Liefering – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 25 Jul 2015 09:05:18 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Erste Liga: LASK rauf, FAC runter – und dazwischen? https://ballverliebt.eu/2015/07/23/erste-liga-lask-rauf-fac-runter-und-dazwischen/ https://ballverliebt.eu/2015/07/23/erste-liga-lask-rauf-fac-runter-und-dazwischen/#comments Thu, 23 Jul 2015 19:53:50 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11296 Erste Liga: LASK rauf, FAC runter – und dazwischen? weiterlesen ]]> Große Namen wie Lustenau, Innsbruck und St. Pölten schwebten in der abgelaufenen Erste-Liga-Saison ebenso wie die No-Name-Klubs von Horn, Hartberg und FAC bis weit in den Mai hinein in akuter Abstiegsgefahr. Die beiden Absteiger Horn und Hartberg wurden von den Austrias aus Salzburg und Klagenfurt ersetzt. Heißt: Mindestens einen großen Namen wird es heuer erwischen.

Das ist vermutlich der größte Spannungsmoment der nun startenden neuen Saison, in der von den Vorzeichen her vorne ein souveränes Solo des LASK erwartet wird. Hier unsere Vorschau auf die Erste Liga, Ausgabe 2015/16. Die wohl nicht viel weniger dramatisch wird als die letzte.

SC Wiener Neustadt

Wr. Neustadt
Wr. Neustadt: Komplett neuer Kader. Außen und im Zentrum gut, vorne wohl nicht so.

Bis auf die Trikotfarbe und das Stadion hat der SC Wr. Neustadt nach dem Abstieg so gut wie nichts mit dem SCWN vor dem Abstieg zu tun. Günter Kreissl, der nun nicht nur Sportchef, sondern auch Trainer ist, musste eine komplett neue Truppe zusammen stellen. Herausgekommen ist ein Kader, der mit Sinn und Verstand zusammengesetzt sein dürfte. Gerade in der Mittelfeld-Zentrale gibt es mit Sittsam, Duran, Rusek, Saurer vier ordentliche Kandidaten, links spielen Hütter und Harrer wie schon letztes Jahr bei Kapfenberg zusammen; Seebacher, Duran und auch Takougnadi können rechts spielen.

Leise Bedenken gibt es aber hinten und vorne anzumelden. U-20-Teamstürmer Maderner fehlte es in der Bundesliga an Torgefährlichkeit, die Optionen auf der Zehn (Julian Salamon, Manfred Fischer, Nikola Ivic) sind bestenfalls Liga-Durchschnitt. Hintern sollen Remo Mally und Andreas Pfingstner den Laden vor Martin Fraisl (der Petr-Cech-Gedächtnishelm-Träger kam vom Sportklub) dichter halten als das in der Bundesliga Vereinig und Susac gemacht haben.

Vom System her ist am ehesten ein 4-2-3-1 (mit Tendenzen zum 4-4-1-1) zu erwarten. Wie Kreissl die Spielanlage plant, muss man sehen. Für passives Konterspiel (wie unter Kolvidsson) ist die Abwehr vermutlich zu unsicher, für Halligalli-Fußball die Abteilung Attacke zu unbeständig. Prognose: Wr. Neustadt spielt im breiten Liga-Mittelfeld mit und sollte den Klassenerhalt schaffen.

FC Liefering

Liefering
Liefering: Riesen-Reservoir, viele Optionen, offensiv ausgerichtet, kaum einer über 20.

U-20-Teamkapitän Lukas Gugganig ging nach Frankfurt, diverse andere Talentierte – Prevljak, Pires, Atanga und Laimer – zur Bullen-Kampfmannschaft, Rasner zu Grödig, Roguljic zu Kroatiens Vizemeister Hajduk Split: Liefering wird personell wieder einmal ein völlig anderes Gesicht haben als in der Vorsaison, mit Thomas Letsch ist auch ein neuer Trainer statt des beförderten Peter Zeidler am Werk.

Was nicht nicht ändern wird: Dass Liefering, das mit viel Abstand jüngste Team der Liga, als einzige Mannschaft das Liga-Motto „Heute für Morgen“ wirklich lebt. Der aggressive Pressing-Fußball, der bei allen Salzburger Bullen-Abteilungen praktiziert wird, bleibt als Fundament erhalten, in erster Linie füllten Talente aus der eigenen Akademie und von anderen Red-Bull-Niederlassungen die frei gewordenen Plätze auf. Sie werden eine gewisse Zeit brauchen, um sich an das höhere Tempo gewöhnt zu haben, aber große inhaltliche Reibungsverluste sind nicht zu erwarten.

