Lagerbäck – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 02 Jun 2014 22:15:21 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Ein ÖFB-Trio zeigte auf, aber als Ganzes war es nicht so gut – 1:1 gegen Island https://ballverliebt.eu/2014/05/31/ein-oefb-trio-zeigte-auf-aber-als-ganzes-war-es-nicht-so-gut-11-gegen-island/ https://ballverliebt.eu/2014/05/31/ein-oefb-trio-zeigte-auf-aber-als-ganzes-war-es-nicht-so-gut-11-gegen-island/#comments Fri, 30 May 2014 22:28:32 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10206 Ein ÖFB-Trio zeigte auf, aber als Ganzes war es nicht so gut – 1:1 gegen Island weiterlesen ]]> Zum vierten Mal hintereinander nicht verloren – aber gegen eine biedere Auswahl aus Island auch nicht gerade geglänzt. Österreich offenbarte beim 1:1 gegen die Nordmannen altbekannte Schwächen im Aufbau, ungewöhnliche Schwächen im Pressing und eine allgemeine Schwächung durch den Ausfall von David Alaba. Dafür übernahm Marko Arnautovic Verantwortung, zeigte Markus Suttner eine sehr ordentliche Leistung und Stefan Ilsanker war sofort einer der besten auf dem Platz.

Österreich - Island 1:1 (1:0)
Österreich – Island 1:1 (1:0)

Kein kompaktes Verschieben im Pressing-Rückraum

Auffällig: Zwar wurde auf Seiten Österreichs vorne versucht, die Spieleröffnung der Isländer anzupressen, das klappte aber aus zwei Gründen nicht wunschgemäß. Erstens bestand diese ohnehin hauptsächlich aus langen Bällen und zweitens wurde im Mittelfeld nicht so recht nachgerückt. Ilsanker und Leitgeb verblieben bei ihren Pendants in der isländischen Zentrale und Klein agierte überhaupt ausnehmend passiv.

So entstanden Lücken zwischen Mittelfeld und Angriff, die zwar Island nicht auf spielerischem Wege zu nützen vermochte, die aber das Anlaufen der isländischen Spieleröffnung ziemlich ins Leere rennen ließen. Das gruppentaktischer Verschieben in Richtung des gegnerischen Ballführenden, wie es in der abgelaufenen Saison etwa Salzburg so brillant gezeigt hat, war nicht erkennbar. Was insofern erstaunlich ist, da ja Ilsanker und Leitgeb von den Bullen genau dieses kompakte Verschieben kennen und können.

Flügelspiel gegen biedere Gäste

Das Konzept von Lars Lagerbäck variiert de facto nicht von jenem, das er in seinen zwölf Jahren als Teamchef der Schweden spielen ließ, passierte aufgrund der weniger hohen Klasse defensiver als früher: Gegen den Ball mit zwei Viererketten das Zentrum eng machen, aber nicht die Ballführenden attackieren. Den Gegner ruhig mal über die Außenbahnen kommen lassen, aber im Zentrum alles abräumen. Und im Ballbesitz einen der beiden zentralen Mittelfeldspieler tiefer stehen lassen – in diesem Fall Kapitän Gunnarsson – um eine kurze Anspielstation von hinten zu haben und ansonsten schauen, die Stürmer zu bedienen.

Gegen diese Spielanlage gilt es, die Ketten vor allem horizontal auseinander zu ziehen, dafür braucht es intelligentes Flügelspiel. Das brachte auf der rechten Seite Arnautovic mit dem sehr aktiven Suttner durchaus zustande: Mit gutem Hinterlaufen und geschickten Doppelpässen gelang es ihnen immer wieder, Räume zu schaffen. Arnautovic zeigte zwar vor allem zu Beginn immer wieder die für ihn bekannten hängenden Schultern, wenn etwas nicht gelang, aber er war im Offensivspiel der mit Abstand beste Österreicher.

Klein zu passiv, Aufbau zu statisch

Junuzovic hätte das vom Spielverständnis genauso drauf, er konnte durch seine Positionierung in der Mitte nicht viel ausrichten. Auf der linken Seite war Startelf-Debütant Sabitzer sehr bemüht, aber ihm fehlte es ohne die dringend nötige Hilfe von Klein (wovor hatte er Angst, dass er so wenig nach vorne machte? Der blonden Mähne von Birkir Bjarnason?) an der Durchschlagskraft. Immerhin: Er blieb cool, als er von Arnauovic einen starken Pass in den Lauf bekam und erzielte sein erstes Länderspiel-Tor zum 1:0 nach einer halben Stunde.

In dieser Szene wurde gut und schnell von Defensive auf Offensive umgeschalten und auch mit Tempo der Weg nach vorne gesucht. Ansonsten aber fehlte im eigenen Aufbau gegen die kompakten Viererketten der Isländer aber genau dieses Tempo und die Bewegung. So hatten die Isländer gegen den Ball meist alles im Griff.

Ilsanker sehr ansprechend

Neben Arnautovic zeigte vor allem Debütant Stefan Ilsanker eine äußerst ansprechende Leistung. Sein entschlossenes Handeln leitete den Führungstreffer ein, und auch sonst war Ilsanker sehr präsent, sehr umsichtig. Er ist kein Alleskönner wie David Alaba, aber von Ilsanker darf man auch im Team eine sehr solide Defensiv-Arbeit erwarten, ein sicheres Passspiel, ein gutes Auge und dank des Salzburger Europacup-Laufs auch auf dem für das Nationalteam nötigen Niveau.

Defensivtaktisch war bei Österreich auffällig, dass bei Flankenläufen der Isländer beide Innenverteidiger im Strafraum blieben und keine Hilfestellung für die Außenverteidiger gaben, die im 1-gegen-1 verblieben. Das sah ob den vielen leeren Raumes, der dazwischen entstand, zuweilen etwas seltsam aus, ist aber vom vermutlichen Gedanken dahinter nicht unlogisch: Es ist in solchen Fällen so gut wie immer mit Flanken auf die robusten Stürmer zu rechnen, da braucht man Manpower vorm Tor.

Arnautovic als Flügelspieler UND Spielmacher

Nachdem die zweite Halbzeit mit dem 1:1 begonnen hat, änderte sich bei Österreich gegenüber der ersten Hälfte vor allem die Positionierung von Marko Arnautovic. Er rückte nun deutlich früher ein und übernahm zusätzlich zu seiner Rolle als Flügelspieler auch immer mehr jene des zentralen Spielmachers – Junuzovic agierte dafür etwas zu hoch.

Das hieß, dass Suttner nun noch mehr Verantwortung an der Außenbahn übernehmen musste und das auch tat. Die Folge: Arnautovic agierte im Ballbesitz als halblinks agierender Zehner, Suttner hatte die komplette Außenbahn über und Junuzovic hing seltsam in der Luft. Das änderte sich mit einem Doppelwechsel nach einer Stunde.

Nur noch durch die Mitte

Mit Hinterseer (statt Leitgeb) kam eine neue hängende Spitze, mit Weimann (statt Janko) eine neue Speerspitze und Junzovic ging zurück ins zentral-defensive Mittelfeld. Der Effekt war, dass mit Junuzovic (aus der Tiefe), Hinterseer (von weiter vorne) und Arnautovic (von der Seite einrückend) drei Mann das Spiel tenendziell noch enger machten und viel nur noch versucht wurde, den Ball vertikal nach vorne zu bringen bzw. auf eigene Faust aus der Entfernung abzuziehen.

So bekam man die isländischen Ketten aber natürlich nicht auseinander gezogen, und als in der 75. Minute Arnautovic ausgewechselt wurde, war das Flügelspiel tatsächlich praktisch tot. Debütant Lazaro (vermutlich ein Abchecken, wie er sich in die Gruppe einfügt, auf und vor allem außerhalb des Platzes) ging nach rechts, Sabitzer (der zunehmend nachließ) nach links. Ohne Arnautovic fehlte das kreative Moment nun volleds – es blieb beim 1:1.

Fazit: Team ohne Fortschritt, aber Trio zeigte Gutes

Wenn man bedenkt, dass Island im WM-Playoff war, ist ein 1:1 okay. Wenn man sieht, wie passiv und altbacken Island spielt, ist das 1:1 zu wenig. Echte gruppentaktische Fortschritte brachte der Test nicht: Zu wenig Balance herrschte zwischen den Flügeln (fast alles über links), zu wenig Nachrücken im Pressing (wirklich gute Teams nützen das aus), zu wenig Tempo und Bewegung im eigenen Aufbau. Die Position Rechtsverteidiger ist und bleibt eine Problemstelle und wie sich Klein in Stuttgart durchsetzen will, wenn er sich nicht dramatisch steigert, bleibt ein Rätsel.

