Paul Gludovatz – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 13 Sep 2011 08:39:27 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Contra: Foda als Teamchef https://ballverliebt.eu/2011/09/12/contra-foda-als-teamchef/ https://ballverliebt.eu/2011/09/12/contra-foda-als-teamchef/#comments Mon, 12 Sep 2011 21:05:02 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5700 Contra: Foda als Teamchef weiterlesen ]]> Die BILD hat es bestimmt: Franco Foda wird seit Sonntag als Fix-Nachfolger von Dietmar Constantini gehandelt. Ob die Informationen des deutschen Boulevards stimmen oder trügen, wird sich zeigen. Aber er ist ja die oberflächlich logische Variante. Er stellt irgendwie die zufrieden, die keinen Österreicher wollen, aber auch die, die einen Vertrauten der heimischen Liga fordern. Er hat den Ruf als guter Fachmann, wird aber nicht allzu teuer sein. Er ist nicht zu verhabert, aber doch auch nicht ganz von heimischen Rücksichtnahmen losgelöst. Kaum jemand könnte sich ärgern. Auf ihn kann man sich einigen. Man sieht: Wenn man nur in Lobbys denkt, dann passt Foda irgendwie.

Auch das seltsame Festhalten an Constantini (deshalb wundert mich dieser Unsinn auch nicht so) seitens des ÖFB sprach für mich sofort für Foda. „Er wird wohl nicht vor einem Europa League-Herbst bei Sturm hinwerfen wollen“, dachte ich. Lediglich die Deadline, vor dem 15. November einen neuen ÖFB-Trainer haben zu wollen, passt nicht rein. Sturms letztes EL-Spiel ist am 14.12., das letzte Meisterschaftsspiel am 17.12.. Aber dem ÖFB wäre ja auch zuzutrauen, dass er für diesen Monat und das Ukraine-Testspiel ein Doppelamt akzeptiert.

Ich möchte außer Zweifel stellen, dass ich Franco Foda für einen viel versprechenden Trainer halte. Er ist alles andere als das Schlimmste, was dem ÖFB passieren könnte. Trotzdem wünsche ich mir eine andere Lösung für die kommenden Jahre. Mehrere Gründe sind dafür ausschlaggebend.

1. Foda fehlt internationale Erfahrung

In der österreichischen Liga reüssiert der geborene Mainzer mit Sturm Graz seit Jahren. Aus dem Pleiteklub formte er einen Cupsieger, aus dem Cupsieger einen Meister, aus dem Meister einen Beinahe-Champions-League-Teilnehmer. Beeindruckend! Doch das störende Beiwort „Beinahe“ vor „Champions League“ ist von Bedeutung. Bei seinen bisherigen großen internationalen Prüfungen konnte Foda nicht glänzen: 2011 gegen BATE in der CL ein unnötiges Aus; 2010 gegen Juventus im EL-Playoff gab es ebenfalls keine Überraschung; 2009 gegen Kharkiv gelang zwar der zurecht viel beachtete Aufstieg in die EL-Gruppenphase, Sturm blieb mit Platz 4 dort jedoch unspektakulär; 2008 flog man gegen den FC Zürich aus der UEFA-Cup-Quali.

Zwar kann er im Herbst nun ein zweites Mal mit Sturm die Europa League beackern – das ist gut – doch sein systematisch unspektakuläres 4-4-2 mitsamt der jeweils dazugehörenden Taktik brachte ihm gegen BATE im Hinspiel unser Urteil „So wie diese Partie inhaltlich nicht besonders prickeld [war]“ ein. Im erfolglosen Rückspiel folgte dann gar eines, das uns vom Nationalteam der letzten Jahre zu bekannt vorkommt: „Dann aber fehlte der Plan B„.

