Mali – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 12 Feb 2013 09:10:07 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Afrika-Cup 2013: Unter den Blinden ist der Einäugige König https://ballverliebt.eu/2013/02/12/afrika-cup-2013-unter-den-blinden-ist-der-einaugige-konig/ https://ballverliebt.eu/2013/02/12/afrika-cup-2013-unter-den-blinden-ist-der-einaugige-konig/#respond Tue, 12 Feb 2013 02:40:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8338 Afrika-Cup 2013: Unter den Blinden ist der Einäugige König weiterlesen ]]> Zu sagen, es wäre nicht so besonders prickelnd gewesen, ist ein handfestes Understatement. Nein – was den Zuschauern beim Afrika-Cup 2013 in Südafrika geboten wurde, war zuweilen von einer erschreckenden Erbärmlichkeit. Das war nicht nur kein Fortschritt, das war ein ordentlicher Rückschritt. Zumindest, was die spielerische Note anging. Das Problem, dass dem zu Grunde liegt, ist ein typisch afrikanisches: Chaos im Umfeld. Letztlich warf mit Stephen Keshi selbst der Teamchef von Champion Nigeria entnervt von fehlender Rückendeckung vom Verband zunächst das Handtuch. Ballverliebt analysiert.

Ballverliebt-Allstars vom Afrika-Cup 2013
Ballverliebt-Allstars vom Afrika-Cup 2013

In nur einem Jahr von „Nicht qualifiziert“ bis „Afrika-Meister“! Nigeria schoss nicht nur von Null auf Hundert, sondern setzte dabei auch ähnlich viele symbolische Zeichen, wie das der Sensations-Titel von Sambia im letzten Jahr getan hatte. Die Message ist die selbe: Ein Verband, der den Trainer halbwegs in Ruhe lässt und dafür sorgt, dass es keinen Streit um die Prämien gibt; ein ausgeglichen besetzter Kader, in dem im Zweifel Teamfähigkeit mehr zählt als fußballerische Qualität; und ein halbwegs funktionierendes Konzept im Spiel nach vorne.

Die Grundformation von Nigeria
Die Grundformation von Nigeria

Das alles brachte Nigeria am Besten zusammen. Ausgerechnet. War doch das Team vom Olympiasieger 1996 in den letzten 15 Jahren immer ein Garant für Trouble all the way. Aber Stephen Keshi sortierte alle Stinkstiefel von Odemwingie bis Taye Taiwo aus. Er lud nur Spieler ein, die er für teamfähig hielt. Dabei waren auch einige aus jener Mannschaft, die in Kolumbien 2011 bei der U-20-WM aufzeigten und ins Viertelfinale kamen – wie IV Kenneth Omeruo und Flügel-Joker Ahmed Musa.

Das taktische Konzept war nicht besonders kompliziert, funktionierte aber. Ein körperlich extrem robustes Mittelfeld-Trio im 4-3-3, das die nach innen ziehende Flügelstürmer bedient, während die Außenverteidiger nach vorne preschen und für die Breite sorgen. That’s about it.

Das war nicht so schlecht – in fact, es war das klar Beste des Turnieres – aber von Weltklasse reden wir hier beileibe nicht. In diesem Turnier hat es gereicht, immerhin. Und es ist zudem auch ein Ausruf an die anderen Länder: Ihr braucht nicht krampfhaft einen europäischen Trainer. Die afrikanischen haben auch Qualität.

Als Team muss man funktionieren…

Burkina Faso vertraute mit Paul Put einem Belgier, der nur deshalb in Afrika arbeitet, weil er in der Heimat in einen Skandal um Spielmanipulationen beteiligt ist. Dass Put aber auch ein durchaus patenter Trainer ist, zeigte er in diesem Turnier. Wie bei Nigeria galt auch hier: It’s not very fancy, but it works.

Die Grundformation von Burkina Faso
Die Grundformation von Burkina Faso

Die Burkinabé scheiterten letztes Jahr sang- und klanglos mit drei Niederlagen, weil es der damalige Teamchef Paulo Duarte schwer an der nötigen Flexibilität mangelt. Put vertraute auf fast exakt dasselbe Personal, aber er verpasste dem Team ein klares Konzept nach vorne: Während das defensive Zentrum strikt defensiv ausgerichtet ist, marschieren die Außenverteidiger nach vorne, unterstützen die Flügelstürmer. Dazu ein extrem flexibler und beweglicher Zehner hinter einer aktiven Spitze. So machte Burkina Faso (mit Ausnahme des 4:0 gegen Äthiopien, als der Gegner einbach) zwar nicht viele Tore, bekam aber auch recht wenige.

Und weil auch hier der Teamgeist stimmte und man sich nicht als Ansammlung von Individualisten verstand, führte der Weg für Pitroipa und Co. bis ins Finale. Der größte Erfolg in der Geschichte des Verbands.

…dann braucht’s nur noch ein Konzept

Zu den vielen Teams, wo’s nicht nach Wunsch lief, später mehr. Vorher gilt es noch die beiden weiteren positiven Überraschungen des Turniers zu würdigen. Bei beiden stimmte das Mannschafts-Gefüge. Und beide hatten ein klares Konzept.

Die Grundformation von Kap Verde
Die Grundformation von Kap Verde

Zum einen natürlich der Debütant aus Kap Verde. Im Konzept von Teamchef Lucio Antunes beginnt die Abwehr-Arbeit beim Positionsspiel der Offensiv-Reihe im 4-3-3. Diese pressen zwar nicht extrem auf die gegnerische Spieleröffnung, sondern kappen durch ihr flaches und enges Positionsspiel die Passwege für die Spieleröffnung der anderen Mannschaft – ganz ähnlich, wie es etwa auch John Herdman beim kanadischen Frauen-Nationalteam mit macht. Herdman brachte das Konzept die olympische Bronze-Medaille, Antunes beinahe ins Semifinale des Afrika-Cups.

Auch, wenn man im Viertelfinale als klar besseres Team gegen Ghana verlor, zeigte man doch, dass man Kamerun nicht aus Zufall in der Qualifikation eliminiert hatte. Der Plafond dürfte damit zwar erreicht sein, aber Antunes und seine Spieler demonstrierte eindrucksvoll, was man mit einem Konzept – und natürlich auch einem Grundmaß an individueller Klasse – herauszuholen ist.

Die Grundformation von Äthiopien
Die Grundformation von Äthiopien

Diese individuelle Klasse und die internationale Erfahrung fehlte dem Team aus Äthiopien komplett, weshalb es letztlich „nur“ einen Punkt gab. Aber wie das Team von Sewnet Bishaw auftrat, war bemerkenswert. Der Plan war, den Gegner kommen zu lassen und nach Ballgewinn überfallsartig umzuschalten und mit schnellen, kurzen Pässen den Gegner beim Stellen der Abwehr zu verwirren. Schnelle Lochpässe sah das Konzept kaum vor.

Dass man aufgrund von Ausschlüssen und Wechseln alle drei Torhüter einsetzt und dennoch im letzten Spiel sogar noch ein Feldspieler in den Kasten muss, mag der fehlenden Routine und der Übermotivation geschuldet sein. Es sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass Äthiopien ein Musterbeispiel ist, wie es geht: Teamgeist, ein klares Konzept und ein Teamchef, der in Ruhe arbeiten kann.

Vor allem aber war es ausgerechnet die international unroutinierste Truppe von allen, die das beste Umschaltverhalten von Defensive auf Offensive zeigte. Was ein ganz mieses Licht auf viele andere Teams wirft.

Die Grundformation von Mali
Die Grundformation von Mali

Während Mali zum zweiten Mal hintereinander Dritter wurde. Dabei aber, wie schon letztes Jahr, keinerlei Glanz verbreitete. Die diesmal vom jungen Franzosen Patrice Carteron gecoachte Truppe unterschiedet sich kaum von jener aus dem letzten Jahr. Auch diesmal war die körperliche Robustheit Trumpf, um die Gegner vom eigenen Tor wegzuhalten.

Innerhalb dieses Konzeptes profitiert die Mannschaft durchaus davon, dass die Flügelspieler Modibo Maiga und Samba Diakité nicht mehr, wie letztes Jahr noch, in Frankreich spielen, sondern im Stahlbad der Premier League. Die Last des Gestaltens lag wiederum hauptsächlich bei Seydou Keita. Der ist ein sehr guter Achter, aber kein wirklicher Spielmacher. Entsprechend un-filigran war Mali dann auch. Aber äußerst stabil – auch psychisch. Bei afrikanischen Mannschaften ja nichts selbstverständliches.

Der da vorne wird’s schon richten

Bei vielen anderen galt: Safety first. Vor allem bei Außenseitern und vor allem bei Teams von Verbänden, die mit dem Begriff „Kontinuität“ nicht so richtig viel anfangen können.

In vielen Ländern haben Teamchefs eine Halbwertszeit von deutlich unter einem Jahr. Zwei, drei Testspiele, oft auf mangelhaftem Geläuf, dann soll’s beim Afrika-Cup sofort funktionieren, und wenn’s das erwartbarerweise nicht tut, setzt man einfach den nächsten, zumeist europäischen, Trainer auf die Bank. Von Nachhaltigkeit braucht man da gar nicht erst anfangen zu reden – schon kurzfristige Spielkultur stellt sich da nicht sein. Wie auch? Wenn der Trainer weiß, dass schnelle Ergebnisse gefragt sind, wird erstmal an einer stabilen Defensive gearbeitet. Weil das einfach leichter und schneller geht. Dass es oft jahrelanger Aufbauarbeit bedarf, um einer Nationalmannschaft das spielerische Handwerkszeug mitzugeben, um ein Spiel selbst aufzuziehen, sieht man nicht zuletzt derzeit in Österreich mit Marcel Koller.

Die Grundformation von Togo
Die Grundformation von Togo

Weshalb auch hier gilt: Unter den Blinden in der Einäugige König. Oder anders formuliert: Wer vorne einen Emmanuel Adebayor hat, kann es sich leisten, dass sonst auf dem Weg nach vorne überhaupt nichts los ist. Didier Six, der achte Teamchef seit Togos WM-Teilnahme vor sieben Jahren, ließ seine Mannschaft mit langen Bällen seinen Superstar anspielen, während zwei, maximal drei Spieler gemächlich aufrückten und der Rest hinten dem Ball nachwinkte und Adebayor alles Gute wünschte.

Das brachte Togo immerhin ins Viertelfinale, war aber weniger dem eigenen Glanz zu verdanken, als mehr der Tatsache, dass es andere nicht viel besser machten, aber keinen Superstürmer vorne hatten.

Die Grundformation von Angola
Die Grundformation von Angola

Ein ähnliches Konzept verfolgte auch Angola. Vorne einen starken Stürmer hinstellen, der die Bälle halten und auch selbst verwerten kann. Die Erkenntnisse des letzten Turniers bestätigten sich aber: Die starke Zeit von Angola, als man bei der WM und in drei Afrikacup-Viertelfinals hintereinander, ist vorbei. Die Stützen von einst hören auf, und es kommt kaum etwas nach, weil die meisten nachrückenden Spieler im eigenen Saft einer heimischen Liga schmoren, die zwar hervorragend zahlt, aber sportlich keinen echten Wert hat. Da konnte selbst ein an sich guter Stürmer wie Manucho nichts mehr retten.

Die Grundformation von Tunesien
Die Grundformation von Tunesien

Tunesien hingegen hat nicht einmal einen Stürmer von Format. An sich nicht schlimm. Aber Sami Trabelsi ist zwar schon in seinem zweiten Afrika-Cup Teamchef seines Heimatlandes, gegenüber dem letzten Auftritt war dieses Turnier kein Schritt nach vorne. Letztes Jahr gab’s, angetrieben von den starken Msakni und Ifa, den Einzug ins Viertelfinale. Mehr Konzept als damals war diesmal nicht zu erkennen, dafür hatten Msakni und Ifa keine Gala-Form. Die Folge: Es kam überhaupt kein Tempo, überhaupt kein Zug, überhaupt kein Druck in die Mannschaft. Aus dem Mittelfeld kamen keine Impulse. Und Saber Khalifa ist eben kein Emmanuel Adebayor. Die logische Folge: Das Aus in der Vorrunde. Konsequenz: Sami Trabelsi ist zurückgetreten. Und kam damit vermutlich nur seiner Entlassung zuvor.

Denn natürlich braucht es grundsätzlich Kontinuität auf dem Trainerposten. Aber wenn nicht der Funken einer Weiterentwicklung zu erkennen ist, bringt alles Festhalten am Teamchef nichts.

Ebenfalls auffällig: Alle diese Teams spielen mit einem 4-3-3, dem Mode-System dieses Afrika-Cups. Am Inhaltlichen mangelte es aber allen. Sei es, dass das Mittelfeld-Trio kein Tempo reinbrachte (Tunesien) oder dass die Außenverteidiger zu wenig machten (Togo) – man hatte den Eindruck, die Trainer lassen halt ein 4-3-3 spielen, weil’s grade Mode ist oder weil Gernot Rohr damit letztes Jahr guten Erfolg hatte.

Tore schießen: Schon schwer.

Rohr war 2012 Teamchef von Gabun und führte ein talentiertes, aufregendes Team beinahe ins Semifinale, scheiterte erst im Elferschießen an Mali. Und ließ eben in einem klaren 4-3-3 spielen. Ähnlich, wie es nicht nur die Hälfte des aktuellen Felds tat, sondern eben auch er selbst wieder. Diesmal als Teamchef des Niger.

Die Grundformation des Niger
Die Grundformation des Niger

Die Unterschiede: Zum einen drehte Rohr gegenüber seiner Zeit in Gabun das Mittelfeld-Dreieck um, und zum anderen fehlt es den Nigrern schlicht an der individuellen Klasse, die letztes Jahr etwa ein Pierre-Emerick Aubameyang mitbrachte. Man muss jedoch sagen, dass man hier den Schwung der letztjährigen Teilnahme mitgenommen hat, sichtlich einen Schritt nach vorne gemacht hat, ist kompakter, in sich gewachsener.

Was auch an Rohr liegt, der ein Gespür dafür haben dürfte, aus wenig viel zu machen. Die Spieler kommen immer mehr zu afrikanischen Spitzenklubs vor allem aus Tunesien. Eine Schwäche konnte Rohr aber nicht beheben: Die unglaubliche Harmlosigkeit vor dem Tor. Ihren treffsichersten Spieler, Moussa Maazou, stelte Rohr auf den Flügel. Dort sorgte er zwar für Betrieb, aber nicht für Torgefahr. Die Nigrer holten beim 0:0 gegen die D.R. Kongo zwar ihren ersten Punkt, blieben aber in allen drei Spielen torlos.

Die Grundformation von Algerien
Die Grundformation von Algerien

Algerien spielte auf deutlich höherem Niveau, scheiterte aber ebenso an der eigenen Harmlosigkeit. Was schade ist, denn sonst machte Algerien schon ziemlich viel richtig. Ein gutklassiger Kader mit vielen Spielern aus europäischen Top-Ligen, mit Vahid Halilhodzic ein guter Teamchef. Dazu eine aktive Spielanlage und das Bemühen, das Spiel selbst zu gestalten. Aber halt keinen, der die Tore schießt. Gegen Tunesien hätte man einen Kantersieg feiern müssen, verlor aber 0:1. Gegen Togo drückte man und drückte man auf den Ausgleich, kassierte dann in der Nachspielzeit das 0:2. Womit das Aus schon besiegelt war – obwohl man bis auf die Stürmerposition einen deutlich besseren Fußball gezeigt hatte als zumindest vier der Viertelfinalisten.

Nachhaltigkeit vor/nach dem Heimturnier?

Eine ganz besondere Ärmlichkeit an spielerischem Niveau zeigten hingegen das Heimteam bei diesem Turnier und jenes beim nächsten, also Südafrika und Marokko.

Die Grundformation von Marokko
Die Grundformation von Marokko

Den Marokkanern bringt es zwei Jahre, ehe man selbst den Afrika-Cup ausrichtet, überhaupt nichts, sich auf die Verletzung von Younes Belhanda auszureden. Sein Ersatz Abdelaziz Barrada war noch der beste in einer marokkanischen Mannschaft, in der sonst recht wenig passte. Vor allem Spieleröffnung und -aufbau waren von lähmender Langsamkeit, quälender Phantasielosigkeit und erschütternder Planlosigkeit geprägt. Es wurde verschleppt, statt schnell gemacht. Es war furchtbar.

