Lucescu – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 18 Aug 2015 17:22:48 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Der Brocken von Rapid: Shachtar Donetsk https://ballverliebt.eu/2015/08/16/der-brocken-von-rapid-shachtar-donetsk/ https://ballverliebt.eu/2015/08/16/der-brocken-von-rapid-shachtar-donetsk/#respond Sun, 16 Aug 2015 13:26:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11473 Der Brocken von Rapid: Shachtar Donetsk weiterlesen ]]> Sportlich ist es ein höchst attraktives Los, das Rapid für die Playoff-Runde in der Champions-League-Qualifikation gezogen hat. Und für den österreichischen Vizemeister ein praktisch unüberwindliches: Shachtar Donetsk ist eine extrem schön anzusehende Truppe, dessen Spielanlage auf die drei Brasilianer in der Offensiv-Reihe ausgelegt ist. Shachtar ist nicht völlig unbezwingbar, aber um eine Klasse stärker als Ajax Amsterdam.

Hier im Detail: So spielt Shachtar Donetsk.

FC Shachtar Donetsk
FC Shachtar Donetsk

Tempo, Technik, Handlungsschnelligkeit

Das Team aus der Ost-Ukraine, das kriegsbedingt im west-ukrainischen Lemberg spielen muss, spielt traditionell mit einer Vielzahl an Brasilianern. Shachtar verfügt darin schon über ein so gutes Netzwerk, dass man die gelegentlichen Abgänge kompensieren kann: Zwar verließen im Sommer Außenbahn-Rakete Douglas Costa (zu Bayern München) und Knipser Luiz Adriano (AC Milan) den Klub. Signifikant schwächer scheint man dadurch aber nicht geworden zu sein.

DerGrund ist simpel: Den Brasilianern im Team (und denen, die geholt werden) sind drei Dinge gemein: Sie sind irre schnell, sind technisch perfekt ausgebildet und agieren äußerst handlungsschnell. So fällt es ihnen leicht, sich rasch ins Team einzufügen.

Donetsk - Fenerbahçe 3:0 (1:0)
Donetsk – Fenerbahçe 3:0 (1:0)

Die Stamm-Offensivreihe im gewohnten 4-2-3-1 von Langzeit-Trainer Mircea Lucescu ist mit Taison (links), Marlos (rechts) und Alex Teixeira (zentral) mit drei klassischen Shachtar-Brasilianern besetzt. Sie können sich spielend auch aus engen Situationen befreien, haben ein gutes Gespür für die Laufwege der Mitspieler, und selbst wenn ein Pass nicht ganz genau sitzt: Mit ihrem Tempo und ihrer schnellen Auffassungsgabe werden auch diese Zuspiele noch erreicht.

So hatte Fenerbahçe in der letzten Qualirunde größte Probleme, dieses Trio in Schach zu halten und es war in erster Linie dem guten Stellungsspiel der Innenverteidigung zu verdanken, dass man nicht viel früher deutlich in Rückstand geriet.

Und wohlgemerkt: Individuell ist Fenerbahçe deutlich stärker besetzt als Rapid. Die Räume in der Defensive mit eng zu machen, wie Rapid das gegen Ajax im Rückspiel mit großem Erfolg gemacht hat, wird gegen Donetsk nicht funktionieren: Nicht nur, dass sich die Brasilianer mit ihrer individuellen Qualität (die deutlich höher ist als bei Ajax) da problemlos durchkombinieren könnten, nein, sie sind auch deutlich routinierte als es das Team aus Amsterdam ist.

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Auf die Brasilos zugeschnitten

Die Spielanlage von Shachtar ist ganz auf die Fähigkeiten der Brasilianer in der Offensive zugeschnitten. Sehr gerne werden schnelle Vertikalpässe in deren Lauf gespielt (sofern Platz da ist) – Verteidiger, die mit Taison und Marlos ins Laufduell geschickt werden, haben bereits verloren. Sonst versucht es Shachtar mit schnellen, kurzen Kombinationen, wenn der Gegner massierter steht.

Hinzu kommt, dass die Außenverteidiger konsequent nach vorne marschieren, wenn Shachtar im Ballbesitz ist. Das erlaubt es dem Brasilo-Trio in der Offensiv-Reihe, sich im Zentrum zu massieren und ihre Technik dort auszunützen, während das verteidigende Team die Außenbahnen nicht außer Acht lassen darf. Alles ist darauf ausgelegt, Räume aufzureißen. Es gibt ein Angriffspressing, ein effektives Gegenpressing nach Ballverlusten gibt es in der Regel aber nicht.

