Schnaderbeck – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 22 Jul 2017 22:44:30 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 1:1 gegen Frankreich – wieder zeigen ÖFB-Frauen auf https://ballverliebt.eu/2017/07/23/oesterreich-frankreich-frauen-em-remis/ https://ballverliebt.eu/2017/07/23/oesterreich-frankreich-frauen-em-remis/#comments Sat, 22 Jul 2017 22:39:33 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13803 1:1 gegen Frankreich – wieder zeigen ÖFB-Frauen auf weiterlesen ]]> Österreichs Fußballerinnen haben bei der Frauen-EM auch im zweiten Spiel für Aufsehen gesorgt: Gegen den Titelkandidaten Frankreich erreichten die ÖFB-Frauen ein erstaunliches 1:1, womit die Tür zum sensationellen Viertelfinal-Einzug nun schon relativ weit offen steht. Wie schon beim Auftakt-Sieg gegen die Schweiz waren auch gegen Frankreich die passende Taktik und das Quäntchen Glück entscheidend.

Österreich – Frankreich 1:1 (1:0)

Mit einer zweigeteilten Taktik gingen die ÖFB-Frauen in ihr zweites EM-Spiel: Abwechselnd tief stehen und hoch Druck ausüben war die Devise. Für diese zwei verschiedenen Spielanlagen kamen auch zwei verschiedene Systeme zum Einsatz.

Zwei Systeme

Variante mit Viererkette

Wenn Österreich agierte, hoch stand und die französische Eröffnung anpresste, geschah das aus einem 4-2-3-1 heraus, dass auch schnell zu einem 4-4-2 werden konnte (Billa rückte dann von der Zehn nach vorne). So ergaben sich geschickte Anlaufwinkel auf die eindimensionale und vorhersehbare Spieleröffnung des französischen Teams.

Wenn Österreich defensiv agierte, rückte Puntigam aus dem Mittelfeld zurück – allerdings, wie in dieser Variante schon öfter gesehen und üblich, nicht zwischen die beiden Innenverteidigerinnen, sondern zwischen Kirchberger und der Linksverteidigerin Aschauer. Billa nahm dann den Platz im Mittelfeld-Zentrum ein und Österreich machte mit einem 5-4-1 die Räume eng.

Dass die Variante 5-4-1 deutlich mehr Spielzeit bekam als die Variante 4-2-3-1, lag auch am Spielverlauf – und an der Art und Weise, wie das französische Team spielt, wenn es das Spiel gestalten muss.

EINSCHUB: Das französische Team

Dazu muss man etwas ausholen. Frankreich ist grundsätzlich ein Team, das den Ball gerne hat und dem Gegner das Spiel aufdrücken will. Das war schon unter den früheren Trainern Bini und Bergeroo so, das hat sich unter Echouafni – zumindest gegen auf dem Papier unterlegene Teams – nicht geändert. Vor allem aber, wenn Frankreich gegen ein gutes Team spielt, das defensiv agiert, gibt es Probleme bzw. eindeutige Auffälligkeiten.

Hier die Passweg-Grafik von der zweiten Halbzeit gegen England beim SheBelieves-Cup im März – England versuchte da, eine Führung mit einer defensiven Spielweise über die Zeit zu bringen.

Man sieht: Viel Herumgefummel an den Außenbahnen und wenig Ideen, um durch Ketten durch in den Strafraum zu kommen. Unter Echouafni hat sich (anders als beim Spiel gegen England praktiziert) aber eher ein 4-1-4-1 eingebürgert.

Beim Test gegen Südafrika – also ein deutlich unterlegenes Team, gegen das Frankreich sehr viel Ballbesitz hat – spielte zwar Sandrine Toletti statt Amandine Henry auf der Sechs, aber das Prinzip ist auch mit Henry sehr ähnlich. Der Aufbau bei Frankreich funktioniert vornehmlich über die Außenverteidiger, im Zentrum wird das Spiel nur verlagert – von der einen Seite zur anderen und, wenn dort nix weitergeht, wieder zurück zur einen.

Wenn man um diese französischen Eigenheiten weiß – viel Zusammenspiel auf den Flügeln, wenig konkreter Aufbau im Zentrum und, wenn die Ideen ausgehen, eher sinnlose hohe Flanken – kann man sich wunderbar darauf einstellen. Und genau das hat ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer gemacht.

Lass sie ruhig den Ball haben

Frankreichs Trainer Olivier Echouafni brachte ein recht klares 4-3-3 auf das Feld, in dem zunächst Delie (eigentlich Mittelstürmerin) rechts agierte, dafür Thiney (eigentlich auf dem Flügel daheim) im Zentrum. Dieses Trio versuchte, sich zwischen den beiden österreichischen Ketten so zu bewegen, dass sie Löcher rissen und diese dann bearbeiten konnten. Die Österreicherinnen spielten in ihrem 5-4-1 aber extrem diszipliniert und auch kompakt, dass der französische Angriff kaum zur Geltung kam.

Im Gegenteil: Frankreich wurde durch den österreichischen Riegel dazu gezwungen, das Spiel rund 35 bis 40 Meter vor dem Tor von Manuela Zinsberger sehr horizontal anzulegen. Das bedeutete viel Ballbesitz (rund zwei Drittel) bei wenig Raumgewinn. Das Motto schien quasi zu sein: Lass den Französinnen ruhig den Ball, wenn wir diszipliniert stehen, wird nicht viel passieren.

Nadelstiche gegen Panik-anfällige Spielerinnen

Eine Schüttelfrost-Taktik – also tatsächlich alle paar Minuten konsequent zwischen den beiden Spielanlagen hin- und herwechseln – gab es nicht. Eher wurden immer mal wieder Nadelstiche gesetzt, denn noch etwas ist bei Frankreich bekannt: Die Zentralverteidigung (vor allem Renard) und Torhüterin Bouhaddi verfallen schnell in Panik, wenn sie angepresst werden.

Bouhaddi verbockte alleine in der ersten Halbzeit zwei Abstöße, die postwendend wieder gefährlich auf ihr Tor zurück kamen. Das war nicht überraschend. Sehr wohl überraschend war aber, dass sich das bei Standards eigentlich recht gute französische Team nach einer halben Stunde von einem Einwurf übertölpeln ließ. Lisa Makas zog von der Strafraumgrenze ab, traf und brüllte sich den geballten Frust von zwei Seuchenjahren (18 Monate out wegen zwei Kreuzbandrissen) von der Seele.

Kraftschwund nach der Pause

Nach der Halbzeitpause kam Frankreich relativ schnell nach einem Eckball zum Ausgleich (Zinsberger war etwas zu klein, Schnaderbeck stand gegen Henry nicht richtig). Angesichts der Spielanteile nicht ganz unverdient, aber aus österreichischer Sicht natürlich ärgerlich.

In der Folge merkte man bei Österreich so zwischen der 60. und 70. Minute – wie schon gegen die Schweiz – dass das laufintensive und in seiner Diszipliniertheit sehr fordernde Spiel gegen einen starken Gegner seinen Tribut forderte: Die beiden Ketten gingen in einigen Situationen zu weit auf. Das erlaubte es den Französinnen – wo in der Offensive mittlerweile die angestammten Positionen eingenommen wordern waren, also Delie zentral und Le Sommer bzw. Thiney und dann Diani auf den Flügeln – sich konkreter in Richtung österreichisches Tor zu spielen.

Hier zeichnete sich aber einige Male Manuela Zinsberger aus, die gefährliche Schüsse entschärfte. Da die grundsätzliche Taktik allerdings funktionierte, brachte Trainer Thalhammer nur frischen Ersatz, nahm aber keine Verschiebungen vor. Heißt: Pinther ersetzte die müdegelaufene und vorne etwas isolierte Burger. Prohaska löste Makas ab und zog wie gewohnt etwas mehr ins Zentrum als die Torschützin. Und Eder nahm genau die Position der sichtlich kaputten Billa ein.

Mit etwas Glück in der Schlussphase bei einigen französischen Angriffen brachte Österreich das 1:1 dann auch drüber.

Fazit: Guter Plan und das nötige Glück

Natürlich braucht es auch eine Portion Glück, um gegen einen so starken Gegner in einem Pflichtspiel einen Punkt zu holen. Das hatte Österreich durchaus. Aber man neutralisierte auch über weite Strecken, so gut es eben ging, das französische Aufbauspiel. Das Trainerteam erarbeitete gegen Frankreichs Spielanlage die richtige Taktik und das Team setzte diese, so lange es kräftemäßig drin war, auch diszipliniert um.

Der Lohn für die gute Arbeit bisher ist, dass es schon wirklich sehr gut mit dem Viertelfinale aussieht. Dieses ist Östererich nämlich nur noch dann zu nehmen, wenn die Schweiz am letzten Gruppenspieltag gegen Frankreich gewinnt (was sehr unwahrscheinlich ist) und Österreich gleichzeitig noch höher gegen Island verliert. Aktuell ist übrigens Frankreich Tabellenführer: Bei einem Unentschieden im direkten Duell und gleichter Tordifferenz entscheiden die weniger erhaltenen gelben und roten Karten.

Da hat Österreich bisher drei, Frankreich nur zwei. Island, Österreichs Gegner im letzten Gruppenspiel am Mittwoch, ist übrigens nach dem 1:2 gegen die Schweiz bereits fix ausgeschieden.

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0:3 in England: ÖFB-Frauen nur eine Hälfte stark https://ballverliebt.eu/2017/04/10/03-in-england-oefb-frauen-nur-eine-haelfte-stark/ https://ballverliebt.eu/2017/04/10/03-in-england-oefb-frauen-nur-eine-haelfte-stark/#comments Mon, 10 Apr 2017 21:57:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13456 0:3 in England: ÖFB-Frauen nur eine Hälfte stark weiterlesen ]]> Österreichs Fußballerinnen unterliegen dem WM-Dritten und EM-Mitfavoriten England in einem Testspiel 0:3. Eine Halbzeit lang funktionierte die ungewohnt defensive Spielanlage der ÖFB-Frauen sehr gut, danach öffneten sich zu viele Räume. So kann man dieses Match in viele Richtungen interpretieren, klare Schwarz-Weiß-Aussagen gibt es aber nicht.

England – Österreich 3:0 (1:0)

Es gibt in der Frauenfußball-Welt derzeit kein Team, das ein exakteres, besseres und wirkungsvolleres Angriffspressing spielt als England. Was macht man also, wenn man sich dem nicht aussetzen möchte? Genau, man gibt den Lionesses einfach den Ball. Wenn der WM-Dritte von der Insel nämlich selbst etwas gegen einen geschickt und kompakt verteidigenden Gegner gestalten muss, neigt man ein wenig zur Ratlosigkeit.

Vorbild Belgien

England – Belgien 1:1 (0:1)

Vor praktisch exakt einem Jahr wurde das in der EM-Quali von Belgien eindrucksvoll aufgezeigt. Nach einem frühren Torwart-Fehler von Bardsley war Belgien da in Führung gegangen und sah sich danach an, was England so machte. England braucht ein Garbage Goal in der Schlussphase, um zumindest das 1:1 zu retten. Für England war es das einzige Quali-Spiel seit 2011, das nicht gewonnen wurde.

Recht ähnlich legte es nun in diesem Testspiel ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer an. (Fun fact: Sogar die Schiedsrichterin war die selbe wie letztes Jahr, die Ungarin Gyöngyi Gáal). Was vom Personal eher wie einer 3er/5er-Kette aussah, entpuppte sich in diesem Match rasch als flaches und relativ enges 4-4-2.

Anstatt England hoch anzulaufen, agierte man kompakt im Defensiv-Verbund; anstatt selbst aufbauen zu wollen, gab man bereitwillig den Engländerinnen den Ball. Ab der 10. Minute funktionierte das auch prächtig; dass es da schon 1:0 für England stand – doof, aber für den Sinn der Übung kein Problem. Es ist ja schließlich ein Testspiel.

Kontrollierte erste Hälfte

Bei England spielte vor Zweier-Goalie Siobhan Chamberlain (die aber nicht nennenswert schwächer ist als die Nummer eins, Karen Bardsley) die Einser-Panier in der Abwehrkette. Davor wurden einige personelle Alternativen probiert. Bei Österreich war Kapitänin Viktoria Schnaderbeck nach einem halben Jahr Verletzungspause wieder zurück.

Im diesem mittlerweile kaum noch eingesetzten 4-4-2 und mit der ungewohnt passiven Spielanlage schaffte es Österreich im Laufe der ersten Halbzeit gut, das englische Aufbauspiel zu kontrollieren. Man drängte England auf die Außenbahnen und gewährte den Ballbesitz überwiegend dort, wo er nicht weh tut. Nach dem 1:0 (Prohaska hatte Christiansen flanken lassen, Schnaderbeck verlor das Kopfballduell gegen White) hatte England nur noch eine einzige wirklich gute Torchance in der ersten Hälfte.

Nach vorne passierte nicht viel: Nach Ballgewinn wurde schnell umgeschaltet und der Vertikalpass gesucht, um kein englisches Pressing einzuladen. Diese Bälle in die Spitze waren dementsprchend oft ungenau. Bis auf eine kurze Phase nach einer halben Stunde konnte sich Österreich nicht nachhaltig in der englischen Hälfte festsetzen und ernsthafte Torchancen blieben auch aus.

Fahrige zweite Hälfte

Wie in der ersten Halbzeit war auch der Beginn der zweiten Hälfte von österreichischem Schwimmen begleitet. Manuela Zinsberger machte mit einigen Hexentaten drei riesige englische Chancen zunichte, zudem hätte England einen Elfmeter zugesprochen bekommen müssen. Diese Phase überstand Österreich, aber an den ersten Spielabschnitt konnten die ÖFB-Frauen nicht mehr anschließen.

