Osim – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 16 Sep 2013 18:26:14 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 Österreich in der Champions League: Ein etwas nostalgischer Rückblick https://ballverliebt.eu/2013/09/16/osterreich-in-der-champions-league-ein-etwas-nostalgischer-ruckblick/ https://ballverliebt.eu/2013/09/16/osterreich-in-der-champions-league-ein-etwas-nostalgischer-ruckblick/#comments Mon, 16 Sep 2013 15:46:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9465 Österreich in der Champions League: Ein etwas nostalgischer Rückblick weiterlesen ]]> 42 Spiele haben österreichische Mannschaften bisher in der Champions League absolviert. 8 Siegen und 7 Remis stehen dabei 27 Niederlagen gegenüber. Es ist nicht anzunehmen, dass die Austria diese Bilanz gegen Porto, Zenit und Atlético massiv verschönern wird. Aber immerhin: Nach Salzburg, Rapid und Sturm kommt endlich wieder mal ein rot-weiß-rotes Team in den Genuss der Königsklasse. Hier blicken wir auf die bisherigen Auftritte zurück!

Seit der Saison 1991/92 gibt es im Meistercup die Gruppenphase, ein Jahr später erfolgte die Umbenennung in „Champions League“ – und mit der Austria hat es nun zum siebenten Mal eine österreichische Mannschaft in diese Gruppenphase geschafft.

1991 scheiterte die Austria klar an Arsenal, 1992 eliminierte man erst ZSKA Sofia, ehe gegen Brügge Schluss war, 1993 gab es erst ein starkes Comeback gegen Rosenborg, ehe es in der letzten Runde vor der Gruppenphase gegen Barcelona nichts zu holen gab.

Salzburg 1994

Die erste Mannschaft, die es aus Österreich schaffte, war Salzburg nach der Erweiterung von acht auf 16 Teams für die Saison 1994/95. Nach dem denkwürdigen Lauf ins UEFA-Cup-Finale über Dunajska Steda, Antwerpen, Sporting Lissabon, Frankfurt und Karlsruhe und den beiden 0:1-Niederlagen im Finale gegen Inter Mailand, qualifizierte man sich mit zwei Siegen über Maccabi Haifa.

1994/95, Salzburg: 1 Sieg, 3 Remis, 2 Niederlagen
1 Sieg, 3 Remis, 2 Niederlagen

Wie schon im Europacup-Frühjahr 1994 zog Salzburg auch für die drei Gruppen-Heimspiele gegen Titelverteidiger Milan, die mega-talentierte Truppe von Ajax und den griechischen Meister AEK Athen ins Wiener Happel-Stadion um. Gegen AEK gab es zunächst ein 0:0 daheim (vor „nur“ 25.000 Zusehern), ehe man im San Siro gegen Milan ein 0:3 kassierte. Ein Sieg, der den Rossoneri aber keine Punkte brachte: Weil Otto Konrad von einem Becher getroffen wurde, bekam Milan die zwei Punkte abgezogen.

Die Highlights waren dann aber die beiden Spiele gegen Ajax. Erst hielt man Litmanen und Co. in Wien bei einem 0:0, dann führte mal im Olympiastadion von Amsterdam durch ein Kocijan-Tor lange mit 1:0, holte schließlich ein 1:1. Es waren in der ganzen Europacup-Saison die einzigen zwei Spiele, die der spätere Champions-League-Sieger Ajax nicht gewann.

Den Schwung nahm Salzburg mit und gewann in Athen mit 3:1 (durch einen Doppelpack von Pfeifenberger und einen Treffer von Ralph Hasenhüttl) und brauchte damit – wegen des Milan-Punktabzugs – im abschließenden „Heimspiel“ gegen die Italiener nur ein Remis zum Viertelfinal-Einzug. Eine Unsicherheit von Konrad und ein Abstauber-Tor von Daniele Massaro brachten aber eine 0:1-Niederlage, Gruppenplatz drei und damit das Aus.

Ajax und Milan trafen sich im Finale wieder und Salzburg-Boss Quehenberger konnte sich immerhin über 72,5 Millionen Schilling (5,2 Millionen Euro) an CL-Einnahmen freuen. Salzburg wurde 1995 erneut Meister, scheiterte dann in der Qualifikation aber an Steaua Bukarest. Die Mannschaft zerfiel in den folgenden Jahren (Feiersinger zu Dortmund, Pfeifenberger zu Bremen, Konrad zu Saragossa, Jurcevic zu Freiburg, Mladenovic nach Japan) und wurde 1996 inferiorer Achter. Mit Trainer Heri Weber gelang 1997 dann wieder der Meistertitel, in der CL-Quali blieb man dann aber mit beschämenden Leistungen an Sparta Prag hängen. Wenige Jahre später war der Klub finanziell am Ende.

Rapid 1996

Nur zwei Jahre nach Salzburgs UEFA-Cup-Finale kämpfte sich Rapid 1995/96 mit Erfolgen über Ploiesti, Sporting Lissabon, Dinamo Moskau und Feyenoord Rotterdam ins Europacup-Finale der Cupsieger, wo man auf N’Gottys abgefälschtes Weitschusstor keine Antwort fand. Parallel dazu holte man unter Ernst Dokupil den Meistertitel und setzte sich in der Qualifikation gegen Dynamo Kiew durch.

