Prandelli – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 16 Jul 2018 17:30:35 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Europas „Große“ bei der WM: Zwei stark, einer so naja – aber drei griffen völlig in den Dreck https://ballverliebt.eu/2014/07/19/zwei-stark-einer-so-naja-aber-drei-von-europas-grossen-griffen-voellig-in-den-dreck/ https://ballverliebt.eu/2014/07/19/zwei-stark-einer-so-naja-aber-drei-von-europas-grossen-griffen-voellig-in-den-dreck/#comments Sat, 19 Jul 2014 00:24:38 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10440 Europas „Große“ bei der WM: Zwei stark, einer so naja – aber drei griffen völlig in den Dreck weiterlesen ]]> Erst Italien, dann Spanien, nun Deutschland: Wenn man nur rein die Siegerliste betrachtet, die die letzten drei WM-Turniere hervorgebracht haben, sieht das nach einer brutalen europäischen Dominanz aus. Die Wahrheit ist aber viel eher: Die Breite an gutklassigen Teams macht’s. Denn genau wie schon 2006 und 2010 haben auch diesmal einige von Europas Big Guns ziemlich daneben gegriffen – am kolossalsten natürlich Titelverteidiger Spanien. ABer ein Europäer kommt halt immer durch. Das war diesmal eben Deutschland. Und das verdient.

Deutschland: Krönung eines langen Weges

Das war kein Glücksrittertrum wie beim eher zufälligen Finaleinzug 2002, das war von langer Hand geplant und ist eigentlich zwei Jahre zu spät gekommen. Seit Löw vor zehn Jahren zur Nationalmannschaft kam, wurde um einige Stützen herum konsequent ein über Jahre hinweg eingespieltes Team geformt. Lahm, Schweinsteiger und Klose waren von Beginn an dabei, der Rest wuchs homogen dazu, und im richtigen Moment ging es auch auf.

Deutschland
Deutschland: Als Khedira und Schweinsteiger fit genug waren, beide 90 Minuten durchzuhalten, durfte Lahm endlich nach rechts hinten. Von da an hatten die Gegner keinen Spaß mehr.

Dabei ist Löw ein großes Risiko gegangen, nach einigem Experimentieren sich so spät – nämlich erst ein halbes Jahr vor der WM – auf das bei den Guardiola-Bayern praktizierte 4-3-3 zu verlegen. Er hatte mit sechs bis sieben Bayern-Spielern einen großen Block, der das Gerüst darstellte und in der Vorbereitung klappte es nicht immer nach Wunsch. Auch, weil Löw Lahm wie bei den Bayern in die Mitte stellte, obwohl damit eine Baustelle rechts hinten aufgemacht wurde.

Der Gamble zahlte sich aus. Als sich Khedira (nach Kreuzbandriss im Herbst) und Schweinsteiger (nach vielen Blessuren in den letzten Jahren) halb durchs Turnier fit für 90 Minuten meldete, konnte er endlich Lahm dorthin stellen, wo es für das Team am Besten war. Mit Erfolg: Gab es davor mit allerhand Notvarianten auf rechts hinten (Boateng, Mustafi) eher Bauchweh, flutschte es mit Lahm dort – und das Mittelfeld-Trio mit Schweinsteiger, Khedira und Kroos blühte auf.

Löw war flexibel genug, sich kurz vor dem Turnier auf das 4-3-3 draufzusetzen, aber stur genug, um im ganzen Turnier mit der Ausnahme der zweiten Hälfte des Finales zu keiner Minute davon abzurücken, egal, in welcher personellen Aufstellung, egal, wie sehr auch erschreckend viele Medien das ab dem Viertelfinale offiziell angegebene 4-2-3-1 blind übernahmen.

Der Titel ist vor allem für Löw eine Genugtuung, weil ihm in Deutschland immer wieder vorgehalten wurde, mit seinem intellektuellen Zugang, seinem Faible für flache Hierarchien und ohne, wie sich Leute wie Effenberg gerne bezeichnet, „Typen“ (wiewohl etwa Müller und Schweinsteiger durchaus etwas zu sagen haben), zu weich und zu wenig Siegermentalität für einen großen Titel mitzubringen. Für die nun endgültig große Generation war er der Höhe- und gleichzeitig der Schlusspunkt: Lahm hat nach zehn Jahren im Nationalteam mit 116 Länderspielen adé gesagt, Klose wird sicher folgen, auch bei Schweinsteiger wäre das keine Überraschung und Podolski war bei dieser WM bestenfalls ein Nebendarsteller.

Wenigstens kommt Löw dann nicht in die Verlegenheit, aus überzogener Loyalität zu lange an zu vielen alten Recken festzuhalten.

Niederlande: Eine Bronzemedaille für Van Gaals Ego

Nicht wenige bezeichneten diese WM als gigantischen Ego-Trip des neuen Manchester-United-Managers Louis van Gaal. Er hat für dieses Turnier den holländischen Fußball einmal auf links gedreht und alles anders gemacht, als es die Granden bei Oranje für gut befanden. Dreiekette und Konterfußball statt 4-3-3 und schöngeistigem Spiel, dazu eine Horde von international unbekannten und unerfahrenen Leuten in der Defensive. Keine Frage, Van Gaal ging großes Risiko. Mit Aktionen wie dem Torhüter-Tausch in der 120. Minute im Viertelfinale gegen Costa Rica ebenso wie mit dem generellen Stil.

f
Holland: Konsequent mit drei Innenverteidigern und Konterfußball. Das Risiko ging auf, weil das Star-Offensiv-Trio vorne die Räume gut nützte.

Vor allem, weil ja angesichts der Gruppengegner Spanien und Chile ein frühes Aus mehr als nur einen Fuß in der Tür der Wahrscheinlichkeiten hatte. Hollands Glück: Im ersten Spiel brach Gegner Spanien völlig auseinander, die Kontertaktik ging voll auf und nach dem unglaublichen 5:1-Erfolg über den Titelverteidiger hatten auch die Spieler selbst den Beweis, dass es mit dem 3-4-1-2-System funktionieren kann.

In der Tat brannte im ganzen Turnier hinten sehr wenig an (Elfmeter-Gegentor gegen Spanien, ein Glücksschuss und ein Elfer gegen Australien, ein Weitschuss gegen Mexiko) und vorne richtete es das individuelle Talent des Dreigestirns mit Sneijder, Robben und Van Persie, das die Räume hervorragend nützte, die angreifende Gegner ihnen anboten. Das war keine besonders aufregende Oranje-Truppe, aber für das vorhandene Spielermaterial passte die sehr pragmatische Herangehensweise.

Das ist natürlich kein Modell für die Zukunft, denn auf Dauer kann es sich ein Bondscoach nur mit Erfolgen leisten, das typisch holländische Spiel derart zu verraten. Zudem ist die Eredivisie ja auch nicht direkt für ihre kompromisslosen Defensiv-Konzepte bekannt – Angriff ist einfach in der orangen DNA.

Lieber verliert man formschön, als dreckig zu gewinnen. Obwohl eine defensive Grundhaltung das Team 2014 fast ins Finale geführt hätte und 2010 eine sehr pragmatische und auch nicht wirklich aufregende Herangehensweise beinahe den Titel gebracht hätte.

Frankreich: Deschamps braucht einen Deschamps

Irgendwie war dieses Turnier aus französischer Sicht nicht Ganzes und nichts Halbes, damit der letzten EM nicht ganz unähnlich. Dabei wäre so viel Talent in diesem Kader, auch der Ausfall von Franck Ribéry (der aber ohnehin eine ziemlich schwache Rückrunde gespielt hatte) wog nicht allzu schwer. Mit Honduras hatte man keinerlei Probleme, die Schweiz nahm man auseinander, aber danach war es wie abgebrochen.

Frankreich:
Frankreich: Seltsam führungslos im Zentrum. Da half auch ein wirklich starker Benzema nicht viel.

Als es hart wurde, also gegen die recht direkten Nigerianer und vor allem dann gegen die geschickt im Mittelfeld agierenden Deutschen, zeigte das zentrale Trio der Franzosen zu wenig Präsenz. Das kann man auch von einem Pogba trotz seines jungen Alters schon erwarten, vor allem hätte aber mehr von Cabaye und Matuidi kommen müssen. Die beiden müssen durchaus als die Verlierer des Turniers aus französischer Sicht gelten, denn beide haben schon ein Alter erreicht, in dem es nicht mehr viele Endrunden zu spielen gibt.

Besonders erschreckend war aber die Tatsache, dass man beim Viertelfinal-Aus gegen Deutschland über sieben Kilometer weniger gelaufen ist als der Gegner, obwohl man 80 Minuten im Rückstand lag. Das ist nicht mit der Hitze zu erklären, die für den Gegner ja genauso war. Das spricht entweder gegen die Fitness der Franzosen oder gegen den Willen. Denn von besonderen Anstrengungen, das Spiel noch herumzureißen, war wenig zu erkennen.

Deschamps fehlte ein Spieler wie Deschamps, ein verlängerter Arm des Trainers im Mittelfeld. Das kann Pogba werden. Noch war es der hoch veranlagte U-20-Weltmeister aber nicht.

England: Ja, die waren auch dabei

Die Three Lions haben so wenig Eindruck hinterlassen, dass man fast vergessen könnte, dass die überhaupt dabei waren. Dabei war die spielerische Intention von Roy Hodgson gar nicht so dermaßen steinzeitmäßig bieder wie das noch vor zwei Jahren der Fall war. Aber die Mischung passte nicht. Die Jungen sind noch zu jung, die alten über dem Zenit und die dazwischen reißen’s nicht heraus.

sfd
England: Nicht Fisch, nicht Fleisch. Produkt eines im Schneckentempo vollzogenen Umbruchs.

Diese drei Gruppen hat Hodgson nicht zu einem funktionierenden Ganzen vereinen können. Rooney im Speziellen ist nach zehn Jahren Spitzenfußball körperlich ruiniert wie andere Anfang, mitte dreißig, dazu wird er seit einigen Jahren sowohl bei United als auch im Nationalteam so wahllos hin- und hergeschoben, dass sich kein Rhythmus einstellen kann. Gerrard hat zwar einen Rhythmus, aber die lange und emotional aufwühlende Saison bei Liverpool hat ihre Spuren hinterlassen.

Die können Henderson, Sterling und Sturridge noch besser verkraften, aber ihnen fehlte zum einen ein Spieler wie sie ihn bei Liverpool in Suárez hatten, und zum anderen der internationale Vergleich, weil sie ja kaum oder noch wenig Europacup gespielt haben. Teams, die von der Insel kommen, spielen halt nicht wie Italiener oder Urus.

Und eine Abwehrreihe mit Baines, Jagielka, Cahill und Johnson ist nichts anderes als aller-grauster Durchschnitt. So hochgelobt Baines seit Jahren wird (warum auch immer), so lange Johnson schon dabei ist – aber England hat mit einiger Sicherheit das schlechteste AV-Pärchen aller europäischen Teilnehmer gehabt. Ihre Vorstöße wirkten beliebig, ihre Flanken hatten zuweilen Regionalliga-Format (vor allem die von Johnson, eine Frechheit).

England wirkt wie in einem Umbruch, der seit vier Jahren im Gange ist und ohne wirkliche Überzeugung betrieben wird. Man will die Alten raushaben, nimmt aber dennoch Gerrard UND Lampard mit. Man ersetzt den gefühlt seit den Achtzigern gesetzten Ashley Cole mit einem Spieler, der nur vier Jahre jünger ist und trotzdem erst eine Handvoll Europacup-Einsätze hinter sich hat. Man kommt endlich vom bald greisen Rio Ferdinand weg, und stellt einen 31-Jährigen und einen 28-Jährigen vor Joe Hart hin.

Der englische Verband blickt seit Jahren voller Bewunderung auf den Erfolg, den Deutschland nach dem radikalen Schnitt 2004 hat. Einen ähnlich radikalen Schnitt zu vollziehen, traut man sich auf der Insel aber nicht. Und genau darum wurschtelt man sich seit Jahren mittenrein in die weltfußballerische Anonymität.

Italien: Mischung aus Klima, Qualität und Form

Langsam war das alles. Die Hitze, sie setzte Andrea Pirlo und Daniele de Rossi schon extrem zu. Nach dem hart erkämpften Auftakt-Sieg gegen England in der Hölle von Manaus gab’s einen erschreckend leblosen Auftritt in der Tropenhitze von Recife, wo man gegen Costa Rica verlor. Und wirkliche Überzeugung und Verve war auch nicht zu erkennen, als man im schwülheißen Natal von Uruguay aus dem Turnier gebissen wurde.

Italien
Italien: Der zweite Außenverteidiger, das langsame Zentrum, biedere Offensiv-Kräfte: Prandelli hatte mit zu vielen Brandherden zu kämpfen.

Da halfen alle taktischen Überlegungen von Fuchs Cesare Prandelli nichts. Die höhere Grundposition von Pirlo, um ihn näher an die Passempfänger zu bringen, ebenso wenig wie der Einsatz von Abschirm-Jäger De Rossi und der Einsatz von Pirlo-Kopie Verratti neben dem alten Herrn. Weil neben dem wirklich braven Darmian es keinen zweiten Außenverteidiger gab, der sinnbringend im Spiel gewesen wäre – nicht der gelernte Innenverteidiger Chiellini, nicht der farblose Abate, nicht der als Wing-Back etwas hilflose De Sciglio.

Was auch ein Problem des Nachwuchses ist. Keine große Liga in Europa hat bei den Kadern der Vereine einen so geringen Anteil an bei den Klubs ausgebildeten Spielern wie die Serie A. Wie in Italien generell üblich, wird lieber an alten, verkrusteten Strukturen festgehalten, als mal etwas Neues zu probieren, weil es immer irgendein Gremium, einen 80-Jährigen Betonschädel, einige polemisierende Medien gibt, die das zu verhindern wissen.