Es wirkte im Gegenteil vieles recht fahrig. Defensiv war die Kompaktheit nicht mehr so gegeben: Man stand im Verbund höher, hielt aber die Abstände nicht eng genug. Andererseits setzte man die ballführende Engländerin aber auch nicht wirklich unter Druck. Die Folge: England konnte sich über die Halbfelder zu leicht in gefährliche Zonen spielen und bekam auch hinter der österreichischen Viererkette Platz.

Halb durch die zweite Hälfte klärte Schnaderbeck einen Ball zur Mitte, anstatt ihn zur Ecke rausrollen zu lassen und machte die Situation so wieder scharf, Lucy Bronze staubte zum (längst überfälligen) 2:0 für England ab. Die Lionesses hatten im zweiten Spielabschnitt deutlich sichtbar auch körperliche Vorteile, Österreich kam nicht mehr ins Spiel zurück. Aus einem Eckball erzielte England kurz vor Schluss auch noch das 3:0.

Fazit: Ambivalente Erkenntnisse

Einerseits war die Defensivleistung eine Halbzeit lang stark, andererseits hätte es aber auch noch viel schlimmer kommen können als 0:3. Einerseits stellte man England durchaus vor Probleme, andererseits war zu sehen, dass die Lionesses eine große Stufe über Österreich stehen.

Einerseits sind Viktoria Schnaderbeck (6 Monate out) und Lisa Makas (anderthalb Jahre out) nach Verletzungen wieder retour. Andererseits sind sie beide noch weit von ihrer alten Form entfernt. Logisch, so etwas dauert.

Die Zeiten, als man eine Truppe aus internationalen Rookies gegen England schickte, in der Hoffnung, der Favorit möge Gnade walten lassen, sind vorbei. Thalhammer stellte sein Team mit einem klaren Plan auf das Feld und England war deutlich anzumerken, dass man damit 1. nicht gerechnet hatte, weil man Österreich offensiver und aggressiver kennt, und 2. damit durchaus Probleme hatte.

Die ÖFB-Frauen haben einmal mehr gezeigt, dass sie in der Tat mehrere völlig verschiedene Spielanlage drauf haben – hier eben die Variante „Kompakte Defensive“. Und es wurde auch sonst das eine oder andere probiert – etwa Innenverteidigerin Gini Kirchberger auf der RV-Position (womöglich schon als Testlauf für das Duell gegen Frankreichs quirlige LM Amel Majri?).

Wenn es ein klares Signal gibt, welches die Mannschaft mit diesem Spiel in Richtung der EM-Gruppengegner Frankreich, Schweiz und Island geschickt hat, dann dieses: „Ihr werdet keine Ahnung haben, wie wir unser Spiel gegen euch anlegen!“ Und: „Wir sind schon so weit, dass wir ein Spiel gegen England zum testen nützen, und nicht als pure Überlebens-Übung begreifen:“

Davon abgesehen aber kann man aus diesem 0:3 in Milton Keynes Argumente für Stärken und Argumente für Schwächen finden. Es war also ein sehr ambivalenter Test.

Kleiner Blick ins Anderswo

Die WM-Qualifikations-Vorrunde in Europa ist gespielt, und es gab eine große Überraschung: Die Türkei, auf dem Papier das beste Team überhaupt in dieser Ameisenrunde, scheiterte nach einem 1:2 am letzten Gruppenspieltag gegen die Färöer-Inseln. Auch mit dem Aus von Griechenland (1:2-Niederlage gegen Albanien in der Nachspielzeit des letzten Spiels) war nicht zu rechnen.

Für Österreich ist es durchaus möglich, dass man bei der Auslosung am 25. April zum dritten Mal hintereinander Kasachstan bekommt, oder zum zweiten Mal hintereinander Israel. Die Haupt-Qualifikation für die WM 2019 in Frankreich startet im September.

Und in der Asien-Vorrunde hat es den Weltranglisten-Zehnten Nordkorea bereits erwischt: In der Gruppe gegen Südkorea kam man gegen den verhassten Nachbarn zu einem 1:1, gewann die anderen drei Spiele aber „nur“ mit 17:0 – Südkorea schaffte eine Tordifferenz von 20:0 und ist damit für die Asienmeisterschaft qualifiziert, die in genau einem Jahr stattfindet und bei der fünf WM-Plätze vergeben werden.

Japan, Australien und China hatten ein Freilos, neben Südkorea setzten sich in den anderen Quali-Gruppen wie erwartet Thailand, Vietnam, Jordanien und die Philippinen durch. Realistischerweise geht es nur darum, wer neben den vier Favoriten den einen verbleibenden Platz abstaubt. Bei der letzten WM 2015 war das Thailand.

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Kein Übermut bei ÖFB-Frauen nach starkem 2:2 in Spanien https://ballverliebt.eu/2015/02/13/oesterreich-spanien-test-oefb-frauen-bayern/ https://ballverliebt.eu/2015/02/13/oesterreich-spanien-test-oefb-frauen-bayern/#comments Thu, 12 Feb 2015 23:56:13 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10845 Kein Übermut bei ÖFB-Frauen nach starkem 2:2 in Spanien weiterlesen ]]> 2:2 auswärts gegen Spanien – das Resultat im ersten Test des Jahres für die ÖFB-Frauen kann sich sehen lassen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es vor drei Jahren gegen den gleichen Gegner noch ein 1:4 gesetzt hatte und Spanien sich souverän für die WM im Sommer qualifiziert hat. Für Österreich war es aber nicht nur ein gutes Ergebnis, sondern auch der Versuch, sich inhaltlich weiter zu verbessern. Und für eine wichtige Spielerin war’s das Comeback nach über einem Jahr Verletzungspause.

Spanien - Österreich 2:2 (1:1)
Spanien – Österreich 2:2 (1:1)

Nach Platz 2 in der starken WM-Quali-Gruppe liegt nun schon der Fokus auf die im Herbst startende EM-Qualifikation. Das Testspiel gegen Spanien war der Abschluss eines Kurz-Trainingslagers in der Nähe von Murcia, das Match fand in der Küstenstadt San Pedro del Pinatar statt.

Das Spiel

Für EM-Viertelfinalist Spanien war dies der erste Test in der Vorbereitung für die WM im Sommer, im FIFA-Ranking (das bei den Frauen deutlich realistischer berechnet wird als bei den Männern) liegt Spanien auf Rang 15, innerhalb von Europa auf Platz acht – also durchaus ein Gegner von Qualität. Prunkstück ist die Offensive mit Veró Boquete, einer der besten Offensiv-Allrounderinnen weltweit.

Spanien ging recht flott in Führung, hatte auch in der Folge mehr vom Spiel und einige Chancen, aber kurz vor der Pause nützte Nina Burger eine Schlafmützigkeit in der spanischen Abwehr bei einem von der Mittellinie in den Strafraum geschlagenen Freistoß zum 1:1. In der zweiten Hälfte gelang Spanien erneut die Führung, aber nach einer schlecht geklärten Ecke drosch Sophie Maierhofer den Ball zum 2:2 über die Linie.

„Spanien hatte mehr Spielanteile, aber je länger das Spiel dauerte, desto weniger zwingend wurden sie“, resümierte Innenverteidigerin Carina Wenninger, „wir hatten auch einige gute, gezielte Aktionen vor das spanische Tor.“ Wie etwa eine Chance von Lisa Makas kurz vor Schluss, die fast sogar den Sieg bedeutet hätte. „Dafür, dass wir fünf Monate nicht zusammen waren, haben wir recht okay gespielt“, sagt auch Kapitänin Viktoria Schnaderbeck, „wiewohl noch Luft nach oben war. Schön, wenn man das nach einem 2:2 gegen einen so guten Gegner sagen kann.“

Der taktische Schwerpunkt

„In dem einen Jahr, das ich nicht dabei war, ist vor allem im Bereich Pressing, Gegenpressing und Vertikalspiel vieles besser geworden“, vergleicht Wenninger, die ja wegen eines Kreuzbandrisses seit Dezember 2013 außer Gefecht war. Dennoch war Teamchef Thalhammer da, allen Fortschritten zum Trotz, nicht ganz zufrieden.

Gerade bei den Auswärtsspielen in Finnland und Frankreich, also den starken Gruppengegnern, wurde vorne zwar mit ziemlichem Furor angepresst. „Aber die Zahl der im Angriffsdrittel gewonnenen Bälle war dennoch viel zu gering“, so Thalhammer, der in diesem dreitägigen Kurz-Trainingslager in der Nähe von Murcia darauf den Schwerpunkt legte: „Das Anlaufen des Gegners muss noch kompakter und noch konsequenter werden.“

Dazu wird weiter auch an Varianten bei ruhenden Bällen gearbeitet, was etwa vor einem Jahr beim Algarve-Cup schon mit erstaunlich vielen Toren aus Eckbällen belohnt wurde. Nicht selten auch mit eher eigenwillig anmutenden Varianten wie dieser hier:

Nach eigenen Ecken entwickelte Österreich (hier in weiß beim 2:1 gegen Portugal) eine ungemeine Torgefahr, aber auch an Defensiv-Standards wurde gefeilt.
Hier eine Eckball-Variante vom Algarve-Cup 2014

Diesmal versuchte man sich an einer Anstoß-Variante, ähnlich jener, die Zdenek Zeman im Herbst, als er noch Cagliari-Coach war, mit Erfolg gegen Inter Mailand probierte: Anstoß, eine ganze Horde an Spielern rennt nach vorne, der Ball zurück zur Innenverteidigung, und dann hoher Ball in die Zone mit Überzahl.

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Hier die Anstoßvariante vom Spiel in Spanien

Das führte in diesem Fall zwar nicht zum Erfolg, zeigt aber, dass man weiterhin gewillt ist, auch bei Standards mit innovativen bzw. alternativen Ideen arbeiten zu wollen.

Die Rückkehrerin

Carina Wenninger war erstmals seit ihrem Kreuzbandriss am 7. Dezember 2013 wieder dabei. „Ich hab‘ mich mega gefreut, die ganzen Leute wieder zu sehen“, so die Bayern-Innenverteidigerin. Die das Jahr, das sie ausfiel, aber nicht als verlorenes Jahr sehen will: „Ich habe die Gelegenheit genützt, mich im athletischen Bereich zu verbessern. Das betrifft ganz generell die Kraft, aber auch die Stabilität des Körpers von Kopf bis Fuß.“

„Die stundenlangen Sessions in der Reha kann man auch als Lernprozess sehen, der einen von der Psyche her stärker machen kann“, so Wenninger. Sofern fit, ist die 24-jährige Steirerin im ÖFB-Team gesetzt, beim FC Bayern könnte es ob der im Herbst auch ohne ihr extrem stabilen Defensive kurzfristig schwer werden: „Gerade im Defensiv-Verbund wird nicht so leicht gewechselt, wenn dazu keine Not besteht.“

Die Debütantin

Sophie Maierhofer, 18-jährige Steirerin in Diensten von Bundesliga-Tabellenführer St. Pölten, vertrat auf der Linksverteidiger-Position Verena Aschauer (die Freiburg-Legionärin laboriert an einer zähen Schambein-Verletzung – dass das dauern kann, weiß man spätestens seit Steffen Hofmann). „Ihr Einsatz war eigentlich nicht geplant, aber ich hab’s ihr schon zugetraut“, so Teamchef Thalhammer, „und wie unerschrocken sie ihre Gegenspielerin Corredera im Griff hatte, war imponierend.“ Außerdem erzielte sie eben das Tor zum 2:2-Endstand.

Maierhofer, die im Nationalen Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten ausgebildet wird, kann daher auch mittelfristig durchaus ein echtes Thema für das Team sein – im April beim Test gegen den Weltranglisten-Zehnten Australien wird sie aber so gut wie sicher nicht dabei sein. Die EM-Quali des U-19-Teams hat da Vorrang.

Die Vielseitige

Eigentlich ist Viktoria Schnaderbeck ja im Mittelfeld-Zentrum vorgesehen, in Abwesenheit der verletzten Wenninger wurde sie 2014 aber im Team zur Innenverteidigerin umfunktioniert und machte das mit ihrer Routine und ihrem Spielverständnis sehr gut. Beim 2:2 gegen Spanien war Wenninger wieder da, dafür fehlte die kurzfristig erkrankte Gini Kirchberger, und Schnaderbeck wurde wieder hinten gebraucht. Eine längerfristige Lösung? „Möglich“, sagt der Teamchef.

Im starken Herbst bei den Bayern etablierte sich die 24-Jährige als Rechtsverteidigerin – was im ÖFB-Team ja eine Position ist, auf der seit längerer Zeit nach der richtigen Besetzung gesucht wird. „Warum nicht“, kann sich Schnaderbeck einen Einsatz auch im Team auf der RV-Position vorstellen, „ich kenn’s ja mittlerweile vom Verein und ich hab‘ ja auch in der Vergangenheit schon auf vielen Positionen gespielt.“

Der Istrien-Cup

Anfang März absolvieren die ÖFB-Frauen vier Spiele beim Istrien-Cup, der zeitgleich zu den etwas renommierteren Test-Turnieren an der Algarve und in Zypern abgehalten wird. Dass es dort nicht gegen Teams aus der tatsächlichen bzw. erweiterten Weltklasse geht, sondern „nur“ gegen die Mittelklasse-Teams Slowakei, Ungarn und Irland, ist dabei nicht einmal ein Nachteil.

