nani – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 22 Jun 2012 00:04:25 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Portugal zeigt Tschechien die Grenzen auf: Hochverdienter 1:0-Sieg https://ballverliebt.eu/2012/06/22/portugal-zeigt-tschechien-die-grenzen-auf-hochverdienter-10-sieg/ https://ballverliebt.eu/2012/06/22/portugal-zeigt-tschechien-die-grenzen-auf-hochverdienter-10-sieg/#respond Fri, 22 Jun 2012 00:04:25 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7561 Portugal zeigt Tschechien die Grenzen auf: Hochverdienter 1:0-Sieg weiterlesen ]]> Sie waren länger dabei als erwartet. Im Viertelfinale wurde den Tschechen nun die Grenze aufgezeigt: Gegen Portugal zeigte man sich zwar zunächst engagiert, aber ohne den verletzten Rosický verbreitete man genau Null Torgefahr. Das machte Portugal, gelenkt von Moutinho und vollstreckt von Ronaldo, vor allem nach der Pause besser. Und kommt daher zu einem verdienten 1:0-Arbeitssieg.

Tschechien - Portugal 0:1 (0:0)

Kein Tomáš Rosický – auch im Viertelfinale konnte der wichtigste Mann im Offensiv-Spiel der Tschechen nicht mit dabei sein. Statt seiner stellte Michal Bílek diesmal aber nicht Daniel Kolař auf, sondern ließ Jungsprung Vladimír Darida auf der Zehn spielen. Der Rest der Mannschaft war wie gehabt, wie auch bei den Portugiesen.

Wo Ronaldo ist, ist Meireles nicht weit

Wie schon gegen Dänemark agierte bei den Portugiesen Cristiano Ronaldo recht zentral, zuweilen als Zehner, mal aus dem Halbfeld, aber nur recht selten wirklich auf dem Flügel. Das war gegen Dänemark durchaus ein Problem, weil diese in den freien Raum hinein selbst nach vorne sehr aktiv wurden und dort oft gegen Coentrão in Überzahl waren. Dieses Defizit wurde diesmal mit einer geschickten Maßnahme ausgeglichen: Wo Ronaldo ist, dort ist Meireles nicht weit.

Der Mann von Chelsea spielte immer auf jeder Seite im zentralen Halbfeld, auf der sich Nani jeweils nicht bewegte. Nani nämlich blieb – egal, ob er nun wie nominell rechts spielte, oder mit Ronaldo die Seiten tauschte – recht konsequent an der Außenlinie und machte es so dem jeweiligen tschechischen Außenverteidiger recht schwer, selbst aktiv zu werden. Auf der Seite von Ronaldo hingegen rückte Meireles, wenn nötig, nach außen, um zuzumachen.

Tschechen mit Handbremse

Was zwar grundsätzlich nichts daran änderte, dass Theo Gebre Selassie einiges an Freiheiten genoss, aber nicht so bedingungslos nach vorne marschierte wie in der Gruppenspielen. Weil vor ihm Petr Jiráček in der Vorwärtsbewegung eher nach innen zog und nur gegen den Ball konsequent die Außenlinie hielt, fehlte es den Tschechen ein wenig an der Breite, um die sehr zentrale Positioniertung von Ronaldo wirklich ausnützen zu können.

So war die rechte Seite zu vorsichtig, die linke mit Limberský gegen Nani sehr vorsichtig, und im Zentrum wurde schnell deutlich, dass die Tomáš Hübschmann um Ronaldo kümmerte, sobald dieser seine Außenbahn verlassen hatte. Die Folge war, dass Tschechien zwar durchaus ein Plus an Ballbesitz hatte, aber wenig damit anzufangen wusste. Die Portugiesen standen sicher und ohne Rosický fehlte es den Tschechen an der Kreativität.

Darida: Gegen den Ball okay, nach vorne ein Totalausfall

Was vor allem deutlich wird, wenn man Darida mit Moutinho vergleicht. Natürlich ist das ein Vergleich, der ein wenig hinkt – Moutinho hatte drei Spieler vor sich und ist international um Lichtjahre erfahrender als der 21-Jährige von Viktoria Pilsen – aber er verdeutlicht schon, woran es den Tschechein gefehlt hat.

Vladimír Darida war kaum konstruktiv ins tschechische Spiel eingebunden.

Darida war zwar extrem lauffreudig und auch im anpressen des Gegners – vor allem in den ersten 20 Minuten des Spiels wurde das von den Tschechen relativ hoch praktiziert – recht brauchbar, aber im Spiel selbst war er überhaupt nicht drin. Konkrete Pässe kam von ihm im Grunde kein einziger, und nach dem Seitenwechsel baute seine Widerstandskraft, wenn seine Defensiv-Qualitäten gefragt waren, gemeinsam mit seiner Kraft merklich nach, sodass er nach einer Stunde ausgewechselt wurde.

Was diese Grafik nicht aussagt, ist Daridas Wirkung auf das portugiesische Aufbauspiel. Denn Miguel Veloso war durchaus mit dem jungen Mann beschäftigt und tat sich entsprechend schwer, von hinten heraus die Bälle schnell an den Mann zu bringen und so die dringend benötigte Geschwindigkeit in das eher behäbige porugiesische Spiel zu bringen.

Moutinho lenkt die Portugiesen

Das besserte sich erst im Laufe der ersten Halbzeit so ein wenig, und nach dem Seitenwechsel endgültig. Die relativ strikte Zuteilung bei den Tschechen – Hübschmann und Gebre Selassie gegen Ronaldo, Limberksý gegen Nani, Darida gegen Veloso – hatte zur Folge, dass Moutinho quasi ins direkte Duell gegen Plašil gehen musste. Und da war Moutinho ganz eindeutiger Punktsieger.

Das geduldige Passspiel von Moutinho lenkte das portugiesische Spiel vor allem nach der Pause.

