Relegation – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 07 Jun 2013 07:19:40 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Liefering zerzaust den LASK: Die rein inhaltliche Analyse einer sportlich hochinteressanten Mannschaft https://ballverliebt.eu/2013/06/07/liefering-zerzaust-den-lask-die-rein-inhaltliche-analyse-einer-sportlich-hochinteressanten-mannschaft/ https://ballverliebt.eu/2013/06/07/liefering-zerzaust-den-lask-die-rein-inhaltliche-analyse-einer-sportlich-hochinteressanten-mannschaft/#comments Thu, 06 Jun 2013 22:11:59 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8813 Liefering zerzaust den LASK: Die rein inhaltliche Analyse einer sportlich hochinteressanten Mannschaft weiterlesen ]]> Es ist ein Jammer: Je unbeliebter ein Klub bei Fans ist, desto aufregender scheint der gezeigte Fußball zu sein. Das war etwa bei Hoffenheim so, als der Verein unter Rangnick die Bundesliga aufmischte und nun wieder, seit Markus Gisdol übernommen hat. Und das ist auch in Österreich beim FC Liefering so. Das Umgehungs-Kontrukt von Red Bull zerlegte den LASK nach dem 2:0 im Hinspiel auch beim 3:0 im Rückspiel in seine Einzelteile – und zwar mit dem wohl modernsten, forschesten und attraktivsten Fußball, den es in Österreich derzeit zu sehen gibt. Alle Grundsatz-Diskussionen jetzt mal außen vor lassend: Hier die inhaltliche Abhandlung, warum der Gesamtscore von 5:0 nicht mal schmeichelhaft für Liefering ist.

LASK Linz - FC Liefering 0:3 (0:2)
LASK Linz – FC Liefering 0:3 (0:2)

Vier alte Hasen, dafür sechs Spieler unter 22 Jahren: Das ist der FC Liefering auf dem Rasen. Der deutsche Trainer Peter Zeidler (hier ein Interview mit ihm vom Kollegen @antisymmetic von der Sportzeitung) lässt das Team in jenem 4-1-4-1 spielen, das auch das Bundesliga-Team unter Roger Schmidt einsetzt. Bei Liefering greift ein Zahnrad ideal ins andere.

Das hohe Pressing

Die erste Maßnahme, einen Spielaufbau beim Gegner zu unterbinden, stellt das zielgenaue und gut ausgeführte Pressing in der gegnerischen Hälfte dar. Mario Konrad, als Mittelstürmer aufgestellt, läuft die Innenverteidiger an, die dadurch gezwungen sind, schnell entweder Sechser Harding oder die Außenverteidiger Takougnadi (entgegen seiner Stammposition diesmal links) und Stadlbauer anzuspielen – oder den Ball blind nach vorne zu dreschen.

Kommt der Ball zu Harding, orientiert sich Konrad sofort nach hinten und rennt auf Harding zu, während Völkl dasselbe von der anderen Richtung macht. Derart unter Druck gesetzt war zumeist spätestens da der Ball im Besitz der Salzburger, allenfalls brachte Harding noch einen Verlegenheitspass an. Doch egal, wohin der LASK die Kugel auch spielte: Blitzschnell hatte Liefering eine Überzahl in Ballnähe hergestellt.

Überzahl im Zentrum

Der LASK spielte im Zentrum mit Harding auf der defensiveren Position und mit dem Ex-Leverkusener Marko Babic auf der offensiveren. Beide glänzen nicht gerade durch absolute Grundschnelligkeit. Dadurch waren die Linzer in ihrem klassischen 4-4-2 in der Zentrale nicht nur personell in Unterzahl, sondern dabei auch noch deutlich weniger agil als Völkl und Djuric, die die Hilfe von Sechser Ramalho zumeist gar nicht brauchten.

Der Brasilianer konnte sich darauf verlegen, defensive Löcher zu stopfen und geschickt quer zu verschieben, sodass auch dann keine Gefahr auf den Außenbahnen entstand, wenn die AV Lainer und Adjei nach vorne gingen. Ramalho kann grundsätzlich sehr wohl den ersten Pass spielen, grundsätzlich geht es bei ihm aber eher darum, den Ballbesitz zu sichern und kluge, kurze Pässe mit wenig Risiko zu spielen.