In den Testspielen spielte Liefering durchgängig ein 4-4-2, mit großer personeller Fluktuation. Auch das wird sich in der Meisterschaft nicht ändern, letzte Saison setzte der Vizemeister 36 verschiedene Spieler ein. Es ist natürlich auch wieder mit großen Leistungs-Schwankungen zu rechnen: Glanzvolle Siege gegen Top-Teams sind ebenso drin wie zünftige Debakel gegen Abstiegskandidaten. Prognose: Liefering wird wieder problemlos in der oberen Tabellenhälfte landen.

LASK Linz

LASK
LASK: Der deutlich beste Kader der Liga mit sehr proaktiver Spielanlage Marke Glasner.

Nach der totalen Implosion im Frühjahr blieb beim LASK kaum ein Stein auf dem anderen. Es erfolgte ein weitgehender Re-Boot und die Investitionen bestätigen, was man ohnehin wusste: Die Linzer wollen rauf und mit den Möglichkeiten müssen die Linzer auch rauf.

Das bedeutet auch eine totale Abkehr vom hölzernen Mal-schauen-Fußball, wie er unter Karl Daxbacher gespielt wurde, hin zum proaktiven Nach-vorne-Verteidigen und Hochpressing-Spiel der Marke Oliver Glasner. Wie zerstörerisch das für die Gegnerschaft sein kann, deutete man schon in der zweiten Halbzeit beim 7:2 im Cup in Parndorf an: Da brettern Ullmann und Drazan (links) bzw. Ranftl und Kerhe (rechts) brutal nach vorne, da lenken Hinum und Michorl (oder auch Reiter und Erdogan) im Mittelfeld-Zentrum, da rennen Dovedan und Gartler (oder auch Dorta, Fröschl, Pellegrini und Fabiano) vorne die Spieleröffnung an und vollstrecken.

Dass das IV-Duo mit Cabrera und Ramsebner – defensiv top – in der Spieleröffnung nicht die Créme de la Créme darstellt, wird dabei vermutlich zu verschmerzen sein. Außerdem gibt es in der Defensive nicht allzu viele Alternativen, sollte von der Stammbesetzung jemand ausfallen. Dennoch: Der Kader und der Plan, den Glasner und Angerschmid mit ihm haben, ist in Kombination viel zu stark für die Konkurrenz. Die Linzer können sich nur selbst schlagen. Prognose: Der LASK steigt auf.

Kapfenberger SV

Kapfenberg
Kapfenberg: Gute Abwehr, brauchbares Mittelfeld. Aber vorne kann es eng werden.

Das Sturmduo mit Witteveen und Poljanec ist weg, die Außenspieler Suppan, Hütter und Harrer ebenso – der KSV ist bekannt dafür, nicht direkt gut zu zahlen. Auf der anderen Seite kam neben Liefering-Talent Haas nur der spanische Stürmer Sergi Arimany von einem spanischen Viertligisten als Neuzugänge von Format.

In Ermangelung von Mittelstürmern – Arimany ist der einzige nennenswerte Angreifer – stellte Trainer Kurt Russ auf 4-3-3 um. Die Defensive ist guter Liga-Durchschnitt, das Mittelfeld-Zentrum ebenso. Aber die Frage nach der offensiven Durchschlagskraft wird im Laufe der Saison wohl die wichtigste sein. Verletzt sich Arimany, oder erweist er sich als Flop, hat Kapfenberg ein gravierendes Problem, das sehr schnell dazu führen kann, dass der KSV im Abstiegsstrudel landet.

Kurt Russ ist einer der innovatieren Trainer der Liga, der auch mit einem mäßigen Kader das Optimum heraus halten kann. Aber Zaubern kann der frühere Teamspieler auch nicht. Prognose: Kapfenberg kann im Mittelfeld landen. Die Abstiegsgefahr lauert aber.

SKN St. Pölten

St. Pölten
St. Pölten: Hohe Qualität im Zentrum, aber vermutlich relativ leicht ausrechenbar.

Nach der Horrorsaison mit zwei Trainerwechseln und ständiger Abstiegsangst ist in der NV-Arena nun wieder Hoffnung und Aufbruchstimmung zu spüren. Am Kader hat sich dabei nicht so viel verändert, die prominenteste Änderung gibt es auf dem Trainerposten: Karl Daxbacher schwingt nun das Zepter in der Coaching-Zone.

