Rajevac – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 29 Dec 2010 19:18:17 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 AF 1 & 2 | Ordnung und Kampfgeist fressen Kreativität https://ballverliebt.eu/2010/06/27/day-17-kampfgeist-frisst-kreativ/ https://ballverliebt.eu/2010/06/27/day-17-kampfgeist-frisst-kreativ/#respond Sun, 27 Jun 2010 03:26:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2383 AF 1 & 2 | Ordnung und Kampfgeist fressen Kreativität weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Achtelfinals 1 und 2 | Die US-Boys präsentierten sich gewohnt willensstark – die Ghanaer dafür effizient – zu kurz kam letztlich die Kreativität. Wie auch bei den Südkoreanern: Sie scheiterten gegen Uruguay letztlich an der Unfähigkeit, aus dem Spiel für Torgefahr zu sorgen.

Uruguay – Südkorea 2:1 (1:0)

Uruguay - Südkorea 2:1

Die Außenverteidiger der Koreaner erwiesen sich in den Gruppenspielen zuweilen als Schwäche – und diese suchten die Urus gleich auszunützen. Und es dauerte in der Tat nicht lange, bis das belohnt wurde: Schon in der 8. Minute große Verwirrung in der koreanischen Abwehr, RV Cha steht in der Mitte, LV Lee verliert Suárez hinter im aus den Augen, und schon stand’s 1:0 für Uruguay.

Die Südamerikaner waren wieder mit de facto drei Stürmern angetreten, mit Suárez zentral, Forlán etwas dahinter und Cavani über die rechte Seite. Mit ihrem flotten Beginn und dem frühen Tor versetzten sie Den Koreanern erst mal einen Schlag, von dem sie sich nur langsam erholten. Die Uruguayer lehnten sich mit der Führung im Rücken und dem Spiel im Griff etwas zurück und ließen den Koreanern dann aber immer mehr Ballbesitz. Sie standen im Mittelfeld allerdings so gut, dass es den Asianen lange nicht möglich war, ihr schnelles Kurzpassspiel aufzuziehen, sondern zu langen Bällen fast gezwungen waren – welche gegen die robusten Urus natürlich nicht zielführend waren.

Lediglich über die rechte Seite vergaßen Álvaro Pereira und Fucile desöfteren auf Cha, der in der Vorwärtsbewegung wesentlich stärker ist als nach hinten. So richtig drehten die Koreaner dann erst nach der Pause auf – dann aber so richtig. Die Urus standen nun sehr tief und da Cavani nun endgültig ins Mittefeld zurück wanderte, stellte sich die Formation der Uruguayer nun als recht klassisches 4-4-2 dar. Den Koranern war es nun möglich, im Zentrum ein personelles Übergewicht zu erzeugen, weil die Außenverteitiger Cha und Lee YP nun verkappte Außenstürmer spielen konnten. Der Lohn für die Bemühungen war der verdiente Ausgleich.

Doch anstatt nun in große Verwirrung zu verfallen, schalteten die Uruguayer den Schalter von einer Minute auf die andere wieder auf Offensive, womit die Koreaner nicht allzu viel anzufangen wussten. So dauerte es nicht allzu lange, ehe Suárez mit seinem wunderbaren Tor zum 2:1 den Endstand herstellte – auch, weil die Koreaner ihre letzte Chance kurz vor dem Schluss kläglich vergaben.

Fazit: Mit dem Team aus Uruguay hat die reifere Mannschaft gewonnen, die das Spielgeschehen sofort wieder in die Hand nehmen konnte, als dies nach dem Ausgleich notwendig war. Den Südkoreanern fehlte es vor allem an der Torgefahr aus dem Spiel heraus – im ganzen Turnier haben sie sich nicht ein einziges Tor aus dem Spiel selbst vorbereitet…

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USA – Ghana 1:2 n.V. (1:1, 0:1)

USA - Ghana 1:2 n.V.

Die Partie begann flott und beide Teams zeigten, was sie eigentlich so drauf haben. Flott ging es hin und her, schön wurde kombiniert, die Ideen sprühten, Ghana schoss ein Tor. Kevin Prince Boateng fand spektakulär das kurze Eck, Minute 6.

Das frühe Gegentor veranlasste die US-Boys zuerst einmal eine halbe Stunde lang (mehr oder weniger gut kombiniert) nach vorne anzurennen und sich beinahe Kontertore zu fangen – Ghana dominierte und forderte Tim Howards Können mehrmals heraus (etwa ein gut angetragener Freistoß in Minute 19). Dann war etwas die Luft draussen. Bis zum Halbzeitpfiff blieben nur vereinzelte Vorstöße beider Teams, eine gefährliche Chance der USA – Findley scheiterte an Kingson – und die schwelende Gefahr der Afrikaner. Soweit, so unterhaltsam.

Dann kam Halbzeit Zwei, und exakt 17 Minuten ging es eigentlich nett weiter. Beide Teams versuchten sich wieder nach vorne zu passen, wobei die Ghanaer jetzt etwas disziplinierter auf Konterchancen warteten und weniger vorpreschten.

Schließlich schickte Feilhaber (er ließ kurz davor eine Großchance nach Zuspiel von altidore aus) den Premier League-Routinier Clint Dempsey auf die Reise in den ghanischen 16er, die von Mensah jäh beendet wurde. Der durfte letztlich froh sein, dass der Schiedsrichter seine Umräumaktion nicht als Notbremse einstufte und nur Gelb zeigte. Zum folgerichtigen Elfmeter trat dann Vorrunden-Hero Landon Donovan himself an und versenkte das Leder mit einer Mischung aus Mut und Dusel via Stange im rechten Eck. Selbst wenn sich Kingson für die richtige Seite entschieden hätte, wäre da nichts zu machen gewesen.

1:1 war nun der Stand und die Amerikaner hatten sich einmal mehr aus einem Rückstand herausgebissen. Beide Teams beschlossen aus unerfindlichen Gründen, die Vorwärtsarbeit weitgehend einzustellen. Ab und an gab es noch ein paar schlampige Kurzpässe die sowas wie kreative Offensive andeuten sollte. Aber eben nur manchmal, denn beide Teams schienen plötzlich mehr Angst vor einem Rückstand zu entwickeln als Lust auf einen Führungstreffer.