Die positiven Aspekte waren mehr individueller Natur: Arnautovic ist in der Tat besonnener geworden, seit er in Stoke ist, und er versuchte auch, in Abwesenheit von David Alaba mehr Verantwortung zu übernehmen. Auch hat man gesehen, dass man sich auf Stefan Ilsanker verlassen kann. Und wenn Suttner so spielt, wie er gegen Island gespielt hat, braucht man an den seit anderthalb Jahren völlig außer Form spielenden (und daher bei Schalke ausgemusterten) Christian Fuchs gar nicht denken.

Klar ist aber auch: Ohne die Weltklasse eines David Alaba fehlt Österreich natürlich sehr viel und wenn Martin Harnik fit und halbwegs in Form ist, kann Marcel Sabitzer (noch?) keinen Platz im Team haben.

(phe)

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Euro-Classics 2008 – Zwei Korken-Knaller https://ballverliebt.eu/2012/06/04/euro-classics-2008-zwei-korken-knaller/ https://ballverliebt.eu/2012/06/04/euro-classics-2008-zwei-korken-knaller/#respond Mon, 04 Jun 2012 06:48:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7244 Euro-Classics 2008 – Zwei Korken-Knaller weiterlesen ]]> Spanien? Trotz starkem Kader noch immer irgendwie gescheitert. Griechenland? Den Spielverderber der spielerisch ansonsten grandiosen EM vier Jahre davor wollte keiner sehen. Schweden? Immer dabei, meistens ganz gut, aber selten wirklich aufregend. Die Russen? Zwanzig Jahre her, dass die eine relevante Mannschaft hatten. Kaum jemand interessierte sich vor der Euro2008 für die eher unscheinbare Gruppe D. Zu Unrecht, denn zumindest zwei Teams drückten dem ganzen Turnier ihren Stempel auf!

Spanien - Russland 4:1 (2:0)

Spanien – Russland 4:1 (2:0)

Luxusprobleme plagten Luis Aragonés vor dem Turnier-Start seiner Spanier. Im Mittelfeld hatte er Silva, Xavi, Iniesta und Fàbregas, dazu Xabi Alonso und Senna zur Verfügung. Vorne David Villa und Fernando Torres. Wen sollte der 69-jährige Griesgram da draußen lassen? Und doch nahm vor dem Turnier niemand die Spanier für voll. Weil sie noch immer einen Weg gefunden hatten, kolossal zu scheitern.

Gegen Russland ging Aragonés von seinem aus der Quali gewohnten 4-1-4-1 ab und brachte Villa UND Torres, Senna statt Xabi Alonso und beließ Fàbregas auf der Bank. Senna war der tiefste Spieler im Mittelfeld, Silva besetzte die linke Flanke und Iniesta nominell die rechte. Letzterer orientierte sich aber eher in die Mitte Richtung Xavi. Villa agierte als hängende Spitze und bewegte sich über die komplette Breite des Feldes.

Die Spielweise der Spanier war aber jener, die Barcelona in den folgenden Jahren praktizierte, bestenfalls ähnlich. Ja, Xavi verteilte aus der Tiefe die Bälle und es wurden die Lücken gesucht, die vor allem Villa durch seine hervorragenden Laufwege riss. Aber es gab kein Pressing. Nach Ballverlust zog sich die Mannschaft zurück, verhielt sich abwartend.

Bei den Russen hatte es Guus Hiddink geschafft, aus der eher rustikalen Mannschaft, die in den vielen Jahren davor staubtrockenen und in jeder Hinsicht un-aufregenden Fußball gespielt hatte, komplett umzupolen. Das wurde hier auch deutlich, obwohl Andrej Arshavin, der Top-Star des überragenden Uefa-Cup-Siegers Zenit St. Petersburg, in den ersten zwei Spielen gesperrt war. Hiddink setzte auf ein 4-2-3-1, in dem der Achter Konstantin Siryanov viel aufrückte, Die Flügelspieler Bilyaletdinov und Sychov viel einrückten und die Außenverteidiger – vor allem Juri Shirkov auf der linken Seite – brutal nach vorne preschten. In der Zentrale tummelten sich dann bis zu fünf Russen, die fächerartig ausscherten.

Das Resultat war in diesem Fall ein hochklassiges Spiel, der erste Spielabschnitt war zweifellos eine der herausragenden Halbzeiten des kompletten Turniers. In der beide Teams Chancen hatten – so wie Siryanovs Pfostenschuss nach 23 Minuten – aber weil sich die Russen hinten etwas naiv anstellten, scorte Spanien zweimal. Kolodin und Shirokov, fußballerisch deutlich die schwächsten Russen, standen zuweilen arg weit auseinander und zeigten sich vor allem schnellen spanischen Steilpässen aus der Tiefe nicht gewachsen. Erst legte Torres nach einem solchen für Villa quer, dann steckte Xavi für den Torjäger von Valencia durch.

Hiddink brachte für die zweite Hälfte mit Bystov einen neuen Mann für die linke Angriffsseite, er wollte damit dessen Tempo die vermeintliche spanische Schwachstelle, Linksverteidiger Capdevila, anbohren. Doch Bystrov versteckte sich von der ersten Minute an. Zudem kamen in der Folge bei den Spaniern Fàbregas (für Torres) und Cazorla (für den nach einer Lebensmittelvergiftung nicht ganz fitten Iniesta). Diese Wechsel nahmen Russland aus dem Spiel: Denn mit Cazorla (rechts) und Silva (links) waren nun beide der extrem offensiven russischen AV gebunden, im Mittelfeld stand es durch die tiefere Positionierung von Fàbregas nun endgültig 3 gegen 3, und vorne war Villa ein ständiger Gefahrenherd.

Hiddink nahm in der 70. Minute den Totalausfall Bystrov wieder vom Platz, aber das Pendel war längst in Richtung der Spanier umgeschwungen. Umso mehr, als Villa einmal mehr Shirokov austanzte und zum 3:0 traf. Die Russen waren inhaltlich übervorteilt worden, damit auch psychisch geschlagen. Der Anschlusstreffer durch Pavlyuchenko kurz vor dem Ende war nur ein kleines Aufflackern, das (Abseits-)Tor von Fàbregas in der Nachspielzeit zum 4:1 kaum noch mehr als Kosmetik.

Griechenland – Schweden 0:2 (0:0)

Griechenland - Schweden 0:2 (0:0)

War das erste Spiel an diesem Tag noch zumindest eine Stunde lang uneingeschränkt großartig, bot das Abendspiel in Salzburg die mit Abstand ödesten 90 Minuten des Turniers.

Ottos Titelverteidiger aus Griechenland kamen wie schon 2004 mit einem klassischen Libero (Dellas) und zwei Manndeckern daher (Kyrgiakos gegen Ibra, Antzas gegen Henke Larsson). Das stellte sich defensiv als Fünferkette dar, im Ballbesitz gingen alle Spieler bis auf die drei hinten und noch Basinas weit nach vorne. Die Folge: Minutenlanges Hin- und Herschieben des Balles in der eigenen Hälfte, ehe ein komplett sinnbefreiter langer Ball in die grobe Richtung des gegnerischen Tores folgte. Bezeichnend dafür etwa der 70m-Torschuss von Dellas nach einer halben Stunde, der näher an der Eckfahne landete als am schwedischen Tor. Von einem der sich schlecht bis gar nicht bewegenden Mitspieler ganz zu schweigen.

Das unglaublich langsame Tempo der Partie war aber auch möglich, weil es die Schweden tunlichst vermieden, den ballführenden Griechen auch nur im Ansatz unter Druck zu setzen. Das flache 4-4-2 von Lars Lagerbäck war extrem statisch, im Umschalten langsam, ohne jedes Pressing und bar jeder Kreativität. Kurz: Hölzern. Die besten Szenen gab es, wenn Chippen Wilhelmsson die Seite wechselte und Seitaridis einen zweiten Gegenspieler hatte.

