Im Herbst hatte City alles niedergewalzt und schien unaufhaltsam. Dann schwächelten die Citizens und United hatte zeitweise schon acht Punkte Vorsprung. Und doch kam es nach einigen eher kuriosen Punktverlusten der Red Devils zum zumindest vorentscheidenden Showdown um den Titel in der Premier League! Die Ausgangslage war klar: Gewinnt City, schaut es sehr gut aus mit der ersten Meisterschaft seit 44 Jahren. Gewinnt City nicht, ist United der 13. Titel der Ära Ferugson kaum noch zu nehmen.
3:2 für United
Zu Beginn der Partie hatte United drei Mann im Mittelfeld-Zentrum (Carrick, Scholes und Park), die einem Duo bei City (Barry und Touré) gegenüber standen. Das erlaubte United nicht nur die Kontrolle über diese Zone, sondern brachte wegen der speziellen Rollenverteilung der drei auch mit sich, dass City kaum dazu kam, von hinten heraus Spielzüge aufzubauen.
Denn während Carrick absicherte, preschte Scholes immer wieder nach vorne und unterstützte Park dabei, auf die Innenverteidiger bzw. die zentralen Mittelfeldspieler von City zu pressen. Das klappte recht gut, die Citizens kamen kaum zu geordnetem Spielaufbau und somit trotz einem deutlichen Plus an Ballbesitz nicht wirklich zu Chancen.
Auch deshalb, weil es Agüero (ganz vorne) und Tévez (etwas hängend) am Nachschub aus der Mitte fehlte. Und weil von Clichy auf der linken Angriffsseite von City wenig kam und Silva so gegen Jones auf sich alleine gestellt war, blieb nur noch die rechte Außenbahn mit Nasri und vor allem Pablo Zabaleta. Der argentinische Linksverteidiger nützte den Freiraum, den ihm der recht weit innen spielende Giggs nützte, prächtig. Er wetzte die Linie auf und ab, versuchte viel und war Citys aktivster Spieler. Ihm war es zu verdanken, dass Evra hinten gebunden war und Giggs praktisch nicht am Spiel teilnahm.
Pressing lässt nach, Touré und Barry switchen
Ob es daran liegt, dass Scholes und Park nicht mehr die Jüngsten sind? Jedenfalls ließ ihr recht effektvolles Pressing nach rund 20 Minuten immer mehr nach. Das erlaubte es City, deutlich mehr Zugriff auf das Zentrum zu bekommen. Was wohl auch am kurzzeitigen Positionswechsel von Barry und Touré lag: War die Stoßrichtung des Pressing zuvor eher auf die halblinke Seite von Barry gegangen, der damit massive Probleme hatte, konnte nach diesem Platztausch der körperlich extrem robuste Yaya Touré deutlich besser damit umgehen.
Es ist jedoch eine Henne-Ei-Frage, ob das eine das andere bedingt hat, oder doch eher das andere das eine. Jedenfalls wurden die Aktionen von City deutlich konkreter, Tévez konnte immer mehr ins Aufbauspiel mit einbezogen werden und der Druck, den Zabaleta machen konnte, wurde immer mehr, und United wurde mehr und mehr in die Defensive gedrückt.
3:3 – City gleicht aus (und geht an Toren in Führung)
Zudem orientierte sich David Silva von seiner ursprünglichen linken Außenbahn nun immer mehr ins Zentrum. Das bedeutete, dass City einen zusätzlichen Spieler dort hatte, und United die Überzahl damit los war. Das, verbunden mit dem kaum mehr vorhandenen Pressing von Scholes und Park, führte zu einer klaren Überlegenheit von City. Zwar brauchte es kurz vor der Halbzeitpause einen Eckball, einen wuchtigen Kopfball von Kompany und ein verlorenes Duell von Smalling vor dem Tor, aber die 1:0-Führung für City war absolut nicht unverdient.
United kam zwar mit dem Versuch aus der Kabine, höher zu stehen, mehr nachzurücken und den fleißigen, aber wirkungslosen Rooney zu unterstützen. Nur: Ein Konter von City vier Minuten nach Wiederanpfiff rief bei United in Erinnerung, dass man dadurch noch anfälliger war für ein zweites und damit ziemlich sicher entscheidendes Gegentor.
3:2 für City
So nahm Alex Ferguson nach einer Stunde Park vom Platz und brachte mit Danny Welbeck einen neuen Mann für die Spitze, Rooney spielte nun etwas hinter dem neuen Mann. Er stand aber nicht so tief wie Park zuvor, weshalb United das Zentrum praktisch hergab. Umso mehr, nachdem Mancini statt Tévez kurz darauf De Jong ins Spiel brachte, somit auf ein 4-3-3 umstellte. Nun standen drei City-Spielern (De Jong, Barry, Touré) nur noch zwei Mann von United (Scholes und Carrick) gegenüber.
