Schalke – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 03 Apr 2016 20:37:54 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Halb Deutschland will noch in die Champions League (Podcast #6) https://ballverliebt.eu/2016/04/03/halb-deutschlad-will-noch-in-die-champions-league-pocast-6/ https://ballverliebt.eu/2016/04/03/halb-deutschlad-will-noch-in-die-champions-league-pocast-6/#respond Sun, 03 Apr 2016 20:34:20 +0000 Neben Bayern und Dortmund kämpfen noch fünf andere Klubs um zwei Champions League-Startplätze. In dieser Ausgabe des Ballverliebt Fußball-Podcasts sprechen wir über die Chancen und Ausgangslage. Hertha, Leverkusen, Mönchengladbach, Mainz oder Schalke: Wer kommt in die Königsklasse? Außerdem im Programm: Das Clasico zwischen Barcelona und Real, die vermeintlichen Titel-Vorentscheidungen in England, Italien und Österreich (inklusve Rapid gegen Salzburg), Freudenmeldung aus dem ÖFB-Nachwuchs und ein kurzer Ausblick auf die WM-Qualifikation der ÖFB-Frauen sowie ein Mini-Ausblick auf die Europapokalwoche.

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„Der eine holt Kraft aus’m Gebet, der andere aus der Badewanne!“ https://ballverliebt.eu/2012/12/23/der-eine-holt-kraft-ausm-gebet-der-andere-aus-der-badewanne/ https://ballverliebt.eu/2012/12/23/der-eine-holt-kraft-ausm-gebet-der-andere-aus-der-badewanne/#comments Sun, 23 Dec 2012 09:30:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8250 „Der eine holt Kraft aus’m Gebet, der andere aus der Badewanne!“ weiterlesen ]]> Raphael Honigstein nannte ihn zuletzt den Breisgau-Bielsa: Christian Streich, der etwas schräge Erfolgstrainer des SC Freiburg. Mit ihm startete der Bundesliga-Underdog nicht nur innerhalb eines Jahren vom sicher scheinenden Abstieg auf einen Europacup-Platz, sondern vollzog dabei auch noch die Entwicklung seines Teams zum derzeit wohl interessantesten der ganzen Bundesliga. Und nebenbei unterhält er mit seinem lockeren Mundwerk auch noch auf allerbeste Weise. Zum Abschluss des Kalenderjahres 2012 bezwang sein Team Schalke mit 3:1 – und das hochverdient.

FC Schalke 04 - SC Freiburg 1:3 (0:2)
FC Schalke 04 – SC Freiburg 1:3 (1:2)

Die „Badische Zeitung“ hat eine ganze Sektion den verbalen Genialitäten von Christian Streich gewidmet – zu Recht. Der gute Mann sagt nämlich intelligente Sachen, launig verpackt. Sowas wie:

„Wenn wir Trainer jetzt kommen würden und sagen, ‚lieg a Stund vorher in der Badewanne weil das entspannt dich wahnsinnig‘ – könnt ja sein, es gibt so Trainer. Oder ‚geh beten‘ oder sowas, könnt ja auch sein, wenn ein Trainer religiös ist, und i will aber partout net in die Kirch, weil ich austrete bin, und ich werd dazu zwunge, das isch ja net gut. Da kann ich ja net gut kicken, hinterher. Und deshalb müsse ma uns auch über solche Sachen unterhalten, über individuelle Herangehensweisen. Der eine holt Kraft aus’m Gebet, der andere holt die Kraft aus der Badwanne. […] Das respektier‘ ich und da sollte man so gut wie möglich drauf eingehen!“

Streich hat es im Blitztempo geschafft, seine Mannschaft auf Linie zu bringen, als sie fünf Punkte hinter einem Nicht-Abstiegsplatz lag und mit dem zu Newcastle abgewanderten Papiss Cissé gerade den einzigen Star-Spieler verloren hatte. Das geht natürlich nicht mit Motivation alleine (obwohl Streich das zweifellos hervorragend kann), sondern vor allem mit einem funktionierenden taktischen Konzept, an das sich alle halten.

Feld eng machen, auf Flügeln pressen

Zwei Faktoren machen Freiburg zu einem so unangenehmen Gegner. Zum einen rückt die Abwehrkette weit auf und lassen sich beide Stürmer gerne etwas zurückfallen, und im 4-4-2 wird extrem verschoben. So wird der für die andere Mannschaft zu bespielende Raum extrem klein und es fällt Freiburg somit leichter, Überzahl in Ballnähe zu schaffen. Ganz ähnlich schaffte in der vergangenen Saison Lucien Favre den so beeindruckenden Turnaround mit Borussia Mönchengladbach.

Der zweite Aspekt ist, dass Freiburg den Gegner fast zwingt, das Spiel über das Zentrum aufzubauen. Grund dafür ist, dass es der Sportclub in seinem zum Teil recht heftigen Angriffspressing vor allem auf die Außenverteidiger abgesehen hat. In diesem Fall rückt sofort einer der beiden Stürmer nach draußen und doppelt mit dem Flügelspieler aus dem Mittelfeld. Oft genug landet dadurch der Ball im Aus, es gibt Einwurf für Freiburg, und die ganze Mannschaft kann sich nach vorne orientieren.

Schalke umgeht Flügelpressing

Um diese Spielanlage wusste Schalke-Trainer Huub Stevens natürlich, und seine Gegenstrategie war simpel: Er wies einfach seine Innenverteidiger an, die Außenverteidiger nicht tief stehend anzuspielen.

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Auffällig: Vor allem in der Anfangsphase gab es von den Schalke-IV Matip (32) und Höwedes (4) praktisch keine Pässe auf die Außenverteidiger. (Grafik: dfl.de)

Somit entging die Viererkette zwar durchaus dem aggressiven Pressing den Freiburger Offensiv-Quartetts, hatte aber dennoch Probleme, einen gesitteten Spielaufbau auf die Reihe zu bekommen. Zwar hatten Neustädter, Moritz und (der erstaunlich hoch stehende) Holtby einen numerischen Vorteil gegenüber dem Freiburger Duo in der Zentrale, aber dank des engen Raumes und des geschickten Verschiebens des Freiburger Kollektivs fand man kein dauerhaft funktionierendes Mittel.

Am Ehesten nach vorne kam Schalke, wenn es gelang, die Außenstürmer in 1-gegen-1-Situationen mit den Freiburger Außenverteidigern zu verwickelt. Sorg und Hedenstad hatten hier durchaus Probleme, weil sie auch einfach nicht so gut sich wie Draxler und Farfán. Der norwegische Rechtsverteidiger etwa berechnete vor allem hohe Schalker Flankenwechsel mitunter falsch.

Die hohe Abwehrlinie der Freiburger stellt die Gegner oft ins Abseits, birgt aber auch die Gefahr, dass man nur noch hinterherlaufen kann, wenn die Stürmer die Abseitsfalle überlisten und im Rücken der Abwehr auf Torhüter Baumann zulaufen. Das führte etwa gegen die Bayern im November zu einem frühen Gegentor und einem fast ebenso frühen Ausschluss von Diagné; und das führte auch gegen Schalke zum 0:1-Rückstand.

Aufbauspiel: Schuster nach hinten, vertikal nach vorne

Ein weiteres Mittel, den numerischen Nachteil eines 4-4-2 gegen das in Deutschland von den meisten Teams praktizierte 4-2-3-1 auszugleichen, ist der sich zwischen die Innenverteidiger fallen lassende Sechser. Das ist bei Freiburg Kapitän Julian Schuster, und mit ihm hinten wird die Formation der Breisgauer, wenn sie das Spiel von hinten aufbauen, ein 3-1-4-2.