Die Donetsk-Defensive

Sollte man versuchen, die Spieleröffnung von Donetsk anzupressen, sollte man das massiert tun – denn die robutsen und kopfballstarken Ukrainer in der Abwehr (Achtung bei Standards) sind zwar keine wirklichen Ballkünstler, aber sie können sich sehr gut aus Pressing-Situationen gegen einen oder zwei Gegenspieler befreien.

Ein Markenzeichen der Abwehrkette von Shachtar ist es allerdings, durchaus einen großen Raum zwischen sich und den offensiven Spielern im Team aufzureißen. Dort ensteht dann, ganz ähnlich wie bei Rapid in der Regel, ein großer, nicht oder nur unzureichend abgedeckter Raum. Wenn gegen Donetsk etwas gehen soll, dann müsste man diesen Raum anbohren.

Was allerdings auch mit erheblichem Risiko verbunden ist – denn ein Befreiungsschlag von Ordets oder Rakitski (bzw. Kutcher) kann jederzeit von einem der ultra-schnellen Offensiv-Kräfte aufgenommen werden. Und dann wären wir wieder beim Punkt „Laufduell gegen Taison oder Marlos“.

Flat Track Bully

Wenn Donetsk nicht gerade gegen die echte europäische Elite antritt – also Teams wie Bayern München (0:7 mit zehn Mann 2015), Borussia Dortmund (0:3 im Frühjahr 2013, als der BVB ins Finale kam) oder Real Madrid (1:5 im Frühjahr 2011), gefällt man sich darin, dank der überlegenen Technik und dem überragenden Tempo Gegner in Qualifikation und Gruppenphase auch schon mal völlig zu zerstören. So gesehen etwa beim 7:0 und dem 5:0 gegen BATE Borisov letztes Jahr, einem 4:0 gegen Real Sociedad vor zwei Jahren oder einem 7:2-Gesamtscore gegen den damaligen dänischen Meister Nordsjælland vor drei Jahren.

Poltava - Shachtar 2:2 (1:1)
Vorskla Poltava – Shachtar Donetsk 2:2 (1:1)

Das gilt auch national, wo man in der abgelaufenen Saison in acht der 26 Spiele (als beinahe einem Drittel!) mindestens vier Tore erzielte. Wie man Donetsk auch als nominell unterlegener Gegner ein Ergebnis abtrotzen kann, dafür lieferte Vorskla Poltava letzte Woche ein Beispiel. Dieses war das erste Team, das in der laufenden Liga-Saison nicht gegen Shachtar verlor.

Vorskla versuchte, nicht ganz so tief zu stehen und vor allem Passwege zu antizipieren und die Zuspiele von Shachtar abzufangen. Zudem wurde nicht schnell umgeschaltet, sondern erst einmal darauf geachtet, den Ballbesitz abzusichern. Risiko-Pässe wurden tunlichst vermieden, um nicht billige Ballverluste herauf zu beschwören. Obendrein spielte Donetsk nicht mit dem letzten Ernst und dem letzten Nachdruck und einige gute Chancen wurden auch leichtfertig vergeben.

Dennoch schoss Donetsk zwei Tore (einmal erwischte man Vorskla in der Vorwärtsbewegung, einmal überlistete man die Abseitsfalle) und hätte im Schongang gewonnen, aber ein schleißig verteidigter Freistoß in der Nachspielzeit der ersten Hälfte und eine schleißig verteidigte Flanke in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte sorgten für das 1:1 bzw. dann den 2:2-Endstand.

Nicht unschlagbar

sfth
Shachtar Donetsk – Dnipropetrovsk 0:2 (0:0)

Einen ähnlichen, aber in Details noch effektiveren Plan verfolgte Dnipropetrovsk am Wochenende, als der Europa-League-Finalist das Team aus Donetsk mit 2:0 besiegt hat.

Dnipro machte den Raum zwischen den Ketten im 4-1-4-1 eng, ja, aber vor allem die drei Spieler im Zentrum agierten sehr mannorientiert: Sechser Fedorchuk orentierte sich streng an Alex Teixiera, während die Achte Rotan und Danilo sich um die Shachtar-Außen Taison und Marlos kümmerten, wenn sie einrückten.

Durch gute Zusammenarbeit erlaubten sie ihnen nicht, den Weg durch die Mitte zu nehmen. Die Haupt-Aufgabe in der Arbeit gegen Taison und Marlos war, die beiden nach außen zu drängen und so zu isolieren. Das ging sich aus, weil die Mitspieler die entstehenden Defensiv-Räume durch die Laufwege nach außen abdeckten und die Shachtar-Außen keine sinnvolle Anspielstation hatten.

