ÖFB-Frauen – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 02 May 2022 20:16:33 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 ÖFB-Frauen erledigen Hausaufgaben – jetzt kann die EM kommen https://ballverliebt.eu/2022/04/13/oefb-frauen-erledigen-hausaufgaben-jetzt-kann-die-em-kommen/ https://ballverliebt.eu/2022/04/13/oefb-frauen-erledigen-hausaufgaben-jetzt-kann-die-em-kommen/#comments Wed, 13 Apr 2022 10:13:27 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=18059 ÖFB-Frauen erledigen Hausaufgaben – jetzt kann die EM kommen weiterlesen ]]> Die Pflicht ist erledigt, jetzt kann man sich ganz der Kür namens EM widmen: Nach dem 3:1-Sieg im entscheidenden Spiel um den 2. Platz und dem 8:0 gegen Punktelieferant Lettland haben die ÖFB-Frauen ihren Platz im Playoff für die WM im kommenden Jahr sicher. Einerseits ist man glücklich, auch angesichts zahlreicher Corona-Fälle im Vorfeld die Resultate gebracht zu haben. Andererseits war man sehr selbstkritisch: Vor allem im Vergleich mit den beiden Testspielen im Februar waren Team und Teamchefin nicht restlos zufrieden.

Das 3:1 gegen Nordirland

Schon Carina Wenninger sprach Minuten nach dem Abpfiff davon, dass ihr Team „den Faden verloren“ hatte. Gemeint war dabei noch nicht mal die letzte halbe Stunde, als die ÖFB-Frauen beim Stand von 3:0 spürbar die mentale wie inhaltliche Schärfe verloren haben. Denn an sich war die erste Halbzeit gegen Nordirland in vielerlei Hinsicht schwer in Ordnung gewesen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es im Vorfeld zahlreiche Probleme gab – Blessuren bei Zadrazil und Hickelsberger, Corona bei Billa, Wenninger und Schnaderbeck.

Österreich übte sehr scharfen Druck via Angriffspressing aus, mit dem die Nordirinnen schon heftige Troubles hatten: Billa, Dunst, Naschenweng. Unterstüzt wurde dieser durch eine aufmerksame Absicherung, die sofort zur zweiten Pressingwelle wurde: Wienroither, Zadrazil, Hanshaw. „Das hat tatsächlich gut funktioniert“, sagte Irene Fuhrmann am Tag nach dem Match, „aber das Manko bleibt, dass daraus kaum Torchancen entstanden sind.“

Österreich – Nordirland 3:1 (0:0)

Das scheußliche Wetter ab etwa der 25. Minute – strömender Regen und vor allem heftiger Gegenwind – hat nicht geholfen, beim ÖFB will das aber auch niemand als Ausrede gelten lassen.

Die Schwierigkeiten im Aufbau hatten zwei Gründe. Zum einen, dass die Offensivkräfte der Nordirinnen in deren 4-3-1-2 die kurzen Passrouten vor allem für Marina Georgieva zustellten, die damit ihre grundsätzliche Fähigkeiten in diesem Bereich nicht ausspielen konnte. Hinzu kam, dass die nordirischen Außenverteidigerinnen relativ hoch schoben und damit Isolationsfallen für die österreichischen Außenspielerinnen stellen konnten. Zum anderen fehlte es ein wenig an der Hilfe durch die eigenen Positionierungen, etwa durch ein mögliches Zurückrücken von Sarah Puntigam oder durch ein Übernehmen der noridischen AV durch den jeweiligen österreichischen Achter.

Aus einem Eckball resultierte kurz nach Beginn der 2. Halbzeit das 1:0, wenig später landete ein Querpass der weit aufgerückten nordirischen Torfrau Jackie Burns bei Nici Billa statt bei Sara McFadden und es resultierte das 2:0, ehe man es zum 3:0 nützte, dass man sich mal vertikal mit Tempo durch die aufgemachte nordirische Abwehr kombinieren konnte.

In der Folge wurden die Abstände bei Österreich zu groß, es wurde bei Angriffspressing nicht mehr so konsequent nachgedrückt und Nordirland klammerte sich zurück ins Spiel – auch unterstützt von der in einigen Situationen beunruhigend indisponierten Manuela Zinsberger. „Bei unseren Spielen in Marbella haben wir diesen Spielfluss nicht verloren“, monierte Fuhrmann. Damals war man beim 6:1 gegen Rumänien erbarmungslos und fügte auch der Schweiz eine empfindliche 3:0-Niederlage zu. Fuhrmann: „Diese Spiele waren von diesem Standpunkt her sicher die besten in der jüngeren Vergangenheit!“

Die beiden Siege im Trainingslager in Marbella im Februar – 6:1 gegen Rumänien und 3:0 gegen die Schweiz

Ein Weitschuss von Joely Andrews kurz vor Schluss sorgte noch für den 3:1-Ehrentreffer für Nordirland, aber die Pflicht war nach dem 2:2-Stolperer von Belfast im Herbst damit erledigt. VIer Tage später verlor Nordirland erwartungsgemäß 0:5 gegen England, damit steht fest: Österreich wird in der Gruppe mindestens Zweiter und hat das Playoff damit schon mal in der Tasche.

Das 8:0 gegen Lettland

Dass Österreich selbst gegen Schlusslicht Lettland nicht gewinnen würde, war von vornherein de facto unmöglich und das gab Fuhrmann Gelegenheit zu Umstellungen. Zum einen vom System her: Sie nahm einen Verteidigerin raus und brachte eine Stürmerin rein, es war ein 3-3-4, in dem Wenninger die alleinige IV gab, flankiert von Schiechtl (eigentlich Außenverteidigerin) und Degen in ihrem ersten Startelf-Einsatz (eher eine Sechserin, kann aber auch IV).

Österreich – Lettland 8:0 (3:0)

Vor dem gewohnten Dreier-Zentrum, in dem die leihweise von Potsdam zum FC Zürich gewechselte Marie Höbinger spielen durfte – die spielstarke 20-Jährige passt nicht so recht zum ultra-vertikalen Stil von Turbine-Trainer Sofian Chahed – gaben Dunst und Hanshaw die Außenspielerinnen, mit Hickelsberger (die nach eineinhalb Jahren Kreuzbandriss-Zwangspause ihr Pflichtspiel-Comeback für den ÖFB gab) und Kolb im Zentrum – zwei kleine, flinke, quirlige Spielerinnen. Es war nicht ganz so radikal wie in den letzten Thalhammer-Monaten, aber schon eine recht ungewöhnliche Anordnung gegen einen überforderten Kontrahenten.

Auch wenn es nach einer Viertelstunde schon 3:0 stand und es am Ende ein 8:0-Erfolg wurde, so richtig funktionierte der Plan nicht. Der Aufbau wurde recht konsequent über die Außen vorgetragen, wohl um die Fünferkette im sehr zentrumslastigen lettischen 5-2-1-2 auseinander zu ziehen und Platz für die kleinen Stürmerinnen zu schaffen. Tatsächlich hingegen bekam man keinen wirklichen Zugriff auf die Box. Man wurde zu schlechten Abschlusspositionen gezwungen und zu Hereingaben – für die Kolb und Hickelsberger körperlich nicht ganz geeignet waren, sie zu verwerten.

Zudem versuchte Lettland erfolgreich, keinen Spielfluss aufkommen zu lassen. Dass gleich drei lettische Spielerinnen noch in der ersten Halbzeit verletzungsbedingt ausgetauscht werden mussten, war zwar sicher nicht geplant, aber zwischen der 16. und der 58. Minute gab es kein österreichisches Tor. Und die, die fielen? Das 1:0 war ein Elfmeter, das 3:0 und das 4:0 ein Eckball, das 6:0 ein direkter Freistoß. Beim 7:0 segelt Torfrau Vaivode an einer Flanke vorbei, da stand allerdings schon die größere Makas zum Kopfball bereit, kurz nachdem sie für die angeschlagene Kolb gekommen war.

Die Setzung im Playoff

Alle neun Gruppenzweiten kommen ins Playoff. Dort werden, analog zur WM-Quali der Herren, in Semifinale und Finale drei Teams ermittelt; die besten drei Zweiten sind für die drei Finals gesetzt. Für Österreich sah es vor diesem Doppelspieltag besser aus als danach. In den anderen Gruppen gab es Resultate, die schlecht für die ÖFB-Frauen sind.

Ranking der Gruppenzweiten. Die acht Resultate gegen Gruppensieger, -dritten, -vierten und -fünften kommen in die Wertung. Gereiht nach erwartbaren Punkten (also 6 Siege gegen die „Kleinen“ und 2 Niederlagen gegen den Ersten)

So hat Serbien völlig überraschend Deutschland besiegt und Irland hat einen nicht ganz erwarteten Auswärts-Punkt in Schweden geholt. Für die ÖFB-Frauen rächt sich somit also doch das 2:2 im Seaview in Belfast im Oktober. Das ist eher lästig als tragisch: Ja, ein zusätzliches K.o.-Spiel hätte man sich gerne erspart. Aber wenn man zu einer WM will, darf man Sieg gegen Teams vom Kaliber Irland oder Schottland schon erwarten. Wirklich blöd wäre nur, wenn man gegen Belgien gezogen würde.

Dass jener der drei Playoff-Finalsieger mit der schlechtesten Bilanz aus der Gruppenphase dann noch ins interkontinentale Playoff muss, dass im Februar 2023 quasi als WM-Generalprobe in Australien und Neuseeland ist, kommt noch hinzu. Aber erstens darf dieses für kein europäisches Team ein Stolperstein sein und zweitens lohnt es sich erst, darüber nachzudenken, wenn es wirklich so weit wäre.

Der Fahrplan zur EM

Die EM startet mit der großen Eröffnungsparty im Old Trafford am 6. Juli gegen Gastgeber England, es folgen die Spiele gegen Nordirland (in Southampton am 11. Juli) und Norwegen (in Brighton am 15. Juli). Bis dahin gibt es noch drei Testspiele für die ÖFB-Frauen.

Das Team kommt nach dem Ende der Klub-Saison (England am 8. Mai, Deutschland am 15. Mai, Österreich am 28. Mai, Frankreich erst am 5. Juni) zusammen es gibt drei Kurz-Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf. Das erste von 2. bis 5. Juni, wohl noch ohne die in Montpellier spielende Sarah Puntigam. Dann von 9. bis 12. Juni, abgeschlossen mit einem Testspiel gegen Dänemark. Und dann noch eines von 17. bis 25. Juni, wobei es ein Match gegen Schottland geben wird. Dann fliegt man nach Belgien, wo am 26. Juni der letzte Probegalopp über die Bühne geht.

Bei der EM selbst werden die ÖFB-Frauen im Pennyhill Park Hotel untergebracht sein, südwestlich außerhalb von London. Beim Semifinal-Einzug 2017 logierte man im Wageninsche Berg Hotel und die interne Stimmung dort war legendär und ein Grund für das starke Abschneiden. Wäre kein Nachteil, gelänge dies 2022 wieder.

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Starke Kirby bei 0:1 in England, verletzte Kirchberger bei 8:0 in Luxemburg https://ballverliebt.eu/2021/12/02/osterreich-frauen-england-luxemburg-kirchberger-kirby/ https://ballverliebt.eu/2021/12/02/osterreich-frauen-england-luxemburg-kirchberger-kirby/#comments Thu, 02 Dec 2021 08:36:17 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17945 Starke Kirby bei 0:1 in England, verletzte Kirchberger bei 8:0 in Luxemburg weiterlesen ]]> Mit einer (wohl etwas zu) braven Vorstellung in England 0:1 verloren, mit einer seriösen Darbietung ohne einige Stammkräfte 8:0 in Luxemburg gewonnen: Das letzte WM-Quali-Doppel des Kalenderjahres brachte für die ÖFB-Frauen zwei Ergebnisse, die man so in etwa erwarten konnte, und eine Hiobsbotschaft in Form der schweren Verletzung von Innenverteidigerin Gini Kirchberger. Sie hat sich acht Monate vor der EM einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen.

0:1 in Sunderland – Fran Kirby überall

England – Österreich 1:0 (1:0)

Die Schlüsselfigur beim 1:0-Heimsieg von Gruppenkopf England gegen die ÖFB-Frauen war Fran Kirby. Nominell war sie im 4-1-4-1 der neuen Lionesses-Trainerin Sarina Wiegman als rechter Achter aufgestellt. Ihr unglaubliches Gespür für die Situation und ihre Fähigkeit, ein Spiel nicht nur zu lesen, sondern es auch zu antizipieren, war der entscheidende Baustein dafür, dass England das Spiel zumeist im Griff hatte und fast immer gefährlicher wirkte.

Kirby stand in der Realität höher als Ella Toone links von ihr und sorgte auch viel für Überladungen auf der rechten Angriffsseite, gemeinsam mit der als Rechtsverteidigerin aufgestellten und viel nach vorne spielenden Stürmerin Rachel Daly und mit Beath Mead. Daly und Mead alleine stellten Hanshaw und Naschenweng (eigentlich beides Außenverteidigerinnen) vor große Probleme. Wenn Kirby hinzu kam, waren sie kaum zu bremsen.

Kirby löste sich in fast jeder Situation gut von ihrer Gegenspielerin, war zu jedem Zeitpunkt anspielbar und wusste auch stets, was um sie herum passierte. Sie leitete Bälle schnell weiter, und zwar in Zonen, die für das Kreieren von Torchancen gewinnbringend waren. Toone und Walsh hatte das österreichische Mittelfeld zumeist im Griff. Kirby nie. Zwei-, dreimal konnte die ÖFB-Abwehr in brenzligen Situationen noch klären, in der 39. Minute nicht mehr, Ellen White kam aus kurzer Distanz zum Ball und erzielte das 1:0.

Nach dem Seitenwechsel war Österreich bemüht, die Räume im Zentrum schneller klein zu machen und näher an den Gegenspielerinnen dran zu sein. So ergaben sich einige Ballgewinne und dank schnellem Umschalten auch einige Torgelegenheiten, Dunst traf aus spitzem Winkel den Pfosten, Plattners Schuss wurde von Torfrau Earps gerade noch geklärt. Abschlüsse bzw. versuchte letzte Pässe kamen zumeist etwas überhastet und ungenau, aber für rund 20 Minuten konnten sich die ÖFB-Frauen dem englischen Druck etwas besser erwehren als es in der ersten Halbzeit zunehmend der Fall gewesen war. Auch Kirby fand nun weniger Gelegenheiten vor, sich in freie Räume zu stehlen.

