Pedro – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 29 Aug 2011 21:33:04 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Ohne Xavi und ohne Abwehr – aber Barça sieht noch stärker aus als vorher! https://ballverliebt.eu/2011/08/29/ohne-xavi-und-ohne-abwehr-aber-barca-sieht-noch-starker-aus-als-vorher/ https://ballverliebt.eu/2011/08/29/ohne-xavi-und-ohne-abwehr-aber-barca-sieht-noch-starker-aus-als-vorher/#comments Mon, 29 Aug 2011 21:33:04 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5601 Ohne Xavi und ohne Abwehr – aber Barça sieht noch stärker aus als vorher! weiterlesen ]]> Pep Guardiola ist drauf und dran, die Pyramide wieder umzudrehen! Ohne Xavi und ohne Puyol und Piqué, mithin eigentlich ohne Abwehr, kommt mit Fàbregas eine neue Komponente ins Barça-Spiel. Das sah gegen Villarreal wie ein 3-3-4 aus, mit dem man dem Gegner gehörig den Hintern versohlte.

FC Barcelona - Villarreal CF 5:0

Große Mannschaften versinken immer wieder – weil sie zu lange im eigenen Saft schmoren und sich in Zeiten des Erfolgs, bis zu einem gewissen Grad natürlich verständlich, nicht erneuern. Weil es ein Risiko mit sich bringt: Was, wenn das Neue nicht funktioniert? Dann wäre eine Blütezeit mutwillig früher zerstört worden, als es notwendig gewesen wäre.

Genau das macht der FC Barcelona nicht. Von vielen als beste Fußballmannschaft aller Zeiten gefeiert, holte man sich im Sommer neben Alexis Sánchez auch Cesc Fàbregas, und nicht wenige fragten sich: Wo soll der Ex-Arsenal-Kapitän in die Mannschaft passen, bevor Xavi altersbedingt kürzer treten muss; und was heißt das für Supertalent Thiago Alcantara? Und neben dieser geht Pep Guardiola auch andere Fragen nach der langfristigen Strategie schon jetzt auf den Grund. Wie etwa der Nachfolge von Carles Puyol.

Fusion der Positionen hinten…

Ein Blick in eine mögliche Zukunft ohne Xavi und Puyol lieferte das erste Spiel von Barcelona in der neuen Saison der Premiera Division gegen Villarreal, denn weder Puyol noch Xavi konnten auflaufen. So krempelte Guradiola nicht nur die Aufstellung um, sondern auch das System. Denn ein 4-3-3 war das beileibe nicht. Was es genau war? Das sprengt die geläufigen Zahlenkombinationen.

Hinten stand in jedem Fall eine Dreierkette, besetzt mit nur einem gelernten Verteidiger – Eric Abidal. Zentral (Sergio Busquets) und rechts (Javier Mascherano) waren zwei Sechser, zwei Spieleröffner aufgestellt. Ein Zugeständnis an die Spielweise praktisch aller Gegner von Barcelona, die sich hinten reinstellen: Eine echte Verteidigung ist schlicht nicht notwendnig. Busquets und Mascherano fangen mit ihrem überragenden Stellungsspiel viele Konter ab, vor allem durch ihre extrem hohe Positionierung oft schon im Keim.

…bedeuten mehr Optionen vorne

Was weiter vorne bedeutet, dass Guardiola mehr Optionen hat, weil er hinten Verteidiger und Sechser de facto fusioniert hat. Das öffnet die Tür für eine Formation mit Messi UND Fàbregas. Die sich in den Halbfeldern schräg vor Keita breitmachten, während auf den Einsatz von Außenverteidigern vom Stile eines Dani Alves – er war gesperrt – verzichtet wurde. Mascherano und Abidal mussten defensiv die Flanken dicht halten.