Die Folge ist, dass Prandelli, fraglos einer der besten Trainer des Kontinents, hilflos zusehen musste, wie seine Mannschaft verglühte. Das Erreichen des EM-Finales vor zwei Jahren war kein Zufall, aber die Mischung aus den klimatischen Bedingungen und fehlender Form (wenn etwa Neu-Dortmunder Immobile so spielt, wie er heißt; ein Candreva halt nicht mehr als ein Durchschnitts-Kicker ist, Insigne von seinem Punch genau nichts zeigte, Cassano ein müder Abklatsch von 2012 ist und mit Parolo ein 29-Jähriger neu in den Kader kommt) killte Italien.

Spanien: „Generation Xavi“ entmachtet

Es kommt die Zeit, da bricht alles irgendwie in sich zusammen. Zumindest oft. Das war bei Frankreich 2002 so, das war bei Italien 2010 so, und jetzt hat’s die Spanier erwischt. Zu lange festgehalten an einer Spielweise, die die alternden Spieler nicht mehr auf dem höchsten Niveau zu spielen im Stande waren. Und gerade beim Ballbesitz-Fußball spanischer Prägung ist das unbedingt vonnöten.

Spanien
Spanien: Die Änderungen nach dem 1:5 gegen Holland waren zu spät und halfen zu wenig.

Aber Xavi wurde von den geschickten Holländern so kontrolliert, dass er danach nicht mehr ins Geschehen eingriff. Xabi Alonso nahm von den wie wild pressenden Chilenen ein veritables Trauma mit. Und ohne diese beiden Säulen im Zentrum mäanderte der Rest kopflos durch die Partien. Diego Costa konnte nie so eingesetzt werden, dass er seine Stärken ausnützen hätte können. Zu viele Spieler waren zu langsam oder zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um jenes Gegenpressing zum Funktionieren zu bringen, das ja das eigentliche Erfolgsgeheimnis Spaniens war.

Und vor allem fehlte es dem Abwehr-Duo Ramos und Piqué vor allem gegen Holland, aber auch gegen Chile an der Gedankenschnelligkeit und der Abstimmung – auch, weil Busquets mehr vorne helfen musste als auf die Absicherung nach hinten achten zu können. Die gigantischen Löcher, die entstanden, waren ein Fest für die Holländer und die Hilflosigkeit gegen das chilenische Pressing wurde schnell deutlich.

Das allerdings war schon vorher klar: Von einem mutigen Gegner selbst angepresst zu werden, gefällt den sonst ja selbst pressenden Spaniern gar nicht – wie es etwa Portugal im EM-Halbfinale 2012 machte.

Und dann machte auch noch Iker Casillas jene dämlichen Anfängerfehler, die er nach einem Jahrzehnt auf Top-Niveau zuletzt auch bei Real Madrid immer häufiger wieder eingestreut hatte.

Wie so viele große Trainer vor ihm hat nun also auch Vicente del Boque zu lange an altverdienten Spielern festgehalten. Es sagt sich aber andererseits leicht, er hätte Xavi, Xabi Alonso und womöglich auch Iniesta und Casillas nach drei Titel in Folge eliminieren müssen. Die zu erwartenden Prügel von Medien und Fans will sich niemand antun. Verständlich.

Nicht, dass die Spanien jetzt Sorgen machen müsste – die letzten zwei U-21-Europameisterschaften gewann man, es rückt viel nach. Aber die „Generation Xavi“ ist hiermit an ihrem leider etwas unrühmlichen Ende des Weges angekommen.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Juni 2016 in Frankreich

Die Hälfte von Europas Großen hat komplett enttäuscht, aus den verschiedensten Gründen. Bei England wird sicherlich nichts besser, wenn man weiterhin so lauwarm vor sich hinlebt, bei Italien muss man abwarten, ob Biedermann Mancini übernimmt, Choleriker Conte oder doch Tüftler Guidolin (oder auch ganz wer anderer, Allegri ist ja für die Squadra Azzurra vom Markt). Keiner der drei wird aber die grundsätzlichen Probleme im italienischen Fußball lösen können, da ist der Verband gefragt.

Frankreich braucht für die Heim-EM mehr Persönlichkeiten im Mittelfeld, überall sonst ist die Equipe Tricolore gut aufgestellt. Deutschland wird zumindest zwei, vielleicht sogar drei absolute Schlüsselspieler auf dem Weg zur EM in zwei Jahren ersetzen – ob das ohne Reibungsverluste geht, muss man erst einmal sehen. Erstaunlicherweise sieht aus dem jetzigen Blickwinkel Holland als diejenige Mannschaft aus, die das wenigste Bauchweh haben muss: Der junge Kader hat die Erfahrung einer starken WM, muss praktisch nicht umgebaut werden und Guus Hiddink ist ein ganz erfahrener Trainer, der ein Team völlig anders führt als Van Gaal, sich aber um seine Autorität nicht sorgen muss.

Die Gelegenheit für Teams aus der zweiten Reihe, bei der EM die Arrivierten in den Schatten zu stellen, ist also gegeben. Sie müssten sich jetzt nur noch trauen.

]]>
https://ballverliebt.eu/2014/07/19/zwei-stark-einer-so-naja-aber-drei-von-europas-grossen-griffen-voellig-in-den-dreck/feed/ 2
Confed-Cup 2013: Wenig bedeutendes Turnier, sehr bedeutende Erkenntnisse https://ballverliebt.eu/2013/07/02/confed-cup-2013-wenig-bedeutendes-turnier-sehr-bedeutende-erkenntnisse/ https://ballverliebt.eu/2013/07/02/confed-cup-2013-wenig-bedeutendes-turnier-sehr-bedeutende-erkenntnisse/#comments Tue, 02 Jul 2013 00:04:57 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8953 Confed-Cup 2013: Wenig bedeutendes Turnier, sehr bedeutende Erkenntnisse weiterlesen ]]> Ja, das hat durchaus Spaß gemacht. Eine ziemliche Dichte an ziemlich feinen Teams, in einem Turnier, dass war weltweite Aufmerksamkeit, aber vergleichsweise geringe Bedeutung hat. Das Resultat: Ein ausgesprochen gutklassiges Turnier mit vielen unterhaltsamen Spielen, aber (vom Gastgeber abgesehen) ohne den Druck des Gewinnen-Müssens. Ein Jahr vor der WM also eine Gelegenheit zu probieren und Erkenntnisse zu sammeln. Nicht unbedingt nur taktische, auch solche das Klima betreffend.

1.: Brasilien ist auf einem guten Weg

Grundformation von Brasilien beim Confed-Cup 2013
Grundformation beim Confed-Cup 2013

Wie viel der Sieg beim Confed-Cup im geschichtlichen Großen Granzen wert ist, darüber lässt sich trefflich diskutieren. Sicher ist aber: Gastgeber Brasilien ist sportlich auf bestem Weg, für die Heim-WM in einem Jahr gerüstet zu sein. Das Duo Thiago Silva/David Luiz in der Innenverteidigung ist auf Nationalteam-Ebene womöglich das beste der Welt, mit Marcelo und Dani Alves kommt man zumindest bei den acht teilnehmenden Nationen dem Ideal der zwei guten Außenverteidiger am Nächsten, das Mittelfeld-Zentrum hält dicht, nach vorne gibt es mit Neymar und Oscar einiges an Talent – wiewohl die beiden ihr bestmögliches Zusammenspiel noch nicht gezeigt haben.

Hauptmerkmal der Seleção unter Luiz Felipe Scolari ist vor allem die extrem druckvolle Anfangsphase in jeder Partie gewesen. Japan und Mexiko geriet da schon vorentscheidend ins Hintertreffen, Spanien im Finale musste auch einem frühen Rückstand hinterherlaufen. Allen Spielen gemein war aber auch, dass Brasilien die Intensität nach dieser starken Anfangsphase – mit dem Finale als Ausnahme – danach deutlich zurückschraubte. Man cruiste, wenn möglich auf der frühen Führung im Halbgas-Modus dem Sieg entgegen. Gegen Japan und Mexiko klappte das, gegen Italien (wo es kein schnelles Tor gab) nicht, auch Uruguay überstand diese Phase im Semifinale.

Brasilien bei der Copa América 2011
Brasilien bei der Copa América 2011

Vergleicht man die Truppe mit jener, die vor zwei Jahren bei der Copa América – wo es nach einer mühsamen Gruppenphase das Aus im Viertelfinale gegeben hatte – so erkennt man vieles nicht mehr wieder. Nicht nur personell. Beim Turnier in Argentinien machte die Seleção unter Mano Menezes nicht nur einen seltsam langsamen und uninspirierten Eindruck, sondern ließ vor allem zwei Dinge komplett vermissen: Kompaktheit im Mittelfeld und Breite im Spiel nach vorne.

„Zu wenig Bewegung, zu wenig Tempo, sehr statisches Spiel und vor allem: Ein zu großer Abstand, bzw. zu wenig Kontakte zwischen den sechs Spielern hinten und den vier vorne“, analysierten wir im ersten Gruppenspiel, dem 0:0 gegen Venezuela.

„Weil die Brasilianer wieder ein veritables Loch zwischen defensivem Mittelfeld und Offensivreihe ließen, hatten die drei Paraguayer im Mittelkreis das Zentrum sehr gut unter Kontrolle, weil wiederum nur Ramires einen Link zwischen der Defensive und Ganso und Co. darstellte. Auch von den Außenverteidigern kam wieder gar nichts“, hieß es in der Analyse vom zweiten Gruppenspiel, einem 2:2 gegen Paraguay.

„Das brasilianische Spiel verfiel in den alten Trott: Wenig Breite, viel Platz zwischen Defensive und Offensive und ein Offensiv-Quartett, dass nicht gut harmonierte, wenn der Ball doch einmal vorne war“, im Viertelfinale gegen Paraguay – das letztlich im Elferschießen verloren wurde.

Im zentralen Mittelfeld ist von der Copa 2011 keiner mehr übrig: Luiz Gustavo sorgt für Umsicht und defensive Stabilität, Paulinho – die große Entdeckung des Turniers – für den Schub nach vorne, und Oscar versuchte, sich durch extrem viel Laufarbeit immer anspielbar zu machen. Scolari packte also vor allem körperliche Präsenz ins Zentrum. Während Marcelo auf der linken AV-Position ein Fixpunkt ist, kämpft Scolari rechts hinten mit den gleichen Problemen wie seit Jahren: Dani Alves performt in der Seleção einfach nicht, Maicon ist längst endgültig kein Thema mehr, und viele Alternativen hat Scolari nicht.

Die rechte Seite mit einem schwachen Dani Alves und dem ebenfalls nicht überzeugenden Hulk ist der wohl größte Schwachpunkt, den es für die WM noch zu beheben gilt. Im Tor ist Júlio César immer noch ein guter Mann, aber nicht mehr der Weltklasse-Keeper vergangener Tage. Und bei allem Respekt vor seiner sehr ansprechenden Performance bei diesem Turnier: Brasilien hatte auch schon mal bessere Mittelstürmer als Fred. Der noch dazu der einzige echte, gelernte Mittelstürmer im ganzen Kader war.

2. Pressing- und ballbesitzorientierte Europäer werden’s schwer haben.

Grundformation von Spanien
Grundformation von Spanien

Man sollte sehr vorsichtig sein, Spanien nach einem mauen Turnier und nach den Vernichtungen von Real und vor allem Barcelona im CL-Semifinale schon abschreiben zu wollen. Immerhin wurde die U-21 gerade einmal mehr Europameister.

Aber: Der Confed-Cup zeigte sehr wohl, dass es für Teams, die ihr Spiel auf Pressing und Ballbesitz anlegen, vor allem aufgrund der klimatischen Bedingungen – heiß und schwül – sehr schwer sein wird. Vor allem, wenn man bedenkt, dass den Top-Klubs aus Spanien und Deutschland, deren Nationalteams so spielen, wieder eine lange Saison mit vielen Europacup-Partien bevorsteht.

Spanien war körperlich im Halbfinale gegen Italien schon schwer am Limit und im Finale dann komplett tot, obwohl man in der Gruppenphase das billige Trainingsspielchen gegen Tahiti hatte, anstatt drei echte Ernstkämpfe absolvieren zu müssen. Angesichts dieser Erkenntnisse gilt es, bei der WM danach zu trachten, nach zwei Gruppenspielen den Aufstieg geschafft zu haben und Verlängerungen in der K.o.-Phase auf jeden Fall zu vermeiden. Vor allem für Teams aus den hinteren Gruppen, also E bis H, wäre eine Verlängerung wohl tödlich, weil diese Teams im weiteren Turnierverlauf immer einen Tag weniger zur Regeneration haben als jene aus den vorderen Gruppen.

Darauf gilt es sich vor allem eben für Deutschland und für Spanien, aber auch für Bosnien und Holland einzustellen, will man wirklich eine Chance auf den Titel haben. Denn würde im Viertelfinale etwa die ohnehin starke Truppe aus Kolumbien, die Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit noch dazu wie kaum eine zweite kennt, und man ist physisch schon derart bedient wie Spanien beim Confed-Cup schon nach zwei ernsthaft geführten Spielen, wird garantiert Schluss sein.

3.: Reaktive Teams aus Europa dürften im Vorteil sein

Auch, wenn sich Italien im Gruppenspiel gegen Japan – dem wohl aufregendsten bei diesem Turnier – nicht so besonders geschickt anstellte, ist es dennoch so, dass man die Italiener groß auf der Rechnung haben muss. Weil Prandelli bei seinem Team, anders als etwa Del Bosque mit Spanien, aus einer Vielzahl von Systemen (4-3-2-1 gegen Mexiko und Japan, 4-4-1-1 gegen Brasilien, 3-4-2-1 gegen Spanien und wieder 4-3-2-1 gegen Uruguay), Formationen und Taktiken wählen kann, einige extrem vielseitige Spieler zur Verfügung hat (Marchisio, Giaccherini, De Rossi, etc.) sich dabei am Gegner orientiert und überhaupt kein Problem damit hat, selbst das Spiel nicht zu machen.

