Mazzarri – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 08 Oct 2013 11:31:29 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Die Roma marschiert weiter und verpasst Inter einen Dämpfer – 3:0! https://ballverliebt.eu/2013/10/07/roma-marschiert-weiter-und-verpasst-inter-einen-dampfer-30/ https://ballverliebt.eu/2013/10/07/roma-marschiert-weiter-und-verpasst-inter-einen-dampfer-30/#comments Mon, 07 Oct 2013 08:10:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9585 Die Roma marschiert weiter und verpasst Inter einen Dämpfer – 3:0! weiterlesen ]]> Die Enttäuschungen der letzten Saison sind die Überraschungen in dieser: Die Roma und Inter starteten stark in die neue Saison. Im direkten Duell zeigte sich aber deutlich, dass die Roma und Neo-Coach Rudi Garcia schon weiter sind: Sichere Defensive, starkes Mittelfeld, schnelles Umschalten. Da kam die Arbeiter-Truppe von Walter Mazzarri nicht ganz mit.

Inter - Roma 0:3 (0:3)
Inter – Roma 0:3 (0:3)

Letzte Saison den Europacup verpasst, dieses Jahr aber wieder voll da: Das gilt sowohl für die Roma als auch für Inter. Beide stellten sich im Sommer neu auf, besetzten ihre Trainer um und starteten gut. Inter mit vier Siegen und zwei Remis aus den ersten sechs Partien, die Roma gar mit sechs Erfolgen.

Romas Mischung aus 4-3-3 und 4-2-3-1

Mit Lille war Rudi Garcia schon französischer Meister, im Sommer übernahm er die Roma. Nach den gescheiterten Versuchen mit Luis Enrique und Zdenek Zeman, mit Spielkultur und Offensive zum Erfolg zu kommen, brachte Garcia nun die nötige Balance ins Spiel.

Der Clou dabei ist die Flexibilität im Mittelfeld. Der Franzose lässt eine Mischung aus 4-3-3 und 4-2-3-1 spielen, in dem Miralem Pjanic zwischen halbrechtem Halbfeld und Zehner-Position pendelt. Dabei ist er aber nicht so sehr für die Gestaltung zuständig, sondern dafür, den gegnerischen Sechser kaltzustellen – in diesem Fall Estebán Cambiasso. Dafür ist Pjanic prädestiniert, schließlich ist er auf dem Feld ein extrem unguter Gegenspieler, gegen den man gute Nerven braucht.

Wenn Pjanic aufrückte, verlagerte sich De Rossi etwas nach halbrechts, sodass die defensive Stabilität gewahrt blieb. Nur selten kam die Roma ins Schwitzen: Die Laufwege in der Abwehr sind so gestaltet und werden so ausgeführt, dass der Ballführende immer eine Anspielstation hat. Im Wissen um diesen Umstand kommt praktisch nie Panik auf – das macht die Roma auch gegen Pressing einigermaßen resistent.

Nur ein Gegentor in sieben Spielen zeugen davon – und auch von der guten Form der Innenverteidiger Mehdi Benatia (neu von Udinese) und Leandro Castan.

Flügel- und Umschaltspiel

Francesco Totti ist so etwas wie der Urvater der modernen falschen Neun – diese Fähigkeit macht sich auch Garcia zu Nutze. Totti ist Spielgestalter und Vollstrecker in einem. Flankiert wird er dabei von zwei höchst unterschiedlichen Flügelspielern: Gervinho und Florenzi. Während Gervinho, wie man das von Arsenal kennt, immer wieder noch einen Haken einbaut, noch einen Schlenker und nur im Notfall auch wirklich schießt, kennt Alessandro Florenzi nur einen Weg – den direkten in Richtung Tor. Da die beiden aber permanent ihre Seiten tauschen, fällt es den Gegenspielern oft recht schwer, sich von einer Situation auf die nächste darauf einzustellen.

Ein weiteres Merkmal der Mannschaft von Rudi Garcia ist das sehr flinke Umschalten. Die Roma presst zwar nicht übertrieben konsequent, aber vor allem gegen einen hoch stehenden Gegner (wie etwa Inter) ist das ein probates Mittel. Vor allem der Holländer Strootman hat ein blendendes Auge dafür, wo beim Gegner nach dessen Ballverlust gerade die größte Unordnung herrscht. So wurde es für Inter bei jeder eigener Ecke brandgefährlich, weil die Roma so schnell umschalten konnte – wie etwa beim Tor zum 3:0.

Mazzarri und seine Dreierkette

Inter war seit dem Triple und dem folgenden Abgang von José Mourinho 2010 im konstanten Tiefflug: unübersichtlich viele Trainer, völlig unterschiedliche Philosophien, eine gnadenlos überalterte Mannschaft. Mit Walter Mazzarri, der Napoli zu einer Top-Truppe geformt hatte (wobei Rafa Benítez jetzt die Früchte ernten kann), soll Stabilität einkehren. Er kehrte zu jener Dreierkette zurück, mit der vor einem Jahr Gianpiero Gasperini grandios gescheitert war – aber auch, weil der gerade zur Genoa Zurückgekehrte nicht das Personal dafür hatte.

Mazzarri, der auch bei Napoli konsequent mit Dreierkette spielen ließ, stellt Inter aber mit einem Offensiv-Akteur weniger auf als zuletzt Napoli – bei den Nerazzurri ist das ein 3-5-1-1. Vor der Dreierkette agiert Cambiasso als Sechser, flankiert von zwei Achtern, die mit gezielten vertikalen Läufen für Unruhe beim Gegner sorgen sollen. Auf den Flanken spielen klassische Wing-Backs (Nagatomo und Álvaro Pereira, in diesem Fall) und vor der hängenden Spitze Ricky Alvarez ist Rodrigo Palacio platziert.

Möglichst Überzahl im Zentrum

Ricky Alvarez hat in seinen ersten zwei Jahren bei Inter den Anschein gemacht, als wüsste er überhaupt nicht, was er tut – viele fragten sich schon lange, wo seine Vorschusslorbeeren herkamen, mit denen er 2011 von Velez Sarsfield gekommen war. Nun aber unter Mazzarri ist der Argentinier der Hub in der Offensive: Er lässt sich zurückfallen, weicht auf die Flügel aus, geht in die Spitze, kurz, er ist überall, wo es gefährlich wird.

Nicht nur mit dem Zurückrücken von Alvarez (oder wahlweise Palacio) will Inter zudem Überzahl im Zentrum herstellen, sondern auch mit dem Aufrücken eines Spielers aus der Abwehrkette. Immer wieder ging einer der drei da hinten mit, um so in der Theorie eine 5-gegen-3-Überzahl herzustellen – und um es irgendwie zu schaffen, den als falscher Neun sehr tief herumturnenden Totti unter Kontrolle zu halten. In diesem Spiel ging der Schuss aber kräftig nach hinten los: Die Roma verstand es exzellent, in das sich bietende Loch zu stoßen (sei es zwischen die Innenverteidiger oder zwischen IV und Wings-Backs), sodass Inter das nach dem Doppelschlag zum 0:2 und 0:3 einstellte.

