Roma – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 22 Oct 2014 10:44:33 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Bayern mit offenen Messern zu 7:1 in Rom: „Doppelmühle“ ist ein Hilfsausdruck https://ballverliebt.eu/2014/10/22/doppelmuehle-ist-ein-hilfsausdruck-bayern-mit-offenen-messern-zu-71-rom/ https://ballverliebt.eu/2014/10/22/doppelmuehle-ist-ein-hilfsausdruck-bayern-mit-offenen-messern-zu-71-rom/#comments Tue, 21 Oct 2014 22:17:39 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10604 Bayern mit offenen Messern zu 7:1 in Rom: „Doppelmühle“ ist ein Hilfsausdruck weiterlesen ]]> Zug in die eine Richtung – es schlägt ein. Zug in die andere Richtung – es schlägt auch ein. Während es bei einer „Doppelmühle“ aber nur zwei Optionen gibt, die den Gegner abwechselnd schwächt, packten die Bayern mit einem total schrägen System gleich einen ganzen Koffer an Messern aus, in die man die Roma laufen ließ. Am Ende stand ein 7:1 als Belohnung für dieses System-Experiment.

Roma-Bayern 1:7 (0:5)
Roma-Bayern 1:7 (0:5)

Als 4-2-3-1 war die Formation der Bayern offiziell angekündigt. War nicht mal in der selben Galaxie mit der Realität. Denn in dieser schickte Guardiola – der ja schon vor drei Jahren ein 3-3-4 auf die Welt (bzw. auf Villarreal) losgelassen hatte – ein Systemgebilde auf den Rasen, das so haargenau auf den Gegner abgestimmt war, dass die Roma machen konnte, was sie wollte, sie lief immer in die zahlreich lauernden offenen Messer.

Die Rolle von Robben

Am Ehesten ist das System der Bayern mit einem 3-4-3 bzw. einem 3-4-2-1 beschrieben, im Angriffsfall wurde es zu einem 2-3-5. Dabei kamen Robben und Bernat als Wing-Backs über die Außenbahnen. Gerade Robben richtete durch seine Positionierung im System enormen Schaden bei der Roma aus. Weil er mit Tempo auf Roma-LV Ashley Cole zugehen konnte, dieser damit heillos überfordert war – bis zu seinem Tor in der 9. Minute war Robben schon dreimal an Cole locker vorbeigegangen – musste der Rest der Mannschaft reagieren.

Hieß: Entweder Yanga-Mbiwa aus der Innenverteidigung oder Nainggolan aus dem zentralen Mittelfeld in Rudi Garcias gewohntem 4-3-3 mussten helfen. Was Lücken riss. Denn Müller (und auch Götze und Lewandowski, der sich tendenziell nach halblinks orientierte) waren im Zentrum da, um in diese Löcher reinzustoßen. Robben hatte so immer mehrere Optionen: Selber gehen, zurück legen, ins Zentrum passen. Alle Wege konnte die Roma gar nicht zustellen.

Asymmetrisches System

Was die Benennung des Systems der Bayern so schwierig macht, ist ihre Asymmetrie. Rechts agierte Robben hoch, wurde dabei von Lahm (der im Zentrum neben Xabi Alonso aufgestellt war) abgesichtert und zur Not stand hinten auch noch Benatia aus der Dreier-Abwehr. Links aber ging Benatias Pendant Alaba so konsequent nach vorne mit, wie das ein Linksverteidiger macht – er wurde dabei abgesichert von Xabi Alonso.

Die Bayern nahmen so alles aus dem Spiel, was die Roma potenziell gefährlich machen könnte. Die aufrückenden Außenverteidiger waren brutal hinten gebunden (Cole durch Robben; Torosidis durch Bernat). Das Pressing, das die Römer gerne aus dem Mittelfeld-Zentrum heraus anbieten, konnte gar nicht erst angesetzt werden, weil die Bayern vier zentrale Mittelfelspieler hatten, also in Überzahl waren.