Wie soll das weitergehen bei Marokko? In zwei Jahren steht eben das Heimturnier an. Vermutlich wird es so kommen wie meistens in Afrika: Man wird acht Monate vor dem Turnier in einem Anfall von akuter Panik den Teamchef tauschen – noch ist Rachid Taoussi im Amt – schnell schnell irgendeinen routinierten, semi-bekannten Europäer oder einen nationalen Feuerwehrmann holen, das Turnier so halbwegs über die Bühne bringen, und danach so weiter wurschteln wie davor. Nachhaltigkeit: Null.

Es sei denn, die Marokkaner lernen von Nigeria. Kann man ja auch nie ausschließen.

Die Grundformation von Südafrika
Die Grundformation von Südafrika

Viel lernen muss auch Südafrika noch. Konnte man vor zweieinhalb Jahren bei der WM noch sagen, dass das Turnier für die relativ junge Mannschaft noch etwas zu früh kam, muss man nun konstatieren: Schrecklich! Nicht nur, dass man sich keinen Millimeter nach vorne entwickelt hat, nein, es wird immer noch schlimmer.

Es gibt nicht einmal eine Ahnung von Spielkultur. Man ist heillos damit überfordert, über das Mittelfeld einen eigenen Angriff aufzubauen. Dean Furman etwa, einziger Weißer in der Stammformation, ist zwar ein vorbildlicher Kämpfer. Aber, mit Verlaub, es hat einen Grund, warum er nur dritte Liga spielt, in England. Katlego Mphela, seit Jahren konstanter Torschütze in der sportlich selbst im afrikanischen Vergleich komplett wertlosen südafrikanischen Liga, trifft nichts. Phala und Parker bringen keine vernünftige Flanke zu Stande. Einziges Mittel, um vor das Tor zu kommen: Langer Hafer von ganz hinten, und dann Hoffen und Beten.

Der Veranstalter hat sich nur mit Wucht und Wille ins Viertelfinale durchgemogelt. Aber inhaltlich war Südafrika, traurig aber wahr, in einem schlechten Turnier die schlechteste Mannschaft.

Wenn sich Qualität selbst schlägt

Ein Aus im Viertelfinale ist für den Gastgeber durchaus achtbar – für den großen Turnierfavoriten aber nichts weniger als eine absolute sportliche Katastrophe. Die sich die Ivorer aber zu einhundert Prozent selbst zuzuschreiben haben. Denn man zeigte von dem, was man eigentlich kann, wenig bis gar nichts.

Die Grundformation der Côte d'Ivoire
Die Grundformation der Côte d’Ivoire

Wo war etwa das extrem effektive Mittelfeld-Pressing, das Teamchef Sabri Lamouchi beim souveränen und nie gefährdete 3:0-Testsieg in Österreich spielen ließ? Nichts davon zu sehen. Und das kann auch nicht mit Erwartungsdruck zu tun haben, mit Nervosität in einer so dermaßen routinierten Mannschaft auch nicht.

Wie schon letztes Jahr unter François Zahoui spielte man nun auch unter Lamouchi langsam und abwartend, ohne viel Initiative zu zeigen. Vor allem aber kann man Lamouchi eines anlasten: Seine Personalentscheidungen. Ya-Konan kann aus dem Mittelfeld extrem gefährlich sein, er spielte kaum. Gradel ist flink und wendig; aber beim Turnier spielte der sich seit Jahren auf dem absteigenden Ast befindende Kalou. Lacina Traoré hatte in der Vorbereitung schon gut in die Mannschaft gefunden, Lamouchi ließ ihn nur einmal von Beginn an ran.

Und als es dringend nötig war, konnte man den Schalter nicht von Abwarten auf Angreifen umlegen. Diese Generation der Ivorer hat keinen Titel gewonnen. Vermutlich hielt man an den lebenden Denkmälern aber zu lange fest. Ein Schnitt, wie ihn Nigeria vollführte, ist bei den Ivorern unumgänglich. Er kann aber nur funktionieren, wenn der Teamchef – wer immer es sein wird – vom Verband die Rückendeckung bekommt, die notwendig ist, wenn man Nationalhelden auf das Altenteil schieben muss.

Die Grundformation von Ghana
Die Grundformation von Ghana

Während für Ghana einen ähnlichen Weg wie Nigeria gegangen ist: Einen einheimischen Trainer installieren und sich von Stinkstiefeln wie Inkoom und den Ayew-Brüdern trennen. Der Unterschied zu Nigeria: Bei Ghana klappte es nicht. Weil Asamoah Gyan vorne zu wenig mitarbeitete. Weil sich bei Isaac Vorsah jetzt zeigt, was schon länger auffällt – nämlich, dass er maßlos überschätzt wird. Dass John Paintsil seine beste Zeit längst hinter sich hat. Und vor allem: Dass sich die Jungen schon weiter wähnen, als sie sind. Badu und Rabiu, die U-20-Weltmeister von 2009, waren keine wirkliche Hilfe. Lediglich Mubarak Wakaso und Christian Atsu, die als Flügelstürmer einiges an Schwung brachten, wussten zu gefallen – wie auch Albert Adomah. Der ist mit seinen 25 Jahren aber schon zu alt, um wirklich noch auf den internationalen Durchbruch hoffen zu dürfen.

Ansonsten hat John Appiah aber noch nicht den Schlüssel gefunden, den sein nigerianischer Kollege Keshi schon gefunden hat. Wenn er die richtigen Schlüsse aus diesem Turnier zieht und weitermachen darf, kann man im Lager von Ghana aber viel aus diesem Turnier mitnehmen.

Die Grundformation der D.R. Kongo
Die Grundformation der D.R. Kongo

Die richtigen Spieler, aber nicht die nötige Ruhe im Umfeld hatte indes die D.R. Kongo auf Lager. Streit um die Prämien, Streik-Drohungen, Rücktritt von Teamchef Le Roy zwei Tage vorm ersten Spiel, Rückkehr von Le Roy am Tag vor dem Auftakt – der mutigen Aufholjagd beim 2:2 gegen Ghana zum Trotz, das konnte nicht gutgehen.

Was wirklich schade ist, denn mit diesem Kader wäre auch das Semifinale nicht unrealistisch gewesen. Vor allem, weil mit Youssouf Mulumbu und Cedric Makiadi zwei absolute Könner auf im zentralen Mittelfeld die Fäden ziehen konnten. Dazu kennt sich das Gerippe der Mannschaft von TP Mazembe, einer der besten Klubmannschaften des Kontinents, in- und auswendig.

Aber vor allem im letzten Gruppenspiel wurde deutlich, dass man vor dem Turnier gestritten hatte, anstatt sich zielgerichtet vorzubereiten. Zu viel wollte Dieumerci Mbokani alleine machen, zu wenig spielte man zusammen, nicht kompakt genug war das Auftreten. So gab’s das Aus in der Vorrunde.

Ein klarer Fall eines Verbandes, der den sportlichen Erfolg verhindert, statt ihn fördert.

Und der Titelverteidiger?

Das muss sich der sambische Verband nicht vorwerfen. Letztes Jahr wurde Sambia zum Vorbild, indem man mit einer eingeschworenen Truppe ohne Stars, aber mit einem klaren Konzept und einem Trainer, der arbeiten darf, sensationell den Titel holte. Diesmal verlor man zwar kein Spiel, aber man gewann auch keines. Der Titelverteidiger scheiterte in der Vorrunde.

Die Grundformation von Sambia
Die Grundformation von Sambia

Die große Stärke von Sambia war 2012 das unglaublich explosive Umschalten von Defensive auf Offensive, mit dem man aus einer sicheren Abwehr heraus die Gegner zermürbte. Dazu gab es ein sehr fluides Mittelfeld, das kaum Fehler machte und Stürmer, die kaum Chancen brauchten. Kein Team hatte beim Turnier letztes Jahr so wenig Torschüsse zu verzeichnen als Sambia. Und doch holte man den Titel.

All das fehlte Sambia diesmal. Man war im Rampenlicht, das ist ungewohnt. Man musste sich nichts mehr beweisen, man hatte auch nicht den emotionalen Antrieb, den es 2012 gegeben hatte.

Jedenfalls fehlte der Punch aus dem Mittelfeld komplett. Dieser wäre aber notwendig gewesen, weil die Gegner den Titelverteidiger kommen ließen. Anders als letztes Jahr, als man ja selbst der große Außenseiter war. Rainford Kalaba, überragender Spieler beim Titelgewinn, tauchte unter. Und die Stürmer schossen einfach keine Tore.

Gegen Äthiopien wäre man beinahe von den eigenen Waffen, dem schnellen Umschalten, besiegt worden. Gegen Nigeria verwandelte bezeichnenderweise Keeper Mweene den späten Elfer zum Ausgleich. Und als es gegen Burkina Faso unbedingt einen Sieg brauchte, fehlte es an der Durchschlagskraft.

Dennoch: In der WM-Quali schaut es für Sambia gut aus und mit Ghana hat man dort einen Gruppengegner, dem es selbst gerade nicht so gut geht. Und es ist dem sambischen Verband durchaus zuzutrauen, Hervé Renard nicht zu feuern, sondern mit dem ebenso gewieften wie schwierigen Franzosen weiter zu machen.

Es wäre wieder mal ein Signal an den restlichen Kontinent.

Fazit: Sportlich war’s nicht schön. Nigerias Signale sind das schon.

Ohne Frage: Von allen kontinentalen Meistern – Spanien, Uruguay, Japan, Mexiko – ist Nigeria (von Ozeanien-Meister Tahiti natürlich abgesehen) mit Abstand die schwächste Mannschaft. Das generelle Niveau des Turnieres war schlecht. Aber dennoch gehen von dem Titelgewinn der jungen nigerianischen Mannschaft mit ihrem Trainer Stephen Keshi positive Signale aus. Es gibt den einen oder anderen afrikanischen Verband, der’s kapiert hat – Keshis Rücktritt legt allerdings den Verdacht nahe, dass Nigeria nicht dazu gehören dürfte. Sein Rücktritt vom Rücktritt sagt: Liebe Freunde, reißt euch zusammen.

Das Chaos bei vielen anderen – auch etwa bei Kamerun, Ägypten und Senegal, die gar nicht dabei waren – sorgt mit seinem kurzsichtigen Denken dafür, dass die Lücke von den „kleineren“ Teams zur kontinentalen Spitze kleiner wird. Das ist aber kein Zeichen für gestiegene Qualität, im Gegenteil, sondern im Falle Afrikas ist es eine Nivellierung auf äußerst bescheidenem Level. Die Hilflosigkeit mancher Mannschaften macht es möglich, dass eine intelligent spielende Truppe wie jene aus Kap Verde beinahe ins Semifinale einzieht und sich das absolut verdient.

Die echte Weltspitze enteilt den afrikanischen Teams dabei immer mehr. Erst, wenn die Länder mit dem größten Potential ihre Probleme auf die Reihe kriegen – wie etwa Nigeria auf einem guten Weg ist – kann sich das ändern. Zumal dann immer noch die Leistungslücke geschlossen werden muss.

Und der Afrika-Cup 2013 hat gezeigt: Das kann dauern.

(phe)

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Mehr als nur eine Feel-Good-Story: Das war der Afrika-Cup 2012 https://ballverliebt.eu/2012/02/13/mehr-als-nur-eine-feel-good-story-das-war-der-afrika-cup-2012/ https://ballverliebt.eu/2012/02/13/mehr-als-nur-eine-feel-good-story-das-war-der-afrika-cup-2012/#comments Mon, 13 Feb 2012 22:57:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6696 Mehr als nur eine Feel-Good-Story: Das war der Afrika-Cup 2012 weiterlesen ]]> „Sie haben die Kraft gefunden, als ob es vorherbestimmt gewesen wäre. Ich habe ihnen gesagt, wenn wir ins Finale kommen, spielen wir in Libreville, wo es den Flugzeugabsturz gegeben hat. Das war vor unserem ersten Spiel gegen Senegal – jenes Land, wo die Mannschaft damals hingeflogen wäre. Das hatte eine ganz eigene Bedeutung.“ – Hervé Renard, Teamchef von Sambia.

Ballverliebt-Allstars des Afrika-Cups 2012

Es ist, global betrachtet, eine der größten Feel-Good-Storys der Fußball-Geschichte. Außenseiter Sambia, die No-Name-Truppe, holt als krasser Außenseiter genau dort den ersten kontinentalen Titel, wo vor 19 Jahren die beste Mannschaft, die das Land jemals hatte, bei einem Flugzeug-Unglück auf so tragische Weise ausgelöscht worden war. Im Kleinen ist der Titelgewinn für Sambia aber ein ganz, ganz deutlicher Fingerzeig für die gefallenen Giganten Afrikas. Weniger für die Ivorer, die im Endspiel das Elfmeterschießen verloren haben, ohne davor in sechs Turnierspielen auch nur ein einziges Gegentor kassiert zu haben.

Nein, es ist ein Fingerzeit für Nationalmannschaften wie jene von Nigeria und Kamerun. Weil der unerwartete Lauf Sambias zum Titelgewinn zeigt: Mit Kontinuität und Teamgeist kommt man weiter. Mit internem Streit, Individualismus und ständig wechselnden Teamchefs auf der Seitenlinie nicht. Freilich, zwischen dem sehr ordentlichen Auftritt in Angola vor zwei Jahren und dem großen Wurf jetzt war Sambias Teamchef Hervé Renard auch anderthalb Jahre nicht im Amt. Aber er vertraute fast ausschließlich auf jene Spieler, die schon länger zusammen spielen und er kannte auch die Verhältnisse.

Starke Defensive, flinke Offensiv-Kräfte

Die Grundformation von Sambia

Und er schuf auf dem Platz die Voraussetzungen, um die Stärken der Spieler optimal zu nützen, um für das Team einen Mehrwert zu erzielen. Wichtigstes Element war dabei das zentrale defensive Viereck mit den beiden Innenverteidigern Himoonde und Sunzu (die gemeinsam bei TP Mazembe in der DR Kongo spielen und in den letzten drei Jahren zweimal die Champions League gewonnen hat und das Finale der Klub-WM erreichte) und den beiden Sechsern. Einer davon war immer Nathan Sinkala, der sogar noch in der heimischen Liga spielt. Dieses Quartett machte es den Gegnern praktisch unmöglich, durch die Mitte vor das Tor des sicheren Goalies Kennedy Mweene zu kommen.

Das restliche Mittelfeld, das war ein weiteres Kern-Merkmal von Sambia, agierte extrem flexibel. Den Part neben Sinkala konnten Lungu, Chansa und auch Kasonde einnehmen, jeder von den dreien konnte aber genauso gut eine der Außenpositionen einnehmen. Durch dieses ständige Wechseln im Mittelfeld, das oft sogar im eigenen Ballbesitz in hohem Tempo im Aufbauspiel vollzogen wurde – indem die Außen nach innen zogen und die Sechser entsprechend verschoben – entblößte man gegnerische Sechser immer wieder.

Hinzu kam der äußerst aktive Kapitän Chris Katongo, der immer und überall unterwegs war, und der flinke und torgefährliche Stürmer Emmanuel Mayuka. Die Young Boys aus Bern reiben sich vergnügt die Hände, weil der 21-Jährige seinen Wert verzehnfacht hat und nun über 11 Millionen Euro wert sein dürfte. Ein tolles Beispiel von hervorragendem Scouting – da können sich viele Teams aus Österreich eine ganz dicke Scheibe abschneiden.

Das Spiel von Sambia war nicht spektakulär und vor allem im Semifinale gegen Ghana agierte man schon übervorsichtig, aber es war perfekt auf die Spieler zugeschnitten und jeder Spieler hielt sich daran. Auch, wenn es Spektakel-Fans und Vorurteilsbeladene ungern sehen: Aber auch beim Afrika-Cup führt der Weg zum Titel nur über disziplinierte Defensive, ein passendes Konzept, funktionierendes Kollektiv und der Bereitschaft, Ergebnis-Fußball dem Erlebnis-Fußball vorzuziehen.

Warten auf Fehler war nicht genug

Was ja im Übrigen nicht nur für Champion Sambia gilt, sondern auch für die anderen drei Teams im Halbfinale. Allen voran Überdrüber-Top-Favorit Côte d’Ivoire. Nach der reinen Papierform darf es nie passieren, dass ein Team mit Spielern aus dem Kongo, der Schweiz, der zweiten russischen Liga und einem Quartett aus der selbst im afrikanischen Vergleich sportlich irrelevanten südafrikanischen Liga die Weltstars von Man City, Chelsea und Arsenal auch nur fordern kann.