Zu erwarten ist ein typisches Daxbacher-4-4-2, mit einem defensiven Anker in der Zentrale (Neuzugang Flo Mader) und einem deutlich offensiveren Nebenmann (Lukas Thürauer), beides Spieler mit einiger Routine. Auch vorne gibt es eine klare Aufteilung: Ein Strafraum-Knipser und ein mobiler Partner, der sich auch einmal etwas in Richtung Mittelfeld fallen lässt – hier kommt Neuzugang Daniel Beichler ins Spiel.

Der SKN verfügt über einen gut besetzten Kader und einen erfahrenen Trainer, der aber nicht gerade als Innovator gilt. Der Fußball, den St. Pölten spielen wird, wird eher biederer Natur sein und sich bis zu einem gewissen Grad auf individuelle Klasse verlassen. Diese ist fraglos vorhanden, aber für den letzten Schritt wird noch einiges fehlen. Prognose: St. Pölten spielt im vorderen Bereich mit, wird aber nicht Meister.

FC Wacker Innsbruck

Innsbruck: Routiniert, aber ohne Vision. Ganz okay, ohne echtes Entwicklungs-Potenzial.
Innsbruck: Routiniert, aber ohne Vision. Das echte Entwicklungspotenzial ist nicht da.

Gerade noch hatte sich Wacker am letzten Spieltag gerettet. Die Basis des Klassenerhalts war eine sichere Defensive, denn Tore gab es so gut wie keine. Von den Erfahrungen und den zur Schau gestellten guten Nerven sollen die Tiroler nun profitieren und nicht wieder hinten hinein rutschen.

Der neue General Manager, Alfred Hörtnagl, zeichnet für diesen Kader und die bislang erfolgten Neuzugänge noch nicht verantwortlich, dazu ist er noch nicht lange genug im Klub. So wirkt auch die Zusammensetzung der Mannschaft eher visionslos: Fast keiner der Stamm-Kandidaten ist jünger als 25 Jahre, der erhoffte Retter im Angriff ist Italien-Heimkehrer Thomas Pichlmann. Mit Florian Jamnig konnte sich letztes Jahr nur ein Spieler aus Tiroler Produktion in die Mannschaft spielen, und der ist auch schon 24 Jahre alt. Wacker ist derzeit eine Ansammlung von durchschnittlichen Zweitliga-Spielern und ein paar Routiniers, die nirgendwo anders mehr untergekommen sind. Dem eigenen Nachwuchs traut man es recht offensichtlich nicht zu, gut genug für die Erste Liga zu sein oder zu werden.

Kurz: Der Kader sieht so aus, als wollte man sichergehen, halbwegs mitzuschwinmmen, ohne unterzugehen. Das ist natürlich auch den engen finanziellen Grenzen geschuldet. Wacker ist gut genug und vor allem erfahren genug, nicht wieder so viel zittern zu müssen wie letztes Jahr. Aber das Entwicklungspotenzial innerhalb des aktuellen Kaders ist gleich Null. Prognose: Innsbruck wird im Graue-Maus-Stil im Mittelfeld mitspielen. Nicht mehr, nicht weniger.

SC Austria Lustenau

Lustenau
Lustenau: Ist die Abwehr wirklich besser? Der Spielaufbau stringenter? Der Angriff stärker?

Besonders glorreich verlief auch die letzte Saison von Austria Lustenau nicht. Die Vorarlberger wechselten zweimal den Trainer und blieben nur mit Mühe in der Liga – ehe neben einigen Flops (Strandvall, Fall) auch einige Stützen (Kobleder, Pürcher) den Klub verließen.

Die Replacements rekrutieren sich aus den Reserve-Teams von Nürnberg (Wießmeier, Ex-U-20-Teamspieler des DFB), St. Gallen (Grabher) und der eigenen (Bruno) bzw. gleich aus Kickern, die bislang ohne Klub waren (Dossou). Dazu kamen zwei Spieler von Absteiger Horn (Tursch, Kreuzriegler). Kurz: In den dringenden Verdacht, deutlich besser als in der letzten Saison aufgestellt zu sein, gerät Lustenau nicht.