Spielverlauf

Bis zu Tottis 20-Meter-Schuss zum 1:0 nach einer Viertelstunde konnte sich kein Team signifikante Vorteile erarbeiten, und Inter war noch längst nicht aus dem Spiel, als Pereira (der ziemlich schwach war und in der Pause auch raus musste) an der Strafraumgrenze Gervinho legte und Totti den Elfmeter zum 2:0 verwertete. Unmittelbar danach lief Inter nach eigener Ecke in einen Konter – Totti hatte Pjanic bedient – und Florenzi schloss diesen zum 3:0 ab.

2. Halbzeit
2. Halbzeit

Mazzarri nahm für die zweite Hälfte Pereira raus und brachte mit Mauro Icardi einen neuen Stürmer, Ricky Alvarez ging dafür auf die linke Seite und Juan Jesus musste mehr auf die defensive Absicherung dieser Seite achten. Inter hatte mehr vom Ball, aber die Roma das Geschehen im Griff. Torosidis, der vor der Pause machen konnte was er wollte, kam gegen Alvarez nun zwar nicht mehr so zur Geltung, aber das störte Garcia kaum.

Mehr schon, dass der gelb-vorbelastete Pjanic am Rande des Ausschlusses wandelte, weshalb er rollengetreu Taddei für ihn brachte.

Mazzarri stellte erst mit der Einwechslung von Diego Milito (statt Guarin) wirklich um: Nun hatte er Milito hängend hinter Icardi, dazu Alvarez links und Palacio rechts. Es half nichts – im Gegenteil: Gervinho hätte aus einem weiteren blitzsauberen Konter beinahe das 4:0 gemacht. Nach Balzarettis Ampelkarte zehn Minuten vor Schluss musste Totti für einen neuen Verteidiger (Dodó) weichen. Es machte keinen Unterschied mehr.

Fazit: Aufwärtstrend der Teams, nicht aber der Liga

Die Roma steht nach diesem Sieg bei sieben Siegen aus sieben Spielen – Rekord. Die Balance zwischen Defensive und Offensive stimmt, die Abwehr steht sehr sicher, das Flügelspiel ist variabel, das Mittelfeld-Zentrum lauf- und zweikampfstark und dazu sehr umsichtig, und Totti ist eben immer noch Totti. Das ist in Summe ein gut aufeinander abgestimmtes Team – erstaunlich, nachdem im Sommer mit Lamela, Osvaldo und Marquinhos drei absolute Stützen gingen und mit Rudi Garcia ein neuer Trainer kam.

Auch Inter ist, dem 0:3 zum Trotz, nach drei schlimmen Jahren eindeutig auf dem Weg der Besserung. Unverkennbar ist aber, dass dies kein besonders glitzerndes Team ist, sondern eher eines mit harten Arbeitern. Dass oft einer aus er Dreierkette aufrückt, ist eine interessante Variante, auch wenn sie in diesem Spiel nicht funktioniert hat. Allerdings fehlen Inter ein wenig die Häuptlinge: Cambiasso wird erstens nicht jünger und war zweitens ziemlich kaltgestellt. Sonst sorgte gegen die Roma nur Ricky Alvarez für potenziell seine Mannschaft Mitreißendes.

Allerdings muss auch eines klar gesagt werden: Das war zwar ein Spitzenspiel in der Serie A, aber von europäischer Spitzenklasse ist das schon noch ein schönes Stück entfernt. Die italienische Liga ist in einem Tief und auch in dieser Partie reden wir von einem Niveau, das vielleicht für das Champions-League-Achtelfinale reicht – bestenfalls. (phe)

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Das Imperium schlägt zurück: Die alte Garde schießt Chelsea zum 4:1-Sieg https://ballverliebt.eu/2012/03/15/das-imperium-schlagt-zuruck-die-alte-garde-schiest-chelsea-zum-41-sieg/ https://ballverliebt.eu/2012/03/15/das-imperium-schlagt-zuruck-die-alte-garde-schiest-chelsea-zum-41-sieg/#respond Wed, 14 Mar 2012 23:49:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6863 Das Imperium schlägt zurück: Die alte Garde schießt Chelsea zum 4:1-Sieg weiterlesen ]]> Vor allem mit Drogba, Lampard und Terry war Ex-Chelsea-Coach Villas-Boas auf Crash-Kurs. So ist es wohl durchaus bezeichnend, dass genau diese drei im ersten wirklich wichtigen Spiel nach der Entlassung des Portugiesen so richtig aufgeigten, drei der vier Tore schossen und das ganze Team mitreißen konnten. Das Aus in der Champions League gegen Napoli konnten die Blues in einem unterhaltsamen Spiel gerade noch verhindern.

Chelsea FC - SSC Napoli 4:1 n.V.

Die ersten beiden Spiele unter Roberto di Matteo hat Chelsea gewonnen – aber so wichtig das 2:0 im Cup bei Birmingham City und das 1:0 gegen Stoke in der Liga auch waren, in der Champions League wartete gegen Napoli das wohl wirklich entscheidende Spiel für den weiteren Saisonverlauf die Blues, zehn Tage nach der Entlassung von André Villas-Boas.

Das System vom Interims-Coach

Di Matteo – der als Spieler 1998 beim letzten Europacup-Triumph von Chelsea dabei war und als Trainer vor anderthalb Jahren West Brom in die Premier League geführt hatte – ging vom 4-3-3 ab, das Villas-Boas verwendet hatte, und stellte das Team auf ein 4-2-3-1 um. Essien fungierte dabei als tief stehender Sechser, währen Frank Lampard aus der Tiefe heraus immer wieder weit mit nach vorne ging, um Zehner Juan Mata gegen die beiden defensiven Mittelfeld-Spieler von Napoli zu unterstützen.

Oftmals spielten Mata und Drogba annähernd auf einer Höhe, dazu gestellte sich noch Sturridge auf der rechten Seite. Das machte, rein numerisch gesehen, durchaus Sinn: Gegen die Dreierkette von Napoli, die defensiv natürlich schnell zur Fünferkette wird, empfielt es sich, mit vielen, hoch stehenden Spielern zu agieren. Aber das alleine war es nicht, was Chelsea die Kontrolle bescherte.

Die Flügel von Chelsea

Sondern auch, dass man das Zentrum bearbeitete, ohne dabei auf die Außen zu vergessen. Man City machte beim 1:1 im Gruppenspiel den Fehler, nur das Zentrum zu bevölkern, aber nicht Napolis Wing-Backs außen zu binden – darauf achtete Chelsea hier sehr wohl. So blieb zwar Ramires, nominell auf dem linken Flügel aufgeboten, zumeist recht weit von der Außenbahn weg – nur wenn defensiv notwendig, bewegte er sich dort hinaus.

Dafür bearbeitete Ashley Cole dort Christian Maggio (und nach dessen verletzungsbedingter Auswechslung Juan Camilo Zuñíga). Auf der rechte Seite blieb Sturridge eher draußen gegen Zuñíga (und später eben Dossena), weshalb Ivanovic in dieser Phase nicht ganz so viel nach vorne unternahm wie Cole.

Napoli lauert auf Gegenstöße

Napoli ließ Chelsea mit dem 3:1 aus dem Hinspiel im Rücken recht bereitwillig den Ball und lauerte, wie es das Spiel dieser Mannschaft nun mal ist, auf schnelle Gegenstöße. Gegen das zwar optisch dominante, aber nicht besonders schnelle Aufbauspiel von Chelsea hatten die Italiener wenig defensive Probleme und es gelang immer wieder, das ungemein flinke Trio vorne einzusetzen.