Weil beide Abwehrreihen sich als nicht übermäßig souverän bei Flanken präsentiert hatten, spiele sich am Rasen auf einmal etwas ab, was in der Sportwelt auch als „Ping-Pong“ oder „Tischtennis“ bekannt ist. Bloß mit 22 Leuten, ohne Netz und eben einem Jabulani. Der Unterhaltungswert pendelte bald gegen 0 – langsam aber sicher übermannte mich Müdigkeit vor dem TV – trotzdem lag noch Spannung in der Luft, weil ein früherer oder späterer Patzer eines Defensivteams absehbar war.

In der regulären Spielzeit sollte das aber nicht mehr passieren, stattdessen setzte man das gegenseitige Weitdreschen des Balles mit Beginn der 2×15 Verlängerungsminuten fort. Mit frühem Knalleffekt, denn es war die US-Abwehr, die zuerst aussetzte. Asamoah Gyan schnappte sich das Leder, dass Jay DeMerti und Carlos Bocanegra gnädigerweise zu zweit falsch berechnet hatten, und drückte schön zum 1:2 ab.

Der Rest ist Geschichte, weitere 27 Minuten sollte der Jabulani zumeist Langstreckenflüge durch das Stadion absolvieren  – am ehesten kann man noch Ghana zugestehen, zwischendurch wirklich gespielt zu haben. Edu, in der Folgeaktion eines Feilhaber-Flachschusses in eine Horde Ghanaer, und eine Freistoßflanke konnten Kingson noch fordern. Abgesehen davon war der Wille der Amerikaner weiterhin voll intakt, nur die Mittel fehlten ihnen völlig.

Die Abwehr-Mittelfeldbrücke war in der Verlängerung völlig zerbrochen und aufgegeben, von den Prinzip-Hoffnung-Weitschlägen sollte keiner mehr die Wende bringen.

Kampfgeist ist gut, aber Kampfgeist allein kann nicht alles richten, so wie in der Gruppe mit schwächelnden Engländern (bzw. Greens Patzer im ersten Spiel), schiribeglückten Slowenen oder vorne völlig harmosen Algeriern.

Ich habe mich gefreut, dass die USA dieses Last-Minute-Tor gegen die Wüchstenfüchse vor ein paar Tagen noch geschafft haben, da ich den Teamspirit dieser Truppe sehr schätze Gleichwohl muss ich attestieren, dass das Ausscheiden heute gerechtfertigt war. Es fehlte die Kaltschnäuzigkeit, die die Ghanaer für sich wiedergefunden haben, und noch viel mehr fehlte ein Konzept gegen das Forechecking des Gegners.

Wenn Ghana vorne gefährlich und effizient bleiben kann,  sind die Siegeschancen fürs Viertelfinale intakt, wenn auch als klarer Aussenseiter. Auch für die Soccerboys wäre heute mehr drinnen gewesen, trotzdem müssen sie sich für ihr Abschneiden nicht schämen. Der US-Fußball ist am aufsteigenden Ast, wenngleich es für eine echte Großmacht des Leders noch Einiges benötigt. Keep it up!

(phe/gpi)

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Day 13 / D – Drucksituationen https://ballverliebt.eu/2010/06/24/day-13-d-drucksituationen/ https://ballverliebt.eu/2010/06/24/day-13-d-drucksituationen/#respond Thu, 24 Jun 2010 12:13:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2337 Day 13 / D – Drucksituationen weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 12 – Gruppe D | Deutschland hält dem Druck stand, Serbien nicht – auf diesen Nenner kann der letzte Spieltag dieser Gruppe gebracht werden. Das Team von Jogi Löw siegt 1:0 gegen Ghana, aber auch die Afrikaner sind durch. Eben weil die Serben gegen Australien hinfallen.

Deutschland – Ghana 1:0 (0:0)

Ghana - Deutschland 0:1

Cacau für den gesperrten Klose – das war die wichtigste Änderung, die Löw (gezwungenermaßen) für das „Gruppenendspiel“ vorgenommen hatte. Der gebürtige Brasilianer lief sehr viel, ließ sich sehr oft sehr weit nach hinten fallen, war dadurch aber nur selten wirklich torgefährlich. Das war aber auch der Abwehrkette Ghanas zu verdanken: Die vier standen in der ersten Hälfte oft extrem hoch, nicht selten beinahe auf Höhe der Mittellinie. Das machte den Raum für das spielstarke deutsche Mittelfeld sehr eng und schränkte vor allem Özil ein. Der Spielmacher, der eigentlich eine hängende Spitze gab und die deutsche Formation zu zu einem 4-4-1-1 machte, wich daher oft auf die Flanken aus. Es gelang allerdings nur selten, Bälle tief in den Lauf Richtung Tor zu spielen, auch weil sich selten einer anbot. Khedira stieß einmal nach vorne, Cacau zuweilen, und in der besten deutschen Chance vor der Pause Özil selbst.

Das deutsche Angriffsspiel krankte vor allem an den Flanken. Müller hatte kein gutes Spiel, und Lahm war ohne ihn und den defensiv in der Zentrale gebundenen Khedira oft auf sich alleine gestellt. Auf der linken Seite ließ der katastrophale Podolski den armen Jerome Boateng hinter ihm defesniv komplett verhungern – ein Mitgrund, warum auch Boatengs Vorgänger Badstuber gegen Serben so schlecht ausgesehen hatte. So musste Schweinsteiger nicht nur Schaltstation in der Mittelfeldzentrale spielen, sondern nebenbei noch die Putzfrau hinter Podolski geben und Boateng helfen. Erstaunlich, wie gut er das hinbekommen hat.

Das Spiel von Ghana war von Anfang an auf Halten des 0:0 ausgelegt, schließlich reichte dieses Resultat den Afrikanern in jedem Fall zum Einzug ins Achtelfinale. Und es gibt keine afrikanische Mannschaft, die das so nüchtern und schnörkellos hinbekommt wie jene aus Ghana: Die Mittelfeldzentrale presste früh auf die beiden Deutschen Sechser Schweinsteiger und Khedira, Özil wurde schon von der Abwehrkette übernommen. Ghana machte vor allem die Mitte dicht, die Seiten waren die alleinige Aufgabe der Außenverteidiger – die mit dem müden Müller und dem unsichtbaren Podolski kaum Probleme hatten. Nach vorne wechselten die drei offensiven Mittelfeldleute im 4-2-3-1 ständig die Positionen, es ging aber nur dann gefährlich vor das Tor, wenn der völlig neben sich stehende Mertesacker einen seiner erschreckend vielen billigen Stellungsfehler leistete.