Erst nach dem Seitenwechsel rückten die Schweden etwas auf, um nicht das ganze Spiel zuzusehen, wie sich die Griechen, in ihrer Hälfte alleine gelassen, die Zeit runterspielten. Das behagte den Griechen zwar nicht, aber weil Kyrgiakos seinen Gegenspieler Ibrahimovic auf Schritt und Tritt verfolgte, kamen die Schweden kaum zu Torchancen. Erst nach 67 Minuten entwischte Ibra seinem Bewacher und er traf mit einem sehenswerten Schuss ins lange Eck. Wenige Minuten später nudelte der aufgerückte Innenverteidiger Petter Hansson den Ball zum 2:0 über die Linie, das Spiel war entschieden. Rehhagel löste zwar seine Dreierkette auf (nominell zuindest, weil nun dafür Seitaridis hinten blieb), aber zu viele Abspielfehler, technische Unzulänglichkeiten und fehlende Kreativität verhinderten griechische Torchancen.

Stand nach dem ersten Spieltag: Spanien 3, Schweden 3, Griechenland 0, Russland 0.

Schweden - Spanien 1:2 (1:1)

Schweden – Spanien 1:2 (1:1)

Der Ansatz von Aragonés, mit Villa UND Torres zu spielen, hat sich gegen Russland ausgezahlt. Darum war der Ansatz und die Aufstellung gegen die Schweden exakt gleich. Doch stellte sich schnell ein Lerneffekt ein: Mit langen Bällen in die Spitze wird’s gegen die robuste und vielbeinige schwedische Defensive nicht viel zu holen geben. Dem 1:0 durch Torres nach einem Eckball zum Trotz.

Das Trekronor-Team tat Spanien nämlich nicht den Gefallen, wie Russland mitspielen zu wollen, sondern stellte sich tief. Lediglich die Mittelfeld-Außen Ljungberg und Elmander schauten, dass sie halbwegs hoch standen, um den Vorwärtsdrang von Ramos und Capdevila zu bremsen. Die Spielanlage der Schweden war zumindest in der ersten Hälfte aktiver als noch gegen die Griechen, der Ausgleich durch Ibrahimovic nach einer halben Stunde war die Belohnung.

Dennoch: Je länger das Spiel dauerte, umso passiver wurden die Schweden, und umso mehr ähnelte das Spiel der Spanier nun doch jener ballbesitz-orientierten Kurzpass-Orgie an, für die Xavi, Iniesta und Co. bekannt sind. Es fehlte den Spaniern an der Breite und die Schweden machten im Zentrum hervorragend die Räume dicht.

Aragones reagierte nach einer Stunde darauf und brachte, wie schon in der ersten Partie, Cazorla für Iniesta; dazu Fàbregas statt Xavi. Die Neubesetzung auf den Flügeln hatte die Folge, dass neben Elmander (und später Seb Larsson) auch Ljungberg mehr in die Defensive eingebunden war. Schweden war extrem passiv, ließ das Spiel der Spanier über sich ergehen und wollte nur noch den einen Punkt über die Zeit mauern – die Einwechslung eines zusätzliches Sechsers (Källström) für Henke Larsson war ein klares Indiz dafür.

Es gelang allerdings nicht. Weil David Silva in der Nachspielzeit doch noch eine Lücke erspähte, in die er Villa schickte. Dieser ließ noch Mellberg aussteigen und schob zum 2:1 ein. Praktisch in letzter Sekunde, aber hochverdient.

Griechenland – Russland 0:1 (0:1)

Griechenland - Russland 0:1 (0:1)

Nachdem die Russen Spanien ins offene Messer gelaufen waren, agierten sie gegen Griechenland deutlich vorsichtiger. Semshov spielte zurückgezogen, mit Siryanov war eher ein gelernter Achter auf der rechten Außenbahn aufgestellt. Arshavin saß das letzte Spiel seiner Sperre ab.

Auf der anderen Seite trauten sich die Griechen mehr zu als beim Auftritt gegen Schweden, für den sie mörderische mediale Prügel bezogen hatten. Weil die Russen nur mit einem Stürmer spielten, sparte sich Rehhagel den zweiten Manndecker, mit Patsatzoglou kam dafür ein dritter Spieler ins zentrale Mittelfeld. Somit war dort wieder Gleichstand hergestellt. Zudem sorgte die hohe Positionierung von Charisteas und Amanatidis dafür, dass die sonst so aktiven russischen Außenverteidiger nicht so zur Geltung kamen wie noch gegen Spanien.

So trafen sich die Teams ziemlich in der Mitte. Das Spiel war geprägt von langen Bällen, wenig zusammen hängenden Aktionen und generell überschaubarem Niveau. Es gelang den Russen nicht, das Spiel breit zu machen und damit Räume zu schaffen – schließlich war die Grundausrichtung der Griechen immer noch defensiv und darauf bedacht, den Gegner nicht zur Geltung kommen zu lassen.

Die Griechen erinnerten in diesem Spiel deutlich mehr an jene Leistungen, die ihnen vier Jahre zuvor den Titel beschert hatten: Hinten nicht viel zulassen, aber zweikampfstark im Zentrum und stark über die Flügel. Seitaridis preschte bis zu seinem Austausch (Muskelzerrung) kurz vor der Halbzeit so die Flanke auf und ab, wie er das in Portugal gemacht hatte und bereitete so auch die eine oder andere Chance vor.

So brauchten die Russen einen ziemlich derben Fehler von Torhüter Nikopolidis, um zum 1:0 zu kommen: Der Torhüter lief einer Bilyaletdinov-Flanke am Tor vorbei nach, Semak brachte den Ball zurück zur Mitte und Siryanov konnte aus zwei Metern mühelos verwerten. Nach dem Seitenwechsel brachten die Russen mehr Leute in die gegnerische Hälfte, weil sie merkten, dass sie von den Griechen ohne Seitaridis auf der Außenbahn nicht mehr viel zu befürchten hatten. Es blieb aber eine schwache Partie mit vielen Fehlpässen. Und die schwächste Leistung der Russen in diesem Turnier.

Stand vor dem letzten Spieltag: Spanien 6, Schweden 3, Russland 3, Griechenland 0.

Griechenland – Spanien 1:2 (1:0)

Griechenland - Spanien 1:2 (1:0)

Die Spanier waren nicht mehr von Platz eins zu verdrängen, so konnte es sich Luis Aragonés erlauben, gegen die Griechen die Reservisten auflaufen zu lassen, lediglich Iniesta blieb in der Startformation. Statt Akteuren von Barça und Real waren das nun Spieler von Valencia und Liverpool. Also immer noch nominell stark genug, um die Griechen in Schach zu halten.

Bei den Hellenen zeigte sich in diesem Spiel wiederum deutlich, dass man zu deutlich besseren Leistungen in der Lage ist, wenn man nicht selbst Gestalten muss. Im Zentrum standen den drei spanischen Pass-Gebern drei recht defensive Gegenspieler gegenüber, so konnten die Spanier ihr Kurzpass-Spiel nicht aufziehen – ganz davon abgesehen, dass das Team nicht eingespielt war und auch das Tempo fehlte.

Und die Breite. Sergio García und Iniesta zogen zur Mitte, wurden aber von den etwas zu vorsichtigen Arbeloa und Navarro nicht hinterlaufen. Nikopolidis wurde, durchaus bewusst, immer wieder aus der Distanz getestet. Nicht ohne Grund, schließlich machte der Torhüter keinen sicheren Eindruck.

Der Spielaufbau bei den Griechen stützte sich einmal mehr auf viele lange Bälle. So wurde man nach vorne kaum gefährlich, zumal Salpingidis recht hoch stand und sich zwischen den spanischen Reihen positionierte – grundsätzlich keine dumme Idee, nur kamen die Anspiele auf ihn nicht an.

Dennoch: Wie in der Partie gegen die Russen zeigten die Griechen auch hier deutliche Ähnlichkeit mit ihrem Spiel bei der Euro 2004. Hinten wenig zulassen, über die Flügel für Entlastung sorgen (das machten Vyntra und Spiropoulos recht anständig) und im Zweifel auf Standards hoffen. Freistoß-Flanke Karagounis, Kopfball-Tor Charisteas: Das 1:0 kurz vor der Pause war wie aus dem Turnier von 2004.

Die Spanier schalteten nach dem Seitenwechsel einen Gang nach oben, die Außenverteidiger machten mehr, und mit der Zeit passte auch die Abstimmung. Für den Ausgleich musste zwar dennoch ein langer Ball herhalten (Güiza legte diesen auf De la Red ab, der verwertete dann), aber die Griechen ließen sich doch zu weit nach hinten drängen. Zusätzliche Probleme gab es, nachdem Kyrgiakos angeschlagen raus musste und Antzas gegen den beweglichen Güiza zunehmend schlecht aussah.