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2 Remis, 4 Niederlagen

Gegenüber der Meistermannschaft mussten Stürmer Carsten Jancker (zu Bayern) und Flügelspieler Stephan Marasek (zu Freiburg) ersetzen, dafür holte man sich den Tschechen René Wagner und den Polen Krzystof Ratajczyk. Wagner schlug voll ein, aber Ratajczyk konnte Marasek nicht ersetzen – der bullige Verteidiger war eine von mehreren Notlösungen auf der linken Seite, aber keine funktionierte wirklich.

Im ersten Spiel holte man ein etwas glückliches 1:1 gegen Feberhaçe Istanbul (Tor von „Büffel“ Stumpf) und holte sich danach im Old Trafford dank Treffern von Solskjær und Beckham ein 0:2 ab – nur ein Konsel in Gala-Form bewahrte Rapid vor einem schlimmen Debakel.

Juventus reiste im Oktober ohne einige Stars an – Zinedine Zidane, Alessandro del Piero und auch Torhüter Angelo Peruzzi kamen nicht zum Einsatz. So brachte ein Lesiak-Tor ein mehr als achtbares 1:1. Zwei Wochen später kannten die Turiner aber keine Gnade mehr: Mit allen Stars auf dem Feld fuhr Juve 5:0 über Rapid drüber.

Wegen der gleichzeitigen sensationellen 0:1-Niederlage von United daheim gegen Fenerbahçe war Rapid aber immer noch nicht aus dem Rennen. Mit dieser Chance vor Augen lieferte man auswärts bei Fenerbahçe die wohl beste Leistung des Europacup-Herbstes ab, kassierte aber in der Schlussphase das 0:1. Damit war Rapid aus dem Rennen und Manchester brauchte nicht nur einen Sieg in Wien, sondern gleichzeitige Schützenhilfe von Juventus für den Viertelfinal-Einzug. Beides gab’s: Giggs und Cantona sorgten für ein sicheres 2:0 im Happel-Stadion und Juve besiegte Fener ebenfalls mit 2:0.

Rapid beendete die Gruppe also mit zwei Punkten als Letzter, ehe dem Kader das gleiche Schicksal wiederfuhr wie jenem von Salzburg zuvor. Konsel (Roma), Kühbauer (Real Sociedad), Ivanov (Austria), Stöger (LASK), Prosenik (1860 München) verließen den Verein. Nachdem sich das von Salzburgern getragene Nationalteam 1995 aber durch Aussetzer wie die „Schmach von Riga“ und das 3:5 in der Regenschlacht von Belfast selbst aus dem Rennen schoss, qualifizierte sich das von Rapidlern getragene Nationalteam 1997 für die Weltmeisterschaft.

Sturm 1998

Während Salzburg und Rapid die Zeit Mitte der Neunziger dominierten, entwickelte sich in deren Schatten Sturm Graz zu einer Spitzenmannschaft, die 1998 schon am 29. von 36 Spieltagen (!!!) als Meister feststand und danach in der Qualifikation gegen Ujpest Budapest nicht die geringsten Probleme hatte, in die mittlerweile von 16 auf 24 Teams erweitere Champions League einzuziehen.

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1 Remis, 5 Niederlagen

Prunkstück des Teams von Ivica Osim war das „magische Dreieck“ von Spielmacher Hannes Reinmayr und den beiden Stürmern Vastic (technisch stark) und Haas (extrem schnell). In der unfassbar stark besetzten Gruppe mit CL-Titelverteidiger Real Madrid, UEFA-Cup-Titelverteidiger Inter Mailand und UEFA-Cup-Semifinalist Spartak Moskau reichte das aber nicht.

Gegen die Russen startete man mit einem 0:2 daheim, ehe man in Mailand bis in die Nachspielzeit ein torloses Remis ermauert hatte – bis Youri Djorkaeff praktisch mit dem Schlusspfiff doch noch das 1:0 für Inter markierte.

Die zwei Spiele gegen Real Madrid glichen sich in der Folge bis aufs Haar: Jeweils ging Sturm früh in Führung (im Bernabéu durch Vastic in Minute 8; im Schwarzenegger durch Haas in Minute 3), jeweils bekam Sturm danach richtig die Bude angefüllt. Am Ende standen ein 1:6 und ein 1:5 und die Erkenntnis, dass die nicht mehr ganz junge Abwehr mit Franco Foda, Darko Milanic und Ranko Popovic internationalen Ansprüchen nicht genügte.

Durch ein in der klirrenden November-Kälte von Moskau errungenes 0:0 blieb Sturm wenigstens ein Null-Punkte-Herbst erspart, im abschließenden Heimspiel gegen Inter gab’s ein 0:2.

Sturm 1999

Die Grazer konnten ihren Titel von 1998 verteidigen (wenn auch längst nicht mehr so haushoch überlegen) und rackerten sich mit einem 2:1 und einem 2:2 über Servette Genf in die von 24 auf 32 Teams aufgestockte Gruppenphase – als erstes österreichisches Team zum zweiten Mal. Das schaffte Vize-Meister Rapid nicht – Valletta aus Malta war noch kein existenzielles Problem, gegen Galatasaray war man in der letzten Quali-Runde aber chancenlos.

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2 Siege, 4 Niederlagen

Genauso chancenlos, wie sich dann auch Sturm in den ersten Spielen in der Gruppe präsentierte. Osim hatte auf die Ohrfeigen aus dem Jahr zuvor reagiert, indem er international öfters nur mit einer Spitze agierte und dafür einen dritten defensiven Mittelfeld-Mann einzog – es war dies zumeist György Korsós, der Ungar mit dem wallenden, blonden Pferdeschwanz.