Dazu sah Totti, der oft alleine im Viereck von Alonso, Lahm, Götze und Müller war, praktisch keinen Ball. Wenn die Roma nach vorne kam, dann über die Außenbahn hinter Alaba und Bernat, also zumeist durch Gervinho.

Fünf Angreifer plus Alaba

Aber hinten herrschte gegen die de facto fünf Bayern-Angreifer plus Alaba, bei denen noch dazu die drei mittleren (also Götze, Müller und Lewandowski) permanent rochierten, die totale Überforderung. Sei es Robben mit einem simplen Doppelpass (wie beim 1:0 und beim 4:0), schnelles Kreuzen von Götze und Müller (wie beim 2:0), Verwirrung durch die Doppelbesetzung auf der linken Angriffsseite (wie beim 3:0 und beim Elfer zum 5:0): An keiner Ecke der Abwehr fanden die Römer einen Ausweg.

Egal, was sie auch versuchten, sie liefen mit jedem Laufweg, jedem Zweikampf, jeder Aktion nur in ein neues offenes Messer. Wenn die Roma hinten blieb, rückten die Bayern mit fast allen Mann auf. Wenn die Roma aufrückte, ließen sich fünf Angreifer nicht kontrollieren. Verschob man in Richtung Cole, um ihm gegen Alaba zu helfen, war auf der anderen Seite alles frei. Achtete man darauf, das Zentrum zu schließen, überrannte Robben seinen Gegenspieler.

Garcia stellt um, Bayern stellt ab

Als es mit dem Stand von 0:5 in die zweite Hälfte ging, hatte Roma-Coach Rudi Garcia nicht nur Cole erlöst und durch Holebas ersetzt, sondern mit der Auswechslung des unsichtbaren Totti auch sein System auf ein klaren 4-1-4-1 umgestellt: Florenzi kam nun über rechts, Iturbe sollte links an der Linie bleiben. Die Absicht dahinter war klar: Die zuvor im 4-3-3 de facto nur je einfach besetzten Flügel nun doppelt besetzen.

Ab der 60. Minute
Ab der 60. Minute

Was auch funktionierte, weil die Bayern deutlich ihren Fuß vom Gas nahmen. So kam vor allem Gervinho durch die weniger konsequent abgesichterte linke Bayern-Abwehrseite immer wieder durch, zweimal rettete nur ein ausgezeichneter Manuel Neuer vor dem Ehrentreffer, der dann in der 66. Minute doch noch gelang.

Nach einer Stunde änderte Guardiola sein wildes Etwas von einem System mit der Einwechlsung von Rafinha (für Müller) in ein recht konventionelles 4-3-3. So waren die Außenbahnen gegen die trotz des schlimmen Spielstandes weiter couragierten Römer besser abgesichert; und mit Ribéry und Shaqiri kamen dann noch neue Offensiv-Kräfte. Diese belebten das im Schongang eingeschlafene Bayern-Spiel und sorgten mit ihrem Schwung für noch zwei weitere Tore zum 7:1-Endstand.

Fazit: Extrem faszinierend

Die erste Hälfte war eine der faszinierendsten der jüngeren bis mittleren Vergangenheit. Die Roma, eigentlich eine gutklassige Mannschaft mit einem sehr modernen Spiel und einem versierten Trainer sah aus wie eine Wirtshaus-Truppe. Was immer versucht wurde, das Unheil abzuwenden, machte dieses nur noch schlimmer.

Die psychologischen Effekte auf die Roma muss man erst abwarten, aber auf dem Papier hat man immer noch beste Karten auf das Achtelfinale. Deutlich spannender aber ist, dass Guardiola Sachen probiert und Systeme auspackt, die er bei Barcelona nicht im Programm hatte. Er wird es einem wohl nicht öffentlich wahrheitsgetreu sagen, aber die Frage wäre schon interessant ob er sich bei Barcelona solche ganz wilden Experimente nicht getraut hat oder ob er der Meinung war, nicht das Spielermaterial dafür zu haben.