„Das ist genau das Richtige“, bestätigt Schnaderbeck: „Wir müssen lernen, gegen solche Gegner noch mehr zu dominieren und sie noch mehr mit den spielerischen Mitteln, die wir mittlerweile haben, in Schach zu halten.“ Gerade gegen die schwächeren Gegner in der WM-Quali (Ungarn, Kasachstan, Bulgarien) ließ man es an genau diesen Attributen vermissen. „Wie wir gegen diese Teams spielen, wird ziemlich sicher den Ausschlag darüber geben, ob wir uns für die EM 2017 qualifizieren oder nicht“, ist Schnaderbeck sicher.

Die EM-Quali

Nach den vier Testspielen in Kroatien und dem Freunschaftsspiel gegen WM-Viertelfinalist Australien geht der Blick zur Auslosung für die EM-Qualifikation. Im Rennen um die 15 freien Plätze für die Endrunde, die 2017 in Holland stattfinden wird, hat sich Österreich dank der zweiten Plätze in den letzten beiden Quali-Kampagnen erstmals in den 2. Topf nach vorne gearbeitet. Neben den acht Gruppensiegern sind auch die sechs besseren Zweiten direkt qualifiziert, die beiden restlichen Zweiten spielen im Play-Off um das letzte Ticket.

„Aus dem 1. Topf brauch ich nicht wieder Frankreich“, sagt Wenninger, „auch nicht zwingend Deutschland“. „Lieber ein Team wie Italien oder Island, das eher in unserer Reichweite liegt“, lautet auch der Wunsch von Schnaderbeck. Mindestens ebenso wichtig wird aber sein, wer aus dem 3. Topf kommt. „Aber egal, wer da kommt – die müssen wir alle schlagen“, betont Wenninger, „wir sind ja nicht durch Zufall im zweiten Topf“. Gelost wird am 13. April.

Die Bundesliga

Die Liga in Österreich (in der St. Pölten klar auf Meisterkurs ist, Abo-Meister Neulengbach wird wohl abgelöst werden) startet erst in einem Monat in die Rückrunde, jene in Deutschland schon an diesem Wochenende. Damit auch für viele ÖFB-Teamspielerinnen – also neben dem Bayern-Quartett (Schnaderbeck, Wenninger, Feiersinger, Zinsberger) auch für Mittelfeld-Spielerin Puntigam und LV Aschauer (beide Freiburg) und für IV Gini Kirchberger (Duisburg). Dazu startet Bremen-Legionärin Katharina Schiechtl in der 2. Liga ins Frühjahr.

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Kirchberger hat beim Vorletzten Duisburg eine neue Trainerin bekommen (Ex-DFB-Stürmerin Inka Grings) und wurde zur Kapitänin befördert, der Kampf um den Klassenerhalt wird aber sehr schwierig. Freiburg wird im gesicherten Mittelfeld ankommen und die Bayern haben es im Herbst geschafft, in die Phalanx aus Wolfsburg, Potsdam und Frankfurt einzubrechen.

„Es hat im Herbst sensationell funktioniert, das Team hat schnell zusammengefunden“, so Schnaderbeck, „wenn wir das halten können, darf man damit schon echt zufrieden sein. Wolfsburg hat weiter eingekauft, ist auch noch in allen Bewerben mit dabei. Frankfurt und Potsdam darf man dazu nie abschreiben. Potsdam ist körperlich immer sehr stark und Frankfurt hat eine sehr hohe individuelle Klasse.“

Erst einmal ein paar Wochen nicht mitwirken kann bei Bayern aber Laura Feiersinger. Sie hat sich zwar von ihrem Schien- und Wadenbeinbruch vor einem Jahr erholt, fällt nun aber mit einer Muskelverletzung aus. „Bitter, es sind ja nur noch neun Spiele für uns“, so Wenninger. Für den Istrien-Cup wird Feiersinger vermutlich auch ausfallen.

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Mit einem Hauch von Streich, Risiko der ÖFB-Frauen aber nicht belohnt – 1:2 in Turku https://ballverliebt.eu/2013/09/27/mit-einem-hauch-von-streich-risiko-der-ofb-frauen-aber-nicht-belohnt-12-in-turku/ https://ballverliebt.eu/2013/09/27/mit-einem-hauch-von-streich-risiko-der-ofb-frauen-aber-nicht-belohnt-12-in-turku/#comments Thu, 26 Sep 2013 22:32:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9539 Mit einem Hauch von Streich, Risiko der ÖFB-Frauen aber nicht belohnt – 1:2 in Turku weiterlesen ]]> Wer eine Chance auf das WM-Play-Off haben will, muss Spiele gewinnen – sie nicht zu verlieren, kann schon zu wenig sein. Dementsprechend spielten die ÖFB-Frauen auswärts bei EM-Teilnehmer Finnland, dem Hauptgegner um Platz zwei in der Gruppe, auch voll auf Sieg, gingen aber mit einem 1:2 und ganz ohne Punkte vom Platz. Auf dem Weg zur WM ein fast nicht mehr gutzumachender Rückschlag. Auf dem Weg zu einer auch spielerisch guten Mannschaft aber ein wichtiger Schritt nach vorne.

Finnland - Österreich 2:1 (1:0)
Finnland – Österreich 2:1 (1:0)

Anstoß, Ball auf die rechte Seite, Hereingabe, Schuss von Zadrazil – schon die ersten 24 Sekunden beim WM-Quali-Spiel in Turku waren deutlich konkreter als das meiste, was beim trotz des klaren Ergebnisses eher mauen 4:0 in der Start-Partie gegen Bulgarien. Wie generell vieles sehr viel besser aussah, im Spiel beim EM-Teilnehmer Finnland.

Österreich zuweilen in einem 3-1-6

Finnland spielte, anders als bei der EM, nicht in einem extrem defensiven 4-4-1-1, sondern stellten, wenn in Ballbesitz, eine der zentralen Mittelfeld-Spielerinnen – Emmi Alanen, in diesem Fall – höher, was beiden Stürmerinnen eine höhere Positionierung erlaubte (wiewohl es zumeist Engman war, die immer vorne blieb). Gegen den Ball wurde es ein klares, typisch nordisches 4-4-2.

Bei Österreich hingegen kam eine schon im Test gegen Belgien gezeigte Variente wieder zum Einsatz: Die abkippende Sechs. Gegen das Kanonenfutter aus Bulgarien war das nicht nötig gewesen, aber gegen Finnland kippte Viki Schnaderbeck, die diesmal die teil deutlich tiefere Postion im zentralen Mittelfeld spielte, wieder zwischen die Innenverteidigerinnen zurück. Was Vorteile hatte, aber nicht optimal funktionierte.

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Wenn Schnaderbeck abkippte, entstand ein 3-1-6 gegen das finnische, kompakte 4-4-2

Mit der Kapitänin als Quasi-Libero rückten die Außenverteidigerinnen extrem weit auf und die Mittelfeld-Außen extrem weit ein, während zwischen diesen beiden Reihen nur noch Sarah Puntigam übrig blieb – quasi ein 3-1-6. Finnland stand in diesen Situationen mit zwei Viererketten relativ eng und seht kompakt. Die beiden Stürmerinnen Engman und Talonen gingen das Defensiv-Trio überhaupt nicht an, was Österreich die Ballkontrolle erleichterte, aber aufgrund der großen Abstände waren in letzter Konsequenz längere Bälle vonnöten. Der Raum zwischen den Ketten wurde zu wenig bearbeitet.

Der SC Freiburg unter Streich
Der SC Freiburg unter Streich: Von der Formation her sah das ziemlich ähnlich aus.

Von der Idee erinnert das sehr an den SC Freiburg unter Christian Streich, der im Aufbau mit einer sehr ähnlichen Formation spielen lässt: Auch bei ihm kippt die Sechs ab, rücken die AV weit auf und bleibt der Achter am Mittelkreis; allerdings stehen bei Streich die Mittelfeld-Außen hinter den Stürmern, nicht mit ihnen auf einer Reihe.

Interessant: Obwohl „3-1-6“ nach absolutem Hochrisiko klingt, war das die Formation und waren das die Situationen, in denen Österreich am allerwenigsten Angst vor den generell nicht besonders kreativen und auch nicht besonders angriffslustigen Finninnen haben musste.

Druck und Risiko

Kurioserweise waren eigene Standards bei Österreich aber immer mit drohender Höchstgefahr verbunden. Schon in der ersten Halbzeit wurde dabei nämlich hohes Risiko gegangen: Eine Spielerin am Mittelkreis, eine vorm gegnerischen Strafraum – das war’s aber manchmal schon mit der Absicherung.

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Schon in der 1. Halbzeit wurde bei eigenen Standards fast alles nach vorne geworfen.

Nun sind Standards schon mal grundsätzlich nicht die ganz große Stärke des ÖFB-Teams und in der 19. Minute konnte ein finnischer Konter nur mit größter Mühe und dank einer beherzt mit nach hinten laufenden Laura Feiersinger zur Ecke für Finnland geklärt werden.

Hohen Druck auszuüben klappte aus dem Spiel heraus besser, vor allem dank einer wirklich starken Leistung von Sarah Zadrazil, die gegenüber dem Bulgarien-Match statt Lisa Makas in die Mannschaft gerückt war. Sie presste gut auf die finnische Innenverteidigung und auch Torfrau Korpela – fast immer waren Panik-Abschläge und damit Ballgewinn für Österreich die Folge. Nina Burger verschob mehr horizontal, übte Druck auf die finnischen Außenverteidiger aus und versuchte, die Flügelspielerinnen zu unterstützen.

So konnten zwar nicht Torchancen am laufenden Band produziert werden, man hielt Finnland aber sehr gut aus der eigenen Hälfte draußen.

Finnland mit bekannten Stärken

Die Erkenntnisse von der EM waren recht klar und Finnland bestätigte sie auch in diesem Spiel: Wenig Phantasie im Zentrum, aber körperlich gut und außerdem gefährlich bei Standardsituationen. Die 19-jährige Nora Heroum, die gegenüber der EM (wo sich im Zentrum und am rechten Flügel spielte) auf die linke Seite gerückt war, wurde von Feiersinger und Manhart komplett kaltgestellt, umso gefährlicher war allerdings Marianna Tolvanen auf der anderen Außenbahn. Sie verwickelte Verena Aschauer in 1-gegen-1-Situationen und behielt dabei zumeist die Oberhand, ebenso wie gegen Nadine Prohaska.

Die ganz eng vor's Tor gezogenen Eckbälle waren Finnlands größte Waffe. So fiel auch das 1:0 für die Gastgeber.
Die ganz eng vor’s Tor gezogenen Eckbälle waren Finnlands größte Waffe. So fiel auch das 1:0 für die Gastgeber.

Die wenigen finnischen Chancen in der ersten Halbzeit: Flanke von Tolvanen (14.), Engman nach einer Ecke (26.), Tolvanen nach Solo gegen Prohaska und Puntigam (31.). Und aus. Mehr war nicht – bis zur 42. Minute, als eine weitere fies praktisch auf die Torlinie gezogene Flanke von Kristler an die Latte gelenkt wurde, von dort direkt Westerlund auf die Füße (nicht Engman, wie fälschlicherweise offiziell angegeben) – und drin war der Ball.

Beim ersten Mal, als diese Variante so kam – eben in der 26. Minute – unterlief Kristler den Ball. Ihr einziger kleiner Fehler: Ansonsten hatte sie den Strafraum sicher im Griff.

Finnland verwaltet…

Mit der Führung im Rücken sah Finnland nach dem Seitenwechsel natürlich wenig Veranlassung dazu, die Spielanlage zu ändern. In dieser Phase hatte Österreich wie gehabt viel vom Ball, versuchte damit aber vor allem durch das Zentrum durchzukommen. Das ging erstaunlicherweise gar nicht sooo schlecht, wenn man bedenkt, dass Finnland da eigentlich am sichersten steht. Alleine: Wenn es um den letzten Pass ging, war Österreich oft ein wenig zu zaghaft, fehlte auch ein wenig die Übersicht. Es mag auch eine Kraftfrage gewesen sein, dass im Umschalten das Tempo zu fehlen begann. Abschlüsse wurden zu überhastet und zumeist von außerhalb des Strafraums versucht.

Auch mögliche Abspiele auf die an der Abseitslinie lauernde Nina Burger wurden gerne verpasst. Finnland erkannte in dieser Phase vermehrt die eigenen Vorteile in Sachen Zweikampf und versuchte, Österreich in mehr solche zu verwickeln. In der 57. Minute traute sich Stürmerin Talonen auch zum allerersten Mal, die Dreierkette mit der abgekippten Schnaderbeck anzugehen.

…und wird bestraft

Dafür war Tolvanen, in der ersten Hälfte noch einziger finnischer Gefahrenherd, kein echter Faktor mehr. ÖFB-Teamchef Thalhammer brachte schon recht früh in der zweiten Halbzeit Jenny Pöltl statt Prohaska und wie schon gegen Bulgarien war die burgenländische US-Legionärin ein belebendes Element. So war Tolvanen mehr gebunden und kam nicht mehr so zur Geltung. Kurz nach ihrer Einwechslung kam auch endlich mal eine vernünftige Flanke – bei diesen hatte Finnland bei der EM ja die größten Schwächen gezeigt.

Der Scout vom franzöischen Verband interessierte sich vor allem für die finnischen Standards. Die filmte er mit seinem iPad.
Während das französische Team 4:0 in Kasachstan gewann, filmte der französische Scout eifrig finnische Standard-Situationen mit seinem iPad.