Die Frage wird sein, ob es Trainer Lassaad Chabbi schafft, dem spätestens seit der Kolvidsson-Entlassung vor einem Jahr etwas ziellos vor sich hin mäandernden Truppe ein Gesicht, eine Idee, eine Identität zu verpassen. Auch darunter litt Lustenau in jüngster Vergangenheit – und natürlich an fehlender Kontinuität und Ruhe. Das ist natürlich in erster Linie die Schuld von Präsident Hubert Nagel, der sich standhaft weigert, einen Sportchef zu verpflichten, sondern alles selbst macht. Die Gutsherren-Art, mit der der Klub damit geführt wird, macht ihn zum Teil einer aussterbenden Spezies. Prognose: Lustenau ist ein heißer Abstiegskandidat.

Floridsdorfer AC

FAC:
FAC: Vom Kader her ein besserer Regionallist – Kämpfen alleine wird sicher nicht reichen.

Kaum war Hans Kleer durch Peter Pacult ersetzt worden, wurde noch deutlicher, dass es dem FAC eigentlich an der individuellen Qualität fehlt, um in der Ersten Liga mitzuspielen. Aus einem gut eingestellten, zumeist kompakten und unangenehm zu spielenden Team wurde ein heilloser Haufen, der in den sieben Spielen unter Pacult zweieinhalb gute Halbzeiten gespielt hat und reichlich Glück hatte, die Klasse zu halten.

Nun sind mit Taktgeber Sargon Duran und Goalie René Swete noch zwei wichtige Spieler abhanden gekommen. Einzige Hoffnung ist (neben dem kroatischen Stürmer Brekalo) die Kooperation mit der Austria, über die man Tino Casali (der ja eine großartige U-20-WM gespielt hat) und Alexander Frank bekommen hat. Dazu soll Csaba Csizmadia – wer erinnert sich noch? Der war mal in Mattersburg – die Abwehr stabilisieren. Nur: Ob das wirklich reicht?

Trainer Peter Pacult ist bei seinem Stammklub zwar sicherlich mit vollem Herzen dabei, aber sein Zugang einst bei Rapid (und noch viel mehr in Dresden und auch in Leipzig) ist nicht direkt innovativ. Mit dem von der individuellen Qualität wohl mit Abstand schwächsten Kader der Liga wird aber etwas mehr notwendig sein als voller Einsatz, um sich über Wasser zu halten. So wie es Hans Kleer gemacht hat, solange Sportchef Eigl ihn arbeiten ließ. Prognose: Es wäre ein Wunder, wenn der FAC nicht absteigt.

SV Austria Salzburg

A. Salzburg: Der Aufstiegs-Kader wurde nur punktuell verstärkt, Kontinuität ist gefragt.
A. Salzburg: Der Aufstiegs-Kader wurde nur punktuell verstärkt, Kontinuität ist gefragt.

An der sportlichen Qualifikation besteht nach zwei recht souveränen Regionalliga-Titeln in Folge kein Zweifel, aber die Infrastruktur ist beim Aufsteiger noch nicht Erstliga-tauglich. Das eigene Stadion in Salzburg-Maxglan ist noch im Umbau, bis weit in den Herbst hinein werden fast alle „Heimspiele“ im rund eine Autostunde entfernten Schwanenstadt steigen. Das ist, gerade als Neuling in dieser engen Liga, ein signifikanter Nachteil.

Keinen großen Umbau nahmen Sportchef Gerhard Stöger und Trainer Jörn Andersen hingegen am Spielersektor vor. Hier wurde eher punktuell verstärkt – ein routinierter Spielmacher (Ex-Bulle Tchoyi), zwei Profi-erfahrende Außenspieler (die Ex-Sturm-Spieler Kaufmann und Bukva), dazu einige Talente (Burghuber von Ried, Grubeck von der Austria). Ansonsten vertraut man weitgehend dem erfolgreichen Team, das den Aufstieg geschafft hat – obwohl da kaum Spieler mit Erfahrung im Profi-Bereich dabei sind. Und da die Westliga die deutlich schwächste der drei Regionalligen ist, dient sie für die Innviertel-Filiale (Burghuber, Reifeltshammer, Huspek, Zirnitzer und Bammer spielten in Ried, auch Grubeck stammt aus dem Innviertel) nur bedingt zur Vorbereitung auf die Erste Liga.

