Pressing – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 29 Mar 2016 09:51:11 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Österreich-Test gegen Albanien: Zwei taktische Beobachtungen https://ballverliebt.eu/2016/03/27/oesterreich-test-gegen-albanien-2-taktische-beobachtungen/ https://ballverliebt.eu/2016/03/27/oesterreich-test-gegen-albanien-2-taktische-beobachtungen/#comments Sun, 27 Mar 2016 01:50:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12231 Österreich-Test gegen Albanien: Zwei taktische Beobachtungen weiterlesen ]]> Im ersten Test des EURO-Jahres 2016 besiegte Österreich am Samstag Albanien mit 2:1 (2:0). Tore von Marc Janko und Martin Harnik genügten dem ÖFB-Team mit gewohnter Aufstellung im Duell mit einem anderen EM-Teilnehmer zu einem verdienten aber nicht problemlosen Erfolg. Zwei Dinge möchte ich in taktischer Hinsicht besprechen. 

[Wir sprechen auch im aktuellen Podcast über das Spiel, sowie über Deutschlands Niederlage gegen England und den Tod von Johan Cruyff.]

1. Die Pressing-Problemzone

Österreich versuchte hohes Pressing und verlor in seinem Ballhunger gelegentlich die Kompatkheit. Das defensive Mittelfeld rückte zu weit nach und ließ große Räume vor der Innernverteidigung, die aber oft schon bis zur Mittellinie aufgerückt war und deshalb nicht höher pressen konnte. Albanien gelang immerhin, die Problematik anzudeuten und beim Treffer auszunutzen, bessere Gegner könnten das härter bestrafen.

Österreich vs. Albanien: Pressingproblem

Natürlich soll aber nicht verschwiegen werden, dass eben jenes hohe Pressing vor dem 1:0 durch Marc Janko zur Balleroberung führte. Man sollte aber über Varianten sprechen, um diese Löcher zu stopfen. Ob Alaba und Baumgartlinger wirklich so oft gleichzeitig aufrücken sollten? Ob man den Gegner nicht doch ein paar Meter weiter aufrücken lassen sollte um der Abwehr zu ermöglichen, näher ans Mittelfeld zu rücken? 

Marcel Koller führte die zentralen Raumaufteilungs-Probleme nach dem Spiel auf die 2-gegen-3-Unterzahl im Zentrum zurück, die sich strukturell daraus ergibt, dass Österreich im 4-4-2 verteidigt, während Albanien ein 4-3-3/4-1-4-1 pflegte. Der Teamchef bemängelte in diesem Zusammenhang ein wenig die mangelnde Laufbereitschaft und das Verhalten, der Außenspieler, die ihm zu wenig eingerückt waren, um diese strukturelle Minderheit auszugleichen. 

In der obenstehenden Situation hätte aber weder Laufbereitschaft noch Einrücken viel genützt, um die 4 gegen 6 Unterzahl zu verhindern. Diese entstand daraus, dass Baumgartlinger ohne Absicherung in ein erfolgloses Gegenpressing startete.  Auch beim Gegentor fehlte wie angemerkt ein defensiver Mittelfeldspieler, um den Zug von Lenjani auf die Innenverteidigung aufzuhalten.

Österreich vs Albanien: Gegentor
Kurz vor dem albanischen Treffer: Lenjani sprintet in Harniks Rücken zur Mitte los, die beiden ÖFB-Sechser stehen zu hoch, um ihn zu blocken. und die Innenverteidigung kann dem Tempo nichts entgegensetzen

2. Der Aufbau durch die Mitte

Im frühesten Spielaufbau setzte man vor allem in der ersten Hälfte häufiger auf ein 4-3-3. Ein zentraler Mittelfeldspieler (v.a. Baumgartlinger) kippt dazu zwischen oder leicht vor die Innenverteidiger ab und hat das Spiel vor sich. Das gibt ihm vier Anspielstationen in unmittelbarer Nähe. Wenn er nicht attackiert wird, rückt er entweder so weit wie möglich mit dem Ball auf, bis er eine attraktive Anspielstation findet oder sucht sofort die zwei zentralen Mittlefeldspieler (Alaba/Junuzovic) vor sich. Wird er doch attackiert, gibt er an einen Innenverteidiger ab, der diese Aufgabe eben dann übernimmt. Diese Aufbauform ist etwas langsam, dafür wirkt sie relativ risikolos und ist nur durch aggressiveres Stören des Gegners zu unterbinden.

Österreich vs. Albanien: Spielaufbau im 4-3-3
Spielaufbau im 4-3-3

In der zweiten Hälfte tat Albanien aber eben mehr dafür, Österreich zu stören – insbesondere die beiden Flügel waren deutlich aktiver. Deshalb baute Österreich primär im gewohnten 4-2-3-1 auf. Dabei bieten sich nur die beiden Sechser ballnah an, der Zehner bleibt höher aufgerückt. Er bietet einen zusätzlichen und direkteren Passweg durch die Mitte oder Hilfe beim Sichern weiter Bälle. Das gelang aber nicht so gut.

An dieser Stelle hätten sich vielleicht mehr weite Bälle auf die Außenspieler hinter die Abwehr angeboten (ca. wie jenen, den die albanische Abwehr beim 2:0 falsch eingeschätzt hat). Aber natürlich kann das auch bedeuten, dass der Ball schneller wieder weg ist. Und statt so nach einer höheren Führung zu jagen, wollte Koller, dass das Team mehr Ballbesitz anhäuft – möglicherweise auch weil es mit dem Ball besser darin ist, seine Kräfte zu schonen.

Diese Strategie resultierte zwar keinesfalls in einer Glanzleistung, aber so musste immerhin Albanien nicht nur dem Rückstand sondern auch dem Ball ständig nachjagen. Für Ergys Kace war diese Intensität möglicherweise zu hoch. Er kam gleich zwei Mal rotverdächtig zu spät in einen Zweikampf. Der unzweifelhafte Ausschluss nahm Albanien schließlich bessere Chancen auf den Ausgleich.

]]>
https://ballverliebt.eu/2016/03/27/oesterreich-test-gegen-albanien-2-taktische-beobachtungen/feed/ 8
Austria in der Krise: Philosophie des Trainers passt nicht zum Kader https://ballverliebt.eu/2014/11/03/austria-der-krise-philosophie-des-trainers-passt-nicht-zum-kader/ https://ballverliebt.eu/2014/11/03/austria-der-krise-philosophie-des-trainers-passt-nicht-zum-kader/#comments Mon, 03 Nov 2014 21:38:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10631 Austria in der Krise: Philosophie des Trainers passt nicht zum Kader weiterlesen ]]> 0:3 gegen Sturm – die Austria ist voll zurück in der Krise! Der enttäuschende Saisonverlauf mit erst drei Siegen nach 14 Spielen ist aber alles andere als Zufall. Sie ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der moderne Pressing- und Umschaltfußball mit hoher Abwehr-Linie, den Baumgartner spielen lässt, ganz einfach nicht zum vorhandenen Spielermaterial passt.

Austria - Sturm 0:3 (0:2)
Austria – Sturm 0:3 (0:2)

Pressing-Fußball mit schnellem Umschalten und einer hohen Abwehrlinie – so will Gerald Baumgartner spielen lassen. Was ihm mit Regionalligist Pasching den Cup-Sieg und Platz zwei in der Meisterschaft (hinter dem LASK) einbrachte, sollte auch in der Bundesliga zum Erfolg führen. Nach 14 Spieltagen aber hat die Austria nur drei Siege auf dem Konto und erst 16 Punkte. Dafür haben nur drei Teams mehr Gegentore kassiert. Was so alles falsch läuft, deckte Sturm eindrucksvoll auf.