Nach der Pause ließ sich die Abwehr von Ghana mehr hinten rein drängen, die Wege in den Strafraum wurden aber weiterhin dermaßen gut zugestellt, dass den Deutschen langsam aber sicher die Ideen ausgingen. Dass die Führung nach einer Stunde aus einem Weitschuss von Außerhalb des Strafraums fiel, ist nur folgerichtig. Zu diesem Zeitpunkt war, aufgrund des Spielstands in der Parallelpartie, Ghana in größter Gefahr, und in dieser Situation wurde die große Schwäche dieser Mannschaft offensichtlich: Sie kann nicht torgefährlich und zielgerichtet nach vorne Spielen. Gyan rieb sich mit viel Laufarbeit auf, Kwadwo Asamoah fehlte daher oft die geeignete Anspielstation.

Andrew Ayew nützte die Verunsicherung von Jerome Boateng, der sich auf seiner Position nicht so richtig heimisch fühlte, zu selten aus und Sulley Muntari, der nach dem Rückstand für den Tagoe kam und ins Zentrum rückte, konnte dem Spiel nicht die nötige Struktur verleihen. Der beste Mann in Ghanas Mittelfed war erstaunlicherweise Kevin-Prince Boateng, der einen wundervollen Sechser spielte und zeigte, dass er ein herausragender Fußballer sein kann, wenn er nur will. Seine Ideen verpufften aber ob der guten Arbeit im defensiven Mittelfeld der Deutschen zumeist. Vor allem, nachdem Marcell Jansen neu auf die linke Abwehrposition kam: Er nahm Asamoah endgültig aus dem Spiel und war auch sichtlich bemüht, nach vorne Akzente zu setzen.

Da mittlerweile die Australier im Parallelspiel führten, wurden auch die Offensivbemühungen der Ghanaer schnell wieder merklich weniger. Ein Spiel mit extremem Risiko, schließlich war die serbische Niederlage längst noch nicht besiegelt, aber weil in der deutschen Abwehrzentrale Friedrich Verantwortung übernahm und die vielen Fehler Mertesackers bravurös ausbügelte, und zudem mit Manuel Neuer ein nervenstarker Torhüter im deutschen Gehäuse steht, blieb es letztlich beim nicht unverdienten 1:0.

Fazit: Ghana wollte von Anfang an auf 0:0 spielen, ohne den Geniestreich von Özil wäre das auch gelungen. Die Deutschen haben mehr für das Spiel getan und gewinnen verdient, auch weil die Ghanaer nicht in der Lage waren, aus dem Spiel heraus für mehr als sporadische Torgefahr zu sorgen.

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Australien – Serbien 2:1 (0:0)

Australien - Serbien 2:1

Konsequent über die Außen – das war der Plan der Serben (4-5-1) gegen die in der Zentrale robusten, aber nicht gerade spieltarken Australier (4-2-3-1). Das ging in der ersten Hälfte auch ganz gut auf, wenn auch aus unterschieslichen Gründen. Auf der linken Abwehrseite der Australier war Carney heillos überfordert, sodass Krasić (der bei jedem Ballkontakt ausgebuht wurde, nachdem er in der 2. Minute einen Elfer schinden wollte) ziemlich machen konnte was er wollte. Den Blondschopf zog es, wie schon gegen Ghana, oft in die Mitte. Das machte gegen die Australier aber nichts aus, weil RV Ivanović mit Bresciano und Carney recht locker alleine fertig wurde. So segelten von der rechten serbischen Seite viele Flanken Richtung Žigić, der aber erstaunlich wenig damit machte.

Auf der linken serbischen Angriffsseite stand der Australier Wilkshire zwar nicht ganz so neben sich wie Carney auf der anderen, dafür desöfteren viel zu weit vorne – so hatte der starke Jovanovic ebenso wenig Mühe, das Zentrum zu bedienen. Lediglich in der Mitte machten die Aussies ganz gut zu, sodass vor allem Kuzmanović immer wieder auf die Seiten gehen konnte, vor allem auf jene von Jovanović.

Die Serben bekamen das Spiel nach etwa einer Viertelstunde voll in den Griff, weil sie die vielen Räume im Mittelfeld, welche die Australier ihnen gewährten, nun besser für Spielaufbau und -kontrolle nützten. Die drei Australier, die dezidiert Offensiv dachten (ZM Cahill, RM Emerton und Sturmspitze Kennedy), standen zu weit vor dem Rest der Mannschaft und waren so ziemlich aus dem Spiel. Die schnellen Gegenstöße wurden mit Fortdauer der ersten Hälfte immer seltener. Eine Führung der Serben zur Pause wäre durchaus gerechtfertigt gewesen, schlampige Arbeit vor allem von Žigić vor dem Tor verhinderte dies aber.

Die Australier kamen zu Beginn der zweiten Hälfte wieder besser in die Partie, weil sie im Mittelfeld nun die Räume wieder besser zustellten und die Serben zunehmend die Ordnung und den Plan im Spielaufbau vermissen ließen. Die mit deutlich mehr Einsatz spielenden Aussies nagelten so Ivanović hinten und Kuzmanović im Halbfeld richtig fest, wodurch Krasić die Unterstützung fehlte. Der formschwache Blondschopf war somit komplett aus dem Spiel und wurde nach einer Stunde folgerichtig von Zoran Tošić ersetzt. Logisch angesichts des Spielverlaufs auch, dass der schnelle Konterstürmer Pantelić für die Immobilie Žigić kam.

Die Soceroos setzten nun, wo sie das Spiel im Griff hatten, alles auf eine Karte: Stürmer Holman kam für den  biederen und vor allem nicht allzu schnellen Bresciano, um dem eher statischen Kennedy im Zentrum besser zu helfen. Zudem fand der defensiv schwache LV Carney nun wesentlich besser in die Partie und beackerte die linke Offensivseite, die nach dem Wechsel Holman/Bresciano und der zunemenden Zentrums-Tendenz von Emerton ziemlich verwaist war. Das Tor zum 1:0 für die Australier fiel aber von der Wilkshire-Seite: Dessen Flanke verwertete Cahill zur zu diesem Zeitpunkt nicht mehr unverdienten Führung für Australien. Dass die Kante Vidić das Kopfballduell gegen den um einen Kopf kleineren Cahill verliert, passt zu dessen furchtbarer WM.