Zum Ausgleich brauchte es letztlich aber einen Energieanfall von Viktoria Schnaderbeck, die an der rechten Strafraumkante alleine durch zwei finnische Verteidigerinnen durchging, einen Stanglpass zur Mitte schickte und Nina Burger zum 1:1 traf. Angesichts der gezeigten Initiative des Teams in rot bzw. der fehlenden solchen beim Team in weiß: Absolut verdient. Bei Finnland zeigte der Treffer zunächst auch merklich Wirkung.

Österreich wird nicht belohnt

Statt nun auf halten zu spielen, gab Österreich nach dem Ausgleich weiter Vollgas. Logisch und richtig: Denn will man unter die vier besseren der sieben Gruppenzweiten kommen, sind drei Auswärtspunkte in Finnland besser als einer. Zwei Minuten nach dem Ausgleich hatte Pöltl nach einer Hereingabe von Zadrazil die Chance auf die Führung, Korpela hielt aber.

In Minute 86 kam Finnland zu einem Entlastungsangriff, es war der erste wirklich ernsthaft zu Ende gespielte Angriff in der zweiten Halbzeit. Eine Flanke von Noksko-Koivistö auf die eingewechselten Sällström von links, Kristler pariert, Talonen schießt, Kristler pariert erneut – aber der Abpraller kommt zu Alanen, die verwertet. Das 2:1 für Finnland, der Endstand.

Schluss, aus: Die Enttäuschung sitzt tief. Zu recht.
Schluss, aus: Die Enttäuschung sitzt tief. Zu recht.

Fazit: Der Weg stimmt, das Resultat nicht

„Finnland hat aus wenig viel gemacht. Wir haben viel gemacht und zu wenig herausgeholt!“ Mit diesem Fazit trifft Teamchef Thalhammer das Spiel recht genau. Österreich machte deutlich mehr für das Spiel, zeigte die wesentlich variablere Anlage als der recht eindimensionale Gastgeber und zog sich am eigenen Schopf aus einer Durchhänger-Phase Mitte der zweiten Hälfte. Chancen wären genug da gewesen: Neben Zadrazils Abschluss in der 1. Minute war auch bei Ecken Wenninger zweimal nahe dran (44., 53.), Feiersinger nach einem Solo (30.), dazu eben auch viele zu hastig abgeschlossene Situationen.

Es ist viel der internationalen Erfahrung geschuldet, die Finnland hat, dass der Gastgeber in einem Spiel, nach dem Teamchef Jeglertz selbst die „teilweise zu große Passivität“ bei seinem Team beklagte, am Ende halt doch den Platz als Sieger verlässt und Österreichs Chancen auf eine Play-Off-Teilnahme damit ganz dramatisch sinken lässt. Mit drei Niederlagen (wenn man die beiden wahrscheinlichen gegen Frankreich mitrechnet) braucht es schon ein paar günstige Resultate in den anderen Gruppen, damit sich das noch ausgeht. Sechs eigene Siege in den verbleibenden acht Spielen vorausgesetzt.

Unübersehbar ist aber in jedem Fall, dass innerhalb eines Jahres der Schritt von einem fast reinen Konter-Team zu einer Mannschaft vollzogen wurde, die die spielerische Lösung sucht. Das ist kein leichter Weg, aber die Richtung stimmt. Auch wenn das Resultat in Finnland nicht stimmte.

PS: Der „Harter-Hund-Award“ für dieses Match geht an Finnlands Keeper Tinja-Riikka Korpela, die sich schon in der Anfangsphase einen Bänderriss im Knöchel zuzog, deren Saison beendet ist – die das Spiel aber dennoch durchgespielt hat.

(phe)

Group 7

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Eine Mannschaft, ein Ziel: WM in Kanada! https://ballverliebt.eu/2013/09/19/eine-mannschaft-ein-ziel-die-wm-in-kanada/ https://ballverliebt.eu/2013/09/19/eine-mannschaft-ein-ziel-die-wm-in-kanada/#respond Thu, 19 Sep 2013 21:38:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9491 Eine Mannschaft, ein Ziel: WM in Kanada! weiterlesen ]]> Acht Tickets hat die FIFA den europäischen Mannschaften zugesprochen, für die Endrunde der Frauen-WM im Jahr 2015 in Kanada. An diesem Wochenende startet die sieben Qualifikations-Gruppen – und mit dabei ist natürlich auch Österreich. Letztes Jahr erst im Play-Off an der Teilnahme an der vor zwei Monaten ausgetragenen EM gescheitert, peilt die im Schnitt erst 21,5 Jahre alte Truppe nun Gruppenplatz zwei hinter den praktisch unschlagbaren Französinnen an. Der kann zum Play-Off reichen.

Zum Start geht’s am Samstag in Vöcklabruck gegen Bulgarien – da ist ein klarer Sieg zu erwarten – und am Mittwoch auswärts gegen EM-Teilnehmer Finnland. Ballverliebt stellt die Mannschaft vor, die für Rot-Weiß-Rot an den Start geht.

Voraussichtliche Startformation Österreichs
Voraussichtliche Startformation Österreichs

Zehn Monate sind vergangen, seit Österreichs Fußball-Frauen zum ersten Mal überhaupt in den Play-Offs für ein großes Turnier gespielt haben. Gegen Russland klappte es mit dem letzten Schritt nicht, die EM fand ohne Österreich statt – nun beginnt der nächste Anlauf. Der ungleich schwerer wird, weil für die Weltmeisterschaft 2015 in Kanada nur acht Plätze an Teams aus Europa gehen, davon sieben an die Gruppensieger.

group 7

Zum Start im Rennen um dieses achte Ticket geht es am Samstag in Vöcklabruck gegen Bulgarien, vier Tage später in Turku gegen Finnland. Ersteres ist ein Pflichtsieg, zweiteres schon eine vorentscheidende Partie im Rang um jenen zweiten Platz, der es sein muss, will man eine Chance haben. Die vier besseren Zweiten aus den sieben Gruppen ermitteln in K.o.-Duellen, wer die Gruppensieger nach Kanada begleitet.

Bei Österreich ist seit der EM-Quali manches gleich geblieben, manches hat sich aber auch grundlegend verändert. Hier ein Überblick.

Tor

Geht als Nr. 1 in die WM-Quali: Anna-Carina Kristler (Foto: Gerhard Möhsner)
Geht als Nr. 1 in die WM-Quali: Anna-Carina Kristler (Foto: Gerhard Möhsner)

Vor zwei Jahren ging Anna-Carina Kristler als Nummer eins in die Quali, wurde dann von Jasmin Pfeiler verdrängt und erlangte am Ende ihren Platz zurück. Auch weil sich Pfeiler in der Zwischenzeit in die Karenz verabschiedet hat, hat sich die 25-jährige Kärntnerin Kristler als klarer Einser-Goalie etabliert.

Sie verfügt über gute Reflexe und ist stark auf der Linie, mitunter war sie in der Vergangenheit jedoch etwas wackelig beim Herauslaufen, hat ihre Fehlerquote (die ihr vor anderthalb Jahren zwischenzeitlich den Startplatz gekostet hatten) mittlerweile aber deutlich reduziert. Kann sich zudem nicht über fehlende Beschäftigung bei ÖFB-Frauenliga-Aufsteiger Sturm Graz beklagen.

Ihr Einsatz war vor zwei Wochen noch äußerst fraglich: Im Liga-Spiel gegen Altenmarkt wurde sie von Olga Lasová ziemlich abgeräumt. Der Verdacht auf Oberschenkelbruch bewahrheitete sich gottlob aber nicht.

Ihr Back-up ist nun Manuela Zinsberger, 17 Jahre jung und hoch veranlagt, von Abo-Meister Neulengbach.

Verteidigung

Vor Kristler gab es die größten personellen Veränderungen. Aus der Abwehrkette von der EM-Quali ist nur noch Carina Wenninger übrig – Rechtsverteidigerin Marion Gröbner (10 Jahre Nationalspielerin), Innenverteidigerin Susi Höller (5 Jahre) und Kapitänin Marlies Hanschitz (10 Jahre), die auf links spielte, sind nicht mehr mit dabei.

Abwehr-Chefin Carina Wenninger (Foto: Gerhard Möhsner)
Abwehr-Chefin Carina Wenninger (Foto: Gerhard Möhsner)

Die mit 1,78 m recht große Wenninger ist seit vier Jahren Stammspielerin bei Bayern München, hat trotz ihrer erst 22 Jahre schon 36 Länderspiele in den Beinen (sie debütierte, wie auch Puntigam und Schnaderbeck, schon mit 16 Jahren) und ist auch außerhalb des Platzes für die Gruppe enorm wichtig – nicht umsonst setzten sich alle dafür ein, dass sie letztes Jahr trotz ihrer Gelbsperre zum Rückspiel nach Russland mitfliegen durfte.

Ihre neue Partnerin in der Zentrale ist jene Spielerin, die die gesperrte Wenninger in Rostov ersetzt hatte: Virginia Kirchberger vom deutschen Bundesliga-Aufsteiger Cloppenburg. Ihre Klubkollegin Verena Aschauer, die gegen Ende der EM-Quali als linke Mittelfeldspielerin ins Team kam und gegen Dänemark mit ihrem wunderbaren Tor das sensationelle 3:1 gegen den späteren EM-Halbfinalisten einleitete, ist die neue Linksverteidigerin.

Rechts dürfte nun Heike Manhart endlich ihre Position im Nationalteam gefunden haben. Die Steirerin war schon im zentralen Mittelfeld aufgeboten, auch schon links offensiv, musste im ÖFB-Trikot auch immer wieder verletzt vorzeitig vom Platz. Ob die platinblonde 20-Jährige, die ihrem ehemaligen Trainer vom FC Südburgenland, Csaba Mittersiller, zum ungarischen Top-Klub Szombathely folgte, eine Lösung aus Mangel an Alternativen ist oder sich wirklich festsetzt, wird sich zeigen. Zuletzt im Test gegen Belgien sah das schon mal nicht völlig verkehrt aus.

Mittelfeld

Die Besetzung des Mittelfelds blieb gegenüber der ersten Quali-Kampagne unter Dominik Thalhammer personell unverändert, die genaue Rollenverteilung wurde aber in den Trainingslagern und den fünf Testspielen im Jahr 2013 verfeinert. Gerade hier soll die Vorgabe umgesetzt werden, ballsicherer zu werden, mehr selbst aktiv zu werden, gedankenschneller zu handeln und sich mehr Chancen herauszuspielen. Was damit genau entgegen dem zuletzt bei der EM ganz massiv etablierten Trend geht, vor allem reaktiven Umschalt-Fußball zu spielen. Auch hier gilt aber: Das hat gegen Belgien, und auch dem vernehmen nach beim 2:2 in Irland im Juni, schon recht gut funktioniert.

Im Zentrum agiert weiterhin das bewährte steirische Duo mit Viktoria Schnaderbeck und Sarah Puntigam, die schon vor viereinhalb Jahren beim Algarve Cup erstmals zusammen agierten, als 18- bzw. 16-Jährige. Mehr als in der Vergangenheit lässt sich nun eine der beiden – zumeist eher Schnaderbeck – zwischen die Innenverteidiger fallen, um den Außenverteidigern das Aufrücken zu ermöglichen. Die jeweils andere – eben zumeist die letzten Winter von den Bayern in die Schweiz gewechselte Puntigam – agiert höher. Dadurch, dass sich beide schon lange kennen, ist die Abstimmung gut. Leichtes Problem war zuletzt nur, dass der Abstand zwischen Abwehr und Rest der Mannschaft mitunter etwas groß war.

Gefährlich von der rechten Seite: Laura Feiersinger (Foto: Gerhard Möhsner)
Gefährlich von der rechten Seite: Laura Feiersinger (Foto: Gerhard Möhsner)

Dass die AV aufrücken können, ist wichtig für die Außen-Spielerinnen im Mittelfeld. Auf der linken Seite hat sich Nadine Prohaska festgesetzt. Sie ist an sich gelernte zentrale Mittelfeld-Spielerin und hat dadruch ein Gespür für gutes Defensiv-Verhalten – vor allem gegen aufrückende AV des Gegners oft nicht unwichtig.

Auf der rechten Seite ist Laura Feiersinger gesetzt. Anders als ihr Vater, der ja Libero war, ist bei ihr vor allem der Vorwärtsgang gefragt. Mit ihrem Tempo, ihrem Zug nach vorne und ihrer Spielfreude ist sie von essenzieller Bedeutung für das Team. Im Trikot der Nationalmannschaft hat sie zwar bisher „nur“ fünf Tore erzielt, darunter waren aber zwei ganz extrem wichtige – nämlich jene bei den beiden 1:0-Siegen gegen Portugal in der EM-Quali. Sie ist zudem eine von drei aktuellen Team-Spielerinnen von Bayern München; mit Kirchberger, Puntigam und Prohaska gibt es dazu noch drei ehemalige im Kader.

Die beiden Außen rücken nun entweder hoch auf, wodurch sich ein 4-2-4 ergibt (mit dem vor allem die Abseitslinie hervorragend bespielt werden kann, wie sich gegen Belgien zeigte), oder rücken ein wenig ein, um von den AV die Breite hineinbringen zu lassen.