Grundsätzliche Spielanlage

Die Austria begann gegen Sturm sehr aggressiv und mit einem deutlichen Linksdrall (Meilinger spielte eher einen zusätzlichen Zehner als einen Rechtsaußen), womit die Wiener Überzahl im Zentrum und klares Übergewicht über die linke Seite von Daniel Royer hatten. Aus dem nominell defensiven Mittelfeld schob vor allem Flo Mader weit nach vorne und unterstützte die vorderste Pressing-Linie.

Die beiden Innenverteidiger Sikov und Rotpuller spielten sehr breit, sodass die Außenverteidiger (Suttner-Vertreter Salamon links, Stryger-Vertreter Koch rechts) nach vorne schieben konnten. Allerdings gab es kaum eine Absicherung aus dem defensiven Mittelfeld, weil Holland so gut wie nie nach hinten rückte. So musste Lindner oft weit vorm Tor stehen und hätte (in der Theorie) einen Libero frei nach Manuel Neuer spielen müssen.

Die Folge waren gute Chancen in der Anfangsphase, aber auch einiges Risiko, wenn der Ball verloren ging. Denn die Austria kam nie richtig ins Gegenpressing, sodass Sturm nach einer kurzen Orientierungsphase in den ersten zehn Minuten recht gut so umschalten konnte, dass sich nur noch die Abwehrkette der Austria entgegen stellte.

Umschalten von Offensive auf Defensive

Das war das erste, große violette Problem. Ein nennenswertes Umschalten von Offensive auf Defensive gab es nur von der Abwehrkette. Weder die Mittelfeld-Außen noch Holland und Mader im Zentrum rückten zurück – das war etwa ein mit-entscheidender Faktor für das 0:1. Niemand bei der Austria fühlte sich nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung bemüßigt, Überzahl im Strafraum herzustellen, und Stankovic nützte dies dann aus.

Dieses Nicht-Vorhandensein eines Schließens der Reihen nach Ballverlust war ein wiederkehrendes Thema. Nach dem Führungstor der Grazer konnte sich Sturm mehr darauf verlegen, die offensiven Passwege der Austria zu kappen, dazu stellte man sich in einem 4-4-2 auf und machte die Räume eng. Diese Formation erlaubte es zudem, die Austria-Viererkette 1-gegen-1 anzupressen: Schick auf Salamon, Stankovic auf Rotpuller, Djuricin auf Šikov und Beichler auf Koch.

Das war vor allem deshalb so effektiv, weil weiterhin niemand aus dem Austria-Mittelfeld zum Helfen kam. So führte ein von Schick erzwungener Salamon-Fehlpass zum 2:0 für Sturm schon vor der Pause.

Šikov ist viel zu langsam

Will man mit hohes Pressing spielen, braucht es eine hohe Verteidigungslinie, und dafür braucht es entsprechend schnelle Innenverteidiger. Das Fehlen eines solchen führte etwa bei Ried am Saisonstart zu Gegentoren am laufenden Band, ehe dort Trainer Glasner die Linie wieder massiv nach hinten schob – drei der letzten fünf Spiele beendete Ried ohne Gegentor.

Immer wieder wurde bei der Austria gegen Sturm deutlich, dass hier das gleiche Problem vorherrscht, vor allem mit Vanče Šikov. Es ist sicherlich kein Zufall, dass gerade der schnelle Djuricin sich immer wieder den Zweikampf mit dem Mazedonier suchte. Wie Djuricin Šikov davon lief, war erschütternd. Dennoch stand die Austria mit den Innenverteidigern auch nach dem Seitenwechsel nicht selten auf Höhe Mittellinie. Was mit diversen ungleichen Laufduellen führte und in logischer Folge zum 0:3.

Šikov ist groß, robust und kopfballstark. Gute Attribute für einen Strafraum-Innenverteidiger. Der ist bei der Spielanlage, wie sie Baumgartner spielen lässt, aber nicht gefragt.

Schwierigkeiten im Aufbau

Die eklatanten Schwächen im mannschaftstaktischen Defensivverhalten wären noch halbwegs zu verschmerzen, wenn es wenigstens vorne genug Tore gäbe, um das auszugleichen. Aber 16 Tore in 14 Spielen sind dafür natürlich nicht annähernd genug. Das liegt aber nicht so sehr an Sturmspitze Omer Damari – fünf Tore in zehn Spielen sind ganz okay – sondern mehr daran, dass zu wenig taugliche Bälle den Weg in den Strafraum finden.

Das liegt zu einem großen Teil am Fehlen eines Spielers, der aus dem Mittelfeld heraus den „tödlichen Pass“ spielen könnte. Denn Alex Grünwald trägt zwar die Nummer zehn, aber ein Zehner von Bundesliga-Format ist er nicht. Nicht nur, dass er gegen Sturm eine erschreckende Fehlpass-Quote an den Tag legte und nach einer Stunde völlig zurecht ausgewechselt wurde. Nein, auch eine andere Bilanz spricht gegen Grünwald:

Ein einziger Assist in 14 Bundesliga-Saisonspielen.

Fazit: Kader passt nicht zur Philosophie

Gerald Baumgartner will eine hohe Linie spielen – hat aber in Šikov einen langsamen Strafraum-Innenverteidiger. Dennoch lässt er die IV auseinander schieben, ohne Absicherung aus dem zentralen Mittelfeld, weil Holland und vor allem Mader vorne den Gegner anpressen sollen. Das ist ein ziemlicher Gamble, der nicht aufgeht.

Dazu braucht es gerade nach schnellen Ballgewinnen, wie es durch den Pressing-Fußball angestrebt wird, Spieler, die gedankenschnell das Spiel in den richtigen Bahnen nach vorne lenken. Das aber kann Alex Grünwald schon die ganze Saison nicht zeigen.  Andererseits kam der größte Sieg in dieser Saison, das 3:2 in Salzburg, in einem Spiel, in dem die Austria in einem 4-1-4-1 defensiv stand, die Ketten zusammenschob, die Räume so eng machte und über die schnellen Flügelspieler (Meilinger und Royer) konterte.

Die moderne Spielanlage mit hoher Linie, flinkem Umschalten und gedankenschnellen Spielern, die Baumgartner vorschwebt, passt schlicht und einfach nicht zum verfügbaren Spielermaterial. Dass es auch im November noch nicht funktioniert, ist kein Zufall und ist auch längst nicht mehr mit Anlaufschwierigkeiten zu erklären. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, sich zu stabilisieren: Entweder, Baumgartner passt den Spielstil dem Kader an, oder die Austria rüstet im Winter so nach, dass der Kader zu Baumgartners Philosophie passt.

Vorausgesetzt natürlich, Baumgartner ist im Winter überhaupt noch Austria-Trainer. Ist keine Selbstverständlichkeit.

