) auf und Unterschiede zur Spielanlage beim 0:0 n.V. im EM-Viertelfinale und zum 0:4 im November in der WM-Quali waren deutlich zu erkennen.

Die ÖFB-Frauen standen viel höher, Sarah Puntigam rückte zumindest vor der Pause fast nie in die Abwehrkette zurück. Die Zweikampfführung war deutlich aggressiver. In diesem (rein vom Resultat) belanglosen Spiel ging man also das Risiko ein, hinten Räume oder Standards herzugeben, mit dem Benefit, dass man aktiv Ballgewinne suchte, um schnell umzuschalten.

Der Unterschied zu den beiden Spielen letztes Jahr war hierbei, dass nicht eine Spielerin in Kopf-durch-die-Wand-Manier alleine auf die spanische Abwehr zulief, sondern mit drei, vier Spielerinnen Passoptionen auch im Angriffsdrittel gestellt wurden.

Andererseits jedoch wurde im Angriffspressing nicht konsequent aus dem Mittelfeld heraus nachgerückt, was Raum hinter der Pressingwelle eröffnete. Das 0:1 resultierte aus einer Unterzahl auf der linken Abwehrseite (Prohaska wurde zunächst beim spanischen Pass auf Sampedro überhoben, dann half sie Naschenweng nicht, als auch Spaniens RV Corredera aufrückte), das 0:2 aus einem individuellen Fehler der eingewechselten Marina Georgieva.

Erstmals seit dem EM-Halbfinale war auch Viktoria Schnaderbeck wieder im Einsatz, die verletzt den ganzen Herbst gefehlt hatte.

Tore: 0:1 (35.) O. García, 0:2 (78.) Mari Paz. Wechsel: Schnaderbeck für Wenninger (Halbzeit), Maierhofer für Naschenweng (Halbzeit), Enzinger für Pinther (64.), Georgieva für Kirchberger (75.), Dunst für Prohaska (75.), Eder für Puntigam (82.).

2:0 gegen Tschechien

Österreich – Tschechien 2:0 (0:0)

Im Spiel gegen eine tschechische B-Elf (nur vier Stammkräfte wurden von Trainer Karel Rada eingesetzt) kam bei Österreich erstmals ein 3-1-4-2 zum Einsatz.

Solange die beiden tschechischen Viererketten einigermaßen diszipliniert standen (also in der ersten Hälfe), wurde das Problem mit der Involvierung des Mittelfeld-Zentrums bei Österreich erstmals bei diesem Turnier wirklich sichtbar. So hatte Tschechien zwei große Chancen auf die Führung (einmal nach Ballverlust von Schnaderbeck, einmal durch Elfmeter nach zu kurzem Rückpass der aufgerückten Kirchberger).

In der zweiten Halbzeit  rissen die beiden tschechischen Sechser (Buzkova und Svitkova) aber riesige Löcher auf. Österreich schaffte es sehr gut, Gegner aus der Position zu ziehen und damit auch in Tornähe Räume zu schaffen und zwei Tore zu erzielen (jeweils Assist Zadrazil und Abschluss Feierisinger).

Dennoch: es waren nicht alle auf der Höhe. Prohaska war (wie schon gegen Spanien) defensiv nicht immer konsequent und nach vorne uneffektiv, und Gini Kirchberger wurde zwischen ihrer höheren Positionierung (um für Prohaska abzudecken) und den ungewohnten Aufgaben in der Spieleröffnung (was generell nicht ihre große Stärke ist) aufgerieben. Sie stabilisierte sich in der zweiten Hälfte aber merklich.

Tore: 1:0 (68.) Feiersinger, 2:0 (70.) Feiersinger. Wechsel: Zinsberger für Pfeiler (Halbzeit), Schiechtl für Prohaska (Halbzeit), Zadrazil für Klein (Halbzeit), Dunst für Feiersinger (71.), Enzinger für Burger (75.), Georgieva für Schnaderbeck (75.).

0:2 gegen Belgien

Österreich – Belgien 0:2 (0:1)

68 Spiele hintereinander war Nina Burger immer in der Startformation gestanden – mutmaßlich ein Rekord für die Ewigkeit. Erstmals seit Oktober 2011 (gegen Armenien) startete ein Spiel ohne Burger. Gegen Belgien begannen Pinther und die von einer Grippe genesene Billa ganz vorne.

Wieder gab es aber Probleme, die Offensive einzusetzen. Das Team aus Belgien ging gezielt die österreichische Abwehrkette an und hinderte sie so schon am ersten Pass. Dabei agierte Belgien sehr fluid, aus dem grundsätzlichen 4-1-3-2 wurde schnell auch ein 4-2-3-1, je nach Bedarf und Situation. Diese Vorwärts-Verteidigung ist bei den in der Vergangenheit eher staubigen Belgierinnen neu.

Bis zum 0:1-Rückstand (Fehler Zinsberger) fand Österreich kaum ein passendes Mittel, die größte Chance resultierte aus einem Solo von Schiechtl. Erst als sich die ÖFB-Frauen nach dem Rückstand etwas zurücknahmen und Belgien mehr selbst machen musste, merkte man, dass das eigene Kreieren bei den Belgierinnen auch keine Offenbarung war.

Das Hauptproblem aus österreichischer Sicht war, dass man die Räume nicht nützte, die Belgien im Anlaufen aufmachte. „Und in der zweiten Hälfte haben wir dann oft auch zu kurz gespielt“, moniert Thalhammer. Ein Gegentor nach einem Freistoß brachte die Entscheidung.

Tore: 0:1 (36.) Coryn, 0:2 (74.) Jaques. Wechsel: Burger für Pinther (34.), Puntigam für Klein (Halbzeit), Dunst für Billa (Halbzeit), Naschenweng für Prohaska (63.), Enzinger für Feiersinger (70.), Maierhofer für Schnaderbeck (81.).

1:1 gegen Wales

Österreich – Wales 1:1 (1:0)

Im Spiel um Platz sieben gegen Wales war Steineklopfen angesagt. Die Waliserinnen agierten sehr defensiv, die Grundordnung des 5-4-1 wurde erst in der Schlussphase aufgelöst.

Österreich versuchte aus einem 4-2-2-2 (mit Nina Burger in ihrem 100. Länderspiel wieder zurück in der Startformation) heraus, wiederum durch gegenläufige Laufwege Löcher zu reißen – daher auch die eingerückte Positionierung der Mittelfeld-Außen Zadrazil und Dunst; die AV Schiechtl und Maierhofer sorgten für die offensive Breite. Auch nach der frühen Führung (Weitschuss von Puntigam) blieb Wales beim passiven Stellen der Ketten, ohne wirklich Druck auszuüben.

