Luxemburg – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 02 Dec 2021 08:36:18 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Starke Kirby bei 0:1 in England, verletzte Kirchberger bei 8:0 in Luxemburg https://ballverliebt.eu/2021/12/02/osterreich-frauen-england-luxemburg-kirchberger-kirby/ https://ballverliebt.eu/2021/12/02/osterreich-frauen-england-luxemburg-kirchberger-kirby/#comments Thu, 02 Dec 2021 08:36:17 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17945 Starke Kirby bei 0:1 in England, verletzte Kirchberger bei 8:0 in Luxemburg weiterlesen ]]> Mit einer (wohl etwas zu) braven Vorstellung in England 0:1 verloren, mit einer seriösen Darbietung ohne einige Stammkräfte 8:0 in Luxemburg gewonnen: Das letzte WM-Quali-Doppel des Kalenderjahres brachte für die ÖFB-Frauen zwei Ergebnisse, die man so in etwa erwarten konnte, und eine Hiobsbotschaft in Form der schweren Verletzung von Innenverteidigerin Gini Kirchberger. Sie hat sich acht Monate vor der EM einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen.

0:1 in Sunderland – Fran Kirby überall

England – Österreich 1:0 (1:0)

Die Schlüsselfigur beim 1:0-Heimsieg von Gruppenkopf England gegen die ÖFB-Frauen war Fran Kirby. Nominell war sie im 4-1-4-1 der neuen Lionesses-Trainerin Sarina Wiegman als rechter Achter aufgestellt. Ihr unglaubliches Gespür für die Situation und ihre Fähigkeit, ein Spiel nicht nur zu lesen, sondern es auch zu antizipieren, war der entscheidende Baustein dafür, dass England das Spiel zumeist im Griff hatte und fast immer gefährlicher wirkte.

Kirby stand in der Realität höher als Ella Toone links von ihr und sorgte auch viel für Überladungen auf der rechten Angriffsseite, gemeinsam mit der als Rechtsverteidigerin aufgestellten und viel nach vorne spielenden Stürmerin Rachel Daly und mit Beath Mead. Daly und Mead alleine stellten Hanshaw und Naschenweng (eigentlich beides Außenverteidigerinnen) vor große Probleme. Wenn Kirby hinzu kam, waren sie kaum zu bremsen.

Kirby löste sich in fast jeder Situation gut von ihrer Gegenspielerin, war zu jedem Zeitpunkt anspielbar und wusste auch stets, was um sie herum passierte. Sie leitete Bälle schnell weiter, und zwar in Zonen, die für das Kreieren von Torchancen gewinnbringend waren. Toone und Walsh hatte das österreichische Mittelfeld zumeist im Griff. Kirby nie. Zwei-, dreimal konnte die ÖFB-Abwehr in brenzligen Situationen noch klären, in der 39. Minute nicht mehr, Ellen White kam aus kurzer Distanz zum Ball und erzielte das 1:0.

Nach dem Seitenwechsel war Österreich bemüht, die Räume im Zentrum schneller klein zu machen und näher an den Gegenspielerinnen dran zu sein. So ergaben sich einige Ballgewinne und dank schnellem Umschalten auch einige Torgelegenheiten, Dunst traf aus spitzem Winkel den Pfosten, Plattners Schuss wurde von Torfrau Earps gerade noch geklärt. Abschlüsse bzw. versuchte letzte Pässe kamen zumeist etwas überhastet und ungenau, aber für rund 20 Minuten konnten sich die ÖFB-Frauen dem englischen Druck etwas besser erwehren als es in der ersten Halbzeit zunehmend der Fall gewesen war. Auch Kirby fand nun weniger Gelegenheiten vor, sich in freie Räume zu stehlen.

Mit der einwechslung von Stanway (für Toone) und Parris (für Mead) kamen wieder frische Beine ins englische Spiel und damit gelang es den Gastgeberinnen auch, das Heft des Handelns wieder mehr in die eigene Hand zu nehmen. Bei Österreich hingegen schwanden – wohl auch in Folge des heftigen Regens, der nun einsetzte und den Boden tief machte – die Kräfte. England drängte nicht mit Macht auf das 2:0, kam aber auch nicht mehr wirklich in Gefahr, den Ausgleich zu kassieren.

