Pepe – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 18 Jan 2012 23:52:08 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 1:2 – wieder zieht Mourinho in einem Clásico den Kürzeren https://ballverliebt.eu/2012/01/19/12-wieder-zieht-mourinho-in-einem-clasico-den-kurzeren/ https://ballverliebt.eu/2012/01/19/12-wieder-zieht-mourinho-in-einem-clasico-den-kurzeren/#comments Wed, 18 Jan 2012 23:52:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6478 1:2 – wieder zieht Mourinho in einem Clásico den Kürzeren weiterlesen ]]> Wieder versuchte es José Mourinho in diesem Hinspiel des Cups, dem FC Barcelona drei defensive Mittelfelspieler entgegen zu stellen. Weil diese zu Beginn auch recht gut pressten, lagen die Königlichen auch voran. Aber mit dem Ausgleich und dem Rückstand konnte Real auch diesmal nicht umgehen.

Real Madrid - FC Barcelona 1:2

Zehn verschiedene Aufstellungsvarianten präsentierte die Marca, das Haus-und-Hof-Blatt von Real Madrid, in ihrer Montag-Ausgabe. Keine davon war richtig: Mourinho verzichtete zunächst auf Özil und Kaká, und ohne den gesperrten Arbeloa gab er Hamit Altintop die Chance als Rechtsverteidiger aufzulaufen. Dazu gab Ricardo Carvalho in der Innenverteidigung sein Comeback nach langer Verletzungspause.

Das übliche Opfer in Spielen gegen Barcelona bleibt aber Mesut Özil: Der Deutsche wurde auch diesmal für einen dritten defensiven Mittelfeld-Spieler geopfert. So ließ Mourinho Pepe (mal wieder gegen Messi, hauptsächlich) im Mittelfeld spielen, flankiert von Xabi Alonso und Lass Diarra. Außerdem spielte Higuaín, nominell Sturmspitze, sehr tief und versuchte die Kreise von Busquets einzuengen. Es galt also, das Mittelfeld so gut es ging mit Spielern anzuräumen.

Dani Alves alleine gegen Ronaldo und Coentrão

Das Schlüsselduell fand aber auf der Flanke statt. Und zwar auf der linken Offensivseite von Real, wo Cristiano Ronaldo und Fabio Coentrão zuzuweit auf den mal wieder ungemein hoch postierten Dani Alves spielten. Im Optimalfall konnte der Vorwärtsdrang des Brasilianers natürlich bedeuten, dass er beide zurückdrängen kann, aber Real erkannte die mögliche Schwäche und so war es kein Wunder, dass das frühe 1:0 für die Königlichen just über diese Seite fiel: Benzema schickte Ronaldo steil, dieser hatte im Rücken von Alves viel Platz und Piqué konnte nicht mehr entscheidend eingreifen.

Es blieb auch weiterhin dabei, dass die beiden Portugiesen im Trikot von Real die meiste, weil einzige Gefahr ausstrahlten: Hamit Altintop hatte gegen den extrem hoch und konsequent außen bleibenden Iniesta alle Hände voll zu tun, außerdem hatte hier Barcelona (theoretisch) auch den personellen Vorteil, weil Benzema sehr weit innen agierte um dort die Offensiv-Option zu sein, die Higuaín nicht war. Abidal hielt sich aber eher zurück, verglichen mit Alves.

Pressing von Real

Das Rezept von Real im Mittelfeld war es vor allem, Barcelona durch dichte Deckung und gutes Pressing die Zeit am Ball und den Platz zu nehmen. Das verlangte durchaus aggressives Spiel von seiten der drei im defensiven Mittelfeld und man kann es durchaus als Erfolg für dieses Trio werten, dass es in der ersten Hälfte doch verhältnismäßig ruhig blieb und es kaum versteckte Nicklichkeiten oder gar böse Fouls gab. So lange die Madrilenen in Führung lagen, hatten sie ihre Nerven im Zaum und konnten sich auch immer wieder mal in der gegnerischen Hälfte festsetzen.

Die einzige echte Gefahr für Barcelona blieb aber dennoch Cristiano Ronaldo, der sich zuweilen sehr weit zurückzog, nicht nur um defensiv auszuhelfen, sondern auch, um mit Tempo auf Dani Alves zugehen zu ihn so überlaufen zu können. Barcelona kam zwar durchaus zu einigen Chancen und hatte das Spiel, wie es ihre Art ist, mit viel Ballbesitz (bei 70%) im Griff, bis zur Pause gelang es aber nicht, Casillas zu überwinden.

Fàbregas unterstreicht seine Wichtigkeit

Das wurde nach der Pause nachgeholt, als Puyol – völlig untypsch für Barça – einen Eckball per Kopf zum Ausgleich ins Netz wuchtete. Barcelona behielt die Kontrolle im Mittelfeld nicht nur, weil das Pressing von Real merklich nachließ, sondern auch wegen der Rolle von Cesc Fàbregas. Wie wertvoll seine unglaubliche Flexibilität für die Mannschaft ist, wird immer mehr deutlich. Spielte im Saisonverlauf mitunter einen Stürmer im 3-3-4, das die Katalanen immer wieder zeigen, war seine Rolle in diesem Spiel sehr viel tiefer angelegt.