Die walisische Abwehr agierte zuweilen etwas schwindlig, aber große Torgefahr kam dennoch fast nie auf. Auf der anderen Seite kam Wales zwar zu zwei, drei guten Einschussmöglichkeiten, aber dass ein Missverständnis zwischen Zinsberger und Kirchberger nach einem verunglückten Rückpass von Maierhofer kurz vor Schluss tatsächlich für den Ausgleich sorgt, hatte sich ganz und gar nicht abgezeichnet.

Tore: 1:0 (13.) Puntigam, 1:1 (86.) Green. Wechsel: Zinsberger für Pfeiler (Halbzeit), Wenninger für Schnaderbeck (Halbzeit), Dunst für Feiersinger (Halbzeit), Enzinger für Billa (62.), Klein für Eder (65.), Wienroither für Schiechtl (78.).

Was bedeutet der Cyprus Cup für die WM-Quali?

Am 5. April (Heimspiel gegen Serbien) und 10. April (Heimspiel gegen Spanien) geht es in der WM-Qualifikaiton weiter. „Wir haben auch jetzt in Zypern wieder gesehen, dass wir gegen alle Gegner Lösungen finden können. Aber: Wir dürfen natürlich nicht so viele Fehler machen“, sagt Thalhammer mit einem Blick auf diese Spiele. Spanien hat das Turnier auf Zypern gewonnen, dabei aber recht wenig rotiert – die Aufstellung gegen Österreich war exakt jene wie beim 2:0 im Finale gegen Italien. Der Turniersieg war das klare Ziel der spanischen Delegation, wie diese auch selbst bestätigte.

Finnland hat im Jänner beim 0:0 in Israel Punkte in der WM-Quali abgegeben und war auch beim Cyprus Cup nicht direkt überragend (0:4 gegen die Schweiz, 0:1 gegen Wales). Video-Analyst Wolfgang Fiala war abgestellt, um die finnischen Spiele zu beobachten. „Sie agieren noch direkter als 2013/14, als wir gegen sie in der damaligen WM-Quali gespielt haben“, berichtet Thalhammer. „Sie sind mit ihrer neuen Trainerin noch in der Phase der Findung, aber wir dürfen sie auf keinen Fall unterschätzen.“

Weniger diplomatisch formuliert könnte man auch sagen: Finnland spielt einen schönen Mist und die größte Gefahr ist, dass man schon vor den beiden Spielen im Juni (auswärts) und September (daheim) glaubt, dass es eine g’mahte Wies’n wird.

Die drei anderen März-Turniere

Beim SheBelieves Cup in den USA standen alle vier Teilnehmer (die Nummern 1, 2, 3 und 6 der Weltrangliste) unter Erwartungsdruck. Deutschland, nachdem Bundestrainerin Steffi Jones schon vor dem Turnier schwer angezählt war – erschütternde Auftritte, nur ein Punkt und ein 0:3 gegen Frankreich (die höchste Niederlage seit acht Jahren) haben ihre Position nicht gerade gestärkt. Frankreich, weil es nach einem 0:4-Test-Debakel in Deutschland (ohne das Jones wohl schon damals gefeuert worden wäre) im Herbst um Rehabilitation ging – die Leistungen schwankten zwischen blutleer beim 1:4 gegen England und stark beim 3:0 gegen Deutschland.

England, weil es nach der peinlichen Posse um seine Bestellung die ersten Spiele überhaupt für Neo-Teamchef Phil Neville waren – der Eindruck war positiv, das Team willig und fast hätte man das Turnier sogar gewonnen. Ein vielversprechender Beginn. Und Weltmeister USA, weil man jetzt, anderthalb Jahre vor der nächsten WM, schön langsam wissen möchte, wie und mit welchem Personal sich Trainerin Jill Ellis die Marschroute zur Titelverteidiung denn nun wirklich vorstellt. Eine echte Antwort darauf gab es nicht, aber immerhin den Turniersieg.

Die dritte Auflage des SheBelieves Cups könnte auch die letzte gewesen sein: Deutschland überlegt die Rückkehr an die Algarve, England jene nach Zypern – der logistische Aufwand der USA-Reise steht für sie in keinem Verhältnis zum Nutzen des Turniers.

Zumal der Algarve Cup weiterhin stark besetzt ist. Die Jubiläums-Auflage des Turniers (Nummer 25) sah erstmals zwei Sieger: Schweden und Europameister Holland, die im Finale gestanden wären, wurden beide zum Sieger erklärt, nachdem das Endspiel buchstäblich ins Wasser gefallen war.

Portugal hat mit Siegen gegen Norwegen (!), China (!!) und Australien (!!!) und dem resultierenden dritten Platz die Erwartungen auf unglaubliche Weise übertroffen. Japan ist in ein 2:6 gegen Holland gelaufen, Norwegen tritt auf der Stelle, China wurde erstaunlicher Vorletzter. Der erste Auftritt von Lars Söndergaard als Trainer von Vize-Europameister Dänemark verlief zwar sieglos, aber zwei Remis gegen Island und knappe Niederlagen gegen Holland und Vize-Weltmeister Japan sind keine Schande.

Der erstmals ausgetragene Turkish Women’s Cup in Alanya ersetzt den gestrichenen Istria Cup, gewonnen wurde er von Frankreich B (verstärkt etwa mit Claire Lavogez). Final-Gegner Mexiko dürfte unter dem neuen Trainer Fortschritte machen, erst dahinter folgen die europäischen Topf-3-Teams wie Ukraine, Polen, Rumänien und Nordirland.

100. Länderspiel, einmal anders

Während Nina Burger ihr 100. Länderspiel 90 Minuten plus Elfmeterschießen auskosten durfte, hat DFB-Bundestrainerin Steffi Jones ihrer Spielerin Lena Goeßling den Hunderter gleich zweimal vergällt: Im Herbst wurde sie für das Spiel gegen Frankreich in ihrer Heimatstadt Bielefeld gar nicht einberufen, nun war es doch so weit – mit einer Einwechslung in der Nachspielzeit.

Auch so kann man sich Feinde machen.

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ÖFB-Frauen: Viele Systeme und Spielanlagen gut getestet https://ballverliebt.eu/2017/03/11/cyprus-cup-oesterreich-schottland-belgien-korea-neuseeland/ https://ballverliebt.eu/2017/03/11/cyprus-cup-oesterreich-schottland-belgien-korea-neuseeland/#comments Sat, 11 Mar 2017 08:21:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13383 ÖFB-Frauen: Viele Systeme und Spielanlagen gut getestet weiterlesen ]]> Zwei Remis, ein Sieg, eine Niederlage gab es für Österreich, und das durchwegs mit Gegnern auf Augenhöhe. Auch, wenn in diesem Test-Turnier vor der EM-Premiere im Sommer am Ende nur der achte Platz zu Buche steht und die ÖFB-Frauen damit deutlich unter Wert geschlagen wurden: Man kann dennoch viele positive Eindrücke und Erkenntnisse aus dem Cyprus Cup mitnehmen.