Dort ließ sich vor allem Hamšík immer wieder fallen, um anspielbar zu sein und vorne Cavani und den etwas passiveren Lavezzi einzusetzen. Chelsea hatte so ein spielerisches Übergewicht, aber Napoli stellte einen steten Gefahrenherd dar und hatte einige sehr gute Chancen, die nur knapp nicht zum Tor führten. Wenn dazu Gelegenheit war, ging das Offensiv-Trio der Italiener auch die ballführenden Gegenspieler an, was Chelsea zumindest phasenweise ein wenig aus dem Rhythmus brachte.

Schwäche bei Flanken in den Strafraum

Das 6:3 von Napoli zuletzt in der Serie A gegen Cagliari hat nicht nur gezeigt, dass man vorne bärenstark ist, sondern auch, wo die Schwäche liegt: Bei Flanken in den Strafraum und Kopfbällen. Alle drei Gegentore gegen Cagliari fielen aus Kopfbällen, und nach einer halben Stunde fand eine Flanke von Ramires (der von Maggio nicht konsequent genug attackiert wurde) den Kopf von Didier Drogba, und der Ivorer traf zum 1:0.

Ein Treffer, der bei Napoli sichtlich Wirkung hinterließ. Die Verletzung von Maggio und der dadurch nötige Wechsel waren sicher auch ein Faktor, aber vor allem im Zentrum – Gargano und Aronica seien hier erwähnt – blieb Napoli nun vermehrt zu weit vom Gegenspieler weg, die Sicherheit im Passspiel schwand merklich und ein zweites Gegentor vor der Pause schien alles andere als unwahrscheinlich.

Wieder ein Kopfball – und die krachende Antwort darauf

Aber es dauerte bis kurz nach der Pause, als Hugo Campagnaro – der linke Mann in Napolis Dreierkette – den Blues das 2:0 schenkte. Erst verursachte er nach einer Flanke (auf dieses Mittel setzte Chelsea nun natürlich vermehrt) aus seiner Verunsicherung heraus einen unnötigen Eckball, und bei dem ließ er dann auch noch John Terry laufen – das verdiente 2:0 für die Hausherren. Und wie schon das erste Tor wurde es von einem Akteur aus jener „alten Garde“ erzielt, die gemeinhin als die Hauptverantwortlichen für Villas-Boas‘ Rauswurf ausgemacht worden waren.

Napoli war nun gezwungen, wieder aktiver am Spiel teilzunehmen und Gökhan Inler, Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft, ging mit seiner Energie aus dem Zentrum dabei voran. Nicht nur, dass er nun deutlich Verantwortung übernahm und die Intensität erhöhte, nein, er sorgte mit seinem krachenden Weitschuss-Tor aus 20 Metern auch dafür, dass Napoli nun wieder weiter wäre und Zwang somit Roberto di Matteo zum Handeln.

Torres kommt rein

Ab ca. 60. Minute

Dieser brachte Fernando Torres ins Spiel, der seit Oktober auf einen Torerfolg wartet. Für ihn musste Sturridge weichen und aus dem System wurde nominell ein 4-4-2. Weil aber Mata sich nicht allzu viel auf der rechten Seite aufhielt und in sich immer wieder in die Zehner-Position orientierte, musste Branislav Ivanovic die komplette rechte Seite übernehmen. Das machte der Serbe von seiner Präsenz her auch sehr gut, allerdings waren seine Flanken und seine Zuspiele zumeist sehr ungenau. So war Dossena beschäftigt, aber Torgefahr ging davon nicht aus.

Torres selbst spielte um Drogba herum und versuchte, die Kanäle zwischen Napoli-Abwehr und dem defensiven Mittelfeld der Italiener zu nützen. Das machte er recht ordentlich, er bot sich immer als Anspielstation an und arbeitete gut, aber echte Gefahr für das Napoli-Tor ging auch von ihm nicht aus. So brauchte es bei allem spielerischen Übergewicht, das Chelsea entwickelte, einen Hand-Elfmeter. Diesen verwandelte mit Frank Lampard der dritte aus der alten Garde mit voller Wucht. Das 3:1 aus dem Hinspiel war egalisiert, es ging in die Verlängerung.

Chelsea mit mehr Qualität von der Bank

Dort mussten die Mannschaften merklich der extrem hohen Intensität der vorangegangenen 90 Minuten Tribut zollen. Di Matteo nahm dabei aber einen guten Wechsel vor: Für Mata brachte er Malouda. Der Franzose ging nun auf die linke Seite und machte einen guten Job, wenn es darum ging, Bälle zu behaupten Gegenspieler zu binden. Ramires wechselte auf die rechte Seite und übernahm dort die spielerische Verantwortung, nachdem Bosingwa dort Ivanovic ablöste (Terry musste raus, Ivanovic ging in die IV).

So schaffte es Chelsea gut, die Abwehr von Napoli auseinander zu ziehen und versuchte weiterhin, mit Flanken die Schwäche im Zentrum der Italiener auszunützen – was in der 105. Minute durch ein Tor von Ivanovic nach Drogba-Flanke zum 4:1 ausgenützt wurde. Was die Vorentscheidung war: Denn bei Napoli war das Offensiv-Trio müdegelaufen – ohne die defensiv gebundenen Wing-Backs waren sie zumeist auf sich alleine gestellt. Mit Pandev und Jungstar Vargas fehlte es aber an den Ideen, zudem machte der im Saisonverlauf oft (und auch zu Recht) viel gescholtene David Luiz eine herausragende Partie.

Fazit: Der Wille, der unter Villas-Boas fehlte

Roberto di Matteo hat sein Team taktisch richtig eingestellt, erkannte die Schwächen von Napoli und bohrte diese entsprechend an, nahm die Wing-Backs der Italiener aus dem Spiel und isolierte damit deren Offensiv-Trio ganz gut. Aber: Viel entscheidender als das war die Tatsache, dass die Spieler von Chelsea mit einem Schwung, einem Willen und einer inneren Überzeugung aufgetreten sind, wie sie es unter André Villas-Boas praktisch nie gemacht haben.

Dieser Wucht war Napoli über die 120 Minuten gesehen ganz einfach nicht gewachsen. Es fehlte so ein wenig der Plan B als sich immer mehr abzeichnete, dass man nach vorne ohne nach vorne marschierende Flügelspieler kaum die Mittel hatte, das gefürchtete Trio Hamšík/Cavani/Lavezzi entsprechend einzusetzen. Was eine ähnliche Erkenntnis bringt wie vor einem Jahr nach dem Aus in der Europa League: Napoli hat sich ohne Frage extrem verbessert, in den letzten 13 Monaten, aber ein absolutes europäisches Spitzenteam ist man eben doch (noch) nicht.