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8:0 in Luxemburg – Aus Hinspiel gelernt

Luxemburg – Österreich 0:8 (0:4)

Drei Tage nach dem England-Spiel stand die Pflichtübung im brandneuen Schmuckkästchen an der Autobahn südlich von Luxemburgs Hauptstadt an, das als nationales Fußballstadion die alte Josy-Barthel-Anlage nahe des Stadtzentrums abgelöst hat. Zinsberger, Naschenweng und Wienroither bekamen Pause, Feiersinger war mit Magenproblemem weiterhin out, Puntigam reiste aus privaten Gründen kurzfristig ab. Beim Hinspiel, das 5:0 für Österreich endete, hatte der Außenseiter die ÖFB-Frauen gut auf die Außen gedrängt und in ein Spiel wie um den Handballkreis gezwungen. Daraus hat Teamchefin Irene Fuhrmann ihre Schlüsse gezogen.

Zum einen stellte sie das System um, und zwar auf ein 3-5-2, das auch schnell zu einem 3-3-4 werden konnte, wenn die Außen hoch schoben. Zum anderen waren die Außen der Dreierkette die einzigen, die regelmäßig mehrere Meter mit dem Ball am Fuß zurücklegten, wenn sie nach vorne stießen. In der gegnerischen Hälfte wurde der Ball stets sofort weitergeleitet, ohne Dribblings, und mit hohem Tempo.

Außerdem wurde mit schnellen Seitenwechseln der luxemburgische Block gelockert und Platz geschaffen. Bälle gingen so recht schnell in den Strafraum, wo Billa und Enzinger ihre Torgefahr ausspielen konnten. Es brauchte gar nicht groß einstudierte Routen in der Box, weil die Österreicherinnen ihren international ziemlich grünen Gegnerinnen, was Auffassungsgabe und Handlungsschnelligkeit angeht, einfach meilenweit überlegen waren. Nach kaum mehr als 20 Minuten stand es 3:0, vor der Pause gab es noch ein viertes und bis Minute 70 wurde der Spielstand auf 8:0 hochgeschraubt.

Dieses „rein in die Box, schauen wie der Ball fällt und darauf reagieren“ kann natürlich gegen höherklassige Gegner kein Rezept sein, in diesem Fall war es aber völlig ausreichend. Wichtig schien vor allem gewesen zu sein, sich nicht im Aufbau wie im Hinspiel einlullen zu lassen und im Zehnerraum gegen ein engagiert verteidigendes Team um den Ballbesitz raufen zu müssen, anstatt in den Strafraum zu kommen.

Ziemlich bitter, und das wird die große Erinnerung an dieses Spiel bleiben, ist die schwere Verletzung von Gini Kirchberger. Sie ist nach acht Minuten frontal mit Emma Kremers zusammen gekracht und hat sich Schien- und Wadenbein gebrochen.

Ordentlicher Herbst mit einem Schönheitsfehler

Die Gruppe, in der nun sechs der zehn Spieltage absolviert sind, entwickelt sich genauso wie erwartet: England gewinnt durch, Österreich und Nordirland haben die Ambitionen auf den zweiten Platz und der Rest schaut, nicht allzu derb unter die Räder zu kommen – mit mäßigem Erfolg (Lettland 0:20 gegen England und 1:8 gegen Österreich, Mazedonien 0:9 und 0:11 gegen Nordirland, Luxemburg 0:8 gegen Österreich und 0:10 gegen England).

Österreich hat in den vier Spielen gegen die „Kleinen“ zwölf Punkte und 27:1 Tore gesammelt, was absolut in Ordnung ist, und beim Gruppenkopf zwar verloren, aber die Niederlage beim 0:1 in Grenzen gehalten (anders als etwa Schottland beim 0:8 in Spanien). Der Schönheitsfehler ist das Match in Belfast gewesen. Dort war Österreich eine Halbzeit lang klar überlegen, fing sich dann zwei flotte Gegentore aus dem Nichts ein und musste froh sein, in der Nachspielzeit zumindest noch das 2:2 gerettet zu haben.

