Queiroz – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 02 Jul 2014 11:33:32 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Asien bei der WM 2014: 12 Spiele, 3 Remis, 9 Pleiten https://ballverliebt.eu/2014/06/27/12-spiele-3-remis-9-pleiten/ https://ballverliebt.eu/2014/06/27/12-spiele-3-remis-9-pleiten/#comments Fri, 27 Jun 2014 19:50:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10348 Asien bei der WM 2014: 12 Spiele, 3 Remis, 9 Pleiten weiterlesen ]]> Auf der fußballerischen Überholspur hat sich Asien befunden. Die Versprechen, die Afrika vor 20 Jahren abgegeben hatte, schienen von den Asiaten eingelöst zu werden. Aber: Keines der vier AFC-Teams in Brasilien konnte auch nur ein Spiel gewinnen. Vor allem die vermeintlich „Großen“ Japan und Südkorea enttäuschten auf der ganzen Linie. Das Asien-Quartett fuhr in zwölf Spielen 3 Remis und 9 Niederlagen ein.

Japan: Drei Jahre zu früh gepeakt

Was war das für ein großartiges Turnier von Japan beim Asien-Cup vor drei Jahren. Wie ein Wirbelwind überzog man die Konkurrenz, und auch als es in der K.o.-Phase zum Teil etwas harzig wurde, verlor man nie die Übersicht. Kagawa (in seiner ersten Saison bei Dortmund), Honda (nach einem halben Jahr bei ZSKA Moskau) und Okazaki (ein halbes Jahr vor einem Wechsel in die Bundesliga) machten in der offensiven Dreierreihe mit ihrem Tempo und ihren unermüdlichen Rochaden die Gegner wahnsinnig, aus der Defensive stießen Hasebe (Kapitän beim gerade-nicht-mehr-amtierenden Meister Wolfsburg) und Endo nach, über die Seiten machten Uchida und Nagatomo Druck – das unglaubliche Turnier von Letzterem brachte ihm einen Vertrag und einen Stammplatz bei Inter Mailand ein.

Zu wenig Elan, zu wenig Rochade, zu wenig Überraschendes - Japan enttäuschte auf ganzer Linie.
Zu wenig Elan, zu wenig Rochade, zu wenig Überraschendes – Japan enttäuschte auf ganzer Linie.

Alberto Zaccheroni, der entnervt vom alles zerredenden Italien in Japan eine neue Heimat gefunden hatte, formte eines der zu diesem Zeitpunkt fünf besten Teams der Welt. Und das ist der Schlüsselsatz: „zu diesem Zeitpunkt“. Bei der WM in Brasilien war der ganze Schwung weg. Kagawa hat zwei Jahre auf der Bank von Manchester verschleudert, Honda hat in der Serie A noch nicht wirklich Fuß gefasst. Okazaki hat in Mainz eine tolle Saison als Mittelstürmer hinter sich, wird im Team aber auf der linken Seite gebraucht – so muss vorne ein Stürmer von einem deutschen Zweitliga-Mittelständler ran. Endo war nicht fit, Hasebe mit Nürnberg gerade abgestiegen.

Ohne die Rochaden und das wilde Tempo vorne wurde Japan ausrechenbar. Dazu fehlt auch der Druck von den Jungen: Bis auf Stürmer Maeda und den eben nicht auf der Höhe seiner Kräfte agierenden Sechser Endo sind alle Spieler, die in Katar den Asien-Titel 2011 holten, immer noch dabei, und es sind auch keine neuen Leistungsträger wirklich in Sicht: U-20-WM-Endrunden verpasst Japan in schöner Regelmäßigkeit und die jüngeren WM-Fahrer versprechen auch kaum große Entwicklungssprünge.

Diese Generation der Japaner hat sich einen glanzvollen Asien-Titel geholt, aber die WM in Brasilien kam ihr um zumindest zwei Jahre zu spät. Leider.

Südkorea: Kreative falsch oder gar nicht eingesetzt

Beste Voraussetzungen wären das für die Koreaner gewesen: Eine Generation von guten, jungen und aufstrebenden Talenten und Stammspieler in guten europäischen Ligen, gepaart mit einer echt nicht besonders guten Gruppe. Und doch fiel man komplett durch, holte nur einen Punkt und machte auch nie den Eindruck, dass wirklich mehr drin gewesen wäre.

Was bei dem Talente-Pool verwundert, allerdings kommt man nicht umhin, Teamchef Hong Myung-Bo zu unterstellen, diesen völlig verkehrt eingesetzt zu haben. Vor allem im kreativen Zentrum klaffte ein Loch, das man locker schließen hätte können – etwa mit Koo Ja-Chaol, der in Mainz eine bärenstarke Saison spielte, aber als Stürmer verschenkt war. Oder mit Ji Dong-Won, der zu Dortmund wechselt, aber weitgehend ignoriert wurde. So blieb viel zu viel an Leverkusens Son Heung-Min hängen, der die Schwächen im System aber auch nicht ausgleichen konnte.

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Großes Talent, aber auch große Passivität: Südkorea ließ das Spiel der Gegner zu oft über sich ergehen.

Denn vor allem passte die Umsetzung des Systems nicht. Hong ließ in einem flachten 4-4-2 spielen, ohne Kreativ-Spieler im Zentrum, ohne körperlich ausreichend robuste Stürmer für lange Anspiele – aber auch ohne jegliche Form von Pressing. Das war schon beim 1:1 gegen Russland augenfällig, ging aber noch halbwegs gut, weil die Russen auch so ihre Probleme hatten.

Aber dem Schwung, den Algerien vor allem im verdichteten Zentrum aufbaute, war man überhaupt nicht gewachsen. Es gab aber auch keine inhaltlichen Antworten, nur ein kurzes Aufflackern individueller Klasse zu Beginn der zweiten Hälfte gegen Algerien. Sonst nichts. Man ließ das Spiel aller Kontrahenten über sich ergehen. Das war zu wenig.

Und damit ist das sang- und klanglose Ausscheiden auch folgerichtig. Südkorea hätte den Kader für den Achtelfinal-Einzug gehabt, war aber aus 100 % eigenem Verschulden meilenweit davon entfernt, tatsächlich ins Achtelfinale einzuziehen.