Er spielte quasi einen Counterpart von Xavi auf der halblinken Seite, machte das recht tief und hatte fast immer zumindest drei Spieler noch vor sich. Noch wichtiger aber war, dass er damit Xabi Alonso dazu zwang, weiter aufzurücken, als der Defensivorganisation von Real mit der dreifachen Absicherung vor der bei Carvalhos Rückkehr nicht optimal aufeinander abgestimmte Viererkette gut tat.

Weil das hieß, dass entweder Carvalho aufrücken musste – was in seinem Rücken Platz für Sánchez und Messi zum Teil auch für Iniesta bedeutete, und Ramos mehr Raum abzudecken hatte als er realistischerweise konnte. Oder, wenn Carvalho hinten blieb, stachen Messi und Co. in den Raum zwischen Carvalho und Xabi Alonso. Dass sich Pepe schon recht früh eine gelbe Karte abholte und zunehmend heiß lief, hat Real auch nicht geholfen.

Umstellung von Mourinho fruchtet nicht

Wie überhaupt die Königlichen sich immer mehr in Nicklichkeiten und versteckten Schweinereien verloren, wie Pepes Tritt auf Messis Hand. Gleichzeitig fruchtete auch die Umstellung, die José Mourinho nach etwa einer Stunde vornahm, nicht: Statt Diarra und Higuaín kam mit Özil ein neuer Flügelspieler und mit Callejón ein neuer Zehner, Real stellte sich nun in einem recht klaren 4-2-3-1 auf.

In dem Cristiano Ronaldo auf die rechte Seite flüchtete. Dani Alves zog sich weiter zurück und hielt Ronaldo so gut im Griff, während sich Sánchez und auch Xavi um Coentrão kümmerten und Ronaldo damit so ein wenig abschnitten. Er kam nur gegen den defensiv sehr umsichtigen Abidal auch nicht besser zur Geltung, Özil verpuffte völlig und Callejón war mit der Aufgabe im Zentrum gegen dieses Team doch etwas überfordert.

So kam, was angesichts des klaren Chancenplus und durch die fehlende Entlastung seitens Reals beinahe kommen musste: Ein Pass auf den aufgerückten Abidal hebelte die Abeitsfalle aus, und der Franzose schoss eines seiner seltenen Tore zum 2:1-Endstand.

Fazit: Real konnte die Initiative nicht mehr zurückgewinnen

Kaum hatte Barcelona nach der Pause den zuvor defensiv anfällige rechte Abwehrseite gekittet und den Ausgleich erziehlt, fehlte es Real eklatant an Ideen, wie man das Heft des Handelns wieder in die Hand nehmen könnte. Zudem verloren bei den Königlichen die üblichen Verdächtigen – also allen voran wieder einmal Messis Kettenhund Pepe – die Nerven. Dass es keinen Ausschluss gab, war nur Mourinhos Schutz-Wechsel zu verdanken.

Die nächsten zwei Spiele werden für die Madrilenen nun zur Nagelprobe, denn erst geht es am Sonntag gegen das ungemein formstarke Team von Athletic Bilbao – die Basken haben nur eins der letzten 13 Liga-Spiele verloren, seit über 600 Minuten kein Tor kassiert und hatten auch Barcelona schon am Rande der Niederlage. Und dann natürlich nächsten Mittwoch das Rückspiel im Camp Nou.

Da wird sich Mou schon was ganz besonderes ausdenken müssen.

(phe)

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Der große Clásico-Vierteiler, Folge 3: Ein hektisches Geduldspiel https://ballverliebt.eu/2011/04/28/der-grose-clasico-vierteiler-folge-3-ein-hektisches-geduldspiel/ https://ballverliebt.eu/2011/04/28/der-grose-clasico-vierteiler-folge-3-ein-hektisches-geduldspiel/#comments Thu, 28 Apr 2011 00:56:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4645 Der große Clásico-Vierteiler, Folge 3: Ein hektisches Geduldspiel weiterlesen ]]> Nein, schön war’s nicht. Und nein, als besonders unterhaltsam kann man das dritte Spiel der Clásico-Serie, diesmal das Hinspiel im CL-Semifinale, auch nicht bezeichnen. Real versuchte, sicher zu stehen und Barça zu provozieren – aber Pepes Ausschluss und Messis Doppelpack sprechen am Ende für Barcelona.

Real Madrid - FC Barcelona 0:2

Ja, auf eine gewisse Art und Weise schafft es José Mourinho immer wieder, so manchen zu überraschen. Denn wer immer für dieses wohl wichtigste der vier Clásicos radikale Experimente vom Real-Coach erwartet hat, wurde widerlegt: Die Formation war dieselbe wie beim 1:0-Sieg nach Verlängerung im Cupfinale, also ein defensiv ausgerichtetes 4-3-3 ohne echten Stürmer, mit Cristiano Ronaldo als Falscher Neun. Das Personal ergab sich von selbst, da Khedira verletzt ist (statt ihm spielte Lassana Diarra) und Carvalho gesperrt war. Und die Spielanlage ähnelte nach zehn äußerst aggressiven Anfangsminuten ganz frappant dem ersten Spiel der Serie: Abwarten, Räume eng machen, Barcelona den Ball überlassen. In der ersten Hälfte sammelte Barcelona bis zu 80% Ballbesitz.