Im Normalfall wird sich im nächsten Quali-Spiel am 8. April daheim gegen Nordirland entscheiden, wer Zweiter wird und ins Playoff für die WM 2023 in Australien und Neuseeland geht, das Rennen um die Top-3 der Gruppenzweiten (die sich eine Playoff-Runde ersparen) ist noch eher ein Sub-Plot (Österreich liegt da auf Platz vier). Angesichts der angespannten Personalsituation und den vielen Spielen der halben Stammformation in der Champions League war die Belastungssteuerung ein großes Thema.

Diesen Balance-Akt – also einerseits Ergebnisse holen, andererseits keine zusätzlichen (Muskel)-Verletzungen riskieren, einerseits den Generationswechsel vorantreiben, andererseits zumindest den Status als bombensicheres Topf-2-Team halten und dazu vielleicht noch etwas weiterentwickeln – haben Fuhrmann und die Spielerinnen in diesem Herbst recht ordentlich hinbekommen. Man hat sich für die letzten vier Spiele in der WM-Quali nichts entscheidend verhaut und hat in Belfast vor allem sich selbst bewiesen, dass man bis zum Schlusspfiff noch das Ruder herum reißen kann. Und bei all dem muss man auch immer im Hinterkopf haben, dass Österreich bei der EM im Sommer, wie in dieser WM-Quali-Gruppe, auch wieder gegen England und Nordirland antreten muss.

Und: Nachdem die U-19 (u.a. mit einem Sensationssieg über Holland) und die U-17 (mit Remis gegen Dänemark und die Schweiz) ungeschlagen ihre Eliterunden in der EM-Quali erreicht haben, ist das 0:1 in England die einzige Niederlage einer österreichischen Frauen-Nationalteams überhaupt in diesem Herbst. Das kann sich sehen lassen.

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Last-Minute-2:2 in Belfast: ÖFB-Frauen mit halbem Selbstfaller https://ballverliebt.eu/2021/10/27/osterreich-frauen-nordirland-luxemburg-wm-2023/ https://ballverliebt.eu/2021/10/27/osterreich-frauen-nordirland-luxemburg-wm-2023/#comments Wed, 27 Oct 2021 10:47:38 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17912 Last-Minute-2:2 in Belfast: ÖFB-Frauen mit halbem Selbstfaller weiterlesen ]]> Das 5:0 daheim gegen Luxemburg war noch die unspektakuläre Pflichtaufgabe, aber in Belfast hätten die ÖFB-Frauen beinahe einen spektakulären Selbstfaller hingelegt. Nach einer anständigen ersten Hälfte mit einer 1:0-Führung auf Kurs, fing man sich in vier Minuten zwei Tore und schaffte nach viel Gekrampfe immerhin noch den Ausgleich in der Nachspielzeit. Damit hat man sich auf dem Weg zur WM vermutlich zumindest eine weitere Hürde eingebaut.

Nordirland – Österreich 2:2 (0:1)

Mit drei Siegen und 19:1 Toren gegen die drei Punktelieferanten der WM-Quali-Gruppe ist Österreich nach Plan gestartet, Nordirland ist das Topf-3-Team und damit Österreichs einziger Konkurrent auf den zweiten Gruppenplatz hinter dem vermutlich unantastbaren Team aus England. Weil man günstige Auslosungen tatsächlich nützen konnte, ist Nordirland sogar für die EM im kommenden Sommer qualifiziert.

Was die individuelle Qualität betrifft, ist Nordirland aber deutlich unter Österreich zu stellen: Nur zwei aus dem Kader spielen in Englands Top-Liga, der Rest verteilt sich auf die zweite und dritte Leistungsstufe in England sowie die recht schwache eigene Liga. Und in der ersten Halbzeit gegen Österreich waren die Nordirinnen auch tatsächlich mit deutlich sichtbaren Schwachpunkten das klar unterlegene Team.

Nordirlands Plan wirkte nicht durchdacht

„Ich hoffe, Nordirland tut uns wirklich den Gefallen und setzt darauf, von hinten herauszuspielen“, sagte ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann im Vorfeld. Und tatsächlich: Ganz unbritisch setzte Nordirland nicht auf langes Geholze, sondern auf den flachen Pass – womöglich auch dem böigen Wind im Seaview-Stadion von Belfast geschuldet, in dem sonst die Crusaders ihre Heimspiele austragen.