Die Serben warfen sofort alles nach vorne, vernachlässigten das defensive Mittelfeld komplett, und wurden gleich darauf mit dem 0:2 bestraft, als Holman in der gegnerischen Hälfte im Konter unfassbar viel Platz hatte. Antić nahm nun in Kuzmanović eine DM raus, brachte mit Lazović einen zweiten Stürmer neben Pantelić und stellte auf 4-4-2 um. Befeuert vom Anschlusstor, einem Abstauber von Pantelić knapp zehn Minuten vor Schluss, starteten die Serben eine verzweifelte Schlussoffensive, der es aber am klaren Blick fehlte – denn die seite von Wilkshire, der verletzt rausmusste, wurde nicht nachbesetzt (weil Stürmer Garcia kam). Doch obwohl Verbeek damit seinem Team jede Ordnung nahm, brachte Australien das 2:1 nicht nur über die Zeit, gegen non völlig kopflose Serben ergaben sich sogar noch Konterchancen auf ein eventuelles 3:1.

Fazit: Die Australier holen aufgrund der deutlichen Steigerung in der zweiten Hälfte einen nicht unverdienten Sieg, weil die Serben aus ihrer Überlegenheit vor der Pause und aus ihrem kopflosen Anrennen in der Schlussphase zu wenig heraus holen konnten.

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Das war die Gruppe D: Wie vor zwei Jahren bei der EM – Deutschland beginnt souverän, fällt danach auf die Schnauze und hält dem enormen Druck in der dritten Partie dann doch stand. Dass es noch diverse Problempositionen gibt (die komplette linke Seite, IV Mertesacker), konnte aber nicht verdeckt werden. Es geht nun in den schwierigeren Ast im K.o.-Bracket, erst mit England und dann würde wohl Argentinien warten. Das muss kein Nachteil sein: Ein Aus gegen diese Teams wäre keine Peinlichkeit, sodass die junge Mannschaft nur positiv überraschen kann.

Mit Ghana kommt, wenn auch mit einigem Glück, zumindest ein Team aus Afrika in die nächste Runde. Die Mannschaft von Teamchef Rajevac war extrem sicher in der Defensive gut im Mittelfeld, aber zu harmlos nach vorne. Mit zwei Elfmetertoren zittern sich die Black Stars in die nächste Runde – wo die USA wartet, und dann der Sieger aus Uruguay-Südkorea. Ein schnelles Aus ist ebenso denkbar wie ein Semifinaleinzug.

Der große Verlierer in dieser Gruppe ist zweifellos Serbien. Was letztlich zum Aus geführt hat: Die völlig verschlafene Auftaktpartie gegen Ghana und mangelnde Chancenverwertung gegen Australien. Ein Sieg gegen den Gruppensieger hilft nun mal nichts, wenn man es gegen die beiden anderen vergeigt. Kontinuierlich, aber letztlich zu wenig gesteigert hat sich Australien: Die Jungs vom fünften Kontinent ließen sich vom 0:4-Desaster gegen Deutschland nicht unterkriegen, trotzten Ghana schon einen verdienten Punkt ab und holten sich wegen ihres Siegeswillens noch einen Sieg gegen die Serben. Ein guter Schlusspunkt unter diese australische Spielergeneration.

(phe)

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Day 9 – …aber ich bewundere das Problem! https://ballverliebt.eu/2010/06/19/day-9/ https://ballverliebt.eu/2010/06/19/day-9/#comments Sat, 19 Jun 2010 13:44:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2285 Day 9 – …aber ich bewundere das Problem! weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 9 | Was tun, wenn man gegen die japanische Defensive kein Mittel findet? Wenn man gegen zehn Australier die Zielstrebigkeit verliert? Wenn gegen Dänemark unbedingt ein Tor her muss? Holland, Ghana und Kamerun sagten sich heute: Wir haben keine Lösung – aber wir bewundern das Problem…

Holland – Japan 1:0 (0:0)

Holland - Japan 1:0

Zu viel England geschaut? Die Holländer versuchten es gegen die tief stehenden Japaner ohne Tempo, ohne konsequentes Flügelspiel, ohne echte Kreativität. Auffällig: Zu Beginn rochierten die Flügelspieler Van der Vaart (nominell links) und Kuyt (nominell rechts) immer wieder, und wenn es wirklich über die Seiten ging, kamen auch durchaus gefällige Aktionen zu Stande. Aber vor allem Van der Vaart entfernte sich mit Fortdauer des Spiels von der Seitenlinie und zog, wie schon gegen Dänemark, immer mehr zu Sneijder in die Mitte. Die Folge: Auf den Seiten war einiger Platz und so konnten sich die Asiaten immer wieder an Vorstößen versuchen.

Die Japaner spielten wieder ein 4-1-4-1, mit Honda als vorderstem Mann, dafür Okubo auf der linken Seite. Natürlich verlegten sich die Asiaten auf abwarten und kontern, was allerdings schon deutlich besser aussah als gegen Kamerun, gegen Ende der ersten Hälfte wurden die Japaner sogar für ihre Verhältnisse richtig frech. Wirkliche Chancen gab’s zwar nur aus Freistößen, aber das sehr diszipliniert spielende Team hatte in einer vor sich hin plätschernden ersten Hälfte keine echten Probleme, das 0:0 zu halten.

Die Holländer kamen mit deutlich mehr Schwung aus der Kabine, auch weil Van Persie sich mehr nach hinten zurückzog, um Überzahl im Mittelfeld zu erzeugen. Aber es musste ein Gewaltschuss von Sneijder herhalten, um zum Erfolg zu kommen – anders konnte es gegen die gute japanische Abwehr nicht gehen. Die Führung ging auch in Ordnung, weil Oranje deutlich mehr für das Spiel getan hatte. Während man aber nach dem 2:0-sieg über Dänemark noch sagen konnte, „Geduld gehabt, immer alles kontrolliert“, war es eine herbe Enttäuschung, was nach der Führung gegen Japan passierte.