Somit waren sechs Spieler mit dezidiert offensiver Grundausrichtung übrig, die hinter sich nur potentielle Ballverteiler und Spieleröffner hatten. Vorne bildeten sich drei Pärchen: Auf der rechten Seite Thiago Alcantara hinter Alexis Sánchez, auf der linken Seite Iniesta hinter Pedro, und zentral Fàbregas und Messi.

Endzweck bleibt, der Weg dorthin nicht

Das heißt, dass auch ohne aufrückende Außenverteidiger der Druck über die Flügeln aufrecht erhalten wurde, was für den Plan im Zentraum auch dringend notwendig ist. Denn während die verteidigenden Außen (diesmal Oriol und Zapata) mit den Duos an der Seitenlinie beschäftigt waren, versuchten Messi und Fàbregas in der Mitte, durch ihre unberechenbaren Laufwege Löcher im Deckungsverbund zu reißen.

Durch das Spiel mit gleich zwei falschen Neunern bekommt Barcelona zwar aus dem Fluss heraus keinen Zugriff auf den Strafraum, das ist aber auch gar nicht das Ziel. Das war es und bleibt es auch weiterhin, das sich unweigerlich früher oder später auftuende Loch durch einen schnellen Lochpass auf den hineinsprintenden Spieler zu nützen. Und weil nun eben mit Fàbregas ein zweiter Spieler da ist, der sowohl das Auge hat solche Pässe zu spielen, als auch das Spielverständnis, sie zu antizipieren und als Empfänger bereit zu sein, wird es für eine Abwehr so gut wie unmöglich, über 90 Minuten den Einschlag zu verhindern.

Auch Villarreal spielt mit neuem System – umsonst

So war es auch diesmal – und wohlgemerkt, Villarreal ist nicht irgendeine Mannschaft. Das Team von Trainer Juan Carlos Garrido kam in praktisch gleicher Besetzung in der letzten Saison ins Semifinale der Europa League und wurde immerhin Vierter in der spanischen Meisterschaft. Für dieses Spiel rückte er von seinem vertrauten 4-2-2-2 ab und stellte sich in einem 4-2-3-1 auf, um nicht im Mittelfeld gnadenlos in Unterzahl zu kommen. Vergeblich.

Beim ersten Tor nahm Fàbregas Alcantara mit, dieser zog alleine zum Strafraum und schoss aus 15m zum 1:0 ein; kurz vor der Pause nützten Messi und Fàbregas ein sich bietendes Loch zum 2:0. Kurz nach dem Seitenwechsel reichte ein genialer langer Pass von Alcantara auf Sánchez, um die zu hoch stehenden Villarreal-Abwehr auszutricksen, und auch beim 4:0 lief es nach dem gleichen Muster: Ein schneller Pass reichte aus, um einen kleinen Stellungsfehler blitzschnell auszunützen. Villarreal musste mehr oder minder hilflos zusehen, wie aus allen Richtungen die Bälle einschlugen, die Verzweiflung ob dieser absoluten Chancenlosigkeit war etwa Borja Valero ins Gesicht geschrieben – er schien den Tränen nahe.

Luft raus nach dem 4:0

Nach einer Stunde war mit dem 4:0 natürlich längst alles entschieden, und so gab sich die Gelegenheit für Guardiola, ein wenig zu wechseln: Xavi (für Iniesta) und Jonathan (für Fàbregas) nahmen ziemlich exakt die gleichen Positionen ein, Villa tendierte etwas mehr zur Mitte als der für ihn aus dem Spiel gegangene Pedro.

Villarreal-Coach Garrido gab das Spiel dann auch auf und ramschte sein Mittelfeld mit Defensivleuten voll, um Messi und Fàbregas enger zu nehmen und so ein noch ärgeres Debakel zu verhindern. Nun stand vor der Vierer-Abwehrkette eine Dreierreihe aus defensiven Mittelfeldspielern (Senna, Marchena und Soriano), flankiert von zwei zumeist tief stehenden Flankenspielern (Wakaso links und Camuñas rechts). Ganz klappte das mit dem sicher stehen aber immer noch nicht: Ein flinker Pass von Messi raus auf Alcantara, ein punktgenauer Pass zurück, und schon stand’s 5:0. Die Luft war in der letzten halben Stunde aber schon deutlich entwichen.