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Baut Freiburg das Spiel selbst auf, kippt Sechser Schuster ab und der SC formt ein 3-1-4-2

Die Innenverteiger rücken weit nach außen, die Außenverteidiger orientieren sich extrem weit nach vorne, die Mittelfeld-Flügelspieler rücken ein – und mitunter lässt sich auch einer der beiden Stürmer etwas zurückfallen. Vor allem in dieser Formation schafft es Freiburg vorzüglich, den Gegner mit flinker Vertikalität in Verlegenheit zu bringen. Denn, auch das sehr ähnlich Favres Gladbach, wird sehr schnell und mit großer Überzeugung der Ball nach vorne gesucht, auch weil es da genug Anspielstationen gibt.

Hinzu kommt, dass auch hier die Laufarbeit enorm und die Laufwege exzellent einstudiert sind, was es dem Gegner extrem schwer macht, das zu verteidigen. Wenn dann noch individuelle Fehler dazukommen, so wie beim 2:1-Führungstreffer der Freiburger Schalke-IV Matip einer unterlief – umso besser für Freiburg.

In den Rücken der Außenverteidiger

Man hat aber auch eine vorzügliche Strategie, wenn das Pressing auf die Außenverteidiger nicht greift – so wie in diesem Spiel. Vor allem Uchida (bzw., nach dessen Verletzung, Höwedes) waren für das Schalke Spiel nach vorne natürlich dennoch unverzichtbar, auch wenn sie nicht tief stehend angespielt wurden. Aber weiter vorne waren sie sehr wohl aktiv, allerdings ohne Hilfe und Absicherung nach hinten – was nicht nur an Farfáns genereller Unlust zur Defensivarbeit liegt, sondern eben auch auch der Freiburger Formation.

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Man beachte die vielen Sprints von Sorg (25) und Kruse (20) in den Rücken des Schalker RV, während Caligiuri in der Zentrale Spieler bindet (Grafik: dfl.de)

Freiburgs Mittelfeld-Flügelspieler Caligiuri dient hierbei eher als Lockvogel, er zieht in die Mitte und bindet dort Neustädter und/oder Metzelder. aufgrund der extrem hohen Positionierung von Freiburg-LV Sorg und der erwähnten fehlenden Defensiv-Konsequenz von Farfán hatten es die Schalker RV damit aber mit zwei Freiburgern zu tun – eben Sorg und dem nach außen rückenden Max Kruse. Die Folge: Immer wieder konnte einer im Rücken von Uchida bzw. Höwedes einen Sprint Richtung Grundlinie anziehen. So entstand etwa recht flott nach dem Rückstand das Freiburger Tor zum 1:1.

Schalke spielt AV nun an – mit erwartbarem Ergebnis

Fuchs und Draxler auf der anderen Seite hatten die Sachlage defensiv etwas besser im Griff – für mehr als Mondbälle in die vage Richtung von Huntelaar bekam er offensiv aber weder Raum noch Zeit. Für die zweite Hälfte, in die Schalke mit einem 1:2-Rückstand ging, wurde die „Nicht-die-AV-anspielen“-Vorgabe offenbar außer Kraft gesetzt – man hatte wohl erkannt, dass man mit einer vertikalen Eröffnung aus dem Zentrum heraus nichts holen wird.

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Nach der Pause spielten Metzelder (21) und Matip (32) deutlich öfter die Außenverteidiger an als vor dem Seitenwechsel (Grafik: dfl.de)

Nun versuchte Schalke also, Höwedes und Fuchs deutlich früher ins Spiel einzubinden. Das erwartbare Ergebnis: Freiburg presste stark auf diese beiden, die Verbesserung im Schalker Spiel nach vorne war gleich Null. Und dann patzte auch noch Routinier Metzelder in der Spieleröffnung, was Freiburg sofort zum 3:1 nützte.

Schalke, seit der Verletzung von Afellay völlig von der Rolle und vom geschickten Freiburger Spiel entnervt, brachte in der Folge Teemu Pukki. statt Moritz. Damit ging Holtby auf die Acht und Pukki spielte als hängende Spitze in einem 4-4-1-1. Die Beweglichkeit und die etwas tiefere Positionierung gegenüber dem völlig abgemeldeten Huntelaar erlaubten es Pukki, einige Male durchaus aussichtsreich in eine Abschluss-Position zu kommen. Es passt allerdings zur generellen Lage bei Schalke, dass er alle Chancen ziemlich kläglich vergab.

Fazit: Freiburg steht zu Recht auf Rang fünf

Die No-Name-Truppe aus Freiburg überwintert auf Platz fünf – nicht nur vor Schalke, sondern auch vor Gladbach, Stuttgart, Bremen und Wolfsburg, obwohl man mit diesem Kader eigentlich gegen den Abstieg spielen müsste. Aber Streich, der Breisgau-Bielsa, verpasste seiner Mannschaft ein extrem ausgefeiltes und äußerst gut funktionierendes Konzept, an das sich seine Spieler mit höchster Disziplin halten und mit dem es in den 34 Bundesliga-Spielen im Kalenderjahr 2012 satte 53 Punkte gab.

Das alles basiert natürlich auch auf der Bereitschaft, mehr zu laufen als der Gegner. Freiburg lief in diesem Spiel mehr als Schalke (114,5 Kilometer gegenüber 109,8), man lief schneller als Schalke (7,1 km/h Schnitt gegenüber 6,5), man zog deutlich mehr Sprints an (576 gegenüber 550). Was im Fall von Freiburg aber nicht nur einfach mehr laufen ist, sondern ein organisiertes, geplantes und richtiges Laufen. Weil jeder immer weiß, was der andere macht, ist auch die Fehlpassquote geringer als beim Gegner.

Es ist also vor allem der Organisation des Freiburger Spiels zu verdanken, und dass niemand ausschert, dass diese Mannschaft auch vollkommen zu Recht auf dem fünften Platz der Bundesliga steht – und nicht (nur), weil Streich so lustig ist und er sein Team so gut motivieren kann.

Es ist der ultimative Beweis, dass man mit einem passenden taktischen Konzept auch als individuell klar unterlegene Mannschaft sehr, sehr viel erreichen kann.

(phe)

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Dominanz auf Flügeln und im Zentrum: Raúl führt Schalke zu 5:0 über Bremen https://ballverliebt.eu/2011/12/17/dominanz-auf-flugeln-und-im-zentrum-raul-fuhrt-schalke-zu-50-uber-bremen/ https://ballverliebt.eu/2011/12/17/dominanz-auf-flugeln-und-im-zentrum-raul-fuhrt-schalke-zu-50-uber-bremen/#comments Sat, 17 Dec 2011 21:45:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6235 Dominanz auf Flügeln und im Zentrum: Raúl führt Schalke zu 5:0 über Bremen weiterlesen ]]> An guten Tagen ist Bremen für jeden Gegner unangenehm. Allerdings macht Schaafs Fixiertheit auf sein 4-4-2 mit Raute Werder auch sehr berechenbar – Schalke nützte das mit flinkem Flügelspiel und einem aus dem Mittelfeld kommenden Raúl in absoluter Gala-Form nach Strich und Faden aus. Der Endstand von 5:0 ist auf keinen Fall zu hoch. 

FC Schalke 04 - Werder Bremen 5:0

Werder-Coach Thomas Schaaf gingen die Außenverteidiger aus, so musste der gelernte Innenverteidiger Sebastian Prödl auf der rechten Außenbahn ran – ein riesiger Nachteil für Werder, weil in Schaafs traditionellem System mit Mittelfeld-Raute die Außenverteidiger praktisch als Einzige wirklich für Breite sorgen. Hier war Bremen gegen Schalke aber auf beiden Seiten massiv zu schwach – ein Hauptgrund für die drückende Dominanz, die Schalke über insgesamt 80 Minuten dieses Spiels ausübte.

Raúl war überall

Raúl war überall zu finden

Aber auch im Zentrum hatte Werder dem Gegner nichts entgegen zu setzen. Vor allem Raúl tauchte überall auf, arbeitete viel, ließ sich oft sehr weit zurückfallen und sorgte so für Chaos in der defensiven Organisation im Bremer Mittelfeld. Raúl provozierte durch sein breit gefächertes Stellungsspiel permanent Lücken und presste auch vor allem gegen Naldo, um eine Spieleröffnung zu verhindern und sich früh den Ball zu erkämpfen. Erarbeitete so sich und seinen Mitspielern Raum und überforderte die Raute im Werder-Mittelfeld.