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Nuancen im Mittelfeld bestimmen das Spiel – 1:1 zwischen Napoli und Bayern https://ballverliebt.eu/2011/10/18/nuacen-im-mittelfeld-bestimmen-das-spiel-11-zwischen-napoli-und-bayern/ https://ballverliebt.eu/2011/10/18/nuacen-im-mittelfeld-bestimmen-das-spiel-11-zwischen-napoli-und-bayern/#comments Tue, 18 Oct 2011 21:01:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5956 Nuancen im Mittelfeld bestimmen das Spiel – 1:1 zwischen Napoli und Bayern weiterlesen ]]> „Die beste Italienische Mannschaft“, schwärmte Bayern-Coach Heynckes über Napoli. „Ein Weltklasse-Team“, die Italiener über die Münchner. Dementsprechend war auch das Spiel von großem gegenseitigem Respekt gekennzeichnet, in dem Nuancen im Mittelfeld über die jeweilige Stoßrichtung der Partie entschieden. Und am Ende ein korrektes 1:1 stand.

SSC Napoli - Bayern München 1:1

Das 3-4-2-1 von Napoli ist perfekt auf die Spielweise der Gegner in der Serie A – zwei Stürmer und ein Zehner – angepasst, auf europäischer Ebene kann dieses System aber durchaus Probleme für das eigene Team bedeuten. Das wurde in der Anfangsphase gegen die Bayern klar.

Raumaufteilung mit Löchern

Die Dreierkette stand hinten gegen nur einen Stürmer (Gomez), dafür hatten Zuñíga und Maggio auf den Flanken jeweils zwei Gegenspieler und im Zentrum gab es eine 2-gegen-3-Unterzahl. Das bedeutete, dass Napoli-Coach Walter Mazzarri das Stellungsspiel seiner Mannschaft etwa adaptieren musste. Im Detail sah das so aus, dass Lavezzi und (vor allem) Hamsik aus ihren üblichen Halbpositionen hinter Cavani weiter auf die Flügel ausweichen mussten, um Lahn bzw. Boateng entweder zu beschäftigen oder idealerweise nach innen zu ziehen.

Um den so aufgerissenen Raum hinter Cavani zu schließen, waren mit Gargano und Inler die beiden zentralen Mittelfeldspieler von Napoli gezwungen, deutlich weiter nach vorne aufzurücken als sie das gewohnt sind. Das hatte wiederum zu Folge, dass hinter dem Duo Raum entstand. In genau diesen kam schon in der 2. Minute eine Flanke von Boateng auf Kroos und dieser drückte zur frühen 1:0-Führung für die Bayern ab.

Wirkungsloser Linksaußen Ribéry

Die Gäste schalteten in der Anfangsphase deutlich agiler um als die Italiener und erzeugten so bei Ballgewinn immer wieder gute Aktionen. Auffällig war bei den Bayern aber vor allem die extrem vorgezogene Positionierung von Franck Ribéry auf der linken Seite. Er war weniger ein Mittelfeldspieler, sondern ein Linksaußen mit einigem Drall Richtung Zentrum. Auch das verursachte bei Napoli leichte Verwirrung: Campagnaro wurde so immer wieder aus der Position gezogen, weil Maggio weiter aufgerückt war. Die Bayern konnten daraus aber kein Kapital schlagen.

Schlüsselspieler Campagnaro

Im Laufe der ersten Halbzeit bekam Napoli das Spiel aber immer besser in den Griff. Das lag daran, dass Hugo Campagnaro aus der Dreierkette etwas aufrückte und sich vermehrt um Kroos kümmerte – so war das Missverhältnis in der Zentrale einigermaßen ausgeglichen und vor allem Gökhan Inler hatte nun endgültig die Möglichkeit, mit seiner ihm eigenen Energie seine Mannschaft in der gegnerischen Hälfte festzusetzen.

Damit konnten auch die beiden Wings-Backs der Italiener, vor allem Christian Maggio, ihre offensive Rolle besser gestalten, das wiederum erlaubte Lavezzi und (vor allem) Hamsik, wieder weiter ins Zentrum zu gehen und die Bayern-Viererkette so in der Mitte zusammen zu ziehen. Angesichts des relativ weit aufgerückten Ribéry konnte kurz vor der Pause Maggio einen zielgerichteten Lauf nach vorne starten, Lahm stand zu weit innen und in der Mitte lenkte Badstuber im Zweikampf mit Hamsik Maggios Flanke ins eigene Tor ab. Der verdiente Ausgleich zum 1:1.

Schlüsselspieler Tymoschuk

Für die zweite Halbzeit modifizierte Bayern-Trainer Jupp Heynckes das Spiel seiner Mannschaft etwas: Anatoli Tyomschuk rückte aus seiner relativ tiefen Position nun weiter auf, spielte zuweilen praktisch in der offensiven Kette und sorgte mit Tempo aus der Tiefe für mehr Schwung aus der Zentrale der Bayern. So wurde der Vorteil in der Raumaufteilung, den die Bayern rund um den Mittelkreis hatten, besser genützt.

Außerdem pressten die Bayern nun vor allem nach Ballverlusten in der gegnerischen Hälfte wesentlich energischer auf den Gegner. Dabei verursachten die Münchner aber viele Fouls, sodass der dem Spielverlauf angepasste neue Ansatz nicht wirklich Früchte trug – auch, weil Mario Gomez einen Elfmeter in die Hände von Torhüter De Sanctis schob. Immerhing gelang es so aber, Napoli vom eigenen Tor weg zu halten.

Maue Schlussphase

Die Italiener erkannten die zentrale Rolle, die Tymoschuk bei den Bayern nach der Pause einnahm, nach etwa einer Viertelstunde und übten dann vermehrt Druck auf den Ukrainer aus. Dieser konnte so weder so energisch nach vorne gehen, wie er das zuvor konnte, noch konnte er seine Pässe für die Spieleröffnung passend anbringen. Hinzu kam, dass Ribéry, schon in der ersten Halbzeit nicht besonders stark, weiter nachließ und auch Müller keine Akzente mehr nach vorne setzen konnte.

Wie überhaupt bei beiden Mannschaften ab etwa der 70. Minute die Präzision dramatisch absank und somit auch das Tempo im Spiel und daraus folgend das Niveau. Beide Mannschaften schienen sich mit der korrekten Punkteteilung angefreundet zu haben, keiner ging mehr letztes Risiko. Als Mazzarri zehn Minuten vor Schluss Cavani aus dem Spiel nahm und dafür Mittelfeldspieler Dzemaili brachte, war das ein relativ deutliches Signal.

Fazit: Kein Feuerwerk, aber auch nicht uninteressant

Das Spiel zwischen dem Team der Stunde aus Italien und dem aktuellen Branchenprimus aus Deutschland war vielleicht nicht das Feuerwerk, das sich viele erhofft hatten. Was aber nicht heißt, dass nicht die Nuancen, die vor allem im Mittelfeld zu finden waren und dafür sorgten, dass das Spiel zumindest bis etwa zu 70. Minute mal in die eine Richtung, dann wieder dezent in die andere wogte, durchaus interessant war.

Napoli hatte erst damit zu kämpfen, dass man hinten einen Mann zu viel und im Zentrum einen zu wenig hatte, fand danach durch das Aufrücken von Campagnaro besser zum eigenen Spiel. Die Bayern antworteten mit der höheren Rolle von Tymoschuk, womit ihnen die Anfangsphase der zweiten Hälfte gehörte, ehe sich beide Teams auf das 1:1 einigten.

