Mancini – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 27 Jun 2021 08:03:35 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Bitteres EM-Aus nach 120 Minuten: Österreich hatte Italien am Haken https://ballverliebt.eu/2021/06/27/bitteres-em-aus-nach-120-minuten-oesterreich-hatte-italien-am-haken/ https://ballverliebt.eu/2021/06/27/bitteres-em-aus-nach-120-minuten-oesterreich-hatte-italien-am-haken/#comments Sun, 27 Jun 2021 08:02:53 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17617 Bitteres EM-Aus nach 120 Minuten: Österreich hatte Italien am Haken weiterlesen ]]> Was wäre gewesen, wenn Marko Arnautovic bei seinem Tor zehn Zentimeter weiter hinten gestartet wäre…? So hatte Österreich im EM-Achtelfinale die Italiener am Haken, aber in der Verlängerung rettete sich die Squadra Azzurra zu einem 2:1-Sieg. Dennoch darf das Match als Höhepunkt der Ära Foda betrachtet werden – und als eines der erinnerungswürdigsten Spiele überhaupt in den letzten Jahrzehnten.

Italien – Österreich 2:1 n.V. (0:0, 0:0)

Die Formationen

Fast alles wie erwartet: Franco Foda setzte auf das selbe Personal wie beim 1:0 gegen die Ukraine, mit dem Unterschied, dass Schlager etwas höher postiert war und das System ein 4-1-4-1 wurde. Bei Italien kehrte die Einser-Formation wieder zurück, die bereits in den ersten beiden Gruppenspielen am Feld war; Di Lorenzo und Acerbi waren wieder für den verletzten Florenzi und Chiellini aufgeboten.

Engagierter Beginn von Österreich

In den ersten Minuten war das ÖFB-Team bemüht, die Italiener schon in deren eigener Hälfte zu stören; allerdings eher als Gegenpressing, nicht so sehr als volles Angriffspressing. Die Absicherung war wiederum gut (vor allem Schlager und Grillitsch postierten sich hierbei geschickt). Überhaupt war Grillitsch sofort der Dreh- und Angelpunkt im österreichischen Spiel.

So hielt man die Italiener in den ersten zehn Minuten gut vom eigenen Tor weg und die Sieger der Gruppe A mussten sich erst einmal etwas neu orientieren. Recht früh allerdings war schon die bekannt offensiv-starke linke Seite mit Spinazzola und Insigne die bevorzugte Route. Bei Ballgewinnen wurde vornehmlich auf diese Seite verlagert, auch Abwürfe von Donnarumma landeten in der Regel bei Spinazzola.

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Wie vorm Sprint auf der Radrennbahn

Nach etwa 10 Minuten zog sich Österreich zunächst ein wenig, dann immer spürbarer zurück. Der Druck auf den Gegner wurde weniger, auch weil Italien nun den Ball vermehrt den Österreichern überließ und durch kurze Anlaufbewegungen im Mittelfeld einen vertikalen Aufbau beim ÖFB-Team verhindert. So gelang es Italien, selbst die Kontrolle über das Spiel und in der Folge auch über den Ballbesitz zu etablieren.

Baute Italien von hinten heraus auf, geschah dies aus einer Dreierkette; Di Lorenzo rückte ein, dafür orientierte sich Spinazzola sehr hoch. Österreich zog sich immer weiter zurück, Italien ließ geduldig den Ball zirkulieren und wartete darauf, dass sich eine Lücke auftut. Es gab einige Halbchancen, aber Österreich hielt dicht.

Italien hielt das Tempo sehr gering und auch das ÖFB-Team zeigte über eine halbe Stunde keine Ambition, dieses anzuziehen. Es wirkte wie bei einem Sprint auf der Radrennbahn, wo die Kontrahenten beinahe stehen bleiben und darauf lauern, dass sich der andere zuerst bewegt. Lainer und Laimer isolierten Spinazzola gut; Verratti und Jorginho standen sich ein wenig selbst auf den Füßen.

Druck auf Jorginho und Verratti

Es war das Team aus Österreich, das sich nach der Pause als erstes bewegte. Der ganze Block schob sehr viel weiter nach vorne und wie zu Beginn der ersten Hälfte wurde schon in der italienischen Hälfte Druck auf den Ballführenden ausgeübt. Dies geschah sehr zielgerichtet: Das Mittefeld-Trio mit Grillitsch, Schlager und Sabitzer ging nun sehr präzise daran, die Kreise von Jorginho und Verratti einzuengen – Schlager kümmerte sich vornehmlich um Verratti; Sabitzer und Grillitsch gingen Jorginho an.

So gelangen zahlreiche Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte und die Italiener kamen kaum mehr dazu, einen eigenen Aufbau zu etablieren. So kam Österreich zu einigen Möglichkeiten, wie durch den Freistoß an der Strafraumgrenze (52.), durch Sabitzer (62.) und Arnautovic nach der folgenden Ecke – und letztlich das vermeintliche 1:0 durch Arnautovic in der 64. Minute, dass wegen einer knappen Abseitsstellung beim Anspiel von Alaba annulliert wurde. Es folgten Sabitzers Möglichkeit (68.) und das mögliche Ellbogen-Elfer-Foul an Laimer, wobei dieser aber wiederum knapp im Abseits war.

Mancini versucht, das Spiel zu retten

Die Italiener zeigten Wirkung. Nicolò Barella, der statt des defensiveren Di Lorenzo als Unterstützung für Rechtsaußen Berardi vom Nachschub zunehmend abgeschnitten war und auch schon die gelbe Karte gesehen hatte, beschäftigte sich mehr mit dem Referee als mit dem Spiel. Zudem ließen bei Verratti – der in der Saison selten wirklich fit war und auch aus dem Spiel gedrückt wurde – die Kräfte nach. Mancini brachte für die beiden Pessina und Locatelli.

Die Ausrichtung wurde dadurch auf dem Papier offensiver, vertikaler – es galt in den Rücken der aufgerückten österreichischen Abwehrlinie zu kommen, wenn man schon nicht mehr zwischen die Linien kam. Es gab auch tatsächlich nun einige Situationen, aber die Abwehr konnte stets genug verzögern, dass es nicht zu einem allzu gefährlichen Abschluss kam.

Kurz vor Ablauf der 90 Minuten warf Mancini, wiederum positionsgetreu, Chiesa und Belotti für Berardi und Immobile in die Schlacht. Bei Foda war die Auswechslung des müdegelaufenen Baumgartner der erste Tausch. So ging es mit 0:0 in die Verlängerung.

Italien schlägt schnell zu

Österreich wollte dort anschließen, wo man in der regulären Spielzeit aufgehört hatte, aber innerhalb weniger Minuten gelang Italien das Tor zum 1:0 – Alaba hatte sich vom in den Strafraum nachrückenden Pessina aus der Position ziehen lassen und Chiesa und Laimer kam nicht mehr ganz rechtzeitig, um das Tor zu verhindern.

Nun hatte Italien Österreich dort, wo man sie haben wollte. Die Squadra Azzurra konnte den Österreichern nun den Ball wieder vermehrt überlassen und im Mittelfeld wiederum mit kurzen Anlaufbewegungen stören, auf Ballgewinne lauern und hinter die aufgerückte Abwehr kontern. Kalajdzic kam für den körperlich völlig bedienten Arnautovic, aber Italien schien dem 2:0 nun näher zu sein. Bachmann hatte schon einen Freistoß aus dem Winkel gekratzt, nach dem folgenden Eckeball aber konzentrierten sich Dragovic und Hinteregger beide auf Acerbi, vergaßen aber Pessina im Rücken. Der traf.

Österreich wirft weiter alles rein

Zweite Hälfte der Verlängerung

Realistischerweise geschlagen, steckte Österreich aber nicht auf. Für die zweite Hälfte der Verlängerung kam nun ein 4-2-4-Brechstange-System zum Einsatz; Schaub führte sich gleich mit einem krachenden Weitschuss ein, Sabitzer zielte etwas zu hoch – und dann versenkte Kalajdzic eine Ecke per Kopf knapp über Bodenlevel zum 1:2-Anschlusstreffer im Netz.

Die Italiener drehten aber geschickt an der Uhr und ließen in den letzten Minuten nichts mehr zu. Österreich war knapp ausgeschieden.

Fazit: Beste Vorstellung unter Foda

Wie die erste Halbzeit gegen die Ukraine hat nun auch die zweite Halbzeit gegen Italien gezeigt, wie gut Österreich sein kann, wenn das Team entsprechend der Stärken der Spieler agieren darf. Der Schachzug, Verratti und vor allem Jorginho ukaus dem Spiel zu pressen, war goldrichtig und ging gut auf. Wenn es der Matchplan von Foda war, die Italiener in der ersten Hälfte einzulullen und in der zweiten zu überrumpeln, haben nur ein paar Zentimeter beim Arnautovic-Tor gefehlt, dass er auch aufgeht.

Mit den letzten beiden Spielen hat sich der Teamchef mit Sicherheit viel Kredit zurückgeholt, der in den Monaten und Jahren davor verspielt worden war. Österreich hatte Italien am Haken und die Italiener haben sich kraft ihrer individuellen Klasse und durch ein wenig Glück davon befreit. Ein Reality Check war das nach dem Gruppenspielen gegen schwache Kontrahenten – wie auch das 0:4 von Wales gegen Dänemark zuvor offenbart hat – aber durchaus.

Österreich kann die EM mit erhobenem Haupt verlassen. Ja, man will in einer EM-K.o.-Phase keine moralischen Siege, sondern echte. Aber es ist doch oft eher das „Wie“, das in Erinnerung bleibt, nicht so sehr das „was“. Und das „Wie“ war vor allem in den letzten beiden Spielen mehr als in Ordnung.

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Ballverliebt Classics, in memoriam Vujadin Boškov: Die große Sampdoria https://ballverliebt.eu/2014/04/29/ballverliebt-classics-in-memoriam-vujadin-boskov-die-grosse-sampdoria/ https://ballverliebt.eu/2014/04/29/ballverliebt-classics-in-memoriam-vujadin-boskov-die-grosse-sampdoria/#comments Tue, 29 Apr 2014 09:45:25 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10080 Ballverliebt Classics, in memoriam Vujadin Boškov: Die große Sampdoria weiterlesen ]]>

„Ihr seid Sampdoria. Von jetzt an gibt’s hier nur glattrasierte Gesichter, ordentlich sitzende Kleidung, dafür gibt’s keine Sonnenbrillen mehr. Denn von jetzt an müssen die Leute, die euch sehen, von Sampdoria als einen Klub mit Stil denken!“

– Vujadin Boškov, erste Worte zur Mannschaft nach seiner Verpflichtung

Er war Professor für Geschichte und Geographie. Sprach sieben Sprachen fließend. War als Trainer Meister in Spanien und Italien, führte Jugoslawien zweimal zu großen Turnieren: Vujadin Boškov. Am meisten errinert man sich an ihn wegen seiner Zeit bei Sampdoria Genua zwischen 1986 und 1992. Dort erreichte er drei Europacup-Finali in vier Jahren und gewann den ersten und einzigen Meistertitel dieses Klubs, in einer Zeit, in der die Serie A die mit Abstand beste Liga der Welt war. Boškov ist nun 82-jährig gestorben – darum hier „Ballverliebt Classic“ über jenen Mann, dessen lakonischen Sprüche in Italien noch heute Kultstatus genießen.

Am 16. März 1931 wurde Vujadin Boškov in der Nähe von Novi Sad geboren, nach dem Krieg begann seine fußballerische Karriere beim dortigen Klub FK Vojvodina, dem er praktisch seine gesamte Karriere treu blieb. Titel gewann er gegen die „Großen 4“ des jugoslawischen Fußballs (Roter Stern und Partizan aus Belgrad, Dinamo Zagreb und Hajduk Split) zwar keine, dafür absolvierte der Mittelläufer 57 Länderspiele und eroberte dabei Olympia-Silber 1952 in Helsinki. Nachdem seine Teamkarriere im Alter von erst 28 Jahren beendet war, wechselte Boškov 1960 zu Sampdoria Genua, als es ihm das Tito-Regime erlaubte. Verletzungen ließen aber keine großen Sprünge mehr zu. Ein Jahr später wurde er als Spielertrainer von Young Boys Bern verpflichtet.

„Wenn man alle Trainerbänke, auf denen ich gesessen bin, hintereinander stellen würde – man könnte kilometerweit gehen, ohne den Boden zu berühren!“

Womit die Trainerkarriere des damals 33-Jährigen begann, die ihn schon bald zu seinem Heimatklub Vojvodina Novi Sad zurückführen sollte. Sieben Jahre war er dort Coach und er führte Vojvodina zum historischen ersten Titel 1966, wurde dann 1971 zum jugoslawischen Teamchef bestellt, am Weg zur WM 1974 (die das Team als Achter beenden sollte) aber zugunsten von Roter-Stern-Coach Miljanic ausgebootet. Boškov ging nach Holland, wo er mit ADO Den Haag auf Anhieb Cupsieger wurde. Die Belohnung war ein Engagement bei Feyenoord, ehe es Boškov 1978 aus dem Land des Vize-Weltmeisters nach Spanien zog. Mit Aufsteiger Saragossa hielt er die Klasse.

