Couragiert sich nicht vom Namen und von der Qualität des Gegners einschüchtern lassen: Diese Marschroute war in der ersten halben Stunde bei der Premiere der Austria in der Champions League gegen den FC Porto klar erkennbar.
Das zentrale Mittelfeld-Trio mit Holland, Stankovic und (vor allem) Mader ließ ihren direkten Gegnern überhaupt keine Zeit am Ball. Es war offensichtlich, dass die Portugiesen mit einem so aggressiv störendem Gegner nicht gerechnet hatten, sie wirklich jedenfalls ziemlich überrumpelt. Mit so erzwungenen Ballgewinnen und flinkem Umschalten gelang es der Austria, Porto zu ärgern; gerade der extrem giftige Royer machte Porto zu schaffen.
Es wurden zwar wenig produziert, was die Gäste wirklich in Sorge um einen Rückstand versetzen hätte müssen – zumeist wurde etwas überhastet von der Strafraumgrenze der Abschluss gesucht, oder die umsichtig agierenden Innenverteidiger Otamendi und Mangala klärten – aber man zeigte Porto: „Wir sind nicht gewillt, hier einfach nur das willige Opfer zu geben“.
Bei allem Stören vorne wurde aber gleichzeitig versucht, die Balance zwischen Offensive und Defensive nicht zu risikoreich zu gestalten. Die Austria-Außenverteidiger Suttner und Koch blieben verhältnismäßig vorsichtig, suchten nicht so oft wie gewohnt den Vorwärtsgang, sondern achteten lieber darauf, dass die permanent die Seiten tauschenden Porto-Außenstürmer Licá und Silvestre Varela nicht zur Entfaltung kamen. Kurz gesagt: Die Austria spielte so, wie man als Außenseiter gegen einen von der inidiviuellen Qualität deutlich besseren Gegner spielen muss.
Das einzige Feld, in dem das mit dem Balance-Bewahren nicht so gut funktionierte, war der Raum zwischen Mittelfeld und Abwehr in der Mitte des Feldes. Wenn Mader und Co. nach vorne drückten, rückte die Viererkette – und hier im speziellen die Innenverteidigung – nicht mit auf. Porto schaffte es in der ersten halben Stunde nicht, diesen Raum auszunützen, auch weil ihren dafür merklich die dazu notwenidige Laufarbeit fehlte.
Nach einer halben Stunde kombinierte sich Porto mal durch und Jackson Martínez hatte die erste wirklich nennenswerte Chance für die Gäste. Das war so ein wenig der Weckruf: Nun erhöhte Porto das Pensum, erkannte den sich bietenden Raum hinter dem Mittelfeld-Trio, und versuchte vermehrt, diesen zu bearbeiten. Dabei kam Porto auch zu Pass, dass die Intensität des Pressings der Austria zum gleichen Zeitpunkt deutlich nachließ.
Mit der vermehrten Zeit und dem verringerten Druck, den Porto im Mittelfeld nun hatte, bekam der Favorit das Spiel innerhalb von wenigen Minuten voll in den Griff. Auch die nun konsequenter nach vorne stoßenden Außenverteidiger Alex Sandro und Danilo – übrigens jene Flügelzange, die für Brasilien bei der U-20-WM vor zwei Jahren in der Vorrunde Österreich demolierte und später Weltmeister wurde – rückten mehr auf. So wurde neben dem (unauffälligen) Jun auch der (extrem auffällige) Royer nach hinten gedrückt, was der Austria viel Zug nach vorne nahm.
Das Bild der letzten Viertelstunde der ersten Hälfte änderte sich auch im zweiten Spielabschnitt nicht. Porto konnte sich sogar trauen, sich noch weiter nach vorne zu schieben als vor dem Seitenwechsel: Zuweilen standen gar die beiden Innenverteidiger an der Mittellinie. Porto machte dabei zwar nicht den ganz massiven Druck und stellte die Austria nicht unter Dauerbeschuss, aber wurde unter deutlich weniger Stress gestellt und nützte es in der 55. Minute aus, dass weiterhin der Raum zwischen Austria-Abwehr und Austria-Mittelfeld zu wenig konsequent zugestellt wurde. Ein Passweg aus dem Zentrum über halbrechts auf den einmal mehr aufgerückten Rechtsverteidiger Danilo, Flanke in den Rückraum, Lucho González trifft zum 1:0.
Nicht, dass die Austria keine Torchancen gehabt hätte. Aber das Pressen im Verbund, das die erste halbe Stunde ausgezeichnet hatte, gab es einfach nicht mehr. Was es gab, waren Einzel-Initiativen, wie etwa jene von Hosiner, der den hoch stehenden Innenverteidigern von Porto den Ball abluchste, dann aber nicht schnell genug war. Und durch Standardsituationen, aus denen aber zu wenig gemacht wurde. Die Ecken blieben pratisch alle harmlos, die größte Gefahr nach einem Freistoß war ein Stankovic-Kopfball.
Zudem wurden nicht geradlinig genug der Weg nach vorne gesucht. Angriffe wurden immer wieder auf halbem Weg abgebrochen. Mit der körperlichen Frische schwand auch die geistige, die Risikobereitschaft nahm eher ab als zu, daran änderte auch die Einwechslung von Okotie für Holland nichts entscheidendes. Natürlich hätte der auch reingehen und der Austria ein 1:1 bescheren können. Was aber halt fehlte, war die kollektive Arbeit gegen das Mittelfeld von Porto. Ein wenig „Hättiwari“: Hätte dieser Druck aus der ersten halben Stunde aufrecht erhalten worden, wäre das Spiel höchstwahrscheinlich nicht verloren worden – womöglich sogar gewonnen.
