Paraguay – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 21 Jul 2011 07:52:45 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Copa, SF2: Unverdient und ohne Sieg https://ballverliebt.eu/2011/07/21/copa-sf2-unverdient-und-ohne-sieg/ https://ballverliebt.eu/2011/07/21/copa-sf2-unverdient-und-ohne-sieg/#comments Thu, 21 Jul 2011 04:19:31 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5377 Copa, SF2: Unverdient und ohne Sieg weiterlesen ]]> Wer ein Spiel nicht gewinnen will, wird es auch nicht gewinnen. Das zeigte Paraguay in diesem Halbfinale gegen Venezuela. Wer in einem Turnier fünf Partien spielt und keine einzige davon gewinnt, kann trotzdem ins Endspiel kommen. Auch das zeigte das erschreckend passive Team aus Paraguay…

Paraguay - Venezuela 0:0 n.V., 5:3 i.E.

Eine starke halbe Stunde gegen Ecuador, dann im zweiten Gruppenspiel eine ordentliche Leistung gegen Brasilien – dann war’s vorbei mit der Herrlichkeit bei Paraguay. Ohne vollen Erfolg, ohne jedes Tempo und ohne echten Siegeswillen, aber mit Glück im Elfmeterschießen (weil sich die Seleção einfach noch doofer anstellte) kam Paraguay dennoch ins Semifinale. Wo es gegen das neben Peru zweite Sensationsteam ging: Venezuela! Die Mannschaft des jungen Teamchefs César Farías hatte zwar im Viertelfinale gegen Chile keine Chance, war aber eiskalt bei Standards. Hatte im Halbfinale nichts zu verlieren. Und die gute Erinnerung, im Gruppenspiel gegen Paraguay durch zwei späte Tore noch ein 3:3 geholt zu haben.

Mühsames Spiel

Es entwickelte sich von Beginn an eine eher zähe Partie. Paraguay flutete die Mittelfeldzentrale, indem sich die beiden Außen, Barreto und Santana, sehr weit nach innen orientierten und die komplette Mannschaft extrem mit dem Ball mit verschob. So wurde das Spiel für Venezuela so schmal wie möglich gemacht. Im eigenen Spiel nach vorne wurde durch aufrückende Außenverteidiger – vor allem Marcos Cáceres auf der rechten Seite – versucht, das auszugleichen.

Außerdem wich vorne Nelson Valdez auf die rechte Seite aus und war immer wieder ein direkter Anspielpartner von Cáceres. In diesen Fällen fehlte dann allerdings die Unterstützung, Valdez konnte kaum Flankenbälle zu Barrios in die Mitte bringen. Die weit innen platzierten Barreto und Santana wurde hauptsächlich von den beiden venezolanischen Sechsern bewacht (Di Giorgi ersetzte hier den gesperrten Rincón), die Außen im Mittelfeld oder gar die Außenverteidiger ließen sich nicht nach innen ziehen.

Wenig Platz, wenig Chancen

Was zur Folge hatte, dass das paraguayanische Spiel stockte: Weil sich die gegnerischen Außen eben nicht aus der Position ziehen ließen, aber mit Rondón und Alejandro Moreno auch die beiden Stürmer nach hinten arbeiteten, entstand nirgendwo ein Platz, den Paraguay ausnützen hätte können. Und zu allem Überfluss rückten auch immer wieder einige Venezolaner so weit vor, dass Paraguay schon in der Spieleröffnung kaum Platz blieb.

Dennoch: Defensiv stand Paraguay recht sicher. Riveros und Ortigoza zeigten zwar wenig Wirkung nach vorne, in der Rückwärtsbewegung waren Rondón und Moreno aber gut aufgehoben. Das extreme Verschieben von Paraguay brachte zwar nach vorne nichts, hatte nach hinten aber den Effekt, dass auch Venezuela kaum Raum zur Spielgestaltung blieb. Wodurch sich Chancen praktisch nur aus Standardsituationen ergaben. Ein Kopfballtor von Vizcarrondo wurde wegen Abseits zur Recht nicht anerkannt, bei der einzigen wirklich herausgespielten Chance der ersten Hälfte wurde das Torgestänge getestet (42.).

Schlafwagenfußball

Hatte man schon in der ersten Halbzeit kaum einmal das Gefühl, dass eine Mannschaft wirklich bereit wäre, die Initiative zu übernehemen, stand in der zweiten dann schon „0:0“ in ganz großen Buchstaben über dem Spiel. Das Tempo war nun endgültig entwichen, die Partie spielte sich beinahe in Zeitlupe ab. Das Verhindern eines möglicherweise entscheidenden Fehlers stand an erster Stelle.

Da half auch die Einwechslung von Marcelo Estigarribia auf Seiten von Paraguay nichts. Der Flügelspieler von Newell’s Old Boys war in seinen ersten beiden Einsätzen bei dieser Copa ein ständiger, quirliger Unruheherd, aber in diesem Halbfinale fügte er sich nahtlos in das unglaublich langsam geführte Spiel beider Mannschaften ein. So war die Verlängerung nach 90 torlosen Minuten die logische Konsequenz.

Venezuela klar am Drücker…

Dort allerdings drückte Venezuela merklich auf’s Gas. Farías hatte schon kurz zuvor mit Maldonado einen gelernten Stürmer statt César González auf der rechten Seite gebracht. Das zeigte Wirkung: Während die Paraguayer schon alleine von der Seitenlinie kein gutes Beispiel mitbekamen – sowohl Teamchef Gerardo Martino als auch sein Assistent Jorge Pautasso wurden auf die Tribüne verbannt – machte Venezuela einen deutlich stabileren Eindruck und traf innerhalb weniger Minuten zwei weitere Male den Pfosten. Erst nach einem abgefälschten Maldonado-Schuss, dann nach einer Ecke.

Nach dem Ausschluss (102.)

Venezuela hatte das Spiel in der Verlängerung unter Kontrolle, und das verstärkte sich, als Paraguay auch auf dem Platz die Nerven wegwarf – Jonathan Santana flog mit seiner zweiten Verwarnung vom Feld und es dauerte ewig, bis sich das dezimierte Team darauf einstellen konnte. Denn die Seite von Santana blieb erst verwaist und wurde dann nur halbherzig von Ortigoza verteidigt, was der venezolansiche Linksverteidiger Cichero zu konsequenten Vorstößen nützte, die (endlich) mit Tempo vorgetragen wurden und fast immer für Gefahr sorgten.

…aber Paraguay findet rechtzeitig die Nerven wieder

Es dauerte eine knappe Viertelstunde, ehe die nun von Kondi-Trainer Elvio Paolorosso als Chef auf der Bank geleiteten Paraguayer reagierten und Estigarribia die Seite wechselte, um Cichero einzubremsen. In dieser Phase hielten nur zwei Paraguayer ihre ansonten ziemlich zerfallende Mannschaft (Darío Veron hatte Glück, nach einem unsportlichen Rempler nur Gelb zu sehen) im Spiel: Torhüter Justo Villar, der einige Chancen stark zunichte machte, und Innenverteidiger Paulo da Silva.

So hatte Venezuela im Grunde erst großes Pech, den hochverdienten Sieg nicht einzufahren. Und dann kam auch noch dazu, dass für das Elfmeterschießen der zerbröselnde Gegner wieder zu sich fand – denn kein einziger der Strafstöße von Paraguay im Shoot-Out waren in irgend einer Weise haltbar, alle fünf Spieler knallten ihre Elfer am chancenlosen Renny Vega vorbei ins Tor – mit einer Überzeugung, die man in den 120 Minuten davor nicht im Ansatz erkennen konnte.

Da reichte es aus, dass zwischen all den auch von Venezuela bombensicher verwandelten Versuche ein einziger Spieler der Vinotinto ausließ – Franklin Lucena war der Unglücksrabe, dessen schwach geschossener Elfer sichere Beute von Justo Villar wurde. Die Entscheidung.

Fazit: Ein Treppenwitz der Fußballgeschichte

Es hat in der Fußballgeschichte wohl noch nie einen Finalisten gegeben, der dermaßen unverdient in ein Endspiel gekommen ist. Paraguay spielte anderthalb gute Partien (gegen Ecuador und das Gruppenspiel gegen Brasilien), lieferte danach eine solide (VF gegen Brasilien) und zwei absolut unterirdische Leistungen (die beiden gegen Venezuela). Paraguay hat im ganzen Turnier kein einziges Spiel gewonnen, hatte das schon im Viertelfinale auch eigentlich nicht vor und auch in diesem Semifinale konnte das Team bis auf knallharte Elfmeter rein gar nichts zeigen, was eine Finalteilnahme auch nur im Entferntesten rechtfertigen würde.

Da kann einem das Team aus Venezuela schon fast leid tun. Ja, auch sie haben 90 Minuten lang nur versucht, das Tempo nicht allzu hoch werden zu lassen und fehler zu vermeiden. Aber in der Verlängerung drehte die Vinotinto mächtig auf, traf insgesamt dreimal Aluminium und hatte noch weitere sehr gute Chancen.

Wenn schon ein Team aus diesem lange Zeit extrem drögen Spiel das Finale verdient gehabt hätte, dann nur Venezuela. Dass Paraguay ohne einen einzigen Sieg – und, noch schlimmer: sogar ohne den Willen, ein Spiel gewinnen zu wollen – ins Endspiel kommt ist nichts anderes als ein trauriger Treppenwitz der Fußballgeschichte.

(phe)

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Copa, VF 3/4: Chile und Brasilien eliminieren sich selbst https://ballverliebt.eu/2011/07/19/copa-vf-34-chile-und-brasilien-eliminieren-sich-selbst/ https://ballverliebt.eu/2011/07/19/copa-vf-34-chile-und-brasilien-eliminieren-sich-selbst/#comments Tue, 19 Jul 2011 11:25:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5359 Copa, VF 3/4: Chile und Brasilien eliminieren sich selbst weiterlesen ]]> Beobachter hatten nach dem ersten, überraschend verlaufenen Viertelfinal-Tag schon gewitzelt: „Wenn’s normal läuft, gibt’s ein Semifinale Paraguay gegen Venezuela!“ Und siehe da: genau so kam es auch. Weil Brasilien wieder nicht in der Lage war eine wenig aufregende Mannschaft aus Paraguay zu knacken. Und weil Chile gegen Venezuela aus der drückenden Überlegenheit zu wenig machte.

Paraguay - Brasilien 0:0 n.V., 2:0 i.E.

Der Modus macht’s möglich – wie schon in der Gruppenphase treffen Brasilien und Paraguay gleich in der ersten K.o.-Runde aufeinander. Und wieder schaffte es die Seleção nicht, den Außenseiter zu biegen – obwohl Paraguay wie schon gegen Venezuela nicht gerade viel Flair anbieten konnte.

Dafür eine konsequente Defensive. Teamchef Gerardo Martino brachte statt des offensiv etwas stärkeren Nestor Ortigoza im Zentrum Victor Cáceres, der sich explizit um Ganso kümmerte. Auch auf den Flügeln, wo üblicherweise das Spiel der Paraguayer aufgezogen wird, hatten die Spieler vornehmlich defensive Aufgabe – nämlich jene, die Außenverteidiger bzw. die Außenstürmer zu stoppen.

In den alten Trott

Was zur Folge hatte, dass das brasilianische Spiel ziemlich in den alten Trott verfiel: Wenig Breite über die Außenverteidiger, viel Platz zwischen Defensive und Offensive und ein Offensiv-Quartett, dass nicht gut harmonierte, wenn der Ball doch einmal vorne war. Besonders enttäuschend war in dieser Phase Maicon: War er gegen Ecuador noch eine dramtische Verbesserung gegenüber Dani Alves, kam hier wiederum nichts wirklich nennenswertes von ihm.

Andererseits aber zeigte Marcelo Estigarribia, der zwei so tolle Spiele zum Auftakt gemacht hatte, wie schon in seinem letzten Gruppenspiel nach vorne praktisch gar nichts. Auf der anderen Seite ist Vera (der wieder statt Barreto spielte) ohnehin mehr auf der defensiven Seite daheim. So hatte Paraguay das Spiel defensiv zwar gut im Griff und man ließ Brasilien wenig Zeit am Ball und somit kaum Gelegenheit, sich wirklich zu entfalten, aber selbst konnte man auch kaum Torgefahr erzeugen. Ein torloses Remis zur Halbzeit war die logische Folge.

Maicon wacht auf

Nach dem Seitenwechsel sah man endlich wieder mehr von Maicon. Von Estigarribia war nichts zu befürchten, und so traute sich Maicon wieder mehr nach vorne, was dem Spiel seiner Mannschaft extrem gut tat. Brasilien schaffte es nun, den Ball kontrolliert in die gegnersiche Hälfte zu bringen und sich dort festzusetzen. Das war zwar immer noch nicht annähernd so gut wie gegen Ecuador, aber immerhin eine deutliche Verbesserung gegenüber der ersten Halbzeit.

Nach einer Stunde reagierte Martino und brachte mit dem genesene Barreto statt Vera die offensivere Variante auf dem rechten Flügel – wenn schon von Estigarribia auf links nichts kam. Der Effekt allerdings hielt sich eher in Grenzen, weil auch Barreto eher gegen André Santos spielte als umgekehrt. In der zweiten Hälfte zog die Seleção deutlich an der Daumenschraube und hätte auch genug Chancen gehabt, die verdiente Führung zu erzielen. Torhüter Villar hatte etwas dagegen.