Sicher ist nur: Jetzt traut er sich. Und er hat auch die Spieler dafür.

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Die Roma marschiert weiter und verpasst Inter einen Dämpfer – 3:0! https://ballverliebt.eu/2013/10/07/roma-marschiert-weiter-und-verpasst-inter-einen-dampfer-30/ https://ballverliebt.eu/2013/10/07/roma-marschiert-weiter-und-verpasst-inter-einen-dampfer-30/#comments Mon, 07 Oct 2013 08:10:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9585 Die Roma marschiert weiter und verpasst Inter einen Dämpfer – 3:0! weiterlesen ]]> Die Enttäuschungen der letzten Saison sind die Überraschungen in dieser: Die Roma und Inter starteten stark in die neue Saison. Im direkten Duell zeigte sich aber deutlich, dass die Roma und Neo-Coach Rudi Garcia schon weiter sind: Sichere Defensive, starkes Mittelfeld, schnelles Umschalten. Da kam die Arbeiter-Truppe von Walter Mazzarri nicht ganz mit.

Inter - Roma 0:3 (0:3)
Inter – Roma 0:3 (0:3)

Letzte Saison den Europacup verpasst, dieses Jahr aber wieder voll da: Das gilt sowohl für die Roma als auch für Inter. Beide stellten sich im Sommer neu auf, besetzten ihre Trainer um und starteten gut. Inter mit vier Siegen und zwei Remis aus den ersten sechs Partien, die Roma gar mit sechs Erfolgen.

Romas Mischung aus 4-3-3 und 4-2-3-1

Mit Lille war Rudi Garcia schon französischer Meister, im Sommer übernahm er die Roma. Nach den gescheiterten Versuchen mit Luis Enrique und Zdenek Zeman, mit Spielkultur und Offensive zum Erfolg zu kommen, brachte Garcia nun die nötige Balance ins Spiel.

Der Clou dabei ist die Flexibilität im Mittelfeld. Der Franzose lässt eine Mischung aus 4-3-3 und 4-2-3-1 spielen, in dem Miralem Pjanic zwischen halbrechtem Halbfeld und Zehner-Position pendelt. Dabei ist er aber nicht so sehr für die Gestaltung zuständig, sondern dafür, den gegnerischen Sechser kaltzustellen – in diesem Fall Estebán Cambiasso. Dafür ist Pjanic prädestiniert, schließlich ist er auf dem Feld ein extrem unguter Gegenspieler, gegen den man gute Nerven braucht.

Wenn Pjanic aufrückte, verlagerte sich De Rossi etwas nach halbrechts, sodass die defensive Stabilität gewahrt blieb. Nur selten kam die Roma ins Schwitzen: Die Laufwege in der Abwehr sind so gestaltet und werden so ausgeführt, dass der Ballführende immer eine Anspielstation hat. Im Wissen um diesen Umstand kommt praktisch nie Panik auf – das macht die Roma auch gegen Pressing einigermaßen resistent.

Nur ein Gegentor in sieben Spielen zeugen davon – und auch von der guten Form der Innenverteidiger Mehdi Benatia (neu von Udinese) und Leandro Castan.

Flügel- und Umschaltspiel

Francesco Totti ist so etwas wie der Urvater der modernen falschen Neun – diese Fähigkeit macht sich auch Garcia zu Nutze. Totti ist Spielgestalter und Vollstrecker in einem. Flankiert wird er dabei von zwei höchst unterschiedlichen Flügelspielern: Gervinho und Florenzi. Während Gervinho, wie man das von Arsenal kennt, immer wieder noch einen Haken einbaut, noch einen Schlenker und nur im Notfall auch wirklich schießt, kennt Alessandro Florenzi nur einen Weg – den direkten in Richtung Tor. Da die beiden aber permanent ihre Seiten tauschen, fällt es den Gegenspielern oft recht schwer, sich von einer Situation auf die nächste darauf einzustellen.