Außerdem wurde die Abwehr neu besetzt und mit Jan-Pieter Martens kam ein neuer Mann auf die linke Seite. Zunächst fruchtete das alles aber nicht: Bei Olympique Marseille gab’s ein 0:2, daheim gegen Manchester United ein 0:3 und auch in Zagreb rannte man der Musik eher hilflos hinterher und ging 0:3 unter.

Der Knotenlöser war das Heimspiel gegen Croatia Zagreb. Wieder agierten die Kroaten grundsätzlich als das bessere Team, durch einen Konter und eine völlig missglückte Abseitsfalle von Croatia gelang Kocijan das 1:0 – dabei blieb es. Der erste Sieg, dem eine Woche später mit dem 3:2 (Doppelpack von Kocijan nach einem Tor von Mählich) gegen Marseille gleich der zweite folgte. Zwar ebenfalls mit etwas Glück (weil sich die Franzosen ein Tor quasi selbst auflegten und Blondeau nach einer Tätlichkeit vom Platz flog), aber vor dem letzten Spiel lebte die Chance auf Platz drei und damit den in diesem Jahr eingeführten Umstieg in den UEFA-Cup.

Sturm verlor am letzten Vorrunden-Spieltag zwar 1:2 bei Manchester United – Vastic gelang das Sturm-Tor – aber weil gleichzeitig auch Zagreb verlor, durfte man im UEFA-Cup weitermachen. Gegen den dortigen Titelverteidiger Parma gab es auswärts ein achtbares 1:2 (Tor von Schopp) und kam durch eine 2:1-Führung nach 90 Minuten im Rückspiel in die Verlängerung, von sogar das 3:1 fiel. Die Sensation war greifbar nahe, aber Pepi Schicklgruber fing eine Stanic-Flanke erst hinter der Torlinie, was die Vorentscheidung war. Am Ende hieß es nach zwei Reinmayr- und einem Vastic-Tor 3:3 nach Verlängerung.

Sturm 2000/01

Im Jahr 2000 holte sich der FC Tirol den Titel, war aber in der Qualifikation gegen CL-Finalist Valencia trotz eines 0:0 im Hinspiel ohne wirkliche Chance, verlor danach im Mestalla 1:4 (Ehrentor von Gilewicz). Besser machte es Vizemeister Sturm: Nach Hapoel Tel-Aviv wurde auch Feyenoord Rotterdam, damals ein Team aus der erweiterten europäischen Spitze, eliminiert. Die dritte Champions-League-Teilnahme in Folge – und die mit Abstand erfolgreichste.

3 Siege, 1 Remis, 2 Niederlagen (Vorrunde); 2 Siege, 4 Niederlagen (Zwischenrunde)
3 Siege, 1 Remis, 2 Niederlagen (Vorrunde); danach 2 Siege, 4 Niederlagen (Zwischenrunde)

Auch, wenn es zunächst gar nicht danach aussah. Vor allem eine Bänderverletzung von Vastic, die ihn wochenlang außer Gefecht setzte, zwang Osim neben einigen anderen Ausfällen dazu, immer wieder zu improvisieren. Beim ersten Spiel im Ibrox Park von Glasgow lief man gleich in ein derbes 0:5 bei den Rangers, danach gab es gegen den amtierenden UEFA-Cup-Sieger Galatasaray aber ein sensationelles 3:0 – auch dank Sergej Juran. Der Russe, der zuvor in Deutschland für Düsseldorf und Bochum gespielt hatte, ersetzte Vastic richtig gut. Er erzielte das erste Tor, Schopp und Schupp legten nach

Auch sie konnten aber nicht verhindern, dass es danach auswärts gegen Monaco die nächste 0:5-Faustwatsch’n setzte. Doch wie schon im Jahr zuvor kam man danach im Oktober richtig in Schwung und nützte die restlos ausverkuften Heimspiele. Monaco wurde zu einem 2:0 ausgekontert (Doppelpack von Schopp), eine Woche später holte sich Sturm mit einem 2:0 gegen die Glasgow Rangers (Juran, Prilasnig) sogar die Tabellenführung in der Gruppe.

Die aber so eng war, dass vorm letzten Spieltag noch sehr viel möglich war (Sturm 9, Gala 7, Rangers 7, Monaco 6). Sturm musste ins gefürchtete Ali Sami Yen von Istanbul, begann dort sehr ängstlich und geriet auch recht schnell in Rückstand. Wurde mit dem Ausgleichstreffer von Juran aber mutiger und ließ sich in der Folge auch vom erneuten Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. Als Gala-Verteidiger Hakan Ünsal eine Viertelstunde vor Schluss den Ball zum 2:2 ins eigene Netz beförderte und es auch im Parallelspiel unentschieden stand, reichte dieses Ergebnis beiden Teams zum Weiterkommen – und so blieb es auch dabei.

Mit Sturm als Gruppensieger.

In der Zwischenrunde, in der noch 16 Teams dabei waren, wurde man mit Manchester United (Sieger anderthalb Jahre davor) und Valencia (Finalist ein halbes Jahr davor) gezogen, dazu kam noch Panathinaikos Athen. Durch die kuriose Situation, dass mit den Bayern auch nur eine deutsche Mannschaft noch übrig war und RTL aber nur mittwochs übertragen durfte, kam Sturm sogar in den Genuss eines Live-Spiels im deutschen Free-TV – es war das 0:2 gegen Manchester United im zweiten Spiel. Zwei Wochen davor war man in Unterzahl (Prilasnig flog vom Platz) ein die dritte 0:5-Niederlage dieser Europacup-Saison gelaufen, diesmal gegen Valencia.