Fazit: Dieser FC Barcelona muss einem Angst machen

So unglaublich es klingt: Dieser FC Barcelona, ohne Xavi als Ballverteiler im Zentrum und ohne Puyol als Vieh in der Abwehr, macht einen potentiell noch stärkeren Eindruck. Weil es dank des Verzichts auf eine nominelle Abwehr mehr Ballverteiler gibt, weil die Breite dennoch gegeben ist, und weil Messi und Fàbregas jetzt schon zuweilen miteinander harmonieren, als spielten sie schon seit Jahren zusammen.

Zudem macht das Spiel mit zwei technisch so unglaublich starken falschen Neunern das Verteidigen für die gegnerische Innenverteidigung de facto unmöglich: Bleibt man hinten, gewährt man den beiden Platz vor dem Strafraum. Rückt man raus, folgt sofort der Lochpass in den entstehenden Raum im Rücken und es schlägt ein.

Villarreal, wie erwähnt eine der stärksten Truppen aus dem Land des Weltmeisters, fehlte komplett der Plan, wie man gegen dieses Barcelona agieren soll und so bekamen die Submarinos Amarillas gehörig den Hintern verhauen. Sie werden aber garantiert nicht das letzte Team sein, dem es so geht.

Jonathan Wilson beschreibt in seinem Standardwerk „Inverting The Pyramid„, wie aus dem 2-3-5 der Anfangszeit immer mehr ein defensivdominiertes Spiel mit zuweilen einem 5-3-2 wurde. Pep Guardiola ist gerade dabei, die Pyramide mit diesem 3-3-4-ähnlichen System wieder zurückzudrehen. Womit er potentiell ein neues Kapitel der Fußballgeschichte aufschlägt.

(phe)

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Die Krönung von Wembley https://ballverliebt.eu/2011/05/29/die-kronung-von-wembley/ https://ballverliebt.eu/2011/05/29/die-kronung-von-wembley/#comments Sun, 29 May 2011 01:04:39 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4907 Die Krönung von Wembley weiterlesen ]]> Das war das Finale der Champions League – und doch ließ der FC Barcelona den Gegner aus Manchester aussehen wie eine unbedarfte Schülertruppe. Das Endresultat von 3:1, mit dem Barça die Red Devils aus dem Wembley verabschiedeten, drückt das Ausmaß der Überlegenheit nicht einmal im Ansatz aus.

FC Barcelona - Manchester United 3:1

Dabei war Barcelona gar nicht in Bestbesetzung angetreten: Weil das Knie von Kapitän Puyol einen Einsatz von Anfang an nicht möglich machte, musste wie zuletzt häufiger Javier Mascherano neben Piqué in die Innenverteidigung. Und auf der linken Seite durfte nur zweieinhalb Monate nach seiner Thumor-OP der Franzose Éric Abidal, der in den letzten Liga-Spielen beuhtsam wieder in die Mannschaft eingebaut worden war, von Anfang an ran. Bei Manchester gab es keinerlei Überraschungen: Sowohl das 4-4-1-1 als auch dessen personelle Besetzung entspricht der Erfolgsformation, mit der die lange eher holprige Saison in den letzten Wochen und Monaten mit Meisterittel und CL-Finaleinzug einen so erfolgreichen Verlaf genommen hatte.

