Okotie – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 15 Nov 2014 22:33:30 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Capello mit dem Rezept, aber Österreich mit dem Sieg – 1:0! https://ballverliebt.eu/2014/11/15/oesterreich_siegt_trotz_capellos_gutem_rezept/ https://ballverliebt.eu/2014/11/15/oesterreich_siegt_trotz_capellos_gutem_rezept/#comments Sat, 15 Nov 2014 22:33:30 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10668 Capello mit dem Rezept, aber Österreich mit dem Sieg – 1:0! weiterlesen ]]> Der Sieg an sich war schon etwas glücklich. Dass das goldene 1:0 durch Okotie aus Abseitsposition fiel, kommt noch dazu. Dennoch: Österreich steht nach dem Erfolg über Russland, eingefahren ohne Alaba und ohne Baumgartlinger, blendend da. Obwohl Fabio Capello eigentlich ein gutes Rezept gegen das ÖFB-Team gefunden hatte.

Österreich - Russland 1:0 (0:0)
Österreich – Russland 1:0 (0:0)

Leitgeb statt Alaba, Ilsanker statt Baumgartlinger: Dass statt des langfristig verletzten Bayern-Stars und des kurzfristig lädierten Mainzers die Salzburger Zentrale zum Einsatz kommen würde, war beinahe logisch. Schließlich startete Österreich so, wie man das lange auch von Salzburg kannte: Mit Druck im Mittelfeld, mit Pressing und Gegenpressing, mit dem kompromisslosen Fight um zweite Bälle.

Russland zunächst beeindruckt…

Von der Agilität, mit der das Offensiv-Quartett Österreichs mit der Unterstützung von Christoph Leitgeb in der Startphase spielte, war die routinierte, aber doch etwas hüftsteife russische Defensive durchaus beeindruckt. Vor allem Sechser Glushakov produzierte viele zuweilen billige Fehlpässe im Aufbau, nach denen Österreich sehr flink umschaltete. Schnell hatte sich Glushakov zudem die gelbe Karte abgeholt.

Echte Torgefahr konnte Österreich so zwar nicht erzeugen, aber man nahm den Russen komplett den eigenen Spielaufbau. In den ersten 15 Minuten kam die Sbornaja nur ein einziges Mal kontrolliert vor den österreichischen Strafraum, dazu gab’s einen Konter über Tcherishev. Der eher verzweifelte Weitschuss, mit dem Kokorin den Pfosten traf (15.) und die übertriebene Hast, mit der Tcherishev kurz danach abschloss und weit daneben schoss (18.) waren sichtbarer Beweis davon, dass Österreich den Russen vermittelt hatte, keine Zeit am Ball zu haben.

…erarbeitet sich dann aber Kontrolle

Kam Russland aber doch einmal halbwegs kontrolliert in die österreichische Hälfte, was vor allem ab etwa der 20. Minute öfter der Fall war, fiel vor allem ein extremes horizontales Verschieben der Vierer-Offensivreihe auf. Faisullin und Shirokov besetzten nicht selten gemeinsam das ballnahe Halbfeld, während der jeweilige Außenspieler – aufgrund des Linksdralls des russischen Teams zumeist RM Shatov – in der Spielfeld-Mitte agierte.

So konnte Russland das Zentrum überladen, womit die Sbornaja immer mehr die Kontrolle über diesen Bereich und damit auch über das Spiel übernahm. Zusätzlich verstärkt wurde dieser Effekt durch zwei Faktoren: Zum einen agierte Ilsanker recht tief hinter Leitgeb (was er ja von Salzburg gewöhnt ist). Russland konnte so die durch die vertikale Staffelung etwas fehlende österreichische Kompaktheit nützen.

Und zum anderen ließ bei Österreich der Druck und das Anlaufen der Gegner immer mehr aus.

Aufbau in die Zentrale gelockt

Dennoch blieb Russland von der Grundeinstellung her eher vorsichtig und staffelte sich bei österreichischem Ballbesitz eher tief. Die beiden Achter Shirokov und Faisullin stellten sich nicht zwischen die österreichische Innenverteidigung und Ilsanker/Leitgeb, sondern zwischen Ilsanker/Leitgeb und dem eigenen Tor. Man verzichtete also darauf die österreichische Eröffnung von hinten heraus anzupressen (Stürmer Kokorin alleine hätte da wenig machen können).

Dafür versuchte man, den österreichischen Aufbau durch das Zentrum zu locken – logisch, weil dort ohne Alaba der kreative Chef fehlte (dass Baumgartlinger beim Aufwärmen auch w.o. geben musste, hatte Capello bei der Erstellung seiner Taktik ja noch nicht wissen können). Auf den Außenbahnen jedoch lauerte mit Arnautovic und Harnik sehr wohl Gefahr. Weshalb Shatov und Tcherishev auch ganz offensichtlich die Order hatten, auf diese beiden aufzupassen.

Leichte Adaptierung von Koller

Teamchef Koller nahm in der Pause einige Adaptionen vor, wie etwa, dass der ballentfernte Außenspieler ins Zentrum rückt. Das funktionierte etwa bei Harniks Lauf über die linke Seite und seine Rückgabe auf Arnautovic kurz nach Wiederbeginn auch schon ganz gut. Keine Frage: Diese Maßnahme war eine Reaktion auf das konsequente ballorientierte Verschieben der Russen, mit dem sie ja das Zentrum kontrollierten.

Was den Russen aber weiterhin nicht nach Wunsch gelang, war das Erzeugen eigener Torgefahr. Weil Hinteregger immer wieder antizipierte und intelligent aus der Kette rückte, wenn es notwendig war, kam Russland bei aller Kontrolle nicht über das Zentrum in den Strafraum, dazu war Tcherishev links ein Totalausfall und der hochtalentierte Shatov auf rechts kam gegen Fuchs nicht zum Zug. Daher änderte Capello nach einer Stunde erst einmal seine Flügelbesetzung.

Okotie statt Janko

Statt des enttäuschenden Tcherishev kam Jonov, der nun die rechte Angriffsseite besetzte; Shatov wechselte dafür nach links. An der Charakteristik des Spiels änderte sich aber wenig – umkämpftes Mittelfeld, wenig Torgefahr auf beiden Seiten. Für merkliche Bewegung sorgte aber die Einwechslung von Okotie statt Janko nach einer Stunde.