Ein weiteres Merkmal der Mannschaft von Rudi Garcia ist das sehr flinke Umschalten. Die Roma presst zwar nicht übertrieben konsequent, aber vor allem gegen einen hoch stehenden Gegner (wie etwa Inter) ist das ein probates Mittel. Vor allem der Holländer Strootman hat ein blendendes Auge dafür, wo beim Gegner nach dessen Ballverlust gerade die größte Unordnung herrscht. So wurde es für Inter bei jeder eigener Ecke brandgefährlich, weil die Roma so schnell umschalten konnte – wie etwa beim Tor zum 3:0.

Mazzarri und seine Dreierkette

Inter war seit dem Triple und dem folgenden Abgang von José Mourinho 2010 im konstanten Tiefflug: unübersichtlich viele Trainer, völlig unterschiedliche Philosophien, eine gnadenlos überalterte Mannschaft. Mit Walter Mazzarri, der Napoli zu einer Top-Truppe geformt hatte (wobei Rafa Benítez jetzt die Früchte ernten kann), soll Stabilität einkehren. Er kehrte zu jener Dreierkette zurück, mit der vor einem Jahr Gianpiero Gasperini grandios gescheitert war – aber auch, weil der gerade zur Genoa Zurückgekehrte nicht das Personal dafür hatte.

Mazzarri, der auch bei Napoli konsequent mit Dreierkette spielen ließ, stellt Inter aber mit einem Offensiv-Akteur weniger auf als zuletzt Napoli – bei den Nerazzurri ist das ein 3-5-1-1. Vor der Dreierkette agiert Cambiasso als Sechser, flankiert von zwei Achtern, die mit gezielten vertikalen Läufen für Unruhe beim Gegner sorgen sollen. Auf den Flanken spielen klassische Wing-Backs (Nagatomo und Álvaro Pereira, in diesem Fall) und vor der hängenden Spitze Ricky Alvarez ist Rodrigo Palacio platziert.

Möglichst Überzahl im Zentrum

Ricky Alvarez hat in seinen ersten zwei Jahren bei Inter den Anschein gemacht, als wüsste er überhaupt nicht, was er tut – viele fragten sich schon lange, wo seine Vorschusslorbeeren herkamen, mit denen er 2011 von Velez Sarsfield gekommen war. Nun aber unter Mazzarri ist der Argentinier der Hub in der Offensive: Er lässt sich zurückfallen, weicht auf die Flügel aus, geht in die Spitze, kurz, er ist überall, wo es gefährlich wird.

Nicht nur mit dem Zurückrücken von Alvarez (oder wahlweise Palacio) will Inter zudem Überzahl im Zentrum herstellen, sondern auch mit dem Aufrücken eines Spielers aus der Abwehrkette. Immer wieder ging einer der drei da hinten mit, um so in der Theorie eine 5-gegen-3-Überzahl herzustellen – und um es irgendwie zu schaffen, den als falscher Neun sehr tief herumturnenden Totti unter Kontrolle zu halten. In diesem Spiel ging der Schuss aber kräftig nach hinten los: Die Roma verstand es exzellent, in das sich bietende Loch zu stoßen (sei es zwischen die Innenverteidiger oder zwischen IV und Wings-Backs), sodass Inter das nach dem Doppelschlag zum 0:2 und 0:3 einstellte.

Spielverlauf

Bis zu Tottis 20-Meter-Schuss zum 1:0 nach einer Viertelstunde konnte sich kein Team signifikante Vorteile erarbeiten, und Inter war noch längst nicht aus dem Spiel, als Pereira (der ziemlich schwach war und in der Pause auch raus musste) an der Strafraumgrenze Gervinho legte und Totti den Elfmeter zum 2:0 verwertete. Unmittelbar danach lief Inter nach eigener Ecke in einen Konter – Totti hatte Pjanic bedient – und Florenzi schloss diesen zum 3:0 ab.