Ball kommt nicht in die Spitze

Das Problem bei Paraguay blieb, den Ball in die Spitze zu Valdez und Barrios zu bekommen. Zwar spielte Valdez zumeist in einer eher hängenden Position, letztlich aber doch zu hoch, um aus dem tief stehenden Mittelfeld und von den wirkungslosen Außen bedient zu werden. So nahm Gerardo Martino den in der Luft hängenden Barrios vom Platz und brachte Hernán Pérez, der zentral hinter Valdez ein Mittelding aus Zehner und hängender Spitze gab.

Das nahm zwar Lucas Leiva wiederum etwas aus der Rechnung, sorgte aber nicht dafür, dass Paraguay besser nach vorne spielte. Wirklich geholfen hat auf der anderen Seite auch der Schritt, den bulligen Fred in die Spitze zu stellen und Pato statt des ausgewechselten Neymar (der wiederum haupsächlich durch seine lächerliche Frisur, und nicht durch sein Spiel auffiel) auf den Flügel zu stellen. So ging es in die Verlängerung.

Zwei Mann weniger, gegenseitige Blockade

Dort setzte sich das Spiel – das zudem von einer Peinlichkeit von erbärmlich schlechtem Rasen zusätzlich gehandicapt war – der zweite Halbzeit fort, ehe mit Lucas Leiva und Antolín Alcaraz zwei Spieler aus der Premier League (Liverpool bzw. Wigan) nach einer Rauferei ihre jeweiligen Teams um einen Mann dezimierten. Die gegenseitige Blockade wurde davon allerdings eher verschärft, zumal mit Lucas Silva und Elano (statt Ganso und Pato) bei Brasilien auch eher zentrale Spieler kamen.

Bei Paraguay ging man auf ein 4-4-1, indem Edgar Barreto vom rechtn Mittelfeld nach hinten rückte und von dort Dario Verón auf die frei gewordene Position von Alcaraz in der Zentrale. Paraguay wusste nun endgültig, dass man in diesem Spiel kein Tor mehr erzielen würde und drehte an der Zeit, Brasilien kam auch in der restlichen Spielzeit nicht zum Zug – und so musste es ins Elfmeterschießen gehen

Wo die Brasilianer zum Teil am fürchterlichen Untergrund scheiterten, denn ganze Rasenstücke im mit tonnenweise Sand bearbeiteten Geläuf bei den Strafstößen herausgerissen. Aber während nach Elano (der den Ball gefühlte fünf Meter über das Tor hob) auch Thiago Silva, André Santos und Fred nicht in der Lage waren, sich darauf einzustellen, reagierte Paraguay richtig: Estigarribia und Riveros chipten den Ball nur leicht in die Mitte und verzichteten auf Härte. Was das richtige Rezept war.

Fazit: Aufregend war’s nicht…

War die Verlängerung vom Spiel Argentiniens gegen Urguay noch wegen des Siegeswillens beider Teams durchaus sehenswert, waren das 120 eher mühsame Minuten. Paraguay machte nicht wirklich Anstalten, das Heft selbst in die Hand zu nehmen und beschränkte sich darauf, eine ohnehin nicht übertrieben gut geölte brasilianische Mannschaft in Schach zu halten.

Der Seleçãao gelang es wieder einmal nicht, für die nötige Breite zu sorgen und auch das Loch zwischen Ramires und dem Offensiv-Quartett ist in weiten Phasen wieder beängstigend groß gewesen. So passt es ins Bild, dass es dieses nicht funktionierende schafft sogar alle vier Elfmeter im Shoot-Out zu verballern.

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Chile war in einem von defensiver Disziplin geprägten Turnier die mit Abstand attraktivste Mannschaft. Doch weil erst Teamchef Borghi die erste Halbzeit verschenkte und dann sein Team ein Füllhorn an Möglichkeiten, reichten Venezuela zwei Freistöße zum äußerst glücklichen 2:1-Sieg…

Venezuela - Chile 2:1

Marcelo Bielsa interpretierte als chilenischer Teamchef sein 3-4-3 immer, es gab bei ihm – egal gegen wen – nur einen Sechser. Dass Claudio Borghi in der Herangehensweise an eine Partie da etwas vorsichtiger zu Werke geht, ist bekannt. Gegen Venezuela hat er es aber ein wenig übertrieben: Mit Carmona und Medel stellte er gleich zwei Sechser auf, und das bei einem Kontrahenten, von dem klar war: Der wird nicht stürmen, sondern tief stehen und abwarten.

Ein verschenkter Mann

So kam es dann auch: Die Venezuelaner spielten in den Gruppenspielen, in denen sie der Außenseiter waren – also gegen Brasilien und Paraguay defensiv und nahmen nur gegen die biederen Ecuadorianer das Heft selbst in die Hand. Chile ist nun alles andere als bieder, und so reihten sich die beiden Viererketten, die Teamchef Farias in gewohnter Besetzung auflaufen ließ, auch dementsprechend tief ein.

Was für das 3-4-1-2 von Borghi bedeutete: Einer seiner beiden Sechser war verschenkt. Mit den beiden Offensiven im venezolanischen Team, diesmal Fedor und Maldonado, wäre die Dreierkette mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler ebenso spielend zurecht gekommen. Angesichts der (zumindest) acht gegnerischen Mann zwischen dem Duo Medel/Carmona und dem venezolanischen Tor war es für Chile schwierig, den Ball sinnvoll nach vorne zu bringen.

Flügel ausgeschaltet

Was auch daran lag, dass die gut nach hinten arbeitenden Flügel-Duos bei Venezuela ihren jeweiligen, auf sich alleine gestellten Gegenspieler (Isla bzw. Vidal) gut im Griff hatte. Jimenez im Zentrum kam alleine gegen die vielbeinige Abwehr kaum durch. Womit Chle immer mehr auf lange Bälle zurück griff – für die körperlich eher kleingewachsene Albiroje gegen die Kanten in der venezolanischen Abwehr kein taugliches Mittel.

Der Außenseiter hatte das Spiel defensiv also relativ komfortabel im Griff, kam aber selbst kaum einmal zu echten Gegenstöen. Claudio Bravo im chilenischen Tor sah vor der Pause im Grunde nur einen einzigen Ball auf sein Tor zusegeln – und der war auch prompt drin. Venezuelas Abwehrhüne Vizcarrondo verwertete einen Freistoß zur überraschenden Führung. Eigentlich logisch, dass es nur ein Standard sein konnte.

Mit Valdivia kommt wieder Schwung

Wie schon bei der Weltklasse-Partie gegen Uruguay kam ins chilenische Spiel so richtig Schwung, als Jorge Valdivia in die Partie kam, Teamchef Borghi beließ mit Carmona einen seiner defensiven Mittelfeldspieler in der Kabine. Jiménez wich ging nun nach links und Vidal verstärkte zusätzlich das Zentrum. Die Folge war ähnlicher Rambazamba-Fußball wie gegen Uruguay.

Venezuela hatte nicht im Ansatz die Mittel, sich wirklich des unglaublichen Angriffswirbels zu erwehren, den das Team aus Chile nun über sie hereinbrechen ließ. Lediglich Torhüter Renny Vega verhinderte mit einigen starken Aktionenen den Ausgleich, auch das Torgestänge musste herhalten. Aber wie so oft bei Chile: Der Ertrag stimmte mit dem Gezeigten überhaupt nicht überein. Alleine zwischen Halbzeit und dem letztlich überfälligen Ausgleich von Suazo in Minute 69 hätte man eigentlich vier bis fünf Tore schießen müssen.

So kommt, was kommen musste…

Venezuela hatte also mächtig Glück, dass es mit einem 1:1 in die Schlussphase ging und nicht mit jenem aussichtslosen Rückstand, den man sich aufgrund der zweiten Hälfte eigentlich verdient gehabt hätte. Und die mangelhafte Torausbeute der Chilenen sollte sich rächen – weil zehn Minuten vor Schluss ein zweite Freistoß in den Strafraum flog, Torhüter Bravo nur kurz klären konnte und Cichero zum sensationellen 2:1 verwertete.

Wenn das nicht schon der Todesstoß für Venezuela war – im direkten Gegenzug gab es eine weitere hundertprozentige Torchance – dann war es nach der gelb-roten Karte für Gary Medel endgültig vorbei. In den letzten Minuten verzichtete Chile darauf, die Planstelle auf der Sechs nachzubesetzen. Natürlich, es brauchte den Ausgleich, aber so kam Venezuela in dieser Phase noch zu einigen Kontern. Den Ausgleich fing sich Venezuela nicht mehr – dafür eine unglaublich dämliche rote Karte: Der vorbelastete Tomas Rincón verpasste einem Gegenspieler am Mittelkreis (!) eine Kopfnuss.

So ist Venezuela zwar im Halbfinale. Muss dort aber ohne den wichtigsten Mann im defensiven Mittelfeld auskommen.

Fazit: Eigentlich eine Schande

Dass die Kolumbianer als Favorit gegen Peru geflogen sind, durfte noch mit einem Schulterzucken quittiert werden. Dass die Großmächte Argentinien und Brasilien es im ganzen Turnier kaum gebacken bekamen und letztlich scheiterten, war bis zu einem gewissen Grad folgerichtig.

Aber dass nun die wahrscheinlich beste und mit Sicherheit attraktivste Mannschaft des von defensiver Disziplin geprägten Turniers nun auch die Koffer packen muss, ist eigentlich eine Schande. Chile hat sich das Aus aber selbst zuzuschreiben: Es waren mehr als genug Chancen da, um Venezuela mit einer demütigend hohen Niederlagen aus dem Turnier zu kegeln.

Hatte die letzte große chilenische Mannschaft Ende der 90er-Jahre bis auf ein Weltklasse-Sturmduo (Salas und Zamorano) kaum etwas zu bieten, ist es bei der aktuellen genau umgekehrt: Im Spiel nach vorne ist Chile derzeit das weltweite Nonplusultra. Aber es gibt niemanden, die die Unzahl an Chancen auch in Zählbares ummünzen könnte.

So reichten dem Team aus Venezuela zwei ordinäre Standardsituationen zum überraschenden Semifinal-Einzug.

(phe)

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Copa, Tag 12: Brasilien findet in die Spur https://ballverliebt.eu/2011/07/14/copa-tag-12-brasilien-findet-in-die-spur/ https://ballverliebt.eu/2011/07/14/copa-tag-12-brasilien-findet-in-die-spur/#respond Thu, 14 Jul 2011 10:18:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5243 Copa, Tag 12: Brasilien findet in die Spur weiterlesen ]]> Breite durch aufrückende Außenverteidiger, Kompaktheit im Zentrum durch mehr Initiative aus dem defensiven Mittelfeld – genau das hat Brasilien in den ersten beiden Spielen gefehlt. Und genau das war gegen Ecuador zu sehen, weshab es auch einen klaren Sieg gab. Nur hinten offenbarten sich noch Schwächen.

Brasilien - Ecuador 4:2

Zweimal war das Spiel der Brasilianer nicht wirklich überzeugend. Vor allem über die Flanken war viel zu wenig gekommen! Darum ließ Mano Menezes für das dritte Gruppenspiel gegen Ecuador Dani Alves auf der Bank und ließ stattdessen Maicon als Rechtsverteidiger auflaufen. Mit positivem Effekt.

Doch auch wenn das die einzige nennenswerte personelle Änderung war (Robinho kehrte noch für Jádson in die Startelf zurück, der Vollständigkeit halber), präsientierte sich die Seleção deutlich kompakter und sicherer. Das lag an mehreren Faktoren. Neben dem fleißigen Maicon rückte nämlich nun auch Ramires praktisch permanent in die Offensivreihe auf – zuletzt hatte er das nur sporadisch gemacht, was ein Riesenloch hatte entstehen lassen.

Klare Leistungssteigerung bei Brasilien

Außedem hielten Neymar und Robinho, die wieder nach Herzenslust rochierten, ihre Flanken besser und starteten Läufe nach innen, wenn hinter ihnen die Außenverteidiger aufgerückt waren. Zudem stand nun auch Lucas Leiva deutlich höher. Die Folge war, dass Brasilien ein recht dominantes und vor allem ballbesitzorientiertes Spiel in der gegnerischen Hälfte aufziehen konnte. Die Breite war nun ebenso vorhanden wie die Kompaktheit im Zentrum, auch Pato bewegte sich vorne sehr viel.

So blieb Ecuador kaum etwas anderes übrig, als mit ihren zwei Viererketten tief zu stehen und zu versuchen, die Brasilianer wenigstens nicht zum Torabschluss kommen zu lassen. Wenn es zur Entlastung kam, dann aber wiederum nicht durch Christian Noboa im Zentrum – etwas enttäuschend, schließlich ist er beim russischen Meister von zwei der letzten drei Jahre das Um und Auf im Mittelfeld – sondern über die Seiten. Dann nämlich, wenn sich Arroyo und Benítez im Rücken der aufgerückten Außenverteidiger aufmachten. Versuche durch das Zentrum endete spätestens bei Lucas Leiva.

Tor über die Flanke, Tor aus einem Goalie-Fehler

Kein Wunder, dass das längst verdiente brasiliansiche Führungstor nach einer halben Stunde von einem der aufgerückten AV vorbereitet wurde: André Santos schlug eine Flanke ins Zentrum, wo Pato den Ball zum 1:0 über die Linie spitzelte. Das Spiel schien damit auf Schiene.

Schien, denn die ganze Dominanz hilft der Seleção recht wenig, wenn es hinten individuelle Fehler gibt. So rutschte Torhüter Júlio César ein an sich harmloses Schüsschen von Caicedo aus 20 Metern Entfernung unter dem Körper durch und schon stand es wie aus heiterem Himmel 1:1.

