Powell – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 27 Sep 2013 10:02:50 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Papierform heißt gar nix. Gell, England? https://ballverliebt.eu/2013/07/16/papierform-heist-gar-nix-gell-england/ https://ballverliebt.eu/2013/07/16/papierform-heist-gar-nix-gell-england/#comments Mon, 15 Jul 2013 22:10:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9088 Papierform heißt gar nix. Gell, England? weiterlesen ]]> 11. Juni 2005: Dänemark braucht bei der Frauen-EM in England am letzten Gruppenspieltag gegen Finnland ein Remis, um die nächste Runde – damals gleich das Semifinale – zu erreichen. Es gab ein 1:2, Dänemark war raus. 29. August 2009: Dänemark braucht bei der Frauen-EM in Finnland am letzten Gruppenspieltag gegen Holland ein Remis, um die nächste Runde – damals das Viertelfinale – zu erreichen. Es gab wieder ein 1:2, Dänemark war wieder raus. Nun ist die Situation eine andere: Dänemark braucht gegen Finnland einen Sieg, um noch eine Chance zu haben. Laut Papierform müssten sie das schaffen.

Aber was „Papierform“ heißen muss, erfährt der noch amtierende Vize-Europameister England. Gar nix nämlich. Denn trotz des Ausgleichs in der Nachspielzeit zum 1:1 gegen Russland: Weil man gegen die auch beim 1:0 über Spanien souveränen Französinnen gewinnen wird müssen, ist man zu 99% ausgeschieden. Zumindest laut Papierform. Über die sich aber auch bei den Organisatoren nicht alle klar sein dürften…

Frankreich - Spanien 1:0 (1:0)
Frankreich – Spanien 1:0 (1:0)

Ecke von der rechten Seite, die 1.87 m große Wendie Renard ist mit dem Kopf zur Stelle, das 1:0 für Frankreich in der 5. Minute. Im Grunde war das Spiel da schon vorentschieden. Denn konnte Spanien gegen England noch die überlegene Technik ausspielen, hatten Boquete und Co. diesen Vorteil gegen das starke Teamaus Frankreich nicht mehr. Zumal die Französinnen zwar – wie England – ein recht flexibles Mittelfeld-Trio hatten, dabei aber immer genau wussten, wer was wann wie tut.

Bruno Bini, der seit Jahren in einem 4-2-3-1 spielen hatte lassen, hat umgestellt – auf ein 4-3-3 mit Louisa Nécib auf der (nominell) rechten Offensivseite. Somit hatte Bini sowohl die technisch starke Nécib in seiner Aufstellung, als auch die extrem umsichtige Bussaglia UND Camille Abily, die von der Acht aus für Impulse sorgte. Und musste dabei nicht auf Kapitänin Soubeyrand verzichten.

Klar zu erkennen: Frankreichs 4-3-3
Klar zu erkennen: Frankreichs 4-3-3

Während die pfeilschnelle Thiney aber auf links eher die Außenbahn hielt, spielte Nécib deutlich zentraler, zuweilen als Zehn, ging aber auch immer wieder nach hinten und Abily besetzte dafür die Flanke. Frankreich verhinderte durch geschicktes Anpressen schon in der gegnerischen Hälfte, dass Spanien einen geordneten Spielaufbau zusammen bringen konnte. Frankreich hatte trotz der knappen Führung so wenig Probleme und war so souverän, dass Bruno Bini seiner bald 40-Jährigen Kapitänin Soubeyrand eine Pause gönnen konnte und Élodie Thomis brachte. So war es in der zweiten Hälfte wieder ein4-2-3-1, mit Thomis und Thiney auf den Flanken, Nécib zentral, Abily auf der Acht und Bussaglia auf der Sechs.

Nachdem es einige Minuten so ausgesehen hatte, als würde Frankreich nicht nur das Spiel einschläfern sondern vor allem sich selbst, rückte man so ab der 55. Minute wieder etwas nach vorne und beruhigte das Spiel. Erst, als Spanien im Finish frische Kräfte brachte, zitterten die Französinnen noch etwas, aber wirklich in ernsthafte Gefahr kam der Sieg nicht mehr.

Wie soll England da was holen?

Denn wann immer es darum ging, mit dem Ball schnell zu denken und mindestens ebenso schnell zu handeln, war Spanien überfordert. Wie kein anderes Team bei dieser EM bisher klappt bei Frankreich die Arbeitsaufteilung im Mittelfeld, es wurden praktisch nie Räume durch Unachtsamkeiten aufgemacht, Spielerinnen werden so gut wie alle auf ihrer besten Position eingesetzt (nur Nécib wirkte fahrig, ging verlorenen Bällen nicht nach und musste nach einer Stunde dann auch raus). In dieser extrem souveränen Form ist Frankreich wohl sogar der Top-Kandiat auf den Titel. Besser als Schweden ist man ganz klar – und wirklich gefestigt sieht das deutsche Team noch nicht aus.