Die Austria zeigte eine halbe Stunde lang eine sehr couragierte, sehr aktive und auch durchaus intelligente Leistung. Vor allem der extrem laufstarke Mader und der extrem giftige Royer zeigten da ausgesprochen gute Performances. Leider gelang es nicht, diese Marschroute länger als 30 Minuten durchzuziehen. Denn anstatt Porto weiter zu nerven und die Lust am spielen zu nehmen, wurde den Gästen in der Folge zu viel Zeit am Ball gelassen.
Und das nützt eine Klassemannschaft wie Porto nun mal aus. Ohne großen Glanz zu verbreiten und ohne sich voll zu verausgaben dann einen 1:0-Sieg einfahren: Um das zu verhindern, hätte die Austria konsequenter das anfängliche Forechecking durchziehen und dann aber auch konsequenter die sich bietenden Chancen ausnützen müssen. Dafür war aber, vor allem in der Schlussphase, die nötige körperliche Frische auch nicht mehr vorhanden.
So heißt es nach dem Spiel: Ganz gut ausgesehen, mancher mag sich auch eine „unglückliche Niederlage“ einreden. Die Realität ist aber eher, so hart es klingen man: Wer in der Champions League nur 30 Minuten aktiv ist, wird nicht viel gewinnen. Auch nicht, wenn einem noch so viel eingeredet wird, es wäre eine unglückliche Niederlage gewesen.
(phe)
]]>Gianluca Vialli war der jüngste Trainer, der einen Europacup gewann – als Chelsea 1998 im Cupsieger-Finale von Stockholm durch ein Tor von Gianfranco Zola Stuttgart mit 1:0 besiegte, war er ein paar Monate älter als André Villas-Boas. Der in Anlehung an seinen Lehrmeister José Mourinho auch „The Special Two“ genannt wird. Sich selbst aber eher in den Fußstapfen seines Entdeckers Sir Bobby Robson sieht. Und gegen den unangenehmen Underdog aus Braga mit seiner Mannschaft vor der Drucksituation stand, als haushoher Favorit eigentlich nur verlieren zu können.
Die beiden Spieler mit dem größten Einfluss auf das Spiel waren die beiden, die wohl am wenigsten aufgefallen sind: Vandinho und Custódio im defensiven Mittelfeld von Braga. Diese beide schafften es beinahe im Alleingang, das sonst so spielstarke und im Spielaufbau der Flügel von Porto so wichtige Mittelfeld im 4-3-3 von Porto völlig zum erliegen zu bringen. Moutinho und vor allem der seit Monaten in einer Traumform agierende Guarín waren über weite Strecken der ersten Hälfte überhaupt kein Faktor, Fernando fand somit kaum Anspielstationen und das Angriffsspiel von Port war praktisch vollständig auf lange Bälle reduziert.
Álvaro Pereira und Christian Sapunaru konnten zudem oft nicht wie gewünscht nach vorne marschieren, weil die Außenspieler von Braga – vor allem Alan, aber auch Paulo César – über die Flügel eine ständig drohende Gefahr waren und Bälle gut abschirmten, sodass die Mitspieler Zeit hatten, aufzurücken. So war der einzige Spieler, der Braga in der ersten Hälfte dauerhaft Probleme bereitete, Hulk.
Hulk, die zentrale Anspielstation
Denn nur der Brasilianer blieb als tauglicher Emfpänger für die hohen Bälle über das Mittelfeld hinweg in Frage. Silvestre Varela bemühte sich zwar redlich, ihm fehlt es aber an der körperlichen Statur, und Falcao war bei Paulão und Alberto Rodríguez in guten Händen. Hulk aber spielte, was er am besten kann: Den schnellen und bulligen Flügelstürmer mit Zug zum Tor, gegen den oft nur überharter Einsatz hilft. So holten sich schon in der ersten halben Stunde mit Viana und Sílvio zwei Gegenspieler von Hulk die gelbe Karte ab – Sílvio hätte sich für seine rüde Attacke sogar über Rot nicht beschweren dürfen.
Defensiv stand Braga vor allem dank Vandinho und Custódio also hervorragend, nach vorne brachte der Außenseiter aber wenig auf die Kette. Alan und Paulo César drückten die Porto-AVs zwar gut nach hinten, ihre Pässe in die Mitte auf Lima wurden aber entweder verhindert oder kamen nicht an. So verharrte das Spiel über weite Strecken der ersten Halbzeit in einer Art gegenseitiger Würgegriff: Das Mittelfeld wurde defensiv zwar von Braga dominiert, kreativ wurden die Roten aber nicht; und auf den Flügeln stand man sich gegenseitig auf den Füßen.
Erste Schlampigkeit sofort bestraft
Bis kurz vor der Pause Viana und Vandinho für einmal Fredy Guarín doch entwischen ließen. Seine präzise Flanke aus dem Halbfeld verwandelte Landsmann Falcao per Kopf zum 1:0 für Porto, weil auch die Innenverteidigung von Braga in dieser Szene mal nicht im Bilde war. Bitter für den Außenseiter, denn so wurde die erste Schlampigkeit in einer bis dahin defensiv extrem stark geführten Partie sofort bestraft.
Und die zweite große Schlampigkeit folgte unmittelbar nach Wiederanpfiff: Der für Viana eingewechselte Mossoró luchste Rolando den Ball ab, lief alleine auf Helton zu – aber anstatt überlegt zum Ausgleich einzuschieben, schoss er den schon halb am Boden liegenden Porto-Goalie mehr oder weniger an.
Änderungen bei Braga verpuffen
Domingos Paciênca wechselte eben in der Pause zweimal innerhalb seines Systems: Neben dem Innenverteidiger-Tausch Kaká für Rodríguez kam Mossoró für den unauffälligen Viana – der ehemalige Jungstar, der auch bei Newcastle und Valencia spielte, brachte nach vorne nur sehr wenig und hatte defensiv schon die Hypothek einer gelben Karte zu tragen. Mossoró interpretierte die Rolle etwas offensiver und orientierte sich noch mehr als Viana auf die Seite von Paulo César.