Mit der einwechslung von Stanway (für Toone) und Parris (für Mead) kamen wieder frische Beine ins englische Spiel und damit gelang es den Gastgeberinnen auch, das Heft des Handelns wieder mehr in die eigene Hand zu nehmen. Bei Österreich hingegen schwanden – wohl auch in Folge des heftigen Regens, der nun einsetzte und den Boden tief machte – die Kräfte. England drängte nicht mit Macht auf das 2:0, kam aber auch nicht mehr wirklich in Gefahr, den Ausgleich zu kassieren.

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8:0 in Luxemburg – Aus Hinspiel gelernt

Luxemburg – Österreich 0:8 (0:4)

Drei Tage nach dem England-Spiel stand die Pflichtübung im brandneuen Schmuckkästchen an der Autobahn südlich von Luxemburgs Hauptstadt an, das als nationales Fußballstadion die alte Josy-Barthel-Anlage nahe des Stadtzentrums abgelöst hat. Zinsberger, Naschenweng und Wienroither bekamen Pause, Feiersinger war mit Magenproblemem weiterhin out, Puntigam reiste aus privaten Gründen kurzfristig ab. Beim Hinspiel, das 5:0 für Österreich endete, hatte der Außenseiter die ÖFB-Frauen gut auf die Außen gedrängt und in ein Spiel wie um den Handballkreis gezwungen. Daraus hat Teamchefin Irene Fuhrmann ihre Schlüsse gezogen.

Zum einen stellte sie das System um, und zwar auf ein 3-5-2, das auch schnell zu einem 3-3-4 werden konnte, wenn die Außen hoch schoben. Zum anderen waren die Außen der Dreierkette die einzigen, die regelmäßig mehrere Meter mit dem Ball am Fuß zurücklegten, wenn sie nach vorne stießen. In der gegnerischen Hälfte wurde der Ball stets sofort weitergeleitet, ohne Dribblings, und mit hohem Tempo.

Außerdem wurde mit schnellen Seitenwechseln der luxemburgische Block gelockert und Platz geschaffen. Bälle gingen so recht schnell in den Strafraum, wo Billa und Enzinger ihre Torgefahr ausspielen konnten. Es brauchte gar nicht groß einstudierte Routen in der Box, weil die Österreicherinnen ihren international ziemlich grünen Gegnerinnen, was Auffassungsgabe und Handlungsschnelligkeit angeht, einfach meilenweit überlegen waren. Nach kaum mehr als 20 Minuten stand es 3:0, vor der Pause gab es noch ein viertes und bis Minute 70 wurde der Spielstand auf 8:0 hochgeschraubt.

Dieses „rein in die Box, schauen wie der Ball fällt und darauf reagieren“ kann natürlich gegen höherklassige Gegner kein Rezept sein, in diesem Fall war es aber völlig ausreichend. Wichtig schien vor allem gewesen zu sein, sich nicht im Aufbau wie im Hinspiel einlullen zu lassen und im Zehnerraum gegen ein engagiert verteidigendes Team um den Ballbesitz raufen zu müssen, anstatt in den Strafraum zu kommen.

Ziemlich bitter, und das wird die große Erinnerung an dieses Spiel bleiben, ist die schwere Verletzung von Gini Kirchberger. Sie ist nach acht Minuten frontal mit Emma Kremers zusammen gekracht und hat sich Schien- und Wadenbein gebrochen.

Ordentlicher Herbst mit einem Schönheitsfehler

Die Gruppe, in der nun sechs der zehn Spieltage absolviert sind, entwickelt sich genauso wie erwartet: England gewinnt durch, Österreich und Nordirland haben die Ambitionen auf den zweiten Platz und der Rest schaut, nicht allzu derb unter die Räder zu kommen – mit mäßigem Erfolg (Lettland 0:20 gegen England und 1:8 gegen Österreich, Mazedonien 0:9 und 0:11 gegen Nordirland, Luxemburg 0:8 gegen Österreich und 0:10 gegen England).

Österreich hat in den vier Spielen gegen die „Kleinen“ zwölf Punkte und 27:1 Tore gesammelt, was absolut in Ordnung ist, und beim Gruppenkopf zwar verloren, aber die Niederlage beim 0:1 in Grenzen gehalten (anders als etwa Schottland beim 0:8 in Spanien). Der Schönheitsfehler ist das Match in Belfast gewesen. Dort war Österreich eine Halbzeit lang klar überlegen, fing sich dann zwei flotte Gegentore aus dem Nichts ein und musste froh sein, in der Nachspielzeit zumindest noch das 2:2 gerettet zu haben.

Im Normalfall wird sich im nächsten Quali-Spiel am 8. April daheim gegen Nordirland entscheiden, wer Zweiter wird und ins Playoff für die WM 2023 in Australien und Neuseeland geht, das Rennen um die Top-3 der Gruppenzweiten (die sich eine Playoff-Runde ersparen) ist noch eher ein Sub-Plot (Österreich liegt da auf Platz vier). Angesichts der angespannten Personalsituation und den vielen Spielen der halben Stammformation in der Champions League war die Belastungssteuerung ein großes Thema.

Diesen Balance-Akt – also einerseits Ergebnisse holen, andererseits keine zusätzlichen (Muskel)-Verletzungen riskieren, einerseits den Generationswechsel vorantreiben, andererseits zumindest den Status als bombensicheres Topf-2-Team halten und dazu vielleicht noch etwas weiterentwickeln – haben Fuhrmann und die Spielerinnen in diesem Herbst recht ordentlich hinbekommen. Man hat sich für die letzten vier Spiele in der WM-Quali nichts entscheidend verhaut und hat in Belfast vor allem sich selbst bewiesen, dass man bis zum Schlusspfiff noch das Ruder herum reißen kann. Und bei all dem muss man auch immer im Hinterkopf haben, dass Österreich bei der EM im Sommer, wie in dieser WM-Quali-Gruppe, auch wieder gegen England und Nordirland antreten muss.

Und: Nachdem die U-19 (u.a. mit einem Sensationssieg über Holland) und die U-17 (mit Remis gegen Dänemark und die Schweiz) ungeschlagen ihre Eliterunden in der EM-Quali erreicht haben, ist das 0:1 in England die einzige Niederlage einer österreichischen Frauen-Nationalteams überhaupt in diesem Herbst. Das kann sich sehen lassen.

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Last-Minute-2:2 in Belfast: ÖFB-Frauen mit halbem Selbstfaller https://ballverliebt.eu/2021/10/27/osterreich-frauen-nordirland-luxemburg-wm-2023/ https://ballverliebt.eu/2021/10/27/osterreich-frauen-nordirland-luxemburg-wm-2023/#comments Wed, 27 Oct 2021 10:47:38 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17912 Last-Minute-2:2 in Belfast: ÖFB-Frauen mit halbem Selbstfaller weiterlesen ]]> Das 5:0 daheim gegen Luxemburg war noch die unspektakuläre Pflichtaufgabe, aber in Belfast hätten die ÖFB-Frauen beinahe einen spektakulären Selbstfaller hingelegt. Nach einer anständigen ersten Hälfte mit einer 1:0-Führung auf Kurs, fing man sich in vier Minuten zwei Tore und schaffte nach viel Gekrampfe immerhin noch den Ausgleich in der Nachspielzeit. Damit hat man sich auf dem Weg zur WM vermutlich zumindest eine weitere Hürde eingebaut.

Nordirland – Österreich 2:2 (0:1)

Mit drei Siegen und 19:1 Toren gegen die drei Punktelieferanten der WM-Quali-Gruppe ist Österreich nach Plan gestartet, Nordirland ist das Topf-3-Team und damit Österreichs einziger Konkurrent auf den zweiten Gruppenplatz hinter dem vermutlich unantastbaren Team aus England. Weil man günstige Auslosungen tatsächlich nützen konnte, ist Nordirland sogar für die EM im kommenden Sommer qualifiziert.

Was die individuelle Qualität betrifft, ist Nordirland aber deutlich unter Österreich zu stellen: Nur zwei aus dem Kader spielen in Englands Top-Liga, der Rest verteilt sich auf die zweite und dritte Leistungsstufe in England sowie die recht schwache eigene Liga. Und in der ersten Halbzeit gegen Österreich waren die Nordirinnen auch tatsächlich mit deutlich sichtbaren Schwachpunkten das klar unterlegene Team.

Nordirlands Plan wirkte nicht durchdacht

„Ich hoffe, Nordirland tut uns wirklich den Gefallen und setzt darauf, von hinten herauszuspielen“, sagte ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann im Vorfeld. Und tatsächlich: Ganz unbritisch setzte Nordirland nicht auf langes Geholze, sondern auf den flachen Pass – womöglich auch dem böigen Wind im Seaview-Stadion von Belfast geschuldet, in dem sonst die Crusaders ihre Heimspiele austragen.

So lud Nordirland das österreichische Pressing ein und das kam auch. Alleine Barbara Dunsts bogenförmiger Lauf in Richtung der nordirischen Torfrau Jackie Burns kam fünf-, sechsmal in der ersten Halbzeit und Burns musste den Ball jedes Mal blind wegdreschen. Wenn Nordirland über die Halb-Innen-Spielerinnen der Fünfer-Abwehrkette aufbauen wollten, wurden diese bis zur Grundlinie nach hinten gepresst.

Nicht nur Burns erhielt keine Unterstüzung, auch bei Einwürfen postierten sich die nordirischen Spielerinnen schlecht. Vor allem McKenna rechts musste immer wieder in eine Traube mit einer Mitspielerin und vier Österreicherinnen werfen, weil einfach überhaupt niemand anderer in der Nähe war. Und selbst wenn Nordirland im Spiel nach vorne mal zu Furness und Callaghan im Zentrum kam, waren man mit ihrem Angriffslatein recht schnell am Ende. Lediglich die quirlige Kirsty McGuinness auf der linken Angriffsseite konnte Bälle halten und sich im Eins-gegen-Eins durchsetzen.

Durch die vielbeinige Abwehr

Damit hatte Österreich das Spiel defensiv im Griff, biss sich aber die Zähne daran aus, in Abschlusspositionen in den gegnerischen Strafraum zu kommen. Gegen den Ball massierte Nordirland das 5-4-1 tief zusammen und ab dem Zehnerraum wurde alles, was an Körpern und Beinen verfügbar war, in Richtung Ball geworfen. So entstand oftmals ein Gewühl an der Strafraumgrenze, in dem die Österreicherinnen zum Improsivieren gezwungen waren. Es half nicht, das sehr viel über die Mitte versucht wurde, nach vorne zu kommen.

Lediglich, wenn die ÖFB-Frauen es schafften, schnell auf eine etwas aufgerückte nordirische Kette zu laufen, fand man den nötigen Platz. Das war zwar nur selten der Fall, kurz vor der Pause nützte Barbara Dunst aber eine dieser Situationen zum 1:0.

Nordirland drehte das Spiel und machte es sich zu eigen

Die zweite Halbzeit war keine Minute alt, da hatte Nordirland ausgeglichen: Furness fängt einen Vertikalpass von Kirchberger ab, schickt einen 50-Meter-Pass auf Wade, die Hanshaw entwischt war und Zinsberger kommt weder konsequent raus noch bleibt sie auf der Linie – das 1:1. Zweieinhalb Minuten später kommt wieder Furness an den Ball, diesmal dribbelt sie selbst nach vorne und wird 30 Meter vor dem Tor von Wenninger geblockt. Freistoß, Wade knallt drauf – das 2:1 für Nordirland. In kaum vier Minuten hatte Nordirland das Spiel auf den Kopf gestellt.

Damit hatten die Gastgeber die ÖFB-Frauen dort, wo sie sie haben wollten. Davon abgesehen, dass nun jeder Einwurf zelebriert und jede Behandlungspause ausgereizt wurde – völlig verständlich – passte Nordirland nun auch die Spielweise an. Anstatt von hinten aufzubauen, schob nun der ganze Block weiter nach vorne und es wurde die österreichische Eröffnung angelaufen. Das war vor der Pause nur situativ der Fall, nun war es das Haupt-Feature.

Österreich mit großen Problemen

Anstatt hoch nachzuschieben, um den eigenen Ballbesitz im Angriffsdrittel abzusichern – wie vor der Pause – wurden Wenninger und Kirchberger nun mit dem Ball deutlich weiter in die eigenen Hälfte zurück gedrückt. Das Mittelfeld rückte aber nicht mit, sei es nun absichtlich um die Nordirinnen nicht noch weiter einzuladen oder ob es ohne Absicht passierte. Jedenfalls fanden Wenninger und Kirchberger keine sicheren Abspielstationen und Österreich kam damit kaum noch planvoll aus dem eigenen Verteidigkungsdrittel heraus, geschweige denn ins Angriffsdrittel.

Das Spiel zerfiel in Einzelaktionen und war – wie beim späten, wichtigen Sieg gegen Serbien vor knapp einem Jahr – in dieser Phase vor allem in der Hand von Sarah Zadrazil, die sie am energischsten gegen die drohende Niederlage stemmte. Wie bis zur 46. Minute strahlte Nordirland auch ab der 51. Minute wieder keine Torgefahr aus, Österreich hatte aber auch keine zündende Idee zu bieten. Grund: Man bekam das Mittelfeld-Trio nicht involviert. Viele Bälle segelten unter nordirischem Druck über dieses Trio drüber.

Mit Feiersinger kam wieder Kontrolle

In der 71. Minute kam Laura Feiersinger für Höbinger und die routinierte Frankfurt-Legionärin war in der Tat ein Gewinn für das ÖFB-Team. Sie bot sich mit Puntigam tiefer für Zuspiele an, bekam sie auch öfter, damit kam auch Puntigam wieder mehr ins Spiel. Zusätzlich ließen bei Nordirland wohl die Kräfte ein wenig nach. In der Schlussviertelstunde hatten die ÖFB-Frauen wieder die Kontrolle über das Zentrum und konnten versuchen, von dort Torchancen zu kreieren.