Vor allem die Maßnahme der Portugiesen, in der zweiten Halbzeit generell höher zu stehen und die Tschechen früher zu attackieren, spielte Moutinho in die Karten. Sein Einfluss auf der rechten Seite war es, der das Spiel nach rund einer Stunde immer mehr auf die Seite mit João Pereira und Nani driften ließ.

Was von den massiv nachlassenden Kräften bei den Tschechen unterstützt wurde. Vor allem Linksverteidiger Limberksý kam überhaupt nicht mehr in die Zweikämpfe gegen Nani, weshalb der quirlige, aber nicht besonders robuste Pilař, der im linken Mittelfeld agierte, sich sehr weit zurück ziehen musste, um zu helfen. Das nützten Nani und João Pereire geschickt aus und Moutinho verteilte aus dem Zentrum heraus die Bälle.

Schon nach rund einer Stunde fiel ein von dieser rechten Seite vorbereitetes Tor, das wegen Abseits zu Recht nicht zählte. Aber da hatte sich schon angedeutet: Portugal kontrollierte das Spiel nicht nur, sondern machte sich auch daran, nun aktiv die Entscheidung zu suchen.

Mit Almeida im Strafraum

Dabei spielte Portugal auch die Muskelverletzung von Hélder Postiga ein wenig in die Karten. Hugo Almeida, der für Postiga kurz vor der Halbzeit eingewechselt wurde, ist ein statischerer Spieler, aber robust im Zweikampf und Durchsetzungsfähig bei Flanken. Die Tschechen machten einen guten Job, wenn es darum ging, Portugiesische Angriffe Richtung Eckfahne abzuleiten und keinen Zugriff auf den Strafraum bekommen zu lassen. Was wohl ein Grund war, warum sich Paulo Bento für Almeida und gegen U20-Vizeweltmeister Nélson Oliveira entschied, der in den Gruppenspielen zum Einsatz gekommen war.

Mit Almeida konnte man es bedenkenlos auch mit Flanken versuchen. Weshalb man gar nicht mehr so vehement probierte, den Strafraum mit spielerischen Mitteln anzubohren, sondern sich darauf verlegen konnte, die Tschechen einzuschnüren und darauf zu warten, dass sich eine Lücke auftat. In der 79. Minute war es dann soweit: Ein simpler Doppelplass ließ den wie angewurzelt stehenden Limberský aussteigen, die Flanke fand Cristiano Ronaldo, und dieser zielte nach zwei Pfostenschüssen nun besser und markierte das längst überfällige 1:0.

Tschechische Wechsel ohne positiven Effekt

Bílek hatte nach einer Stunde, wie erwähnt, Darida vom Platz genommen. Nun spielte Jiráček zentrale und der einwechselte Rezek auf der rechten Seite. Ein Wechsel, der sich nicht auszahlte. Denn Rezek konnte sich gegen Coentrão überhaupt nicht durchsetzen, dazu war Pilař auf der linken Außenbahn zusehends defensiv gebunden. Und Jiráček im Zentrum war zwar der mit Abstand fitteste Tscheche (kein Wunder, er hat beim VfL Wolfsburg auch Felix Magath als Trainer), aber ohne Unterstützung von hinten oder von den Flügeln konnte er auch wenig ausrichten.

Nach dem Rückstand warf Bílek mit Pekhart (statt Sechser Hübschman) noch einen zweiten Stürmer in die Schlacht, das machte aber nicht den geringsten Unterschied. Auch nach dem Rückstand blieben die Tschechen völlig harmlos und der Sieg der Portugiesen war überhaupt nicht mehr in Gefahr. Auch wegen einer nicht ungeschickten Maßnahme von Paulo Bento: Er schickte statt Meireles nun Rolando auf’s Feld, er bildete hingen mit Pepe und Bruno Alves eine Dreierkette gegen die zwei tschechischen Stürmer. So konnten João Pereira und Coentrão noch mehr nach vorne gehen, das Flügelspiel der Tschechen kappen. Alles war unter Kontrolle.

Fazit: Verdienter portugiesischer Arbeitssieg

Obwohl es keine Gala-Leistung der Portugiesen war, zeigten sie sich doch als deutlich stärkere Mannschaft als die Tschechen. Die müssen mit ihrem Turnier nicht unzufrieden sein, es wurde mehr erreicht, als man realistischerweise hatte erwarten können. Aber die Grenzen wurden hier ganz deutlich aufgezeigt – vor allem, wenn mit Rosický einer der ganz wenigen echten Klasse-Spieler im Team verletzt fehlt. Team Tschechien zeigte sich als recht ordentlich organisierte, aber wenig aufregende Mannschaft. Nichts, wofür man sich schämen müsste, aber eben auch nichts, mit dem man wirklich Bäume ausreißen kann.

Portugal brauchte eine Weile, bis man sich auf das Spiel eingestellt hatte, dann ging es aber recht gut. Meireles als Absicherung auf der Ronaldo-Seite war eine positive Erscheinung, Moutinho als Ballverteiler war wichtig, Nani als Flügelarbeiter entscheidend im Totspielen von Limberský, und Ronaldo ein ständiger Gefahrenherd, dessen Kollegen seine mäßige Rückwärtsbewegung gut ausgleichen. Natürlich gilt auch hier: Frühere portugiesische Mannschaften waren deutlich glanzvoller, aber das Halbfinale hat sich diese Mannschaft zu Recht erarbeitet.

(phe)

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Deutschland rettet sich, Holland nicht https://ballverliebt.eu/2012/06/10/deutschland-rettet-sich-holland-nicht/ https://ballverliebt.eu/2012/06/10/deutschland-rettet-sich-holland-nicht/#comments Sun, 10 Jun 2012 02:36:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7425 Deutschland rettet sich, Holland nicht weiterlesen ]]> Euro 2012 / Tag 2 | Eine schwere Geburt war es, das erste Turnier-Spiel für den Mit-Favoriten aus Deutschland. Selbst hatte man großen Respekt vor den portugiesischen Flügeln, der Gegner machte das Zentrum zu – so gab’s eine recht statische Partie. Die Deutschen retteten den 1:0-Sieg, für Holland ging es nicht so gut aus: Nach dem nicht unverdienten 0:1 gegen Dänemark steht der Vize-Weltmeister schon jetzt mit dem Rücken zur Wand.