2. Sein Erfolg ist noch nicht bestätigt

Die heimische Liga mit Sturm (der theoretisch vierten Geige) zu gewinnen, ist natürlich beachtlich für einen jungen Trainer. Fußballerisch war die Liga trotz des Aufwärtstrends aber auch selten so weit hinter dem internationalen Maßstab wie im Moment (dass wir uns wie wahnsinnig über eine mögliche Rückkehr in die UEFA-Top-15 vor den maroden Schotten freuen würden, spricht Bände). Und selbst in der Meistersaison in dieser Liga sah Sturm gegen die besten Teams nicht besonders gut aus.

Nur nominell schwächere Gegner zu schlagen, klappt vielleicht in einer von (Hausnummer) zehn Meistersaisonen, ist aber für unser Nationalteam kein viel versprechender Erfolgspfad. Ist es Foda zuzutrauen, dass er ein Konzept entwickelt, das über das bei Sturm in Österreich erfolgreiche hinausgeht? Natürlich. Hat er das schon bewiesen? Natürlich nicht. Foda müsste seinen Erfolg mit Sturm erst einmal einigermaßen bestätigen und zeigen, dass er die Mannschaft noch weiter entwickeln kann.

3. Foda ist Österreicher

1996 hat Foda Deutschland als Spieler verlassen – da wurde Joachim Löw dort gerade erst Trainer (bei Fodas Verein, dem VfB Stuttgart). Seit 1997 ist seine Welt in Graz. Top-Ligen kennt er als Coach nicht – außer Ivica Osim hat er auch in Spielerjahren selbst keinen gehabt, von dem er sich für heute viel mitnehmen hätte können. Damit ist Foda trotz anders lautendem Pass eine österreichische Lösung.

Ich würde Foda liebend gerne in fünf bis zehn Jahren als Teamchef sehen, nachdem er in Deutschland einen Mittelständler geleitet und sich daran weiterentwickelt hat. Die selbe Anforderung würde ich auch an Andreas Herzog, Markus Schopp, Didi Kühbauer oder jeden anderen halbwegs viel versprechenden heimischen Jungtrainer stellen. Ohne lehrreiche Auslandserfahrung als Trainer ist die Eignung für das Team nicht wirklich da. Ohne dass die hautnahe Erfahrung des internationalen Niveaus den Trainer geprägt hat, wird das ÖFB-Team zu eben jener „Learning by doing“-Spielwiese, die es teilweise auch bei Constantini war (der immer wieder ausbrechenden Unruhe der besten Legionäre über die professionelle Diskrepanz zwischen Verein und Nationalteam inklusive).

4. Mit Sturm würde auch die heimische Liga einen Rückschlag erleiden

Was ich auch gegen Paul Gludovatz einzuwenden hätte (wenn der nicht ohnehin nicht in Frage käme): Ein Trainer, der einen österreichischen Meisterschafts-Underdog so erfolgreich aufbaut, wird genau dort dringend gebraucht. Foda war ein absoluter Glückfall für Sturm – aber auch für Österreich im Sinne der Liga-Entwicklung. Sturm fordert alle Mannschaften in der Liga und tritt in Europa garantiert nicht peinlich auf, sondern punktet verlässlich für die Fünf-Jahres-Wertung. Es steht zu befürchten, dass Sturm nicht wieder einen solchen Griff landet und mit Fodas Abgang zurückfallen wird. Für Sturm-Fans ist das schade genug, aber hat sich schon mal jemand gefragt, was Österreich dann mit einem vierten und fünften Europapokalstartplatz anfangen soll – geschweige denn diesen fünften zu halten?

Auf dieses Problem muss Sturm sich natürlich ohnehin vorbereiten. Aber gerade der ÖFB sollte sich nicht am Liga-Brain-Drain beteiligen (wie schon mit der Nominierung von Josef Hickersberger), sondern vielmehr Know-How ins Land importieren, von dem dann auch die Ligatrainer profitieren könnten (die ich derzeit allesamt für nicht schlecht besetzt halte). Aus dieser Perspektive wäre es ratsam für und nachhaltig vom ÖFB, sich im Ausland umzusehen. Trainer die Potential haben, aber noch keine endlose Erfolgsliste (die sie teuer machen würde) gibt es dort genug – viele davon können eh deutsch. (Damit der unumgängliche Boulevard mitmacht, müssen die halt ab und zu lustige Sprüche sagen.)