Dreimal verwendete Italien das 4-3-2-1
Dreimal verwendete Italien das 4-3-2-1

Weil Italien in der Regel nicht bzw. nur wenig presst, was vor allem gegen Spanien im Halbfinale auffällig war, spart das Team einiges an Kraft. Durch den relativ breiten Kader und angesichts der Tatsache, dass Prandelli zu regelmäßigen Umstellungen neigt – mal spielte Marchisio, mal Aquilani, gegenüber wechselten sich Giaccherini und Candreva ab, Pirlo bekam immer wieder seine Pausen, durch die Wechsel zwischen Dreier- und Viererkette auch Barzagli bzw. Bonucci – bekommen viele Akteure auch im Regelfall ihre Downtime.

Dass das Klima reaktive Mannschaften bevorzugt, kann aber auch für andere europäische Mannschaften von Vorteil sein. Hodgsons England fällt einem da spontan ein, auch die Schweizer. Die Portugiesen, sollten sie sich qualifizieren, könnten das auch.

Sicher ist nur: Vor allem für die europäischen Teams wird das Wetter ein ganz entscheidender Punkt werden.

4.: Südamerikanische Dominanz zu erwarten

Schon in Südafrika trumpften vor allem die südamerikanischen Teams „hinter“ Brasilien und Argentinien auf. Uruguay erreichte das Halbfinale, Paraguay das Viertelfinale, Chile das Achtelfinale (und scheiterte dort an Brasilien). Mit Spaniens 2:1 gegen Chile  gab es bis zum Achtelfinale in 19 Spielen gegen nicht-südamerikanische Teams nur eine einzige Niederlage.

Auch Uruguay zeigte sich vom System her flexibel
Auch Uruguay zeigte sich vom System her flexibel

Eine ähnliche Dominanz darf man auch nächstes Jahr erwarten – nicht nur, weil es einige richtig gute Teams aus den Conmebol-Verband sein werden, die teilnehmen, sondern auch, weil diese die klimatischen Bedingungen einfach gewöhnt sind.

Dabei ist Uruguay, trotz des Semifinales beim Confed-Cup, nicht mal der heißeste Kandidat. Óscar Tabárez ist zwar immer noch ein interessanter Trainer, dem Flexibilität in Systemfragen sehr wichtig ist – er switchte zwischen Dreier- und Viererkette, zwischen zwei und drei Stürmern, zwischen flachem und etwas windschief-rautenförmigen Mittelfeld. Aber das Team ist tendenziell überaltert und über den Zenit, den es 2010 und 2011 erreichte, schon ein wenig hinaus. Es ist seither sehr wenig frisches Blut und neuer Konkurrenzkampf in den Kader gekommen.

Zu wenige Tore: Mexiko
Zu wenige Tore: Mexiko

Aber das sehr gut funktionierende Team aus Kolumbien um die Neo-Monegassen Falcao und James Rodríguez und dem hochinteressanten Teamchef José Néstor Pekerman kann durchaus ein Kandidat für das Semifinale sein. Auch Chile, mit Jorge Sampaoli ebenso mit einem aufregenden Trainer im Amt, ist einiges zuzutrauen.

Die Kenntnis um das Klima wäre grundsätzlich auch bei Mexiko vorhanden. Dort scheitert es aber an anderer Stelle: Das Team von Juan Manuel de la Torre ist erstens ziemlich eindimensional, vom 4-4-1-1 mit Giovani als hängender Spitze geht er nicht ab – wiewohl in den U-Teams etwa durchaus eher mit Dreierkette agiert wird. Und, zweitens, ist Mexiko bei aller Spielstärke, erschreckend harmlos vor dem Tor. Nur drei in sechs Quali-Finalrundenspielen, in den ersten zweieinhalb Spielen beim Confed-Cup nur ein Elfer-Tor. Obwohl mehr als genug Chancen dagewesen wären.

5.: Japan kann viel, muss es sich aber auch zutrauen

Japan: Personell seit 2011 unverändert
Japan: Personell seit 2011 unverändert

Wer vom ziemlich flachen Auftritt Japans beim Auftakt-0:3 gegen Brasilien enttäuscht war, wurde im zweiten Spiel gegen Italien wieder in die Realität versetzt: Wie schon beim Asien-Cup, den Japan nach Strich und Faden zerlegte, zeigte sich das Team von Alberto Zaccheroni (auch er so ein feiner Trainer!) von seiner guten Seite: Ramba-Zamba-Tempofußball, mit viel Vertrauen in das eigene Können.

Wie den Mexikanern fehlt es aber auch Japan an den Toren. Maeda ist ein fleißiger Arbeiter, aber kein Goalgetter, Mike Havenaar fehlt da auch die internationale Klasse. Interessantes Detail: Obwohl es einige neue Alternativen in europäischen Top-Ligen gibt, vor allem in Deutschland, ist es beim Confed-Cup die exakt gleiche Grundformation gewesen wie vor zweieinhalb Jahren beim Asien-Cup. Heißt: Die Mannschaft ist eingespielt, kenn sich in- und auswendig. Sie kann auch bei der WM aufzeigen, wenn Zac einen Weg findet, mit dem Klima umzugehen und wenn sich die Japaner auch wirklich etwas zutrauen.

6.: Die Afrikaner werden wieder früh heimfahen. Das wird aber nicht am Klima liegen.

Nigeria hat fraglos Potenzial. Nicht so viel, um in der K.o.-Runde bei der WM weit zu kommen. Nein, sie werden froh sein müssen, die Vorrunde zu überstehen. Aber immerhin ist man in Nigeria mit Stephen Keshi auf einem guten Weg – sportlich.

Nigeria fehlten zwei wichtige Spieler
Nigeria fehlten zwei wichtige Spieler

Man war gegen Uruguay auf Augenhöhe, traute sich gegen Spanien im Mittelfeld zu attackieren. Zudem ist man noch stärker, wenn mit Victor Moses von Chelsea und Mittelstürmer Emmanuel Emenike von Spartak Moskau, die verletzt fehlten. Linksaußen Nnamdi Oduamadi zeigte durchaus auf, der in Italien spielende 22-Jährige ist eine der Entdeckungen dieses Turniers. Die Qualifikation für die WM sollte gelingen (wenn es auch ziemlich wahrscheinlich nicht besonders glanzvoll geschehen wird) und es ist auch kein Afrika-Cup mehr im Weg, nach dem afrikanische Verbände ja gerne den Panik-Button drücken.

Doch obwohl auch Côte d’Ivoire an sich die Qualität hätte, zumindest ordentlich abzuschneiden, ist nicht zu erwarten, dass alle fünf afrikanischen Teilnehmer im kommenden Jahr zu den „Geläuterten“ gehören wird. Was nach dem Afrika-Cup Anfang des Jahres galt, gilt nämlich natürlich weiterhin: So lange die nationalen Verbände nicht professionell arbeiten, können sich die Teams sportlich nicht entwickeln. Nicht zuletzt stritt man auch in Nigeria auch vor diesem Turnier mal wieder um die Prämien.

Und der sportliche Wert der allermeisten Teams aus Afrika ist, das wurde beim von Nigeria gewonnen Turnier deutlich, jämmerlich. Weshalb man davon ausgehen kann, dass sich der größte Teil dss Quintetts nächstes Jahr sehr schnell wieder von der WM verabschieden wird. Und es wird nichts mit dem Klima zu tun haben.

7.: Tahiti – ein witziger Farbtupfer

Immerhin: Tahiti schon ein Tor
Immerhin: Tahiti schoss ein Tor

Dass die mit dem längst aufs sportliche Altenteil des griechischen Mittelständlers Panthrakikos geschobenen Marama Vahirua verstärkte Hobbykicker-Auswahl aus Tahiti die Bude dreimal angefüllt bekommen würde, war von vornherein klar. Ob man die Bilanz von 1:24 Toren jetzt als Erfolg sehen möchte oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Zum Vergleich: Bei der U-20-WM vor vier Jahren kam man mit 0:21 Toren davon.

Man wusste um die Chancenlosigkeit und präsentierte sich als witziger Farbtupfer. Teamchef Eddy Etaeta ließ alle drei Torhüter je ein Spiel ran, gegen Nigeria gab es sogar ein Tor. Die Grundausrichtung war mit dem 5-4-1 klar defensiv, aufgrund des eklatanten Klasse-Unterschieds half das aber natürlich auch wenig.

Aber die Teilnahme kann Tahiti keiner mehr nehmen, mit einem Spiel gegen Spanien vor 71.800 Zuschauern im Maracanã. Dass es 0:10 verloren wurde, was soll’s. Marama Vahirua übrigens hat seine Karriere nach dem Turnier beendet.

Fazit: Feines Turnier mit interessanten Erkenntnissen

Das Turnier hat einige schöne Spiele produziert und einen schönen Überblick über die allgemeinen Formkurven gegeben. Vor allem Italien hat einiges ausprobiert. Spanien wird sich etwas überlegen müssen, in Richtung WM. Die nachrückenden Teams wie Mexiko und Japan haben ihre Möglichkeiten angedeutet, mehr aber (noch?) nicht.

In jedem Fall aber ist dieser Confed-Cup ein Plädoyer dafür gewesen, dieses Turnier nicht mehr per se zu belächeln, weil es ja sportlich um nicht allzu viel geht. Dazu war der Unterhaltungswert zu hoch und die Erkenntnisse daraus zu bedeutend.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2013/07/02/confed-cup-2013-wenig-bedeutendes-turnier-sehr-bedeutende-erkenntnisse/feed/ 7
Frustrieren statt aktiv ärgern: Fast wäre Italiens Strategie aufgegangen https://ballverliebt.eu/2013/06/28/frustrieren-statt-aktiv-argern-fast-ware-italiens-strategie-aufgegangen/ https://ballverliebt.eu/2013/06/28/frustrieren-statt-aktiv-argern-fast-ware-italiens-strategie-aufgegangen/#comments Thu, 27 Jun 2013 23:20:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8942 Frustrieren statt aktiv ärgern: Fast wäre Italiens Strategie aufgegangen weiterlesen ]]> Spanien, Spanien, immer wieder Spanien! Doch wie schon letztes Jahr im EM-Halbfinale rettete sich der Welt- und Europameister gegen einen taktisch hervorragend agierenden Gegner nur mit viel Mühe ins Elferschießen und zog über diesen Umweg doch wieder ins Finale ein. Dabei hatte in diesem Confed-Cup-Semifinale Italien eigentlich alles richtig gemacht. Man frustrierte die Spanier, anstatt sie aktiv zu ärgern. Eine etwas bessere Chancen-Verwertung, und der Plan wäre aufgegangen.

Spanien - Italien 0:0 n.V.
Spanien – Italien 0:0 n.V.

Kein europäisches Spitzen-Nationalteam ist, was das verwendete System angeht, so flexibel wie Italien. In der Vorrunde experimentierte Prandelli mit einem 4-3-2-1, in dem mit Marchisio und Aquilani zwei Achter bzw. mit Giaccherini in Wing-Back die Positionen hinter Balotelli einnahmen; danach gab es gegen Brasilien ein 4-4-1-1 mit Diamanti hinter der Solo-Spitze; dazu Candreva – tatsächlich gelernter Flügelstürmer – und wiederum Marchisio auf den Außenbahnen.

Genau angepasstes System

Gegen Spanien packte Prandelli die in Italien weit verbreitete Dreierkette in der Juve-Besetzung aus. Weil sich die Wing-Backs Maggio und Giaccherini im nominellen 3-4-2-1 aber sehr weit zurückzogen und sich Candreva und Marchisio, auf dem Papier hinter Gilardino (der den verletzten Balotelli ersetzte) dafür die zentralen Mittelfeld-Leute Pirlo und De Rossi flankierten, entstand ein 5-4-1, wie es Tahiti bei diesem Confed-Cup verwendete.

Damit passte Prandelli System und Spielweise exakt dem Gegner und den Gegenbenheiten an. Im Zentrum entstand so eine 4-gegen-3-Überzahl der Italiener. Auf der linken Abwehrseite ein 2-gegen-1, weil Arbeloa am Aufbauspiel de facto nicht teilnahm, sondern nur Querpässe auf Piqué oder Xavi ablieferte. Und auf der rechten Abwehrseite gab es im Grunde ebenfalls eine 2-gegen-1-Überzahl für Italien, weil zwar Alba sehr oft vorne auftauchte, David Silva hingegen im Halbfeld untertauchte.

Pressing der Italiener gab es allerdings keines – das war wohl aber wiederum den Gegebenheiten geschuldet. Das EM-Halbfinale gegen Portugal hat ebenso wie das CL-Semifinale von Barça gegen die Bayern gezeigt, dass es die Spanier überhaupt nicht mögen, wenn sich ein Gegner traut, sie aktiv und relativ hoch anzupressen. Bei Temperaturen um die 30 Grad und einer Luftfeuchte von an die 80 Prozent ist das aber schlicht nicht praktikabel. Weshalb Italien nach dem Motto „Frustrieren statt Ärgern“ spielte.

Spanien ratlos

Man hielt Spanien also vom eigenen Tor fern, indem man die Mitte überlud und das (ohnehin bei Spanien nur mäßig ausgeprägte) Flügelspiel unterband. Gleichzeitig wurde kein Druck auf den ballführenden Spanier ausgeübt – allerdings wurde blitzschnell umgeschaltet, sobald die Italiener den Ball hatten. Zwei schnelle Pässe in der Mitte, eine Verlagerung auf Candreva rechts oder Giaccherini links, eine Hereingabe auf Gilardino. Es war gar nicht notwendig, dass mehr als drei Italiener vorne ankamen, gegen das ungewohnt langsame Umschalten der Spanier reichte es aus, um einige gefährliche Situationen zu provozieren.

Wie überhaupt das Spiel der Spanier ungewohnt langsam und behäbig wirkte. Was womöglich auch an den klimatischen Bedingungen lag, vor allem aber zweifelsfrei daran, dass es die Italiener extrem geschickt verstanden, dem Welt- und Europameister jene Dreiecke im Aufbau zuzustellen, die für die Spanier so extrem wichtig sind – ebenso wie die Optionen auf den Steilpass. Torres rieb sich zwischen der Fünfer- und der Viererkette auf, Silva und Pedro hatten permanent drei Gegenspieler, und so fehlten von hinten heraus einfach die Optionen.