Deutschland - Portugal 1:0 (0:0)

Ganz klar: Der gegenseitige Respekt war vorhanden. Nein, mehr als das: Er war riesengroß. Das wurde in der Herangehensweise beider Mannschaften in diesem Spiel klar. So wussten die Portugiesen: Vor allem durch das Zentrum sind diese Deutschen mit den bei Real Madrid extrem gereiften Özil und Khedira, sowie mit Schweinsteiger, brandgefährlich. Das – und die Tatsache, dass es im portugiesischen Kader einfach keinen klassischen Spielgestalter gibt – führte zu einer sehr vorsichtigen Spielanlage.

Wirklich interessant war aber das Spiel über die Flanken. Cristiano Ronaldo (links) und Nani (rechts) zogen sich gegen den Ball sehr weit zurück, sodass bei Portugal ein recht klares 4-1-4-1 entstand. Ziel war es, die beiden nach Ballgewinn schnell steil zu schicken, um vor allem bei Ronaldo die klaren individuellen Vorteile gegenüber Jeroma Boateng zu nützen.

Auch deutsche Flügel vorsichtig

Allerdings wussten natürlich auch die Deutschen, welche Gefahr über Ronaldo und Nani ausgeht. Daher hatte Boateng als Rechtsverteidiger gegen Ronaldo praktisch ausschließlich defensive Aufgaben zu erfüllen und schaltete sich praktisch gar nicht in das Spiel nach vorne ein. Zwar wurde in einige Szenen der Klasseunterschied zum Superstar der Portugiesen schon deutlich, aber Boateng machte grundsätzlich einen sehr soliden Job: Er verzögerte gut, drängte Ronaldo ab und bekam auch gute Unterstützung; vermied es aber, allzu forsch an den Mann zu gehen.

Die sehr konservative Spielweise von Boateng bedeutete, dass Müller vorne ohne seinen Außenverteidiger auskommen musste. Das versuchten die Deutschen auzugleichen, indem Mesut Özil vom Zentrum immer wieder auf den rechten Flügel ging und Müller entweder kurz anspielte, oder es dem Bayern-Spieler ermöglichte, selbst an die Grundlinie oder – noch häufiger – Richtung Strafraum zu ziehen. Coentrão war damit beschäftigt und auch zumeist keine Hilfe für Ronaldo.

Auf der anderen Flanke wusste auch Philipp Lahm um die Stärke von Nani. Daher hielt sich auch der Kapitän der deutschen Mannschaft sehr zurück und beschränkte sich zumeist darauf, den Flügelspieler von Manchester United nicht zur Geltung kommen zu lassen. Auch hier hieß das, dass Lahms Vordermann (Podolski) ohne viel Hilfe von hinten auskommen musste. Podolski nützte das, um recht hoch zu stehen und João Pereira festzunageln, bzw. um zu Gomez in den Strafraum zu ziehen.

Statisches Spiel

Die Folge war ein recht statisches Spiel, in dem die Portugiesen darauf achteten, nichts durch die Mitte zuzulassen und den Raum zwischen Mittelfeld und Abwehr gering zu halten, um Özil nicht seine große Stärke, die Bewegung zwischen den Linien, zuzugestehen. Und die Deutschen danach trachteten, Ronaldo und Nani unter Kontrolle zu halten, während sie gleichzeitig wussten, dass sie durch das Zentrum nichts zu befürchten hatten.

Torchancen blieben Mangelware; die beste hatte vor der Pause Portugal mit Pepes Lattenpendler nach einem Eckball. Selbst nach dem Seitenwechsel änderte sich am Bild des Spiels wenig: Das Tempo blieb überschaubar, die Vorsicht regierte auf beiden Seiten und kein Team schaffte es, das Defensiv-Konzept des jeweils anderen auszuhebeln.

Deutsche Führung, Varelas Freiräume

Nach etwa einer Stunde allerdings hatten die Deutschen einen Weg gefunden, um in den Rücken der Abwehr zu kommen. Sie hatten sich dafür Bruno Alves und Coentrão zurecht gelegt: Es gelang nun nämlich besser, Alves im Zentrum zu binden, wenn Coentrão sich etwas nach vorne bewegt. Das ermöglichte es Müller, aber auch Özil und dem gegenüber Schweinsteiger deutlich offensiveren Khedira, Flanken Richtung Gomez zu schlagen. Einige Versuche schlugen fehl, aber in der 72. Minute fand eine abgefälschte Flanke den Mittelstürmer, der per Kopf zum 1:0 traf.

Paulo Bento musste nun natürlich alles auf eine Karte setzen und brachte Silvestre Varela für Meireles. Der Mann vom FC Porto ist zwar eher ein Flügelstürmer, agierte nun aber halbrechts offensiv und sorgte so für ein personelles Übergewicht in diesem Spielfeld-Bereich. Weil Lahm weiterhin auf Nani aufpassen musste und Schweinsteiger nach seiner Muskelverletzung offensichtlich die Zweikämpfe noch etwas scheute, hatte der neue Mann viele Freiheiten und nützte diese auch zu einer handvoll richtig guter Tormöglichkeiten.

Die Deutschen brauchten in dieser Phase dringend die Paraden von Torhüter Manuel Neuer, um das Spiel über die Zeit zu bringen. Und Neuer hielt die drei Punkte fest.