In die Winterpause holte sich Sturm den zwischenzeitlich nach Straßburg abgewanderten Mario Haas zurück, der gegen Panathinaikos gleich ein Comeback nach Maß feiern sollte. Sowohl beim 2:0-Sieg im Heimspiel (Haas, Kocijan) als auch beim 2:1-Sieg in Athen (Schopp, Haas) gehörte er zur den Torschützen. Mit dem Effekt, dass Sturm nun auch in der Gruppenphase sechs Punkte auf dem Konto hatte und sogar das Viertelfinale zumindest theoretisch möglich schien.

Doch in den letzten beiden Partien erwiesen sich Valencia (0:2 auswärts) und Manchester United (0:3 daheim) dann doch um zumindest eine Nummer zu groß. Immerhin: Sturm wurde Zwischenrunden-Gruppendritter.

Erste Dürrephase – Tirol-Crash und GAK-Anläufe

Sturm konzentrierte sich in dieser Saison voll auf den Europacup und stürzte national völlig ab. Am Ende reichte es gerade einmal für Rang vier, im UI-Cup kam das schnelle Aus gegen Lausanne, die Mannschaft war im totalen Umbruch und Präsident Hannes Kartnig gab deutlich mehr von dem Champions-League-Geld aus, als gesund gewesen wäre. Als Sturm 2002 nach dem Tirol-Crash in die CL-Quali aufrückte und gegen Maccabi Haifa ausschied, waren mit Günther Neukirchner und Roman Mählich nur noch zwei Stammspieler und mit Gerry Strafner und Imre Szabics nur zwei Ergänzungsspieler aus der großen Zeit übrig. Bis 2007 schlitterte der Verein vollends in die Pleite.

Das hat der FC Tirol deutlich schneller geschafft. Dem Titel 2000 mit dem (erwartbaren) Aus gegen Valencia folgte der Titel 2001 und ein Quali-Duell mit Lok Moskau. Einem 1:3 in Moskau (Tor von Kirchler) folgte ein 0:1 in Innsbruck – ein Spiel, das aber annulliert wurde, weil Referee Van der Ende einen Russen zweimal verwarnt, aber nicht ausgeschlossen hatte. So kam es drei Tage vor dem Start der Gruppenphase zum Wiederholungsspiel am Neuen Tivoli, in dem ein Brzeczek-Tor für die 1:0-Führung gesorgt hatte. Ein Tor wurde noch gebraucht – aber Roland Kirchler traf in der Nachspielzeit nur die Latte, statt ins Tor. Ein Schuss, der zur Legendenbildung taugt, ein Schuss, so heißt es, der den Verein endgültig in die Pleite schickte. Die Wahrheit ist aber wohl eher: Er hätte das Sterben des Klubs bestenfalls hinausgezögert. 2002 war Tirol zwar wieder Meister, stand aber ohne Lizenz da, wurde liquidiert und nahm daher auch nicht mehr als der CL-Quali teil.

In diese rückte neben Sturm (mit dem erwähnten Aus gegen Maccabi Haifa) auch Vizemeister GAK nach, der aber nach lockeren Siegen gegen Sheriff Tiraspol gegen Lok Moskau ausschied. Das Spielchen wiederholte sich 2003, als es nach lockeren Siegen gegen Tirana zwei starke Leistungen gegen Ajax Amsterdam gab, die aber nicht ganz reichten. Ebensowenig wie Meister Austria gegen Marseille etwas erreichen konnte.

2004 versuchte es der GAK, diesmal als Meister, zum dritten Mal. Und wieder scheiterte er – obwohl es nach der 0:2-Niederlage im Hinspiel gegen Liverpool immerhin den ersten Sieg eines österreichischen Teams in England gab. Das 1:0 an der Anfield Road (Tor von Tokic) reichte aber nicht. Neun Monate später hielt Liverpool den Cup in Händen.

Rapid 2005

Die Dürrephase endete erst, als Rapid 2005 gegen Düdelingen weiterkam (ist ja auch nicht mehr selbstverständlich) und danach als drittes österreichisches Team in fünf Jahren Lok Moskau zugelost bekam. Einem von einem Valachovic-Elfmeter gesicherten 1:1 im Hanappi-Stadion folgte ein von einem späten Valachovic-Kopfball gesicherter 1:0-Sieg in Moskau, und Rapid war zum zweiten Mal in der Gruppenphase dabei.

6 Niederlagen
6 Niederlagen

Die Mannschaft reflektierte aber vor allem die tiefgraue Mittelmäßigkeit, in der sich der österreichische Fußball in dieser Zeit generell befand. Nur vier einheimische Spieler in der Startformation, dazu einige nicht mehr ganz junge Legionäre aus Osteuropa.

Im heiß erwarteten ersten Spiel gegen die Bayern zeigten sich die Münchner, die damals selbst ein schönes Stück von der echten europäischen Spitze entfernt waren, eher gelangweilt und nudelten sich mit einem Guerrero-Roller zu einem äußerst glanzlosen 1:0-Sieg, zwei Wochen später stand Rapid auswärts bei Juventus auf verlorenem Posten. Neun Jahre nach dem 0:5 im Delle Alpi gab’s ein 0:3.

Die beste Leistung gab es dann zweifellos im Heimspiel gegen Brügge. Rapid dominierte, spielte sich Chancen in Hülle und Fülle heraus, schaffte es aber auch im dritten Spiel nicht, die Kugel zumindest einmal über die Linie zu befördern. So kam, was kommen musste: Brügge schoss völlig entgegen dem Spielverlauf kurz vor Schluss das Tor und gewann.