Die wenig überraschende Folge: Die Einwechslung von Welbeck verpuffte, weil Rooney in seiner tiefen Positionierung von De Jong und Barry abgeschirmt wurde und so ein noch geringerer Faktor war als zuvor. Ferguson erkannte das und besetzte in seinem 4-4-2 die Flanken neu (Young für Nani, davor Valencia für Scholes; Giggs ging zu Carrick ins Zentrum). Effekt? Praktisch Null.
Im Gegenteil, je näher es dem Schlusspfiff entgegen ging, desto ungenauer wurden die Pässe schon von hinten heraus. United schien am Ende massive Probleme zu haben, die Nerven im Zaum zu halten, anders sind die teils extrem billigen Abspielfehler kaum zu erklären. Dennoch blieben sie noch lange am Leben, weil es City verpasste, den Sack zuzumachen – aber am Ende doch den verdienten 1:0-Sieg einfahren konnte.
Fazit: United fehlte der Plan
City war, von der Anfangsphase abgesehen, die bessere Mannschaft und holte sich verdient den Sieg. Vor allem Zabaleta, der Giggs zum Statisten degradierte, auf der linken Seite und Yaya Touré, der mit seiner unglaublichen Klasse das Zentrum immer mehr dominierte, waren die Schultern, auf denen der Sieg ruhte.
Der Versuch von United, mit gezieltem Pressing die eindeutigen Geschwindigkeits-Nachteile im Mittelfeld auszugleichen, gingen nur rund 20 Minuten gut, dann setzte sich aber immer mehr die größere körperliche Robustheit und der kaum umzuhauende Taktgeber Touré durch. Scholes und Park konnten immer weniger entgegen setzen, Giggs genausowenig, und nach Uniteds Umstellung auf das 4-4-2 hatte City noch weniger Probleme, den Sieg nach Hause zu bringen.
United fehlte es ganz deutlich an einem funktionierenden Plan, wie die Defensive von City zu bezwingen gewesen wäre. Zabaleta und Clichy machten die Flügel zu, Barry und De Jong das Zentrum, und in der Innenverteidigung waren Kompany und Lescott eine Macht. Rooney konnte sich nie gewinnbringend zwischen den Linien postieren. Immer wieder ließ er sich weit fallen, dann fehlte jedoch vorne eine Anspielstation – United wurde ausmanövriert.
Und muss nun wohl auf einen City-Umfaller in Newcastle hoffen, will man sich doch noch den Titel sichern.
(phe)
]]>Unterschiedlicher hätte die Besetzung auf den Trainerbänken an diesem Mittwoch, es war der 27. Mai 2009, im Olympiastadion von Rom kaum sein können: Auf der einen Seite Sir Alex Ferguson, vierfacher Europacup-Gewinner, davon zwei CL-Titel mit Manchester United, seit 23 Jahren der starke Mann in Old Trafford. Auf der anderen Seite: Pep Guardiola, gefühlt bis gerade eben selbst noch aktiv, in seiner allerersten Saison als Cheftrainer. Als Meister ihrer nationalen Ligen waren zu diesem Zeitpunkt beide schon fest. Barcelona war zudem bereits Cupsieger. Zum Triple in seinem ersten Jahr als Coach fehlte Guardiola nur noch dieses Spiel.
Was die beiden Trainer in diesem Spiel aber verband, waren ungerechtfertigte Ausschlüsse in ihren Semifinal-Rückspielen: Beim 3:1 von Manchester bei Arsenal wurde Darren Fletcher fälschlicherweise nach einem vermeintlichen Elferfoul an Van Persie vom Platz gestellt – für ihn kam Ryan Giggs in die Mannschaft. Und bei Barcelona fehlte Linksverteidiger Abidal, obwohl er beim 1:1 an Alenka eigentlich keine Notbremse begangen hatte, ja, seinen Landsmann nicht einmal berührt hatte. Aber wir wissen ja alle noch: Referee Øvrebø hatte da generell nicht seinen besten Tag.