Steil gegen Mascherano

United fing, wie schon vor zwei Jahren, durchaus aktiv an. Vor allem die Seite mit Evra und Park Ji-Sung arbeitete viel nach vorne und drückte Dani Alves so in die Defensive. Das kreierte zwar keine Torgefahr, aber die Bedrohung, die ein nach vorne randalierender Dani Alves ausstrahlt, konnte so ganz gut gebannt werden. Patrice Evra konnte es sich deshalb erlauben, so viel nach vorne zu gehen, weil Vidic und Ferdinand im Ballbesitz sehr weit auseinander rissen, sich beinahe schon zu Villa und Pedro hin orientierten. So hielt Manchester die Flanken abgedeckt. Natürlich mit dem großen Risiko des Loches in der Mitte, hier war es vor allem an Carrick, schnelle Gegenstöße zu unterbinden.

Richtung Tor ging es bei Manchester in dieser Phase vor allem über Steilpässe gegen Javier Mascherano. Hernandez lauerte hier ganz besonders, aber auch Rooney wurde gerne in den Lauf gegen den Argentinier geschickt – Masch ist nun mal kein gelernter Innenverteidiger, hier glaubte United einen Schwachpunkt anzubohren. Die Versuche waren aber immer auch ein schmaler Grat zwischen zu steil und Abseits. So war der Gedanke sehr gut, brachte aber keinen nennenswerten Erfolg.

Einen Gang nach oben

Barcelona sah sich das zehn, fünfzehn Minuten an. Gepresst wurde nur relativ tief, je näher es dem eigenen Strafraum ging, desto weniger presste Barça. Dann schalteten die Katalanen einen Gang hoch: Es wurde nun schneller gelaufen, schneller gespielt, mehr Druck ausgeübt und auch die zuvor eher zurückhaltenden Außen schalteten sich immer mehr ein. Vor allem Dani Alves pushte nun mehr und sofort kam Park Ji-Sung gegen den wuchtigen Brasilianer im Schwierigkeiten. Das führte so weit, dass Giggs und der Koreaner immer wieder die Plätze tauschten, vor allem in der Vorwärtsbewegung.

Evra rückte defensiv oft sehr weit ein und überließ die Flanke dann defensiv Park Ji-Sung, der sich dann auf die Position des Linksverteidigers stellte. Interessanterweise aber ließ Manchester die Flanken unbesetzt, wenn Barcelona schon zentral vor dem Strafraum aufgetaucht war und Alves (und auch Abidal) dort ganz alleine standen: Pässe auf die Außen befürchtete man nicht zu Recht – Barcelona ist kein Team, das nach Außen spielt, um von dort in den Strafraum zurück zu flanken. Zumindest in diesem Spiel: *Noch* nicht.

Rooney stand bei United weiterhin zumeist recht hoch und versuchte, Busquets aus dem Spiel zu nehmen. Das gelang an sich nicht so schlecht, aber Barcelona stellte sich gut darauf ein: So ging einfach Xavi vermehrt ins Zentrum zwischen die Innenverteidiger, um sich dort die Bälle zu holen. Barcelona konnte in der Spieleröffnung auf Busquets im Grund verzichten, weil das hieß, dass auch Rooney aus dem Spiel war.

Zu wenig Breite im Konter

United stand in dieser Phase sehr tief mit zwei Viererketten und vor allem, wenn Messi von einer Sekunde auf die andere an der Temposchraube drehte, sah das in der Defensive der Red Devils schon sehr nach Sich-mit-Händen-und-Füßen-Wehren aus, weniger nach koordinierter und ruhiger Abwehrarbeit. Was nun komplett fehlte, war die Breite bei Gegenstößen: Hatte United den Ball erobert, wurde nicht sofort der Pass auf Valencia bzw. Park gesucht, um über die Flanken nach vorne zu kommen, sondern in der Mitte verharrt. Mit der Folge, dass der Ball umgehend wieder weg war. Ein Umstand, den Sir Alex an der Seitenlinie lautstark monierte: „Spread out!“

Dass es ungemein schwierig ist, gegen Barcelona die Balance zwischen nötiger Defensivarbeit und eigenen Angriffsversuchen zu finden, musste Manchester schon vor zwei Jahren im Finale feststellen. Und genau, als die Engländer für einmal aufgerückt waren, nützte Barça den in der Mitte entstandenen Platz sofort: Xavi tritt aus der eigenen Hälfte aus an, wird von Giggs nur eskortiert (wie vor zwei Jahren von Anderson), kann am zu hoch postierten Evra vorbei Pedro anspielen (wie vor zwei Jahren Eto’o), der tanzt Vidic aus (genau wie Eto’o in Rom) und versenkt den Ball an Van der Sar vorbei zum 1:0 im Tor.