Beim Rückspiel in Belgien brach Marek Kincl zwar nach 26 Sekunden die Torsperre, am Ende stand aber dennoch eine verdiente 2:3-Niederlage; Steffen Hofmann hatte das zweite Rapid-Tor erzielt. Damit war schon vor den zwei letzten Auftritten fix, dass Rapid als Gruppenletzter auch nicht in den UEFA-Cup kommen kann.

In der Allianz Arena erstarrten die Wiener dann vollends in Ehrfurcht und ließen sich 0:4 abschießen, und auch beim abschließenden 1:3 daheim gegen Juventus gab es keine Punkte mehr – aber immerhin noch ein Tor von Marek Kincl. Als einzige österreichische Mannschaft bisher schloss Rapid eine Champions-League-Teilnahme mit sechs Niederlagen in sechs Spielen ab.

Zweite Dürrephase – die Bullen-Ära

Aber immerhin war Rapid da noch einmal dabei. Das schaffte Salzburg, nach der Übernahme von Red Bull von einem chronisch klammen Abstiegskandidaten zu einem finanziell potenten Titelkandidaten geworden, nicht. 2006 durfte sich neben den Salzburgern (die erst mit Glück den FC Zürich eliminierten, dann nach einem 1:0 gegen Valencia auswärts 0:3 verloren) auch die Austria versuchen. Ohne Erfolg, gegen Benfica.

Am knappsten dran war Salzburg sicher 2007, als die Bullen erst locker über die Letten aus Ventspils hinweg fegten, dann das Heimspiel gegen Shachtar Donetsk 1:0 gewannen und auswärts mit dem ersten Angriff in Führung gangen. Shachtar brauchte in der Folge drei Tore, bis zehn Minuten vor Schluss stand es 1:1 und Salzburg sah wie der sicherere Sieger aus. Ehe ein (äußerst fragwürdiger) Elfer Donetsk 2:1 in Führung brachte und Brandão in der 87. Minute das entscheidende 3:1 markierte.

2008 bremste Rapid die Bullen in der Meisterschaft aus, rasselte aber schon im Juli gegen Anorthosis Famagusta aus dem Europacup. Im Jahr darauf war wieder Salzburg dran, kam mit extrem viel Glück über Bohemians Dublin und mit einigem Glück über Dinamo Zagreb drüber, ehe man gegen Maccabi Haifa chancenlos war. 2009 war ziemlich baugleich: Weiter gegen HB Tórshavn (trotz 0:1 auf den Färöern), weiter gegen Omonia Nicosia (mit mehr Glück als der Gesamtscore von 5:2 ausdrückt), Aus gegen Hapoel Tel-Aviv.

2011 schnappte sich überraschenderweise Sturm den Titel. In der CL-Quali mühte man sich mit Erfolg gegen Fehervar, mühte man sich mit Erfolg gegen Zestafoni und mühte sich mit einem 1:1 und einem 0:2 ohne Erfolg gegen BATE Borisov. Ehe 2012 Salzburgs Mega-Peinlichkeit gegen Düdelingen passierte.

Nun also die Austria

Mit dem mühseligen Weiterkommen gegen Hafnarfjardar und dem, so ehrlich muss man sein, doch eher glücklichen Weiterkommen gegen Dinamo Zagreb ist nun also nach achtjähriger Pause wieder ein Team der heimischen Bundesliga im Konzert der Großen mit dabei. Mehr als eine Statistenrolle wird es realistischerweise nicht zu spielen geben und ein Nuller-Auftritt wie von Rapid 2005 scheint deutlich wahrscheinlicher als der erste Sieg seit dem 2:1 von Sturm bei Panathinaikos am 20. Februar 2001.

Nur: Zumindest ist wieder mal ein rot-weiß-roter Vertreter mit dabei.

(phe)

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Wie Rapids Titel 1996 die „Ära Manninger“ verhinderte und das Grazer CL-Wunder ermöglicht hat https://ballverliebt.eu/2013/01/02/wie-rapids-titel-1996-die-ara-manninger-verhinderte-und-das-grazer-cl-wunder-ermoglicht-hat/ https://ballverliebt.eu/2013/01/02/wie-rapids-titel-1996-die-ara-manninger-verhinderte-und-das-grazer-cl-wunder-ermoglicht-hat/#comments Wed, 02 Jan 2013 08:08:06 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8283 Wie Rapids Titel 1996 die „Ära Manninger“ verhinderte und das Grazer CL-Wunder ermöglicht hat weiterlesen ]]> Es war ein echtes Finale vor knapp 50.000 Fans im Happel-Stadion. Als Rapid am 1. Juni 1996 den direkten Titel-Konkurrenten Sturm Graz mit 2:0 besiegte und damit den Meistertitel einkassierte! Roman Pivarnik brachte die Hütteldorfer früh in Front, „Büffel“ Stumpf machte kurz vor Schluss den Deckel drauf, dazwischen traf Trifon Ivanov aus 60 Metern die Querlatte.