Der 1860-Stürmer ist zwar nicht so bullig wie Janko, aber beweglicher, was gegen die alten und langsamen russischen Innenverteidiger nicht schlecht war. Vor allem, wenn es Österreich gelang, für Gewusel im Strafraum zu sorgen, wie beim Beinahe-Tor nach 70 Minuten. Aus dem Spiel heraus war Österreich aber an sich ebenso ungefährlich wie aus Standard-Situationen.

So war es ein langer Abschlag von Almer, der das 1:0 einleitete. Von Junuzovic‘ Kopf geschickt auf Harnik weitergeleitet flankte der Stuttgart-Legionär auf Okotie, der Ignashevitch entwischt war und zum 1:0 verwertete. Es war zwar Abseits, aber Referee-Assistent Stephen Child hatte es übersehen.

Er brachte Sturmspitze Dzyuba für den enttäuschenden Tcherishev und stellte auf ein 4-4-1-1 um, mit Dzyuba vorne und Kokorin etwas hinter ihm.

Capello ändert das System

Ab 75. Minute
Ab 75. Minute

Die direkte Reaktion von Russlands Temachef Fabio Capello war, sein System umzustellen. Statt Achter Faizullin kam nun Stoßstürmer Dzyuba und damit hatte die Sbornaja nun ein 4-4-1-1 auf dem Feld.

Damit verzichtete er auf die Kontrolle im Zentrum und wollte dafür mehr Anspielstationen in der Spitze haben – der flinke Kokorin mit etwas mehr Aktionsradius, der bullige Dzyuba als Anspielpunkt im Strafraum. Wenig später kam dann auch Alan Dzagoyev, ewiges Talent von ZSKA Moskau, für den hoch veranlagten Shatov von Zenit St. Petersburg.

Die Folge von Capellos Umstellung im System war auch eine Umstellung im Stil: In der Schlussphase war die Brechstange gefragt. Dabei bewahrte die österreichische Abwehr aber etwas mehr Sicherheit als gegen Montenegro und deutlich mehr Sicherheit als in Moldawien.

Der zweite 1:0-Heimsieg war die Folge.

Fazit: Russland passte sich Österreich an

Ohne die Einser-Besetzung in der Mittelfeld-Zentrale mit Alaba und Baumgartlinger fehlt dem österreichischen Team ziemlich offensichtlich die ordnende Hand und die Übersicht in der Spielfeld Mitte. Logisch – Alaba ist Weltklasse, Leitgeb und Ilsanker „nur“ gutes Europa-League-Niveau. Aber: Glückliches Österreich, wenn man ein gutes Europa-League-Duo als Back-up hat.

Denn es wird immer mehr deutlich, dass sich das ÖFB-Team immer breiter aufstellt, wenn es darum geht, ein Spiel zusammenzuhalten und zu kontrollieren. Es war eine recht ordentliche Leistung, aber keine überragende und der Sieg ist dann doch eher glücklich und ein Remis hätte den gezeigten Leistungen fraglos eher entsprochen. Aber man behält mittlerweile die Nerven und kann auch wackelige Spiele gegen gute Gegner über die Zeit bringen.

Vor allem aber zeugt es von dem internationalen Respekt, den Österreich in den drei Jahren unter Koller gewonnen hat, dass sich ganz deutlich Capello dem ÖFB-Team angepasst hat und nicht so sehr Koller den Russen. Österreichs Anlage war, wie Österreichs fast immer ist – berechenbares 4-2-3-1 mit Pressing in der Anfangsphase und Vorstößen über die Außen. Capello aber ließ Österreich im Aufbau über das Zentrum locken, in dem Alaba fehlte.

Russland muss sich ärgern, nicht zumindest ein 0:0 aus Wien mitgekommen zu haben, und ein solches wäre absolut verdient gewesen. Österreich hingegen hat nach vier Spielen schon drei Siege auf dem Konto – keine andere Mannschaft der Gruppe hat mehr als einen. In den nun allesamt absolvierten Heimspielen gegen die drei Gegner um die EM-Tickets gab es sieben Punkte. Das ist großartig.

Das letzte Mal, dass Österreich mit 10 Punkten aus vier Spielen startete, ist 14 Jahre her. Zwei der Spiele damals gab’s allerdings gegen Liechtenstein, am Ende wurde man Gruppenzweiter. Das würde diesmal reichen.

gruppe g

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Österreich gegen Montenegro: Fehlende Nerven kosten beinahe den sicheren Sieg https://ballverliebt.eu/2014/10/12/fehlende-nerven-kosten-beinahe-sicheren-sieg-10-ueber-montenegro/ https://ballverliebt.eu/2014/10/12/fehlende-nerven-kosten-beinahe-sicheren-sieg-10-ueber-montenegro/#comments Sun, 12 Oct 2014 18:59:53 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10596 Österreich gegen Montenegro: Fehlende Nerven kosten beinahe den sicheren Sieg weiterlesen ]]> Eine Stunde lang ist Österreich gegen Montenegro klar überlegen, dann wurde es wie zuletzt so oft zum Zittern – aber einmal mehr gelingt es, ein gutes Resultat einzufahren. Nachdem man – anders als zuletzt – genug Torchancen erarbeiten konnte, um das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Erst nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden des starken Arnautovic traute sich Montenegro anzugreifen.

Österreich - Montenegro 1:0 (1:0)
Österreich – Montenegro 1:0 (1:0)

Erst mal keinen kriegen. Montenegro kam mit einer Spielanalge daher, die in erster Linie darauf ausgelegt war, nicht zu verlieren. Mit zwei Viererketten wurde verteidigt, auch Zehner Vukcevic ließ sich gegen den Ball weit nach hinten fallen – so kam es in der Anfangsphase oft vor, dass Spitze Vucinic alleine 35 Meter vor dem nächsten Mitspieler stand. Der ehemalige Serie-A-Star legte generell eine recht passive Spielweise an den Tag.

Österreich hat alles im Griff

Offenbar hatte man den montenegrinischen Linksverteidiger Volkov als Schwachstelle ausgemacht – denn Österreich versuchte, vor allem ihn in Zweikämpfe zu verwickeln und aus der Position zu ziehen. Was auch immer wieder nicht so schlecht gelang. Dennoch ist und bleibt die linke Seite die deutlich stärkere beim ÖFB-Team. So gut wie jeder Angriff, bei dem Fuchs auf der linken Seite mit Tempo durchging, wurde brandgefährlich – dem an sich guten Rechtsverteiger Savic fehlte es da an der Hilfe von Beciraj vor ihm. Dieser ist ja ein eigentlich reiner Offensiv-Spieler.