Und hinzu kam noch, dass nach dem zweiten, dritten gefährlichen Konter deutlich wurde, dass Spanien eine Heidenangst vorm schnellen italienischen Umschalten hatte und so die Risiko-Pässe nach vorne noch mehr vermied.

De Rossi zurück in die Abwehr

Für die zweite Hälfte brachte Prandelli dann Montolivo statt Barzagli. Damit rückte Daniele de Rossi ins Zentrum der Dreier-Abwehr zurück, wie er das bei der EM schon gegen Spanien und gegen Kroatien gemacht hatte. Damit hatte Italien nun drei Ballverteiler im defensiven Zentrum, außerdem gingen die Wing-Backs nun deutlich mehr nach vorne. Die Spanier waren in der ersten Hälfte so mürbe gemacht worden, dass sie dem italienischen Treiben recht wenig entgegen zu setzen hatten.

Del Bosque versuchte, den entstehenden Platz hinter Giaccherini besser zu nützen, indem er mit Jesus Navas einen echten Flügelstürmer statt David Silva brachte. Der Andalusier konnte diese Vorgabe allerdings überhaupt nicht erfüllen, er war kaum einmal ins Spiel eingebunden. In der zweiten Halbzeit hatte Italien deutlich mehr Ballbesitz als Spanien (!) und konnte so den Gesamtprozentsatz annähernd auf 50 Prozent heben.

Was auch daran lag, dass es bei den Spaniern überhaupt kein Umschalten gab. Viel zu langsam brachte man Spieler vor den Ball, das Spiel wurde nach Ballgewinn nicht beschleunigt, so konnte sich Italien problemlos stellen und so etwas wie Torgefahr kam eigentlich nie auf.

Wilde Variante von Del Bosque

Was zu Beginn aussah wie eine Taktik, die ausgelegt war, nicht zu verlieren, entpuppte sich als taugliches Mittel, gegen Spanien zu gewinnen. Dazu hätte eine der durchaus vorhandenen Torchancen der Italiener aber auch verwertet werden müssen. Das geschah nicht, darum ging es in die Verlängerung.

Verlängerung
Verlängerung

In der Vicente del Bosque etwas ganz Wildes probierte: Er brachte Javi Martínez, der bei den Bayern eine grandiose Saison als umsichtiger und de facto fehlerfreier Stabilisator im defensiven Mittelfeld absolviert hatte – und der Baske ersetzte Fernando Torres positionsgetreu.

Martínez versuchte, durch seine Laufwege Löcher im italenischen Defensiv-Verbund zu reißen, anders als Torres der eher auf Zuspiele gelauert hatte. Außerdem war er wegen seiner Kopfballstärke ein willkommener Anspielpunkt auch für lange Bälle.

Bis kurz vor Schluss kontrollierte Italien das Geschehen weiterhin recht sicher, wurde aber selbst kaum mehr wirklich gefährlich. Erst in den letzten Minuten vorm Elfmeterschießen kam man noch ziemlich ins Schwitzen, Spanien konnte trotz zwei, drei großer Chancen den Shoot-Out aber nicht mehr verhindern.

In dem alle Schützen sicher trafen, ehe mit Leonardo Bonucci der 13. Spieler scheiterte. Und Spanien damit nach 120 Minuten wohl nicht ganz verdient ins Finale gegen Brasilien einzieht.

Fazit: Italien machte eigentlich alles richtig

Wie schon letztes Jahr in Danzig war Italien auch diesmal der klare taktische Punktsieger, holte wie im Vorrundenspiel der EM ein Remis – und scheiterte letztlich im Elferschießen. Was aber nicht darüber hinweg täuschen darf, dass die Taktik von Prandelli, die von seiner gewohnt italienisch-disziplinierten Truppe fast perfekt umgesetzt wurde, punktgenau passte. Nur ein starker Casillas und eine damit verbunden nicht ausreichende Chancenverwertung verhinderte einen verdienten italienischen Sieg.

Das sah alles nicht spektuakulär aus und vor allem in der 2. Hälfte fehlte der Partie deutlich das Tempo dafür, es wirklich als großes Spiel bezeichnen zu können. Zudem wären beide in gleicher Situation in einem „echten“ Bewerbsspiel sicher mit noch etwas mehr Punch am Werk (wiewohl die tropischen Bedingungen da sicher ein verhinderndes Wort mitgesprochen hätten). Aber es war ein weiteres Beispiel dafür, dass Spanien eben doch nicht unschlagbar ist.

Für die WM nächstes Jahr ja keine ganz unwichtige Erkenntnis.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2013/06/28/frustrieren-statt-aktiv-argern-fast-ware-italiens-strategie-aufgegangen/feed/ 5
Spanien ist Europameister! Weil Italien auf das 3-5-2 verzichtete und Pech hatte https://ballverliebt.eu/2012/07/02/spanien-ist-europameister-weil-italien-auf-das-3-5-2-verzichtete-und-pech-hatte/ https://ballverliebt.eu/2012/07/02/spanien-ist-europameister-weil-italien-auf-das-3-5-2-verzichtete-und-pech-hatte/#comments Mon, 02 Jul 2012 00:01:56 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7645 Spanien ist Europameister! Weil Italien auf das 3-5-2 verzichtete und Pech hatte weiterlesen ]]> Es schaut wesentlich brutaler aus, als es wirklich war: Was nach einer Tracht Prügel aussieht, die Italien beim 0:4 gegen Spanien im EM-Finale von Kiew einstecken musste, war in Wirklichkeit zwar durchaus ein verdienter Sieg für die „Furia Roja“. Aber dass es so hoch geworden ist, lag auch an italienischem Pech. Ohne das die Azzurri aber wohl auch nicht gewonnen hätten.

Spanien - Italien 4:0 (2:0)

Es hatte alles so ausgesehen, als sollte es das Traumfinale geben – Spanien gegen Deutschland, die Dritte. Doch dann kamen die Italiener, und dank ihres überzeugenden Sieges über die Deutschen im Halbfinale waren sie im Finale gegen die Spanier zumindest nicht der krasse Außenseiter. Am Ende hatte die Squadra Azzurra vier Gegentore geschluckt. Und das Endspiel von Kiew vier Phase gesehen.

Phase 1: Die erste Viertelstunde

Bei den Spaniern fiel zunächst vor allem die einmal mehr extrem hohe Positionierung von Xavi auf. Dadurch war die spanische Formation ein recht klares, ziemlich eindeutiges 4-2-3-1 – auch, weil die „Neun“, die Fàbregas spielte, so „falsch“ gar nicht war. Die Absicht hinter der Positionierung von Xavi wurde auch recht schnell klar: Er und Fàbregas teilten sich die Aufgabe, Pirlo anzupressen und ihn nicht zu seinen öffenenden Pässen kommen zu lassen.

So verteidigte Spanien – ähnlich wie etwa Dortmund – mit einem 4-4-2, in dem Xavi und Fàbregas vorne agierten. Mit Erfolg: Der italienische Taktgeber wurde, wie schon in der ersten Hälfte gegen Deutschland, bei Querpässen gehalten. Die spanischen Flügelspieler blieben zudem, wie gewohnt, sehr zentral – ja, Silva und Iniesta spielten sogar noch zentraler als sonst. Damit sollte die Raute im italienischen Zentrum zusammen gezogen werden, um auf den Außenahnen noch mehr Platz für die aufrückenden Außenverteidiger zu machen. Doch Arbeloa und Alba stießen zunächst zu wenig in diesen Raum vor.

Im Gegenzug versuchten Abate und Chiellini ebenso etwas zu zögerlich, für Breite im eigenen Spiel zu sorgen. Im Zentrum hatten die Spanier indes durch ihre perfekte Abstimmung und angesichts der Tatsache, dass das ohnehin ihr Spiel ist, Vorteile – so entstand auch das 1:0 nach einer Viertelstunde, bei dem Iniesta mit einem Lochpass Fàbregas schickte, dessen Querpass vor das Tor verwertete Silva.

Phase 2: Italien rückt auf und presst

Cesare Prandelli musste kurz nach dem Rückstand verletzungsbedingt wechselt – für Giorgio Chiellini kam mit Federico Balzaretti ein neuer Linksverteidiger. Das Problem blieb aber bestehen: Auch Balzaretti beschleunigte zwar immer wieder vielversprechend, aber kaum über der Mittellinie, nahm er immer das Tempo aus dem Angriff und spielte den Ball zurück.

Allerdings machte die restliche Mannschaft nach dem Gegentor einen deutlich besseren Job, wenn es darum ging, im Ballbesitz aufzurücken. Mit einer hohen Verteidigungslinie und konsequentem Pressing setzte Portugal den Spaniern im Semifinale brutal zu, und auch gegen Italien ließen sie sich vom geringer werdenden Platz in der eigenen Hälfte und der weniger werdenden Zeit am Ball durchaus beeindrucken – De Rossi, Montolivo und Marchisio kamen dabei Schlüsselrollen zu.

Die Spanier hatten die Kontrolle über das Spiel zumindest teilweise eingebüßt und die Fehlpass-Quote stieg. Alleine: Nützen konnten es die Italiener nicht. Wie schon den Gegnern Spaniens in den Runden davor hielten die Azzurri damit zwar den Gegner gut vom eigenen Strafraum weg, aber eine eigene, echte Torchance wurde nicht herausgespielt.

Pirlo auf Querpässe reduziert

Pirlo wurde auf Querpässe reduziert

Was auch wiederum daran lag, dass Pirlo weiterhin kaum ein Faktor war: Er war vor allem auf der halbrechten Seite zu finden, weil Marchisio, wie gewohnt, deutlich höher stand als De Rossi auf der anderen Seite – aber der permanente Druck, der auf Pirlo ausgeübt wurde, nahm ihm Zeit und Anspielstationen.

Durch das etwas rechtslastige Spiel der Italiener gelang es auch nicht, den eher als Linksaußen denn als Sturmspitze agierenden Antontio Cassano einzusetzen, bzw. ihn im Bedarfsfall zu unterstützen. Er war bei Arbeloa in guten Händen. Auch deshalb, weil von Balzaretti überhaupt nichts kam.

Auch Montolivo konnte den weitgehenden Ausfall von Pirlo in der Spielgestaltung nicht ausgleichen. Gegen Xabi Alonso und Busquets kam er permanent in Unterzahl-Situationen. Marchisio war auf der rechten Seite zwar relativ hoch postiert, verlor dadurch aber oft Iniesta aus den Augen.

Und musste nebenbei noch darauf achten, dass Jordi Alba nicht in 1-gegen-1-Situationen mit Abate gehen konnte, weil der Spanier da ganz klare Qualitätsvorteile hatte. Was ein gravierendes Problem nach sich zog: Weil Marchisio (und auch De Rossi, wenn auch nicht so extrem) viel nach außen arbeiten musste, bot sich Platz in den Schnittstellen links und vor allem rechts von Pirlo. Was kurz vor der Pause gnadenlos ausgenützt wurde: Lochpass von Xavi in den Lauf von Alba, und es hieß 2:0.

Phase 3: Neuer Schwung mit De Rossi

Für die zweite Hälfte ließ Prandelli den schwachen Cassano in der Kabine und brachte mit Di Natale einen neuen Mann für die Spitze. Der Routinier von Udinese blieb deutlich zentraler als zuvor Cassano, außerdem rückten nun endlich die Außenverteidiger ohne Handbremse auf. So kamen die Italiener durch den frisch eingewechselten Stürmer prompt zu zwei guten Torchancen.

Die Spanier wirkten etwas verunsichert ob dieser Alles-oder-Nichts-Stratagie der Italiener, versuchten aber durchaus gefährlich, in den Platz zwischen den Offensiv-Spielern und den nicht in ausreichendem Maße nachrückenden Verteidigern zu stoßen. Beide Mannschaften achtete nun darauf, bei Ballgewinn möglichst schnell umzuschalten, wodurch das Spiel in dieser Phase das höchste Tempo aufnahm.

Die fehlende Ordnung im Umschalten auf Defensive aber dürfte Prandelli nicht gefallen haben. So nahm er in der 57. Minute Montolivo vom Feld und brachte den grundsätzlich etwas defensiver eingestellten Thiago Motta für die Position hintern den Spitzen. Wie sich herausstellen sollte: Ein verhängnisvoller Fehler.

Phase 4: Das Spiel ist gelaufen

Denn keine drei Minuten nach seiner Einwechslung war Motta schon so lädiert, dass er nicht mehr weitermachen konnt – Oberschenkel-Zerrung. Prandelli hatte aber bereits dreimal gewechselt. Was hieß: Eine halbe Stunde vor dem Ende war Italien nicht nur 0:2 hinten, sondern auch noch einer weniger. Damit war das Spiel natürlich vorbei – mit einem Schlag war das komplette Leben aus der nicht uninteressanten Partie gewichen.

Die Italiener stellten sich mit einem 4-3-2 nun sehr tief auf und versuchten, das Ausmaß der sportlichen Katastrophe möglichst in Grenzen zu halten. Man ließ den Spaniern nun den Platz und die Zeit, ihr gewohnten Kurzpass-Spiel aufzuziehen und hoffte, dass die Zeit möglichst schnell vergeht. Spanien legte sich die Italiener zurecht, und fand noch zweimal eine Lücke und eine nicht greifende Abseitsfalle – dass am Ende ein 4:0 steht, ist definitiv zu viel. In Wahrheit hat das Spiel nur 60 Minuten gedauert und hat mit einem spanischen 2:0-Sieg geendet.

Fazit: Pech für Italien, aber Spanien war schon besser

Ein wenig seltsam ist es schon: Da hat Italien mit dem 3-5-2 im Gruppenspiel die Spanier gut kontrolliert, hatte die Außenbahnen im Griff und das Zentrum zu gemacht – und doch hat Prandelli für das Finale gegen den selben Gegner in der selben Formation auf Viererkette und Mittelfeld-Raute spielen lassen. Damit brachte er nie genug Druck auf die Außenbahnen, war im Mittelfeld anfällig für Löcher und es gelang auch nicht, Balotelli und Cassano in gewünschtem Maße ins Spiel zu bringen.