Das funktionierte auch: Feiersinger schoss einen Abpraller von Burns genau auf die 10 Meter aus dem Tor gelaufene Torhüterin (81.) und dann hob sie den Ball knapp am Tor vorbei (84.) – beide Chancen vorbereitet durch gescheite Lochpässe von Sarah Puntigam. Billa traf in der 89. Minute noch die Latte. Und dann war es in der 92. Minute die zuvor für Naschenweng eingewechselte Enzinger, die ein 40-Meter-Zuspiel von Wenninger über die ungeschickt herauslaufende Burns hinweg zum 2:2 ins Tor verlängerte.

5:0 gegen couragiert verteidigendes Luxemburg

Österreich – Luxemburg 5:0 (2:0)

Vier Tage zuvor sah sich Österreich in Wr. Neustadt dem luxemburgischen Team entgegen, das erstmals in seiner Geschichte an der Hauptrunde einer WM- oder EM-Qualifikation teilnehmen darf. Der Außenseiter verteidigte couragiert und stellte die ÖFB-Frauen vor einige Denksport-Aufgaben.

Im 5-3-2 aufgestellt, lenkte Luxemburg die Österreicherinnen – die natürlich sehr viel Ballbesitz hatten und mit allen Feldspielerinnen in die gegnerische Hälfte schoben, auf die Außenbahnen und lief die Ballführende im Verteidigungsdrittel an. So blieb wenig Zeit, sich in den Strafraum zu spielen und es wurden eher Flanken in die Box gehoben. Österreich spielte sich 40 Minuten lang um den Block herum, ehe Barbara Dunst das 1:0 gelang und Naschenweng noch vor dem Seitenwechsel das 2:0 markierte.

In ähnlicher Tonart ging es in der zweiten Hälfte weiter. Selbst kam Luxemburg kaum in die gegnerische Hälfte und am Ende stand es 21:0 an Torschüssen für Österreich, aber der Außenseiter ließ sich nicht annähernd so wehrlos abschießen wie Lettland gegen Österreich (1:8, davon sechs Gegentore in der letzten halben Stunde). Der Endstand von 5:0 ist für Luxemburg durchaus vorzeigbar und vier Tage später gab es sogar einen doch überraschenden 3:2-Sieg in Nordmazedonien.

Fazit: Trotzdem zwei verlorene Punkte

Teamchefin Irene Fuhrmann selbst sprach nach dem 2:2 in Nordirland von „zwei verlorenen Punkten“, dem erst spät erzielten Ausgleich zum Trotz. Denn auch wenn sich Nordirland für die EM qualifiziert hat: Objektiv ist des das vermutlich schwächste Team aus dem dritten Topf und der Anspruch von Österreich muss es sein, dieses Team zu besiegen. Zumal wenn, so wie in diesem Spiel auch, man in der ersten Halbzeit in allen Belangen das deutlich bessere Team ist.

Gegen einen 30-Meter-Thunderbastard ist man im Normalfall machtlos und wenn man überlegen ist, rennt man hin und wieder in Konter. Besorgniserregender als die beiden Gegentore war die Reaktion darauf, denn Österreich verlor völlig die Linie, ließ sich von den Nordirinnen deren Spiel aufzwingen und erst mit der Hereinnahme von Laura Feiersinger 20 Minuten nach dem 1:2 fand man wieder etwas besser in die Spur. Immerhin: Man jagte den Ausgleich, bis er wirklich da war.

Dass es zumindest noch den Punkt gegeben hat, bedeutet, dass der Fahrplan auf den zweiten Gruppenplatz – der für die Teilnahme am WM-Playoff berechtigt – immer noch stimmt und man, wenn man es in der Golfsprache ausdrückt, zumindest das Doppel-Bogey vermieden wurde und „nur“ ein einfacher Schlagverlust zu Buche steht. Für Platz zwei steht man nun (unter normalen Umständen) nicht unter dem unbedingten Zwang, am 8. April das Heimspiel gegen Nordirland gewinnen zu müssen.

In jeden Fall aber hat man sich mit dem Punktverlust in Belfast in die Lage gebracht, dass es wohl eher nicht reichen wird, unter die drei besten Zweiten zu kommen und sich damit eine Playoff-Runde zu ersparen. Natürlich, es haben auch andere designierte Gruppenzweite schon gepatzt – Belgien mit einem 0:0 in Polen, Wales und Slowenien haben sich 1:1 getrennt, Finnland hat daheim gegen Irland verloren – aber die meisten sind noch makellos. In einem Monat ist das Auswärtsspiel in England an die Reihe, von Sunderland fliegt man dann direkt weiter nach Luxemburg.

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An die Arbeit: ÖFB-Frauen mit Down Under im Visier https://ballverliebt.eu/2021/09/17/osterreich-frauen-wm-2023-quali-start/ https://ballverliebt.eu/2021/09/17/osterreich-frauen-wm-2023-quali-start/#respond Fri, 17 Sep 2021 07:52:50 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17838 An die Arbeit: ÖFB-Frauen mit Down Under im Visier weiterlesen ]]> Men At Work besangen ihre australische Heimat vor fast genau 40 Jahren in ihrem Song „Down Under“. Nun gegen die österreichischen Fußball-Women to Work, um 2023 nach Down Under reisen zu dürfen: Die Qualifikation für die WM in zwei Jahren, ausgetragen in Australien und Neuseeland, beginnt. Gruppengegner eines ÖFB-Teams im sanften Umbruch sind England und Nordirland sowie das Außenseiter-Trio aus Nordmazedonien, Lettland und Luxemburg. Platz zwei muss es mindestens sein.

Das ÖFB-Team

Österreichs Frauen haben sich direkt ohne Playoff für die auf kommenden Sommer verschobene EM im England (Gruppen-Auslosung: 28. Oktober) qualifiziert, konnten daher in Ruhe einige Testspiele einschieben – es gab ein zu hohes 1:6 gegen den späteren Olympia-Zweiten Schweden, ein zähes 1:0 gegen die Slowakei, ein 2:2 gegen Finnland und ein vermeidbares 2:3 gegen ein italienisches Team ohne zahlreiche Stammkräfte („Dürfen wir eigentlich nicht verlieren“, so Teamchefin Irene Fuhrmann).

Was ist jetzt anders? „Nicht viel – außer, dass es jetzt um etwas geht“, so Fuhrmann. Verena Aschauer heißt nach ihrer Hochzeit nun Hanshaw. Maria Plattner und Valentina Kröll holen ihre erste Einberufung – die im Frühjahr verletzungs- bzw. quarantänebedingt geplatzt sind – nach. Auf der anderen Seite der Einsätze-Skala wird Sarah Puntigam mit ihrem 110. Match im ÖFB-Dress alleinige Rekord-Teamspielerin, überholt Nina Burger. „Ich bin schon so oft darauf angesprochen worden, dass ich es langsam realisiert habe“, sagt Puntigam, „es ist etwas Besonderes und ich bin sehr dankbar dafür.“

Katharina Naschenweng, Laura Wienroither und Deutschlands Torschützenkönigin Nici Billa haben sich mit Hoffenheim für die neue Champions-League-Gruppenphase qualifiziert, in der auch Sarah Zadrazil und Carina Wenninger (Bayern) und Manuela Zinsberger (Arsenal) mit dabei sein werden.

Personelle Probleme…

Weil Verena Hanshaw seit ihrer Spunggelenkgs-OP vor einem halben Jahr genau 41 Minuten gespielt hat – und nie mehr als 17 am Stück – fehlt der etatmäßigen Linksverteidigerin die Spielpraxis, Back-up Katharina Naschenweng kann mit einer leichten Verletzung gleich gar nicht mit. Wienroither wird rechts gebraucht, weil Kathi Schiechtl weiterhin ebenso verletzt ist. Heißt: Hier wird es in Lettland und Mazedonien wohl eher Impro-Lösungen geben. Hinzu kommt, dass die dritten Innenverteidigerin Marina Georgieva zuletzt krank war.

Julia Hickelsberger (Kreuzbandriss vor fast exakt einem Jahr), Viktoria Schnaderbeck (erneute Knie-OP im Mai) sind weiterhin out. Die Kadertiefe in der Innenverteidigung ist immer noch sehr dünn, einen annähernd gleichwertigen Ersatz für Nici Billa ganz vorne gibt es auch nicht, weil die zu Freiburg in die deutsche Liga gewechselte Lisa Kolb auch verletzt passen muss.

…und personeller Umbruch

Ist eigentlich auch was gut? Ja, ist Fuhrmann überzeugt. „Wir sind reifer geworden, wenn es darum geht, tief stehende Gegner zu bespielen“, sagt sie, „und wir haben vorne jetzt auch ein paar Optionen mehr.“ Lara Felix und Maria Plattner etwa, aber vor allem Lisa Kolb – auch wenn die gerade nicht zur Verfügung steht. Und damit die Mädchen in der ÖFB-Frauen-Akademie in St. Pölten noch mehr gefördert und gefordert werden, tritt das U-17-Team – de facto also das U-17-Nationalteam – in der neuen U-14-Akademieliga gegen die Burschen an.

Generell befindet sich das Team im Umbruch. Langjährige Stützen wie Viktoria Schnaderbeck, Lisa Makas, auch Katharina Schiechtl sind dauerverletzt bzw. von vielen Verletzungen gezeichnet. Nina Burger und Nadine Prohaska haben in den letzten Jahren aufgehört. Aus der goldenen Generation werden zunehmend Golden Girls, und Irene Fuhrmann muss nicht nur die Resultate holen, sondern auch den Generationswechsel moderieren.

In dem Jahr, in dem sie Teamchefin ist, haben sich Laura Wienroither und Marie Höbinger als Stammspielerinnen etabliert, Lisa Kolb ist zu Einsätzen gekommen, zuletzt war ein ganzer Schwung an 17- bis 19-Jährigen erstmals bei einem A-Lehrgang dabei. Das ÖFB-Team ist in einer Zwischenwelt: Einerseits mit der Ambition, sich erstmals für eine WM zu qualifizieren, andererseits nun dank den Corona-Verschiebungen und einer eher leichten Gruppe mit der relativ gefahrlosen Gelegenheit die durch die Altersstruktur und auch durch Verletzungen dringlich gewordene Verjüngung durchzuführen.

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Die WM-Qualifikation

Erstmals werden 32 Teams bei einer Frauen-WM-Endrunde teilnehmen, damit hat Europa nun auch 11 bzw. 12 Startplätze statt der acht Tickets, die es davor waren. Der Quali-Modus ist mal vordergründig recht einfach: Neun Gruppen, alle Sieger sind direkt für die Endrunde qualifiziert, alle Zweitplatzierten kommen ins Playoff um bis zu drei weitere Plätze.

Die UEFA wäre aber nicht die UEFA, wenn man es nicht doch noch kräftig verkomplizieren könnte. Dieses Playoff wird in zwei Runden ausgetragen – jeweils Halbfinale und Finale, allerdings in jeweils nur einem Match ausgespielt – und die drei besseren Zweiten haben ein Freilos für die erste Playoffrunde. Und es kommt noch besser: Von den drei Siegern dieser Playoffs kommen wieder nur die zwei besseren aus Gruppenphase und Playoff-Finale direkt zur WM-Endrunde, der verbleibende muss im Februar 2023 in Australien bzw. Neuseeland ins interkontinentale Playoff-Turnier.

Dort spielt dieser eine europäische Vertreter gemeinsam mit zwei asiatischen, zwei afrikanischen, zwei südamerikanischen, zwei nord/mittelamerikanischen und einem ozeanischen Team um eines von weiteren vier WM-Tickets.

Schrecklich.

Also, nicht dass das für das europäische Team ein sportliches Problem sein sollte – wir reden hier von Gegnern in der Preisklasse von Jamaika, Sambia, Vietnam oder Venezuela – aber das ist schon ein Umweg, den man sich gerne ersparen würde.

Die ernsthaften Gegner: England und Nordirland

Dass England auf dem Weg zum Gruppensieg kaum zu biegen sein dürfte, ist angesichts der Lage bei Österreich klar, das stellt auch Irene Fuhrmann nicht in Abrede. „Unser Anspruch muss sein, diesen zweiten Gruppenplatz zu holen“, sagt sie. Was man von England zu erwarten hat, ist noch nicht exakt zu prognostizieren. Bei Olympia (vermeidbares Aus im Viertelfinale) war man als Team GB überwiegend mit einem schottisch-walisischen Mittelfeld unterwegs. Mit Sarina Wiegman als neuer Trainerin (die Holländerin hat ihre Heimat 2017 zum EM-Titel und 2019 ins WM-Finale geführt) soll es in zehn Monaten in die Heim-EM gehen.

„Was genau Sarina dort im Detail machen wird, muss man abwarten. Gut, dass wir die Engländerinnen noch ein paarmal sehen“, sagt Fuhrmann – das erste Aufeinandertreffen gibt es auswärts im November im fünften Quali-Spiel. Die FA wollte das Heimspiel erst nach der EM im Sommer 2022 machen, hier hat sich der ÖFB bei den Terminverhandlungen durchgesetzt. Ebenso mit dem Plan, nicht gegen England und Nordirland an einem Doppelspieltag ran zu müssen.

Der Grund ist klar: Gegen die „Kleinen“ muss man im Normalfall auch gewinnen, wenn entweder nicht alle zur Verfügung stehen oder die Belastungssteuerung die eine oder andere individuelle Pause verlangt – zumal ja eben die halbe Stammformation im Herbst sechs zusätzliche Europacup-Spiele in die Beine bekommen wird.

Nordirland als Topf-3-Team ist auf dem Papier um mindestens eine, eher zwei Klassen schwächer als Österreich und dürfte demnach kein Problem sein. Aber das Team hat sich für die EM qualifiziert, dabei ist es der Quali-Gruppe vor Wales geblieben und hat im Playoff die Ukraine eliminiert. In Testspielen gab es ein knappes 0:1 gegen Schottland und ein derbes 0:6 gegen England. Das bringt die Welt nicht zum Leuchten, aber eine gewisse Seriösität sollte man gegen Nordirland schon walten lassen.

Grundsätzlich sollten da für die ÖFB-Frauen aber natürlich sechs Punkte her, das entspricht den nominellen Kräfteverhältnissen – auch bei einem österreichischen Team im Umbruch.