Dazu wurde versucht, durch das Zentrum hindurch Okotie steil in die Schnittstellen zu schicken. Das funktionierte aber nur selten, da Montenegro dafür zu tief stand. So konnte Okotie selten in den Rücken der Kette kommen. Nach vorne hatte Österreich überall klare Vorteile, auch wurde im Mittefeld gut draufgegangen. Dazu pressten Okotie und Junuzovic gegen die Innenverteidiger, verhinderten so einen kontrollierten Aufbau des Gegners.

Das 1:0 durch Okoties erstes Länderspiel-Tor nach einer starken Vorarbeit des ganz starken Arnautovic war die logische Folge der klaren Überlegenheit von Österreich.

Konzentriert Kontersituationen vermieden

Wenn Montenegro zu einem kontrollierten Aufbau kam – was in der ersten Hälfte nur in den zehn Minuten nach dem Tor der Fall – rückten Beciraj und Bozovic auf den Flügeln auf und bildeten ein 4-3-3, die Konzentration lag darauf, aus dem Halbfeld bzw. dem Zentrum heraus die Flügelspieler in deren Lauf zu bedienen. Hier hatten Klein und Fuchs die Sache defensiv aber ganz gut im Griff. Lediglich beim Aufrücken in Pressing-Situationen agierte Klein wie gewohnt zuweilen etwas passiv.

Die Fehlpass-Quote bei Österreich lag im einstelligen Prozentbereich und fast alle legten ein hohes Maß an Konzentration an den Tag. War doch einmal ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung dabei, bügelte das vor allem Baumgartlinger mit seinem unglaublichen Auge aus. So kam Montenegro nur sehr selten dazu, nach schnellem Umschalten ihre Kontersituationen fertig zu spielen. Im Gegenteil, zur Halbzeit hätte Österreich schon das eine oder andere Tor mehr erzielt haben müssen.

Mit Arnautovic war alles safe…

Neben Baumgartlinger legte vor allem Marko Arnautovic eine zuweilen grandiose Leistung aufs Feld. Er war praktisch immer Anspielbar, konnte das Tempo situativ verschärfen, spielte extrem gut mit Fuchs und Alaba zusammen. Er arbeitete sehr gut nach hinten, wenn das notwendig war, und er traute sich auch in die Zweikämpfe und gewann diese oft.

Im Wissen um die Gefährlichkeit von Arnautovic trauten sich die Montenegriner auch nicht so recht aus dem Schneckenhäuschen, nachdem für die zweite Halbzeit Jovetic für den unauffälligen Vukcevic gekommen war. Erst, als der Stoke-Legionär nach einer Stunde angeschlagen vom Feld musste, suchten die Gäste konsequenter den Weg nach vorne.

…ohne ihn wurde es zum Zittern

Vor allem, weil ihnen sehr schnell klar wurde, dass von Arnautovic-Ersatz Hinterseer so gut wie keine Gefahr ausging. So kippte ein Spiel, das Österreich eigentlich längst für sich hätte entschieden haben müssen. Die Abwehr und vor allem das Mittelfeld von Montenegro spielte nun 30 Meter höher als zuvor und übte so immer mehr Druck aus.

Mehrere Faktoren sorgten in der Schlussphase dafür, dass Österreich wie schon beim 2:1-Sieg in Moldawien mächtig ins Zittern kam. Erstens fehlte eben die Entlastung über Arnautovic. Es gelang praktisch nicht mehr, den Ball mal etwas zu halten, einen Gegenspieler zu schleppen und es fehlte auch massiv seine Aura der ständigen Gefahr.

Zweitens ist Robert Almer einfach kein Faktor großer Sicherheit. Er kratzt die Bälle von der Linie, wie kurz vor Schluss gegen Vucinic. Aber er schafft es nicht, Ruhe und Sicherheit auszustrahlen, was seine Vorderleute zuweilen anzustecken scheint. Außerdem ist er als Spieleröffner nicht die optimale Lösung, weil er mit dem Fuß nicht der Beste ist und seine Ausschüsse oft eine ziemliche Streuung haben. Sicherlich ein Faktor, warum er es in Deutschland nicht und nicht schafft, sich durchzusetzen.

Über die Zeit gerettet

In erster Linie waren es aber, drittens, die Nerven. Die Räume, die sich zwischen den montenegrinischen Reihen ergaben, waren eine Einladung für österreichische Konter, die auch immer wieder kamen und die auch immer wieder zu guten Abschlussgelegenheiten führten. Wie umständlich und überhastet diese aber vergeben wurde, war erschreckend – ebenso wie die Unsicherheiten in der Abwehr, die sich häuften und häuften.

Am Ende wurden die Bälle nur noch zittrig und etwas panisch weggeschlagen. Und wie in Moldawien klappte es irgendwie, den Sieg über die Zeit zu zittern.

Fazit: Fortschritt und kein Fortschritt zugleich

Österreich machte nichts übertrieben Ungewöhnliches – gutes Hinterlaufen auf der linken Seite, Anbohren eines schwachen Außenverteidigers auf der rechten Seite, Anlaufen der Spieleröffnung, kurze Pressing-Wege im Mittelfeld. Das reichte aber, um eine erstaunlich biedere Mannschaft aus Montenegro zu kontrollieren. Ehe das Team vom Balkan wirklich gefährlich wurde, hätte Österreich auf diese Weise schon 3:0 führen müssen – obwohl Harnik meist wieder nur körperlich anwesend war und Klein rechts oft viel alleine machen musste.

Auch gelang es deutlich besser als in den letzten Spielen, sich Torchancen aus dem Spiel heraus zu erarbeiten. Das größere Problem des ÖFB-Teams als das Wehren gegen einen Gegner, der sich tatsächlich oder vermeintlich auf Augenhöhe befindet, sind die Nerven. Wenn die Chancen nicht genützt werden und der Gegner so am Leben bleibt, beginnt das Zittern. Von Souveränitat hinten war in der Schlussphase keine Spur mehr.

Aber immerhin: Die Ergebnisse passen. Ein über 90 Minuten überzeugendes Spiel hat Österreich im Jahr 2014 noch nicht abgeliefert, dennoch gab es noch keine Niederlage und mit sieben Punkten aus drei Spielen steht man in der EM-Quali sehr gut da.

So gesehen ist dieses Spiel ein Fortschritt – es wurden genug Chancen erarbeitet – und kein Fortschritt – Nerven und Chancenverwertung – zugleich. Aber es gelingt, dennoch die Ergebnisse einzufahren. Immerhin.