Aber Porto spielte nicht, wie im Verlauf der Saison schon so oft, weiter voll auf Angriff, um das Spiel vorne zu entscheiden, sondern machten nun das Mittelfeld ähnlich zu wie Braga das in der ersten Hälfte gemacht hat. Das hieß, dass Vandinho und Custódio defensiv kaum mehr gebraucht wurden, der nun immer mehr aufrückende Cuostódio kam aber gegen Fernando und dann auch gegen den eingewechselten Belluschi kaum durch.
Durch das Zenturm Standards schinden
Und auch der dritte Wechsel bei Braga – Meyong-Zé ersetzte Lima – brachte nicht viel. Über die Flügel kam beim Außenseiter immer weniger, je näher er zum Schlusspfiff ging; Alan rückte immer weiter ein, und so konnte auch Álvaro Pereira immer mehr nach vorne gehen. Große Ideen hatte Braga nicht, es ging immer mehr durch das Zentrum, und am Ende versuchte man nur noch, Strandardsituationen zu schinden. Zumeist ohne Erfolg.
Brechstangenfußball brachte Braga in diesem Finale aber nicht mehr zum Erfolg, und darum gab es auch keinen Ausgleich mehr. Und Porto war der Sieger.
Fazit: Braga einfach nicht gut genug
Es war kein Offensivfeuerwerk, das Porto da abbrannte. Im Gegenteil: Anders als in den Runden zuvor wartete das Team von André Villas-Boas geduldig auf die Chance, nützte diese eiskalt, und verwaltete in der zweiten Hälfte den Vorsprung. So ist es nicht das Spiel, an das man sich noch lange erinnern wird – sondern die Tatsache, dass dies das Finale war, in dem Villas-Boas seinen ersten Europacup gewann, als jüngster Trainer überhaupt. Braga fehlte es gegen die kompakte und kontrolliert spielende Über-Mannschaft der portugiesischen Liga ganz einfach an der Klasse.
(phe)
]]>22 Siege und zwei Remis in den ersten 24 Spielen – kein Wunder, dass Porto der stolzen Konkurrenz aus Lissabon in der Tabelle Lichtjahre voran ist. Und doch ist es ganz schlechter Stil, dass sich das bei den „Adlern“, dem Rekordmeister Benfica, in einem 90-minütigen Rachefeldzug entlud, bei dem es offenbar von Anfang an nur darum ging, dem großen Rivalen die Titelparty so schmerzhaft wie möglich zu machen.
Beide Trainer setzten zu Beginn auf ihre gewohnten Systeme – das 4-3-3 bei André Villas-Boas und dem FC Porto, das 4-4-2 mit Raute bei Benfica-Coach Jorge Jesus. Der personell etwas größere Sorgen hatte, denn mit Maxi Pereira stand der etatmäßige Rechtsverteidigier nicht zur Verfügung – so musste sich Airton mit dem ungemütlichen Silvestre Varela herumschlagen. Außerdem saß Oscar Cardozo zunächst auf der Bank, statt seiner lief Franco Jara auf.
Brutalität von Anfang an
Den Ton des Spiels setzten schon die ersten paar Minuten. Benfica fuhr die Gegenspieler oftmals zielich wild an und versuchte so, jeglichen Spielfluss bei Porto schon im Keim zu ersticken. Grundsätzlich ja völlig legitim und gegen ein spielstarkes Team wie jenes vom Tabellenführer ja auch nicht verkehrt. Aber Benfica hat es komplett übertrieben – da tritt schon mal Franco Jara dem Porto-Torhüter Helton, der den Ball längt sicher in den Händen hält, gegen das Schienbein. Das sind die Ellbogen in Kopfhöhe, da fliegen die Grätschen mit Anlauf daher. Da holt sich Aimar schon in der 3. Minute die gelbe Karte ab, weil er bei einem blitzsauberen Tackling eines Gegenspielers (den dezent überforderten) Refere Gomes Duarte die Meinung geigte.
Benfica wollte vom Anpfiff weg nur zerstören, wehtun, verunsichern. Und die Roten vergaßen dabei völlig aufs Fußballspielen – und so luchste Guarin in der 9. Minute Javi Garcia den Ball ab, und seine Hereingabe prallte vom indisponierteo Benfica-Goalie Roberto ins Tor ab. Was nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die Taktik von Benfica ansonsten durchaus Wirkung zeigte. Das zentrale Mittelfeld wurde von Porto so gut es ging gemieden, ohne Moutinho und Guarín – die am meisten unter der harten Gangart litten – war das Spiel von Porto nicht selten auf hastige, lange Bälle reduziert.
Alvaro Pereira gelang es zu selten, in den Rücken von Salvio zu kommen und Varla gegen den überforderten Airton zu unterstützen, Fucile ging auf der anderen Seite zwar viel mit, der giftige Coentrao hatte im Verbund mit Nico Gaitán ihn und Hulk aber ganz gut im Griff.
Zwei harte Elfmeter
Benfica beruhigte sich erst ein wenig, als Saviola nach einem harten (aber vertretbaren) Elfmeter wenige Minuten später das 1:1 erzielen konnte. Aus dem wahllosen Einsteigen wurde nun ein einigermaßen wirkungsvolles Pressing und Porto sah sich dem erst einmal eher mittellos gegenüber. Zudem konzentrierte man sich bei Benfica nun auch vermehrt um gute Raumaufteilung und Javi García, der sich viel zwischen die Innenverteidiger fallen ließ, versuchte das Spiel von hinten zu steuern.