Dass dieser Ansatz gelang, lag auch daran, dass Dnirpo zwar defensiv agierte, aber darauf achtete, nur ja nicht zu tief zu stehen. Die Abwehrkette stand 30 bis 35 Meter vor dem eigenen Tor. Dnipro schaltete nach Ballgewinn deutlich schneller um als Vorskla letzte Woche, beide aber profitierten davon, dass Shachtar auf Gegenpressing weitgehend verzichtet. Kurz vor Schluss nützte Dnipro einen schnell gespielten Konter in den großen Raum zwischen Shachtar-Offensive und -Defensive zum 1:0, in der Nachspielzeit einen weiteren Konter zum 2:0-Endstand.

Man sollte aber aus Rapid-Sicht nicht darauf bauen, dass Donetsk, wie gegen Vorskla, im Schongang spielt. Da wird Vollgas angesagt sein.

Spiele gegen österreichische Teams

Austria Wien - Shachtar Donetsk 5:1 (3:1)
Austria Wien – Shachtar Donetsk 5:1 (3:1)

Zweimal ist Shachtar Donetsk in der Vergangenheit auf österreichische Teams gestoßen. Das erste Mal war im Herbst 2003, in der ersten UEFA-Cup-Runde, gegen die Wiener Austria unter Trainer Walter Schachner.

Die Ukrainer waren damals schon die Nummer zwei im eigenen Land, aber noch ohne Brasilianer und noch weit von der europäischen Spitze entfernt. Für die mit Stronach-Millionen gepimpte Austria war es das erste Europacup-Spiel nach sieben Jahren internationaler Abstinenz. Donetsk agierte relativ passiv und ging nach einer Viertelstunde aus einem Konter 1:0 in Führung, woraufhin man der Austria noch mehr den Ball überließ. Ein Fehler: Erst besorgte Janocko per Freistoß-Nachschuss das 1:1, dann ließ Shachtar-Keeper Kowalewski einen leichten Ball aus und Janocko staubte zum 2:1 ab. Die Austria blieb giftig, und nachdem Gleveskas den Ball im Strafraum mit der Hand abwehrte, verwandelte Djalminha per extrem lässig gerolltem Elfer zum 3:1-Pausenstand.

Nachdem der eingewechselte Helstad in der Schlussphase per Doppelpack den 5:1-Endstand hergestellt hatte, konnte sich die Austria auch eine 0:1-Niederlage im Rückspiel leisten. Eine Woche nach dem Rückspiel schmiss Austria-Sportchef Peter Svetits den erst im Sommer installierten Schachner trotz der starken Europacup-Leistung und acht Siegen und drei Remis in den ersten 12 Liga-Spielen raus. „Wenn Christoph Daum verfügbar ist, muss man ihn auch holen“, erklärte die Austria-Führungsriege.

Shachtar Donetsk - RB Salzburg 3:1 (1:1)
Shachtar Donetsk – RB Salzburg 3:1 (1:1)

Fünf Jahre später waren schon einige Brasilianer dabei, als es in der letzten CL-Quali-Runde gegen Salzburg ging. Im Hinspiel ging Salzburg im Hinspiel daheim früh in Führung, nachdem Tchigrinski im Strafraum Volleyball gespielt hatte und Zickler den fälligen Elfer verwertete. In der Folge agierten die Gäste gefälliger und gefährlicher, aber die Bullen hielten gut dagegen und brachten das 1:0 über die Zeit.

Das Rückspiel fand noch im alten Beton-Bunker von Donetsk statt, die Donbass-Arena gab’s noch nicht. Nach einem Eckball ging Salzburg auch hier durch Remo Meyer früh in Führung, der postwendende Ausgleich durch den Italiener Cristiano Lucarelli war noch kein Problem – Shachtar brauchte noch immer zwei Tore. Der Druck, den die Ukrainer machten, war enorm, aber Salzburg hielt lange stand. Mit Glück, weil ein klares Elfer-Foul von Carboni nicht geahndet wurde, aber auch mit Geschick. Bis zur 77. Minute, als Sekagya im Strafraum Lucarelli zwar nicht wild umriss, aber doch zu Fall brachte. Castillo verwertete den Elfer und Donetsk hatte noch eine knappe Viertelstunde, um das eine Tor zu erzielen, dass es noch brauchte – und der eingewechselte Brandão besorgte dieses in der 87. Minute. Ein sehenswerter Kopfball nach einer Weltklasse-Flanke von Razvan Rat – damit war Salzburg geschlagen.