In diesen Raum stieß vor allem Teemu Pukki. Der Finne, der sich immer besser in der Bundesliga zurecht findet, spielte zwischen dem recht tief agierenden Raúl und Sturmspitze Huntelaar. Auch er machte viele Meter und versuchte, immer anspielbar zu sein und mit seinem Tempo zusätzliche Löcher in den Deckungs-Verbund der Bremer zu reißen.

Das Spiel über die Flügel

Das Bremer Mittelfeld-Trio – Trinks ging nur zögerlich zurück, war nach vorne komplett blass und generell überfordert – war dadurch zu permanentem Verschieben gezwungen, um die Mitte dicht zu halten, was wiederum dem Schalker Flügelspiel sehr zuträglich war. Denn so standen die Außenverteidiger praktisch alleine da und vor allem Fuchs randalierte nach vorne, dass es nur so eine Freude war. Natürlich auch deshalb, weil Schalke mit der Hilfe von Jurado (mit Fuchs) und Höger (mit Höwedes) eine permanente 2-auf-1-Überzahl auf den Flanken hatte.

Mit seinem Vorwärtsdrang und dem ständigen Bemühen, das Spiel breit nach vorne zu bringen, gab vor allem Fuchs seinem Landsmann Prödl Anschauungsunterricht. Der Bremer suchte nämlich praktisch nie den schnellen Weg an die gegnerische Grundlinie, spielte die Bälle zumeist aus dem Stand wieder zurück ins Zentrum; seine Flanken landeten zumeist im Nichts. Fuchs hingegen überlief sein Gegenüber permanent, schlug die Flanken aus vollem Lauf und bewies noch dazu Übersicht und Ballgefühl, wie beim Heber zur Raúl vor dem 2:0.

Die die drückende Dominanz, das hochgehaltene Tempo, die Breite im Spiel und die Unberechenbarkeit von Raúl provozierte Schalke immer wieder Fehler in der ohnehin nicht für ihre Undurchlässigkeit bekannten Abwehr Fehler. Sei es durch hanebüchenes Verteidigen bei Standards wie beim 1:0 oder durch einen simplen Pass über die Innenverteidiger wie beim 2:0 (wiewohl das aus Abseitsposition fiel), bei Pukkis Schuss Zentimeter am Tor vorbei, oder bei Huntelaars Chance kurz davor und seinem Schuss unmittelbar vor der Pause. Das 2:0 zur Pause drückte den Grad der Schalker Überlegenheit nicht einmal annähernd aus.

Problemfelder bei Bremen? Überall.

Bei Werder strotzte das Spiel nur so vor Problemfelder. Die Passivität auf den Flügeln wurde schon angesprochen. Die Innenverteidigung mit Naldo und Wolf hatten mit der Tatsache, dass Raúl nie zu fassen war und Pukki viel aus der Etappe kam überhaupt nicht zurecht. Die drei hinteren Spieler in der Raute fanden sich immer einer Unterzahl entgegen – Bargfrede mit Raúl und Pukki, Fritz mit Jurado und Fuchs, Ignjovski mit Höger und Höwedes. Somit hing der 19-jährige Trinks auf der Zehn komplett in der Luft und mit ihm Rosenberg ganz vorne. Lediglich Pizarro war sich nicht zu schade, sich auch fallen zu lassen und zu helfen bzw. sich selbst die Bälle zu erobern.

Schaaf mischte in der Pause seine Mannschaft durch: Ignjovski besetzte statt des in der Kabine gebliebenen Prödl die RV-Position, Trinks ging von der Zehn auf die Ignjovski-Position und der eingewechselte Arnautovic übernahm die Zehn. Zusätzlich rückte die Abwehr mehr auf, der Raum für die Schalke wurde enger und die Bremer kamen dadurch etwas besser ins Spiel. Sie hatten durch Rosenberg sogar die Chance auf den Anschlusstreffer.

Schalke macht den Sack zu

Die Hausherren sahen sich das 10 Minuten an, drückten dann aber wieder auf’s Tempo. Und fast logischerweise war das 3:0, die endgültige Entscheidung, eine Co-Produktion von Raúl und Fuchs. Der Spanier legte aus dem Mittelkreis zum Österreicher quer, der ging unbedrängt nach vorne, flankte – und in der Mitte stand Raúl und versenkte sein drittes Tor an diesem Abend.

Spätestens damit wurden Schaafs Änderungen für die zweite Halbzeit zur Kosmetik zurückgestuft: Ignjovski war um keinen Deut besser als Prödl, es fehlte weiterhin an der Breite in der extrem engen und eindimensionalen Spielanlage von Werder, das defensive Mittelfeld hielt auch in neuer Besetzung nicht stand und die Innenverteidigung blieb ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Schalke hatte keine Mühe, sogar noch auf 5:0 zu erhöhen. Einem Endstand, der auf keinen Fall zu hoch ist.

Fazit: Wieso auf Schalke und nicht in Salzburg, Mijnheer Stevens?

In österreichischen Beobachtern muss diese von A bis Z durchdachte, dominant vorgetragene und von ungeheurem Vorwärtsdrang geprägte Vorstellung unweigerlich die Frage aufwerfen, warum Huub Stevens mit Schalke solche Partien am laufenden Band abliefert. Schließlich war seine Zeit bei Salzburg vom genauen Gegenteil geprägt: Defensive Grundausrichtung trotz überlegenen Kaders, die Aufstellung von Innenverteidigern auf den Außenbahnen, kein Pressing, mitunter nicht mal ein erkennbarer Matchplan und immer mal wieder auch äußerst seltsame Wechsel – all das schön vereint etwa in der Europa League gegen Lech Posen.

Wenn man sieht, wie sich vor allem Raúl für die Mannschaft förmlich zerreißt, wie er das Bad in der Menge nach seinen Toren genießt, was er für Wege geht (11 Kilometer in diesem Match, nur Höger spulte noch mehr ab), fällt es schwer zu glauben, dass sich nicht eine Lösung für das finanzielle Dilemma finden ließe, in das Schalke mit ihm im Winter kommt – denn die Millionen-Gage des Spaniers zahlte bislang Real, doch dieses Agreement läuft mit Ende des Jahres aus.

Schalke war in jedem Mannschaftsteil klar besser – vom bemitleidenswerten Geburtsagskind Tim Wiese, der 30 Jahre alt wurde, einmal abgesehen. Er verhinderte eine noch höhere Niederlage, während man den unbeschäftigten Lars Unnerstall schlicht nicht bewerten kann. Bremen fehlte es an der Breite an den Flügeln, am Tempo im Zentrum, an der Übersicht in der Abwehr, kurz, an allem. Das 4-4-2 mit Raute verlangt Breite von den Außenverteidigern, diese waren aber Totalausfälle. Das ist einfach nicht kompensierbar, und so steht nach dem 0:5 in Mönchengladbach und dem 1:4 bei den Bayern nun das dritte derbe Auswärts-Debakel in Serie zu Buche.

Während Schalke in dieser Form ein sicherer Kandidat zumindest für den Champions-League-Fixplatz, also für die Top-3 ist.

(phe)

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Draxler leitet Schalkes klaren Sieg ein https://ballverliebt.eu/2011/05/22/draxler-leitet-schalkes-klaren-sieg-ein/ https://ballverliebt.eu/2011/05/22/draxler-leitet-schalkes-klaren-sieg-ein/#comments Sun, 22 May 2011 01:02:57 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4785 Draxler leitet Schalkes klaren Sieg ein weiterlesen ]]> Wenn einem Zweitligisten im Pokalfinale vier Schlüsselspieler fehlen – dann kommt so etwas raus wie beim deutschen Pokalfinale. Schalke machte sich aus Duisburg einen Spaß, nützte die Abwehrpatzer des MSV eiskalt und ließ beim 5:0-Kantersieg nie auch nur den geringsten Zweifel aufkommen.