Angriff

Drei Tore fehlen Nina Burger noch, dann hat sie Gerti Stallinger eingeholt. Ein viertes, und die – man möchte es angesichts ihrer erst 25 Jahre kaum glauben – älteste Spielerin im Kader ist alleinige Rekord-Torschützin im ÖFB-Trikot. Stallinger hat zwischen 1990 und 2005 für ihre 30 Treffer 56 Länderspiele gebraucht, für Burger (deren ersten vier Länderspiele gleichzeitig die letzten vier für Stallinger waren) ist die Partie gegen Bulgarien die 48. im Trikot mit dem Bundesadler vorne drauf. Ihr selbst ist diese Marke zwar laut eigener Aussage egal, sie zeigt aber schon, wie sehr die Mannschaft von Burger abhängig ist.

Nina Burger ist bald Österreichs Rekord-Torschützin (Foto: Gerhard Möhsner)
Nina Burger ist bald Österreichs Rekord-Torschützin (Foto: Gerhard Möhsner)

Ihre Partnerin im Angriff steht auch in der Wahrnehmung im Schatten von Burger – was Lisa Makas gegenüber aber eigentlich nicht ganz fair ist. Die 21-Jährige von Cupsieger St. Pölten-Spratzern ist vor allem durch ihre Laufwege wichtig, die gegnerische Abwehrketten auseinander ziehen soll. Was allerdings dennoch nichts daran ändert, dass sie im Nationalteam ruhig etwas torgefährlicher werden könnte: Fünf ihrer acht Tore im ÖFB-Trikot erzielte Makas in ihren ersten vier Länderspielen.

Dennoch kann sich Makas ihres Platzes vor allem nach dem Kreuzbandriss von Conny Haas ziemlich sicher sein, weil es (noch?) keine wirklichen Alternativen gibt. Laura Feiersinger kann in der Spitze spielen, ist aber auf dem rechten Flügel besser aufgehoben; genau wie Team-Küken Jelena Prvulovic. Maria Gstöttner ist seit 2008 nur noch im Ausnahmefall dabei.

Die Gruppe

Die Ausgangslage ist recht simpel: Frankreich ist für alle außer Reichweite. Trotz des peinlichen Viertelfinal-Aus bei der EM, das Ex-Teamchef Bruno Bini den Job gekostet hat, ist Frankreich dennoch die wohl talentierteste und beste Mannschaft des Kontinents. Alles andere als das Punktemaximum am Ende der Qualifikation wäre eine kleine Sensation.

Auftaktgegner Bulgarien sammelte zuletzt in der EM-Quali in zehn Spielen null Punkte und 1:54 Tore, Kasachstan gewann zwar gegen die Schweiz (wie auch immer das zugegangen sein mag), wurde aber in Deutschland mit 0:17 abgeschossen. Und die Ungarinnen beendeten ihre Gruppe in der EM-Qualifkation als Vorletzter mit zehn Punkten, wobei es aber sechs dieser Punkte eben gegen Bulgarien gab. Kurz gesagt: Wenn man den Anspruch hat, in dieser Gruppe Zweiter zu werden, darf man in diesen sechs Spielen sehr wenig liegen lassen. Wenn man einer der vier besseren Zweiten werden will, müssen sechs möglichst klare Siege her.

scheduleBleibt Finnland. Bei der EM im Sommer schied Finnland nach der Vorrunde aus, mit zwei (glücklichen) Remis gegen Italien und Dänemark und einer 0:5-Ohrfeige von Schweden. Im Spiel nach vorne eher bieder, im Verteidigen von Flanken schwach, und beim Spiel in Turku auch ohne Kapitänin Saari (Verteidigerin) und Stürmer Sällström (beide verletzt). Aber mit der internationalen Erfahrung auch einer Heim-EM vor vier Jahren, und mit dem Selbstverständnis, in dieser Gruppe natürlich Zweiter zu werden.

Der erste Doppel-Spieltag

Dass es gegen Bulgarien einen Sieg gibt, steht eigentlich außer Frage und sollte, wenn nichts dramatisch schief geht, nur eine Frage der Höhe sein. In Finnland wird sich zeigen, wie weit die Mannschaft wirklich schon ist. Mit Zählbarem im Gepäck aus Turku heimzureisen, ist sicher nicht leicht, aber auch sicher nicht unmöglich.

(phe)

Ein ganz ganz großes Dankeschön an Gerhard Möshner und die Freunde des ÖFB-Frauen-Nationalteams dafür, dass wir die Bilder verwenden dürfen!

Kader: Tor: Anna-Carina Kristler (25 Jahre, Sturm Graz, 16 Länderspiele), Manuela Zinsberger (17, Neulengbach, 1). Abwehr: Verena Aschauer (19, Cloppenburg, 9), Gini Kirchberger (20, Cloppenburg, 13), Heike Manhart (20, Szombathely, 15), Julia Tabotta (19, St. Pölten, 2), Lisi Tieber (23, Sturm Graz, 10), Carina Wenninger (22, Bayern München, 36). Mittelfeld: Laura Feiersinger (20, Bayern München, 23), Jenny Pöltl (20, Eastern Tennessee State, 11), Nadine Prohaska (23, St. Pölten, 33), Sarah Puntigam (20, Kriens, 31), Viktoria Schnaderbeck (22, Bayern München, 23), Katja Trödthandl (24, Landhaus, 13), Sarah Zadrazil (20, Eastern Tennessee State, 8). Angriff: Nina Burger (25, Neulengbach, 47), Lisa Makas (21, St. Pölten, 23), Jelena Prvulovic (19, Landhaus, 2). Teamchef: Dominik Thalhammer (42, seit zweieinhalb Jahren)

Kader Bulgarien: Tor: Stanimira Matarova (24 Jahre, Sportika Blagoevgrad), Roxana Shahanska (21, NSA Sofia). Abwehr: Neli Atanasova (21, NSA), Nikoleta Boycheva (19, Magdeburg), Anelia Kukunova (19, Ekomet Plovdiv), Lidia Nacheva (20, Levante/ESP), Joana Papazova (21, NSA), Monika Rashgeva (20, NSA), Radoslava Slavcheva (29, Medik Konin/POL). Mittelfeld: Polina Georgieva (Supersport Sofia), Borislava Kireva (24, NSA), Liliana Kostova (25, Apollon Limassol/CYP), Dejana Petrakieva (31, NSA), Kristina Petrunova (21, Sportika). Angriff: Velislava Dimitrova (19, Magdeburg), Mariana Gagova (19, NSA), Valentina Gospodinova (26, NSA), Velika Koshuleva (22, NSA). Teamchef: Emil Kartselski (34, neu).

Kader Finnland: Tor: Tinja-Riikka Korpela (27 Jahre, Lilleström, 47 Länderspiele), Siiri Välimaa (23, NiceFutis, 0). Abwehr: Tuija Hyyrynen (25, Umeå, 56), Laura Kivistö (32, Vantaa, 12), Emma Koivisto (19, Espoo, 5), Susanna Lehtinen (30, Örebro, 71), Nea-Stina Liljedal (20, Espoo, 0), Katri Nikso-Koivisto (30, Lilleström, 77), Anna Westerlund (24, Piteå, 59). Mittelfeld: Emmi Alanen (22, Umeå, 29),>Adelina Engman (18, Åland, 9), Annika Kukkonen (23, Sunnanå, 41), Nora Heroum (19, Espoo, 15), Marianna Tolvanen (20, Espoo, 32), Leena Puranen (26, Jitex Mölndal, 55). Angriff: Juliette Kemppi (19, Åland, 0), Heidi Kivelä (24, Vantaa, 4), Jaana Lyytikäinen (30, Åland, 34), Sanna Talonen (29, Örebro, 90). Teamchef: Andrée Jeglertz (41, seit vier Jahren).

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Wieder Schritt nach vorne gemacht – nach 2:1 über Belgien kann WM-Quali kommen https://ballverliebt.eu/2013/08/16/wieder-schritt-nach-vorne-gemacht-nach-21-uber-belgien-kann-wm-quali-kommen/ https://ballverliebt.eu/2013/08/16/wieder-schritt-nach-vorne-gemacht-nach-21-uber-belgien-kann-wm-quali-kommen/#comments Fri, 16 Aug 2013 00:17:44 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9335 Wieder Schritt nach vorne gemacht – nach 2:1 über Belgien kann WM-Quali kommen weiterlesen ]]>

„Als wir im Februar in Belgien getestet haben, sind wir hergespielt worden. Nach dem Play-Off gegen Russland war mir spätestens da klar: So reicht das nicht. Wir brauchen mehr Kontrolle im Ballbesitz, mehr gedankenschnelles Handeln. Heute, ein halbes Jahr später, haben wir gegen den gleichen Gegner das Spiel kontrolliert, wenn wir den Ball hatten – und eigentlich auch, wenn wir ihn nicht hatten!“

– Dominik Thalhammer, 14. August 2013

Österreich - Belgien 2:1 (1:0)
Österreich – Belgien 2:1 (1:0)

Fünf Testpiele hatten die ÖFB-Frauen, um sich auf die im September startende WM-Qualifikation vorzubereiten – davon vier gegen zum Zeitpunkt des Spiels in der Weltrangliste besser klassierte Teams. Und die über weite Strcken absolut überzeugende Vorstellung beim 2:1 gegen Belgien legt den Schluss nahe: Man ist gerüstet.

Adjustierungen im Mittelfeld

Die Devise in der Zeit zwischen EM-Play-Off gegen Russland und dem ersten WM-Quali-Spiel am 21. September gegen Bulgarien war klar: Gegen gute Teams mehr Initiative und gegen Kanonenfutter konsequenter im Spiel nach vorne. Der Schlüssel dazu ist die Raumaufteilung im Mittelfeld und das Breitmachen des Spiels im eigenen Ballbesitz. Vom grundsätzlichen System des 4-4-2 ging Thalhammer nicht ab, sehr wohl wurden aber entscheidende Feinheiten in der Interpretation der einzelnen Positionen adjustiert.

Sehr positiv ist, dass das zentrale Mittelfeld-Duo mit Sarah Puntigam und Neo-Kapitänin Viki Schnaderbeck sehr gut aufeinander abgestimmt ist. Die beiden wechselten sich in der Vergangenheit schon ab, wenn es darum ging, sich nach vorne einzuschalten, bzw. dafür abzusichern. Neu ist aber, dass die defensivere der beiden – zumeist Schnaderbeck – zwischen die Innenverteidiger abkippt und so den Außenverteidigern erlaubt, weiter nach vorne zu schieben. Ganz ohne Probleme funktioniert das aber noch nicht – zuweilen war der Abstand zwischen der Reihe mit den IV und dem abgekippten Sechser zum Rest der Mannschaft etwas gar groß.

Gut zu erkennen: Aus dem 4-4-2 wurde zuweilen ein 4-1-3-2 (hier mit Puntigam auf der Sechs)
Aus dem 4-4-2 wurde zuweilen ein 4-1-3-2 (hier mit Puntigam auf der Sechs)

So wurde aus dem tendenziell flachen 4-4-2 von früher zuweilen ein 4-1-3-2. Eine weitere Möglichkeit, die die Mannschaft aus der Schublade ziehen kann, ist nun ein weites Aufrücken der Mittelfeld-Außen Feiersinger und Prohaska. Immer wieder spielten sie auf einer Linie mit den Sturmspitzen Burger und Makas, wodurch ein 4-2-4 entstand. Das hatte gleich zwei Effekte, die den Belgierinnen extrem zusetzten.

Belgiens Abwehrkette…

Zum einen nämlich konnte Belgien so nicht von hinten heraus einen geordneten Spielaufbau etablieren, weil jeder aus der Viererkette sofort eine Österreicherin auf den Zehen stand – so war der Ball sehr oft sehr schnell wieder weg, weil auch mögliche schnelle Passrouten gut zugestellt wurde (Stichwort: Gedankenschnelles Handeln). Österreich stellte geschickt Überzahlsituationen her und ließ Belgien so nie zur Entfaltung kommen.

Und zum anderen zeigte sich die belgische Abwehr extrem anfällig bei Steilpässen in den Rücken der Abwehr. Weil Österreich die Abseitslinie oft mit vier Spielerinnen bearbeitete, war es den Belgierinnen zumeist unmöglich, immer alle unter Kontrolle zu halten, wodurch es Österreich oft gelang, das Abseits auszuhebeln. So entstand das 1:0 in der 12. Minute: Feiner Pass von Feiersinger in den Lauf von Makas hinter die belgische Kette, Querpass auf die mitgelaufene Burger, Tor.

Erstaunlicherweise ließ sich vor allem Heleen Jaques, in der letzten Saison immerhin beim deutschen Top-Klub Turbine Potsdam unter Vertrag, beinahe im Minutentakt von solchen Steilpässen ausmanövrieren.

…wirkte überfordert

Sehr erfreulich aus österreichischer Sicht ist, dass Laura Feiersinger ihre Form-Delle vom Frühjahr – womöglich auch verursacht von System-Experimenten bei ihrem Klub Bayern München – überwunden haben durfte. Sie war überall zu finden, scheute keinen Zweikampf, hatte ein blendendes Auge für kluge Pässe und bildete vor allem mit Nina Burger ein Duo, das die belgische Abwehr vor beinahe unlösbare Probleme stellte. Hier war es vor allem Lorca van de Putte – die bei Kristianstad in der starken schwedischen Liga spielt – die einen arg verwirrten Eindruck machte.

Immer öfter rückte sie nämlich ein, vermutlich um Anspiele auf Nina Burger zu verhindern – dabei ließ sie aber ihre Außenbahn völlig frei, und weil auch die belgische LM Demoustier nicht half, hatte Feiersinger immer und immer wieder ganz freie Bahn und weit und breit keinen Gegenspieler.