Rehhagel hatte keine echten Alternativen auf der Bank. Die Einwechslung von Tziolis für Karagounis machte sein Team zwar frischer, aber nicht besser. Spanien wartete geduldig auf die Chance, ließ den Griechen keinen Raum mehr. Und kurz vor dem Ende löste sich Güiza entscheidend vom schläfrigen Antzas, köpfte die Flanke von der rechten Seite mühelos ein – und Spanien hatte 2:1 gewonnen.

Russland - Schweden 2:0 (1:0)

Russland-Schweden 2:0 (1:0)

Im letzten Quali-Spiel, einem mühsamen 1:0 in Andorra, holte sich Andrej Arshavin eine rote Karte ab. Im letzten Spiel der Gruppe gegen Schweden war er wieder dabei. Gerade rechtzeitig für dieses „Achtelfinale“.

Das Russland gewinnen musste, den Schweden reichte ein Remis. Hiddink ließ, wie gewohnt, seine Außenverteidiger sehr weit nach vorne schieben. Kapitän Semak agierte als Sechser sehr tief und ließ sich immer wieder auf eine Höher mit den IV fallen – eher allerdings auf die Seite von Shirkov. In den ersten Minuten tat sich Russland etwas schwer, in die Gänge zu kommen.

Das änderte sich, als sich Semshov im Zentrum etwas fallen ließ. So wurde das Loch zwischen Defensive und Offensive geschlossen und die russische Show konnte beginnen. Mit Shirkov und Anyukov extrem hoch, Bilyaletdinov und Siryanov auf den Halbpositionen, dem aufrückenden Semshov und dem extrem aktiven Arshavin als hängende Spitze wurde ein Tempo-Fußball aufgezogen, mit dem die Schweden nicht mitkamen.

Vor allem die linke Abwehr-Seite mit Nilsson und Hansson wurde als Schwachstelle ausgemacht. Kein Zufall, dass das schon zu diesem Zeitpunkt überfällige 1:0 nach 20 Minuten über diese Seite aufgebaut wurde: Siryanov mit Lochpass für Anyukov, dessen Flanke verwertete Pavlyuchenko.

Die Schweden waren biedern, geradezu hölzern. Die Mittelfeld-Zentrale mit Svensson und Andersson stand oft viel zu hoch und kam überhaupt nicht in die Zweikämpfe, hielt also nichts her. Elmander und Ljungberg waren gegen die extrem offensiven Außenverteidiger komplett hinten gebunden und vorne standen zwei Stürmer, die kaum am Spiel teilnehmen konnten. Henke Larsson war wegen seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr der Schnellste, Ibrahimovic wegen hartnäckigen Problemen im linken Knie, die ihm schon die halbe Saison bei Inter gekostet hatten. Das Trekronor-Team konnte von Glück reden, dass die ein Feuerwerk abbrennenden Russen nicht schon längst viel höher führten.

Die Russen ließen zu Beginn der zweiten Hälfte ihre Stärken erneut aufblitzen: Schnelles Denken, schnelles Umschalten, schnelles Handeln. Ein langer Ball der Schweden wurde von Shirkov abgefangen, der legte zu Arshavin quer und startete sofort einen Sprint nach vorne, bekam den Ball in den Lauf gespielt, spielte 50 Meter oder sechs Sekunden später, längst im schwedischen Strafraum angekommen, auf Arshavin quer – dieser war ebenso schnell nach vorne gesprintet – und dieser erzielte das 2:0. Ein Weltklasse-Konter, die Schweden waren damit komplett überfordert.

Nach dem 2:0 schalteten die Russen zurück, sie waren ein ungeheures Tempo gegangen. Lagerbäck erlöste danach Daniel Andersson und versuchte, mit Kim Källström die Lücke im Offensiv-Zentrum ein wenig zu schließen. Dass dieser nicht schon in den Spielen vorher eingesetzt worden war, liegt vermutlich an einem internen Machtkampf – Källström und Ibrahimovic können sich bis auf den Tod nicht ausstehen. Lagerbäck hielt Källström wohl für verzichtbarer als Ibra. Mit dem neuen Mann und somit mehr Spielkultur und durch die gemächlichere Gangart der Russen bekamen die Schweden nun etwas Kontrolle über das Mittelfeld, viele Chancen kamen dabei aber nicht heraus.

Ehe in der Schlussphase, nachdem Lagerbäck seine Viererkette zugunsten eines neuen Stürmers (Allbäck für Nilsson) aufgelöst hatte, drückten die Russen wieder etwas aufs Gas – und kamen prompt wieder zu einigen guten Tormöglichkeiten. Es blieb beim 2:0. Ein Ergebnis, das den Russen das Viertelfinale bescherte – und den Schweden schmeichelt.

Endstand der Gruppe: Spanien 9, Russland 6, Schweden 3, Griechenland 0.

Alles auf Ibrahimovic‘ Knie oder interne Störungen zu schieben, ginge aber am Kern vorbei: Schweden war einfach zu alt, zu überholt, zu statisch, zu wenig kreativ, kurz, zu schwach. Die Zeit jener Generation, die 2002, 2004 und 2006 immer die Vorrunde überstanden hatte und zweimal heftig an die Tür zur zweiten K.o.-Runde angeklopft hatte, war schlicht vorbei. Genau wie die 12-jährige Amtszeit von Lars Lagerbäck nach der verpassten Quali für die WM 2010.

Die Griechen machten sich mit ihrem peinlichen Auftritt im ersten Spiel viel kaputt, denn in den verbleibenden Spielen war das durchaus halbwegs vernünftig. Was dem Titelverteidiger allerdings eklatant fehlte, war eine ordnende Hand im Zentrum. Das war beim Titelgewinn 2004 Theodoros Zagorakis gewesen, ohne ihm fehlte den Griechen die Schaltstelle und damit jegliches spielerische Moment.

Was bei den Russen und den Spaniern hingegen im Übermaß vorhanden war. Schon nach der ersten Halbzeit im ersten Spiel konnte kaum ein Zweifel daran bestehen, welche beiden Teams aus dieser Gruppe ins Viertelfinale einziehen. Zwar liefen die Russen den Spaniern dann ins offene Messer und so agierten sie gegen die Griechen übervorsichtig, aber dennoch war zu den beiden anderen Teams ein Klassenunterschied erkennbar.

Was den Spaniern ein Viertelfinale gegen Italien bescherte. Und Guus Hiddink eines gegen seine Heimat.

(phe)

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Day 12 / B – Angst vorm Gewinnen https://ballverliebt.eu/2010/06/23/day-12-b-angst-vorm-gewinnen/ https://ballverliebt.eu/2010/06/23/day-12-b-angst-vorm-gewinnen/#comments Wed, 23 Jun 2010 00:57:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2323 Day 12 / B – Angst vorm Gewinnen weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 12 – Gruppe B | „Ich hab Angst“ – und zwar vorm Gewinnen. Das war den drei Beteiligten im Kampf um Platz zwei deutlich anzumerken: Die Griechen, die ein 0:2 verwalteten. Die Nigerianer, die beste Chancen vergaben. Und die Koreaner, die sich letztlich ins Achtelfinale zitterten.

Argentinien – Griechenland 2:0 (0:0)

Argentinien - Griechenland 2:0

Für die de facto schon als Gruppensiege feststehenden Argentinier war es ein Testspiel – Maradona konnte einige Reservisten einsetzen. Etwa Bolatti (statt Mascherano), Clemete Rodríguez (links hinten statt Heinze), Otamendi (rechts hinten statt des gesperrten Jonás Gutiérrez), dazu Kun Agüero und Diego Milito statt Higuaín und Tévez; auch Di María bekam eine Pause. Argentinien spielte in einem 4-3-3, mit Bolatti im Zentrum, Messi kam eher von der rechten Flanke. „Eher“ deswegen, weil die Gauchos die Flanken eigentlich behandelt haben wie eine verbotene Zone – alles, alles, wirklich alles drängte sich gegen die vielbeinige griechische Defensive in die Mitte. Die Hellenen hatten so nicht die geringste Mühe, das zu verteidigen.

Rehhagel schickte seine Mannschaft, wie schon zu Beginn gegen Nigeria, mit einem 3-4-2-1 auf das Feld – diesmal mit Samaras als Ein-Mann-Team jenseits der Mittellinie; Karagounis und Katsouranis nominell dahinter, Vyntra rechts und Torosidis links; dazu Papastathopoulos und Tziolis im Zentrum gemeinsam gegen Messi. Der argentinische Zehner bekam ordentlich auf die Socken, um ihn nur ja nicht ins Spiel kommen zu lassen. Ansonsten schafften es die Griechen, dass sich die Argetinier auf den Füßen standen – Verón und Bolatti, Agüero und Milito. Das Resultat: Ballbesitz ohne Ende (und IV Burdisso musste die komplette erste Hälfte in keinen einzigen Zweikampf), aber erschreckend wenig Produktives. Sehr viel dämlicher kann man gegen eine Dreierkette eigentlich nicht spielen.