Nachlässig verteidigt

Was die Brasilianer aber nicht wirklich aus der Fassung brachte, wie sich gleich nach Wiederanpfiff zeigen sollte. Wenn man das Spiel breit macht, entstehen zwangsläufig Lücken in der gegnerischen Verteidigung – das 2:1 durch Neymar war aber eher auf nachlässiges Verteidigen zurück zu führen. Zwei Ecuadorianer machen die Gasse auf, der komplett durchs Zentrum eingeletete Angriff wurde eiskalt zum 2:1 abgeschossen.

Brasilien wieder auf Kurs? Naja – auch die Seleção machte hinten Fehler. Wenige Minuten nach der Führung verschlief Ganso einen Klärungsversuch von Maicon, erneut kam Caicedo zum Schuss von der Strafraumgrenze, und der weder von Thiago Silva noch von André Santos wirklich bedrängte Stürmer schoss zum 2:2 ein.

Nach drittem Tor einen Gang zurück

Und wieder waren die Brasilianer nicht geschockt, blieben um Vorwärtsgang und wurden belohnt: Nur zwei Minuten nach dem Ausgleich patzte auch Ecuador-Keeper Eligaza, indem er einen Weitschuss von Neymar direkt vor die Füße von Pato abprallen ließ – das 3:2, die erneute brasilianische Führung.

Nun schaltete die Seleção in dem bis dahin mit hohem Tempo und hoher Intensität geführten Partie doch einen Gang zurück, ließen die Ecuadorianer ein wenig kommen und nützten die Räume, die sich somit boten, kosequent für schnelle Konter. So hatte Ecuador zwar nun mehr vom Ball, aber Brasilien strahlte dennoch mehr Torgefahr aus. Bis durch einen der vielen energiegeladenen Flankenläufe von Maicon zur Entscheidung kam: Neymar musste die tolle Vorarbeit nur noch verwandeln. Das 4:2 war zwanzig Minuten vor Schluss die Entscheidung.

Fazit: Brasilien findet in die Spur

Nach einem schlechten Spiel (gegen Venezuela) und einem mäßigen (gegen Paraguay) war in dieser Partie nun die erste wirklich starke Leistung der Brasilianer zu sehen. Endlich wurde das Loch im Zentrum geschlossen, endlich gab es echtes Flügelspiel, und schon rollt die Geschichte. Logischerweise wurden zwei der Treffer von den diesmal eben konsequent aufrückenden Außenverteidiger vorbereitet, allzu viele Chancen benötigte man nicht für die Tore.

Nur eine latente Schwammigkeit in der Defensive kann Mano Menezes durchaus Kopfschmerzen bereiten. Die Fehler von Júlio César häufen sich in der letzten Zeit markant und in der Rückwärtsbewegung arbeiten nicht immer alle mit der nötigen Ernsthaftigkeit. Das sollte im Viertelfinale gegen die rasant nachlassende Mannschaft aus Paraguay noch kein Problem sein. Aber in einem möglichen Semfinale gegen Chile…

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Geheimtipp Paraguay? So nicht! Gegen Venezuela zeigte die Albiroja eine schreckliche Leistung und strahlte null Torgefahr aus. Drei Standards mussten es richten, und dann wurde aus einem 3:1 in der Nachspielzeit sogar noch ein 3:3. Mit dem Venezuela sicher besser leben kann.

Paraguay - Venezuela 3:3

Die Bürde des Nicht-Verlieren-Dürfens, obwohl man weder gegen Ecuador noch gegen Brasilien verloren hatte, lag schwer auf Paraguay. Ebenso wie die Tatsache, dass Edgar Barreto für die rechte Seite immer noch nit fit ist und Enrique Vera da keinen Ersatz darstellt. Und auch sonst sah das Team aus Paraguay sehr gehemmt und unabgestimmt aus.

Da wäre zum Beispiel Marcelo Estigarribia. Der Mann auf dem linken Flügel spielte zwei tolle Partien, tauchte hier aber komplett ab – er war unsichtbar. Er stand viel zu hoch, um vom eh fleißigen Aurliano Torres von hinten angespielt zu werden. So war Torres gezwungen, entweder selbst ohne Unterstützung nach vorne zu gehen, oder lange Bälle Richtung Estigarribia zu versuchen. Beides klappte nicht nach Wunsch.

Alles durch die Mitte

So liefen bei Paraguay bald alle Versuche, irgendwie nach vorne zu kommen, durch die Mitte – genau dort, wo die wenigste Kreativität ist und die konsequentesten Gegenspieler. Gerade gegen Ecuador im ersten Spiel zeigte Paraguay ein extrem druckvolles Flügelspiel, davon war gegen die soliden, aber weiß Gott nicht überragenden Venezolaner überhaupt nicht zu sehen.

Im Gegenteil, nicht nur, dass nach vorne nichts ging, hinten wurden auch ziemliche Schnitzer eingebaut. So nütze Rondón schon nach wenigen Minuten einen allzu lässigen Ballverlust von Ortigoza dazu, von der Strafraumgrenze zum 1:0 zu verwandeln.

Auch Tempo fehlt

Aber nicht nur die Stoßrichtung versprach bei Paraguay keinen Erfolg, auch das Tempo. Dieses fehlte nämlich ebenso wie ein durchdachtes Angriffssspiel. So war es Venezuela ein leichtes, die Passwege zuzustellen und die Ballführenden unter Druck zu setzen. Und nach Ballgewinn ging es recht schnörkellos in Richtung paraguayanisches Tor.

So war es logisch, dass Paraguay nur aus Standards oder Abwehrfehlern zum Torerfolg kommen konnten. Nach einer halben Stunde kombinierten sie dann beides – auf das Flippertor, das nach einer Ecke über diverseste Umwege zum 1:1 im Tor landete, wäre jeder Billard-Spieler neidisch. Mit drei Banden kam Paraguay da nämlich nicht aus, ehe der aufgerückte Alcaraz den Ball über die Linie drosch.

Experiment mir Dreierkette

Wohl um dem indisponierten Estigarribia Rechnung zu tragen, stellte Paraguay noch in der ersten Hälfte auf einer Dreierkette hinten um – lediglich Aureliano Torres schob nach vorne, auf der anderen Seite gab es Vera etwas defensiver. Die Belebung der linken Seite blieb aber aus, und so wurde nach der Pause wieder auf ein 4-4-2 umgestellt.

Estigarribia aber durfte weitermachen. Und so ähnelte das Spiel nach der Pause dem von davor frappant: Zu wenig Tempo, keinerlei Flügelspiel, und Hoffen auf Standards. Da allerdings war Paraguay auf Zack, denn nach einer Stunde verlängerte Barrios tatsächlich eine Ecke zum unverdienten 2:1 in die Maschen.

Auch von Venezuela kommt wenig

Bei den Venezolanern kamen in der Folge Kapitän Arango und Stürmer Fedor für Orozco und Arismendi in positionsgetreuen Wechseln, aber dennoch zeigten die Weinroten weiterhin wenig Initiative, selbst das Spiel nach vorne anzugehen. So plätscherte das bislang wohl schwächste Spiel dieser Copa seinem ereignisreichen Ende entgegen.

Als in Minute 85 Riveros nämlich das 3:1 für Paraguay erzielte (natürlich nach einer Standardsituation), war das Spiel vermeintlich entschieden. Das dachten wohl auch die Spieler von Paraguay, die nun auch hinten sorglos wurden. So hinderten sie Fedor nicht daran, aus spitzem Winkel abzuziehen und zum 2:3 zu verkürzen. Und dann war es ein Eckball, bei dem nicht aufgepasst wurde, was Perozo tatsächlich noch zum 3:3-Ausgleich nützen konnte…

Fazit: Paraguay hätte Sieg nicht verdient

Kaum zu glauben, dass es die gleiche Mannschaft war, die gegen Ecuador (bis zum verletzungsbedigten Barreto-Austausch) so dominiert hat und nun gegen Venezuela eine im Grunde unterirdische Leistung zeigte. Bei Paraguay passte, bis auf die Standards, rein gar nichts. Kein Flügelspiel, keine Kreativität, null Tempo, haarsträubende Fehlpässe. Dass es dennoch möglich war, 3:1 zu führen, spricht auch nicht gerade für Venezuela. Im Viertelfinale – Paraguay muss gegen Brasilien ran, Venezuela gegen Chile – werden es beide sehr, sehr schwer haben.

(phe)

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Copa, Tag 8: Brasilien behebt Fehler nicht https://ballverliebt.eu/2011/07/10/copa-tag-8-brasilien-behebt-fehler-nicht/ https://ballverliebt.eu/2011/07/10/copa-tag-8-brasilien-behebt-fehler-nicht/#respond Sun, 10 Jul 2011 13:55:54 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5165 Copa, Tag 8: Brasilien behebt Fehler nicht weiterlesen ]]> Wieder konnte Brasilien nicht überzeugen. Weil beim glücklichen 2:2 gegen Paraguay wieder die selben Fehler gemacht wurde! So verdienen sich die Paraguayer den Punkt, weil sie genau diese Schwächen ausnützten. Gruppenerster ist aber vorläufig Venezuela – 1:0 gegen Ecuador!

Brasilien - Paraguay 2:2

Paraguay hat gegen Ecuador zumindest bis zum verletzungsbedingten Austausch von Edgar Barreto nach einer halben Stunde gezeigt, dass die Mannschaft aus einem 4-4-2 durchaus beachtlichen Druck nach vorne entwickeln kann – vor allem über die Flügel. Das war im Spiel gegen Brasilien nicht gefragt: Gerardo Martino stellte seine Mannschaft ein, gegen ein Brasilien zu spielen, wie es die Seleção gegen Venezuela vergeblich versucht hat. Und siehe da: Brasilien machte hier die gleichen Fehler.

Kaum brasilianische Flügel, keine Kontrolle im Zentrum

Was der diesmal im 4-1-4-1 agierenden Mannschaft aus Paraguay extrem in die Hände spielte. Martino zog Santa Cruz aus der Spitze ab und stellte ihn ins rechte Mittelfeld, dafür rückte von dort Vera als Sechser zusätzlicher Mann in die Mittelfeldzentrale. Dort kümmerte er sich in erster Linie um Ganso, Agenden in der Spieleröffnung standen da eher zurück.

Weil die Brasilianer wieder ein veritables Loch zwischen defensivem Mittelfeld und Offensivreihe ließen, hatten die drei Paraguayer im Mittelkreis das Zentrum sehr gut unter Kontrolle, weil wiederum nur Ramires einen Link zwischen der Defensive und Ganso und Co. darstellte. Auch von den Außenverteidigern kam wieder gar nichts – André Santos traute sich gegen Santa Cruz nicht nach vorne, der auch gegen Venezuela schon sehr zurückhaltende Dani Alves war auch diesmal kaum sichtbar. Wobei aber Marcelo Estigarribia erneut eine sehr ansprechende Leistung bot.

Zu wenig Tempo vorne, zu wenig kompakt hinten

Bei Brasilien fehlte es im Spielaufbau aber nicht nur an der Kompaktheit, sondern daraus folgend auch am Tempo. Nur, wenn es mit schnellen Kurzpässen versucht wurde, kam die Seleção sinnbringend vor das Tor von Justo Villar. Und, wenn Paraguay in der defenisven Mittlefeldzentrale nicht aufpasste: Als der Platz zwischen den Reihen einmal zu groß war, nützte das der ansonsten sehr unauffälligen Jádson zur 1:0-Pausenführung.

Dennoch wurde Jádson zur Pause ausgewechselt, aber mit dem für ihn gekommenen Elano wurde das Spiel der Brasilianer noch enger im Mittelfeld. Und doch fehlte hinten mitunter die Ordnung, wenn Paraguay nach Ballgewinn schnell konterte, und so stellte Santa Cruz zehn Minuten nach Wiederanpfiff auf 1:1 – nachdem Estigarribia im Rücken von Dani Alves den Ball nach vorne getragen hatte. Und wenige Minuten später war es erneut Alves, der sich nach einem harmlosen langen Ball von Riveros abkochen ließ, der zuvor für Barrios eingewechselte Valdez verwertete zum 2:1 für Paraguay.

Ramires und Neymar gehen, Ideenlosigkeit bleibt

Menezes nahm in der Folge mit Ramires seinen Achter heraus und brachte mit Lucas einen neuen Flügelstürmer, somit ging er auf ein 4-4-2; mit Lucas auf dem linken und Neymar auf der rechten Steite. Viel gebracht hat dieser Wechsel nicht: Weil Paraguay weiterhin sehr sicher in der Defensive stand und es am Flügelspiel bei Brasilien weiter fehlte, blieben oftmals weiterhin nur lange Bälle.

Dem trug Menezes Rechnung, indem er zehn Minuten vor Schluss mit Fred noch einen echten Zentrumsstürmer brachte, der sich neben Pato stellte. Eine Maßnahme, die noch belohnt wurde – kurz vor Schluss kam ein Ball (natürlich durch die Mitte) bei Fred an, der zwischen zwei paraguayanischen Abwehrspieler hindurch noch noch den glücklichen Ausgleich erzielte. Ja, er stieß duch eine seltene Lücke in der Defensive, es war aber auch einfach wirklich gut gemacht.

Fazit: Brasilien wie Argentinien – Probleme nicht behoben

Wie auch Gastgeber Argentinien machte Brasilien die selben Fehler wie in der ersten Partie: Zu wenig Breite, zu viel durch das Zentrum, zu großer Abstand zwischen Defensive und Offensive. Paraguay ging von Vornherein mit der Vorgabe, genau das Ausnützen, in die Partie, und das war der richtige Matchplan.

Zudem blieben auch diesmal Ganso (gut bewacht von Vera) und Neymar (zu viel klein-klein) blass, Jádson wandelte früh am Rande der gelb-roten Karte und musste daher in der Halbzeit bleiben, Elano brachte keine echte Verbesserung. So verdiente sich Paraguay mindestens den Punkt und Brasilien steht nun im letzten Gruppenspiel gegen Ecuador schon ziemlich unter Druck. Nicht nur, dass ein gutes Resultat her muss, nein, es sollten auch endlich die so offensichtlichen billigen Schwachpunkte behoben werden.