Da war die Aufstellung von Pep Guardiola beinahe interessanter: Der im Cupfinale nach Verletzung geschonte Kapitän Puyol kam wieder zurück, allerdings nicht ins Zentrum, sondern auf die linke Seite, weil weder Adriano Correia noch Maxwell (und schon gar nicht der erkrankte Abidal) zur Verfügung standen. Innen verteidigte wiederum Mascherano, Busquets spielte auf der Sechs, Keita ersetzte den wohl angeschlagenen Iniesta und auf den Flügeln spielte ungewohnterweise Pedro links und Villa rechts. Dass es ein offensives 4-3-3, wiederum mit Messi als Falscher Neun war, versteht sich von selbst.

Nach aggressivem Beginn regiert die Vorsicht

Real begann mit brutalem Forechecking und heftigem Pressing, sodass man ein ähnliches Spiel wie das Cupfinale erwarten hätte können. Die Königlichen gingen sofort auf den Ballführenden, vor allem Lassana Diarra und Pepe taten sich da im Mittelfeld hervor. Xavi und Mascherano sollte überhaupt keine Zeit zur Spieleröffnung gegeben werden. Das klappte gut: Barca musste in dieser Phase immer wieder auf lange Bälle zurückgreifen, bzw. in der Abwehr den Ball in Bedrängnis blind hinausdreschen.

Doch nach zehn Minuten war dieses Spiel wie abgerissen. Real zog sich zurück, überließ den Katalanen den Ball und verlegte sich darauf, mit guter Raumaufteilung den Gegner nicht zu nah vor das eigene Tor kommen zu lassen. Immer wieder gab es kurze Outbursts von Pressing, in denen überfallartig nach vorne gepresst wurde, aber Barça hatte das gut im Griff. Nach etwa 20 Minuten wechselten Cristiano Ronaldo und Özil die Plätze, wirklich geändert hat sich dadurch aber nichts.

Pedro und Villa blieben beide sehr weit Außen, um ihre Gegenspieler Arbeloa und Marcelo ebenfalls an die Seitenlinie zu ziehen und die Verteidigung so auseinander zu reißen. Allerdings schaffte es Barcelona nicht, auch wirklich Zugriff auf den Platz in der Abwehrzentrale der Madrilenen zu bekommen. Zum einen, weil dort eine Anspielstation fehlte – Keita ging immer wieder dorthin, sah aber in der Spitze keine Bälle – und Messi ist einfach nicht der Spielertyp dafür. Und im Mittelfeld machten Alonso, Pepe und Diarra einen guten Job, Barcelona zwar den Ball zu überlassen, aber ein Durchkommen praktisch unmöglich zu machen. Zudem blieben Dani Alves (gegen Di María) und Puyol (gegen Özil bzw. Ronaldo) recht weit hinten, sodass es auf den Flanken nicht gelang, Dreiecke zu etablieren.

So verging die erste Hälfte ohne nennenswerte einzelne Aktionen, und nur diverse Schauspieleinlagen vertrieben den immer unruhiger werdenden Fans in Madrid die Zeit. Sowohl bei Real (Di María) als auch bei Barcelona (Busquets) wurde immer wieder versucht, mehr aus (oftmals vermeintlichen) Fouls heraus zu holen, als wirklich da war. Der deutsche Referee Wolfgang Stark, der ja in der Bundesliga eine an seinen Maßstäben gemessen miserable Saison pfeift, machte hier eine blitzsaubere Partie.

Pepe stoppt den Vorwärtsgang

So ein wenig mehr Initiative zeigte Real zu Beginn der zweiten Hälfte dann schon, nicht nur, weil Adebayor für Özil gekommen war – dem filigranen Deutschen lag die rustikale Spielweise seiner Mannschaft nicht. Es war nun aber wieder der Versuch erkennbar, höher zu stehen und früher zu attackieren. Durchaus nicht ohne Effekt, denn es gelang tatsächlich, Barcelona nicht in das den Katalanen eigene Spiel zurückkommen zu lassen. Doch was sich nicht änderte, war die gehässige Note im Spiel. Die dem traurigen Höhepunkt des hässlichen Einsteigens von Pepe gegen Dani Alves: Der Portugiese rammte dem Brasilianer aus vollem Lauf den getreckten Fuß auf’s Schienbein und flog folgerichtig vom Platz.

R Madrid - Barcelona (letzte halbe Stunde)

Dass auch der meckernde Mourinho auf die Tribüne musste, hatte da deutlich weniger Einfluss auf das Spiel. Real wechselte nicht sondern spielte im 4-4-1 einfach ohne Pepe weiter, mit Lassana Diarra als pressenden Mann im Zentrum und Xabi Alonso eher als raumorientieren Aufpasser. Barcelona fand ohne den giftigen Pepe nun natürlich etwas mehr Räume vor, und als Guardiola dann Afellay für Pedro brachte, verstärkte sich dieser Effekt. Denn statt des wenig durchschlagskräftigen Pedro, der für die zweite Hälfte mit Villa Seiten getauscht hatte, war Marcelo mit den Holländer nun deutlich mehr beschäftigt.

Und dass die Maßnahme, Afellay zu bringen, die richtige war, bestätigte sich spätestens bei der starken Flanke, die Messi im Zentrum zum verdienten 1:0 verwertete. Der Pechvogel war dabei weniger der getunnelte Casillas, sondern eben Marcelo, der ausrutschte und so gegen Afellay das Nachsehen hatte.

Mit der Führung im Rücken und mit einem Mann mehr konnte es Barcelona nun etwas entspannter angehen und ging nicht mehr mit dem allerletzten Nachdruck auf das Tor, sondern konzentrierte sich darauf, den Ball zu halten, sicher zu stehen und keine Unkonzentriertheiten mehr zuzulassen. Und einer von Messis genialen Momenten sorgte kurz vor Schluss dann sogar noch für das 2:0 und damit für das fast sichere Aus von Real Madrid.