1979 wechselte Boškov zu Real Madrid, gewann mit den Königlichen sofort das Double und erreichte im Jahr darauf das Meistercup-Finale. 1981 reichte es zu Liga-Platz zwei, 1982 wurde Boškov mit Real Dritter und erneut Cup-Sieger – zu wenig. Nach einem Jahr in Gijón ging Boškov nach Italien, wo er zwar den Abstieg von Ascoli aus der Serie A nicht verhindern konnte, aber direkt wieder aufstieg. Weshalb sich ein ambitionierter Serie-A-Mittelständler seine Dienste sicherte: Die UC Sampdoria aus Genua.

Etwas Großes im Entstehen

Sampdoria gehörte zwar zum Inventar der Serie A, hatte aber nie Titel geholt. Mitte der 70er-Jahre stieg der Klub schließlich ab, ehe sich Paolo Mantovani an die Spitze des Klubs schwang. Der als Lazio-Anhänger großgewordene Römer war während der Energie-Krise im Öl-Business zu Reichtum gekommen. Er investierte in den Klub, der schnell wieder aufstieg und sich anschickte, etwas Großes entstehen zu lassen.

„Man kann nicht vier Tore kassieren gegen ein Team, das nur dreimal in der gegnerischen Hälfte ist“

Vujadin Boškov wurde 1986, also mit 55 Jahren, Trainer bei Sampdoria. Er übernahm den Liga-Elften, führte diesen in seinem ersten Jahr auf Platz sechs und verpasste den UEFA-Cup erst in den Entscheidungsspielen gegen Milan. Im Jahr darauf wurde Sampdoria Vierter und gewann den italienischen Pokal im Finale gegen Torino. Zwei Eigentoren im Rückspiel zum Trotz.

Der Lauf ins erste Europapokal-Finale

Boškov konnte auf einem bestehenden Stamm von äußert talentierten Spielern aufbauen, als er kam – und noch viel mehr, als es 1988/89 in den Europacup der Cupsieger ging. Allen voran das Sturm-Duo mit Roberto Mancini (23) und Gianluca Vialli (23), Libero Luca Pellegrini (25), Manndecker Pietro Vierchowod (29) und Defensiv-Allrounder Fausto Pari (26) bildeten das Grundgerüst des Teams. Dazu kamen mit Torhüter Gianluca Pagliuca (21) und Manndecker Marco Lanna (20) starke junge Kräfte und mit Außenspieler Beppe Dossena (30) und dem brasilianischen Strategen Cerezo (33) routinierte Führungsfiguren. Zudem gelang es Sampdoria, von Barcelona Flügelspieler Victor Muñoz (31) zu verpflichten.

„Große Spieler erkennen Autobahn wo andere nur Trampelpfade sehen.“

Neben großem, aber noch rohem Talent fand Boškov aber auch einen in Cliquen zerklüfteten Klub und es brauchte Zeit, bis alles nach Wunsch zusammen wuchs. Die Truppe hatte viel Mühe, in Runde 1 Norrköping auszuschalten. Nicht anders war es gegen DDR-Cupsieger Jena im Achtel- und vor allem Dinamo Bukarest im Viertelfinale, während man sich in der Serie A auf Kurs in Richtung Platz fünf begab. Im Halbfinale wurde gegen Mechelen aus Belgien eine 1:2-Auswärtsniederlage mit späten Toren (Cerezo 71., Dossena 85., Salsano 88.) gedreht, und nach dem 3:0 stand der Klub erstmals in einem europäischen Finale.

10. Mai 1989 in Bern gegen den FC Barcelona

Gegner im Wankdorf-Stadion von Bern war der FC Barcelona unter Trainer Johan Cruyff, der bei den Katalanen in der Tradition des „Totaalvoetbal“ spielen ließ und als klarer Favorit gegen den italienischen Emporkömmling galt. Dennoch ließ es sich Boškov nicht nehmen, im Vorfeld gegen Barcelona und Cruyff zu sticheln, so die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und den medialen Druck von den Spielern zu nehmen. Nicht unähnlich der Herangehensweise eines José Mourinho heute. „Super Spieler war das, dieser Cruyff. Aber als Trainer hat er ja wohl noch überhaupt nix gewonnen“. Was, angesichts des Cupsieger-Europacups zwei Jahre zuvor mit Ajax schlicht nicht stimmte.

Der Holländer blieb cool. „Klar ist Sampdoria gut. Aber wir treffen auch nicht direkt auf Inter, Milan oder Juventus“, gab er trocken zu Protokoll. Und seine Einschätzung sollte sich schnell bestätigen: Lange Flanke von Rechtsaußen Gary Lineker, Pagliuca berechnet die Flugkurve völlig falsch – am zweiten Pfosten steht Roberto, dieser legt zurück und Mittelstürmer Salinas muss den Ball nur noch über die Linie drücken. Nach nicht mal drei Minuten war Barcelona in Front.

Cupsieger-Finale 1989: Sampdoria - Barcelona 0:2
Cupsieger-Finale 1989: Sampdoria – Barcelona 0:2

Der äußerst rabiate Barça-Linksverteidiger Aloisio hätte nach heutigen Maßstäben zwar schon in der 10. Minute vom Platz fliegen können und in der 15. Minute müssen, aber es waren halt andere Zeiten. Barcelona machte weiterhin Druck, ehe Mitte der ersten Hälfte Sampdoria durch Konzentration auf das Zentrum begann, die Kontrolle über das Spiel zu erlangen – auch weil sich immer ein Stürmer (zumeist eher Mancini) auf die rechte Mittelfeld-Seite begab, wodurch Dossena einrücken konnte.

Aber nicht falsch verstehen: Eine unterhaltsame Mannschaft war Sampdoria ganz und gar nicht. Sie machte es dem neutralen Zuseher sehr schwer, Sympathien zu ihr aufzubauen. 70-Meter-Abschläge von Pagliuca waren keine Seltenheit, Dossena und Victor versuchten viel mit dem Kopf durch die Wand, es gab versteckte Fouls und kleine Gemeinheiten am laufenden Band. Dazu auch teilweise offene Brutalitäten, wie in der 68. Minute, als Salsano mit vollem Anlauf Lineker von der Seite niedergrätschte – und dafür nicht mal Gelb sah. Und vor allem in der zweiten Halbzeit wurde mehrfach plump versucht, durch offensichtliche Schwalben Elfmeter zu schinden.

Nur Cerezo brachte als laufstarker Alleskönnen etwas Kultur ins Spiel von Sampdoria. Nach der Verletzung von Libero Luca Pellegrini – die er sich bei einem Foul AN Beguiristain zuzog – musste der Brasilianer aber zurück in die Abwehr und hatte nur noch begrenzten Einfluss.

Barcelona hingegen ging die Ballführenden oft schon im Aufbau, spätestens aber im Mittelfeld an. Samp hatte viel Ball, aber kaum Torchancen, und als (der für Milla eingewechselte) Paco Soler einen Konter anzog und den (für Beguiristain eingewechselte) Defensiv-Mann López-Rekarte bediente, war in der 80. Minute alles gelaufen: Letzterer lief alleine auf Pagliuca zu und ließ dem jungen Schlussmann keine Chance. Barcelona gewann das Spiel mit 2:0.

Unterhaltung nur von der Bank

Das Entertainment kam bei Sampdoria nicht vom Feld, sondern von der Bank. Die selbstironische und lakonische Art von Boškov ist in Italien heute noch bekannt und geschätzt. „Partita finita quando arbitro fischia“ etwa ist eines jener grammatikalisch nach ganz einwandfreien Statements, die immer noch jeder italienische Fußball-Fans mit dem Serben verbindet – „Spiel vorbei wenn Schiedsrichter pfeift“. Auch auf große Analysen im öffentlichen Rahmen wollte sich Boškov nicht so recht einlassen. „Wer weniger Fehler macht, gewinnt. Wir haben mehr Fehler gemacht, also verloren“, ist ein weitere dieser Sätze, die Boškov gerade in Italien, einem Land, in dem alles und jedes Detail mit blumiger Sprache bis ins Letzte zerredet wird, Furore machte.

Vujadin Boskov beim EC-Finale 1989
Vujadin Boskov beim EC-Finale 1989

Auf dem Feld  bewegte sich der Serbe, wie etwa auch Arrigo Sacchi bei Milan, weg vom in den 80er-Jahren üblichen „Gioco all’Italiano„, mehr hin zu einem symmetrischer besetzten 4-4-2 – allerdings gab es, anders als bei Sacchi kein Pressing. Um den Libero herum (in der Regel Luca Pellegrini), der viele Freiheiten hatte und das Spiel von hinten eröffnete, spielte ein klarer Manndecker gegen den gegnerischen Mittelstürmer, dazu ein dezidiert defensiver (Mannini rechts) und ein etwas offensiverer Außenverteidiger (ein Überbleibsel aus dem „Gioco all’Italiano“). Im Mittelfeld gab es einen laufstarken Kreierer (erst Cerezo, in weiterer Folge Katanec) und einen Schmutzfink, der für diesen Kreativen die Drecksarbeit erledigt (Pari). Dazu zwei Flügelspieler und die beiden Stürmer, die sich auch viel ins Mittelfeld zurück fallen ließen.

„Ohne Disziplin ist Leben hart.“

Es herrschte vor allem im Defensiv-Verbund hohe taktische Disziplin, wie in Italien üblich. Es gab immer mindestens einen Spieler, zumeist aber mehr, als Absicherung hinter dem Ballführenden, es wurden nie zu viele Räume zwischen Abwehr und Mittelfeld gelassen. Hinten kein Tor zu kassieren ist wichtiger als vorne viele zu machen. Am Ende der Saison 88/89 hatte Sampdoria in 34 Serie-A-Spielen nur 25 Tore kassiert, womit man hinter Meister Inter die zweitbeste Abwehr hatte. Es gelangen in dieser Saison aber auch „nur“ 43 eigene Tore. Fünf Teams hatten mehr, Samp wurde auch Fünfter – aber wiederum Pokalsieger, wodurch man es in der Saison 1989/90 wieder im Cup der Cup-Gewinner versuchen durfte.

Diesmal ging es den Blucerchiati deutlich leichter von der Hand. Brann Bergen aus Norwegen war kein Problem, gegen Borussia Dortmund machte man nach einem 1:1 im Westfalenstadion daheim alles klar, gegen GC Zürich im Viertelfinale gab’s zwei Siege und auch gegen Monaco im Semifinale schuf man sich mit einem 2:2 im Stade Louis II. eine gute Ausgangsposition, ehe es im heimischen Marassi ein 2:0 gab.

9. Mai 1990 in Göteborg gegen den RSC Anderlecht

Gegenüber der letzten Saison hatte es zwei wichtige Neuzugänge gegeben. Zum einen war das Giovanni Invernizzi (26) von Absteiger Como und vor allem der jugoslawische Teamspieler Srecko Katanec. Der 26-jährige Slowene kam von UEFA-Cup-Finalist VfB Stuttgart und konnte sowohl als Libero als auch als Eröffnungsspieler im Mittelfeld agieren. Letzteres war seine vornehmliche Rolle, als er nach Genua kam.

Anderlecht war in den 80er-Jahren ein europäisches Spitzenteam in einer Liga, die zur erweiterten Top-Klasse zählte, gegen Ende des Jahrzehnts allerdings nachzulassen begann. Die Stärke, die belgische Teams aber immer noch haben konnten, zeigte sich in diesem Finale: Zwei Teams, die sich gegenseitig neutralisierten.

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Cupsieger-Finale 1990: Samp – Anderlecht 2:0 n.V.

Anderlecht-Coach Aad de Mos (der schon zwei Jahre davor das Cupsieger-Finale mit Mechelen gegen Ajax gewonnen hatte und später bei Werder Bremen kläglich scheitern sollte) verfolgte eine klare Marschroute: Im Zentrum, wo bei Sampdoria Katanec die Fäden zog und wohin sich im Aufbau vieles konzentrierte, komplett zumachen und dafür über die Außenbahnen nach vorne kommen.

Das passierte rechts vor allem mit Ardor Gudjohnsen (dem Vater von Eidur) und links im Zusammenspiel von Kooiman und Vervoort. Dazu ließ sich Stürmer Marc Degryse oft weit zurückfallen, wodurch er Mannini quer über den Platz zog und so Räume für Vervoort schuf. Das hatte zur Folge, dass bei Sampdoria Invernizzi, der gegen Kooiman und Vervoort spielte, oft in Unterzahl-Situationen verwickelt wurde und offensiv nichts brachte.

Sampdoria jedoch ließ sich davon überhaupt nicht aus der Ruhe bringen und machte die Räume vor dem Tor so eng, dass die 20-Meter-Pässe, auf die Anderlecht setzte, sehr oft bei einem Italiener landete. Selbiges passierte aber auch auf der anderen Seite, wo der spätere nigerianische Teamchef Stephen Keshi extrem umsichtig agierte, der Sambier Charly Musonda im Mittelfeld überall zu finden war und sich Milan Jankovic, der von Real Madrid gekommen war, ein gutes Gespür dafür hatte, welchen Raum er abdecken musste.