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Eine wirklich attraktive Partie war der Sieg von Venezuela gegen Ecuador nicht. Aber für die Weinroten war es dennoch ein guter Auftritt – denn nach der guten Defensivleistung gegen Brasilien war man gegen schwache Ecuadorianer das nach vorne klar aktivere Team. Womit der Erfolg hochverdient ist.

Venezuela - Ecuador 1:0

Die Formation war bei Venezuela identisch mit der beim 0:0 gegen Brasilien, auch die Besetzung (lediglich Maldonado spielte statt Rondón) – aber die Herangehensweise war ganz anders. Von Beginn an übernahmen die Venezolander die Initiative, vor allem über die Flügel mit César González und Juan Arango. Die beiden, die auch durchaus rochierten, drückten die ecuadorianischen Flügel ziemlich hinten hinein, was zur Folge hatte, dass die Gelben nicht zur Geltung kamen. Denn auch ihr Spiel war auf die Flügel ausgerichtet.

Méndez und Arroyo hatten aber viel Defensiv zu tun, vor allem die seltsamen uninitiativen Noboa und Castillo schafften es nicht, das Spiel selbst zu beruhigen. So kam Venezuela früh zu einigen Chancen, die allerdings ungenützt blieben – der ecuadorianische Torhüter „El Polaco“ Eligaza konnte diese aber entschärfen. Je länger die Partie dauerte, desto weniger kam Venezuela aber durch die zwei Viererbänke durch, die letzte Viertelstunde vor der Halbzeit entwich der Schwung aus dem venezolanischen Spiel und damit auch das Niveau der Partie.

Gewaltschuss bringt die Führung

Auch im zweiten Spielabschnitt blieben zunächst die Weinroten spielbestimmend, weiterhin über die extrem fleißigen Flügel. Arango uund González rückten zudem immer wieder ein, damit die aufrückenden Außenverteidiger die hinterlaufen konnten, das was ohne Gefahr möglich, weil bei Ecuador die hängende Spitze zu fahrig agierte (Benítez) und sein Sturmpartner trotz erkennbarer Spielfreude in der Luft hing (Caicedo).

Zufall ist es aber keiner, dass die bemühten, aber nicht gerade Funken versprühenden Venezolaner durch einen Gewaltschuss in Führung gingen: César González zog nach einem Zuspiel von Arango aus 20 Metern ab, dem machtlose Goalie Elizaga war die Sicht versperrt.

Spät, aber doch legt Ecuador zu

Erst im letzten Spielviertel kam Ecuador zu mehr Spielbesitz und zu etwas gesteigerten Offensivbemühungen, allerdings auch, weil der Gegner das zuließ. Die Venezolaner spielten das aber geschickt, weil sie es sehr gut schafften, die Zentrale zuzumache und Ecuador somit auf die Flügel zu zwingen. Von dort ging aber keinerlei Gefahr aus, weil die Flanken schlecht und die Innenverteidiger sich nur selten überlaufen ließen.

So sammelte Ecuador in der Schlussviertelstunde zwar sehr viel Ballbesitz, aber die fehlende Fähigkeit, ein Spiel selbst zu gestalten, wurde überdeutlich – daran änderten auch die Einwechslungen von Offensiv-Akteuren nichts. Ohne wirkliche Gefahr auszustrahlen, verlor Ecuador die Partie somit verdient. Auch, wenn Venezuela die Möglichkeiten zum Konter eher fahrlässig ausließ.

Fazit: Venezuela kann auch selbst, daher Sieg verdient.

Vor allem in den ersten 20 bis 30 Minuten jeder Halbzeit wurde deutlich, dass Venezuela sich nicht nur wie gegen Brasilien defensiv stellen und verteidigen kann, sondern vor allem mit Arango und González auch selbst in der Lage ist, zumindest gegen ein offensiv völlig indisponiertes Team wie Ecuador selbst die Spielgestaltung in die Hand zu nehmen – und auch bereit war, das zu tun.

Bei Ecuador fehlte jegliches Flair im Spiel nach vorne, was aber nicht nur mit dem verletzungsbedingten Fehlen von Antonio Valencia erklärt werden kann. Schließlich war der Mann von Manchester United schon in der ersten Partie kaum ein Faktor auf dem Flügel. Auch Christian Noboa konnte wieder keine Struktur in seine Mannschaft bringen. Und selbst, als es am Ende nötig war, konnten kaum Chancen erarbeitet werden. Und das reicht nun mal nicht.

(phe)

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Copa, Tag 3 – Auch Brasilien startet fehl; und noch eine Nullnummer https://ballverliebt.eu/2011/07/03/copa-tag-3-auch-brasilien-startet-fehl/ https://ballverliebt.eu/2011/07/03/copa-tag-3-auch-brasilien-startet-fehl/#respond Sun, 03 Jul 2011 21:27:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5106 Copa, Tag 3 – Auch Brasilien startet fehl; und noch eine Nullnummer weiterlesen ]]> Nach dem Gastgeber Argentinien macht auch Brasilien keinen allzu glücklichen Eindruck – nur 0:0 gegen Venezuela! Wobei es nicht nur am Abschlussglück fehlte, sondern an vielem mehr. Zu wenig Tempo, und behäbig, und vor allem: Viel zu wenig Flügelspiel!

Brasilien - Venezuela 0:0

Die Santos-Jungstars Neymar und Ganso feierten ihren ersten großen Auftritt im Trikot des WM-Gastgebers von 2014 – die beiden sollen die Zukunft der Seleção darstellen. Auf dem Weg dazu, zu tragenden Stützen beim Turnier in drei Jahren aufgebaut zu werden, soll die Copa so ein wenig als Testlauf herhalten. Wie belastbar sind die beiden schon? Vor allem, wenn es darum geht, gegen einen kompakten, aber nicht zur Weltspitze zählenden Kontrahenten wie Venezuela geht. So richtig gut ging das nicht.

Brasilien behäbig

Und schnell wurde das Problem der Seleção klar: Zu wenig Bewegung, zu wenig Tempo, sehr statisches Spiel und vor allem: Ein zu großer Abstand, bzw. zu wenig Kontakte zwischen den sechs Spielern hinten und den vier vorne. Was erstaunlich war, denn vor allem Dani Alves blieb hinten, wie man das von ihm bisher nur in den Spielen gegen Real Madrid gesehen hatte – dort musste er allerdings Cristiano Ronaldo in Schach halten, hier eigentlich nur Juan Arango.

Der einzige, der sich gelegentlich mal auf den Weg nach vorne machte, war Ramires. Hinzu kam, dass die Offensiven bei den logischerweise defensiv eingestellten Venezolanern in guten Händen waren. Robinho versuchte zumindest hin und wieder, so etwas wie Breite ins Spiel zu bringen, ohne große Hilfe war er aber verloren. Es hatte fast den Anschein, Neymar und Robinho waren mehr damit beschäftigt, alle paar Minuten ihre Seiten zu tauschen, als zum gegnerischen Tor zu kommen.

Keine Chancen aus spieltypischen Aktionen

Brasilien hatte in der ersten Hälfte zwar drei gute Chancen, aber keine davon entstand aus einer geplanten, für das Spiel typischen aktion. Patos Lattenschuss resultierte aus dem einzigen Vorstoß von Dani Alves – ja, kaum ging er mit, wurde es gefährlich. Vizcarrondos Rettungsaktion mit der Schulter wurde nötig, weil die Venezolaner bei einer Standardsituation aufgerückt waren und die Brasilianer einen Konter fuhren. Und Neymars Schlenzer am langen Eck vorbei entstand aus einem Pass von Ganso, bei dem Neymar im Abseits stand.

Venezuela spielte das 4-4-2 sehr geschickt aus. Hinten stand der Außenseiter sehr sicher, Rincon und Lucena hatten das Zentrum im Griff, und die Flügel Arango und González waren gegen André Santos und Dani Alves überhaupt nicht gefordert. Für wirkliche Torgefahr reichte es aber nicht, zu umständlich waren die Versuche in Tornähe, zu sicher standen Lúcio und Thiago Silva.

Keine Besserung, dann noch weniger Flügel

Auch nach Wiederanpfiff bot sich bei den Brasilianern dasselbe Bild, allerdings kamen die Venezolaner etwas forscher aus der Kabine. Vor allem Arango hat gemerkt, dass die Brasilianer an diesem Tag durchaus zu packen sind, vor allem, weil sich Dani Alves weiterhin dezent zurückhielt. Auffällig war, dass bei den Brasilianern vor allem auf der rechten Seite – gleich, ob nun Neymar oder Robinho sich gerade dort aufhielten – eine Gasse zwischen Mittelfeldmann und Seitenaus-Linie gelassen wurde. Kein Zweifel, dass Dani Alves diese hätte bearbeiten sollen. Hätte.

Nach einer Stunde stellte Menezes sein System dann um: Nachdem Stürmer Fred für Robinho gekommen war, stellte sich die Seleção in einem 4-2-2-2 auf, mit Fred und Pato vorne, Neymar halblinks und Ganso halbrechts dahinter. Flügelspiel war nun gar keines mehr erkennbar, es ging nur noch durch die Mitte. Und das nicht besonders schnell und nicht besonders zielstrebig: Fred sah kaum einen sinnvollen Ball, Neymar und Ganso blieben sehr diskret.

Später Weckruf

Der Versuch mit dem 4-2-2-2 klappte also überhaupt nicht, weshalb Menezes seinen Irrtum kaum eine Viertelstunde später auch wieder korrigierte: Lucas (vom FC São Paulo kam für die linke Seite), Ganso rückte wieder ins Zenturm, und der offensivstärkere Elano ersetzte Ramires. Und nun wachte auch Dani Alves auf: Er rückte nun endlich so auf, wie man das von Beginn an erwartet hatte. Das Spiel der Brasilianer hatte in der Schlussphase damit eindeutigen Linksdrall, weil von Andre Santos und Neymar auf der anderen Seite überhaupt nichts mehr kam.

Spät, aber doch wurde Cichero nun richtig geprüft, aber er hielt dem Druck durchaus stand. Wie generell die Venezolaner eine sehr kompakte Leistung boten und das 0:0 bis zum Ende hielten – und das durchaus nicht unverdient. Weil es die Brasilianer schafften, eine matten ersten Hälfte eine noch mattere zweite folgen zu lassen, in der man erst in den Schlussminuten das Gefühl hatte, so etwas wie Siegeswillen erkennen zu können.

Fazit: Wirklich nur ein Test?

Zu langsam, zu wenig Bewegung, zu wenig Verbindung von der Defensiv- mit der Offensiv-Abteilung, und vor allem über weite Strecken ein Komplettverzicht auf jegliches Flügelspiel – die Brasilianer lieferten eine richtig schlechte Partie ab. Venezuela hatte kaum mehr zu tun, als mit den zwei Viererketten kompakt und eng zu stehen und auf gelegentliche Konter zu lauern. Da funktionierte, weil man das Zentrum im Griff hatte und über die Flügel viel zu lange praktisch überhaupt nicht gefordert wurde.

Die Brasilianer ließen eine gewisse Ernsthaftigkeit vermissen, als ob für sie diese Copa tatsächlich kaum mehr darstellen würde als einen Test unter Wettkampfbedingungen. Will man aber nicht deutlich früher ausscheiden, als das dem Selbstverständnis der Seleção entspricht, muss eine deutliche Leistungssteigerung her. Denn bei allem Respekt vor Venezuela, aber die kommenden Gegner werden schwerer.

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Bei der WM war Paraguay ins Viertelfinale gekommen, ohne viel dafür tun zu müssen. Was hat die Albiroja also wirklich drauf? Beim 0:0 gegen die eher beidere Mannschaft aus Ecuador zeigte man zwei Gesichter: Ein starkes, druckvolles. Und eines, das den neutralen Beobachter eher erschaudern lässt.

Paraguay - Ecuador 0:0

Konsequentes Spiel über die Flügel, verbunden mit wirkungsvollem Pressing: So spielt man ein funktionierendes 4-4-2. Genau so spielte Paraguay: Weil Piris (bei seinem Länderspiel-Debüt!) und Torres von hinten enormen Druck nach vorne machten, konnten Estigarribia und Barreto ebenso weit nach vorne schieben oder in die Zentrale einrücken. Das machte Ecuador extrem zu schaffen – vor allem, weil in der Anfangsphase Kapitän Walter Ayoví recht sorglos nach vorne marschierte und seine Seite damit wiederholt blank ließ.

Hinzu kam, dass sich vor allem Santa Cruz sehr gut bewegte und sich als Anspielstation anbot, während Barrios im Zentrum blieb und auf Flankenbälle wartete. Und dort zudem Gegenspieler zu binden verstand: Die ecudaorianischen Hintermannschaft, der es in einigen Situationen durchaus zu schnell ging, verlor da durchaus in einigen Situationen die Übersicht – etwa, als sich drei Mann auf Barrios stürzten, sich aber niemand für Barreto zuständig fühlte. Dessen Abnahme der Flanke von Estigarribia konnte Ecuador-Goalie Eligaza nur mit Mühe parieren.