Die Grundformation der Côte d'Ivoire

Die Ivorer verließen sich im ganzen Turnier eher darauf, auf Fehler beiden Gegnern zu lauern und diese dann gnadenlos auszunützen. Das hat funktioniert, weil es keinem Gegner gelungen ist, gegen die von der individuellen Klasse allen 15 Konkurrenten fraglos haushoch überlegene Mannschaft fehlerfrei zu spielen – im Übrigen auch Sambia nicht. Aber das eine Geschenk, den Elfmeter in der zweiten Hälfte, verschoss Drogba.

Teamchef François Zahoui, der als Spieler vor 20 Jahren beim bislang einzigen Titelgewinn dabei war, vertraute vor allem auf seine komplett schussfeste Defensive. Sol Bamba und Kolo Touré spielten ein fast fehlerfreies Turnier, Boubacar Barry war der klar beste Torhüter des Afrika-Cups.

Was aber nicht übertünchen kann, dass auch die Ivorer keineswegs frei von Problempositionen waren. Rechts hinten konnten weder Igor Lolo noch Jean-Jacques Gosso überzeugen, Salomon Kalou nahm an einigen Spielen nur am Rande teil – sein Ersatzmann Max Gradel von St. Etienne machte, wann immer er spielen durfte, einen deutlich flinkeren, frischeren, willigeren und fleißigeren Eindruck als Kalou. Und dass Gervinho, der andere Außenstürmer im 4-3-3, nicht gerade die Effizienz in Person ist, wissen Arsenal-Fans nur allzu gut.

Das bittere für die Ivorer ist natürlich, dass sie genau wissen: Dieses Turnier war eine einmalige Chance. Teams wie Kamerun, Nigeria und Ägypten nicht dabei, man spazierte mit angezogener Handbremse ins Finale, und doch klappte es auch beim vierten Anlauf dieser Mannschaft nicht mit dem Titel, der ihnen längst zustehen würde. Ihr Glück ist es, dass es schon nächstes Jahr die Chance zur Wiedergutmachung gibt. Das wird dann die ultimativ allerletzte Chance für Leute wie Drogba, Zokora und Kolo Touré, doch noch was zu holen. Ein wenig mehr Unternehmungsgeist könnte dabei nicht schaden, hinten ist man gut gerüstet.

Ähnliches Problem bei Ghana

Die Grundformation von Ghana

Die Black Stars waren fast ein Abziehbild der Ivorer: Nach vorne tat man sich extrem hart gegen die zumeist recht gut verteidigende Gegner. Vor allem Kwadwo Asamoah kam überhaupt nicht ins Turnier, von Sulley Muntari kam zu wenig und André Ayew alleine konnte die Mannschaft letztlich nicht herausreißen.

Der Unterschied zu den „Elefanten“: Hinten wurde gepatzt. Torhüter Adam Kwarasey, der eigentlich Larsen heißt und Norweger ist, machte nicht den sichersten Eindruck, Kapitän John Mensah musste sich in einem Spiel für das Team opfern und einen Ausschluss hinnehmen, die Ersatzleute Vorsah und Jonathan Mensah konnten ihn nicht ersetzen. Zudem fehlte Teamchef Stevanovic auf den Außenbahnen die Linie: Mal spielte Inkoom statt Pantsil rechts hinten, mal vor Pantsil rechts vorne und Ayew dafür links, dann musste Inkoom auch mal links hinten ran, weil dort weder Masahudu Alhassan noch Lee Addy eine überzeugende Figur gemacht haben. Schon gegen Tunesien im Viertelfinale musste ein Geschenk in Form eines schlimmen Goalie-Fehlers zur Rettung herhalten, gegen Sambia im Semifinale fehlte dann jede Inspiration – und das kleine Finale gegen Mali war ohnehin mehr eine Bestrafung.

Es ist sicher noch zu früh zu sagen, dass die große Zeit von Ghana mit dem U20-WM-Titel 2009, dem Finalzeinzug beim Afrika-Cup vor zwei Jahren und dem Viertelfinale bei der WM vorbei ist. Aber bei den Black Stars muss man nun aufpassen, nicht in jene unübersichtliche Mischung aus Altstars über dem Zenit, fehlendem Teamgeist auf dem Platz und zu vielen Trainerwechseln zu verfallen, die Kamerun und Nigeria vorläufig in den Orbit gejagt hat. Ghana steht fraglos am Scheideweg.

Mali wird Dritter – wenn auch eher zufällig

Dass in solchen Turnieren Teams, die schlechter spielen als manche Konkurrenten letztlich weiter kommen als diese, das ist nichts Neues. Mali ist so ein Beispiel: Sowohl Guinea in der Gruppe als auch Gabun im Viertelfinale war man eigentlich recht deutlich unterlegen, auch inhaltlich, aber ein Tausenguldenschuss (gegen Guinea) und ein Elfmeterschießen (gegen Gabun) reichten für den überraschenden Einzug ins Halbfinale.

Die Grundformation von Mali

Und das, obwohl mit Seydou Keita der eigentliche Star und klar beste Spieler der Mannschaft ein erschreckend anonymes Turnier spielte. Er stand oft viel zu hoch, um seine Stärken in Passgenauigkeit und Spieleröffnung ausspielen zu können. Sein Können im Pressing gegen den gegnerischen Spielaufbau kam auch nicht allzu häufig zum Einsatz.

Dafür sprangen andere in die Presche, wie vor allem Adama Tamboura. Der Linksverteidiger vom französischen Zweitligisten Metz ist eine DER Entdeckungen in diesem Turnier (auch wenn er mit 26 Jahren nicht mehr der Jüngste ist), auch die beiden Sechser Samba Diakité und Bakaye Traoré zeigten gute Abstimmung – kein Wunder, die sind bein Nancy auch Teamkollegen. Nach vorne wurde es dann halt immer dünner, aber damit passt man ja ins Bild bei diesem Turnier. Der dritte Platz ist für Mali sicher ein riesiger Erfolg, wie groß die Nachhaltigkeit sein wird, steht aber auf einem ganz anderen Blatt Papier.

Die Gastgeber: Gleicher Erfolg, unterschiedliche Aussichten

„Nachhaltigkeit“ ist auch das Stichwort bei den beiden Gastgebern. Ihre insgesamt acht Spiele waren, gemeinsam mit dem Finale, die einzigen mit einer guten Zuschauerkulisse – bei anderen Spielen, vor allem dem Viertelfinale zwischen Sambia und dem Sudan mit nur 200 (!!!) Zuschauern fanden vor teils erschreckend leeren Rängen statt. Bei Eintritts-Preisen, die einen durchschnittlichen Wochenlohn als unterstes Limit haben, ist das aber auch kein Wunder.

Die Grundformation von Gabun

Die Ansätze bei den beiden Ausrichtern war grundverschieden. Gabun mit dem Deutsch-Franzosen Gernot Rohr als Teamchef hat vor zwei Jahren trotz des Aus in der Vorrunde schon angedeutet, dass man eine junge Mannschaft mit viel Entwicklungspotential ist, die tollen Auftritte hier waren der beinahe logische nächste Schritt. Die Hingabe und der Schwung, den die mit einem Schnitt von 25 Jahren noch recht junge Truppe gezeigt hat, konnte einen mitreißen – vor allem der Über-Thriller gegen Marokko im mit Abstand besten und aufregendsten Spiel des Turniers war eine Augenweide.

Aber auch das System und die generelle Spielanlage war eine äußerst positive Erscheinung. Die Außenverteidiger Moussono und Mouele marodierten nach vorne wie kaum jemand anderer in diesem Turnier, das Sturm-Trio war ständig in Bewegung, gut am Ball und der Wille, nach vorne zu spielen und die Partien an sich zu reißen, war fast immer erkennbar – aber nie über eine gesamte Partie. Und genau dieser Aspekt, der sicher auch auf fehlende internationale Erfahrung zurück zu führen ist, kostete dem Team mit dem positivsten Fußball ein noch besseres Resultat als das Viertelfinale.

Die Zukunftsaussichten sind aber nicht so schlecht. Wenn man die richtigen Lehren aus dem eigenen Auftreten zieht, und die aus dem Titelgewinn von Sambia – sprich, auf Kontinuität zu setzen – ist angesichts der wahrlich nicht übertrieben schweren Quali-Gruppe mit Burkina Faso, Niger und Congo die Teilnahme am WM-Playoff für Brasilien beinahe Pflicht.

Die Grundformation von Äquatorialguinea

Da wird es er wild zusammengekaufte Haufen, der für Äquatorialguinea aufläuft, wesentlich schwerer haben. Nicht nur, weil mit Tunesien ein starker Gegner wartet, sondern vor allem, weil der Mannschaft die Basis fehlen dürfte. Das Team ist deutlich älter und hat viel weniger Spieler, die noch viel Entwicklungspotential nach oben zeigen. Rechtsverteidiger Kily David ist so einer, Sechser Ben Konaté sicher auch – aber im Großen und Ganzen lebte der zweite Co-Gastgeber schon viel mehr von der Spezialsituation Heimturnier und der Euphorie, die die zwei (glücklichen) Siege gegen Libyen und den Senegal entfachten.

Sicher, praktsich alle Spieler sind über sich hinausgewachsen, aber für Teamchef Gilson Paulo, der die Mannschaft erst kurz vor dem Turnier übernommen hatte, wird ein dauerhaftes Etablieren unter den besseren Teams Afrikas sicher kein leichteres Unterfangen als es das Heimturnier war.

Sudan und Liyben: Die arabischen Überraschungen

Ägypten, Sieger der letzten drei Ausgaben, war nicht qualifiziert – aber mit den Nachbarn Sudan und Liyben gab es dennoch zwei Teams aus dem arabischen Sprachraum, die mit schönen Erfolgen nach Hause zurückkehren.

Die Grundformation des Sudan

Das trifft vor allem auf den Sudan zu – die 23 Kader-Spieler kehren tatsächlich alle nach Hause zurück, Teamchef Mohamed Abdalla hatte nicht einen einzigen Legionär mit dabei. Die Spielanlage des Sudan war der von Sambia nicht unähnlich: Durch die Mitte zumachen, über die Außen Gegenstöße setzen, mit Mustafa Haitham gab es eine sehr aktive hängende Spitze und mit Mudathir einen Stürmer, der nicht viele Chancen braucht.

Die Qualität des Champions hat der Sudan freilich nicht und für den Viertelfinal-Einzug brauchte es schon auch Geschenke von Burkina Faso im letzten Gruppenspiel, aber pures Glück war das alles nicht. Was der Mannschaft fehlte, war die Breite in der eigenen Spielgestaltung, weil die Mittelfeld-Außen viel einrückten, die Außenverteidiger aber nicht konsequent hinterliefen. Aber der erste Sieg bei einem Spiel des Afrika-Cups seit 42 Jahren ist ein feiner Erfolg.

Die Grundformation von Libyen

Eine weitere echte Feel-Good-Story, die aufgrund des Vorrunden-Aus leider etwas unterging, war der Auftritt von Libyen. Schon alleine die Tatsache, dass sich die Mannschaft trotz des tobenden Bürgerkrieges, ausgesetzter Meisterschaft und mit natürlich gestrichenen Heimspielen überhaupt qualifiziert hat, zumal mit einigen Kickern, die selbst an der Front gekämpft hatten, ist schon ein Wunder.

Aber der Auftritt beim Turnier selbst, der von Spiel zu Spiel couragierter wurde, toppte das dann sogar noch. Gegen Äquatorialguinea wirkte man noch gehemmt, aber den späteren Champion Sambia hatte man schon am Rande der Niederlage und gegen den Senegal folgte dann die Krönung: Mit einer geschickten Umstellung, mit modernem Systemfußball, mit einem passenden Konzept und dessen disziplinierter Ausführung gelang doch tatsächlich ein 2:1-Erfolg.

Für das Viertelfinale hat es nicht gereicht, aber die Libyer sind dennoch ohne jeden Zweifel einer der ganz großen Gewinner dieses Afrika-Cups.

Seltsames Turnier von Senegal

Die Grundformation von Senegal

In der ersten Hälfte des ersten Spiels gegen Sambia wurden zwei Schläfrigkeiten in der senegalesischen Abwehr eiskalt ausgenützt – der Anfang vom Ende für die vorher als heiße Mit-Favoriten gehandelte Mannschaft. In der Folge gab es nicht nur gegen Sambia, sondern auch in der zweiten Partie gegen Äquatorialguinea Chancen am laufenden Band. Ja, die Spielanlage von Senegal mit ihrem Mittelding aus 4-2-3-1 und 4-2-4 war recht eindimensional. Aber die an sich guten Laufwege von Ba und Cissé und der ungeheure Schwung von Issia Dia auf der rechten Seite bereitete den beiden Gegnern große Probleme. Vor allem im zweiten Spiel hätte es statt der 1:2-Niederlage in der letzten Minute eigentlich einen Kantersieg geben müssen. So war Senegal ausgeschieden, die Luft war raus, der Auftritt gegen Libyen blutleer und das Punktekonto stand auch nach drei Spielen immer noch auf Null. Peinlich.

Was Senegal zum Verhängnis wurde, war neben der schlechten Chancen-Verwertung vor allem fehlende Kompaktheit im Mittelfeld und eine Abwehrkette, die nicht auf der Höhe war. Teamchef Amara Traoré, der von draußen kaum Impulse geben konnte, ist jedenfalls schon nicht mehr im Amt.

Unaufgeregte Maghreb-Teams

Was angesichts der sonst weit verbreiteten Hire-&-Fire-Politik in afrikanischen Verbänden etwas überraschend war: Eric Gerets darf trotz den enttäuschenden Vorrunden-Aus auch weiterhin die Mannschaft aus Marokko betreuen. Auch, wenn der Auftritt der Mannschaft das Verpassen des Viertelfinales durchaus rechtfertigte.

Die Grundformation von Marokko

Und auch der Teamchef selbst mit seinem vorschnellen Signal zum geordneten Rückzug im Mega-Match gegen Gabun seinen Teil dazu beigetragen hat. Das Hauptproblem Marokkos war die Abhängigkeit von Houssine Kharja. Er sollte seine Mitspieler aus der Tiefe heraus dirigieren und einsetzen. Das wussten aber auch die Gegner und stellten den Italien-Legionär so gut es ging zu – und kein anderer übernahm die Verantwortung. Zu wenig Nachdruck gegen Tunesien, zu früh sicher gefühlt und Gabun ins Spiel zurücklassen, und schon war das Turnier vorbei.

Woran es Marokko vor allem fehlt, sind Führungsfiguren. Boussoufa und Hadji sind Schönwetter-Spieler, Kharjas Nebenmann Hermach fehlt es an der Klasse und im Sturmzentrum macht Chamakh einfach zu wenig aus seinen Anlagen.

Die Grundformation von Tunesien

Da fußte die Abordnung aus Tunesien schon auf deutlich mehr Säulen. Sami Trabelsi vertraute einem recht großen Block von Akteuren aus der eigenen, sportlich durchaus sehenswerten Liga. Der Vorteil dabei: Die Mittelfeld-Zentrale mit Korbi und Traoui war gut eingespielt, als im dritten Spiel mit Ragued erstmals ein dritte Mann eingezogen wurde, stand man noch sicherer.

Zudem machten zwei Spieler auf sich Aufmerksam: Rechtsvertediger Bilel Ifa (21), der recht bald in der französischen Liga auftauchen dürfte, ud vor allem Youssef Msakni. Der auch erst 21-Jährige mit dem Lausbuben-Gesicht ist ein Offensiv-Allrounder, wie man ihn sich wünscht: Er kann über die Flanken kommen (hier eher über die linke), der kann hinter den Spitzen spielen, und er kann auch selbst Tore schießen.

Tunesien ist nach einem sportlichen Durchhänger in den letzten Jahren wieder zurück auf der Spur nach oben: Mit einer kompakten und sicheren Defensive, fleißigen Außenverteidigern (auch Chammam, der im Turnierverlauf Jemal ersetzte) und einem offensiven Alleskönner mit viel Potential. Wer weiß, wie viel Tunesien schon diesmal erreichen hätte können, wenn nicht der sonst so sicherer Torhüte Mathlouthi im Viertelfinale gegen Ghana daneben gegriffen hätte.

Die Grundformation von Guinea

Die Pechvögel aus Guinea

Es gibt eine Mannschaft, das das Viertelfinale absolut verdient gehabt hätte, aber durch einen Glücktreffer von Mali außen vor blieben: Das Team aus Guinea. Unter ihrem französischen Teamchef Michel Dussuyer, dessen Vater im Turnierverlauf verstarb, zeigten die Westafrikaner sehenswerten Angriffsfußball. Im ersten Spiel gegen Mali scheiterten sie an der Chancenverwertung, aber gegen Botswana gab’s beim 6:1 kein Halten mehr. War aber alles nicht mehr genug, genau wie das achtbare 1:1 gegen Ghana – bei dem sich die Mannschaft wohl etwas zu früh aufgegeben hat.