Die kleinen Gegner

Gegen Nordmazedonien gab es in der Quali für die anstehende EM zwei 3:0-Siege, es gibt einzelne Qualitätsspielerinnen (Andonova aus der spanischen und Roči aus der finnischen Liga), aber kaum mehr. Lettland hat in der letzten Quali 2:39 Tore und null Punkte in acht Spielen angehäuft und es gibt auch zwei bei den österreichischen Liga-Klubs aus Innsbruck (Voitane) und Altach (Baličeva) engagierte Spielerinnen. Und Luxemburg ist das erste Mal überhaupt dabei – zuletzt gab es in einem Test ein glückliches 1:1 gegen Liechtenstein. Ja, gegen Liechtenstein.

Also: Auf dem Weg zu Platz zwei, der das Minimalziel ist, dürfen diese drei Gegner keine Stolpersteine sein. „Jetzt ist es wichtig, auch die Pflichtpunkte zu holen“, sagt Fuhrmann. „Spielen lassen darf man die auch nicht. Wir sind natürlich darauf eingestellt, viel den Ball zu haben.“ Man will sofort ins Gegenpressing kommen, um gar nicht erst die Gelegenheit zu geben, die Kugel wild rauszubolzen: „Wir dürfen um keinen Zentimeter nachlassen!“ Schließlich habe man in der letzten Quali ja gesehen: Mehr als Tore schießen hätte man auch nicht machen können. Und da gab es immerhin ein 9:0 und ein 5:0 gegen Kasachstan.

Vor der WM ist… vor der EM

Dass man nun die WM-Quali beinahe abschließt, ehe im Sommer 2022 die EM ansteht, ist eine seltsame Situation. Wie geht man damit um, Irene Fuhrmann? „Wir haben bewusst versucht hervorzuheben, dass es jetzt mal um die WM geht. Aber natürlich geben wir den Spielerinnen auch immer wieder Sachen als Hausaufgaben mit, eben mit der EM im Hinterkopf.“ Schließlich hat man jetzt bei den Lehrgängen nicht so viel Zeit für Detailarbeit, weil immer zwei Spielen anstehen – nun hat man es mit einer Sechsergruppe zu tun, zuletzt war es ein Gegner weniger.

„Es gibt weniger Zeit in der Vorbereitung“, sagt die Teamchefin, die vor allem bei defensiven Standardsituationen Verbesserungspotenzial sieht – wie vor allem beim 1:6 gegen Schweden im Februar klar wurde. Es geht zudem nun auch um die Präzision im Angriffsdrittel, die Genauigkeit beim Pass in den Strafraum. Detailarbeit.

Vor allem geht es in dieser Qualifikation – und dann natürlich auch bei der EM – im großen Ganzen darum, die Stellung als gutes Topf-2-Team zu bestätigen. Auch wenn die „Alten“ von einer neuen, jungen Generation ersetzt werden. Dafür muss 2021/22 der Grundstein gelegt werden.

ÖFB-KADER: Tor: Isabella Kresche (22, St. Pölten, 0 Länderspiele/0 Tore), Jasmin Pal (25, SC Sand/GER, 1/0), Manuela Zinsberger (25, Arsenal/ENG, 68/0). Abwehr: Celina Degen (20, Hoffenheim/GER, 0/0), Marina Georgieva (24, Sand/GER, 5/0), Verena Hanshaw (27, Frankfurt/GER, 74/8), Gini Kirchberger (28, Frankfurt/GER, 82/2), Valentina Kröll (18, Sturm Graz, 0/0), Yvonne Weilharter (20, Leipzig/GER 2, 6/0), Carina Wenninger (30, Bayern/GER, 104/5), Laura Wienroither (22, Hoffenheim/GER, 12/0). Mittelfeld: Barbara Dunst (23, Frankfurt/GER, 42/4), Jasmin Eder (28, St. Pölten, 51/1), Laura Feiersinger (28, Frankfurt/GER, 83/14), Lara Felix (18, Neulengbach, 1/0), Marie Höbinger (20, Potsdam/GER, 9/2), Maria Plattner (20, Potsdam/GER, 0/0), Sarah Puntigam (28, Montpellier/FRA, 109/15), Sarah Zadrazil (28, Bayern/GER, 83/11). Angriff: Nici Billa (25, Hoffenheim/GER, 68/29), Stefanie Enzinger (30, St. Pölten, 20/1), Lisa Makas (29, St. Pölten, 64/18), Katja Wienerroither (19, GC Zürich/SUI, 3/0). Teamchefin Irene Fuhrmann (40).

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0:3 in Frankreich: ÖFB-Frauen halten Resultat im Rahmen https://ballverliebt.eu/2020/11/28/frankreich-osterreich-frauen-em-qualifikation/ https://ballverliebt.eu/2020/11/28/frankreich-osterreich-frauen-em-qualifikation/#comments Sat, 28 Nov 2020 07:43:24 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17290 0:3 in Frankreich: ÖFB-Frauen halten Resultat im Rahmen weiterlesen ]]> Die ÖFB-Frauen verlieren das vorletzte Spiel in der EM-Quali bei Gruppenfavorit Frankreich mit 0:3 – es ist erst die zweite Pflichtspiel-Niederlage seit dem EM-Halbfinal-Einzug 2017. Die Französinnen dominierten klar und gewannen auch in der Höhe verdient, wobei bei Österreich spätestens in der zweiten Halbzeit die Devise lautete: Kraft für das entscheidende Heimspiel gegen Serbien sparen und gleichzeitig das Resultat im Rahmen halten.

Frankreich – Österreich 3:0 (2:0)

„Wir müssen eine Strategie entwickeln, um in Frankreich dagegen halten zu können und aber gleichzeitig fit genug für das Spiel gegen Serbien zu bleiben – denn dieses Match müssen wir ohne Wenn und Aber gewinnen!“ Das sagte Teamchefin Irene Fuhrmann nach dem 0:0 gegen Frankreich vor genau einem Monat.

Ohne die am Knie angeschlagene routinierte Kapitänin Viktoria Schnaderbeck, ohne die kreuzbandverletzte Sprinterin Julia Hickelsberger, ohne Mittelfeld-Talent Marie Höbinger und ohne Rechtsverteidigerin Kathi Schiechtl musste Fuhrmann in Guingamp auskommen; Laura Feiersinger war nach längerer Verletzungspause zumindest wieder im Kader. Fuhrmann entschied sich wie vor einem Monat für ein 5-4-1, um Frankreich den Weg in den Strafraum zu verweigern.

Frankreich über Tempo auf den Außenbahnen

Dieses 0:0 in Wr. Neustadt setzte Frankreichs Trainerin Corinne Diacre in ihrem internen Machtkampf mit den Starspielerinnen von Abo-Europacup-Sieger Olympique Lyon ziemlich unter Druck. Bis auf die veletzte Le Sommer und die (vorläufig?) aus dem Team zurückgetretene Torhüterin Bouhaddi war die komplette Lyon-Fraktion nicht nur im Kader, sondern auch auf dem Feld: Renard, Majri, Karchaoui, Cascarino und sogar Amandine Henry, die Wortführerin der Lyon-Revolte gegen Diacre.

Mit der extrem schnellen Cascarino auf der einen Außenbahn und dem perfekt harmonierenden, flinken und trickreichen Duo Majri/Karchaoui auf der anderen war der Fokus darauf gelegt, mit schnellen Läufen und schnellen, kurzen Pässen durchzukommen und die ÖFB-Abwehr zu hetzen. Solange der österreichische Block stand, hatte Österreich den eigenen Strafraum gut abgesichert und Frankreich war zu Ballstaffetten im Mittelfeld gezwungen.

Sobald Frankreich aber mit Tempo auf den ÖFB-Block zulaufen konnte oder die Österreicherinnen ein wenig aufgerückt waren, wurde es sofort gefährlich. Cascarino und die etwas abfallende Périsset waren bei Dunst und Aschauer in guten Händen. Aber Wienroither und Enzinger hatten schwerste Mühe mit Karchaoui und Majri, die ihre Tempo- und Technik-Vorteile ausspielten.

Nur eines der drei französischen Tore fiel aus dem Spiel (das zweite), die anderen beiden waren das Resultat aus den insgesamt sieben französischen Eckbällen.

Kaum österreichische Offensive

Billa powerte sich als Solospitze eine Halbzeit lang aus, ehe sie für das Serbien-Spiel geschont wurde. Ein gemeinsames Aufrücken wurde im Lichte der Anfangsphase, als Frankreich oft mit Tempo durch die letzte Linie kam, eher vermieden. Für die Französinnen war es nach dem frühen 1:0 nach zehn Minuten in Ordnung, im vierten statt im sechsten Gang weiter zu machen; Österreich stand auch tief und lud Frankreich nicht zu Risikopässen in den Strafraum ein. Dennoch kam der nun feststehende Gruppensieger noch zu zwei Pfostentreffern.

Schlussphase: Kolb-Debüt und Feiersinger-Comeback

Nach einer Stunde bzw. nach 75 Minuten brachte Fuhrmann die nächste Tranche an frischen Spielerinnen – darunter die zuletzt angeschlagene Laura Feiersinger und die brutal schnelle Debütantin Lisa Kolb (19), die schon in jungen Jahren mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte. Mit den Neuen schob Österreich nun doch etwas weiter nach vorne, ging die Französinnen etwas höher an. Die Neubesetzungen der Außenbahnen halfen Österreich dabei, den Druck in der letzten halben Stunde etwas zu minimieren.

Das Tor zum 3:0-Endstand war einerseits verdient, hat sich aber andererseits auch nicht mehr wirklich abgezeichnet.

Alles im Rahmen

Die Strategie, die beim Hinspiel mit einem Punktgewinn belohnt wurde, war spätestens nach einer halben Stunde obsolet – danach ging es vor allem darum, das Ausmaß der Niederlage in Grenzen zu halten und Kräfte für das entscheidende Match gegen Serbien vier Tage später zu schonen. Denn selbt ein Punkt in Frankreich wäre wertlos, wenn danach Serbien nicht besiegt wird. Billa, Aschauer, Enzinger und Dunst hatten vorzeitig Feierabend, dafür bekam Feiersinger eine wichtige (und sehr anständige) halbe Stunde Matchpraxis und Lisa Kolb – die erste aus dem hochgelobten 2001er-Jahrgang, die zu einem A-Einsatz kommt – agierte beim Debüt so furchtlos und flink, wie sie eben ist.

Letztlich blieb alles im Rahmen. Nachdem man Frankreich beim 0:0 gereizt und zu einem Pflichterfolg gezwungen hat, war die Chance auf den Auswärts-Punktgewinn ohnehin minimal. Gepaart mit der angespannten Personalsituation und dem Umstand, dass vier Tage später ein eigener Pflichtsieg wartet, war das 0:3 im Bereich des Erträglichen.

Der Fokus gilt nun Serbien, und Irene Fuhrmann warnt. „Die sind nicht mehr die Zerstörer-Truppe, die sie vor zwei Jahren in der letzten Quali waren“, sagt sie, „jetzt wollen die wieder spielen.“ Für die Serbinnen geht es um nichts mehr, sie sind am dritten Platz einzementiert, und in den drei Duellen in den letzten drei Jahren – einem 4:0-Erfolg und einem 1:0-Sieg auswärts sowie einem bitteren 1:1 in der Südstadt – war Österreich stets das wesentlich höherklassige Team.

Das Rennen um das EM-Fix-Ticket

Die drei besten Zweiten fahren wie die neun Gruppensieger direkt zur auf 2022 verschobenen EM in England, die restlichen sechs gehen ins Playoff um drei weitere Plätze. Die ÖFB-Frauen haben dafür eine gute Ausgangsposition, es liegt aber dennoch nicht alles in den eigenen Händen.

Klar ist mal auf jeden Fall: Am Dienstag in Altach gegen Serbien braucht Österreich praktisch sicher einen Sieg – und obwohl man Frankreich vor einem Monat sogar einen Punkt abgetrotzt hat, kann es sogar sein, dass ein Sieg gegen Serbien nicht reicht. Das liegt u.a. daran, dass zwei Gruppen – jene mit Dänemark und Italien sowie jede mit Finnland, Portugal und Schottland – in Folge von coronabedingten Absagen erst im neuen Jahr abschließen werden.

Belgien spielt daheim gegen Tabellenführer Schweiz. Gewinnt die Schweiz, bleibt Belgien mit 18 Punkten Zweiter – Österreich wäre mit einem eigenen Sieg gegen Serbien vorbei. Gewinnt Belgien, fällt die Schweiz auf Platz zwei zurück – läge im Zweiten-Ranking dann aber sicher hinter Österreich. Blöd für die ÖFB-Frauen wäre ein Remis zwischen Belgien und der Schweiz – dann wäre Belgien mit 19 Punkten und einer dramatisch besseren Tordifferenz vor Österreich.

Italien spielt auswärts gegen Tabellenführer Dänemark. Da Italien das ausstehende Spiel 2021 gegen Israel ziemlich sicher gewinnen wird, sollte Österreich auf einen dänischen Heimsieg hoffen. Dänemark braucht ein Remis, um den Gruppensieg auch rechnerisch zu fixieren. Im letzten Moment hat England die Quarantäne-Bestimmungen für Dänemark gelockert, womit die England-Legionärinnen – allen voran Pernille Harder – nun doch spielen können. Bei einem Remis hinge für Österreich alles daran, wie hoch Italien gegen Israel gewinnt. Vor einem Monat in Empoli hat Dänemark 3:1 gewonnen.

Island muss nach dem 1:1 gegen de-facto-Gruppensieger Schweden im September nur noch in Ungarn gewinnen, und zwar genauso hoch wie Österreich zeitgleich gegen Serbien, um vor den ÖFB-Frauen zu landen.

Und die Gruppe E hinkt sogar noch zwei komplette Spieltage zurück. Hier geht es drunter und drüber: Topf-1-Team Schottland hat mit Auswärtsniederlagen in Finnland und Portugal einen Rückstand aufgerissen und kann fix nicht mehr einer der besseren Gruppenzweiten werden. Finnland und Portugal haben gegeneinander 1:1 gespielt und ihre Spiele gegen die Nachzügler bisher gewonnen. Beide könnten Österreich im Zweiten-Ranking noch überholen. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber eben auch nicht auszuschließen.