Was aber nicht das einzige Defensiv-Problem von Guardiola war – denn dazu fielen ihm auch noch der verletzte Rafa Márquez und der gelbgesperrte Dani Alves aus. So musste Puyol nach rechts, Silvinho kam auf die linke Seite, Piqué musste spielen und Yaya Touré von der Sechs in die Innenverteidigung zurück. Dafür kam im Defensivzentrum der unroutinierte Sergio Busquets zum Einsatz – das Semifinal-Rückspiel bei Chelsea drei Wochen zuvor war sein erstes Spiel von Belang…
Schnelles Pressing und Zwei gegen Busquets
United presste nach Anpfiff des Spiels sofort, was das Zeug hielt und drückte Barcelona von Anpfiff weg hinten hinein. Der besondere Clou von Sir Alex in dieser Anfangsphase: Mit dem tief stehenden falschen Neuner Cristiano Ronaldo und dem sehr hoch stehenden Ryan Giggs gab er Busquets einiges zu denken – und vor allem zu laufen. Dennoch: Wo immer der Jungspund sich auch hinorientierte, der jeweils andere war frei und problemfrei anspielbar. Das, kombiniert mit dem logischerweise überhaupt nicht eingespielten Innenverteidiger-Duo Touré/Piqué, verhalf United zu einigen tollen Chancen.
Das Mittelfeld der Red Devils war sehr vertikal gestaffelt – Anderson verließ kaum merkbar den Mittelkreis und Carrick stand ohnehin tief zentral, nahm defensiv Messi auf und versuchte sich mit seinen ihm typischen kurzen Pässen an der Spieleröffnung. Die Breite im Spiel von Manchester kam dennoch nicht zu kurz, weil sich Park Ji-Sung gerne tief fallen ließ, um O’Shea ins Spiel zu bringen und auf der anderen Seite Evra viel nach vorne ging, um Rooney das Einrücken zu ermöglichen. So musste Touré immer wieder weit nach außen rücken, was wiederum Platz im Zentrum offenbarte.
Barcelona rannte neun Minuten lang der Musik fast hoffnungslos hinterher, brachte kaum Bälle in die gegnerische Hälfte und schaffte es nicht, die Spieleröffnung von United unter Druck zu setzen. Bis Xavi sich ein Herz nahm, eskortiert von Anderson und Carrick mit dem Ball nach vorne marschierte und an der Strafraumgrenze Rechtsaußen Eto’o bediente. Der Kameruner ließ noch Vidic aussteigen, zog ab – und weil auch Van der Sar nicht gut aussah, stand es völlig entgegen des Spielverlaufs 1:0 für Barcelona.
9’05“
Genau neun Minuten und fünf Sekunden war Manchester am Drücker, ehe United in eine komplette Schockstarre fiel. Die erste Aktion nach dem Tor sollte zum Symbolbild werden: Giggs und Ronaldo beim Anstoß, der Ball zurück zu Carrick, der sofort raus auf O’Shea. Der, weil Henry auf ihn zukommt, zu Ferdinand – der sich sofort Messi gegenüber sieht. Darum der kurze Pass auf Vidic, doch schon stürmt schon Eto’o daher, in seiner Panik will Vidic zum Torhüter passen. Doch das missglückt völlig, in der Mitte zwischen Tor und Eckfahne kullert der Ball ins Aus. Eckball für Barcelona…
Die Katalanen merkten die plötzliche Verunsicherung natürlich und fuhren sofort das volle Pressing-Programm, um United gar nicht erst wieder zurück ins Spiel kommen zu lassen. Vor allem im Mittelfeld und in der Offensive bretterten Henry, Eto’o und Co. auf den jeweils Ballführunden zu, dass einem Angst und Bange werden musste. Kein Wunder, dass bei Manchester nun kaum noch ein Ball sinnvoll verarbeitet und an den nächsten weitergespielt werden konnte, von einem geregelten Spielaufbau ganz zu schweigen. Barcelona konnte nun ohne allzu große Gegenwehr jenes ballbesitzorientierte Spiel aufziehen, für das die Blaugrana der Generation Guardiola bekannt ist.
Sturmspitze Giggs, Schwachpunkt Carrick
Manchester reagierte auf den nun massiven Druck, indem man auf ein 4-4-2 umstellte: Anderson ging zurück und flankierte Carrick, der zunehmend Schwächen zeigte, dazu orientierten sich Rooney und Park Ji-Sung vermehrt in die Defensive, um Eto’o und Henry vom Nachschub besser abschneiden zu können.
Vorne blieben nur Cristiano Ronaldo – und Ryan Giggs. Der Waliser gab nun einen praktisch astreinen zweiten Stürmer neben dem Portugiesen und hing dabei merklich in der Luft, während sich Rooney auf dem Flügel defensiv abmühte und nach vorne kaum etwas zu Stande brachte. Angesichts der neuen Raumaufteilung bei United, die auf Busquets deutlich weniger Druck ausübte – um nicht zu sagen, gar keinen mehr – fühlte sich dieser auch gleich sichtlich wohler.
