Schmelzer – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 05 Sep 2013 22:36:42 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Heynckes stellt Robben in die Zentrale, Dortmund fehlt die Kraft: Bayern gewinnt die Champions League! https://ballverliebt.eu/2013/05/27/heynckes-stellt-robben-in-die-zentrale-dortmund-fehlt-die-kraft-bayern-gewinnt-die-champions-league/ https://ballverliebt.eu/2013/05/27/heynckes-stellt-robben-in-die-zentrale-dortmund-fehlt-die-kraft-bayern-gewinnt-die-champions-league/#comments Mon, 27 May 2013 11:54:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8776 Heynckes stellt Robben in die Zentrale, Dortmund fehlt die Kraft: Bayern gewinnt die Champions League! weiterlesen ]]> In der Bundesliga haben die Bayern in dieser Saison praktisch jeden existierenden Rekord gebrochen, international wurde Juventus klar 4:0 besiegt und Barcelona mit 7:0 zu Kleinholz zersägt – aber alles wäre nur halb so viel Wert gewesen, wenn es dennoch nicht zum Titel in der Champions League gereicht hätte. Und Dortmund tat alles, um es in einem hochklassigen und spannenden Finale genau dazu kommen zu lassen. Letztlich fehlte dem BVB trotz eines vor allem zu Beginn perfekten Matchplans aber die Effizienz – und auch die Kraft.

Bayern München - Borussia Dortmund 2:1 (0:0)
Bayern München – Borussia Dortmund 2:1 (0:0)

Wüstes Pressing, das ganz hoch startet, den Gegner so einschüchtern und diese Dominanz letztlich in Siege ummünzen – so wurde Dortmund 2011 und 2012 deutscher Meister. So schied Dortmund in der letzten Saison aber auch sang- und klanglos in einer schwachen Gruppe als Letzter aus. Nicht nur, weil man teils derbe Abwehr-Schnitzer einbaute. Sondern auch, weil hintenraus die Kraft fehlte. Beim 0:3 in Marseille gab’s zwei Tore nach der 60. Minute, beim 1:3 bei Olympiakos die endgültige Entscheidung in Minute 78, den K.o.-Schlag beim 1:2 bei Arsenal in der 86. Minute und beim 2:3 daheim gegen Marseille führte man bis zur 85. Minute noch mit 2:1.

Vintage Dortmund

In dieser Saison hat BVB-Coach Jürgen Klopp das Pressing deutlich zurücknehmen lassen. Üblicherweise legt Dortmund nun die Pressing-Linie in den Bereich direkt vor der Mittellinie. Nicht aber so in diesem Finale. Da ließ Klopp wieder, wie früher, in den ersten 20, 25 Minuten extrem hoch und extrem heftig pressen. So neutralisierte der das Ballbesitz-Spiel der Bayern und seine Mannschaft war die klar gefährlichere.

Dafür rückte mit Reus der nominelle Zehner so weit auf, dass Dortmund in einem 4-4-1-1 bzw. gar in einem 4-4-2 auf dem Platz standen – ganz ähnlich wie das in der letzten Saison mit Kagawa in dieser Rolle so hervorragend funktioniert hatte. Wie generell die Marschroute der Borussia jener beim 5:2 im Pokalfinale vor einem Jahr ziemlich exakt entsprach. Reus und Lewandowski pressten vor allem auf die Innenverteidiger der Bayern, während die Außenspieler Blaszczykowski und Großkreutz die AV der Bayern, Lahm und Alaba, bearbeiteten – hier aber fast nie alleine, sondern mit Unterstützung entweder der ballnahen Stürmer oder der aufrückenden eigenen Außenverteidiger.

Bayern mit Problemen

Den Münchnern behagte das überhaupt nicht. Schweinsteiger, der sich beim Aufwärmen eine Oberschenkelzerrung zugezogen hatte und damit längst nicht die gewohnte Präsenz im Mittelfeld verbreiten konnte, kippte oft zwischen die Innenverteidiger ab, um etwas von dem massiven Druck abzufedern, den Dortmund ausübte. Das änderte aber nichts daran, dass die Bayern ihr Spiel nicht eröffnet bekamen, sich auf lange Bälle verlegen mussten und damit das offensive Mittelfeld nicht wie gewünscht einbinden konnte.