FC Schalke 04 - MSV Duisburg

Schon blöd – da kommt man als Zweitligist schon mal ins Pokalfinale, und dann fallen vier absolute Mannschafts-Stützen aus… So fehlte Duisburg mit Defensiv-Allrounder Julian Koch (der zu Dortmund wechselt) nicht nur der mit sehr viel Abstand talentierteste Spieler mit einer Verletzung, sondern auch Innenverteidiger Bruno Soares – und mit Srdjan Baljak und Stefan Maierhofer noch dazu das komplette Sturmduo und so nebenbei musste mit Säumel auch noch eine Alternative im Mittelfeld passen! So musste Milan Sasic ordentlich umstellen – aus seinem an sich favorisierten 4-4-1-1 wurde ein 4-1-4-1, mit dem unerfahrenen Reiche in der Innenverteidigung, mit Schäffler alleine vorne und mit dem fitgespritzten Benjamin Kern rechts hinten.

Ralf Rangnick hingegen konnte erstmals wieder auf Klaas-Jan Huntelaar bauen, einzige Überraschung war der Verzicht auf Uchida – dem Japaner geht nach einer langen Saison mit Asiencup und ohne Pause nach der WM immer mehr die Luft aus. Statt ihm rückte Höwedes auf die Seite und Papadopoulos zurück in die Zentrale neben Metzelder. Was auch eine Variante eröffnete, die in der Bundesliga so nur schwer möglich ist: José Manuel Jurado spielte den tiefsten Mann im zentralen Mittelfeld, musste sich mangels Duisburger Offensivbemühungen aber kaum um lästige Defensiv-Aufgaben kümmern – das tat Kluge neben ihm.

Auffällig: Jurado und Farfán

So trug der Spanier den Ball immer wieder aus der Tiefe nach vorne und er war einer der auffälligeren Spieler im seltsamen dunkelpink-himbeerfarbenen Schalker Dress. Dem Spiel des Favoriten fehlte es von Beginn an am Nachdruck, es wirkte alles ein wenig langsam. Was kein echtes Problem war, denn wann immer der MSV in Ballbesitz kam, endeten die Versuche, über (oft zu hohe) Steilpässe auf die Außenpositionen nach vorne zu kommen, an der extremen Ungenauigkeit dieser zumeist überhastet gespielten Bälle.

Wer sich bei Schalke ebenfalls etwas heraushob, war Jefferson Farfán. Der Peruaner lief fiel, wechselte auch schon mal die Seiten, drückte Veigneau hinten rein (und nahm Duisburg somit die nominell stärkere Seite weg) und versuchte auch, Huntelaar in Szene zu setzen. Dennoch war es ein Geniestreich des sonst eher unauffälligen Julian Draxler auf der linken Seite, der das 1:0 für Schalke besorgte: Mit links das Zuspiel von Farfán angenommen und mit rechts volley unhaltbar für Yelldell im Duisburger Tor versenkt. Ein Traumtor.

Schalke plays the waiting game

Und nachdem Huntelaar einen weiteren Pass von Farfán wenige Minuten später am etwas gar passiven Bajic vorbei zum 2:0 ins Tor schob, roch das schon nach Vorentscheidung. Zumal sich Schalke nun natürlich noch mehr stellen konnte und überhaupt kein Problem damit hatte, sich den Ball hinten hin und her zu schieben und den bemitleidenswerten Schäffler laufen zu lassen.

Erst nach einer halben Stunde taute vor allem Olcay Sahan auf der linken Duisburger Seite etwas auf. Veigneau traute sich etwas mehr Risiko zu gehen und der Türke, der zu Kaiserslautern gehen wird, nützte es nun deutlich besser aus, dass ihn der gelernte Innenverteidiger Höwedes recht tief empfing. Die Probleme beim MSV waren damit aber nicht gelöst, sondern verlagerten sich nur weiter nach vorne – denn mit auf Sahan dachten alle Duisburger viel zu umständlich. Beispielhaft hierfür etwa die Szene in der Schäffler ganz alleine vor Neuer auftaucht, aber nicht abschließt, sondern wartet, bis zwei Verteidiger an ihm dran sind und Neuer den Verlegenheitsschuss locker parieren kann.

Viel zu leichte Tore

War das 0:1 noch ein kaum verhinderbarer magischer Moment von Draxler, war schon das 0:2 extrem billig von Bajic mit verursacht – und der routinierte Serbe war auch dafür verantwortlich, dass Duisburg mitten hinein in die Phase, in der man die schon fast selbstgefällig an der Zeit drehenden Schalker ein wenig unter Druck setzen konnte, kurz vor der Pause das 0:3 fing. Eine simple Ecke von Farfán, der so seinen dritten Assist einsammelte, konnte der von Bajic sträflich alleingelassene Höwedes völlig unbedrängt zum dritten Schalker Tor einnicken.

In der zweiten Hälfte ging Jurado dann doch endgültig weiter nach vorne, Kluge blieb als Sechser zurück. Der klare Spielstand machte die verbleibende Spieldauer allerdings durchaus zu so etwas wie einem Non-Contest – Jurado versuchte sich nun im Getümmel der Zentrale, mehr mit dem recht tief agierenden Raúl zu verbinden, was nur bedingt gelang. Dafür hatte Farfán auch nach drei Vorlagen in der ersten Hälfte nicht genug: Wie aufgezogen spielte er weiter und narrte er Veigneau weiter – der Franzose war alsbald ziemlich durch. Aber nicht nur er

Auflösungserscheinungen in der MSV-Abwehr

Denn ja, Veigneau löste beim 4:0 durch Jurado das Abseits auf – aber wo waren Bajic und Reiche in der Mitte? Huntelaar konnte Jurado den Ball völlig unbedrängt in den Lauf schieben, und das vierte Tor war gefallen. Das Dilemma bei Duisburg: Reiche war mit dem Anlass und dem Gegner heillos überfordert, aber sein an sich routinierte Partner Bajic stand mindestens genauso weit neben sich und konnte dem Ersatzmann neben ihm keinerlei Halt geben.

Sasic versuchte noch zu retten, was zu retten war – Trojan kam als Zehner, dafür ging Reiche raus und Sukalo übernahm dessen Platz. Besser wurde es dadurch nicht. Im Gegenteil: Ein haarsträubender Fehler des Slowenen, der im eigenen Strafraum den Ball gegen Draxler verlor, und Huntelaar konnte in aller Seelenruhe das 5:0 besorgen. Schalke war klar besser – aber vier der fünf Tore resultierten aus dem eiskalten Ausnützen gegnerischer Abwehrfehler. Und bei fünfen ließen sie es dann auch bewenden.

Fazit: Schalke eiskalt

Wenn einem Team aus dem vorderen Zweitliga-Mittelfeld gegen einen Semifinalisten der Champions League vier, fünf wichtige Spieler ausfallen, kommt eben so etwas heraus. Duisburg schaffte es nie wirklich, die auch nur zweitbesetzte Spitze zu bedienen, kam nie so richtig ins Spiel und kaum zu Chancen. Hinten bot der MSV einem dennoch eher glanzlosen Team von Schalke vier haarsträubende Fehler an, die allesamt ausgenützt wurden – so einfach kann Fußball manchmal sein.

(phe)

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Die Eurofighter zerlegen Inter https://ballverliebt.eu/2011/04/05/die-eurofighter-zerlegen-inter/ https://ballverliebt.eu/2011/04/05/die-eurofighter-zerlegen-inter/#comments Tue, 05 Apr 2011 21:41:59 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4487 Die Eurofighter zerlegen Inter weiterlesen ]]> Wenn bei Schalke von „Mailand“ die Rede war, meinte ein jeder den Uefa-Cup-Sieg 1997. Doch was sich in diesem Champions-League-Viertelfinale abspielte, war wohl noch sensationeller: Denn Schalke steht nach einem grandiosen Spiel mit einem 5:2-Auswärtssieg so gut wie sicher im Semifinale!