Blitzartiges Umschaltspiel

Natürlich war mit dem frühen 1:0 für Liefering nach nur vier Minuten der erste Schwung der Linzer jäh gestoppt. Es war danach aber auffällig, wie gigantisch die Linzer das ohnehin kaum vorhandene Mittelfeld-Zentrum aufrissen. Oftmals war zwischen Abwehrkette und den Offensiv-Spielern ein 40-Meter-Loch, in dem sich genüsslich sechs Lieferinger gegen zwei Linzer ausbreiten konnten. War der Ball einmal vorne, trauten sich die Linzer aber nicht aufrücken – wohl auch, weil sie vor dem blitzschnellen Umschaltspiel der Gäste einen Heidenrespekt hatten.

Hier hatte Liefering ebenso einen massiven Vorteil gegenüber dem LASK. Wenn der Ball erobert war, wurde in einem Höllentempo umgeschaltet und die zwangsläufige Unordnung bei den Linzern zu nützen versucht. Weil der LASK immer wieder früh in der Vorwärtsbewegung den Ball verlor, gab es zumeist nur noch Kobleder und Hieblinger als Absicherung. Ein Spiel mit dem Feuer.

Außenverteidiger und Laufwege

Ebenfalls unübersehbar war auch der Unterschied bei den einstudierten Laufwegen vor allem bei den Außenverteidigern. Takougnadi und Stadlbauer gingen sehr wohl nach vorne, oft warteten sie dabei aber eher statisch auf Zuspiele und brachten kein Tempo ins Spiel, während die Mittelfeld-Außen Kogler und (vor allem) Freudenthaler ihre hinterlaufenden Mitspieler kaum beachteten. Alles wirkte ein wenig zufällig und auf individuelle Ideen aufgebaut, beim LASK.

Während bei Liefering vor allem auf den Flügeln mächtig Zug im Spiel war. Das Bemühen immer mindestens zwei Anspielstationen zu haben (das oft zitierte „Dreiecke bilden“) wurde durch schnelle und konsequent zu Ende gebrachte Laufwege erreicht, etwa durch gezieltes und schnelles Hinterlaufen (Lainer und Mair taten sich besonders dabei hervor). Zudem erlaubt die technische Überlegenheit den Salzburgern auch, alleine mal gegen Zwei zu gehen und dennoch den Ball zu behaupten.

Konsequenz vorm Tor und im Spielverlauf

Was bei Liefering noch hinzu kommt: Man braucht sehr wenige Chancen. Das 1:0, ein Weitschuss nach vier Minuten, war noch nicht mal wirklich eine Chance. Beim 2:0 hatte die LASK-Verteidigung Savic andächtig zugesehen, beim 3:0 kurz nach der Pause konnte eine simple Flanke auf Konrad nicht geklärt werden. Auf der anderen Seite gab es aus genannten Gründen vor der Halbzeitpause sehr wenige Chancen und nach dem Seitenwechsel nicht eine einzige. Noch dazu verbreiteten die Standard-Situationen des LASK sehr wenig Gefahr.

Bei Liefering wurde dafür auch bei 3:0 im Spiel, also bei 5:0 gesamt, immer noch weitergepresst wie zu Spielbeginn. Wenn Harding doch einmal einen Ball im Zentrum erkämpft hatte, rannte ihm zumindest ein Lieferinger immer so lange hinterher, bis er mit der Kugel nur noch den eigenen Goalie vor sich hatte – an Ballbesitz sichern war nicht zu denken. Daxbacher wechselte beide Flügelspieler aus (Kogler war schwach, Freudenthaler inexistent), danach auch Harding (alle Wechsel innerhalb des 4-4-2). Ohne Effekt, weil das Grundproblem – zu wenig Tempo und zu wenig Zusammenspiel, zu wenig überraschende Aktionen, zu viel auf Ideen einzelner basierend – natürlich damit nicht behoben werden kann.

Fazit: Sportlich ist der Aufstieg hochverdient

Keine Frage, als Verein hat Liefeing keine Fans, ist als Klub uninteressant und man wird in der Ersten Liga das Hass-Objekt Nummer eins sein. Tatsache ist aber auch: Auf dem Feld ist dieses Team extrem interessant, bärenstark und wird, wenn in dieser Form auch nächstes Jahr gespielt wird, mit dem Abstieg überhaupt nichts zu tun haben – im Gegenteil, man kann eines der absoluten Spitzenteams der Liga werden.