2. Halbzeit
2. Halbzeit

Mazzarri nahm für die zweite Hälfte Pereira raus und brachte mit Mauro Icardi einen neuen Stürmer, Ricky Alvarez ging dafür auf die linke Seite und Juan Jesus musste mehr auf die defensive Absicherung dieser Seite achten. Inter hatte mehr vom Ball, aber die Roma das Geschehen im Griff. Torosidis, der vor der Pause machen konnte was er wollte, kam gegen Alvarez nun zwar nicht mehr so zur Geltung, aber das störte Garcia kaum.

Mehr schon, dass der gelb-vorbelastete Pjanic am Rande des Ausschlusses wandelte, weshalb er rollengetreu Taddei für ihn brachte.

Mazzarri stellte erst mit der Einwechslung von Diego Milito (statt Guarin) wirklich um: Nun hatte er Milito hängend hinter Icardi, dazu Alvarez links und Palacio rechts. Es half nichts – im Gegenteil: Gervinho hätte aus einem weiteren blitzsauberen Konter beinahe das 4:0 gemacht. Nach Balzarettis Ampelkarte zehn Minuten vor Schluss musste Totti für einen neuen Verteidiger (Dodó) weichen. Es machte keinen Unterschied mehr.

Fazit: Aufwärtstrend der Teams, nicht aber der Liga

Die Roma steht nach diesem Sieg bei sieben Siegen aus sieben Spielen – Rekord. Die Balance zwischen Defensive und Offensive stimmt, die Abwehr steht sehr sicher, das Flügelspiel ist variabel, das Mittelfeld-Zentrum lauf- und zweikampfstark und dazu sehr umsichtig, und Totti ist eben immer noch Totti. Das ist in Summe ein gut aufeinander abgestimmtes Team – erstaunlich, nachdem im Sommer mit Lamela, Osvaldo und Marquinhos drei absolute Stützen gingen und mit Rudi Garcia ein neuer Trainer kam.

Auch Inter ist, dem 0:3 zum Trotz, nach drei schlimmen Jahren eindeutig auf dem Weg der Besserung. Unverkennbar ist aber, dass dies kein besonders glitzerndes Team ist, sondern eher eines mit harten Arbeitern. Dass oft einer aus er Dreierkette aufrückt, ist eine interessante Variante, auch wenn sie in diesem Spiel nicht funktioniert hat. Allerdings fehlen Inter ein wenig die Häuptlinge: Cambiasso wird erstens nicht jünger und war zweitens ziemlich kaltgestellt. Sonst sorgte gegen die Roma nur Ricky Alvarez für potenziell seine Mannschaft Mitreißendes.

Allerdings muss auch eines klar gesagt werden: Das war zwar ein Spitzenspiel in der Serie A, aber von europäischer Spitzenklasse ist das schon noch ein schönes Stück entfernt. Die italienische Liga ist in einem Tief und auch in dieser Partie reden wir von einem Niveau, das vielleicht für das Champions-League-Achtelfinale reicht – bestenfalls. (phe)

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Trotz Unterzahl eigentlich besser – aber die Roma verliert das Derby mit 1:2 https://ballverliebt.eu/2012/03/04/trotz-unterzahl-eigentlich-besser-aber-die-roma-verliert-das-derby-mit-12/ https://ballverliebt.eu/2012/03/04/trotz-unterzahl-eigentlich-besser-aber-die-roma-verliert-das-derby-mit-12/#respond Sun, 04 Mar 2012 22:44:47 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6812 Trotz Unterzahl eigentlich besser – aber die Roma verliert das Derby mit 1:2 weiterlesen ]]> Das ambitionierte Projekt mit Luis Enrique, der bei der Roma das Barcelona-Gen einpflanzen soll, hat mit dem 1:2 im Stadtderby gegen Lazio einen Dämpfer erlitten. Doch obwohl man schon nach sieben Minuten mit einem Mann weniger auf dem Feld stand, war die Roma eigentlich die bessere Mannschaft.

