Podolski – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 19 Feb 2013 23:55:22 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Bei 1:3 gegen Bayern wurde endgültig klar: Dieses Arsenal hat keine Zukunft mehr https://ballverliebt.eu/2013/02/20/bei-13-gegen-bayern-wurde-endgultig-klar-dieses-arsenal-hat-keine-zukunft-mehr/ https://ballverliebt.eu/2013/02/20/bei-13-gegen-bayern-wurde-endgultig-klar-dieses-arsenal-hat-keine-zukunft-mehr/#comments Tue, 19 Feb 2013 23:41:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8394 Bei 1:3 gegen Bayern wurde endgültig klar: Dieses Arsenal hat keine Zukunft mehr weiterlesen ]]> Vor einigen Jahren noch undenkbar, aber jetzt Realität: Eine englische Mannschaft ist in einem Champions-League-Spiel vom Tempo eines deutschen Teams heillos überfordert. Mit schnellem Umschalten, hoher Wachsamkeit und geschicktem Pressing mähten die Bayern Arsenal in der ersten Halbzeit nieder. Die Gastgeber kamen erst ins Spiel, als sich die Münchner etwas zurücklehnten. Zu wenig: Arsenal ist de facto ausgeschieden.

Arsenal FC - Bayern München 1:3 (0:2)
Arsenal FC – Bayern München 1:3 (0:2)

Dabei zeigten die Bayern gar nicht so ein brutales Pressing wie etwa Dortmund oder Barcelona das tut – sondern recht differenziert. Vorne lief Mandžukić auf alles, was sich bewegt, assistiert von Kroos hinter ihm. Das reichte oft schon aus, um Szczesny oder den besonders indisponierten Mertesacker zu langen, oft blinden Bällen zu zwingen.

Spielaufbau? Schwierig.

Überwand Arsenal diese erste Linie, war  aber erst einmal Ruhe. Arteta und Ramsey bekamen im defensiven Mittelfeld deutlich mehr Raum und Platz eingeräumt. Dafür verhielt sich die restliche Mannschaft nicht besonders klug, indem sie sich, ohne große Bewegung, sehr hoch postierte und den Bayern – allen voran Schweinsteiger und Martínez – erlaubten, eine Wand zwischen Arteta/Ramsey und dem Rest des Teams zu bilden.

So blieben Arsenal zwei Möglichkeiten. Entweder, sie versuchten es selbst, den Ball in die Hälfte der Bayern zu tragen. Problem dabei: An der Mittellinie fingen die Gäste wieder zu pressen an. Oder wiederum mit langen Bällen. Problem dabei: Vorne statt mit Walcott ein schneller, aber körperlich nicht besonders kräftiger Spieler. Der Plan von Wenger war zweifelsohne, mit Walcotts Tempo die Bayern-Innenverteidigung mit den Kanten Dante und Van Buyten in Probleme zu bringen. Weil er aber fast nur durch hohe Bälle ins Spiel kam, zerschellte er vor allem an Dante.

Blitzschnelles Umschalten

Was bei Arsenal noch hinzukam, war vor allem die unglaubliche Unsicherheit von Per Mertesacker. Er beging erst einen hochgradig peinlichen Fehlpass in der Spieleröffnung und dachte dann nicht mit, als Ribéry plötzlich im Zentrum auftauchte und in seinem Rücken Kroos heranrauschte und das 1:0 der Bayern erzielte. Er schaute beim Eckball nicht gut aus, der nach 20 Minuten zum 0:2 aus Sicht der Gastgeber führte, womit das Achtelfinale im Grunde schon entschieden war. Und er war es auch, der mitunter völlig unbedrängt in der Spieleröffnung den Ball zu einem Bayern-Spieler schob.

Was den Münchnern voll in die Karten spielte, denn sie schalteten auch blitzschnell um und rückten von hinten sehr flink nach. Aufgrund der hohen Abwehrlinie, die sie spielten, war das schneller möglich, als Arsenal damit umgehen konnte. Vor allem Müller und Kroos taten sich dabei hervor. Müller, weil sein Gegenspieler Vermaelen von Podolski recht alleine gelassen wurde; Kroos durch sein Antizipationsvermögen und die kluge Hilfe von Schweinsteiger.