]]>
https://ballverliebt.eu/2014/11/03/austria-der-krise-philosophie-des-trainers-passt-nicht-zum-kader/feed/ 3
„Der eine holt Kraft aus’m Gebet, der andere aus der Badewanne!“ https://ballverliebt.eu/2012/12/23/der-eine-holt-kraft-ausm-gebet-der-andere-aus-der-badewanne/ https://ballverliebt.eu/2012/12/23/der-eine-holt-kraft-ausm-gebet-der-andere-aus-der-badewanne/#comments Sun, 23 Dec 2012 09:30:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8250 „Der eine holt Kraft aus’m Gebet, der andere aus der Badewanne!“ weiterlesen ]]> Raphael Honigstein nannte ihn zuletzt den Breisgau-Bielsa: Christian Streich, der etwas schräge Erfolgstrainer des SC Freiburg. Mit ihm startete der Bundesliga-Underdog nicht nur innerhalb eines Jahren vom sicher scheinenden Abstieg auf einen Europacup-Platz, sondern vollzog dabei auch noch die Entwicklung seines Teams zum derzeit wohl interessantesten der ganzen Bundesliga. Und nebenbei unterhält er mit seinem lockeren Mundwerk auch noch auf allerbeste Weise. Zum Abschluss des Kalenderjahres 2012 bezwang sein Team Schalke mit 3:1 – und das hochverdient.

FC Schalke 04 - SC Freiburg 1:3 (0:2)
FC Schalke 04 – SC Freiburg 1:3 (1:2)

Die „Badische Zeitung“ hat eine ganze Sektion den verbalen Genialitäten von Christian Streich gewidmet – zu Recht. Der gute Mann sagt nämlich intelligente Sachen, launig verpackt. Sowas wie:

„Wenn wir Trainer jetzt kommen würden und sagen, ‚lieg a Stund vorher in der Badewanne weil das entspannt dich wahnsinnig‘ – könnt ja sein, es gibt so Trainer. Oder ‚geh beten‘ oder sowas, könnt ja auch sein, wenn ein Trainer religiös ist, und i will aber partout net in die Kirch, weil ich austrete bin, und ich werd dazu zwunge, das isch ja net gut. Da kann ich ja net gut kicken, hinterher. Und deshalb müsse ma uns auch über solche Sachen unterhalten, über individuelle Herangehensweisen. Der eine holt Kraft aus’m Gebet, der andere holt die Kraft aus der Badwanne. […] Das respektier‘ ich und da sollte man so gut wie möglich drauf eingehen!“

Streich hat es im Blitztempo geschafft, seine Mannschaft auf Linie zu bringen, als sie fünf Punkte hinter einem Nicht-Abstiegsplatz lag und mit dem zu Newcastle abgewanderten Papiss Cissé gerade den einzigen Star-Spieler verloren hatte. Das geht natürlich nicht mit Motivation alleine (obwohl Streich das zweifellos hervorragend kann), sondern vor allem mit einem funktionierenden taktischen Konzept, an das sich alle halten.

Feld eng machen, auf Flügeln pressen

Zwei Faktoren machen Freiburg zu einem so unangenehmen Gegner. Zum einen rückt die Abwehrkette weit auf und lassen sich beide Stürmer gerne etwas zurückfallen, und im 4-4-2 wird extrem verschoben. So wird der für die andere Mannschaft zu bespielende Raum extrem klein und es fällt Freiburg somit leichter, Überzahl in Ballnähe zu schaffen. Ganz ähnlich schaffte in der vergangenen Saison Lucien Favre den so beeindruckenden Turnaround mit Borussia Mönchengladbach.

Der zweite Aspekt ist, dass Freiburg den Gegner fast zwingt, das Spiel über das Zentrum aufzubauen. Grund dafür ist, dass es der Sportclub in seinem zum Teil recht heftigen Angriffspressing vor allem auf die Außenverteidiger abgesehen hat. In diesem Fall rückt sofort einer der beiden Stürmer nach draußen und doppelt mit dem Flügelspieler aus dem Mittelfeld. Oft genug landet dadurch der Ball im Aus, es gibt Einwurf für Freiburg, und die ganze Mannschaft kann sich nach vorne orientieren.

Schalke umgeht Flügelpressing

Um diese Spielanlage wusste Schalke-Trainer Huub Stevens natürlich, und seine Gegenstrategie war simpel: Er wies einfach seine Innenverteidiger an, die Außenverteidiger nicht tief stehend anzuspielen.

xxx
Auffällig: Vor allem in der Anfangsphase gab es von den Schalke-IV Matip (32) und Höwedes (4) praktisch keine Pässe auf die Außenverteidiger. (Grafik: dfl.de)

Somit entging die Viererkette zwar durchaus dem aggressiven Pressing den Freiburger Offensiv-Quartetts, hatte aber dennoch Probleme, einen gesitteten Spielaufbau auf die Reihe zu bekommen. Zwar hatten Neustädter, Moritz und (der erstaunlich hoch stehende) Holtby einen numerischen Vorteil gegenüber dem Freiburger Duo in der Zentrale, aber dank des engen Raumes und des geschickten Verschiebens des Freiburger Kollektivs fand man kein dauerhaft funktionierendes Mittel.

Am Ehesten nach vorne kam Schalke, wenn es gelang, die Außenstürmer in 1-gegen-1-Situationen mit den Freiburger Außenverteidigern zu verwickelt. Sorg und Hedenstad hatten hier durchaus Probleme, weil sie auch einfach nicht so gut sich wie Draxler und Farfán. Der norwegische Rechtsverteidiger etwa berechnete vor allem hohe Schalker Flankenwechsel mitunter falsch.

Die hohe Abwehrlinie der Freiburger stellt die Gegner oft ins Abseits, birgt aber auch die Gefahr, dass man nur noch hinterherlaufen kann, wenn die Stürmer die Abseitsfalle überlisten und im Rücken der Abwehr auf Torhüter Baumann zulaufen. Das führte etwa gegen die Bayern im November zu einem frühen Gegentor und einem fast ebenso frühen Ausschluss von Diagné; und das führte auch gegen Schalke zum 0:1-Rückstand.

Aufbauspiel: Schuster nach hinten, vertikal nach vorne

Ein weiteres Mittel, den numerischen Nachteil eines 4-4-2 gegen das in Deutschland von den meisten Teams praktizierte 4-2-3-1 auszugleichen, ist der sich zwischen die Innenverteidiger fallen lassende Sechser. Das ist bei Freiburg Kapitän Julian Schuster, und mit ihm hinten wird die Formation der Breisgauer, wenn sie das Spiel von hinten aufbauen, ein 3-1-4-2.

xxx
Baut Freiburg das Spiel selbst auf, kippt Sechser Schuster ab und der SC formt ein 3-1-4-2

Die Innenverteiger rücken weit nach außen, die Außenverteidiger orientieren sich extrem weit nach vorne, die Mittelfeld-Flügelspieler rücken ein – und mitunter lässt sich auch einer der beiden Stürmer etwas zurückfallen. Vor allem in dieser Formation schafft es Freiburg vorzüglich, den Gegner mit flinker Vertikalität in Verlegenheit zu bringen. Denn, auch das sehr ähnlich Favres Gladbach, wird sehr schnell und mit großer Überzeugung der Ball nach vorne gesucht, auch weil es da genug Anspielstationen gibt.

Hinzu kommt, dass auch hier die Laufarbeit enorm und die Laufwege exzellent einstudiert sind, was es dem Gegner extrem schwer macht, das zu verteidigen. Wenn dann noch individuelle Fehler dazukommen, so wie beim 2:1-Führungstreffer der Freiburger Schalke-IV Matip einer unterlief – umso besser für Freiburg.