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Dank 0:0 gegen Frankreich dem EM-Ticket ganz nah https://ballverliebt.eu/2020/10/28/oesterreich-frankreich-frauen-fuhrmann-punktgewinn/ https://ballverliebt.eu/2020/10/28/oesterreich-frankreich-frauen-fuhrmann-punktgewinn/#comments Wed, 28 Oct 2020 00:36:47 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17226 Dank 0:0 gegen Frankreich dem EM-Ticket ganz nah weiterlesen ]]> Österreichs Fußball-Frauen kamen vor allem in der Schlussphase heftig unter Druck und lieferten dem Weltranglisten-Dritten aus Frankreich eine kernige Abwehrschlacht. Sie hielten aber Stand und zitterten das 0:0 über die Zeit. Mit diesem Punkt gegen den Gruppenkopf ist das EM-Ticket für die auf 2022 verschobene Endrunde in England zum Greifen nahe, die ÖFB-Frauen haben nun alles in der eigenen Hand.

Österreich – Frankreich 0:0

Ohne das Tempo einer Julia Hickelsberger (Knie kaputt) und ohne die Routine einer Laura Feiersinger (Sehne im Fuß beleidigt) und ohne die Energie einer Marie Höbinger (Knie lädiert) musste Teamchefin Irene Fuhrmann gegen den Gruppenkopf, der seine letzten 32 EM- und WM-Qualispiele seit 2010 allesamt gewonnen hat (und in Gruppen sogar 46 seit 2007, das 0:0 gegen Italien vor zehn Jahren war im Playoff), auskommen.

Strategie gegen Frankreichs Flügel-Tempo

Da Frankreich seit Jahren konsequent über die Flügel aufbaut und dort auch viel Tempo zur Verfügung steht, war vor allem der Ausfall von Hickelsberger eine Hypothek. Die 21-Jährige, die sich zuletzt in Kasachstan schwer verletzt hatte, ist maßgeblich für das österreichische Spiel geworden. „Auch körperlich können wir nicht 90 Minuten Angriffspressing spielen“, sagte Fuhrmann schon vor einem Monat über das Frankreich-Spiel, „Außerdem sind die mit ihrem Tempo ja weg, überlaufen uns!“ Ein Moped würde es da brauchen, sagte die Teamchefin vor ihrem zweiten Länderspiel scherzhaft.

Also musste eine andere Strategie her. Österreich stellte sich in einem 5-4-1 auf, das seinen klaren Fokus auf die defensive Kontrolle der französischen Flügel hatte. Sprich: Wenn die Französinnen am Flügel schnell sein können, dann soll ihnen das wenigstens nix bringen. Dass sich Frankreichs Teamchefin Diacre mit den Lyon-Spielerinnen überworfen zu haben scheint und ihre zwei schnellsten und trickreichsten Flügelspielerinnen Majri und Cascarino draußen ließ, hat Österreich zumindest nicht geschadet.

3-gegen-2-Situationen herstellen

Gegen das französische 4-1-4-1 konnte Österreich auf den Außenbahnen 3-gegen-2-Situationen herstellen: Die nominelle Flügelstürmerinnen (Enzinger bzw. Dunst) hatten mit den Wing-Backs (Wienroither bzw. Aschauer) und den äußeren Spielerinnen drei Dreierkette (Kirchberger bzw. Schnaderbeck) Überzahl gegen die französischen Flügel-Duos.

„Wir wussten, dass wir die Doppelpässe auf den Flügeln kontrollieren müssen“, so Fuhrmann, „da wurde uns im März bei den beiden Testspielen gegen die Schweiz schon einiges aufgezeigt.“ Dort wurde speziell mit Blick auf das eigentlich im April geplante Match gegen Frankreich probiert, Doppelpässe auf den Außenbahnen relativ tief zu verteidigen.

Torrent und vor allem Karchaoui rückten nun oft weit auf und spielten ihre Doppelpässe mit den schnell antretenden Diani und Asseyi, zumeist war aber irgendwann doch ein österreichisches Bein dazwischen. Die Hereingaben in die grobe Richtung von Zentrumsstürmerin Gauvin wurden Beute von Torhüterin Zinsberger.

Frankreich: Dynamische Antritte, aber statisches Aufbaugefüge

Auf der Sechs spielte bei Frankreich nicht die ausgebootete Amandine Henry, sondern Charlotte Bilbault: Eine 30-Jährige, die im Team nie über den Status der Reservistin hinaus gekommen ist und auf dieser Position aktuell bestenfalls die viertbeste Französin ist (hinter Henry, der aus dem Team zurückgetretenen Bussaglia und Geyoro, die vor ihr auf der Acht spielte). Anders als Henry, die das Spiel exzellent lesen kann und die Angriffe aus der Tiefe orchestriert, war Bilbault einfach nur da. Akzente setzte sie keine, zumeist lief das Spielgeschehen an ihr vorbei, weil Frankreich den Aufbau schon aus der Abwehr heraus auf die Außenbahnen lenkte.

Damit waren zwar die Antritte und die Spielerinnen selbst durchaus dynamisch, das Gefüge war aber sehr statisch und berechenbar. Eugénie Le Sommer, die als Offensiv-Allrounderin sowohl ganz vorne, als hängende Spitze oder auf den Flügeln Weltklasse ist, musste auf der Acht ran, was deutlich nicht ihre Position ist. Sie bemühte sich, es fehlen Frankreich aber dort die Automatismen.

Zudem rückten Le Sommer und Geyoro oft weit auf und verfingen sich zwischen der österreichischen Fünfer-Abwehrkette und dem Vierer-Mittelfeld, dafür war der Rückraum bis auf die zuweilen etwas verloren wirkende Bilbault verwaist. Somit fiel Frankreich oft sogar der simple Seitenwechsel schwer, der mit Henry stets eine zügig gespielte Option ist.

Wenig offensive Entlastung

Frankreich kam in der ersten Hälfte durchaus zu einigen Tormöglichkeiten, nützte diese aber nicht. „Sich einfach nur hinten reinstellen und hoffen, dass nix passiert, geht gegen Frankreich fast zwangläufig schief“, so Fuhrmann schon vor Wochen, „darum müssen wir gerade im Heimspiel auch mal draufgehen!“ Das wurde gemacht, sobald man sich halbwegs in der gegnerischen Hälfte festgestetzt oder dort einen Einwurf herausgeholt hatte.

Im Ganzen gab es aber sehr wenig offensive Entlastung, spätestens der dritte Pass nach vorne war ungenau, wurde abgefangen oder ließ den Gegenangriff anderweitig versanden. Mehr als ein, zwei Halbchancen schauten in der ersten Hälfe für die ÖFB-Frauen nicht heraus. Pauline Peyraud-Magnin, die sich letzte Saison bei Arsenal die Einsatzzeit im Tor mit Manuela Zinsberger teilte, musste einmal eingreifen – bei einem Eckball.

„Grundsätzlich war schon der Plan, öfter höher zu pressen, aber das war körperlich nicht möglich, die Intensität in der Defensive war zu groß“, so Fuhrmann nach dem Spiel, „wichtig war, Frankreich möglichst wenig in offene Spielsituationen kommen zu lassen, weil die auf den ersten Metern so schnell sind.“

Es wird zur Abwehrschlacht

Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte musste Sarah Puntigam vom Feld. Die Frankreich-Legionärin hatte sich zuvor in einem Zweikampf verletzt, für sie kam Jasmin Eder. Bei Frankreich wurde zwar auch „nur“ positionsgetreu gewechselt – besonders inhaltlich inspirierend war der Input der schwer umstrittenen Diacre also nicht – aber mit Cascarino (für Asseyi) und De Almeida (für Torrent) kamen nach einer Stunde frische Spielerinnen für die Außenbahnen.

Das zeigte zunehmend Wirkung, zumal eine Viertelstunde vor Schluss auch die flinke Majri (statt Geyoro) kam. Mit ihnen baute das körperlich nun erheblich frischere französische Team zunehmend mehr Druck auf und Österreich konnte endgültig nur noch die Bälle hinten raus dreschen. Kontrolliert in den französische Hälfte kamen die ÖFB-Frauen nicht mehr.

In dieser Phase brauchte es einiges an Glück, gute Nerven und die eine oder andere Heldentat von Torhüterin Manuela Zinsberger, die alleine in der Nachspielzeit noch einen Freistoß fing, den Sarah Zadrazil haarscharf außerhalb des Strafraumes hergegeben hat und in der 95. Minute bekam sie einen Abschluss von Katoto gerade noch zu fassen.

Fazit: Das Glück erzwungen

Bei Corinne Diacres Frankreich drängen sich Vergleiche zu Niko Kovac‘ Bayern geradezu auf: Ein Team mit hoher individueller Qualität, das aber völlig phantasielos gecoacht wird und seine Spiele wegen der Klasse der Spielerinnen gewinnt, aber inhaltlich nichts zu bieten hat. Das war bei der Heim-WM 2019 zu sehen, die für Frankreich sang- und klanglos im Viertelfinale endete und das war unter Diacres Vorgänger Olivier Echouafni auch schon nicht anders. Man erinnere sich an das ratlose 1:1 gegen Österreich bei der EM 2017.

Weil die ÖFB-Frauen nicht mit den französischen Sprinterinnen mitlaufen können, wurde das Spiel defensiv angelegt und damit gebremst. Die Doppelpässe auf den Flügeln wurden nicht immer unterbunden, aber in der Folge wurden die Angriffe doch fast immer gestoppt, ehe der Ball in den Strafraum kam.

Keine Frage, das 0:0 ist aus österreichischer Sicht aufgrund der letzten halben Stunde sehr schmeichelhaft. Aber der Punkt ist auf dem Konto, man hat seit dem EM-Halbfinale 2017 weiterhin nur ein einziges Pflichtspiel verloren und damit ist man in der EM-Qualifikation wieder auf einem sehr guten Weg. Ein 1:1 in Frankreich würde sogar den Weg zum Gruppensieg ebnen. Wahrscheinlicher ist aber, dass es über den Weg der Gruppenzweiten geht.

Die drei besten Zweiten fahren noch direkt zur EM-Endrunde und mit dem 0:0 gegen Frankreich ist Österreich nun sogar ganz vorne in der Wertung. Ein Heimsieg im abschließenden Match gegen Serbien am 1. Dezember wird aber auf jeden Fall noch geholt werden müssen, um sicher zu gehen.

Tabelle der Gruppenzweiten. Gereiht nach Expected-Points (also null gegen die Gruppensieger und sechs Siege in den sechs Spielen gegen die „kleinen“ Gegner)
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LASK-Trainer Thalhammer im In-Depth-Interview: „Das Spielsystem wird in der Zukunft überhaupt keine Rolle mehr spielen“ https://ballverliebt.eu/2020/08/21/lask-trainer-thalhammer-im-in-depth-interview-das-spielsystem-wird-in-der-zukunft-ueberhaupt-keine-rolle-mehr-spielen/ https://ballverliebt.eu/2020/08/21/lask-trainer-thalhammer-im-in-depth-interview-das-spielsystem-wird-in-der-zukunft-ueberhaupt-keine-rolle-mehr-spielen/#respond Fri, 21 Aug 2020 09:00:32 +0000 Oben die Flugzeuge im Anflug auf den Flughafen Linz-Hörsching, unten der neuer LASK-Trainer im Ballverliebt-Gespräch: Dominik Thalhammer hat sich die Zeit zu einem ausführlichen Gespräch genommen. Ausführlich und mit mit dem langfristigen Blick spricht der LASK-Coach zwar auch über das Spiel in Manchester, die schwindene Bedeutung von Systemen wird aber ebenso behandelt wie die Rolle des Sportdirektors und wie man Erfolg unabhängig von Personen reproduzierbar macht, dem Erweitern des inhaltlichen Repertoirs ohne die bekannten Stärken zu vernachlässigen, dass man beim Lehren auch selbst lernt – und ob es stimmt, dass Fußballerinnen intelligenter sind als Fußballer.

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Irene Fuhrmann, Österreichs erste Teamchefin https://ballverliebt.eu/2020/07/27/irene-fuhrmann-oefb-frauen-teamchefin-neu/ https://ballverliebt.eu/2020/07/27/irene-fuhrmann-oefb-frauen-teamchefin-neu/#respond Mon, 27 Jul 2020 10:00:46 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17106 Irene Fuhrmann, Österreichs erste Teamchefin weiterlesen ]]> Sie führte die U-19 als Trainerin zur Europameisterschaft, erreichte als Assistentin von Dominik Thalhammer das EM-Halbfinale, sie ist die erste (und auf absehbare Zeit auch einzige) österreichische Frau mit dem UEFA-Pro-Trainerschein. Und nun ist Irene Fuhrmann die neue Teamchefin der ÖFB-Frauen. Ihr Debüt ist in zwei Monaten beim EM-Quali-Spiel in Kasachstan – so es stattfinden kann – geplant.

Foto: ÖFB

Fuhrmann, neue ÖFB-Teamchefin

Von „Kurzarbeit“ kann bei ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel in den letzten zwei Wochen keine Rede sein. Mit dem Abgang von Dominik Thalhammer und von Spielanalyse-Leiter Christian Heidenreich (zum LASK) und Video-Analyst Wolfgang Fiala (seit Mitte Juni neuer Leiter der Akademie Ried) taten sich diverse Baustellen auf. Die ÖFB-Frauen brauchten einen neuen Teamchef und ein neues Trainerteam und – nicht weniger wichtig – die Abteilung Trainerausbildung brauchte eine neue Leitung.

17 Tage nach dem Thalhammer-Abschied steht nun fest, was völlig logisch erschien: Irene Fuhrmann ist die neue Chefin des Frauen-Nationalteams. Die 39-jährige Wienerin ist damit die erste weibliche Vollzeit-Teamchefin eines A-Nationalteams in Österreich. Markus Hackl, der die U-17-Mädchen des ÖFB trainiert, wird ihr Co-Trainer. „Mein absoluter Wunschkandidat“, bestätigte Fuhrmann.

„Für mich persönlich ist das ein sehr emotionaler Tag, weil ich die Entwicklungen des Frauenfußballs in Österreich seit 20 Jahren hautnah miterlebe und es ein Privileg ist, dieses Amt antreten zu dürfen“, zeigte Fuhrmann bei ihrer Vorstellung Respekt vor der Aufgabe. „Mir würde kein einziger Grund einfallen, warum sie nicht neue Teamchefin werden sollte“, vermittelte Peter Schöttel Vertrauen.