Gut: Systemflexibilität & defensive Anlage

„Von den Resultaten her ist es schon so, dass mehr drin gewesen wäre“, bilanziert Teamchef Dominik Thalhammer, „aber ich finde, insgesamt waren wir inhaltlich besser als letztes Jahr, als wir das Turnier gewonnen haben.“ Dass es nicht so gekommen ist, ist zwar ärgerlich, aber nicht schlimm. Lieber jetzt Fehler aufgezeigt bekommen, als bei der EM im Juli.

Äußerst positiv bewertet Thalhammer die mittlerweile extrem hohe System-Flexibilität: „Wir können problemlos aus vier, fünf Systemen wählen, auch innerhalb eines Spiels umstellen. Genauso wie wir die ganze Spielanlage von einer Minute auf die andere problemlos umstellen können.“ Hohes Pressing oder tief im Block verteidigen: Dieses Wechselspiel wurde bei den Spielen der ÖFB-Frauen beim Cyprus Cup verstärkt getestet.

Und dieses tiefe Verteidigen im Block – erstmals wurde hier ein 5-3-2 verwendet, zumeist mit Sarah Puntigam, die von der Sechs abkippt – hat sehr gut funktioniert. Thalhammer: „Wenn wir diese Anlage in diesem System gespielt haben, hat kein einziger Gegner auch nur eine ernsthafte Torchance erarbeiten können.“

Nicht so gut: Defensives Umschalten

Das Verhalten im Umschalten nach Ballverlusten hat Thalhammer hingegen gar nicht gefallen – vor allem im Spiel gegen Schottland, das wegen zwei genau solcher Situationen verloren wurde. „Hier müssen wir ganz eindeutig darauf schauen, dass wir da nicht mehr phasenweise eher naiv agieren“, so der Trainer. Billige Gegentore in Phasen, in denen man am Drücker ist: Das wäre bei der EM ganz besonders bitter.

Auch im Platzierungsspiel gegen Belgien war eigentlich nie eine Gefahr, bis die Belgierinnen auf einmal in Führung waren. Wir haben ein paar Fehler gemacht, waren – gerade gegen Schottland – in der einen oder anderen Situation nicht ganz auf der Höhe“, so der Teamchef, „und das wurde bestraft. Aber es ist ja der Sinn und Zweck eines solchen Turniers, dass solche Schwachstellen aufgezeigt werden.“

Anders gesagt: Aus einem gut geführten, aber verlorenen Match gegen Schottland kann man auch in Blickrichtung EM mehr mitnehmen als aus einem lockeren Sieg gegen ein unterlegenes Team.

0:0 gegen Südkorea – Adaptierungen greifen

Die Variante mit der nach hinten rückenden Puntigam kam im Auftakt-Spiel gegen WM-Achtelfinalist Südkorea schon zur Anwendung. Die Koreanerinnen dominierten die erste Hälfte – kamen aber in der Phase zwischen 15. und 30. Minute, wo Österreich mit Fünferkette verteidigt hat, nicht durch. Davor und danach schon, kurz vor der Pause verzeichnete Korea durch Kwon Eun-Som einen Stangentreffer.

„Wir verwenden jetzt auch Video-Analysen schon in der Halbzeit“, so Thalhammer – und bei dieser wurde unter anderem thematisiert, dass die Außenverteidigerinnen näher am Gegner sein müssen. Das wurde in der zweiten Halbzeit adaptiert, dazu wurde wieder auf das Hochpressingspiel umgestellt. Die Folge: Südkorea wurde hinten reingedrückt. Die ÖFB-Frauen dominierten, hatten drei Top-Chancen (Burger 2x, Aschauer), aber Koreas Goalie Kang Ga-Ae parierte jeweils.

„Wir haben viel Druck ausgeübt und hätten das Spiel gewinnen müssen“, so Thalhammer. So blieb es beim 0:0, dem Comeback der fast zwei Jahre verletzten Lisa Makas und dem Debüt von Stürmerin Viktoria Pinther.

Wechsel: Dunst für Prohaska (54.), Naschenweng für Maierhofer (67.), Makas für Aschauer (75.), Eder für Zadrazil (81.), Pinther für Billa (85.).

3:0 gegen Neuseeland – dominant und eiskalt

Der nächste Gegner, WM- und Olympia-Stammgast, Neuseeland, experimentierte mit einer 3-4-3-Formation (sonst lässt Ferns-Teamchef Tony Readings immer mit einem 4-3-3). Viel Plan im Vorwärtsgang war aber nicht zu erkennen.

„Neuseeland hat mit einer relativ hohen Abwehr gespielt und wir haben uns bewusst in einem tiefen Block postiert. Wir können nicht immer nur hohes Pressing spielen, das hält man nicht 90 Minuten durch“, erklärt Thalhammer. So hatte Neuseeland viel Ballbesitz, aber wenig Ideen. „Sie fanden keine Lösungsmöglichkeit gegen unser 5-3-2, haben im ganzen Spiel keine einzige echte Torchance kreiert“, so der Teamchef. Österreich nützte die eigenen Chancen dafür eiskalt. Erst verwertete Billa nach Schiechtl-Einwurf und Kopfballverlängerung von Burger, dann verdaddelte Kiwi-Keeperin Nayler den Ball gegen Aschauer und die sagt „Danke“. Und schließlich erzielte Jasmin Eder per Kopf ihr erstes Länderspieltor für die ÖFB-Frauen.

Tore: 1:0 (19.) Billa, 2:0 (53.) Aschauer, 3:0 (77.) Eder. Wechsel: Prohaska für Dunst (57.), Maierhofer für Naschenweng (57.), Eder für Zadrazil (71.), Pinther für Billa (71.), Makas für Aschauer (78.), Enzinger für Burger (78.).

1:3 gegen Schottland – Finaleinzug billig vertan

Ein Match mit viel Experimental-Charakter: Schottlands Teamchefin Anna Signeul verzichtete fast komplett auf ihre besten Spielerinnen (Kim Little, Rachel Corsie, Emma Mitchell, Joanne Love, Jennifer Beattie).