In den Rücken der Außenverteidiger

Man hat aber auch eine vorzügliche Strategie, wenn das Pressing auf die Außenverteidiger nicht greift – so wie in diesem Spiel. Vor allem Uchida (bzw., nach dessen Verletzung, Höwedes) waren für das Schalke Spiel nach vorne natürlich dennoch unverzichtbar, auch wenn sie nicht tief stehend angespielt wurden. Aber weiter vorne waren sie sehr wohl aktiv, allerdings ohne Hilfe und Absicherung nach hinten – was nicht nur an Farfáns genereller Unlust zur Defensivarbeit liegt, sondern eben auch auch der Freiburger Formation.

xxx
Man beachte die vielen Sprints von Sorg (25) und Kruse (20) in den Rücken des Schalker RV, während Caligiuri in der Zentrale Spieler bindet (Grafik: dfl.de)

Freiburgs Mittelfeld-Flügelspieler Caligiuri dient hierbei eher als Lockvogel, er zieht in die Mitte und bindet dort Neustädter und/oder Metzelder. aufgrund der extrem hohen Positionierung von Freiburg-LV Sorg und der erwähnten fehlenden Defensiv-Konsequenz von Farfán hatten es die Schalker RV damit aber mit zwei Freiburgern zu tun – eben Sorg und dem nach außen rückenden Max Kruse. Die Folge: Immer wieder konnte einer im Rücken von Uchida bzw. Höwedes einen Sprint Richtung Grundlinie anziehen. So entstand etwa recht flott nach dem Rückstand das Freiburger Tor zum 1:1.

Schalke spielt AV nun an – mit erwartbarem Ergebnis

Fuchs und Draxler auf der anderen Seite hatten die Sachlage defensiv etwas besser im Griff – für mehr als Mondbälle in die vage Richtung von Huntelaar bekam er offensiv aber weder Raum noch Zeit. Für die zweite Hälfte, in die Schalke mit einem 1:2-Rückstand ging, wurde die „Nicht-die-AV-anspielen“-Vorgabe offenbar außer Kraft gesetzt – man hatte wohl erkannt, dass man mit einer vertikalen Eröffnung aus dem Zentrum heraus nichts holen wird.

xxx
Nach der Pause spielten Metzelder (21) und Matip (32) deutlich öfter die Außenverteidiger an als vor dem Seitenwechsel (Grafik: dfl.de)

Nun versuchte Schalke also, Höwedes und Fuchs deutlich früher ins Spiel einzubinden. Das erwartbare Ergebnis: Freiburg presste stark auf diese beiden, die Verbesserung im Schalker Spiel nach vorne war gleich Null. Und dann patzte auch noch Routinier Metzelder in der Spieleröffnung, was Freiburg sofort zum 3:1 nützte.

Schalke, seit der Verletzung von Afellay völlig von der Rolle und vom geschickten Freiburger Spiel entnervt, brachte in der Folge Teemu Pukki. statt Moritz. Damit ging Holtby auf die Acht und Pukki spielte als hängende Spitze in einem 4-4-1-1. Die Beweglichkeit und die etwas tiefere Positionierung gegenüber dem völlig abgemeldeten Huntelaar erlaubten es Pukki, einige Male durchaus aussichtsreich in eine Abschluss-Position zu kommen. Es passt allerdings zur generellen Lage bei Schalke, dass er alle Chancen ziemlich kläglich vergab.

Fazit: Freiburg steht zu Recht auf Rang fünf

Die No-Name-Truppe aus Freiburg überwintert auf Platz fünf – nicht nur vor Schalke, sondern auch vor Gladbach, Stuttgart, Bremen und Wolfsburg, obwohl man mit diesem Kader eigentlich gegen den Abstieg spielen müsste. Aber Streich, der Breisgau-Bielsa, verpasste seiner Mannschaft ein extrem ausgefeiltes und äußerst gut funktionierendes Konzept, an das sich seine Spieler mit höchster Disziplin halten und mit dem es in den 34 Bundesliga-Spielen im Kalenderjahr 2012 satte 53 Punkte gab.

Das alles basiert natürlich auch auf der Bereitschaft, mehr zu laufen als der Gegner. Freiburg lief in diesem Spiel mehr als Schalke (114,5 Kilometer gegenüber 109,8), man lief schneller als Schalke (7,1 km/h Schnitt gegenüber 6,5), man zog deutlich mehr Sprints an (576 gegenüber 550). Was im Fall von Freiburg aber nicht nur einfach mehr laufen ist, sondern ein organisiertes, geplantes und richtiges Laufen. Weil jeder immer weiß, was der andere macht, ist auch die Fehlpassquote geringer als beim Gegner.

Es ist also vor allem der Organisation des Freiburger Spiels zu verdanken, und dass niemand ausschert, dass diese Mannschaft auch vollkommen zu Recht auf dem fünften Platz der Bundesliga steht – und nicht (nur), weil Streich so lustig ist und er sein Team so gut motivieren kann.

Es ist der ultimative Beweis, dass man mit einem passenden taktischen Konzept auch als individuell klar unterlegene Mannschaft sehr, sehr viel erreichen kann.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2012/12/23/der-eine-holt-kraft-ausm-gebet-der-andere-aus-der-badewanne/feed/ 1
Ajax zeigt sich als äußerst spannendes Team – Dortmund siegt dennoch https://ballverliebt.eu/2012/09/18/ajax-zeigt-sich-als-auserst-spannendes-team-dortmund-siegt-dennoch/ https://ballverliebt.eu/2012/09/18/ajax-zeigt-sich-als-auserst-spannendes-team-dortmund-siegt-dennoch/#comments Tue, 18 Sep 2012 21:45:23 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7882 Ajax zeigt sich als äußerst spannendes Team – Dortmund siegt dennoch weiterlesen ]]> Deutscher Meister gegen holländischer Champ – und klar war: Wer eine Chance haben will, gegen Real und Man City im Kampf ums Achtelfinale einzugreifen, muss das Spiel gewinnen. Ajax schaffte es mit einer sehr geschickten und hochinteressanten Spielanlage, das Pressing von Dortmund zu neutralisieren. Einer geschickten Umstellung des BVB konnte man aber nichts mehr entgegen setzten. So kam die Borussia zum 1:0-Sieg.

Borussia Dortmund – Ajax Amsterdam 1:0 (0:0)

Beim deutschen Meister spielten erstmals Mario Götze und Neuzugang Marco Reus gemeinsam in der Start-Elf. Götze war dabei auf der Zehn postiert, agierte in dieser Position allerdings nicht ganz so hoch wie Kagawa in der letzten Saison. Reus kam von der linken Seite. Ansonsten ist es ausnahmslos jedes Personal, das zuletzt das Double geholt hatte.

Und die Borussia spielte von Beginn an, wie man es von ihr kennt, mit aggressivem Angriffs-Pressing. Das bereitete Ajax in der Anfangsphase auch durchaus Probleme: Aus der De-facto-Dreierkette, die die beiden Innenverteidiger Moisander und Alderweireld mit dem sich fallen lassenden Christian Poulsen bildeten, gab’s zunächst kaum ein nach vorne kommen.