(phe)

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Durch die Mitte spielt man Napoli nicht aus – Man City so nur 1:1 https://ballverliebt.eu/2011/09/14/durch-die-mitte-spielt-man-napoli-nicht-aus-man-city-so-nur-11/ https://ballverliebt.eu/2011/09/14/durch-die-mitte-spielt-man-napoli-nicht-aus-man-city-so-nur-11/#comments Wed, 14 Sep 2011 21:08:26 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5747 Durch die Mitte spielt man Napoli nicht aus – Man City so nur 1:1 weiterlesen ]]> Manchester City startete die Saison in nicht zu stoppender Manier – im Duell der Champions-League-Debütanten gegen Napoli gab es den ersten kleinen Dämpfer für die Citizens. Weil es gegen das in Europa kaum verwendete 3-4-2-1 der Italiener an der Konsequenz im Flügelspiel fehlte.

Manchester City - SSC Napoli 1:1

Das Erfolgsgeheimnis von Napoli in der italienischen Meisterschaft beruht auf der Gegensätzlichkeit des eigenen Systems zu jenem der Gegner: Mit einer Dreierkette hinten und zwei Sechsern davor wird die fast ausschließlich über die Mitte kommende Konkurrenz aufgehalten, während die beiden Wing-Backs gegen die in der Serie A ansonsten deutlich unterqualitativ bis gar nicht besetzten Flügel die Angriffe aufgozogen wird und das Dreigestirn mit Hamsik, Lavezzi und Cavani vorne dann für die Tore sorgt.

Wie Mancini das 3-4-2-1 ausspielen will

Das geht auf internationaler Bühne so nicht, was schon in der letztjährigen Europa League klar wurde. Und gegen eine so starke Mannschaft wie Man City ist mit selbst das Spiel aufziehen schon mal gar nichts – so blieb zwar das übliche 3-4-2-1 von Trainer Walter Mazzarri bestehen, es erfüllte aber andere Zwecke als in der Serie A.

Für Man-City-Coach Roberto Mancini bedeutete das in England gar nicht vorkommende System, dass er seine Mannschaft darauf neu einstellen musste. Das machte er, indem er ein nominelles 4-4-2 auf das Feld stellte, das aber nur in den allerseltensten Fällen auch als solches spielte. Vor allem die Tatsache, dass duch die sehr tief stehenden Wing-Backs von Napoli effektiv gegen eine Fünferkette angespielt werden musste, war dabei das Hauptproblem.

Der Plan: Viel über die Außen

Mancini versuchte das zu lösen, indem er vorne mit Dzeko und vor allem Agüero zwei extrem mobile Spitzen hatte, die sich viel bewegten und die Napoli-Dreierkette, die sich oft im Strafraum zusammenzog, auseinander zu reißen versuchten. Noch wichtiger aber waren Pablo Zabaleta und Aleksandar Kolarov.

Die beiden Außenverteidiger mussten extrem viel nach vorne machen, um dafür zu sorgen, dass die Wing-Backs von Napoli beschäftigt waren und wenn möglich einer aus dem Zentrum – entweder aus der Dreierkette oder einer der beiden Sechser Inler und Gargano – nach außen musste, um zu helfen, und so Räume im Zentrum zu öffnen. Allerdings zogen Silva und Nasri oftmals zu früh in die Mitte, um das wirklich konsequent genug zu machen.

Napoli tut sich nach vorne schwer

City sammelte so zwar zwei Drittel Ballebesitz, aber gegen die dicht stehende Abwehr der Italiener kamen sie nur dann durch, wenn es gelang, Napoli herauszulocken oder nach Standardsituationen für Napoli in der Hälfte von City schnell nach vorne zu kommen. Was nicht oft der Fall war – Dzeko verzog gleich zu Beginn nur knapp, Touré holzte den Ball nach einer halben Stunde an die Latte. Ansonsten war das viel Ballbesitz und wenig Chancen.

Napoli kam nur in Ausnahmefällen nach vorne, weil Zuñíga und Maggio wahnsinnig viel mit Defensivaufgaben gebunden waren, und die beiden Sechser sowieso. So fehlte es dem Offensiv-Trio am Nachschub und es gelang nicht allzu oft, sie einzusetzen. Und wenn doch, konnten sie sich nur dann etwas festsetzen, wenn sie es schafften, den Ball so lange zu halten, bis Mannschaftskollegen aufgerückt waren. Oder, wenn Anspiele schnell verarbeitet wurden – so wie in der 17. Minute, als Lavezzi mit dem ersten Angriff der Italiene die Latte traf.

City zu viel durchs Zentrum

Das änderte sich ein wenig nach dem Seitenwechsel. Anstatt noch mehr als vor der Pause zu versuchen, das Spiel breit zu machen und die Fünferkette so in Verlegenheit zu bringen, spielte sich City nun noch mehr in der Mitte fest und erlaubte so den Wing-Backs von Napoli, deutlich mehr als in der ersten Hälfte nach vorne zu rücken. Das hatte naturgemäß zur Folge, dass Kolarov und Zabaleta nicht mehr so viel ins Angriffsspiel eingebunden waren. Was wiederum das Spiel von City noch mehr in die Mitte verlagerte.

Napoli hatte das Geschehen defensiv im Griff, es fehlte im unmittelbaren Zentrum aber an Manpower, um das für sich auszunützen. Darum brachte Mazzarri nach einer Stunde mit Blerim Dzemaili auch seinen zweiten Schweizer (neben Inler) für Lavezzi, der neue Mann stellte sich etwas tiefer als der Argentinier vor ihm – und siehe da, Gargano und Inler taten sich nun viel leichter, den Ball kontrolliert nach vorne zu bringen.

Ein Standard rettet City

City ließ nun neben Flügelspiel und Tempo auch zunehmend die Präzision vermissen, und so nützte Napoli einen leichten Ballverlust zu einem schnellen Konter, den Cavani cool zur 1:0-Führung für die Italiener abschoss. Nicht ganz unverdient, denn in der zweiten Hälfte war der Dritte der letzten Serie-A-Saison deutlich besser im Spiel und konnte auch die Ballbesitz-Statistik annähernd ausgleichen.

Da City die spielerischen Mittel vermissen ließ und nachdem Agüero für den zweiten Lattenschuss der Gastgeber gesorgt hatte, musste wenige Minuten später ein Freistoß herhalten, um den Ausgleich zu erzielen – Kolarov versenkte ihn mit der letzten Aktion, bevor er für Gaël Clichy den Platz verlassen musste. Zudem kam Adam Johnson für den weitgehend unproduktiven Samir Nasri neu in die Partie.

Das erhöhte zwar den Punch über die rechte Seite (Silva war auch links gewechselt) und bereitete die größte Siegchance für City vor (Dzeko verzog knapp), aber Ordnung und Präzision im Spiel nach vorne gingen weiterhin ab. Zudem nützte Napoli das mit geschicktem Positionsspiel im Mittelfeld aus, um nicht mehr wirklich in Gefahr zu kommen, den Punkt zu verlieren.

Fazit: City immer schlampiger, Napoli immer sicherer

Der Plan von Manchester City, durch weit aufrückende Außenverteidiger die Wing-Backs von Napoli zu beschäftigen und so zu versuchen, die Defensive auseinander zu ziehen, war zwar grundsätzlich richtig, wurde aber zu unkonsequent ausgespielt. So hielt Napoli vor der Pause gut dicht und fand nach dem Seitenwechsel, als City immer mehr mit dem Kopf durch die Wand wollte, immer besser ins Spiel.