Inter Mailand - FC Schalke 04 2:5

Als Schalke 1997 bis ins Finale des Uefa-Cups vorstießen, wurden sie die „Eurofighter“ genannt – ein absoluter Underdog, der die Großen Europas auf’s Horn nimmt. Dieser Lauf gipfelte im dramatischen Elfmeter-Sieg im Finale – gegen Inter Mailand… Die Chance zur Revanche nützte Inter diesmal aber ganz und gar nicht.

Der neuer Schalke-Trainer Ralf Rangnick stellte ordentlich um – auch gezwungenermaßen. Ohne die verletzten Metzelder, Kluge und Huntelaar musste Joel Matip zurück in die Innenverteidigung, Kyriakos Papadopoulos auf die Sechs und Edú ins Sturmzentrum. Zudem überraschte Rangnick mit der Maßnahme, Jurado ins Zentrum zu stellen und zauberte mit Alexander Baumjohann einen Spieler aus dem Hut, der unter Magath keinerlei Rolle mehr gespielt hatte.

Und auch, wenn das Freak-Tor von Dejan Stankovic auf 50 Metern in der ersten Minute Inter quasi mit einem 1:0 beginnen ließ, war Schalke das besser eingestellte Team. Auch, weil Rangnick gegenüber Leonardos Raute im Mittelfeld die bessere Raumaufteilung hatte: Cambiasso kümmerte sich nur halbherzig um seine Seite und so konnten die bärenstarken Uchida und Farfán auf ihrer Seite nach Lust und Laune randalieren. Zanetti, auf seine alten Tage auch nicht mehr der allerschnellste, war heillos überfordert.

Außerdem zahlte sich die Maßnahme aus, Jurado etwas zentraler und von weiter hinten kommen zu lassen. Baumjohann neben ihm beschäftigte Maicon und drückte den offensivstarken Inter-Außenverteidiger ziemlich nach hinten, womit auch die rechte Inter-Seite tot war. Jurado selbst schloss sich immer wieder mit dem sehr tief stehenden Raúl – oft agierte er kaum höher als Jurado – kurz und vorne beschäftigte der wuchtige Edú die Innenverteidigung von Inter (Ranocchia und Chivu, Lúcio war gesperrt). Der Ausgleich, auch wenn er aus einer Standardsituation fiel, war aufgrunde der Spielanteile, wo Schalke klares Übergewicht hatte, hochverdient.

Inter Mailand - FC Schalke 04 (ab ca. 20. Minute)

Sneijder zurück auf links, Leonardo kopiert Rangnick

Leonardo erkannte, dass es so nicht weitergehen konnte, und stellte Wesley Sneijder von der Zehn wieder auf jene linke Seite, die der Holländer schon im Achtelfinal-Rückspiel gegen die Bayern eingenommen hatte. Somit war Uchida wieder mit Defensive beschäftigt und Farfán fehlte so ein wenig der Nachschub – und Inter war zurück im Spiel. Es war nun ein recht klassisches 4-4-2, das Leonardo spielen ließ, mit Cambiasso (etwas höher) und Thiago Motta (etwas tiefer) in der Zentrale und Kharja rechts – der Marokkaner kam früh für den verletzten Stankovic ins Spiel. Im Grunde kopierte Leonardo also das System von Rangnick.

Mit Erfolg: Die Hausherren kontrollierten das Spiel nun wieder und drückten Schalke deutlich mehr hinten rein als das zuvor der Fall war. Auch, weil Chivu sich nun vermehrt ins Spiel einschaltete: Ähnlich wie das Lúcio gerne macht trug er den Ball oft bis zur Mittellinie, spielte sehr kluge Pässe, fing auch immer wieder Konterversuche ab. Und wiederum war der prompte Lohn für eine gelungene Umstellung ein Tor: Uchida ließ Sneijder flanken, Matip ließ Cambiasso ablegen und Höwedes ließ Milito im Zentrum entwischen – und schon führte Inter erneut, war das 2:1 gefallen.

Schalke ließ sich aber vom neuerlichen Rückschlag wieder nicht aus der Ruhe bringen. Vor allem Raúl war überall auf dem Platz zu finden, holte sich die Bälle, trug sie im Verbund mit Farfán und Jurado nach vorne, er arbeitete unermüdlich und durch einen Konter, den Edú mit all seiner Wucht und seinem Willen abschloss, glich Schalke noch vor der Pause zum 2:2 aus.

Schalke erstickt Inters Schwung per Doppelschlag

Die zweite Hälfte begann so, wie sich die letzten zwanzig Minute der ersten Halbzeit dargestellt hatten: Mit Inter im Fahrersitz, doch der wieder einmal enorm starke Neuer rettete zweimal. Ehe es der der enorm fleißige Raúl war, der die Königsblauen in Front brachte – Chivu ist gut in der Vorwärtsbewegung, aber als Innenverteidiger ist er kein gleichwertiger Ersatz für Lúcio.

Der dritten Gegentreffer schockte Inter nun doch ein wenig, und nur wenige Minuten nach dem 2:3 lenkte Ranocchia eine Hereingabe von Jurado ins eigene Tor ab. Die Entstehung war aber symptomatisch für das Spiel: Kurze Ablage von Raúl im Mittelfeld auf Landsmann Jurado, der zieht unbehelligt und mit vollem Tempo vor das Tor. Und hätte Ranocchia nicht das Eigentor fabriziert, wäre dahinter Edú einschussbereit gewesen. Und als ob der Doppelschlag nicht schon schlimm genug für Inter gewesen wäre, flog in der 62. Minute auch noch Chivu mit seiner zweiten gelben Karte vom Platz…

Inter - Schalke (ab etwa der 60. Minute)

Inters Formation: Offensiv. Inters Körpersprache: Weniger.

Leonardo musste Kharja nun wieder runter nehmen, um mit Cordoba die entstandene Lücke in der Innenverteidigung zu schließen. Die Formation blieb aber logischerweise so offensiv wie möglich: Mit drei Mann im Mittelfeld – Cambiasso tief, Motta etwas höher und Sneijder halblinks offensiv – und die beiden Spitzen verblieben auf dem Feld.

Logisch, Inter musste ja noch Tore schießen. Aber die Körpersprache und das immer mehr fehlende Tempo bei den Mailändern verriet schon bald: Hier geht nichts mehr. Zu langsam wurden die Angriffe vorgetragen, zu nachlässig blieb das Abwehrverhalten. Wie bei Jurados Pfostenschuss in  Minute 65. Am Besten zu sehen war das aber beim 5:2 von Schalke: Erst rettete noch erneut das Aluminium, aber Cordoba schlug über den Ball, niemand ging in der Folge einen Gegenspieler an und Edú konnte die Kugel zum fünften Mal im Inter-Tor versenken.

Dreier-Abwehr als Hauruck-Variante

Leonardo war, zugespitzt formuliert, der einzige bei Inter, der sich gegen das Debakel stemmte. Für Thiago Motta brachte er eine Viertelstunde vor Schluss noch Nagatomo und er stellte auf ein 3-4-2 um: Cordoba, Ranocchia und Zanetti hinten; Maicon und Nagatomo auf den Flügeln mit Cambiasso und Sneijder dazwischen und vorne verblieben der fleißige Milito und der eher matte Eto’o. Gebracht hat’s nichts mehr, Schalke verwaltete gegen einen sich weitgehend aufgebenden Gegner das 5:2 problemlos über die Zeit.