Und Dominik Thalhammer packte jenes System mit Dreierkette aus, das zwischen 3-5-2 und WM-System ist und schon gegen schwächere Gegner angetestet wurde und nun erstmal einem Härtetest gegen einen Kontrahenten auf Augenhöhe unterzogen wurde: „Aber das erste Mal, dass wir es mit drei echten Verteidigern und zwei echten Sechsern von Beginn an gespielt haben. Der Vorteil an diesem System ist, dass wir schnell in Überzahl in Ballnähe sind, egal wo auf dem Feld der Ball gewonnen wird.“

Dass das Spiel nicht gewonnen wurde, lag an einigen falschen Entscheidungen – wie vor dem Gegentor zum 1:2. Anstatt vor dem gegnerischen Strafraum vor das Tor zu spielen, wurde ein Doppelpass versucht, der Ball verloren und der Konter gefangen. Ganz ähnlich entstand auch das 1:3 durch einen sehenswerten Weitschuss von Bayern-Legionärin Lisa Evans. Trotzdem sagt der Teamchef: „Wir haben gegen Schottland besser gespielt als beim 3:0 gegen Neuseeland, finde ich.“

Tore: 0:1 (58.) J. Ross, 1:1 (65.) Billa, 1:2 (78.) L. Ross, 1:3 (90.) Evans. Wechsel: Naschenweng für Puntigam (53.), Eder für Prohaska (60.), Makas für Aschauer (76.), Pinther für Billa (80.).

1:1 gegen Belgien – Nicht hängen lassen

Vor allem die schwedischen Ligaklubs monierten relativ laut und merkbar indigniert den heftigen Zeitplan von vier Spielen in acht Tagen, denen ihre Spielerinnen beim Algarve Cup unterzogen waren. Beim Cyprus Cup wurde der selbe enge Zeitplan eingehalten. Kein Wunder also, dass beim Platzierungsspiel gegen Belgien beiden Teams die intensive Woche deutlich anzumerken war.

In diesem Spiel – Marina Georgieva gab ihr Team-Debüt – kehrte man zum aus der Qualifikation gewohnten 4-3-3 zurück, dafür erhielten Kirchberger, Zadrazil, Schiechtl und Billa erst einmal einen erholsamen Platz auf der Bank. „Belgien hat gegenüber der Vergangenheit das Spiel auch etwas geändert, agiert jetzt mehr mit langen Bällen als früher“, vergleicht Thalhammer mit den beiden Testspielen gegen die Red Flames (einem 0:2 in Gent und einem 2:1 in Stegersbach im Jahr 2013).

Das Spiel verlief insgesamt ausgeglichen, ohne dass man sich aus österreichischer Sicht sorgen hätte machen müssen. Nach der Pause wurde auf 4-4-2 gestellt, mit Dunst als zweiter Stürmerin – aber Belgien erzielte so ein wenig aus dem Nichts dir Führung. Die ÖFB-Frauen blieben aber dran und wurden durch die von Billa freigespielte Aschauer noch mit dem Ausgleich belohnt. Dass das Elferschießen verloren wurde, hatte nur statistischen Wert.

Tore: 0:1 (63.) Wullaert, 1:1 (78.) Aschauer. Wechsel: Kirchberger für Georgieva (Halbzeit), Zadrazil für Eder (Halbzeit), Billa für Burger (Halbzeit), Pinther für Prohaska (58.), Schiechtl für Wenninger (62.), Enzinger für Dunst (82.). Im Elferschießen treffen Kirchberger und Aschauer; Puntigam, Pinther und Billa vergeben.

Den Turniersieg holte sich übrigens die Schweiz (erster Gruppengegner von Österreich bei der EM), die – obwohl taktisch weiterhin zuweilen sehr naiv agierend – im Finale gegen Südkorea durch einen abgefälschten Freistoß 1:0 gewann. Der Auftritt von Italien mit zum Teil derben Niederlagen (wie dem 0:6 gegen die Schweiz) lässt für die EM fürchterliches erwarten.

Das nächste Spiel für die ÖFB-Frauen wird ein Test gegen England in Milton Keynes am 10. April sein.

Die andere Turniere

Der SheBelieves Cup in Amerika wurde von den Top-Nationen genützt, um zu probieren. Die USA experimentierte erstmals seit einem Jahrzehnt wieder eine Formation mit Dreier-Abwehr. Deutschland testete personell einiges aus, vor allem im Match gegen Frankreich. England war stark im hohen Pressing, aber schwach im eigenen Aufbau. Und Frankreich (zweiter EM-Gruppengegner von Österreich) hat das Turnier zwar gewonnen, aber spielerich überzeugt hat man – zumindest gegen Deutschland und England – eher nicht. Endstand: Frankreich 7 Punkte, Deutschland 4 Punkte, England 3 Punkte, USA 3 Punkte.

Den extrem stark besetzten Algarve Cup mit neun Teams aus den Top-15 der Weltrangliste gewann Spanien (im Finale 1:0 gegen Titelverteidiger Kanada). Österreichs letzter EM-Gruppengegner Island holte achtbare Remis gegen Norwegen und Spanien sowie eine Niederlage gegen Vize-Weltmeister Japan und einen Sieg gegen WM-Viertelfinalist China.

Und das schwächste März-Turnier, der Istria Cup in Kroatien, endete mit dem Turniersieg der Slowakei (im Finale 2:0 gegen Bosnien). Beeindruckend war dabei einerseits die gute Aufbereitung des Turniers auf Social-Media-Plattformen, Live-Übertragungen der meisten Spiele auf Facebook inklusive. Beeindruckend war aber auch der erbärmliche Zustand der Plätze.

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Österreich gewinnt den Cyprus-Cup (plus: noch viel mehr) https://ballverliebt.eu/2016/03/12/oesterreich-cyprus-olympia-frauenfussball-shebelieves-nadeshiko/ https://ballverliebt.eu/2016/03/12/oesterreich-cyprus-olympia-frauenfussball-shebelieves-nadeshiko/#comments Sat, 12 Mar 2016 19:30:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12148 Österreich gewinnt den Cyprus-Cup (plus: noch viel mehr) weiterlesen ]]> Ein Freistoß von der halbrechten Seite segelt in den polnischen Strafraum, eine Abwehrspielern verlängert die Kugel genau vor Katharina Schiechtl – und die Bremen-Legionärin sagt „Danke“. Das entscheidende 2:1 im Finale des Cyprus Cup für Österreich, es war die 89. Minute. Der erste Sieg bei einem der renommierten März-Turniere für Österreich.

Dies ist ein ziemlich ausführlicher Artikel. Zur Übersicht, folgende Themen werden behandelt: Erst geht es im Österreich beim Cyprus Cup, die ÖFB-Frauen haben mit drei Siegen und einem Remis das durchaus namhafte Turnier gewonnen. Dann werfen wir einen Blick auf das europäische Olympia-Quali-Turnier und dort im Speziellen auf das Team der Schweiz. Außerdem fand noch der hochkarätig besetzte SheBelieves Cup in den USA statt, wo die vier derzeit besten Nationalteams der Welt untereinander waren. Und am Ende geht der Blick noch nach Japan, weil der Teilnehmer an den letzten drei Finals von großen Welt-Turnieren die Qualifikation für Olympia sensationell verpasst hat.