Natürlich war für die Italiener auch viel Pech dabei: Die frühe Verletzung von Chiellini war der erste Tausch, die logische – und richtige – Einwechslung von Di Natale zur Halbzeit der zweite. Dass sich Motta nach kaum fünf Minuten den Muskel zerrt, war nicht vorhersehbar und entschied das Spiel.

Das Spanien zwar zu hoch gewann, aber dennoch die klar bessere Mannschaft war. Zwar war die erste Halbzeit längst nicht so souverän, wie der Stand von 2:0 ausdrückt, aber man hatte doch immer eine passende Antwort auf die Versuche der Italiener parat und brauchte vor allem nicht viele Chancen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hätte das 2:0 so oder so gereicht. Und mit dem Platz, der sich durch die schon fast ultra-offensive Spielweise der Azzurri nach der Pause ergab, wäre ein 3:0 aus einem Konter nicht unwahrscheinlich gewesen.

So steht am Ende der dritte spanische Titel bei einem großen Turnier hintereinander. Mit Recht: Es wurde nur ein einziges Tor in den sechs Spielen kassiert, und so gut wie kein Gegner wurde wirklich dauerhaft gefährlich. Mit Pressing und einer hohen Linie kann man Spanien nerven, keine Frage – Portugal hat das gezeigt – aber er wirkliches Rezept, Spanien auch zu schlagen, hat auch diesmal keiner gefunden.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2012/07/02/spanien-ist-europameister-weil-italien-auf-das-3-5-2-verzichtete-und-pech-hatte/feed/ 1
1:2 gegen Italien: Deutschland scheitert wieder einmal kurz vorm Ziel https://ballverliebt.eu/2012/06/29/12-gegen-italien-deutschland-scheitert-wieder-einmal-kurz-vorm-ziel/ https://ballverliebt.eu/2012/06/29/12-gegen-italien-deutschland-scheitert-wieder-einmal-kurz-vorm-ziel/#comments Thu, 28 Jun 2012 23:38:42 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7627 1:2 gegen Italien: Deutschland scheitert wieder einmal kurz vorm Ziel weiterlesen ]]> Schon wieder Italien… Deutschland versuchte im Halbfinale wohl etwas zu viel, sich auf den Gegner zu konzentrieren und vergaß darüber die eigenen Stärken aus dem Auge. Da agierte die italienische Mannschaft abgeklärter, laufstärker und vor allem mit geschicktem Aufrücken. So ist für Deutschland das geplante Finale gegen Spanien geplatzt.

Italien - Deutschland 2:1 (2:0)

Schon im Vorfeld hatte Bundestrainer Löw verlauten lassen, dass sein Team die Pässe von Andrea Pirlo so gut es geht verhindern muss. Kroos war nominell als Zehner aufgeboten, hatte aber vornehmlich die defensive Aufgabe gegen Pirlo zu erfüllen. Das Kalkül dahinter war logisch: Wenn Pirlo aufrückt, steht ihm Kroos auf den Füßen, sollte sich der Altstar von Juve zurückfallen lassen, übernahm Gomez diese Aufgabe. Und in der Tat ließ sich Pirlo in der ersten Hälfte eher zurückfallen.

Ob mit Bewachung durch Kroos oder ohne: Pirlo konnte seine Pässe immer schlagen. Einziger Unterschied: Ohne Bewacher tat er das höher und vertikaler.

Seine Pässe allerdings wurden dadurch nicht unterbunden, sie fanden nur von deutlich weiter hinten statt – und bis auf wenig Ausnahmen wurde Pirlo auf Querpässe reduziert. Die wenigen echten Zuspiele nach vorne brachten allerdings immense Gefahr, einer davon leitete das 1:0 für Italien ein.

Weil Deutschland dann sogar mit einem 0:2-Rückstand in die Pause ging, war Löw gezwungen, auf die designierte Pirlo-Deckung zu verzichten. Das hatte überhaupt keine Auswirkungen auf die Ballkontakte von Pirlo und die Anzahl der Pässe, die er schlug. Sehr wohl aber auf Ausgangspunkt und Ziel dieser Pässe: Ohne Kroos, der ihn zurück schob, konnte Pirlo mit dem Ball weiter aufrücken und ob der Tatsache, dass die Deutschen hinten aufmachen mussten, auch deutlich vertikaler. Zudem hatte er mit Diamani und Di Natale dann auch zwei frische Anspielstationen.

Fazinierend ist dabei, dass lange Bälle von Pirlo praktisch immer einen Mitspieler fanden.

Rechte deutsche Seite

Zurück zur ersten Halbzeit. Kroos stand durch seine Aufgabe logischerweise auf der Zehn, was hieß, dass Mesut Özil um ihn herum spielen musste. Das ist für ihn normalerweise kein Problem und er war auch im Viertelfinale gegen Griechenland mehr auf der Flügel unterwegs als im Zentrum. In diesem Spiel allerdings vermied es Özil, allzu viel auf die sonst verwaiste rechte Seite zu gehen. Was seltsam ist – denn mit Chiellini stand dort zwar ein gelernte Innenverteidiger. Aber erstens spielt Italien ohnehin traditionell sehr eng, was den Platz in der Mitte ziemlich zumachte (auch weil De Rossi deutlich tiefer stand als Marchisio); und zweitens hätte Gomez in der Mitte durchaus ein paar Flanken brauchen können.

Das Vakuum auf der rechten deutschen Angriffsseite füllte immer wieder Sami Khedira, der aus der Schaltzentrale hinter Özil und Kroos herausging. Die Überlegung, Chiellini dadurch an allzu viel Vorwärtsdrang zu hindern, war an sich logisch, aber Khedira fehlte dadurch im Zentrum. Ohne die Übersicht, die Ruhe am Ball und das Spielverständnis von Khedira war der formschwache Schweinsteiger im Zentrum dann alleine. So hatte Montolivo fiel Platz, um sich auszutoben und als Verbindung zu den zwei Spitzen zu agieren.

Das teilweise Fehlen von Khedira im Zentrum resultierte zwar nicht direkt in Toren, aber es hat das deutsche Spiel merklich beunruhigt – eine Unruhe, die auf die bislang so starke Innenverteidigung ausstrahlte.

Podolski schwach, Marchisio weltklasse

Anders als die rechte deutsche Seite war die linke zwar besetzt, aber im Grunde nur nominell. An Lukas Podolski lief das Spiel komplett vorbei. Zum einen durch den generellen Rechtsdrall im deutschen Spiel, zum anderen aber auch deshalb, weil er sich zu wenig anbot und nie seine gegenüber Balzaretti überlegene individuelle Klasse ausspielen konnte. Und das, obwohl Balzaretti nicht nur der wahrscheinlich schwächste Italiener ist, sondern der gelernte Linksverteidiger wegen Abates Verletzung auch noch auf der für ihn ungewohnen Seite spielen musste.

Was für das Nicht-Vorhanden-Sein von Podolski ebenfalls von großer Bedeutung war: Die absolut überragende Leistung von Claudio Marchisio. Der 26-Jährige vom italienischen Meister Juventus war überall zu finden, half hinten, ging nach vorne, deckte vor Balzaretti die Flanke ab, zeigte exzellentes Stellungsspiel und warf sich, wenn nötig, mit voller Konsequenz in die Zweikämpfe. Außerdem spulte er in beiden Halbzeiten die meisten Meter seiner Mannschaft ab (6,2 km in der ersten und 6,0 km in der zweiten Hälfte).

Druck durch konsequentes Aufrücken

Überhaupt, die italienische Laufarbeit. Dass die Azzurri gegenüber den Deutschen zwei Tage weniger Pause hatten und obendrein im Viertelfinale noch in die Verlängerung gehen hatten müssen, war in keiner Phase des Spiels zu merken. Im Gegenteil: Italien lief den Gegner in Grund und Boden; pro Halbzeit liefen sie ihren deutschen Gegenspielern über drei Kilometer davon.

Was natürlich vor allem eine Folge des konsequenten Aufrückens der italienischen Mannschaft war. Das hatten schon im ersten Halbfinale die Portugiesen gegen Spanien mit einigem Erfolg praktiziert, und das machten nun auch die Italiener. Praktisch die komplette italienische Mannschaft rückte, wenn sich der Ball vom eigenen Tor weg bewegte, ebenso mit nach vorne. Das machte es bei Ballverlust wesentlich leichte, die Räume für den deutschen Spielaufbau sofort eng zu machen – und Deutschland fand kein passendes Mittel dagegen.

Womit Prandelli seinen Worten Taten folgen ließ – schließlich hatte er angekündigt, die Deutschen nicht tief zu empfangen. Das hatte er als nicht Zielführend gesehen. Das Aufrücken aber war goldrichtig.

Cassano und Balotelli

Genauso wenig wie für die beiden italienischen Sturmspitzen. In der deutschen Bundesliga spielen nur vier von 18 Teams konsequent mit zwei echten Stürmern (M’gladbach, Hamburg, Bremen und Hannover). Das heißt: Im Liga-Alltag hat des die deutsche Defensive nur selten mit zwei echten Stürmern zu tun. Und vor allem nicht mit solchen Kalibern wie Cassano und Balotelli. Die beiden decken einen enormen Raum ab, schaffen mit ihren oft unerwarteten Laufwegen permanent Unordnung beim Gegner und sind technisch absolut hochklassig.

Hummels und Badstuber hatten damit einige Probleme. Beim ersten Gegentor stellten sie sich zwar richtig (Hummels half Boateng gegen Cassano, Badstuber übernahm im Zentrum Balotelli), gingen aber beide nicht konsequent genug in den Zweikampf; beim zweiten Gegentor war man im Umschalten nach einer eigenen Standard-Situation nicht auf Balotelli gefasst.

Die beiden außerhalb des Spielfeldes eher zweifelhaften Figuren harmonieren auf dem Platz prächtig. Wahrscheinlich gerade weil sie beides Instikt-Fußballer sind.

Umstellungen

Mit 0:2 im Rückstand musste Joachim Löw natürlich reagieren. Für die zweite Hälfte brachte er statt des eher unglücklichen Gomez und der komplett unsichtbaren Podolski mit Klose und Reus gleich zwei neue Spieler. Das hieß, dass man die Manndeckung für Pirlo, wie erwähnt, weitgehend aufgab und sich darauf konzentrierte, das eigene Spiel wieder vermehrt zur Geltung zu bringen. Reus ging auf die rechte Seite, Kroos wich tendenziell auf die linke Seite aus und Özil war nun zumeist der Zehner. Alleine: Das deutsche Spiel blieb relativ eng.

Anders gesagt: Deutschland versuchte weiterhin, die Italiener in deren ureigenstem Kerngebiet, dem Spiel durch die Mitte, zu bezwingen – aber das kann Italien immer noch besser. Zumal Prandelli nach rund einer Stunde auf das sich etwas veränderte Spiel reagierte und seinerseits zwei neue Spieler brachte: Diamanti kam einmal mehr für Cassano und gesellte sich wie gewohnt etwas näher zum Mittelfeld und auf die halbrechte Seite, und für den sehr ordentlichen Montolivo kam mit Thiago Motta ein Spieler, der es perfekt versteht, Bälle abzulegen und mit kurzen Pässen dem Spiel Struktur zu verleihen.

Schlussphase

Deutschland spielte nun zwar etwas flüssiger, aber Italien verstand es immer noch, auch in den späteren Phasen der Partie weit aufzurücken – ein Umstand, der den Deutschen psychisch sichtlich zu schaffen machte. Nicht nur, weil es das eigene Spiel massiv behinderte. Sonder auch, weil die Italiener somit sagten: „Sehr her, wir sind immer noch fit!“

Brechstange

In der letzten Viertelstunde gab es für die Deutschen dann nur noch die Brechstange. Müller war für Boateng gekommen und dieser besetzte nun die rechte Seite, Reus ging ins Sturm-Zentrum zu Klose, Özil und Lahm kamen eher über links. Struktur hatte das sonst so durchgeplante deutsche Spiel nun natürlich nicht mehr, das ist in einer solchen Situation aber zu einem gewissen Grad wohl auch erwünscht. Schließlich hatte eben dieses durchgeplante Spiel in den 75 Minuten zuvor keine Wirkung erzielt.

Die Folge der Umstellung auf ein System, was man als 2-4-4 bezeichnen kann, hatte natürlich zur Folge, dass dir frisch eingewechselten und damit läuferisch den Gegenspielern nun natürlich haushoch überlegenen Diamanti und Di Natale Räume zum Kontern boten – spätestens hier hätte Italien den Sack zu machen müssen.

Dennoch musste man auch nach dem von Özil verwandelten Handelfmeter in der Nachspielzeit nicht mehr wirklich zittern. Italien war die cleverere Mannschaft und sich damit den Sieg verdient.

Fazit: Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht

Da versucht man einmal, sich als deutscher Teamchef in seiner Herangehensweise an ein Spiel auf die Eigenheiten des Gegners einzugehen – und schon geht’s schief. Durch die Manndeckung für Pirlo wurde dieser zwar zumeist zu Querpässen gezwungen, aber es wurde verabsäumt, die anderen drei Spieler im italienischen Mittelfeld (der überragende Marchisio, der fleißige Montolivo und der sichere De Rossi) aus der Gleichung zu nehmen, indem man sie aus ihrer Position zieht, sie zum Helfen auf den Flügel zieht.

Es ist bemerkenswert, dass Löw gerade gegen die für ihre Enge bekannten Italiener selbst den Weg über die Mitte suchen wollte und nicht den vielen Platz auf den Flanken nützte – Vor allem, wenn die Azzurri aufrückten. Es kamen keine Lochpässe von Özil in den Rücken der Abwehr, wenn diese hoch stand. Es wurde komplett verabsäumt, Balzaretti zu testen. Es wurde durch den zeitweisen Rechtsdrall von Khedira, als dieser das Vakuum auf der Außenbahn etwas füllen wollte, das defensive Zentrum preisgegeben.