Andererseits schaltete Dortmund überfallsartig um, wenn man den Ball eroberte – ein Verdienst vor allem des sehr umsichtigen Ilkay Gündogan und von Jakub Blaszczykowski, der nicht nur selbst das Umschaltspiel ankurbelte, sondern auch einige gute Chancen hatte, die Neuer aber hervorragend parierte. Wie überhaupt Dortmund in diesen ersten 20 bis 25 Minuten mindestens ein Tor aus der Überlegenheit schießen hätten müssen, wenn nicht zwei.

Würgegriff wird gelöst

Wie früher, löste Dortmund nach rund 25 Minuten den Würgegriff etwas. Dante und Boateng hatten nun etwas mehr Luft zum Armen, Lahm und Alaba – die beide nicht die gewohnte Abenteuerlust ausstrahlten – konnten sich nun etwas mehr um den Aufbau kümmern. Das erlaubte vor allem Ribéry, etwas einzurücken, ohne die Außenbahn zu verwaisen. So konnte das Mittelfeld-Zentrum, das Dortmund bis dahin komplett im Griff hatte, etwas angebohrt werden.

Ein Problem blieb aber bestehen: Von einer ziemlich massiven Unachtsamkeit abgesehen, hatte Schmelzer Robben ganz gut unter Kontrolle, auch dank der Hilfe des sehr fleißigen Kevin Großkreutz. Und Thomas Müller, der (wie Reus) eher als hängende Spitze agierte, weniger als Zehner, konnte nicht dauerhaft sein gefürchtetes Spiel zwischen den Linien aufziehen. Er hatte gegen Ende der ersten Halbzeit zwar einige gute Aktionen, eine konstante Gefahr, wie etwa gegen Barcelona, war er aber nicht.

Robben ins Zentrum, Müller nach rechts

Zweite Halbzeit
Zweite Halbzeit

Schon in der ersten Halbzeit hatten Müller, Robben und Ribéry immer wieder rochiert, nach dem Seitenwechsel kam es aber zu einer entscheidenden und auch dauerhaften Umstellung: Arjen Robben nahm nun halblinks zentral die Position der hängenden Spitze ein, während Thomas Müller auf die rechte Seite wechselte.

So musste sich Schmelzer auf einen neuen und vom Typ her völlig anderen Gegenspieler einstellen, während Robben im Zentrum nicht Müllers Arbeit zwischen den Linien zu verrichten versuchte, sondern vertikal ging und die Eins-gegen-Eins-Situationen suchte. Hieß: Die Bayern trachteten nun nach jener Direktheit im Zug zum Tor, die in der ersten Hälfte vor allem Dortmund gezeigt hatte.

Bayern erobern auch Zentrale

Bei der Borussia agierte Reus nun etwas tiefer, wodurch sich nun tatsächlich ein 4-2-3-1 ergab – wohl auch, weil Schweinsteiger mehr Vertrauen in seinen Oberschenkel fand und zunehmend aktiver wurde. Damit hatte auch Martínez eine Rückversicherung, wodurch er mit mehr Risiko in die Zweikämpfe gehen konnte – die Bayern eroberten immer mehr auch die Zentrale.

Der Clou an der Maßnahme, Robben ins Zentrum zu stellen, war zudem, dass er damit auch direkt mit Ribéry zusammen spielen konnte. Erstaunlich, dass das nicht schon viel öfter so praktiziert wurde, es funktionierte nämlich hervorragend – und ein Vertikal-Lauf von Robben leitete auch das mittlerweile nicht mehr unverdiente 1:0 für die Bayern durch Mandzukic ein.