Österreich gewinnt den Cyprus Cup

„Im Herbst haben wir mit zwei Sechsern gespielt“, erklärt Teamchef Dominik Thalhammer, nun nur noch mit einem. Das Grundgerüst mit dem Ball war ein 4-1-4-1 bzw. 4-3-3, mit nur einer defensiven Mittelfeld-Spielerin. Durch die doppelte Besetzung auf der Acht/Zehn konnten die Außenstürmer auch wirklich außen bleiben. „Im alten System tendierten die Mittelfeld-Außen dazu, früh einzurücken. So hat uns die Breite gefehlt, wenn die Außenverteidigerinnen nicht sehr weit nach vorne gerückt sind“, so der Teamchef.

Nun kann die Abwehrkette ein wenig flacher bleiben, mit zwei hohen Außenstürmern und zwei offensiv denkenden Achtern stellt man die Abwehr eines destruktiven und tief stehenden Gegners vor die Frage, wie sie es anstellen soll, nicht auseinander gezogen zu werden.

Experiment gegen Irland

Österreich - Irland 2:0 (1:0)
Österreich – Irland 2:0 (1:0)

Gegen Irland im ersten Spiel probierte man aber noch eine weitere Neuerung aus: Aus der Abwehr rückte Viki Schnaderbeck in den Sechserraum auf. So standen zwei Sechser (eher eng), davor zwei Achter (mit größerem Abstand), zwei weit agierende Außenstürmer und Mittelstürmerin Nina Burger. Ein wenig in Richtung WM-System, so wie ganz früher, mit einem aufbauenden, zentralen Viereck.

Wirklich funktioniert hat es offenbar noch nicht, die Abstände zwischen den Spielerinnen waren oft nicht optimal, „aber das ist nicht ungewöhnlich, wenn man etwas zum ersten Mal in einem echten Match ausprobiert“, so der Trainer. In jedem Fall aber hat man Irland doch einigermaßen verwirrt, mit dieser Raumaufteilung, und mit zwei vertikalen Pässen (einmal an die Strafraumgrenzen und einmal in den Rücken der aufgerückten irischen Abwehr) wurden die beiden Tore zum 2:0-Sieg eingeleitet.

In der letzten halben Stunde, nach dem Tor zum 2:0, zog sich das österreichische Team etwas zurück und testete das staubige Nach-Hause-Bringen eines Ergebnisses. Die Folge war eine optische irische Überlegenheit, die aber nicht wirklich etwas einbrachte.

Riegelknacken gegen Ungarn

Österreich - Ungarn 2:1 (0:0)
Österreich – Ungarn 2:1 (0:0)

Die Irinnen wollten durchaus mitspielen, Ungarn zwei Tage später nicht. Das war genau so erwartet worden; die ÖFB-Frauen stellten sich in einem 4-3-3 auf, erstmals mit Barbara Dunst in der Startformation. Die 18-Jährige vom nationalen Meister FSK St. Pölten ist eine Starkstrom-Spielerin, rastlos und unangenehm für jede Gegenspielerin. Mit ihr war der Teamchef auch recht zu zufrieden.

Die Vorgabe für dieses Spiel war, Geduld zu haben. „Oft wurde in der Vergangenheit zu schnell der vertikale Pass gespielt, obwohl dieser nur mit hohem Risiko oder nur ungenau spielbar war“, so Thalhammer. Die Schlussfolgerung: Länger den Ball auch öfter mal quer spielen, den Gegner zum Verschieben zwingen, Löcher abwarten. Eine Vorgabe, die erfüllt wurde: „Das erste Tor entstand aus dem 14. Ballkontakt dieser Ballbesitz-Phase“, freut sich der Teamchef, Sarah Zadrazil war als letzte am Ball, als kurz nach dem Seitenwechsel das 1:0 fiel.

Am Ende stand ein 2:1 (Billa erzielte nach einer Ecke das Siegtor, Bernadett Zágor hatte entgegen des Spielverlaufs den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt) zu Buche, und weil Italien gegen Irland nur zu einem Remis kam, bedeutete das: Ein Punkt im letzten Gruppen-Match, und Österreich würde im Finale stehen.

Defensiv-Test gegen Italien

Österreich - Italien 0:0
Österreich – Italien 0:0

Das Spiel gegen den laut Weltrangliste stärksten Teilnehmer am Cyprus Cup, Italien (Nr. 13, Österreich ist derzeit 27.), war eher eine Trockenheizer-Partie. Die spanische Unparteiische Frías Acedo pfiff auf beiden Seiten viel ab, es gab viele Standard-Situationen, aber sehr wenig Spielfluss.

Italiens Teamchef Antonio Cabrini, Weltmeister von 1982, ging in diesem Turnier vom gewohnten 4-3-3 ab und spielte mit einem 4-4-2 durch. Sprich: konsequentere Besetzung der Außenpositionen und zwei Mittelstürmer, dafür ein Posten weniger zum Aufbauen. So segelten vor allem die langen Bälle von den Vieren hinten auf die Vier da vorne, bzw. die Flanken von den Mittelfeld-Außen in Richtung Strafraum. Italien hatte aber grundsätzlich zunächst mehr vom Spiel und traf auch einmal die Torumrandung.

Nach einer halben Stunde lief die österreichische Pressing-Maschine dann an, was Italien merklich zu schaffen machte und sichtlich nervte, auch kam die Defensive der Azzurre schon ein wenig ins Schwimmen, wenn Druck auf sie ausgeübt wurde. Halb durch die zweite Halbzeit änderte sich das Spiel wiederum radikal, weil Sarah Puntigam nach einem Handspiel mit Gelb-Rot vom Platz musste. Der erste Ausschluss bei den ÖFB-Frauen seit 21 Jahren (damals Gerti Stallinger in einem EM-Quali-Spiel im Horr-Stadion gegen Jugoslawien).

In den verbleibenden 25 Minuten konnte Österreich damit die Variante „Abwehrschlacht“ probieren – das entspricht nicht den Vorstellungen und dem Naturell des Teams, kann aber auch mal nötig sein. Italien machte wiederum Druck, vor allem über die Außenpositionen. „Da haben wir zu viel zugelassen“, moniert Thalhammer, „die Flanken müssen wir besser verteidigen.“ Vor allem, da Norwegen (in vier Wochen Gegner in der EM-Quali) auf eine praktisch idente Spielanlage baut wie Italien in diesem Spiel. Allerdings sagt Thalhammer auch: „Ausgespielt haben die uns nicht!“ Womit es beim 0:0 blieb, Nina Burger hatte in der Nachspielzeit sogar noch die Chance auf den Siegtreffer.