Bilanzen

Österreicher gegen Shachtar Donetsk: 1:1. Österreich gegen Ukraine im Europacup: 13:5 für die Ukraine.

Letzte fünf Duelle AUT-UKR: 2013/14, Europa League, Gruppe: Rapid – Dynamo Kiew 2:2 und 1:3. 2012/13, Europa League, Gruppe: Metalist Kharkiv – Rapid 0:2 und 1:0. 2011/12, Europa League, Sechzehntelfinale: Salzburg – Metalist Kharkiv 0:4 und 1:4. 2011/12, Europa League, Gruppe: Austria – Metalist Kharkiv 1:2 und 1:4. 2009/10, Europa League, Playoff: Metalurg Donetsk – Austria 2:2 und 2:3 nach Verlängerung.

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Luiz Adriano beschenkt Barcelona https://ballverliebt.eu/2011/04/07/luiz-adriano-beschenkt-barcelona/ https://ballverliebt.eu/2011/04/07/luiz-adriano-beschenkt-barcelona/#comments Wed, 06 Apr 2011 23:47:54 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4512 Luiz Adriano beschenkt Barcelona weiterlesen ]]> Das 5:1 sieht klar aus. Die Spielanteile waren auch, wie immer, klar auf Seiten von Barcelona. Aber dennoch haben die Katalanen auch Glück, dass vor allem Luiz Adriano mehrere Sitzer vergab und so Shachtar der realistischen Möglichkeit beraubt, ins Semifinale einzuziehen…

FC Barcelona - Shachtar Donetsk 5:1

Was kann man gar nicht brauchen, wenn man für ein Champions-League-Viertelfinale ins Camp Nou fährt? Genau – zwei verletzte Stamm-Innenverteidiger… Shachtar-Coach Mircea Lucescu musste auf Tchigrinski und Kutcher verzichten, und die Vertreter Ischenko und Rakitski waren der Aufgabe nicht ganz gewachsen. Das waren einige andere in der Mannschaft der Ostukrainer aber auch nicht.

Lucescu ließ sein gewohntes 4-2-3-1 auflaufen, mit den vier Brasilianern in der Offensive. Vor allem zu Beginn waren die vier auch durchaus im Spiel, mit schnellen Kontern über vor allem über Jadson versuchten die tief stehenden Ukrainer, Nadelstiche zu setzen und auch zu Zählbarem zu kommen. Das hätte auch ein, zweimal tatsächlich funktioniert – auch, weil Barcelona nach der frühen Führung durch Iniesta kurzzeitig etwas nachlässig agierten.

Einziger kleiner Hingucker in der Aufstellung von Barcelona war die Tatsache, dass David Villa auf der rechten Seite spielte, statt auf der linken – dort agierte diesmal Iniesta, mit Seydou Keita dahinter im Halbfeld. Ansonsten war das natürlich Barcelona, wie man Barcelona kennt: Viel Ballbesitz, schnelle Pässe, große Flexibilität im Positionsspiel und, zumindest zu Beginn, massiven Pressing nach Ballverlusten.

Shachtar lässt sich auseinander reißen

Die Katalanen machten einen hervorragenden Job darin, die Formation der Ukrainer auseinander zu ziehen und in die entstehenden Löcher zu stoßen. Shachtar versuchte, zentral dicht zu stehen und machte den Strafraum zu, davor waren mit Mchitarian und Hübschmann zwei zusätzliche dezidiert defensive Leute aufgestellt.Angesichts der Tatsache, dass vor allem Rat (aber auch Srna) oft weit einrückten und die brasilianischen Flügel vor ihnen die entstehenden Ecken nicht schlossen – sie passten auch auf Villa und Iniesta auf – gelang es Barcelona, mit hohen und schnellen Seitenwechseln den Gegner zu schnellem Verschieben zu zwingen, was nicht immer gelang.

Dani Alves und Adriano Correia bearbeiteten die Flügel und verursachten bei Rat und Srna durchaus Unsicherheiten. Denn gingen sie mit den offensiven Außenverteidigern mit, konnten Iniesta und (vor allem) Villa in ihrem Rücken in den Strafraum stechen; blieben sie etwas zentraler in Strafraumnähe, flankten Alves und Adriano ins Zentrum. Und dort war vor allem Ischenko ein Unsicherheitsfaktor.