Martínez als Wilsheres Kettenhund

Ein wahres Phänomen ist bei den Bayern Javi Martínez. Bis zu diesem Spiel war er bei nur vier der 14 Gegentore der Bayern in der ganzen Saison auf dem Platz. Er spielt zwar praktisch immer, aber man sieht ihn nie – weil er durch seine extreme Spielintelligenz Passwege zustellt und von seinem exzellenten Stellungsspiel lebt, damit nur im Notfall in einen Zweikampf gezwungen wird. Oder aber, weil er den gegnerischen Zehner so effektiv bewacht, dass dieser im Grunde nicht am Spiel teilnimmt – so wie dieses Mal.

Martínez hielt sich Jack Wilshere an der kurzen Leine, und er übernahm auch – wenn dieser aufrückte – Aaron Ramsey. So war es Arsenal nie möglich, ein sinnvolles Spiel durch die Mitte aufzuziehen. Umso weniger, als sie nach 20 Minuten mit 0:2 hinten waren und die Angst vor einem Fehlpass im Spielaufbau durch die Mitte greifbar war – eben weil sie um das brutale Umschalten der Bayern wussten.

Bayern zurück, Sagna nach vor

Arsenal kam, ganz entgegen des gängigen Klischees der Gunners, vor allem durch gesteigerte Härte zurück ins Spiel. So hatte Arteta Glück, dass er bei seiner horrenden Attacke an Mandžukić nicht vom Platz flog, so wurde auch Kroos von Sagna umgehackt. Sagna war aber nebenbei der einzige bei Arsenal, der sich mit spielerischen Mitteln der peinlichen Darbietung seiner Mannschaft zu entziehen versuchte. Das war auch möglich, weil Franck Ribéry nicht seinen produktivsten Tag hatte.

Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte lehnten sich die Bayern dann etwas gar weit zurück. Die Führung war komfortabel, ernsthafte Gegenwehr nicht vorhanden – es ging bis dahin alles zu leicht. Das wiederum erlaubte Arsenal, sich die Kontrolle über das Spiel zu krallen, und nach dem Anschlusstreffer (einem von den Bayern ungewohnt schludrig verteidigten Eckball) konnten die Bayern den Schalter offenkundig nicht mehr wieder auf Attacke stellen.

Zu wenig nachrücken

Schlussphase
Schlussphase

Dieses Zurücklehen der Bayern war der bestimmende Faktor in der letzten halben Stunde des Spiels. War die Abwehrlinie bei den Münchnern vor der Pause noch recht hoch, standen nun beide Viererketten in einer zu einem 4-4-1-1 gewordenen Grundordnung ausgesprochen tief und Mandžukić wurde nur noch mit langen Bällen angespielt.

Nun ist der Kroate grundsätzlich extrem stark darin, einen Ball auch gegen gute Verteidiger kurz abzublocken und zu verarbeiten. Wenn aber das Nachrücken von hinten so zögerlich ist wie von den Bayern in dieser Schlussphase, ist selbst ein Mandžukić machtlos – zumal er einmal mehr extrem fleißig war und sehr viel auch auf die Flügel ausgewichen war und in dieser Phase entsprechent ausgelaugt wirkte.

Wenger brachte mit Giroud einen körperlich guten Stürmer, der Van Buyten und Dante mehr entgegen setzen sollte. Und er brachte Rosický als neuen Zehner, womit sich Wilshere etwas fallen lassen und sich so der unmittelbaren Bewachung von Martínez entzog.

Den Bayern gelang es kaum noch, Angriffe von hinten nach vorne geplant aufzuziehen – aber aus dem einen, der ihnen dann doch gelang, fiel auch prompt das 3:1. Dass das die Entscheidung war, merkte man nun auch Arsenal an. Die Gastgeber steckten danach merklich auf.

Fazit: Oje, Arsenal!

Dass die Bayern in dieser Saison eine ungemein starke Mannschaft haben war ebenso bekannt wie die Tatsache, dass bei Arsenal die Probleme immer größer und größer werden. Dass der Unterschied zwischen diesen Mannschaften aber so dermaßen eklatant sein würde, wie das in der ersten Halbzeit der Fall war, muss doch erstaunen. Bei Arsenal klappte nichts: Mertesacker ist defensiv anfällig und in der Spieleröffnung nutzlos, Podolski sah gegen Lahm aus wie ein Schuljunge, das riesige Loch zwischen Defensive und Offensive spricht nicht für die Spielintelligenz einiger Akteure. Und so konnte auch der Plan von Wenger, das Tempo von Walcott zentral zu nützen, nicht aufgehen.