Mühsam gegen Polen

Österreich - Polen 2:1 (1:1)
Österreich – Polen 2:1 (1:1)

In der anderen Gruppe hatte sich Polen durchgesetzt, war deshalb der Finalgegner des ÖFB-Teams. Schnaderbeck rückte für die gesperrte Puntigam auf die Sechs, dafür verteidigte hinten Gini Kirchberger von Köln neben Carina Wenninger von den Bayern innen.

Polens Teamcher Wojciech Basiuk, das wurde schnell deutlich, wusste, wie Österreich spielen will. Er wies seine Spielerinnen an, dem ÖFB-Team gar nicht erst die Gelegenheit zu geben, in das Pressingspiel zu kommen, indem die Bälle schnell los zu werden waren – und zwar hoch und weit in die Richtung von Stürmerin Ewa Pajor. Das funktionierte einerseits ganz gut, weil Österreich tatsächlich nicht so richtig ins gewünschte Spiel kam (dem frühen 1:0 durch Nina Burger zum Trotz), andererseits aber wiederum nicht so richtig, weil Pajor alleine relativ wenig ausrichtete und der Ball zumeist längst wieder bei Österreich war, ehe das polnische Mittelfeld aufrücken konnte. Der Ausgleich (rund 10 Minuten nach dem 1:0) kam hingegen zustande, weil es Polen einmal schaffte, auf spielerischem Weg die erste Pressinglinie zu umspielen, die folgende Flanke verwertete Ewelina Kamczyk (die 19-Jährige stieg vor zwei Jahren direkt von der U-17 ins A-Team auf).

Dieses Spiel zeigte, dass gerade Topf-3-Teams, die sich etwas überlegen, Österreich zuweilen noch vor Probleme stellen können (wie im Herbst auch Wales mit einem durchaus geschickt aufgestellten 3-4-3). Das schnelle Rausbringen des Balles aus der Abwehr in Verbindung mit „drei, vier sehr schnellen Spielerinnen“ (O-Ton Thalhammer) machte Polen zu einem unguten Gegner. Österreich hatte in der Folge mehr vom Spiel, traf auch einmal die Latte (Billa), zwingende Torchancen gab es aber kaum – ehe Schiechtl aus einem Standard kurz vor dem Ende doch noch das Tor erzielte.

Bilanz

„Im Grunde haben wir alle Ziele erreicht“, ist Teamchef Thalhammer zufrieden: „Es war eine Weiterentwicklung in allen Bereichen und wir arbeiten gezielt an Details. Es gab einige gute Erkenntnisse was das Offensivspiel betrifft und unser Verhalten im Ballbesitz, aber auch bei Pressing-Situationen. Da sind wir oft nicht genau genug im Anlaufen, und das Gegenpressing ist manchmal etwas zu ungestüm.“ Sprich: Wenn man im Gegenpressing ein Foul verursacht, ist das nicht so furchtbar hilfreich.

Und Negatives? „Da kann ich nichts finden“, überlegt der Trainer, „alle sind fit wieder heimgekommen, das ist sehr wichtig. Außerdem haben wir gesehen, dass da ein Team auf dem Platz steht, das sehr stabil ist, egal was passiert. Ob es nun ein vermeidbares Gegentor, ein Ausgleich oder gar ein Ausschluss ist.“

Die nächsten Aufgaben warten am 6. und am 10. April im Vorwärts-Stadion von Steyr. Da kommen in der EM-Qualifikation Kasachstan (sollte ein klarer Sieg für Österreich werden) und Gruppenfavorit Norwegen. Und, nur um es noch einmal zu erwähnen: Die ÖFB-Frauen sind nun seit 17 Spielen oder ziemlich exakt zwei Jahren ungeschlagen, Gegner waren in dieser Zeit etwa Australien (WM-Viertelfinalist), Finnland (EM-Teilnehmer), Spanien (WM-Teilnehmer) und Italien (EM-Viertelfinalist).

Die Olympia-Quali

Schweden - Norwegen 1:0 (1:0)
Schweden – Norwegen 1:0 (1:0)

Norwegen spielte parallel zum Cyprus Cup in der europäischen Olympia-Qualifikation (Deutschland und Frankreich sind wegen ihrer WM-Leistungen schon qualifiziert, hier ging es um den dritten und letzten UEFA-Platz) und verpasste das Turnier in Rio, für das in der Vierergruppe (mit Schweden, Schweiz und Turnier-Gastgeber Holland) der ersten Platz notwendig gewesen wäre.

Unter Roger Finjord, seit einem halben Jahr Chef-Trainer, spielt der Weltmeister von 1995 und Olympiasieger von 2000 in einem 4-4-2, das im Aufbau eigentlich ein 4-2-4 ist: Zwei statische Sechser im Zentrum, gelernte Außenstürmer an den Flanken, eine bullige und eine trickreiche Stürmerin im Zentrum.

Wenn Norwegen aber gezwungen ist, das Spiel gegen einen Gegner von halbwegs Klasse zu gestalten, wird das alles sehr bieder – was aber zum insgesamt eher enttäuschenden Niveau bei diesem Mini-Turnier passt. Schweden etwa machte in erster Linie zu (passive Viererkette hinten, drei zentrale und defensiv denkende Leute im Mittelfeld), schlich und mauerte und mogelte sich zum Gruppensieg (frühes Tor und dann nix mehr beim 1:0 gegen Norwegen, klares Abseits-Tor beim 1:0 gegen die Schweiz, profitiert von einem Mörder-Bock in der holländischen Abwehr beim 1:1).

Schweden hat sich seit der Heim-EM 2013 in eine gravierende spielerische Krise manövriert, auch wegen personeller Aderlässe: Öqvist ist Mama, Göransson in der Anonymität von Mittelständler Vittsjö untergetaucht, Sjögran ist Sportdirektorin in Malmö und die dünnhäutige Asllani hat sich mit der zuweilen undiplomatischen Teamchefin Pia Sundhage überworfen. Kurz: Schweden hat derzeit nicht das Personal für ein Offensivspiel der Marke Sundhage, weshalb Pia den pragmatischen Weg gewählt hat und mauerte.

Holland war die einzige Mannschaft, die konsequent versucht hat, selbst ein Spiel aufzuziehen, das diesen Namen auch verdient, zerlegte so die Schweiz, aber gegen Schweden und Norwegen fehlte die individuelle Klasse (wohl auch, weil Außenstürmerin Lieke Martens und Abwehrchefin Stefanie van der Gragt verletzt fehlten). Der Weg zur Heim-EM im kommenden Jahr stimmt bei Oranje unter Bondscoach Arjan van der Laan aber.