Xavi und Iniesta hatten auf der anderen Seite dafür Michael Carrick als Schwachpunkt ausgemacht, weswegen die viele ihrer Angriffe über den Raum spielten, den Carrick eigentlich abdecken sollte. So fehlte es Barcelona zwar ein wenig an der Breite, aber dafür wurde Carrick systematisch kaputt gespielt – denn wenn Anderson und Park Ji-Sung helfen kamen, ließen sie wiederum Messi bzw. Silvinho freie Bahn.
Die Unsicherheit von Carrick strahlte, je länger die erste Halbzeit lief, auch seine Mitspieler aus. Vidic etwa, der sich schon beim 0:1 eher hüftsteif ausmanövrieren gelassen hatte, war in der Spieleröffnung völlig unbrauchbar, Anderson war ob der permanenten Unterzahl im Zentrum auch keiner, an dem sich das Spiel hoch ziehen konnte, Rooney und Park waren einfach zu viel defensiv beschäftigt. Und auch Edwin van der Sar ließ sich in zwei weiteren Situationen seine flatternden Nerven durchaus anmerken.
Der Gedanke hinter der Maßnahme, Giggs vorne zu belassen und Rooney auf der Flanke Defensivarbeit aufzubürden, war zweifelsohne, dass Rooney mit seiner Körperlichkeit gegen Puyol bessere Aussichten hatte als der nicht mehr ganz junge Giggs. Dass diese Überlegung nicht aufging, war aber bald klar, und einige Minuten vor der Halbzeitpause tauchten Rooney und Giggs dann doch ihre Plätze.
Schwierige Balance
Sir Alex nahm für die zweite Hälfte Anderson vom Feld und brachte Carlos Tévez in dessen letzten Pflichtspiel vor seinem Wechsel zu Man City. Der Argentinier gesellte sich zu Ronaldo in die Spitze, Rooney und Park Ji-Sung tauschten ihre Flanken. Im Grunde spielte United nun mit einem 4-2-4, lediglich Carrick und Giggs blieben im Mittelfeld übrig.
Manchester tat sich mit der offensiveren Ausrichtung aber sehr schwer, die richtige Balance zu finden – einerseits durften sie der Barcelona-Offensive nicht zu viel Raum geben, andererseits brauchte es aber nun vorne zählbaren Erfolg. So war das Spiel von United aber recht leicht ausrechenbar – lange Bälle auf die vier da vorne – andererseits aber waren Carrick und Giggs, die zu zweit gegen vier Mann im Zentrum anspielen mussten, völlig chancenlos, sich auch nur ansatzweise so zu stellen, dass Xavi und Co. nicht immer wieder Platz zu schnellen Gegenstößen fanden.
Standen sie zu tief, war ein Riesen-Loch zwischen ihnen und der Offensive, wo Xavi und Busquets sich ausbreiten konnten. Rückten sie auf, ohne dass die Abwehrkette mitmachte, hatte Messi seinen Spaß zwischen den Reihen. Und wenn die Abwehrkette aufrückte und hoch stand, stießen Henry und Eto’o über die Flanken in den Raum dahinter. Kurz: Wie auch immer es United machte, es war verkehrt – auch, weil die vier Offensivkräfte kaum zur Geltung kamen. Park konnte sich gegen Puyol überhaupt nicht in Szene setzen, Rooney gelang gar nichts, Tévez und Ronaldo machten viele leere Meter.
So hatte United zwar relativ viel Ballbesitz – mitunter kam man da knapp an die 50%-Marke heran – die klar torgefährlichere Mannschaft blieb aber Barcelona. Nicht nur wegen des Pfostentreffers von Xavi aus einem Freistoß kurz nach Wiederanpfiff hatte man nie ernsthaft den Eindruck, die Red Devils könnten zum Ausgleich kommen.
Berbatov kommt, Messi trifft
Nach 65 Minuten nahm Sir Alex dann Park Ji-Sung raus – Cristiano Ronaldo sollte nun für mehr Druck gegen Puyol auf der Flanke sorgen, der für den Koreaner eingewechselte Dimitar Berbatov positionierte sich leicht hinter Tévez. D0ch bevor diese Maßnahme irgend eine Wirkung zeigen konnte, schlug Barcelona doch noch einmal zu.
Xavi wurde von Giggs völlig allein gelassen, seine Flanke erreicht Messi – der sich im Rücken von Ferdinand gelöst hatte – und der Argentinier versenkte den Ball per Kopf über den chancenlosen Van der Sar hinweg im Tor. Im Grunde war damit die Entscheidung gefallen, und Guardiola nahm auch gleich Henry vom Platz: Seydou Keita sorgte für mehr körperliche Präsenz im Mittelfeld und Iniesta ging auf die Linksaußen-Position.