Aber spielen wir ein wenig „Hättiwari“: Wenn Sturm das Match gewonnen hätte und damit den Titel geholt hätte, wie wäre die Geschichte weitergegangen? Meine These: Alex Manninger hätte um die 100 Länderspiele, die große Champions-League-Zeit von Sturm wäre nie passiert und womöglich wäre der LASK im Jahr 1998 Meister geworden. Und das geht so:

Rapids Titel ist Manningers Pech

Wäre Sturm Meister geworden, hätte die Admira, die noch das Cupfinale gegen die Grazer bestritt, den Platz im Europacup geerbt – bei einer Niederlage, weil Sturm eben in die Champions-League-Quali aufgerückt wäre, und bei einem Sieg gegen die mit Restalkohol antretenden Grazer sowieso. Das hätte auf die sportlich ziemlich wertlose Admira keine Auswirkungen gehabt: Gegen Sparta Prag, das in der Realität Sturm in Runde eins eliminiert hat, wären die Südstädter auch nicht glücklich geworden und der Klassenerhalt wurde dank der Linzer Fusion und dem Relegations-Sieg über Steyr ohnehin gesichert.

Deutlich massiver wären die Auswirkungen aber für den GAK gewesen und hier vor allem auf Torhüter-Talent Alex Manninger. Mit der Admira im Cupsieger-Bewerb und Dann-Vizemeister Rapid und dem Dritten FC Tirol im UEFA-Cup, wäre der GAK nicht in den Europacup gerutscht. Somit hätte es auch nicht die Gala-Auftritte von Manninger gegen Inter Mailand (die Grazer erreichten dank eines großartigen Manninger in der 2. Runde das Elferschießen, wo man den Kürzeren zog) gegeben. Arsène Wenger wäre nicht auf den Jüngling aufmerksam geworden und den damals 19-Jährigen nicht im kommenden Sommer zu Arsenal geholt.

Somit bleibt Manninger beim GAK, wird dort Stammspieler und macht in der Saison 1997/98 dort rund 40 Pflichtspiele, anstatt der sieben bei Arsenal. Mit dieser Spielpraxis im Rücken und bei seinem Talent ist es nicht unwahrscheinlich, dass Manninger 1998 als dritter Torwart zur WM mitgefahren wäre. Nach Konsels Team-Abschied 1998 hätte so oder so erst einmal Franz Wohlfahrt den Posten übernommen, aber nach der in den Sand gesetzten Quali für die EM 2000 (Stichwort: Kegelabend von Valencia und Debakel von Tel-Aviv) oder allerspätestens nach dem Amtsantritt von Jugend-Apostel Krankl 2002 hätte Manninger sein Fix-Leiberl gehabt. Weil er früher oder später auch ins Ausland gegangen wäre, dank seines Standings aber zu einem Klub, bei dem er auch tatsächlich gespielt hätte.

In der Realität hat Manninger in der Quali für die Euro 2000 zwei Spiele gemacht (von acht), für die WM 2002 eines (von acht) – und zwar das gegen Liechtenstein – und für die Euro 2004 drei (von acht). Insgesamt absolvierte Manninger 33 Länderspiele, wirklich Stammkraft war er dabei nur in der Saison 2007/08, ehe er für die Heim-EM zur Nummer zwei degradiert wurde. Andernfalls, wenn er 2000 oder 2002 Stamm geworden wäre, reden wir von knapp zehn Jahren als potentielle Nummer eins. Eine „Ära Manninger“, die nie stattgefunden hat – auch, weil Rapid 1996 Meister wurde und nicht Sturm.

Und es gäbe auch nicht auf Wikipedia den etwas süffisanten Satz zu lesen: „Am 5. August 2009 verkündete er seinen Rücktritt aus dem Nationalteam, um sich auf seine Position als Ersatztorhüter bei Juventus Turin zu konzentrieren.“

Kein Petrovic-Faustwatsch’n – kein Augenthaler?

Beim GAK kehrte am Ende der Saison 1995/96 der hochgeschätzte Trainer Hans-Ulrich Thomale in seine deutsche Heimat zurück, für ihm übernahm Ljubo Petrovic. Dieser gewann 1991 mit Roter Stern Belgrad den Meistercup – das wäre also in etwa, als würde sich heute Frank Rijkaard in die österreichische Liga verirren. Petrovic blieb aber kaum drei Monate GAK-Trainer. Nicht nur, weil der Serbe mit seiner unsympathischen Persönlichkeit in Rekordtempo die ganze Mannschaft gegen sich aufgebracht hat, sondern auch wegen eines buchstäblich handfesten Skandals.

GAK

Nach dem 1:3 verlorenen Europacup-Match bei Germinal Ekeren nämlich streckte er in der Kabine vor lauter Wut den im Spiel ausgeschlossenen Bobby Dmitrovic per Fausthieb nieder. Präsident Harald Fischl zögerte keine Minute und entließ Petrovic sofort. Es übernahm zunächst Hans-Peter Schaller – geplant war, bis Saisonende – ehe dieser aber nach nur einem Spiel (einem 1:2 in Ried) von Gustl Starek abgelöst wurde.

Es besteht kaum ein Zweifel, dass Petrovic früher oder später auch ohne seine Faustwatsch’n geflogen wäre. Dann allerdings wegen einer Meuterei im Team, was sich unweigerlich auf deren Image bei potentiellen Nachfolge-Kandidaten ausgewirkt hätte. Und ob sich der Co-Trainer von Bayern München – Klaus Augenthaler – dann im Sommer danach wirklich für seine erste Station als Chefcoach eine als Schlangengruber verschriene Mannschaft wie den GAK angetan hätte? Fraglich.

Zudem hätte es ohne „Auge“ wohl auch nie diesen genialen Prank von Hape Kerkeling als Albertas Klimaviszys gegeben. Aber das ist ein anderes Thema.

Ein Sturm-Titel 1996 als Verhinderer des CL-Wunders

Kleine Vorwarnung: Jetzt wird’s kompliziert.