Die Sache mit der Schweiz und Martina Voss

Holland - Schweiz 4:3 (1:1)
Holland – Schweiz 4:3 (1:1)

Das einigermaßen deutlich schwächste Team im Turnier war das aus der Schweiz. Das lag zum einen daran, dass Führungsspielerinnen wie Ramona Bachmann und Lara Dickenmann komplett von der Rolle waren. Aber auch daran, dass das System und die Spielanlage an Naivität kaum zu überbieten waren.

Die deutsche Trainierin Martina Voss-Tecklenburg stellte nach der WM vom flachen 4-4-2 auf ein 4-1-3-2 um, in dem die Außen im Mittelfeld recht breit stehen. Ziel: Mit vier Offensiven auf der ganzen Breite angreifen, plus einen zentralen Zehner, plus offensiv denkene Außenverteidiger (wie Ana Maria Crnogorcevic, die eigentlich Außenstürmerin ist). So überfährt man unterklassige Gegner wie Georgien und Nordirland in der EM-Quali im Herbst 4:0 und 8:1, eh klar. Beim 3:0 in Italien im Oktober hatte man schon Glück, dass Italien (damals im 4-3-3) die klare Überzahl im Zentrum wegen akutem Kreativitätsmangel nicht nützte – und, dass Azzurre-Goalie Giuliani zweimal grob daneben griff; das Resultat von 3:0 täuscht darüber hinweg, dass die Schweiz in Cesena sicherlich nicht die bessere Mannschaft war.

Italien - Schweiz 0:3 (0:0)
Italien – Schweiz 0:3 (0:0)

Nun ging es aber gegen wirklich gute Gegner, und schon die realtiv spielstarken Holländerinnen machten die offenen Halbräume, die Schweiz über 70 Minuten nicht zumachte, zu ihrem persönlichen Spielplatz. Spielerinnen wie Trainerin beklagten sich nach der Lehrstunde (in der man nur wegen konditioneller Mängel bei Holland in der Schlussphase noch von 1:4 auf 3:4 verkürzt hatte) über „zu große Räume“, die man Oranje im Mittelfeld gewährt hatte. Das ist aber außschließlich Voss anzukreiden.

Die Erkenntnisse der WM und der Spiele seither sprechen eine eindeutige Sprache: Geht es gegen deutlich schwächere Teams (wie Ecuador bei der WM), spielt man die individuelle Überlegenheit und die relative Offensivstärke gnadenlos aus. Gegen stärkere Gegner aber passt man die Strategie nicht an und rennt blindlings in offene Messer. So war es bis zu einem gewissen Grad beim eher peinlichen 1:2 gegen Kamerun bei der WM, so hätte es in Cesena gegen Italien werden können (wenn die es etwas intelligenter gespielt hätten), und so war es absolut bei 3:4 in Holland nun in der Olympia-Quali.

Immerhin: Gegen die zentral stark aufgestellten Schwedinnen stellte Voss tatsächlich auf ein 4-2-3-1 um (mit Zehnder und Wälti auf der Sechs) und hielt Schweden halbwegs an der Leine, ehe man das Pech hatte, dass das Referee-Gespann ein Tor für das Trekronor-Team anerkannte, bei der Torschützin Caroline Seger auf der Torlinie stand, also klar Abseits war. Im letzten Spiel gegen Norwegen (als die Schweiz schon aus dem Rennen um das Olympia-Ticket war) kam wieder das offene 4-1-3-2 zum Einsatz, was nur deshalb funktionierte, weil Norwegen eben ohne Aufbau via Zentrum spielt.

Österreich - Schweiz 1:2 (0:1)
Österreich – Schweiz 1:2 (0:1)

Martina Voss war als Spielerin gemeinsam Europameisterin und Vize-Weltmeisterin mit Silvia Neid, und gemeinsam ist ihnen das Vertrauen auf individuelle Klasse, das Überrennen der Gegner über die Flügel und offenbar auch die Abneigung, den eigenen Matchplan auf den Gegner anzupassen (womöglich, weil sie es unter ihrem damaligen Teamchef Gero Bisanz auch nicht anders gelernt hatten). Für die EM im kommenden Jahr wird sich die Schweiz natürlich völlig ohne Probleme qualifizieren, aber dort wird es das nächste Mal wieder spannend, inwieweit sich Voss da auf starke Gegner anpasst. Interessant wäre wieder mal ein Spiel der Schweiz gegen Österreich: Derzeit sieht es so aus, als wäre die Schweiz individuell besser aufgestellt, Österreich inhaltlich.

Das letzte Duell gab es im August 2012 in Altach, die Schweiz gewann damals 2:1 (Tore von Moser und Dickenmann bzw. Puntigam). Gerade Österreich, damals noch am Anfang der Entwicklung ist inhaltlich aber überhaupt nicht mit 2012 zu vergleichen.

Das Turnier der Großen in den USA

Das März-Turnier mit dem vermutlich dämlichsten Namen aller Zeiten („SheBelieves Cup“) war jenes mit dem wohl höchsten Niveau aller Zeiten. Gastgeber und Weltmeister USA gewann die Premiere mit drei Siege in drei Spielen vor Deutschland (6 Punkte), England und Frankreich (je 1 Punkt). Nun haben manche das Turnier ernster genommen (USA) als andere (Frankreich), ein paar schöne Erkenntnisse lassen sich auch dem durchaus ansehnlichen Cup aber schon ziehen.

USA - England 1:0 (0:0)
USA – England 1:0 (0:0)

Erstaunlich ist vor allem, dass die USA ohne Abby Wambach (der Sturmtank hat aufgehört) und Megan Rapinoe (die oft eigensinnige Flügelflitzerin riss sich das Kreuzband) viel flexibler ist. Im aktuellen Mix aus 4-2-3-1 und 4-4-1-1 kippen die beiden Sechser in der Regel seitlich ab, um die aufrückenden AV abzusichern; WM-Final-Star Carli Lloyd nimmt sich im Dienste der Mannschaft eher zurück. Und: Trainerin Jill Ellis baut jetzt, noch vor Rio, die Jungen ein.

Lindsey Horan, eigentlich ein Offensivgeist, fremdelt mit ihrer Rolle im defensiven Mittelfeld noch etwas. Emily Sonnett, der Nr.-1-Draft-Pick, spielte in der Innenverteidigung auf sicher und hielt sich an der routinierten Becky Sauerbrunn an. Und Mallory Pugh ist the real deal: Das 17-jährige Mädel (die schon vor anderthalb Jahren bei der U-20-WM die einzige US-Spielerin war, die auf der Höhe des Geschehens war) ist unerhört schnell, technisch schon extrem gut und hat auch durchaus Spielverständnis.