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Ballverliebt Classics: Drei Wochen im Juli https://ballverliebt.eu/2011/07/27/ballverliebt-classics-drei-wochen-im-juli/ https://ballverliebt.eu/2011/07/27/ballverliebt-classics-drei-wochen-im-juli/#comments Wed, 27 Jul 2011 21:24:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5427 Ballverliebt Classics: Drei Wochen im Juli weiterlesen ]]> Es war der größte Erfolg einer österreichischen Auswahlmannschaft seit 1954 – der Semifinal-Einzug der U20 bei der Weltmeisterschaft 2007 in Kanada – der ein Jahr vor der Heim-EM die Hoffnung belebte. Und tatsächlich sind viele aus der damaligen Mannschaft aus der rot-weiß-roten Fußball-Landschaft nicht mehr wegzudenken.

Stammformation des ÖFB-Teams in Kanada 2007

Zur Einstimmung knallte die von Teamchef Paul Gludovatz und Co Gerhard Schweitzer trainierte Mannschaft ausgerechnet Ried in einem Testspiel mit 6:1 vom Platz. Nachdem der Semifinal-Einzug bei der U19-EM in Polen im Jahr davor die Teilnahme fixiert hatte, ging es ambitioniert, aber ohne übertriebene Erwartungshaltung nach Nordamerika. In einer Gruppe mit Geheimfavorit Chile, Gastgeber Kanada – und Afrikameister Congo.

Gemischte Gefühle nach dem Auftakt

Österreich - Kongo 1:1

Gegen die Afrikaner schickte Gludovatz gleich jene Formation aufs Feld von Edmonton, die auch den Grundstock des weiteren Turnierverlaufs bestreiten sollte. Ein 4-2-3-1 mit Kapitän Prödl und Madl hinten, Panny und Raswalder auf den Seiten, Stanislaw als Sechser, Kavlak als Achter, Junuzovic als Zehner, Harnik auf dem rechten und Hackmair auf dem linken Flügel – und einer Solospitze. Und Jimmy Hoffer setzte mit seinem Tor in der 7. Minute auch gleich den Ton für den weiteren Turnierverlauf

Vor allem der Schachzug, Veli Kavlak hinter Junuzovic aus der Tiefe kommen zu lassen, sollte sich im Turnierverlauf als Goldgriff erweisen. Delvin Ndinga, heute beim AJ Auxerre einer der teuersten Sechser der französischen Liga, war nicht der letzte, der mit den beiden Probleme bekam. Das ÖFB-Team schnürte den Gegner massiv in dessen Hälfte ein.

Dennoch war man im rot-weiß-roten Lager nach dem Auftakt enttäuscht: Ibara – der vor allem nach der Pause immer wieder gut den Platz hinter Harnik nützte – sorgte nach einer Stunde per Strafstoß für den Ausgleich zum 1:1, den körperliche Rückfall nach der Pause erklärte Gludovatz mit fehlenden Möglichkeiten in der Vorbereitung: „Man sieht, dass zwei Kurzlehrgänge da nicht reichen!“

Dennoch hätte es noch den Sieg geben müssen: Erst wurde ein Foul an Hoffer nicht mit dem fälligen Elfmeter geahndet, in der Nachspielzeit schafften es drei alleine auf das Tor zustürmende Österreicher nicht, den Ball im Kasten unterzubringen – zumindest nicht, ehe der Referee ein Foul am Torwart gegeben hatte.

Als Zweiter ins Achtelfinale

Weil der Gastgeber im Parallelspiel gegen Chile mit 0:3 chancenlos war, stand er im Spiel gegen Österreich schon mächtig unter Druck. Das ÖFB-Team seinerseits wusste aber: Mit einem Sieg sähe es für das Achtelfinale schon sehr gut aus. Paul Gludovatz stellte für dieses Spiel um: Er ließ – zum einzigen Mal im ganzen Turnier – vorne Hoffer und Okotie gemeinsam starten, dafür wurde im Mittelfeld Harnik geopfert, Kavlak auf die rechte Seite gestellt und mit Stanislaw gab’s nur einen Sechser.

Österreich - Kanada 1:0

Es wurde eine Hitzeschlacht, in der die Österreicher schnell das Kommando übernahmen, gegen den mit dem Rücken zur Wand stehenden Gastgeber gelang es aber zunächst nicht, diese Überlegenheit auch in Tore umzumünzen. Erst unmittelbar nach der Pause wurde Asmir Begovic – heute der National-Torwart von Bosnien – bezwungen: Ein Okotie-Kopfball nach einer Ecke sorgte für die verdiente Führung in der 48. Minute.

Was wichtig war, denn wie schon gegen den Kongo schwanden auch in diesem Spiel nach einer Stunde die Kräfte. Nachdem die Kanadier Lukse, der in der Torhüter-Rotation diesmal den Zuschlag bekommen hatte, aber nicht mehr überwinden konnten, war der Achtelfinaleinzug nach dem 1:0-Sieg so gut wie fixiert – nur noch eine Niederlage gegen Chile und eine Reihe von Sensationsergebnisn in den anderen Gruppen (wie ein Sieg von Jordanien gegen Spanien) hätten das verhindern können.

Österreich - Chile 0:0

Weil sich derlei Spekulationen schon am Tag nach dem Kanada-Spiel endgültig erledigt hatten, konnte man schon als fixer Achtelfinalist in das letzte Gruppenspiel gegen Chile (u.a. mit Mauricio Isla und Arturo Vidal) gehen – es ging „nur noch“ um den Sieg der Gruppe A.

Und entgegen den Befürchtungen, der Turnier-Mitfavorit – die U20 von Chile spielte schon einige Monate, bevor Marcelo Bielsa die A-Mannschaft übernahm uns sein 3-4-3 perfektionierte, ein ebensolches – würde Österreich überfahren, spielte das ÖFB-Team ordentlich mit und verdiente sich den Punkte, den es für das 0:0 gab, redlich. Vor allem Junuzovic und Harnik machten eine durchaus ansehnliche Partie – so ansehnlich, dass sich der sonst ja eher nüchterne Paul Gludovatz zu öffentlichen Lobeshymnen hinreißen ließ.

So beendete man die Gruppenphase ungeschlagen auf dem zweiten Platz hinter Chile – dass es nicht zum Sieg gereicht hat, muss nicht mal ein Nachteil gewesen sein. Denn so ersparte man sich im Achtelfinale jene Portugiesen (mit dem späteren WM-Star und Neo-Galaktischen Fabio Coentrão), die Chile mit 1:0 schlug.