Auch Guinea ist im Grunde eine Mannschaft, die sich ansehnlicher präsentiert hat als es der Kader annehmen hätte lassen. Zwei Burschen aus der Drittliga-Mannschaft von Stuttgart, jede Menge Spieler aus wenig prickelnden Vereinen aus Ländern wie Schweiz, Belgien und der Türkei, Zweitliga-Kicker aus Frankreich – aber es war klar ersichtlich, dass es im Team stimmt. Jeder rannte für den anderen, bis auf die letzte halbe Stunde gegen Ghana war das Bestreben, positiven Fußball zu zeigen und Tore zu erzielen, immer sichtbar.

Die Grundformation von Angola

Das war zu wenig

Andere Teams, denen man mehr zugetraut hätte, haben sich selbst geschlagen. Angola etwa: WM-Teilnehmer von 2006, zuletzt dreimal das Viertelfinale erreicht, aber diesmal war doch ein deutlicher Rückschritt zu erkennen. Wenn die Mannschaft schon hinten nicht besonders sicher steht – was ja auch schon beim Heim-Turnier vor zwei Jahren nicht der Fall war – dann muss zumindest nach vorne etwas gehen. Aber von den Flanken kam zu wenig Konkretes, aus der Zentrale gab’s nur Alibi-Fußball und Flavio, einer der WM-Torschützen von vor sechs Jahren, ist deutlich über seinen Zenit hinaus.

Das alles kann ja mal passieren, das ist auch keine Schande. Anders als der Umgang der angolanischen Autoritäten, die sich als ganz schlechte Verlierer zeigten: Reporter wurde gewaltsam von der Mannschaft abgeschottet, Berichterstattung darüber unter Androhung von Strafen zu verhindern versucht. Das gab kein gutes Bild ab.

Die Grundformation von Burkina Faso

Zu wenig Konkretes – das ist auch der sportliche Vorwurf, den sich Burkina Faso machen lassen muss. Aus der Zentrale von Marseille-Sechser Kaboré kam viel zu wenig, Alain Traoré haderte früh mit sich, den Mitspielern, den Referees, mit Gott und der Welt, Joker Aristide Bancé irrlichterte wirr über den Platz, Bakary Koné schoss hinten Böcke am laufenden Band und Moumouni Dagano wirkt vorne wie ein Dinosaurier. Der flinke Jonathan Pitroipa, der einzige noch verbleibende Spieler von höherer Qualität, war mit der ganzen Verantwortung auf seinen schmalen Schultern sichtlich überfordert. Und letztlich half es auch nicht, dass von der Trainerbank keine hilfreichen Impulse kamen: Teamchef Paulo Duarte hielt stur an seinem steifen 4-2-3-1 fest.

Die Folge: Drei Niederlagen und das Vorrunden-Aus.

Die Grundformation von Niger

Chancenlose Debütanten

Drei Niederlagen war auch die Bilanz, die man von den zwei Debütanten erwartet und auch bekommen hat. Wobei das Team aus Niger bei seiner Afrika-Cup-Premiere vor allem defensiv gar keine so schlechte Figur gemacht hat: Der Versuch, den Gegnern keinen Platz und keine Zeit am Ball zu lassen, Kompakt und sicher zu stehen und nach Ballgewinn über die flinken Issoufou und Maazou nach vorne zu kommen, war stets erkennbar und wurde auch ganz okay ausgeführt.

Die individuelle Qualität der eher zufällig gegenüber den Südafrikanern qualifizierten Mannschaft war natürlich nicht mit jener der Gruppengegner zu vergleichen, und doch hätte man Marokko beinahe einen Punkt abgetrotzt. Leider wurde das alles überschattet von der eher unwürdigen Posse hinter den Kulissen und an der Seitenlinie, wo man dem erfolgreichen Teamchef Harouna Doula (immerhin Afrikas Trainer des Jahres 2011) im Franzosen Rolland Courbis einen Anstands-Wauwau vor die Nase setzte, der dann auch bei den Spielen seinen dicken Bauch Kommandos gebend in der Coaching-Zone präsentierte, während sich Doula etwas indigniert auf der Trainerbank einigelte.

Die Grundformation von Botswana

Fehlende Qualität vor allem im Spiel nach vorne war letztlich auch bei Botswana der limitierende Faktor. Abgesehen vom 1:6 gegen Guinea, wo man in Unterzahl komplett auseinander fiel, stand man mit zwei Viererketten und einem Sechser dazwischen recht sicher, machte Ghana und Mali das Leben mit gutem Lauf- und Stellungsspiel verteufelt schwer und verlor diese beiden Spiele nur knapp.

Aber im Angriff… Jerome Ramathlhakwane versuchte zwar, mit viel Laufarbeit fehlende Ideen von hinten auszugleichen, aber außer Mondbällen aus der eigenen Hälfte hatte Botswana überhaupt nichts anzubieten. Kein Wunder, dass schon in der Quali kein Team, das den Cut geschafft hat, weniger Tore erzielt hat. Durchaus erstaunlich, dass es trotzdem zu zwei Treffern – einem Elfmeter und einem Konter – gereicht hat.

Aber für Botswana gilt genau wie für Niger: Schön, mal dabei gewesen zu sein. Es wird auch in Zukunft nicht allzu oft passieren.

Fazit: Was bleibt?

Genau natürlich wie der Titelgewinn für Sambia eine Ausnahme ist. Die Mannschaft aus dem 13-Millionen-Einwohner-Land im Süden des Kontinents wird sich nun genausowenig zu einem dauerhaften Titelkandidaten aufschwingen wie das Griechenland nach dem Titel 2004 oder der Irak nach dem Erfolg beim Asien-Cup 2007 gelungen ist.  Schon hinter einer WM-Teilnahme in Brasilien steht ein dickes Fragezeichen, muss man doch in der Gruppe an Ghana vorbei, um überhaupt in die entscheidenden Playoffs einzuziehen.

Aber die Mannschaft ist jung genug, um noch einige weitere Afrika-Cups zu absolvieren und kann nächstes Jahr in Südafrika oder in drei Jahren in Marokko auch wieder eine gute Figur abgehen. Der Unterschied: Ab sofort werden vor allem Underdogs gegen den Afrika-Meister doppelt und dreifach motiviert in die Spiele gehen.

Für Didier Drogba und seine Ivorer geht es nächstes Jahr noch einmal um alles oder nichts, aber es wird nicht leichter. Kamerun, Nigeria, Ägypten und Ausrichter Südafrika werden die Scharte der verpassten Quali ausmerzen wollen. Dass das vor allem bei afrikanischen Funktionären zumeist in kontraproduktiver Übermotivation umschlägt, ist dabei aber natürlich nichts Neues.

Aber wer weiß, vielleicht sorgt das Signal, das Sambia ausgesendet hat, beim einen oder anderen ja doch für etwas mehr Mitdenken.

(phe)

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Sambias „Date with Destiny“ – Außenseiter holt den Afrika-Cup! https://ballverliebt.eu/2012/02/13/sambias-date-with-destiny-ausenseiter-holt-den-afrika-cup/ https://ballverliebt.eu/2012/02/13/sambias-date-with-destiny-ausenseiter-holt-den-afrika-cup/#respond Mon, 13 Feb 2012 01:59:06 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6683 Sambias „Date with Destiny“ – Außenseiter holt den Afrika-Cup! weiterlesen ]]> Vor 19 Jahren stürzte vor Gabuns Hauptstadt Libreville das Flugzeug mit dem Nationalteam Sambias ab – keiner überlebte. Nun schließt sich der Kreis – denn just in Libreville vollendet Sambia ein Rendez-Vouz mit dem Schicksal. Indem die Mannschaft von Teamchef Hervé Renard die haushoch favorisierten Ivorer nach 120 torlosen Minuten im Elfmeterschießen bezwangen!

Sambia - Côte d'Ivoire 0:0 n.V., 8:7 i.E.

Die No-Name-Truppe aus Sambia – vor zwei Jahren bei letzten Turnier schon stark und erst im Elferschießen gegen Nigeria ausgeschieden – präsentierte sich im Turnierverlauf defensiv kompakt und flink über die Flügel. Die Ivorer zeigten nüchternen Ergebnis-Fußball, kassierten kein einziges Gegentor und profitierten vorne zumeist von Fehlern des Gegners. Wer ein Finale erwartete, in dem beide Teams hinten deutlich bessere Figur machen als vorne, hatte die Lage ganz gut eingeschätzt.

Sambia lässt sich nicht auseinander ziehen

Sambia musste schon nach wenigen Minuten aus Verletzungsgründen Linksverteidiger Joseph Kasonde aus dem Spiel nehmen. Nyambe, sein Ersatz, wurde von den Ivorern prompt als mögliche Schwachstelle angebohrt – aber der 24-Jährige, der in der sambischen Liga spielt, hielt sehr ordentlich dagegen. Die Ivorer zeigten sich äußerst Linkslastig, weil Gervinho sich, im Gegensatz zu Kalou auf der anderen Seite, auch immer wieder mal fallen ließ und mit dem nach vorne preschenden Gosso gut zusammen spielte.

Das Problem bei den Ivorern war aber, dass es dennoch nicht gelang, die Viererkette Sambias auseinander zu ziehen. Zum einen, weil Kalaba und Lungu sich nicht zu schade waren, viel Defensivarbeit zu verrichten, noch viel mehr aber, weil man die Ivorer problemlos wie einen Trichter ins Zentrum drängen konnte. Und dort war, wie kaum anders zu erwarten war, alles dicht. Daran änderte auch die wiederum eher hohe Positionierung von Yaya Touré nichts: Sambia stand diszipliniert und annähernd fehlerfrei.

Ivorer komplett harmlos

So war die linke Seite unproduktiv und die rechte mit einem komplett unsichtbaren Salomon Kalou de facto inexistent – war für den diesmal auf dieser Seite aufgestellten Rainford Kalaba für Sambia eine willkommene Einladung war, seine Schnelligkeit und seine Technik gegen Tiéné auszuspielen. Sambia zeigte, wenn am Ball, deutlich mehr Zug zum Tor.

Das Problem Sambias in der Vorwärtsbewegung war eher, dass man mit vier, maximal fünf nach vorne laufenden Spielern zumeist dennoch in Unterzahl blieb. Denn bei den Ivorern kristallisierten sich immer mehr zwei Blöcke heraus – Defensive und Offensive. Verbindungen gab es im Zentrum so gut wie keine, so blieben nur die Flügel, und dort wiederum nur der linke.

Richtige Umstellung von Zahoui

Bewegung ins Patt kam erst, als der ivorische Teamchef François Zahoui nach einer Stunde umzustellen begann. Die wichtigste Änderung war, dass Salomon Kalou (endlich) vom Platz genommen wurde und vom deutlich aktiveren Max Gradel ersetzt wurde. Das brachte augenblicklich Schwung auf die linke Angriffsseite. Zwar wurden die Bälle ins Zentrum kaum besser, aber die Spielanlage generell etwas ausgewogener. Mit dem ihm auch entgegen kommenden Gradel vor ihm blühte auch Linksverteidiger Tiéné deutlich auf. Folge des Drucks war der Elfmeter, den Chansa und Nyambe in Co-Produktion mit ihrem Rempler an Gervinho verursachten. Aber wie schon im Viertelfinale gegen Äquatorialguinea vergab Didier Drogba.

Was Sambia bis dahin überhaupt nicht geschafft hatte, war es, die im Semifinale gegen Mali so offensichtlich aufgedeckten Defensiv-Schwächen des ivorischen Rechtsverteidigers Jean-Jaques Gosso auszunützen. Lungu, der zumeist sein Gegenspieler war (er und Kalaba wechselten zwar häufiger, aber grundsätzlich spielte Lungu links), war nicht flink genug im Umschalten, um Gosso am falschen Fuß zu erwischen.

Felix Katongo neutralisiert Gradel

Darum brachte Renard statt des in der Anfangsphase eingewechselten Nyambe nun mit Felix Katongo einen neuen Mann für die rechte Angriffsseite (gegen Gradel und Tiéné), Kalaba ging nach links (gegen Gervinho und Gosso) und Lungu dafür nach links hinten. Die Folge war, dass Sambia für den Rest der regulären Spielzeit immer mehr Vorteile auf seine Seite schaffen konnte: Denn der frische Felix Katongo nahm mit seinem schnellen Spiel nach vorne den Druck, den Gradel davor entfachen konnte, komplett aus dem Spiel.

Dennoch ging es mit einem 0:0 in die Verlängerung. Dort wurden die Konditionsvorteile auf Seiten Côte d’Ivoires aber immer offensichtlicher, zudem hatte Zahoui mit Ya-Konan (statt Zokora) und Bony (statt Yaya Touré) noch weitere Offensivkräfte von gute Qualität für das Mittelfeld gebracht, um Chansa und Sinkala im Zentrum weiter zu zermürben. Die Ivorer hatten das Spiel nun wieder recht sicher im Griff, aber Tor gelang keines mehr.

Und im Elfmeterschießen wurde endgültig alle widerlegt, die afrikanischen Fußballern schwache Nerven nachsagen. Die ersten vierzehn Schützen trafen alle zumeist bombensicher, erst beim Stand von 7:7 und einem Elfmeterpunkt, der aufgrund des mitgenommenen Rasens mehr ein Erdloch war, gab’s die ersten Fehlschüsse. Kolo Touré (schlecht geschossen und von Mweene gehalten) und letzlich Gervinho (rechts daneben) verpassten, während nach Kalabas Fehlschuss Innenverteidiger Stophira Sunzu traf – und Sambia sensationell zum ersten Titel schoss.

Fazit: Mehr als die Summe der Einzelteile

Die Ivorer werden immer mehr zum Portugal Afrikas: Tolle Fußballer, immer irgendwie dabei, aber letztlich doch nichts gewonnen. Dabei sah das im Turnierverlauf so staubtrocken aus, eigentlich nichts schief gehen konnte. Wäre da nicht diese latente Unfähigkeit gewesen, aus der individuellen Überlegenheit auch Chancen heraus zu arbeiten, die dann auch genützt werden. Die Ivorer lebte in der Offensive das ganze Turnier schon eher von den Fehlern der gegnerischen Defensiv-Reihen, und von denen hat Sambia in 120 in Wahrheit nur einen echten gemacht – aber Drogba konnte den Elfmeter in der zweiten Hälfte nicht nützen.

So schreibt Sambia eine der wundervollsten Storys der Fußball-Geschichte und holt genau in jener Stadt, die bislang für das traurigste Kapitel im Fußball Sambias gestanden war sensationell den Titel. Und das mit einer Mannschaft, in der es nicht einen einzigen Spieler gibt, der international einen klangvollen Namen gehabt hätte – Kapitän Chris Katongo konnte sich einst nicht mal in Bielefeld durchsetzen, die Meisten spielen abseits der Weltöffentlichkeit in afrikanischen Ligen. Wer kannte vor dem Turnier schon Namen wie Rainford Kalaba oder Nathan Sinkala?

Hervé Renard, der blonde Teamchef aus Frankreich, der schon mal zu cholerischen Anfällen neigt (wie im Finale gegen Nkausu oder einem der Co-Trainer im Gruppenspiel gegen Äquatorialguinea) und eher wie ein eitler Schönling wirkt als ein akribischer Arbeiter, hat es geschafft, seiner Mannschaft, die im Kern schon lange zusammen ist, ein exakt passendes Konzept zu verpassen. Mit einer fast durchgängig bombensicheren Defensive (nur gegen den Sudan im zweiten Gruppenspiel wackelte die), einem äußerst flexiblen Mittelfeld und den zwei großen Entdeckungen des Turniers, Rainford Kalaba vom zweifachen Champions-League-Sieger TP Mazembe und Emmanuel Mayuka von den Young Boys Bern, hat Renard fast mehr als das Optimum herausgeholt.

Und einmal mehr den Beweis angetreten, dass mit mit einer Mannschaft, die stärker ist als die Summe ihrer Einzelteile, und einem gewissen Maß an Kontinuität tatsächlich Großes erreichen kann. Was auch der Finaleinzug alleine schon gewesen wäre. Aber mit dem gewonnenen Elfer-Schießen gab es tatsächlich sogar noch die Krönung.

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Spiel um P3: Mali – Ghana 2-0 (1-0). 1-0 Diabaté 23′ / 2-0 Diabaté 80′

Mali - Ghana 2:0

Es ist ja oft so, in kleinen Finals: Der Underdog, der froh war das Semifinale erreicht zu haben, geht mit deutlich größerer Konsequenz in diese Partie, als der Favorit der noch immer sauer ist, das Finale verpasst zu haben.