Langweiler-Fußball

Die Folge war ein ungeheuer zähes, unansehnliches und ganz einfach todlangweiliges Fußballspiel, das „0:0“ und „Elfmeterschießen“ recht schnell als logischen Ausgang erscheinen ließ. Echte Torchancen entstanden nur aus Standardsituationen oder aus individuellen Fehlern (wie Mancini in der 37., der nach einem Pagliuca-Abschlag Grun verlud und Marchoul den Richtung Tor hoppelnden Ball nach einem Sprint gerade noch von der Linie kratzen konnte – oder Gudjohnsen in der 88., nachdem Vierchowod den Ball vertendelt hatte).

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Wie lange geht dieser öde Kick denn noch? Diese Frage stellte sich nicht nur Vujadin Boskov.

Nach einer Stunde stellte Boškov um. Statt des wirkungslosen Invernizzi brachte er den flinken Attilio Lombardo – jenen 23-Jährigen mit der damals schon sehr übersichtlichen Frisur, der im Sommer davor als Ergänzungsspieler aus der Serie B gekommen war. Dieser agierte von weiter hinten heraus als Invernizzi zuvor, dafür ging Vialli mehr auf die rechte Außenbahn; Rechtsverteidiger Mannini übernahm nun etatmäßig eine zentralere Position – es entstand ein 4-3-3-ähnliches System. Damit hatte man beide Flügel defensiv im Griff und wusste, dass man aus dem Zentrum heraus von Anderlecht nichts zu befürchten hatte. Kurz: Es wurde noch mühsamer, weil nun engültig keiner mehr ernsthaft versuchte, eine Entscheidung herbeizuführen.

Natürlich ging es in die Verlängerung, und natürlich war es ein individueller Fehler, der das Elfmeterschießen doch noch verhinderte, nachdem Anderlecht davor schon merklich körperliche Schwierigkeiten bekommen hatte. Der eingewechselte Lombardo ging in der 105. Minute auf seiner rechten Seite mal durch, der Ball kam vor den Strafraum zum ebenfalls eingewechselten Salsano (er war für Katanec gekommen, der nach einem Schlag auf’s Knie in der ersten Halbzeit nichts mehr ausrichten konnte), dieser zog ab. Anderlecht-Goalie De Wilde (später auch bei Sturm Graz) konnte den Schuss an den Pfosten ablenken, der Ball kam genau zu ihm zurück, er konnte ihn aber nicht festhalten – und Vialli staubte ab.

Ehe Anderlecht reagieren konnte, landete nach einem erneuten Energie-Anfall von Lombardo eine Mancini-Flanke in der 108. Minute genau auf dem Kopf von Vialli, den die stehend k.o. verteidigenden Marchoul und Keshi nicht mehr angehen konnten. Das 2:0, die Entscheidung – und der Endstand. Vialli und Gudjohnsen arrangierten sich schon in der 119. Minute ihren bevorstehenden Trikot-Tausch. Wenige Augenblicke später überreichte UEFA-Boss Lennart Johansson die Trophäe an Kapitän Luca Pellegrini.

Das Lire-Paradies, die beste Liga der Welt

1989 waren in allen drei EC-Finals Serie-A-Klubs vertreten und zwei davon gewannen auch, 1990 gingen sogar alle drei Cups nach Italien, jenes im UEFA-Cup sogar nach einem rein-italienischen Endspiel. Dazu stieg eben 1990 die Fußball-WM in Italien, die besten Spieler der Welt prügelten sich um die begehrten Plätze im Lire-Paradies (es waren ja nur drei pro Team erlaubt). Ein Trainer wie Boškov, der davor ja schon mit Real Madrid Meister war, musste durch die Hintertür Ascoli und die Serie B in Italien Fuß fassen. Parallel zur erfolgreichen Europapokal-Kampagne 1989/90 wurde Samp hinter Maradonas Napoli, Sacchis Milan, Trapattonis Inter und Zoffs Juventus Vierter. Im Cup gab’s das Aus gegen Juventus, aber als Titelvertediger durfte der Klub dennoch wieder im Cupsieger-Bewerb antreten.

Nach dem Kollaps der Sowjetunion gelang es Klub-Boss Mantovani im Sommer 1990, Alexej Michailitschenko von Dynamo Kiew loszubekommen – also zusätzliche Option im Mittelfeld. International hatte man schon in der 1. Runde gegen Kaiserslautern arge Probleme, dafür keine im Achtelfinale gegen Olympiakos. National gab’s etwa ein 4:1 auswärts bei Meister Napoli, ehe es ausgerechnet im Derby gegen Genoa eine 1:2-Niederlage setzte.

„Ich hab‘ vor dem Derby gesagt, das wäre ein Spiel wie jedes andere. War’s doch nicht. Wir haben verloren.“

Inter verbrachte die meiste Zeit des Herbstdurchgangs an der Spitze, Sampdoria fand erst nach einer peinlichen Pleite bei Abstiegskandidat Lecce wieder in die Spur, beendete die Hinrunde letztlich als Vierter, zwei Punkte hinter Spitzenreiter Inter, einen hinter Milan und punktegleich mit Juventus und Überraschungs-Team Parma – Meister Napoli hingegen war mit nur vier Siegen mittendrin im Abstiegskampf. Nach dem überraschenden Aus im Europacup-Viertelfinale gegen Legia Warschau und nachdem klar war, dass Michailitschenko keine wirkliche Alternative war – er fand sich in der fremden Kultur nicht schnell genug zurecht – drehte Samp aber auf.

Der große Coup

Die Pleite in Lecce am 16. Spieltag sollte die letzte der Saison werden. Inter hingegen startete die Rückrunde nur mit Remis gegen den Vorletzten Cagliari und den Drittletzten Bologna. Samp war schon gleichauf, und es blieb in den folgenden Monaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen, ehe das Team von Boskov am fünftletzten Spieltag mit einem Zähler Vorsprung auf Inter ins San Siro musste.

Dort machte Samp, was Samp am Besten konnte: Verteidigen. Mit Lombardo, der sich wegen seines Tempos in die Stamm-Elf gespielt hatte, verfügte man über eine Waffe im Konter und man schaffte es mit der für dieses Team typischen etwas hinterfotzigen Art zu spielen, an Inters Nerven zu gehen. So musste Inter-Libero Bergomi schon vor der Halbzeit mit Rot vom Platz, gemeinsam mit Roberto Mancini – die beiden waren sich gar zu sehr ins Gehege gekommen.

„Ich mag deutsche Spieler nicht. Die sind nicht teamfähig. Die sind arrogant.“

Inter, mit dem deutschen Weltmeister-Trio Matthäus, Brehme und Klinsmann, drückte vehement, aber Pagliuca hielt alles, ehe Dossena nach einer Stunde aus einem Konter das 1:0 für Sampdoria erzielte. Wenige Minuten später verschoss Matthäus einen Elfmeter und mit Viallis 2:0 eine Viertelstunde vor Schluss hatte Samp den Sieg in der Tasche. Damit hieß es nur noch, in den letzten Spielen nicht mehr auszurutschen, was schon beim 1:1 bei Torino nicht gelang. Weil aber Milan in den letzten zwei Spielen nur noch einen Punkt holte, machte das nichts. Sampdoria hatte erstmals den Scudetto geholt.

Top-8 der Serie A 1990/91
Top-8 der Serie A 1990/91

„Ich habe in meinem Leben einiges gewonnen“, sagte Boškov später einmal, „aber der Scudetto mit Sampdoria war der schönste Triumph, der süßeste. Weil es die stärkste und ausgeglichenste Liga der Welt war. Es ist ein wenig so, wie wenn man erstmals Vater wird!“

Zeit zur Revanche

Und weil die Serie A damals meilenweit vor allen anderen Ligen in Europa war, war Sampdoria natürlich auch der logische Favorit in der Meistercup-Saison 1991/92, obwohl der Klub noch nie an diesem Wettbewerb teilgenommen hatte. Darauf lag auch der ganze Fokus in der Saison nach dem Titel. Milan saß eine einjährige Europacup-Sperre ab und lief ohne Doppelbelastung mit dem neuen Trainer Fabio Capello früh allen anderen davon (und wurde ungeschlagener Meister), Sampdoria erlebte nach einem ganz ordentlichen Saisonstart in Oktober und November einen radikalen Einbruch (1:2 in Parma, 0:2 gegen Atalanta, 0:0 im Derby gegen Genoa, dann noch ein 1:2 bei Napoli, je 0:2 gegen Milan und bei der Roma, 0:0 gegen Torino und in Foggia) und lag nach acht sieglosen Spielen am zweiten Adventsonntag nur noch einen Punkt vor einem Abstiegsplatz.

Außerdem verlor man in dieser Phase 1:2 im Meistercup bei Honved Budapest, ehe ein Zitter-3:1 im Rückspiel doch noch das Ticket für die erstmals ausgetragene Gruppenphase der besten acht Teams bedeutete. Die beiden Gruppensieger sollten das Finale bestreiten und Sampdoria wurde in die Gruppe mit viel Revanche-Potenzial gelost. Zum einen gegen den RSC Anderlecht, den man anderthalb Jahre davor im Endspiel bezwungen hatte. Und Titelverteidiger Roter Stern Belgrad – jener Klub, der Boškov durch welche Kräfte auch immer in seiner Zeit bei Vojvodina immer im Weg gestanden war. Dazu kam Panathinaikos Athen.

„Der Ball geht rein, wenn Gott das so will“

Im ersten Spiel daheim gegen den jugoslawischen Meister und Meistercup-Titelverteidiger mit Spielern wie Mihajlovic und Jugovic brachte ein Belgrader Eigentor Samp schnell in Führung, ehe Vialli nach der Pause alles klarmachte. Dann wurde es aber harzig. In Athen gab’s nur ein 0:0 und bei Anderlecht sogar eine 2:3-Niederlage. Dank eines 2:0-Heimsieges gegen die Belgier fuhr Sampdoria einen Punkt hinter Roter Stern auf Platz zwei liegend nach Sofia, wo das Spiel wegen des beginnenden Krieges am Balkan ausgetragen werden musste.

Wie schon im Jahr davor gegen Inter machte Boškov auch in diesem Spiel die Abwehr dicht, und wie schon im Jahr davor gegen Inter verstand es Boškov, seine Spieler extrem heiß zu machen und mit einem ungeheuren Glauben in sich selbst auszustatten. Das 0:1 durch Mihajlovic schockte Samp nicht, obwohl sie gewinnen mussten. Immer aggressiver wurde das Team, zur Pause führte man schon 2:1, am Ende gab’s einen 3:1-Sieg. Wegen der klar besseren Tordifferenz reichte im letzten Spiel daheim gegen Panathinaikos ein Punkt, den gab’s auch – wiewohl Roter Stern in Brüssel sogar verlor.

20. Mai 1992 in London gegen den FC Barcelona

In der Serie A hatte Sampdoria wieder zu Form gefunden, nach der schwarzen Serie im Herbst hatte es nur noch eine einzige Niederlage gegeben, als Sechster verpasste man aber die Qualifikation für die folgende Europacup-Saison – zu viele Unentschieden hatte man aufs Konto gebracht.

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Meistercup-Finale 1992: Samp – Barcelona 0:1 n.V.

Dennoch sollte das Finale im Wembley der Höhepunkt der Ära werden, Gegner war- wie schon im Cupsieger-Finale drei Jahre davor – Johan Cruyffs FC Barcelona. Bei dem allerdings nur noch drei Spieler vom Finale 1989 mit dabei waren, bei Sampdoria waren es sieben.

Boškov setzte, eh klar, vornehmlich auf Defensive. Lanna war nach dem Abgang von Luca Pellegrini zum Libero geworden, Vierchowod (gegen Salinas) und Mannini (gegen Stoichkov) gaben die Manndecker, dazu wurde Fausto Pari speziell auf Michael Laudrup angesetzt und Katanec sollte die Kreise des 21-jährigen Mittelfeld-Organisators Pep Guardiola einengen und ihm die Passwege zu Bakero und Laudrup zustellen.

Cruyff ging ein wenig von seinem 4-3-3 ab, indem er Eusebio und Bakero beide Richtung Mittefeld-Zentrum tendieren und die rechte offensive Außenbahn damit eher verwaisen ließ. Auch er hatte Respekt vor den Pässen Cerezos und auch Katanec‘, die die „gemelli terribili“, die schecklichen Zwillinge Mancini und Vialli, aus dem defensiven Mittelfeld heraus bedienen sollten. Das war, neben Dauerläufer Lombardo auf der rechten Seite, Sampdorias einziger echter Plan nach vorne.