Schock nach Konter, Rückfall nach Ausfall

Das Spiel von Ecuador litt enorm unter der enormen Ungenauigkeit vieler Pässe, verursacht durch den Druck, den Paraguay auf den Ballführenden ausübte. Vor allem Christian Noboa, der Kapitän von Rubin Kasan, kam als Achter im ecuadorianischen Mittelding aus 4-2-3-1 und 4-4-1-1 überhaupt nicht zur Geltung – wenn etwas ging, dann über die Flanken von Antonio Valencia oder (noch eher) Walter Ayoví. Doch trotz der recht deutlichen Unterlegenheit wäre nach einer halben Stunde beinahe der Führungstreffer gelungen – Ex-Birmingham-Legionär Chucho Benítez lässt die ganze Verteidigung aussteigen, legt sich im entscheidenden Moment aber den Ball zu weit vor.

Eine Aktion, die bei Paraguay sichtlich Wirkung hinterließ. Sicherlich noch entscheidender war aber, dass sich kurz danach Edgar Barreto verletzte und ausgewechselt werden musste. Enrique Vera bemühte sich zwar nach Kräften, aber gegen den neuen Mann setzte Ayoví wieder vermehrt Nadelstiche und so kam Ecuador wieder besser in die Partie.

Niveauverfall nach der Pause

Mit Antonio Valencia musste Ecuador-Teamchef Reinaldo Rueda (der mit Honduras bei der WM war) den prominenteste Mann in der Kabine lassen, der Mann von Manchester United hatte einen Schlag abbekommen. Mit der Umbesetzung in der Raumaufteilung – Méndez ging auf die Valencia-Position nach rechts, Benítez gab nun die hängende Spitze, der neue Mann Arroyo besetzte den linken Flügel – konnte auch das immer ungenauer werdende Spiel der Albiroja recht problemlos in Schach gehalten werden.

Ohne Barreto auf der rechten Seite war der fleißige Piris auch ohne Wirkung, sodass Paraguay nun nur noch über Argentinien-Legionär Marcelo Estigarribia nach vorne kam; der Mann von Newell’s Old Boys war der einzige, der es bis weit in die zweite Hälfte immer wieder versuchte. Santa Cruz ließ sich, weil er kaum noch Bälle sah, immer weiter zurückfallen, bis er permanent im Mittelfeld herumturnte. Mehr Gefahr als einen Torschuss von der Strafraumgrenze brachte der eingewechselte Nelson Valdez auch nicht mehr zu Wege.

Und Ecuador? Die Gelben hatten den Spielstand nun im Griff und kamen in einer extrem niveauarmen zweiten Hälfte nicht mehr wirklich in Gefahr, den Punkt noch aus der Hand zu geben. Doch selbst blieben sie, bei allem Ballbesitz, den sie in dieser Phase ansammelten, ebenso harmlos und Justo Villar im paraguayanischen Tor musste keine allzu schweren Prüfungen bestehen.

Fazit: Paraguay mit mehr Potenzial, 0:0 dennoch korrekt

Ginge es nur nach der ersten Hälfte, kann ein verdienter Sieger dieses Spiels nur Paraguay heißen. Gutes Pressing und extrem druckvolles Spiel über beide Flanken, dazu mit Santa Cruz und vor allem Barrios zwei gefährliche Stürmer im Zentrum – Ecuador hatte eine halbe Stunde lang alle Hände voll zu tun, irgendwie das 0:0 zu halten. Mit dem Beinahe-Rückstand und vor allem dem Ausfall des sehr starken Barreto war das Spiel von Paraguay aber wie abgerissen.

So passte man sich nach der Pause dem mäßigen Niveau des biederen und weitgehend harmlosen Team Ecuadors an, und nach den Eindrücken der zweiten Hälfte hätte nun wirklich kein Team den Sieg verdient gehabt. Das größere Potenzial hat von diesen beiden Mannschaften, wenig überraschend, der WM-Viertelfinalist aus Paraguay. Wie die Albiroja die schlimmen zweiten 45 Minuten weggesteckt haben, dürfen sie im nächsten Spiel gegen die fehlgestartete Seleção zeigen.

(phe)

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VF4 – Verdient, ja. Überzeugend, nein. https://ballverliebt.eu/2010/07/03/vf4-verdient-ja-uberzeugend-nein/ https://ballverliebt.eu/2010/07/03/vf4-verdient-ja-uberzeugend-nein/#respond Sat, 03 Jul 2010 20:40:47 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2431 VF4 – Verdient, ja. Überzeugend, nein. weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Viertelfinale 4 | Wo ist der Glanz, den Spanien in den letzten Jahren verbreitet hat? Beim 1:0-Arbeitssieg gegen Paraguay tat sich die Furia Roja extrem schwer, und wieder rettete nur David Villa den Tag. Der Semifinaleinzug ist zwar verdient, wie ein Weltmeister agierte Spanien aber nicht.

Spanien – Paraguay 1:0 (0:0)

Spanien - Paraguay 1:0

Damit war nicht ganz zu rechnen: Beide Teams verzichteten zu Beginn auf ihr assymetrisches System! Bei den Spaniern spielte war David Villa sehr wohl auf einer Position, die eher einem Linksaußen entspricht, aber weil auch Fernando Torres auf der anderen Seite häufig den Weg über die Außen suchte, spielten die Spanier in den ersten 15 bis 20 Minuten de facto mit zwei Außenstürmern, aber ohne einen Mann im Zentrum. Ziel wäre es natürlich gewesen, dadurch die Innenverteidigung auseinander zu reißen, um in den Mitte etwas mehr Platz zu bekommen, weil aber vor allem Riveros da ganz gut aufgepasst hat, ging dieser Plan nicht auf.

Und natürlich, weil die Paraguayer ihrerseits sehr früh pressten, das Kurzpass-Spiel der Spanier nicht zur Entfaltung kommen lassen wollten und das in den Anfangsminuten auch sehr gut gelang. Die beiden Spitzen Valdéz und Cardózo wechselten sich oft ab, wer tendenziell eher den Weg über die linke Außenbahn suchte (und somit Ramos beschäftigen sollte). Erst war es zumeist eher Cardózo, dann eher Valdéz, und gegen Ende der ersten Hälfte gingen beide eher über die Mitte.

Somit war zu Beginn des Spiels Ramos zwar nicht aus dem Spiel, aber gut beschäftigt – in den Anfangsminuten spielte sich praktisch das komplette Spielgeschehen vor den Trainerbänken ab. Erst, als Torres wieder mehr die Zentrale übernahm und Villa, wie gewohnt, einen klassischen Linksaußen gab, aus der spanischen Formation aus einem eher durchsichtigen 4-2-2-2 (wie es etwa Real Madrid ganz gerne spielt) wieder das assymetrische 4-2-3-1 wurde, gelang es den Spanien, die Kontrolle über das Mittelfeld besser zu übernehmen.

Die Paraguayer überließen dem Europameister nun viel Ballbesitz, attackierten aber immer noch sehr früh und durchaus aggressiv, sodass ein kontrollierter Spielaufbau bei Spanien nicht mehr möglich war. Zudem stellten sie die Passwege so gut dicht, dass Xabi Alonso als Quarterback zur Wirkungslosigkeit verdammt war. Spanien kontrollierte bis zum Schluss der ersten Hälfte somit den Ball, das Spielgeschehen hatten die in ihrem heute sehr klassischen 4-4-2 angetretenen Paraguayer ohne gröbere Probleme im Griff.

Das Angriffsspiel der Südamerikaner manifestierte sich nun zwar nur noch in Kontern, weil aber die flinken Valdéz und Cardózo immer eine potentielle Bedrohung darstellten, waren sich auch Puyol und Piqué in der spanischen Innverteidigung nie ganz sicher, inwieweit sie sich in die Offensive einschalten dürften. So wagte zwar Piqué den einen oder anderen Vorstoß (vor allem über die halbrechte Seite), entscheidende Impulse vermochte er aber nicht zu setzen.

Weil sich auch zu Beginn der zweiten Hälfte nichts gravierend änderte, brachte Del Bosque nach einer Stunde dann mit Fàbgreas einen zusätzlichen Mann für das Mittelfeld, aus dem ihm zu wenig Impulse kamen, um dort mehr personelle Alternativen anzubieten. Villa ging ins Zentrum für den ausgewechselten Torres, nominell war es nun ein 4-1-4-1 (bis Busquets als Sechser), aber Ramos und vor allem Capdevila sollten nun versuchen, über die Außen vermehrt Druck zu machen.

Was allerdings erst nach dem kuriosen Doppel-Elfmeter (Cardozo verschießt in der 59., Xabi Alonso verschießt im zweiten Versuch in der 61., Schiri Batres verweigert Spanien einen klaren weiteren Strafstoß nach einem Foul an Fàbregas beim Nachschussversuch) wirklich zu greifen beginnen konnte. Aber weil die Paraguayer weiterhin auch das spanische Aufbauspiel nicht schlecht unterbinden konnte, sah sich Del Bosque eine Viertelstunde vor Schluss gezwungen, den heute recht blasse Xabi Alsono aus dem Spiel zu nehmen und mit Pedro einen echten Außenstürmer ins Spiel zu werfen. Pedro kam vermehrt über die rechte Seite, über die sich Ramos heute nicht wie gewünscht in Szene setzen konnte.

Dass das Siegtor der Spanier wenige Minute vor Schluss aus einem Abstauber resultierte, der von der Stange zurückgeprallt war und selbst nur via Stange den Weg ins Tor fand, passte zum Bild. Genauso die Tatsache, dass es David Villa erzielte – von den sechs Toren der Spanier in diesem Turnier erzielte er fünf und bereitete das sechste vor. Paraguay-Teamchef Martine setzte nach dem 0:1 dann alles auf eine Karte, brachte mit Barrios (für Sechser Cáceres) einen dritten echten Stürmer und wäre fast noch belohnt worden, hätte Santa Cruz die Unsicherheit des einmal mehr etwas flatterhaften Casillas nützen können.

Fazit: Das 1:0 kann man aus spanischer Sicht bestenfalls als „Arbeitssieg“ bezichnen. Natürlich haben es die Südamerikaner dem Europameister extrem schwer gemacht und standen zumeist ausgezeichnet nicht nur in der Abwehr, sondern auch im Mittelfeld. Am Ende ist der spanische Sieg aber dennoch nicht unverdient, weil das Team von Vicente del Bosque über die 90 Minuten einfach mehr für das Spiel getan hat. Dennoch wurde deutlich, dass der Erfolg mit David Villa deutlich mehr an einer Einzelperson hängt, wie noch vor zwei Jahren beim EM-Titel. Und das darf den Spaniern durchaus Sorge bereiten und den Deutschen nicht unberechtigte Hoffnungen machen.

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AF 7 & 8 | 90 feine und 120 weniger feine Minuten https://ballverliebt.eu/2010/06/29/af-7-8/ https://ballverliebt.eu/2010/06/29/af-7-8/#respond Tue, 29 Jun 2010 16:53:26 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2406 AF 7 & 8 | 90 feine und 120 weniger feine Minuten weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Achtelfinals 7 und 8 | Spanien gewinnt eine hochinteressante Partie gegen Portugal, weil die Schlüsselspieler in entscheidenden Phasen präsenter waren. Am Samstag geht’s gegen Paraguay – die Südamerikaner knackten Japan nach 120 langweiligen Minuten im Elfmeterschießen

Paraguay – Japan 0:0 n.V., 5:3 i.E.

Paraguay - Japan 0:0 n.V.

Was können die Japaner am Besten? Genau, extrem diszipliniert hinten die Räume eng machen und den Gegner vom eigenen Tor weghalten. Und genau das gelang den Asiaten mit Fortdauer der ersten Hälfte immer besser. Paraguay versuchte es zu Beginn hauptsächlich über die Seiten, zunächst vor allem über die rechte (Santa Cruz), dann eher über die linke (Benítez), aber wirklich gefährlich wurde das alles nicht.

Und weil die Japaner (wieder in ihrem 4-1-4-1) gesehen haben, dass den Paraguayern nicht so richtig etwas einfällt, haben sie sich in ihrem Spiel natürlich bestätigt gesehen. Immer weiter verlagerte sich das Spiel der Paraguayer zurück in die eigene Hälfte. Was das Spiel im Ballbesitz zu beginn noch ein 2-3-5 (mit den AV Bonet und Morel als Außenstürmer), schob sich spätestens nach einer Viertelstunde die Albiroja den Ball hin und her und es war absolut unmöglich, durch die zugestellten Räume einen auch nur halbwegs sinnvollen Angriff aufzubauen. Nur zwei Mal verloren die Japaner hinten kurzfristig ihre Ordnung, Paraguay konnte das aber nicht ausnützen.

Gegen Ende der ersten Hälfte schoben dann bei den Japanern Matsui und Okubo aus dem Mittelfeld etwas weiter nach vorne und pressten schon deutlich früher – mit Erfolg: War Paraguay davor zwar spielbestimmend, aber harmlos, taten sie sich in den Minuten vor der Pause dann sogar mit dem „spielbestimmend“ zunehmend schwer. Angesichts des Schneckentempos, welches die Abliroja an den Tag legte, auch kein Wunder.

Dramatisch änderte sich das Bild nach der Pause nicht. Bei den Japanern ging Hasebe zurück in eine defensivere Position, und das 4-2-3-1 ermöglichte den Japanern nun mehr Kontrolle im Mittelfeld. Das Team aus Paraguay, das sich zuvor schon schwertat, brachte nun in die Spitze gar nichts mehr zu Stande. Als dann Valdéz als neuer Linksaußen für Benítez kam, wurde duch das körperliche Spiel des neuen Mannes die Partie aus Sicht der Paraguayer auch noch zunehmend linkslastig – Santa Cruz rechts war nun komplett auch der Partie. Das änderte sich bis zum Ende der regulären Spielzeit auch nicht mehr.