Doch mitten in die beste Phase von Benfica hinen nützte es Porto aus, dass sich García einmal rauslocken ließ, ein Lochpass durch das Zentrum schickte Falcao und dieser lief alleine auf Roberto zu – und der Kolumbianer nützte das ungestüme Herauslaufen des Torwarts, um sich ein wenig einzuhaken. Wieder ein harter, aber vertretbarer Strafstoß – und wieder wurde er sicher verwandelt. Hulk traf zur 2:1-Führung.
Benfica stellt um
Nachdem sich das spielerische Niveau bis zur Pause nicht berappelt hatte und es mit der Porto-Führung in die Kabinen ging, reagierte Benfica-Trainer Jorge Jesus: Er brachte Cardozo für Jara (direkter Wechsel in der Spitze) und Cesar Peixoto für den wirkungslosen Aimar. Peixoto ging nach links hinten, dafür rückte Coentrao auf und Gaitan ins halblinke Mittelfeld – Benfica agierte nun statt mit einer Raute mit einer flachen Kette. Moutinho und Guarin sollten so wohl noch besser kontrolliert werden. Saviola ließ sich dafür etwas weiter zurückfallen und gab ein Mittelding aus Zehner und hängender Spitze.
Aber im Grunde war das egal, denn um den Sieg an sich ging es Benfica ganz offensichtlich weiterhin nur sekundär und Falcao hätte nach einer Stunde alles klar machen müssen: Er luchste Sidnei den Bal ab, zog alleine Richtung Tor – und verzog…
Porto dezimiert, Benfica dezimiert
Die Adler hatten ihr Ziel scheinbar erreicht, als in der 70. Minute Nicolas Otamendi vom Platz flog und Porto nun noch mit zehn Mann agierte. Eine arge Fehlentscheidung jedoch vom Ref – denn seine Aktion gegen Cardozo war nicht mal ein Foul, geschweige denn eine gelbe Karte. Villas-Boas stellte nun auf ein 4-4-1 mit Hulk ganz vorne um um wollte den Sieg über die Zeit verteidigen.
Den ganz großen Druck konnte Benfica aber nicht erzeugen. Oder wollte gar nicht? Schließlich verschwendete in einer symbolhaften Szene in der Schlussphase der auf Helton zustürmende Cardozo keinen Gedanken daran, den Ball zu spielen, sondern flog aus vollem Lauf mit ausgefahrenem Ellenbogen auf den Porto-Keeper zu. Glück für Helton, dass er nicht getroffen wurde – Glück für Cardozo, dass der Schiedsrichter das nicht sah. Sehr wohl gesehen hat er aber kurz daran ein fieses Foul des erst in der Halbzeit eingewechselten, und glich Benfica in der 87. Minute nur am Personal auf dem Feld aus.
Und mit 10 gegen 10 schien in der Nachspielzeit auch der Fußballgott genug vom Benfica-Schlägertrupp zu haben: Saviola scheitert erst an Helton, den Nachschuss setzte den Nachschuss an den Pfosten.
Fazit: Traurige Bankrotterklärung von Benfica
Wie unsportlich Benfica in diesem Spiel agierte, zeigte auch die Tatsache, dass gleich nach dem Spiel das Flutlicht ausgeschaltet wurde und Porto den mit dem 2:1-Sieg fixierten Meistertitel im Dunkeln feiern mussten. Viel lässt sich über dieses Spiel taktisch nicht sagen, weil alles überlagert wurde vom Vorhaben von Benfica, möglichst dreckig zu spielen und so vielen Gegenspielern wie möglich Schmerzen zuzufügen.
Natürlich hat sich auch Porto davon anstecken lassen und immer wieder auch selbst ausgeteilt, keine Frage. Aber man kann auch mit mehr Stil eine Meisterschaft verlieren als das Benfica gemacht hat. Es kam über die ganze Spieldauer kaum ein nennenswertes Spiel zu stande. Was extrem schade ist – denn eigentlich könnten es ja beide Mannschaften so gut…
(phe)
]]>Was war das nicht für eine interessante Partie, das Hinspiel: Zwei hochinteressante Trainer, zwei aufregende Teams, und am Ende entschied ein individueller Geniestreich für Porto. Was für das Rückspiel hieß: ZSKA musste unbedingt gewinnen, um doch noch eine Chance auf das Viertelfinale zu haben. Doch dann kam Hulk: Schon nach 48 Sekunden hüpfte ein Freistoß den Brasilianers an Freund und Feind vorbei ins Tor.
Bevor das Spiel wirklich begonnen hatte, gab’s also schon einen fürchterlichen Tiefschlag für das Team von Trainer Leonid Slutski. Von dem es sich nie mehr wirklich erholte. Dabei war das Personal – logischerweise – durchaus etwas offensiver als beim Heimspiel. Statt dem defensiven Mittelfeld-Duo Mamajev/Semberas wurde die Zentrale im 4-4-2 mit Aldonin als einzigem Defensiven neu besetzt, neben ihm rückte Keisuke Honda von der linken Seite ins Zentrum; dafür rutschte Zoran Tosic in die Mannschaft. Seydou Doumbia spielte eher eine hängende Spitze, um sich für kurze Anspiele anzubieten.
Doch nach dem frühen Gegentor war all das natürlich heftig erschwert: Porto konnte sich nun, wie schon nach dem Siegtor im Hinspiel, eher zurück ziehen und die Räume eng machen. So war ZSKA gezwungen, auch aufgrund des systemimanenten personellen Problemen im Zentrum umso schneller in die Spitzen oder auf die Flügel zu spielen. Das bedingte viele Ungenauigkeiten und fast immer hatte Porto den Ball abgefangen, ehe ZSKA auch nur in die Nähe des Strafraums kam.