Dann nämlich ließ sich die Mannschaft von Teamchef Bert van Marwijk extrem weit zurückdrängen, das Umschalten auf die Offensive klappte überhaupt nicht mehr, kaum einer rückte nach. Das auf dem Papier so spielstarke Team verlegte sich schon über eine halbe Stunde vor Schluss auf das Verwalten des 1:0-Vorsprungs. Auf der anderen Seite übernahm nun Okubo etwas mehr Verantwortung in der Offensive, auch Matsui auf der rechten Seite rückte nun etwas nach vorne. Dem trug Teamchef Okada Rechnung, indem er mit Nakamura (für Matsui) einen Mann brachte, der diese Rolle besser ausfüllen kann. Nakamura gesellte sich zu bzw. hinter Honda, wodurch die Japaner zwischen einem 4-4-2 und einem 4-4-1-1 pendelten. Sie hatten das Spiel nun im Griff, konnten aber kein Kapital daraus schlagen.

Später kamen mit Tamada (für Okubo) und Okazaki (für Hasebe) zwei weitere Offensivkräfte, die Vier-Mann-Abteilung im Angriff rochierte nun viel, brachte aber nichts wirklich entscheidendes vor das Tor – von der guten Chance in der Nachspielzeit einmal abgesehen. Die Wechsel von Van Marwijk, der Elia (für den wieder extrem enttäuschenden Van der Vaart) und Afellay (für Sneijder) brachte, waren logisch. Aber was er mit dem Einsatz des eher statischen Strafraumstürmers Huntelaar für den spielstarken Van Persie bezweckte, wo doch seit Ewigkeiten kein Ball mehr ernsthaft vor das japanische Tor kam, bleibt im Dunkeln.

Fazit: Die Holländer waren vor dem Tor zu statisch und zu langsam, verlegten sich nach dem Tor auf Beamtenfußball und hätten sich über einen Ausgleich sicherlich nicht beschweren dürfen. Die Japaner haben gezeigt, dass in ihnen durchaus Offensivgeist steckt, wenn nötig, aber auch, dass ein Killer vor dem Tor fehlt. Ein Remis wäre korrekt gewesen.

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Ghana – Australien 1:1 (1:1)

Ghana - Australien 1:1

Arm an Kreativität agiern heute aber nicht nur die Holländer, sondern auch die Australier. Pim Verbeek stellte sein Team an einigen Positionen um, der prominenteste Neue war sicherlich Harry Kewell, der für den rotgesperrten Tim Cahill in der Sturmspitze agierte. Die Aussies fingen flott an und gingen auch in Führung – als Geschenk des ghanischen Schlussmanns Kingson, der einen harmlosen Ball nach vorne prallen ließ und Brett Holman ohne Probleme abstauben konnte. Aus dem Spiel heraus aber gelang wenig, obwohl die Fehlerquote bei der Ersatz-Innenverteidigung mit Addy (der bei seinem feisten Foul gegen Ende der 1. Hälfte mit Gelb noch gut bedient war) und Jonathan beinahe minütlich zunahm.

Bei Ghana spielte Kevin-Prince Boateng im Gegensatz zum ersten Spiel zu Beginn im defensiven Mittelfeld im 4-2-3-1; in dem Andrew Ayew auf von der linken Seite in die Zentrale wechselte, Kwadwo Asamoah ging dafür nach links. Im Ballbesitz, den sich die Ghanaer nun vermehrt erkämpften, sogar mitunter auf Halblinks, weil Boateng in die vordere Viererkette aufrückte. Gemeinsam mit Tagoe prüfte er zumehmend den australischen Linksverteidiger Carney – der aber genauso überfordert war wie Chipperfield im ersten Spiel, den Carney ersetzte. Kein Zufall daher, dass die Aktion zum verdienten Ausgleich über Ayew und diese Seite eingeleitet wurde.

Da  Kewell auf der Linie stehend den Arm nicht rechtzeitig wegziehen konnte und den Schuss damit aufhielt, gab’s Elfmeter und Rot für den Stürmer – und das 1:1 als Draufgabe. Die Australier reagierten mit großer Verunsicherung vor allem im Spielaufbau. Culina und Valeri, die beiden Sechser, brachten nach vorne überhaupt nichts zu Wege, die Außenverteidiger kamen ebenso wenig durch. Das Team aus Ghana stellte nun die Passwege geschickt zu, ließ praktisch nichts mehr zu. Zudem verpufften lange Bälle der Australier, weil vorne mit Kewell der Abnehmer fehlte; Holman rückte aus dem zentralen Mittelfeld nicht kosequent in die Spitze. Ähnlich also wie der Özil bei den Detuschen gestern, mit dem Unterschied dass von den Flanken (Emerton und Bresciano) nichts kam. So wäre eine Führung von Ghana, die das Spiel in Überzahl absolut im Griff hatten, durchaus schon vor der Pause verdient gewesen.

Allerdings nur davor. Nach dem Seitenwechsel nämlich ließ Ghana alles vermissen, was dieses Team hätte zeigen müssen – beziehungsweise, die Afrikaner zeigten, warum ihre beiden Tore bislang beide aus Elfmeter gefallen sind. Von Zug zum Tor, von schnellem Kurzpass-Spiel gegen die ja nicht allzu bewegliche Abwehr der Australier, war keine Spur mehr. Dafür jede Menge Verzweiflusschüsse aus 25 Metern plus. Die Australier merkten, dass von Ghana nichts mehr kam, und Verbeek brachte nach etwa zwanzig Minuten in der zweiten Hälfte Chipperfield für die Immobilie Bresciano auf der linken Seite und mit Kennedy für Holman einen echten Stürmer. Und siehe da: Plötzlich waren die Australier wieder im Spiel, weil sich die junge ghanische Abwehr mit der neuen Situation überhaupt nicht zurecht kam.

Auch mit Routinier Muntari, der für den viel zu oft viel zu umständlichen Kwadwo Asamoah zum Einsatz kam. Erst mit zur Einwechslung von Sturmspitze Amoah wenige Minuten vor Schluss (für Boateng) hatte man nie mehr den Eindruck, dass Ghana dieses Spiel noch gewinnen könnte, der Überzahl zum Trotz. Im Gegenteil: Die nun erheblich mutigeren Australier waren dem Siegtor bis zur Schlussoffensive der Ghaner deutlich näher.