Achtelfinale: Unnötigers Zittern gegen Gambia

Stattdessen ging es von Toronto, wo die Chile-Partie stattfand, wieder zurück nach Edmonton, gegen Gambia. Die Afrikaner hatten in der Gruppe eben Portugal hinter sich gelassen, mussten aber auf den gesperrten Kapitän, Innenverteidiger Ken Jammeh, verzichten.

Österreich - Gambia 2:1

Und zunächst sah es auch ganz danach aus, als sollte Österreich einen ungefährdenten Sieg einfahren können. Vor allem Harnik und Kavlak sorgten für mächtig Wirbel in der gambischen Defensive: Harnik war der auffälligste Mann den Spiels, nützte jede sich bietende Gelegenheit um nach vorne zu preschen und machte seinen Gegenspieler Pierre Gomez immer wieder lächerlich. Alleine die Torgefahr fehlte so ein wenig.

Veli Kavlak war auf seine Position vom Kongo-Spiel zurück – nämlich auf die Acht, halbrechts hinter Junuzovic. Mit seiner Präsenz aus der Tiefe kam Gambia überhaupt nicht zurecht und so sammelten sich fleißig gelbe Karten nach Fouls an Kavlak an; kurz vor der Pause sah Jaiteh seine zweite – und flog somit vom Platz. Die Überzahl, verbunden mit dem Kopfballtor von Prödl zum 1:0, ließ das Viertelfinale schon mit anderthalb Beinen erreicht erscheinen.

Alleine, das war es natürlich nicht. Gambia-Teamchef Paul Johnson zog Mendy zurück und ließ ihn als Libero spielen, dafür rückte Bojang bei Bedarf ins Mittelfeld auf, um das von Jaiteh gerissene Loch zu stopfen. Gambia gab im Grunde die Zentrale auf, konzentrierte sich auf die Flügel und darauf, vorne immer anspielbare Optionen zu haben – was Wirkung zeigte.

Der schwer gelb-rot-gefährdete Madl musste von Gludovatz per Auswechslung geschützt werden, der in der Luft liegende und hochverdiente Ausgleich fiel in der 69. Minute aber dennoch – nach einem eher peinlichen Rettungsversuch des zurückgeeilten Martin Harnik, der ausgerechnet seinem lange Zeit eher bemitleidenswerten Gegenspieler Pierre Gomez den Ball genau in die Füße spielte. Die Strafe von Gludovatz folgte prompt: Harnik wurde augenblicklich ausgewechselt.

Mit dem für den Beute-Österreicher gekommenen Hoffer gab es eine zweite Anspielstation vorne – vor allem aber wurde Bojang wieder hinten gebunden, womit jenes Loch im Mittelfeld, das zuvor völlig ungenützt blieb, endlich schlagend wurde. Nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung schoss Hoffer zum 2:1 ein. Was alle zu Jubelstürmen veranlasste, nur Paul Gludovatz nicht. „Oans miasst’s nu schiaßen, habt’s g’hört!?“, fuhr er die Spielertraube vor ihm an.

Mussten sie nicht mehr – das 2:1 hatte bis zum Schluss bestand.

Viertelfinale: Harnik zeigt bei US-Boys Wirkung – mit Verspätung

Österreich - USA 2:1 n.V.

Die Amerikaner hatten in der Gruppe Brasilien (mit Pato, Marcelo, Jô und Renato Augusto) geschlagen und im Achtelfinale Uruguay (mit Luis Suárez und Edinson Cavani) eliminiert, hatte zudem quasi Heimvorteil. Darum galt das US-Team im Viertelfinale als recht klarer Favorit und nach der Zitterpartie gegen Gambia wurde in der Heimat ein Weiterkommen gegen die Amerikaner auch nicht wirklich erwartet.

Gludovatz beließ Harnik, trotz seiner starken Partie gegen Gambia, nach seinem beinahe verhängnisvollen Fehler auf der Bank und ließ dafür Bernhard Morgenthaler auflaufen, Hackmair ging auf die rechte Harnik-Seite. Mit dem Effekt, dass diese komplett tot war, auch über Morgenthaler nichts ging und Junuzovic von Szetala und Michael Bradley neutralisierte wurde. Andererseits musste Kavlak wegen der Bedrohung, die von Freddy Adu ausging, relativ weit hinten stehen.

Die US-Boys überrannten Österreich aber vor allem über die Seiten, weil sie dort defensiv überhaupt nichts zu tun hatten und führten nach einem Tor von Jozy Altidore hochverdient mit 1:0, als Gludovatz in Minute 37 reagierte und Harnik doch brachte. Morgenthaler ging raus, Hackmair auf links und Harnik gab nun über rechts Gas. Mit Erfolg, die US-Abwehr fing beinahe augenblicklich zu wackeln an, sobald sie ein wenig gefordert war, und Chris Seitz im Tor hatte im Dauerregen arge Probleme, den Ball zu fangen. In der 39. Minute wurde ihn von Harnik nach einem Abpraller noch (sinngemäß) das halbe Gebiss aus dem Mund geschossen, zwei Minuten vor der Pause nützte Okotie einen weiteren Seitz-Patzer zum 1:1.

Nach der Pause hatte Österreich das Geschehen dann ziemlich sicher im Griff und man kam auch zu zwei Topchancen zum Führungstreffer, ansonsten hielt das US-Team in erster Linie mit Härte dagegen, was einige gelbe Karten zur Folge hatte – fünf Stück sammelten sie alleine in der zweiten Hälfte. Die Amerikaner retteten sich so in die Verlängerung, wo die vielen Verwarnungen in der 104. Minute den beinahe unvermeidlichen Effekt hatten, dass dann doch einer runter musste – Linksverteidiger Wallace hatte es erwischt, nach einem Foul an (natürlich) Harnik.

Kurz zuvor war wiederum Jimmy Hoffer gekommen, diesmal für Junuzovic, Kavlak verblieb als Kreativspieler im Zentrum. Und wieder stach der Joker Jimmy: Nachdem die US-Abwehr einen Freistoß nicht hatte klären können, drückte Hoffer den Ball über die Linie. Somit war das Team aus den Staaten eliminiert und Österreich unglaublicherweise unter den letzten Vier – nachdem vor dem Turnier das Achtelfinale als schöner Erfolg gesehen und selbst das Viertelfinale nur von kühnen Optimisten angedacht worden war.