Fazit: Daran wird sich Deutschland gewöhnen müssen

Ein nicht besonders spektakuläres Spiel, aber nach der deutschen Führung durchaus spannend und am Ende, als Portugal vehement auf den Ausgleich drängte, sogar dramatisch. Die Partie war vom Vorhaben geprägt, nur ja die Stärken des Gegners zu neutralisieren um in dieser schweren Gruppe nur ja keine vermeidbare Niederlage einzustecken.

Deutschland fand mit den Flanken von der rechten Seite ein wirksames Mittel und schlugen daraus letztlich entscheidend zu. Es war beileibe kein Feuerwerk, aber das DFB-Team wird sich daran gewöhnen müssen, dass sich die Gegner äußerst defensiv verhalten, um Özil und Co. keine Räume zu geben. Da wird für das spielstarke deutsche Team Lösungen finden müssen.

Souveräne Qualifikation, dort Portugal distanziert, und trotzdem traute denen Dänen kaum jemand zu, in dieser Gruppe mehr als eine Statistenrolle zu spielen. Großer Fehler! Denn die Mannschaft von Teamchef Morten Olsen präsentierte sich gegen den Vize-Weltmeister als extrem kompakte Truppe, die defensiv extrem aufmerksam agierte und den Holländern einen ziemlichen Fehlstart verpasste.

Holland - Dänemark 0:1 (0:1)

Dänemark stellte sich zunächst einmal tief auf und erwartete Oranje mit der vordersten Front (Eriksen und Bendtner) etwa auf Höhe der Mittellinie, mit Zimling und/oder Kvist als Unterstützung, wenn es darum ging, auf Van Bommel und De Jong zu pressen. So zwangen die Dänen Holland ein überschaubares Tempo auf. Hinzu kam, dass Mathijsen-Ersatz Ron Vlaar in der Innenverteidigung in der Spieleröffnung komplett unbrauchbar ist und mit Jetro Willems ein international völlig unerfahrender Jungspund stand.

Die Flügelspieler im dänischen Team kamen zunächst kaum zur Geltung. Vor allem Krohn-Dehli machte aber defensiv gemeinsam mit Poulsen gegen Robben grundsätzlich keine so schlechte Figur, indem der half, mit Simon Poulsen gemeinsam Robben permanent doppelten. Was sie allerdings nicht verhindern konnten, waren dessen Pässe auf den sich nach außen orientierenden Van Persie. Hier war Agger zwei, drei Mal etwas unaufmerksam.

Perfekt organisiert

Was vor allem in den ersten rund 20 Minuten des Spiels häufig passierte. Holland kam zu einigen guten Chancen, und die Dänen machten da noch keine wirklich gute Figur im Spiel nach vorne. Krohn-Dehli war sehr defensiv unterwegs, Bendtner wurde kaum ins Spiel gebracht und die wenigen Vorstöße blieben harmlos. Ehe ein Pressball von Simon Poulsen eher zufällig zu Krohn-Dehli kam, dieser in den Strafraum zog und durch die Beine von Stekelenburg zum 1:0 traf.

Mit der Führung wurde die dänische Brust extrem breit. Immer deutlicher wurde nun, wie perfekt diese Mannschaft eingestellt war. Und zwar von vorne bis hinten. Denn nun rückten die Außenvertedigier Jacobsen und Poulsen immer weiter auf und beschäftigten so Robben und Afellay. Das war auch deshalb möglich, weil sich einer aus dem defensiven Mittelfeld – zumeist Niki Zimling – zwischen die Innenverteidiger fallen ließ. Kjær und Agger konnten somit nach außen absichern. Im Zentrum verblieb Kvist, bzw. die etwas einrückenden Rommedahl und Krohn-Dehli.

Holland ratlos

Damit konnte zwar die Geschwindigkeit vor allem von Rommedahl kaum ins Spiel gebracht werden, aber die Raumaufteilung war exzellent und mit den sich gut bewegenden und fleißig pressenden Bendtner und Eriksen vorne hatten die Holländer größte Probleme, das eigene Spiel aufzuziehen. Vor allem die Breite fehlte, weil Van der Wiel (schwach) und Willems (überfordert) sich viel zu wenig trauten und so auf den Flügeln eine permanente Unterzahl herrschte. Die einzige Möglichkeit der Holländer, zu Torchancen zu kommen, war über individuelle Klasse.

Die Niederländer wirkten zunehmend ratlos. Wesley Sneijder veruschte, sich dem gut abgestimmten Zentrum mit Kvist und dem sehr beeindruckenden Zimling zu entgehen, indem er sich vermehrt Richtung linke Außenbahn bewegte. Dort war Rommedahl nicht ganz so viel in die Arbeit nach hinten eingebunden wie Krohn-Dehli auf der anderen. Er brachte auch Bälle in den Strafraum, aber dort machten Kjær und Agger eine sehr starke Partie.

Spielkontrolle ohne hohe Bälle

Sehr beeindruckend war bei den Dänen, wie ruhig und diszipliniert sie agierten, wenn sie holländische Angriffe stoppten und selbst in Ballbesitz kamen. Denn weggedroschen wurde hinten gar nichts – es wurde immer versucht, den Ball ruhig in den eigenen Reihen zu halten, sich gar nicht erst auf Kopfballduelle nach 50m-Befreiungsschlägen einzulassen und so die Kontrolle über das Spiel zu übernehmen.

Vor allem mit der Maßnahme, wie schon bei der WM in Südafrika einen Sechser zwischen die Innenverteidiger zu schieben und so die Flanken zu stärken. Rund 20 Minuten vor Schluss stellte Bondscoach Van Marwijk dann um: Mit Huntelaar (statt Afellay) kam ein echter Strafraumstürmer zu dem extrem weite Wege gehenden Van Persie, Sneijder ging nun ganz auf die linke Seite; dazu kam mit Van der Vaart ein neuer Achter/Zehner für das Zentrum statt De Jong.

