Doch war der Verein dabei immer vom Geld des Präsidenten abhängig. Die Lizenzen der letzten Jahre bekamen die Leobener kaum einmal im ersten Versuch, einmal musste man sogar vor das Ständige Neutrale Schiedsgericht ziehen. Zuletzt waren Zahlungsrückstände bei der GKK der Auslöser für eine Ehrenrunde zum Lizenz-Protestkommitee. Und dann kam der Herbst 2008. Nicht nur, dass die Wirtschaftskrise die Finanzberatungsfirma von Hans Linz (HLF) schwer traf, kam auch noch eine Anklage wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs hinzu. Was auch den Verein DSV Leoben schwer ins Wanken brachte: Nachdem er als Hauptsponsor plötzlich de facto pleite war, hielt es den ohnehin schon länger amtsmüden Hans Linz nun endgültig nicht mehr auf dem Präsidentensessel. Im Dezember übernahm Unternehmer Edi Lieber den Posten.
Und er hat nun alle Hände voll zu tun, die großen Lecks im sinkenden Schiff zu schließen. Den vollen Betrag von der Bundesliga wird es nicht geben, einen Vorschuss schon gar nicht – denn bereits die aktuelle Lizenz war auf dem Vorschuss auf dieses Jahr aufgebaut. Ob aus der schon während der Herbstsaison diskutierten Kooperation mit Red Bull etwas wird, steht noch nicht fest – es ist aber anzunehmen, dass der Dosenkonzern erst für 2010 einen (oder mehrere) Partner sucht, da die Jungbullen schließlich bis dahin noch in der Ersten Liga spielen dürfen. Vorher hat Red Bull keinen Bedarf, und dass sie nicht der Samariterbund sind und schon ein Jahr vorher eine helfende Hand ausstrecken, ist ob der nüchternen Konzernphilosophie allgemein bekannt. Zumal es mit Grödig und Vöcklabruck noch zwei weitere Kandidaten gibt.
Das Problem des Vereins und seines neuen Vorstands ist aber nicht nur, dass etwa 300.000 Euro Verbindlichkeiten auf das leere Portemonnaie drücken. Sondern auch die laufenden Kosten einer Mannschaft, die in der Ersten Liga spielt. Und weil Edi Lieber richtigerweise sagt, „ich bin hier, um den Verein zu retten – aber nicht, um mich in persönliche Schulden zu stürzen“, bleibt im in dieser Winterpause nur ein Mittel, quasi die Ultima Ratio: Alle Spieler freistellen – mit dem Hinweis, dass sie ob der leeren Vereinskassen nicht erwarten können, in diesem Frühjahr auch nur einen Cent zu sehen.
Jeder Spieler beim DSV Leoben ist bis Transferschluss am 31. Jänner kostenlos für jeden Verein zu haben. Auch, wenn es nicht anzunehmen ist, dass die komplette Mannschaft in den verbleibenden 10 Tagen das Weite sucht: Eine handvoll Spieler wird wohl durchaus bei den steirischen Regionalliga-Spitzenteams GAK und Hartberg unterkommen, und auch die Kärntner Unterhaus-Millionäre aus Wolfsberg haben sich am Wintermarkt bislang noch auffällig zurückgehalten. Sprich: Der ohnehin schon nicht besonders große Kader der Leobener dürfte zwar nicht völlig zerfallen, aber durchaus bröckeln. Was bei einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegsplätze schwer nach sportlichem Abstieg riecht. Damit wäre der Verein erstmals seit 1955 nicht mehr in einer der obersten zwei Spielklassen vertreten.
Was das kleinste Problem des Vereins ist. Denn wenn nicht schnell ein potenter Sponsor-Ersatz für die Hans-Linz-Finanzberatung aufgetrieben wird, ist die Profi-Lizenz für die kommende Saison nur eine Träumerei. Der Schuldenberg und die Rückstände bei den laufenden Kosten, die sich bis zum Sommer noch anhäufen werden, machen einen Geldgeber zur Notwendigkeit. Freilich: Während man für eine Saison in der Ersten Liga zumindest 1,5 Millionen Euro veranschlagen muss, ist eine halbwegs vernünftige Saison in der Regionalliga schon bei 400.000 Euro ausfinanziert. Nur wollen die natürlich ohne relevante Zuschauereinnahmen und ohne jegliches TV-Geld für einen finanzmaroden Verein auch erst einmal aufgetrieben werden. Natürlich, man muss es ja nicht gleich mit Aufrechterhaltung des vollen Profibetriebs samt Sekretariat versuchen, wie der GAK (der für die Regionalliga irrwitzige 3 Millionen veranschlagt hatte und darob natürlich gleich in den zweiten Konkurs schlitterte)…
Der neue Leoben-Präsident Lieber weiß also, was die Stunde geschlagen hat und gibt eine unmittelbare Zukunft in der Ersten Liga im Prinzip auf. Weil er weiß: Selbst, wenn die Mannschaft den beinharten Abstiegskampf übersteht, wird das Lizenzverfahren den Verein in die Regionalliga verbannen. Dann lieber gleich sparen, wo’s geht und das Unvermeidliche hinnehmen.
Wenn der Verein überlebt, hat Lieber alles richtig gemacht.
(phe)
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