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Fuhrmann, die Spielerin

Ihre fußballerischen Teenager-Jahre verbrachte Fuhrmann im Käfig des Ferdinand-Wolf-Parks im 14. Wiener Gemeindebezirk. Durch ihre Brüder zum Fußball gekommen, hatte sie eine Vereinskarriere zunächst gar nicht auf dem Radar, erst im Laufe ihres Sportstudiums wurde ihr ein Beitritt zum Wiener Frauenfußball-Aushängeschild USC Landhaus nahegelegt. In den Jahren 2000 und 2001 holte Fuhrmann mit Landhaus das Double und 2002 noch den dritten Cupsieg, mit der Ausnahme einer Saison in Innsbruck verbrachte sie ihre ganze aktive Karriere beim Klub aus Floridsdorf.

Ihr Debüt im Nationalteam gab die offensive Mittelfeldspielerin als knapp 22-Jährige im Herbst 2002 gegen die Schweiz, rund sechs Jahre später – im Sommer 2008 – beendete sie ihre aktive Karriere. „Ich habe damals eine berufliche Weiterbildung begonnen und konnte nicht mehr regelmäßig zu den Trainings kommen. Dann kam noch eine Knieverletzung hinzu“, erklärte sie in einem Standard-Interview: „In dieser Zeit hatte ich das große Glück, dass Frauenfußball-Nationaltrainer Ernst Weber mich gefragt hat, ob ich bereit wäre, als Assistenztrainerin an seiner Seite zu arbeiten – diese Chance habe ich sofort ergriffen.“

Schon zu ihrer aktiven Zeit trainierte Fuhrmann den Landhaus-Nachwuchs, 2011 machte sie als fünfte Frau in Österreich die A-Lizenz, 2017 als erste die UEFA-Pro-Lizenz. „Das macht mich im Nachhinein schon ein wenig stolz“, gestand sie dem ORF danach.

Fuhrmann, die Trainerin

Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich Ernst Weber nie besonders für die ÖFB-Frauen interessiert hat. Unbestritten ist aber, dass er ein Auge für Talent hatte und – gerade bei den Frauen – großen Wert auf ein intaktes zwischenmenschliches Verhältnis gelegt hat.  Dass er die damals 27-Jährige zu seiner Co-Trainerin gemacht hat, lässt also vermuten, dass sie schon damals ein sichtbares Interesse dafür und Fähigkeit dazu gezeigt hat.

Als 2011 das Nationale Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten (heute: ÖFB-Frauen-Akademie) gegründet wurde, wurde Fuhrmann dort als Individualtrainerin angestellt, zudem wurde ihr die Verantwortung für die U-19-Nationalteams übertragen. Den Jahrgang 1997 um Barbara Dunst, Katharina Naschenweng, Viktoria Pinther sowie Kapitänin Kathi Aufhauser führte sie 2016 zur EM-Endrunde.

Danach kam sie als Co-Trainerin zu Dominik Thalhammer beim A-Nationalteam, spätestens mit ihrem bestandenen Pro-Lizenz-Kurs im Herbst 2017 durfte man sie als mehr oder weniger logische Nachfolgerin für Thalhammer betrachten.

Fuhrmann und der Fußball

Welche Form von Fußball schwebt der neuen Teamchefin vor? Nun, wer jahrelang mit dem Experimentierer Thalhammer arbeitet, wird zwangsläufig davon beeinflusst. „Man muss immer schauen, wie die Wahrscheinlichkeit am größten ist, Erfolg zu haben. Das kann auch manchmal die Betonmauer sein“, gab sich Fuhrmann 2018 gegenüber der Kleinen pragmatisch. Sei sagte da aber auch: „Im Ballbesitz dominant zu sein, ist schon attraktiv.“

Die von ihr gestalteten und geleiteten Trainings genießen ÖFB-intern einen ausgezeichneten Ruf. Sich selbst beschreibt Fuhrmann als „feinfühligen Menschen“, was sie vor allem im Umgang mit jungen Spielerinnen für eine wichtige Eigenschaft erachtet, aber „ich kann auch konsequent sein“. Beides bestätigt Nina Burger, die Fuhrmann sowohl als Mitspielerin als auch als Trainerin kennt, letzte Woche im Magazin „News“: „Sie ist eine, die sich gelernt hat, durchzusetzen – und trotzdem ein stark ausgeprägtes Einfühlungsvermögen hat.“

Fuhrmann und der aktuelle Kader

Auch mit Viktoria Schnaderbeck und Carina Wenninger hatte Fuhrmann einst im Nationalteam noch zusammen gespielt, in ihrer letzten Saison bei Landhaus war sie Teamkollegin der damals 15-jährigen Gini Kirchberger, in ihrem letzten Liga-Spiel im Juni 2008 spielte sie gegen eine ebenfalls 15-jährige Kathi Schiechtl.

Das letzte Mal als Aktive auf dem Feld stand Fuhrmann am 25. Juni 2008 in der 42-Grad-im-Schatten-Freiluftsauna von Beit-She’an in Israel. Beim 2:0-Sieg in der EM-Qualifikation spielte sie die erste Halbzeit, nach der Pause kam Nadine Prohaska für sie ins Spiel. Es war Prohaskas Länderspiel-Debüt. Kuriose Volte der Geschichte: Nun sieht es nach Prohaskas Karriereende aus – und Fuhrmann steht vor dem Debüt als Teamchefin.

Fuhrmann als Vorreiterin

Nun ist Fuhrmann die erste Frau in Österreich mit einem Trainerjob, der mit einer gewissen öffentlichen Aufmerksamkeit verbunden ist. Sie selbst wird – wie es ihrer Persönlichkeit auch entspricht – keine große Sache daraus machen. Aber natürlich ist das in Österreich eine Ernennung mit Meilenstein-Charakter. „Das ist ein historischer Tag“, sagte nicht zuletzt ÖFB-Präsident Leo Windtner bei Fuhrmanns offizieller Vorstellung. „Ich sehe keine Unterschied, ob da ein Mann oder eine Frau sitzt“, winkte Fuhrmann selbst aber ab.

Aktuell ist Fuhrmann eben die einzige Österreicherin mit UEFA-Pro-Lizenz, es gibt 13 Frauen mit A-Lizenz und rund 20 mit der B-Lizenz. Aber es kommt jetzt ein Schub, wenn der erste Berufsspielerinnen-Kurs vorbei ist – und drei Ex-Teamspielerinnen absolvieren gerade den männlichen Berufsspieler-Kurs. Es sind dies die langjährige Team-Torhüterin Anna-Carina Kristler, die jetzige ORF-Expertin Lisi Tieber und die frühere USA- und Schweiz-Legionärin Romina Bell.

Fuhrmann im internationalen Vergleich

Bei der WM letztes Jahr wurden neun der 24 Teilnehmer von Frauen trainiert (also 37 Prozent, darunter beide Finalisten), in Europa sind es 16 der 52 aktiven Frauen-Nationalteams (also 31 Prozent, darunter große Fußball-Länder wie Deutschland, Frankreich, Holland und Italien). In der heimischen Liga werden derzeit zwei der zehn Teams von Frauen betreut (St. Pölten von Liese Brancão und Südburgenland von Susi Koch-Lefevre).

Alle aktuellen Frauen-Teamchefs in Europa

Es gibt einzelne Frauen, die im Herren-Profi-Bereich Teams trainieren. Chan Yuen-Ting führte 2016 als erste Frau ein Herren-Team zur nationalen Meisterschaft (den Eastern SC in Hongkong), Meseret Manni schaffte ein Jahr zuvor in Äthiopien den Aufstieg in die höchste Liga (mit Dire-Dawa SC). Frankreichs Teamchefin Corinne Diacre war drei Jahre lang Trianerin des französischen Zweitligisten Clermont; Imke Wübbenhorst (Lotte, 4. Liga) und Inka Grings (zuletzt Aufstieg in die 4. Liga mit Straelen) arbeiten in Deutschland an der Reputation für höhere Aufgaben. Das alles ist bei Irene Fuhrmann zumindest vorerst keine Option, einen Wechsel zum LASK gemeinsam mit Thalhammer war für sie kein Thema.

Die Teamchef-Geschichte der ÖFB-Frauen ist schön praktisch in Jahrzehnten gliederbar: In den 1990ern, vom Erstauftritt des Teams bis 1998, war (mit Ausnahme einzelner Spiele) Peter Leitl verantwortlich. In den 2000ern, bis zu seinem Tod im April 2011, war es Ernst Weber. Die Erfolgsgeschichte der 2010er-Jahre trägt den Namen von Dominik Thalhammer. „Er hat wichtige Schritte gesetzt, um den Frauenfußball in die richtige Richtung zu bekommen“, würdigt ihn Peter Schöttel.

Und nun, im Jahr 2020, beginnt der nächste Abschnitt. Die Ära Fuhrmann.

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Dominik Thalhammers Beste Elf https://ballverliebt.eu/2020/07/11/dominik-thalhammers-beste-spiele-oesterreich-frauen/ https://ballverliebt.eu/2020/07/11/dominik-thalhammers-beste-spiele-oesterreich-frauen/#respond Sat, 11 Jul 2020 11:48:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13829 Dominik Thalhammers Beste Elf weiterlesen ]]> Sein Einstieg in den Frauenfußball 2011 kam unerwartet: Dominik Thalhammer hatte seine Trainerkarriere im Profibereich eigentlich aufgegeben, er wollte in Linz sein Jus-Studium beenden und betreute nebenbei die Fünftligisten aus Ottensheim und Pregarten. Dann rief der ÖFB, der seine Frauen-Akademie eröffnete.

Nun, neun erfolgreiche Jahre mit stetiger Entwicklung und seiner ÖFB-internen Beförderung zum Gesamtleiter der österreichischen Traineraus- und -fortbildung später, ruft der LASK – ebenfalls völlig unverhofft, wiewohl dieser Schritt sowohl für den Klub als auch für den Trainer, bei Licht betrachtet, völlig logisch ist.

Um die nun nach 93 Spielen zu Ende gegangene Amtszeit Thalhammers zu würdigen: Das waren die elf besten, wichtigsten, signifikantesten und/oder bedeutsamsten Spiele seiner Ära.

„Wir wollen in St. Pölten ein internationales Vorzeigeobjekt etablieren. Wir wollen Individualisierung auf höchstem Niveau. Das heißt: Wir wollen Top-Athletinnen mit technischer und taktischer Perfektion mit Persönlichkeit. Und wir wollen bis 2016 zur europäischen Spitze im Frauenfußball gehören. Das sind unsere Visionen, das ist unser Anspruch, und dafür werden wir in den nächsten Jahren sehr hart arbeiten.“

Das hat Dominik Thalhammer am 11. März 2011 bei der Eröffnung des Nationalen Zentrums für Frauenfußball gesagt, dem er als Sportlicher Leiter vorstehen sollte. Einen Monat später war er Teamchef des Frauen-Nationalteams. Was nach dem unerwarteten Tod von Ernst Weber ursprünglich nur als einmaliges Aushelfen für ein Testspiel in Slowenien angedacht war, entwickelte sich zu einer über neun Jahre andauernden, einmaligen Erfolgsgeschichte.

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3:1 gegen Dänemark (12. September 2012)

3:1-Sieg in der EM-Quali in St. Pölten

In der ersten EM-Quali unter Thalhammer kam Österreich zu glanzlosen Pflichtsiegen gegen Armenien und zwei knappen Arbeitssiegen gegen Portugal. Mit dem nervenstarken, aber nicht per se guten 3:2 in Prag war schon vorm letzten Spiel Gruppenplatz zwei und das EM-Playoff fix.

Gegen Gruppensieger Dänemark waren erste Ansätze von Offensivpressing zu sehen, vornehmlich aber profitierte man davon, dass Dänemark zunächst zwei Topchancen nicht nützte und die ÖFB-Frauen dann selbst einmal kurz vor (Aschauer) und einmal kurz nach der Pause (Burger) zuschlug. Dänemark machte auf, Österreich konterte und erhöhte sogar auf 3:0 (Burger).

Es war das erste live im TV gezeigte Heimspiel der ÖFB-Frauen, in dem gab es einen überraschenden Sieg. Gegner Dänemark hatte zuvor in 608 Pflichtspiel-Minuten keinen einzigen Gegentreffer kassiert. Im Playoff gegen Russland machte es sich zwar dann bemerkbar, dass die internationale Erfahrung und die erforderliche Leistungsdichte im Kader etwas fehlte (0:2 und 1:1), aber man machte zumindest erstmals wirklich auf sich aufmerksam.

HIER: Analyse vom 3:1 gegen Dänemark

1:2 in Finnland (25. September 2013)

1:2-Niederlage in der WM-Quali in Turku

Ein Jahr nach dem Sieg über Dänemark war aus dem zarten Pressing-Pflänzchen eine Treibjagd nach dem Ball und den Gegnern über den ganzen Platz geworden. Im finnischen Früh-Herbst wurden die Schatten schon lang und die Gesichter der Zuseher in Turku noch länger. Im Ballbesitz drückte Österreich den EM-Stammgast mit einem 3-1-6 hinten rein.

Kurz vor der Halbzeit aber erzielte Finnland aus einem Eckball die Führung. Nach der Pause versuchte Österreich mit immer mehr schwindenden Kräften, zum Ausgleich zu kommen, und zehn Minuten vor Schluss gelang Nina Burger dieser auch. Lange konnte man sich aber nicht freuen: In der 86. Minute konnte Torhüterin Kristler noch zweimal retten, beim zweiten Nachschuss aber war sie machtlos.

Das 1:2 in Finnland war letztlich das entscheidende Ergebnis in der WM-Quali, dass es nicht für das Playoff der besseren vier Gruppenzweiten reichte. Aus einem „Tough Game“ vor dem Spiel (Teamchef Thalhammer beim Hallo-Sagen im Presseraum) wurde ein „Tough Loss“ danach. Die Leistung war aber über weite Strecken herausragend. „Ich hab‘ noch nie so unverdient verloren“, ärgerte sich Carina Wenninger noch ein Jahr danach.