Die endgültige Entscheidung war es letztlich, als in der 24. Minute Ignashevitch und Torhüter Akinfejev mit einem schreklichen Missverständnis Fredy Guarín das extrem billige 2:0 auflegten. Allen war klar, Porto war nun durch – wirkliche Hoffnung keimte bei den Russen nur nach dem Anschlusstreffer von Zoran Tošić nach etwa einer halben Stunde auf. Sapunaru hatte bei einem schönen Zuspiel das Abseits aufgehoben, der Serbe schoss ein.
Porto staubtrocken
Denn am grundsätzlichen Spiel änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nichts: Porto stand sicher und hatte vor allem Honda und Dzagojev sehr gut im Griff – lediglich Tošić bereitete hin und wieder Probleme. Was sich spätestens mit dem Tausch erledigt hatte, den Porto-Trainer Villas-Boas in der 52. Minute tätigte: Belluschi kam für Rechtsaußen James Rodríguez und orientierte sich deutlich zurückgezogener. So war nun auch Tošić aus dem Spiel – und damit der letzte Schwung.
Denn vor allem Sturmspitze Vágner Love war eine absolute Zumutung. Er ließ jegliche Laufbereitschaft und Kampfgeist vermissen, und kam er an den Ball, war er viel zu eigensinnig. Umso unverständlicher, dass Slutski Sturmpartner Doumbia und die Außen Dzagojev und Tošić auswechselte, den blauhaarigen Brasilianer aber bis zum Schluss drin ließ, und zudem dem 4-4-2 bis zum bitteren Ende treu blieb. Eigentlich machte es aber keinen Unterschied. Villas-Boas nahm tröpfchenweise seine Stürmer heraus und stellte das Mittelfeld voll – in der letzten halben Stunde ging es nur noch darum, die Zeit vergehen zu lassen.
Fazit: Frühes Tor entscheidend, Porto letztlich klar besser
Hatte ZSKA im Hinspiel noch einige gute Chancen und war sicherlich nicht schlechter als der Gegner, fehlte es nach dem Blitz-Gegentor im Rückspiel zum einen an der individuellen Klasse und zum anderen am Plan B, wie das extrem sicher stehende Team aus Porto zu knacken gewesen wäre.
So hat letztlich nicht nur der FC Porto das Achtelfinale verdient für sich entschieden, sondern in gewisser Weise auch André Villas-Boas das Trainerduell gegen Leonid Slutski. Das 48-Sekunden-Tor hat natürlich mächtig geholfen, aber die Portugiesen stellten die über 180 Minuten reifere Mannschaft. Und sind sicher einer der heißesten Kandidaten auf den Cup.
(phe)
]]>André Villas-Boas gilt als Wunderkind. Als legitimer Nachfolger von José Mourinho. Der Trainer des FC Porto ist erst 33 Jahre alt, sieht auch so aus, jugendlich, voller Elan, elegant angezogen und ein toller Trainer obendrein. Leonid Slutski hingegen ist so ein wenig die russische Version von Vicente del Bosque. Der 39-jährige ZSKA-Trainer kam als Interimslösung, etablierte sich aber als Chefcoach. Er versprüht einen deutlich herberen Charme (wenn man das bei ihm so nennen kann), sieht aus als würde er gerne mal ein Wässerchen mehr trinken als weniger, wippt 90 Minuten lang nervös auf seiner Bank hin und her.
Doch so unterschiedlich die beiden Trainer der zwei womöglich aufregendsten Mannschaften sind, die sich unter den letzten 16 der diesjährigen Europa League befinden, so ähnlich ist das Leistungsvermögen ihrer beiden Mannschaften – die sich nächste Saison auch folgerichtig beide in der Champions League wiederfinden werden: ZSKA ist russischer Vizemeister, Porto walzt wie ein Frachtzug die portugiesische Liga nieder.
Villas-Boas und sein 4-3-3
Beide Mannschaften praktizieren ein konsequentes Pressing, beide Abwehrreihen veruschen schnell aufzurücken und hoch zu stehen. Nur ihre Raumaufteilung teilen die beiden Teams nicht ganz. Der FC Porto spielt, wie schon im Herbst etwa gegen Rapid, in einem 4-3-3 ohne stringentes Mittelfeld: Ähnlich wie etwa bei Hoffenheim definiert sich das System von Villas-Boas eher durch zwei Dreiecke auf den jeweiligen Seiten. Über die linke Seite mit LV Fucile und Linksaußen James Rodríguez, zumeist unterstützt von Moutinho aus der Zentrale. Und über die rechte Seite, deutlich besser harmonierend, mit RV Sapunaru, Rechtsaußen Hulk und Guarín. Letzterer wechselte mit Moutinho oftmals die Seiten.
Die linke Flanke hinkte bei Porto ein wenig, was daran lag, dass sich James Rodríguez – auf seinem Trikot steht schlicht „James“ – sehr weit in die Mitte orientierte, ohne dass der mit dem sehr offensiven Keisuke Honda viel beschäftigte Fucile ihn oft hinterlaufen hätte können. Sapunaru auf der anderen Seite hatte Jungstar Alan Dzagojev komplett in der Tasche und verband sich gut mit Hulk. Alles in allem hatten die Gäste aus Portugal das Plus an Ballbesitz, kamen aber gegen die sicher stehenden Viererketten der Russen praktisch nie vor das Tor.
Slutski und sein 4-4-2
Ganz anders ZSKA: Mit ihrem zum Teil brutalen Pressing gegen den Ball erzwangen sie schon in der 1. Minute eine tolle Chance durch Doumbia, die Porto-Goalie Helton gerade noch entschärfen konnte. Das setzte den Ton für weite Strecken des Spiels: Porto hatte mehr Ball, aber ZSKA konnte mit explosivem Umschalten nach dem Ballgewinn immer wieder in den vielen Platz hinter der hoch stehenden Porto-Verteidigung stoßen und hatte somit das deutliche Übergewicht an Chancen.