Dass Dortmund diesen Vorteil nicht in größere Chancen ummünzen konnte, lag an der engagierten Abwehr-Arbeit des holländischen Meisters – zumeist war noch ein Bein im Weg und verhinderte den letzten Pass. Die restliche Mannschaft bei Ajax war so allerdings gezwungen, weiter nach hinten zu rücken, als ihr Lieb war. So konnte zwar etwas mehr Ballsicherheit hergestellt werden, aber wenn der Ball man halbwegs an der Mittellinie war, gab es keine Ajax-Akteure mehr, die vor dem Ball waren.

Ajax macht’s breit

Der Champion aus der Eredivise hatte eine sehr interessante Taktik, die sich gegen das Pressing von Dortmund nach rund einer Viertelstunde immer mehr bezahlt machte. Ajax machte das eigene Spiel extrem breit, das Begann schon ganz hinten. Dort rückte eben Sechser Christian Poulsen zwischen und oftmals hinter die Innenverteidiger, die so extrem weit nach außen schieben konnten. Das wiederum erlaubte den Außenverteidigern, sich fast wie Wing-Backs nach vorne zu orientieren. Die Außenstürmer standen in der Regel ebenfalls sehr weit außen.

Am interessantesten war aber die Spielweise des verbleibenden Duos im Mittelfeld. In der Arbeit gegen den Ball, vor allem wenn Dortmund von hinten heraus das Spiel eröffnen wollte, standen Eriksen und De Jong sehr eng und verhinderten so flache Bälle durch die Mitte auf Götze oder gar Lewandowski. Im Ballbesitz hingegen rissen die beiden oft extrem weit auseinander – sowohl horizontal, als auch vertikal.

Interessantes Mittelfeld, Falsche Neun

Diese oftmals massiven Abstände zwischen den einzelnen Spielern erschwerten Dortmund zusehens ein effektives Pressing. Um den erwünschten Druck aufzubauen, wäre ein vielfaches der ohnehin schon exorbitanten Laufarbeit nötig gewesen. Um sich nicht schon in der ersten halben Stunde totzulaufen, ließ die Borussia alsbald vom Pressing ab, ließ Ajax den Ball in der Abwehr hin und herschieben, ließ den Holländern Zeit am Ball. Den ersten Kampf hatte der Gast damit gewonnen.

Christian Eriksen, Supertalent aus Dänemark, bewegte sich vorwiegend vertikal, rückte auf, trug das Spiel gemeinsam mit Blind und Boerrigter gut nach vorne. Das bereitete Kehl Probleme und verhinderte zudem, dass sich Piszczek groß nach vorne einschalten konnte. Kapitän Siem de Jong hingegen war deutlich mehr horizontal unterwegs, und deutlich weiter hinten. Er hatte das Spiel eher vor sich und konnte Pässe abfangen, die vor allem Götze zum Ziel hatten.

Vorne spielte Ryan Babel nominell als Spitze, viel eher war der Neuzugang aus Hoffenheim aber eine Falsche Neun. Er spielte sehr tief, entzog sich so der Umklammerung von Subotic und Hummels. Zudem konnte er so im Mittelfeld den zahlenmäßigen Nachteil von Ajax ausgleichen, beschäftigte mit Gündogan den anderen Dortmunder im defensiven Mittelfeld. Durch geschicktes Spiel über die Außen und die herausragende Technik von Eriksen gelang es Ajax bis zur Halbzeit, das Spiel absolut ausgeglichen zu gestalten. Man fand sogar zwei gute Chancen vor, in Führung zu gehen.

Hummels rückt auf

Ganz offensichtlich hat Dortmund-Trainer Jürgen Klopp das Problem im Mittelfeld erkannt und reagierte für die zweite Halbzeit darauf. Das Innenverteidiger-Duo war in der ersten Hälfte zumeist zu zweit gegen keinen Gegenspieler gestanden. Also nahm Dortmund nach dem Seitenwechsel das Risiko, einen der beiden – zumeist war es Hummels – ins Mittelfeld aufrücken zu lassen und neben Kehl de facto den zweiten Sechser zu geben. Das wiederum erlaubte es Ilkay Gündogan, sich weiter nach vorne zu orientieren.

So brachte Dortmund eine numerische Überlegenheit in jeden Bereich, in dem Ajax zuvor durch die geschickten Laufwegen von Erisken und De Jong einen Vorteil hatten. Damit konnte auch der Druck auf die Spieleröffnung von Ajax erhöht und der holländische Meister nach hinten gedrückt werden. Dortmund hatte ganz klar das Spiel in den Griff bekommen und hätte durch einen Elfmeter nach eine Stunde in Führung gehen müssen, Hummels vergab allerdings kläglich.

Dennoch: Ajax hatte massive Probleme mit der subtilen Umstellung von Dortmund und konnte sich kaum noch befreien. Auch wenn bei der Borussia längst nicht alles funktionierte – so agierte Reus über weite Strecken ähnlich glücklos wie mit der Nationalmannschaft in Österreich, so baute Kuba Blaszczykowski nach einer starken Anfangsphase bedenklich ab, so fehlte es in der letzten Konsequenz an der nötigen Eigenverantwortung beim Suchen des Abschlusses.

Ehe Robert Lewandowski die Borussia kurz vor Schluss mit seinem Tor zum 1:0-Endstand doch noch erlöste.

Fazit: Ajax interessanter, Dortmund mit höherer Klasse

Die Spielanlage von Ajax unterschied sich deutlich von vielem, was man sonst dieser Tage so zu sehen bekommt: Extrem breit angelegt, mit seinem in Ballbesitz massiv auseinanderdriftenden Mittelfeld, ohne einen echten Stürmer. Gerade mit der markanten Breite im Spiel und den großen Abständen ließ Ajax das Pressing von Dortmund lange weitgehend ins Leere laufen.

Dass Dortmund letztlich dennoch als Sieger vom Platz ging (und angesichts der Gruppen-Konkurrenz namens Real Madrid und Manchester City den holländischen Meister damit im Grunde wohl schon aus dem Bewerb kegelte), hängt mit zwei Faktoren zusammen: Der klugen Adaptierung von Dortmund in der zweiten Hälfte und der über die ganze Mannschaft gesehen höheren individuelle Klasse des deutschen Meisters.

Der letztlich nicht unverdient gewinnt. Aber dennoch muss man vor Ajax den Hut ziehen.

(phe)

 

]]>
https://ballverliebt.eu/2012/09/18/ajax-zeigt-sich-als-auserst-spannendes-team-dortmund-siegt-dennoch/feed/ 1
Kollers Pressing-Maschine läuft immer besser – 2:0 gegen die Türkei https://ballverliebt.eu/2012/08/16/kollers-pressing-maschine-lauft-immer-besser-20-gegen-die-turkei/ https://ballverliebt.eu/2012/08/16/kollers-pressing-maschine-lauft-immer-besser-20-gegen-die-turkei/#comments Thu, 16 Aug 2012 00:24:47 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7729 Kollers Pressing-Maschine läuft immer besser – 2:0 gegen die Türkei weiterlesen ]]> ÖFB-Teamchef Marcel Koller darf sich freuen. Seine Mannschaft hat gegen die Türkei 2:0 gewonnen. Hat dabei mitunter ein geradezu wildes Pressing gezeigt, das man von österreichischen Teams überhaupt nicht kennt. Hat gezeigt, auch ohne Alaba eine gute Figur abgeben zu können. Und doch: Es war vier Wochen vorm Start in die WM-Quali noch längst nicht alles Gold, was glänzte.