Die Italiener machten nichts, mit dem man nicht rechnen konnte: Dass Teams von Cesare Prandelli nicht tief stehen, wusste man. Dass sich die Italiener auf die Mitte konzentrieren, um auf den Flanken Räume für die sehr mobilen Stürmer zu schaffen, wusste man auch. Alleine, dass die körperliche Verfassung dermaßen herausragend ist, mag als „erstaunlich“ durchgehen.

So bleibt nach dem vierten Semifinale, das Deutschland hintereinander erreicht hat, zum dritten Mal die Erkenntnis, dass der Gegner besser war. Diesmal vielleicht weniger von der individuellen Qualität, sondern von der inhaltlichen Herangehensweise.

Und damit war gerade bei den taktisch eigentlich so sicheren Deutschen nicht zu rechnen.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2012/06/29/12-gegen-italien-deutschland-scheitert-wieder-einmal-kurz-vorm-ziel/feed/ 10
England mal wieder bieder, aber Italien braucht zum Sieg das Elferschießen https://ballverliebt.eu/2012/06/25/england-mal-wieder-bieder-aber-italien-braucht-zum-sieg-das-elferschiesen/ https://ballverliebt.eu/2012/06/25/england-mal-wieder-bieder-aber-italien-braucht-zum-sieg-das-elferschiesen/#comments Sun, 24 Jun 2012 23:12:38 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7604 England mal wieder bieder, aber Italien braucht zum Sieg das Elferschießen weiterlesen ]]> Es dauerte 120 Minuten und neun Elfmeter. Doch am Ende hat das letzte Viertelfinale des Turniers mit Italien einen verdienten Sieger gefunden, weil die Azzurri, von einer recht aktiven englischen Anfangsphase einmal abgesehen, deutlich mehr für das Spiel taten. Überraschend war das nicht, schließlich war England schon in der Gruppenphase eine der unprickelndsten Mannschaften des Turniers.

England - Italien 0:0 n.V., 2:4 i.E.

Dass die Engländer gegen das von Haus aus sehr eng angelegte Spiel der Italiener das Zentrum verdichten würden, war klar – umso mehr kam auf die Flügel an. Und hier versuchte Hodgson sehr wohl, den natürlichen Nachteil des typisch italienischen 4-3-1-2 auszunützen: Anders als in den Gruppenspielen waren Ashley Cole und vor allem Glen Johnson extrem aktiv nach vorne, unterstützten Young und Milner nach Kräften und stellten so 2-gegen-1-Situationen gegen die italienischen Außenverteidiger her.

Damit hatte Italien zunächst große Probleme, weil es selbst nicht nach Wunsch gelang, einerseits in den Rücken der aufgerückten Engländer zu kommen. Was aber nichts daran änderte, dass auch sie über die Flügel das Spiel nach vorne tragen wollten: Abate und Balzaretti hatten durchaus Platz, weil die Engländer gegen den Ball vornehmlich gegen das Zentrum arbeiteten. Durch die guten Laufwege und die starke Technik von Balotelli und Cassano wurden auch Italien durchaus gefährlich.

Pirlo und De Rossi

Dass Italien vor allem nach dem Umschalten von Offensive auf Defensive immer wieder auf den Flügeln überrannt wurden, minderte sich erst, als De Rossi und Marchisio begannen, dort abzusichern, sobald Abate und Balzaretti aufgerückt waren. So konnten die Engländer nicht mehr ungehindert nach vorne preschen, die Italiener bekamen Kontrolle und Struktur in ihr Mittelfeld und damit zunehmend die Kontrolle im Spiel.

Auffallend war dabei, dass De Rossi oft sehr weit hinten blieb, kaum höher stand als Pirlo und dessen Position übernahm, wenn Pirlo horizontal verschob. Vor allem auf die eigenen rechte Seite wich er immer wieder aus, was möglich war, da Marchisio sich deutlich weiter nach vorne schob als De Rossi auf der anderen Seite. Im Gegenzug ließ sich Montolivo gerne in jenes Halbfeld zurückfallen, in dem Pirlo gerade nicht war.

Die Rolle von Montolivo

Montolivo wich viel auf die Flügel aus - recht mit veritkalem Spiel, rechts mit horizontalem.

Die Rolle des 27-Jährigen, der nach sieben Jahren bei der Fiorentina (wo er übrigens unter Prandelli den Durchbruch geschafft hatte) für die neue Saison zu Milan wechselt, war überhaupt sehr interessant und sie sagt auch einiges über das Spiel der Italiener aus. Er war zwar nominell als Trequartista aufgestellt, also als Zehner hinter den zwei Spitzen, aber diese Rolle ist nicht die von Montolivo.

Er ist eher jemand, der mit guten Pässen aus dem Halbfeld heraus das Spiel lenkt. Außerdem hatte er zwischen Gerrard und Parker auch so gut wie nie den Platz, sich gewinnbringend in dieser Zone zu bewegen. Also verteilte er nicht aus dem Zentrum heraus die Bälle nach vorne, sondern wich auf die Flügel aus oder ließ sich zurückfallen.

Erstaunlich ist dabei auch der Unterschied in seinen Pässen, abhängig davon, ober er auf die linke Seite (mit Balzaretti und dem eher defensiven De Rossi) ging, oder auf die rechte Seite (mit Abate und dem höher agierenden Marchisio). Auf dem rechten Flügel nämlich spielte Montolivo hauptsächlich vertikale Pässe, oft in den Lauf von Abate und auch von Cassano. Links hingegen war das alles eher horziontal, ohne wirklichen Zug zum Tor.

Was sich dann natürlich auch fortsetzte: Während Abate immer versucht war, Flanken in den Strafraum zu bringen, traute sich Balzaretti das wesentlich weniger zu. Wenig Wunder also, dass die Abate-Seite jene war, die den Engländern viel mehr Kopfzerbrechen bereiten muste.

Erlahmende Flügel und der Walcott-Boykott

Was sich gegen Ende der ersten Hälfte schon angedeutet hatte, setzte sich in der zweiten Halbzeit fort: Die Flügel der Engländer erlahmten immer mehr. Johnson und Cole hielten sich immer mehr zurück, wordurch die Italiener immer mehr Kontrolle ausüben konnten. So brachte Hodgson nach genau einer Stunde Carroll für Welbeck (wohl um einen Anspielpunkt für lange Bälle zu haben) und Walcott statt Milner – um wieder für etwas Schwung über jene Seite zu veranstalten, über die die Italiener ohnehin nicht viel Konkretes angeboten haben.

Doch warum auch immer – aber Walcott wurde, sobald er im Spiel war, von seiner Mannschaft richtiggehend boykottiert. Es war, als herrschte ein Verbot, den Ball auch nur in die Nähe von Walcott zu spielen, so sehr wurde fast krampfhaft versucht, Entlastungsangriffe über die andere Seite aufzuziehen. Durch die gute Defensiv-Arbeit von Marchisio war da aber nicht viel möglich.

Verlängerung

Drei Neue für Italien

Prandelli brachte in der Folge mit Diamanti und Nocerino (statt Cassano und De Rossi) ebenfalls zwei neue Spieler. Diese beiden wurden deutlich besser eingebunden als das neue Duo bei England: Diamanti spielte tiefer als Cassano und stellte mit seiner Wucht etwas mehr Körperlichkeit entgegen als das Cassano möglich war. Noch wichtiger war aber zunächst die Rolle von Antonio Nocerino: Er spielte eine wesentlich vorgerücktere Rolle als De Rossi vor ihm, statt kluger Pässe waren nun tatsächliche Vorstöße gefragt. Da die Engländer aber standhielten, ging es mit einem 0:0 in die Verlängerung

Dafür kam statt des immer aktiven, aber langsam etwas müde werdenden Abate mit Christian Maggio ein gelernter Wing-Back für die rechte Seite. Nun waren also Maggio und Diamanti für die rechte Außenbahn zuständig, Nocerino und Balzaretti für die linke; Montolivo und Marchisio sicherten ab.

Vor allem Maggio belebte das italienische Spiel. Was aber nichts daran änderte, dass die restliche Mannschaft immer müder wurde. Italien dominierte die Partie zwar nach Belieben, es fehlte aber die Konsequenz und der echte Zug zum Tor – selbst gegen einen Gegner, der schon längst stehend K.o. war. Womit es ins Elfmeterschießen ging – das mit den Italienern jene Mannschaft völlig zu Recht gewann, die zuvor die klar aktivere gewesen war.

Fazit: Italien bleibt interessant, England bleibt langweilig

Das Bemühen war bei den Engländern erkennbar, den systembedingten Vorteil auf den Außenbahnen auszunützen – allerdings zu wenig konsequent und vor allem zu wenig lang. Eine halbe Stunde, dann war der Spuk vorbei, und es spielte nur noch Italien. Diese Squadra Azzurra ist individuell sicherlich weit von der Klasse der Spanier und der Deutschen entfernt, aber durch ihre taktische Flexibilität kann sie den Turnier-Favoriten auf jeden Fall zumindest äußerst unangenehm werden.

Die Engländer fahren (mal wieder) nach einem verlorenen Elfmeterschießen heim. Beschweren darf sich dort aber keiner: Angesichts des Chaos im Vorfeld des Turniers ist der Viertelfinal-Einzug ohnehin ein herzeigbares Ergebnis. Einen Funkenflug, eine Initialzündung für eine mögliche bessere Zukunft konnten die Three Lions aber nicht setzen. Die unglaublich biedere, um nicht zu sagen todlangweilige Spielweise von Roy Hodgson hat funktioniert, um den sportlichen Totalschaden bei diesem Turnier abzuwenden. Zu mehr ist sie aber nicht gut.

Von eingefleischten England-Fans einmal abgesehen wird diesem Team aber keiner nachtrauern.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2012/06/25/england-mal-wieder-bieder-aber-italien-braucht-zum-sieg-das-elferschiesen/feed/ 1
System-Wechsel von Bilić lähmt Italien, Spaniens Dominanz die Iren https://ballverliebt.eu/2012/06/14/system-umstellung-von-bilic-lahmt-italien-und-prandelli/ https://ballverliebt.eu/2012/06/14/system-umstellung-von-bilic-lahmt-italien-und-prandelli/#comments Thu, 14 Jun 2012 18:41:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7498 System-Wechsel von Bilić lähmt Italien, Spaniens Dominanz die Iren weiterlesen ]]> Eine Halbzeit lang hatte Italien das Spiel im Griff, marschierte ungehindert durch das Zentrum. Dann stellten die Kroaten ihr System um, nahmen dem Gegner damit seine größte Stärke, und holten sich den Punkt, den sie sich mindestens verdient haben. Keine Frage: Die Spiele der Gruppe C machen bislang den meisten Spaß – sogar den irischen Fans. Die zeigten sich, anders als ihre Mannschaft, beim 0:4 gegen Spanien absolut EM-tauglich.

Italien - Kroatien 1:1 (1:0)

Da schau her: Ein italienischer Trainer lässt sich von einer simplen System-Umstellung ausmanövrieren. Wurden die Italiener nach dem 1:1 gegen Spanien noch (vollkommen zu Recht) für ihren Mut beklatscht, mal ein anderes System zu spielen und den weitgehend flügellosen Gegner mit einer Dreierkette zu entnerven, darf man diesmal auf die Azzurri und ihren Teamchef draufhauen. Und auch das zu Recht. Dabei hatte es so gut begonnen.

Italien mit Platz in der Mitte

Mit den drei Mann im zentralen Mittelfeld hatte Italien in diesem Bereich einen riesigen Vorteil gegenüber den Kroaten. Dieser wurde noch dadurch verstärkt, dass Vukojevic oft nicht ausreichend aufrückte, wenn die Kroaten im Ballbesitz und im Vorwärtsgang waren. Pirlo hatte immer wieder viele Anspielstationen, weil sich vorne Balotelli und Cassano, aber auch Thiago Motta und Marchisio immer wieder gut in diese freien Räume hinein bewegten.

Mit geschickten Pässen nach schnellem Umschalten wurden immer wieder Italiener in diesen Raum geschickt, weil auch niemand auf Pirlo den nötigen Druck ausübte. Und hinten hatte die Dreierkette gegen Jelavić und Mandžukić immer ein personelles Übergewicht – also auch, wenn Flanken in Richtung der beiden segelten, hatte die italienische Abwehr die zwei kroatischen Stürmer im Griff.

Haupt-Profiteure waren bei den Italienern Cassano und Balotelli. Beide bewegten sich ganz gut, versuchten ihre Tempo- und Technik-Vorteile gegen Corluka und Schildenfeld auszuspielen. So kam vor allem Balotelli einige Male gut in Schussposition, aber im Abschluss machte er eine eher unglückliche Figur: Entweder schoss er zu überhastet, oder nicht schnell genug, oder auch einfach nur knapp daneben.

Kroatien versucht’s über Giaccherini

Die Kroatien versuchten, über ihre rechte Angriffsseite dagegen zu halten. Was hieß, dass sie den international unerfahrenen Emanuele Giaccherini anbohrten. Sie machten das, indem Rechtsverteidiger Darijo Srna, wie gewohnt, extrem offensiv agierte, dazu Rakitić mithalf und auch noch Modrić sich zunehmend auf diese Seite driften ließ. Giaccherini war völlig überfordert, stand oft viel zu hoch, und ließ den Kroaten in seinem Rücken Platz.

Das ist der Nachteil, wenn man mit Wing-Backs spielt: Gelingt es dem Gegner, die Flanken zu überladen, sieht man sich schnell 1-gegen-2-Situationen gegenüber, hier sogar zuweilien 1-gegen-3-Situationen. Die Kroaten machten zwar zu wenig aus dieser italienischen Schwäche, aber sie wurde erkannt und konsequent angegangen. Ganz anders war die Lage im Übrigen auf der anderen Seite: Der routinierte Maggio konnte zwar offensiv gegen Perišić und Strinić auch nicht viel ausrichten, aber er ließ sich wenigstens nicht permanent aus der Position ziehen und über seine Seite brannte nicht viel an.