Der Fehler bei United entstand natürlich schon im leichten Ballverlust in der Vorwärtsbewegung (Ronney verlor das Kopfballduell) – vor allem aber ließ Evra, der in der schnellen Rückwärtsbewegung richtigerweise einen engen Cordon mit seinen drei Kollegen der Abwehrkette bildete, im entscheidenden Moment von Pedro ab und orientierte sich zu Messi. Xavis Passweg zu Messi war aber ohenhin von Giggs abgeschnitten, es konnte nur der Pass zu Pedro kommen, und dieser kam dann auch. Pedro war Evra längst entwischt: Die falsche Entscheidung im Bruchteil einer Sekunde reichte aus, und schon war Barcelona in Front. Detail am Rande: Als dieses Tor in der 27. Minute fiel, gab es im ganzen Spiel noch kein einziges Foul!

Endlich Druck gegen Abidal

So sehr es natürlich eine Riesensache ist, dass Éric Abidal nur zwei Monate nach seiner Thumor-Operation wieder in so einem wichtigen Spiel auf dem Rasen steht, aber selbstredend fehlte es dem Franzosen natürlich massiv an Spielpraxis. So ist es schon etwas verwunderlich, dass sich bei United lange nur Valencia – und der kaum einmal konsequent, vor lauter Defensivarbeit – hin und wieder bemüßigt fühlte, Druck auf Abidal auszuüben. Das wurde nach dem Gegentor ganz anders: Statt wie in der Anfangsphase Mascherano wurde nun vermehrt Abidal das Ziel der Angriffe von United.

Mit Erfolg: Nur wenige Minuten nach dem Tor brachte Abidal einen Ball defensiv nicht richtig raus, auf dem folgenden Einwurf drückte United sofort nach, ein Doppelpass von Rooney mit (dem wohl leicht im Abseits stehenden) Giggs und mit seinem allerersten Tor gegen ein spanisches Team glich Rooney aus. Gegen schnelles Kurzpassspiel ist eben auch die Abwehr von Barcelona verwundbar.

Was aber nichts daran änderte, dass Ferguson mit dem Positionsspiel von Rooney generell nicht zufrieden war – anders ist seine Standpauke gegen seine Nummer 10 kurz vor der Pause kaum zu erklären. In der Tat war Rooney kaum ein Faktor: Er hielt sich, anders als zuletzt, aus der Defensivarbeit weitgehend heraus und war nach vorne gegen Busquets in guten Händen.

Defensiv-Schwachpunkte: Evra und vor allem Park

Park war defensiv der Schwachpunkt: Er übernahm die Seite defensiv nicht; tauschten er und Giggs die Plätze, verbreitete er im Zentrum Unsicherheit

Barcelona war natürlich nicht entgangen, dass das Übergeben der rechten Seite von Evra zu Park überhaupt nicht funktionierte und die Flanke somit oft verwaist blieb. Lange wurde das ignoriert, aber mit zunehmender Spieldauer entdeckte Barça das zunehmend als taugliches Mittel. Schon vor der Pause in einer Szene, in der Pedro den Querpass dann nur knapp verpasste. Und auch nach der Pause, als Park mal wieder nicht auf den einrückenden Evra reagiert hatte.