Fazit: System-Vorteil zum Beginn, Leistungs-Vorteil danach

Tja, war war es nun, was Schalke diesen historischen Sieg einbrachte? Zunächst einmal natürlich die Tatsache, dass Rangnick genau die richtige Formation auf das Feld brachte, um die Schwächen von Inter auszunützen – und das sind und bleiben nun einmal die Flügel. Das ist so, seit Leonardo Trainer ist – manche konnten das ausnützen, andere weniger. Dieser systematische Vorteil ermöglichte es Schalke, nach dem frühen Rückstand schnell ins Spiel zurück zu kommen und sich nicht von dem miserablen Start ausknocken zu lassen.

Dann setzte es Inter natürlich mächtig zu, dass Maicon gegen den extrem starken Baumjohann überhaupt nicht zur Geltung kam und somit auch Kharja und in weiterer Folge Eto’o nie so richtig ins Spiel kamen. Jungspund Papadopoulos machte im defensiven Mittelfeld gegen Sneijder einen wunderbaren Job. Außerdem war es Gold wert, dass Jurado auch mit viel Laufarbeit den Platz sehr gut nützen konnte, der ihm seine Position gewährt hat.

Und alles überragend war Raúl: Er sorgte zwar nicht für Glanzlichter am laufenden Band, aber durch seinen unermüdlichen Einsatz, extreme Laufarbeit und sein überragendes Spielverständnis hebelte er das geistig langsam wirkende Inter-Mittelfeld ein ums andere Mal aus. Kurz gesagt: Die individuellen Leistungsduelle verlor Inter ziemlich allesamt.

Und deshalb wird Schalke verdientermaßen ins Semifinale einziehen.

(phe)

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Schlechte Bayern legen Schalke das Pokalfinale unter den Tannenbaum https://ballverliebt.eu/2011/03/03/schlechte-bayern-legen-schalke-das-pokalfinale-unter-den-tannenbaum/ https://ballverliebt.eu/2011/03/03/schlechte-bayern-legen-schalke-das-pokalfinale-unter-den-tannenbaum/#comments Thu, 03 Mar 2011 11:20:32 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4247 Schlechte Bayern legen Schalke das Pokalfinale unter den Tannenbaum weiterlesen ]]> Zum ersten Mal seit zehn Jahren verlieren die Bayern zwei Heimspiele hintereinander – und das 0:1 im Pokal-Semifinale gegen Schalke resultierte aus einer wirklich schlechten Leistung gegen das zu Beginn erstmals in einem 4-3-2-1-Tannenbaum-System agierende Schalke.

Bayern München - Schalke 04

Felix Magath musste auf den am Knie verletzten Klaas-Jan Huntelaar verzichten – und in Ermangelung einer echten Klasse-Alternative und angesichts der Tatsache, dass es sich um ein Auswärtsspiel bei den Bayern handelte, stellte der Schalke-Trainer um: Er verzichtete ganz auf einen zweiten Stürmer und ließ Raúl alleine an vorderster Front spielen und fand dafür neue Rollen für Farfán und Jurado, die im 4-4-2 üblicherweise die Außenpositionen im Mittelfeld besetzten: Die beiden Spielten in den Halbpositionen hinter Raúl in einem 4-3-2-1. Dahinter platzierte Magath drei statt der üblichen zwei defensiven Mittelfeldspieler: Kluge rechts, Annan links, und Matip als etwas tiefer stehender Sechser.

Das stellte sich nach vorne natürlich als – im wahrsten Sinne des Wortes – flügellahm dar, stellte die Bayern aber durchaus vor Probleme. Bei den Münchnern rückte gegenüber dem 1:3 gegen Dortmund Schweinsteiger von der tief stehenden Sechs auf die Achterposition, dafür übernahm Luiz Gustavo die Rolle vor den Innenverteidigern (diesmal Tymoschuk und Breno). Ribéry und vor allem Robben taten sich gegen die sehr tief stehenden Gegenspieler aber sehr schwer: Gerade Robben fand gegen Sarpei und den oft nach außen rückenden Annan überhaupt keine Bindung zum Spiel, da war auch Lahm keine große Hilfe.

Ein mindestens ebenso großes Problem wie der Spielaufbau waren bei den Bayern aber die Defensiv-Standards. Die Zuordnung klappte überhaupt nicht, bzw. agierten die Bayern dabei sehr passiv. So schwammen sie nach einer Viertelstunde bei zwei Ecken schon bedenklich, ehe es bei der dritten dann fast folgerichtig einschlug: Schweinsteiger versuchte nicht einmal, gegen Höwedes ins Kopfball-Duell zu gehen, sein Pass fand Raúl, und der Spanier traf zum 1:0 für die Schalker.

Schalke zieht sich weiter zurück

Schalke stellt auf 4-4-2 um

Die Reaktion der Bayern? Erstmal keine. Auffällig war aber, dass Ribéry auf seiner Seite zielgerichteter agierte als Robben auf der anderen, und die eine oder andere Flanke segelte tatsächlich in den Strafraum. Mit der Führung im Rücken tat sich Magath wohl nicht allzu schwer, die Formation zu adaptieren. Farfán tauschte mit Jurado immer mehr die Position und stellte sich erst halbrechts, und rückte in der Folge auf die Position im rechten Mittelfeld. Schalke spielte nun mit einem recht klassischen 4-4-2 (bzw. einem 4-4-1-1 mit Jurado als hängender Spitze). Uchida fühlte sich mit der Hilfe von Farfán nun deutlich wohler und Ribéry wurde nun auch gut in Schach gehalten.

Der Spielaufbau bei den Hausherren gestaltete sich äußerst behäbig und es fehlte eklatant am Tempo – daran änderte sich auch nichts, als mit Kroos ein neuer Sechser kam (für Tymoschuk eingewechselt, Luiz Gustavo ging in die Innenverteidigung). Die exzellente Raumaufteilung bei Schalke zwang die ohnehin plan- und vor allem lustlos wirkenden Bayern zu ewigem Hin- und Hergeschiebe des Balles mit elf Schalkern hinter selbigem. Vor allem nach einer deutlich schwungvolleren Anfangsphase der zweiten Hälfte verebbten die Bayern zusehens.

Bayern einfach schlecht

Schalke spielte defensiv sehr ansprechende Partie, profitierte aber davon, dass die Bayern schlicht und einfach eine wirklich schlechte Partie ablieferten. Die Offensivspieler standen oft 40 Meter vor Luis Gustavo, Breno und Kroos, die von hinten heraus ebenso händeringend wie vergeblich nach sich anbietenden Mitspielern ausschau hielten. Und vorne fehlte es massiv an der Bewegung – keiner in der Bayern-Offensive suchte freie Räume oder versuchte, durch vermehrte Laufarbeit solche zu schaffen.

So musste zwar Manuel Neuer dann und wann eingreifen, wirklich gefährlich wurden die Bayern aber nur sehr vereinzelt. Ein Extralob muss man im Gegensatz dazu (einmal mehr) an Raúl aussprechen: Wie sich der 33-jährige Spanier für keinen Weg zu schade wie, wie er mit seinem Pressing die gegnerische Spieleröffnung permanent stört, wie er mannschaftsdientlich spielt und dazu noch (heute weniger, aber allgemein) Torgefahr ausstrahlt, ist bewundernswert.

Fazit: Schalke solide, Bayern behäbig

Der einzige taktisch interessante Punkt dieser Partie war die Startformation von Schalke – das 4-3-2-1 um das Fehlen von Huntelaar zu kompensieren und dazu defensiv gut zu stehen. Das Team von Felix Magath legte es sichtbar von Anfang an darauf an, den Bayern den Ball zu überlassen, hinten gut zu stehen und vorne auf einen Geniestreich und/oder eine Standardsituation zu hoffen.

Die Belohnung dafür war ein 1:0-Sieg und trotz der an sich verkorksten Saison mit einiger Wahrscheinlichkeit doch noch ein Platz im internationalen Geschäft. Denn dass die Königsblauen im Finale am 21. Mai gegen Zweitligist Duisburg klarer Favorit ist, steht wohl außer Frage.