Fazit: Hätte gehen können, ging aber nicht

Das Konzept von Mourinho, tief zu stehen, Aggressivität zu zeigen und Barcelona zu provozieren, war durchaus legitim und es hätte auch genauso gut aufgehen können. Doch zwei Kleinigkeiten brachten den Plan zum Scheitern: Pepes zu ungestümes Einsteigen gegen Dani Alves und Marcelos kleiner Ausrutscher vorm 0:1. So steht am Ende eine 0:2-Heimniederlage, die Real schon so gut wie sicher aus dem Bewerb nimmt. Und so ist Mourinhos Taktik am Ende nicht aufgegangen. Weswegen er sich nun sicherlich Vorwürfe anhören muss, er wäre zu vorsichtig in die Partie gegangen, zumal nach dem Pokalsieg das Momentum eigentlich auf seiner Seite war.

Barcelona ist sich zwar zeitweise auf die Gehässigkeiten eingegangen und wollte sicherlich auch aus einigen Situationen deutlich mehr machen, als sie waren, letztlich behielten die Katalanen aber in den entscheidenden Phase eher die Ruhe als Real. Und was noch für Xavi und Co. spricht: Im Rückspiel muss Real ohne Pepe und den gelbgesperrten Ramos auskommen…

(phe)

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Der große Clasico-Vierteiler, Folge 1: Ein 1:1 als Punktsieg für Mourinho https://ballverliebt.eu/2011/04/17/der-grose-clasico-vierteiler-folge-1-ein-11-als-punktsieg-fur-mourinho/ https://ballverliebt.eu/2011/04/17/der-grose-clasico-vierteiler-folge-1-ein-11-als-punktsieg-fur-mourinho/#comments Sun, 17 Apr 2011 00:00:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4568 Der große Clasico-Vierteiler, Folge 1: Ein 1:1 als Punktsieg für Mourinho weiterlesen ]]> Vier Clasicos in 17 Tagen – und im ersten davon (dem in der Liga) war sich Mourinho nicht zu schade, daheim auf Ballbesitz zu verzichten. Nach 50 Minuten gegenseitigem Belauern bracht erst Barças Führung und Albiols Ausschluss Bewegung in die Partie. Die hatte es dann aber in sich.

Real Madrid - FC Barcelona 1:1

150 Liga-Heimspiele in Folge hatte Mourinho nicht verloren. Bis zum 0:1 gegen Gijon – und die Gefahr war gegeben, dass es im ersten von vier Clasicos in 17 Tagen gleich die nächste hinterher gab. Denn die Erinnerung an das 0:5-Debakel im Camp Nou im November lebt noch. Die besondere Konstellation ergab vor dem Spiel aber auch besondere Fragen. Denn die Tatsache, dass dieses erste Spiel das bedeutungsloseste davon ist – die Meisterschaft ist so oder so praktisch entschieden – hatte wohl auch Einfluss darauf, inwieweit Mourinho seine Lehren aus dem 0:5 einsetzt, ohne sich eventuelle Überraschungsvarianten für die drei folgenden Spiele schon jetzt zu zerschießen.

Mourinho opferte für dieses Spiel Özil für Pepe – und der Portugiese hatte einen klaren Auftrag: Verhindern, dass sich Messi zwischen Verteidigung und Mittelfeld ausbreiten kann. Wann immer sich Messi je 15 Meter links und rechts vom Zentrum zwischen den Reihen aufhielt, war Pepe nicht weit. Er war also kein Sechser im klassischen Sinn, sondern mehr ein Kettenhund. Mit Erfolg: Bis auf zwei Szenen war Messi in der kompletten ersten Hälfte kein Faktor.

Zwar war die Formation bei Mourinho ein 4-3-3, aber eben ein sehr defensiv ausgelegtes: Das Dreier-Mittelfeld bestand aus einem sehr tief stehenden Kettenhund und zwei vornehmlich Defensiven, wie üblich Xabi Alonso und Khedira. Die Formation mit sieben defensiven Feldspielern hieß bei Real aber auch: Rückzug! Die Madrilenen überließen Barça bereitwillig den Ball und verzichteten zumeist auch auf ein wirklich konsequentes Pressing. Dafür war Messi gut aufgehoben, machten außerdem Marcelo (gegen Pedro) und Ramos (gegen Villa) defensiv einen herausragenden Job. Vorsicht war bei allem Ballbesitz – zuweilen bis 75% – aber auch bei den Gästen aus Barcelona oberste Bürgerpflicht.

So ging Dani Alves kaum einmal über die Mittellinie und wenn doch, war der extrem starke Marcelo sofort zur Stelle. Risikopässe wurden bei den Blaugrana komplett gemieden. So standen sich zumeist die beiden Mannschaften gegenüber wie zwei Schwergewichtsboxer, von denen keiner zuerst einen womöglich entscheidenden Fehler, keiner zuerst seine Deckung etwas lüften will.