Das konnte man auch in dieser Partie beobachten. Ghanas Teamchef Goran Stevanovic brachte zwar außer Mohammed Abu keinen Turnier-Neuling, aber so richtig ernst nahmen die Black Stars die Partie nicht. Es fehlte der Zug zum Tor, das direkte Spiel nach vorne vor allem über die Flügel. Es fehlte auch das Tempo, um womöglich durch die von Mali gut zugestellte Zentrale nach vorne zu kommen.

Das Überraschungsmoment war bei Ghana zwar schon im ganzen Turnier zu kurz gekommen, aber auch in dieser an sich bedeutungslosen Partie vermied man es, etwas mehr Risiko zu gehen.

Giresse mit genauem Plan

Anders Alain Giresse: Er stellte sein 4-2-3-1 ins Eck und ließ seine Mannschaft in einem eigenwilligen Mittelding aus 4-2-2-2, Mittelfeld-Raute und Tannenbaum auflaufen. Zu Cheikh Diabaté stellte er mit Garra Dembélé eine (zumeist hängende) Spitze, dahinter agierte Seydou Keita von der rechten Seite nach innen ziehend.

Auf der Außenbahn selbst marschierte Rechtsverteidiger Ousmane Coulibaly nach vorne, die Defensiv-Agenden hatte zumeist Samba Diakité über. Er zog, wann immer nötig, im Rücken von Keita (und auch Coulibaly) nach Außen, sein Hauptgegenspieler war André Ayew. Diakités Pendant auf der halblinken Seite, Samba Sow, spielte deutlich höher – mitunter auf einer Höhe mit Keita – und hielt den Flügel mehr. Gemeinsam mit Tamboura hatten die beiden Ghanas Angriffsseite mit Pantsil und Inkoom komplett im Griff.

Ghana psychisch nicht ganz auf der Höhe

So hatte Ghana zwar deutlich mehr Ballbesitz, aber mangels Tempo, Überraschungsmoment und vor allem Genauigkeit im Spiel nach vorne gab es nur wenige Torchancen. Da war Mali effektiver: Diabaté sorgte nach einem Eckball für die 1:0-Führung Malis. Am Spiel Ghanas änderte sich nichts. Was auch daran lag, dass Jordan Ayew (und später der für Inkoom schon in der ersten Hälfte eingewechselte Tagoe) vorne die wenigen Bälle, die ankamen, nicht halten konnten.

Da half es auch wenig, dass Stevanovic mit Muntari statt des mit der Spieleröffnung überforderten Abu etwas mehr Linie ins Spiel brachte: Durch die geschickt spielende Mannschaft Malis gab es kein Durchkommen, wiewohl Ghana in der Phase zwischen Muntaris Einwechslung und dem Ausschluss von Isaac Vorsah einen deutlich geordneteren Eindruck machten. In Unterzahl schienen sich die psychisch sichtlich noch vom Semifinale gezeichneten Ghanaer in die Niederlage zu fügen und Diabatés 2:0 aus einem schnellen Konter über den hervorragenden Tamboura machte den Deckel drauf.

Fazit: Mali belohnt sich im Belohnungs-Spiel

Auch, wenn es beim Turnier-Dritten etwas seltsam klingt, aber das war wohl die beste Leistung von Mali bei diesem Afrika-Cup. Wirkte das Team bislang zumeist uninspiriert und behäbig und war der Einzug ins Semifinale mit sehr viel Glück verbunden, was die Vorstellung gegen Ghana deutlich präziser und mit mehr Leben umgesetzt als das in den Spielen davor der Fall war. Man merkte deutlich, dass diese Partie um den dritten Platz für Mali eine Belohnung war, für die lustlos und ohne echten Drive agierende Mannschaft aus Ghana eher eine Bestrafung.

(phe)

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Gervinhos Solo bringt Entscheidung – Ivorer ohne Gegentor ins Endspiel https://ballverliebt.eu/2012/02/09/gervinhos-solo-bringt-entscheidung-ivorer-ohne-gegentor-ins-endspiel/ https://ballverliebt.eu/2012/02/09/gervinhos-solo-bringt-entscheidung-ivorer-ohne-gegentor-ins-endspiel/#respond Thu, 09 Feb 2012 01:09:04 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6672 Gervinhos Solo bringt Entscheidung – Ivorer ohne Gegentor ins Endspiel weiterlesen ]]> Nüchterner Ergebnis-Fußball zeichnet die Ivorer bei diesem Turnier aus. Auch, wenn beim hochverdienten Halbfinal-Sieg gegen Mali in der ersten halben Stunde Chancen am laufenden Band herausgespielt (und vergeben) wurden, bestätigte sich dieser Eindruck auch hier. Denn nach der Führung ging es vor allem darum, nichts mehr Anbrennen zu lassen.

Côte d'Ivoire - Mali 1:0

Irgendwie hat es Mali geschafft, sich ins Semifinale durchzumogeln. Da ging es aber gegen den Top-Turnierfavoriten Côte d’Ivoire. Teamchef Alain Giresse griff dabei wieder auf das gewohnte 4-2-3-1 zurück, allerdings in etwas anderer Besetzung als beim mit mehr Glück als Verstand überstandenen Viertelfinale gegen Gabun: Zwar stellte er mit Samba Sow erneut einen gelernten Sechser auf die offensive Außenbahn (diesmal die linke), aber er eliminierte mit Abdou Traoré und Modibo Maiga zwei Stammkräfte des Turniers komplett aus dem Kader.

Die Rolle von Yaya Touré

Was sich auch nicht veränderte, war die hohe Rolle von Seydou Keita. Dieser sollte Didier Zokora und Cheikh Tioté, die beiden tief stehenden Ivorer im nominellen 4-3-3, am Spielaufbau stören. Das machte er an sich nicht so schlecht, es brachte aber relativ wenig, weil Yaya Touré dafür seine Gegenspieler narrte. Und zwar mit seiner Flexibilität im Positionsspiel und seinem guten Auge für Laufwege: Er tauchte praktisch überall auf, wo der Ball in der Nähe war. Das wiederum erlaubte vor allem Salomon Kalou, sich mitunter neben Drogba als zweite Spitze zu orientieren.

Gegen den Ball agierten die Ivorer in einem 4-1-4-1, in dem Zokora den Sechser gab und Tioté mit Yaya Touré die Mitte zumachte. Im Ball verwandelte sich die Formation der Ivorer aber blitzschnell in jenes 4-2-4, das sie schon im Eröffnungsspiel gegen den Sudan angewendet haben. Darin marschierte vor allem Rechtsverteidiger Gosso mit nach vorne. Die Folge war ein brutales Übergewicht der Ivorer, das sich auch in vielen guten Tormöglichkeiten zeigte.

Gosso als ivorische Schwachstelle

Zwei Pfostenschüsse, zwei recht unsichere Aktionen des im Turnierverlauf eigentlich recht sicheren Torhüters Soumbeila Diakité, ein Schuss von Kalou knapp über das Tor – die Favoriten hätten das Spiel schon in der ersten halben Stunde komfortabel für sich entscheiden können, über einen 0:3-Rückstand hätte sich Mali nicht beschweren können.

Nach und nach aber entdeckten die Malier die große Schwachstelle beim Gegner: Rechtsvertediger Jean-Jacques Gosso. Der ist eigentlich gelernter Sechser und ist rechts hinten nur ein Notnagel, weil Igor Lolo dort auch nicht überzeugen konnte. Wann immer schnelles Umschalten nach hinten gefragt war, hatte Gosso große Probleme und der schon das ganze Turnier beeindruckend starke malische Linksverteidiger Adama Tamboura lief in Gossos Rücken immer und immer wieder davon.

Mali kommt auf und wird bestraft

Alleine, Kapital konnte man auch aus dem konsequenten Anbohren dieser Schwäche nicht schlagen, weil die Flanken sichere Beute der bombensicheren ivorischen Innenverteidigung wurden. Aber immerhin gelang es Mali so, nach etwa einer halben Stunde die Wucht aus dem Angriffsspiel des Gegners merklich rauszuziehen und alles sah nach einem 0:0 zur Pause aus.

Ehe Gervinho an der Mittellinie den Ball bekam, einen Malier tunnelte und der robusten, aber langsamen Verteidigung Malis davonlief. Der Flügelstürmer von Arsenal blieb auch vor dem Tor (ungewohnt) cool und verwertete zur verdienten 1:0-Führung. Eine späte Belohnung für eine aktive Performance, genau zu einem Zeitpunkt, als Mali das Schlimmste überstanden zu haben glaubte.

Ivorer lassen sich nicht locken

Damit musste Mali im zweiten Spielabschnitt zwar eigentlich mehr tun, aber weil die Ivorer sich nicht locken ließen und ihr gewohnt trockenes Defensivspiel nicht aufgaben, fand man schlicht kein Mittel. Mit hohen Bällen auf den an sich eh dafür prädestinierten Mittelstürmer-Hünen Diabaté konnte man Kolo Touré und Bamba nicht im Ansatz gefährden, zumal die Flanken oft viel zu ungenau kamen.

Und um mit spielerischen Mitteln nach vorne zu kommen, fehlte es Mali zum einen an der individuellen Qualität auf den Außenpositionen im Mittelfeld und vor allem am eklatant fehlenden Tempo. So hatte man nie wirklich das Gefühl, Mali könnte ernsthaft den Ausgleich erzielen – zumal es nie gelang, in einen Spiel- und Angriffsrhythmus zu kommen. Die Partie versandete in vielen Nicklichkeiten und Unterbrechungen – so war der Sieg für die Ivorer, so knapp das Resultat auch war, kaum jemals in Gefahr.

Auch nicht, als mit Garra Dembélé eine neue Offensivkraft für den wirkungslosen Yatabaré eingewechselt wurde. Der körperlich robuste Dembélé hätte zwar theoretisch vorne gemeinsam mit Diabaté etwas umrühren können, aber so richtig traute sich Giresse sein System nicht aufzugeben. So kam Dembélé auch eher über die Flanke und war dort kaum ein Faktor.

Fazit: Côte d’Ivoire bleibt unspektakulär und unüberwindbar

Natürlich waren die Ivorer die um längen bessere Mannschaft, aber das waren ja schließlich auch Gabun und Guinea gewesen. Den einzigen Vorwurf, den sich der Favorit gefallen lassen muss, ist dass der Sack nicht schon in der ersten halben Stunde zugemacht wurde und es einer (wenn auch wirklich exzellenten) Einzelaktion bedurfte, um aus der klaren Überlegenheit auch Zählbares herauszuholen.

Aber immerhin: Diesmal kamen Drogba, Kalou und Co. wenigstens zu vielen guten Chancen. Im bisherigen Turnierverlauf zeichneten sich die „Elefanten“ eher dadurch aus, nach vorne eher nüchtern zu spielen und Fehler der Gegner eiskalt auszunützen. Es bleibt aber dabei, dass die Ivorer einen recht unterkühlten Eindruck machen und im Endeffekt puren Ergebnisfußball zeigen. Das wird sich sicher auch im Finale gegen Sambia nicht ändern, denn wie in allen Spielen zuvor ist die Côte d’Ivoire auch da der klare Favorit.

(phe)

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Ghana zittert sich ins Semifinale, Mali wurschtelt sich dorthin https://ballverliebt.eu/2012/02/06/ghana-zittert-sich-ins-semifinale-mali-wurschtelt-sich-dorthin/ https://ballverliebt.eu/2012/02/06/ghana-zittert-sich-ins-semifinale-mali-wurschtelt-sich-dorthin/#respond Mon, 06 Feb 2012 18:51:11 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6662 Ghana zittert sich ins Semifinale, Mali wurschtelt sich dorthin weiterlesen ]]> Aufregend war es wirklich nicht – aber in der Verlängerung zumindest spannend: Ghana setzt sich im erwarteten Geduldsspiel gegen Tunesien durch und steht dank Mathouthis Fehler im Semifinale. Genau wie Mali: Zwar waren Seydou Keita und Co. auch gegen Gabun weit weg davon, die bessere Mannschaft zu sein. Aber man war die mit den besseren Nerven.

Ghana - Tunesien 2:1 n.V.

Ghana – Tunesien 2-1 n.V. (1-1, 1-1). 1-0 Mensah 9′ / 1-1 Khalifa 42′ / 2-1 A. Ayew 101′

Auch wenn mit John Mensahs frühem Führungstor nach einem Eckball die Vorzeichen für eine zumindest von einer Mannschaft offensiv geführtes Spiel gar nicht so schlecht standen: Das Aufeinandertreffen von Ghana und Tunesien wurde das erwartete Geduldsspiel. Kein Wunder: Beide Mannschaften machten im Turnierverlauf defensiv einen abgeklärten Eindruck, hatten aber Probleme, gegen einen eher passiven Gegner das Spiel selbst aufzuziehen.

Tunesien: Trocken, aber phantasielos

Und genau das wurde in diesem Spiel deutlich. Bei Tunesien vertraute Teamchef Sami Trabelsi wieder auf ein 4-3-1-2, in dem allerdings der nominelle Zehner Youssef Msakni so weit vorne stand, dass hinter ihm ein gigantisches Loch aufgerissen wurde, in dem sich die beiden Sechser von Ghana, Annan und Badu, gut breitmachen und das tunesische Trio vorne vom Nachschub abschneiden konnte.

Hinzu kam, dass die beiden Außenverteidiger sich nicht so recht nach vorne gehen trauten. Khalil Chammam tat da noch deutlich mehr als sein Pendant auf der rechten Seite, Bilal Ifa – was daran liegen dürfte, dass Chammams direkter Gegenspieler Andre Ayew oft nach innen zog und dort von Saihi übernommen wurde. Den Tunesiern blieben aber dennoch zumeist nur lange Bälle tief aus der eigenen Hälfte, die kaum einen Abnehmer fanden.

Ghana: Trocken, aber phantasielos

Sehr ähnlich stellte sich das Geschehen auch bei Ghana dar. Die Black Stars waren zwar wesentlich ballsicherer als ihre Kontrahenten und brachten so mehr Pässe an, aber durch die drei defensiven Mittelfeldspieler der Tunesier gab es vor allem für Kwadwo Asamoah kaum ein Durchkommen. Umso mehr, wenn sich einer der drei Stürmer – zumeist Khalifa auf Ghanas rechter Angriffsseite mit Sulley Muntari – ins Mittelfeld zurück fallen ließ.

Herausgespielte Torchancen waren somit Mangelware, gelungene Offensivaktionen ebenso, dafür wurde staubtrocken verteidigt und die defensiven Mittelfeldreihen lieferten beide Paradebeispiele für erfolgreiches Verhindern gegnerischen Angriffsspiels ab. Das war, defensivtaktisch gesehen, ziemlich gut gespielt, aber wirklich aufregend war es nicht. Daran änderte auch der eher zufällig entstandene Ausgleich der Tunesier kurz vor der Pause nichts.

Umstellung bringt kaum Änderung

Erste Bewegung in die Pattsituation, die dieses Spiel lähmte, kam erst, als Sami Trabelsi nach rund 70 Minuten einen seiner drei Defensivleute im Mittelfeld herausnahm (Saihi) und mit Jemâa einen Stürmer brachte. Damit wurde aus der tunesischen Formation ein 4-4-1-1, in dem Msakni oft nur leicht versetzt hinter Jemâa agierte. Das hieß, dass nun ein Mann weniger im Zentrum stand.

Ghana versuchte das auch prompt auszunützen, indem es mit schnelleren Pässen durch das Zentrum gehen sollte und nun auch André Ayew mehr Verantwortung im Aufbauspiel übernehmen wollte, alleine wirklich gelingen mochte es nicht. Das überschaubare Tempo und die fehlende Durchschlagskraft im Angriff schickten die Partie in die fast logische Verlängerung.

Erst in der Verlängerung geht’s rund

Wirklich aufregend wurde die Partie erst, als Tunesiens Torhüter Mathlouthi, eigentlich einer der besten Keeper des Turniers, eine harmlose und an sich viel zu weite Flanke von Badu nicht festhalten konnte und André Ayew den ihm vor die Füße gefallenen Ball in der 101. Minute zum 2:1 für Ghana über die Linie bugsierte. Nun waren die Tunesier, die in den Anfangsminuten der Verlängerung schon die klar aktivere Mannschaft gewesen waren, endgültig gefordert.