Morten Olsen konterte sofort, indem er mit Lasse Schøne einen gegenüber dem ausgewechselten Eriksen etwas defensiveren Spieler für die Sicherung im Zentrum brachte, dazu hielten Jacobsen und Poulsen auf den Außen nun ihre defensiven Positionen ein und die beiden Sechser machten das Zentrum auf einer Höhe dicht. Die Folge: Holland fand auch weiterhin kaum Wege Richtung Andersens Tor. Und wenn, verdaddelten sie die Chancen.

Fazit: Durchaus verdienter dänischer Sieg

„Wir waren das bessere Team“, gab Dänemarks Teamchef Morten Olsen  nach dem Spiel zu Protokoll, und man kann ihm kaum Widersprechen. Die Organisation der Dänen war nahezu perfekt, vor allem Niki Zimling zeigte eine beeindruckende Leistung. Aber auch die Innenverteidigung war sehr aufmerksam, die Außenverteidiger zeigten gute Spielintelligenz und das permanente Anpressen der holländischen Spieleröffnung machte Oranje doch zu schaffen.

Natürlich ist der Vize-Weltmeister individuell deutlich besser besetzt als Dänemark, aber dennoch müssen sie sich neben einigen vergebenen Chancen vorwerfen lassen, einfach keine gute Leistung abgeliefert und keine Strategien entwickelt zu haben, wie man den Rückstand noch zumindest ausgleichen hätte können. Zu viel baute auf Einzelaktionen und dem Vertrauen auf individuelle Klasse auf. Das war zu wenig

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Nanis Werk und Rooneys Beitrag https://ballverliebt.eu/2011/02/13/nanis-werk-und-rooneys-beitrag/ https://ballverliebt.eu/2011/02/13/nanis-werk-und-rooneys-beitrag/#comments Sun, 13 Feb 2011 18:51:37 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4047 Nanis Werk und Rooneys Beitrag weiterlesen ]]> Einmal mehr trafen sich die Red Devils und die Blues in Old Trafford zum „Pathetic Clash“, wie Sir Alex Ferguson das 158. Manchester Derby im Vorfeld bezeichnete. Am Ende machten ein gewitzter Strippenzieher und ein spektakuläres Tor von Wayne Rooney den Unterschied. Für das Heimteam ein wichtiger Schritt Richtung Meisterschaft, für die Anderen das wohl endgültige Platzen des Titeltraums.

Manchester United - Manchester City

Eine etwas kuriose Szene leitete das Spiel ein: Bei einem Seitenlinienduell zwischen Vidic und Richards kamen nicht nur die beiden Kicker, sondern auch der unbeteiligte Linesman zu Fall. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.

Schnell, doch nicht gefährlich

Schon in diesen ersten Minuten sah man beiden Teams den Siegeswillen an. Vorerst übernahmen die Hausherren das Kommando, trotzdem hätte sich Citys Silva in Minute 4 bereits in die Torschützenliste eintragen können. Nach sehenswerter Kurzpasskombo schickte Ex-United-Stürmer Carlos Tevez seinen Offensivkollegen Silva alleine Richtung van der Sar. Aus spitzem Winkel brachte er die Fußballkugel  zwar am niederländischen Keeper, aber auch an dessen Tor vorbei. Schrecksekunden für die Red Devils, die folgenlos blieben.

Nach fünf Minuten hielt das Heimteam bereits bei 4 Eckstössen, konnte aber noch keine Torchancen vorweisen. Der nominell als rechter Außenstürmer aufgefahrene Nani war früh auf beiden Spielfeldseiten umtriebig, und unterstützte somit öfters die Achse Evra-Giggs, die sich schnell als essentiell für die Gastgeber erwies. Eine weitere Ingredienz des Rezepts „United“ war das schnelle Überbrücken des hinteren Mittelfelds. Der Ball wanderte meist direkt von Evra zu Giggs, oder eben in die Zentrale, wo Routinier Paul Scholes zu Werke ging. Sich schnell vor den Strafraum der Citizens vorarbeiten, erwies sich als durchaus lösbare Aufgabe.

Weniger erfolgreich war man im Kreieren von Torschussmöglichkeiten. Starkes Indiz: Nach 10 Minuten war ein 20-Meter-Schuss von Nani (knapp übers Tor) die erste nennenswerte Gefahr für das Tor von Blues-Keeper Hart. Fünf Minuten später vergab Yaya Toure eine Kopfballgelegenheit nach Freistossflanke. Eben jener Spieler fungierte rechts bis halbrechts vor dem 16er von United sowohl als Ballverteiler, wie auch als technisch versierter Eindringling. Bei mittlerweile gleichen Spielanteilen – City führte nach 22 Minuten mit 51:49 in der Ballbesitzstatistik – waren die Gäste das gefährlichere Team.

Toure agierte auf seiner Position höchste effektiv, obwohl diese Abwehrseite vom Gegner nominell besser besetzt war (Evra, Vidic) als gegenüber (Smalling. O’Shea). Des Rätsels Lösung fand sich in Evras zu Beginn undiszipliniertem Abwehrverhalten. Die meist in abgefangenen Querpässen Vorstösse von Man United über die linke Seite erlaubten oft den Vorstoss in Löcher, die Evra mit seinem weiten Aufrücken hinterlassen hatte. Und weil auch Vidic häufig weit aufrückte,  zeigte die Defensive der Roten einige Unsicherheiten in der Rückwärtsbewegung. Dazu musste Anderson, der im ganzen Spiel eher unauffällig war und nicht seinen besten Tag erwischt hatte, deswegen oft hinten bleiben.

Nani entscheidet Halbzeit

Nach 25 Minuten entdeckte United langsam auch die rechte Seite als Vorstossweg, was allein der Umtriebigkeit von Nani zu verdanken war. Der als RV eingesetzt O’Shea agierte dahinter in seiner Rolle als Verteidiger solide, steuerte zum Offensivspiel aber nur wenig bei. Ähnliches gilt für Smalling, bei seinem erst 4. Saisoneinsatz in der Startformation. Grundsätzlich lief das Gros der United-Vorstösse immer noch auf der linken Seite. Milner agierte häufig zu mittig, womit Evra und Giggs ausreichend Platz zum Durchmarschieren und -passen blieb. ManCity-RV Richards benötigte daher nicht nur einmal die Unterstützung seines Nachbarn Kompany. Vor ihm ackerte Barry brav, der an diesem Abend aber nicht über sich hinaus zu wachsen vermochte. Nicht nur einmal zog er gegen Mittelfeldfreigeist Scholes den Kürzeren.