Bei Barcelona war Ronald Koeman derjenige, über den im Aufbau so gut wie alles lief, mit Guardiola als Adjutanten. Cryuff ließ mit Hristo Stoitchkov einen echten Linksaußen beginnen, hatte mit Salínas einen klassischen Mittelstürmer auf dem Platz, und setzte auf ein Trio im offensiven Mittelfeld – Laudrup, Bakero und Eusebio. Da die beiden Teams ihre jeweiligen Matchpläne auf einem sehr ähnlichen Niveau ablieferten, hatte zur Folge, dass es zwar kein schlechtes Spiel war, aber eines ohne echte Höhepunkte. Barcelona kam gegen die robuste Manndeckung von Samp nicht zur Geltung, die Italiener wurden in ihrem recht vorhersehbaren Aufbauspiel gut von der Defensive der Katalanen in Schach gehalten.

Der erste, der sich bewegte, war nach einer Stunde Cruyff. Er nahm Salinas vom Feld und brachte dafür mit Andoni Goikoetxea einen echten Rechtsaußen, dafür ging Stoitchkov ins Sturmzentrum und Laudrup auf die linke Seite – eine Maßnahme, die bei Stoitchkovs Pfostenschuss schon beinahe gefruchtet hätte. Andererseits fehlte nun aber natürlich ein Spieler im Zentrum, wodurch die Anspiele in die Spitze höhere Chancen hatten, anzukommen – Vialli vergab in dieser Phase zwei Sitzer, die die Partie zugusten von Sampdoria vorentscheiden hätten können.

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Ausgeglichenes Finale im alten Wembley, das sah auch Boskov so.

Dadurch, dass Barcelona die rechte Seite nun besetzt hatte, musste Boškov reagieren und statt des offensiver denkenden Bonetti einen eher defensiver denkenden bringen – das war Giovanni Invernizzi. Goikoetxea mühte sich ab, konnte aber gegen den neuen Mann keine Akzente setzen. So ging’s in die Verlängerung, wo Barcelona sich langsam leichte Vorteile erarbeiten konnte – das aggressive Spiel von Sampdoria forderte langsam aber sicher Tribut. So ging’s etwa für Vialli nach 100 Minuten gar nicht mehr weiter, für ihn kam Renato Buso in die Partie – der Stürmer war vor der Saison von der Fiorentina gekommen.

In der 111. Minute versuchte dann Invernizzi, vor der Strafraumgrenze den Ball gegen Eusebio zu erobern, fiel dabei hin, bekam den Ball etwas unglücklich auf die Hand und bekam die Kugel am Boden sitzend noch einmal an den Ellenbogen. Der deutsche Referee Schmidhuber entschied auf Absicht und damit indirekten Freistoß – weil Ronald Koeman für seinen brutalen Wumms bekannt war, den er auch in diesem Spiel schon diverse Male ausgepackt hatte, eine gefährliche Situation. Und eine Entscheidung, über die sich die Italiener aufregten (natürlich, sonst wären sie ja keine Italiener) – aber in diesem Fall hatten sich wohl nicht ganz Unrecht mit ihrem Unverständnis.

So oder so: Koeman drosch die Kugel durch die aus der Mauer herausstürmenden Mannini und Pari hindurch am chancenlosen Pagliuca vorbei ins Tor – das 1:0, auf das Sampdoria in den verbleibenden acht Minuten keine Antwort mehr hatte. Mit Barcelona hatte erstmals nach 26 Jahren wieder ein spanisches Team den Meistercup geholt, und für die Katalanen war es der erste überhaupt. Bei Sampdoria endete eine Ära.

Das Team zerfällt, der Präsident stirbt

Dass Boškov den Klub nach sechs Jahren verlassen und zur Roma wechseln würde, war schon vor dem Endspiel in London klar, vier Tage nach der bitteren Niederlage gegen Barcelona endete die Ära Boškov mit einem 2:2 gegen Absteiger Cremonese, ein von Fauso Pari erzieltes Elfmeter-Tor war das letzte unter dem Serben. Gianluca Vialli, mit 27 Jahren mittlerweile im besten Fußballer-Alter, nahm ein Angebot von Juventus Turin an. Mangelnde Ambition kann man dem Klub aber auch danach nicht absprechen: Benficas Meistertrainer Sven-Göran Eriksson beerbte Boškov als Coach, mit Vladimir Jugovic kam ein europäischer Superstar von Roter Stern Belgrad, als dieser Klub wegen des gerade ausgebrochenen Krieges alle seine Topspieler verlor. Ein Jahr später – Samp hatte 1993 als Sechster erneut den internationalen Bewerb verpasst – verpflichtete man den bei Milan im Kampf von sechs Legionären um drei Plätze aufgeriebenen Ruud Gullit und den Engländer David Platt von Juventus und wurde immerhin Dritter und gewann den Cup. Bis heute der letzte Titel des Klubs.

Allerdings lag da schon der drohende Schatten des Niedergangs über dem Klub, weil Präsident Paolo Mantovani im November 1993 mit nur 63 Jahren starb. Sein Sohn Enrico übernahm Sampdoria, und auch ohne Gullit (der zu Milan zurückkehrte), Katanec (der aufhörte) und Pagliuca (der zu Inter ging) scheiterte man im Halbfinale des Cupsieger-Bewerbs erst im Elferschießen an Arsenal. Danach ging’s nur noch bergab: Nach dem achten Platz 1995 gingen Lombardo, Vierchowod und Jugovic allesamt zu Inter, Roberto Mancini konnte man immerhin bis 1997 halten, ehe er gemeinsam mit Trainer Eriksson zu Lazio ging. Boškov war da nach einem Jahr bei der Roma und zwei bei Napoli bereits bei Servette Genf gelandet, ehe er Nachfolger seines Nachfolgers wurde und zu Sampdoria zurückkehrte.

Mit Rechtsverteidiger Moreno Mannini und Wadenbeißer Fausto Salsano fand er nur noch einen Spieler aus seiner erfolgreichen Ära immer noch vor, dazu einen schon ansatzweise altersmüden Jürgen Klinsmann, einen noch sehr jungen Vincenzo Montella, die späteren Weltmeister Boghossian und Karembeu – und seinen Landsmann Sinisa Mihajlovic. Das Rad der Fußball-Welt hatte sich aber weitergedreht, Boškov konnte an alte Erfolge nicht anschließen. Sampdoria landete im Tabellen-Niemandsland und Boškov zog weiter.

Epilog: Charleroi am 13. Juni 2000

Nach einem Kurzauftrit Boškov, mittlerweile 68-jährig, in Perugia übernahm er 1999 wieder die Nationalmannschaft Jugoslawiens – wiewohl das nur noch der „Rest“ war, nach dem Balkan-Krieg, mit Serbien und Montenegro. 27 Jahre nach seiner Ausbootung vor der WM in Deutschland durfte Boškov diesmal das Turnier auch tatsächlich als Teamchef erleben. Obwohl er sich im Nachhinein vielleicht gewünscht hat, es wäre nicht so gewesen. In der Vorbereitung schickte Boškov seine Truppe auf eine ausgedehnte Asien-Tournee, was ihm viele seiner nach einer langen europäischen Saison ausgelaugten Stars – allen voran Sinisa Mihajlovic – übel nahmen. Dazu musste er bei einer Presse-Konferenz vorm ersten Spiel zugeben, sich von den Gruppengegnern nicht einmal Videomaterial angesehen zu haben. Und dann kam’s zum Wiedersehen mit seinem alten Schüler Srecko Katanec.

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Jugoslawien – Slowenien 3:3 (0:1) bei der EM 2000

Katanec war slowenischer Teamchef geworden und hatte die No-Name-Truppe sensationell zur EM geführt. Niemand gab dem mit vier Spielern aus der österreichischen Liga antretenden Underdog (Milanic von Sturm, Ceh vom GAK, Milinovic und Udovic vom LASK) eine Chance. Doch nach einer Stunde führte der freche Außenseiter gegen die mit einer beinahe unerträglichen Überheblichkeit auftretenden Serben mit 3:0, dann gingen auch noch Sinisa Mihajlovic die Gäule durch, er sah nach 60 Minuten die rote Karte.

Erst jetzt wachten die Serben auf, retteten noch ein 3:3-Remis. Aber mit ihrer überharten und weitgehend unkreativen Spielweise wirkte die Mannschaft bei dem Turnier, das vor allem wegen außergewöhnlichem Offensiv-Fußball und spielerischen Highlights glänzte, völlig deplatziert. Im zweiten Spiel mühte man ein 1:0 gegen Norwegen über die Zeit, obwohl sich Mateja Kezman schon 44 Sekunden (!) nach seiner Einwechslung die rote Karte abholte und auch beim 3:4 gegen Spanien absolvierte man die letzte halbe Stunde nur noch zuzehnt. Dazu gab’s in den letzten beiden Gruppenspielen zehn gelbe Karten, damit einige Gesperrte in der nächsten Runde.

Und die Abneigung von ganz Fußball-Europa obendrein. Gegen Holland trauten sich die Serben nach Lastwagenladungen medialer Prügel selbst dafür nicht mehr austeilen, man ging 1:6 unter (und das Ehrentor fiel erst in der Nachspielzeit) und bis auf die serbischen Fußball-Fans trug darüber keiner Trauer. Der robuste Defensiv-Fußball, den Boškov spielen ließ, kann man mit zwar aufbrausenden, im Zweifel aber disziplinierten Italienern durchziehen, so lautete die Erkenntnis – aber nicht mit einer aufgestachelten Truppe, die wie auf einer persönlichen Vendetta gegen Fußball-Europa wirkte und bei der der so auf Disziplin achtende Boškov auch aufgrund der Vorkommnisse vor der EM keinerlei Autorität mehr hatte.

„Nach dem Regen kommt die Sonne!“

Das 1:6 gegen Holland war Boškovs letztes Spiel als Trainer. Er war kein Visionär, keiner, der für eine eventuelle taktische Revolution gesorgt hätte. Seine Teams hatten Erfolg durch ein extremes Maß an mannschaftlicher Geschlossenheit, robustem Zweikampfverhalten und dem Ausspielen individueller Klasse, wie jahrelang mit Vialli und Mancini. Er war bekannt und geachtet durch seine pointierten Aussagen, die oft mehr Spaß machten als Spiele seiner Mannschaften anzusehen.

Vujadin Boškov starb am 27. April in seiner Heimatstadt Novi Sad. Er wurde 82 Jahre alt.

(phe)

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Man City nach 1:0 auf dem Weg zum Titel – weil man United das Zentrum abnahm https://ballverliebt.eu/2012/04/30/man-city-nach-10-auf-dem-weg-zum-titel-weil-man-united-das-zentrum-abnahm/ https://ballverliebt.eu/2012/04/30/man-city-nach-10-auf-dem-weg-zum-titel-weil-man-united-das-zentrum-abnahm/#respond Mon, 30 Apr 2012 21:49:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7102 Man City nach 1:0 auf dem Weg zum Titel – weil man United das Zentrum abnahm weiterlesen ]]> Es hatte schon Clásico-Dimensionen, wie das Spiel von Man City gegen Man United im Vorfeld aufgebauscht wurde. Kein Wunder – schließlich war es nicht nur ein Derby, sondern sollte als drittletzte Partie der Saison auch eine Entscheidung im Titelrennen bringen. Letztlich gewann City verdient mit 1:0 – weil man es schaffte, das Zentrum immer mehr in die eigene Hand zu bringen.

Manchester City - Manchester United 1:0

Im Herbst hatte City alles niedergewalzt und schien unaufhaltsam. Dann schwächelten die Citizens und United hatte zeitweise schon acht Punkte Vorsprung. Und doch kam es nach einigen eher kuriosen Punktverlusten der Red Devils zum zumindest vorentscheidenden Showdown um den Titel in der Premier League! Die Ausgangslage war klar: Gewinnt City, schaut es sehr gut aus mit der ersten Meisterschaft seit 44 Jahren. Gewinnt City nicht, ist United der 13. Titel der Ära Ferugson kaum noch zu nehmen.

3:2 für United

Zu Beginn der Partie hatte United drei Mann im Mittelfeld-Zentrum (Carrick, Scholes und Park), die einem Duo bei City (Barry und Touré) gegenüber standen. Das erlaubte United nicht nur die Kontrolle über diese Zone, sondern brachte wegen der speziellen Rollenverteilung der drei auch mit sich, dass City kaum dazu kam, von hinten heraus Spielzüge aufzubauen.

Denn während Carrick absicherte, preschte Scholes immer wieder nach vorne und unterstützte Park dabei, auf die Innenverteidiger bzw. die zentralen Mittelfeldspieler von City zu pressen. Das klappte recht gut, die Citizens kamen kaum zu geordnetem Spielaufbau und somit trotz einem deutlichen Plus an Ballbesitz nicht wirklich zu Chancen.

Auch deshalb, weil es Agüero (ganz vorne) und Tévez (etwas hängend) am Nachschub aus der Mitte fehlte. Und weil von Clichy auf der linken Angriffsseite von City wenig kam und Silva so gegen Jones auf sich alleine gestellt war, blieb nur noch die rechte Außenbahn mit Nasri und vor allem Pablo Zabaleta. Der argentinische Linksverteidiger nützte den Freiraum, den ihm der recht weit innen spielende Giggs nützte, prächtig. Er wetzte die Linie auf und ab, versuchte viel und war Citys aktivster Spieler. Ihm war es zu verdanken, dass Evra hinten gebunden war und Giggs praktisch nicht am Spiel teilnahm.