So lud Nordirland das österreichische Pressing ein und das kam auch. Alleine Barbara Dunsts bogenförmiger Lauf in Richtung der nordirischen Torfrau Jackie Burns kam fünf-, sechsmal in der ersten Halbzeit und Burns musste den Ball jedes Mal blind wegdreschen. Wenn Nordirland über die Halb-Innen-Spielerinnen der Fünfer-Abwehrkette aufbauen wollten, wurden diese bis zur Grundlinie nach hinten gepresst.

Nicht nur Burns erhielt keine Unterstüzung, auch bei Einwürfen postierten sich die nordirischen Spielerinnen schlecht. Vor allem McKenna rechts musste immer wieder in eine Traube mit einer Mitspielerin und vier Österreicherinnen werfen, weil einfach überhaupt niemand anderer in der Nähe war. Und selbst wenn Nordirland im Spiel nach vorne mal zu Furness und Callaghan im Zentrum kam, waren man mit ihrem Angriffslatein recht schnell am Ende. Lediglich die quirlige Kirsty McGuinness auf der linken Angriffsseite konnte Bälle halten und sich im Eins-gegen-Eins durchsetzen.

Durch die vielbeinige Abwehr

Damit hatte Österreich das Spiel defensiv im Griff, biss sich aber die Zähne daran aus, in Abschlusspositionen in den gegnerischen Strafraum zu kommen. Gegen den Ball massierte Nordirland das 5-4-1 tief zusammen und ab dem Zehnerraum wurde alles, was an Körpern und Beinen verfügbar war, in Richtung Ball geworfen. So entstand oftmals ein Gewühl an der Strafraumgrenze, in dem die Österreicherinnen zum Improsivieren gezwungen waren. Es half nicht, das sehr viel über die Mitte versucht wurde, nach vorne zu kommen.

Lediglich, wenn die ÖFB-Frauen es schafften, schnell auf eine etwas aufgerückte nordirische Kette zu laufen, fand man den nötigen Platz. Das war zwar nur selten der Fall, kurz vor der Pause nützte Barbara Dunst aber eine dieser Situationen zum 1:0.

Nordirland drehte das Spiel und machte es sich zu eigen

Die zweite Halbzeit war keine Minute alt, da hatte Nordirland ausgeglichen: Furness fängt einen Vertikalpass von Kirchberger ab, schickt einen 50-Meter-Pass auf Wade, die Hanshaw entwischt war und Zinsberger kommt weder konsequent raus noch bleibt sie auf der Linie – das 1:1. Zweieinhalb Minuten später kommt wieder Furness an den Ball, diesmal dribbelt sie selbst nach vorne und wird 30 Meter vor dem Tor von Wenninger geblockt. Freistoß, Wade knallt drauf – das 2:1 für Nordirland. In kaum vier Minuten hatte Nordirland das Spiel auf den Kopf gestellt.

Damit hatten die Gastgeber die ÖFB-Frauen dort, wo sie sie haben wollten. Davon abgesehen, dass nun jeder Einwurf zelebriert und jede Behandlungspause ausgereizt wurde – völlig verständlich – passte Nordirland nun auch die Spielweise an. Anstatt von hinten aufzubauen, schob nun der ganze Block weiter nach vorne und es wurde die österreichische Eröffnung angelaufen. Das war vor der Pause nur situativ der Fall, nun war es das Haupt-Feature.

Österreich mit großen Problemen

Anstatt hoch nachzuschieben, um den eigenen Ballbesitz im Angriffsdrittel abzusichern – wie vor der Pause – wurden Wenninger und Kirchberger nun mit dem Ball deutlich weiter in die eigenen Hälfte zurück gedrückt. Das Mittelfeld rückte aber nicht mit, sei es nun absichtlich um die Nordirinnen nicht noch weiter einzuladen oder ob es ohne Absicht passierte. Jedenfalls fanden Wenninger und Kirchberger keine sicheren Abspielstationen und Österreich kam damit kaum noch planvoll aus dem eigenen Verteidigkungsdrittel heraus, geschweige denn ins Angriffsdrittel.