Semifinale: Schnelles Ende gegen Tschechien

Im Halbfinale gegen die Tschechein allerdings war Paul Gludovatz zu groben Umbaumaßnahmen gezwungen, weil mit Madl und Stanislaw zwei absolute defensive Stützen gelbgesperrt waren – und dazu kam noch der Schock um Thomas Panny. Der Rechtsverteidiger von der Admira, der ein richtig starkes Turnier gespielt hatte, brach sich im Training das Wadenbein. Eine Verletzung, die seine viel versprechende Karriere letztlich beendet hat, denn Panny konnte nach der Heilung nie mehr im Profifußball Fuß fassen.

Tschechien - Österreich 2:0

Die Tschechen, die im Viertelfinale Spanien im Penalty-Shoot-Out eliminiert hatten, nützten die Schwächen der nicht eingespielten neu formierte österreichische Defensive sofort aus und lagen nach 15 Minuten durch Tore von Micola (Zaglmair hatte einen auf’s Tor gezirkelten Freistoß aus spitzem Winkel prallen lassen) und Fenin (nach Stanglpass von links) schon 2:0 in Führung. Was letztlich auch schon die Entscheidung war.

Vor allem bei Flankenbällen in den Strafraum brannte es ein ums andere Mal lichterloh. Nach dem 2:0 lösten die Tschechen dann den Würgegriff etwas und man ließ das ÖFB-Team ein wenig gewährlich, es entstand aber nie der Eindruck, Österreich hätte wirklich einen Chance. Die Tschechen dominierten weiterhin den Ballbesitz (bei ca. 60%) und verhinderten mit konsequentem Pressing im Mittelfeld, dass sich Österreich entfalten hätte können.

Für die zweite Hälfte beerbte Junuzovic dann Harnik, aber auch der gerade vom gecrashten GAK zu Austria Kärnten gewechselte Zehner konnte auf der rechten Seite postiert nicht für die entscheidenden Akzente sorgen. Im Gegenteil: Die Tschechen blieben konsequenter im Zweikampf, körperlich robuster und präsentierten sich als kompakteres Team. Die letzten 75 Minuten dieses Semifinals waren im Grunde genommen ein Non-Contest, das Juli-Märchen hatte ein Ende.

0:1 trotz starker Leistung zum Abschied

Chile - Österreich 1:0

Zum Abschluss des Turniers ging es drei Wochen nach dem noch nicht allzu viel beachteten Start gegen Kongo im Spiel um den dritten Platz ein zweites Mal in diesem Turnier gegen die Mannschaft aus Chile – und es war praktisch nur Torhüter Christopher Toselli, der einen klaren Sieg des ÖFB-Teams verhinderte.

Der Hintergrund war klar: Während Österreich deutlich mehr erreicht hatte als erwartet und im Halbfinale gegen Tschechien ohne Wenn und Aber chancenlos war, fühlten sich die Chilenen in ihrem Semifinal-Spiel gegen Argentinien vom deutschen Referee Stark betrogen. Dieser hatte sieben Chilenen verwarnt und zwei vom Platz gestellt und musste nach dem argentinischen 3:0-Sieg unter Polizeischutz das Spielfeld verlassen, danach gab es noch heftige Zusammenstöße zwischen chilenischen Spielern und der Polizei, die sogar in kurzfristigen Festnahmen einiger Spieler gemündet hatten.

Im kleinen Finale, dem Vorspiel zum großen Endspiel (das Argentinien mit Agüero, Banega und Romero, dazu saß Angel di María auf der Bank, gegen die Tschechen mit 2:1 gewann) hatte Österreich deutlich mehr Lust auf Fußball, letztlich blieb das Tor von Hans Martínez quasi mit dem Halbzeitpfiff aber das einzige des Spiels – obwohl das ÖFB-Team Chancen für drei Spiele vorfand. Nach dem 0:1 war Österreich Vierter, und das mit lediglich fünf Toren in sieben Spielen – allesamt von Okotie (2) und Hoffer (3) erzielt.

Nachwirkungen

Aus einer „Schön, dass die dabei sind“-Stimmung wurde innerhalb von drei Wochen einer der größten Hypes, die Fußball-Österreich seit dem unsäglichen Córdoba-Spiel gesehen hatte. Schlüsselspiel war dabei das Viertelfinale gegen die USA, das – anders als die anderen – mit einer moderaten Anstoßzeit (20.15 Uhr) an einem Samstag Abend mit einer Live-Übertragung im ORF absolute Traumquoten erziele und dieses Team mit einer großartigen vor allem kämpferischen Leistung erst so richtig in das öffentliche Bewusstsein schoss.

Waren in der Vorrunde Anstoßzeiten zu nachtschlafender Zeit (1.45 Uhr gegen Kongo und Kanada, 2.00 Uhr gegen Chile) und die Aussicht auf ein von Wolfgang Koczi kommentiertes Spiel auf TW1 noch eher abschreckend, küsste das U20-Team ab der zweiten Woche den ein Jahr vor der Heim-EM auf dahinsiechenden und auf dem stimmungsmäßigen Tiefpunkt angelangten österreichischen Fußball (die unglaublichen Entgleisungen der Rapid-Fans gegenüber Ivanschitz beim Länderspiel in Schottland waren gerade einen Monat her) so richtig wach.

Sowohl für die Spieler als auch für den Teamchef bedeutete der Halbfinal-Einzug bei der WM einen Karriere-Kickstart. Paul Gludovatz, zuvor als Junioren-Teamchef und Trainer-Ausbildner beim ÖFB in der Öffentlichkeit völlig unbekannt, war plötzlich ein Star. Exakt ein Jahr nach dem Turnier übernahm er mit Ried als 62-Jähriger erstmals einen Bundesliga-Klub und führte den Provinz-Klub mit seinem 3-3-3-1  in ungeahnte Höhen.

Auch die meisten Spieler der Stammformation schafften es – lediglich Siegi Rasswalder und die Torhüter fielen durch den Rost; Thomas Panny und Peter Hackmair wurden ihre Karrieren von Verletzungen verbaut. Alle anderen sind aber (zumindest) zu absoluten Stammkräften in der Bundesliga geworden. Auffällig aber auch, dass aus der zweiten Reihe die meisten keine große Karriere machten.