Iran: Im Rahmen der Möglichkeiten ganz okay

Deutlich näher dran an der nächsten Runde war der Iran, und das mit dem vermutlich schwächsten Kader aller 32 Endrunden-Teilnehmer. Ashkan Dejagah ist als prominentester Spieler aus der Premier League abgestiegen, Stürmer Ghoochannejhad spielt bei einem englischen Zweitligisten, praktisch alle anderen in der heimischen Liga, der sogar Teamchef Carlos Queiroz „Amateur-Niveau“ bescheinigt.

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Attraktiv zum Zusehen war es nicht, , aber der Iran holte wohl das Maximum aus den Möglichkeiten.

Und doch schaffte es der erfahrene Portugiese, das Optimum aus seinem äußerst limitierten Team herauszuholen. Das strikte Defensiv-Konzept war zwar weder besonders ausgeklügelt noch besonders schön anzusehen, orientierte sich aber an den Stärken und den Schwächen seines Kaders. Robuste, aber nicht besonders schnelle Innenverteidiger. Dazu umsichtige, aber nicht besonders schnelle zentrale Mittelfeld-Spieler. Natürlich gibt’s da keinen Champagner-Fußball.

Dennoch war das Remis gegen Nigeria nie wirklich in Gefahr, hatte man Argentinien am Rande der Niederlage. Natürlich, nach vorne kamen kaum einmal drei Pässe in Folge an und es gab in drei Spielen nur ein einziges Tor. Aber gemessen an den Möglichkeiten war es ganz okay – vor allem, wenn man bedenkt, dass es keine vernünftigen Aufbaugegner gab, man in einem Flughafen-Hotel zwei Stunden vom Trainingszentrum hausen musste und offenbar sogar die Trikots beim Waschen schrumpften.

Dazu machte vor allem Torhüter Alireza Haghighi auf sich aufmerksam. Nur als Nummer drei in den Kader gerutscht, absolvierte der Portugal-Legionär letztlich alle drei Spiele und agierte umsichtig, souverän und weitgehend fehlerfrei. Dazu waren seine schwarzen Stutzen und die schwarzen Schuhe zum ansonsten knall-orangen Outfit im Spiel gegen Bosnien auch einfach stylish ohne Ende.

Australien: Erfolgreiches Test-Turnier trotz null Punkten

Das muss man sich auch erst einmal trauen: Ange Postecoglou übernahm im Herbst ein Team, das schon für die WM qualifiziert war, aber unglaublich unansehnlichen Fußball spielte und gnadenlos überaltert war. Also eliminierte er bis zur Endrunde schrittweise Spieler wie Brett Holman (63 Länderspiele), Sasa Ognenovski (35 Jahre), Josh Kennedy (31 Jahre) und Luke Wilkshere (80 Länderspiele), Carl Valeri (50 Spiele) und Chelsea-Keeper Mark Schwarzer, die vor drei Jahren beim Final-Einzug beim Asien-Cup alle noch dabei waren.

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Hungrige Junge und eine routinierte Achse: Australien verlor zwar alles, überzeugte aber.

So sank der Altersschnitt im Team schlagartig um vier Jahre und nach der Auslosung, die Spanien, Holland und Chile bescherte, gab Postecoglou die klare Direktive aus: Jungs, wir werden untergehen, aber wir werden das mit fliegenden Fahnen tun. So zeigte sich diese Mannschaft extrem hungrig, sehr kampfstark, steckte nie auf.

Und sie hat die richtige Mischung aus jung und routiniert gefunden. Mit Wilkinson, Jedinak, Bresciano und Cahill gab es eine Achse von „Alten“, um die herum sich die jungen Wilden austoben konnte. Natürlich fehlt da die individuelle Klasse und taktisch war das auch nicht besonders aufregend, aber es war trotzdem gut anzusehen und die Socceroos versprühten Freude an ihrem Tun – genau das fehlten in den letzten Jahren unter Pim Verbeek und vor allem unter Holger Osieck ja völlig.

So kommt es zu dem Paradoxon, dass die AFC-Mannschaft mit der schlechtesten Bilanz – 3 Niederlagen – den besten Eindruck hinterlassen hat. Was auch dringend nötig war, schließlich war die WM für die Australier ein Test-Turnier für den Asien-Cup. Den richtet man in einem halben Jahr nämlich selbst aus.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Jänner 2015 in Australien

Für die hat man sich mit den engagierten Auftritten in Brasilien in eine sehr gute Position gebracht, denn während man selbst schon voll am Weg ist und gezeigt hat, dass man die heimischen Fans trotz Niederlagen hinter sich vereinen kann, steht bei den anderen Top-Teams entweder ein Umbruch oder zumindest ein Teamchef-Wechsel (Japan, Iran), muss es große Zweifel an der Spielweise geben (Südkorea), oder ist so weit im Eck, dann man sich erstmal um sich selbst kümmern muss (China, Saudi-Arabien).

Der starke Eindruck, den nicht nur der Asien-Cup 2011, sondern auch die überwiegend guten Auftritte von Japan und Südkorea bei den WM-Endrunden seit 2002 hinterlassen hatten, ist bei der WM in Brasilien völlig an die Wand gefahren worden. Ob das ein kurzfristiges Schlagloch ist, oder eine dauerhafte Entwicklung, wird in den nächsten Jahren zu beantworten sein.

Für den Iran ist eine okaye Performance bei einer WM der Plafond, bei Australien war ein gutes Abschneiden schon nach der Auslosung kein Thema mehr, diese beiden haben nicht enttäuscht. Südkorea hat das personelle Potenzial, auch weiterhin um Achtel- und Viertelfinals mitzuspielen, man müsste es nur auch inhaltlich umsetzen.

Nur bei Japan muss man sich aktuell ernsthafte Sorgen machen.

(phe)

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Day 15 / G – Tust du mir nix, tu ich dir nix https://ballverliebt.eu/2010/06/25/day-15-g-tust-du-mir-nix-tu-ich-dir-nix/ https://ballverliebt.eu/2010/06/25/day-15-g-tust-du-mir-nix-tu-ich-dir-nix/#respond Fri, 25 Jun 2010 17:56:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2364 Day 15 / G – Tust du mir nix, tu ich dir nix weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 15 – Gruppe G | Zu 99,9% war es ja ohnehin schon entschieden – darum war der letzte Spieltag dieser Staffel auch spannungsarm. Portugal und Brasilien langweilen sich und Publikum mit einem faden 0:0, und die Ivorer holten sich beim 3:0 gegen Nordkorea zumindest noch einen Sieg.