Ist das eigene Stadion bezugsfertig, wird es für jeden Gegner noch unangenehmer, gegen Salzburg zu spielen. Der fanatische (zuweilen auch deutlich ZU fanatische) Anhang kann zu einem Pluspunkt werden, sollte es im Saisonverlauf eng in Richtung der Abstiegsplätze werden – und das ist durchaus wahrscheinlich. Für die Austria geht es vornehmlich darum, sich zu akklimatisieren und dann zu etablieren. Prognose: Austria Salzburg sollte den Klassenerhalt schaffen, ein Platz im Mittelfeld wäre aber schon ein Erfolg.

SK Austria Klagenfurt

Klagenfurt
Klagenfurt: Die Qualität ist da, aber es kann dauern, bis der neue Kader eine Einheit ist.

Den genau gegensätzlichen Zugang als der Mitaufsteiger aus Salzburg wählte man bei Austria Klagenfurt. Die Mannschaft, die die Regionalliga Mitte nach belieben dominiert hat und in der Relegation gegen Parndorf Nervenstärke und Charakter gezeigt hat, als man kurz vor dem Scheitern stand, wurde mutwillig zerrissen und in Rekordzeit mit 15 (!) Neuzugängen ein de facto komplett neues Team aus dem Boden gestampft. Kein Wunder andererseits, der Präsident heißt ja auch Peter Svetits. Nur fünf Spieler aus dem Aufstiegskader (Dmitrovic, Prawda, Rep, Eler und Miesenböck) haben realistische Chancen auf einem Stammplatz.

Nun muss Trainer Bender mal wieder ein Mannschaft aus vielen neuen Teilen formen, dazu kommt auch noch die Tatsache, dass das Klagenfurter Publikum mit dem Verein – der in seiner fünfjährigen Existenz schon dreimal fast gegen die finanzielle Wand gefahren wurde – auch wegen der düsteren Vergangenheit im Klagenfurter Fußball nie richtig warm wurde. In der Regionalliga-Zeit verloren sich oft kaum 500 Leute ins EM-Stadion. Selbst wenn dieser Wert verzehnfacht würde (4.500 kamen in der Relegation), wirkt das riesige Stadion noch recht leer.

Die Heimbilanz im Aufstiegsjahr (14-2-0) war dennoch beeindruckend und im Kader steckt genug Qualität, um sich keine Sorgen machen zu müssen. Entscheidend werden zwei Punkte sein: Zum einen, wie schnell es Manfred Bender gelingt, aus den vielen neuen Einzelteilen eine funktionierende und harmonierende Mannschaft zu formen. Und zum anderen, wie der erratische Führungsstil von Peter Svetits und die latente Unruhe, die von ihm ausgeht, auf den Verein und die Mannschaft abfärbt. Prognose: Bleibt alles ruhig, landet Klagenfurt im sicheren Mittelfeld. Bleibt nicht alles ruhig, kann auch schnell alles in sich zusammenbrechen.

Ausblick

Läuft alles normal, rennt der LASK allen davon, mit Liefering, St. Pölten als Verfolger. Dahinter wird es mit Wacker, Salzburg, Klagenfurt, Kapfenberg, Wr. Neustadt und Lustenau ein breites Mittelfeld geben, das in erster Linie versuchen wird, nicht den FAC in die Regionalliga zu begleiten. Wenn nicht einer früh abreißt (Lustenau? Kapfenberg? Neustadt?), wird der Abstiegskampf wie letzte Saison die halbe Liga oder mehr umfassen.

Wie da junge Spieler entwickelt werden sollen, wie es ja das eigentliche Motto der Liga ist? Sollte man vielleicht mal bei den Bundesliga-Oberen nachfragen.

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Liefering zerzaust den LASK: Die rein inhaltliche Analyse einer sportlich hochinteressanten Mannschaft https://ballverliebt.eu/2013/06/07/liefering-zerzaust-den-lask-die-rein-inhaltliche-analyse-einer-sportlich-hochinteressanten-mannschaft/ https://ballverliebt.eu/2013/06/07/liefering-zerzaust-den-lask-die-rein-inhaltliche-analyse-einer-sportlich-hochinteressanten-mannschaft/#comments Thu, 06 Jun 2013 22:11:59 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8813 Liefering zerzaust den LASK: Die rein inhaltliche Analyse einer sportlich hochinteressanten Mannschaft weiterlesen ]]> Es ist ein Jammer: Je unbeliebter ein Klub bei Fans ist, desto aufregender scheint der gezeigte Fußball zu sein. Das war etwa bei Hoffenheim so, als der Verein unter Rangnick die Bundesliga aufmischte und nun wieder, seit Markus Gisdol übernommen hat. Und das ist auch in Österreich beim FC Liefering so. Das Umgehungs-Kontrukt von Red Bull zerlegte den LASK nach dem 2:0 im Hinspiel auch beim 3:0 im Rückspiel in seine Einzelteile – und zwar mit dem wohl modernsten, forschesten und attraktivsten Fußball, den es in Österreich derzeit zu sehen gibt. Alle Grundsatz-Diskussionen jetzt mal außen vor lassend: Hier die inhaltliche Abhandlung, warum der Gesamtscore von 5:0 nicht mal schmeichelhaft für Liefering ist.