Das Spiel zerfiel in Einzelaktionen und war – wie beim späten, wichtigen Sieg gegen Serbien vor knapp einem Jahr – in dieser Phase vor allem in der Hand von Sarah Zadrazil, die sie am energischsten gegen die drohende Niederlage stemmte. Wie bis zur 46. Minute strahlte Nordirland auch ab der 51. Minute wieder keine Torgefahr aus, Österreich hatte aber auch keine zündende Idee zu bieten. Grund: Man bekam das Mittelfeld-Trio nicht involviert. Viele Bälle segelten unter nordirischem Druck über dieses Trio drüber.

Mit Feiersinger kam wieder Kontrolle

In der 71. Minute kam Laura Feiersinger für Höbinger und die routinierte Frankfurt-Legionärin war in der Tat ein Gewinn für das ÖFB-Team. Sie bot sich mit Puntigam tiefer für Zuspiele an, bekam sie auch öfter, damit kam auch Puntigam wieder mehr ins Spiel. Zusätzlich ließen bei Nordirland wohl die Kräfte ein wenig nach. In der Schlussviertelstunde hatten die ÖFB-Frauen wieder die Kontrolle über das Zentrum und konnten versuchen, von dort Torchancen zu kreieren.

Das funktionierte auch: Feiersinger schoss einen Abpraller von Burns genau auf die 10 Meter aus dem Tor gelaufene Torhüterin (81.) und dann hob sie den Ball knapp am Tor vorbei (84.) – beide Chancen vorbereitet durch gescheite Lochpässe von Sarah Puntigam. Billa traf in der 89. Minute noch die Latte. Und dann war es in der 92. Minute die zuvor für Naschenweng eingewechselte Enzinger, die ein 40-Meter-Zuspiel von Wenninger über die ungeschickt herauslaufende Burns hinweg zum 2:2 ins Tor verlängerte.

5:0 gegen couragiert verteidigendes Luxemburg

Österreich – Luxemburg 5:0 (2:0)

Vier Tage zuvor sah sich Österreich in Wr. Neustadt dem luxemburgischen Team entgegen, das erstmals in seiner Geschichte an der Hauptrunde einer WM- oder EM-Qualifikation teilnehmen darf. Der Außenseiter verteidigte couragiert und stellte die ÖFB-Frauen vor einige Denksport-Aufgaben.

Im 5-3-2 aufgestellt, lenkte Luxemburg die Österreicherinnen – die natürlich sehr viel Ballbesitz hatten und mit allen Feldspielerinnen in die gegnerische Hälfte schoben, auf die Außenbahnen und lief die Ballführende im Verteidigungsdrittel an. So blieb wenig Zeit, sich in den Strafraum zu spielen und es wurden eher Flanken in die Box gehoben. Österreich spielte sich 40 Minuten lang um den Block herum, ehe Barbara Dunst das 1:0 gelang und Naschenweng noch vor dem Seitenwechsel das 2:0 markierte.

In ähnlicher Tonart ging es in der zweiten Hälfte weiter. Selbst kam Luxemburg kaum in die gegnerische Hälfte und am Ende stand es 21:0 an Torschüssen für Österreich, aber der Außenseiter ließ sich nicht annähernd so wehrlos abschießen wie Lettland gegen Österreich (1:8, davon sechs Gegentore in der letzten halben Stunde). Der Endstand von 5:0 ist für Luxemburg durchaus vorzeigbar und vier Tage später gab es sogar einen doch überraschenden 3:2-Sieg in Nordmazedonien.

Fazit: Trotzdem zwei verlorene Punkte

Teamchefin Irene Fuhrmann selbst sprach nach dem 2:2 in Nordirland von „zwei verlorenen Punkten“, dem erst spät erzielten Ausgleich zum Trotz. Denn auch wenn sich Nordirland für die EM qualifiziert hat: Objektiv ist des das vermutlich schwächste Team aus dem dritten Topf und der Anspruch von Österreich muss es sein, dieses Team zu besiegen. Zumal wenn, so wie in diesem Spiel auch, man in der ersten Halbzeit in allen Belangen das deutlich bessere Team ist.