Brasilien – Portugal 0:0

Brasilien - Portugal 0:0

Nicht allzu hoch verlieren – das war wohl die Vorgabe von Queiroz vor dem Spiel seiner Portugiesen gegen Brasilien. Hinten sicher stehen, und kontern, wenn sich die Gelgenheit gibt. Dabei fingen Cristiano Ronaldo und Co. durchaus forsch an, mit einem 4-3-3 – und dem im Nordkorea-Spiel bewährten Tiago in der Mittelfeldzentrale statt des Bremsers Deco. Vor allem über die linke Seite, über die Shooting-Star Coentrão wieder viel Betrieb machte, lief in den ersten 15 bis 20 Minuten einiges. Doch war Cristiano Ronaldo, der als zentraler Stürmer aufgeboten wurde, wegen der brasilianischen Verteidigung nicht vergönnt, wirklich gefährliche Szenen auch vor dem Tor zu haben.

Mit Fortdauer der ersten Hälfte verlegten sich die Portugiesen immer mehr auf die Defensive, was aus der Grundformation eher ein 4-1-4-1 werden ließ. Vor allem die drei etatmäßigen Mittelfeldspieler (Tiago, Pepe und Meireles) standen sehr eng zusammen vor dem eigenen Strafraum, um den Gegnern nicht die Möglichkeit zu geben, sich in selbigen hinein zu kombinieren. Dazu zogen sich Linksaußen Duda (der ja in Málaga und auch im Team schon oft den LV spielt) und Rechtsaußen Danny oft sehr weit zurück, um die starken Flügel der Brasilianer zu bremsen.

Die Seleção war wieder im gewohnten 4-2-3-1 angetreten, aber mit eine komplett neuen Besetzung im offensiven Mittelfeld: Nilmar spielte für Robinho, zeigte aber eine äußerst diskrete Leistung und hat sich fraglos nicht für weitere Einsätze angeboten; Júlio Baptista ersetzte den gesperrten Kaká und spielte eher unauffällig; und Dani Alves durfte für den angeschlagenen Elano als Rechtsaußen ran. Eine Rolle, mit der sich der gelernte Rechtsverteidiger schnell anfreunden konnte, schließlich war er so viele seiner sonstigen Defensivaufgaben los. In der Tat agierten diese drei sehr weit nach vorne gerückt, sodass zuweilen fast eine Vierer-Angriffskette die portugiesische Defensive – zumeist vergeblich – auszumanövrieren versuchte.

Klar ging es für die Brasilianer in diesem Spiel im Grunde um nichts, und angesichts der Ungewissheit, wie die Spanier ihre Gruppe beenden würden, konnte man auch nicht das Resultat kontrollieren, um dem Mitfavoriten wenn möglich aus dem Weg zu gehen. Dass Dunga aber dennoch volle Disziplin einfordert, musste Felipe Melo sehen: Als sich der Sechser auf einen persönlichen Rachefeldzug gegen den ruppigen Pepe begab, musste er noch unmittelbar vor der Pause für Josué das Feld räumen. Die Höchststrafe.

In der zweiten Hälfte wurde noch ein wenig gewechselt und ein wenig der Ball hin und her geschoben, aber da Meldungen von einem möglichen Kantersieg der Ivorer ausblieben, verlor sich das Spiel in harmlosem Ballgeschiebe im Mittelfeld. Das Spiel, dass schon vor der Pause nicht viel hergab, schlief nun komplett ein; mehr als vereinzelte Versuche auf schnelle Vorstöße war von beiden Mannschaften nicht zu sehen. Der mit Abstand aktivste aller Beteiligten war Carlos Dunga, dem der lustlose Auftritt deutlich missfiel. Meireles konnte einen Querschläger von Lúcio nicht im Tor unterbringen; Der eingewechselte Ramires forderte mit seinem 25m-Schuss den portugiesischen Torhüter Eduardo erst in der Nachspielzeit zu einer ernsthaften Rettungstat – mehr war nicht.

Fazit: Es war kein zweites Gijon, aber man wurde von Beginn an das Gefühl nicht los, dass hier beide Mannschaften mit einem 0:0 bei geschonten Kräften vorzüglich leben konnten, zumal ja keiner wusste, mit welchem Resultat man Spanien aus dem Weg gehen kann. Womöglich war auch in den Köpfen der Brasilianer, dass sie mit einem Remis auch den Ivorern noch eine für deren Schweinereien im zweiten Spiel mitgeben könnte. So oder so, das war ohne Frage das bislang langweiligste und auch sinnloseste Spiel dieser WM.

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Côte d’Ivoire – Nordkorea 3:0 (2:0)

Nordkorea - Côte d'Ivoire 0:3

Die eingenordeten Koreaner begannen von der Formation genauso wie in den ersten beiden Spielen (also mit einem 5-3-2) und vom Spielverlauf her genauso wie in der zweiten Hälfte gegen Portugal: Völlig unterlegen. Die Ivorer haben die größte taktische Schwäche der Nordkoreaner – das Stellungsspiel der Außenverteidiger – natürlich erkannt und spielen daher konsequent über die Außen. Gervinho machte das besser, Kader Keita weniger effizient. Diese beiden tauschten auch permanent ihre Plätze, um die ohnehin schon überforderten Außenverteidiger Cha und Ji noch mehr zu verunsichern.

Zudem wurden die beiden gut von Eboué rechts (der sich als Außenverteidiger sichtlich wohler fühlt als noch im Mittelfeld) und Boka links unterstützt, weil diese beiden in der Rückwärtsbewegung praktisch nichts zu tun hatten. Yaya Touré machte den zentralen Ballverteiler, Didier Drogba zeigte im Sturmzentrum, was er draufhat – sinnbildlich die Szene, als sich ihm zwei Verteidiger in den Weg stellen und letztlich beide das Nachsehen haben. Zudem vermieden es die Koreaner, wie schon in den ersten beiden Spielen, allzu heftig in Zweikämpfe zu gehen. Logisch, aufgrund der körperlichen Statur der kleingewachsenen Asiaten. Aber dann hätte das Stellungsspiel wesentlich sicherer sein müssen und der Vorwärtsdrang, um Entlastung zu schaffen, viel deutlicher erkennbar.