LASK Linz - FC Liefering 0:3 (0:2)
LASK Linz – FC Liefering 0:3 (0:2)

Vier alte Hasen, dafür sechs Spieler unter 22 Jahren: Das ist der FC Liefering auf dem Rasen. Der deutsche Trainer Peter Zeidler (hier ein Interview mit ihm vom Kollegen @antisymmetic von der Sportzeitung) lässt das Team in jenem 4-1-4-1 spielen, das auch das Bundesliga-Team unter Roger Schmidt einsetzt. Bei Liefering greift ein Zahnrad ideal ins andere.

Das hohe Pressing

Die erste Maßnahme, einen Spielaufbau beim Gegner zu unterbinden, stellt das zielgenaue und gut ausgeführte Pressing in der gegnerischen Hälfte dar. Mario Konrad, als Mittelstürmer aufgestellt, läuft die Innenverteidiger an, die dadurch gezwungen sind, schnell entweder Sechser Harding oder die Außenverteidiger Takougnadi (entgegen seiner Stammposition diesmal links) und Stadlbauer anzuspielen – oder den Ball blind nach vorne zu dreschen.

Kommt der Ball zu Harding, orientiert sich Konrad sofort nach hinten und rennt auf Harding zu, während Völkl dasselbe von der anderen Richtung macht. Derart unter Druck gesetzt war zumeist spätestens da der Ball im Besitz der Salzburger, allenfalls brachte Harding noch einen Verlegenheitspass an. Doch egal, wohin der LASK die Kugel auch spielte: Blitzschnell hatte Liefering eine Überzahl in Ballnähe hergestellt.

Überzahl im Zentrum

Der LASK spielte im Zentrum mit Harding auf der defensiveren Position und mit dem Ex-Leverkusener Marko Babic auf der offensiveren. Beide glänzen nicht gerade durch absolute Grundschnelligkeit. Dadurch waren die Linzer in ihrem klassischen 4-4-2 in der Zentrale nicht nur personell in Unterzahl, sondern dabei auch noch deutlich weniger agil als Völkl und Djuric, die die Hilfe von Sechser Ramalho zumeist gar nicht brauchten.

Der Brasilianer konnte sich darauf verlegen, defensive Löcher zu stopfen und geschickt quer zu verschieben, sodass auch dann keine Gefahr auf den Außenbahnen entstand, wenn die AV Lainer und Adjei nach vorne gingen. Ramalho kann grundsätzlich sehr wohl den ersten Pass spielen, grundsätzlich geht es bei ihm aber eher darum, den Ballbesitz zu sichern und kluge, kurze Pässe mit wenig Risiko zu spielen.

Blitzartiges Umschaltspiel

Natürlich war mit dem frühen 1:0 für Liefering nach nur vier Minuten der erste Schwung der Linzer jäh gestoppt. Es war danach aber auffällig, wie gigantisch die Linzer das ohnehin kaum vorhandene Mittelfeld-Zentrum aufrissen. Oftmals war zwischen Abwehrkette und den Offensiv-Spielern ein 40-Meter-Loch, in dem sich genüsslich sechs Lieferinger gegen zwei Linzer ausbreiten konnten. War der Ball einmal vorne, trauten sich die Linzer aber nicht aufrücken – wohl auch, weil sie vor dem blitzschnellen Umschaltspiel der Gäste einen Heidenrespekt hatten.

Hier hatte Liefering ebenso einen massiven Vorteil gegenüber dem LASK. Wenn der Ball erobert war, wurde in einem Höllentempo umgeschaltet und die zwangsläufige Unordnung bei den Linzern zu nützen versucht. Weil der LASK immer wieder früh in der Vorwärtsbewegung den Ball verlor, gab es zumeist nur noch Kobleder und Hieblinger als Absicherung. Ein Spiel mit dem Feuer.