Auch die Japaner ließen sich nicht mehr dazu hinreißen, das letzte Risiko zu suchen – und je näher es in Richtung Ende ging, desto weniger Risiko gingen die Teams naturgemäß, um nicht doch noch den entscheidenden Fehler zu machen. Das logische Resultat war natürlich ein 0:0 und ein Nachschlag von einer weiteren halben Stunde. In welcher dann, natürlich auch kräftebedingt, das Laufpensum weiter nach unten geschraubt wurde und gefährliche Aktionen nur noch über Flanken zu Stande kamen.

Was logisch ist: Schließlich haben beide Teams kopfballstarke Spieler in den eigenen Reihen. Zudem spielten nun die Paraguayer wieder vermehrt über die Seiten, eben um kopfballgerechte Flanken in den Strafraum zu bringen. Aber für wirklich sinnvolle Kombinationen fehlte schlicht die Kraft und, man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, auch die letzte Bereitschaft. Darum ging’s nach 120 wenig spektakulären Minuten ins erste Elfmeterschießen dieser WM. In welcher mit Yasuhito Endo der dritte Schütze der Japaner nur die Querlatte traf – und Paraguay somit ins Viertelfinale einzieht.

Fazit: Paraguay zeigte massive Schwächen im Spielaufbau, aber auch die Japaner wurden über die gesamte Spielzeit zu wenig gefährlich. Von den gezeigten Leistungen in der Vorrunde entsprachen die Japaner, die hinten fast immer sicher standen, den Erwartungen sicher eher; von Paraguay durfte man sich im Spielaufbau fraglos mehr Esprit erwarten. Alles in allem war es eine enttäuschende Partie, Paraguay hat die Elferlotterie gewonnen. In dieser Form ist im Viertelfinale aber garantiert Schluss.

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Spanien – Portugal 1:0 (0:0)

Spanien - Portugal 1:0

Wenn man die Spanier den Platz für ihr schnelles Kurzpass-Spiel gibt, hat man schon verloren – das wussten die Portugiesen und darum versuchten sie sofort, dem Nachbarn die Luft im Mittelfeld so dünn wie möglich zu machen. Das gelang zwar erst nach ein paar Minuten, dann aber dafür umso besser. Zu Beginn nämlich funktionierte das Zusammenspiel zwischen Sechser Pepe und der Innenverteidigung noch nicht allzu gut, David Villa ging zwei Mal durch diese Schnittstelle durch.

In der Mitte ließen die Portugiesen aber gar nichts zu. Im Extremfall rückte Pepe aus dem defensiven Mittelfeld zwischen die Innenverteidiger und machte komplett zu, weswegen Zentrumsstürmer Torres immer mehr auf die linke Seite ausweichen musste. Weil dort aber Bruno Alves kompromisslos agierte und Fabio Coentrão ein weiteres Mal sehr sicher agierte, war dort auch wenig Platz. Überhaupt Coentrão: Der Linksverteidiger von Benfica Lissabon hat seinen Marktwert auch mit diesem Spiel wieder deutlich nach oben getrieben und gezeigt, warum Benfica deutlich mehr als die bislang gebotenen 20 Millionen Euro für den Jungspund haben will.

Denn nicht nur, dass er defensiv nichts anbrennen lässt, war er auch der Antreiber schlechthin auf der linken Seite – welche einmal mehr die deutlich stärkere bei den Portugiesen war. Coentrão und Cristiano Ronaldo waren deutlich aktiver und deutlich gefährlicher als Ricardo Costa und Simão auf der anderen, was auch dazu führte, dass der starke Rechtsverteidiger der Spanier, Sergio Ramos, komplett aus dem Spiel war. Damit fiel den Spaniern die ganze rechte Seite aus. Auf der linken war David Villa aber allzu viel auf sich alleine gestellt, weil Xabi Alonso und Xavi eben hauptsächlich die Mitte beackerten und Villa an der Flanke schlicht die Unterschützung fehlte.

Umso mehr musste eben über Xabi Alonso und Xavi gehen, ihnen war aber durch das sehr resolut agierende und hoch pressende Dreiermittelfeld der Portugiesen (Tiago, Pepe und Meireles) die Wirkung genommen. Und sogar die Stürmer beteiligten sich am Spanier ärgern, auch Sturmspitze Hugo Almeida ließ sich desöfteren zurückfallen. Nach vorne ging es bei den Portugiesen in erster Linie über steile Pässe in die Spitze oder gar Weitschüsse, zumindest aus dem Spiel heraus gelang  Cristiano Ronaldo nicht allzu viel. Durch seine starke Freistoßtechnik blitzte vor allem bei Standards die Gefährlichkeit des Kapitäns auf.

Nach der Pause wechselte Cristiano Ronaldo von der linken auf die rechte Seite, Simão machte es vice versa. So versuchten die Portugiesen, auch die andere Flanke etwas besser ins Spiel zu bringen, was aber nicht so richtig gelang – Simão ist und bleibt eine der Enttäuschungen bei diesem Turnier. So brachte Queiroz eine Viertelstunde nach der Pause Danny für den fleißigen Almeida; dafür ging Cristiano Ronaldo ins Zentrum, Simão wieder auf „seine“ rechte und Danny auf die linke Seite. Was genauso viel zum spanischen 1:0 beigetragen hat wie der zeitgleiche Wechsel der Spanier (Brecher Llorente für den einmal mehr glücklosen Torres) – denn während der Bilbao-Stürmer sofort mehr Gefährlichkeit vor das Tor von Eduardo brachte, schlief Simão beim Gegentor fürchterlich: Für den (zu weit) eingerückten RV Ricardo Costa hätte er sich um Villa kümmern müssen, wenn es schon Tiago im Halbfeld nicht macht. Letztlich machte es keiner und Villa hatte freie Bahn.

Was den Portugiesen sichtlich einen Schlag verpasste, denn nun wackelte auch Coentrão gegen den nun deutlich offensiveren Sergio Ramos; wie nun generell der Europameister das Spiel mit der Führung im Rücken gut im Griff hatte. Darum kam nun mit Liédson bei Portugal ein neuer Stürmer, der aber seltsamerweise auf die rechte Seite ging. Der Zentrumsstürmer bliebt dort, out of position, wirkungslos – ähnlich wie jene von Danny, der von Coentrão nun keinerlei Unterschützung mehr bekam. So hatte man nach der Führung nie mehr wirklich den Eindruck, als könnten die Portugiesen das Spiel tatsächlich noch ausgleichen. Zu sicher agierten die Spanier jetzt im Mittelfeld, zu wenig brachte das eher halbherzige Pressing der Porugiesen im Mittelfeld.

Und zu wenig brachte nun auch Cristiano Ronaldo. Der ließ sich nicht etwa ins Mittelfeld zurückfallen, um dort Bälle zu erkämpfen und die schnellen Danny und Liédson zu bedienen, sondern wartete vorne auf Zuspiele und versuchte mit überbordender Theatralik, Freistöße heraus zu holen. Das ist für einen Kapitän im Allgemeinen und einen Superstar wie Cristiano Ronaldo im Speziellen gerade in einer solchen Notsituation schlicht und einfach zu wenig. Dass Ricardo Costa kurz vor Schluss noch vom Platz musste, als die Portugiesen nur noch panisch alles nach vorne warfen, hatte letztlich keine echten Auswirkungen mehr.

Fazit: Die Spanier ziehen verdient ins Viertelfinale ein, weil sie ihre höhere Dichte an echten Weltklassespielern nützen konnten, und vor allem die Schlüsselspieler sich in entscheidenden Phasen nicht hängen ließen. Vor allem Cristiano Ronaldo muss sich fragen lassen, wo er war, als seine Mannschaft ihn gebraucht hat. Nach der Führung spielten die Spanier das Spiel recht sicher herunter und hätten sogar noch nachlegen können – wenn nicht gar müssen.

(phe)

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Ein Fleck für den Weltmeister https://ballverliebt.eu/2010/06/26/ein-fleck-fur-den-weltmeister/ https://ballverliebt.eu/2010/06/26/ein-fleck-fur-den-weltmeister/#comments Sat, 26 Jun 2010 10:27:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2376 Ein Fleck für den Weltmeister weiterlesen ]]> Die Vorrunde ist geschlagen! Keines der Teams, welches das Achtelfinale wirklich verdient gehabt hätte, hat es verpasst. ballverliebt verteilt den 32 Teilnehmern Noten – und wenig überraschend gibt es für die beiden Finalisten von 2006 einen glatten Fleck…

1

Argentinien – Drei sichere Siege verdienen sich natürlich einen Einser, aber wirklich getestet wurden die Gauchos noch nicht. Die dämliche Performance gegen Griechenland könnte heilsam sein, oder ein Vorzeichen.

Chile – Das wohl aufregendste Team der Vorrunde wäre beinahe an seiner mangelhaften Chancenverwertung gescheitert, zieht aber absolut verdient ins Achtelfinale ein. Und auch wenn dort Schluss sein dürfte, es ist ein erfreulicher Auftitt.

Japan – Viel erwartet haben die Japaner selbst nicht, umso mehr haben sie sich selbst und auch die Beobachter erstaunt. Mit klarer taktischer Ausrichtung und hoher Disziplin geht’s zu Recht ins Achtelfinale.

Neuseeland – Die wahre Sensation dieses Turniers! Die All Whites wären schon zufrieden gewesen, nicht allzu sehr verprügelt zu werden. Und am Ende blieben sie sogar ungeschlagen! Das verdient sich einen Einser mit Sternchen.

Niederlande – Die Holländer haben die besten Voraussetzungen für ein ganz großes Turnier: Drei leichte Siege, ohne annähernd an die Grenzen gehen zu müssen, und absolute Ruhe im und um das Team. Heißer Tipp!

Spanien – Es macht wahre Champions aus, im Krisenfall die absolute Ruhe zu bewahren und sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Der Europameister erholte sich wunderbar vom Schweiz-Schock, kam durch und macht vor allem mental einen absolut stabilen Eindruck.

Uruguay – Zugegeben, das ist kein Party-Fußball. Aber die Urus machten in der Defensive staubtrocken ihren Job und vorne schlagen Forlán und Co. zu, wenn es nötig ist. Da ist noch einiges möglich.

2

Brasilien – Ohne Probleme die schwere Gruppe überstanden, aber noch nicht begeisternd: Die Seleção musste noch nicht ihre volles Potential ausschöpfen. Es sah bislang aber schon recht abgebrüht aus.

Deutschland – Die junge Truppe zeigte sich spielstark und behielt vor allem die Nerven, als es zum Alles-oder-Nichts-Spiel kam. Die Pleite gegen die Serben hat man sich selbst zuzuschreiben. Für den ganz großen Wurf wird es aber nicht reichen.

Mexiko – Den Franzosen haben sie eine Lehrstunde erteilt, die Mexikaner, die anderen beiden Spiele waren ebenfalls in Ordnung. Aber das letzte Stück zu einem Topteam fehlt dann doch noch.

Slowenien – Ohne Zweifel, die Ergebnisse waren besser als die Leistung tatsächlich war. Dennoch zeigten die Slowenen, dass ihre Qualifikation kein Zufall war, und fast hätte es ja sogar zum Achtelfinale gereicht.

USA – Für die Amerikaner scheint Südafrika ein guter Boden zu sein. Mit großem Kampfgeist retten sich die US-Boys ins Achtelfinale, und zwar völlig verdient. Und dort muss noch nicht Schluss sein.

3

Algerien – kaum eine Mannschaft zeigte sich in der Defensive derart sicher wie die Algerier, allerdings war auch kein eine andere vorne so derart harmlos. Für ihr Potential waren die Resultate aber in Ordnung.

Australien – Die Socceroos haben sich von Spiel zu Spiel gesteigert, und haben vom Auftaktspiel abgesehen nicht enttäuscht. Mehr war in dieser Mannschaft aber nicht mehr drin.

Ghana – Die Black Stars wurden ihrem Ruf als solidestes Team Afrikas gerecht und ziehen als einzige Mannschaft ihres Kontinents eine Runde weiter. Dennoch: Vorne war’s zu harmlos, der Aufstieg ist eher glücklich.

Honduras – Dass die Mittelamerikaner keine Chance haben würden, war klar. Dass sie sich eher unglücklich vor des Gegners Tor anstellen, war ersichtlich. Dass sie sich dennoch für ihr Potential ganz ordentlich dabei waren, kann aber auch nicht geleugnet werden.

Paraguay – Ja, am Ende steht der Gruppensieg. Aber war das bisher wirklich überzeugend? Vom starken Spiel gegen die Slowaken abgesehen, ist Paraguay bis hierhin fraglos noch unter den Möglichkeiten geblieben.

Portugal – Wirklich überzeugend waren Cristiano Ronaldo und Co. ja nur beim 7:0 gegen Nordkorea. Was das Team wirklich kann, wurde aber noch nicht klar. Das Achtelfinale gegen Spanien gibt darüber sicher Aufschluss.

Südafrika – Dem Gastgeber fehlte es schlicht an der Qualität, um die Vorrunde zu überstehen. Ich im Rahmen ihrer Möglichkeiten haben sie sich ordentlich präsentiert und müssen sich nicht schämen.

4

Côte d’Ivoire – Dass sie’s drauf haben, zeigten sie gegen Nordkorea. Aber das Spiel gegen Portugal gingen die Elefanten zu zaghaft an, jenes gegen Brasilien mit allzu viel Einsatz. Da wäre sicherlich mehr möglich gewesen.

Dänemark – Dem guten Spiel gegen Kamerun zum Trotz reicht es verdient nicht. Zu bieder das Auftreten der Mannschaft, zu harmlos nach vorne, und am Ende versagten dem eigentlich routinierten Team auch noch die Nerven.

England – Ein Glück, dass die Slowenen den Ausgleich nicht mehr geschafft haben, denn über ein Ausscheiden hätte sich in England keiner beschweren dürfen. Immerhin haben die Three Lions im entscheidenden Spiel das Resultat erbracht.