Weil das Zusammenziehen der Abwehr gut klappte, die Zusammenarbeit zwischen Richards und Kompany funktionierte und Giggs Präzision beim Querpass zu wünschen übrig ließ, passierte erst einmal wenig Brenzliges. Anderson hatte sich mit seiner unfreiwilligen Defensivrolle mittlerweile angefreundet und Smalling war warmgelaufen – auch bei Manchester United kehrte nun hinten Stabilität ein. Die Mitte der ersten Spielhälfte war geprägt durch ein schön anzusehendes Hin und Her ohne echter Torchancen. Unterbrochen wurde das Spielchen lediglich durch einen unplatzierten Kopfball von Fletcher nach einer Flanke von Giggs (34′).

Und dann knallte es plötzlich. Rooney erwischte einen flott gespielten Mondball und leitete ihn mit Mühe zu Giggs weiter. Der fackelte nicht lange und brachte den Ball in den Lauf von Nani, der sich gegen den ungeschickt agierenden Zabaleta durchsetzen konnte und das 1v1 mit Hart für sich entscheiden konnte (41′).

Es war die erste Aktion, an der Rooney deutlich wahrnehmbar beteiligt war. Der sich langsam aus der Formkrise arbeitende Stürmer hatte sich bis dato zwar brav in den Angriffaufbau eingeschalten, in seiner Funktion als Spitze aber noch nichts von Bedeutung vollbracht. Nanis Führungstreffer kippte das eher für City ausschlagende Momentum völlig. Bis zum Abpfiff nach 45+2 Minuten stand der Strafraum der Citizens unter Dauerbelagerung. Für ein 2:0 langte es nicht, immerhin verfehlte Giggs das Tor aus 25 Metern nur knapp (45′).

Dzeko trifft, oder auch nicht

Die zweite Hälfte wurde mit Elferalarm eingeleitet. Yaya Toure fiel im United Strafraum, doch wie die Zeitlupe zeigte, viel zu leicht. Am Ende hätte sich Toure auch über eine Verwarnung für eine Schwalbe nicht beschweren können.

Ansonsten setzte sich das muntere Box-to-Box-Spiel fort. Mancini sah die Zeit gekommen, um zu reagieren. Der unscheinbar gebliebene Kolarov musste für Wright-Phillips weichen (52′), wenig später stockte der Blues-Coach die Offensivabteilung zu Ungunsten der Zentrale auf (Dzeko für Milner, 60′). Akute Torgefahr brannte nach 62 Minuten auf – Fletcher schickte Giggs, der narrte die Außenverteidigung und arbeitete sich auf der linken Seite knapp bis zum Tor vor. Der zurückgeeilte Barry war schließlich als Erster bei der folgenden, kurzen Flanke und verhinderte Schlimmeres.

Ähnlich überraschend wie die Führung von United erfolgte nun der Ausgleich von City. Einem Vorstoss auf der linken Aussenbahn folgte nett anzusehendes Kurzpassspiel Richtung Zentrum. Letztlich erreichte der Ball Dzeko, der einfach mal drauf hielt. Vor ihm befand sich ein Dreierblock aus Spielern, der Ball krachte Silva auf den Buckel und wurde unerreichbar ins linke Eck von van der Sars Tor abgefälscht. Und plötzlich war alles wieder offen (65′).

Eine weitere Überraschung: Dzeko erzielte an diesem Abend nicht sein erstes Tor in der Premier League, denn der Treffer wurde Silva zuerkannt.

Ale Ferguson sah die Felle davonschwimmen und nahm Anderson aus dem Spiel. Für ihn betrat der Führende der Premier League Torschützenliste, Dimitar Berbatow, das Grün des Old Trafford. Der Bulgare ordnete sich hinter Rooney ein, kombinierte wenige Male gefällig mit Nani, blieb sonst aber wirkungslos. Ähnlich wie Rooney reichte es für ihn an diesem Abend nicht zu mehr als ein paar Verzweiflungstaten.

Während den Citizen trotz Ausgleichstreffer kein Knopf im Angriff aufging, arbeitete sich Nani unermüdlich an den beiden Seiten des Gäste-Strafraums ab. Kombinieren, Bälle verteilen, Flanken, Alleingänge. Er bildete in der zweiten Reihe, gemeinsam mit Paul Scholes, das „dynamische Duo“, auf dessen Taten der Großteil der von Man United ausgehenden Gefahr zurückging. Ryan Giggs hingegen ging langsam aber sicher die Kraft aus, und so begann der Altstar sich mehr nach hinten zu orientiere, und den Platz vor sich an Berbatow abzugeben.

Rooney

Das erwähnte Zweigespann war es auch, dass dieses Spiel entschied. So schön der Treffer von Rooney auch war (ein heißer Anwärter auf das „Tor des Jahres“ übrigens), zu einem erheblichen Teil geht er auf das Konto von Scholes und Nani.

Der Reihe nach: Ein beinahe verloren geglaubter Ball wurde von Scholes durch den Korridor in technisch brillianter Manier auf den rechts ausreissenden Nani gespielt. Der richtete sich den Ball nur kurz her und schlug eine scharfe Flanke in die Mitte. Dort begriff Rooney, dass das Leder ein wenig zu viel rückdrehendes Effet mitbrachte, und setzte zum Fallrückzieher an. Dessen perfekte Ausführung wird man im Fernsehen sicher noch öfter zu sehen bekommen und als Resultat der spektakulären Einlage schlug der Ball im langen Eck ein. Goalie Hart blieb nichts anderes übrig, als wie angewurzelt stehen zu bleiben und dem Geschoss ungläubig nachzusehen (78′).