Fazit: Ghana hat spielerisch mehr Potential und war über eine Stunde ein Mann mehr – es fehlte dem jungen Team aber an der Abgeklärtheit, die Situation „Pflichtsieg“ auch tatsächlich umzumünzen. Die Australier suchten in der zweiten Hälfte dennoch ihre Chancen und verdienen sich den Punkt somit.

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Kamerun – Dänemark 1:2 (1:1)

Dänemark - Kamerun 2:1

Paul le Guen hat nachgegeben – und die jungen Deutschen Choupo-Moting und Joel Matip, die beide gegen Japan keine gute Figur gemacht haben, rausgenommen, auf ein 4-4-2 umgestellt und Samuel Eto’o in die Spitze gestellt. In der Mittelfeldraute agierte (endlich) Alex Song als Sechser, Emana als Zehner, dazu der routinierte (und heute starke) Geremi rechts und der (nicht ganz so starke) Enoh auf der linken Seite. Mit Erfolg: Die Kameruner übernhemen sofort die Kontrolle über das Spiel und nützen einen schrecklichen Fehlpass von Poulsen, der sich wie schon im ersten Spiel gerne zwischen die Innenverteidiger fallen ließ, zur frühen 1:0-Führung.

Die Dänen waren in einem 4-2-3-1 aufgestellt, mit Bendtner als Sturmspitze, Tomasson neu zentral hinter ihm, Grønkjær links und Rommedahl rechts. Gerade Grønkjær war durchaus gefällig nach vorne, leistete sich aber in der Rückwärtsbewegung einige böse Schnitzer. Generell war beibeiden Teams die rechte Angrifsseite die stärkere und die linke Abwehrseite die schwächere. Simon Poulosen, der dänische LV, hate mit Geremi und auch Mbia mächtig zu tun, weshalb der nach vorne nicht viel machen konnte; sein Widerpart Assou-Ekotto hielt beim Gegentor ein ausgiebiges Nickerchen.

Sehr fleißig nach vorne war dafür RV Lars Jacobsen, der Enoh im linken Mittelfeld bei Kamerun ordentlich beschäftigte. Allerdings war das Spiel auch geprägt von beängstigens unsicheren Abwehrreihen. Wie beim Ausgleich: Ein profaner Abschlag von Sørensen reichte aus, um die komplette gegnerische Abwehr auszuhebeln. Assou-Ekotto stand irgendwo und ließ Rommedahl ungehindert flanken, Bassong und Nkoulou reagierten zu spät und konnten Bendtner nicht mehr stellen.

In der Pause brachte Le Guen für den angeschlagenen Enoh dann Makoun, was zur Folge hatte, dass er die linke Seite de facto aufgab. Makoun ist kein Flügelspieler, so musste Assou-Ekotto die ganze Seite beackern, weil es Makoun im nunmerhrigen 4-3-1-2 (Emana als Zehner, die Dreierkette mit Geremi, Song und Makoun) immer ziemlich in die Mitte zieht. So hatte Geremi rechts zwar immer noch Mbia, Assou-Ekotto auf links musste nun aber zwei Positionen spielen. Was sich bitter rächte: Ein langer Ball erneut auf Rommedahl, Assou-Ekotto ist noch vorne, und Makoun stellt sich dem Dänen nur halbherzig entgegen. Zudem deckten Bassong und Nkoulou innen beide Bendtner zu, aber keiner kam Makoun zu Hilfe. Und das 2:1 für Dänemark war gefallen.

Le Guen sah sich das recht ideenlose Treiben seiner Mannschaft gegen eine dänische Defensiv-Abteilung, die sich nach dem Seitenwechsel klar gesteigert hat, noch ein paar Minuten an und brachte dann Stürmer Idrissou für Innenverteidiger Bassong und ging damit volles Risiko – weil so mit dem (bekannt unsicheren) Nkoulou meist nur noch ein Verteidiger hinten war, mit den attackierenden Mbia und Assou-Ekotto als Unterstützung falls notwenig. Das war auf dem Papier nun ein 3-3-1-3, im Ballbesitz aber eher ein 1-2-4-3, mit Idrissou vorne links, Webó und dann Aboubakar eher rechts und Eto’o zentral. Die Angriffe der Kameruner waren aber eher verzweifelt als durchdacht, eher Zufallsprodukte als herausgespielte Aktionen. So blieb es beim 2:1 für Dänemark, die kühlen Kopf bewahrten (wenn ihnen dieser nicht, wie Christian Poulsen, per Volltreffer warmgeschossen wurde).

Fazit: Die Dänen präsentierten sich vor allem nach der Pause als reifere und abgeklärtere Mannschaft, daher geht der Sieg gegen die eher wirr und blind anrennenden Kameruner in Ordnung. Außer Selbstvertrauen bringt er aber nicht mehr als ein Remis: Japan muss immer noch geschlagen werden. Bei einem 3:1 hätte ein Remis gereicht.

(phe)

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Afrikas vermeintliche Nr. 1 https://ballverliebt.eu/2010/06/07/ghana/ https://ballverliebt.eu/2010/06/07/ghana/#comments Mon, 07 Jun 2010 15:52:20 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2117 Afrikas vermeintliche Nr. 1 weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 31: GHANA | Mit einem Altersschnitt von unter 25 Jahren gehören die „Black Stars“ zu den jüngsten Teams der WM. Das mit zahlreichen U20-Weltmeistern gespickte Team überzeugte beim Afrikacup und hat nur ein Problem: Die Rückkehr der verletzten Routiniers…

Als bestes afrikansiches Team werden zumeist die anderen genannt. Etwa die Elfenbeinküste mit (oder verletzungsbedingt ohne?) Didier Drogba. Oder Kamerun, dank Samuel Eto’o. Vielleicht auch der große Abwesende, der zuletzt dreifache Afrikacup-Sieger Ägypten. Aber es gibt auch einige, die sagen: Die sind alle nichts, verglichen mit den „Black Stars“.

Das kann mehrere Gründe haben. Zum einen natürlich, dass Ghana erst vor vier Jahren erstmals an einer WM-Endrunde teilnahm. Und dort, des Achtelfinal-Einzugs zum Trotz, keinen allzu bleibenden Eindruck hinterließ. Und das liegt logischerweise auch daran, dass es im Team aus Ghana keinen Spieler gibt, den jeder kennt. Einige B-Promis des internationalen Fußballs, aber nicht den einen, großen Bringer. Zumindest, seit mit Michael Essien derjenige Spieler, der international noch den besten Namen hat, verletzt passen muss.