Dortmund gleicht aus, kann aber nicht nachsetzen

In der direkten Folge verlor Dortmund ein wenig die Kompaktheit. Bender und Gündogan rückten auf, um das Spiel in die Hand zu nehmen, Subotic und Hummels rückten aber nicht entsprechend mit auf. In diese Lücke hinein versuchten die Bayern vor allem mit hohen Bällen zu kommen – also eher ein direktes Nützen entstehender Unordnung, als der Bayern-typische kontrollierte Aufbau. Ehe Dantes ungeschicktes Elfer-Foul den Ausgleich für Dortmund ermöglichte.

Nachsetzen konnte die Borussia aber nicht. Das extrem laufintensive Spiel der ersten Hälfte im Allgemeinen und das extreme Pressing in der Anfangsphase im Speziellen forderten ihren Tribut – Dortmund schien langsam, aber sicher K.o. zu gehen. Die Räume wurden auch nach dem 1:1 nicht mehr konsequent genug zugestellt, die Kompaktheit in der Zentrale ging zuweilen völlig flöten – die Abwehrlinie wurde aber dennoch relativ hoch zu stellen versucht. Ein Traum für Robben und seine neue Positionierung.

Mit Steilpässen in den Rücken der Abwehr oder mit Läufen in eben jenen und von dort geschlagenen Flanken (wie von Müller) hatten die Bayern genug Möglichkeiten, schon früher wieder die Führung herzustellen, aber ein exzellenter Roman Weidenfeller hielt die Borussia noch im Spiel. Bis zur 89. Minute, als bei einem weiteren hohen Ball in die Spitze die BVB-Abwehr nicht mit Robben UND Ribéry zu Rande kam und der Holländer zum 2:1 verwertete. Die Entscheidung.

Fazit: Dortmund geht zum alten Erfolgsrezept und scheitert

Für dieses eine Spiel ging Klopp zum alten Rezept zurück, das gegen die Bayern einst so großen Erfolg gebracht hat – und letztlich scheiterte man nicht daran, dass dieses Vorhaben falsch gewesen wäre. Im Gegenteil: Die Bayern fühlten sich sichtlich unwohl, und so lange Dortmund das hohe Pressing aufrecht erhalten konnte, waren die Münchner im Grunde chancenlos. Die Borussia ist letztlich daran gescheitert, dass man die frühe Überlegenheit nicht in Tore ummünzen konnte und dass in der Schlussphase die Kraft fehlte.

Die Bayern behielten nach der auch mit Glück ohne Schaden überstandenen Anfangsphase die Ruhe und nützten jeden kleinen Teilrückzug von Dortmund gnadenlos aus, um sich selbst immer mehr Kontrolle zu krallen. Die Maßnahme von Jupp Heynckes, Robben ins Zentrum zu stellen und damit statt der Kampfkraft Müllers auf die vertikalen Laufwege des Holländers gegen eine eher hoch stehende Abwehr zu setzen, machte sich voll bezahlt – beide Bayern-Tore waren dieser Umstellung geschuldet.

Dass die Bayern über die ganze Saison gesehen die klar beste Mannschaft Europas waren, darüber kein ohnehin kein Zweifel bestehen. Jetzt haben sie es mit dem letztlich nicht unverdienten Finalsieg in der Champions League auch Schwarz auf Weiß.

(phe)

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Bitteres 1:2 gegen Deutschland – aber Österreich zeigt eine tolle Leistung https://ballverliebt.eu/2012/09/12/bitteres-12-gegen-deutschland-aber-osterreich-zeigt-eine-tolle-leistung/ https://ballverliebt.eu/2012/09/12/bitteres-12-gegen-deutschland-aber-osterreich-zeigt-eine-tolle-leistung/#comments Wed, 12 Sep 2012 02:05:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7833 Bitteres 1:2 gegen Deutschland – aber Österreich zeigt eine tolle Leistung weiterlesen ]]> Was für einen Unterschied ein Jahr macht! Vor 12 Monaten spielte Österreich gegen Deutschland noch drucklos und wie das Kaninchen vor der Schlange – nun traute sich das ÖFB-Team richtig was zu und gab Deutschland eine richtig harte Nuss zu knacken. Zwar gewann der Favorit letztlich mit 2:1. Verdient hatte sich Österreich mit dieser Leistung die Niederlage aber nicht.