Real attackiert früher

Nach etwa einer halben Stunde ging Xabi Alonso etwas weiter nach vorne und auch die anderen Madrilenen störten die Kreise von Barcelona nun etwas früher. Die gewohnten Ballstaffetten der Gäste wurden so immer mehr gestört, es gelang nun noch weniger, gemütlich im Mittelfeld den Ball hin und her zu schieben und auf die Lücke zu warten. Auch machte Real zunächst nicht wie im November den Fehler, eine allzu hohe Verteidigungslinie zu spielen – es gelang Barcelona nur ein einziges Mal, mit einem schnellen Steilpass hinter die Viererkette zu kommen.

So hatten zwar die Katalanen konstant über zwei Drittel Ballbesitz, aber die individuellen Duelle entschieden trotzdem eher die Madrilenen für sich: Marcelo war auch nach vorne effektiver als Dani Alves, Pepe hatte Messi gut im Griff, Villa machte gegen Ramos keinen Stich. Und Di María provozierte immer häufiger leichte Ballverluste, die mit schnellem Umschalten zu einem Chancenplus für Real führten – so vergab Ronaldo ungewohnt kläglich, so musste kurz vor der Halbzeit ein Ball von der Linie gekratzt werden.

Strafe für höhere Verteidigung

Zu Beginn der zweiten Halbzeit wollte Mourinho offenbar den Druck auf das Barcelona-Mittelfeld weiter erhöhen, denn die Abwehrkette stand nun deutlich höher als noch im ersten Durchgang. Ein hohes Risiko – denn genau das hatte ja, wie erwähnt, massiv zum 0:5-Debakel im November beigetragen. Und auch diesmal dauerte es nur ein paar Minuten, bis dieses Risiko bestraft wurde: Ein schneller Steilpass auf Villa (genau so hatte er seine zwei Tore beim 5:0 gemacht), und Albiol kann sich nur noch mit einer Ringereinlage helfen. Einzig korrekte Entscheidung: Rot für Albiol, Elfer für Barcelona. Den Messi über die Linie zitterte – das 1:0.

Real - Barcelona (nach 0:1 und Ausschluss)

Mourinho reagierte umgehend auf die Unterzahl – aber nicht mit einem neuen Verteidiger. Stattdessen rückte Pepe zurück in die Viererkette, Özil kam statt Benzema auf den Platz und nahm die rechte Seite ein, Cristiano Ronaldo rückte von dort in die Spitze. Real agierten nun mit einem klaren 4-4-1 und bekam das Spiel besser in den Griff – auch natürlich, weil Barça das zuließ.

Barcelona verlegt sich auf Halten

Das Team von Pep Guardiola wusste: In Führung, ein Mann mehr – das Spiel kann eigentlich nicht mehr verloren werden. Und mehr hatte Barcelona offenbar auch nicht im Sinn, denn einen Ausgleich mehr oder weniger billigend in Kauf nehmend, zog man sich nun, völlig untpyisch, etwas zurück. Was aber sicher auch zu einem großen Teil an der wieder aufbrechenden Verletzung von Puyol lag: Denn statt ihm musste Busquets in die Verteidigung, Seydou Keita musste den Part im defensiven Mittelfeld übernehmen. Und das kann er nicht auf höchstem Niveau, was der Grund war, warum Guardiola das Risiko mit Puyol überhaupt eingegangen war.

Real nahm diese Einladung dankend an und vor allem Angel di María nützte nun die defensive Spielweise von Dani Alves aus. Es ist keine neue Erkenntnis: Das Verteidigen ist keine der ganz großen Stärken des Brasilianers, und so bereitete ihm Di María – vom sehr fleißigen Marcelo unterstützt; auch Özil machte auf seiner Seite nun ganz gut Betrieb.

Real - Barcelona (Schlussphase)

Neue Variante: Khedira als Zehner

Trotzdem musste Di María in Minute 67 weichen, ebenso wie Xabi Alonso. Für die beiden kamen Arbeloa und Adebayor, was wieder einige Umstellungen zur Folge hatte: Ronaldo ging auf links, Adebayor in die Spitze, Arbeloa nach rechts hinten, dafür Ramos nach innen und Pepe wieder nach vorne ins defensive Mittelfeld.

Alles soweit nicht unlogisch – eine neue Variante war es allerdings, Khedira (der eine extrem starke Partie ablieferte) praktisch als Zehner, als vordersten zentralen Mittelfeldmann einzusetzen. Der Plan dahinter war klar: Druck auf den leistungsmäßig klar abfallenden Seydou Keita ausüben. Ohne den Hub im defensiven Zentrum, den Busquets nicht mehr spielen konnte, fehlte es Barça am Umschalten auf Offensive.

Zudem geigte Özil nach seiner Einwechslung grandios auf der rechten Seite (was letztlich für Adrianos Auswechslung sorgte) und es bereitete der unangenehme Adebayor in vorderster Front vor allem dem Verlegenheits-IV Busquets große Probleme. Real hatte nun zwar immer noch deutlich weniger Ballbesitz als der Gegner, war aber die klar gefährlichere und eigentlich auch spielbestimmende Mannschaft.

Was in Minute 81 auch belohnt wurde. Mit einem Foul wie ein Sinnbild für die jeweiligen Leistungen: Der schwache Dani Alves legte den bärenstarken Marcelo im eigenen Strafraum, Strafstoß, Ausgleich. Cristiano Ronaldo verwandelte sicher.