Slutski, der seine Karriere als Torhüter nach einem Sturz von einem Baum – er wollte eine Katze retten – schon als 19-Jähriger beenden hatte müssen, setzt bei seinem Team auf ein 4-4-2, das im Ballbesitz im Idealfall zu einem 2-4-4 wird. Das heißt: Die Außen im Mittelfeld, diesmal Honda rechts und Dzagojev links, sind verkappte Außenstürmer; Honda war das in diesem Spiel tatsächlich. Und die Außenvertediger, Nababkin rechts und Schennikov links, sollen vor allem nach Ballgewinn so schnell nach vorne wie nur möglich.
Die numerische Unterlegenheit in der Zentrale, auf die Slutski in der letzten Runde gegen PAOK noch (weitgehend zu Recht) für verzichtbar hielt, glich er gegen Porto aus, indem einer der beiden Stürmer – zumeist war das eher Doumbia – etwas zurückfallen ließ und Fernando hinterertrottete. Was obendrein den Vorteil hatte, dass einer der beiden extrem trickreichen Stürmer nach Ballgewinn schnell anzuspielen war.
Individueller Geniestreich durchbricht Neutralisation
Die beiden konsequent verfolgten Matchpläne von zwei so ähnlich starken Teams hatte zur Folge, dass sich die Kontrahenten auf sehr ansprechendem Niveau neutralisierten: Porto mit mehr Spielanteilen, ZSKA mit den besseren Chancen. Daran änderte auch die Auswechslung des eher enttäuschenden James Rodríguez (für Silvestre Varela) nichts, weil beide Trainer bis zum Schlusspfiff nichts an ihrere Grundordnung änderten.
So musste in der 70. Minute ein individueller Geniestreich herhalten, um die Pattsituation zu durchbrechen: Fredy Guarín ließ an der Strafraumgrenze mit einer schnellen Körpertäuschung Vitali Beresutski aussteigen, fackelte nicht lange und versenkte den Ball unhaltbar für Akinfejev zum 1:0 für Porto im Tor. Ein Riesenvorteil für die Gäste, die nun mit einem Auswärtstor im Rücken in das Heimspiel gehen können.
Und nicht nur das – sogar mit einem 1:0-Auswärtssieg. Denn Slutski brachte zwar den starken Serben Tosic für Honda, doch weil sich Porto mit der Führung im Rücken etwas zurückziehen konnte, fand er kaum einmal den Platz vor, um sich und die beiden Stürmer wirklich in Szene zu setzen. Und wenn doch, verstümperte sie zumeist der zu umständliche und allzu verspielte Vagner Love. Und der zehn Minuten vor Schluss für Doumbia ins Spiel gekommene Tscheche Necid? Der fand überhaupt keine Bindung zu Spiel mehr.
Fazit: Porto gewinnt ein Münzwurf-Spiel
Man hätte auch eine Münze werfen können – es war angesichts der sehr ähnlichen Stärke der beiden Teams davon auszugehen, dass es eine sehr enge Partie wird, die, wenn überhaupt, entweder von einem groben Fehler oder von einem einzelnen Geniestreich entschieden wird. Es wurde letzteres, und so geht der FC Porto mit einem klaren Vorteil in das Rückspiel im heimischen Estadio do Dragão.
Einen klaren Sieger im Duell der ungleichen und doch so ähnlichen Trainer kann dieses Spiel aber nicht ausmachen – denn die Matchpläne waren im Endeffekt gleich gut geplant und auch gleich gut ausgeführt. Und dann entscheiden eben Kleinigkeiten, und auf eine feine Einzelleistung hat kein Trainer Einfluss.
(phe)
]]>Rapid begann deutlich forscher, kein Wunder, solche Bedingungen kennt man in Österreich nun mal eher als in Portugal. Porto zeigte sich in der Anfangsphase sichtlich zögerlich, so richtig konnten sich die Gäste mit dem vom Schnee bedeckten Feld einige Zeit nicht anfreunden. Was Rapid nützte, um sich ein frühes Übergewicht zu sichern. Vor allem Stefan Kulovits spielte ein sehr ambitioniertes Spiel als Box-to-Box-Midfielder, der deutlich mehr Offensivgeist hatte wie sein Nebenmann im defensiven Mittelfeld, Markus Heikkinen. Der Finne blieb in der Regel zurück und kümmerte sich vornehmlich um Ruben Micael.
Das „Problem“ Hulk hatte indes Tanju Kayhan über, und der Jungspund hatten den Porto-Rechtsaußen recht gut im Griff. Kayhan machte einmal mehr eine blitzsaubere Partie, was auch Christopher Drazan vor ihm beflügelte. Er konnte sich – auch wegen Kayhan, der ihm den Rücken freihielt – deutlich besser entfalten als ihm das in der bisherigen Herbstsaison geglückt ist. Zudem konnte er dadurch im Laufe der Partie Porto-RV Sapunaru so weit zurückdrängen, dass dieser für Moutinho und Hulk keine wirkliche Hilfe war. Das war wichtig, weil sich so auch Kayhan von Hulk etwas in die Mitte ziehen lassen konnte, ohne Gefahr zu laufen, seine Flanke könnte von Sapunaru überrannt werden.