Schon nach einer Viertelstunde versandeten die davor durchaus gefährlichen schnellen Gegenstöße von Shachtar zunehmend und es wurde (zu bald, aus Sicht der Gäste) eine reine Abwehrschlacht. Die Ukrainer versuchten so gut es ging, Barcelona um den Strafraum herum spielen zu lassen bzw. den Gegner möglichst von selbigem wegzuhalten, doch auch das funktionierte nicht immer – so fand ein toller Pass von Iniesta aus dem linken Halbfeld den von der rechten Seite in den Strafraum stürmenden Dani Alves. Ischenko hatte das Abseits aufgehoben, und schon stand es 2:0.

Luiz Adrianos schlimmer Tag

Die Spielweise von Lucescus Mannschaft war zwar ungewohnt defensiv, aber angesichts des Gegners durchaus verständlich. Und hätte Sturmspitze Luiz Adriano nicht gar so einen schlechten Tag gehabt, es hätte dennoch ein gutes Resultat werden können. Nachdem er schon in der ersten Halbzeit ein, zwei sensationelle Möglichkeiten kläglich vergab, versprang dem Brasilianer auch kurz nach Wiederbeginn eine punktegenaue Flanke von Razvan Rat.

Doch anstatt den 1:2-Anschluss zu erzielen, ließ sich Luiz Adriano kurz darauf von einer ins Backfield gespielten Xavi-Ecke düpieren, er ließ Piqué unbedrängt abziehen, und es stand 3:0 für Barcelona. Die Endscheidung in diesem Spiel, aber für Shachtar ging es weiterhin darum, sich eine zumindest machbare Ausgangsposition für das Rückspiel zu verschafffen – und angesichts der Heimstärke dürfen die Ukrainer da mit Fug und Recht vielleicht sogar als leichter Favorit gesehen werden. Und als Rakitski einen Srna-Freistoß zum 1:3-Anschlusstor ins Netz ablenkte, schien dieses Vorhaben trotz Luiz Adrianos Horror-Tag zu gelingen.

Barça lässt Ball und Gegner laufen

Wenn nicht 54 Sekunden später Keita sofort das 4:1 erzielt hätte. Mit dem erneuten Drei-Tore-Vorsprung im Rücken und gegen eine nun doch sichtlich geknickte Mannschaft aus Donetsk fiel es Barcelona nun nicht allzu schwer, den Ball im Mittelfeld zu kontrollieren, ohne wirklich noch zwingend auf einen fünften Volltreffer zu gehen. Daran änderten auch Lucescus Wechsel (Fernandinho statt Jádson im Zentrum, Teixeira statt Willian auf links) nichts.

Und doch war es zehn Minuten vor Schluss wieder Luiz Adriano, der mit seinem Pfostenschuss einen weiteren Sitzer vergab. Und 2:4 wäre noch ein erträgliches Resultat gewesen – doch Xavi machte im Gegenzug nach einer Hereingabe des überragenden Dani Alves das 5:1. Damit ist nach menschlichem Ermessen im Rückspiel nicht mehr mit einem Ausscheiden von Barcelona zu rechnen. Der Clásico im Semifinale kann kommen!

Fazit: Shachtar macht’s sich selbst schwer

Natürlich, Donetsk spielte defensiv. Das hätte aber wunderbar funktioniert, wenn nicht Luiz Adriano alleine von den drei Toren, die er mit seinen Chancen machen MUSS, kein einziges tatsächlich macht. So steht statt einem 3:5 oder 4:5 ein äußerst ernüchternden 1:5, das den eigentlich so bärenstarken Ukrainern jede realistische Chance nimmt, noch ins Halbfinale einzuziehen. In der Tat hat Shachtar in dieser Saison jedes Spiel in der Champions League gewonne – bis auf dieses hier und das 1:5 im Herbst bei Arsenal, als man den Gunners ins offene Messer lief. Das de facto als ukrainischer Meister feststehende Team wird auch kommende Saison ein Team sein, mit dem man rechnen muss.

Barcelona hat das gespielt, was Barcelona immer spielt. Und trotz der fünf eigenen Treffer muss Barça durchaus froh sein, dass die blitzschnellen Konter, mit denen vor allem Busquets als Aushilfs-Innenverteidiger nicht immer mitkam, vom Gegner nicht kosequenter ausgenützt wurde. Klar waren die Hausherren überlegen und gewannen auch verdient, aber so klar, wie es am Ende aussieht, hätte es beileibe nicht kommen müssen.

Gut für Barcelona aber, dass man nun nicht mehr mit einem allzu knappen Ergebnis in den Hexenkessel Donbass-Arena fahren muss.

(phe)

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