HIER: Analyse vom 1:2 in Finnland

1:3 in Frankreich (9. April 2014)

1:3-Niederlage in der WM-Quali in Le Mans

8.000 Zuseher waren in Le Mans dabei, als Österreich zu Gast war. Frankreich hatte die letzten drei Quali-Spiele 10:0 und 14:0 (gegen Bulgarien) sowie 7:0 (Kasachstan) gewonnen. Ein klarer Sieg gegen die ÖFB-Frauen wurde gemeinhin erwartet. Und dann das.

Österreich schob mutig nach vorne, nicht selten waren alle zehn Feldspielerinnen in der französischen Hälfte, pressten an und nervten den klaren Favoriten bis aufs Blut. Es wurde still im Stadion. Damit hatte man nicht gerechnet. Natürlich: Die cleveren Französinnen nützen nach einer halben Stunde drei Unachtsamkeiten gnadenlos zu einer 3:0-Pausenführung. Aber der Auftritt von Österreich machte Eindruck – zumal man auch nach der Pause nicht daran dachte, sich trotz der längst verlorenen Partie zurück zu ziehen. Sarah Punitgam sorgte für den 1:3-Endstand, kurz danach traf Nina Burger noch das Aluminium.

Frankreichs damaliger Teamchef Philippe Bergeroo war sich in der PK nach dem Spiel sicher: „Österreich ist deutlich stärker als Finnland, wird sicher Zweiter hinter uns!“ So kam es auch. Österreich gewann das Heimspiel gegen Finnland souverän mit 3:1 und wurde tatsächlich Zweiter. Und es sollte zwei Jahre

HIER: Analysen vom 1:3 in Frankreich und dem 3:1 gegen Finnland

2:1 gegen Australien (7. April 2015)

2:1 -Sieg gegen Australien in einem Test in Villach

Ein wunderschöner April-Nachmittag in Villach. Zu Gast: Rund 200 Zuseher, darunter Laura Feiersingers Vater Wolfgang, und als Gegner Australien. Zehnter der Weltrangliste, 2007 und 2011 im WM-Viertelfinale (und 2015 wieder). Am Kommandostand aber: Die ÖFB-Frauen. Und wie.

Wie Frankreich und Finnland vor ihnen und auch so viele nach ihnen waren die Australierinnen wie überfahren vom heftigen Pressing des ÖFB-Teams. Als der Griff nach rund 70 Minuten etwas losließ, führte Österreich längst mit 2:0 (und es hätte noch deutlich mehr sein können), war die Mannschaft aus Australien durchzerzaust und es reichte nur noch zur Ergebnis-Kosmetik.

Die Spielerinnen aus Australien schlichen wie geprügelt vom Platz, Österreich hatte erstmals ein Team aus den Top-10 der Weltrangliste besiegt und fühlte sich gerüstet für die startende EM-Qualifikation. Zurecht.

HIER: Analyse vom 2:1 gegen Australien

2:2 in Norwegen (2. Juni 2016)

2:2-Remis in der EM-Quali in Oslo

Dank Siegen gegen die schwächeren drei Teams der Gruppe war Österreich schon auf einem relativ sicheren Weg zum EM-Ticket, obwohl Norwegen den ÖFB-Frauen die erste Niederlagen nach 24 Monaten zufügen konnten.

Beim Rückspiel in Oslo begann das Team von Dominik Thalhammer ungewohnt bedächtig und nützte einen Bock von Holstad zur Führung durch Burger; kurz danach schlug ein Weitschuss von Mjelde zum 1:1 ein. In der Folge schaltete Österreich von Flag-Football auf Vollkontakt um: Pressing, was das Zeug hält. Norwegen wirkte gehetzt und verunsichert, überstand die Phase aber und ging nach einer Stunde 2:1 in Führung. Österreich aber steckte nicht auf, fightete bis zum Schluss und wurde mit dem Ausgleich durch Laura Feiersinger belohnt. Der erste Pflichtspiel-Auswärtspunkt bei einem Topf-1-Team war gesichert.

Österreich wurde lockerer Gruppenzweiter und qualifizierte sich als einer der besseren sechs Zweiten für die EM; der Punkt in Oslo war dabei eher für die Psyche als für die Tabelle wichtig. Denn eine der sechs besseren Zweiten wäre man auch ohne diesen Zähler geworden.

HIER: Analyse vom 2:2 in Norwegen

4:2 gegen Dänemark (6. Juli 2017)

4:2-Sieg in einem Testspiel in Wr. Neustadt

Die Ergebnisse in der Vorbereitung auf die EM waren eher so naja – 0:3-Klatschen in England und Holland, eine Niederlage gegen Schottland beim Cyprus Cup – und das Send-Off-Spiel war gegen Dänemark. Das ist auch kein schwaches Team: Semifinale bei der EM 2013 und seit einem Jahr in starker Form.

Es dauerte aber nur 34 Sekunden, um das Spiel dank dem von Lisa Makas vorbereiteten und Nici Nilla vollendeten 1:0 auf Schiene zu bringen. Österreich zeigte trotz der schlechten Resultate gegen starke Gegner großes Selbstvertrauen, machte kaum Fehler und ließ sich auch vom plötzlichen 1:1 nicht aus der Ruhe bringen. Vor der Pause gab es zahllose Top-Chancen, nach dem Seitenwechsel auch die Tore. Bis kurz vor Schluss hatte Österreich 4:1 (2x Billa, 2x Zadrazil) geführt und noch dreimal Aluminium getroffen. Dänemark wurde vorgeführt, am Nasenring durchs Stadion gezogen, die ÖFB-Frauen haben eine Machtdemonstration abgeliefert.

Die extrem reife Leistung beim 4:2-Erfolg ließ anderthalb Wochen vor Turnierstart schon erahnen, dass Österreich kein harmloser Punktelieferant sein würde. Dass es aber so kommen sollte, wie es letztlich kam, hat sich da noch keiner auch nur zu Träumen gewagt.

HIER: Analyse vom 4:2 gegen Dänenark

1:0 gegen die Schweiz (18. Juli 2017)

1:0-Sieg bei der EM in Deventer

Man weiß, was man bei der Schweiz bekommt und wie gut sie in etwa sein kann. Das Achtelfinale bei der WM hat das Team schon gespielt, ein Olympia-Quali-Turnier auch. Was Turnier-Debütant Österreich drauf hatte, wusste man nicht. Bis zum Spiel gegen die Schweiz.

Österreich presste die langsame Verteidigung der Schweiz gnadenlos nieder, sorgte für viele Ballgewinne und vor allem hielt man die individuell stark besetzte Offensive der Eidgenossinnen gekonnt vom eigenen Tor weg. Nach einer Viertelstunde sorgte Nina Burger für die verdiente Führung. Die Schweiz war überrascht, überfordert und hatte keine Idee, wie man den ÖFB-Frauen beikommen kann. Erst, als bei Österreich die Kräfte nachließen, erarbeitete sich die Schweiz Feldvorteile und Chancen. Zum Ausgleich reichte es aber nicht mehr.

Es war der erste österreichische Sieg über die Schweiz nach 21 Jahren. Und die Beobachter waren beeindruckt: So cool, so selbstverständlich, so klar in der Strategie und konsequent in der Umsetzung hatte man die ÖFB-Frauen in Europa nicht erwartet. Vier Tage später legte Österreich mit einer konzentrierten Defensiv-Leistung ein 1:1 gegen Frankreich nach.

HIER: Analyse vom 1:0 gegen die Schweiz

3:0 gegen Island (26. Juli 2017)

3:0-Sieg bei der EM in Rotterdam

Die null Punkte, mit denen Island ins letzte Gruppenspiel gegen Österreich ging, täuschten: Bei der unglücklichen Niederlage gegen Frankreich ließ man noch weniger zu als Österreich beim 1:1, gegen die Schweiz war man strategisch zumindest eine Halbzeit lang klar besser.

Einen Punkt brauchten die ÖFB-Frauen gegen das deutlich unter Wert geschlagene Team aus Island noch, um nicht auf die Parallelpartie hoffen zu müssen. Was folgte, war die konzentrierteste, konsequenteste, gnadenloseste und souveränste Vorstellung, die Österreich jemals in einem Pflichtspiel gegen ein im FIFA-Ranking besser klassiertes Team abgeliefert hat.

Und die angebotenen Fehler wurden dann auch noch eiskalt ausgenützt. Die Pausenführung von 2:0 (erst Zadrazil, dann Burger oder Zadrazil) war hochverdient, und nach dem Seitenwechsel kam diese Führung auch nie in Gefahr, im Gegenteil. Nach Stefanie Enzingers erstem (einzigen) Nationalteam-Tor zum 3:0-Endstand stand Österreich im Viertelfinale. Als Gruppensieger. Und fast eine Million Österreicher sahen zu – fast doppelt so viele, wie unmittelbar davor beim Champions-League-Qualispiel von Salzburg gegen Rijeka.

HIER: Analyse vom 3:0 gegen Island

Der Triumph von Tilburg (30. Juli 2017)

0:0 n.V. im EM-Viertelfinale in Tilburg

Spanien war als Geheimfavorit in die EM gestartet, strauchelte aber schon in der Gruppenphase. Darum wurde dem österreichischen Team, obwohl laut Ranking klarer Außenseiter, durchaus große Chancen eingeräumt.

Wie schon im Spiel gegen Frankreich überließ Österreich dem Gegner relativ bereitwillig den Ball, machte die Räume eng und limitierte Spanien zu vielen Pässen in ungefährlichen Zonen. Selbst kam das österreichische Team zwar so gut wie nie gefährlich vor das gegnerische Tor, aber auch bei Spanien reichte es nur zu Weitschüssen. Dank der extrem disziplinierten Leistung der ÖFB-Frauen hielt man das Spanien über weite Strecken der 120 Minuten bei harmlosem Quergeschiebe.

Als es ins Elfmeterschießen ging, war bei Österreich gute Laune und große Gelöstheit zu erkennen, bei Spanien nur Anspannung. Diese positive Energie nahmen die fünf Schützinnen Feiersinger, Burger, Aschauer, Pinther und Puntigam mit, sie alle trafen. Manuela Zinsberger parierte einen spanischen Versuch – damit war der Triumph von Tilburg und der Einzug ins Halbfinale gegen Dänemark perfekt. Dort hing Österreich nach Puntigams frühem vergebenem Strafstoß in einer ruppigen Partie zunehmend in den Seilen und verlor nach einem weiteren 0:0 das Elferschießen.

HIER: Analyse zum 0:0 n.V. gegen Spanien

2:0 in Finnland (8. Juni 2018)

Finnland – Österreich 0:2 (0:1)

Fünf Jahre zuvor war Österreich als Underdog nach Finnland gereist, hat die Helmarit mit bedingungsloser Offensive überrascht und am Ende unglücklich verloren. In der Quali für die WM 2019 war alles anders: Österreich kommt als haushoher Favorit in den Norden, agierte überlegt und kontrolliert und kam zu einem völlig ungefährdeten 2:0-Sieg.

Das Spiel hatte kaum angefangen, schon stand es nach einem finnischen Eigentor 1:0 für Österreich. Finnland experimentierte mit einem ungewohnten System, spielte mit dem 3-4-3 den ÖFB-Frauen eher noch in die Hände, als dass es sie irritierte. Man kontrollierte Ball und Tempo, ließ Finnland trotz des relativen knappen Spielstandes von 1:0 nie auch nur in die Nähe von Manuela Zinsberger kommen. Eine wunderbar einstudierte und herausragend ausgespielte Freistoß-Variante sorgte für verdutzte finnische Abwehrspielerinnen und die Entscheidung.

Der 2:0-Sieg war in all seiner erwachsenen Seriosität beinahe ein wenig langweilig, Finnland war völlig hilflos und ging drei Monate später in Wr. Neustadt sogar 1:4 unter. Dort erprobte das Team von Thalhammer erstmals die radikale neue „dynamische Raumbesetzung“ in der Defensive, die später in Testspielen noch intensiviert wurde.

HIER: Analyse zum 2:0 in Finnland

9:0 gegen Kasachstan (12. November 2019)

9:0-Sieg in der EM-Quali in der Südstadt

Die Außenverteidigerinnen stehen direkt vor der Torfrau und beide Innenverteidigerinnen bauen im Mittelfeld-Zentrum auf, während die Spielerin auf der Acht auf einmal Rechtsaußen steht und der Sechser auf der Zehn – das vor allem mental extrem anspruchsvolle Rochadenspiel brauchte etwas mehr Zeit zum Einstudieren, als man bei einem Nationalteam bekommt.

Im Herbst 2019, in der angelaufenen Qualifikation für die nunmehr auf 2022 verschobene EM, wurden die Laufwege berechenbarer, aber die Formation wurde eigenwillig. Man legte sich die leichteren Gegner auf den Herbst 2019, um das 2-5-3 zu probieren, das in der Praxis wo etwas wie eine WW-Formation war. Damit nahm man den (größtenteils überforderten) Gegnern jede Luft zum Atmen im Mittelfeld und zwang sie zu Antworten auf Fragen, die sie sich nie gestellt hatten.

Mazedonien hielt sich noch halbwegs und hielt die ÖFB-Frauen bei moderaten 3:0-Siegen, aber Kasachstan war heillos überfordert. Im letzten Pflichtspiel unter Dominik Thalhammer gab es den höchsten Sieg seiner Amtszeit – ein 9:0.

HIER: Analyse zum WW-System und dem 9:0 gegen Kasachstan.

Numerische und ideelle Bilanz

Es war das 91. und drittletzte Länderspiel unter der Leitung von Dominik Thalhammer (offiziell das 90., weil die FIFA das Match gegen Frankreich B beim Istrien Cup 2015 nicht wertet). Gegen im FIFA-Ranking jeweils besser klassierte Teams gab es 11 Siege in 49 Spielen, besonders beeindruckend ist aber jene gegen die Schwächeren – hier haben die ÖFB-Frauen unter Thalhammer praktisch nichts abgegeben.

Gesamtbilanz: 93 Spiele, 46 Siege, 21 Remis, 26 Niederlagen.
Pflichtspiele: 45 Spiele, 29 Siege, 8 Remis, 8 Niederlagen.