Der Koreaner machte einen zunehmend überforderten Eindruck, Valencia musste für ihn foulen, Carrick holte sich nach einem weiteren verlorenen Zweikampf des Koreaners notgedrungen Gelb ab. Immer öfter rückte Giggs nach draußen, um den ungewohnten Defensivschwächen von Park auszugleichen, was aber wiederum hieß, dass Carrick – an dem das Spiel so richtig vorbei lief – im Grunde alleine gegen alle stand. Bei einem simplen Querpass auf den losstürmenden Messi hob Park nur resignierend die Hände, anstand nachzugehen, Evra und Vidic konnten das Unheil nicht mehr verhindern, und Messis Schuss landete zum 2:1 im Tor. Van der Sar war machtlos.

Brutale Dominanz

Das alles sind nur Erklärungen, wie und warum es Manchester nicht schaffte, Barcelona Einhalt zu gebieten. Die Dominanz der Katalanen beschreiben zu wollen, kann nur scheitern. Alves war der absolute Herr auf seiner Seite, auch nachdem Giggs endgültig die Flanke vom hoffnugslos überforderten Park übernommen hatte. Abidal drückte Valencia in die Defensive, dass dieser im Grunde den Rechtsverteidiger gab (was er auch tatsächlich machte, nachdem Nani für den angeschlagenen Fábio gekommen war). Carrick tauchte komplett ab und brachte kaum brauchbare Bälle an den Mann, das Mittelfeld wurde von Xavi, Iniesta und Messi nach Belieben kontrolliert.

Und die Spieler von United, die ohnehin längst per Körpersprache die weiße Fahne gehisst hatten, hatten all dem NICHTS entgegen zu setzen. Das 3:1 war die logische Folge – Messi narrte Evra, dann zirkelte Villa den Ball von der Strafraumgrenze ins Kreuzeck – und die ultimative Entscheidung. Manchester war noch viel unterlegener als im Finale vor zwei Jahren. Ein Klassenunterschied – und das im Finale der Champions League.

Die absolute Chancenlosigkeit, die totale Hilflosigkeit, mit der Manchester United vor allem in der zweiten Hälfte unter die Räder kam, ist ein beinahe schockierendes Zeichen für das Maß der Überlegenheit, die Barcelona im Moment so weit über alle anderen Teams stellt. Ja, das ist nicht die beste Mannschaft, die United in den letzten zehn, fünfzehn Jahren hatte, aber sie ist immer noch einigermaßen komfortabel die beste Mannschaft der Premier League.

Und doch bekam das Team von Sir Alex erst wieder etwas Luft, als es Barcelona nach dem 3:1, nach einer halben Stunde unglaublichster Dominanz, die Zügel wieder etwas schleifen ließ. Ferguson brachte Scholes für Carrick (warum eigentlich nicht für Park?), und Nani sorgte auch für etwas mehr Betrieb auf der rechten Seite. Aber all das war nur noch ein Warten auf den Schlusspfiff. An eine Chance geglaubt hat United ganz deutlich selbst schon länger nicht mehr.

Fazit: Das war die Krönung

Angesichts der Qualität des Gegners – immerhin war das nicht irgenjemand, sondern Manchester United – und des Anlasses, zu dem Barcelona eine solche Dominanz an den Tag gelegt hat – eben nicht in irgend einem Ligaspiel, sondern im Finale der Champions League – ist die Frage legitim, ob das die beste Leistung dieser Generation des FC Barcelona war. Geschmackssache, Diskussionssache.

Unstrittig ist, dass United über die 90 Minuten gesehen nicht den kleinsten Funken einer Chance hatte, das Spiel tatsächlich zu gewinnen. Zu nachlässig agierter Park, zu wenig Präsenz zeigte Carrick, zu wenig Einfluss konnte Rooney nehmen. Zu wenig wurde das Mittelfeldkarrussell der Katalanen gestört.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hatte, dass das Barcelona anno 2010/11 de facto nicht zu schlagen und das mit Abstand Beste ist, was der Fußball derzeit hergibt – er wurde bei der Krönung von Wembley erbracht.

(phe)

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