So standen die komplett verunsicherten und körperlich um Lichtjahre unterlegenen Koreaner hinten drin und hofften, dass die Ivorer es nicht so flott angehen wie die Portugiesen. Weil aber die Ivorer wussten, dass nur ein Kantersieg ihnen die theoretische Chance auf das Achtelfinale erhalten würde, spielten sie natürlich gnadenlos nach vorne und führten folgerichtig nach zwanwzig Minuten schon mit 2:0. Die Afrikaner hatten Ballbesitz ohne Ende und nagelten den Gegner hinten weitgehend fest (mehr als einen Freistoß brachten die Nordkoreaner vor der Pause nicht zustande), verpassten es aber, die Führung noch weiter zu erhöhen.

Das führte sich auch in der zweiten Hälfte fort: Die Koreaner verteidigen viel zu nachlässig, standen oft viel zu weit von den Gegenspielern weg und sahen sich weiterhin rollenden Angriffen der Ivorer gegenüber. Diese realisierte dann aber doch, dass das Achtelfinale ein Wunschtraum bleiben wird, auch weil nicht annähernd das verdiente Kapital aus der drückenden Überlegenheit geschlagen wurde. So wurde das Tempo nach einer Stunde deutlich gedrosselt, auch die Genauigkeit der Angriffsbemühungen ging merklich zurück.

Der Sieg war nun sicher, allerdings auch, dass es nicht für das Achtelfinale reichen wird. Das sah man dem nun aufsteckenden Team der Ivorer auch an – da half auch die Einwechslung von Seydou Doumbia als viertem Stürmer nichts. Ja, es gab noch das 3:0, aber mehr als Kosmetik war das nicht mehr. Und bei den Koreanern? War es wieder einzig Jong Tae-Se, der sein durchaus vorhandenes Können zeigen konnte. Ein Mann von internationalem Format reichte aber um Längen nicht.

Fazit: „Sechs Stück waren locker drin“, bilanzierte der sky-Kommentator, und er hatte damit absolut Recht. Die Ivorer waren von der ersten bis zu letzten Minute das besser, reifere und gefährlichere Team. Die Koreaner versuchten von Anpfiff weg, die Niederlage im erträglichen Rahmen zu halten. Das gelang zwar, aber weniger wegen der eigenen Defensivstärke – von der war nichts mehr zu sehen – sondern am schlampigen Gegner.

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Das war die Gruppe G: Samba-Fußball war es nicht – aber das durfte auch keiner, der sich auch nur ein kleines bisschen mit Fußball beschäftigt, von diesem Team aus Brasilien erwarten. Unterkühlt und geduldig kamen sie zu zwei verdienten Siegen gegen die Koreaner und die Ivorer, im Spiel gegen Portugal tat sich dann keiner mehr weh. Es ist nicht anzunehmen, dass sich die Spielweise in der K.o.-Runde ändern wird. Aber die Antwort auf die Frage, wie das Team auf einen Rückstand reagiert, steht noch aus.

Auch für Portugal geht’s ins Achtelfinale. In erster Linie war es natürlich das 7:0 über Nordkorea, das die Gruppe de facto schon am zweiten Spieltag entschied, der vorsichtigen Nullnummer zum Auftakt gegen die Ivorer zum Trotz. Das Minimalziel ist nun erreicht, aber wirklich Bemerkenswertes gegen Teams mit Achtelfinal-Format war noch nicht dabei. In erster Linie an sich selbst gescheitert ist Côte d’Ivoire: Nicht konsequent genug das an sich gute Spiel gegen Portugal genützt, gegen Nordkorea nicht annähernd das Ergebnis geholt, das der hochüberlegenen geführten Partie entsprochen hätte – und so ist das Aus womöglich die gerechte Strafe für die Attentate auf die Brasilianer.

Und dann wäre da noch Nordkorea. Keine Frage, das 1:2 zum Auftakt gegen Brasilien war die beste Leistung, aber dieses Spiel gegen ein Team, das sich nur für den Sieg und nicht für das Ergebnis interessiert hat, ließ die Koreaner auch glauben, man könne zumindest halbwegs mithalten. Doch gegen Portugal wurde der Mannschaft sehr drastisch aufgezeigt, wie viel zum WM-Format wirklich noch fehlt; gegen die Ivorer hätte es leicht ein ähnliches Debakel geben können. Wenn das Team nicht aus seiner (natürlich auch politisch bedingten) Isolation herauskommt und sich öfter mit guten Teams misst, wird die Konkurrenzfähigkeit nicht steigen.

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Day 11 – Effektive und weniger Effektive https://ballverliebt.eu/2010/06/21/day-11/ https://ballverliebt.eu/2010/06/21/day-11/#comments Mon, 21 Jun 2010 13:25:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2303 Day 11 – Effektive und weniger Effektive weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 11 | Portugal zeigt nach der Pause, wie man was für die Tordifferenz macht und gewinnt 7:0. Die Spanier (gegen harmlose Honduraner) und die Chilenen (gegen dezimierte Schweizer) zeigen, wie man das nicht macht und verpassen mögliche höhere Siege.

Portugal – Nordkorea 7:0 (1:0)

Portugal - Nordkorea 7:0

Da schau her: Die Nordkoreaner zeigten sich gegen die Porugiesen wesentlich frecher als beim 1:2 gegen Brasilien, aus dem 5-3-2 in der Defensive wurde nun über weite Strecken ein 3-5-2, weil die beiden Außenverteitiger Ji und Cha deutlich mehr aufrückten und die Außen der Portugiesen (Cristiano Ronaldo und Simão) schon früh stellen konnten. Vor allem Cristiano Ronaldo (der, anders als gegen die Ivorer, diesmal über die linke Seite kam) war nicht besonders lauffreudig und es wurde schnell deutlich, dass der vor allem langen Bällen auf ihn keinen Schritt entgegen geht – so hatten die aufmerksamen Koreaner wenig Probleme, ihm immer wieder die Bälle zu nehmen, bevor er sie überhaupt hatte.