Das Problem, das United weiterhin nicht gelöst bekam, war jenes in der Mittelfeld-Zentrale. Giggs konnte hier genauso wenig die Kreise von Xavi und Iniesta stören, wie das Anderson vor ihm gelungen war, darum probierte Ferguson es in der Schlussphase mit einem dritten Spieler – Paul Scholes.
Attentat
Der hatte auf der Bank offenbar mehr Frust aufgestaut als seine Kollegen auf dem Platz, denn kaum auf dem Feld, versuchte Scholes (der sich sehr tief stellte, Carrick rückte etwas auf) mit aller Gewalt, den Beinen von Busquets so viele Brüche zuzufügen, wie mit einem Tritt nur möglich waren. Die einzige echte Fehlentscheidung von Referee Busacca in diesem Spiel – anstatt Scholes, dem zweifellos eine Sperre von mindestens fünf Spielen gedroht hätte, hochkant rauszuschmeißen, ließ er den Rotschopf mit Gelb leben.
Zudem wechselten Ronaldo und Rooney zehn Minuten vor Schluss noch die Seiten. Wohl aus Selbstschutz für den Portugiesen, der sich mit Puyol ein Privatduell lieferte, regelmäßig ausgefahrene Ellbogen Ronaldos inklusive. Nachdem auch er verwarnt wurde, stellte ihn Ferguson so weit wie möglich weg von Puyol, um nicht eine drohende zweite gelbte Karte zu riskieren.
Das Spiel war mit dem 2:0 aber entschieden. In den letzten 20 Minuten kam United zwar noch zu einigen Eckbällen und einer richtig guten Chance von Ronaldo, doch auch Barcelona schien jederzeit in der Lage zu sein, wenn es sein muss noch ein drittes Tor nachzulegen. Letztlich fielen aber keine Tore mehr, und es flog auch keiner mehr runter.
Fazit: United ließ die Reihen zu weit auseinander ziehen
Der absolute Schlüsselfaktor in diesem Spiel war, dass United sich sehr früh – nämlich schon nach 10 Minuten – gezwungen sah, das Mittelfeldzentrum aufzumachen um vorne mehr Anspielstationen zu haben. Hatte das dicht vertikal gestaffelte Zentrum mit Giggs und einem tief stehenden Ronaldo zu Beginn den Raum um Busquets komplett im Griff gehabt, überließ Manchester den Katalanen nach dem 0:1 das Mittelfeld. Eine Maßnahme, die Barça extrem in die Hände spielte, mit heftigem Pressing verstärkt wurde und die Ferguson nie mehr beheben konnte.
Denn Barcelona war nun nicht mehr gezwungen selbst hoch zu stehen und hinter der Verteidigungslinie Raum offen zu lassen, sondern konnte sich etwas zurückfallen lassen. Dadurch ließen sich die Offensivkräfte von United nach vorne locken, ohne dass jedoch die Defensive – angesichts der Gefahr des Trios Messi, Henry, Eto’o – mit aufrückte. Barcelona streckte so United extrem in die Länge und in jenem Platz im Zentrum, wo nur zwei Manchester-Spieler waren, konnte Xavi schalten und walten. Ferguson versuchte im Laufe des Spiels drei Nebenmänner für Carrick – Anderson, Giggs und dann Scholes – aber sie alle konnten das grundlegende Problem nicht beheben. Zudem brachte Ferguson mit Tévez und Berbatov nur zusätzliche Stürmer, was den Effekt nur verstärkte. Als Scholes kam, war schon alles zu spät.
Barcelona hatte mit zwei Faktoren Glück: Zum einen, dass United nicht in den ersten Minuten schon ein bis zwei Tore schoss, die ebenso möglich wie verdient gewesen wären – und dass in der 10. Minute Eto’o jenes 1:0 erzielte, das den Katalanen so sehr in die Hände spielen sollte.
Die Nachwirkungen…
…können zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich beschrieben werden. Zum einen ist das Spiel eben erst zwei Jahre her, zum anderen sind sieben (Barcelona) bzw. zehn (Man Utd) Spieler der Startformationen immer noch beim Klub. Auffällig ist aber, dass bei Barça nicht nur der Spielstil und das System bis heute haargenau gleich sind, sondern auch die exakte Aufgabenverteilung und Spezialaufgaben der einzelnen Positionen.