Barça zieht wieder etwas an

Wie zum Beweis, dass sie es ja eigentlich könnten, versuchte Barcelona in den Schlussminuten nicht ohne Erfolg, die Daumenschraube wieder etwas anzuziehen. Die Katalanen pressten wieder früher, zogen wieder mit mehr Erfolg ihr Spiel auf und konnten sich so wieder etwas befreien. Messi entzog sich der Umklammerung von Pepe nun, indem er vermehrt auf die linke Seite ging und Villa dafür eher ins Zentrum, um als Passempfänger im Zentrum auch mal Bälle abblocken zu können.

Guardiola brachte zudem Maxwell (für Adriano) und Afellay (für den schwachen Pedro), um neue Impulse zu setzen. Beinahe hätte es in der Nachspielzeit auch noch geklappt mit dem Siegtreffer – kurz, nachdem auch Real die letzte Chance vergeben hatte.

Fazit: Punktsieg für Mourinho

Es war klar, dass Real-Coach Mourinho derjenige Coach sein muss, der sich eher auf den Gegner einstellen muss als umgekehrt – und der Portugiese tat das brillant. Auch, weil er nicht zu feig war, vor eigenem Publikum vordergründig feig zu sein und in Kauf zu nehmen, unter 30% Ballbesitz zu haben. Er ließ ein Geduldspiel zu und hatte alle Argumente auf seiner Seite: Hätten die zwei klaren Chancen vor der Pause gesessen, Real wäre mit einer Führung in die Halbzeit gegangen.

Letztlich war das Risiko, mit einer höheren Verteidigungslinie Barça nach der Pause mehr unter Druck setzen zu wollen, zu hoch. Doch auch in Unterzahl reagierte Mourinho goldrichtig: Marcelo und den jeweiligen linken Flügelmann (erst Di María, dann Ronaldo) nach vorne, um Alves zu ärgern. Khedira auf die Zehn, um Keita auf die Füße zu steigen. Adebayor nach vorne, um Busquets‘ Schwächen in der Innenverteidigung anzubohren. Özil zunächst zu opfern, um Pepe als Kettenhund Messi aus dem Spiel zu nehmen, so gut es ging. Mourinho war absolut spot-on.

Dass es letztlich „nur“ zu einem 1:1 gereicht hat und die geringen Hoffnungen auf die Meisterschaft damit endgültig verflogen sind, wird er verschmerzen können – bzw., wohl oder übel müssen. Die Frage wird nun sein, inwieweit er die Erkenntnisse aus diesem Spiel in den kommenden drei wieder ausspielen kann, und inwieweit Guardiola darauf reagiert – oder reagieren kann. Eine Rückkehr von Mascherano ins Abwehrzentrum, wie im Rückspiel gegen Donetsk, ist eine mögliche Variante, sollte Puyol nicht für Spiel 2, das Pokalfinale, fit werden – oder er ihn nicht wieder riskieren will.

Letztlich aber kann man diese 1:1 als leichten Punktsieg für Mourinho werten. Er hat auf das 0:5 vom November und auch auf den Spielverlauf richtig reagiert. Wobei man Guardiola zu Gute halten muss, dass er aufgrund der Personalsituation kaum Alternativen zu Keita auf der Sechs und Busquets in der Innenverteidigung hatte.

(phe)

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…nur den Torwart kennt kein Mensch. https://ballverliebt.eu/2010/05/17/nur-den-torwart-kennt-kein-mensch/ https://ballverliebt.eu/2010/05/17/nur-den-torwart-kennt-kein-mensch/#comments Mon, 17 May 2010 15:37:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2011 …nur den Torwart kennt kein Mensch. weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 24: PORTUGAL | Cristiano Ronaldo ist der unumstrittene Star bei den Portugiesen. Zu verdanken hat er die Qualifikation aber der bärenstarken Defensive, die im Schatten von „CR9“ steht. Und einem Torhüter, der international (noch?) völlig unbekannt ist.

Breitbeinig vor einem Freistoß zu stehen, hat Cristiano Ronaldo genauso drauf wie halbnackt für Titelseiten zu posieren. Der exaltierte Star von Real Madrid ist der legitime Nachfolger von David Beckham als metrosexuelle Leitfigur im Fußball-Business. Und er ist natürlich der absolute Star in der portugiesischen Nationalmannschaft, die nach dem endgültigen Ende der „Goldenen Generation“ um Luis Figo das Weltniveau, auf dem sie sich etabliert hat, durchaus halten konnte. Die Stärken sind die gleichen geblieben – herausragende Technik, offensive Spielweise. Die Schwächen aber auch. Namentlich die Nerven.

Denn wann immer sich die Portugiesen seit ihrem Durchbruch auf der Weltbühne vor zehn Jahren aus Turnieren verabschiedet haben, warfen sie die Nerven weg. 2000 mit dem sinnlosen Handelfmeter im Semifinale gegen Frankreich. 2002 als Mitfavorit in Asien schon in der Vorrunde mit acht Feldspielern im entscheidenden Spiel gegen Südkorea. 2004 bissen sie sich im Finale an der griechischen Menschenmauer eine Halbzeit lang die Zähne aus, ehe sie (zu früh?) resignierten. 2006 im Semfinale, wieder gegen Frankreich, wieder elbssdurch einen Elfmeter. Und 2008 nahmen sie sich im Viertelfinale gegen Deutschland selbst aus dem Spiel, weil sie glaubten, es ginge mit Halbgas.