Mitte der Neunziger war Sturm, was man als „Work in Progress“ bezeichnen kann: Auf dem Weg dazu, eine richtig gute Mannschaft zu werden, aber eben noch ein paar Jahre davon entfernt. Rapid war 1996 hingegen auf dem absoluten Höhepunkt. Mit dem Selbstvertrauen von Europacup-Finale und Meistertitel stürmte man in der CL-Quali über Dynamo Kiew hinweg.

Unwahrscheinlich, dass das damalige Sturm-Team als Meister diese hohe Hürde nehmen hätte nehmen können, zumal man im Cupsiegerbewerb in der ersten Runde an Sparta Prag scheiterte – eine gute Mannschaft, aber nicht so gut wie Dynamo Kiew (mit dem jungen Andrej Shevchenko) es war. Sturm

Sehr wahrscheinlich hingegen, dass sich Hannes Kartnig im Meisterrausch nicht nur Megaflop Giuseppe Giannini geholt, sondern Trainer Osim und Sportchef Schilcher noch diverse andere klingende Namen auf’s Aug‘ gedrückt hätte. 2002 ist die Mannschaft nach diversen Sinnlos-Transfers (Amoah, Masudi, Angan, Pregelj, Heldt, Mörec, etc.) implodiert und Ivica Osim warf frustriert von Kartnigs Großmannssucht die Brocken hin.

Osim anno 1996 war nicht nach vielen mega-erfolgreichen Jahren ausgebrannt – früher oder später hätte er die Sache also vermutlich in den Griff bekommen. Mit dem verpassten Titel schauten sich die Grazer bei Teams wie Basel (Foda, Schupp), Lierse (Martens) und in der zweiten spanischen Liga (Popovic) um und holten somit die zentralen Spieler für den endgültigen Durchbruch mit dem Titel zwei Jahre später.

Meine These: Sturm wäre 1998 nicht Meister geworden, hätte man 1996 den Titel geholt.

Vizemeister Sturm baute sich für die Saison 96/97 ziemlich um und brachte Altstar Giannini nach Graz. Am Ende rettete man den dritten Platz – besser wäre es nach einem Kartnig’schen Kaufrausch kaum geworden. Und ohne die zuvor erwähnten Verstärkungen von kleineren Klubs hätte Sturm in der Saison 97/98 nie den Durchmarsch zum Titel vollziehen können. Womit die erste der drei Champions-League-Teilnahmen – jene, in der man gegen Real Madrid und Inter Mailand Lehrgeld zahlte – schon mal nicht stattgefunden hätte.

In der Realität profitierte Sturm im zweiten CL-Jahr von der Erfahrung des ersten und wurde Gruppendritter, ehe man als gewachsene Mannschaft im dritten CL-Jahr voll durchstartete. Ohne die erste CL-Saison hätte Sturm als eventueller Meister 1999 dann im Herbst ’99 die Prügel bezogen. Im Jahr danach wäre es in der Quali gegen Feyenoord dann schon zumindest sauschwer geworden. Statt drei CL-Teilnahmen, von denen eine super und eine recht okay war, hätte es für Sturm als Meister 1996 wohl nur eine gegeben, und in der wär’s sportlich nicht besonders lustig gewesen.

Rapid hätte 1997 den verlorenen Titel nachgeholt…

Nach Rapids Lauf ins Europacup-Finale 1996 verließen Jancker, Marasek und Hatz den Klub, um ihr Glück im Ausland zu versuchen. Ob Titel oder nicht, dieses Trio wäre auch so sicher weg gewesen. In der Champions League im Herbst ’96 konnte sich hingegen Michael Konsel mit Glanzleistungen gegen Juventus für einen Vertrag beim AS Roma empfehlen, Didi Kühbauer bekam die Chance zu Real Sociedad zu gehen; letztlich zog es auch den humorlosen Trifon Ivanov weg aus Hütteldorf (wenn auch nicht in eine Top-Liga, sondern nur an den Verteilerkreis).

RapidIn der Realität überwinterte Rapid, nach dem Titel, in der Saison 96/97 als Tabellenführer, zersplitterte im Frühjahr aber in eine Ansammlung von Ich-AGs und verdaddelte den Titel gegen Salzburg. Nach einem mega-erfolgreichen Jahr 1996 – Meister, Europacup-Finale, Champions League – setzte wohl eine gewisse Gemütlichkeit ein, nicht mehr alle gaben alles, was zu gegenseitigen Schuldzuweisungen führte, und mit den nahenden Abschieden von Konsel und Kühbauer blickte man auch in eine ungewisse Zukunft.

Wäre Rapid ’96 NICHT Meister geworden, hätte man nicht nur einen Titel weniger, sondern auch nicht in der Champions League gespielt. Man hätte im UEFA-Cup den Platz des GAK eingenommen, und in der zweiten Runde hätte Inter Mailand gewartet. Viel wäre da vermutlich nicht rausgekommen, wenn man sich das 0:5 in Turin vor Augen führt, das es in der Realität gab. Sprich: Rapid wäre hungrig ins Frühjahr gegangen und mit großem Willen, den 1996 verspielten Titel nun nachzuholen. Qualitativ war Rapid in der Saison 96/97 ohne Zweifel die beste Mannschaft, und ohne die Zersplitterung des Teamsgeistes hätte man 1997 den Titel vermutlich recht locker eingefahren. Hätte man die Finalissima gegen Sturm 1996 also verloren, hätte man höchstwahrscheinlich den Titel im Jahr darauf nachgeholt.