Bilić wechselt nicht, stellt aber um

Während also die Kroaten über die Flügel den besseren Eindruck machten, hatte Italien das Zentrum felsenfest im Griff und ging dank Pirlos schickem Freistoß mit einer 1:0-Führung in die Pause. Dort reagierte der kroatische Teamchef Slaven Bilić und stellte um – ohne personellen Wechsel, sondern mit den Spielern, die er auf dem Feld hatte.

Die personelle Unterlegenheit im Zentrum und den komplett fehlenden Druck auf Pirlo versuchte er zu korrigieren, indem er von seinem 4-1-3-2 auf ein 4-2-3-1 umstellte. Rakitić ging von der halbrechten, offensiven Position ins Zentrum neben Vukojević und gab dort den Achter, dafür rückte Mandžukić auf die rechte Außenbahn. Damit hatte Bilić fast alle Probleme behoben.

Schlüsselfigur Rakitić

2. Halbzeit

Die Schlüsselfigur dabei war Ivan Rakitić. Der Mann von Sevilla sorgte nämlich nun nicht nur dafür, dass das italienische Mittelfeld von den Stürmern abgeschnitten war und damit die Blauen nicht mehr annähernd den Platz im Zentrum hatten, den sie vorher genossen haben. Nein, zudem presste Rakitić auch noch Pirlo an, womit auch die intelligenten Pässe wegfielen.

Bei all dem wurde aber nicht die Dominanz auf den Flügeln aufgegeben. Im Gegenteil: Weil hinten nun mit den zwei Innenverteidigern und mit Vukojević genug Kroaten waren, um Cassano und Balotelli halbwegs im Griff zu halten (was noch leichter wurde, weil diese keine Pässe mehr bekamen), konnten Srna und Strinić noch gefahrloser nach vorne marschieren und die Flügelstürmer Mandžukić und Perišić unterstützen.

Die ausbleibende italienische Reaktion…

Einzig in der Spitze hatten die Kroaten nun einen Nachteil, weil Jelavić nun de facto alleine gegen die Dreierkette stand. Die Folge von all dem: Kroatien bekam das Spiel komplett in den Griff, ließ Italien überhaupt nicht mehr zur Entfaltung kommen, dominierte das Mittelfeld, kam aber kaum zu Torchancen. Dennoch versuchte es Kroatien konsequent weiter mit dem Überladen der Flanken gegen die italienischen Wing-Backs, was auch deshalb so problemlos möglich war, weil Prandelli nicht reagierte.

Anstatt den überflüssigen dritten Mann aus der Abwehr zu nehmen und die Flügel zu stärken, ersetzte er lediglich den angeschlagenen Motta durch Montolivo, allerdings positionsgetreu – was ganau gar nichts dazu beitrug, das Mittelfeld wieder in den Griff zu bekommen. Bilić allerdings brachte Pranjić statt Perišić, um einen frischen Spieler gegen Maggio zu bekommen.

…ermöglicht den kroatischen Ausgleich

Was wirkte: In der 72. Minute wusste Maggio einmal mehr nicht, ob er dem durchstartenden Pranjić nachgehen oder den ballführenden Strinić angehen sollte. So konnte Strinić flanken, in der Mitte verschätzte sich Chiellini (was selten war), und Mandžukić netzte zum hochverdienten 1:1 ein.

Die Kroaten hatten nun Lunte gerochen. Mit Eduardo kam statt dem müde gelaufenen Jelavić ein neuer Mittelstürmer, und weil die Kroaten nun (zu recht) merkten, dass sie die Italiener am Schopf hatten, gingen sie weiter Vollgas – während Prandelli wieder nur seine zwei Stürmer auswechselte, aber sonst nichts tat, um die durch die System-Umstellung von Bilić entstandene kroatische Überlegenheit zu brechen. Viel mehr als das Remis über die Zeit zu zittern, brachten die Italiener nicht mehr zu Stande.

Fazit: Verdienter Punkt – mindestens

Das Spiel endete zwar 1:1, aber der klare Sieger der Begegnung heißt eindeutig Slaven Bilić. Er erkannte die Problemzonen, behob sie mit einer simplen System-Umstellung, und bekam das Spiel so komplett in den Griff. So ist es durchaus enttäuschend, dass Cesare Prandelli überhaupt nichts tat, um seine Mannschaft wieder hinein zu bringen. Als italienischer Coach ja eigentlich prädestiniert dafür, taktische Finessen aus dem Hut zu zaubern, und im Vorfeld des Turniers agierte auch kein Team mit so vielen verschiedenen System-Varianten wie Italien.

Natürlich: Kroatien ist noch lange nicht im Viertelfinale und die Italiener sind noch längst nicht aus dem Rennen, weil die Kroaten eben noch gegen Spanien ran müssen. Aber selbst, wenn Kroatien noch ausscheiden sollte, haben sie mit diesem Spiel alleine bereits bewiesen, dass sie ein würdiger Viertelfinalist wären. Und dass sich Lok Moskau auf einen guten Trainer freuen darf.

Das zweite Spiel des Tages kann man recht schnell abhandeln, weil die Erkenntnisse daraus gleich Null sind. Bei den Spaniern spielte gegen Irland Fernando Torres statt Cesc Fàbregas. Damit hatte der Weltmeister einen echten Stürmer im Zentrum, der die Innenverteidiger permanent beschäftigte, während vor allem David Silva die entstehenden Räume zu nützen versuchte.

Spanien - Irland 4:0 (1:0)

Vielleicht hätten die Iren Spanien wirklich nerven können, wenn nich schon nach vier Minuten Torres eine Schlafmützigkeit von Dunne zum 1:0 nützte. Damit war das Spiel im Grunde entschieden, 86 Minuten bevor es abgepfiffen wurde. Denn natürlich machten die Iren nicht auf, sondern versuchten weiterhin nur, das Ausmaß der sportlichen Katastrophe in Grenzen zu halten.

Mit zwei extrem tief stehenden Viererketten wurden die Räume eng gemacht und die Spanier spielten in gewohnter Manier, wie eine Handball-Mannschaft, drumherum und suchten nach der Lücke. Es ging von Beginn an nur um die Höhe des spanischen Sieges.

Mit dem 2:0, bei dem sich Silva zu Beginn der zweiten Hälfte gegen gleich drei irische Gegenspieler durchsetzte, war der Deckel endgültig drauf. Bis dahin holzten die Iren den Ball bei eigenen Angriffsversuchen nur nach vorne, oder, noch häufiger, spielten ihn sich in den Viererketten zweimal hin und her, eher man dem spanischen Pressing erlegen war.

Nach einer Stunde machten sie hinten etwas auf, um vielleicht doch noch zumindest das Ehrentor zu erzielen, was prompt bestraft wurde – ein simpler Pass in den Lauf von Torres hinter die Abwehr, und schon stand es 3:0. Del Bosque nützte die Gelegenheit des längst gewonnen Trainingsspielchens und gewährte Fàbregas, Javi Martínez und Santi Cazorla noch etwas Einsatzzeit – aber die Iren wussten nur durch ihren stimmgewaltigen und trotz des Debakels gut gelaunten Anhang zu begeistern.

Fazit: Klassenunterschied

Wie nicht anders zu erwarten war, gestaltete sich das Spiel dem riesiegen Klassenunterschied entsprechend. Irland hatte nie den Funken einer Chance und wusste das auch.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2012/06/14/system-umstellung-von-bilic-lahmt-italien-und-prandelli/feed/ 4
Dreierkette gegen Falsche Neun: Italien taktischer Punktsieger über Spanien https://ballverliebt.eu/2012/06/11/dreierkette-gegen-falsche-neun-italien-taktischer-punktsieger-uber-spanien/ https://ballverliebt.eu/2012/06/11/dreierkette-gegen-falsche-neun-italien-taktischer-punktsieger-uber-spanien/#comments Mon, 11 Jun 2012 01:17:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7442 Dreierkette gegen Falsche Neun: Italien taktischer Punktsieger über Spanien weiterlesen ]]> Endlich mal etwas Abwechslung im Einheitsbrei der Systeme: Spanien und Italien lieferten sich ein hochinteressantes Spiel. Die Spanier kamen ohne echten Stürmer, die Italiener hielten mit einer Dreierkette dagegen – und trugen beim 1:1 wohl den taktischen Punktsieg davon. Beide Teams müssen aber als eine Klasse stärker als die zwei Gruppengegner gelten. Der Qualitäts-Unterschied zum 3:1 der Kroaten gegen Irland war enorm.

Spanien - Italien 1:1 (0:0)

Hinten einen Viererkette, vorne ein Stoßstürmer, ein Drei-Mann-Zentrum im Mittelfeld – bei den meisten Teams bei dieser Europameisterschaft unterscheiden sich die Systeme kaum. Da war dieses Spiel zwischen den letzten beiden Weltmeistern ganz anders: Spanien spielte in einem Barça nachempfundenen 4-3-3 ohne Stoßstürmer, dafür mit Fàbregas als Falsche Neun; die Italiener hielten mit einem 3-5-2 dagegen, mit dem gelernten Sechser De Rossi als zentralen Mann in der Dreier-Abwehrkette.

Und vor allem: Mit Wing-Backs. Maggio und Giaccherini waren für das Gelingen der italienischen Taktik von ganz eminenter Bedeutung. Weil Silva und Iniesta, die Fàbregas flankierten, keine Flügelspieler sind, die die Linie halten und ohne einen körperlich robusten Spieler in der Offensive, der Flanken verwerten könnte, war es vollkommen klar, dass das Vorwärtsspiel der Spanier nur durch das Zentrum kommen konnte und die Außenvertedigier Alba und Arbeloa hauptsächlich dafür zuständig sind, die gegnerische Abwehrkette auseinander zu ziehen, um für die techisch guten Kollegen in der Mitte Räume zu schaffen.

Das klappte allerdings überhaupt nicht, was am exzellenten Positionsspiel von Maggio und Giaccherini lag. Hatte Spanien den Ball, zogen sie sich recht weit zurück, wodurch eine Fünferkette entstand – die kann man kaum auseinander ziehen. Im Ballbesitz aber preschten die beiden extrem nach vorne, was ihre Gegenspieler zwang, selbst weit zurück zu weichen.

Das System Juventus

Juve beim 1:1 bei Milan am 25. Februar

Zwar war es auf den Flügeln jeweils 1-gegen-1, aber wegen des zusätzlichen Spielers in der Abwehr konnten die Italienischen Außenspieler wesentlich gefahrloser Aufrücken. So war dem spanischen Spiel die Breite genommen und im Zentrum lief es sich auf zwei 3-gegen-3 Duelle hinaus – die Mittelfeld-Reihen gegeneinander und die drei vorderen Spanier gegen die italienische Dreierkette.

Die Italiener hatten den zusätzlichen Vorteil, dass sie nicht in ein völlig ungewohntes System gepresst wurden. Zwar wurde das im Nationalteam noch nicht praktiziert. Aber erstens hat sich Prandelli diese Möglichkeit immer offen gehalten, und zweitens spiele fünf Feldspieler (Bonucci, Chiellini, Pirlo, Giaccherini und Marchisio) dieses 3-5-2 bei Juventus, dazu ist Maggio im 3-4-2-1 von Napoli ebenso die Rolle als rechter Wing-Back gewohnt.

Spanisches Pressing greift nicht

Zusätzlich gingen die Italiener die Spanier recht früh an und störten damit zusätzlich das geplante iberische Kurzpass-Spiel. Die einzige Möglichkeit, zum Torabschluss zu kommen, waren Vorstöße von David Silva, aber da die Italiener hinten immer in Überzahl waren, fischten sie auch dem Mann von Man City die Bälle immer wieder vom Fuß.

Das geschickte Positionsspiel der italienischen Wing-Backs störte zu allem Überfluss auch noch das spanische Pressing. Weil sich Maggio und Giaccherini gegen den Ball recht weit hinten positionierten, mussten die spanischen Außenverteidiger recht weit nach vorne kommen – schließlich waren sonst die italienischen Außenspieler immer frei und das spanische Pressing im Zentrum wäre sinnlos. Wenn sie allerdings aufrückten, ließen sie hinter sich viel Raum für Balotelli und Cassano, den die beiden ungemein schnellen und trickreichen Stürmer gut ausnützen konnten.

Was natürlich auch für den für Balotelli eingewechselten Antonio di Natale gilt, der nach einer Stunde richtig startete und einen von Pirlo kommenden Pass in seinen Lauf zum 1:0 verwertete; vier Minuten später ließ sich De Rossi einmal kurz aus der Position ziehen und hinter im Fàbregas entwischen, was das 1:1 bedeutete.

Adjustierungen von Del Bosque

Nach den beiden Toren stellte der spanische Teamchef Del Bosque etwas um. Statt dem sehr zentral agierenden Silva kam nun Jesús Navas in die Partie, der, wie er das auch bei Sevilla macht, recht konsequent die Linie hielt. Logische Folge: Giaccherini wurde nun hinten mehr gebunden und Chiellini rückte immer wieder etwas raus, wodurch nun tatsächlich etwas Platz in der italienischen Abwehr entstand. Diesen wollte Del Bosque ausnützen, in dem er in der Folge Fàbregas rausnahm und mit Torres einen echten, gelernten Stürmer brachte.

Die immer mehr steigende Müdigkeit bei den Italienern wurde in der letzten Viertelstunde recht offensichtlich, zeigte sich aber mehr im unpräzise werdenden Aufbau- und Konterspiel, weniger in der Abwehr. De Rossi zeigte gute Übersicht und konnte den Ball mit gutem Auge an den Mitspieler bringen, und drosch die Kugel nicht blind nach vorne. Torres hatte zwar sehr wohl noch zwei ausgezeichnete Chancen, aber einmal klärte Buffon überragend und einmal zog er zu überhastet ab.