Zudem hatte man den Eindruck, dass die Portugiesen mit den deutlich mutigeren Koreanern nicht gerechnet hatten, vor allem im Mittelfeld kamen die Favoriten kaum zum Zug, die Außenverteidiger (vor allem Cha rechts) waren ständig nach vorne unterwegs und es gab durchaus die Möglichkeiten, dass die Portugiesen sogar in Rückstand geraten. Diese versuchten zu selten, gegen die Dreierabwehr in den schnellen Vorwärtsbewegung breit zu machen, bevor die Außenverteidiger zurück waren. Doch die Nordkoreaner machten in der Abwehr dann den Fehler, der schon gegen Brasilien zu zwei Gegentoren geführt hat: Halbherziges Stellungsspiel auf der linken Abwehrseite, ein schneller Pass und Meireles stand frei vorm Tor, 1:0. Eine der wenigen gelungenen Aktionen von der Flanke, auf der Simão ansonsten nichts zeigen konnte und .

Nach der Pause machten die Portugiesen vieles besser, was davor nicht zur Zufriedenheit passierte – vor allem das schnelle Spiel über die Außen. Kaum ging Crsitiano Ronaldo mal mit Tempo zur Grundlinie, riss die koreanische Dreierkette auseinander. Dass allerding bei einem Mondball aus dem Mittelfeld selbige auch schon die Orientierung verliert, ist eher erstaunlich – und wieder war es mit Ri Kwang-Chon der linke Innenmann, der den Stellungsfehler beging. Und wieder kam die Aktion zum 2:0 über die recht Seite, die ja zuvor gar nichts zeigte.

Dass Queiroz in der Halbzeit seine Mannschaft ganz offensichtlich darauf aufmerksam machte, „Hallo, wir spielen hier gegen eine Dreierkette – also konsequent ab über die Außen!“, trug früchte. Sowohl beim 3:0 als auf beim 4:0 rissen Coentrão und Cristiano Ronaldo mit beherzten Läufen über die Seite die Dreierkette auseinander, flankten, und der Mann in der Mitte (erst Almeida, dann Thiago) nützten den Platz in der Mitte und sagte „Danke“. Kurz darauf das selbe Spielchen über rechts (wieder über Ronaldo), das hätte schon das 5:0 sein müssen – die Koreaner wussten darauf überhaupt nicht zu reagieren. Darum legten die nun wesentlich sichereren Portugiesen konsequent den Finger in diese Wunde.

Die Koreaner waren nun sichtlich durch mit den Nerven (Ri Kwang-Chon, der schon bei den ersten vier Toren schlecht gestanden war, produzierte den Querschläger, den Liédson zum 5:0 ausnützte), konnten das disziplinierte Spiel wie gegen Brasilien und das mutige der ersten hälte heute nicht mehr aufrecht erhalten. Nur Sturmspitze Jong Tae-Se ließ sich nicht entmutigen, doch sonst ging es für die Nordkoreaner nun nur noch darum, das Ausmaß der sportlichen Katastrophe einzudämmen – was nicht gelang, denn die völlig entnervte Defensive kassierte gegen die nun groß aufspielenden Portugiesen dann noch zwei Treffer. Cristiano Ronaldo durfte seine großartige zweite Hälfte mit dem Ende seiner Torsperre belohnen, beim 6:0 schlief Park Chol-Jin, der rechte Innenverteidiger; und beim 7:0 der sonst so sichere zentrale Mann, Ri Jun-Il.

Fazit: Die Portugiesen enttäuschten vor der Pause gegen freche Koreaner, spielten aber nach der Pause groß auf, weil sie die Schwächen der Asiaten brutal aufdecken konnten. Das höchste WM-Sieg seit dem 8:0 der Deutschen gegen Saudi-Arabien vor acht Jahren hievt Portugal zu 99% ins Achtelfinale. Den Koreanern kann man nur wünschen, dass der „Geliebte Führer“ in der Heimat das Spiel nicht gesehen hat.

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Chile – Schweiz 1:0 (0:0)

Chile - Schweiz 1:0

Der überraschende Sieg der Schweizer über Spanien bedeutete für Chile: Siegpflicht! Aber die Südamerikaner, die gegen die zwei Schweizer Spitzen mit einer Dreierkette (Medel, Ponce, Isla) verteidigten, kamen gegen die im Mittelfeld sehr aktiven Gegner zu Beginn überhaupt nicht zurecht. Die Eidgenossen waren wie gegen Spanien recht defensiv ausgerichtet, mit Inler und Huggel in der Zentrale, und auch Gelson auf der linken Seite ist eigentlich gelernter defesniver Mittelfeldspieler. So kam die chilenische rechte Seite mit Isla und Sánchez, die gegen Honduras groß aufgespielt hatte, nicht in die Partie, und weil auch Behrami auf der rechten Seite der Schweizer eher defensiv denkt und spielt, konnte auch das Duo Vidal/Beausejour in Schach gehalten werden.

Wollten aber die Schweizer nach vorne spielen, bot sich ihnen ein Spiegelbild: Carmona und seine Kollegen im chilenischen Mittelfeld machten die Räume ebenso eng, sodass es auch für die Schweizer kein Durchkommen gab. Das Resultat war ein wenig ansehnliches Kampf- und Krampfspiel, das sich fast ausschließlich im Mittelfeld abspielte; und weil der arabische Schiedsrichter recht kleinlich agierte, sammelten sich schon früh diverse Verwarnungen an. Bewegung kam erst ins Spiel, als nach einer halben Stunde der Schweizer Valon Behrami für einen Ellbogencheck (völlig zurecht) vom Platz flog.

Nun ging Stürmer Alex Frei auf die Behrami-Position zurück, und die Chilenen reagierten insofern darauf, dass sie sofort die Seite mit Frei und Lichtsteiner anbohrten. Sofort kamen zwei, drei gefährliche Situationen zu Stande, die Hitzfeld noch vor der Pause dazu zwangen, mit Barnetta einen echten Mittelfeldspieler anstatt des defensiv überforderten Frei einzuwechseln.

Für die zweite Hälfte ließ zwar Bielsa nicht, wie eigentlich zu erwarten gewesen wäre, gegen nun nur noch einen Stürmer seine Dreierkette auf, brachte aber mit Valdivia einen spielstärkeren Stürmer für Suazo und mit Mark González einen Linksaußen für Vidal; Beausejour rückte eine Position zurück ins linke Mittefeld. Gegen die dezimierten Schweizer übernahmen die Chilenen nun voll das Kommando, kamen aber auch aufgrund ihrer kleineren Statur gegen die physisch starken Schweizer Abwehrspieler nicht so richtig zum Zug; ein vermeintliches Tor wurde zu Recht wegen Abseits nicht anerkannt.