…und hätte nicht Heribert Weber als Trainer geholt

In der Saison 97/98, nachdem mit Konsel, Kühbauer und Ivanov drei zentrale Spieler weg waren, war es um Rapid weitgehend geschehen. Schon zur Winterpause hatte man 13 Punkte Rückstand auf Herbstmeister Sturm angehäuft, man ekelte Peter Stöger aus der Mannschaft und weil Ernst Dokupil das Chaos nicht mehr in den Griff bekam, eiste man Ende März 1998 Heribert Weber von Salzburg los. Dieser hatte schließlich im Jahr zuvor mit Salzburg gezeigt, dass er eine Mannschaft mit Teamgeist formen und damit auch gegen besser besetzte Teams Erfolg haben kann. Salzburg

Hätte Rapid 1997 den Titel nachgeholt, wäre aber – logisch – Heri Weber nicht mit Salzburg Meister geworden. Somit hätte er mit einem achten und einem zweiten Platz in anderthalb Jahren als Trainer in der Mozartstadt kein Meister-Image vorzuweisen gehabt. Gut möglich, dass Rapid als Meister ’97 in der Saison 97/98 auch die Implosion mit einem Jahr Verspätung nachgeholt und man Dokupil von der Trainerbank wegbefördert hätte (er wurde Sportchef). Aber ob man sich einen Trainer geholt hätte, der nur „eh okay“ ist und dem man neun Monate noch selbst den Titel weggeschnappt hätte?

Und wenn Weber nicht den fliegenden Wechsel von Lehen nach Hütteldorf vollzogen hätte, hätte in Salzburg auch nicht Hans Krankl das Traineramt übernommen.

Und jetzt der Oberhammer: LASK als Meister 1998?

Rekapitulieren wir also: Sturm wäre in der Saison 1997/98 noch damit beschäftigt gewesen, aus einem von Hannes Kartnig sinnlos zusammengewürfelten Team eine Mannschaft zu machen. Rapid ist nach dem Titel 1997 satt und die Ära Dokupil neigt sich dem Ende zu. Der GAK hat zwar einen feinen Torhüter, aber vermutlich keinen Trainer, der das Team so dermaßen verbesserte, wie es Klaus Augenthaler zweifellos getan hat.

Was die Aufmerksamkeit auf einen Klub lenkt, von dem in diesem Gedankenspielchen noch nicht die Rede war. Dem LASK nämlich. Dieser pimpte Ende der Neunziger mit dem Geld von Präsident Wolfgang Rieger sein Team ziemlich auf und installierte zu Beginn der Saison 1997/98 den Norweger Per Brogeland als Trainer. Dieser war ein Leisetreter, ein akribischer Arbeiter, der – wie er es aus Skandinavien gewohnt war – auch auf Eigenverantwortung und professionelles Verhalten bei seinen Spielern. LASK

Der LASK spielte 97/98 dann auch eine mehr als ordentliche Saison. Zu dem Zeitpunkt, als Weber von Salzburg zu Rapid ging – also neun Spieltage vor Schluss – war der LASK Dritter, nur die beiden Grazer Klubs lagen vor den Athletikern. Die zudem gerade Rapid mit 5:0 aus der Gugl geschossen hatten (Brogelands Landsmänner Geir Frigård und Rune Tangen trafen je doppelt, dazu netzte Markus Weissenberger). Doch Rieger monierte mangenlde körperliche Fitness bei seinem Team, obwohl Brogeland jedem Spieler ein individuelles Urlaubs-Programm für die Winterpause mitgegeben hatte. „Daran kann sich bis auf Frigård und Tangen keiner gehalten haben“, schimpfte Rieger. Und machte, was ob Verfehlungen der Spieler ja auch vollig logisch ist: Er entließ den Trainer. Eine kleingeistige und peinliche Fehleinschätzung: Ohne Brogeland rutschte der LASK von Rang drei ab und verpasste den Europacup um sechs Punkte.

Aber: Ohne einen durchmarschierenden SK Sturm und ohne einen GAK, der unter Augenthaler extrem stark war, wäre der LASK mittendrin im Titelkampf gewesen. In diesem Fall hätte Rieger seinen Trainer wohl nicht entlassen, der hochprofessionelle System-Trainer hätte zumindest bis Sommer weiterarbeiten dürfen. Gut möglich, dass er angesichts der kriselnden Konkurrenz sogar den Titel eingeheimst hätte.

Ein akribischer, stiller Arbeiter aus Norwegen als Meistermacher mit einem Underdog: Vielleicht hatte das so manchen Denkprozess zehn Jahre früher einsetzen lassen. Den LASK-Crash im Jahr 1999 hätte der Titel aber nicht verhindert: Die abenteuerliche Finanzkonstruktion, die Wolfgang Rieger mit seiner Bank und dem LASK aufgebaut hatte, wartete nur darauf, wie ein Kartenhaus zusammen zu brechen.

Alles wegen einem Spiel

Heißt: Sturm sich im Überschwang vermutlich die eigenen CL-Erfolge verbaut, Rapid hätte den Titel ein Jahr später nachgeholt, Alex Manninger wäre auf annähernd 100 Länderspiele gekommen, Ljubo Petrovic hätte Bobby Dmitrovic nicht k.o. gehauen und der LASK hätte möglicherweise 1998 den Meisterteller geholt – mit einem norwegischen Leisetreter als Trainer. Und wäre wenige Monate später krachen gegangen.

Und das alles nur, weil Sturm am 1. Juni 1996 im Happel-Stadion 0:2 verlor, anstatt das Spiel gegen Rapid zu gewinnen.

(phe)

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