Daher ist der Punkt, den Napoli aus England mitnimmt, auch verdient. Denn während City im Spielverlauf immer schlampiger wurde, wurden die Italiener immer sicherer und trauten sich spätestens mit der Einwechslung von Dzemaili immer mehr zu. Für Napoli zweifellos ein gewonnener Punkt, für City zwei verlorene – im ersten Pflichtspiel dieser Saison, das die Mannschaft nicht gewinnen konnte.

(phe)

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Napoli schiebt Milan Richtung Titel https://ballverliebt.eu/2011/02/28/napoli-schiebt-milan-richtung-titel/ https://ballverliebt.eu/2011/02/28/napoli-schiebt-milan-richtung-titel/#respond Mon, 28 Feb 2011 22:20:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4230 Napoli schiebt Milan Richtung Titel weiterlesen ]]> Napoli ist das Überraschungsteam dieser Saison in der Serie A – aber zum Gipfel bei Tabellenführer Milan tauchten sie irgendwie nicht auf. Nervös, fahrig, ungenau – und nach einem dämlichen Handelfmeter brach Napoli volleds ein. Womit man Milan zu einem großen Schritt in Richtung Titel verholfen hat.

AC Milan - SSC Napoli 3:0

Die Neapolitaner, die fehlende Qualität mit viel Hirnschmalz und einer in Europa unüblichen Formation (3-4-2-1) ausglichen, spielten schlicht und ergreifend eine unterirdisch schlechte Partie – aber Milan-Coach Max Allegi hatte auch die richtigen Antworten auf das vor allem in Italien unkonventionelle Napoli-System gefunden.

Für die schlimme Leistung der Süditaliener, vier Tage nach dem Aus in der Europa League (das schon gezeigt hat, dass sie kein wirkliches Spitzenteam stellen), kann auch das Fehlen des gesperrten Lavezzi nicht als Erklärung herhalten. Mascara, der für den Argentinier spielte, versuchte viel und war noch einer der weniger schlechten im Dress von Napoli. Ein Totalausfall war indes Marek Hamsik – er ist das Offensiv-Hirn seiner Mannschaft, er hätte die Löcher, die Milan durchaus anbot, sehen und ausnützen müssen. Stattdessen versteckte er sich komplett.

Milan-Coach Max Allegri stellte sein Team im gewohnten italienischen 4-3-1-2 auf, die Medien nennen das im Falle Milans gerne „4-3-Fantasia“ – weil Zehner Robinho und die beiden nominellen Stürmer Pato und Ibrahimovic sich sehr frei bewegen können, viel rochieren und sich so auch in der Grafik nur andeutungsweise darstellen lassen.

Milan hält auf Flügel dagegen

Das große Plus von Napoli gegenüber vielen Konkurrenten in der Serie A ist ein funktionierendes Flügelspiel: Durch die Dreierkette hinten (die diesmal wieder in der Stammbesetzung Campagnaro, Cannavaro, Aronica spielte) können die Flügelverteidiger Dossena (links) und Maggio (rechts) die bei vielen Gegnern ohnehin nur notdürftig besetzten Flanken dominieren. Allegri hielt dagegen, indem er nicht nur Abate und Jankulovski viel nach vorne schickte, sondern auch die Mittelfeldspieler auf den Halbpositionen zur Unterstützung nach außen schickte. So sah sich Dossena plötzlich Abate UND Gattuso entgegen; bzw. war (der komplett indisponierte) Maggio gegen Jankulovski und Flamini komplett auf verlorenem Posten.

Das funktionierte, weil es vor allem Hamsik und auch Gargano (der deutlich höher agierte als sein Nebenmann Pazienza, der sich ganz offensichtlich um Robinho kümmern sollte) es nicht schafften, mit Tempo in den Rücken von Flamini bzw. Gattuso zu kommen. Und wenn doch, räumte der fast immer sehr, sehr tief stehende Van Bommel bzw. die nach außen driftenden Innenverteidiger Nesta und Thiago Silva ab. So war das Offensivtrio der Neapolitaner komplett abgemeldet.

Napoli bringt sich selbst auf die Verliererstraße

Dass es mit einem torlosen Remis in die Halbzeitpause ging, lag daran, dass die Defensive von Napoli der mit Abstand beste Mannschaftsteil war. Ansonsten wirkte das Team von Walter Mazzarri fahrig (Hamsik), hypernervös (z.B. Maggio), und konnte Abbiati im Milan-Tor nicht ein einziges Mal prüfen. Endgültig auf die Verliererstraße brachte sein Team aber Abwehrspieler Salvatore Aronica mit einem eher dämlichen bzw. unglücklichen Handspiel kurz nach Wiederanpfiff. Zlatan Ibrahimovic jedenfalls nahm das Geschenk dankend an und stellte per Elfer auf 1:0.

Womit das Spiel schon vorentschieden war. Denn die zuvor schon schwachen Neapolitaner brachen nun komplett in sich zusammen. Kaum noch ein Pass kam an, schon gar nicht die 50-Meter-Versuche, die sich in dieser Phase dramatisch häuften. Im Grunde zeigten nur zwei Mann bei Napoli Normalform bzw. vollen Einsatz: Torhüter Morgan de Sanctis, der in dieser Phase einige gute Chancen vereiteln konnte; und Trainer Walter Mazzarri, den die Nicht-Leistung seiner Mannschaft an der Seitenlinie zur Verzweiflung trieb.

Allegri hatte indes Kevin-Prince Boateng für den etwas verspielten Robinho eingewechselt, und der Deutsch-Ghanae brachte mit seiner deutlich bulligeren und kräftigeren Spielweise nun auch echte körperliche Präsenz in das Offensiv-Spiel bei Milan. Der Lohn: Sein Tor zur endgültigen Entscheidung. Nach einem Konter gegen die recht weit aufgerückte Napoli-Hintermannschaft fand Patos Stanglpass Boateng, der musste nur noch den Fuß hinhalten.

Und keine zwei Minuten später erzielte Pato selbst nach einem erneuten Konter gegen eine erneut sehr weit aufgerückte Hintermannschaft mit einem wunderschönen Schlenzer von der Strafraumgrenze nicht nur den 3:0-Endstand, sondern machte dies mit dem schönsten Tor des Tages.

Fazit: Napoli enttäuscht auf der ganzen Linie

Milan zeigte eine ordentliche Leistung, aber sicherlich nicht mehr – das generelle Niveau der Partie war eher schwach und hält keinem Vergleich etwa mit dem Spiel Bayern-Dortmund stand und zeigte ganz deutlich, warum die Serie A ihren vierten Champions-League-Platz nun endgültig an die deutsche Bundesliga verloren hat. Die italienische Meisterschaft ist derzeit schlicht und ergreifend nicht besonders gut.

So kann sich Milan über einen Sieg freuen, der sie ein großes Stück näher an den ersten Scudetto seit sieben Jahren bringt. Aber sie sind dafür trotz ihrer nicht unintelligenten Reaktion auf das sonst so dominante Flügelspiel der Gegner nicht nur selbst dafür verantwortlich. Einen erheblichen Teil hat nämlich die Mannschaft von Napoli beigetragen, die ganz einfach ein grottenschlechtes Spiel abgeliefert hat.