Außenverteidiger und Laufwege

Ebenfalls unübersehbar war auch der Unterschied bei den einstudierten Laufwegen vor allem bei den Außenverteidigern. Takougnadi und Stadlbauer gingen sehr wohl nach vorne, oft warteten sie dabei aber eher statisch auf Zuspiele und brachten kein Tempo ins Spiel, während die Mittelfeld-Außen Kogler und (vor allem) Freudenthaler ihre hinterlaufenden Mitspieler kaum beachteten. Alles wirkte ein wenig zufällig und auf individuelle Ideen aufgebaut, beim LASK.

Während bei Liefering vor allem auf den Flügeln mächtig Zug im Spiel war. Das Bemühen immer mindestens zwei Anspielstationen zu haben (das oft zitierte „Dreiecke bilden“) wurde durch schnelle und konsequent zu Ende gebrachte Laufwege erreicht, etwa durch gezieltes und schnelles Hinterlaufen (Lainer und Mair taten sich besonders dabei hervor). Zudem erlaubt die technische Überlegenheit den Salzburgern auch, alleine mal gegen Zwei zu gehen und dennoch den Ball zu behaupten.

Konsequenz vorm Tor und im Spielverlauf

Was bei Liefering noch hinzu kommt: Man braucht sehr wenige Chancen. Das 1:0, ein Weitschuss nach vier Minuten, war noch nicht mal wirklich eine Chance. Beim 2:0 hatte die LASK-Verteidigung Savic andächtig zugesehen, beim 3:0 kurz nach der Pause konnte eine simple Flanke auf Konrad nicht geklärt werden. Auf der anderen Seite gab es aus genannten Gründen vor der Halbzeitpause sehr wenige Chancen und nach dem Seitenwechsel nicht eine einzige. Noch dazu verbreiteten die Standard-Situationen des LASK sehr wenig Gefahr.

Bei Liefering wurde dafür auch bei 3:0 im Spiel, also bei 5:0 gesamt, immer noch weitergepresst wie zu Spielbeginn. Wenn Harding doch einmal einen Ball im Zentrum erkämpft hatte, rannte ihm zumindest ein Lieferinger immer so lange hinterher, bis er mit der Kugel nur noch den eigenen Goalie vor sich hatte – an Ballbesitz sichern war nicht zu denken. Daxbacher wechselte beide Flügelspieler aus (Kogler war schwach, Freudenthaler inexistent), danach auch Harding (alle Wechsel innerhalb des 4-4-2). Ohne Effekt, weil das Grundproblem – zu wenig Tempo und zu wenig Zusammenspiel, zu wenig überraschende Aktionen, zu viel auf Ideen einzelner basierend – natürlich damit nicht behoben werden kann.

Fazit: Sportlich ist der Aufstieg hochverdient

Keine Frage, als Verein hat Liefeing keine Fans, ist als Klub uninteressant und man wird in der Ersten Liga das Hass-Objekt Nummer eins sein. Tatsache ist aber auch: Auf dem Feld ist dieses Team extrem interessant, bärenstark und wird, wenn in dieser Form auch nächstes Jahr gespielt wird, mit dem Abstieg überhaupt nichts zu tun haben – im Gegenteil, man kann eines der absoluten Spitzenteams der Liga werden.

Das ist für den „normalen“ Fan und für den LASK traurig, aber rein das Geschehen auf dem Feld betrachtet, ist der Aufstieg hochverdient. Die Linzer, die in einer spannenden RLM-Saison immerhin Cupsieger Pasching hinter sich ließen, sahen verglichen mit der perfekt eingestellten, agilen und technisch beschlagenen Horde aus dem Bullen-Stall aus wie eine alte, langsame, ideenlose, biedere, hilf- und ratlose Truppe von Vorgestern.

Wohlgemerkt: Nach der mit 2,43 Punkten pro Spiel besten Saison, die jemals eine Mannschaft in der Regionalliga Mitte gespielt hat.