5. Foda muss beim Erfolg sehr loyal sein

Wie Martin Blumenau richtig sagt: Leitet Foda das heimmische Nationalteam mit Geschick, dann wird die Aufmerksamkeit von deutschen Klubs schnell groß sein. Ob der Trainer dann bei lukrativen Angeboten seinen Weg mit dem Nationalteam fortsetzt? Oder müsste dann wieder ein Trainer von vorne beginnen?

Auch das wird zugegeben allgemein ein Problem mit dem nächsten Trainer sein (sofern die Wahl nicht von Haus aus eine Katastrophe wird). Damit jemand mit Klasse im ÖFB-Team sein langjähirges Traumprojekt sieht, muss der Erfolg schon bahnbrechend sein. In dieser Hinsicht kann sich der ÖFB personell schwer absichern. Deshalb muss er es strukturell tun. Die Entwicklung der Mannschaft und Philosophie muss von einem kompetenten Sportdirektor mitgemacht werden, der auch dann bleibt und den Weg fortführt, sollte der Trainer gehen. Der ewige Neuaufbau muss enden.

Fazit

So, wer hätte das gedacht? Jetzt hab ich doch tatsächlich ein Plädoyer gegen einen Trainer gehalten, den ich sehr respektiere. Aber die genannten Punkte bereiten mir Kopfzerbrechen und sollten nicht ignoriert werden, wenn man an die langfristige Entwicklung des österreichischen Fußballs denkt. Foda wäre eine anständige Lösung für den Teamchefposten, aber auch unter Berücksichtigung des knappen Budgets – im Moment – nicht die optimale.

Zurecht mag man nun einwenden, dass man einen international etablierten (Punkte 1, 2), zukunftsfähigen (Punkt 5) Topp-Mann wird man zwar ohnehin nicht bekomme, aber gerade der drohende Liga-Qualitätsverlust (Punkt 4.) und die zumindest geringe Erfahrung bei einem hochprofessionell geführten, modernen Verein in einer Topp-Liga (Punkt 3) erscheinen mir bedeutende Unterschied zwischen Foda und etwa einem Marco Pezzaiuoli zu sein. Für dessen Engagement würde ich dem ÖFB übrigens ohne jedes Bauchweh gratulieren. (tsc)

Dieser Text ist Teil eines Pro/Contras. Die Pro-Haltung hat Georg eingenommen. In der Umfrage seid ihr am Wort.

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https://ballverliebt.eu/2011/09/12/contra-foda-als-teamchef/feed/ 35
Interview mit Andreas Heraf (Teil 2): „Ich wollte zu jedem Turnier“ https://ballverliebt.eu/2011/07/16/interview-mit-andreas-heraf-teil-2-ich-wollte-zu-jedem-turnier/ https://ballverliebt.eu/2011/07/16/interview-mit-andreas-heraf-teil-2-ich-wollte-zu-jedem-turnier/#respond Fri, 15 Jul 2011 23:05:54 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5287 Interview mit Andreas Heraf (Teil 2): „Ich wollte zu jedem Turnier“ weiterlesen ]]>
ÖFB-U20-Trainer Andreas Heraf spricht im zweiten Teil unseres großen Interviews über die Gegner bei der anstehenden Weltmeisterschaft, über das eigene System und wieso er sich über Paul Gludovatz ärgert.
Das Gespräch führten Tom Schaffer und Philipp Eitzinger.

Teil 1 des Interviews verpasst? Andreas Heraf spricht dort über den Weg nach Kolumbien, die Vorbereitung und die Mühen der Kaderzusammenstellung.

Ballverliebt.eu: Wir haben die Gegner ja schon kurz angesprochen. Es klingt vor allem schwer, etwas über Panama zu finden. Wie ging es Ihnen dabei?