Gegen dieses komplette französiche Mittelfeld wird England aller Voraussicht nach im letzten Spiel aber gewinnen müssen, um als einer der besseren Dritten noch ins Viertelfinale zu rutschen. Wird schwer, denn wieder war im Zentrum das Chaos, das Aufbauspiel purer Zufall und der Ausgleich zum 1:1 tief in der Nachspielzeit eher glücklich, weil abgefälscht. Was das Team von Hope Powell zeigte, war einmal mehr planlos hoch drei.

Die einzige Hoffnung für die Three Lionesses: Die Papierform. Denn dieser wurde nun schon zweimal zu ihren Ungunsten nicht entsprochen – nun müssen sie selbst die Papierform umdrehen können. Viel mehr kann England nicht mehr retten.

Papierform auch im Journalisten-Raum

Dass die Papierform auch im Medienraum nicht ganz leicht einzuhalten zu sein scheint, wurde schon vorm Abendspiel in Norrköping klar. Als es nämlich erst hieß: Nein, wir dürfen die Parallelpartie nicht zeigen, hier im Medienraum. Die UEFA erlaube das nicht – seltsamerweise war das aber in keinem anderen Stadion bisher ein Problem (zumindest nicht so begründet). Dann schaltete doch einer den schwedischen Sender TV4 ein, der das Spiel zeigte.

Ehe einer von der UEFA in seiner Panik erst aus- und dann den TV-Feed einschaltete – ohne das TV4-Logo, mit dem sonst aber exakt selben Bild. Wohlgemerkt: Es handelte sich nicht um ein Public Viewing, sondern um einen Raum von 16 Journalisten (!), von denen die Hälfte ohnehin nicht hinschaute. Die Sache endete damit, dass halb durch die zweite Hälfte von England-Russland doch wieder einer daherkam und vom TV-Feed auf TV4 umschaltete – sogar mit aufgedrehtem Ton und schwedischem Kommentar.

Nicht ganz leicht zu wissen, was man darf und was nicht. Darüber aber ein anderes Mal noch viel mehr.

(phe)

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England blamiert sich – das Vorrunden-Aus droht https://ballverliebt.eu/2013/07/13/england-blamiert-sich-das-vorrunden-aus-ist-damit-schon-bedrohlich-nahe/ https://ballverliebt.eu/2013/07/13/england-blamiert-sich-das-vorrunden-aus-ist-damit-schon-bedrohlich-nahe/#respond Fri, 12 Jul 2013 23:29:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9053 England blamiert sich – das Vorrunden-Aus droht weiterlesen ]]> So schön hatte ich das geplant. England wird laut Papierform Gruppenzweiter, spielt im Viertelfinale gegen Deutschland, und ich kann eine schöne Build-up-Story dafür mit einem Rückblick auf das Finale vor vier Jahren machen. Das hat Deutschland gegen England gewonnen. Der Gedanke landet auf dem Misthaufen. Dieses Viertelfinale wird nicht stattfinden. Der noch amtierende Vize-Europameister ist schon nach dem ersten Spiel mit einem Bein im Vorrunden-Aus.

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Die einen haben sich mit einem Glückstor in der 123. Minute des Rückspiels im Play-Off gegen Schottland überhaupt erst qualifiziert. Die anderen waren bei der letzten EM im Finale, bei der letzten WM im Viertelfinale erst im Elferschießen unterlegen, genauso wie im olympischen Turnier. Dass England gegen Frauenfußball-Mittelständler Spanien Probleme hat, war nicht zu erwarten. Dass es eine sogar verdiente 2:3-Niederlage wurde, schon gar nicht.

Das Problem, dass England jetzt hat: Der Gruppensieg gegenüber Frankreich war von vornherein kaum denkbar. Nun ist aber, dem Direktvergleich sei Dank, auch der zweite Gruppenplatz so gut wie futsch. Denn dass Spanien gegen Russland – der Österreich-Bezwinger verlor gegen Frankreich 1:3 – etwas liegen lassen wird, ist nach der starken Vorstellung gegen England eher nicht anzunehmen. Bleibt der Weg über die zwei besten Gruppendritten, die auch ins Viertelfinale kommen. Nur: In den anderen Gruppen haben die Kandidaten darauf schon gepunktet.

Das bedeutet:: Gegen Russland muss gewonnen werden, und dann vermutlich immer noch ein Punkt gegen Frankreich her. Sonst ist mit England schon gleich ein ziemlich prominenter Name im Quartett, dass nach der Vorrunde heimfliegen muss.