Arsenal ist meilenweit von dem Standard entfernt, den man aus den letzten 15 Jahren unter Wenger gewohnt war. War es in der Vergangenheit immer der Vorwurf gewesen, Arsenal würde sich nicht weiter entwickeln können, weil ständig die besten Spieler weg gehen würden – von Fàbregas bis Adebayor -, ohne dass diese sinnvoll ersetzt würden, muss nun konstatiert werden: Arsenal stagniert nicht, Arsenal bewegt sich in Riesenschritten zurück. Nur durch Härteeinlagen und Nachlassen des Gegners kam man ins Spiel zurück. Spielkunst, Tempo, Kreativität und Einfallsreichtum sucht man vergebens.

Und realistischerweise kann man nicht einmal den Nukleus der Mannschaft nehmen, um drumherum etwas aufzubauen. Spieler wie Podolski (der immer noch zu wenig nach hinten arbeitet), wie Giroud (ein bulliger Strafraum-Pflock), Walcott (der sich seit Jahren nicht verbessert hat), Rosický (der einfach viel zu oft verletzt ist), oder Mertesacker (Unsicherheitsfaktor und Holzfuß) sind mit dem Fußball, für den Arsenal einmal stand, nicht oder nicht mehr kompartibel.

Natürlich: Mit Wilshere, Ramsey und Cazorla gibt es zumindest eine Handvoll Remineszenzen an bessere Zeiten. Derzeit stehen die Zeichen aber eher auch einer mühseligen mittelfristigen Zukunft. Und wie lange es dauern kann, sich da wieder rauszuarbeiten, erfährt nicht zuletzt Liverpool in den letzten Jahren.

(phe)

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Euro-Classics 2008 – Den Sieg erzwungen / Zum Glück gezwungen https://ballverliebt.eu/2012/06/07/euro-classics-2008-den-sieg-erzwungen-zum-gluck-gezwungen/ https://ballverliebt.eu/2012/06/07/euro-classics-2008-den-sieg-erzwungen-zum-gluck-gezwungen/#comments Thu, 07 Jun 2012 00:04:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7389 Euro-Classics 2008 – Den Sieg erzwungen / Zum Glück gezwungen weiterlesen ]]> In den Halbfinals der Euro 2008 sahen jeweils klare Favoriten (Deutschland und Spanien) gegen zwei Außenseiter mit dem Turnierverlauf auf ihrere Seite (Türkei und Russland). Letztlich setzten sich die Favoriten durch, aber nicht ohne besondere Umstände. Die einen mussten den Sieg erzwingen, die anderen wurden von der Verletzung des Torschützenkönigs zum Glück gezwungen…

Na, wer fehlte den Türken denn diesmal? Antwort: Servet, Aşık, Güngör, Emre (alle verletzt), dazu Demirel, Arda und Nihat (gesperrt). Sprich: Den Türken stand für das Halbfinale gegen Deutschland ein flotter 15-Mann-Kader zur Verfügung. Darunter noch genau ein einziger Innenverteidiger. Kein Wunder, dass Fatih Terim im Vorfeld nur halb im Scherz meinte, dass womöglich der dritte Torwart Tolga als Feldspieler eingewechselt werden müsse.

Deutschland - Türkei 3:2 (1:1)

Freilich: Das war natürlich auch ein wenig Geplänkel, um die Deutschen in Sicherheit zu wiegen. Und das gelang auch, bis zu einem gewissen Grad. Dass sich die DFB-Elf aber generell schwer tat, ein Spiel selbst zu gestalten, war dem türkischen Trainer-Fuchs natürlich nicht entgangen und es spielte auch voll in seine Karten.

Es wären auch nicht typisch für die Türken in diesem Turnier gewesen, wenn sie nicht wieder in einem komplett neuen System angetreten wären. Nach einem symmetrischen 4-2-2-2 (gegen Portugal), einem 4-2-3-1 (gegen die Schweiz), einem assymmetrischen 4-2-2-2 (gegen Tschechien) und einem 4-3-3 (gegen Kroatien) war es diesmal ein ganz klares 4-1-4-1 mit einer wie auf einer Perlenkette aufgereihten Mittelfeldreihe.

Dahinter war Mehmet Aurélio weniger die klassische Absicherung, sondern vielmehr ein recht konsequenter Manndecker für Michael Ballack. Die Türken überließen den Deuschen recht bereitwillig den Ball, pressten ab der Mittellinie mit der Viererkette im Mittelfeld recht aggressiv, und nahmen den recht statischen und einfallslosen Deutschen die Anspielstationen vorne.