Österreich – Deutschland 1:2 (0:1)

Realistisch betrachtet wird keiner der Gruppengegner viele Punkte machen – so gesehen war auch für Österreich (oder gerade für Österreich) dieses Spiel für die Psyche wohl wichtiger als für die Tabelle. Und so gesehen darf das ÖFB-Team erhobenen Hauptes aus diesem Spiel kommen und die kommenden, sicherlich mühsamen Spiele gegen Kasachstan angehen. Denn die Leistung der Mannschaft von Marcel Koller war über weite Strecken ausgezeichnet.

Baumgartlinger und Kavlak…

Das auffälligste Feld von Interesse in diesem Spiel war auf beiden Seiten der Umgang mit dem Raum hinter den zentralen Mittelfeld-Spielern. Beide Mannschaften ließen hier nämlich ein veritables Loch, allerdings mit einem sehr unterschiedlichen Hintergrund und auch recht unterschiedlichen Auswirkungen.

Österreich spielte mit dem unter Koller schon gewohnten 4-4-1-1 mit Junuzovic als hängender Spitze, die in vorderster Front gegen den deutschen Spielaufbau pressen sollte. Und Pressing war auch das Zauberwort bei Kavlak und Baumgartlinger. Diese beiden standen auch gegen den Ball sehr hoch und setzten ihre deutschen Counterparts so gut es ging unter Druck, sorgten aber vor allem dafür, dass die Passwege in ihren Rücken so gut es ging zugestellt waren.

Dazu rückten auch Ivanschitz und Arnautovic von den Flügeln ein. Auf diese Art und Weise hatten Özil und Klose vorne zwar reichlich Platz zwischen den Reihen, es war aber kaum möglich, diese beiden auf gewünschtem Wege anzuspielen. Versuchten es die Deutschen hoch, rückte Pogatetz aus der Abwehrkette heraus und pflückte die Kopfbälle weg. Versuchten sie es flach, blieb man oft an der gut gestaffelten Mittelfeld-Kette hängen, was ob des brutal schnellen Umschaltens der Österreicher auch keine gute Idee war. Und kam doch mal ein Ball durch, rückten Baumgartlinger und Kavlak so flink zurück, dass plötzlich überhaupt kein Platz mehr da war.

… vs. Khedira und Kroos

Sowohl Sami Khedira als auch Toni Kroos verstehen sich eher als Spielgestalter. Wenn zwei solche Spielertypen nebeneinander spielen, empfiehlt sich ein gutes Verständnis zwischen den beiden. Das gibt es bei Khedira und Kroos allerdings nicht, was sich vor allem bei Ballverlust zeigte. Nachdem oft beide im Vorwärtsgang waren, fehlte die zentrale Absicherung, was Österreich konsequent auszunützen versuchte.

Vor allem Ivanschitz preschte immer wieder zwischen die Reihen und war dort eine gern genommene Anspiel-Option unmittelbar nach Ballgewinn. Eben weil sich die Mittelfeld-Kette der Österreicher so eng zusammen zog, waren die Passwege im Umschalten von Defensive auf Offensive nie besonders lang. Das stellte das deutsche Mittelfeld vor ein Dilemma: Einerseits muss die angreifende Mannschaft natürlich danach trachten, das Spielfeld und damit den vom Gegner zu verteidigenden Raum so groß wie möglich zu machen.

Weil aber Österreich eine ständige Gefahr im schnellen Umschalten ist, geht das nicht ganz ohne Sicherheits-Mechanismus – sonst hätte die Österreicher ja nach Ballgewinn freie Bahn. Daher rückten auch das deutsche Mittelfeld zusammen. Das hatte wiederum den Effekt, dass auf jener Seite, auf der sich der Ball gerade nicht befand, unüblich große Räume entstanden (Thomas Tuchel bezeichnete das jüngst in einem Interview als „ballentfernten Halbraum“).