Österreich – Türkei 2:0 (2:0)

Natürlich: Dass der türkische Torhüter Mert den Ball nach 70 Sekunden genau Veli Kavlak in die Beine spielt, kann man als Geschenk interpretieren. Es trifft den Kern der Sache aber nicht. Denn wenn nicht die Österreicher buchstäblich von Anpfiff weg ein Pressing gezeigt hätten, dass den Türken Hören und Sehen vergeht, wenn Harnik nicht den Torhüter anläuft wie ein wilder Stier, wenn Mert mehr Zeit gehabt hätte – den überhasteten Panik-Pass in die Mitte zum bereit stehenden Kavlak hätte es nie gegeben.

Extremes Offensiv-Pressing

Das setzte den Ton für den weiteren Verlauf in einem Spiel, das nach Merts sinnlosem Rempler gegen Harnik per Elfmeter schon nach fünfeinhalb Minuten 2:0 für die Gastgeber stand. ÖFB-Teamchef Koller schien sich in Auf- und Einstellung der Mannschaft einiges von Borussia Dortmund abgeschaut zu haben: Zum einen war da natürlich das heftige Pressing. Interessant war aber auch die Positionierung von Zlatko Junuzovic, denn der Werder-Legionär stand sehr hoch und machte so aus dem nominellen 4-2-3-1 eher ein 4-4-1-1. Genauso, wie es im letzten Jahr Shinji Kagawa beim deutschen Meister gemacht hatte.

Neben/Vor/Um ihn herum beteiligte sich natürlich auch Harnik am extremen Offensiv-Pressing gegen die türkische Spieleröffnung. Da Marc Janko nicht ganz fit war, war Koller zur Umstellung gezwungen und er traute es dem international erfahrenen Stuttgart-Stürmer offenbar eher zu als Mattersburgs Patrick Bürger, die Vorgaben aufrecht erhalten zu können. Harnik wich zudem immer wieder auf die Flanken aus (vor allem die linke), um dort schnelle Gegenstöße lancieren zu können.

Österreich nimmt den Türken die Außenbahnen…

Die Aufgabenverteilung auf den Außenbahnen war recht genau auf die Stärken und Schwächen der eigenen Leute, aber sehr deutlich auch auf jene des Gegners abgestimmt. Auf der linken Seite spielten bei Österreich gleich zwei gelernte Linksverteidiger – Markus Suttner hinten, Christian Fuchs offensiv.  Einerseits wahrscheinlich, um mit Hamit Altintop den stärkeren der beiden türkischen AV mit einem in der Rückwärtsbewegung gut geschulten Mittelfeld-Mann zu konfrontieren (eben Fuchs).

Zudem war zwischen Suttner und Fuchs der türkische Offensiv-Flügelspieler Umut Bulut komplett abgemeldet. Markus Suttner, einziger Nicht-Legionär in der Startformation, konnte sich auf seine Defensiv-Aufgaben konzentrieren und interpretierte seine Rolle eher konservativ, während Fuchs vor ihm Altintop das Spiel zur Hölle machte. Weniger durch Offensiv-Aktionen und den für ihn typischen, punktgenauen Flanken. Sondern, immer mit der Hilfe von Kavlak und Junuzovic, mit heftigem Pressing.

Auf der rechten Seite rückte indes Andi Ivanschitz oft sehr weit ein. Schnell wurde bei den Türken klar, dass sich LV Caner Erkin nicht ins Zentrum ziehen ließ, dafür aber Emre mit Junuzovic und Ivanschitz oft zwei Stör-Faktoren in der Nähe hatte. Den sich an der Außenbahn bietenten Platz nützte Garics zu oft gut getimten Vorstößen. Erkin, der bei Galatasaray als Flügelstürmer spielt, war damit hinten gebunden und fand, eben durch das auch von Garics und Ivanschitz ausgeübte Pressing, selten sinnvolle Passempfänger.

…und lässt sie zentral an Kavlak zerschellen

Der routinierte Altintop, der eigentlich über seine Seite das türkische Spiel ankurbeln hätte sollen, hatte also nicht selten Probleme, einen halbwegs sicheren Querpass zu IV Semih Kaya oder Sechser Emre anzubringen. Von Zuspielen nach vorne konnte Altintop – der vor allem an seinem permanent gehetzt und leicht panischen Gesichtsausdruck zu erkennen war – nur träumen. Und weil eben das selbe für Erkin galt, blieb den Türken nur noch der Weg durch die Mitte.

Dort allerdings trieb Veli Kavlak sein Unwesen. Der Mann von Besiktas war der mit Abstand beste Mann im österreichischen Trikot, dabei war er erst durch die Verletzung von David Alaba in die Start-Elf gerückt. Von allen Österreichern zeigte er nicht nur das heftigste Pressing, sondern hielt das auch als einziger bis zum Schluss durch. Der türkische Achter, Inan, zerschellte an Kavlak, sodass sich Arda Turan die Bälle oft selbst abholen musste.

Der Europa-League-Sieger von Atlético Madrid, üblicherweise eher auf Linksaußen daheim, machte aber in seiner Rolle als Zehner bei den Türken keine besonders glückliche Figur. Julian Baumgartlinger hatte ihn zumeist im Griff, zudem zog es Arda immer wieder auf „seine“ linke Seite – wodurch das Zentrum für Anspiele von Emre und Inan erst recht keine Option mehr war. Ob Sturmspitze Burak in den 45 Minuten, in denen er spielen durfte, mehr als drei Ballkontakte hatte, ist eher fraglich.

Mit Sahin und Topal kommt Struktur

Die Türken waren auf Weitschüsse und Eckbälle reduziert, mit den meisten hatte die österreichische Defensive kein Problem. Die Gäste hatten zwar konstant zwischen 70 und 75 Prozent Ballbesitz, aber das rot-weiß-rote Team hatte das türkische Team dennoch praktisch immer bombensicher unter Kontrolle. Nur nach rund 20 Minuten, als die erste Welle des Pressing ein wenig nachließ, nahmen die Türken ein wenig Fahrt auf. Wirklich bessern sollte sich die Lage aber erst nach einer Stunde.

Ab ca. 60. Minute

Da kamen nämlich zwei Faktoren zusammen. Zum einen brachte der türkische Teamchef Abdullah Avci eine neue Paarung in die Mittelfeld-Zentrale: Statt Emre, der seinen Zenit schon viele, viele Jahre hinter sich gelassen hat und Inan, der sich außer bei Standards überhaupt nicht zeigen konnte, kamen Nuri Sahin und Mehmet Topal. Und zum anderen ließen im österreichischen Zentrum merklich die Kräfte nach, ob des extrem intensiven Spiels.

Das Umschalten von Offensive auf Defensive brauchte nun zeit. Julian Baumgartlinger nahm sich deutlich zurück, ebenso Fuchs und Junuzovic. Nicht nur also, dass Topal und Sahin eine deutlich höhere Klasse haben als Inan und Emre, sie bekamen auch mehr Zeit am Ball, um das zu zeigen. Sofort kam merklich Struktur ins türkische Spiel. Was auch daran lag, dass sich Torun (statt Arda gekommen) viel besser anbieten konnte und sich Mevlüt (statt Burak gekommen) deutlich geschickter bewegte.

Kritikpunkte bei Österreich: Fehlende Konsequenz…

In den letzten 84 Spielminuten war es ein Test, wie man eine Führung gegen einen guten Gegner über die Zeit bringt. Das gelang. Was aber beileibe nicht heißt, dass alles superklasse war – es gibt einige Kritikpunkte, die bei allem Lob über der herzerfrischende Pressing nicht unter den Tisch gekehrt werden dürfen.