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Und selbst die Qualifikation für die anstehende Endrunde war lange in Gefahr. Weil die Portugiesen, ebenfalls wie schon länger üblich, die spielerische Überlegenheit einfach nicht in Tore ummünzen können. So war es am Ende, trotz der von der Papierform überragenden Offensive mit Cristiano Ronaldo, Simão, Liédson und Nani die kaum überwindbare Defensive, die den „Brasilianern Europas“ die Teilnahme sicherte. Nur in einem einzigen Quali-Spiel gab’s mehr als zwei Gegentore, in neun der zwölf Spiele gar keines. Kein Wunder – denn nicht nur die Abteilung Attacke ist mit Weltklasse-Leuten ausgestattet, sondern auch die Abteilung Abwehr.

Ricardo Carvalho und Paulo Ferreira etwa spielen seit vielen Jahren bei Chelsea, seit sie 2004 gemeinsam die Champions League gewonnen haben. Bruno Alves ist ein humorloser, knochentrockener Innenverteidiger mit viel interntionaler Erfahrung. Von Pepe, dem lange verletzten Mann von Real Madrid, der so eine überragende EURO gespielt hatte, ganz zu schweigen. Nur den Torhüter, den kenn kein Mensch. Eduardo Carvalho heißt der Mann, spielt bei Sporting Braga und wurde dort gerade Vizemeister. Vor dem FC Porto. Und auch vor Sporting Lissabon. Mit den wenigsten Gegentoren der kompletten Liga.

Allerdings ist die Position zwischen den Pfosten, auch wenn der 27-Jährige ein durchaus gutklassiger Mann ist, die No-Name-Position im Star-Ensemble der Portugiesen geworden. Denn nach Vitor Baía, der von seinen Emotionen lebte, und Elfmeter-Spezialist Ricardo gibt es keinen Torhüter, der wirklich einen internationalen Namen hätte. Eduardo selbst kennt schon kaum jemand, aber sein Ersatzmann Fernandes spielt beim griechischen Mittelständler Iraklis Saloniki. Und Beto, der dritte Mann, ist selbst bei seinem Verein (dem FC Porto) nur Ersatz. Es gibt sonst niemanden – der 32-jährige Quim von Benfica konnte nie wirklich überzeugen, Rui Patrício von Sporting patzt regelmäßig und Helton vom FC Porto ist Brasilianer.

Jetzt haben die Portugiesen zwar – wie eigentlich immer in den letzten Jahren – eine absolut taugliche Mannschaft, aber wirklich auf den Rasen gebracht haben es die Südwesteuropäer noch nicht. Sprich: Es fehlt der Titel, dem auch schon Figo, Nuno Gomes und Co. erfolglos hinterher gelaufen sind. Die Playoff-Spiele gegen die bärenstarken Bosnier, die Portugal beide mit 1:0 gewinnen konnte, haben aber gezeigt, dass diese portugiesische Mannschaft durchaus in der Lage ist, in wichtigen Spielen auch die Leistung abzurufen – auch ohne Cristiano Ronaldo.

Böse Zungen könnten allerdings auch behaupten, gerade wegen des Fehlens von Cristiano Ronaldo. Denn spielt der 25-Jährige Superstar, tendiert die Mannschaft dazu, sich allzu sehr an die geniale, aber launische Diva anzulehen und die Verantwortung auf den Kapitän abzuladen. Dabei gäbe es mit Simão von Atlético Madrid durchaus einen zweiten Mann, der ein Spiel in die Hand nehmen könnte – und zudem mit dem Selbstvertrauen eines Europapokal-Sieges zur Weltmeisterschaft fährt. Oder auch der giftige Raul Meireles, der aus dem defensiven Mittelfeld heraus die Mannschaft antreiben kann – so wie gegen Bosnien, wo er im Rückspiel auch das letztlich entscheidende Tor erzielte. Zudem gibt es mit dem eingebürgerten Brasilianer Liédson, schon jetzt eine lebende Sporting-Legende, einen Stürmer mit Torriecher, der Abwehrspieler auf sich ziehen kann.

Aber es ist nicht nur die Mannschaft, die sich gerne etwas zu viel an „CR9“ anlehnt, es ist auch der Kapitän selbst, der dies von seinem Selbstverständis her verlangt. Die Folge: Hat Cristiano Ronaldo einen guten Tag, kann er alleine praktisch jedes Team der Welt schlagen. Läuft es ihm aber nicht, oder nimmt man ihm den Spaß am Spiel, bleiben ihm nur noch seine Freistöße – die allerdings auch mit die besten des Planeten sein können. Doch seiner ganzen Klasse zu Trotz, macht die Fixiertheit auf ihn das portugiesische Spiel auch eher ausrechenbar, als wenn er nicht dabei ist. Und gegen Spitzenteams wie etwa Brasilien könnte das durchaus zu einem Problem werden.

Spielt der Real-Star, nimmt er üblicherweise die zentrale offensive Position ein – entweder zentral hinter der einzigen Spitze im 4-2-3-1 von Teamchef Queiroz (also Liédson oder Hugo Almeida), oder in einem 4-6-0, wie et etwa auch die Holländer praktizieren, den vermeintlichen Solostürmer. Flankiert wird er von Simão links und Nani rechts, mit einem zweiten zentralen Mann praktisch neben sich – etwa der alternde Deco. Die eher defensiven Positionen im Mittelfeld sind üblicherweise die Plätze des angesprochenen Raul Meireles und Tiago. Es kann aber durchaus auch sein, dass Juventus-Legionär Tiago, der eine enttäuschende Saison gespielt hat, hier von Miguel Veloso, oder auch von Pepe ersetzt wird. Der Teamkollege von Cristiano Ronaldo bei Real Madrid ist zwar eigentlich gelernter Innenverteidiger, machte aber vor seinem Kreuzbandriss im Herbst auch als Sechser eine durchaus ansprechende Figur.