Bei den Bayern hingegen muss man sich durchaus Sorgen machen: War man am Samstag gegen Dortmund noch einer klar besseren Mannschaft unterlegen – was ja mal passieren kann – so war diese Leistung gegen eine ordentliche, aber sicher nicht überragend aufgeigende Schalke Mannschaft schlecht bis unterirdisch. In dieser Form wird’s nicht nur in der für die CL-Plätze wichtigen Partie am Wochenende bei Überraschungsteam Hannover schwer – sondern vor allem im Rückspiel gegen Inter Mailand. Langsam aber sicher wackelt Louis van Gaal immer bedenklicher.

(phe)

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Magath macht Raúl zum Manndecker https://ballverliebt.eu/2011/02/04/magath-macht-raul-zum-manndecker/ https://ballverliebt.eu/2011/02/04/magath-macht-raul-zum-manndecker/#comments Fri, 04 Feb 2011 22:22:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3993 Magath macht Raúl zum Manndecker weiterlesen ]]> Schalke erkämpft sich ein 0:0 im Revierderby beim designierten Meister Dortmund – was zum einen an sensationellen Paraden von Torhüter Neuer liegt. Zum anderen aber auch an Felix Magath, die dem vor der Pause groß aufspielenden BVB den Wind aus den Segeln nahm – indem er Raúl zum Manndecker machte.

Borussia Dortmund - FC Schalke 04 0:0 (1. Hälfte)

Überlegener Tabellenführer, angepeitscht von einem rappelvollen Stadion, gegen einen der großen Under-Achiever der Saison. Oder kurz: Dortmund gegen Schalke – das emotionsgelandeste Derby der deutschen Bundesliga. In dem Dortmund (mit Santana statt des gesperrten Subotic in der IV) von Anfang an das gewohnte Spiel aufzog: Extremes Pressing, Druck über die Außen, hohes Tempo. Die Schalker kamen damit überhaupt nicht zu Recht und machten sofort Fehler: Metzelder beim Herausrücken (3.), Höwedes bei einer Freistoßflanke (5.), Schmitz im Laufduell mit Blaszczykowski (7.) – schon nach sieben Minuten hatte Dortmund drei gute Chancen. Schalke? Mit einem Panikorchester vergleichbar.

Die Schwachpunkte in dieser Phase aufzuzählen, dauert. Zum einen haben sich die Dortmunder sofort auf den kleinen Anthony Annan eingeschossen. Der Sechser, der neu aus Trondheim gekommen war, ist erst ein paar Tage bei der Mannschaft, und wurde dennoch sofort in so ein emotional aufgeladenes Spiel vor so einer Kulisse geworfen. Und in diesem sah er sich dann auch noch sichpermanent mit minimum zwei (meistens drei) in vollem Tempo auf sich zustürmenden Dortmunder konfrontiert… Kein Wunder, dass Annan, der ja eine mehr als anständige WM gespielt hat, nach zehn Minuten mit den Nerven erst mal durch war.

Dann war da diese Schwäche über die Außen, vor allem die linke Schalker Abwehrseite war ein Torso. Was nicht nur an Lukas Schmitz lag, der Jakub Blaszczykowski permanent hinterher lief, sondern zu einem großen Teil auch an José Manuel Jurado vor ihm. Der Spanier nahm überhaupt nicht am Spiel teil und Defensivarbeit schien ihn erst recht nicht zu interessieren. So rückte Schmitz zwar programmgemäß immer wieder ein, um im Strafraum die Räume eng zu machen, aber Jurado ließ Blaszczykowski immer wieder gewähren. Der Pole stieß erbarmungslos in die riesigen entstehenden Räume und Schmitz musste jedesmal wieder rausrücken. Und war natürlich immer einen Schritt zu spät.

Ähnlich sah die Sache auf der anderen Seite aus: Farfán, der ja unbedingt wegwollte, den Hals vor lauter Gehaltsforderungen aber nicht vollbekam und bleiben musste, hatte überhaupt keine Bindung zum Spiel. Der giftige Großkreutz konnte das aber nicht in dem Maße nützen wie das Blaszczykowski konnte, weil sein Gegenspieler Uchida – vollgepumpt mit dem Selbstvertrauen eines Asiencup-Siegers – sehr viel besser mit der Situation umging als Schmitz.

Aber nicht nur die Flügelspieler waren abgemeldet, auch die beiden zentralen Defensivspieler machten einen eher chaotischen Eindruck. Ja, Annan fing sich nach anfänglicher Nervosität, aber er und Kluge waren außerstande, dem Dortmunder Mittelfeld irgend etwas entgegen zu setzen. So konnte nicht nur Götze ziemlich tun, was er wollte, sondern auch Sahin und Bender konnten mit Tempo aus der Tiefe kommen – weil es ein offensives Mittelfeld bei Schalke, um das man sich kümmern könnte, schlicht nicht gab.

So hatte Dortmund in der erste Halbzeit nach Belieben im Griff und kam zu zahlreichen Chancen – es war nur einem grandiosen Manuel Neuer zu verdanken, dass Schalke bis zur Halbzeit das 0:0 halten konnte. Selbst Aktionen nach vorne starten? Na, das gab’s bei den Königsblauen in der ersten Halbzeit überhaupt nicht. Mal ein Energieanfall von Farfán (der einzige), mal ein Freistoß von der Seitenlinie, mal ein Weitschuss. Aber zu konstruktivbem Aufbau kam Schalke in keinster Weise.

Magath funktioniert Raúl um

Dortmund - Schalke 0:0 (2. Halbzeit)

Schalke-Trainer Felix Magath sah natürlich, dass vor allem sein Mittelfeld heillos überfordert und von der Raumaufteilung her schlicht komplett falsch aufgestellt war. So stellte er für die zweite Halbzeit um – nicht personell, aber von der Formation: Annan spielte nun einen sehr tief stehenden Solo-Sechser und kümmerte sich ziemlich Mann-zu-Mann um Mario Götze, Kluge rückte nach vorne und gab nun einen zentralen offensiven Mittelfeldspieler – so wurde aus dem Schalker System ein 4-1-3-2. Die wichtigste Änderung aber betraf Raúl.

Raúl war nun nicht mehr vordergründig die hängende Spitze, sondern hatte einen ganz expliziten Defensiv-Auftrag: Er engte nun die Kreise von Nuri Sahin ordentlich ein, war somit de facto der vorderste Abwehrspieler seiner Mannschaft. Das zeigte massiv Wirkung bei Dortmund: Dass mit Götze und Sahin die beiden wichtigsten Spieler in der Gestaltung nun an der kurzen Leine von Kettenhunden waren, behagte dem BVB überhaupt nicht.

Zudem kam hinzu, das Schalke nun auch deutlich aggressiver den Ballführenden attackierte und den Mittelfeld der Dortmunder kaum noch Zeit fand, durchdachte Angriffe aufzubauen. Andererseite hatte Schalke aber nun mit Kluge einen einigermaßen freien Mann, der sich im Zentrum viel bewegte und sich als Anspielstation im Aufbau immer anbot. Bis auf eine tolle Chance von Jurado (77.) zwar kaum echte Torchancen, hielt den Gegner aber deutlich besser unter Kontrolle als das noch in der ersten Halbzeit der Fall war.

Dennoch brauchte es einen Manuel Neuer in Gala-Form, um dem Team von Felix Magath das 0:0 zu retten – wie bei seinem riskanten Auflug gegen Lewandowski zu klären (78.), dann holzte Götze den Matchball an den Pfosten (84.). Aber weil Jürgen Klopp auch mit seinen Wechseln keine Antwort fand – er wechselte Lewandowski (für Großkreutz) und Zidan (für Blaszczykowski) ein, änderte aber das System nicht – gelang es seiner Mannschaft auch nicht, in der zweiten Hälfte annähernd jenen Druck aufzubauen, den es vor allem in der ersten halben Stunde gegeben hatte. Welshalb es schließlich beim 0:0 blieb.