Die türkischen Außen, also Kâzım rechts und Boral links, rückten zudem immer wieder ein und wurden von Sabri und Balta hinten abgedeckt, sodass im Zentrum zuweilien vier Türken gegen maximal drei Deutsche standen. Bei Ballgewinn wurden bei den Türken schnell umgeschaltet – wie beim Lattenschuss nach rund zehn Minuten. Inhaltlich waren die Roten die klar bessere Mannschaft, und nach 22 Minuten wurde auch die defensive Passivität von Podolski ausgenützt: Er verhinderte Sabris Flanke nicht, und Boral verwertete den Abstauber, nachdem der Ball an die Latte geprallt war.

Die spielerische Brillanz bracht Jogi Löw erst in Richtung der WM in Südafrika in seine Mannschaft. Für das Team in diesem Turnier gab es im Grunde nur zwei Wege zum Torerfolg: Freistöße (einer gegen Österreich und zwei gegen Portugal) und Flanken von der linken Seite (einmal gegen Kroatien und einmal gegen Portugal). So war es auch in diesem Spiel. Podolski konnte in der ganzen ersten Hälfte nur zweimal in den Raum geschickt werden, einmal brachte er eine Flanke in die Mitte, wo Schweinsteiger verwertete – eine Kopie des ersten Tores gegen Portugal.

Konkreter wurden die Aktionen nach dem Seitenwechsel auch deshalb nicht, weil Rolfes verletzt ausscheiden musste und durch Frings ersetzt wurde. Kein guter Tausch – schließlich konnte Rolfes zumindest noch Ansatzweise sinnbringende Pässe nach vorne spielen, Frings war ein reiner Zerstörer.

So plätscherte das Spiel recht ereignisarm über weiter Strecken der zweiten Hälfte. Ehe die Deutschen aus einem Freistoß (wie auch sonst) etwas unverhofft zum 2:1 kamen – Rüştü kam aus seinem Tor, kam aber nicht mehr rechtzeitig vor Klose an den Ball, dessen Kopfball landete im Netz. Doch auch hier gilt: Die Türken wären nicht die Türken, wenn sie nach diesem Nackenschlag nicht doch wieder ausgleichen hätten können.

Terim brachte Gökdeniz (für den müde gelaufenen Boral auf links) und mit Mevlüt statt Ayhan eine zumindest hängende Spitze zu Semih dazu. Und natürlich war es auch wieder die Seite des defensiv recht, nun ja, passiven Lukas Podolski, über die Sabri durchging, sich auch gegen Lahm durchsetzte und einen Pass parallel zur Toraus-Linie zur Mitte brachte – wo Semih die Kugel an Lehmann vorbei ablenkte. Das 2:2.

Nun aber ging bei den Türken die Ordnung verloren. Was zuvor vorne klar strukturiert war und wo jeder seine genauen Aufgaben kannte, herrschte nach dem 2:2 etwas Chaos, und in der Rückwärtsbewegung war Sabri nicht so konsequent wie er hätte sein müssen. So war in der Nachspielzeit bei Deutschland wieder die Variante „Angriff von links“ an der Reihe, und Lahm wühlte den Ball zum 3:2 durch die Abwehr. Nun hatten die Türken keine Antwort mehr.

Nach 80 Minuten gegenseitiger Neutralisation und zehn Minuten wilden Treibens war Deutschland im Finale, das soll aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Offensivleistung mehr als mau war. Ohne den komplett neutralisierten Ballack war kaum Kreativität vorhanden. Podolski sorgte auf der linken Seite zwar für einige gute Aktionen und war letztlich auch an allen Toren irgendwie beteiligt, war aber doch ein extremes Sicherheits-Risiko nach hinten. Und die Zentrale konnte mit dem aggressiven türkischen Mittelfeld kaum umgehen.

Eigentlich hatte Fatih Terim mit seinem verbleibenden Mini-Kader alles richtig gemacht. Doch ein beinahe klischeehaft erkämpfter, „typisch deutscher“ Sieg bedeutete für eine der faszinierendsten Teams des Turniers das Aus im Halbfinale.