Klare Zuordnung hinten, Chaos im Zentrum

England - Spanien 2:3 (1:1)
England – Spanien 2:3 (1:1)

Zwei Aspekte waren am englischen Spiel bemerkenswert. Zum einen, dass es eine klare Zuordnung bei den Außenverteidigern gab: Von Haus aus spielt Houghton links und Alex Scott rechts. Als aber die spanischen Flügelstürmerinnen nach zehn Minuten ihre Seiten tauschten, tauschten Houghton und Scott die Seiten mit. Fünf Minuten später war bei Spanien alles wieder beim Alten, England switchte auch wieder zurück. Sieht man auch selten.

Noch bedeutsamer für das Spiel war aber das totale Chaos im Zentrum. Asante, Williams und Jill Scott schienen alles einfach nur irgendwie zu machen. Ich habe 90 Minute versucht, da ein System dahinter zu erkennen, ich bin 90 Minuten daran gescheitert. Da war Williams mal ganz hinten, dann wieder vorderste Spitze. Jill Scott verschob viel horizontal, war zumeist die vorderste aus dem Trio. Asante war tendenziell eher hinten, aber auch das nicht immer.

Spanien mit einer interessanten Variante

Durch das etwas wirre Positionsspiel des Trios boten sich gerade im Zentrum immer wieder Räume, die Spanien bearbeiten konnte. Wie überhaupt Spanien mit einer interessanten System-Variante daherkam: Was als 4-4-2 angekündigt war und zu Beginn aussah, wie ein 4-2-4, entpuppte sich nach und nach immer mehr als gefinkelte Variante eines 4-2-3-1.

Hermoso ließ sich zentral oft etwas zurückfallen, wodurch sich eine Art Raute vor den beiden Sechsern ergab. So konnte sie das zuweilen offene Zentrum so bearbeiten, dass sie von hinten heraus anspielbar war und das Offensiv-Quartett ins Spiel kam. Die Spieleröffnung kam eher aus dem DM als aus der Innenverteidigung, wo vor allem Irene Paredes den Ball zumeist nur blind rausdrosch – kein Risiko, war die Devise. Sie kann auch anders.

Hier schön zu erkennen: Vor den beiden Sechsern bildet sich eine Offensiv-Raute
Hier schön zu erkennen: Vor den beiden Sechsern bildet sich eine Offensiv-Raute

England fitter, Spanien gefährlicher

So um die 60. Minute herum baute Spanien – technisch haushoch überlegen, inhaltlich auch besser – körperlich rapide ab. Im Grunde konnte vorne nur noch Veronica Boquete umrühren, während sich England aufgrund der besseren Physis mehr Spielanteile erarbeitete. Allerdings konnten diese nicht in Tore umgemünzt werden. Spanien blieb sogar deutlich gefährlicher. Allerdings, wie schon tags zuvor Island, schien man vor dem Strafraum oft ein wenig Angst vor der eigenen Courage zu haben.

Spanien fand das Ergebnis lustig. Fara Williams weniger.
Spanien fand das Ergebnis lustig. Fara Williams weniger.

Als Hermoso dann in Minute 85 aus einer schlecht verteidigten Ecke das 2:1 für Spanien erzielte, schien die Entscheidung gefallen. Doch Spanien gab den Gefallen in der 89. Minute zurück und vergaß bei einem Eckball völlig die am zweiten Pfosten stehende Bassett – 2:2. Praktisch mit dem Schlusspfiff fuhr England-Goalie Bardsley bei einer Flanke – bedrängt von der eingewechselten Putellas – mit den Fäusten daneben. Sie bekam die Kugel auf den Kopf und die hüpfte von dort ins Tor.

Nach ein paar Überraschungen nun die Sensation

Mit Schweden, Italien, Norwegen und Deutschland haben im ersten Gruppendurchgang vier höher als der jeweilige Gegner gesetzte Team nicht gewonnen, was schon überraschend ist. Der spanische Sieg – dass der verdient war, räumte sogar Hope Powell nach dem Spiel ein – ist aber schon eine kleine Sensation. „Das könnte ein Vorher-Nachher-Moment im spanischen Frauenfußball sein“, freute sich Teamchef Ignacio Quereda, der diesen Posten seit bereits 24 Jahren inne hat.

Mit Nago und Putellas spielten zwei spanische England-Bezwinger letztes Jahr im U-19-EM-Finale
Mit Nago und Putellas spielten zwei spanische England-Bezwinger letztes Jahr im U-19-EM-Finale

Er kann nun nun, dank des Tores seiner U-19-Vize-Europameisterin Putellas, das Viertelfinale im Grunde schon als erreicht betrachten. Spannend wird sein, wie Hope Powell ihr Team nach der zweiten Niederlage in Serie (vor der EM gab’s ein 1:4 gegen Schweden, bei dem man hergespielt wurde) aufrichtet. Und ob sie einen Plan vermittelt, der über den Aspekt „überlegene Physis“ hinausgeht. Der war nämlich gegen Spanien nie erkennbar – dass eine Kelly Smith verletzt nicht dabei war, kann dafür keine Entschuldigung sein.

(phe)

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