Für Dhaouadi kam nun mit Darragi ein echter Zehner, um den Druck über die Mitte zu erhöhen und um von hinten heraus eine Anspielstation im Zentrum zu haben – die gab es davor kaum. Auch der Ausschluss von Abdennour nach einem Ellbogen-Schlag konnte Tunesien natürlich nicht mehr davon abhalten, in den letzten zwanzig Minuten alles nach vorne zu werfen. Ghana brauchte auch einiges an Glück, aber die Black Stars zitterten das 2:1 über die Runden.

Fazit: Mathlouthi verhindert das Elfmeterschießen

Letztlich hat die Mannschaft mit dem größeren Potenzial und der etwas höheren Qualität gewonnen, aber aus dem Spiel heraus ist Ghana nach vorne wiederum nicht allzu viel eingefallen, um die sicher stehenden Tunesier in Bedrängnis zu bringen. Die Nordafrikaner hatten Asamoah im Zentrum gut im Griff, Muntari kam nicht zur Geltung und auch Ayew war, zumeist gedoppelt, in guten Händen. Ohne Mathlouthis Fehler wäre Ghana kaum das Siegtor gelungen, ohne den Patzer hätten aber auch die Tunesier kaum so bedingungslos alles nach vorne geworfen – ein Elferschießen war vorprogrammiert.

Aber auch die Tunesier mussten erst die Brechstange auspacken, um zu Chancen zu kommen. Die Einwechslung von Darragi, der in den 15 Minuten, die er im Spiel war, eine gute Figur gemacht hat, kam vermutlich deutlich zu spät. Groß war der Unterschied zwischen diesen Mannschaften nicht.  Und Ghana muss im Semifinale gegen Sambia höllisch aufpassen – mit dem flexiblen Mittelfeld und den flinken Flügelspielern können die Sambier Ghana durchaus in Bedrängnis bringen.

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Gabun – Mali 1-1 n.V. (1-1, 0-0), 4-5 i.E. 1-0 Mouloungui 55′ / 1-1 Diabaté 83′

Gabun - Mali 1:1 n.V.

Es ist ja nichts Neues: Die Mannschaft aus Gabun ist eher ein langsamer Starter in Spiele. So war es auch im Viertelfinale gegen die Mannschaft aus Mali, die sich in der Gruppe als recht klar schlechtere Mannschaft gegenüber Guinea durch gewurschtelt hat und gegen die so selbstsicher auftretenden Co-Gastgeber als Außenseiter gelten musste.

Malis Teamchef Alain Giresse reagierte auf die Stärke Gabuns über die Flügel und stellte mit Samba Sow einen gelernten Defensiv-Spieler auf die rechte Mittelfeldseite, um dort Charly Moussono Einhalt zu gebieten. Wie die erneut auf Stören  ausgelegte Rolle von Seydou Keita hinderte dasGabun merklich daran, ins Spiel zu kommen, und so dominierte Mali die Anfangsphase deutlich.

Mali beginnt zu schwimmen

Es dauerte rund zwanzig Minute, ehe Gabun merkte, dass Sow zwar defensiv gut stand, aber nach vorne auf der für ihn ungewohnten Position wenig brachte, und sich Moussono mehr nach vorne trauten. Zudem hatte das Angriffs-Trio nun die Abläufe in der malischen Defensive erkannt und sich darauf eingestellt, bewegte sich deutlich besser.

So kam Gabun, wie schon gegen Marokko und Tunesien, erst im Laufe der Partie dazu, das eigene Spiel aufzuziehen, dann funktionierte es aber deutlich besser. Mali begann hinten immer mehr zu schwimmen und Keita litt wieder einmal unter seiner hohen Positionierung: Gabun umging einfach das Zentrum in der Spieleröffnung.

Fehlende Struktur im Mittefeld

Je länger die Partie lief, umso mehr wurde die fehlende Struktur im Mittelfeld von Mali offensichtlich. Seltsamerweise machte vor allem das Zentrum mit Seydou Keita, Bakaye Traoré und Samba Diakité den Eindruck, so noch nie zusammen gespielt zu haben, obwohl genau dieses Trio in den zwei schwereren Gruppenspielen schon genau so aufgelaufen war.

Gabun hatte das Spiel felsenfest im Griff und als Mouloungui nach einer Stunde aus einem Freistoß heraus das 1:0 gelang, war das hoch verdient. Und Gabun blieb auch am Gas, hatte einige Chancen, den Sack schon vorzeitig zuzumachen. Der bullige Cousin, der viel unterwegs war, und die quirligen Flügelspieler waren von Mali kaum in den Griff zu bekommen, das Passspiel Gabuns war wesentlich sicherer als das von Mali und das Spiel schien trotz des eher knappen Spielstandes mehr oder weniger entschieden zu sein.

Ohne Cousin fehlt Durchschlagskraft

Bis die Auswechslung von Daniel Cousin für einen kleinen Bruch bei Gabun sorgte. Der 34-Jährige musste wohl seinem Alter Tribut zollen, auch in der Vorrunde spielte er nur eine einzige Partie durch. Fabrice do Marcolino übernahm Cousins Position in der Sturmspitze, aber ersetzen konnte er den Routinier nicht. So gab es zwar immer noch Vorstöße von Gabun, vornehmlich über die rechte Seite mit Mouele und Aubameyang, aber auf dem Weg zum Strafraum versandeten diese.

Auf der anderen Seite brachte Alain Giresse nicht nur mit Cheikh Diabaté einen echten Stürmer (Madiga, der diese Position inne hatte und nun auf den Flügel ging, spielte erstmals im Turnierverlauf ganz vorne) und mit seinen Umstellungen auch eine bessere Besetzung für die Flügel, die nun mit Adbou Traoré und eben Madiga ausgewogener besetzt waren. Es war dies die Phase, in der das Mittelfeld Malis den besten Eindruck machte und nach einem Abstimmungsfehler in Gabuns Abwehr gelang Diabaté auch der etwas überraschende Ausgleich.

Verlängerung leidet unter Müdigkeit

In der Verlängerung übernahm Gabun wieder deutlich das Kommando, nachdem Teamchef Rohr mit Palun und Mbabangoye (statt Madinda und Moubamba) neue Kräfte für das Mittelfeld gebracht hatte, das mit wachsender eigener Müdigkeit und dem wachsenden Einfluss, denn Seydou Keita auf das Spiel bekam, etwas unterzugehen drohte. Das Problem mit der fehlenden Durchschlagskraft in der Spitze blieb aber bestehen.

Mali zog sich aus der Spielgestaltung weitgehend zurück und versuchte, sich ins Elfmeterschießen zu retten. So lebte das Spiel in dieser Phase ausschließlich von der Spannung, da die Erschöpfung beider Teams und die Angst, einen entscheidenden Fehler zu machen, das Spielniveau immer dramatischer nach unten zog. Mali erreichte schließlich ohne gröbere Probleme das Ziel des Shoot-Outs – und behielt dort die Nerven.

Fazit: Glücklicher Sieg für Mali

Immer kann’s nicht gutgehen – diesmal schaffte es Gabun nicht mehr. Zwar war der Co-Gastgeber auch in seinem vierten Spiel sicher nicht die schlechtere Mannschaft, aber die verpasste es, nach der verdienten Führung nachzulegen. Ein zweites Tor hätte die Partie gegen diese Mannschaft aus Mali ohne jede Frage entschieden.

Alain Giresse hingegen kann sich glücklich schätzen: Nicht nur, dass er Gabun – jedes Team, mit dem er trotz starker Spiele etwas unglücklich vor zwei Jahren das Viertelfinale verpasst hatte – eliminiert hat. Nein, wie schon im ganzen Turnierverlauf vermochte seine Mannschaft auch in diesem Spiel als recht deutlich schlechteres Team, sich irgendwie durchzumogeln. Einmal mehr war Seydou Keita kein entscheidener Faktor, es wurde wenig Chancen herausgespielt und das Mittelfeld war oft offen wie ein Scheunentor. Aber die starke Innenverteidigung und ein wirklich guter Torhüter retteten Mali auch diesmal den Hintern.

Immerhin: Gabun hat in der WM-Quali mit Burkina Faso, Niger und Congo eine Gruppe von überschaubarer Stärke, der Platz im Play-Off (das als Gruppensieger erreicht wird) sollte mehr oder weniger gebucht sein.

(phe)

 

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Guinea gibt auf – Mali bleibt im Turnier https://ballverliebt.eu/2012/02/01/guinea-gibt-auf-mali-bleibt-im-turnier/ https://ballverliebt.eu/2012/02/01/guinea-gibt-auf-mali-bleibt-im-turnier/#respond Wed, 01 Feb 2012 22:40:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6626 Guinea gibt auf – Mali bleibt im Turnier weiterlesen ]]> Guinea kam erst durch die gut stehende Defensive von Ghana nicht durch und streckte nach einem Ausschluss schon 20 Minuten vor Schluss die Waffen. Obwohl nur ein Tor gefehlt hätte! Do darf sich Mali nach einem überlegen geführten aber nur mühsame gewonnen Spiel gegen Botswana über einen Platz im Viertelfinale freuen.

Ghana - Guinea 1:1

Ghana – Guinea 1-1 (1-1). 1-0 Badu 28′ / 1-1 A. Camara 45′

Guinea war das Team in Zugzwang, und angesichts auch der generellen Spielanlage der Mannschaften verwundert es nicht, dass es auch die Mannschaft von Teamchef Dussuyer war, die in der Anfangsphase die deutlich aktivere war. Dussuyer vertraute auf die gleiche Aufstellung, die Botswana mühelos mit 6:1 geschlagen hat und hatte auch diesmal die Absicht, schnell mit vertikalem Spiel durch das enge Mittelfeld der Ghanaer durchzukommen.

Alleine, das gelang nicht – weil die Zuspiele in die Spitze entweder überhastet und damit zu ungenau waren, und weil es die Ghanaer dennoch verstanden, den Gegner 25 bis 35 Meter vor dem eigenen Tor so anzugehen, dass es kaum möglich war, präzise Bälle nach vorne zu schlagen.

Druck prallt an Ghana ab

Auffällig war, dass die Abwehrkette von Guinea im Ballbesitz extrem weit aufrückte, zum Teil schon in den Anfangsminuten in der gegnerischen Hälfte stand. Was einerseits natürlich dabei half, Ghana zurück zu drängen und die Kontrolle über den Ballbesitz zu haben, die Hintermannschaft aber andererseits extrem anfällig für schnelle Gegenstöße machte. In einigen Situationen rettete nur die Geistesgegenwart von Bobo Baldé und Kamil Zayatte bzw. ein ungenauer Pass aus der Tiefe seitens der Ghanaer.

Die Spielweise der Ghanaer sorgte aber dafür, dass der Schwung der Guineer recht schnell entwich und den Außenseiter dazu zwang, immer mehr quer zu spielen. Das ging auf Kosten des Tempos und der Torgefährlichkeit, und genau das wollte Ghana natürlich auch erreichen. Auch, weil das für die Flügelspieler André Ayew und Samuel Inkoom, die immer wieder die Flügel wechselten, vermehrt Gelegenheiten ergab, nach Ballverlusten von Guinea schnell angespielt zu werden.

Zwei eher unerwartete Tore

Das Spiel hatte sich in seiner Pattstellung schon ein wenig eingerichtet, als Ghana nach etwa einer halben Stunde durch einen sehenswerten Weitschuss von Emmanuel Badu in Führung ging. Das wirkte auf die Mannschaft aus Guinea wie ein Schock: Bis kurz vor der Halbzeitpause brachte man kaum noch etwas zu Stande. Ghana war mit der Führung auf dem Weg zum Gruppensieg doppelt abgesichert und lehnte sich entsprechend wieder ein wenig zurück.

Und hatte dennoch ein wenig Pech, quasi mit dem Halbzeitpfiff den nicht gerade in der Luft liegenden Ausgleich hinnehmen zu müssen. Abdoul Camara, auf der linken Seite einer der wenigen verbliebenen Aktivposten in seiner Mannschaft, drehte aus dem Lauf heraus einen Heber um John Pantsil herum, der über Kwarasey hinweg ins Tor plumpste. Ob das so beabsichtigt war, ist die eine Sache, aber rein vom Skill her sicher eines der besseren Tore in diesem Turnier.

Guinea gibt sich geschlagen

Guinea war damit wieder voll im Rennen um das Viertelfinale und versuchte nach dem Seitenwechsel auch, wieder ins Spiel zu kommen, aber wie schon in der ersten Hälfte rannten sie sich dreißig Meter vor dem Tor fest, musste deutlich mehr quer spielen als ihnen lieb war und konnten kaum wirklichen Druck ausüben. Wie gewohnt stand Ghana hinten einfach extrem sicher.

Und als mit Mamadou Bah der Sechser von Guinea in der 70. Minute Gelb-Rot sah, war das Spiel gelaufen. Guinea schien aufgesteckt zu haben, womöglich mit dem Wissen um die Führung von Mali im Parallelspiel. Was aber eigentlich absolut unverständlich war, denn dennoch hätte nur ein einziges Tor gefehlt, um selbst den Einzug ins Viertelfinale zu schaffen und Mali zu eliminieren, und Ghana machte keine wirklichen Anstalten, die Überzahl gegen die im 4-4-1 weiterspielenden Gegner auch auszunützen. Womit das in der Schlussphase sehr zerfahrene Spiel seinem logischen 1:1 entgegen ging.

Fazit: Ghana gewohnt sicher – aber warum hat Guinea aufgesteckt?

Natürlich werden fehlende Kraftreserven eine große Rolle dabei gespielt haben, dass es Guinea in den letzten 20, 25 Minuten auch mit einem Mann weniger gegen die nicht gerade Vollgas gehende Mannschaft aus Ghana nicht mehr schaffte, Druck auszuüben. Was ja nur natürlich wäre. Aber dass so überhaupt keine Ambition (oder wirkliche Emotion) zu erkennen war, und die Kapitulation bei praktisch jedem Spieler greifbar wirkte, ist angesichts der wirklich starken ersten zwei Spiele von Guinea schon ein wenig enttäuschend.

Ghana wiederum agierte gewohnt sicher, wurde nur von einem Tausendgulden-Heber überwunden und zieht souverän als Gruppensieger ins Viertelfinale ein. Im Grunde liefen alle Gruppenspiele der Black Stars sehr ähnlich ab: Hinten nichts anbrennen lassen, im Mittelfeld den Druck des Gegners absorbieren und das Spiel eröffnen, über die Flanken nach vorne kommen und die wenigen sich bietenden Torchancen eiskalt ausnützen. Weil die Tunesier aber ein recht ähnliches Konzept verfolgen, ist da ein Geduldsspiel zu erwarten.

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Mali – Botswana 2-1 (0-0). 0-1 Ngele 51′ / 1-1 G. Dembélé 57′ / 2-1 Keita 75′

Mali - Botswana 2:1

Mehr als gewinnen konnte Mali zum Viertelfinal-Einzug nicht machen – dass sich Ghana gegen Guinea nicht hängen lässt, hatten sich nicht in der eigenen Hand. Bei Botswana kehrte Teamchef Stanley Thosane nach dem 1:6-Debakel gegen Guinea wieder zu seinem 4-1-4-1 zurück, bei dem die beiden Viererketten sehr tief standen und sich den Maliern quasi als Menschenmauer entgegen stellten.

Dabei wurde aber nicht auf die Spielweise vergessen, die gegen Ghana zu einem beachtlich knappen 0:1 geführt hat: Möglichst keine schnellen Pässe des Gegners zulassen, sondern ihm den Raum nehmen. Das funktionierte nicht so richtig, weswegen man immer mehr dazu überging, einfach den eigenen Strafraum zu belagern.

Mali greift an

Bei Mali stand nominell ein 4-2-3-1 auf dem Feld, aber durch die extrem aktive Rolle der Außenverteidiger – vor allem Drissa Diakité von Nizza machte auf der rechten Seite einen Irrsinns-Betrieb – bildete sich zumeist eine Viererkette bestehend aus den Außenverteidigern und den beiden Sechsern.

Der jeweilige Rechtsaußen, Abdou Traoré und Modibo Maiga wechselten sich hierbei ab, konnte dadurch de facto als zweite Spitze zu Garra Dembélé aufrücken. Dadurch, dass sich Botswana aber immer mehr im eigenen Strafraum zusammen zog, kam Mali oftmals problemlos zur Grundlinie durch, schaffte es aber nicht, die Spieler im Zentrum zu bedienen.

Keita kommt nach vorne nicht zum Zug

Und im Zentrum war Seydou Keita als Zehner einfach etwas zu hoch postiert, um einen echten Einfluss auf das Spiel nehmen zu können. Zumeist stand er auf seiner Position schon mitten im Getümmel, war somit nur schwer anzuspielen und hatte es noch schwerer, eine gestalterische Rolle nach vorne einzunehmen. Die allermeisten Bälle spielte der Mann vom FC Barcelona zurück, einfach weil sonst nirgendwo Platz war.