Allerdings: Furchtbar viel kommt, von diesen drei abgesehen, auf absehbare Zeit auch nicht nach und Trainerin Ellis rotiert auch eher ungarn. Mit Crystal Dunn als bullige und Christen Press als international routinierte Alternative für Pugh, und eher wieder mit Julie Johnston (wie bei der WM) statt Sonnett wird Ellis so in die Olympischen Spiele gehen. Ob Rapinoe rechtzeitig fit wird, muss sich zeigen – und ob ihre Rückkehr dem US-Spiel überhaupt gut täte, ebenso.

2016 03 03 Ger-Fra 1-0Bei Deutschland wurden von Noch-Bundestrainerin Silvia Neid ein paar neue Leute ausprobiert (Kerschowski und Blässe am Flügel, Hendrich als RV, Doorsoun als LV), andere Leute weiter mit einer kaum nachvollziehbahren Nibelungen-Treue bedacht (die IV mit Krahn, 30, und Bartusiak, 33, beide eher von der Holzfuß-Fraktion und nicht gerade die weiblichen Wiedergänger von Javi Martinez und Jerome Boateng) und im ersten Spiel mit einem 4-1-4-1 geteasert.

Dieser System-Test wurde aber extrem halbherzig absolviert, schnell kam man wieder auf das gewohnte, berechenbare Neid’sche 4-4-2, das dann auch beinhart durch das restliche Turnier durchgezogen wurde. So als ob Neid sagen würde: Ich habe mich zehn Jahre nicht um die Entwicklung einer taktischen Alternative geschert, warum sollte ich jetzt, ein paar Monate vor Ende meiner Amtszeit, damit anfangen. Nach Olympia übernimmt Steffi Jones, ob sie das Amt der Bundestrainerin etwas weltoffener anlegt als Neid, weiß noch niemand.

England zeigte sich etwas weniger systemvariabel als sonst, spielte aus einem 4-1-3-2 heraus das Turnier weitgehend durch und testete vor allem das Stören des Aufbaus von spielstärkeren Teams. Das gelang gut: Die USA fand trotz des 1:0-Sieges nie eine wirkliche Lösung, genauso die berechenbaren Deutschen (die nur wegen eines Eigentors und eines geschenkten Elfers 2:1 gewannen) und das Spiel gegen Frankreich endete 0:0. Zwar holte England also nur einen Punkt aus den drei Spielen, furchtbar unzufrieden wird Trainer Mark Sampson aber nicht sein.

Dafür spielte Frankreich diesmal ein bisschen „Little Britain“ und variierte das System (4-1-4-1 gegen Deutschland, 4-4-2 gegen die USA, 4-2-3-1 gegen England) – wenn auch nicht die Spielanlage. Frankreich will natürlich immer noch den Ball, ist technisch exzellent, erarbeitet sich Chancen – braucht aber zu viele und im entscheidenden Moment klappts einfach nicht. Irgendwie wie immer halt. Immerhin: Kheira Hamraoui zeigte im DM auf und ist eine echte Alternative zu Cammy Abily und Amandine Henry.

Was das für Rio bedeutet? Einerseits sollte man natürlich erst einmal die Auslosung der drei Gruppen am 14. April abwarten. Aber: Weltmeister USA ist stärker als bei der WM im letzten Jahr und ist der klare Favorit auf die fünfte Goldmedaille im sechsten olympischen Frauen-Turnier. Frankreich – bei der WM die deutlich stärkste Mannschaft, aber im Viertelfinale im Elferschießen an Deutschland gescheitert – hat es drauf, muss es aber erst einmal im Kopf zusammenbringen.

Deutschland wird genauso daherkommen wie immer und von jedem Gegner mit einem kleinen Stück Hirnschmalz und der nötigen individuellen Klasse dazu vor gravierende Schwierigkeiten gestellt werden. Algarve-Cup-Sieger Kanada ist Außenseiter, Veranstalter Brasilien (beim heuer mäßig besetzten Algarve Cup immerhin im Finale) ist nicht so gut und hat den größten Druck.

Sayonara, Norio-san

Und Japan? Nun ja: Jenes Team, das in allen drei großen Finals seit 2011 stand (2x Weltmeisterschaft und 1x Olympia) ist die größte Sensation der #RoadToRio. Nach einem verdienten 1:3 gegen Australien, einem peinlichen 1:1 gegen Südkorea und einem bitteren 1:2 gegen China stand schon nach drei der fünf Spiele fest, dass die Nadeshiko keine Chance mehr auf eines der beiden asiatischen Tickets für Olympia hat.

Trainer Norio Sasaki, der vor acht Jahren ein Mitläufer-Team übernommen und es zur zeitweise deutlich besten Mannschaft der Welt gemacht hat, nahm seinen Hut. Das blamable Scheitern ist zu einem gewissen Grad auch seine Schuld: Er hat es verabsäumt, einen wirklichen Generationswechsel zu vollziehen. Das Team, das sich letztes Jahr ins WM-Finale schleppte, hatte ein geradezu biblisches Durchschnitts-Alter, bis auf Homare Sawa (die 36-jährig ihre Karriere beendete) sortierte er aber weiterhin niemanden aus.

Ob Sasaki aber auch an der Schlampigkeit im Passspiel Schuld ist, das sein Team bei dem Olympia-Quali-Turnier gezeigt hat? Japans Anlage ist auf präzisen Pässen in der gegnerischen Hälfte ausgelegt, um die körperlichen Nachteile auszugleichen. Ständig aber musste Spielerinnen ungenauen Pässen nachlaufen, passierte billige Abspielfehler, wurde das Tempo heraus genommen. So kann man selbst als Japan Teams wie Australien und China nicht unter Druck setzen, selbst gegen die beiden koreanischen Teams mühte man sich ab. Eine entsetzte Homare Sawa gab zu Protokoll, dass der Fokus fehle, die Bereitschaft, auch wenn es nicht läuft konzentriert zu bleiben. Kurz: Japan wirkte alt und satt.

Aya Miyama, die das Spiel gestalten soll, spielt nur Alibi-Pässe. Die routinierte Yuki Ogimi konnte sich im Strafraum überhaupt nicht durchsetzen, die Zeit von RM Shinobu Ohno ist längst vorbei. Und Innenverteidigerin Azusa Iwashimizu, die wirklich schon alles gesehen hat, ist seit dem für sie desaströsen WM-Finale gegen die USA und Carli Lloyd komplett neben der Spur.

Wer auch immer Norio Sasaki nachfolgt – heißeste Kandidatin ist Japans Junioren-Teamchefin Asasko Takakura – hat nun gemütlich drei Jahre Zeit, um bis zur WM 2019 in Frankreich einen Generationswechsel zu vollziehen. Normalerweise dürften aus der aktuellen Stammformation dann kaum noch mehr als drei oder vier Leute übrig sein.

By the way: Australien und China fliegen für den asiatischen Verband nach Rio.

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