Fazit: Magath reagiert klug, Neuer Weltklasse, Raúl unbesungener Held

Keine Frage, für den überlegenen Tabellenführer Dortmund sind es zwei verlorene Punkte auf dem Weg zur längst sicher scheinenden Meisterschaft. Das lag zum einen an der schludrigen Chancenverwertung, zum Anderen aber auch an den guten Umstellungen von Felix Magath in der Halbzeit. Sein Schachzug, Annan gegen Götze und vor allem Raúl gegen Sahin als Kettenhunde einzusetzen, brachte Dortmund so sehr aus dem Rhythmus, dass sich Schalke deshalb durchaus nicht ganz unverdient einen Punkt mitnehmen kann.

Die erste Hälfte hat gezeigt, warum Dortmund so weit vorne ist und warum Schalke den Ansprüchen weit hinterher hinkt. Die zweite Hälfte war indes ein Indiz dafür, wie Dortmund zu packen wäre und dass mit einer klugen Umstellung eines Trainers ein ganzes Spiel einen anderen Verlauf nehmen kann. Und, dass Raúl nicht nur ein erfahrender Offensivspieler ist, sondern auch ein Arbeiter im Dienste der Mannschaft sein kann. Weshalb man ihn neben dem großartigen Neuer durchaus als Mann des Spiels bezeichnen kann.

(phe)

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Mirko Slomka, bitte melden https://ballverliebt.eu/2008/08/10/mirko-slomka-bitte-melden/ https://ballverliebt.eu/2008/08/10/mirko-slomka-bitte-melden/#comments Sun, 10 Aug 2008 18:31:50 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=486 Mirko Slomka, bitte melden weiterlesen ]]>

„Rund vier Monate nach der Trennung von Mirko Slomka hat der Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 den Vertrag mit seinem ehemaligen Trainer aufgelöst. Der Verein bestätigte am Dienstagnachmittag entsprechende Medienberichte. «Es gab eine einvernehmliche Trennung», sagte Vereinssprecher Gerd Voss.

Das schrieb transfermarkt.de am 5. August. Da wird vorher endlos herumgeeiert, als Slomka noch als ÖFB-Coach im Gespräch war (eine für ihn laut Selbstauskunft ja reizvolle Aufgabe) und dann wird er es wegen den bösen, bösen (?) Schalkern doch nicht. Jetzt, wo Karel Brückner Teamchef ist, klappt es mit der Abfindung, und Slomka steht ohne Aufgabe da.

Was ist da los? Hat der gute Mirko aufgrund des österreichischen Interesses zu hoch gepokert? Oder wollte er gar doch nicht „Ösi-Coach“ werden? Slomka, bitte melden, wir hätten gerne ein paar Antworten.

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Olympia und der Fußball https://ballverliebt.eu/2008/07/23/olympia-und-der-fusball/ https://ballverliebt.eu/2008/07/23/olympia-und-der-fusball/#comments Wed, 23 Jul 2008 18:01:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=296 Olympia und der Fußball weiterlesen ]]> Nun geht es also sogar schon vor den CAS, den internationalen Sportgerichtshof in Lausanne: Werder Bremen und Schalke 04 klagen an, dass ihre Stars lieber ein paar Wochen bei den Olympischen Spielen in Peking sehen, als bei ihren Vereinen. Es betrifft vor allem Südamerikaner und Afrikaner, die ihren Klubverantwortlichen Sorgen bereiten.

Nun muss man wissen, dass der Fußball im Zeichen der fünf Ringe in Europa praktisch nicht wahrgenommen wird – die mit lediglich drei älteren Spielern aufgebesserte U23-Auswahlen, die die FIFA dem IOC zugesteht, reißen hierzulande keinen wirklich vom Hocker. Schließlich ist, wenn Olympia ansteht, die letzte Europameisterschaft immer gerade einen Monat her, zudem läuft schon die Vorbereitung für die neue Saison (oder, wie im Fall Deutschland, läuft während der Spiele schon). In Südamerika und in Afrika hingegen ist Olympia ein Ereignis, das nicht weit unter Copa-America und African Nations Cup steht – wenn überhaupt. Als Argentinien in Athen vor vier Jahren überlegen das Turnier gewann, waren zum Beispiel Carlos Tevez, Gabriel Heinze (heute Man Utd) und Javier Mascherano (heute Liverpool) dabei, genauso wie Roberto Ayala und Kily Gonzalez (damals Valencia), Fabio Coloccini (Villarreal), Mauro Rosales (Ajax) und Andres d’Alessandro (Wolfsburg). Javier Saviola saß im Finale sogar nur auf der Bank. Ähnlich gelagert die Fälle von Kamerun in Sydney 2000 (Kameni, Wome, Lauren, Geremi, Mboma, Eto’o) und Nigeria in Atlanta 1996 (Babayaro, West, Oliseh, Okocha, Kanu, Ikpeba) – bei Finalgegner Argentinien jagten Ortega, Crespo, Zanetti, Sensini, Ayala, Chamot und Claudio Lopez dem Gold hinterer. Man sieht also: Anders als in Europa, zählt Olympisches Gold auf anderen Kontinenten etwas. Nicht umsonst ist es 16 Jahre her, dass letztmals ein europäisches Team gewann (und in Barcelona 1992 kamen auch die Spanier mit nicht wenigen Stars daher).

Einerseits bekunden die Manager wie Klaus Allofs, Andreas Müller und Karl-Heinz Rummenigge zwar, wie wichtig ihnen das Wohlbefinden ihrer Stars ist, jedoch lassen sie bei dieser Sache, die den Spielern wirklich ungemein wichtig zu sein scheint, jegliches Gespür vermissen. Ein Nigerianer wie Chinedu Obasi von Hoffenheim riskiert nicht seinen (äußerst gut dotierten) Job beim Verein, indem er heimlich ins Olympia-Teamcamp einrückt, wenn es ihm im Grunde egal wäre. Ähnlich der Fall bei den Brasilianern Diego (Bremen) und Rafinha (Schalke). Natürlich fehlen diese Spieler ihren Vereinen einen Monat. Aber ich sage: Lieber fehlt mir ein Spieler einen Monat, weil er sich einen sportlichen Lebenstraum erfüllt und womöglich mit einem schönen Erfolgserlebnis daherkommt (Brasilien und Nigiera sind durchaus Medaillenkandidaten), als wenn er sich in einem Testspiel das Knie verdreht, psychisch down ist und noch mühselig Reha machen muss. Es ist ja nicht so, dass die Spieler in Peking nur das olympische Flair genießen und auf der faulen Haut liegen würden.

Die Vereine wirken unglaubwürdig, wenn sie einerseits ihre Stars mit Millionen erschlagen und mit allen Annehmlichkeiten verwöhnen, aber andererseits gegen einen Wunsch vor alle Gerichte ziehen, den die Spieler mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur einmal die Chance haben zu ergreifen. So dürfen sich die Herren nicht wundern, wenn ihre Spieler den Dienst bei ihren Vereinen nur mit demonstrativem Widerwillen erfüllen, während andere Kicker statt ihren die Spieler um Gold, Silber und Bronze absolvieren.

Vielleicht sollten sie das bei ihren Entscheidungen auch bedenken.

(phe)

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Es ist zum Heulen https://ballverliebt.eu/2008/07/15/es-ist-zum-heulen/ https://ballverliebt.eu/2008/07/15/es-ist-zum-heulen/#comments Tue, 15 Jul 2008 17:22:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=250 Es ist zum Heulen weiterlesen ]]> Mirko Slomka wird nicht neuer ÖFB-Teamchef. Nicht, weil es die Herren Stickler und Ludwig versaut hätten – nein, sondern weil Slomka von seinem Verein Schalke (für den er noch ein Jahr Urlaub macht) keine Freigabe bekommt.

Jetzt steht zu befürchten, dass es tatsächlich ein Österreicher wird – die größte anzunehmende Katastrophe, viel schlimmer als drei herbe Niederlagen bei der EURO gewesen wären.

Es ist zum Heulen.

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