Pep Guardiola hat versucht, mit dem Stürmertausch von Eto’o zu Ibrahimovic neue Impulse zu setzen – der zwar funktionierenden, aber noch nicht dauerhaft erprobten Rolle von Messi aus dem Zentrum statt über die Flanke traute er wohl nicht so ganz. Das Resultat waren aber eher atmosphärische Störungen, weil Ibra von seinem eher egozentrischen Naturell her schwierig in das Mannschaftsgefüge passte. Sportlich hatte das letztlich kaum Auswirkungen – Barcelona wurde mit 99 Punkten Meister und schied im CL-Semifinale nur knapp gegen Inter aus – aber der Schwede ergriff nach nur einem Jahr wieder die Flucht.
So ist seit verglichen mit dem Finale von Rom den Stil der Mannschaft heute kaum einen Millimeter anders als damals. Ja, ganz so extrem mit dem Ballbesitz war es in diesem Spiel nicht. Das hängt aber sicherlich auch mit dem Gegner und dem Spielverlauf zusammen.
(phe)
Das Personal
FC Barcelona: Victor Valdes (27); Carles Puyol (31), Yaya Touré (26), Gerard Piqué (22), Silvinho (35); Xavi (29), Sergio Busquets (20), Andres Iniesta (25); Samuel Eto’o (28), Lionel Messi (21), Thierry Henry (31). Seydou Keita (29), Pedro Rodríguez (21). Trainer: Josep Guardiola (38, seit einem Jahr)
Manchester United FC: Edwin van der Sar (38); John O’Shea (28), Rio Ferdinand (30), Nemanja Vidic (27), Patrice Evra (28); Michael Carrick (27), Anderson (21), Ryan Giggs (35); Park Ji-Sung (28), Cristiano Ronaldo (24), Wayne Rooney (23). Carlos Tévez (25), Dimitar Berbatov (28), Paul Scholes (34). Trainer: Sir Alex Ferguson (67, seit 23 Jahren)
Aus der Reihe “Ballverliebt Classics”:
05.07.1982 | Italien – Brasilien 3:2 (Duell der Philosophien, Plan vs. Phantasie)
24.05.1995 | Ajax Amsterdam – AC Milan 1:0 (Das letzte große Ajax)
06.09.1997 | Österreich – Schweden 1:0 (Höhepunkt der ÖFB-Generation Frankreich)
16.05.2001 | Liverpool – Alavés 5:4 n.V. (Europacup-Final-Allzeit-Klassiker)
Eine etwas kuriose Szene leitete das Spiel ein: Bei einem Seitenlinienduell zwischen Vidic und Richards kamen nicht nur die beiden Kicker, sondern auch der unbeteiligte Linesman zu Fall. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.
Schnell, doch nicht gefährlich
Schon in diesen ersten Minuten sah man beiden Teams den Siegeswillen an. Vorerst übernahmen die Hausherren das Kommando, trotzdem hätte sich Citys Silva in Minute 4 bereits in die Torschützenliste eintragen können. Nach sehenswerter Kurzpasskombo schickte Ex-United-Stürmer Carlos Tevez seinen Offensivkollegen Silva alleine Richtung van der Sar. Aus spitzem Winkel brachte er die Fußballkugel zwar am niederländischen Keeper, aber auch an dessen Tor vorbei. Schrecksekunden für die Red Devils, die folgenlos blieben.
Nach fünf Minuten hielt das Heimteam bereits bei 4 Eckstössen, konnte aber noch keine Torchancen vorweisen. Der nominell als rechter Außenstürmer aufgefahrene Nani war früh auf beiden Spielfeldseiten umtriebig, und unterstützte somit öfters die Achse Evra-Giggs, die sich schnell als essentiell für die Gastgeber erwies. Eine weitere Ingredienz des Rezepts „United“ war das schnelle Überbrücken des hinteren Mittelfelds. Der Ball wanderte meist direkt von Evra zu Giggs, oder eben in die Zentrale, wo Routinier Paul Scholes zu Werke ging. Sich schnell vor den Strafraum der Citizens vorarbeiten, erwies sich als durchaus lösbare Aufgabe.
Weniger erfolgreich war man im Kreieren von Torschussmöglichkeiten. Starkes Indiz: Nach 10 Minuten war ein 20-Meter-Schuss von Nani (knapp übers Tor) die erste nennenswerte Gefahr für das Tor von Blues-Keeper Hart. Fünf Minuten später vergab Yaya Toure eine Kopfballgelegenheit nach Freistossflanke. Eben jener Spieler fungierte rechts bis halbrechts vor dem 16er von United sowohl als Ballverteiler, wie auch als technisch versierter Eindringling. Bei mittlerweile gleichen Spielanteilen – City führte nach 22 Minuten mit 51:49 in der Ballbesitzstatistik – waren die Gäste das gefährlichere Team.