Dass Österreich zur Halbzeit nur mit 1:0 führte, schmeichelte den Belgierinnen ganz massiv – sie hatten nur eine einzige echte eigene Torchance (Pfostenschuss von Mermans), hinten aber mehr Glück als Geschick.

Fünffach-Wechsel hilft Belgien

2. Halbzeit
2. Halbzeit

Nach einem Fünffach-Wechsel für die zweite Halbzeit kam Belgien nicht nur personell komplett neu auf’s Feld, sondern agierte auch deutlich aktiver. Ohne Jaques, Van de Putte und Demoustier (die allesamt einen rabenschwarzen Tag erwischten) machte das Gästeteam einen deutlich kompakteren und willigeren Eindruck. Was sich aber nicht änderte: Die wackelige Defensive.

Zwar hatte man durch die aktivere eigene Spielweise und eine bessere Abdeckung der Spielfeldbreite nun die allergrößten Problemzonen beseitigt, aber wie unfassbar passiv die belgischen Abwehr-Leute einer Makas-Flanke zusahen, die ewig in der Luft hing, und sich keine für die am zweiten Pfosten stehende Nina Burger zuständig fühlte, war schon eher erstaunlich. Das 2:0 für Österreich war die Folge.

In der Schlussphase war dann schließlich nur noch Belgien am Drücker. Das war vor allem auf den körperlichen Zustand der Spielerinnen zurückzuführen: Während Belgiens Teamchef Yves Serneels insgesamt sechs Wechsel durchführte und damit nur vier Feldspielerinnen die volle Distanz gingen, wechselte Thalhammer nur zweimal – ein signifikanter Unterschied. Belgien kam jedenfalls noch zum Anschlusstreffer, aber nicht mehr zum Ausgleich – anders als etwa Irland im Testspiel Mitte Juni. Da endete das Spiel nach 2:0-Führung für Österreich noch 2:2.

Fazit: Große Schritte vorwärts wurden schon gemacht – aber die Bewährungsprobe kommt erst

Das ist die Formation, mit der Teamchef Thalhammer in die WM-Qualifikation gehen will – daher ließ er diese schon in Dublin praktisch unverändert durchspielen, darum tauschte er auch gegen Belgien nur äußerst sparsam. Einspielen war angesagt. Und über weite Strecken sah das richtig gut aus: Die Belgierinnen – gegen die es zuvor in fünf Spielen ebensoviele Niederlagen und 4:15 Tore gegeben hatte – kamen erst zur Geltung, als sie durch die Wechsel Kräftevorteile hatten. Bis dahin aber erlaubte ihnen Österreich kaum einmal einen echten Spielaufbau, wurden die Schwächen erkannt und angebohrt, hatte Österreich alles im Griff.

Was aber nicht heißt, dass alles supergut war. Bei eigenen Eckbällen ist etwa noch ziemlich Luft nach oben, da fehlt noch die Variation (die mit Finnland etwa ein Gegner in der WM-Quali sogar in einem ziemlich gehobenem Maße hat) und auch die Genauigkeit. Auch die Chancenverwertung wird noch besser werden müssen, um in Bewerbsspielen gegen Teams wie Finnland (und natürlich auch Frankreich) auch etwas holen zu können. Dass es nach 70 Minuten „nur“ 2:0 stand, ist angesichts der vor allem inhaltlichen Dominanz zu wenig und es wurde auch deutlich, dass mit einem Gegentor und nachlassenden Kräften durchaus noch eine gewisse Labilität vorhanden ist.

Das wird am 21. September in Vöcklabruck beim Quali-Start gegen Bulgarien wohl noch kein Problem sein – bei allem Respekt, aber gegen ein Team, das in den zehn Spielen der EM-Quali für 2013 null Punkte holte und 1:54 Tore ansammelte, muss ein klarer und deutlicher Sieg her. Aber schon vier Tage später in Turku, wenn es zum wohl einzigen relevanten Gegner um Gruppenplatz zwei geht (dem Team aus Finnland nämlich), wird man sehen, wie weit das Team ist, wenn es im Ernstkampf gegen einen EM-Teilnehmer geht.

xxx
Stehend v.l.n.r.: Schnaderbeck, Wenninger, Kristler, Manhart, Makas, Kirchberger, Puntigam. Hockend v.l.n.r.: Aschauer, Prohaska, Burger, Feiersinger.

(phe)

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Österreich zeigt im Playoff Russlands Schwächen auf, nützt sie aber nicht – 0:2 https://ballverliebt.eu/2012/10/22/osterreich-zeigt-im-playoff-russlands-schwachen-auf-nutzt-sie-aber-nicht-02/ https://ballverliebt.eu/2012/10/22/osterreich-zeigt-im-playoff-russlands-schwachen-auf-nutzt-sie-aber-nicht-02/#comments Mon, 22 Oct 2012 00:27:50 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7974 Österreich zeigt im Playoff Russlands Schwächen auf, nützt sie aber nicht – 0:2 weiterlesen ]]> Österreich spielt, Russland trifft: Trotz einer ordentlichen Leistung verlieren die ÖFB-Frauen das Playoff-Hinspiel daheim mit 0:2. Dabei fehlt es dem jungen rot-weiß-roten Team nicht an den Spielanteilen, und schon gar nicht – ganz generell gesprochen – am Potenzial, die recht un-beeindruckenden Russinnen zu biegen. Sehr wohl aber an der internationalen Erfahrung. Noch.

Österreich – Russland 0:2 (0:2)

Gegen Dänemark hatte es wunderbar funktioniert – so schickte Teamchef Thalhammer nicht nur wieder die exakt selbe Besetzung wie beim überraschenden 3:1 gegen den Gruppensieger auch im Playoff-Hinspiel gegen Russland auf das Feld. Sondern auch mit einer recht ähnlichen taktischen Ausrichtung.

Guter Druck, aber wenig Torgefahr

Wieder wurde versucht, auf die gegnerische Spieleröffnung Druck zu machen – man wusste, dass die russische Defensive Probleme mit der Ballbehandlung hat. Mehr als die Außenverteidigerinnen wurde hierbei allerdings die Abwehr-Zentrale angegangen, Nina Burger und Laura Feiersinger erkämpften sich immer wieder Bälle – allerdings war hier eine Szene schon nach rund 15 Sekunden absolut bezeichnend für den restlichen Spielverlauf. Nina Burger hatte sich einen Ball toll erkämpft, geht damit Richtung russischem Tor, verpasst dort aber sowohl den Zeitpunkt zum Abspiel als auch jenen zum Abschluss.

Solche und ähnliche Szenen wiederholten sich über den Lauf des Spiels immer wieder. Mal wurde zu überhastet abgeschlossen, noch öfter allerdings lief man sich in der gegnerischen Abwehr fest. Und wenn es wirklich notwendig wurde, war die exzellente russische Torfrau Elvira Todua zur Stelle. Leider schloss Top-Torjägerin Burger bei ihrer unglücklichen Performance für Neulengbach im Europacup gegen Cluj an: Voller Einsatz, viele gewonnene Zweikämpfe, aber im Zug zum Tor seltsam gehemmt.

Schnaderbeck überragend – aber…

Die mit Abstand fleißigste Spielerin im österreichischen Trikot war Viktoria Schnaderbeck. Sie spulte Kilometer ohne Ende ab, war immer dort, wo die Action war. In ihrer Rolle war der größte Unterschied zum Dänemark-Spiel: Die Bayern-Legionärin war nämlich deutlich höher postiert als ihre Klub-Kollegin Sarah Puntigam. Durch diese versetzte Tiefe ergab sich die Rolle von Schnaderbeck als Ankurblerin und als Schnittstelle zwischen Defensive und den Stürmerinnen. Sie suchte auch, wenn es die Gelegenheit ergab, den Abschluss – wenn auch ohne Fortune.

Aber! Durch die versetzte Anordnung den Duos in der zentrale wurden natürlich andererseits Passrouten für das russische Mittelfeld offen. Was insofern problematisch war, da die Gäste durch ihr relativ klares 4-3-3 ohnehin eine Überzahl im Zentrum hatten. Das wussten sie zwar in den seltensten Fällen zu konstruktiven Aktionen zu nützen, es verhinderte aber letztlich einen stringenten österreichischen Spielaufbau durch das Zentrum.

Dadurch blieben den ÖFB-Frauen zwei Optionen: Entweder über die Flügel – dort unterstützten war die AV Hanschitz und Gröbner durchaus ihre Vorderleute Aschauer bzw. Tieber, auch wurden die russischen Außenstürmerinnen nach hinten gedrückt und in ihrer Gefahr de facto neutralisiert. Aber im Spiel gegen den Ball standen die Russinen gut. Oder, andere Option, der lange Ball in Richtung Burger und Feiersinger. Das war deutlich unkomplizierter, aber auch nicht von sehr viel mehr Wirkung geprägt.

Russland: Von der Idee ähnlich wie die Herren

Der neue russische Teamchef Sergej Lavrentiev lässt sein Team, wie erwähnt, in einem 4-3-3 auflaufen. Das ist das gleiche wie bei den Herren, nur wird das vor allem auf den Außenpositionen ganz anders interpretiert. Während bei den spektakulären Männern die oberste Maxime für die Außenverteidiger „ab nach vorne!“ heißt, gilt bei den deutlich weniger aufregenden Frauen für die Außenstürmerinnen eher „ab nach hinten“. Im Ballbesitz orientierten sich Terekhova und Sochnova sofort sehr hoch und sehr weit nach außen, gegen den Ball arbeiteten sie aber sehr diszipliniert nach hinten.

Deutlich mehr Überschneidungen gibt es im Zentrum. Vor Sechser Olesya Mashina, die sich vornehmlich horizontal bewegt, sind Morosova und Savchenkova für die horizontale Bewegung zuständig. Eine der beiden orientiert sich zumeist nach vorne, während die andere absichert. Hintergrund ist natürlich einerseits, Dreiecke mit den Flügelspielern zu bilden. Das gelang ob der vielen Defensivarbeit der dort aufgestellten Spielerinnen aber nicht. Und andererseits natürlich, um eine österreichische Spielgestaltung aus dem defensiven Zentrum heraus zu verhindern. Das klappte ganz gut.

ROTE LINIE: Viki Schnaderbeck agierte deutlich höher als Sarah Puntigam. ORANGE LINIE: Die Außenstürmerinnen von Russland verrichteten viel Defensiv-Arbeit, standen zuweilen sogar hinter den beiden zentral-hohen Spielerinnen im Dreier-Mittelfeld. SCHWARZE LINIE: Eine aus dem russischen Dreier-Mittelfeld rückte auf, während die andere neben Sechser Mashina absicherte. (Bild: phe)

Schwach am Ball, stark vorm Tor

Die größten Probleme bekam die russische Abwehrkette nicht, wenn sie den Ball auf sich zu kommen sahen. Sondern, wenn sie ihn hatten und etwas damit machen sollten: Das sah zuweilen recht wirr und unkoordiniert aus, nicht gerade von viel Plan gesegnet. Spieleröffnung von hinten fand daher praktisch nicht statt, und trotz der Überzahl im Mittelfeld-Zentrum kamen auch Morosova und Savchenkova kaum zur Geltung. Von hinten bis vorne bei bei Russland die Fehlquass-Quote erstaunlich.

Ihre besten Momente hatten die Gäste, wenn es gelang, schnell in die Spitze zu kommen. Dort konnten sie ihre größte Stärke ausspielen: Ihre Routine. Denn viele Chancen brauchten die Russinnen wahrlich nicht. Genau genommen hatten sie im ganzen Spiel nur zwei ernsthafte Tormöglichkeiten. Und tatsächlich waren beide auch drin. Erst ein Konter, als Terekhova flankte, Shlyapina vor dem Tor Höller aus der Position zog und Gröbner nicht früh genug eingerückt war, um Savchenkova am 1:0 zu hintern. Und kurz vor der Halbzeit, als Shlyapina mit einem Lochpass bedient wurde und wiederum Gröbner den Fehler machte, die russische Spitze nicht Abseits zu stellen. Zack bumm, 0:2, und beide Gegentore aus heiterem Himmel.

Respekt vor Toren aus dem Nichts

Mit der komfortablen Führung im Rücken konnten sich die Russinnen nach dem Seitenwechsel natürlich noch mehr darauf verlegen, hinten nichts anbrennen zu lassen. Vom Gegner ging an sich nicht die geringste Gefahr aus – aber weil das auch in der ersten Halbzeit so war und man sich trotzdem zwei Tore eingefangen hatte, merkte man Österreich nun schon an, dass man dem russischen Braten nicht traute.

Weshalb man sich lange nicht mehr traute, konsequent von hinten heraus nachzurücken. Teamchef Thalhammer bedeutete seiner Hintermannschaft immer wieder, sie solle sich doch im Ballbesitz weiter nach vorne orientieren. Das tat sie allerdings erst wieder in der Schluss-Viertelstunde. Und kaum tat sie das, bereitete man der gegnerischen Hintermannschaft wieder deutlich mehr Probleme.

Zu wenig Präzision

Denn die hatten sie über weite Strecken der zweiten Hälfte nur punktuell. Thalhammer brachte nach einer Stunde Lisa Makas als neue Stürmerin, dafür ging Laura Feiersinger auf den rechten Flügel (für die ausgewechselte Tieber). Davon erhoffte er sich wohl mehr Akzente aus der Tiefe, aber auch gegen Feiersinger arbeiteten Medved (trotz früher gelber Karte) und Sochnova gut.