Mali dominierte Spiel und Ballbesitz nach Belieben und Botswana machte auch bei den wenigen Entlastungsangriffen nie den Eindruck , wirklich ein Tor schießen zu können, bis es kurz nach dem Seitenwechsel aber doch passierte. Mogakolodi Ngele schloss einen Konter zum völlig überraschenden 1:0 für den klar unterlegenen Außenseiter ab.

Mali dreht Spiel noch

Mali ließ sich davon aber nicht nachhaltig schocken und spielte weite nach vorne. Und es war für die Psyche der Mannschaft extrem wichtig, dass sich Garra Dembélé nur wenige Minuten nach dem Rückstand für eine extrem laufstarke Vorstellung mit einem Abstaubertor belohnte – der Freiburg-Legionär war vor allem in der ersten Halbzeit ständig unterwegs, wicht viel auf die Flügel aus und versuchte, immer anspielbar zu sein. Nach dem Seitenwechsel ging im deutlich die Luft aus, verständlicherweise, aber mit seinem Tor – vorbereitet über die linke Seite – öffnete er die Tür zum Viertelfinale.

Die Seydou Keita mit einer seiner wenigen auffälligen Aktionen eine Viertelstunde vor Schluss mit seinem Treffer zum 2:1 endgültig aufstieß. Mali hatte bis zum Schlusspfiff das Spiel gegen die zwar weiterhin diszipliniert verteidigenden, aber letztlich komplett harmlosen Gäste komplett im Griff und kam nie mehr in die Gefahr einen Ausgleich zu kassieren.

Fazit: Nicht überzeigend, aber weiter

Der Sieg reichte letztlich auch zum Viertelfinal-Einzug. Verglichen mit Guinea war Mali wahrscheinlich nicht das bessere Team, aber im entscheidenden Moment – also im direkten Vergleich zu Turnierbeginn – hatte man das glücklichere Ende für sich und diesen Vorteil gab man nicht mehr aus der Hand.

Der trotz des Rückstands und des knappen Resultats souveräne Vorstellung gegen Botswana kann kein Maßstab sein (vor allem, weil Guinea diesen Gegner 6:1 besiegt hatte) und letztlich fehlt es der Mannschaft, zumindest in dieser Aufstellung mit einem Seydou Keita auf der Zehn, an der lenkenden Figur und man schaffte es drei Spiele hinweg nicht, aus dem Spiel heraus große Torgefahr zu entwickeln. Was für Mali sprechen könnte: Im Viertelfinale gegen den sehr aktiv auftretenden Co-Gastgeber Gabun wird man das auch nicht müssen.

Für Botswana endet das Turnier mit drei Niederlagen. Zu sagen, die Mannschaft wäre auf diesem Niveau komplett überfordert gewesen, wäre sicher eine Übertreibung. Nimmt man das Spiel gegen Guinea aus, wo man in Unterzahl einfach auseinander gefallen ist und seiner internationalen Unerfahrenheit Tribut zollen musste, wurde zumindest diszipliniert verteidigt und weder Ghana noch Mali gelang es trotz teils massiver Feldüberlegenheit, eine Vielzahl von großen Torchancen zu erarbeiten.

Aber im Spiel nach vorne wird die Suppe beim Debütanten gegen die Abwehrreihen von Ländern, deren Spieler praktisch allesamt in europäischen Top-Ligen beschäftigt sind, schon ziemlich dünn. Mehr als lange Bälle und schnelle Gegenstöße war da nicht drin. Das reichte für einen Elfer und ein Kontertor. Für mehr aber auch nicht.

(phe)

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Ghana mit Dienst nach Vorschrift, Guinea mit 6:1-Schützenfest https://ballverliebt.eu/2012/01/28/afrika-cup-tag-8/ https://ballverliebt.eu/2012/01/28/afrika-cup-tag-8/#respond Sat, 28 Jan 2012 22:48:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6591 Ghana mit Dienst nach Vorschrift, Guinea mit 6:1-Schützenfest weiterlesen ]]> Ja, es kann vorkommen, dass so ein Turnier echte Kräfteverhältnisse nicht widerspiegelt. Guinea  war schon gegen Mali das bessere Team, verlor aber – und steht trotz dem 6:1 gegen Botswana vor dem Aus. Anders als Ghana: Die Black Stars lieferten gegen ein weiter eher harmloses Team aus Mali Dienst nach Vorschrift ab und holten einen 2:0-Sieg.

Ghana - Mali 2:0

Ghana – Mali 2-0 (0-0). 1-0 Gyan 62′ / 2-0 A. Ayew 74′

Selbst das Gestalten des Spiel zu übernehmen – das macht das Team aus Ghana nur, wenn es unbedingt sein muss. So verlegte sich auch erst einmal darauf, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen und die Malier möglichst in Schach zu halten. Das Team um Bacelona-Mittelfeldmann Seydou Keita hingegen war seinerseits nicht gerade darauf aus, den Gegner zu überrennen und dadurch hinten offener als notwendig zu sein. Womit die Partie kein großes Vergnügen für die Beobachter war.

Auffällig war bei Ghana, dass fast alles über die rechte Seite ging. André Ayew war der mit Abstand aktivste Offensiv-Mann seiner Mannschaft, er wurde auch gut von seinem Hinterman John Pantsil unterstützt. Im Gegensatz dazu war auf der linken Seite Muntari bei Drissa Diakité in guten Händen und Kwadwo Asamoah, der in die Startformation gerückt war, nahm eher nur am Rande am Spiel teil.

Keita stört Ghanas Aufbau

Bei Mali war wieder einmal die Rolle von Seydou Keita im Interessantesten. Er war wiederum auf der Zehnerposition aufgestellt, kümmerte sich aber weniger um die direkten Pässe nach vorne auf Solo-Spitze Diabaté (das übernahm eher der sehr fleißige Maiga auf dem rechten Flügel), sondern – ganz ähnlich wie Yaya Touré bei den Ivorern – um das Stören der ghanaischen Spieleröffnung mit Emmanuel Badu und Anthony Annan. Keita, der einen deutlich fitteren Eindruck machte als noch beim 0:1 gegen Guinea, ist es von Barcelona gewohnt, heftiges Pressing zu spielen, und so war es ihm kaum ein Problem, die beiden Sechser von Ghana damit aus dem Spiel zu nehmen.

Grundsätzlich waren aber beide Mannschaften darauf bedacht, erst einmal keine Fehler zu machen. Risikopässe gab es praktisch gar nicht, im Zweifel wurde der Ball zurück gespielt. Den etwas sichereren Eindruck im Passspiel machte Mali, wiewohl eben kaum schwere Bälle gespielt wurden. Und so entstanden auch nur aus Standardsituationen Torchancen, die beste hatte Mali aus einem Freistoß, der vom linken Pfosten auf den rechten sprang und von dort zurück ins Feld.

Ayew und Gyan entscheiden

In der zweiten Hälfte stieg Ghana etwas aufs Gas, verschob etwas nach vorne und wurde direkter im Spiel nach vorne – wiederum hauptsächlich über André Ayew und John Pantsil. Sturmspitze Gyan merkte das natürlich und orientierte sich seinerseits tendenziell auf die Seite der beiden. Ihre malischen Gegenspieler Abdou Traoré und Adama Tamboura hatten ihre liebe Mühe. Dennoch brauchte es einen von Gyan hervorragend platzierten Freistoß, um nach einer Stunde in Führung zu gehen.

Eine Reaktion von Mali blieb weitgehend aus. Angriffe versandeten an der gut gestaffelten Defensive der Ghanaer und der einzige echte Schwachpunkt, der in der Strafraumbeherrschung sehr unbeholfene Kwarasey im Tor von Ghana, wurde nicht ausgenützt. Anders als der nun richtig aufblühende André Ayew, der eine sehr umsichtige Vorlage per Ferse von Gyan zum 2:0 nützte – der Entscheidung.

Fazit: Ghana trocken, Mali zu harmlos

Ghana zeigte sich so, wie man Ghana eben kennt: Staubtrocken in der Defensive, ohne den großen, kollektiven Glanz in der Vorwärtsbewegung, aber mit der hohen individuellen Klasse vor allem von André Ayew eiskalt im Ausnützen der wenigen, echten Torchancen. So ist der Viertelfinal-Einzug zwar noch nicht theoretisch fixiert, aber in der Praxis wird wohl nichts mehr schiefgehen.

Mali fehlte in den eigenen Angriffen nie Qualität, um die Abwehr von Ghana wirklich ins Wanken zu bringen. Dennoch ist nicht alles negativ: Seydou Keita war deutlich präsenter als in der ersten Partie, man ließ in der Defensive nicht viel zu, zudem machte Torhüter Diakité erneut einen sicheren Eindruck, war bei beiden Toren ohne jede Chance. Dass in der letzten Viertelstunde nicht mehr auf den Ausgleich ging, mag einerseits mit dem Wissen um die Aussichtslosigkeit erklärbar sein, aber auch damit, dass man immer noch in der Pole-Position um das Viertelfinale ist. Denn – aufgepasst, liebe Südafrikaner – es zählt der Direktvergleich. Und den hat Mali gegen Guinea nun mal gewonnen.

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Guinea – Botswana 6-1 (4-1). 1-0 S. Diallo 15′ / 1-1 Selolwane 23′ (p) / 2-1 S. Diallo 25′ / 3-1 A. Camara 42′ / 4-1 I. Traoré 45′ / 5-1 M. Bah 82′ / 6-1 Soumah 85′

Guinea - Botswana 6:1

Mit etwas mehr Mut zur Offensive wollte Botswanas Teamchef Stanley Tshosane spielen lassen – was hieß, dass er den im ersten Spiel gesperreten Stürmer Dispy Selolwane aufstellte und ihn als Mittelding aus hängender Spitze und Zehner hinter dem vordersten Mann, Jerome Ramatlhakwana, spielen ließ.

Hinter ihm gab es diesmal zwar zwei Sechser statt nur einem beim 0:1 gegen Ghana, aber die hohe Positionierung Selolwanes und seine mangelhafte Bereitschaft, mehr in der Defensive mitzuarbeiten, erlaubte der Zentrale der Guineaner die Ballhoheit. Mamadou Bah konnte aus dem Zentrum heraus fast immer unter mehreren freien Mitspielern auswählen, Sadio Diallo und Pascal Feindouno hielten die Bälle gut, Abdoul Camara und Ibrahima Traoré auf den Flügeln machten viel Betrieb.

Botswana nach vorne limitiert

Die Offensivbemühungen von Botswana beschränkten sich wiederum nur darauf, nach Ballgewinn lange Bälle zu den beiden Spitzen zu schlagen. Das war auch schon gegen Ghana das einzige Rezept und darauf hatte sich auch Guinea eingestellt. Nennenswerte Torgefahr konnte Botswana daher nicht ausstrahlen.

Dafür warteten die Guineaner geduldig auf ihre Chancen, die sich dann auch realtiv flott ergaben und nach einer Viertelstunde war das 1:0 schon hochverdient. Auch vom zwischenzeitlichen Ausgleich nach einem Elfmeter – ein schrecklicher Rückpass von Bobo Baldé auf Torhüter Yattara, der von Ramatlhakwana abgefangen wurde, zwang den Goalie zum Foul – ließ man sich nicht aus der Ruhe bringen.

Schneller Aufbau

Ghana hatte Mühe, mit einem eher langsamen Aufbauspiel durch die dicht gestaffelte Abwehr der Botswaner durchzukommen und hatten Probleme damit, schon im Mittelfeld angegriffen zu werden. Die Vorgabe von Guineas Teamchef Michel Dussuyer, möglichst flink mit schnellen Pässen und auch mit Solo-Läufen diese Zone zu überbrücken, war unübersehbar.

Damit kam Botswana nicht zurecht und so stand’s zur Pause durch einen späten Doppelschlag bereits 4:1, zudem war der erst wenige Minute davor für den verletzten Sechser Nato eingewechselte Patrick Motsepe nach einem derben Foul zu Recht vom Platz gestellt worden. Somit war die einzige verbleibende Frage für die zweite Hälfte: Wie hoch wirds?

Favoriten bleiben am Gaspedal

Die Guineaner wussten also schon zur Halbzeit, dass das Spiel gewonnen war, sie gaben aber dennoch weiterhin Vollgas. Bei Botswana wurde, einem weiteren Wechsel zur Halbzeit zum Trotz, die rechte Mittelfeldseite unbesetzt gelassen – Tshepo Motlhabankwe hatte hier den Laden nun ganz alleine dicht zu machen. Guinea verabsäumte es, vermehrt diese Seite anzubohren, aber das machte für das Spiel keinen Unterschied.

Der Favorit ließ Ball und Gegner laufen, hatte im zweiten Spielabschnitt rund 80 Prozent Ballbesitz, verlagerte das Spiel immer wieder gut von einer Seite auf die andere und wartete geduldig ab, bis sich im Abwehrverbund ein Loch ergab. Guinea hatte jede Menge Chancen, darunter ein Lattenpendler von Feindouno, der zwar wahrscheinlich hinter der Linie war, aber nicht als Tor gegeben wurde.

Botswana wusste natürlich auch, dass es nur noch um Schadensbegrenzung ging, und sendete frisch gewonnen Bälle praktisch gar nicht mehr lang in die Spitze sondern versuchte nach Kräfte, die Kugel zu halten um zumindest für kurze Zeit nicht von den Guineanern unter Druck gesetzt zu werden. So kam der Außenseiter in der ganzen zweiten Hälfte nur ein einziges Mal ernsthaft vor das Tor von Naby Yattara. Und gerade, als es so aussah, als sollte es tatsächlich beim 4:1 bleiben, gelang Guinea doch noch mal ein Doppelschlag.

Fazit: Guinea hat das bevorstehende Aus nicht verdient

Es ist keine Überraschung – mit einem Mann weniger gegen ein individuell klar besser bestztes Team hatte Botswana natürlich nicht den Funken einer Chance. Das Team aus Guinea hatte es gegen eine Mannschaft, die das Mittelfeld zu lange zu offen ließ und so gut wie gar keine ernsthafte Offensive anzubieten hatte natürlich sehr leicht.

Aber der Eindruck aus dem ersten Spiel, der unglücklichen Niederlage gegen Mali – nämlich, dass Guinea eigentlich die klar bessere Mannschaft ist als jene, die nun vor dem Viertelfinaleinzug steht – konnte man auch diesmal gewinnen. Zum einen natürlich aus der Ballsicherheit und der sehr ansprechenden spielerischen Darbietung. Zum anderen aber vor allem daran, dass man auch nach dem 4:1 noch eine Halbzeit lang am Gaspedal blieb, obwohl die Höhe des Sieges nichts an den geringen Chancen auf das Weiterkommen ändert. Weil ja eben der Direktvergleich zählt.

(phe)

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Ghana mit Mühe, Mali mit Glück: Zwei 1:0-Siege ohne Glanz https://ballverliebt.eu/2012/01/24/ghana-mit-muhe-mali-mit-gluck-zwei-10-siege-ohne-glanz/ https://ballverliebt.eu/2012/01/24/ghana-mit-muhe-mali-mit-gluck-zwei-10-siege-ohne-glanz/#respond Tue, 24 Jan 2012 22:38:38 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6538 Ghana mit Mühe, Mali mit Glück: Zwei 1:0-Siege ohne Glanz weiterlesen ]]> Mitfavorit Ghana startet mit einem 1:0-Arbeitssieg gegen Underdog Botswana in den Afrika-Cup: Kreative Highlights konnten die Black Stars nicht setzen, aber auch in Unterzahl gab’s die drei Punkte. Die in einer zerfahrenen Partie auch Mali einfahren konnte – wenn auch glücklich. Denn Barcelona-Star Seydou Keita war zwar auf dem Platz, fehlte beim 1:0 über Guinea aber dennoch an allen Ecken und Enden

Ghana - Botswana 1:0

Ghana – Botswana 1-0 (1-0). 1-0 Mensah 25′

Keine Überraschung: Der Debütant aus Botswana überließ dem Turnier-Mitfavorit Ghana recht bereitwillig die Bürde der Spielgestaltung. Was aber nicht heißt, dass der Außenseiter nur hinten drin stand und sich die Bälle um die Ohren schlagen ließ: Vor allem im Zentrum wurde versucht, den Ghanaern möglichst die Räume eng zu machen und vor allem Muntari nicht ins Spiel zu lassen. Dieser wich somit sehr viel nach hinten und auf die rechte Seite aus, konnte aber nie wirklich dem Spiel seinen Stempel aufdrücken.