In der argentinischen Kabine muss dann jemand ein Machtwort gesprochen haben, denn das Spiel der Gauchos wurde nach dem Seitenwechsel deutlich breiter. Clemente Rodríguez und sogar dem gelernte Innenverteidiger Nicolás Otamendi gelang es nun, die Präsenz auf den Flanken zu erhöhen – alleine, das Tempo fehlte. So rückten Torosidis und Vyntra schnell zurück. Messi ließ sich nun oft sogar hinter Verón zurückfallen, holte sich die Bälle von hinten, aber es fehlte ihm im Mittelfeld an tauglichen Partnern zum Doppelpass. Dass es einen Eckball brauchte, um die Griechen zu bestrafen, überrascht ob des mangelnden Tempos und der spielerischen Armut, welche die Albicelete erstaunlicherweise offenbarten, nicht.

Gut, für die Argentinier ging es um nichts mehr, insofern können sie diese uninspirierte Leistung wegstecken. Dass allerdings die Grichen, obwohl sie ob des Zwischenstandes in der Parallelpartie zum Siegen verdammt waren, vom Defensivkonzept zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise abrückten, ist eigentilch ein Skandal und einer WM nicht würdig. Samaras war von der ersten bis zur letzten Sekunde in der gegnerischen Hälfte komplett auf sich alleine gestellt, der junge Ninis war kaum mehr als moralische Unterstützung – weil die beiden anderen Neuen, Patsatzoglou und Spiropoulos, immer noch die Defensive verstärken sollten. Das ist umso trauriger, weil die Griechen ja gegen Nigeria gezeigt haben, was für einen wunderbaren Offensivfußball sie zeigen können, wenn sie denn nur wollten.

Fazit: Die Argentinier spielten es in der ersten Hälfte zu viel über die Mitte, in der zweiten immer noch mit zu wenig Tempo. Von den neuen konnte sich nur Clemente Rodríguez aufdrängen. Dass die Griechen selbst dann noch auf Halten spielten, als sie schon dringend gewinnen mussten, ist extrem enttäuschend und so geht die Niederlage und das Turnier-Aus absolut in Ordnung.

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Nigeria – Südkorea 2:2 (1:1)

Nigeria - Südkorea 2:2

Die Koreaner (bei denen Cha wieder für Oh als RV zurückkam) hätten auf Halten spielen können, ihnen hätte eine Punkteteilung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum Weiterkommen gereicht – alleine, zwei schlimme individuelle Schnitzer ließen dieses Vorhaben schnell scheitern. Lee Young-Pyo (der im erstern Spiel schon Schwächen offenbarte, die von den Argentiniern erstaunlicherweise ungenützt blieben) ließ eine Flanke von Odiah zu, die nie hätte kommen dürfen, und Cha verlor in der Mitte den Zweikampf gegen Uche, den er nie hätte verlieren dürfen, kläglich. Und schon stand’s 1:0 für Nigeria.

Die Afrikaner waren an vier Positionen verändert (der gelernte IV Afolabi links hinten für Taiwo, Ayila für Haruna im DM, Obasi zurück für den gesperrten Kaita im RM, und der alte Kanu statt Odemwingie vorne), blieb aber bei seinem 4-4-1-1. Die Führung gab den Nigerianern sichtlich Aufwind, und die Koreaner schafften es nicht, aus dem Spiel heraus die gut stehenden Gegner auszuspielen. Etuhu und Ayila machten die Mitte gut (und robust) zu und Park Ji-Sung wurde auf links so gut in Schach gehalten, dass er immer wieder in die Mitte oder gar nach rechts auswich. Zudem traute sich Lee Young-Pyo nach seinem Fehler einige Zeit nicht mehr nach vorne, weil er nicht von Odiah und Obasi weiterhin überlaufen werden wollte. Auch RV Cha nagte an seinem Fehler und brauchte einige Zeit, sich freizuschwimmen. So drängte das Spiel der Koreaner immer mehr in die Mitte, wo nicht viel Platz war. Viel zu selten versuchten sie es gegen die eher unbeweglichen Yobo und vor allem Shittu in der IV mit Tempo. Chancen gab’s nur aus Standards, da wurden jedoch erstaunliche Schwächen bei den Nigerianern sichtbar. Die schließlich auch zum 1:1 führten.

Bei Nigeria ging viel über die schnellen Außen Obasi und Uche, sie verzettelten sich nur, wenn es über die Mitte mit Bremsklotz Kanu ging. Er verschleppte das dringend notwendige Tempo immer wieder, sodass Aiyegbeni vorne nicht viele Bälle sah, die er von Kanu in sinnvollem Zustand aufbereitet bekam. Kein Wunder also, dass Kanu nach einer Stunde mit Martins einer zweiten echten Sturmspitze weichen musste – was natürlich auch daran lag, dass Südkorea mittlerweile durch eine weitere Standardsituation mit 2:1 in Führung gegangen war.

Koreas Teamchef Huh nahm daraufhin mit Yeom seinen zentralen Offensivspieler hinaus und brachte dafür den Sechser Kim Nam-Il – absichern war angesagt. Durch die Ausgangspotition (Korea reicht ein Remis, Nigeria muss gewinnen) waren es nun natürlich die Afrikaner, die sich daran machten, das Spiel nach vorne zu tragen. Durchaus mit einigem Erfolg, denn die Außenverteidiger Lee und vor allem Cha machten einen sichtlich schwachen Eindruck. Vor dem Tausenprozenter etwa, den Aiyegbeni zwei Minuten vor seinem Elfmetertor zum 2:2 aus einem Meter am Tor vorbeischob, schlief Cha zum wiederholten Male. Erstaunlicherweise war es neben Cha und Lee Young-Pyo noch ein dritter absoluter Routinier, der das völlig sinnlose Elferfoul beging: Wie die beiden Außen war auch Kim Nam-Il schon vor acht Jahren dabei, als es ins Semfinale ging.

Doch auch auf der anderen Seite schwamm die Defensive fleißig. In der Halbzeit war Afolabi für Yobo ins Zentrum gerückt, dafür der eingewechselte Echéjilé nach rechts gegangen – und bis auf den recht sicheren Neuen hatte da hinten keiner echtes WM-Format. Den Koreanern fehlte es allerdings an der Klasse, diese großen Schwächen auszunützen. Genau diese fehlte aber auch den Nigerianern, die in einer nicht besonders hochklassigen, aber dramatischen und spannenden Schlussphase diverse Chancen zum Sieg, und damit zum Achtelfinaleinzug, liegen ließen.

Fazit: Die Koreaner nützten erneut zwei Standards für die Tore, hatten aber extremes Glück, dass die Nigerianer vor dem Tor einfach viel zu viele Torchancen leichtfertig verballerten. Nigeria hätte dank der mit Abstand besten Turnierleistung den Sieg gegen zu harmlose Koreaner verdient gehabt, diesen allerdings selbst verspielt.

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Das war die Gruppe B: Favorit Argentinien war mit der schwachen Konkurrenz doch ein wenig unterfordert – zwei gute (aber nicht überragende) und eine mäßige Leistung reichten zu drei ungefährdeten Siegen. Und das, obwohl Messi zwar bemüht war, ihm aber noch nichts wirklich außergewöhnliches gelungen ist. Was diese Argentinier leisten können, wenn sie gegen eine Weltklassemannschaft spielt, lässt sich absolut noch nicht abschätzen, aber der taktisch schwache bis dämliche Auftritt gegen die Griechen könnte ein Indikator dafür sein, dass noch nicht alles Gold ist, was glänzt.

Die Konkurrenz lieferte sich ein Scheckenrennen um den zweiten Gruppenplatz. Am Ende schaffte es, wie von vielen erwartet worden war, die Mannschaft aus Südkorea – allerdings weniger wegen der eigenen Stärke, sondern eher, weil die anderen beiden noch blinder waren. Man darf nicht vergessen, wie die Tore fielen: Drei Freistöße, zwei derbe Abwehrfehler der Gegner. Aus dem Spiel heraus? Naja. Im Achtelfinale gegen Uruguay ist das Team so der krasse Außenseiter. Das Pech von Nigeria war es, zum einen gegen die Griechen einen saublöden Ausschluss hinnehmen zu müssen und dann zum anderen gegen die Koreaner die besten Chancen zu vernebeln. Lars Lagerbäck verpasste dem Team die Struktur, die beim Afrikacup gefehlt hatte, das Aus hat man sich aber dennoch selbst zuzuschreiben. Unnötig war es in jedem Fall.