So einfach ist Fußball manchmal

(phe)

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Napoli ein Spitzenteam? (Noch) nicht. https://ballverliebt.eu/2011/02/24/napoli-ein-spitzenteam-noch-nicht/ https://ballverliebt.eu/2011/02/24/napoli-ein-spitzenteam-noch-nicht/#comments Thu, 24 Feb 2011 22:49:13 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4186 Napoli ein Spitzenteam? (Noch) nicht. weiterlesen ]]> Der Überraschungs-Zweite der Serie A gegen das Team, dass in Spanien um den Titel „Best of the Rest“ kämpft, Teil zwei: Im Hinspiel neutralisierten sich Napoli und Villarreal. Beim 2:1-Sieg der Spanier im Rückspiel zeigte sich vor allem, dass die Italiener zwar ein gutes Team stellen – aber keine Spitzenmannschaft.

Villarreal CF - SSC Napoli 2:1

Walter Mazzarri änderte sein Team gegenüber dem Hinspiel nur auf einzelnen Position, nicht aber seine bewährte Grundformation des 3-4-2-1; wobei die wohl wichtigste Änderung Edinson Cavani betraf: Er saß zunächst auf der Bank und José Ernesto Sosa begann. Bei Villarreal standen bis auf Senna (für ihn rückte Valero ins Team) die selben Spieler in der Startelf wie beim 0:0 im Hinspiel letzte Woche. Was auch hieß: Die Partie verlief auch sehr ähnlich dem von vor sieben Tagen.

Villarreal versuchte sich an der Spielgestaltung, was vom konsequenten und frühen Pressing der Italiener aber erfolgreich gestört. Selbst lief sich der aktuelle Zweite der Serie A aber nach Ballgewinnen praktisch immer in der schnell wieder dicht gestaffelten Abwehr der Spanier fest. Kam Villarreal doch einmal in die Nähe des Napoli-Strafraums, gab es dort ob der systembedingten Unterzahl kein Durchkommen. So war das Tempo des Spiels hoch, genauso die Intesität, aber Torszenen blieben aus.

Eminent wichtig waren im taktischen Duell natürlich vor allem beim Aufeinandertreffen des 4-4-2 von Villarreal mit dem 3-4-2-1 von Napoli die Kämpfe um die Flanken. Hier setzten sich über das Spiel gesehen die Spanier durch: Cani und Gaspar schafften es, dass Dossena zu keinem Zeitpunkt ernsthaft ins Spiel kam. Die linke Seite von Napoli war somit völlig aus dem Spiel.

Die andere Seite beackerte Zuniga mit etwas mehr Erfolg. Er hielt zum einen Cazorla gut ruhig und ging auch immer wieder beherzt nach vorne, konnt aber andererseits nicht verhindern, dass Weltmeister Capdevila oftmals tief in der Napoli-Hälfte auftauchte. Aber wenn bei Napoli was ging, dann über Zunigas Seite.

Logische Folge: Führung aus einem Eckball

So war es beinahe logisch, dass das 1:0 für Napoli aus einer Standardsituation entstand: Eine kurz abgespielte Ecke von rechts, eine Flanke vor das Tor und Hamsík köpft (wenn auch aus schwer abseitsverdächtiger Position) zum 1:0 für die Italiener ein. Was die mitgereisten Fans so heftig bejubelten, dass der Zaun zwischen Tribüne und Platz kollabierte und ein Dutzend Fans aufs Feld purzelten…

Ein Tor, das seine Wirkung nicht verfehlte – denn nun konnte sich Napoli etwas zurück ziehen und Villarreal etwas defensiver erwarten; schließlich brauchten die Hausherren nun schon zwei Tore. Angesichts der Tatsache, dass Zuniga und Dossena sich nun also normale Außenverteidiger verhalten konnten und die Seiten defensiv gut zumachten, standen dann immer noch drei Innenverteidiger und zwei defensive Mittelfeldspieler zur Verfüngung, die Villarreal auch noch umkurven musste. Kein Wunder, dass die Angriffsversuche der Spanier immer hilfloser wurden und das Tempo alsbald komplett aus ihrem Spiel wich. Napoli hatte alles fest im Griff, und als Lavezzi aus einem Konter ganz alleine auf Keeper Diego Lopez zulief, hätte es schon die Vorentscheidung sein müssen – aber der Villarreal-Goalie parierte (27.).

Zwei Fehler, zwei Gegentore

Es sah bei Napoli alles bombensicher aus, aber dann passte in der 42. Minute für einmal doch die Zuordnung nicht: Cribari grätschte daneben, ein schneller Steilpass vor das Tor, und Nilmar setzte sich gegen den zurückgeeilten Hamsik (!) durch – der Ausgleich. Und ehe es sich die Italiener versahen, lagen sie noch vor dem Pausenpfiff sogar im Rückstand: Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, schneller Ball auf Giuseppe Rossi, und dessen Schuss wird für Napoli-Schlussmann Morgan de Sanctis unhaltbar abgefälscht.

Den doppelten Nackenschlag konnte Napoli nicht so ohne Weiteres verarbeiten, wie die Anfangsphase der zweiten Hälfte deutlich zeigte. Es häuften sich nun die Fehlpässe, die Abwehr (die mit Cannavaro und Aronica ja gleich ohne zwei Stammverteidiger spielte) begann zu schwimmen. Zudem war das Spiel der Italiener weiterhin sehr eindimensional rechtslastig.

Mit Cavani kommt Schwung, aber auch Planlosigkeit

In der 53. Minute brachte Mazzarri dann mit Edinson Cavani seinen Superstar in der Spitze statt des unauffälligen Sosa. Mit dem Uruguayer kam zwar sofort Schwung in das Spiel der Italiener: Cavani hatte sofort die erste Kopfball-Chance (55.), traf den Pfosten (66.) und setzte einen Fallrückzieher über das Tor (72.).

Doch in gleichem Maße wich das durchdachten Spiel der ersten Hälfte immer mehr einem eher planlosen Angriffsspiel nach dem Motto „Gib den Ball einem der drei da vorne, die werden schon was draus machen“. Natürlich kann man einen wie Cavani nie ganz ausschalten, aber Villarreal machte einen guten Job, das so gefährliche Angriffstrio Cavani/Lavezzi/Hamsik (die 33 von Napolis 41 Serie-A-Toren erzielt haben) aus der unmittelbaren Gefahrenzone fern zu halten.

Daran änderte sich auch nichts, als Mazzarri zehn Minuten vor Schluss Innenverteidiger Cribari vom Platz nahm und mir Mascara einen weiteren Stürmer brachte. Im Gegenteil – Villarreal hatte im Konter sogar noch diverse Chancen, mit einem dritten Tor das Spiel zu entscheiden.

Fazit: Der kühlere Kopf gewinnt

Eigentlich hatte Napoli ja den besseren Matchplan: Frühes Pressing, hinten gut zumachen, vorne auf die individuelle Klasse bauen. So hatten die Italiener Villarreal in der ersten halben Stunde voll im Griff. Nach der Führung aber ließen sie die Zügel zu schnell schleifen und die Spanier nützten zwei Fehler gnadenlos aus. Nach der Pause fehlte es Napoli an der Ruhe, wieder zum eigenen Spiel zurück zu kehren und die Spanier brachten den Sieg über die Zeit.