Toure agierte auf seiner Position höchste effektiv, obwohl diese Abwehrseite vom Gegner nominell besser besetzt war (Evra, Vidic) als gegenüber (Smalling. O’Shea). Des Rätsels Lösung fand sich in Evras zu Beginn undiszipliniertem Abwehrverhalten. Die meist in abgefangenen Querpässen Vorstösse von Man United über die linke Seite erlaubten oft den Vorstoss in Löcher, die Evra mit seinem weiten Aufrücken hinterlassen hatte. Und weil auch Vidic häufig weit aufrückte, zeigte die Defensive der Roten einige Unsicherheiten in der Rückwärtsbewegung. Dazu musste Anderson, der im ganzen Spiel eher unauffällig war und nicht seinen besten Tag erwischt hatte, deswegen oft hinten bleiben.
Nani entscheidet Halbzeit
Nach 25 Minuten entdeckte United langsam auch die rechte Seite als Vorstossweg, was allein der Umtriebigkeit von Nani zu verdanken war. Der als RV eingesetzt O’Shea agierte dahinter in seiner Rolle als Verteidiger solide, steuerte zum Offensivspiel aber nur wenig bei. Ähnliches gilt für Smalling, bei seinem erst 4. Saisoneinsatz in der Startformation. Grundsätzlich lief das Gros der United-Vorstösse immer noch auf der linken Seite. Milner agierte häufig zu mittig, womit Evra und Giggs ausreichend Platz zum Durchmarschieren und -passen blieb. ManCity-RV Richards benötigte daher nicht nur einmal die Unterstützung seines Nachbarn Kompany. Vor ihm ackerte Barry brav, der an diesem Abend aber nicht über sich hinaus zu wachsen vermochte. Nicht nur einmal zog er gegen Mittelfeldfreigeist Scholes den Kürzeren.
Weil das Zusammenziehen der Abwehr gut klappte, die Zusammenarbeit zwischen Richards und Kompany funktionierte und Giggs Präzision beim Querpass zu wünschen übrig ließ, passierte erst einmal wenig Brenzliges. Anderson hatte sich mit seiner unfreiwilligen Defensivrolle mittlerweile angefreundet und Smalling war warmgelaufen – auch bei Manchester United kehrte nun hinten Stabilität ein. Die Mitte der ersten Spielhälfte war geprägt durch ein schön anzusehendes Hin und Her ohne echter Torchancen. Unterbrochen wurde das Spielchen lediglich durch einen unplatzierten Kopfball von Fletcher nach einer Flanke von Giggs (34′).
Und dann knallte es plötzlich. Rooney erwischte einen flott gespielten Mondball und leitete ihn mit Mühe zu Giggs weiter. Der fackelte nicht lange und brachte den Ball in den Lauf von Nani, der sich gegen den ungeschickt agierenden Zabaleta durchsetzen konnte und das 1v1 mit Hart für sich entscheiden konnte (41′).
Es war die erste Aktion, an der Rooney deutlich wahrnehmbar beteiligt war. Der sich langsam aus der Formkrise arbeitende Stürmer hatte sich bis dato zwar brav in den Angriffaufbau eingeschalten, in seiner Funktion als Spitze aber noch nichts von Bedeutung vollbracht. Nanis Führungstreffer kippte das eher für City ausschlagende Momentum völlig. Bis zum Abpfiff nach 45+2 Minuten stand der Strafraum der Citizens unter Dauerbelagerung. Für ein 2:0 langte es nicht, immerhin verfehlte Giggs das Tor aus 25 Metern nur knapp (45′).
Dzeko trifft, oder auch nicht
Die zweite Hälfte wurde mit Elferalarm eingeleitet. Yaya Toure fiel im United Strafraum, doch wie die Zeitlupe zeigte, viel zu leicht. Am Ende hätte sich Toure auch über eine Verwarnung für eine Schwalbe nicht beschweren können.
Ansonsten setzte sich das muntere Box-to-Box-Spiel fort. Mancini sah die Zeit gekommen, um zu reagieren. Der unscheinbar gebliebene Kolarov musste für Wright-Phillips weichen (52′), wenig später stockte der Blues-Coach die Offensivabteilung zu Ungunsten der Zentrale auf (Dzeko für Milner, 60′). Akute Torgefahr brannte nach 62 Minuten auf – Fletcher schickte Giggs, der narrte die Außenverteidigung und arbeitete sich auf der linken Seite knapp bis zum Tor vor. Der zurückgeeilte Barry war schließlich als Erster bei der folgenden, kurzen Flanke und verhinderte Schlimmeres.