Ein schwerer Schlag, möchte man meinen. Aber ist es das wirklich? Rückblende: Es ist nicht mal ein halbes Jahr her, als Ghana beim Afrikacup auf so ziemlich alles verzichten musste, was Rang und Namen hatte. Essien war auch schon nicht dabei (bzw., nur kurz), Altmeister Stephen Appiah fehlte genauso wie Antreiber Muntari, Rechtsverteidiger John Paintsil und Abwehrchef John Mensah. Von der jungen Garde, die einspringen musste, erwartete man sich keine Wunderdinge, obwohl diese erst im vergangenen Oktober U20-Weltmeister wurde. Und siehe da: Die Ghanaer präsentierten sich im Jänner als einziger WM-Teilnehmer schon absolut reif für die Endrunde. Taktisch clever, hinten sicher, und in der Offensive ruhig genug, um auf die Chancen zu warten. Das hatte Klasse und zeigte, warum die „Black Satellites“ Junioren-Weltmeister geworden waren.

Ja, im Finale gegen die abgebrühten Ägypter klappte es dann nicht mehr, aber dennoch machte der Auftritt in Angola das Team aus Ghana zum logischen Favoriten auf den zweiten Gruppenplatz hinter den Deutschen. Vor allem, wenn dann die routinierten Spieler wieder da sind, hieß es, da kann dann einiges erwartet werden, bei der WM-Endrunde. Was auch logisch erschien – schon in Deutschland vor vier Jahren waren es die Ghanaer, die von ihrem Kontinent am weitesten kamen, die Spieler sind technisch und auch taktisch gut ausgebildet, spielen bei guten Vereinen. Eigentlich war es ein ziemliches Underachievement in der Vergangenheit, dass ein Land wie Ghana, dass schon zuvor viele gute Fußballer hervorbrachte, noch nie bei einer Endrunde dabei war.

Die junge Truppe fand sich schnell und ließ sich auch von den Unkenrufen, sie hätten sich mit „Ugly Football“ ins Finale gemauert, nicht aus der Ruhe bringen. Es war nur ungewohnt, weil es eine für afrikanische Teams eher unübliche Spielweise war. Und der Mann, der an der Seitenlinie dafür zuständig war und ist, heißt Milovan Rajevac und führt das Werk seines Vorgängers Ratomir Dujković – exakt, auch ein Serbe – nahtlos weiter. Dujković hatte bei den Verantwortlichen ein gutes Wort für Rajevac eingelegt. Wie überhaupt der Fußballverband aus Ghana einer ist, der im Vergleich mit dem einiger Nachbarn recht seriös und skandalfrei geführt wird. Das liegt sicher auch an der Arbeit von Leuten wie Anthony Baffoe, der nicht nur eine ähnliche Funktion hat wie Matthias Sammer bei den Deutschen, sondern auch eine ähnliche Professionalität an den Tag legt. Einen wie den in Deutschland geborene Ex-Teamspieler könnten auch andere Delegationen sehr gut gebrauchen.

Nun hat sich Rajevac seit dem Afrikacup allerdings einigermaßen verheddert. Jetzt, wo die Arrivierten wieder da sind, beanspruchen sie natürlich ihre Plätze wieder zurück. Das entstandene Konfliktpotential konnte Rajevac noch nicht in gewünschtem Ausmaß kanalisieren, und das färbt logischerweise auf die Leistung der Mannschaft ab. Mit Appiah, Paintil und Muntari lief Ghana in der Vorbereitung etwa in ein 1:4-Desaster in Holland. Rajevac eliminierte Emmanuel Badu, der einen wirklich starken Afrikacup spielte, und nahm dafür Kevin-Prince Boateng mit – einen als mäßig talentiert gehandelten Treter, der zudem als Unsympath in der Kabine gilt. Ob das so eine gute Entscheidung war?

Dazu fällt mit Opoku Agyemang, der ebenso einen guten Eindruck hinterließ, ein talentierter Offensivspieler mit einem Kreuzbandriss aus. Natürlich, die anderen Jungstars sind dabei: Der starke Außenverteidiger Samuel Inkoom von Basel hat ebenso eine realistische Einsatzchance wie Spielgestalter Kwadwo Asamoah und die grandiosen Ayew-Brüder, die Söhne von Marseille-Legende Abedi Pelé (der auf seine alten Tage sogar noch bei den Münchner Löwen anheuerte). Aber die Mischung hat Rajevac nach der Rückkehr der „Alten“ in der Vorbereitung noch nicht ganz gefunden. Und das könnte ein entscheidender Nachteil werden.

Wie auch die Sache mit dem Torwart, wie bei fast allen afrikanischen Teams, keine glanzvolle ist. Richard Kingson bekommt bei Wigan ähnlich wenig Einsätze wie sein Gegenüber im Guppenspiel gegen Serbien, Vladimir Stojković. Dennoch ist er unumstritten. Davor wird Rajevac wieder auf ein 4-2-3-1 vertrauen, wie er das auch schon beim Afrikacup sehr erfolgreich gemacht hat. Allerdings mit einigen offenen Fragen, und das beginnt schon auf der Position des Rechtsverteidigers. In Jänner spielte sich der junge Samuel Inkoom hier in den Vordergrund und wäre auch aufgrund seiner Leistungen während der Saison eigentlich die logische Wahl. Aber mit Fulham-Reservist John Paintsil steht ihm hier ein arrivierter Mann potentiell im Weg, der schon aufgrund seiner vergangenen Leistungen für das Team der „Black Stars“ den Stammplatz für sich beansprucht. In den Testspielen zementierte sich allerdings der Eindruck, dass sich Inkoom hier durchsetzen wird.