Pressing lässt nach, Touré und Barry switchen

Ob es daran liegt, dass Scholes und Park nicht mehr die Jüngsten sind? Jedenfalls ließ ihr recht effektvolles Pressing nach rund 20 Minuten immer mehr nach. Das erlaubte es City, deutlich mehr Zugriff auf das Zentrum zu bekommen. Was wohl auch am kurzzeitigen Positionswechsel von Barry und Touré lag: War die Stoßrichtung des Pressing zuvor eher auf die halblinke Seite von Barry gegangen, der damit massive Probleme hatte, konnte nach diesem Platztausch der körperlich extrem robuste Yaya Touré deutlich besser damit umgehen.

Es ist jedoch eine Henne-Ei-Frage, ob das eine das andere bedingt hat, oder doch eher das andere das eine. Jedenfalls wurden die Aktionen von City deutlich konkreter, Tévez konnte immer mehr ins Aufbauspiel mit einbezogen werden und der Druck, den Zabaleta machen konnte, wurde immer mehr, und United wurde mehr und mehr in die Defensive gedrückt.

3:3 – City gleicht aus (und geht an Toren in Führung)

Zudem orientierte sich David Silva von seiner ursprünglichen linken Außenbahn nun immer mehr ins Zentrum. Das bedeutete, dass City einen zusätzlichen Spieler dort hatte, und United die Überzahl damit los war. Das, verbunden mit dem kaum mehr vorhandenen Pressing von Scholes und Park, führte zu einer klaren Überlegenheit von City. Zwar brauchte es kurz vor der Halbzeitpause einen Eckball, einen wuchtigen Kopfball von Kompany und ein verlorenes Duell von Smalling vor dem Tor, aber die 1:0-Führung für City war absolut nicht unverdient.

United kam zwar mit dem Versuch aus der Kabine, höher zu stehen, mehr nachzurücken und den fleißigen, aber wirkungslosen Rooney zu unterstützen. Nur: Ein Konter von City vier Minuten nach Wiederanpfiff rief bei United in Erinnerung, dass man dadurch noch anfälliger war für ein zweites und damit ziemlich sicher entscheidendes Gegentor.

3:2 für City

City hatte nun auch personelles Übergewicht im Zentrum

So nahm Alex Ferguson nach einer Stunde Park vom Platz und brachte mit Danny Welbeck einen neuen Mann für die Spitze, Rooney spielte nun etwas hinter dem neuen Mann. Er stand aber nicht so tief wie Park zuvor, weshalb United das Zentrum praktisch hergab. Umso mehr, nachdem Mancini statt Tévez kurz darauf De Jong ins Spiel brachte, somit auf ein 4-3-3 umstellte. Nun standen drei City-Spielern (De Jong, Barry, Touré) nur noch zwei Mann von United (Scholes und Carrick) gegenüber.

Die wenig überraschende Folge: Die Einwechslung von Welbeck verpuffte, weil Rooney in seiner tiefen Positionierung von De Jong und Barry abgeschirmt wurde und so ein noch geringerer Faktor war als zuvor. Ferguson erkannte das und besetzte in seinem 4-4-2 die Flanken neu (Young für Nani, davor Valencia für Scholes; Giggs ging zu Carrick ins Zentrum). Effekt? Praktisch Null.

Im Gegenteil, je näher es dem Schlusspfiff entgegen ging, desto ungenauer wurden die Pässe schon von hinten heraus. United schien am Ende massive Probleme zu haben, die Nerven im Zaum zu halten, anders sind die teils extrem billigen Abspielfehler kaum zu erklären. Dennoch blieben sie noch lange am Leben, weil es City verpasste, den Sack zuzumachen – aber am Ende doch den verdienten 1:0-Sieg einfahren konnte.

Fazit: United fehlte der Plan

City war, von der Anfangsphase abgesehen, die bessere Mannschaft und holte sich verdient den Sieg. Vor allem Zabaleta, der Giggs zum Statisten degradierte, auf der linken Seite und Yaya Touré, der mit seiner unglaublichen Klasse das Zentrum immer mehr dominierte, waren die Schultern, auf denen der Sieg ruhte.

Der Versuch von United, mit gezieltem Pressing die eindeutigen Geschwindigkeits-Nachteile im Mittelfeld auszugleichen, gingen nur rund 20 Minuten gut, dann setzte sich aber immer mehr die größere körperliche Robustheit und der kaum umzuhauende Taktgeber Touré durch. Scholes und Park konnten immer weniger entgegen setzen, Giggs genausowenig, und nach Uniteds Umstellung auf das 4-4-2 hatte City noch weniger Probleme, den Sieg nach Hause zu bringen.

United fehlte es ganz deutlich an einem funktionierenden Plan, wie die Defensive von City zu bezwingen gewesen wäre. Zabaleta und Clichy machten die Flügel zu, Barry und De Jong das Zentrum, und in der Innenverteidigung waren Kompany und Lescott eine Macht. Rooney konnte sich nie gewinnbringend zwischen den Linien postieren. Immer wieder ließ er sich weit fallen, dann fehlte jedoch vorne eine Anspielstation – United wurde ausmanövriert.

Und muss nun wohl auf einen City-Umfaller in Newcastle hoffen, will man sich doch noch den Titel sichern.

(phe)

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0:2 bei den Bayern: Man City in der CL weiter nicht ganz auf der Höhe https://ballverliebt.eu/2011/09/27/02-bei-den-bayern-man-city-in-der-cl-weiter-nicht-ganz-auf-der-hohe/ https://ballverliebt.eu/2011/09/27/02-bei-den-bayern-man-city-in-der-cl-weiter-nicht-ganz-auf-der-hohe/#comments Tue, 27 Sep 2011 21:13:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5808 0:2 bei den Bayern: Man City in der CL weiter nicht ganz auf der Höhe weiterlesen ]]> In der Premier League läuft’s richtig gut für Man City. Aber in der Champions League? Nach dem 1:1 gegen Napoli setzte es bei den Bayern einen verdiente 0:2-Niederlage. Weil Trainer Mancini die Mittelfeld-Zentrale zu lange unterbesetzt ließ, zu spät wechselte und Mario Gomez die wenigen echten Chancen eiskalt nützte.

Bayern München - Manchester City 2:0

Die Bayern? Nach dem Ausrutscher gegen Mönchengladbach am ersten Bundesligaspieltag mit elf Pflichtspiel-Siegen und 30:0 Tore, die deutsche Bundesliga niederwalzend. Man City? Stark gestartet, 16 von 18 möglichen Punkten in der Premier League, der größte Konkurrent von Lokalrivale United in der Premier League. Das Aufeinandertreffen am 2. Gruppenspieltag der Königsklasse hatte schon was von Clash of the Titans – obwohl Man City sich zum Start sicher mehr als ein 1:1 daheim gegen Napoli erhofft hatte.

Überzahl im Mittelfeld

Versuchten es die Citizens gegen Napoli zu viel über die Mitte, ließen sich diesmal genau diese Zone etwas unterbesetzt. Die Bayern übernahmen hier schnell das Kommando im Mittelfeld – kein Wunder, mit einem 4-2-3-1 gegen das 4-4-2 von Manchester City. Hier kam aber noch ein weiterer Faktor hinzu: Weil Ribéry und Müller sich oft sehr weit im Zentrum aufhielten und sich dort viel und gut bewegten, wuchs die Überzahl der Bayern im Zentrum noch weiter an. Das Team von Roberto Mancini hatte zwei Varianten, darauf zu reagieren – Spielkontrolle generieren konnte zunächst keine davon.

Wenn die Mittelfeld-Außen Nasri und Silva einrückten, um die Dominanz der Bayern im Zentrum zu brechen, ließen sie viel Platz für die Läufe von Lahn und vor allem Rafinha offen. Blieben die beiden draußen, arbeiteten sie zwar gut gegen die Bayern-Außenverteidiger zusammen (indem sie sehr eng an den eigenen AVs Richards bzw. Clichy standen), aber Kroos konnte mit seiner Spielübersicht im Zentrum schalten und walten. Was ihm leicht fiel, weil sich nicht nur Ribéry und Müller ständig in seiner Nähe tummelten, sondern auch Gomez sehr tief stand und somit im Grunde eine offensive Viererkette bei den Bayern stand. Klar: Wirklich torgefährlich wurden die Bayern nicht. Aber sie spielten geschickt um das Pressing von City herum und ließen nach hinten fast nichts zu (eben der mögliche Elfer in der 2., der verweigerte in der 23. und eine Flanke von Richards nach etwa zehn Minuten).

Raumaufteilung passt nicht

Das Hauptproblem bei City war, dass der Raum, den man den Bayern vor der eignen Mittelfeld-Kette gewährte, zu groß war. Mit anderen Worten: Agüero und Dzeko standen zu weit vorne, als dass sie wirklich ins Spiel hätten eingreifen könnten oder sich auch als Passempfänger anbieten konnten, sodass zumindest einer aus dem Bayern-Defensivduo Schweinsteiger/Luiz Gustavo sich gefahrlos nach vorne einschalten konnte.

Barry und Yaya Touré waren defensiv gebunden, Nasri und Silva rieben sich auf und das prognostizierte Problem, das der langsame Van Buyten (der statt des grippekranken Badstuber spielen musste) mit Kun Agüero hat, wurde nicht oft zum Faktor. Die Bayern hatten das Spiel so zwar ohne wirkliche Probleme unter Kontrolle, wirklichen Zugriff auf den Strafraum von City bekamen sie nicht.

City erkennt das Problemfeld

Nach rund 20 Minuten erkannte Man City, was falsch lief und korrigierte das mit einem simplen Schachzug: Die Mittelfeldkette rückte nach vorne und störte nun schon die Spieleröffnung von hinten heraus, bzw. spätestens bei Schweinsteiger und Luiz Gustavo. Somit standen die vier offensiven Bayern nun zwar in größerem Raum zwischen Abwehr- und Mittelfeldkette, es gelang aber nicht mehr wirklich, sie auch einzusetzen.

Die Citizens setzten Bayern nun früher unter Druck und befreiten sich so aus der spielerischen Umklammerung, in der sie vorher gesteckt sind. Sie schafften es aber weiterhin nicht so richtig, das Tempo der beiden Spitzen gegen Van Buyten auszunützen – da war das Aufbauspiel dann doch wiederum zu statisch und zu langsam von hinten heraus. Angriffe wurde verschleppt und der Zug zum Tor fehlte.

Zwei baugleiche Tore

Da im Mittelfeld nun eine Pattsituation entstand, wurde aus dem ganzen Spiel eine ausgeglichenere Angelegenheit. Bitter also für die Gäste, dass just in der Phase, in der sie mit einer guten Adjustierung die Bayern etwas am Spielfluss hindern konnten, die beiden Tore fielen. Die Bayern kamen zur 2:0-Pausenführung, sie taten aber nichts grundsätzlich Anderes, um wiederum selbst die etwas verloren gegangene Kontrolle wiederzuerlangen.

Nein, es waren zwei Schüsse von außerhalb des Strafraums (Ribéry nach einem Lauf von Lahm bzw. ein Freistoß von Kroos), zweimal ließ City-Keeper Joe Hart prallen, zweimal war Mario Gomez da. Allerdings auch, weil er schneller reagierte als die Abwehr der Hellblauen.

Mancini reagiert viel zu spät

Ab der 55. Minute

Erstaunlicherweise stellte City-Trainer Roberto Mancini zur Halbzeit nicht um, sondern wartete damit noch weitere zehn Minuten zu. Dann nahm er den wirkungslosen Edin Dzeko aus dem Spiel und brachte mit Nigel de Jong endlich die dringend benötige personelle Verstärkung für das Mittelfeld. De Jong bildete mit (dem noch etwas tiefer stehenden) Barry nun das defensive Mittelfeldzentrum, Yaya Touré orientierte sich nach vorne.

Der Plan dahinter war klar: Im Zentrum gegen die flinken Bayern weiterhin sicher stehen, einen zusätzlichen Ballgewinner hinstellen um mehr körperliche Präsenz zu zeigen, und mit der ganzen Wucht von Yaya Touré und etwas höher stehenden Mittelfeld-Außen sollte nach vorne für Druck gesorgt werden – das schaffte der Ivorer zuvor wegen überbordender Defensivaufgaben gar nicht. Es war nun ein recht klares 4-2-3-1 auch bei Man City.

Bayern lassen Tempo entweichen

Die Bayern ließen sich davon aber überhaupt nicht beeindrucken und nahmen das Tempo, das die davor ziemlich hoch gehalten hatten, aus dem Spiel. Es wurde eher mal im Mittelfeld abgewartet, auch um City etwas herauszulocken und dann in die sich bietenden Räume hineinzustoßen. Außerdem suchten die Münchner, allen voran der sehr viel arbeitende und stark spielende Ribéry, vermehrt Eins-gegen-Eins-Situationen und provozierten so Fouls. Das Spiel verlor seinen Fluss, was aber natürlich durchaus im Interesse der Bayern war.