Andreas Heraf: Es ist nicht einfach. Ich sage das jetzt gleich dazu, falls später noch eine Frage über Gludovatz kommt. Für mich ist die größte Frechheit an der Geschichte, dass mir vorgeworfen wurde, ich hätte zu wenig getan. Ich glaube, dass ist genau meine große Stärke, dass ich seit einem Jahr an dieser WM hänge. Ich wollte zu jedem Turnier: Nach China, nach Peru, nach Neuseeland, nach Libyen – wo der Africa-Cup ursprünglich stattfinden sollte. Ohne zu wissen, was uns bei der Auslosung erwartet, um alles zu sehen. Man hat mir gesagt: „Das ist dann gar zu viel“. Aber ich wollte es. Ich habe zuhause trotzdem von jedem Turnier alle Aufstellungen von der Vorrunde bis ins Finale ausgedruckt. Wir haben zum Beispiel keinen Asiaten gekriegt, aber ich hätte alles gehabt.

Bei Panama war es ähnlich. Die haben eine sehr gute Homepage. Dort hat man extrem viele Informationen bekommen. Wobei, im letzten Monat haben sie das eingestellt, entweder mit Absicht oder weil die U17-WM so wichtig war… Vorher hast du dort detailliert alles gefunden.

Auch Michael Grubinger vor Ort war fantastisch und was er an Material organisiert hat, war ein Wahnsinn. Nach der Auslosung in war klar, wir haben Brasilien. Am Flughafen in Bogotà einen Tag später stand ein Freund von ihm und gab mir fünf DVDs von ihnen. Ich glaube, das hatte niemand von den 24. Ob das notwendig ist, ist immer die Frage, aber ich hatte es. Auch bei Panama habe ich mittlerweile 10 DVDs. Die letzte war ganz kurios. Ein Auslandsösterreicher in Guatemala hat uns angeschrieben, dass die ein Freundschaftsspiel dort spielen und ob er das aufnehmen soll. Und das haben wir dann per Post bekommen.

Es haben viele mitgeholfen. Es gibt einen österreichischen Spielervermittler, der in Panama gute Kontakte hat. Von dem hab ich auch Videos und Analysen bekommen. Was das betrifft habe ich alles genommen, was ich kriegen konnte, und bin sehr gut vorbereitet.

Wie sieht Panama von Taktik und System her aus?

Das war die schwierigste Mannschaft, um das herauszufinden. Ich kann sehr viel über die Einzelspieler sagen. Die sind gut und relativ fit. Sie kennen das Klima und sind gut eingespielt. Was das Mannschaftsgefüge betrifft, muss man allgemein sagen, die haben extremen Nationalstolz. Auf das müssen wir uns einstellen, die werden sterben für ihr Land, das ist die Wahrheit. Die sind auch wie eine Familie, nicht umsonst fünf Monate im Jahr zusammen. Sie machen oft den Eindruck als Mannschaft topp organisiert zu sein, dann aber haben sie wieder Phasen, wo ich mir sage: „Da ist gar nichts zu erkennen“. Es ist wirklich schwierig. Einmal spielt die Mannschaft extrem offensiv, dann steht sie nur hinten drin.

Es spricht aber schon vieles für die Mannschaft. Man darf auch nicht vergessen: Panama ist in der Weltrangliste 52. und Österreich 65. – die sind im Gold Cup nach Gruppensieg im Semifinale ausgeschieden. Es stehen vier A-Nationalspieler in der U20. Wenn viele Panama unterschätzen,… damit kann ich leider nicht dienen.

Ägypten haben wir im Africa Cup zwei Mal beobachtet. Unser Eindruck war: Die stehen hinten bombensicher, aber vorne nichts Weltbewegendes…

Das stimmt. Sie schießen recht wenige Tore, bekommen aber praktisch keine. Hinten sind sie brutal. In der Viererabwehr sind drei von einem Verein. Sie sind körperlich robust, eine technisch gute Mannschaft und taktisch gut eingestellt. Ich hätte mir aus Afrika eher ein anderes Team gewünscht, die taktisch sicher nicht so weit sind. Ägypten spielt am Europäischsten, hat auch einige Leute in Frankreich.