Nach einer Stunde kam noch Sturmspitze Paredes für Matí Fernández, der als Spielgestalter gegen die vielbeinige gegnerische Abwehr kein Mittel fand, und Bielsa stellte nun doch auf zwei Innenverteidiger um – Jara ging auf die linke Seite. Der spielerische Druck, den die Chilenen ausübten, wurde dann doch noch mit dem 1:0 belohnt (wenn es Abseits gewesen sein sollte, reden wir hier von Millimetern – kein Vorwurf), weswegen Hitzfeld reagierte und mit Bunjaku doch wieder eine zweite nominelle Spitze brachte. Bunjaku brachte zwar die meiste Zeit auf der linken Mittelfeldseite zu, auf der er Gelson ersetzte, die Chilenen gingenaber wieder zurück zur Dreierkette und lauerten auf Konterchancen. Diese boten sich zwar, wurden aber ebenso kläglich vergeben wie Derdiyoks Hundertprozenter kurz vor Schluss für die Schweizer.

Fazit: Die Chilenen feiern einen hochverdienten Sieg, weil sie nach dem Ausschluss das Heft des Handelns in die Hand nahmen. Weil es ihnen aber an der Abgeklärtheit vor dem Tor fehlte, dürfte dieser zweite 1:0-Sieg wohl dennoch zu wenig sein – vorausgesetzt, die Spanier werden ihrer Favoritenrolle gegen Chile gerecht und die Schweizer der ihren gegen Honduras.

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Spanien – Honduras 2:0 (1:0)

Spanien - Honduras 2:0

Nominell stellte Del Bosque mit Torres und Villa zwei Spitzen auf, er veränderte aber sein 4-2-3-1 nicht, weil Villa die Position auf der linken offensiven Mittelfeldseite einnahm. Das hatte Sinn, weil Villa somit einigen Platz vor sich hatte, um seine Fähigkeiten auszuspielen. Und es funktionierte auch: Vor allem in der Anfangsphase ging jede gefährliche Aktion über Villas linke Seite, folgerichtig auch die schöne Einzelleistung zur 1:0-Führung. Dass über seiner an sich starken Leistung der Makel der Tätlichkeit liegt, die ihn nach einer halben Stunde vom Platz fliegen hätte lassen müssen, ist schade.

Torres agierte als Sturmspitze im Zentrum, bekam einige Bälle und seine Teamkollegen versuchten vor allem nach der Führung, ihren durch viele Verletzungen im Saisonverlauf sichtlich verunsicherten Teamkollegen in Szene zu setzen – dass er nicht ganz auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit ist, wurde aber schon deutlich. Nicht ganz mit Villas Zug zum Tor mithalten konnte der eher diskrete Navas, der mehr damit beschäftigt war, den äußerst umtriebigen Ramos abzusichern, als selbst den unmittelbaren Weg zum Tor zu suchen.

Die Honduraner stellten sich in einem 4-1-4-1 auf, mit Wilson Palacios als Sechser und einer sehr defensiv orientierten Viererkette im Mittelfeld, die (oft erfolglos) versuchte, dem spanischen Kurzpassspiel den Weg zu versperren. Auffälligster Mann nach vorne war Walter Martínez, was nicht nur an seiner bunten Frisur lag, sondern daran, dass er sich nicht sklavisch an seine Position im rechten Halbfeld hielt, sondern auch anderswo Lücken im spanischen Mittelfeld ausnützten wollte. Da aber die Honduraner nur recht zaghaft nach vorne spielten, war David Suazo in der Spitze erwartungsgemäß harmlos – zudem beteiligte er sich zumeist an der Defensivarbeit.

Nach der Pause wurde Honduras mutiger – zumindest nominell: Stürmer Welcome kam für den linken Mittelfeldmann Espinoza, er orientierte sich sofort in die Spitze. Suazo wich ins linke Mittelfeld zurück, Guevara ins defensive Mittelfeld – nun agierte Honduras aus einem 4-2-3-1, und sie spielten nun auch beherzter nach vorne. Die unmittelbare Folge: Mehr Platz für die Spanier, und schon stand’s nur fünf Minuten nach der hondurasnischen Neuausrichtung 0:2. Nachdem Villa den Elfmeter verballert hat, brachte Rueda mit Núñez noch einen Offensiven, stellte auf 4-4-2 um, und die Spanier hatten hinten noch mehr Platz. Fàbregas hätte eine halbe Minute nach seiner Einwechslung (für Xavi) zum 3:0 einschieben müssen – aber die Spanier haben, das bestätigt den Eindruck vom Schweiz-Spiel, einige Schwierigkeiten im Verwerten der Chancen.

Was sich auch in der restlichen Partie nicht besserte, sondern eher noch schlimmer wurde – weil, wohl auch mit der sicheren Führung im Rücken, jeder noch einen Haken machte, noch einmal abgeben wollte, und im Endeffekt keiner tatsächlich auch aufs Tor schoss. Selbst, als die Honduraner dann sogar noch die Viererkette aufgelöst hatten, auf Dreierkette gingen und den (ohnehin nominell stark besetzten) spanischen Außen noch mehr Platz ließen, nahmen die Spanier diese Einladung nicht an – speziell Navas muss als Enttäuschung angesehen werden. Ja, vorne wurde Honduras nicht mehr gefährlich, aber sie können sich durchaus damit rühmen, gegen Chile und Spanien nur drei Tore kassiert zu haben.

Fazit: Die Spanier kamen zu einem leichten Sieg, verpassten es aber, etwas für Selbstvertrauen und Tordifferenz zu tun. Mit einer zum Teil fast schon überheblich schlampigen Offensivleistung wird es gegen Chile nicht gehen. Honduras darf man bescheinigen, nach der Pause durchaus auch nach vorne etwas machen zu wollen – gegen Spanien, wohlgemerkt – und sich auch vom 0:2 darin nicht beirren zu lassen. Den größten Vorwurf bei Spanien muss man aber Villa machen: Seine zwei Tore in allen Ehren, aber die Tätlichkeit liegt wie ein Schatten darüber, und den Elfmeter hätte er Torres überlassen sollen, um diesem den dringend notwenigen Schub zu geben.