Gegen einen 30-Meter-Thunderbastard ist man im Normalfall machtlos und wenn man überlegen ist, rennt man hin und wieder in Konter. Besorgniserregender als die beiden Gegentore war die Reaktion darauf, denn Österreich verlor völlig die Linie, ließ sich von den Nordirinnen deren Spiel aufzwingen und erst mit der Hereinnahme von Laura Feiersinger 20 Minuten nach dem 1:2 fand man wieder etwas besser in die Spur. Immerhin: Man jagte den Ausgleich, bis er wirklich da war.

Dass es zumindest noch den Punkt gegeben hat, bedeutet, dass der Fahrplan auf den zweiten Gruppenplatz – der für die Teilnahme am WM-Playoff berechtigt – immer noch stimmt und man, wenn man es in der Golfsprache ausdrückt, zumindest das Doppel-Bogey vermieden wurde und „nur“ ein einfacher Schlagverlust zu Buche steht. Für Platz zwei steht man nun (unter normalen Umständen) nicht unter dem unbedingten Zwang, am 8. April das Heimspiel gegen Nordirland gewinnen zu müssen.

In jeden Fall aber hat man sich mit dem Punktverlust in Belfast in die Lage gebracht, dass es wohl eher nicht reichen wird, unter die drei besten Zweiten zu kommen und sich damit eine Playoff-Runde zu ersparen. Natürlich, es haben auch andere designierte Gruppenzweite schon gepatzt – Belgien mit einem 0:0 in Polen, Wales und Slowenien haben sich 1:1 getrennt, Finnland hat daheim gegen Irland verloren – aber die meisten sind noch makellos. In einem Monat ist das Auswärtsspiel in England an die Reihe, von Sunderland fliegt man dann direkt weiter nach Luxemburg.

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Schlager sticht bei 4:0 über Luxemburg heraus https://ballverliebt.eu/2018/03/27/oesterreich-luxemburg-test-foda-schlager/ https://ballverliebt.eu/2018/03/27/oesterreich-luxemburg-test-foda-schlager/#comments Tue, 27 Mar 2018 21:35:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14561 Schlager sticht bei 4:0 über Luxemburg heraus weiterlesen ]]> Das ÖFB-Team gewinnt auch das dritte Spiel unter Franco Foda, in Luxemburg gab es einen klaren 4:0-Erfolg. Die Leistung war aber lange nicht so gut, wie es das Ergebnis vermuten ließe. Und auch Rückschlüsse können angesichts des eingesetzten (Back-up)-Personals nur begrenzt gezogen werden. Eines wurde aber klar: Xaver Schlager ist echt gut.

Luxemburg – Österreich 0:4 (0:2)

Es war eine Verlegenheits-Aufstellung ohne große Teile des potenziellen Stammpersonals (kein Alaba, Hinteregger, Sabitzer, Lindner, Lainer, Ilsanker; Schöpf und Burgstaller wurden eingewechselt), die es so nie wieder geben wird. Es war außerdem ein Testspiel gegen einen unguten Gegner bei Mistwetter vor einer Nullkulisse.

Wenn schon, dann war es eher ein Charaktertest: Wer überwindet sich, die widrigen Verhältnisse, oder das Gefühl einen schlechten Tag erwischt zu haben? Sollte dem so gewesen sein, hat es bei einigen Spielern nicht funktioniert, sich von diesen Widrigkeiten freizumachen.

Das Spiel, grundsätzlich

Österreich agierte aus einem 4-4-2 heraus. Mit Baumgartlinger und Grillitsch gab es zwei Spielverlagerer und Räumefinder in der Zentrale, für die Vertikalpässe in die Spitze waren eher die Innenverteidiger zuständig (wie bei Prödls Chip auf Arnautovic zum 1:0 gleich zu Beginn). Wenn es spielerisch nach vorne ging, dann eher über die Außenbahnen. Hier aber blieb viel an der hohen Felpassquote vor allem von Ulmer hängen, bei Bauer sah es nicht viel besser aus. Auch Grillitsch wirkte zuweilen etwas off, seine Pässe hatten gerade in der ersten halben Stunde oft nicht die von ihm gewohnte Präzision.

Arnautovic war mal wieder überall unterwegs, bot sich kurz an, bot sich steil an, warf sich in Zweikämpfe und war nicht selten auch erster defensiver Umschalter nach Ballverlusten.