Zudem fehlte nun auch wieder dem rot-weiß-roten Team die Präzision. Das war schon in der Anfangsphase so, als man einige billige Fehlpässe schlug – nach einer Viertelstunde hatte man sich aber erfangen, fand man die Sicherheit. Die hatte nach dem zweiten Gegentor wieder verflüchtigt, was es der russischen Defensive zusätzlich leicht machte. Der Spielverlauf spielte den Gästen in die Hände, und sie hatten die Routine, das über die Zeit zu bringen.

Fazit: Das Potenzial ist da, die Abgeklärtheit noch nicht

Keine Frage: Von der individuellen Klasse, vom spielerischen Potenzial und auch vom taktischen Standpunkt braucht sich diese österreichische Mannschaft vor Russland überhaupt nicht verstecken – im Gegenteil. In solchen Spielen kommt aber natürlich noch der Aspekt der internationalen Erfahrung dazu, und der fehlt dieser blutjungen Rasselbande (Ø-Alter: 21,8 Jahre) ganz einfach noch. Doch genau, um sich diese Erfahrung zu holen, sind solche Spiele – und letztlich auch solche Niederlagen – unerlässlich.

Mit dem 2:0-Auswärtssieg im Rücken müsste für Russland schon ein mittelschweres Wunder her, um das EM-Ticket im Rückspiel noch zu verspielen. Aber zum Aufbauen großer Hoffnungen taugt dieses Spiel aus russischer Sicht garantiert nicht. Denn wenn es gegen eine Greenhorn-Truppe wie Österreich offensichtlich wird, dass die Abwehr mit dem Ball nicht umgehen kann und es aus dem Mittelfeld heraus keine nennenswerte Kreativität gibt, werden das die europäischen Schwergewichte bei der EM-Endrunde zweifellos beinhart ausnützen.

Aber wer weiß, vielleicht gelingt das ja auch schon dem europäischen Mittelgewicht Österreich im Rückspiel.

(phe)

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Sternstunde der ÖFB-Frauen: Verdiente 3:1-Sensation gegen Dänemark! https://ballverliebt.eu/2012/09/16/sternstunde-der-ofb-frauen-verdiente-31-sensation-gegen-danemark/ https://ballverliebt.eu/2012/09/16/sternstunde-der-ofb-frauen-verdiente-31-sensation-gegen-danemark/#comments Sun, 16 Sep 2012 01:48:06 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7861 Sternstunde der ÖFB-Frauen: Verdiente 3:1-Sensation gegen Dänemark! weiterlesen ]]> Besser kann es nicht laufen! Da wird erstmals ein Heimspiel der ÖFB-Frauen im Fernsehen übertragen, und dann gibt es gleich so eine Sternstunde. Denn nicht nur, dass vor 2600 Zusehern in St. Pölten ein 3:1-Sieg gegen den haushohen EM-Quali-Gruppenfavoriten Dänemark gelang. Nein, dieser war auch noch hochverdient! Weil es eine exzellente Strategie gab, dem Gegner die Spielgestaltung zu erschweren. Und, im Gegensatz zu Dänemark, die taktische Disziplin immer gewahrt blieb.

Österreich - Dänemark 3:1 (1:0)
Österreich – Dänemark 3:1 (1:0)

Sportlicher Druck? Nein, den gab es bei Österreich in diesem Spiel nicht. Das Playoff-Ticket in der EM-Quali hat das Team nach fünf Siegen en suite (3:0 gg Armenien, 1:0 in Portugal, 4:2 in Armenien, 1:0 gegen Portugal und 3:2 in Tschechien) bereits fix. Und selbst ein Sieg gegen Eigentlich-gefühlt-eh-schon-lange-Gruppensieger Dänemark würde am Gang in die Entscheidungsspiele etwas ändern. Denn auch dann würde Dänemark ein Heim-Remis gegen die schon längst eliminierten Portugiesinnen reichen, um alles klar zu machen.

Außen pressen, innen zustellen

Dass sein Team gegen die auf dem Papier klar stärkeren Däninnen sicher nicht die Ballbesitz-Statistik gewinnen wird, wusste Teamchef Dominik Thalhammer natürlich. Darum musste die Strategie natürlich sein, danach zu trachten, dass Dänemark – zuvor mit 25:0 Toren und sechs Siegen aus sechs Spielen absolut unangefochten – zumindest nicht dazu kommt, die Gefährlichkeit im Spiel nach vorne ausspielen kann. Die Strategie dazu beinhaltete auch Pressing. Was aber nicht hieß, dass auf jene blindwütig zugesprintet wurde, die im dänischen Team gerade den Ball hatte. Nein, das lief deutlich differenzierter ab.

Auf die Außenverteidigerinnen von Dänemark wurde Druck ausgeübt. Die jeweilige Außenspielern im österreichischen Mittelfeld und eine der beiden Stürmerinnen machten hier vor allem in den ersten zehn Minuten schnell die Zeit für die dänischen AV knapp. Die beiden Innenverteidigerinnen vom Favoriten wurden diesbezüglich jedoch beinahe komplett in Ruhe gelassen. Hier achtete Österreichs Sturm-Duo Feiersinger / Burger darauf, dass aus dem Zentrum die Passwege zur dänischen Doppelsechs im 4-2-3-1 von Teamchef Kenneth Heiner-Møller zugestellt war.

Dänemark ohne Risiko

Das funktionierte zumeist hervorragend, auch, weil bei Dänemark eine Mischung aus ungeschickter Raumaufteilung und fehlendem Antrieb zu erkennen war. Österreich gelang es gut, jede der dänischen Reihen von der nächsten gut zu kappen. Die beiden Sechser kamen durch die gute Strategie von Österreich oft nicht richtig an den Ball – und wenn doch, wurde sofort Druck ausgeübt. Und vorne machten sich die vier Offensiv-Kräfte aus Dänemark zwar alle fein zwischen den Linien breit, aber vom Spiel selbst waren sie immer wieder abgeschnitten.

Bei Dänemark (rot, von r. nach l.) war jede Reihe von der nächsten zumeist abgeschnitten. Auffällig vor allem die extrem hohe und strikt an der Außenlinie gehaltene Positionierung von Katrine Veje (links außerhalb des Bilds)

Was das Team aus Dänemark aber über weite Strecken der ersten Hälfte kein Grund für Hektik oder gar Panik war. Im Wissen, dass ein selbst ein Punkt schon fix reicht, um den Gruppensieg auch rechnerisch in der Tasche zu haben, lief der Ball immer wieder lange in der Abwehr-Kette hin und her. Man hatte den Eindruck, bei Dänemark galt das Motto „Wenn’s leicht geht, gewinnen wir halt – und wenn nicht, langt uns ja ein 0:0 auch.“ Risiko-Pässe, wie sie angesichts der Raumaufteilung beider Teams oft notwendig gewesen wären, wurden tunlichst vermieden.

Auffällig war im Spiel nach vorne das Stellungsspiel von Katrine Veje auf der linken dänischen Angriffsseite. Denn während ihr Pendant auf der Gegenseite, Sanne Troelsgaard, oft von Haus aus etwas eingerückt stand, klebte Veje an der Außenbahn und das auch noch extrem hoch. Das sorgte, wie Viki Schnaderbeck nach dem Spiel sagte, durchaus für etwas Unbehagen im österreichischen Team.

Spiel nach vorne

Weil dem dänischen Team eine Spieleröffnung aus der Abwehr heraus schwierig bis unmöglich gemacht wurde, mussten oftmals lange Bälle von hinten in Richtung der Offensiv-Akteure zwischen den Reihen herhalten. Zumeist hatte die österreichische Defensive das im Griff – auch, weil sich beide Viererketten tendenziell zusammen schoben und nach außen verteidigt wurde. Damit hatten die dänischen Außen-Spielerinnen Veje und Troelsgaard zwar durchaus die Möglichkeit, auch mal zur Grundlinie durchzugehen. Aber wirklich gefährlich wurde Dänemark nur, wenn man schon im Strafraum drin war. Hier hatte Österreich zweimal brutales Glück – einmal, als Troelsgaard aus kürzester Distanz über das leere Tor schoss (21.), und einmal, als es nach einem Freistoß im Getümmel weder Harder noch Nadim schafften, den Ball aus ebenfalls kürzester Distanz über die Linie zu bugsieren (36.). Ein Lob darf an dieser Stelle auch an ÖFB-Goalie Anna-Carina Kristler gehen: Sie ging immer wieder beherzt aus ihrem Tor, wenn es das Spiel erforderte und entschärfte so einige potenziell brenzlige Situationen.

Bei Österreich war eigener Spielaufbau nicht gefragt, sondern schnelles Umschalten nach Ballgewinn. Zumeist erfolgte dieser im zentralen Mittelfeld, woraufhin entweder Feiersinger oder Burger auf das Tor zuliefen. Konsequent im Mannschaftsverbund nachgerückt wurde in diesen Situationen allerdings nicht, in der Regel lief eine bis zwei Österreicherinnen (manchmal Puntigam, meistens Aschauer) mit. Vor allem Laura Feiersinger ließ in einigen dieser Situationen allerdings den unbedingten Zug zum Tor etwas vermissen; schlug eher noch einen Haken, als den schnellen Abschluss zu suchen.

Kurz vor der Pause, kurz nach der Pause

Das machte Verena Aschauer in der 42. Minute besser: Wegen eines von ihr ausgeführten Eckballs war sie ausnahmsweise auf der rechten Seite zu finden, sie kam an der Strafraumgrenze an den Ball, wurde von zwei Däninnen nur durchgewunken und bedankte sich mit einem starken Abschluss ins lange Eck – Stine Pedersen im dänischen Tor war chancenlos.

Das erste Pflichtspiel-Gegentor für die Skandinavierinnen seit dem 3. Oktober 2010 (das war im Play-Off der Quali zur WM in Deutschland), oder nach 679 Spielminuten mit sieben Zu-Null-Partien. Dem rund 100 Sekunden nach dem Wiederanpfiff gleich das zweite folgte: Nina Burger zeigte großen Willen, stand nach einem gescheiterten Schussversuch sofort wieder auf und wurde von Laura Feiersinger bedient. Mit etwas Glück – der Ball wurde abgefälscht – verwertete sie zum 2:0.

Dänemark rückt auf, aber nicht nach

War die dänische Spielgestaltung in der ersten Hälfte eher lauwarm, war auch die Reaktion auf das von niemandem erwartete 0:2 halbgar und nicht wirkte nicht fertig durchdacht. Einen Rückstand – noch dazu einen von zwei Toren – konnte Dänemark eben schon lange nicht mehr üben.

Nach dem 0:2 rückte Gajhede auf und unterstützte die Offensive – aber die dänische Abwehr rückte nicht entsprechend nach und lud mit dem enstehenden, ziemlich massiven Freiräumen Österreich geradezu zum Kontern ein.

Aus der dänischen Doppelsechs rückte nun Mariann Gajhede auf, spielte nun eher auf einer Höhe mit der offensiven Dreierreihe. Das Problem dabei war, dass die Abwehrkette nicht entsprechend mit aufrückte. Logischer Effekt: Zwischen Abwehr und Mittelfeld war nun sehr viel Raum, den die verbliebene Spielerin auf der Sechs, Kapitänin Katherine Petersen, nicht abdecken konnte. Waren es zuvor vier Offensiv-Kräfte, die sich nicht um Abwehr-Arbeit scherten, waren es nun sogar fünf Däninnen, und die Räume in deren Rücken nützte Österreich zu einem Konter nach dem anderen. Das erinnert frappant an die zweite Hälfte im Quali-Spiel in Prag im Juni – auch dort warf der Gegner nach dem Rückstand (in noch deutlicherem Ausmaß als Dänemark hier) das Hirn über Bord.

Thalhammer setzt mit Wechsel positives Signal

Eine Viertelstunde vor Schluss setzte der österreichische Teamchef mit einem Wechsel das Signal „nicht das 2:0 verwalten, sondern auf das 3:0 gehen“. Für Elisabeth Tieber – die ihre defensiv ausgelegte Aufgabe auf der rechten Mittelfeld-Seite in ihrem ersten Länderspiel seit 15 Monaten sehr ordentlich erfüllte – kam mit Lisa Makas eine Stürmerin. Der damit verbundene Positionswechsel von Laura Feiersinger auf die Außenbahn war wohl auch eine Reaktion auf die immer mehr Vorwärtsdrang entwickelnde dänische Linksverteidigerin.

Die aber auch nichts daran ändern konnte, dass das Angriffsspiel von Dänemark schlampig und ohne Nachdruck blieb und man den Eindruck hatte, dass der Favorit das Spiel so ab der 70. Minute mehr oder weniger verloren gab. Das war es dann endgültig, als nach einem weiteren Konter Aschauers Schuss an die Latte klatschte und Nina Burger mit all ihrem Torriecher dort stand, wo ein Knipser zu stehen hat. Das 3:0, die Blamage für Dänemark war besiegelt.

Danach legte es auch der österreichische Teamchef darauf an, das Mittelfeld zuzumachen. Mit der Einwechslung von Jasmin Eder für Nina Burger (86.) stand Österreich in den Schlussminuten mit einem 4-1-4-1 auf dem Feld; mit Schnaderbeck als Absicherung hinter Puntigam und Eder. Dass Dänemark in der Nachspielzeit noch das Ehrentor gelang (Nadim verlängerte einen langen Ball per Kopf ins Tor), kümmerte keinen mehr so wirklich.