Das ist für den „normalen“ Fan und für den LASK traurig, aber rein das Geschehen auf dem Feld betrachtet, ist der Aufstieg hochverdient. Die Linzer, die in einer spannenden RLM-Saison immerhin Cupsieger Pasching hinter sich ließen, sahen verglichen mit der perfekt eingestellten, agilen und technisch beschlagenen Horde aus dem Bullen-Stall aus wie eine alte, langsame, ideenlose, biedere, hilf- und ratlose Truppe von Vorgestern.

Wohlgemerkt: Nach der mit 2,43 Punkten pro Spiel besten Saison, die jemals eine Mannschaft in der Regionalliga Mitte gespielt hat.

(phe)

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Späte Strafe von fahrlässigem Gladbach gegen umständliches Bochum https://ballverliebt.eu/2011/05/19/spate-strafe-von-fahrlassigem-gladbach-gegen-umstandliches-bochum/ https://ballverliebt.eu/2011/05/19/spate-strafe-von-fahrlassigem-gladbach-gegen-umstandliches-bochum/#respond Thu, 19 May 2011 21:25:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4767 Späte Strafe von fahrlässigem Gladbach gegen umständliches Bochum weiterlesen ]]> Nach einer tollen Aufholjagd noch in die Relegation gekommen – das galt sowohl für M’gladbach als auch für Bochum. Im Hinspiel zeigte die Borussia aber, dass sie der Bundesligist ist: Nur, weil gerade gegen Ende zu viele Chancen liegen gelassen wurden, ist für die in diesem Spiel zu umständlich agierenden Bochumer noch alles drin.

Borussia M'gladbach - VfL Bochum 1:0

Was Bochum-Trainer Friedhelm Funkel unter „sicher stehen“ meinte, wurde relativ schnell klar: Mit Toski und Dabrowski hatten seine beiden zentralen Spieler der vorderen Viererreihe im 4-1-4-1 kaum eine andere Aufgabe, als die beiden Sechser von Gladbach, Neustädter und Nordtveit, aus dem Spiel zu nehmen: Die beiden Bochumer folgten den beiden Gladbachern fast auf Schritt und Tritt, übten dabei zwar keinen überharten Druck aus, ließen ihnen aber kaum Zeit am Ball und somit auch keine Bindung zum restlichen Spiel zu.

Interessant auch zu beobachten, dass durch die Fixierung auf das Gladbacher Zentral-Duo Toski und Dabrowski oft sogar deutlich höher standen als die beiden Flügelstürmer bei Bochum, Korkmaz und Freier. Die beiden arbeiteten sehr viel nach hinten: Jantschke und Daems kamen so zwar selten wirklich an ihren Gegenspielern vorbei und ins 1-gegen-1 mit den Außenverteidigern. Sie kamen aber im Gegenzug selbst defensiv kaum unter Druck, weil Bochum die eigenen Angriffe zumeist viel zu umständlich und langsam ausspielte, sodass sich die Gladbacher wieder stellen konnten.

Nur wenn sich Bochum locken ließ

Dennoch: Die Fohlen taten sich gegen das dichte Defensiv-Konzept der Bochumer schon einigermaßen schwer. Oft waren sie gezwungen, in der Verteidigung mit dem unsicheren Dante und dem deutlich stabileren Stranzl (der sich extrem stabilisiert hat, seit Lucien Favre Trainer wurde) hin und her zu spielen. Während sich der Brasilianer mit der auffälligen Frisur in der Spieleröffnung zumeist zurück hielt – was eine gute Idee war, wie seine teils haarsträubenden Fehlpässe deutlich zeigten – trug Stranzl den Ball oft bis zur Mittellinie, um Jantschke das Aufrücken zu erlauben. Erst in der zweiten Hälfte taute auch Dante auf.

Zu wirklicher Torgefahr kam es aber nur nach Standardsituationen, oder wenn es gelang, Bochum herauszulocken. Hier war die Marschroute klar erkennbar: Wenn die Gäste selbst eine Aktion nach vorne starteten oder eine Standardsituation vorfanden, zündete Gladbach nach Ballgewinn sofort den Turbo und kam so schnell wie möglich vor das Tor. Lobend erwähnt gehört an dieser Stelle vor allem Stürmer Mo Idrissou, der viel arbeitete, sich gut bewegte und immer wieder versuchte, vor allem mit Arango auf der linken Angriffsseite zusammen zu spielen.