Mancini versuchte, mit Wechseln innerhalb seines Sytems das Ruder noch herum zu reißen, aber die an sich völlig richtige Hereinnahme von De Jong und die besser auf den Gegner abgestimmte Raumaufteilung im Mittelfeld verpuffte an den vor Selbstvertrauen nur so strotzenden Bayern und dem erkennbaren Fehlen der Überzeugung, den Zwei-Tore-Rückstand wirklich noch aufholen zu können. So verwalteten die Bayern den 2:0-Sieg sicher über die Zeit.

Fazit: Mancini wählte das falsche System

Ein völlig verdienter Sieg der in diesem Spiel klar besseren Mannschaft: Die Bayern zeigten mehr Tempo, deutlich mehr Zug zum Tor – der fehlte bei City komplett – und dazu eine Stunde lang die bessere Raumaufteilung im Mittelfeld. Barry und vor allem Yaya Touré hatten in der Spieleröffnung keinerlei Wirkung, weil sie gegen die flinken und viel rochierenden Offensivspieler der Bayern komplett aufgerieben wurden, nach vorne fehlte bei City der Plan, wie das nicht besetzte zentrale offensive Mittelfeld gegen Schweinsteiger und Luiz Gustavo überwunden werden sollte.

Die Einwechslung von De Jong als zusätzlichen Ballgewinner im defensiven Mittelfeld war logisch und richtig, erfolgte aber viel zu spät – erstaunlich, dass Mancini nicht schon mit einem dritten robusten Mann in der Zentrale begonnen hat. Denn erstens kann das seine Mannschaft eigentlich gut (im Grunde wurde die komplette letzte Saison so gespielt) und zweitens war das System und die Spielweise der Bayern kein Geheimnis.

Auch, wenn beide Gegentore aus Unsicherheiten von Keeper Hart bei Weitschüssen entstanden sind: Diese Niederlage gegen wirklich bärenstarke Bayern muss sich Roberto Mancini selbst ankreiden.

(phe)

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Durch die Mitte spielt man Napoli nicht aus – Man City so nur 1:1 https://ballverliebt.eu/2011/09/14/durch-die-mitte-spielt-man-napoli-nicht-aus-man-city-so-nur-11/ https://ballverliebt.eu/2011/09/14/durch-die-mitte-spielt-man-napoli-nicht-aus-man-city-so-nur-11/#comments Wed, 14 Sep 2011 21:08:26 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5747 Durch die Mitte spielt man Napoli nicht aus – Man City so nur 1:1 weiterlesen ]]> Manchester City startete die Saison in nicht zu stoppender Manier – im Duell der Champions-League-Debütanten gegen Napoli gab es den ersten kleinen Dämpfer für die Citizens. Weil es gegen das in Europa kaum verwendete 3-4-2-1 der Italiener an der Konsequenz im Flügelspiel fehlte.

Manchester City - SSC Napoli 1:1

Das Erfolgsgeheimnis von Napoli in der italienischen Meisterschaft beruht auf der Gegensätzlichkeit des eigenen Systems zu jenem der Gegner: Mit einer Dreierkette hinten und zwei Sechsern davor wird die fast ausschließlich über die Mitte kommende Konkurrenz aufgehalten, während die beiden Wing-Backs gegen die in der Serie A ansonsten deutlich unterqualitativ bis gar nicht besetzten Flügel die Angriffe aufgozogen wird und das Dreigestirn mit Hamsik, Lavezzi und Cavani vorne dann für die Tore sorgt.

Wie Mancini das 3-4-2-1 ausspielen will

Das geht auf internationaler Bühne so nicht, was schon in der letztjährigen Europa League klar wurde. Und gegen eine so starke Mannschaft wie Man City ist mit selbst das Spiel aufziehen schon mal gar nichts – so blieb zwar das übliche 3-4-2-1 von Trainer Walter Mazzarri bestehen, es erfüllte aber andere Zwecke als in der Serie A.

Für Man-City-Coach Roberto Mancini bedeutete das in England gar nicht vorkommende System, dass er seine Mannschaft darauf neu einstellen musste. Das machte er, indem er ein nominelles 4-4-2 auf das Feld stellte, das aber nur in den allerseltensten Fällen auch als solches spielte. Vor allem die Tatsache, dass duch die sehr tief stehenden Wing-Backs von Napoli effektiv gegen eine Fünferkette angespielt werden musste, war dabei das Hauptproblem.

Der Plan: Viel über die Außen

Mancini versuchte das zu lösen, indem er vorne mit Dzeko und vor allem Agüero zwei extrem mobile Spitzen hatte, die sich viel bewegten und die Napoli-Dreierkette, die sich oft im Strafraum zusammenzog, auseinander zu reißen versuchten. Noch wichtiger aber waren Pablo Zabaleta und Aleksandar Kolarov.

Die beiden Außenverteidiger mussten extrem viel nach vorne machen, um dafür zu sorgen, dass die Wing-Backs von Napoli beschäftigt waren und wenn möglich einer aus dem Zentrum – entweder aus der Dreierkette oder einer der beiden Sechser Inler und Gargano – nach außen musste, um zu helfen, und so Räume im Zentrum zu öffnen. Allerdings zogen Silva und Nasri oftmals zu früh in die Mitte, um das wirklich konsequent genug zu machen.

Napoli tut sich nach vorne schwer

City sammelte so zwar zwei Drittel Ballebesitz, aber gegen die dicht stehende Abwehr der Italiener kamen sie nur dann durch, wenn es gelang, Napoli herauszulocken oder nach Standardsituationen für Napoli in der Hälfte von City schnell nach vorne zu kommen. Was nicht oft der Fall war – Dzeko verzog gleich zu Beginn nur knapp, Touré holzte den Ball nach einer halben Stunde an die Latte. Ansonsten war das viel Ballbesitz und wenig Chancen.

Napoli kam nur in Ausnahmefällen nach vorne, weil Zuñíga und Maggio wahnsinnig viel mit Defensivaufgaben gebunden waren, und die beiden Sechser sowieso. So fehlte es dem Offensiv-Trio am Nachschub und es gelang nicht allzu oft, sie einzusetzen. Und wenn doch, konnten sie sich nur dann etwas festsetzen, wenn sie es schafften, den Ball so lange zu halten, bis Mannschaftskollegen aufgerückt waren. Oder, wenn Anspiele schnell verarbeitet wurden – so wie in der 17. Minute, als Lavezzi mit dem ersten Angriff der Italiene die Latte traf.

City zu viel durchs Zentrum

Das änderte sich ein wenig nach dem Seitenwechsel. Anstatt noch mehr als vor der Pause zu versuchen, das Spiel breit zu machen und die Fünferkette so in Verlegenheit zu bringen, spielte sich City nun noch mehr in der Mitte fest und erlaubte so den Wing-Backs von Napoli, deutlich mehr als in der ersten Hälfte nach vorne zu rücken. Das hatte naturgemäß zur Folge, dass Kolarov und Zabaleta nicht mehr so viel ins Angriffsspiel eingebunden waren. Was wiederum das Spiel von City noch mehr in die Mitte verlagerte.

Napoli hatte das Geschehen defensiv im Griff, es fehlte im unmittelbaren Zentrum aber an Manpower, um das für sich auszunützen. Darum brachte Mazzarri nach einer Stunde mit Blerim Dzemaili auch seinen zweiten Schweizer (neben Inler) für Lavezzi, der neue Mann stellte sich etwas tiefer als der Argentinier vor ihm – und siehe da, Gargano und Inler taten sich nun viel leichter, den Ball kontrolliert nach vorne zu bringen.

Ein Standard rettet City

City ließ nun neben Flügelspiel und Tempo auch zunehmend die Präzision vermissen, und so nützte Napoli einen leichten Ballverlust zu einem schnellen Konter, den Cavani cool zur 1:0-Führung für die Italiener abschoss. Nicht ganz unverdient, denn in der zweiten Hälfte war der Dritte der letzten Serie-A-Saison deutlich besser im Spiel und konnte auch die Ballbesitz-Statistik annähernd ausgleichen.

Da City die spielerischen Mittel vermissen ließ und nachdem Agüero für den zweiten Lattenschuss der Gastgeber gesorgt hatte, musste wenige Minuten später ein Freistoß herhalten, um den Ausgleich zu erzielen – Kolarov versenkte ihn mit der letzten Aktion, bevor er für Gaël Clichy den Platz verlassen musste. Zudem kam Adam Johnson für den weitgehend unproduktiven Samir Nasri neu in die Partie.

Das erhöhte zwar den Punch über die rechte Seite (Silva war auch links gewechselt) und bereitete die größte Siegchance für City vor (Dzeko verzog knapp), aber Ordnung und Präzision im Spiel nach vorne gingen weiterhin ab. Zudem nützte Napoli das mit geschicktem Positionsspiel im Mittelfeld aus, um nicht mehr wirklich in Gefahr zu kommen, den Punkt zu verlieren.

Fazit: City immer schlampiger, Napoli immer sicherer

Der Plan von Manchester City, durch weit aufrückende Außenverteidiger die Wing-Backs von Napoli zu beschäftigen und so zu versuchen, die Defensive auseinander zu ziehen, war zwar grundsätzlich richtig, wurde aber zu unkonsequent ausgespielt. So hielt Napoli vor der Pause gut dicht und fand nach dem Seitenwechsel, als City immer mehr mit dem Kopf durch die Wand wollte, immer besser ins Spiel.

Daher ist der Punkt, den Napoli aus England mitnimmt, auch verdient. Denn während City im Spielverlauf immer schlampiger wurde, wurden die Italiener immer sicherer und trauten sich spätestens mit der Einwechslung von Dzemaili immer mehr zu. Für Napoli zweifellos ein gewonnener Punkt, für City zwei verlorene – im ersten Pflichtspiel dieser Saison, das die Mannschaft nicht gewinnen konnte.

(phe)

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Nanis Werk und Rooneys Beitrag https://ballverliebt.eu/2011/02/13/nanis-werk-und-rooneys-beitrag/ https://ballverliebt.eu/2011/02/13/nanis-werk-und-rooneys-beitrag/#comments Sun, 13 Feb 2011 18:51:37 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4047 Nanis Werk und Rooneys Beitrag weiterlesen ]]> Einmal mehr trafen sich die Red Devils und die Blues in Old Trafford zum „Pathetic Clash“, wie Sir Alex Ferguson das 158. Manchester Derby im Vorfeld bezeichnete. Am Ende machten ein gewitzter Strippenzieher und ein spektakuläres Tor von Wayne Rooney den Unterschied. Für das Heimteam ein wichtiger Schritt Richtung Meisterschaft, für die Anderen das wohl endgültige Platzen des Titeltraums.

Manchester United - Manchester City

Eine etwas kuriose Szene leitete das Spiel ein: Bei einem Seitenlinienduell zwischen Vidic und Richards kamen nicht nur die beiden Kicker, sondern auch der unbeteiligte Linesman zu Fall. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.

Schnell, doch nicht gefährlich

Schon in diesen ersten Minuten sah man beiden Teams den Siegeswillen an. Vorerst übernahmen die Hausherren das Kommando, trotzdem hätte sich Citys Silva in Minute 4 bereits in die Torschützenliste eintragen können. Nach sehenswerter Kurzpasskombo schickte Ex-United-Stürmer Carlos Tevez seinen Offensivkollegen Silva alleine Richtung van der Sar. Aus spitzem Winkel brachte er die Fußballkugel  zwar am niederländischen Keeper, aber auch an dessen Tor vorbei. Schrecksekunden für die Red Devils, die folgenlos blieben.

Nach fünf Minuten hielt das Heimteam bereits bei 4 Eckstössen, konnte aber noch keine Torchancen vorweisen. Der nominell als rechter Außenstürmer aufgefahrene Nani war früh auf beiden Spielfeldseiten umtriebig, und unterstützte somit öfters die Achse Evra-Giggs, die sich schnell als essentiell für die Gastgeber erwies. Eine weitere Ingredienz des Rezepts „United“ war das schnelle Überbrücken des hinteren Mittelfelds. Der Ball wanderte meist direkt von Evra zu Giggs, oder eben in die Zentrale, wo Routinier Paul Scholes zu Werke ging. Sich schnell vor den Strafraum der Citizens vorarbeiten, erwies sich als durchaus lösbare Aufgabe.

Weniger erfolgreich war man im Kreieren von Torschussmöglichkeiten. Starkes Indiz: Nach 10 Minuten war ein 20-Meter-Schuss von Nani (knapp übers Tor) die erste nennenswerte Gefahr für das Tor von Blues-Keeper Hart. Fünf Minuten später vergab Yaya Toure eine Kopfballgelegenheit nach Freistossflanke. Eben jener Spieler fungierte rechts bis halbrechts vor dem 16er von United sowohl als Ballverteiler, wie auch als technisch versierter Eindringling. Bei mittlerweile gleichen Spielanteilen – City führte nach 22 Minuten mit 51:49 in der Ballbesitzstatistik – waren die Gäste das gefährlichere Team.