Schon aber der 15. Minute (als Harnik fast schon das 3:0 erzielt hätte) wurden etwa Konter nicht mehr konsequent fertig gespielt, vor allem über die Außenbahnen. Fuchs beschränkte sich in erster Linie darauf, Altintop aus dem Spiel zu halten und Ivanschitz wirkte zwischen Halbzeit und seiner Auswechslung zunehmend fahrig. Mag der harten Vorbereitung geschuldet sein; jedenfalls wurde das mit Jakob Jantscher auf dem Feld wieder deutlich besser. Auch, weil Jantscher auch mal komplett die Seiten wechselte und so als einziger den Türken mal etwas zum Nachdenken gab.

…und fehlender konstruktiver Spielaufbau

Aufgrund des Ergebnisses und des Spielverlaufs mag es nicht so sehr aufgefallen sein, aber Tatsache ist: Mit dem eigenen, konstruktiven Aufbau eines Angriffs-Spielzugs tut sich Österreich weiterhin sehr schwer – um es milde auszudrücken. So herrlich das explosive Umschalten von Defensive auf Offensive funktioniert: Wenn es mal Zeit gab und die Gelegenheit, durchdachte Aktionen nach vorne zu zeigen, war der Ball entweder lange in der Luft und/oder schnell wieder weg. Oder ein Österreicher ins Abseits gestellt.

Das ist kein massives Problem, wenn man gegen die Türkei einen Vorsprung verwalten will oder gegen einen übermächtigen Gegner wie Deutschland ohnehin nicht zum Gestalten des Spiels kommen wird. Allerdings warten schon in diesem Herbst auch zwei Spiele gegen Kasachstan. Das Glücks-2:0 durch zwei Nachspielzeit-Tore 2010 (unter Constantini) bzw. das zähe 0:0 im Dead-Rubber-Spiel 2011 (unter Ruttensteiner) haben diese Defezite recht schmerzhaft vor Augen geführt.

Man kann zwar davon ausgehen, dass die Mannschaft in das Kasachstan-Doppel im Oktober nicht so lustlos reingeht wie Salzburg gegen Düdelingen. Aber das Prinzip bleibt: Sich gegen einen kompakten Gegner Chancen erarbeiten, selbst das Spiel gestalten müssen, das wird eine Herausforderung.

Fazit: Es ist weiterhin ein Fortschritt zu erkennen

Ja, das türkische Team befindet sich im Umbruch, hat nicht mal eine Handvoll international relevanter Spieler, ist meilenweit von der europäischen Spitze entfernt und hat sich bei beiden frühen Toren nicht gerade geschickt angestellt. Zudem war es ein Testspiel, dessen Ergebnisse man ohnehin nicht überbewerten sollte. Dennoch hat das Spiel, neben den angeführten Kritikpunkten, auch einiges an positiven Aspekten für Österreich gebracht: Das Pressing funktioniert schon wirklich gut; man kann auch ohne Alaba und Arnautovic gegen Teams auf Augenhöhe bestehen. Jeder weiß, was er zu tun hat, es ist Struktur im Team, es ist ganz deutlich die Handschrift des Teamchefs zu erkennen. Der extreme Fortschritt, den die Mannschaft unter Koller gemacht hat, wurde fortgesetzt.

Wichtig wird für Marcel Koller im Vorfeld des Spiels gegen Deutschland sein, dass er den unausweichlichen Hype, der um dieses Spiel gemacht werden wird, von der Mannschaft weghält. Denn er ist vernünftig genug zu wissen: Die Partien gegen Deutschland werden in der Endabrechnung wohl die unwichtigsten der ganzen Qualifikation sein, gegen den haushohen Gruppenfavoriten wird niemand viel holen. Viel wichtiger werden die zwei Spiele gegen Kasachstan im Oktober. Denn nur, wenn in diesen nichts liegen gelassen wird, kann man von der WM träumen.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2012/08/16/kollers-pressing-maschine-lauft-immer-besser-20-gegen-die-turkei/feed/ 9
Hyballa gegen Schmidt: Ein flotter Auftakt, der Lust auf mehr macht https://ballverliebt.eu/2012/07/22/hyballa-gegen-schmidt-ein-flotter-auftakt-der-lust-auf-mehr-macht/ https://ballverliebt.eu/2012/07/22/hyballa-gegen-schmidt-ein-flotter-auftakt-der-lust-auf-mehr-macht/#comments Sat, 21 Jul 2012 23:06:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7705 Hyballa gegen Schmidt: Ein flotter Auftakt, der Lust auf mehr macht weiterlesen ]]> Zwei neue Trainer, zwei neue Philosophien. Endlich Pressing bei einer rot-weiß-roten Vereins-Mannschaft. Und ein Spiel, das nach der extrem unansehnlichen letzten Saison richtig Lust auf mehr macht! Ja, das Spiel von Sturm mit Neo-Coach Hyballa gegen Meister Salzburg mit Neo-Coach Schmidt zum Start ins neue Bundesliga-Jahr verlief sehr vielversprechend. Nicht nur für die Bullen, die einen letztlich verdienten 2:0-Sieg einfahren konnten.

Sturm Graz – Red Bull Salzburg 0:2

Was war das für eine mühsame letzte Saison. Kein Team in der österreichischen Liga schien bereit, selbst das Spiel in die Hand zu nehmen. Es wurde nur reagiert statt agiert, abgewartet statt zugeschlagen, verschleppt statt beschleunigt. Für den Unterhaltungs-Faktor der Liga kann es also nur gut sein, dass bei drei der „Großen 4“ die Trainierposten neu besetzt wurden.

Neben Peter Stöger bei der Austria, der in seiner Zeit in Graz den GAK zu einer unbarmherzigen Pressing-Maschine gemacht hat, die über die Gegner drüberwalzt, sind dies die beiden Deutschen Roger Schmidt bei Salzburg (der mit dem als Fix-Absteiger gehandelten SC Paderborn beinahe in die Bundesliga aufgestiegen wäre) und Peter Hyballa bei Sturm (der sich vor allem als Jugend-Trainer einen Namen gemacht hatte). Letztere beiden trafen im ersten Spiel der neuen Bundesliga-Saison gleich aufeinander. Und ihre Teams sorgten für ein Spiel, dass richtig Laune machte.

Pressing-Duell mit Salzburger Vorteilen

Was sofort auffiel, weil es in Österreich bislang so gut wie gar nicht praktiziert wurde – und schon gar nicht von Spitzenmannschaften: Beide Mannschaften versuchten sich daran, dem Gegner mit Pressing die Zeit am Ball zu nehmen. Das passierte bei Salzburg in erster Linie recht weit vorne, also vor allem mit Hierländer, Jantscher und Teigl und hier auch gerade dann, wenn der Ball in Richtung der Seitenlinien wanderte.

Bei Sturm stellte sich das eher als schnelles Gegenpressing dar, und wenn es nicht innerhalb von ein paar Sekunden gelang, den Ball zurück zu erobern, zogen sich die Steirer zurück. Die Folge des gegenseitigen Drucks war natürlich, dass beide Mannschaften dazu gezwungen waren, den Ball schnell wieder los zu werden. Das gab der Anfangsphase eine unglaubliche Beschleunigung, ein für österreichische Verhältnisse irrwitziges Tempo und diverse gute Möglichkeiten. Vor allem für Salzburg, weil die Bullen ihr Pressing wesentlich konsequenter durchzogen und mehr Zug zum Tor entwickelten.