Zumal die Portugiesen in der Innenverteidigung so gut besetzt sind, dass sie auf einen Pepe dort durchaus verzichten könnten, um ihn eine Position weiter vorne einzusetzen. Bruno Alves und Paulo Ferreira können für gegnerische Stürmer ebenso eine beinahe unüberwindbare Hürde sein. Es kommt nicht von ungefähr, dass es in der Qualifikation fast keinem gelang, die Defensive der Portugiesen wirklich in Bedrängis zu bringen und die Bosnier mit einer der besten Sturmreihen der Welt (mit Džeko, Ibisšvić und Misimović) schossen ihnen – wenn auch mit etwas Pech in 180 Minuten kein Tor. Zudem steht mit Ricardo Carvalho von Chelsea ein rountinierter Rechtsverteidiger bereit und Duda auf der linken Seite hat einen brutalen Zug nach vorne. Wenn es hinten eine verwundbare Stelle gibt, ist es wohl der 30-Jährige Spätstarter von Málaga. Denn Duda ist eigentlich ein echter Linksaußen, der mangels Alternativen zum Linksverteidiger umfunktioniert wurde.

Und dahinter macht eben Eduardo dicht, der international im Grund völlig unbekannte Schlussmann des überraschenden Vizemeisters Sporting Braga. Die Ironie bei den Portugiesen ist es, dass ihnen zwar die Abwehr-Kanten die Spiele retten, aber dennoch die Superstarts von der Offensiv-Abteilung, vor allem eben Cristiano Ronaldo, die Aufmerksamkeit so weit nehmen, dass sie selbst für die Erfolge die Meriten einstreichen. Solange der Erfolg da ist, gibt es auch kein echtes Konfliktpotential.

Die Frage wird auch sein, inwieweit die Portugiesen vom Viertelfinal-Desater vor zwei Jahren gegen die Deutschen gelernt haben. Nach einer ungefährdeten Vorrunde sahen sie sich schon im Finale, ehe überhaupt das Viertelfinale angepfiffen war. Das Resultat ist bekannt. In Südafrika haben die Portugiesen mit Brasilien und den Ivorern schon eine relativ deftige Gruppe erwischt, aber besser wird’s wohl auch bei einem Achtelfinal-Einzug nicht. Schließlich wartet dort mit einiger Wahrscheinlichkeit Europameister Spanien und die Gefahr ist groß, dass es auch diesmal nicht nur nicht zum großen Wurf reicht, sondern im Gegenteil schon wieder schon in der ersten K.o.-Runde das Aus kommt.

Natürlich, die recht potente Defensive der Portugiesen hat durchaus das Zeug, die spanische Angriffsgewalt zumindest zu bremsen, aber dann müsste immer noch vorne ein Tor rein – und bei der recht überschaubaren Torquote der Stürmer ist das gegen eine recht sichere Abwehr wie die der Spanier (und auch der Brasilianer) ja auch noch längst keine Selbstvertändlichkeit. Gut möglich also, dass sich der große Cristiano Ronaldo auf seine Abwehr-Arbeiter verlassen muss.

Und den Torhüter, den keiner kennt.

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PORTUGAL
ganz in weinrot, Nike – Platzierung im ELO-Ranking: 12.

Spiele in Südafrika:
Côte d’Ivoire (Nachmittagsspiel Di 15/06 in Port Elizabeth)
Nordkorea (Mittagsspiel Mo 21/06 in Kapstadt)
Brasilien (Nachmittagsspiel Fr 25/06 in Durban)

TEAM: Tor: Eduardo (27, Braga), Daniel Fernandes (26, Iraklis Saloniki), Beto Bastos (28, FC Porto). Abwehr: Bruno Alves (28, FC Porto), Ricardo Carvalho (32, Chelsea), Ricardo Costa (29, Lille), Paulo Ferreira (31, Chelsea), Luís Miguel (30, Valencia), Pepe (27, Real Madrid), Rolando (24, FC Porto), Zé Castro (27, Deportivo la Coruña). Mittelfeld: Fábio Coentrão (22, Benfica), Danny (26, St. Petersburg), Deco (32, Chelsea), Duda (30, Málaga), Raul Meireles (27, FC Porto), Pedro Mendes (31, Sporting), Tiago (29, Juventus), Miguel Veloso (24, Sporting). Angriff: Hugo Almeida (26, Bremen), Cristiano Ronaldo (25, Real Madrid), Liédson (32, Sporting), Nani (24, Manchester United), Simão (30, Atlético Madrid).

Teamchef: Carlos Queiroz (57, Portigiese, seit Juli 2008)

Qualifikation: 4:o auf Malta, 2:3 in Dänemark, 0:0 in Schweden, 0:0 gegen Albanien, 0:0 gegen Schweden, 2:1 in Albanien, 1:1 in Dänemark, 1:0 in und 3:0 gegen Ungarn, 4:0 gegen Malta. 1:0 gegen und 1:o in Bosnien.

Endrundenteilnahmen: 4 (1966 Dritter, 86 Vorrunde, 2002 Vorrunde, 06 Vierter)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Côte d’Ivoire, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Die Platzierung im ELO-Ranking bezieht sich auf den Zeitpunkt der Auslosung

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