Roma - Lazio 1:2

Es ist ein Experiment. Dieses Projekt bei der Roma, wo man mit Luis Enrique, Coach des B-Teams von Barcelona unter Pep Guardiola, den Barcelona-Style nach Italien verpflanzen will. Mit eigener Spielgestaltung, mit Pressing, extrem hoch stehenden Außenverteidigern und dem unbedingten Willen zur eigenen Spielgestaltung. Das klappt manchmal schon recht gut, dann setzt es aber auch immer wieder peinliche Niederlagen. Die Konstanz fehlt eben.

Früher Rückschlag

Im Stadtderby gegen Lazio stellte Luis Enrique sein gewohntes 4-3-3 auf, in dem Totti in seiner Paraderolle als Falsche Neun zentral agierte und von Borini (statt des gesperrten Osvaldo) links und Lamela rechts flankiert wurde. Lange hatte diese Formation aber nicht bestand, weil schon nach sieben Minuten Torhüter Stekelenburg nach einer Notbremse an Miroslav Klose die rote Karte sah. Ersatz-Torhüter Lobont, für den Erik Lamela weichen hatte müssen, war gegen den fälligen Elfmeter von Hernandes machtlos. Die Roma war nun einer weniger und hinten, musste also etwas tun – und Luis Enrique tat etwas.

Ab der 10. Minute

De Rossi ging nun aus seiner Sechser-Position de facto ins Abwehrzentrum und agiert von dort heraus als extrem tief stehender Spieleröffner. Das erlaubte den Außernverteidigern José Angel und Taddei, sich extrem viel in die Offensive mit einzuschlaten, oft agierten diese minimum auf einer Höhe mit Pjanic und Simplicio.

Vorne wurde aus dem Drei-Mann-Sturm ein Solo-Angriff, in dem Totti als vorderste Spitze agierte und Borini sich ins Mittelfeld fallen ließ und dort erst zentral, dann nach einem Platztausch mit Pjanic gemeinsam mit José Angel über die linke Seite kam. Die Wucht, die die Roma unmittelbar nach dem Rückstand entwickelte, wurde mit dem schnellen Ausgleich durch Borini belohnt.

Das Spiel der Roma hatte damit eine extreme Rechtslastigkeit, man konnte sich aber kaum Chancen heraus arbeiten, auch der Ausgleich war aus einem Freistoß gefallen. Das Pressing wurde vor allem in den kurzen Momenten unmittelbar nach Ballverlust angewendet, danach zog sich die Roma eher zurück. Oft genug funktionierte das auch, dass der Ball schnell zurück erobert werden konnte – aber im Spielaufbau gelang nicht wenig.

Mit den eigenen Waffen

Was daran lag, dass Lazio-Coach Edy Reja seinem Team den klaren Auftrag mitgegeben hat, im Mittelfeld selbst so gut es geht ein Pressing aufzuziehen. Damit hatte auch die Roma kaum Zeit am Ball und längere Ballstaffetten, wie sie Luis Enrique gerne gesehen hätte, waren kaum möglich. Die Folge war ein eher zerfahrenes Spiel, in dem sich die beiden Mannschaften im Mittelfeld auf den Füßen standen, viele Fehlpässe provozierten und die Strafräume kaum einmal erreicht wurden.

Am 4-4-1-1 von Lazio wurde nichts geändert, auch als man in Überzahl war und recht schnell klar wurde, dass mit den zwei Viererketten zwar die Roma halbwegs in Schach gehalten werden kann, es aber nicht gelang, Verbindungsspieler Hernanes und Sturmspitze Klose mit Bällen zu füttern. Zumal ersterer immer mehr auf einer Höhe mit dem Deutschen spielte und eine vertikale Bewegung, die bei schnellen Lochpässen nötig gewesen wäre, somit kaum möglich war.

Roma besser, aber Lazio trifft

Die Roma nützte es ihrerseits geschickt aus, dass es trotz der insgesamt vorhandenen Unterzahl im Mittelfeld ein 3-gegen-2-Übergewicht bestand. So rieben sich Ledesma und Matuzalem gegen drei Gegenspieler auf und konnten keine Akzente setzen und die Flügelspieler Mauri und vor allem González wurden von den extrem hoch stehenden Roma-Außenverteidigern gut in Schach gehalten.