Toure agierte auf seiner Position höchste effektiv, obwohl diese Abwehrseite vom Gegner nominell besser besetzt war (Evra, Vidic) als gegenüber (Smalling. O’Shea). Des Rätsels Lösung fand sich in Evras zu Beginn undiszipliniertem Abwehrverhalten. Die meist in abgefangenen Querpässen Vorstösse von Man United über die linke Seite erlaubten oft den Vorstoss in Löcher, die Evra mit seinem weiten Aufrücken hinterlassen hatte. Und weil auch Vidic häufig weit aufrückte,  zeigte die Defensive der Roten einige Unsicherheiten in der Rückwärtsbewegung. Dazu musste Anderson, der im ganzen Spiel eher unauffällig war und nicht seinen besten Tag erwischt hatte, deswegen oft hinten bleiben.

Nani entscheidet Halbzeit

Nach 25 Minuten entdeckte United langsam auch die rechte Seite als Vorstossweg, was allein der Umtriebigkeit von Nani zu verdanken war. Der als RV eingesetzt O’Shea agierte dahinter in seiner Rolle als Verteidiger solide, steuerte zum Offensivspiel aber nur wenig bei. Ähnliches gilt für Smalling, bei seinem erst 4. Saisoneinsatz in der Startformation. Grundsätzlich lief das Gros der United-Vorstösse immer noch auf der linken Seite. Milner agierte häufig zu mittig, womit Evra und Giggs ausreichend Platz zum Durchmarschieren und -passen blieb. ManCity-RV Richards benötigte daher nicht nur einmal die Unterstützung seines Nachbarn Kompany. Vor ihm ackerte Barry brav, der an diesem Abend aber nicht über sich hinaus zu wachsen vermochte. Nicht nur einmal zog er gegen Mittelfeldfreigeist Scholes den Kürzeren.

Weil das Zusammenziehen der Abwehr gut klappte, die Zusammenarbeit zwischen Richards und Kompany funktionierte und Giggs Präzision beim Querpass zu wünschen übrig ließ, passierte erst einmal wenig Brenzliges. Anderson hatte sich mit seiner unfreiwilligen Defensivrolle mittlerweile angefreundet und Smalling war warmgelaufen – auch bei Manchester United kehrte nun hinten Stabilität ein. Die Mitte der ersten Spielhälfte war geprägt durch ein schön anzusehendes Hin und Her ohne echter Torchancen. Unterbrochen wurde das Spielchen lediglich durch einen unplatzierten Kopfball von Fletcher nach einer Flanke von Giggs (34′).

Und dann knallte es plötzlich. Rooney erwischte einen flott gespielten Mondball und leitete ihn mit Mühe zu Giggs weiter. Der fackelte nicht lange und brachte den Ball in den Lauf von Nani, der sich gegen den ungeschickt agierenden Zabaleta durchsetzen konnte und das 1v1 mit Hart für sich entscheiden konnte (41′).

Es war die erste Aktion, an der Rooney deutlich wahrnehmbar beteiligt war. Der sich langsam aus der Formkrise arbeitende Stürmer hatte sich bis dato zwar brav in den Angriffaufbau eingeschalten, in seiner Funktion als Spitze aber noch nichts von Bedeutung vollbracht. Nanis Führungstreffer kippte das eher für City ausschlagende Momentum völlig. Bis zum Abpfiff nach 45+2 Minuten stand der Strafraum der Citizens unter Dauerbelagerung. Für ein 2:0 langte es nicht, immerhin verfehlte Giggs das Tor aus 25 Metern nur knapp (45′).

Dzeko trifft, oder auch nicht

Die zweite Hälfte wurde mit Elferalarm eingeleitet. Yaya Toure fiel im United Strafraum, doch wie die Zeitlupe zeigte, viel zu leicht. Am Ende hätte sich Toure auch über eine Verwarnung für eine Schwalbe nicht beschweren können.

Ansonsten setzte sich das muntere Box-to-Box-Spiel fort. Mancini sah die Zeit gekommen, um zu reagieren. Der unscheinbar gebliebene Kolarov musste für Wright-Phillips weichen (52′), wenig später stockte der Blues-Coach die Offensivabteilung zu Ungunsten der Zentrale auf (Dzeko für Milner, 60′). Akute Torgefahr brannte nach 62 Minuten auf – Fletcher schickte Giggs, der narrte die Außenverteidigung und arbeitete sich auf der linken Seite knapp bis zum Tor vor. Der zurückgeeilte Barry war schließlich als Erster bei der folgenden, kurzen Flanke und verhinderte Schlimmeres.

Ähnlich überraschend wie die Führung von United erfolgte nun der Ausgleich von City. Einem Vorstoss auf der linken Aussenbahn folgte nett anzusehendes Kurzpassspiel Richtung Zentrum. Letztlich erreichte der Ball Dzeko, der einfach mal drauf hielt. Vor ihm befand sich ein Dreierblock aus Spielern, der Ball krachte Silva auf den Buckel und wurde unerreichbar ins linke Eck von van der Sars Tor abgefälscht. Und plötzlich war alles wieder offen (65′).

Eine weitere Überraschung: Dzeko erzielte an diesem Abend nicht sein erstes Tor in der Premier League, denn der Treffer wurde Silva zuerkannt.

Ale Ferguson sah die Felle davonschwimmen und nahm Anderson aus dem Spiel. Für ihn betrat der Führende der Premier League Torschützenliste, Dimitar Berbatow, das Grün des Old Trafford. Der Bulgare ordnete sich hinter Rooney ein, kombinierte wenige Male gefällig mit Nani, blieb sonst aber wirkungslos. Ähnlich wie Rooney reichte es für ihn an diesem Abend nicht zu mehr als ein paar Verzweiflungstaten.

Während den Citizen trotz Ausgleichstreffer kein Knopf im Angriff aufging, arbeitete sich Nani unermüdlich an den beiden Seiten des Gäste-Strafraums ab. Kombinieren, Bälle verteilen, Flanken, Alleingänge. Er bildete in der zweiten Reihe, gemeinsam mit Paul Scholes, das „dynamische Duo“, auf dessen Taten der Großteil der von Man United ausgehenden Gefahr zurückging. Ryan Giggs hingegen ging langsam aber sicher die Kraft aus, und so begann der Altstar sich mehr nach hinten zu orientiere, und den Platz vor sich an Berbatow abzugeben.

Rooney

Das erwähnte Zweigespann war es auch, dass dieses Spiel entschied. So schön der Treffer von Rooney auch war (ein heißer Anwärter auf das „Tor des Jahres“ übrigens), zu einem erheblichen Teil geht er auf das Konto von Scholes und Nani.

Der Reihe nach: Ein beinahe verloren geglaubter Ball wurde von Scholes durch den Korridor in technisch brillianter Manier auf den rechts ausreissenden Nani gespielt. Der richtete sich den Ball nur kurz her und schlug eine scharfe Flanke in die Mitte. Dort begriff Rooney, dass das Leder ein wenig zu viel rückdrehendes Effet mitbrachte, und setzte zum Fallrückzieher an. Dessen perfekte Ausführung wird man im Fernsehen sicher noch öfter zu sehen bekommen und als Resultat der spektakulären Einlage schlug der Ball im langen Eck ein. Goalie Hart blieb nichts anderes übrig, als wie angewurzelt stehen zu bleiben und dem Geschoss ungläubig nachzusehen (78′).

Ob dieses Sensationstor reicht, um Rooney ganz aus seiner Formkrise zu hieven, wird sich zeigen. In seinem Gesicht spiegelte sich jedenfalls mehr als bloße Erleichterung.

12 Minuten plus Nachspielzeit waren aber noch zu spielen und der Sieg längst nicht in trockenen Tüchern. Alex Ferguson beordete sein Team weiter nach hinten, verwies Berbatow weiter in die Zentrale und nahm dafür Scholes aus dem Spiel, der sein Tagwerk mehr als erfolgreich verrichtet hatte. Die Reihe vor der Abwehr wurde mit Michael Carrick verstärkt (78′).

Letztlich entschied United die folgende Abwehrschlacht für sich, wenngleich Dzeko und Toure noch die eine oder andere brenzlige Situation provozierten. Zwei Konterversuche von Manchester United blieben ebenfalls fruchtlos.

Fazit

Natürlich, Rooneys Tor der Sonderklasse war das Highlight des Spiels. Doch so oft der Treffer auch über die Bildschirme dieser Welt flimmern wird – die Köpfe hinter Uniteds Heimsieg sind andere. Besonders zu erwähnen wäre da Ryan Giggs, der eine Stunde lang Herz und Seele der linken Seite war. Dann wäre da auch noch Paul Scholes, dessen vielseitige Arbeit in der Offensivzentrale schwer zur Überlegenheit der Gastgeber in der zweiten Spielhälfte beigetragen hatte.

Tja, und dann wäre da der Mann des Matches: Nani. Zu finden auf beiden Seiten, wichtiger Passgeber vor dem Strafraum, Torschütze zur Führung und Assistgeber zur Entscheidung. Der Portugiese, einst als Ersatz für Landsmann Cristiano Ronaldo geholt, ist aus dem Angriff der Red Devils nicht mehr wegzudenken. Mancini – der weiter auf seinen ersten Derbysieg warten muss – sollte sich das dick und fett im Notizbuch vermerken. (gp)


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Offenbarungseid https://ballverliebt.eu/2010/12/02/offenbarungseid/ https://ballverliebt.eu/2010/12/02/offenbarungseid/#respond Thu, 02 Dec 2010 00:30:54 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3400 Offenbarungseid weiterlesen ]]> Die letzte Chance für Salzburg? Mit einem Sieg noch die Chance auf den Aufstieg wahren? War alles nicht zu sehen. Die Bullen präsentierten sich bei Man City wie dieses Jahr so oft als willige Opferlämmer ohne jeden Plan nach vorne. Und wenn dann noch die Defensive wackelt, gibt’s halt ein 0:3.

Manchester City - RB Salzburg 3:0

Roberto Mancini brachte diesmal mit Vieira und Milner „nur“ zwei defensive Mittelfeldspieler – so pendelte das System bei Man City zwischen einem 4-4-2 und einem 4-2-3-1, je nachdem wie weit sich die hängende Spitze Jô zurückfallen ließ. Gererell zeigte sich City in der Anfangsphase recht lauffreudig und durchaus bereit, jenes Tempo zu gehen, das zuletzt in der Premier League etwas vermisst wurde.

Shaun Wright-Phillips begann auf der rechten Seite einigermaßen flott und gemeinsam mit Jerôme Boateng wurde Jantscher nach hinten gedrängt und Druck auf den jungen Hinteregger ausgeübt. Und je länger das Spiel dauerte, desto mehr taute auch Adam Johnson auf links auf. Immer wieder gelang es ihm, an Schiemer vorbei in den Rücken der Abwehrkette zu gelangen und vor dort aus in die Mitte auf Balotelli bzw. Jô zu flanken. So entstand auch das 1:0 in der 18. Minute durch den jungen Italiener Balotelli. Dieser bewegte sich sehr viel, versuchte stets anspielbar zu sein und war somit auch recht gut ins Spiel mit eingebunden.

Alles in allem war das Spiel von Man City recht flüssig – denn obwohl Jô bei Mendes da Silva in einigermaßen guten Händen war, hatten die Citizens über die Seiten ein deutliches Übergewicht und erkennbaren Willen und auch Plan, nach vorne zu spielen. Genau das fehlte bei den Bullen einmal mehr komplett – selbst nach dem Gegentor, als sich City deutlich zurücklehnte. Genau das bringt die Fans bei Mancini so auf die Plame: Dieses ur-italienische Zurückziehen nach einer Führung.

Was gegen Salzburg aber überhaupt nichts machte. Es wurde auch nicht besser, als die Mittelfeldreihe einmal komplett umdrehte; also Jantscher/Hierländer außen genauso die Plätze tauschten wie Cziommer/Leitgeb zentral. Die Außen waren bei den umsichtigen Boateng und Zabaleta gut aufgehoben, die Zentralen bei Vieira und Milner. Das, gepaart mit der ohnehin kaderimanenten Schwäche im Aufbauspiel, ergab ein sehr diskretes Spiel der Bullen, in dem jeglicher Zug zum Tor komplett abging.

Statt auch mal einen Risiko-Pass zu versuchen, um ein wenig am Tempo-Rad zu drehen, wurde stets der sichere Ball quer oder zurück gespielt. Zudem ist „Pressing“ bei den Bullen ohnehin ein Fremdwort und es brauchte auch kein allzu heftiges solches von City, um das Spiel jederzeit unter Kontrolle zu halten. Ja, sogar Innenverteidiger Kolo Touré hatte, weil Lescott mit dem einmal mehr völlig unterirdische Boghossian (was will Salzburg mit dem???) mit links auch alleine fertig wurde, die Muße, den Ball immer wieder bis an die Mittellinie nach vorne zu tragen.