Dennoch: Das Bochumer Konzept war durchaus nicht ohne jeden Erfolg, zwei tolle Chancen blieben ungenützt – einmal klärte Daems nach einer Ecke auf der Linie, dann verschluderte Maltritz einen schnellen Konter nach einer Gladbacher Ecke. Die reifere, nach vorne aktivere Mannschaft war aber ganz klar das Heimteam.

Offeneres Mittelfeld nach der Pause

Für die zweite Hälfte brachte Funkel statt des abgemeldeten Mirkan Aydin seinen nordkoreanischen WM-Stürmer Jong Tae-Se. Die eigentliche Änderung spielt sich aber in der Mittelfeldzentrale ab: Dort ließen Toski und Dabrowski nun etwas von ihren Gegenspielern ab, um sich vermehrt über ihre jeweiligen Seiten in das Angriffsspiel einschalten zu können. Das erlaubte vor allem Paul Freier, sich weiter nach vorne zu orientieren und auch Björn Kopplin, der Arango über die ganze Spielzeit recht sicher im Griff hatte, könnte ebenfalls aufrücken.

Was allerdings nichts daran änderte, dass die Angriffsbemühungen von Bochum weiterhin zu umständlich waren und wenig Torgefahr erzeugten – auch nicht, als Federico für den schwachen Korkmaz eingewechselt wurde. Üüüüümit machte zwar gegen Reus einen guten Job, versuchte nach vorne aber zu oft zu offensichtlich, Freistöße zu schinden und nur eine einzige seiner Flanken kam halbwegs genau vor das Tor.

Gladbach kommt nun zu Chancen

Lucien Favre brachte nach etwa einer Stunde mit Igor de Camargo einen frischen Mann für die kräfteraubende Rolle des zweiten bzw. hängenden Stürmers statt Idrissou. Ein guter Wechsel, denn obwohl der Kameruner keine schlechte Partie abgeliefert hatte, brauchte es nun doch einen frischen Mann, der die immer müder werdende Bochumer Defensive vor Probleme stellen konnte. Und tatsächlich häuften sich nun die wirklich guten Torchancen der Gladbacher – Hanke nach Arango-Flanke (68.), Dante nach Eckbällen (74., 84.) und erneut Hanke (87.) hätten allesamt für die längst überfällige Führung sorgen müssen.

Bei Bochum war recht schnell nach Spielbeginn klar, dass man aus Sicht der Gäste mit einem Remis durchaus leben konnte und im Grunde änderte sich daran bis zum Schluss nichts. Nach zwei direkten Wechseln (Jong für Aydin vorne, Federico für Korkmaz links) war der dritte kurz vor Schluss, als Spielgestalter Azaouagh für den in seiner Rolle eher defensiven Toski kam, eher nur Alibi – denn der Deutsch-Marokkaner reihte sich nahtlos und unauffällig in die offensive Viererkette ein.

Und just als sich die Bochumer aus der Umklammerung etwas befreien konnten, durch einen Dabrowski-Weitschuss (90.) sogar noch zu einer Chance kamen und das 0:0 fix schien, fiel doch noch das verdiente Gladbacher Siegtor. Typisch für das Spiel: Erst hielt Luthe großartig, dann verstoplerte der schwache Hanke kläglich – und De Camargo stand richtig und versenkte den Ball im Netz…

Fazit: Späte Belohnung für das bessere Team

Taktisch war diese Partie nicht übermäßig interessant – sie lebte von der Spannung und der Tatsache, dass so eine Relegation eben eine Alles-oder-Nichts-Situation ist. Mönchengladbach war hierbei aber die deutlich zielstrebigere, ballsicherere und auch reifere Mannschaft, die einen verdienten, aber über die 90 Minuten wohl nicht ausreichend hohen Sieg einfahren konnten.

Bochum legte es von Anfang an sehr defensiv aus und wäre mit dem 0:0 sicherlich zufrieden gewesen, wiewohl auch der Zweitligist durchaus die eine oder andere Torchance vorgefunden hat. Im Endeffekt wurde man für die vorsichtige Spielweise und vor allem das viel zu umständliche Spiel nach vorne noch bestraft.

Dennoch lässt das Resultat von 1:0 für Mönchengladbach für das Rückspiel alle Möglichkeiten offen. Eine Entscheidung in der Frage, wer den letzten verbleibenden Platz in der nächstjährigen Bundesliga-Saison erhält, hat dieses Hinspiel beileibe noch nicht gebracht.

(phe)

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