Doch obwohl José Angel und Taddei offensiv keinen guten Tag erwischten, machte die Roma auch in Unterzahl den kompakteren, den willigeren Eindruck. Verstärkt wurde dieser noch dadurch, dass in der De-facto-Dreierkette hinten mit dem gelernten Sechser De Rossi und mit Gabriel Heinze, der große Erfahrung als Linksverteidiger hat, gleich zwei Spieler waren, die offensiv denken und den ersten Pass spielen können.

So war, obwohl sie ab der 7. Minute mit einem Mann weniger auf dem Feld war, die Roma dennoch die Mannschaft, die den besseren Eindruck machte und aus dem Spiel heraus praktisch nie in Bedrängnis kam. Aber nach einer Stunde schlief Juan, der sich immer wieder rassistischen Angriffen aus der Lazio-Kurve ausgesetzt war, bei einer Freistoß-Flanke, Mauri konnte entwischen und zum 2:1 für Lazio verwerten.

Luis Enrique stellt noch einmal um

Schlussphase

Für die letzte Viertelstunde drehte der Roma-Coach seine Formation ein zweites Mal in diesem Spiel komplett um. Für den am Knie angeschlagenen Juan kam mit Bojan Krkic ein Stürmer, hinten wurde die Dreierkette neu besetzt: José Angel und Taddei, die zuvor als Wing-Backs auf den Flanken auf und ab gewetzt waren, flankierten nun Heinze und blieben eher konservativ; De Rossi und Simplicio standen eim 3-4-3 zentral davor, Borini nahm nach Linksaußen und hängende Spitze nun auf der rechten Seite seine dritte verschiedene Position ein, und Krkic unterstützte Totti vorne.

Das machte die Roma natürlich auf den Flügeln extrem verwundbar und nach einem schnellen Vorstoß von Lazio über Linksverteidiger Garrido wäre beinahe das 3:1 gefallen. Die zwei nun sehr tief stehenden Viererketten von Lazio luden den Druck geradezu ein, aber es gelang bis auf eine Kopfball-Chance gut, Totti und Krkic zu isolieren.

Erst, als kurz vor Schluss auch Lazio-Rechtsverteidiger Scaloni ausgeschlossen wurde, kam die knappe Führung noch einmal ins Wanken. Die Roma hätte nicht nur wegen den Drucks in der Schlussphase den Ausgleich noch verdient. Er fiel aber nicht mehr.

Fazit: Glücklicher Lazio-Sieg trotz 79 Minuten Überzahl

„Euer Projekt ist wie die das der Brücke von Messina – es wird nie realisiert“, spotteten die Lazio-Fans auf einem Spruchband. Und nicht nur wegen dem zweiten Derby-Sieg in dieser Saison hat der hellblaue Teil der Stadt derzeit die Nase vorne, sondern auch, weil Lazio mit diesem Erfolg auf einen Champions-League-Platz springen konnte.

Und doch ist bei der Roma auch nach der bitteren Derby-Niederlage nicht alles schlecht. Insgesamt war man nur elf Minuten mit gleich vielen Spielern auf dem Feld wie der Stadtrivale, dennoch zeigte man sich als die spielerisch bemühtere Mannschaft, die Unterzahl war kaum merkbar und der Lazio-Sieg ist als glücklich zu bezeichnen.

Was zeigt: Der Weg, den die Roma mit Luis Enrique und seiner Art, Fußball spielen zu lassen, kann durchaus von Erfolg gekrönt sein, vor allem in einer Liga wie der Serie A, in der die meisten Mannschaften ihre Spielweise ganz klar auf Reaktion statt auf eigene Initiative ausgerichtet haben. Das größte Problem ist in dieser ersten Saison nicht das grundsätzliche Können, sondern die Konstanz. Es wird sich zeigen, ob Klub-Boss Di Benedetto mit seinem spanischen Trainer die nötige Geduld hat.

(phe)

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