Das Angriffsspiel der Rapidler war somit deutlich linkslastig. Erst mit der Zeit fand sich Porto mit den widrigen Bedingungen besser zurecht. Vor allem das Dreier-Mittelfeld, das sich zu Beginn des Spiels ob der ungewohnten Verhältnisse und des forschen Gegners recht weit zurückgezogen hatte, rückte nun etwas weiter auf und konnte so die Kreise von Saurer (der auch zur Grundlinie durchging, um zu flanken) und Kulovits besser einengen. Zudem gelang es Porto nun besser, die drei Angreifer in Szene zu setzen. So konnte das 1:0 von Rapid (natürlich über die Drazan-Seite vorbereitet), bei dem Trimmel von einem schlimmen Schnitzer in der Porto-Abwehr profitiert hatte, postwendend ausgeglichen werden. Unter kräftiger Mithilfe von Rangvald Soma, der sich entschloss, Falcao laufen zu lassen.
Mit einem etwas besser geräumten Feld und deutlich nachlassendem Schneefall war Porto in der zweiten Hälfte von Beginn an das dominierende Team. Die Portugiesen agierten nun wesentlich aggressiver, behaupteten die Bälle besser und erkämpften verlorene schnell wieder zurück. Kurz, Porto spielte nun annähernd so, wie man das hatte erwarten können. Hulk ging nun noch weiter ins Zentrum, um sich der Umklammerung von Kayhan zu lösen – mit der Folge, dass sich Kulovits eher nach hinten orientieren musste und Drazan somit auch nicht mehr wirklich zur Geltung kam. Pacult dürfte das als Schuld von Drazan missinterpretiert haben und nahm ihn in der 63. Minute raus – für ihm kam Stürmer Salihi, der allerdings auf dem linken Flügel blieb.
Müßig zu erwähnen, dass dieser Wechsel natürlich rein gar nichts gebracht hat, außer dass nun jemand auf dem Flügel sielte, der sich dort nicht heimisch fühlt. Die andere (also die rechte) Abwehrseite von Rapid – namentlich Mario Sonnleitner – blieb indes auch nach dem Wechsel recht sicher; auch der zur zweiten Hälfte für den recht anonymen Varela ins Spiel bebrachte Ukra konnte den von jeglichen Offensiv-Aufgaben befreiten Sonnleitner (drum war auch Trimmel ein recht einsamer Mann, der kaum Bindung zum Spiel fand) nicht überwinden. Zudem machte Heikkinen hier einen feinen Job, Micael zu neutralisieren – weswegen dieser 20 Minuten vor Schluss auch dem Argentinier Belluschi weichen musste.
Porto dominierte nun zwar den Ballbesitz, fand aber mangels Tempo kaum einmal vor das Tor von Raimund Hedl (der im Übrigen schon vor seinen beiden großen Auftritten am Ende nicht den sichersten Eindruck machte). Nur einmal, in der 60. Minute, verlängerte Moutinho einen Pass geschickt in den Lauf von Falcao, Torerfolg brachte das aber keinen. EInen solchen gab es erst, als Porto mit einem Überraschungsmoment aufwarten konnte: Hulk wechselte für einmal auf die linke Angriffsseite, konnte mangels Gegenspieler frei flanken – und Falcao nützte es aus, dass Hedl den Ball nicht festhalten konnte. Das 2:1 für Porto in der 86. Minute…
Auf das Pacult nicht mehr reagieren konnte weil er zuvor schon einen direkten Solostürmer-Tausch (Nuhiu für den fleißigen, aber wirkungsarmen Gartler) vollzogen hatte und kurz vor dem 1:2 mit Dober einen defensiveren Mann statt Trimmel für die rechte Seite. Weshalb das 3:1 für die Gäste in der 89. Minute – erneut nach einem bösen Hedl-Schnitzer – den Deckel auf das Spiel draufmachte.
Fazit: Rapid okay, aber diese individuellen Fehler…
Rapid spielte eine sehr ordentliche erste halbe Stunde. Als die Gäste gegen Ende der ersten Hälfte immer stärker wurden und die zweite Halbzeit eigentlich im Griff hatten, gelang es den Hütteldorfern dank großem Einsatz aber recht gut, Porto nicht gefährlich vor das Tor kommen zu lassen. So hätte es mit großer Wahrscheinlichkeit ein erfreuliches 1:1 gegeben, wenn Hedl nicht zweimal zielich daneben gegriffen hätte.
Im Endeffekt ist der Sieg von Porto schon verdient, war aber nicht zwingend. Mit den schwierigen Witterungsbedingungen war es ein anderes Spiel, die Verhältnisse kamen grundsätzlich eher Rapid entgegen. Es spricht aber für die Portugiesen, dass sie sich nach einer halben Stunde gut auf den schneebedeckten und damit einigermaßen unberechenbaren Rasen einstellen konnten. Für Rapid endet somit auch die theoretische Hoffnung, die Gruppe noch zu überstehen.
(phe)
]]>Rapid-Trainer Peter Pacult nominierte ein 4-2-3-1 mit zwei konservativen Sechsern. Porto stellte dem ein offensives 4-1-2-3 gegenüber. Die Hütteldorfer gingen vom Anstoß weg gleich mal nach vorne und kamen schon nach wenigen Sekunden zum ersten Torschuss – es sollte leider der letzte für eine längere Zeit bleiben. Die Priorität von Pacults Elf lag eindeutig im Erschweren des Porto’schen Angriffslebens. Tief in der Abwehr stehend erwies sich Rapid als kompaktes Team.
Porto hingegen erdrückte die Wiener mit sehr genauer Deckung und enormen Pressing. Die Rapidler hatten bei der Ballannahme kaum Zeit Luft zu holen. Vielleicht spielt Porto immer so, jedenfalls hat Coach André Villas Boas damit die große Schwäche des österreichischen Klubfußballs ans Licht gebracht: Die hiesigen Spieler sind es gewohnt, enorm viel Zeit im Mittelfeld zu haben. Direktes, schnelles, vertikales Spiel ist hierzulande selten nötig und folgerichtig auch nicht weit verbreitet.