Ähnlich überraschend wie die Führung von United erfolgte nun der Ausgleich von City. Einem Vorstoss auf der linken Aussenbahn folgte nett anzusehendes Kurzpassspiel Richtung Zentrum. Letztlich erreichte der Ball Dzeko, der einfach mal drauf hielt. Vor ihm befand sich ein Dreierblock aus Spielern, der Ball krachte Silva auf den Buckel und wurde unerreichbar ins linke Eck von van der Sars Tor abgefälscht. Und plötzlich war alles wieder offen (65′).
Eine weitere Überraschung: Dzeko erzielte an diesem Abend nicht sein erstes Tor in der Premier League, denn der Treffer wurde Silva zuerkannt.
Ale Ferguson sah die Felle davonschwimmen und nahm Anderson aus dem Spiel. Für ihn betrat der Führende der Premier League Torschützenliste, Dimitar Berbatow, das Grün des Old Trafford. Der Bulgare ordnete sich hinter Rooney ein, kombinierte wenige Male gefällig mit Nani, blieb sonst aber wirkungslos. Ähnlich wie Rooney reichte es für ihn an diesem Abend nicht zu mehr als ein paar Verzweiflungstaten.
Während den Citizen trotz Ausgleichstreffer kein Knopf im Angriff aufging, arbeitete sich Nani unermüdlich an den beiden Seiten des Gäste-Strafraums ab. Kombinieren, Bälle verteilen, Flanken, Alleingänge. Er bildete in der zweiten Reihe, gemeinsam mit Paul Scholes, das „dynamische Duo“, auf dessen Taten der Großteil der von Man United ausgehenden Gefahr zurückging. Ryan Giggs hingegen ging langsam aber sicher die Kraft aus, und so begann der Altstar sich mehr nach hinten zu orientiere, und den Platz vor sich an Berbatow abzugeben.
Rooney
Das erwähnte Zweigespann war es auch, dass dieses Spiel entschied. So schön der Treffer von Rooney auch war (ein heißer Anwärter auf das „Tor des Jahres“ übrigens), zu einem erheblichen Teil geht er auf das Konto von Scholes und Nani.
Der Reihe nach: Ein beinahe verloren geglaubter Ball wurde von Scholes durch den Korridor in technisch brillianter Manier auf den rechts ausreissenden Nani gespielt. Der richtete sich den Ball nur kurz her und schlug eine scharfe Flanke in die Mitte. Dort begriff Rooney, dass das Leder ein wenig zu viel rückdrehendes Effet mitbrachte, und setzte zum Fallrückzieher an. Dessen perfekte Ausführung wird man im Fernsehen sicher noch öfter zu sehen bekommen und als Resultat der spektakulären Einlage schlug der Ball im langen Eck ein. Goalie Hart blieb nichts anderes übrig, als wie angewurzelt stehen zu bleiben und dem Geschoss ungläubig nachzusehen (78′).
Ob dieses Sensationstor reicht, um Rooney ganz aus seiner Formkrise zu hieven, wird sich zeigen. In seinem Gesicht spiegelte sich jedenfalls mehr als bloße Erleichterung.
12 Minuten plus Nachspielzeit waren aber noch zu spielen und der Sieg längst nicht in trockenen Tüchern. Alex Ferguson beordete sein Team weiter nach hinten, verwies Berbatow weiter in die Zentrale und nahm dafür Scholes aus dem Spiel, der sein Tagwerk mehr als erfolgreich verrichtet hatte. Die Reihe vor der Abwehr wurde mit Michael Carrick verstärkt (78′).
Letztlich entschied United die folgende Abwehrschlacht für sich, wenngleich Dzeko und Toure noch die eine oder andere brenzlige Situation provozierten. Zwei Konterversuche von Manchester United blieben ebenfalls fruchtlos.
Fazit
Natürlich, Rooneys Tor der Sonderklasse war das Highlight des Spiels. Doch so oft der Treffer auch über die Bildschirme dieser Welt flimmern wird – die Köpfe hinter Uniteds Heimsieg sind andere. Besonders zu erwähnen wäre da Ryan Giggs, der eine Stunde lang Herz und Seele der linken Seite war. Dann wäre da auch noch Paul Scholes, dessen vielseitige Arbeit in der Offensivzentrale schwer zur Überlegenheit der Gastgeber in der zweiten Spielhälfte beigetragen hatte.
Tja, und dann wäre da der Mann des Matches: Nani. Zu finden auf beiden Seiten, wichtiger Passgeber vor dem Strafraum, Torschütze zur Führung und Assistgeber zur Entscheidung. Der Portugiese, einst als Ersatz für Landsmann Cristiano Ronaldo geholt, ist aus dem Angriff der Red Devils nicht mehr wegzudenken. Mancini – der weiter auf seinen ersten Derbysieg warten muss – sollte sich das dick und fett im Notizbuch vermerken. (gp)
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