Im größeren Kontext sagt dieses Spiel mehr über Napoli aus, als über Villarreal. Die zweite Halbzeit hat gezeigt, dass es beim Zweiten der Serie A noch an der Klasse fehlt, gegen einen qualitiativ wirklich guten Gegner Rückschläge zu verarbeiten und die Ruhe zu bewahren, wenn es darauf ankommt. Das unterscheidet eine gute Mannschaft von einem Spitzenteam – und letzteres ist Napoli dann doch (noch) nicht.

(phe)

Lest auch die Analyse des Hinspiels auf ballverliebt

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Leonardo kappt Inters Flügel https://ballverliebt.eu/2011/01/06/leonardo-kappt-inters-flugel/ https://ballverliebt.eu/2011/01/06/leonardo-kappt-inters-flugel/#comments Thu, 06 Jan 2011 22:13:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3662 Leonardo kappt Inters Flügel weiterlesen ]]> Wer fliegen will, braucht Flügel? Davon scheint der neue Inter-Trainer Leonardo nicht allzu viel zu halten. Denn bei seinem ersten Spiel auf der Bank der Nerazzurri gegen den Überraschungs-Dritten Napoli schickte er sein Team de facto ohne Flügel auf den Platz.

Inter Mailand - SSC Napoli 3:1

Leonardo würfelte ziemlich durch. Statt des 4-3-3 von Mourinho und Benítez schickte er ohne Sneijder (verletzt) und Eto’o (gesperrt) ein 4-4-2 auf’s Feld, mit einer Mittelfeldraute und mit Pandev als hängender Spitze. Stankovic spielte zentral Offensiv, Milito ganz vorne – und alles mit viel Drang zum Zentrum. Das Flügelspiel bei Inter bestand im Grunde nur aus Maicon, der Dossena deutlich mehr beschäftigen konnte als das Chivu auf der anderen Flanke mit Maggio gelang.

Inter kam durch eine sehenswerte Kombination zwar schnell zum 1:0 durch Motta (3.), aber Napoli ließ sich davon nicht allzu lange aus dem Konzept bringen. Trainer Walter Mazzarri formierte sein Team in einem 3-4-1-2, wie man es in Europa nur sehr selten sieht. Mit Hamsik als Spielgestalter hinter den Spitzen Cavani und Lavezzi und den beiden eher defensiv orientierten zentralen Spielern hinter Hamsik (Gargano und Pazienza) hatte das Spiel grundsätzlich eine ähnliche Ausrichtung. Durch die Mitte nämlich.

Weil auch Maggio und Dossena bei Napoli die einzigen waren, die für das Spiel über die Flügel verantwortlich waren. So kam Napoli in den ersten Minuten kaum nach vorne, eben weil Inter den Mittelkreis im Grunde mit vier Spielen zugestellt hatte. Weshalb eine kleine Anpassung große Wirkung zeigte: Lavezzi ließ sich zurückfallen und unterstützte Hamsik in der Spielgestaltung und es gelang Napoli auch immer besser, vor allem Zanetti Richtung Seitenlinie zu ziehen – was für Gargano und Hamsik im Halbfeld Platz generierte. Zudem marschierte Lúcio, wie es früher seine Art war, immer wieder mit Macht nach vorne, wodurch Chivu auch dessen Platz abdecken musste. Was das schnelle und viel rochierende Angriffstrio von Napoli immer wieder nützte, denn da sah die Inter-Defensive zuweilen etwas chaotisch aus.

So war der Ausgleich durch Pazienza, den defensiveren der beiden Sechser, in der 20. Minute schon verdient, wiewohl er aus einem Eckball entstanden ist. Napoli hatte das Spiel in den Griff bekommen und die Angriffsbemühungen von Inter auf lange Bälle aus dem defensiven Mittelfeld beschränken können. Über die Flanken kam beim Weltcup-Sieger sehr, sehr wenig. Als dann aber Maicon doch einmal durchkam und flanken konnte, stand es sofort wieder 2:1 für Inter (37.). Das Kopfballtor von Cambiasso kam ziemlich aus heiterem Himmel, eben weil in dieser Phase die Kreativität bei Inter völlig zum erliegen gekommen war.

Drittes Tor entscheidet

Für die zweite Hälfte orientierte sich Stankovic vom Zentrum eher auf die linke Seite, um den Platz hinter Maggio besser auszunützen und Campagnaro aus der Dreierkette zu ziehen. Das klappte zwar an sich ganz gut, weil aber Paolo Cannavaro durch viel Laufarbeit die entstehenden Löcher stopfen konnte, hatte das wenig Effekt. So war Inter zwar offensiv um nichts überzeugender wie vor dem Seitenwechsel, aber hinten stand das Team von Leonardo nun umso sicherer. Aus zwei Gründen: Erstens blieb Lúcio nun brav hinten und zweitens orientierte sich Motta etwas weiter nach hinten, weil Stankovic ja dessen Offensiv-Agenden vermehrt übernahm. So hatten Hamsik und Lavezzi kaum noch Platz, ihr Spiel aufzuziehen.

Und was noch dazukam: Inter legte in der 55. Minute das 3:1 drauf – das zweite Tor von Motta entstand, wie sollte es of der Kreativ-Armut von Inter anders sein, aus einem Eckball. Somit war Napoli gezwungen, das Spiel aufzuziehen, und zwar gegen einen Gegner, der sich nun genüsslich hinten hinein setzte und die Neapolitaner machen ließ. Mit der komfortablen Führung im Rücken war es Inter nun natürlich kein Problem mehr, die letzte halbe Stunde trocken die Zeit runter zu spielen, ohne noch ernsthaft in Gefahr zu kommen. Das Spiel plätscherte dem Schlusspfiff entgegen, ohne dass man trotz deutlichem optischem Übergewicht für Napoli jemals das Gefühl gehabt hätte, es wäre noch etwas möglich.

Fazit: Schön war’s nicht, aber wichtig

Überzeugend war die Leistung vom Inter im ersten Spiel unter dem neuen Trainer Leonardo nur in der Defensive der zweiten Hälfte. Mit vier zentralen Mittelfeldspielern und ohne nominelle offensive Flügelspieler war die „Kreativität“ der Nerazzurri oftmals auf lange Bälle beschränkt, der Doppelpass zum frühen 1:0 war das einzige echte spielerische Highlight; die Kopfbälle zum zweiten und zum dritten Tor nützten Stellungsfehler gut aus, waren aber keine wirklich herausgespielten Szenen.

Napoli fehlte es vor der Pause an der Kaltschnäuzigkeit, die mitunter etwas unsortierte Inter-Abwehr öfter zu knacken und nach dem 1:3 und der dichter und disziplinierter werdenden Inter-Hintermannschaft war alles vorbei. Für den neuen Inter-Coach darf das erfreuliche und wichtige Resultat bei seinem Debüt aber (trotz des Fehlens von Eto’o und Sneijder, letzterer wird noch einige Spiele nicht zur Verfügung stehen) nicht darüber hinwegtäuschen, dass keine gravierende Leistungssteigerung gegenüber der Benítez-Zeit zu erkennen war.

Und die Gegnerschaft hat sicherlich erkannt, dass es zumindest in diesem Spiel kein ernsthaftes Flügelspiel gab. Gegen so ein Inter hätten Robben und Ribéry im Champions-League-Achtelfinale einen Heidenspaß.

(phe)

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