(phe)

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Day 5 – Innere Handbremse https://ballverliebt.eu/2010/06/15/day-5/ https://ballverliebt.eu/2010/06/15/day-5/#comments Tue, 15 Jun 2010 13:55:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2244 Day 5 – Innere Handbremse weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 5 | Im Spitzenspiel des Tages neutralisierten sich die Ivorer und die Portugiesen auf hohem Niveau, die innere Handbremse wurde aber nicht ganz gelöst. Die Brasilianer standen gegen Nordkorea zu lange am Bremspedal, die Slowaken stiegen gegen freche Kiwis zu früh drauf.

Neuseeland – Slowakei 1:1 (0:1)

Neuseeland - Slowakei 1:1

Damit haben die Slowaken ganz eindeutig nicht gerechnet: Die Neuseeländer, in einem etwas eigentümlichen 3-1-3-3 angetreten, spielten von Beginn an richtig mutig, ohne Angst und ohne übertriebenen Respekt auf. Die Dreierkette in der Abwehr mit Routinier Nelsen und den Jungspunden Reid und Smith bekam nicht mal allzu viel zu tun, weil Sechser Vicelich und die Mittelfeldkette schon sehr viel von den Slowaken abfingen und sich gleich auch selbst um den Spielaufbau kümmerten. Bälle nach vorne auf die drei Spitzen kamen zwar vornehmlich über lange Bälle, mit denen Škrtel und Ďurica zumindest aus dem Spiel keine allzu großen Probleme hatten, aber im Mittelfeld waren die erfrischend frechen Neuseeländer den vom spielerischen Potential auf dem Papier deutlich besseren Slowaken überlegen.

Das slowakische Mittelfeld fand dafür überhaupt nicht statt. Štrba, der Sechser, war eine Katastrophe im Spielaufbau, er schaffte es nie, den in der (nominell) offensiven Zentrale aufgestellten Hamšík in irgendeiner Weise zu unterstützen. Und überhaupt, der Star von Napoli. Hamšík war nicht in der Lage, gegen das massierte defensive Mittelfeld der Neuseeländer ein auch nur halbwegs taugliches Offensivspiel aufzuziehen. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis die Slowaken die Überraschung über und die Verunsicherung durch das so nicht erwartete neuseeländische Spiel abzulegen begann. Gegen einen stärkeren Gegner ist das natürlich zu lang.

Nicht zufällig wurde die erste spielerisch gute und schnelle Aktion nicht durch den blassen Hamšík, sondern den produktiveren Flügelspieler Weiss eingeleitet, natürlich über rechts, und natürich hatte die All-Whites-Abwehr sofort Probleme. Generell war das Spiel der Slowaken rechtslastig, einfach weil dort mit Weiss junior der aktivste Spieler beheimatet war. Der gelernte Stürmer Jendrišek war auf der linken Seite verschenkt: Weder konnte er dort seine Torgefährlichkeit ausspielen, noch irgend etwas für die Offensive produzieren. Dass Weiss senior in der Pause darauf nicht reagiert hat und Stoch brachte, lag daran, dass dieser angeschlagen war. Weiss junior belebte dann auch die linke Seite, als er gegen Ende der ersten Hälfte mit Jendrišek Platz tauschte. Und nach der Pause natürlich über seine rechte Seite das 1:0 für die Slowaken eingeleitet wurde. Dass es Abseits war: Pech für die Neuseeländer.

Nach dem 1:0 war das Spiel im Grunde entschieden: Die Neuseeländer fielen nun deutlich zurück, kamen kaum mehr vor das Tor, weil Weiss junior nun viel in die Mitte zu Gange war und die Agenden des weiterhin maßlos enttäuschenden Hamšík übernahm. Šesták rückte dafür von der Spitze auf die rechte Seite. Somit konnten die Schwächen von Hamšík und Štrba ausgeglichen werden. Je länger das Spiel dauerte und je besser die Slowaken es optisch in den Griff bekamen, desto mehr merkten aber auch die Neuseeländer die durchaus wackeligen Beine vor allem in der slowakischen Defensive.

Zwanzig Minuten vor Schluss kam mit dem jungen Wood ein Prellbock für die Spitze, um lange Bälle abzufangen; mit Christie statt Vicelich wurde in der Mittelfeldzentrale ein etwas offensiverer Spieler gebracht. Dass der Ausgleich tief in der Nachspielzeit noch fiel, haben sich die Slowaken selbst zuzuschreiben, sie ließen sich von den Neuseeländern einlullen, Fahrlässigkeiten des an sich besten Defensivspielers Škrtel waren dafür ein Anzeichen. Und es ist kein Zufall, dass gerade Štrba erst den Kopfball vor dem Assist zum Ausgleich verlor, als auch danach bei der Flanke schlief.

Fazit: Die Slowaken brauchten lange, um sich auf die lange frechen Kiwis einzustellen und hätten mit de facto zwei Mann in wichtigen Positionen weniger (Hamšík und Štrba) dennoch gewinnen müssen. Die taten es nicht, weil sie sich im Gegensatz zu den meisten Slowaken nicht vor dem Anlass in die Hose machten.

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Côte d’Ivoire – Portugal 0:0

Côte d'Ivoire - Portugal 0:0

In Port Elisabeth startete Portugal mit einigem Schwung in die Partie. Besonders Cristiano Ronaldo versuchte das Spiel an sich zu reissen. Nach etwa 10 Minuten bimmste der „Pfau“ den Ball aus großer Distanz auf die Stange und machte die Ivorer damit darauf aufmerksam, dass er eine Sonderbehandlung braucht. Die bekam er dann auch in Form von einigen Fouls. Der abgeklopfte Ronaldo verlor dann deutlich an Elan, besonders weil der Schiedsrichter aus Uruguay nicht besonders viel com Credo „Spielmacher schützen“ hielt und generell mit fragwürdigen Entscheidungen ein ruppiges Spiel verursachte. Die Elfenbeinküste nutzte das um sich eine leichte Feldüberlegenheit zu erarbeiten.