In der Abwehrzentrale ist es John Mensah von Sunderland, der nach seiner Verletzung rechtzeitig fit wird. Natürlich fehlt es ihm nach seiner Knieblessur noch ein wenig an Spielpraxis, aber Rajevac wird auf ihn vertrauen. Und neben ihm auf Isaac Vorsah: Der 22-Jährige spielte schon beim Afrikacup einen staubtrockenen Innenverteidiger. Ihm kommt zu Gute, dass er bei seinem Verein in Hoffenheim auch eine offensivere Rolle hat und somit als Eröffner eigener Angriffe durchaus ein Auge für den richtigen Pass hat. Links hinten kämpfen der junge Lee Addy, der noch in der heimischen Liga spielt, und Team-Opa Hans Sarpei von Bayer Leverkusen um den Platz. Angesichts der Tatsache, dass letzter die deutlich größere internationale Erfahrung hat, kann man damit rechnen, dass Sarpei die Nase vorne haben wird – obwohl er bei Leverkusen auch eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Das Sechsergespann wäre für die alten Hasen reserviert gewesen. Oder etwa doch nicht? Wer geglaubt hat, Appiah und Muntari hätten hier nach der Verletzung von Essien einen Freifahrtsschein, sah sich in der Vorbereitung getäuscht. Erstaunlicherweise war es nämlich viel mehr Anthony Annan, der die Routiniers übertraf. Und, was noch viel weniger erwartet hätten, machte sich Kevin-Prince Boateng auf der Essien-Position gar nicht so schlecht und es wäre keine allzu große Überraschung mehr, sollte er im ersten Spiel gegen Serbien einlaufen – und sei es nur, um den guten Technikern vom Balkan Angst vor einer der berüchtigten Boateng-Attacken einzujagen. Das könnte vor allem der Fall sein, wenn der am Oberschenkel angeschlagene Sulley Muntari nicht rechtzeitig auf die Beine kommen sollte.

In der Rolle des Zehners hat sich schon beim Afrikacup der erst 21-jährige Kwadwo Asamoah absolut bewährt. Er ist laufstark, trickreich und mit dem Blick für den entscheidenden Pass ausgestattet – eine echte Waffe. Sein großes Plus: Er kann auch auf die Seiten ausweichen, wenn notwendig, oder wenn Muntari in die offensive Zentrale geht. Wie die Außen sonst besetzt sind, hängt vor allem von der Herangehensweise an den Gegner ab. Am Wahrscheinlichsten ist die erwähnte Variante mit einer offensiven Dreierkette im Mittelfeld hinter einer Solo-Spitze, die Mannschaft kann aber ebenso schnell auf ein 4-3-3 wechseln. Das wird in Südafrika aber wohl eher nur der Fall, sollte es der Spielstand erfordern. Auf den Außenbahnen werden sich mit Andrew Ayew (rechts) der jüngere der beiden Brüder und wahrscheinlich Quincy Owusu-Abeyie (links) abrackern. Letzterer rückte für den per Kreuzbandriss eliminierte Opoku Agyemang nach. Mit Milan-Talent Adiyiah macht sich hier noch ein weiterer Jungspund Hoffnungen; für den gelernten Stoßstürmer Tagoe wäre ein Ausweichen auf die Seiten eher eine Notlösung.

Denn in der Mitte ist üblicherweise zu – hier hat sich Asamoah Gyan, der vor vier Jahren das erste WM-Tor Ghanas überhaupt erzielt hatte, seinen Startplatz ohne Zweifel gesichert. Der im internationalen Vergleich eher mäßige Matthew Amoah und der Hoffenheimer Prince Tagoe, der mit einer rätselhaften Herzerkrankung praktisch die komplette abgelaufene Saison verlor, können den auch erst 24-jährigen Gyan nur notdürftig ersetzen.

Teamchef Milovan Rajevac kann also ein wenig rotieren, aber nicht überall so viel wie er das gerne können würde – was nicht nur an womöglich mangelnden oder fehlenden Alternativen liegt, sondern auch an der inneren Hygiene im Team. Er muss höllisch aufpassen, dass der Kader nicht in die Fraktionen „Arrivierte“ und „Junge“ zerfällt – es wäre nicht das erste Mal, dass ein afrikanisches Team mehr an sich selbst scheitert, als am womöglich fehlenden Potential. Letzteres kann für Ghana nicht gelten, denn in den letzten Jahren haben sie sich, was das Spiel als Mannschaft betrifft, ohne Zweifel als bestes afrikanisches Team, das auch in Südafrika dabei ist, etabliert. Da können die Konkurrenten aus Kamerun und der Elfenbeinküsten nur neidvoll hinterherschauen.

Zerfleischen sich die Ghanaer allerdings selbst, würden sie wohl selbst neidvoll auf die womöglich erfolgreichere Konkurrenz blicken müssen.

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GHANA
ganz in weiß, Puma – Platzierung im ELO-Ranking: 42.

Spiele in Südafrika:
Serbien (Nachmittagsspiel So 13/06 in Pretoria)
Australien (Nachmittagsspiel Sa 19/06 in Rustenburg)
Deutschland (Abendspiel Mi 23/06 in Johannesburg/S)

TEAM: Tor: Daniel Adjei (20, Liberty Professionals), Stephan Ahorlu (21, Heart of Lions), Richard Kingson (32, Wigan). Abwehr: Lee Addy (24, Bechem), Abdul Ayew (22, Zamalek Kairo), Samuel Inkoom (20, Basel), John Mensah (27, Sunderland), Jonathan Mensah (19, Free State Stars), John Paintsil (29, Fulham), Hans Sarpei (34, Leverkusen), Isaac Vorsah (22, Hoffenheim). Mittelfeld: Kwadwo Asamoah (21, Udinese), Anthony Annan (24, Rosenborg), Stephen Appiah (29, Bologna), Andrew Ayew (20, Arles), Derek Boateng (27, Getafe), Kevin-Prince Boateng (23, Portsmouth), Sulley Muntari (26, Inter Mailand). Angriff: Dominic Adiyiah (20, Milan), Matthew Amoah (29, Breda), Asamoah Gyan (24, Rennes), Quincy Owusu-Abeyie (24, Spartak Moskau), Prince Tagoe (23, Hoffenheim).

Teamchef: Milovan Rajevac (56, Serbe, seit August 2008)

Qualifikation: 3:0 gegen Libyen, 3:2 in Lesotho, 0:2 in und 2:0 gegen Gabun, 0:1 in Libyen, 3:0 gegen Lesotho. 1:0 gegen den Benin, 2:0 in Mali, 2:0 im und 2:0 gegen den Sudan, 0:1 im Benin, 2:2 gegen Mali.

Endrundenteilnahmen: 1 (2006 Achtelfinale)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Côte d’Ivoire, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Die Platzierung im ELO-Ranking bezieht sich auf den Zeitpunkt der Auslosung

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