Dennoch: Im Nachhinein war das Turnier nicht nur für eine unglaubliche Quote von zehn Spielern (Suttner und Simkovic muss man noch dazurechnen) ein nachhaltiger Erfolg, sondern er rückte vor allem das Bewusstsein für die Wichtigkeit und auch die Erfolgschancen bei internationalen Jugend-Turnieren sehr viel weiter in das öffentliche Bewusstsein, als das vorher der Fall gewesen war. Lediglich für die damalige U19 kam der Erfolgslauf der 20er zu einem etwas doofen Zeitpunkt – so fiel die zeitgleiche Heim-EM von Baumgartlinger, Arnautovic, Beichler und Walch etwas unter den Tisch. Das Team schied übrigens in der Vorrunde aus.

Das Personal…

Tor: Bartolomej Kuru (20, Austria), Andreas Lukse (19, Rapid), Michael Zaglmair (19, LASK). Abwehr: Daniel Gramann (20, Hartberg), Michael Madl (19, Austria), Thomas Panny (20, Admira), Thomas Pirker (20, FC Kärnten), Sebastian Prödl (20, Sturm), Siegfried Rasswalder (20, Leoben), Markus Suttner (20, Austria). Mittelfeld: Ingo Enzenberger (19, Salzburg), Peter Hackmair (20, Ried), Thomas Hinum (19, Schwanenstadt), Zlatko Junuzovic (19, GAK), Veli Kavlak (18, Rapid), Bernhard Morgenthaler (20, Admira), Tomas Simkovic (20, Austria), Michael Stanislaw (20, Schwanenstadt). Angriff: Martin Harnik (20, Bremen), Erwin Hoffer (20, Rapid), Rubin Okotie (20, Austria). Teamchef: Paul Gludovatz (61). Co-Trainer: Gerhard Schweitzer (44). Torwart-Trainer: Manfred Kohlbacher (59).

(phe)

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Austria Wien 3 – 2 Red Bull Salzburg https://ballverliebt.eu/2008/08/10/austria-wien-3-2-red-bull-salzburg/ https://ballverliebt.eu/2008/08/10/austria-wien-3-2-red-bull-salzburg/#respond Sun, 10 Aug 2008 17:50:25 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=474 Austria Wien 3 – 2 Red Bull Salzburg weiterlesen ]]> Es war Minute 31, es stand 0:1 für Salzburg, als ich zu dieser Partie einschaltete, hatte ich mich doch in der Uhrzeit geirrt. Und ich sah bis knapp vor die Pause zehn Minuten lang eine Partie, in der Salzburg das Geschehen am Feld mit guter Organisation im Offensivspiel dominierte, während die Wiener nur phasenweise nach vorn stießen. Die letzten fünf Minuten vor der Halbzeitpause schließlich drückte Salzburg ganz klar auf einen zweiten Treffer. Als Sinnbild eines verunsicherten Heimteams legte Torwart Almer dem Red Bull Stürmer Janko den Ball beinahe zu einem Treffer auf.

Austria mit Zweiersturm, Salzburg wieder erfolgreich

Ähnlich, jedoch wieder einen Gang drunter, ging es nach dem Wiederanpfiff weiter. Als sich keine Besserung bei den Violetten abzeichnete, reagierte Coach Daxbacher. Für den nicht übermässig auffälligen Chinesen Sun kam Sulimani, Krammer verließ für Rubin Okotie den Rasen. Der FAK stand fortan mit zwei Spitzen am Feld.

Unmittelbar nach diesem Umbau konnte das Team von Co Adriaanse die temporäre Unordnung nutzen: Nach schneller Überbrückung des Mittelfelds ließ Vonlanthen seinen Gegenspieler mit einem schönen Haken aussteigen und spielte Janko an, der seinen abgerissenen Schuss nach drei Schritten in den Maschen versenkte (0:2). Als direkte Reaktion versuchten es auch die Wiener mit einer schnellen Attacke, die jedoch nur einen Freistoß einbrachte, den Acimovic etwa 2 Meter neben den Kasten setzte.

Die Einwechslungen ermöglichten es der Austria an Tempo zuzulegen, doch die flotten Angriffe scheiterten vorerst an zu ungenauem Spiel. Ständig landeten weite Passversuche im vorderen Mittelfeld beim Gegner. Der RBS Trainer sah die Führung offenbar als gute Ausgangsposition und brachte Traoui für Patrick Jezek.

Austria-Comeback

Ein weiterer Freistoß für die immer stärker werdenden Gastgeber brachte schließlich den Anschlußtreffer. Boussaidi schrammte knapp an der Ampelkarte vorbei, den Standard verwertete Bazina ins kurze, linke Kreuzeck (1:2). Zu diesem Zeitpunkt war der Anschluß noch eher schmeichelhaft. Kurz darauf holte sich Sekagya seine erste gelbe Karte ab, die nachträglich gesehen viel zu hart war, hatte es sich doch schlimmstenfalls um ein „normales“ Foul gehandelt. Eher sogar war es ein normales Tackling mit Ballspiel.

Minute 66 frischte Adriaanse die Offensivkräfte auf und ersetzte den Schweizer Youngster Vonlanthen mit Mahop. Defensiv kamen die Bullen kaum mehr zur Ruhe, mitte-links hatte sich Acimovic zur wichtigsten Offensivschaltstelle entwickelt, stieß oft vor und verteilte fleißig Bälle, die nun auch wesentlich präziser gespielt wurde. Minute 70 brachte das Ergebnis der violetten Wiederauferstehung: Eine Flanke in den Sechzehner landete über Zwischenstation mit etwas Glück bei Okotie, der ihn aus kurzer Distanz vorbei an Timo Ochs vorbei brachte: 2 zu 2.

Salzburgs Matchbälle

Fünf Minuten ging es weiter mit rollenden Angriffen der Lokalmatadoren, die sich ihre Dominanz vor allem über schnelles und solides Zuspiel im und übers Mittelfeld erarbeiteten. Kurz darauf riß dann aus unerfindlichen Gründen der Faden, und die in weiß-rot spielenden Gäste konnten sich langsam befreien und erstmals seit einer Viertelstunde wieder ernsthaftes Offensivspiel bieten. Plötzlich bot sich ein völlig gewandeltes Bild, und Salzburg schaltete auf Daueroffensive. In der 78. war es Öbster, der den Ball zu Ilic flankte. Sein Schussversuch sah jedoch in höchstem Maße unglücklich auf, landete aber bei Janko, der – von Schiemer bedrängt – den Ball aus wenigen Metern über das Tor setzte.