Das Umschalten nach Ballgewinn war die dritte Variante, mit der das ÖFB-Team zu Chancen kommen wollte: Blitzschnell rückte das Mittelfeld in diesen Situationen auf und sorgte für Schwitzen in der luxemburgischen Defensive. Das war nicht nur beim Tor zum 3:0 zu sehen (bei Gregoritsch‘ Abschluss stand Grillitsch schon auf Höhe des Elfmeterpunktes), sondern war generell jenes Mittel, das Luxemburg vor die größten Probleme stellte.

Frecher Außenseiter

Aber Moment mal, Umschaltspiel? Gegen Luxemburg? Tatsächlich: Der Außenseiter – der letzten Herbst Frankreich in der WM-Quali auswärts ein 0:0 abgetrotzt hatte – stellte sich keineswegs nur hinten hinein und harrte der Dinge. Luxemburg war aktiv und traute sich mit Fortdauer des Spiels immer mehr, Druck auf den ballführenden Österreicher auszuüben.

Luxemburgs Spieler sind teilweise bei Klubs in der ersten belgischen, polnischen und schwedischen Liga aktiv, Thill spielt bei Metz in der französischen Ligue 1 und einige weitere in der Heimat bei Düdelingen – ein Klub, der etwa das Niveau eines durchschnittlichen deutschen Zweitligisten haben dürfte. Also natürlich ist das nicht internationale Klasse, aber völlig niveaulos ist das auch nicht.

Viele Wechsel, einer sticht heraus

Schlussphase

Insgesamt elf Wechsel (fünf bei Luxemburg – zwischendurch auch mit einem 5-4-1, mit Philipps im Abwehrzehntrum – und sechs bei Österreich) erlaubten dem Spielfluss nach der Pause nicht, sich entfalten zu können. Eine Personalie aber stach massiv heraus – jene von Xaver Schlager. Der Salzburger, der zuletzt gegen Slowenien schon einen Mini-Kurzeinsatz hatte, durfte nun schon eine halbe Stunde ran und er hatte großen Einfluss.

Er brachte eine andere Note ins Spiel als Baumgartlinger, für den er gekommen war. Schlager positionierte sich höher, erkämpfte in der Vorwärtsbewegung Bälle, war ein giftiger Gegenspieler. Grillitsch agierte bis zu seiner eigenen Auswechslung als Absicherung. Dies war eine Aufteilung, die sehr gut funktionierte und so bekam Österreich fast augenblicklich volle Kontrolle über das Mittelfeld-Zentrum. Luxemburg kam nur noch durch zwei Unachtsamkeiten in der Abwehr vor das Tor von Siebenhandl.

Fazit: Die einzige echte Erkenntnis heißt Schlager

Große inhaltliche Aha-Erlebnisse gab es angesichts der Personalsituation natürlich nicht. Das Umschalten funktioniert gut, das wusste man; der Aufbau über die Außen weniger, was angesichts des aufstellten Back-up-Personals ärgerlich ist, aber kein Anlass, Grundsätzliches in Frage zu stellen. So bleibt als einzige echte Erkenntnis, dass Xaver Schlager richtig gut ist. Er ist in Salzburg unter einem großartigen Trainerteam, mit einer klaren Philosophie und mit Europacup-Spielen en masse schon als 20-Jähriger ein herausragender Spieler.

Der Ex-Sturm-Trainer Franco Foda ließ im Großherzogtum zudem das Sturm-Trio Jörg Siebenhandl, Peter Zulj und Stefan Hierländer debütieren. Ein Zugeständnis an seine eigene Arbeit (wie auch immer man das deuten will); Siebenhandl hatte wenig zu tun, Hierländer war ganz brav, Zulj bereitete das 4:0 vor. Der Depth Chart hat auf manchen Positionen nun also eine vierte Zeile erhalten (Grillitsch -> Ilsanker -> Schlager -> Zulj, oder so. Oder eine fünfte, wenn man Alaba noch mitnimmt).

Sonst? Das Ergebnis ist sehr in Ordnung und auch eine Folge von Luxemburgs Willen, selber auch was beizutragen. Wenn man beim ÖFB eigentlich üben wollte, wie man einen tief und passiv stehenden Gegner knackt, war es aber womöglich der falsche Gegner.

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