Luis Aragonés hasst Gelb. Er hasst es. Und doch musste seine Mannschaft in den gelben Ausweich-Trikots zum Halbfinale gegen Russland antreten. „Dabei ist das nicht mal ein richtiges Gelb“, brummte der spanische Teamchef noch, „sondern mehr sowas Senf-ähnliches.“ Gelbe Trikots hin oder her, Aragonés wusste, dass er Juri Shirkov stoppen musste, um nach dem 4:1 im ersten Gruppenspiel auch im Halbfinale die Oberhand gegen die Russen zu behalten.

Spanien - Russland 3:0 (0:0)

Er wies Rechtsverteidiger Sergio Ramos an, so hoch wie möglich zu stehen, Shirkov schon in der russischen Hälfte festzunageln, und so dem Aufbauspiel der Russen die größte Waffe zu nehmen. Der Effekt für die russische Mannschaft war verheerend. Weil Shirkov der einzige Spieler war, der überhaupt auf diesem Flügel aufgeboten wurde, fehlte die Breite, wodurch die Sbornaja ins Zentrum gezwungen wurde – wo sie wegen den einrückenden Silva und Iniesta immer wieder in eine 3-gegen-4-Unterzahl gerieten.

Andrej Arshavin versuchte zwar, über seine Positionierung über die halbrechte Seite zu retten, was zu retten war und den Rückraum hinter Ramos zu nützen, aber weil Puyol sehr aufmerksam agierte, funktionierte das gar nicht und Arshavin war genauso aus dem Spiel genommen wie Shirkov.

Und damit das Tempo im Spiel der Russen. Die hatten zwar zunächst sogar mehr Ballbesitz, konnten aber nie Tempo aufbauen und wussten so nicht so recht, was sie mit der Kugel anfangen sollten. Allerdings kamen durch das extrem enge eigene Spiel auch die Spanier nicht so recht durch. Das änderte sich erst durch die Verletzung von David Villa nach einer halben Stunde.

Es wäre natürlich etwas hart, zu sagen, die Verletzung von Villa wäre das beste gewesen, was Spanien in diesem Spiel passieren hätte können. Was aber nichts daran ändert, dass es stimmt. Denn mit Cesc Fàbregas kam genau jener Spieler rein, der in der Folge den Unterschied ausmachte. Durch die tiefere Positionierung von Fàbregas gegenüber Villa hatten die Spanier nun teilweise eine Zwei-Mann-Überzahl im Zentrum, das sich brutal auswirkte.

Und nach dem Seitenwechsel schnell für die Vorentscheidung sorgte. Die Russen hatten nun auf so viele Spanier aufzupassen, dass Prioritäten gesetzt werden mussten, und in der Nähe des eigenen Strafraums lagen diese eher auf Torres, Silva und Fàbregas – nicht aber auf Xavi. Bei Inestas Flanke fünf Minuten nach Wiederanpfiff hatten die Russen Xavi einfach nicht auf der Rechnung. Sie ließen ihn gewähren, er traf zum 1:0, und die Russen waren schwer getroffen.

Mit Fàbregas im Mittelfeld dominierte Spanien nun nach Belieben. Shirkov blieb abgemeldet, Arshavin isoliert und mit Ausnahme von fünf Minuten in der ersten Halbzeit war auch von Pavlyuchenko nicht viel zu sehen. Stattdessen drehten die Spanier an der Temposchraube und verwirrten die Russen mit ihren ständigen Rochaden immer mehr. Torres wurde in der Folge fast im Minutentakt bedient, er vernebelte aber die besten Chancen – ehe der halb durch die zweite Hälfte für ihn eingewechselte Güiza in der 73. Minute mit seinem 2:0 den Deckel draufmachte.

Bei den Russen waren zuvor Sychov für Saenko gekommen (rechte Angriffsseite), und mit Bilyaletdinov statt Semshov (der sich erfolglos darum bemüht hatte, Xavis Kreise einzuengen) sollte etwas mehr Punch nach vorne kommen – doch mit dem 2:0 und mit der Einwechslung von Xabi Alonso für Xavi, um die vorgezogene Positionierung von Bilyaletdinov auszugleichen, war alles vorbei. Das 3:0 durch den großartig aufspielenden David Silva war nur noch die Draufgabe.

So wurde Luis Aragonés mehr oder weniger zu seinem Glück gezwungen – die Einwechslung von Fàbregas bescherte seinem Team den entscheidenden Vorteil im Mittelfeld und damit den letzlich ungefährdeten Sieg.

(phe)

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