Ihr wollt in die Mitte? Bitte, gerne!

Sturm-Coach Peter Hyballa schickte seine Mannschaft in einem 4-4-2 mit Raute auf’s Feld. Ganz anders als unter Franco Foda, unter dem das Zentrum im Vorwärtsgang ja eine weitgehend tote Zone war, massierte Hyballa also vier Mann rund um den Mittelkreis. In der Theorie wäre damit die zentrale Überzahl der wie gewohnt im 4-2-3-1 antretenden Salzburger neutralisiert worden. Aber die Bullen hatten ganz offensichtlich überhaupt kein Problem damit, dass Sturm das Spiel in der Feldmitte massieren wollte.

Denn hier spielte es Salzburg sehr geschickt. Stefan Hierländer, der unter Stevens gar nicht und unter Moniz als Außenverteidiger verschenkt wurde, kehrt unter Roger Schmidt wieder dorthin zurück, von wo er einst bei Austria Kärnten eigentlich kam: In die zentrale Offensive. Hierländer spielte statt des suspendierten Leonardo auf der Zehn und scheuchte dort Sturm-Sechser Säumel über das Feld. Dieser war somit einerseits für den Spielaufbau bei Sturm ausgeschalten, und andererseits defensiv gebunden.

Bullen nützen Überlegenheit…

Was es mit Jantscher und Teigl den beiden nominellen Flügelspielern erlaubte, im Rücken von Bukva bzw. Weber die enstehenden Kanäle zu bearbeiten. Hier sorgten sie bei Sturm für extreme Probleme, weil sich die Grazer Außenverteidiger ob der Bedrohung durch die extrem nach vorne preschenden Salzburg-AV Schwegler und Ulmer nicht aus ihrer Position ziehen lassen durften.

Salzburg kam schon aus dem Spiel heraus zu einigen guten Torchancen und nützten dann einen blitzsauberen Konter gegen die hohe Grazer Abwehrlinie (1:0) und einen haarsträubenden Fehlpass von Innenverteidiger Vujadinovic (2:0) zur schon einigermaßen komfortablen und auch verdienten Führung nach 22 Minuten. Das System mit Raute hatte Sturm nicht funktioniert, weil Salzburg das richtige Gegenmittel gefunden hatte.

…und schalten dann zurück

Mit der Zwei-Tore-Führung im Rücken, dem wichtigen Europacup-Spiel gegen Dudelange vor der Brust und dem vom Dauerregen extrem tiefen Rasen unter den Beiden ließ die Intensität bei den Salzburgern nun natürlich nach. Man verlegte sich darauf, die Grazer möglichst vom eigenen Tor weg zu halten; vermied es aber, im Spielaufbau das letzte Risiko zu gehen.

Das erlaubte es Sturm, etwas zu Luft zu kommen, und durch Sukuta-Pasu auch zu einer guten Chance. Der Neuzugang aus Kaiserslautern setzte diese zwar an die Stange, aber er wusste durchaus zu gefallen: Der 22-Jährige zeigte sich robust, bewegte sich gut, bot sich auch immer an. Wie torgefährlich er ist, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten noch zeigen – bei Kaiserslautern war seine Torquote eher bescheiden gewesen.

Hyballa ändert das System

Ab ca. 60. Minute

Nach knapp einer Stunde nahm das Spiel dann noch einmal richtig Fahrt auf. Salzburg-Sechser Stefan Ilsanker musste mit Gelb-Rot vom Platz, woraufhin der neue Trainer des Meisters, Roger Schmidt, den gelernten Innenverteidiger Ibrahim Sekagya für das defensive Mittelfeld brachte; Jantscher ging dafür vom Feld und Hierländer auf die linke Seite. Das bedeutete ein recht klares 4-4-1.

Peter Hyballa änderte daraufhin sein System völlig. Er wusste: Vor der Salzburger Zentrale musste er nun keinerlei Angst mehr haben, zudem war Säumel nun endlich frei. Daher nahm er Bukva aus der Partie, brachte Rubin Okotie und stellte den Stürmer auf die rechte Seite. Das bedeutete zunächst eher ein 4-2-3-1 (mit Weber etwas tiefer) und dann eher ein 4-1-4-1 (mit Kröpfl, der für Weber gekommen war, etwas höher).

Die rechte Seite war mit Ehrenreich und Okotie nun doppelt besetzt, auf der linken wetzte Klem nach vorne, was es dem nominell dort postierten Szabics ermöglichte, nach innen zu ziehen und neben Sukuta-Pasu weiterhin die zweite Spitze zu geben.

Brechstange bringt Chaos

Salzburg zog sich in der letzten halben Stunde in Unterzahl sehr weit zurück und erwartete den Druck der Grazer, der auch kam. Sturm kontrollierte nun das Spiel, aber es gelang nicht, sich wirklich Chancen heraus zu arbeiten. Lediglich ein Kopfball von Szabics nach einer Flanke von der rechten Seite, den der Ungar eigentlich versenken hätte müssen, sorgte wirklich für Torgefahr.

Auch, weil im Spiel der Grazer nicht nur die Breite fehlte, um die beiden Viererketten entscheidend auseinander zu ziehen, sondern zunehmend auch die Ordnung – beides verschärfte sich noch, als er für die absolute Schlussphase Rechtsverteidiger Ehrenreich aus dem Spiel nahm und Offensiv-Mann David Schloffer brachte. Sturm spielte danach de facto ohne rechte Seite – im Bedarfsfall rückte Kröpfl nach außen, ansonsten deckte Madl ab, aber offensiv kam von dort nichts mehr.

Fazit: Salzburg siegt verdient, aber Sturm dürfte uns noch Spaß machen

Das war ein Auftaktspiel in die neue Saison, das richtig Spaß gemacht hat – vor allem nach dem schon arg ernüchternden Frühjahr – und Lust auf mehr macht. Beide Teams zeigten den grundsätzlichen Willen, das Spiel an sich zu reißen, wollten Agieren statt Reagieren. Zudem ist es erfreulich zu sehen, dass nun doch endlich auch Pressing in die österreichische Fußball-Landschaft einzuziehen scheint.

Im Duell der neu aus Deutschland geholten Trainer hatte am Ende zwar Roger Schmidt die Nase vorne. Hyballas System mit Raute hat nicht funktionert, weil Säumel (dank Hierländer) aus dem Aufbauspiel gestrichen werden musste und die beiden Spieler im Halbfeld (Weber und Bukva) zu wenig konsequent nach hinten arbeiteten bzw. die Außenverteidiger unterstüzten. Auf den Ausschluss und die Umstellung bei Salzburg reagierte er dann zwar grundsätzlich richtig – mit Okotie und Szabics über die Flügel für Breite sorgen – doch seine Mannschaft schaffte es nicht, die kompakt verteidigenden Salzburger wirklich noch in Verlegenheit zu bringen.

Weswegen Salzburg verdient den Sieg davongetragen hat. Aber man dennoch davon ausgehen kann, dass wir mit den Grazern und ihrem neuen Trainer noch einigen Spaß haben werden.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2012/07/22/hyballa-gegen-schmidt-ein-flotter-auftakt-der-lust-auf-mehr-macht/feed/ 5