Unnötig war mit absoluter Sicherheit auch der Auftritt von Griechenland. Zwar zeigten die Hellenen gegen Nigeria, dass sie schönen Offensivfußball zeigen könnten, aber die Spiele gegen Südkorea und Argentinien waren gerpägt von übervollen Hosen und einer Feigheit, die jeder Beschreibung spottet. Nicht einmal, als das Team gegen echt nicht besonders motivierte Gauchos unbedingt gewinnen musste, wurde am Defensivkonzept gerüttelt. Ein Glück, dass diese Maßnahmen nicht auch noch belohnt wurden – zumindest versuchen hätte man es können.

(phe)

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Day 7 – Hollywood https://ballverliebt.eu/2010/06/18/day-7-hollywood/ https://ballverliebt.eu/2010/06/18/day-7-hollywood/#respond Fri, 18 Jun 2010 00:40:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2264 Day 7 – Hollywood weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 7 | Argentinien dreht Südkorea einmal auf links. Die Mexikaner führen die Franzosen vor, indem sie ihnen zeigen, wie variables Offensivspiel geht. Und, eigentlich unglaublich: Griechenland spielt mit zehn Nigerianern Hollywood und erdrückt diese in offensivem Dauerdruck!

Argentinien – Südkorea 4:1 (2:1)

Argentinien - Südkorea 4:1

Maradona veränderte sein Team gegenüber dem 1:0 über Nigeria nur geringfügig – Maxi Rodríguez kam für den angeschlagenen Verón in die Mannschaft. Nicht verändert hat sich aber die windschiefe Formation: Jonás Gutiérrez war wieder der Alleinunterhalter auf der rechten Seite, was ihm diesmal aber wesentlich weniger gelang als gegen Nigeria – weil er auch sehr wenig Unterstützung hatte, denn Tévez spielte diesmal vermehrt über die linke Seite.

So war das argentinische Spiel ganz extrem linkslastig: Mit einem deutlich verbesserten Di María, der ja nun mit Tévez einen Mitspieler auf seiner Seite vor sich hatte, dazu Messi noch einen zweiten Aufbauspieler, der viel über diese Seite kam, plus Higuaín, der als Sturmspitze im Zentrum wartete. Auf der anderen Seite aber: Nichts. Nur Jonás Gutiérrez, der ein armer Hund war; zwar oft den Ball hatte, aber wenig damit anfangen konnte. Kein Wunder also, dass kein einziges der vier Tore mit seiner Seiter auch nur das geringste zu tun hatte.

Umso erstaunlicher aber, dass es die Südkoreaner diesmal nie vermochten, dieses Manko auch nur im Ansatz auszunützen. Zumal Park Ji-Sung diesmal nicht direkt in der Mittelfeld-Zentrale spielte, sondern in einem 4-4-1-1 vorgerrückt hinter Park Chu-Yong aufgestellt war. Was negative Folgen hatte: Messi konnte sich problemlos bis auf die Sechserposition zurückfallen lassen, sich dort die Bälle holen, und mit schnellen Solo-Läufen oder via Doppelpass mit Mascherano und/oder Maxi Rodríguez den flinken Weg nach vorne suchen konnte. Die koranische Defensivabteiltung stand diesen Aktionen oft eher hilflos gegenüber. Dass Demichelis mit seinem peinlichen Leichtsinnsfehler das Gegentor verschuldete, sorgte dafür, dass die Argentinier in der zweiten Hälfte noch wach bleiben musste. Was der verletzungsbedingte Ausfall von Samuel bedeuten könnte, wurde nicht klar, zu harmlos waren die Koreaner.

Zudem nützten die robuten Argentinier ihre physische Überlegenheit bei Standardsituationen und profitierten auch von Unzulänglichkeiten der Südkoreaner im Stellungsspiel. Das Eigentor zum 0:1 mag noch Pech gewesen sein, das Abwehrverhalten beim 0:2 war aber schon sehr mangelhaft. Enttäuschend war die Leistung der Koreaner als Ganzes, auch nachdem Teamchef Huh in der Pause den jungen Ki rausnahm und dafür den routinierteren Kim Nam-Il brachte. Damit brachte er zwar etwas Beruhigung ins defensive Mittelfeld, beraubte sich aber der Optionen nach vorne, weil der 33-Jährige im Spielaufbau nicht den Schwung des 21-jährigen Ki mitbringt.

Eine Viertelstunde vor Schluss reagierte die argentinische Bank auf die zunehmende Wirkungslosigkeit von Tévez auf der linken Seite und brachte Kun Agüero – eine Maßnahme, die sich sofort bezahlt machte. Agüero unterstützte Messi in der Zentrale und zog die beiden Bilderbuch-Konter mit seinem jungen Kollegen gemeinsam auf und ermöglichte Hugaín seinen Hattrick – worauf sich dieser zehn Minuten vor dem Schluss seinen Abgangsapplaus abholen durfte.

Fazit: Die Argentinier gewinnen vierdient, weil sie die Schwächen der Koreaner ausnützten und offensiv einfach deutlich mehr Power hatten, zwei Standards und zwei wunderschöne Konter abschlossen. Interessant wird, wie das Spiel ohne den gelbgesperrten Jonás Gutiérrez aussehen wird – der mutmaßliche Back-up Otamendi kann das in dieser Form nicht spielen. Die Koreaner brauchen nun ein Erfolgserlebnis gegen Nigeria, das sollte aber trotz der hohen Niederlage möglich sein – vor allem nachdem die Nigerianer gegen die Griechen genau gar nichts zeigen konnten.

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Griechenland – Nigeria 2:1 (1:1)

Griechenland - Nigeria 2:1

Wer hätte das gedacht? Maurermeister Otto Rehhagel entdeckt auf seine alten Tage sogar noch den Offensiv-Fußball! Auch, wenn’s einen Anlass wie den saublöden Ausschluss des Nigerianers Sani Kaita brauchte. Denn Rehhagel ließ mit einem immer noch eher vorsichtigen 3-5-2 beginnen, mit drei echten Innenverteidigern (Kyrgiakos, Papadopoulos und Papastathopoulos), dazu gelernte Außenverteitiger im Mittelfeld (Vyntra rechts und Torosidis links), einem klassischen Sechser (Tziolis), zwei potentiellen Spielgestaltern im Halbfeld (Karagounis und Katsouranis), einem offensiven Freigeist (Salpingidis) und einer statischen Sturmspitze (Gekas). Das Mittelfeld versuchte, den Nigerianern mittels Pressing die Zeit für den Spielaufbau zu nehmen, was ganz gut gelang. Selbst wurden die Griechen aber auch nicht torgefährlich.

Die Nigerianer wurden von Lars Lagerbäck diesmal mit einem 4-4-1-1 auf den Platz geschickt, vorne mit Centerstürmer Aiyegbeni und mit Odemwingie als hängende Spitze; Kalu Uche rutsche im linken Mittelfeld für Obasi in die Mannschaft. Schon früh auffällig: Die Außenverteidiger Taiwo und Odiah rückten extrem weit in die Zentrale, wodurch sie den Griechen außen viel Platz gaben, den diese aber nicht nützen konnten. Da weder die Nigerianer ein Mittel gegen das griechische Pressing fanden, noch die Griechen gegen die bullige Abwehr, die in der Zentrale Gekas zu viert zustellte, verlief das Spiel eine halbe Stunde lang ziemlich dröge, von Nigerias Freistoß-Zufallstor zum 1:0 aus heiterem Himmel (wieder war es Vyntra, der mit einem individuellen Fehler diesen verursachte – er verschuldete schon gegen Südkorea ein Gegentor) einmal abgesehen. Als aber in der 33. Minute mit Sani Kaita der rechte Mittelfeld-Mann der Nigerianer zu Recht ausgeschlossen wurde, setzte Rehhagel alles auf eine Karte.