Ob dieses Sensationstor reicht, um Rooney ganz aus seiner Formkrise zu hieven, wird sich zeigen. In seinem Gesicht spiegelte sich jedenfalls mehr als bloße Erleichterung.

12 Minuten plus Nachspielzeit waren aber noch zu spielen und der Sieg längst nicht in trockenen Tüchern. Alex Ferguson beordete sein Team weiter nach hinten, verwies Berbatow weiter in die Zentrale und nahm dafür Scholes aus dem Spiel, der sein Tagwerk mehr als erfolgreich verrichtet hatte. Die Reihe vor der Abwehr wurde mit Michael Carrick verstärkt (78′).

Letztlich entschied United die folgende Abwehrschlacht für sich, wenngleich Dzeko und Toure noch die eine oder andere brenzlige Situation provozierten. Zwei Konterversuche von Manchester United blieben ebenfalls fruchtlos.

Fazit

Natürlich, Rooneys Tor der Sonderklasse war das Highlight des Spiels. Doch so oft der Treffer auch über die Bildschirme dieser Welt flimmern wird – die Köpfe hinter Uniteds Heimsieg sind andere. Besonders zu erwähnen wäre da Ryan Giggs, der eine Stunde lang Herz und Seele der linken Seite war. Dann wäre da auch noch Paul Scholes, dessen vielseitige Arbeit in der Offensivzentrale schwer zur Überlegenheit der Gastgeber in der zweiten Spielhälfte beigetragen hatte.

Tja, und dann wäre da der Mann des Matches: Nani. Zu finden auf beiden Seiten, wichtiger Passgeber vor dem Strafraum, Torschütze zur Führung und Assistgeber zur Entscheidung. Der Portugiese, einst als Ersatz für Landsmann Cristiano Ronaldo geholt, ist aus dem Angriff der Red Devils nicht mehr wegzudenken. Mancini – der weiter auf seinen ersten Derbysieg warten muss – sollte sich das dick und fett im Notizbuch vermerken. (gp)


szólj hozzá: Mu2-1MaC

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Die Teufel im Käfig https://ballverliebt.eu/2010/10/02/die-teufel-im-kafig/ https://ballverliebt.eu/2010/10/02/die-teufel-im-kafig/#comments Sat, 02 Oct 2010 20:42:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2749 Die Teufel im Käfig weiterlesen ]]> Wenige Chancen, keine Tore. Die Zuseher im „Stadium of Light“ sahen ein phasenweise schnelles Spiel mit wenig Chancen und einer Marschrichtung. Manchester United darf sich über ein 0:0 freuen und Sunderland über den ineffizenten Angriff ärgern.

Sunderland - Man United 0:0

Die Black Cats zeigten von Beginn an die Krallen, es galt den Großklub aus Nordengland gar nicht erst ins Spiel kommen zu lassen. Man United Trainer Sir Alex Ferguson hatte indessen von den mäßigen Leistungen der letzten Woche die Nase voll und rotierte kräftig. Gleich fünf Spieler standen überhaupt zum ersten Mal in dieser Saison in der Liga-Startformation. Die bisherigen Wechseljoker Macheda und Owen formierten den runderneuerten Sturm, Wayne Rooney nahm trotz Protest wieder nur als Zuseher teil. Anderson rückte ins linke Mittelfeld, Rafael startete als rechter Aussenverteidiger.  Komplettiert wurde die Runde der Startneulinge schließlich von Rio Ferdinand in der Innenverteidigung.

Die Partie begann also flott und mit viel Bemühen seitens der Gastgeber, die auf ein schnelles Tor drängten. Die Red Devils hingegen fielen erstmal durch gröbere Unsicherheiten und Abspielfehler im Mittelfeld auf. Selbiges war die ersten zehn Minuten ohnehin kaum existent, weil das Gastteam fast ausschließlich rund um den Strafraum agieren konnte. Kaum hatte ein United-Kicker einmal mehr Platz, schon klebte ein Gegner wie eine Klette an ihm. Insbesondere Henderson und Malbranque provozierten so einige Ballverluste.

Ein paar Mal versuchte man Scholes mit weiten Bällen über die Flanke zu schicken, jedoch waren die weiten Bälle stets zu unpräzise und als Unterstützung hätte der Routinier lediglich Nani zur Verfügung gehabt, der lange Zeit die einzige Gefahr für Sunderland darstellte.

Satte 13 Minuten brauchten die Devils um zur ersten echten Offensivaktion zu gelangen. Die – eine Flanke von Nani – aber nichts einbrachte.

Bis dato hatte Sunderland aus der klaren Feldüberlegenheit aber selbst nichts anderes machen können als Distanzschuss-Versuche und Flanken, nach einer Viertelstunde brannte es aber plötzlich gewaltig im Man United Strafraum. Über Zenden lief der Ball  zu Bent, der sich in dieser Situation etwas zurückfallen ließ und Malbranque perfekt bediente, den wiederum Ferdinand übersehen hatte. Hier zeigte der gbald 40 Jahre alte Torwartroutinier Edwin van der Sar wieder seine Klasse und gewann aus kurzer Distanz das 1v1.

Rechts die Autobahn, links der Feldweg

Die Marschrichtung der Teams hatte sich mittlerweile herauskristallisiert. Manchester griff – wenn überhaupt – ausschließlich über die rechte Seite an, wo Sunderland noch verhältnismässig viel Platz ließ. Das Heimteam machte sich ebenfalls auf rechts und in der Mitte breit, wusste aber manchmal die linke Seite als Entlastung einzusetzen. Den roten Teufeln hingegen gelangen auf Links im gesamten Spiel exakt zwei Vorstöße von unterirdischer Gefährlichkeit.