Genau diese wurden von Österreich nach Balleroberung gesucht: Es gab im ÖFB-Team praktisch keine langen, hohen Bälle nach VORNE – aber immer wieder hohe Flankenwechsel in den freien Raum, in dem ein österreichischer Spieler wartete. So war das deutsche Team zu schnellem Verschieben gezwungen, was früher oder später immer mal Löcher reißen lässt. In diesem Raum hinter Khedira und Kroos entfachte Österreich große Gefahr und mangels Unterstützung aus dem Mittelfeld kam die deutsche Defensive immer wieder kräftig ins Schwimmen.

Der Gamble

Die hohe Positionierung des österreichischen Mittelfeld und den sich ergebenden Raum zwischen diesem un der relativ tief stehenden Innenverteidigung war ein ziemlich riskantes Spiel bei den Österreichern. Einerseits warf diese Spielweise dem deutschen Spielaufbau auf konstanter Ebene Stöckchen zwischen die Beine und ermöglichte ein massives, schnelles Aufrücken von vielen Spielern nach Balleroberung. Das Heim-Team kam dadurch zu einer ganzen Reihe von guten Torchancen, und hätte nach einer halben Stunde eigentlich schon führen müssen.

Andererseits barg das aber natürlich immer das Risiko, dass sich die Deutschen doch einmal durchkombinieren können. Dann ist der Weg zu weit für die Abwehr und es wird brandgefährlich. Letztlich kostete genau das kurz vor der Halbzeit den Gegentreffer. Durch den davor kaum in Erscheinung getretenen Marco Reus ging der heftig strauchenlde Favorit mit 1:0 in Führung.

Österreichisches Pressing lässt merklich nach

Unter Marcel Koller hat sich Österreich zu einer veritablen Pressing-Maschine entwickelt – das zeigte sich auch in diesem Spiel. Der Platz und die Zeit für den ballführenden Deutschen wurde ziemlich konsequent kurz gehalten, auch dadurch bewegte sich die deutsche Fehlpass-Quote auf einem ungewohnt hohen Niveau. Es passiert Mannschaften von der Klasse Deutschlands auch nur höchst selten, dass sie sich von einem auf dem Papier nicht zumindest halbwegs gleichwertigen Gegner solchen Pressing gegenüber sieht. Vor allem Philipp Lahm hatten sich die Österreicher als Opfer ausgesucht.

Die Verwirrung und die leichte Planlosigkeit darüber, wie man dem österreichischen Pressing denn nun entgehen kann, war immer wieder erkennbar. Durch das 1:0 kurz vor der Pause wurde dem ÖFB-Team aber merklich ein Schlag in die Magengrube versetzt, zumal das kräfteraubende Spiel nun ein wenig seinen Tribut forderte und man nach dem Seitenwechsel auf ein allzu heftiges Pressing verzichtete.

Deutschland kam deutlich besser aus der Halbzeit heraus und versuchte nicht ohne Erfolg, das dichte österreichische Mittelfeld über die Seiten zu umgehen. Das 2:0 entstand zwar aus einer Abseits-Position, war aber wegen der etwas verloren gegangenen Ordnung und Konsequenz im Mittelfeld bis zu einem gewissen Grad folgerichtig.

Arnautovic und Schmelzer

Ein Duell, dass vor allem nach dem 0:2 immer mehr in den Fokus rückte, war indes jenes von Marko Arnautovic gegen Marcel Schmelzer. Während Ivanschitz auf der anderen Seite eher einrückte und Fuchs für die Breite im Spiel nach vorne sorgte, blieb Arnautovic auf seiner rechten Außenbahn viel eher nahe der Seitenlinie. Dort konnte er sich mit Fortdauer der Partie immer besser gegen den Linksverteidiger von Borussia Dortmund durchsetzen. Sein gewonnener Zweikampf mit Schmelzer war der Schlüssel zum 1:2-Anschlusstreffer nach rund einer Stunde.