Fazit: Eine verdiente Sensation

Gegen große Frauenfußball-Nationen wie Frankreich, Norwegen, Russland, England oder eben auch Dänemark stand in der Bilanz des ÖFB-Teams bislang eine dicke, fette Null. Nicht mal ein Remis hat es gegen eines dieser Teams jemals gegeben. Und jetzt das – nicht nur, dass Dänemark mit 3:1 besiegt wurde, nein, es war auch noch eine absolut verdiente Sensation.

Weil Österreich es mit der geschickten und ausgefeilten Strategie gegen die dänische Spieleröffnung bravourös schaffte, dem dänischen Team das mögliche Vorhaben einer schnellen Anfangs-Offensive vergällten. Weil es der Doppelsechs des Favoriten dank der exzellenten Vorstellungen von Viki Schnaderbeck und Sarah Puntigam nie gelang, Struktur ins dänische Spiel zu bringen.

So wurde Dänemark dafür bestraft, nicht ernsthaft nach praktikablen Alternativen im Spielaufbau zu suchen und die wenigen großen Chancen kläglich zu vergeben. Es fehlte ein funktionierender Plan B, sodass es Österreich in der zweiten Hälfte leicht gemacht wurde, immer wieder Nadelstiche zu setzen und gleichzeitig hinten kaum in Bedrängnis zu kommen.

Der Sieg in Tschechien hat dem Team das Wissen vermittelt, dass man auch wichtige Spiele gegen gute Gegner positiv gestalten kann. Mit diesem Gefühl im Rücken und der Tatsache, dass das Playoff-Ticket bereits fix ist, hat das junge österreichische Team (Durchschnitts-Alter der Startformation: 22,1 Jahre!) mit diesem 3:1 endgültig die Meisterprüfung abgelegt. Womit das Ende dieser Quali wohl tatsächlich erst der Anfang zu sein scheint.

(phe)

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Lokalaugenschein beim rot-weiß-roten Quartett des FC Bayern München https://ballverliebt.eu/2012/03/19/lokalaugenschein-beim-rot-weis-roten-quartett-bei-bayern-munchen/ https://ballverliebt.eu/2012/03/19/lokalaugenschein-beim-rot-weis-roten-quartett-bei-bayern-munchen/#respond Mon, 19 Mar 2012 14:27:26 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6874 Lokalaugenschein beim rot-weiß-roten Quartett des FC Bayern München weiterlesen ]]> Am 1. und 5. April stehen wieder zwei wichtigen Partien für die ÖFB-Frauen an. Da werden auch vier Spielerinnen von Bayern München im Kader sein – und alle vier waren an diesem Wochenende auch im Einsatz. Ballverliebt hat einen genauen Blick auf Carina Wenninger, Laura Feiersinger, Viki Schnaderbeck und Sarah Puntigam geworfen.

Erste Anlaufstelle für österreichische Fußball-Spielerinnen im Ausland? Ganz klar Bayern München! Ein rot-weiß-rotes Quartett steht beim Münchner Klub unter Vertrag, und ehe Nadine Prohaska im Winter nach Spratzern gewechselt war, war es sogar ein Quintett. Zwei Wochen vor den EM-Quali-Spielen in Armenien (1. April) und gegen Portugal (in Wr. Neustadt am 5. April, dem Gründonnerstag) kamen alle vier auch zum Einsatz – IV Carina Wenninger, DM Viki Schnaderbeck und Flügelstürmerin Laura Feiersinger im Bundesliga-Team gegen Essen, ZM Sarah Puntigam in der „Zweiten“ gegen Bad Neuenahr II.

Bayern – Essen 1:0 (Formationen ab der 33. Minute)

Doch auch, wenn „Bayern München“ draufsteht und der Verein 2009 nur hauchdünn nicht Meister wurde (mit den inzwischen zurückgetretenen Österreicherinnen Nina Aigner und Sonja Spieler) – Top-Adresse im Frauen-Fußball sind die Münchner nicht. Vielmehr spielt im Stadion von Aschheim vor den Toren der bayerischen Landeshauptstadt ein Mittelständler – weit weg vom Titelkampf, aber deutlich zu stark, um sich vor dem Abstieg fürchten zu müssen.

Beim etwas glücklichen 1:0-Sieg gegen den Tabellennachbarn SG Essen-Schönebeck (nicht nur mit Ex-DFB-Team-Torfrau Ursula Holl, sondern auch mit zwei Portugiesinnen im Kader – nicht uninteressant für die EM-Quali) standen zwei davon in der Start-Formation (Wenninger und Schnaderbeck), während Laura Feiersinger nach einer halben Stunde für die verletzte Sylvie Banecki in die Partie kam.

Bombensicher: Carina Wenninger

Die 21-jährige Steirerin ist im dritten Jahr Stammkraft bei den Bayern, hat schon 25 Länderspiele in den Beinen und ist aus der Innenverteidigung nicht wegzudenken. Was auch in diesem Spiel deutlich wurde: An Wenninger gab’s kein vorbeikommen.

Carina Wenninger war wie eine Wand – an ihr gab’s kein Vorbeikommen

Mit ihren 1.78m hatte sie gegenüber ihren Gegenspielerinnen klar Vorteile im Luftkampf, ihr Stellungsspiel war gut und ihre Spielübersicht ausgezeichnet. Immer wieder half sie auch Nebenfrau Rebecca Huyleur aus, wenn sich bei dieser Schwächen zeigten.

Gemeinsam mit ihrer routinierten Partnerin in der Innenverteidigung, Sandra de Pol, und der überragenden Torfrau Kathrin Längert, sorgte sie dafür, dass die Gäste nicht noch den Augleich schafften, der nicht ganz unverdient gewesen wäre. Denn während die Zentrale einen staubtrockenen Job machte, blieben die AV der Bayern praktisch immer hinten – die Viererkette bestand tatsächlich aus vier Leuten auf einer Linie, die zwischen sich und den eigenen Offensiv-Kräften unfassbar riesige Löcher ließ (siehe Bild ganz oben).

Die logische Folge: Essen hatte viel Platz, die Angriffe aufzuziehen und kam immer wieder mit Tempo auf die Abwehr zu.

Fleißig, aber ohne Unterstützung: Laura Feiersinger

Ein weitere, mindestens ebenso Sorge bereitender Effekt: Den Flügelspielerinnen fehlte es komplett an der Hilfe von hinten. Daran krankte das Spiel der Bayern, weil es Bürki und Banecki – und ab der 33. Minute eben auch Laura Feiersinger – damit auf den Flügeln permanent mit 1-gegen-2-Situationen zu tun hatten.

Laura Feiersinger war sehr aktiv, aber auf sich alleine gestellt

Die 18-jährige Tochter von Ex-Team-Libero Wolfgang Feiersinger, selbst mit bislang zehn Einsätzen im ÖFB-Team, spielt ihre zweite Saison bei den Bayern und profitierte in dieser Partie von der frühen Verletzung von Sylvie Banecki. Mit ihr kam merklich Schwung ins etwas statische Spiel der Münchnerinnen, was nicht zuletzt mit dem 1:0 kurz vor der Pause (durch die Schweizerin Vanessa Bürki) belohnt wurde.

Aber je länger die Partie dauerte und je mehr das Team aus Essen den vielen Raum zwischen Defensive und Offensive nutzen wollten, desto mehr war Feiersinger isoliert. Es war in der zweiten Hälfte fast nur noch sie, die die Bälle nach vorne trug – erst über die linke Seite, ab etwa der 70. Minute über die rechte (gegen die Portugiesin Carole, gegen die es wohl auch im Länderspiel gegen wird). Von Katharina Baunach hinter ihr kam gar nichts, die US-Amerikanerin Hagen im Sturmzentrum wurde von der Essener Defensive gut aus dem Spiel genommen. So verpufften viele Aktionen der in dieser Phase klar Aktivsten im Bayern-Trikot.

Unauffällig und solide: Viki Schnaderbeck

Die 21-jährige Cousine von Sebastian Prödl hat einen undankbaren Job: Nicht nur, dass die eher schmächtige Steirerin auf dem Feld eine recht unscheinbare Figur ist, nein, im defensiven Mittelfeld hatte sie als Absicherung für Petra Wimbersky auch noch eine Aufgabe, in der sie nicht allzu oft am Ball war.

Viki Schnaderbeck zeigte gute Übersicht und machte wenig Blödsinn

Ein unauffällige Job Description, aber eine umso wichtigere Aufgabe. Die die 12-fache Nationalspielerin sehr anständig löste: Sie hielt Wimbersky, die aus der Zentrale heraus für spielerische Akzente sorgen sollte und sich weiter nach vorne orientierte, gut den Rücken frei und schloss Löcher, die sich im Mittelfeld ergaben – was angesichts der system-immanenten Unterzahl im Mittelfeld eines 4-4-2-Teams gegen einen Gegner im 4-2-3-1 ergibt.

Zudem verlieb sie, wenn das (taktisch wohl eher fragwürdige) Mega-Loch zwischen Abwehr und Angriff in der zweiten Hälfte immer mehr auftrat, als Sechser vor der wie auf einer Perlenkette aufgefädelten Viererkette. Hier hätte sie zwar womöglich etwas höher stehen können, um nicht erst auf konternte Gegenspielerinnen zu treffen, wenn diese schon im voll Lauf waren, es ging aber letztlich alles gut.

Was man von Schnaderbeck jedoch nicht sah: Torschüsse. Wenn sie aufgerückt war und auch mal aus der zweiten Reihe hätte schießen können, kam praktsich immer ein kurzer Querpass, auch wenn sie nicht unter akutem Druck stand – und auch, wenn ein eigener Schuss wohl die bessere Option gewesen wäre.

Erst ganz okay, dann ausgeschlossen: Sarah Puntigam

Anders als die Kampfmannschaft in der 1. Bundesliga ist die Reserve-Mannschaft in der 2. Liga in den Abstiegskampf verstrickt. Die Lage verschäfte sich durch das 1:2 gegen den direkten Konkurrenten SC Bad Neuenahr II noch – damit steht das Team auf einem Relegationsplatz.

Bayern München II – SC Bad Neuenahr II 1:2

Auffällig war nicht nur, dass selbst bei der 2. Mannschaft der Bayern-Frauen mehr an Betreuer-Personal am Werk sind als bei vielen österreichischen Herren-Bundesliga-Teams. Sondern auch, dass sich – abgesehen von den in der Kampfmannschaft gar passiven AV – die taktische Ausrichtung gleich präsentierte wie bei der „Ersten“. Heißt: 4-4-2 mit einer Tendenz zum 4-4-1-1, eine klar defensive und eine offensiver orientierte Spielerin im zentralen Mittelfeld.

Diese Position – also die offensivere im Mittelfeld – nahm Sarah Puntigam ein. Die 19-Jährige, genau wie Wenninger und Schnaderbeck aus der schier unerschöpflichen Talente-Schmiede des LUV Graz, tastet sich nach einem Kreuzbandriss wieder heran. Nach der Verletzung, die der 18-fachen Teamspielerin das komplette Jahr 2011 gekostet hat, war sie in einer nicht besonders guten Mannschaft noch eine der besseren.

Alles aus: Sarah Puntigam sieht kurz vor Schluss die rote Karte – leider zu Recht

Dennoch: Es fehlte der Mannschaft eindeutig an der Kreativität und man lag nicht unverdient 0:2 im Rückstand. Über die Flügel kam wenig und die durch die gut gestaffelte Abwehr des Teams aus dem Rheinland kam man nicht durch. Daran konnte auch Puntigam nichts ändern.

Was sie offensichtlich ähnlich frustrierte wie allzu lästige Gegenspielerinnen. So ließ sich die Österreicherin fünf Minuten vor Schluss – kurz, nachdem ihrem Team der Anschlusstreffer zum 1:2 gelungen war und man die Schlussoffensive gestartet hatte – dazu hinreißen, ihre Gegenspielerin nach einem Zweikampf mit beiden Händen zu Boden zu stoßen. Eine klare Tätlichkeit, die die Unparteiische auch als solche erkannte hat und, leider absolut zu Recht, die rote Karte zückte. Damit war die Luft ein wenig raus, wirkliche Chancen auf den Ausgleich gab es nicht mehr.

Fazit: Österreicherinnen zeigen durchaus auf

Eine verdiente Niederlage der Zweiten, ein glücklicher Sieg der Ersten – für die Bayern-Frauen generell kein superguter, aber auch kein furchtbarer Tag. Erfreulich aus rot-weiß-roter Sicht kann man verbuchen, dass die vier eingesetzten Österreicherinnen durch die Bank zumindest ordentliche Leistungen gebracht haben. Am ehesten fällt wohl noch Sarah Puntigam ab, vor allem wegen ihrer Unbeherrschtheit vor dem Ausschluss. Was das Spielerische angeht, muss man bei ihr nach ihrer schweren Verletzung aber sicher noch ein wenig Nachsicht haben. Zwölf Monate praktsich ohne Spielpraxis gehen nicht spurlos an einem vorbei.

Das Trio in der Kampfmannschaft sorgte – und das sei hier nicht nur mit der rot-weiß-roten Brille betrachtet – gemeinsam mit der extrem starken Torfrau Längert dafür, dass es den Sieg gegen Essen gab. Carina Wenninger war eine absolute Wand in der Innenverteidigung. Viki Schnaderbeck zeigte eine unauffällige, aber sehr solide Leistung im defensiven Mittelfeld-Zentrum. Und Laura Feiersinger war mit Fortdauer des Spiels die einzige, die konstanten Zug nach vorne zeigte.

Was man alles als gutes Omen für die zwei anstehenden Spiele in der EM-Qualifikation sehen kann.

(phe)

Alle Fotos von @A.E.

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