Und Brasilien? Wird da ein Neymar dabei sein?

Nein. Es ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass Neymar und Lucas nicht spielen werden.. Firmino von Hoffenheim ist jetzt nach hause gefahren, den haben sie nicht dort gelassen. Der Rest wird spielen.

Kommen wir zur eigenen Mannschaft. Bei der EM hat es ja nur das Spiel gegen England im TV gegeben. Damals gab es ein 4-3-3 mit konsequentem Flügelspiel. Wird man das wieder sehen?

Wenn man von Systemen oder solchen Zahlenkombinationen spricht, sollte man immer die Frage stellen, was das heißt. Es gibt eine defensive und eine offensive Grundordnung. Ich kann aus einem 4-3-3 auch in der Defensive ein 4-5-1 machen. Wenn ich von 4-3-3 spreche, dann in erster Linie von der Offensive, denn das kann ich beeinflussen und so spielen, wie ich will – oder es zumindest versuchen. Da werden wir sicher wieder so agieren und mit einem 4-3-3 spielen.Wir sind damit gut gefahren.

Wird man schauen, dass man das eigene Konzept durchbringt, oder sich am Gegner orientieren?

Als ich die Mannschaft übernommen habe, hatte sie – ohne die 92er – nicht die Qualität, dass wir im Entferntesten an eine Turnierqualifikation gedacht haben. Anfangs haben wir 4:0 gegen Deutschland und 3:1 gegen Belgien verloren – da waren wir chancenlos. Ich dachte, ich bekomme graue Haare und die werden uns weg schießen – stellen wir uns hinten rein und hoffen auf Konter. Ich habe aber schnell gesehen, dass das nicht die Philosophie von einem Andi Heraf oder einer ÖFB-Mannschaft sein kann. Man hat sich in den vergangenen 10 oder 20 Jahren in Österreich international immer hinten rein gehaut und vorne gehofft, dass etwas passiert. Das mag ich nicht.

Wir wollen offensiv spielen und haben gute Fußballer in unseren Reihen. Wir haben auch gute Fußballer geholt, egal wie groß sie waren – drum sind wir ehrlich gesagt auch eine recht kleine Mannschaft. So hat sich das 4-3-3 entwickelt das gut passt, sehr variabel ist und auf viel Ballbesitz ausgerichtet ist und wo die Kugel einfach lauft.

Wer sind ohne Alaba die Leitwölfe?

Das ist einfach eine geile Mannschaft mit überragender Stimmung – auch ohne David. Aber wenn der wo reinkommt, geht die Sonne auf. Ich telefonier oft mit ihm. Er ruft mich auch oft an und sagt: „Trainer ich wäre gern dabei, mach was“. Der passt damit perfekt in die Mannschaft. Wenn er nicht dabei ist, ist der Rest von dem Haufen sensationell. Am Teamspirit wird es nicht hapern.

Gerade die Besetzung in der Defensive ist etwas schwierig. Wie wird die Aufteilung aussehen? Wir haben gehört, Marcel Ziegl eventuell als Linksverteidiger – auch in Abstimmung mit Ried offensichtlich?

Davon weiß ich nichts, ich hab auch mit Herrn Gludovatz keinen Kontakt. Wir hatten in der Mannschaft immer das Problem der Außenverteidiger. Die ganze Abwehr war eigentlich schwierig. Ich habe auch Schimpelsberger zu einem Innenverteidiger umfunktioniert, der immer ein Sechser war. In der ersten Qualirunde hat Ziegl rechts hinten gespielt und das anständig gemacht. Auch Windbichler als Innenverteidiger und Trauner als Mittelfeldspieler habe ich rechts probiert. Trauner wurde in Frankreich unter die besten Außenverteidiger gewählt und ist leider verletzt. Farkas, der bei der EM nicht spielen durfte, wird rechter Verteidiger spielen. Schimpelsberger und Rath in der Mitte, Dilaver links. Auch Klem kann man dort immer bringen, aber der ist hinten immer ein wenig verschenkt. Der Marcel (Anm.: Ziegl) kann hinten alles und als defensiver Mittelfeldspieler spielen, der ist ein absoluter Allrounder.