Er brachte sofort mit Samaras einen schnellen, kopfballstarken Stürmer für Papastathopoulos aus der Dreier-Abwehrkette und stellte nominell auf ein 4-3-3 um, dass sich in der Praxis aber eher als 2-5-3 darstellte. Heißt: Nur noch zwei Verteidiger hinten, das Fünfer-Mittelfeld wie gehabt, und vorne Samaras als ständiger Unruheherd zu Salpingidis und Gekas dazu. Zudem blühte der zuvor unsichtbar Katsouranis auf, Karagounis fing das Spiel nun auch tatsächlich zu lenken an. Die Folge: Die nigerianische Defensive, welche die Flanken immer noch bereitwillig herschenkte, sah mit sich einem Dauerdruck wütend anrennender Griechen konfrontiert, den man in dieser Form noch nie gesehen hat. Dass die Hellenen noch vor der Pause den Ausgleich erzwingen konnten, war wichtig und da schon überfällig.

Lagerbäck reagierte in der Pause und brachte für Odemwinige nun Obasi, der das durch den Ausschluss entstandene Loch rechts stopfen und Konter einleiten sollte. Das funktionierte einmal ganz gut, nur scheiterte er am starken griechischen Schlussmann Tzorvas. Auf der anderen Seite war es der überragende Torhüter Enyeama, der mit sehenswerten Paraden das 1:1 für die nun im Grunde hoffnungslos unterlegenen Afrikaner rettete. Dass ein klarer Fehler von ihm – er ließ einen Schuss prallen, Torosidis staubte ab – zum 1:2 führte, ist bitter für ihn, aber ohne seine Glanzleistungen zuvor wäre dieses hochverdiente Tor schon viel früher gefallen.

Fazit: Unglaublich, aber wahr – Die Griechen überzeugten mit druckvollem Power-Offensivfußball gegen, zugegeben, numerisch unterlegene Nigerianer. Das Pech der Griechen: Nun wartet Argentinien. Die Nigerianer fanden schon mit elf Spielern offensiv nicht statt und hatten über das Spiel gesehen nicht den Funken einer Chance. Ohne klare Leistungssteigerung werden die Super Eagles auch gegen Südkorea keine haben.

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Frankreich – Mexiko 0:2 (0:0)

Frankreich - Mexiko 0:2

Die Zeit war für Frankreichs Teamchef Domenech nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Uruguay gekommen, etwas umzustellen. Und er tat es: Der enttäuschende Gourcuff raus, Ribéry nominell von links in die Mitte, dafür Malouda neu ins Team nach links. So sah es auf dem Papier aus, aber die vier offensiven Kräfte der Franzosen – eben Malouda und Ribéry, dazu Govou rechts und Anelka in der Spitze – rochierten sehr viel. Vor allem Ribéry tauchte eigentlich überall auf, aber auch Anelka ging mitunter auf links, dafür Govou in die Mitte und Malouda blieb etwas zurück. Das sah alles ganz gefällig (wenn auch mitunter etwa unkoordiniert) aus, brachte aber nicht den gewünschten Effekt – sprich, echte Torgefahr.

Diese entwickelten schon viel eher die Mexikaner, obwohl diese ihre Grundausrichtung eher in Abwarten und Gegner kommen lassen bestand. Zu Beginn des Spiels klappte das noch nicht, weil alle Konterbemühungen über den von den Franzosen zugestellten Mittelkreis gingen – also, entweder von außen in die Zentrale, oder gleich von dort ausgehend. Das besserte sich aber mit Fortdauer der ersten Hälfte, als vor allem Salcído auf links immer öfter unter konsequenter Umgehung der Zentrale den Weg nach vorne suchte (weil er ob des praktisch inexistenten Govou auch jede Menge Zeit dazu hatte), dort unterstützt von den wieselflinken Vela und Giovani.

Dass Aguirre aus seiner mexikanischen Mannschaft im Gegensatz zu Domenech aus der seinen eine in sich funktionierende Mannschaft geformt hat, zeigte sich spätestens nach einer halben Stunde, als der starke Vela mit einer Hamstring-Verletzung ausgetauscht werden musste. Pablo Barrera nahm seinen Platz im Team ohne Reibungsverluste ein; Giovani übernahm halt vorne etwas mehr Verantwortung. So war der 21-Jährige zunächste der klare Boss im mexikanischen Angriff, denn Guille Franco war hauptsächlich mit Wortgefechten mit dem Schiedsrichter zu Gange. Dass Aguierre ihn nicht zur Halbzeit in der Kabine ließ, ist schon ein wenig verwunderlich.

Dafür nahm Domenech den lauffreudigen, aber unglücklichen Anelka raus und brachte für ihn Gignac – und schwächte so seine Mannschaft vorentscheidend. Denn Gignac stand nur vorne drin und wartete auf Anspeiele (und versiebte die wenigen, die kamen, kläglich). Ribéry ging nun auf links, war dort bei Osorio aber gut aufgehoben, Malouda ging in die Mitte und zeigte, dass er sich dort nicht wohl fühlt. Der wie im ersten Spiel unterirdische Govou durfte noch bis zur 69. Minute weitertraben, ehe er ausgewechselt wurde – aber nicht für den gedemütigten Henry, sondern für Valbuena. Der genauso wirkunggslos blieb wie Govou.

Denn die französische Mannschaft implodierte nach der Pause regelrecht. Keinerlei Laufbereitschaft war mehr erkennbar, kein Einsatz für den Mitspieler, kein Aufbäumen, nichts. Aguirre erkannte das natürlich und brachte für den defensiven Juárez Stürmer-Jungstar Hernández, weil er sah, dass ein Sieg gegen eine solche französische Mannschaft absolute Pflicht war. Diese Maßnahme fruchtete: Hernández erzielte prompt das 1:0, nachdem die Franzosen vergeblich auf Abseits gespielt hatten. Im Grunde war das Spiel entschieden, da konnte es sich Aguirre sogar leisten, die Immobilie Blanco zu bringen. Er wuchtete seinen massigen Körper noch eine halbe Stunde durch die Gegend und verwertete den Elfmeter zum 2:0, als die Entscheidung im Grunde längst gefallen war.

Denn die Mexikaner spielten nun vollends Hollywood mit Frankreich – hinten sicherten nur noch Osorio, Moreno und Rodríguez ab, sie standen dabei extrem hoch und hatten gegen die einfallslosen und statischen Franzosen keine Mühe. Davor teilten sich Torrado und Márquez die Spieleröffnung, Salcído rückte von links hinten endgültig ins linke offensive Mittelfeld, rechts übernahm diese Rolle Barrera, der junge Hernández spielte zentral, Giovani überall und Blanco war vorne die Spitze. Und aus dieser Grundformation rochierten die Mexikaner, dass es nur so eine Freude war und sich die Franzosen hinten und vorne nicht mehr auskannten. Das Elferfoul der heillos überforderten Abwehr vor dem 2:0 war die logische Folge.

Fazit: Die Franzosen fingen engagiert an, aber spätestens die Leistung in der zweiten Hälfte ist selbst mit „Bankrotterklärung“ fast noch zu wohlwollend beschrieben. Die Mexikaner erkannten dies und verarschten das französische Team gegen Ende regelrecht. So sind sie ein Kandidat für das Viertelfinale – mindestens.

(phe)

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Schwedischer Fallschirm für die Super-Adler https://ballverliebt.eu/2010/04/29/schwedischer-fallschirm-fur-die-super-adler/ https://ballverliebt.eu/2010/04/29/schwedischer-fallschirm-fur-die-super-adler/#respond Thu, 29 Apr 2010 18:13:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1966 Schwedischer Fallschirm für die Super-Adler weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 19: NIGERIA | Aneinander vorbei und ohne Teamgeist – so spielte Nigeria zuletzt, auch beim Afrika-Cup. Hölzern und statisch – so spielte das schwedische Team noch unter dem neuen Teamchef der Westafrikaner, Lars Lagerbäck. Das klingt nicht viel versprechend.

Ein Desater, schrecklich, nicht mitanzusehen – Beobachter aus aller Welt waren bei den Spielen von Nigeria beim Afrika-Cup im vergangenen Jänner in Angola schockiert. Ohne jede Leidenschaft, ohne ein nennenswertes Mittelfeld und ohne erkannbaren Spielwitz stolperten die „Super Eagles“ über den Platz. Dass sie im Viertelfinale mit einer Leistung, die mit „Arbeitsverweigerung“ wohl am treffendsten beschrieben ist, gegen das Überraschungsteam aus Sambia nach einem erbärmlichen 0:0 dann im Elfmeterschießen sogar noch weitergekommen sind, war purer Hohn.