Vier Minuten später führte flottes Kombinationsspiel zu einer quasi hundertprozentigen Chance für besagten Sasa Illic. Der schob den Ball zwar an Austria-Goalie Almer vorbei, jedoch nicht energisch genug um Schiemer an einer Last-Minute Rettung an der Linie zu hindern. Für ein paar Minuten verlagerte sich die Partie wieder ins Mittelfeld, die Austria kam langsam wieder auf.

Salzburg mit Krassnitzer-Hilfe zum Last-Minute-Goal

Sehr gelegen kam den Hausherren in dieser Phase der Ausschluß des Salzburger Abwehrhirns Sekagya. Seine Attacke an Acimovic war, so die Zeitlupe, allerdings nicht gelbwürdig, und wie schon bei seiner ersten Karte maximal ein „normales“ Foul, da es kaum zu einer Berührung kam. Sekagya zu verlieren erwieß sich als spürbare Schwächung für die Bullen, denn in den nächsten Minuten folgten Großchancen für ihre Gegnere als Konsequenz einer zerfallenden Defensivabteilung. Eine Eckenvorlage an Sulimani parierte Ochs in höchster Not, Timo Ochs verhinderte durch kluges Mitspielen einen Erfolg von Okotie. Die zwischenzeitlichen Angriffe der Gäste aus Salzburg waren trotz allem erstaunlich gefährlich, wirklich sicher wirkte die violette Defensive über die ganze Partie über, und speziell nach der Herausnahme von Sun, nicht.

Schon nach dem Ende der dreiminütigen Nachspielzeit, im letzten Angriff des Spiels (der sich aus der Unfähigkeit der Salzburger ergab, den Ball wegzubekommen) knallte es dann doch noch einmal. Mit einer Täuschung kam Acimovic links durch, seine kurze Flanke erreichte Bazina, der mutterseelenallein den Ball aus der Drehung vor das lange, rechte Eck hob, wo ihn Diabang per Kopf versenkte (3:2).

Fazit

In der Tat war es ein erstaunlich flottes Spiel, über weite Phasen auf durchaus internationalem Niveau. Taktisch lässt sich eigentlich nur festhalten, dass Acimovic heute der wichtigste Anspielpartner der Austria war, deren Spiel in Folge viel über linsk lief. Salzburg hingegen war recht dynamisch unterwegs und schien keine Seite wirklich zu bevorzugen. Trotz des flotten Kicks präsentierte sich keine der zwei Mannschaften wirklich stabil, denn es ging rege hin und her, jeweils bedingt durch Überlegenheit im Mittelfeld und dessen Überbrückung. Speziell gegen Ende der ersten und Beginn der zweiten Halbzeit war das Spiel oft geprägt durch wenig durchdachte, weite Bälle vor den Strafraum, was das Entstehen gefährlicher Chancen oft zu einer Sache des Zufalls machte.

Nichtsdestotrotz war es hübsch anzusehen und spannend. Ein Unentschieden wäre wohl gerecht gewesen, der Sieg der Austria letztendlich eher ein Glücksfall, unterstützt von einem ungerechtfertigen Ausschluß des Salzburgers Sekagya. Die Leistung von Schiri Krassnitzer war auch abseits dieser Fehlentscheidung höchstens unterdurchschnittlich und wenig routiniert.

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Zu viele Spiele? Blödsinn! https://ballverliebt.eu/2007/12/02/zu-viele-spiele-blodsinn/ https://ballverliebt.eu/2007/12/02/zu-viele-spiele-blodsinn/#respond Sun, 02 Dec 2007 16:49:02 +0000 http://ballverliebt.wordpress.com/2007/12/02/zu-viele-spiele-blodsinn/ Zu viele Spiele? Blödsinn! weiterlesen ]]> Mir kommt jedes Mal das Grausen, wenn bei schwachen Leistungen (aktuell ganz gerne bei der Austria gesehen) gejammert wird, was die armen Hunde nicht für ein unglaubliches Pensum haben ableisten müssen, seit der letzten Sommer-„Pause“.

Abgesehen davon, dass ohnehin die Sinnfrage gestellt werden muss, bezügich einer 10er-Liga (erstens) mit 36 Spieltagen, und einem Saisonstart Mitte Juli (zweitens), ist das Argument mit den ach so vielen Spielen nichts anderes als hanebüchener Schwachsinn. Der arme Sanel Kuljic hat in den letzten sechs Monaten also 32 Spiele absolviert. Mir kommen die Tränen! In den vergangenen 12 Monaten hat beispielsweise ein Steven Gerrard 73 (in Worten: Dreiundsiebzig) Spiele absolviert – Liga, Europacup, FA-Cup, Ligacup, Länderspiele. Und zwar keinen Kuljic-Standfußball ur-österreichischer Prägung, sondern 90 Minuten Vollgas. Und er beschwert sich nicht nur nicht, er bringt sogar dennoch seine Leistung.

Anderes Beispiel: Eishockey. In der österreichischen Eishockeyliga gab es seit Mitte September 27 Spiele zu absolvieren – in zweieinhalb Monaten. Verglichen mit den um die 30 Spielen der Fußball-Teamkicker in den letzten fünf Monaten… ja. Freitag, Sonntag, Dienstag – jede Woche. Und im Eishockey geht es nicht so bewegungsarm zu, wie im heimischen Fußball. Warum beschwert sich wohl da keiner über zu viele Spiele? Weil es nicht zu viele Spiele sind. In den USA sind es noch mehr, und da sind die Reisewege auch einer Spur länger.

Und um den Kreis zur Austria (und den offensichtlichen Jugendfeind Zellhofer) zu schließen: Da spielte in Ried nun Rubin Okotie nicht, weil der zuletzt einmal durchgespielt, und einmal 70 Minuten gespielt hatte. Den armen Burschen kann man doch nicht überfordern…! Fürchterlich. Hier fällt auf: Zellhofer hatte in Pasching die älteste Mannschaft der Liga und weigerte sich standhaft, den nachweislich talentierten Burschen aus dem Nachwuchs die Chance zu geben. Bei Rapid kam ein Ümit Korkmaz kaum auf Einsätze, dafür so vielversprechende Jungtalente wie Peter Hlinka und Radek Bejbl. Und wäre ihm bei der Austria nicht der liebe Onkel aus Kanada im Genick, ich bin mir sicher, er würde mit Freuden auf Okotie und Schiemer verzichten und dafür Lafata und Troyanski spielen lassen.

War das polemisch? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht zu unrecht.

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