Nigeria – Es war schon wesentlich besser als beim haarsträubenden Afrikacup, aber die Super Eagles müssen sich das Aus mehr dummen Fehlern (die Rote gegen Griechenland, die verpassten Chancen gegen Südkorea) als fehlendem Potential zuschreiben.

Nordkorea – die Abwehrleistung gegen die Brasilianer war durchaus beeindruckend, aber danach trat die geheimnisvolle Mannschaft nur noch als Panikorchester auf. WM-Reife? Na, in vier Jahren vielleicht. Diesmal noch nicht.

Schweiz – Trotz des überraschenden (und glücklichen) Sieges gegen Spanien fahren die Eidgenossen zu Recht nach Hause. Ohne jede Kreativität und Esprit versprühten die Schweizer eher Langeweile und Biederkeit.

Serbien – Arbeitsverweigerung im ersten Spiel, schlechte Chancenverwertung im dritten. Das reicht richtigerweise nicht für ein Weiterkommen, dem Sieg gegen die Deutschen zum Trotz.

Slowakei – Der WM-Debütant war der großen Bühne in den ersten zwei Spielen deutlich nicht gewachsen und profitierte im Dritten von der unsagbaren Schwäche des Gegners. Das Achtelfinale ist wohl doch mehr, als diesem Team zusteht.

Südkorea – Dem überzeugenden Auftritt gegen Griechenland folgte nicht mehr viel, die Asiaten schlichen sich eher ins Achtelfinale. Ein schöner Erfolg, aber ob wirklich noch mehr möglich ist?

5

Frankreich – Schlimmer kann man sich nicht präsentieren. Kopflos auf dem Platz, chaotisch im Umfeld. Als ob sich der Finalist von vor vier Jahren selbst für die umstrittene Qualifikation bestrafen wollte.

Griechenland – Eigentlich ist die Schande noch größer als vor zwei Jahren. Denn die Griechen zeigten gegen Nigeria, dass sie eine starke Offensive hätten. Leider hatte Rehhagel wohl eine Allergie dagegen und Spaß daran, dass man sein Team hasst.

Italien – Es hat sich ja in den letzten Jahren schon abgezeichnet. Aber dass es so schlimm werden sollte? Dem Titelverteidiger fehlte es kurz gesagt an allem. Hinten löchrig, in der Mitte ideenlos, vorne ein Lüfterl. Mehr hat dieses Team nicht mehr drin.

Kamerun – Den Auftritt der Löwen kann man ohne Umschweife als genauso missraten bezeichnen wie den der Franzosen, denn die Ansammlung von Individuen hat sich zu hundert Prozent selbst aus dem Turnier genommen.

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Day 14 / F – Keine Bewegung! https://ballverliebt.eu/2010/06/24/day-14-f-keine-bewegung/ https://ballverliebt.eu/2010/06/24/day-14-f-keine-bewegung/#respond Thu, 24 Jun 2010 18:13:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2343 Day 14 / F – Keine Bewegung! weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 14 – Gruppe F | Mit möglichst wenig Aufwand versuchte Italien, den notwendigen Punkt gegen die Slowakei zu holen. Oder war es mangelnde Klasse? Nach dem 2:3 ist der Titelverteidiger jedenfalls raus. Ohne viel Aufwand kam Paraguay zu einem 0:0 gegen berhrzte Kiwis – und zum Gruppensieg.

Italien – Slowakei 2:3 (0:1)

Italien - Slowakei 2:3

Der Weltmeister bekommt’s einfach nicht gebacken: Falsche Aufstellung im ersten Spiel, keine Ideen im zweiten, und keine Bewegung und komplettes Ignorieren der rechten Seite im Dritten. Am Auffälligsten in der ersten Hälfte gegen die Slowaken war das 50-Meter-Loch, das im De-Facto-4-4-2 zwischen dem Mittelfeld und den beiden echten Angreifern Di Natale und Iaquinta aufgerissen wurde. Das ist bei Iaquinta nicht überraschend, aber das sich ein Außenstürmer wie Di Natale so überhaupt nicht anbietet, ist schon erstaunlich. Zudem hielt sich Simone Pepe statt auf der anderen Außenbahn wie Di Natale auf der linken Seite auf.

Dadurch war das Spiel der Italiener, wenn man es überhaupt als solches bezeichnen kann, extrem linkslastig – Zambrotta wurde auf der rechten Außenbahn nicht nur komplett allein gelassen, sondern auch noch völlig ignoriert. In der Mittelfeldzentrale spielte De Rossi eine schreckliche Partie und er verschuldete mit seinem schlimmem Fehlpass auch noch das 0:1. Montolovo neben ihm agierte etwa sicherer, aber mehr als Lothar-Matthäus-Gedächtnis-Pässe blieben auch ihm nicht übrig.

Die Slowaken, die ja in den ersten beiden Spielen ja wahrlich auch nicht überzeugen konnten, kontrollierten das Spiel mit Leichtigkeit, die sie selbst wohl nicht erwartet hatten. Weshalb sie schon vor dem Führungstor die drei offensiven Mittelfeldleute im 4-2-3-1 mehr oder weniger in die Spitze stellten: Hamšík zentral, Jendrišek über links und Stoch (der statt Weiss junior in die Mannschaft gerückt war) nominell über rechts, ihn zog es aber immer wieder ins Zentrum, um Criscito auszuweichen. So erhielten die Slowaken nicht nur eine Überzahl im offensiven Mittelfeld, sondern stellten auch die langsamen italienischen IV Chiellini und Cannavaro vor diverse Probleme – obwohl die Slowaken nun beileibe keine internationale Top-Leistung ablieferten.

In der Pause brachte Lippe dann mit Quagliarella (für den wirkungslosen Gattuso) einen echten Außenstürmer, zudem durfte Zambrotta auf seine linke Seite wechseln (weil RV Maggio für LV Criscito kam). Weil Pepe nun einen echten Rechtsaußen gab, spielten die Italiener nun mit einem 4-2-4 und hatten mehr vom Spiel, aber weil die ordnende Hand immer noch fehlte, kam nach einer Stunde auch endlich Andrea Pirlo für den blassen Montolivo ins Spiel. Ohne Wirkung: Der angeschlagene Pirlo zeigte, warum er in den ersten beiden Spielen nicht zum Einsatz kam. Viele Fehlpässe kamen von ihm, aber nicht die gewünschte Präsenz im Mittelfeld,

Die Slowaken verteidigten die kopflosen und recht harmlosen Angriffe der Italiener und konterten – das 2:0 sah schon wie die Entscheidung aus. Doch plötzlich erwachte im Weltmeister doch noch der Kampfgeist! Durch einen Abstauber gab’s den schnellen Anschlusstreffer, zehn Minuten vor Schluss. Dann aber auch noch Pech, als der vermeintliche Ausgleich wegen angeblichen Abseits nicht anerkannt wurde – und der Todesstoß durch das 1:3 in der 89. Minute. Das Ende? Immer noch nicht! Mit der ersten Aktion, die tatsächlich nach Fußball aussah, versenkte Quagliarella zum 2:3. Doch der Ausgleich, der zum Achtelfinale gereicht hätte, gelang nicht mehr.

Fazit: Die Italiener waren 80 Minuten lang nicht einmal mit viel Phantansie als amtierender Weltmeister zu erkennen: Uninspiriert, langsam, planlos. Dass das gegen jetzt beim besten Willen nicht überragenden Slowaken beinahe gereicht hätte, traurig genug. Die Slowaken haben aber das Spiel weniger gewonnen, als es die Italiener viel mehr verloren haben.

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Paraguay – Neuseeland 0:0

Paraguay - Neuseeland 0:0

Heute durfte Óscar Cardozo ran – wenn man schon ein Überangebot an Stürmer hat, so wie Paraguay, dann empfielt es sich auch, diese bei Laune zu halten. Alleine, dem Benfica-Torjäger, der für Lucas Barrios in die Mannschaft kam und in einem etwas schiefen 4-4-2 neben Santa Cruz stürmte (Valdéz war mehr linke Mittelfeldspieler), gelang kaum etwas. Er bewegte sich gegen die trockene neuseeländische Defensive ebenso schlecht wie sein Sturmpartner, weswegen die Spieler, die das Duo versorgen hätte sollen, wenig Bälle in die Spitze auch tatsächlich dorthin brachte. Zu gut waren die beiden in der neuseeländischen Dreierkette aufgehoben.

Auf der linken Seite rückte Valdéz, wie erwähnt praktisch ins Mittelfeld zurück und wurde dort vom fleißigen Morel unterstützt. Auf der anderen Seite war es vor allem der eher unterbeschäftigte RV Caniza, der nach vorne ziemlich Betrieb machte – im Verbund mit Riveros, der eher aus dem Halbfeld kam. Die Paraguayer konnte sich den Offensivdrang auf den Seiten leisten, denn auf der einen Seite war in Neuseelands gewohntem 3-4-3 ausschließlich Leo Bertos der Gegenspieler, der defensiv viel zu tun hatte und nach vorne genau gar nichts brachte. Die drei Stürmer verteilten sich mit Schlagseite: Killen und Fallon gaben klassische Center-Forwards, Shane Smeltz einen Linksaußen. Alle drei hingen aber ziemlich in der Luft, weil ihre Kollegen vornehmlich damit beschäftigt waren, Paraguay in Schach zu halten.

Was hervorragend gelang: Elliott und Vicelich machten die Mittelfeldzentrale zu, die Dreierkette hinten nahm die sonst so gefährlichen Paraguay-Stürmer aus dem Spiel. So plätscherte das Spiel ohne Highlights vor sich hin, weil Paraguay zu wenig Willen zur Bewegung an den Tag legte. Das wurde erst nach etwas über einer Stunde ein wenig besser, als Barrios und Benítez für Cardoso und Valdéz kamen und Paraguay in eieem 4-2-4 anzurennen versuchte – mit Barrios und Santa Cruz zentral, Benítez als klassischer Linksaußen und Vera, der nun einen Rechtsaußen gab. Die Neuseeländer wurden so recht gut hinten festgenagelt, und die Albiroja kam zu einigen guten Einschussmöglichkeiten.

Erst in der Schlussphase gingen die Neuseeländer dann auf alles, als der Sieg der Slowaken konkret wurde. Ein Tor hätte den All Whites nun nur noch gewehlt, um sogar Gruppensieger zur werden! Und natürlich musste die Brechstange herhalten gegen einen Gegner, der mit dem 0:0 ja zufrieden war. Die fußballerische Qualität und letztlich auch die Abgeklärtheit der Paraguayer verhinderten aber, dass die Kiwis sogar noch zu einem Sieg kamen.

Fazit: Lange hatte diese Partie den Charakter eines belanglosen Freundschaftsspiels: Paraguay war sich des Achtelfinals sicher, die Neuseeländer glaubten erst ganz zum Schluss wirklich an ihre Chance. Zu spät – so entspricht das 0:0 dem Charakter des Spiels am Besten.

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Das war die Gruppe F: Dass Paraguay das Achtelfinale erreicht, ist wahrlich keine Überraschung – im Gegenteil, es wäre unerwarteter gewesen, hätte die Albiroja das nicht geschafft. Aber dass es das Team von Gerardo Martino sogar als Gruppensieger macht, ist schon ein wenig erstaunlich. Das kommt aber nicht von Ungefähr: In der Defensive stand man sicher, das Mittelfeld zeigte durchaus Qualität, wenn das nötig war, und im Angriff gibt es ohnehin ein Überangebot. Angesichts dieser personellen Besetzung darf man sich schon wundern, dass es noch kein einziges Stürmertor gab.

Die Mannschaft, die Paraguay ins Achtelfinale begleitet, ist jene aus der Slowakei – ja, der WM-Debütant spielte gut organisiert wie man es von einem europäischen Mittelklasse-Team erwarten kann. Aber dass es trotz zweier schlechter Spiele und einem Sieg, der mindestens genauso viel mit der Schwäche des Gegners zu tun hatte, wie mit eigener Stärke, spricht nicht direkt für die Gruppe. So oder so, die Slowaken dürfen sich über den Aufstieg freuen, das Abschneiden von Neuseeland ist aber schlichtweg als Sensation zu bezeichnen. Dass sie All Whites, die letztes Jahr beim Confed Cup noch heillos überfordert waren, bei diesem Turnier ungeschlagen bleiben, ist beinahe sporthistorisch. Mit toller Ordnung hinten und großem Kampfgeist trotzden die Kiwis allen Gruppengegnern  Unentschieden ab. Bravo!

Gar nix mit „Bravo“ ist dafür mit Titelverteidiger Italien. Dass die Squadra Azzurra keine entscheidende Rolle in diesem Turnier spielen würden, deutete sich mit den matten Auftritten bei EM und Confed-Cup ja schon an. Aber sieglos als Gruppenletzter, noch hinter dem vermeintlichen Prügelknaben Neuseeland? Eine unglaubliche Blamage! Die Italiener zeigten Schwächen in der Abwehr, keine Kreativität im Mittelfeld und Harmlosigkeit im Angriff. Alles andere als ein kompletter Schnitt kann jetzt nicht in Frage kommen.

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Day 10 – Diese Franzosen… https://ballverliebt.eu/2010/06/20/day-10/ https://ballverliebt.eu/2010/06/20/day-10/#respond Sun, 20 Jun 2010 13:32:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2294 Day 10 – Diese Franzosen… weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 10 | Die französische Mannschaft zerfällt, ein französischer Schiri lässt beim 1:3 der Ivorer gegen Brasilien diverse Attentate durchgehen. Außerdem: Paraguay (2:0 gegen die Slowakei) hat gegenüber Italien (nur 1:1 gegen Neuseeland) schon eine Hand am Gruppensieg!