Sie haben keinen Kontakt mit Herrn Gludovatz…

Also jetzt nicht mehr, vorher schon.

… der hat so einen Bewerb natürlich schon hinter sich. Gibt es da eine Erfahrungsweitergabe im ÖFB?

Ich wüsste nicht, was er großartig weitergeben hätte sollen. Die Quali und die Europameisterschaft laufen glaube ich ziemlich gleich ab – vom Ablauf, der Gegnervorbereitung, der Turnierform und dass alle in einem Hotel sind. Es wird mehr Zuseher, Medieninteresse und einen größeren Trubel geben, aber sonst bleibt alles gleich. Ich wäre da nicht angewiesen gewesen auf große Tipps von jemandem, der das schon gemacht hat.

Mit dem Erfolg von 2007 wirft Paul Gludovatz natürlich einen großen Schatten. Nervt die Fragerei nach ihm?

Die Fragerei eigentlich nicht. Mehr die Aussagen, die er getätigt hat. Sie ärgern mich, weil sie nicht der Wahrheit entsprechen. Ich weiß nicht, warum er das getan hat. Dass wir beide uns nicht verstehen, möchte ich gar nicht bestreiten, aber es ärgert mich. Wenn er sagt, er sei zigtausend Kilometer gefahren, dann glaub ich ihm das, weil ich auch zigtausend Kilometer gefahren bin.

Wenn er sagt, man muss so wie er regelmäßig mit Demut bei jedem Vereinstrainer vor Ort um die Spielerfreigabe bitten, dann muss ich sagen, er muss dich Abfahrt Schwanenstadt verpasst haben. Im Vorfeld der WM in Kanada war er nicht ein Mal bei mir, hat nicht ein Mal um die Freigabe gebeten – schon gar nicht demütig – und er hat mich auch nicht angerufen. Er verlangt von mir, was er selber nicht getan hat. Das finde ich nicht in Ordnung, das wollte ich auch gesagt haben.

Und sonst: Wenn man sich als kleines Land wie Österreich innerhalb von vier Jahren zwei Mal für eine WM qualifiziert – was übrigens eine unglaubliche Sensation und nicht selbstverständlich ist – dann ist klar, dass das verglichen wird. Für mich ist das kein Problem. Es war eine ganz andere Gruppe, ein anderes Klima, eine andere Vorbereitung, andere Spieler. Es ist ganz einfach vier Jahre später und komplett anders. Deshalb möchte ich mich da nicht vergleichen. Wenn wir wieder Vierter werden – super. Wenn wir besser sind – fantastisch. Wenn es schlechter ausgeht, werden wir trotzdem alles versucht haben.

Wäre wahrscheinlich trotzdem schön dabei gewesen zu sein…

Das sowieso. Umso mehr ärgere ich mich, dass ich mir jetzt nach diesen Aussagen wegen Dingen Gedanken machen muss, die in der Vorbereitung keinen Platz haben. Dass er als ehemaliger Teamchef, WM-Teilnehmer und Österreicher solch negativen Dinge sagt, vor einer so positiven Geschichte, kann und mag ich nicht verstehen. (tsc, phe)

Teil 3 des Interviews mit Andreas Heraf wird sich mit seinem Selbstverständnis als Trainer, Transfers von jungen Spielern ins Ausland, Nachwuchsstrukturen in Österreich und der Trainerausbildung auseinandersetzen. Der Text dazu wird am Montag erscheinen.

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