Traugier- aber auch verständlicherweise hatte Rapid Probleme damit, dass Porto ein solches Spiel aber verlangt hätte. Pacults Mannschaft versuchte es fortan mit weiten Bällen auf den großen Atdhe Nuhiu, der im Sturm aber keine Unterstützung für Weiterleitungen oder Abpraller fand, obwohl er sich recht weit zurückfallen ließ und teilweise auch bei Tacklings im defensiven Mittelfeld zu beobachten war.
Für den Führungstreffer von Porto war gar keine spezielle Schwäche verantwortlich. Zwar hatten die Gastgeber viel variiert, Rapid mit einem enorm kreativen und vielseitigen Spiel unter Druck gesetzt, systematisch abgeklopft und etwa nach 20 Minuten den kurzfristig eingesetzten Andreas Dober (Katzer fiel vor dem Spiel auf, was Kayhan auf die linke Seite zwang und Dober den Startplatz rechts bescherte) neben dem in einigen Situationen etwas nervösen Mario Sonnleitner als Problemzone ausgemacht (Dober sah nach Überforderung auch gleich die Gelbe Karte). Das Tor von Innenverteidiger Rolando in der 26. Minute war allerdings keine geplanter Angriff, sondern Folge des Drucks und entstand aus einem Gestocher im Strafraum. Glücklich, aber verdient.
Das war bitter, da Rapid defensiv eine gute Leistung zeigte. Für die Offensive hatte man allerdings keinen Plan parat. Porto schien einfach eine Klasse besser. Ob es funktioniert hätte, wage ich nicht zu behaupten, aber wäre ich Rapid-Trainer gewesen, hätte ich die Mannschaft 20 Meter nach vorne beordert. Die beiden einzigen guten Aktion der ersten 45 Minuten gab es nach Situationen, in denen Rapid Leute vorne brachte. Ein Querpass von links wurde vom viel laufende Nuhiu verpasst – dies entstand nach einem Ballverlust Portos in der Vorwärtsbewegung und einem zügig folgenden Vorstoß von Rapid. Die zweite Möglichkeit gab es in der 45. Minute, nachdem Hinum und Kulovits mit nach vorne gingen und so mehr Optionen für eine schöne Kombination ermöglichten. Der resuliterende Schuss von Kulovits landete Zentimeter neben dem Tor.
In der zweiten Spielhäfte änderte sich das Spiel nicht wesentlich. Porto drückte, Rapid reagierte und verteidigte gut. Bei einem Foul im Strafraum des sonst hervorragenden Kayhan an Hulk hatte der österreichische Verein noch Glück, dass der schottische Schiedsrichter nichts sah. Obwohl die Gastgeber klar überlegen waren, konnte der Rapid-Abwehrriegel aus dem Spiel heraus standhalten. Nach einem (fragwürdigen) Eckball war dann allerdings das hochverdiente zweite Tor doch fällig: Hulk flankte, ein Spieler köpfte, Hedl reagierte, Falcao schoss ein. Rapid wurde über die Eckbälle geknackt.
Pacult wechselte kurz vor dem Tor Drazan für Saurer und in der 73. Trimmel für Hofmann (Trimmel ging an den rechten Flügel, Kavlak ins Zentrum hinter Nuhiu) ein. Er ließ seine Mannschaft auch etwas mehr riskieren, ohne dieser mehr Durchschlagskraft zu verleihen. Kaum war Rapid etwas mutiger, fand Ruben Micael aus 20 Metern den nötigen Platz zum Schießen und ließ Raimund Hedl mit einem traumhaften Außenrist-Schuss nicht den Funken einer Chance. Dieses 3:0 eine knappe Viertelstunde vor Schluss entschied das Spiel endgültig. Obwohl Porto in der Folge etwas zurücksteckte, war für Rapid nichts mehr zu holen. Die Mannschaft konnte in der zweiten Hälfte keine echte Torchance herausspielen.
Man kann der Mannschaft dafür wenig Vorwürfe machen. Vielleicht hätte Pacult sie etwas mutiger agieren lassen können, doch der Klasseunterschied schien an diesem Abend schlichtweg zu groß.
(tsc)
]]>Hier meine kleine E-Mail an den ORF-Kundendienst:
]]>Sehr geehrte Damen und Herren vom Kundendienst!
Richten Sie doch bitte den Verantwortlichen des Sportprogramms ein kurzes Dankeschön aus, dass der ORF gestern das hochbrisante Duell Bayern München gegen Barcelona zeigte, anstatt dem unerwartet langweilgen Spiel in London (oder gar den beiden von der Ausgangslage her völlig offensichtlich unspannenden heutigen Spielen). Der ORF ist wenigstens noch ein Sender, der sich bei der Auswahl seiner Fußballspiele nicht von der Relevanz des Ereignisses und der zu erwartenden Qualität von Spielen verwirren lässt.
Ich bin mir der Schwierigkeiten bewusst, aber bitte übertragen Sie auch in der Halbfinalrunde keinesfalls ein Spiel mit den besten Mannschaften aus der besten Liga der Welt. Die Östereicher wären ohnehin nur verwirrt, welche Sportart der ORF nun ins Hauptabenprogramm hievt. Und zeigen sie bitte auch in der Rückrunde keinesfalls jenes Spiel, in dem es noch um etwas geht. Die überalterte Bevölkerung würde die ungewohnte Spannung in der Prime Time wohl nicht verkraften.
Es ist jedenfalls sehr schade, dass Ihr Sender die kommende Champions League-Saison nicht mehr übertragen wird – wo werden österreichische Fußballfans die Spiele der sympathischen Bayern dann wohl mitverfolgen können? Warum sonst sollten wir den Weg ins Pub auf uns nehmen? Danke noch einmal – auch für die Stromersparnis durch den ausgeschalteten Fernseher.
Viele Grüße
Tom Schaffer