Pflichtspiele gegen Bessere: 20 Spiele, 6 Siege, 6 Remis, 8 Niederlagen.
Pflichtspiele gegen Schwächere: 25 Spiele, 23 Siege, 2 Remis, 0 Niederlagen.

Das sind aber nur die nackten Zahlen. In Wahrheit hat er ein Team übernommen, das innerhalb des ÖFB bestenfalls als Anhängsel mitgelaufen ist, dem aber weder Bedeutung noch Potenzial beigemessen wurde. Er hat es mit Zielstrebigkeit, Akribie, einem langen Atem, viel Geduld sowie hoher sozialer und hoher fachlicher Kompetenz innerhalb von sechs Jahren zu einem EM-Halbfinalisten gemacht.

Zusätzlich hat er als langjähriger Leiter der ÖFB-Frauen-Akademie den Grundstein dafür gelegt, dass die aktuelle Generation – die ja auch immer noch sehr jung ist, bei der EM 2017 betrug das Durchschnittsalter nach tatsächlicher Einsatzzeit 24,3 Jahre – keine einmalige Erscheinung ist, sondern ständig neue, junge Spielerinnen nachkommen.

Die 1997er-Generation, also die jetzt 23- und 24-Jährigen, waren mit zwei Junioren-EM-Teilnahmen ein großes Versprechen – Barbara Dunst, Kathi Naschenweng und Viki Pinther haben den Sprung zu den Großen schon geschafft. Dem 2001er-Jahrgang (etwa mit Celina Degen) wird sogar noch größeres Potenzial nachgesagt und die 2002er war letztes Jahr schon bei der U-17-EM. Sie alle sind Produkte des Nationalen Zentrums in St. Pölten, das seit diesem Jahr als „ÖFB Frauen-Akademie“ firmiert.

Das ist das Erbe, das Teamchef Thalhammer hinterlässt. Es ist nicht das schlechteste.

58 Eingesetzte Spielerinnen: Puntigam 85, Prohaska 83, Burger 80, Wenninger 79, Zadrazil 76, Feiersinger 74, Kirchberger 73, Aschauer 70, Schnaderbeck 67, Zinsberger 63, Billa 61, Makas 58, Schiechtl 53, Eder 46, Dunst 34, Pöltl 30, Kristler 30, Manhart 25, Pinther 25, Maierhofer 22, Tieber 21, Höller 18, Gröbner 15, Enzinger 14, Klein 14, Naschenweng 14, Hanschitz 13, Hickelsberger 11, Trödthandl 10, Tabotta 10, Koren 9, Entner 8, Pfeiler 8, Mayr 8, Bell 6, Gstöttner 5, Haas 5, Rappold 4, Tasch 4, Wienroither 4, Weilharter 4, Höbinger 4, Georgieva 3, Prvulovic 3, Fischer 2, Walzl 2, Reischer 2, I. Größinger 2, Wienerroither 2, Koch 1, Gatternig 1, Ruiss 1, Babicky 1, Dopler 1, Horvat 1, Kirchmann 1, Mahr 1, Sochor 1.

Beitragsbild: CC BY-SA 3.0/Thaka1982

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ÖFB-Frauen: Guter Lehrgang, schlechte Resultate https://ballverliebt.eu/2020/03/13/oefb-frauen-guter-lehrgang-schlechte-resultate/ https://ballverliebt.eu/2020/03/13/oefb-frauen-guter-lehrgang-schlechte-resultate/#comments Fri, 13 Mar 2020 10:35:25 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16756 ÖFB-Frauen: Guter Lehrgang, schlechte Resultate weiterlesen ]]> Ob das EM-Quali-Spiel der ÖFB-Frauen gegen Frankreich am 14. April stattfinden wird, ist unklar. Noch bevor sich ganz Europa wegen des Coronavirus in den Lockdown-Modus begeben hat, absolvierte das Team aber jedenfalls ein einwöchiges Trainingslager in Marbella mit zwei Testspielen gegen die Schweiz.

Inhaltlich war Teamchef Dominik Thalhammer mit dem Lehrgang recht zufrieden. Mit den Ergebnissen – ein 1:1-Remis und eine später 1:2-Niederlage – jedoch ganz und gar nicht.

„Perfekte Bedingungen, es war alles wie erhofft – bis eben auf die Resultate“, bilanzierte Thalhammer. Man hatte bewusst auf eines der Turniere (etwa an der Algarve oder in Zypern) verzichtet, um sich gegen die Schweiz auf die beiden kommenden EM-Quali-Spiele gegen Frankreich vorzubereiten. Die Entscheidung, sich quasi ein eigenes Programm zu gestalten bezeichnet der Trainer auch im Nachhinein als „absolut richtig“.

Von den Spielen wurde keine TV-Übertragung produziert, auch französische Scouts sind dem ÖFB keine untergekommen. Wenn Corinne Diacre und ihr Stab auf die beiden Ergebnisse schauen, werden sie sich in ihrem Desinteresse am österreichischen Team bestätigt sehen.

Dominanz gut, Effizienz schlecht

Im Mittelpunkt stand das Angriffspressing. Dafür wurde auch die Formation ein wenig adaptiert, eine der Achter aus dem etatmäßigen 4-3-3 rückte weit auf (im ersten Spiel Dunst, im zweiten Zadrazil). „Im ersten Spiel haben wir 45 Ballgewinne verzeichnet“, sagt Thalhammer zufrieden. Das große Manko: Es entstand nur ein Tor daraus – die angepresste Schweizer Linksverteidigerin Aigbogun wollte unter Druck blind zur Torhüterin Thalmann zurückspielen, diese stand aber fünf Meter weiter links als vermutet und der Ball kullerte ins Tor.

„Ich kann mich kaum erinnern, dass wie schon mal einen Gegner von so hoher Qualität dermaßen kontrolliert hätten“, schwärmte Thalhammer, „wir waren auf dem Feld um eine Klasse besser als die Schweiz – das ist ein großartiger Fortschritt. Eigentlich müssten wir beide Spiele klar gewinnen.“ Hat man aber nicht. „Darüber sind wir schon voll ****! Denn die Schweizerinnen waren dafür um eine Klasse effizienter als wir.“

Besonders geärgert hat den Teamchef die Schlussphase des zweiten Spiels, welches zuvor sehr gut verlaufen war – viel Ballbesitz, gute Kombinationen. „Aber in den letzten zehn Minuten haben wir uns wirklich sehr unclever angestellt. Da muss man von uns schon mehr Ruhe erwarten können, die meisten haben ja doch schon weit über 50 Länderspiele auf dem Konto“, brummt Thalhammer. Anstatt schon längst in Führung zu liegen, stand es nur 1:1 und in der Nachspielzeit erhielt die Schweiz (korrekterweise) einen Elfmeter. Crnogorcevic verwertete.

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Das Positive überwiegt

Wenn man das Große Ganze betrachtet, überwiegt für Thalhammer aber eindeutig das Positive. „Ob man jetzt zwei Testspiele gewinnt oder nicht, ist langfristig nicht so entscheidend. Wichtig ist, wie sich eine Mannschaft entwickeln kann, und da ist bei uns der Plafond noch nicht erreicht“, ist der Teamchef sicher – vor allem nach diesem Lehrgang.

Zumal die jungen Spieler überzeugt haben. „Marie Höbinger hat wieder absolute Talentproben abgeliefert, sie ist ein großes Versprechen für die Zukunft“, lobt der Trainer, der auch über Debütantin Katja Wienerroither und die nach ihrem Kreuzbandriss zurück gekehrte Katharina Naschenweng lobende Worte fand.

In der EM-Quali ginge es planmäßig am 14. April in St. Pölten mit dem Heimspiel gegen Frankreich weiter. Serbien ist mit einem klaren Erfolg über Mazedonien vorübergehend an Frankreich vorbei gezogen, hat aber auch drei Spiele mehr als Frankreich ausgetragen (und auch schon beide bisherigen Matches gegen Frankreich und Österreich verloren).

Die anderen Turniere

Das US-Team war schon unter der durchschnittlichen Trainerin Jill Ellis kaum zu bezwingen. Wie gut der Weltmeister mit einem guten Trainer tatsächlich sein kann, deutete er beim SheBelieves Cup unter Vlatko Andonovski an. Obwohl mitten in der Off-Season (die NWSL soll am 18. April starten) und bei der Olympia-Quali vor einem Monat gegen Haiti und Panama und auch Kanada nicht gefordert, erteilte man England eine absolute Lektion, kontrollierte Spanien und kam zum späten Sieg und besiegte dann auch Japan.

Andonovski wechselte übrigens kaum durch, nur die Besetzung als Sturmspitze statt der in Babypause weilenden Alex Morgan ist für Olympia noch völlig offen. Carli Lloyd hat den größten Namen, Christen Press die beste Form und Lynn Williams die effektivste Wirkung im von Andonovski installierten, heftigen Angriffspressing.

Bei Spanien ist das Spiel ist immer noch ballsicher und grundsätzlich schön anzusehen, es bleibt aber „Friendzone Football“: Eh lieb, aber ohne die gefährliche Zone zu bearbeiten. Olympia-Gastgeber Japan befindet sich noch voll in der Off-Season und entsprechend fehlte die Spritzigkeit, das Team weiß aber grundsätzlich, was zu tun ist. Und der nächstjährige EM-Gastgeber England, vor einigen Jahren noch das weltbeste Team im Spiel gegen den Ball, versinkt unter Phil Neville zunehmend in einem undefinierbaren Irgendwas ohne übergeordnete Spielidee.

Deutschland hat den Algarve Cup gewonnen, ohne das Finale spielen zu müssen (Italien hat wegen des Coronavirus-Shutdowns in der Heimat w.o. gegeben, um irgendwie noch heim zu kommen), war aber das einzige Team des Turniers, das mehr als den immer gleichen Schema-F-Fußball zeigte. Dänemark und Norwegen bringen im eigenen Aufbau gar nichts zustande, Schweden nicht besonders viel – es geht nur um das Verhindern eines gegnerischen Aufbaus. Dünn, dünn.

Auch beim Tournoi de France gab es wenige neue Erkenntnisse: Turniersieger Frankreich spielt schön, aber auch immer ein bissi selbstverliebt und ohne den echten Endzweck. Kanada war, wie bei WM und Olympia-Quali, fad und harmlos. Brasilien zeigte unter Pia Sundhage grobe Lücken in der Abwehr und weiterhin keinen Plan im Aufbau; immerhin klappte das Pressing. Und Holland war eben Holland, flink und schnell im Umschalten, und beinahe hätte es auch einen Sieg gegen Frankreich gegeben.

In Frankreich gab es am letzten Spieltag keine Zuseher und beim Pinatar Cup in Murcia (Sieger: Schottland vor Island) waren, wie bei Österreich, de facto so oder so keine Zuschauer anwesend. Die restlichen, kleineren Turniere waren in ihrer ganzen Substanz vom Coronavirus beeinflusst. Beim Cyprus Cup hat Thailand kurzfristig die Teilnahme abgesagt, womit die Slowakei, Tschechien und Kroatien um ein Spiel umgefallen sind und die (eh schon sinnlose) Tabelle noch sinnloser wird als ohnehin schon, Finnland (drei Spiele) und Kroatien (zwei Spiele) holten jeweils vier Punkte.

Und in Alanya beim Turkish Women’s Cup war zwar das venezolanische Team schon da, aber deren Trainerin nicht – die ist Italienerin und durfte nicht mehr aus Italien raus. Also flogen die Spielerinnen nach Neapel, um dort gegen ein paar Klub-Teams zu spielen. Den Turnier-Platz nahm zunächst der zufällig anwesende kasachische Meister BIIK Kazygurt ein (der 1:2 gegen Ungarn verlor und 6:0 gegen Hongkong gewann), ein Spiel übernahm Weißrussland. Gruppensieger wurden Ungarn sowie Chile.

Chile hat sich für die Olympia-Quali warmgeschossen – 3:0 gegen Ghana, je 5:0 gegen Kenia und das nordirische B-Team. Im April geht es gegen WM-Achtelfinalist Kamerun um einen Platz im Olympia-Turnier. Kamerun hat das Finale der Afrika-Ausscheidung gegen Außenseiter Sambia verloren (3:2 daheim und 1:2 auswärts), womit die Copper Queens erstmals überhaupt bei einem Welt-Turnier dabei sein werden.

Während China und Südkorea – zwei Länder, die in der letzten Woche die Verbreitung des Coronavirus erfolgreich zurückgedrängt haben – ebenfalls im April um die Olympia-Teilnahme spielen sollen, hat sich Australien diese bereits gesichert: Völlig problemlos krachten die Matildas über Vietnam drüber (5:0 und 2:1). Das vietnamesische Team war durchaus sehenswert. Es gab nämlich kein System, nein, acht der zehn Feldspielerinnen dackelten einfach ihren zugewiesenen Gegenspielerinnen nach, wohin sich diese auch bewegten.

Manndeckung like it’s 1974.

Nochmal kurz zur USA

Der Rechtsstreit zwischen den Spielerinnen des US-Teams und dem US-Verband um gleiche Bezahlung ist indes eskaliert. Der Verband hat sich auf die juristische Position verlegt, dass man den Frauen selbstverständlich weniger Geld zahlt, weil sie eben Frauen sind, einfach nicht gut genug wären und außerdem sind die Auswärts-Fans bei den Frauen friedfertiger (kein Witz, was war *wirklich* ein formuliertes Argument).

Die Spielerinnen haben vor Spiel gegen Japan demonstrativ mit auf links gedrehten Trikots aufgewärmt – auf denen die vier WM-Sterne, aber nicht das Verbandslogo zu sehen sind. Folge der selbst von konservativen Kommentatoren als „wie von Neanderthalern“ bezeichneten Erklärung des US-Verbands war, dass die Großsponsoren den Aufstand probten.

Coca-Cola und Visa haben öffentlich erklärt, vom Standpunkt des Verbandes „angewidert“ zu sein; Nike soll hinter den Kulissen noch schärfer geworden sein. Mit der Drohung des Rückzugs aller Sponsortätigkeiten konfrontiert, trat US-Verbandsboss Carlos Cordeiro zurück. Seine (interimistische) Nachfolgerin ist Cindy Parlow-Cone.

Sie hat 158 Länderspiele für die US-Frauen absolviert und war 1999 Weltmeisterin.

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