(phe)

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FC Liefering: Ausgestreckter Mittelfinger vor dem Aufstieg. Ein Kommentar. https://ballverliebt.eu/2013/06/03/fc-liefering-ein-ausgestreckter-mittelfinger-vor-dem-aufstieg-ein-kommentar/ https://ballverliebt.eu/2013/06/03/fc-liefering-ein-ausgestreckter-mittelfinger-vor-dem-aufstieg-ein-kommentar/#comments Mon, 03 Jun 2013 21:09:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8800 FC Liefering: Ausgestreckter Mittelfinger vor dem Aufstieg. Ein Kommentar. weiterlesen ]]> Steht der FC Liefering unter der Knute von Red Bull? Ja, natürlich. Sonst gäbe es den Verein in dieser Form und in dieser Bezeichnung gar nicht. Darf er in die Erste Liga, mithin in den (nominellen) Profi-Betrieb aufsteigen? Ja, darf er. Sonst hätte er die Lizenz nicht bekommen und dürfte auch die Relegation nicht bestreiten, in der der LASK im Hinspiel 2:0 bezwungen wurde.

Ist das eine Blamage für die Bundesliga-Granden? Ja, selbstredend. Denn der FC Liefering ist vor allem eines: Ein ausgestreckter Mittelfinger in ihre Richtung.

Denn noch viel offensichtlicher kann man nicht als Zweitmannschaft eines Bundesligisten auftreten, wie das Liefering macht. Die exakt gleichen Dressen, die sich von denen des Bundesliga-Zweiten aus Salzburg nur durch das Vereinslogo unterscheiden. Die Tatsache, dass Deutschlands U-19-Teamgoalie Dähne beim letzten Bundesliga-Spiel gegen die Austria schon spielen durfte – alles ganz legal durch einen handelsüblichen Kooperations-Vertrag. Wie auch, dass der Klub wie selbstverständlich auf der Homepage von Red Bull Salzburg mitgeführt wird.

Juristisch aber ist der FC Liefering ein völlig eigenständiger Klub – weshalb die Bundesliga gar nicht anders konnte, als die Lizenz zu erteilen. Jeder weiß, dass das ein reines Umgehungskonstrukt ist, um dem Verbot von Bundesliga-Zweitmannschaften in der Ersten Liga auszuweichen. Man muss Red Bull auch zugestehen, dass daraus nie wirklich ein Hehl gemacht wurde. Und genau das macht Liefering zum Spiegel, der der Bundesliga vorgehalten wird: Ihr wollt nicht, dass sich die Talente aus der Akademie, geführt von den vier Routiniers Aufhauser, Schrott, Mair und Konrad, in der zweithöchsten Spielklasse mit Gegnern messen. Wir wissen besser, was für die jungen Spieler gut ist und finden Mittel und Wege, damit sie das sehr wohl dürfen.

Denn so unattraktiv die Spiele vor 200 Unentwegten, eher Fachpublikum als Fans, in den gähnend leeren Stadien von Wals-Siezenheim und Wien-Favoriten auch waren: Sportlich waren sie gefühlt für die halbe Bundesliga das Sprungbrett in den Profifußball. Alaba, Almer, Dilaver, Dragovic, Gansterer, Gorgon, Alex Grünwald, Lindner, Leovac, Madl, Metz, Okotie, Ramsebner, Rotpuller, Saurer, Andi Schicker, Schiemer, Simkovic, Benjamin Sulimani, Suttner, Tadic und Ulmer trugen in der Ersten Liga das Trikot der Austria-Amateure. Ilsanker, Karner, Kröpfl, Meilinger, Offenbacher, Pichler, Riegler, Schwab, Teigl und Walch jenes der Salzburg Juniors.

Die Bundesliga hätte wissen müssen, dass früher oder später ein Klub versuchen wird, das Verbot zu umgehen. Das Verbot, das aus sportlicher Sicht eben ein grandioser Schuss ins Knie war – schließlich können die Talente in der Regionalliga nie so gefordert werden wie eine Klasse höher – und der Attraktivität der in er öffentlichen Wahrnehmung weiterhin unter dem Radar fliegenden Ersten Liga so gut wie nichts geholfen hat. Vielleicht sollte sich die Bundesliga überlegen, die Zweit-Teams doch wieder zuzulassen. Ganz legal. Denn nicht nur, dass sie sportlich ihren Zweck in der Vergangenheit bereits erfüllt haben. Nein, es wäre auch viel ehrlicher.

Dann müsste sie sich auch nicht im übertragenen Sinn von einem Klub den ausgestreckten Mittelfinger zeigen lassen. Zumal Umgehungs-Konstrukte wie der FC Liefering bei den Fans anderer Klubs nur für böses Blut sorgen.

(phe)

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