Prandelli ging bis zum Ende nicht von seinem System ab. Warum auch, es funktionierte ja – er hatte am Ende nur ein anderes Sturmduo (Di Natale und Giovinco) auf dem Feld als zu Beginn, in der Nachspielzeit wechselte er noch einmal, um an der Uhr zu drehen. Italien war recht deutlich mit dem 1:1 zufrieden und auch die Spanier konnten nicht so schlecht damit leben. Die letzte Konsequenz fehlte gegen Schluss beiden Teams.

Fazit: Hochinteressante Partie, korrektes Remis

Diese Partie war taktisch mal etwas anderes als im bisherigen Turnier. Klar – es sind die einzigen beiden Mannschaften, die vom in Europa so gut wie einheitlichen System abweichen. Dreierketten und tief spielende Neuner ohne Stoßstürmer gibt’s bei den anderen Teilnehmern nicht.

Cesare Prandelli fand das richtige Rezept gegen den Welt- und Europameister, indem er mit seinen Wing-Backs die Flanken kontrollierte, die Spanier noch mehr in die Mitte zwang als diese das wollten und dort geschickt zumachte. Die Spanier hatten einige Probleme, weil sie erst nach den Wechseln eine Alternative zur gewohnten, diesmal aber nicht zielführenden Spielanlage hatten.

Das Remis geht voll in Ordnung, aber wenn man so will, darf man Cesare Prandelli durchaus als Punktsieger im Duell der Strategen bezeichnen.

So aufregend das Spiel der beiden Top-Teams der Gruppe war, so wenig gab das Aufeinandertreffen von Kroatien mit Irland her. Was in erster Linie an den Iren lag. Die Mischung aus dem beschränkten technischen Rüstzeug der Mannen von der grünen Insel, verbunden mit der grundsätzlichen Vorsicht eines Giovanni Trapattoni, ist nicht gerade anspruchsvoll. Einsatz, Kampf und Härte sind Trumpf. Spielerische Mittel, nun ja, nicht so sehr.

Kroatien - Irland 3:1 (2:1)

Die Marschrichtung ist simpel: Über die Mittelfeld-Außen im extrem altbackenen 4-4-2 (Duff und McGeady) nach vorne kommen, in den Strafraum flanken, und dort darauf bauen, dass sich Keane und Doyle durchsetzen. Die beiden Spieler im Mittefeld-Zentrum (Andrews und Whelan) sind reine Zerstörer und im Spielaufbau unbrauchbar. Ihre einzige Aufgabe bestand darin, Modrić so gut es geht aus dem Spiel zu nehmen.

Kroatiens 4-4-2

Auch der kroatische Teamchef Slaven Bilić baute auf ein 4-4-2, allerdings wurde dieses deutlich offensiver interpretiert. In der Zentrale war Vukojević der einzige Sechser, er sicherte für Luka Modrić ab. Die Mittelfeld-Außen (Perišić und vor allem Rakitić) rückten ein, um den sehr fleißigen Außenvertedigiern das Aufrücken zu ermöglichen.

So spielte Rakitić fast einen zweiten Spielmacher neben Modrić, während Srna neben ihm praktisch die Linie auf- und abwetzte. Das schränkte Duff und McGeady ziemlich ein. Doch trotz der Überlegenheit in eigentlich jedem Bereich auf dem Feld brauchte es zwei Standardsituationen, um zum Erfolg zu kommen – denn so sehr sich Jelavić und Mandžukić auch bemühten, gegen die kompromisslosen irischen Innenverteidiger kamen sie kaum zum Zug.

Kroaten kontrollieren das Spiel

Natürlich musste auch bei den Iren ein Freistoß herhalten, um den zwischenzeitlichen Ausgleich zu erzielen. Aber nach dem 1:3 kurz nach der Pause, dem zweiten Tor von Mandžukić, fühlten sich die Kroaten sicher genug, um den Druck etwas entweichen zu lassen. Er war einfach zu offensichtlich, dass die Iren nur eine einzige Strategie hatten und diese von den nicht nur variableren, sondern auch individuell klar besser besetzten Kroaten recht locker unter Kontrolle zu halten war.

Die größte Gefahr für das Team von Slaven Bilić bestand in einem klaren Elferfoul von Schildenfeld an Keane, das Referee Kuipers allerdings unverständlicherweise nicht ahndete. Selbst die Wechsel bedeuteten bei den Iren keine Veränderung: Long und Walters erstetzten Doyle und Keane auf deren Positionen, und Cox ging statt McGeady auf die linke Seite.

Fazit: Wohl beide nicht gut genug für’s Viertelfinale

Die Iren sind ein sympatisches Völkchen mit originellen Fans. Die auf Einsatz und Kampfkraft bauende Spielweise der Nationalmannschaft ist für Freunde des erdigen Fußballs genau das richtige. Nur: Taktisch gibt es kaum langweiligere Teams. Das System ist stockkonservativ, extrem ausrechenbar und ein seiner Simplizität enorm anspruchslos. Das ging sich in der Quali-Gruppe gegen die ambitionierten, aber international unerfahrenen Armenier aus und im Playoff gegen das andere Überraschungsteam aus Estland – aber gegen eine auch nicht gerade überragend aufspielende kroatische Mannschaft ist das nicht annähernd genug.

Die Mannschaft um Luka Modrić muss sich aber ebenso noch deutlich steigern, um gegen Italien und Spanien bestehen zu können. Der Auftritt gegen Irland war alles andere als beeindruckend, vor allem die Innenverteidigung mit Ćorluka und Schildenfeld ist nicht gerade internationale Spitzenklasse und dass Modrić Probleme hat, wenn ihm Gegenspieler mit vollem Körpereinsatz kommen, wurde in diesem Spiel schon deutlich.

Klar ist nach dem ersten Spieltag der Gruppe C: Wenn es nicht Spanien und Italien sind, die hier ins Viertelfinale einziehen, käme das einer kleinen Sensation gleich.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2012/06/11/dreierkette-gegen-falsche-neun-italien-taktischer-punktsieger-uber-spanien/feed/ 1
Italiens lauwarmer Neuanfang https://ballverliebt.eu/2011/02/09/italiens-lauwarmer-neuanfang/ https://ballverliebt.eu/2011/02/09/italiens-lauwarmer-neuanfang/#respond Wed, 09 Feb 2011 22:26:33 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4029 Italiens lauwarmer Neuanfang weiterlesen ]]> Italien rettet durch ein spätes Tor ein 1:1 beim Freundschaftsspiel in Dortmund – der Neustart nach der Katastrophen-WM stottert aber noch etwas. Ja, defensiv standen die Azzurri nach einigen Wacklern vor allem nach der Pause gut. Aber ob das noch eine große Mannschaft wird?

Deutschland - Italien 1:1

Die Italiener waren am Boden, nach dem Desater bei der Weltmeisterschaft. Cesare Prandelli nahm sich des Trümmerhaufens an und machte sich sofort daran, viele neue Gesichter einzubauen. International sind Namen wie Mattia Cassani, Stefano Mauri und Giampiero Pazzini einzubauen. Aber ist das wirklich ein Neustart mit Zukunft? Mauri ist 30 Jahre alt, Pazzini ist 26, Cassani auch schon 27 – und der eingebürgerte Thiago Motta, der sein Debüt gab, hat schon 28 Lenze auf dem Buckel. Vieles ist neu. Aber jung ist das nicht.

Die deutsche Mannschaft hingegen war weitgehend in der Formation der WM angetreten – lediglich Badstuber ersetzte in den Innenverteidigung Arne Friedrich, der lange verletzt war. Auf der Problemposition links hinten spielte Dennis Aogo. Spielerisch und taktisch zeigte diese Mannschaft wenig Neues: Sie spielten schnell über die Außen (vor allem über Lahm, der Platz ohne Ende hatte); Özil bewegte sich viel auf die Seiten und stand oftmals sehr hoch, wodurch sich durch die offensiven Müller (der vor Lahm immer wieder nach innen zog) und Podolski eine offensive Viererkette ergab. Podolski ging auch immer mal wieder als zweite Spitze nach vorne neben Klose; Özil kam dann vermehrt über links. Alles nichts, was man vom DFB-Team nicht kennen würde.

Die Italiener waren in dem für italienische Teams fast schon typischen 4-3-1-2 angetreten, grundsätzlich defensiv orientiert. Die Breite im Spiel kam, wie bei so einem System fast logisch, in erster Linie von den Außenverteidigern. Mattia Cassini versuchte auf seiner rechten Seite auch immer wieder etwas, er empfing Podolski früh und hatte zudem von Aogo kaum etwas zu befürchten. Auf der anderen Seite aber stand mit Chiellini ein waschechter Innenverteidiger, und so spielte er dann die meiste Zeit auch. Er stand defensiv sehr tief und gewährte so Müller und vor allem dem bekannte flinken Lahm Räume, wie sich die beiden das wohl kaum eträumt hatten.

Logisch also, dass das 1:0 über diese Seite kam – und noch einen anderen Schwachpunkt bei den Azzurri aufdeckte: Den hochgelobten Innenverteidiger Andrea Rannocchia. Dieser machte nämlich (zumindest in der ersten Hälfte) einen äußerst unsicheren Eindruck, ließ sich immer wieder aus der Position ziehen und brachte seinen deutlich gefestigter wirkenden Nebenmann Bonucci (und Sechser Thiago Motta bei seinem Nationalmannschafts-Debüt) durchaus in Verlegenheit.

Nach vorne versuchten Montolivo und De Rossi, ihre Außenverteidiger zu unterstützen, indem sie bei Ballbesitz selbst Richtung Flanke gingen, um vorne die von außen nach innen ziehenden Stürmer Pazzini und Cassano in Szene zu setzen; auch Trequartista Mauri bewegte sich viel horziontal. Nach einer halben Stunde wagte sich auch Chiellini immer mehr nach vorne. Das machte er erstaunlich gut, in der Rückwärtsbewegung blieb er allerdings wackelig. Neben Pazzini wurde gegen Ende der ersten Halbzeit auf Seiten der Italiener vor allem Cassano immer giftiger und einsatzfreudiger. So kamen die Azzurri besser ins Spiel und hatten auch Pech – denn gleich drei strittige Situationen im Strafraum befand der holländische Referee Braamhaar nicht für elferwürdig.

Neues Personal, alte Formation

Wie bei Testspielen üblich, fingen mit dem Beginn des zweiten Abschnitts die Wechsel an. Beide Teamchefs wechselten bis zum Abpfiff oft, änderten ihre Grundformationen dabei aber nie. Was sich in Hälfte zwei aber zeigte: Cesare Prandelli hat einige taugliche Alternativen auf der Bank – während die Dortmund-Franktion, die Löw tröpfchenweise brachte (Götze für Müller in der HZ, Hummels für Badstuber nach einer Stunde, Großkreutz für Klose  nach 75 Minuten) nicht dafür sorgen konnte, den nun deutlich sicherer stehenden italienischen Abwehrverbund zu knacken. In der Tat spielten die Azzurri hinten nun sehr gut und praktisch fehlerfrei – das sah man in den letzten Jahren kaum noch.

Deutschland - Italien 1:1 (bei Spielschluss)

Der entscheidende Wechsel, wegen dem sich Italien das späte 1:1 aber durchaus verdiente, war nicht jeder der beiden Sturmspitzen – der fleißige Borriello und der aus der Etappe kommende Rossi waren nicht so gefährlich wie ihre Vorgänger – sondern jener, der nach 65 Minuten „Principino“ Alberto Aquilani statt Thiago Motta ins Spiel brachte. Aquliani nahm die Position im linken Halbfeld ein, dafür ging De Rossi zurück ins Zentrum. Und sofort war das Spiel der Italiener, das immer sicherer wurde, auch nach vorne mit Struktur versehen: Die klugen Pässe und das gute Auge waren die Basis dafür, dass aus der sicheren Abwehr heraus das italienische Team nun auch nach vorne immer mehr zur Geltung kam.

Und natürlich hat auch Per Mertesacker beim Ausgleich durch Rossi in der 81. Minute kräftig mitgeholfen. Das Zweikampfverhalten des Bremers, der seit Monaten am unteren Ende des Erträglichen spielt, war eines Nationalspielers nicht würdig und so konnte Rossi nach einem starken Zuspiel von Aquilani den Ausgleich markieren.

Fazit: Italien okay, aber Zukunftsaussichten…?

Personell ist es in der Tat ein echter Neustart, was Cesare Prandelli da bei den Italiener vollführt hat. Aber hat diese Mannschaft wirklich eine Zukunft? Schon jetzt hat das Team ein Durchschnittsalter von 27 Jahren; Leute wie Montolivo und Mauri sind brave Arbeiter, aber keine Führungsfiguren. Und was soll man von dem Signal halten, den 28-jährigen Brasilianer Thiago Motta einzubürgern?

Taktisch zeigten die Italiener, dass sie ihr 4-3-1-2 vor allem defensiv gut beherrschen, in der zweiten Hälfte kam Deutschland praktisch gar nicht mehr in den italienischen Strafraum. Aber nach vorne ist diese Formation natürlich etwas bedrückend. Das wurde erst besser, als Aquilani eingewechselt wurde und deutlich machte, was De Rossi und Montolivo in der Vorwärtsbewegung fehlt. Insgesamt kommt der italienische Neuanfang also bemüht daher, aber dennoch etwas lauwarm. Viel mehr als eine gute Mittelklasse-Mannschaft ist das im Moment nicht.

Und die Deutschen? Nichts außergewöhnliches, nichts bahnbrechend Neues. Wenn ein österreichischer Spion im Stadion war, hat er gesehen, wie man den WM-Dritten mit geordneter Defensive aus dem eigenen Strafraum fernhält. Ein 4-3-1-2 ist im rot-weiß-roten Repertoire aber nicht vorhanden und wenn man sich vor Augen führt, was die Italiener bis auf die jeweils letzte Viertelstunde der beiden Halbzeiten nach vorne gemacht haben, muss das auch kein Nachteil sein.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/02/09/italiens-lauwarmer-neuanfang/feed/ 0