In der Folge hatte Schmelzer seinem Gegenspieler immer weniger entgegen zu setzen, was zu einem immer verzweifelter werdenden Gesichtsausdruck bei Bundestrainer Löw führte, wann immer dieser nach „Maaarceeeel!“ schrie. Das Glück von Schmelzer: Die Flanken, die Arnautovic von der linken Seite in den Strafraum schlug, hatten eine erstaunliche Streuung und blieben praktisch alle völlig unbrauchbar. Hier wäre viel mehr möglich gewesen.

Schlussphase

Sowas wie Brechstange

Mit der Führung im Rücken konnten sich die Deutschen im Mittelfeld natürlich auch ein wenig zurück ziehen. Das nahm Österreich logischerweise den Platz, in dem sie sich in der ersten Hälfte noch so genüsslich hatten ausbreiten können. Andere Strategien waren nun gefordert.

Also ging es nun eher daran, über die Flanken nach vorne zu kommen und in der Mitte Abnehmer zu finden. Das klappte mit Guido Burgstaller, der nach einer Stunde den extrem fleißigen, aber auch eher glücklosen Martin Harnik ersetzt hatte, nicht wie gewünscht. Auch, weil sich der Rapidler – der einzige in der österreichischen Liga spielende Teilnehmer im ganzen Spiel – ähnlich wie Harnik eher als mitspielender Mittelstürmer sieht, viel auch Richtung Außenbahnen ging. In der Schlussphase gab es mir Marc Janko dann einen echten Anspielpunkt im Strafraum.

Der auch Gegenspieler bindet – was in Minute 88 fast zum Erfolg geführt hätte, weil sich Badstuber bei einer Flanke von links zu weit weg stand und Schmelzer sich nicht um Janko UND Arnautovic kümmern konnte – und Letzterer den Ball aber nicht im Tor unterbringen konnte. Es wäre das Tor zu einem sicherlich verdienten Remis gewesen.

Fazit: Trotz der Niederlage geht Aufwärtstrend beim ÖFB-Team weiter

Vor einem Jahr war das österreichische Mittelfeld noch eine komplett Pressing-freie Zone. Jetzt wird sogar auf Deutschland ein Druck ausgeübt, wie es das die DFB-Elf von einem Topf-4-Team wohl noch nie erlebt hat. Dieses Spiel bestätigte eindrucksvoll den Aufwärtstrend, den Österreich unter Marcel Koller gemacht hat. Endlich traut sich auch ein rot-weiß-rotes Team gegen einen übermächtig scheinenden Gegner zu, selbst die Initiative zu ergreifen. Und stellt sich, überspitzt formuliert, nicht mehr nur auf das Feld und hofft, dass sich die sportliche Katastrophe in Grenzen halten möge.

Bei Deutschland zeigte sich einmal mehr, dass man einen Bastian Schweinsteiger in guter Form einfach nicht ersetzen kann. Toni Kroos wirkte auf dieser Position verloren: Nach vorne blieb er wirkungslos, nach hinten fehlte ihm die dafür notwendige geistige Schärfe. Das eröffnete Österreich viele gute Tormöglichkeiten. Es war generell keine gute Leistung des EM-Semifinalisten. Was aber natürlich nichts daran ändert, dass das immer noch die klar stärkte Mannschaft in dieser Gruppe ist, die sich in den verbleibenden neun Spielen recht sicher für die WM qualifizieren wird.

Für Österreich kommen nun die beiden mit Abstand wichtigsten Spiele des Jahres zu – das Kasachstan-Doppel im Oktober. Hier wird man nicht auf Räume zwischen den Reihen lauern können. Hier wird das ÖFB-Team gefordert sein, gegen einen kompakten und unangenehmen Gegner ein Bollwerk zu knacken. Und der Test gegen die destruktiven und erschreckend biederen Rumänen im Juni hat gezeigt: Hier hat dieses Team wohl noch die größten Schwächen.

Also, Vorsicht: Schweinespiele voraus.

(phe)

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