Einschub: Die französische Mannschaft hat Raymond Domenech das Training verweigert, aus Solidarität zu Nicolas Anelka. Der Stürmer war aus dem Kader geflogen, weil er den Teamchef in der Halbzeit des Spiels gegen Mexiko übel beschimpft haben soll. Außerdem gab es mächtig Krach zwischen Kapitän Patrice Evra und dem Konditionstrainer; der französische Delegationsleiter quittierte seinen Dienst. Das kann als der ultimative Beweis gelten, dass Domenech in der Mannschaft nicht den geringsten Rückhalt hat und sich nach seinem Ende als Teamchef fraglos schwer tun wird, noch irgendwo einen Job zu bekommen.

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Slowakei – Paraguay 0:2 (0:1)

Slowakei - Paraguay 0:2

Die Vorsicht vom 1:1 gegen Italien hat Paraguay-Teamchef Gerardo Martino abgelegt: Er stellte auf ein 4-3-3 um; mit Valdez, Barrios und Santa Cruz als Dreier-Angriff. Das Trio agierte da vorne äußerst variabel, rochierte viel und stellte so die slowakische Defensive vor einige Probleme. Škrtel hatte alle Mühe, seine Abwehr zumindest halbwegs zu dirigieren, was allerdings kaum gelang, weil er mich sich selbst genug zu tun hatte.

Die Slowaken spielten mit einem nominellen 4-1-4-1, sie kamen aber nie auch nur annähernd dazu, das auszuspielen. Innenverteidiger Ďurica wurde auf die linke Seite gestellt. Das hatte den Effekt, dass die Paraguayer über diese Seite nicht ganz so gefährlich wurden, nach vorne brachte Ďurica aber exakt Null. Zudem hat er beim Gegentor fürchterlich gepennt und es so nicht mehr verhindern können. Vor ihm war in der offensiveren Viererkette mit Robert Vittek ein nomineller Stürmer aufgestellt, der gegen Bonet allerdings keinen Stich machte. Šesták hing in der Spitze völlig in der Luft, der gegen die Neuseeländer noch so starke Weiss junior fand überhaupt nicht statt und an Hamšík, der das Spiel aus dem zentralen Mittelfeld lenken sollte, lief die Partie komplett vorbei. Zudem zeigte Jan Kozák, der Hamšík zur Seite gestellt wurde, eine erschreckende Leistung.

Ganz anders die Paraguayer: Morel auf der linken Seite hatte alle Freiheiten, weil Weiss ihn defensiv nicht aufhalten konnte oder gleich ganz auf die andere Flanke auswich (und der dann auf der Position spielente Vittek erst recht nichts ausrichten konnte), Riveros im linken und Vera im rechten Halbfeld zeigten sich sehr aktiv. Vor allem aber störten die Paraguayer die gegnerischen Versuche, das eigene Spiel zu etablieren, konsequent extrem früh und zogen so den Slowaken, die zu Beginn mit Härte dagegen zu halten versuchten, dies aber nach etwa einer Viertelstunde mangels Wirkung eingestellt haben, den Zahn.

Nach der Pause verlegte sich das Team aus Paraguay darauf, die Slowaken in Schach zu halten, wenn möglich etwas herauszulocken und dann (vor allem über den bärenstarken Vera) den schnellen Gegenstoß zu suchen. Die Slowaken steigerten sich aber nicht grundsätzlich; kamen zwar zu etwas mehr Ballbesitz, konnten aber nichts wirklich Nennenswerten dabei herausschlagen. Zudem wartete Weiss senior an der Seitenlinie ab, und wartete und wartete, obwohl er sah, dass seiner Mannschaft kreativ nichts gelang. Dafür kam bei Paraguay Mittelfeldspieler Aureliano Torres für den fleißigen Stürmer Valdez, um im Mittelfeld das Spiel besser zu kontrollieren.

Bei den Slowaken kam indes Hološko für Šesták und gesellte sich zu Vittek in die Spitze, was aber nichts brachte, weil das slowakische Mittelfeld überhaupt nichts zu Stande brachte. Erst in der 83. Minute brachte Weiss senior Flügelmann Stoch für den (oft überforderten) Innenverteidiger Saláta, da aber unmittelbar darauf das 0:2 fiel (bei dem die slowakische Abwehr wieder in Ehrfurcht erstarrt war), blieb auch diese Maßnahme wirklungslos.

Fazit: Paraguay agierte absolut souverän und war zu jedem Zeitpunkt Herr der Lage, daher geht der Sieg absolut in Ordnung. Den Slowaken fehlte es schlicht und einfach an der Klasse und der internationalen Erfahrung, die Südamerikaner ernsthaft zu gefährden.

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Italien – Neuseeland 1:1 (1:1)

Italien - Neuseeland 1:1

Die Neuseeländer veränderten gegenüber ihrem Punktgewinn im Slowakei-Spiel nichts – warum auch. Marcello Lippi hingegen stellte auf ein 4-4-2 um, wie es in der zweiten Hälfte gegen Paraguay recht ordentlich funktioniert hatte. Allerdings nicht mit Camoranesi auf der linken Seite (mehr Luft als für eine Halbzeit har er nicht), sondern mit Marchisio. Der sich dort draußen allerdings sichtlich nicht wohl fühlte und wirkungslos blieb.

Auch nach dem frühen Führungstor für Neuseeland (auch wenn’s wohl Abseits war, schaut der stolpernde Cannavaro da nicht gut aus) änderte sich daran nichts – die Italiener waren es, die das Spiel gestalten mussten. Und das klappte überhaupt nicht, weil keiner da war, der es an sich reißen hätte können. De Rossi und Montolivo, die beiden Sechser, hatten zwar viel Ballbesitz, Zielstrebiges nach vorne fiel ihnen aber absolut nicht ein – auch natürlich, weil Gilardino und Iaquinta sich in der Mitte auf den Füßen standen, aber keiner den freien Weg über die Flanken suchte. Criscito war der Alleinunterhalter auf der linken Seite, weil Marchisio eben komplett blass blieb. Alleine die rechte Seite mit dem äußerst fleißigen Zambrotta zeigte so ein wenig, wie es gehen könnte.

Was beim Titelverteidiger aber komplett fehlte, waren echte Vorstöße bis zur Grundlinie, um dann auf die kopfballstarken Gilardino und Iaquinta zu flanken. So etwas kam gar nicht – und mit den langen Bällen aus der Tiefe hatte die neuseeländische Defensive keine Probleme. So war es schon ein wenig ein Geschenk von Tommy Smith, dass er mit seinem Trikotziehen den Elfmeter zum Ausgleich ermöglichte. Der war natürlich nicht unverdient, schließlich taten die Neuseeländer nach vorne nichts mehr, aber wirklich zwingend war er nicht.

In der Halbzeit stellte Lippi dann auch ein 4-2-3-1 um, indem er Di Natale (für Gilardino) brachte und auf die linke Seite stellte; dazu ersetzte Camoranesi (nun im Zentrum) den wirkungslosen Pepe. Die Formation war nun anders, das Spiel war gleich: Wenig Ideen von De Rossi und Montolivo, viel durch die Mitte, selbst die Außen zog es immer wieder ohne Not in die Zentrale – obwohl die Neuseeländer die Flanken nicht gerade konsequent zustellten.

Nach einer Stunde reagierte Lippi erneut auf das sich nicht bessernde Spiel und brachte mit Pazzini wieder eine zweite Spitze für den komplett überforderten Marchisio ging wieder auf ein 4-4-2 zurück. Pazzini und Iaquinta ließen sich nun aber beide vermhert zurückfallen und warteten auf steile Anspiele in die Spitze. Einige wenige kamen auch, die Neuseeländer hatten aber wenig Mühe, diese zu verteidigen. Und als die Kiwis merkten, dass den Italienern so überhaupt nichts einfällt – die beiden besten Chancen waren 25m-Schüsse von Montolivo – wurden sie gegen Ende sogar noch frech und drückten mit Jungspund Wood sogar noch in einigen Situationen auf das Siegtor.

Fazit: Die Italiener schicken sich an, den Engländern ernsthafte Konkurrenz zu machen. Kein Tempo, keine Ideen, keine Kreativität, überschaubare Torgefahr. Mehr als der eine Punkt wäre absolut nicht zu rechtfertigen gewesen. Die All Whites dafür setzen ihre Party fort und werden mit einem verdienten 1:1 für eine engagierte Leistung belohnt.

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Brasilien – Côte d’Ivoire 3:1 (1:0)

Brasilien - Côte d'Ivoire 3:1

Ein bissi unterkühlt war’s schon, was die beiden Mannschaften da zeigten. Beide darauf bedacht, keinen Fehler zu machen, beide darauf bedacht, nur dann den Weg nach vorne zu suchen, wenn’s auch ohne Gefahr möglich ist. Weil die Ivorer (mit Drogba als Solo-Stürmer, die Außen Dinane und Kalou rückten zurück in ein 4-1-4-1) aber wesentlich höher verteidigten und auch selbst den Ballbesitz suchten, war es bei den Brasilianern nicht mit dem Gegner zurechtlegen und schauen, wo denn die Schwächen sind, wie das im Spiel gegen Nordkorea noch der Fall war.

Im Gegenteil sahen sie sich einer wie schon gegen Portugal defensiv extrem diszipliniert agierenden Mittelfeldreihe gegenüber, die das Spiel durch die Mitte von Kaká sehr gut unterbinden konnte, Luís Fabiano vorne gut abschirmte und die Brasilianer nicht zur Entfatung kommen ließ. Andererseits war der sichtlich nicht fitte Drogba gegen Lúcio UND Juan natürlich völlig aus dem Spiel (sky-Kommentator Reif nannte es durchaus treffend „Geiselhaft“). Somit fehlten Demel und Dindane (rechts), sowie Tiené und Kalou (links) vorne die Anspielstadion, die ein wesentlich aktiverer und vor allem fitten Gervinho zweifellos eher gewesen wäre. Das Resultat: Rasenschach. Die erste Hälfte plätscherte ereignisarm vor sich hin.

Die Brasilianer werden aber sicher gewusst haben, dass sich das Spiel so darstellen wird. Darum wurde eben nicht der Schwachpunkt mit Geduld gesucht, sondern gleich beim ersten Mal beinhart ausgenützt. Dann gab’s bei Kolo Touré und Zokora doch mal eine Unzulänglichkeit gegen Kaká, Luís Fabinao stand plötzlich frei und mit seinem gefühlt ersten Ballkontakt nach fast anderthalb Spielen hämmerte er den Ball sofort zum 1:0 ins Netz. Ein Rückstand, der den Ivorern sichtlich einiges von ihrer anfänglichen Sicherheit nahm, aber weil Kaká weiterhin steraunlich schlechte Pässe schlug und die Flanken weiterhin gut zugemacht wurden, passierte auch bis zur Pause nichts mehr.

Auch die zweite Hälfte schickte sich an, ähnlich zu beginnen, eher Luís Fabiano zu seiner bemerktenswerten Solo-Aktion anlegte, drei Ivorer (Kolo Touré, Zokora und Tiené) versetzte und zum 2:0 abdrückte. Ja, der Oberarm/Schulter war dabei, aber wenn’s der Referee nicht pfeift, dann zählt’s halt. Die Brasilianer wurde darauf etwas sorglos, Bastos ließ für einmal seine Flanke offen, woraufhin Dindane zum ersten Mal im ganzen Spiel Drogba per Flanke einsetzen konnte. Gegen eine dermaßen sichere und effiziente brasilianische Mannschaft müsste so eine Chance aber auch verwertet werden.

So hatte das 0:2 aber nicht den Effekt, dass die Ivorer nun erst recht versuchten, aufzuholen, war ihr Spiel gebrochen. Das 3:0 (nach dem erst zweiten wirklich guten Pass von Kaká) durch Elano, unter gütiger Mithilfe des halb entschlummerten Tiené, war die Folge. Die Einwechslung von Gervinho für Dindane verpuffte angesichte der zerfallenden Mannschaft komplett. Denn leider kämpften die Ivorer nun nicht mehr um Bälle und Tore, sondern nur noch gegen die Beine der Gegenspieler. Leider war der französische Schiedsrichter mit der Leitung der nun extrem rabiaten Partie heillos überfordert. Tioté und der (für Kalou gekommene)  Keita hätten zwigend für ihre Attentate vom Platz gemusst, außerdem hätte Kaká, wenn es als Tätlichkeit bewertet wird, glatt mit Rot fliegen, und nicht mit Gelb-Rot. Wer mich kennt weiß, dass ich Kritik am Schiedsrichter im Normalfall grundsätzlich so weit wie möglich ablehne, aber Lannoy wusste ganz deutlich nicht, was er da tat.

Es brauchte einen 80m-Solosprint von Gervinho, um die Ivorer zumindest kurz wieder aus ihrem Sittenverfall zu reißen, aus dieser Aktion fiel auch das Anschlusstor, weil Juan das Abseits aufhob und Drogba alleine vor dem Tor keine Mühe hatte. Viele Sympathien hat sich das Team mit diesem Auftritt leider nicht gemacht.

Fazit: Die Brasilianer nützten die wenigen Fehler der Ivorer in der ersten Stunde eiskalt und gewinnen als effizientere Mannschaft verdient. Nach der Art und Weise, wie sie von den entnervten Ivorern behandelt wurde, steht nun zu vermuten, dass sie gegen Portugal nicht mit allerletztem Ernst zu Sache gehen – um die Ivorer für ihre Schweinereien im Nachhinein noch zu strafen. Und Lannoy? Der wird wohl im selben Flieger gen Heimat sitzen wie die Mannschaft aus seinem Land…

(phe)

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