Black Stars tun sich schwer

Der Inter-Reservist war dadurch gezwungen, sich aus seiner Zehner-Position weiter zurückzuziehen, um eine mögliche Anspielstation zu bleiben. Von hinten heraus war es vor allem Anthony Annan, der viele Ballkontakte hatte und mit Übersicht die Bälle verteilte – oder, wenn die weiter vorne nicht mehr so recht weiter wussten, sie auch wieder entgegen nahm.

Bei den Black Stars fehlte dabei aber trotz der Energie, die vor allem die rechte Seite mit dem wuseligen Inkoom und dem energiegeladenen André Ayew ausstrahlte, so ein wenig das Tempo, um die robust verteidigenden Botswaner auszuspielen. Zugriff auf den Strafraum gab es kaum, Torhüter Marumo wurde selten wirklich geprüft.

Bostwana bietet nach vorne nicht viel an

Den Vorwärtsgang einzulegen trauten sich die Außenseiter nicht wirklich zu. Entlastung gab es zumeist nur über lange Bälle in Richtung der einzigen Spitze Jerome Ramatlhakwane, der die Bälle aber kaum halten konnte. Es wird interessant sein, wie sehr sich das Spiel der Botswaner vorne ändert, wenn der diesmal gesperrter Stürmerstar Dipsy Selolwane zurück in die Mannschaft kommt.

Ghana ging nach knapp einer halben Stunde durch einen Eckball in Führung, am Spiel selbst änderte sich aber wenig: Viel Ballbesitz für die Black Stars, die Mehrheit davon aber am Mittelkreis mit den Innenverteidigern und Annan davor, mit zehn bis elf Gegenspielern zwischen sich und dem Tor und wenig Zeit am Ball, sobald man in die Menge hineinkam. Vor allem, weil Muntari komplett abgemeldet war.

Erst in Überzahl traut sich der Außenseiter

Erst, als das Team aus Ghana halb durch die zweite Hälfte dezimiert wurde, kam etwas Bewegung in die eher ereignisarm vor sich hin plätschernde Partie. Annan verlängerte einen Befreiungsschlag der Botswaner direkt in den Lauf von Ramatlhakwane, Abwehr-Boss Mensah musste das ausbaden. Er riss den Stürmer nieder und sah völlig zu Recht wegen Notbremse die rote Karte.

Ghanas serbischer Teamchef Goran Stevanovic (der zuvor schon Inkoom ins rechte Mittelfeld gestellt und den für Jordan Ayew gekommenen Masahudu Alhassan nach links hinten) nahm Muntari vom Platz und brachte mit Jonathan Mensah einen neuen Innenverteidiger. Ghana spielte ab sofort in einem 4-4-1 und machte das, was man schon vor zwei Jahren nicht nur bei der WM, sondern vor allem beim Finaleinzug beim Afrika-Cup in Angola gemacht hatte: Unspektakulär und trocken eine knappe Führung über die Zeit verteidigen.

Denn nun trauten sich die Botswaner zu, auch selbst etwas für das Spiel zu tun – natürlich, denn mit einem Mann mehr und nur einem Tor Rückstand, da kann noch etwas gehen. Theoretisch, denn Ghana verwaltete ohne selbst noch große Initiative zu übernehmen das 1:0 über die Zeit.

Fazit: Ghana, wie man es kennt

Ghana präsentierte sich zwar nicht gerade als Offensiv-Wunder, das war aber angesichts der jüngeren Vergangenheit dieser Mannschaft auch nicht zu erwarten. Die Black Stars konnten sich kaum Gelegenheiten durch den hellblauen Wall erarbeiten, der ihnen in der gegnerischen Hälfte wenig Zeit am Ball ließ, wartete aber geduldig und nützte dann halt eine Standardsituation. Nach hinten brannte nicht viel an.

Botswana zeigte sich als Mannschaft, die sich wohl nicht ganz zu Unrecht qualifiziert hat, der aber auf das Niveau, um bei so einem Turnier mehr als eine Statistenrolle zu spielen, doch etwas fehlt. Vor allem in punkto Tempo und Genauigkeit im eigenen Aufbauspiel haperte es doch ziemlich, dafür stand man defensiv recht gut organisiert. Das war nicht komplett schlecht, aber letztlich auch nicht gut genug.

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Mali – Guinea 1-0 (1-0). 1-0 B Traoré 31′

Mali - Guinea 1:0

Seydou Keita war im Vorfeld alles andere als fit – aber die große Star des Teams aus Mali schleppte sich auf das Feld. Und dort in die Rolle der Nummer zehn im 4-2-3-1, das Teamchef Alain Giresse ausgegeben hat. Der Mann vom FC Barcelona war dort aber nicht besonders gut aufgehoben: Zu weit vorn war die Positionierung des Mannes, der das Spiel seines Teams lenken sollte.

Vor allem angesichts der Spielweise der Mannschaft aus Guinea. Diese machte nämlich von Beginn an die Räume für die Malier sehr eng und spielte durchaus ansehnliches Pressing, ließ den Gegnern kaum Zeit am Ball und provozierte so immer wieder schnelle Ballverluste. Mit Angriffsspiel über die Flügel sollte dann die nötige Torgefahr entstehen.

Mali gut in Schach gehalten

Was auch gut funktionierte und Soumbeyla Diakité im Tor von Mali musste auch einige Male in höchster Not retten – was er hervorragend machte. Ismael Bangoura, Solo-Spitze von Guinea im 4-1-4-1, war viel unterwegs, Lass Bangoura auf der rechten Seite trug den Ball immer wieder gut nach vorne – vernachlässigte dabei aber etwas die Defensivarbeit.

So kam Mali, wenn überhaupt, über die linke Seite mit Tamboura (von Metz) und Maiga (von Sochaux) nach vorne. Wenn sie die Gelegenheit bekamen, sich vor das Tor Guineas zu spielen, machten es die Adler aber recht ungeschickt – wie Girondins-Stürmer Diabaté fast schon konstant im Abseits herumtapste machte keinen besonders spielintelligenten Eindruck.

Glückliche Führung

Und doch kam Mali nach einer halben Stunde etwas aus heiterem Himmel zur 1:0-Führung, als Bakaye Traoré nach einem eigentlich schon geklärten Freistoß aus 20 Metern draufhielt und der abgefälschte Freistoß am sonst glänzend spielenden Torhüter Naby Yattara vorbei ins Netz flog.

Die Folge war, dass aus dem robusten Spiel beider Mannschaften – vor allem jener aus Guinea – nun ein richtig dreckiges wurde. Viele Fouls ließen den Spielfluss, der zuvor schon nicht aufkommen wollte, nun völlig zum erliegen kam, unterstützt vom tunesischen Referee, der viel durchgehen ließ. Mali kam ob der harten Gangart noch weniger ins Spiel als vor der Führung, Guinea verabsäumte es, sich seiner spielerischen Stärke zu besinnen.

Guinea verliert die klare Linie

Was sich nach der Pause noch verstärkte. Die Malier hatten erkannt, dass sie gegen diese Mannschaft mit der an diesem Tag vorhandenen Form nicht mit spielerischen Mitteln vorbeikommen können, also verlegten sie sich darauf, die Guineaner relativ tief stehend zu erwarten und hinten den Laden dicht zu halten. Das konnten sie sich erlauben, weil es dem Team aus Guinea immer mehr an der Genauigkeit fehlte und der Frust über den Rückstand sichtbar nach außen getragen wurde.

Das besserte sich erst, als Teamchef Michel Dussuyer mit Abdoul Camara einen neuen Mann für die linke Angriffsseite brachte. Er mischte mit seiner Schnelligkeit die Außenbahn ziemlich auf und verlieh seiner Mannschaft noch ein wenig neuen Schwung, aber auch er konnte nicht verhindern, dass der letzte Pass in den Strafraum einfach nicht ankommen wollte. Sodass Mali in einer unglaublich zerfahrenen und unansehnlichen Partie den 1:0-Sieg über die Zeit würgen konnte.

Fazit: Seydou Keita war zwar da, fehlte aber an allen Ecken und Enden

Es wurde überdeutlich, wie sehr die Mannschaft aus Mali in der Vorwärtsbewegung von einem gesunden Seydou Keita abhängig ist. Er war in dieser Partie weder fit noch auf einer Position eingesetzt, in der er der Mannschaft gegen die robusten Guineaner helfen konnte. Praktisch auf sich alleine gestellt blieb den verbleibenden Maliern ein Glückstreffer und eine, zugegeben, wirklich gute Abwehrarbeit, um den glücklichen 1:0-Sieg einzufahren.

Doch auch, wenn das auf dem Weg ins Viertelfinale schon die halbe Miete scheint: Gegen Ghana wird Mali in dieser Form keine Chance haben und wie gut es das Team aus Botswana versteht, den gegnerischen Zehner aus der Partie zu nehmen, musste Sulley Muntari schon erfahren. Diesmal hat die Defensive Mali noch gerettet.

Und zwar gegen eine Mannschaft aus Guinea, die letztlich aber doch mehr an sich selbst gescheitert ist als am Gegner. Der Spielansatz, Mali mit Pressing (zumindest in der Anfangsphase) und einer harten Gangart nicht zur Entfaltung und Keita somit nicht ins Spiel kommen zu lassen, war zweifellos der richtige, aber sie verpassten es doch, die nötige Genauigkeit und auch die nötige Ruhe an den Tag zu legen, um zumindest noch zum Remis zu kommen.

(phe)

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Gruppe A: Mali beeindruckt, Ägypten und Südafrika weniger

Ägypten - Mali 0:1

Mali steht bereits als Qualifikant fest: Nach dem Pflichtsieg gegen Lesotho schlug das Team auch Ägypten. Etwas überraschend, weil die Jung-Phaonen eigentlich höher eingeschätzt waren. Und natürlich, weil Sturmspitze Kalifa Coulibaly schon nach zehn Minuten mit Rot vom Platz musste.

Erstaunlich war, dass die Malier auch danach die Ordnung nicht verloren und mit einem 4-4-1 weiterspielten, als wäre nichts gewesen. Klar hatte Ägypten mehr Ballbesitz, aber den technisch starken Nordafrikanern fehlte es am Plan nach vorne. So war das alles schrecklich harmlos und das gute Kollektiv aus Mali – erwähnenswert vielleicht Fantamandy Diarra – kamen durch einen Freistoß von Kapitan Amara Konaté tatsächlich noch zu einem 1:0-Sieg, der nicht mal unverdient war.

Erwähnenswert bei Ägypten ist, dass die U-20 nicht mit dem 3-5-2 spielt, mit dem die Großen unter Hasan Shehata zuletzt drei Afrikacups in Serie gewannen, sondern mit einem 4-3-3, aus dem vor alem Salah nicht nur von der linken Seite aus Gefahr zu erzeugen versuchte, sondern immer wieder auch zentral aus der Etappe. Beizukommen ist den Ägyptern mit konsequentem Spiel über die Außen, frühem Attackieren und wenig Platz in der eigenen Defensive.

Südafrika-Lesotho 2:1

Ägypten braucht nun im abschließenden Gruppenspiel noch ein Remis gegen Gastgeber Südafrika, um trotzdem ins Halbfinale zu kommen und damit das Ticket für Kolumbien zu lösen. Das ist sicherlich machbar, denn beeindruckt hat das „Amajita“ genannte Team bei der Revanche gegen Lesotho nicht. Zur Erklärung: Eigentlich kippte die kleine Enklave Südafrika aus der Qualifikation, aber wegen des Krieges musste der geplante Ausrichter Libyen ersetzt werden – eben mit Südafrika.

Der Gastgeber spielt ein sehr enges 4-1-3-2, in dem sich sehr viel auf Kapitän Philani Khwela stützt. Der Underdog hielt mit einiger Aggressivität dagegen, letztlich setzte sich aber die indivuelle Überlegenheit der Südafrikaner in diesem Spiel durch. Ob es freilich reicht, um die Ägypter zu schlagen, ist ein ganz anderes Kapitel.

Das kompletteste Team in dieser Gruppe ist ohne Zweifel jenes aus Mali, Ägypten ist wohl etwas stärker einzuschätzen als Südafrika. Lesotho ist nach der zweiten Niederlage schon aus dem Rennen.

 

Gruppe B: Kamerun durch, Ghana vor dem Aus, Gambia stark

Gambia-Ghana 1:1

Von den Namen her ist die Gruppe B die attraktivere – aber was drei der vier Mannschaften ih ihren jeweils zweiten Gruppenspielen zeigten, kommt da nicht ganz mit. Vor allem der amtierende U-20-Weltmeister steht mehr als nur mit dem Rücken zur Wand.

Ghana hat das erste Spiel gegen Nigeria verloren und war gegen Gambia zwar klarer Favorit, wurde dem aber nicht gerecht. Die Mittelfeldraute im 4-4-2 erwies sich gegen die vor allem über die Flügel sehr starken Gambier (wir erinnern uns, Gambia flog 2007 im Achtelfinale nur knapp gegen Österreich raus) als falsches Rezept – Gambia überrannte die Flanken der Black Satellites. Besonders Saikou Gassama von Real Saragossa und Omar Colley (der vor einem Wechsel in die MLS zu Kansas City steht) taten sich da hervor, ein sensationelles Tor von Baboucarr Jammeh – ein Drehschuss aus spitzem Winkel – brachte das verdiente 1:0 nach einer halben Stunde.

Doch eben jender Jammeh ging kurz vor der Halbzeit aus vollem Lauf mit zwei gestreckten Beinen in Kniehöhe auf gemeingefährliche Art und Weise in einen Zweikampf und sah dafür zu Recht die rote Karte.

Doch wie schon Mali brachte auch das Gambia überhaupt nicht aus der Ruhe: Es wurde einfach mit 4-1-3-1 weitergespielt und dem ganz deutlich nicht so starken Jahrgang aus Ghana fiel nichts ein, um den Gegner wirklich in Bedrängnis zu bringen. Erst in den letzten fünf Minuten geriet Gambia ins Schwimmen, nachdem Ghana das 1:1 erzielt hatte. Das entstand aber nicht wegen der Unterzahl, sondern weil eine Flanke des aufgeückten Linksverteidigers Alhassan Masawudu schlecht verteidigt wurde.

Kamerun-Nigeria 1:0

Für die Gambier (die in der Quali übrigens die Ivorer eliminiert hatten) war das späte Gegentor bitter – denn nun muss im abschließenden Gruppenspiel gegen Nigeria ein Sieg her – und wenn Ghana gegen Kamerun gewinnt, muss der Erfolg der Gambier auch noch höher ausfallen, der schlechteren Tordifferenz wegen.

Unmöglich ist das aber keineswegs, weil die Nigerianer gegen Kamerun keinen ungschlagbaren Eindruck machten – im Gegenteil. Die Flying Eagles (also die Junioren der Super Eagles) spielten bei der 0:1-Niederlage ein etwas schiefes 4-4-2, in dem Envoh aus dem rechten Mittelfeld eher einen Rechtsaußen gibt, während Ajagun sich links eher zurückhielt; Nwofor kam von der halblinken Seite.

Sie alle hatte die umsichtige Defensive aus Kamerun um Yaya Banana (der in Tunesien spielt) und Franck Kom gut im Griff, in der Offensive läuft viel über Edgar Salli auf der rechten Seite. Vorne sorgte Franck Ohandza, der sein Geld kurioserweise in Thailand verdient, für Torgefahr, er machte in diesem Spiel das goldene Tor, das für das Semifinale und somit für Kolumbien reicht.

Diese Mannschaft aus Kamerun zeigt eher Minimalisten-Fußball: Hinten nur schwer zu überwinden, nach vorne nicht übertrieben angsteinflößend, aber wenn man hinten gut steht, reicht nun mal oft auch ein einzelnes Tor.

Fazit: Mali und Kamerun sind nicht umsonst jene beiden Teams, die sich schon qualifiziert haben. Alle anderen potentiellen Gegner in Kolumbien muss man zwar zweifellos ernst nehmen, fürchten muss man sich vor denen aber nicht. Sofern man bei Gambia die extrem starken Flügel aus dem Spiel nehmen kann.

Was extrem auffällig ist: Vermeintliche Außenseiter wie Mali oder Gambia tun sich durch gute taktische Herangehensweise hervor und machen somit eventuelle Nachteile im Talent wett. Vor allem die Teams aus Nigeria und Ghana dürfen da durchaus als warnendes Beispiel gelten. Die Raute von Ghana funktioniert gegen starke Flügel, wie sie Gambia hat, überhaupt nicht und Nigeria verlässt sich – wie die A-Mannschaft – zu sehr auf Einzelspieler.

(phe)

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