Beide Mannschaften spielten ein 4-3-3 mit rotierenden Spitzen und sehr dynamischen Adaptionen im Defensivspiel. Taktisch erste Sahne. Ausgelegt wurden die Systeme aber unterschiedlich. Während die Portugiesen den Ball in der eigenen Feldhälfte kontrollierten (die Innenverteidiger waren Hauptanspielstationen) und dann eher durch die Mitte vorstießen, ging es bei den Ivorern etwas flotter und vertikaler über die Seiten zur Sache – besonders über links, wo auch der rechts nominierte Gervinho immer wieder auftauchte. Die Außenverteidiger schalteten sich dabei gut ein.

Auffällig: Beide Mannschaften verteidigten sehr hoch und machten die Räume sehr eng – im Mittelfeld war Dauerstau. Das änderte sich in der zweiten Hälfte. Nach einem starken Beginn der Elfenbeinküste stellte Portugal um, ging stark in Richtung defensives 4-4-2 und zog sich eher bewusst zurück um den schnellen Attacken der Verteidigung der „Elefanten“ zu entgehen, die zu flotten Ballverlusten und schnellen Gegenstößen führten. Das machte im Mittelfeld Luft für alle und eine sehr attraktive Phase des Spiels war die Folge. Auf den Versuch von Carlos Queiroz, des Teamchefs der Europäer, die Mittelfeldhoheit zurück zu erobern, reagierte natürlich auch Sven-Göran Eriksson, seinerseits Coach der Afrikaner. Auch seine Mannschaft stabilisierte das defensive Mittelfeld, packte ein 4-2-3-1 aus.

In der 66. Minute jubelte das Stadion über die Einwechslung von Didier Drogba für seinen Chelsea-Kameraden Kalou. Mit diesem Tausch endete aber auch das gefährliche Rochadenspiel der Ivorer im Sturm und der Sturmlauf fand sein Ende. Portugals Taktik wirkte, die Iberer konnten wieder mehr Ballbesitz erringen und Druck aufbauen. Ihr System war dann sehr dynamisch, ließ den Spielern einige Freiheiten, ohne sie von zu vielen Aufgaben zu entbinden. Das Gegenmittel „Schnelle Konter“ wirkte für die Ivorer dann erst wieder in den letzten Minuten. Allerdings wurden auch die Räume auf diese Weise wieder enger, und damit endeten die 20-30 Minuten an sehenswert offenem Spiel. So ließ sich dann das 0:0 auch nicht mehr überwinden.

Fazit: Gerechtes Remis in einem und sehenswerten Spiel, dem nur Tore fehlten. Beide Mannschaften spielen hochklassigen Fußball und wären ein Verlust für die WM – sie werden in dieser Form aber auch Brasilien gefährden können.

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Brasilien – Nordkorea 2:1 (0:0)

Brasilien - Nordkorea 2:1

Die Rollen waren klar verteilt – aber so richtig flutschen wollte es für die Brasilianer vor allem vor der Pause nicht. Die Seleção war in einem 4-2-3-1 angetreten, mit dem statischen Luís Fabiano ganz vorne und mit den offensiven Elano (rechts) und Kaká (zentral, sehr unauffällig) und Robinho (links) an den Flanken. Grundsätzlich genug Potential, um der koreanischen Fünferkette zuzusetzen, aber es kam gar nichts. Die Brasilianer spielten um den Strafraum herum, recht behäbig. Keine versuchte mal, sich mehr zu bewegen, keiner bot sich an, so hatten es die Koreaner nicht allzu schwer, die Null zu halten.

Hauptachse der Brasilianer war die rechte Seite über Maicon, den mit Abstand besten Mann auf dem Platz. Praktisch alle Angriffe wurden über seine Seite eingeleitet, versandeten aber. Der Favorit verstand es nicht, die sich trotz der massierten Abwehr bietenden Freiräume auch auszunützen. Zu selten ging mal einer bis zur Grundlinie durch, immer wieder zog es alle in die Mitte, dorthin, wo die meisten Koreaner standen. Diese waren genau im erwarteten 5-3-2 angetreten, und ihr enorm fleißiger Stürmer Jong Tae-Se hielt als ständig drohende Gefahr für Konter die brasilianische Defensive vorsichtig.

An der Spielanlage änderte sich auch nach der Pause wenig: Die Koreaner mit drei sicheren Innenverteidigern, von denen maximal einer bei Standards im gegnerischen Gebiet nach vorne geht, und zwei durchaus fleißigen Außenverteidigern (vor allem Cha auf rechts war sehr engagiert). Davor Japan-Koreaner Ahn zentral, rechts der kleine, wuseligen Mun, und Kapitän Hong als Bindeglied zu Jong ganz vorne. Dunga musste seinerseits der Seleção in der Pause klar gemacht haben, dass es sich lohnen könnte, auch mal schnell in freie Räume zu spielen, denn genau so viel das 1:0 – nach einem Vorstoß waren die Koreaner noch nicht ganz sortiert, Elano spielte schlau hinter die Abwehr (LV Ji Yun-Nam war zu weit eingerückt), und Maicons Kunstschuss sorgte dann doch für die Führung. Dass es gerade Maicon war, ist kein Zufall, er war wie erwähnt noch der beste Brasilianer.

Auch das änderte aber nichts am Spiel der Koreaner. Ja, sie suchten nun etwas häufiger den Weg nach vorne, aber hinten blieb alles beim Alten. Brasilien atmete mit der Führung im Rücken deutlich auf und nützte einen der wenigen Unachtsamkeiten bei den Asiaten. Ri Kwang-Chon, der linke IV, rückte zwei Schritte raus um Luís Fabiano zu stellen, Zentral-IV Ri Jun-Il verschob nicht mit, und Elano sprintente hinter dem zu schon wieder zu weit eingerückten LV Ji Yun-Nam in das feine Zuspiel von Robinho und hatte keine Mühe mehr. Damit war das Spiel gelaufen, der Arbeitssieg des Favoriten fixiert. Dass Ji Yun-Nam seine beiden schlimmen Stellungsfehler mit dem (zu) späten Anschlusstor noch linderte, auf gute Vorlage von Jong Tae-Se, änderte nichts Grunsätzliches mehr.

Fazit: Vor der Pause enttäuschte die Seleção maßlos, danach ging es etwas besser, vor allem nach dem Führungstor. Ein Maßstab war dieses Spiel aber noch nicht. Die Koreaner verteidigten zumeist geschickt und können auch Portugal und Côte d’Ivoire noch Kopfschmerzen bereiten.

(phe/tsc)

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