Für die zweite Hälfte brachte Stevens dann Svento statt Hinteregger. Ziel war klar: Mehr offensiven Druck auf dieser Seite aufbauen, mit dem Nebeneffekt, dass Wright-Phillips nicht mehr so zur Geltung kommen kann. Letzteres funktionierte besser als Ersteres – zwar gab es tatsächlich den einen oder anderen halbwegs ambitionierten Vorstoß gemeinsam mit Jantscher, aber diese blieben in der letzten Konsequenz harmlos. Dafür war Wright-Phillips tatsächlich nicht mehr so im Spiel wie vor der Pause.

Was aber City nicht wirklich störte, schließlich drehte Adam Johnson auf der anderen Seite umso mehr auf. Der arme Hierländer im Mittelfeld hatte noch nie einen dermaßen energiegeladenen und wirklich starken Gegenspieler (sowas gibt’s in Österreich einfach nicht), und Aushilfs-Rechtsverteidiger Schiemer alleine konnte natürlich auch nicht viel ausrichten – die einzige sinnvolle Offensivaktion der Salzburger über Johnsons Seite kam zu Stande, als dieser in der 59. Minute mal für kurze Zeit in die Kabine musste. Letzlich war es ein Ballverlust von Hierländer, der das 2:0 einleitete; aber nicht nur in dieser Szene wurde deutlich, wie unbehelligt City durch die langsame Bullen-Defensive durch kam.

Ins leblose Mittelfeld der Salzburger kam erst ein wenig Schwung, als für den verletzten Cziommer Alan eingewechselt wurde. Mit dem Brasilianer war nun ein Bullen-Spieler auf dem Feld, der sich viel bewegte, im Grunde offensiv die komplette Spielbreite abdeckte und auch mal einen guten Pass spielen kann – im Grunde also genau jene Rolle, die in den letzten Jahre der so schmerzlich vermisste Somen Tchoyi ausfüllte. In der 70. Minute war es dann so weit: Ein Weitschuss von Leitgeb prüfte City-Ersatzgoalie Shay Given. Der einzige halbwegs ernst zu nehmende Torschuss der Salzburger im kompletten Spiel.

Ehe es auf der anderen Seite wieder einschlug, durch wen sonst als Adam Johnson. Er mag zwar intelektuell, wie man hört, nicht der hellste Stern im City-Dress sein, aber ein trickreicher Spieler mit Vorwärtsdrang ist er sehr wohl. Und einer, der es genüsslich ausnutzen kann, wenn ihm die gegnerische Defensive nur andächtig zuschaut. Ein beherztes Solo, und zack, das 3:0 für die Gastgeber in Minute 78. Was natürlich die endgültige Entscheidung war.

Fazit: Den Bullen fehlt es an allem

Taugliches Zweikampfverhalten in der Defensive. Kreativität im Mittelfeld. Eine sich immer anbietende Solo-Spitze. Tempo, Pressing, Selbstbewusstsein. Alles das fehlt den Salzburgern. Was sie nicht einmal in der nationalen Liga, wo mit fußballerischem Niveau gekonnt Limbo getanzt wird, kaschieren können. Gegen eine Mannschaft wie Manchester City ganz zu schweigen. Diese hatten, obwohl einige Leistungsträger nicht dabei waren, zu keinem Zeitpunkt auch nur die allergeringsten Probleme mit einer Bullen-Mannschaft, die in dieser Form Lichtjahre von jeglicher Premier-League-Tauglichkeit entfernt waren.

So war es für die Hausherren, die eine solide Leistung boten, kaum mehr als ein lockeres Trainingsspielchen, Salzburg nicht mal ein Sparringspartner. In dieser Mannschaft gibt es nur einen einzigen Spieler, der Spielintelligenz auf internationalem Niveau hat (Mendes da Silva) und nur einen einzigen Spieler, der Bewegung und einen Hauch von Kreativität ins offensive Mittelfeld bringen kann (Alan). Das ist für einen Verein mit der Ambition und auch den Möglichkeiten von Salzburg einfach viel zu wenig.

Weshalb der letzte Platz in der Gruppe nur folgerichtig ist.

(phe)

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Arsenal nützt Gunst der Stunde https://ballverliebt.eu/2010/10/25/arsenal-nutzt-gunst-der-stunde/ https://ballverliebt.eu/2010/10/25/arsenal-nutzt-gunst-der-stunde/#comments Mon, 25 Oct 2010 14:26:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3060 Arsenal nützt Gunst der Stunde weiterlesen ]]> Man braucht auch etwas Glück – und das hatte Arsenal beim letztlich zu hohen 3:0-Erfolg bei Manchester City. Denn die Gunners spielten zwar 85 Minuten in Überzahl, verpassten aber die frühe Entscheidung und kamen noch heftig in Bedrängnis. Weil Mancini in der Pause gut reagierte.

Man City - Arsenal 0:3 ... (bis Min. 5)

Nach dem klaren 5:1 über Donetsk wollte Arsenal nun auch in der Premier League nachlegen – aber Manchester City ist nicht Shakhtar, das wurde schnell deutlich. Denn City nahm sofort das Heft in die Hand, indem vor allem auf die linke Verteidigungsseite von Arsenal Druck ausgeübt wurde. Milner startete etwas ungewohnt rechts, dazu orientierte sich Silva auch auf diese Seite und selbst Tévez ging nach draußen. Denilson und Clichy konnten sich aber nicht zu zweit um bis zu vier Leute kümmern (wenn Richards auch noch mitging), sodass die Innenverteidigung von Arsenal ebenso Richtung Außenbahn rücken musste. Die Folge: Platz im Zentrum, den Silva gleich in der 1. Minute beinahe ausgenützt hätte. Ähnlich war das Strickmuster zwei Minuten später, als City zur nächsten großen Chance kam.

Arsenal drohte in den ersten Minuten, überrollt zu werden, ehe der statt Kolo Touré in der City-IV spielende Dedryk Boyata ihnen einen großen Gefallen tat: Er riss als letzter Mann Marouane Chamakh um und sah Rot – die vorentscheidende Situation in diesem Spiel schon in der 5. Minute! Denn somit war Arsenal im Spiel.

Man City - Arsenal 0:3 ... (nach dem Ausschluss)

Mancini reagierte, indem Milner zunächst nach hinten ging und Richards ins Abwehrzentrum ging, diese Maßnahme wurde aber schnell verworfen und mit Yaya Touré war es schnell die logische Lösung in der Innenverteidigung. Milner ging dafür ins defensive Mittelfeld. Somit war nicht nur die linke City-Flanke verwaist, sondern Mancini gab nun auch die rechte auf. Somit war Gaël Clichy nicht mehr defensiv durch eine Übermacht an City-Spielern gebunden, sondern konnte sich nun recht frei nach vorne bewegen, Arshavin hinterlaufen und so diese Seite bei Arsenal extrem zu beleben. Erstaunlicherweise blieb die linke Flanke über Sagna und Nasri da etwas hintennach – Barry und Boateng machten hier einen guten Job.

Das defensive Mittelfeld von City schaffte es von Beginn an nicht, Fàbregas unter Kontrolle zu Bringen. Dadurch, dass er nun mehr Anspielptionen in seiner Nähe hatte und nicht nur Chamakh tief (weil Arshavin nach innen rückte, wenn Clichy nach vorne kam), verstärkte sich die Kontrolle von Arsenal nun sukzessive. Jedoch blieben die Gastgeber durch steile Pässe vor allem auf Tévez immer noch gefährlich. Hatte City etwas Zeit, um einen Angriff aufzubauen, war das Rezept weiterhin dasselbe wie zu Beginn: Tévez zieht einen Innenverteidiger nach außen, Silva soll im Zentrum den entstehenden Platz nützen.

Arsenal nützt die Überzahl

Es dauerte eine Viertelstunde, ehe sich auch Sagna und Nasri etwas freispielen konnten und sich City nun Gefahr von drei Fronten entgegen gestellt sah – von rechts, von links und auch von Fàbregas aus dem Zentrum. Nach einem Vorstoß über rechts kam der Ball zu Sagna links, es folgte ein Doppelpass von Nasri mit Arshavin, und in der 21. Minute stellte Arsenal auf 1:0.

Arsenal lehnte sich nun etwas zurück, was es City ermöglichte, sich der Umklammerung etwas zu lösen. So sorgte etwa Richards einmal für mächtige Verwirrung bei Squillaci und Djourou, als er plötzlich in Mittelstürmer-Position auftauchte und beinahe ausglich. Mancini stellte seine Defensive nun ein weiteres Mal um: Yaya Touré ging wieder ins Mittelfeld, weil nun seine Fähigkeiten in der Spielgestaltung weiter vorne gefragt waren. Dafür ging Boateng nach innen und Barry machte nun den Linksverteidiger. Diese Maßnahme zeigte durchaus Wirkung: Arsenal fiel es nun trotz überwältigender Überzahl im Mittelfeld schwer, Chancen zu kreieren und City war dank Yaya Touré – der nun beinahe wie ein Spielmacher agierte – wieder etwas zielstrebiger im Spiel nach vorne.

Die Hausherren waren wieder im Spiel zurück und wären wohl recht locker mit dem knappen Rückstand in die Pause gekommen, um sich dort sammeln zu können und am Plan für die zweite Hälfte zu feilen, wäre nicht Arsenal fahrlässig mit der Chance zur Entscheidung umgegangen – aber Fàbregas scheiterte vom Elfmeterpunkt an Joe Hart, nachdem er aus dem Strafraum hinauslaufend völlig sinnbefreit von Kompany gefoult worden war.

Man City dank Umstellungen wieder voll dabei

City kam also unbeschadet in die Pause und konnte dort endlich Ordnung in die zuvor heftig durchgewechselte Formation bringen. Bridge kam für Yaya Touré und spielte den Linksverteidiger; City lief nun in einem 4-1-3-1 auf – in der Mittelfeldreihe mit Barry, Silva und Milner vorm Sechser De Jong. Vorne ersetzte kurz nach dem Seitenwechsel Adebayor den sichtlich angeschlagegen Tévez.

Man City - Arsenal 0:3 ... (nach Seitenwechsel)

Durch diese geschickten Umbauten in der Formation merkte man nun endgültig nicht mehr, dass City einen Mann weniger auf dem Platz hatten. Mit den aufrückenden Bridge und Richards gelang es nun, die Unterzahl im Mittelfeld auszugleichen und auch durchaus mit Zug nach vorne wieder aus der Kabine zu kommen; und außerdem hielten die Citizens somit auch Clichy und den im Laufe der ersten Hälfte immer mehr aufblühenden Sagna so sehr in Schach, dass sie nach vorne zunächst keine Faktoren mehr waren. Dass man allerdings in einen Konter lief, bei dem nur noch zwei Spieler hinten waren, hatte Mancini so sicher auch nicht geplant. Die Aktion in der 55. Minute konnte Arsenal aber nicht nützen.

Dennoch hatte City das Spiel wieder im Griff und war dem Ausgleich deutlich näher als Arsenal dem 2:0, Silva (57.) etwa hatte eine große Chance, gleich danach Adebayor (58.) – die Gäste waren in dieser Phase am eigenen Strafraum festgenagelt. Bei Arsenal ließ sich nun Fàbregas etwas weiter fallen, dafür entwickelten Denílson und Song, die zuvor ziemlich viel hinten gebunden waren, wieder deutlich mehr Vorwärtsdrang. Den Gunners gelang es so, das Mittelfeld wieder mehr unter eigene Herrschaft zu bringen, und mit dem 2:0 durch Song (66.) wurde das Team von Arséne Wenger auch prompt dafür belohnt.

Mancini brachte nun mit Mario Balotelli eine zweite Spitze, doch dieser Schuss ging nach hinten los. Denn ohne Gareth Barry, der für den Italiener ausgewechselt worden war, im Mittelfeld hatte Arsenal nun genau dort den Platz, um sich auszubreiten, den Ball zu kontrollieren und ohne allzu großen Aufwand die Zeit von der Uhr zu spielen. Das Spiel war entschieden, weil City kaum noch sinnvoll vor das Arsenal-Tor kam; und versuchte City es mit kontrolliertem Spielaufbau, standen sofort acht Arsenal-Spieler hinter dem Ball. Das 3:0 des in der Schlussphase für Chamakh eingewechselten Bendtner war nur noch Draufgabe, reine Kosmetik.

Fazit: City lange gleichwertig, Arsenal siegt zu hoch

Arsenal gewinnt zwar mit 3:0, der Sieg war aber alles andere als selbstverständlich und die Gunners hatten auch Glück. Zum einen, dass City 85 Minuten lang mit einem Mann weniger spielen musste – in den ersten Minuten war City drauf und dran, Arsenal zu überrollen. Und zum anderen, dass das 2:0 genau in eine Phase fiel, in der City das Spiel nach dem Seitenwechsel recht deutlich kontrollierte.

Mancini reagierte gut auf den Ausschluss, die Mannschaft fand sich im Laufe der ersten Hälfte trotz diverser Umstellungen wieder und in der zweiten Hälfte waren die Citizens, obwohl einen Mann weniger, wieder das spielbestimmende Team. Dass Mancini allerdings nach dem 0:2 einen zweiten Stürmer brachte und das Mittelfeld aufgab, hat das Match für City endgültig verloren.

(phe)

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