Eine halbe Stunde nach Anpfiff hatte sich das Mittelfeld der Gäste halbwegs gefangen und verlor nun wesentlich weniger – aber immer noch deutlich zuviele – Bälle. Fletcher und Anderson kamen offensiv etwas mehr zur Geltung, während Scholes etwas verblasste.

Das blieb Steve Bruce, dem Sunderland Coach, freilich nicht verborgen und so stellte seine Mannschaft in den folgenden Minuten das Spiel um. Statt direkt über die Mitte anzugrifen wurden jetzt Elmohamady und Zenden mehr eingesetzt um die Angriffe von Aussen erst vor dem Strafraum nach Innen zu ziehen. Und das fruchtete. Überfordert vom Kombinationsspiel über die Aussenbahnen ließ die Manchester-Defensive ihren Gegnern in der Mitte nun deutlich mehr Platz.

In Minute 37 rächte sich das. Wenig bedrängt traf Zenden die Stange und ließ das Gehäuse von van der Sar scheppern . Kurz vor dem Pausenpfiff schickte Bent Elmohamady in den Strafraum, der aus langem Winkel klar verfehlte. Dazwischen lieferte United noch seine zwei gefährlichsten Szenen dieser Halbzeit. Ein von Anderson geschickt herausgeholter Freistoß wurde von Nani knapp neben das Torwarteck gesetzt und eine Flanke des vorgerückten Rafael senkte sich beinahe ins Tor. Insgesamt verbrachte Sunderlands Schlussmann Mignolet eine ruhige Halbzeit.

Ferguson reagiert

Die Probleme seiner Elf blieben freilich auch Alex Ferguson nicht verborgen. Der völlig abgemeldete Owen – der die meiste Zeit ohne jeglicher Anbindung auf halblinks herumgegurkt war – wurde durch Dimitar Berbatow ersetzt. Der sich vorne zwar etwas besser einschaltete, aber trotzdem null Effekt auf den Verlauf des Spiels nahm. Weiters versetzte der Gästecoach sein Mittelfeld um einige Meter nach hinten um die Anbindung zur Defensive zu verbessern.

Diese Maßnahme zeigte wesentlich mehr Erfolg als der Pausentausch. Sunderland gelang es nun kaum noch, bei Pässen auf den Strafraum hineinzuspritzen. Das frühe Forechecking brachte kurzfristig sogar Oberwasser für United, die im vorderen Mittelfeld nun mehr Raum hatten. Die Reaktion von Bruce: Auch er beorderte seine offensiven, zentralen Mittelfeldleute etwas nach hinten und brachte den Puffer damit wieder an die richtige Stelle. Manchester United kam nun oft bis vor das letzte Drittel, vermochte dort aber nichts auszurichten.

Die große Überforderung

Es trat eine kurze Phase der Pattstellung und des Taktierens ein, ehe Sunderland die Aussenbahnläufer Elmohamady und Zenden weiter in die Mitte zog und so einen variablen 2-3-Trapez Block im Mittelfeld baute. Der Raumgewinn nach Vorne verlor so jeglichen Nutzen für die Gäste, da damit lediglich der Ball nicht mehr so nah am eigenen Tor verloren wurde. Sobald Sunderland das Leder hatten, setzte in der immer noch nicht sattelfesten und eher statischen United-Zentrale die große Überforderung ein.

Die Folge: Mal wieder Belagerungszustand. Sieben Minuten lang, von der 68. bis zur 75. spielte sich Sunderland um den Strafraum herum und probierte sich mit Schüssen von und nahe der Strafraumgrenze, die es aber nicht bis zum Tor schafften. Am ehesten dran war noch Bent, der einen Querpass als Resultat eins Abprallers wohl nur dank Vidics Bein nicht im Netz unterbringen konnte. Kurz darauf war ein Überraschungsschuss von Nani aus gut 30 Metern das erste Offensiv-Lebenszeichen der Red Devils in dieser Hälfte. Der zehn Minuten davor für Macheda eingewechselte Hernandez vermochte dafür nicht zu sorgen, auch das Geheimtalent Bébé, das zehn Minuten vor Schluss auflief, setzte keine neuen Akzente.

In Minute 82 ersetzte Asamoah Gyan den müde gewordenen Zenden und rückte weiter auf. Zwei Minuten danach fuhr Alex Ferguson wohl noch einmal der Schreck durch alle Glieder, als ein Seitfallzieher von selbigem nur durch van der Sars Blitzreaktion nicht zum Führungstreffer gereichte. Zu aller Überraschung versuchte sich United noch an einer Schlussoffensive, die aber bis auf einen Nani-Schuss der Marke „nicht so übel“ verpuffte. Sunderland brachte den Ball ebenfalls noch ein paar Mal in den gegnerischen Sechzehner, vermochte aber auch keine Entscheidung mehr herbeizuführen.

Fazit

Die Gründe für die heutige Aufstellung werden wohl ein ungelöstes Rätsel bleiben. Dass Manchester heuer noch überhaupt nie in dieser Formation gespielt hatte, war von der ersten bis zur letzten Minute zu spüren. Die gleich auf drei Positionen neu eingestellte Defensive fand lange keine Verbindung zum Mittelfeld und war auch im Strafraum öfters nicht souverän. Die grassierende Unsicherheit und ein Haufen individueller Fehler auf Seiten von United sicherte Sunderland die fast durchgehende Überlegenheit im Mittelfeld. Aus der Dominanz konnten die Cats jedoch nur wenige Großchancen erarbeiten – und die wurden ausgelassen. So brachte sich das Team von Steve Bruce um einen verdienten Sieg.

Bei den Red Devils muss Alex Ferguson schleunigst eine Stammelf herausarbeiten und ein Mittel gegen die spielerische Krise der letzten Wochen finden  – sonst droht der Punkteabstand zum gefährlichsten Titelkonkurrenten Chelsea gefährlich groß zu werden. (gepi)

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