Darum kann und darf es auch nicht verwundern, dass Teamchef Shaibu Amodu trotz des dritten Platzes nach dem Turnier mit einem ordentlichen Fußtritt aus dem Amt befördert wurde – er schaffte es nicht, das fraglos vorhandenen Potential auch nur annähernd auszuschöpfen. Dass sein Nachfolger der Schwede Lars Lagerbäck ist, der nach elf Jahren als Teamchef seines Landes gerade vor ein paar Monaten erst nach verpasster Qualifikation seinen Posten geräumt hatte, mutet angesichts der Umstände allerdings schon ein wenig überraschend an.

Denn den Nigerianern fehlte es, und das war deutlich zu erkennen, nicht am System oder an der Ordnung im Spiel. Die war klar ersichtlich und absolut nicht das Problem. Dieses stellte sich eher in überzogenem Egiosmus, aufreizender Lustlosigkeit oder schlicht unterirdischer Performance der einzelnen Spieler dar, und im mangelhaft ausgeprägten Zusammenspiel. Nun ist aber gerade Lagerbäck ein Trainer, der – typisch nordländisch – sehr auf Organistation und Ordnung im Spiel seiner Mannschaft wert legte. Ob das bei den erfolgreichen schwedischen Auftritten bei der WM2002 und der Euro2004 war, oder dem weniger gelungenen von der Euro2008: Schweden spielte immer ein eher statisches System. Der Unterschied war das Alter und die Leistungsfähigkeit der Spieler, welches das Lagerbäck’sche 4-1-3-2 nicht mehr mit ausreichend Leben füllen konnte. Aber nicht die mentale Einstellung.

Nun kommt also ein Trainer daher, der den Nigerianern das einzige beibringen kann, was objektiv ohnehin gepasst hat. Der Verdacht liegt Nahe, dass der schon öfters in Personalfragen eher konfuse Verband schnell handelte, nur um des Handelns Willen. Das hat schon beim Import von Berti Vogts und dessen Co-Trainer-Spezis Häßler und Stein nicht geklappt. Das hat auch 2002 nicht geklappt, als auch schon nach dem Afrika-Cup eben jener Shaibu Amodu gehen musste, der auch jetzt gestanzt wurde – nur, um unter dem hastig einberufenen Festus Onigbinde bei der WM in Asien mit blutleeren Auftritten Schiffbruch zu erleiden.

Blutleer waren aber auch die schwedischen Spieler der letzten Jahre – das Dilemma wird sichtbar. Waren die „Super Eagles“ in den Neunziger Jahren mit den Achtelfinal-Einzügen 1994 und 1998 sowie dem Olympiasieg von Atlanta 1996 die Nachfolger von Kamerun als bestes Team Afrikas, war die Bruchlandung, die auf die schwache WM von 2002 folgte, umso härter. In ihrer Arroganz nahmen sie bei der Ausscheidung für die Endrunde in Deutschland die Angolaner so lange nicht ernst, bis es zu spät war. In der Qualifikation für Südafrika fehlte schon die sportliche Potenz, das Ticket wurde nur durch einen sensationellen Umfaller von Konkurrent Tunesien bei Underdog Mosambik gelöst, buchstäblich in letzter Sekunde.

Der Afrika-Cup legte aber die eklatanten Schwächen dann schonungslos offen: Nigeria verfügt de facto über kein Mittelfeld. Es gibt einen recht anständigen Torwart, ganz gute Verteidiger, und eine Fülle an Stürmern mit großem Potential. Aber dazwischen? Nichts. Ein John Oki Mikel ist von seinem Naturell her weder ein Spieler, der mit großer Präsenz auf dem Spielfeld Ansprüche auf eine Chef-Rolle erfüllen könnte, noch ist er von seiner Spielweise jemand, der das Spiel gestalten und seinen Stempel aufdrücken kann. So bleibt die Offensivlast an den Außenverteidigern und den Außenstürmern hängen. Wenn diese allerdings ihr Tagwerk verweigern, so wie Linksaußen Odemwingie in Angola, steht nach vorne alles still.

Das ist auch ein Dilemma für Lagerbäck. Er wird sich schon alleine aufgrund des Spielermaterials schwer tun, vom 4-3-3, wie es Adomu spielen ließ, auf sein schwedisches 4-1-3-2 umzustellen. Dazu bräuchte er zumindest zwei gelernte offensive Mittelfeldspieler von halbwegs internationalem Format – er hat aber keinen einzigen. Dafür könnte er problemlos zwei Sturmspitzen finden! Wechselt Lagerbäck auf zwei Stoßstürmer, sind dies vermutlich Yakubu Aiyegbeni, der seit vielen Jahren in England spielt, und ein beliebiger Partner. Hier fiele die Entscheidung wohl zwischen den Deutschland-Legionären Obafemi Martins (Wolfsburg) und Chinedu Obasi (Hoffenheim), wobei Martins die bessere Saison spielt, aber auch der besser Joker wäre. Odemwingie hat sich mit seinen Auftritten beim Afrika-Cup sicherlich keinen Gefallen getan, was sein Standing beim neuen Teamchef betrifft. Und Altmeister Nwankwo Kanu wird, wenn überhaupt, wohl eher nur als Maskottchen mitfahren, weniger als echte Alternative.

In Adomus 4-3-3 spielten Aiyegbeni (oder Martins) zentral, Odemwingie links und Obasi rechts, waren aber eben oft sehr auf sich alleine gestellt. Eine mutige Variante wäre, zu zwei Stürmern noch zwei weitere gelernte solche ins Mittelfeld zu geben – also etwa Aiyegbeni und Martins vorne, sowie Odemwingie (oder Victor Nsofor) UND Obasi dann auf den Seiten im Mittelfeld. Da Lagerbäck-Fußball aber grundsätzlich immer eher vorsichtiger Fußball war, ist das wohl nur die Brechstangen-Notlösung.

Wahrscheinlicher ist da schon, dass er weiterhin auf eine Solospitze baut und die Flügelstürmer ins Mittelfeld zurück zieht – zumal das auch der Defensivstärke der Mannschaft eher entgegen käme. So sind in der Zentrale zwei klassische Sechser vorgesehen, hier gibt’s – im Gegensatz zur offensiven Zentrale – wieder einige taugliche Kandidaten. Sani Kaita, der beim russischen Aufsteiger Vladikavkas spielt, und Yusuf Ayila, der seit vielen Jahren bei Dynamo Kiew sein Geld verdient, haben ihr Handwerk in den recht defensiv orientierten Ligen in Osteuropa recht gut gelernt. Erste Alternative wäre Dickson Etuhu, der bei Fulham eine recht ansprechende Saison spielt. Und in der Mitte eben John Obi Mikel von Chelsea, der ohne dominante Figuren wie Lampard, Ballack oder Joe Cole (die ein Spiel schultern könnten) neben sich aber eher wie ein Verwalter spielt, weniger als ein Ansager.

Und hinten, da steht die humorlose und recht sichere Viererkette vor dem für afrikanische Verhältnisse recht ordentlichen Torhüter Vincent Enyama. Das Klischee vom unsicheren afrikanischen Torhüter ist zwar ein trauriges, aber der Afrika-Cup hat gezeigt, dass es leider nicht von Ungefähr kommt – Enyeama, der in Israel bei Hapoel Tel-Aviv die unumstrittene Nummer eins ist, stellt da eine solide Ausnahme dar. Vor ihm in der Zentrale sind die Premier-League-Verteidiger Joseph Yobo (Everton) und Danny Shittu (Bolton) die favorisierten Innenverteidiger; mit Nwaneri, Apam oder eventuell sogar dem Salzburger Afolabi gibt es aber Alternativen. Etwas dünner wird die Sache hingegen außen. Yusuf Mohamad (rechts) war im Jänner einer der wenigen, die nicht völlig abfielen; links wurde Taye Taiwo, Stammspieler vom angehenden französischen Meister Olympique Marseille, zuletzt vom unbekannteren Elderson Echiéjilé von Stade Rennes verdrängt. Das kann aber unter dem neuen Teamchef schon wieder ganz anders ein.

Objektiv betrachtet haben die Nigerianer – anders als vor acht Jahren, als sie mit England, Argentinien und Schweden drei echt schwere Gegner bekamen – diesmal das Glück gehabt, einer eher leichteren Gruppe zugelost zu werden. Zumindest gegen die Griechen im zweiten Spiel sind die „Super Eagles“ kein Außenseiter. Zu diesem Zeitpunkt ist das Spiel gegen die unberechenbaren Argentinier aber schon Geschichte, und starten die Westafrikaner hier mit einer Niederlage, könnte die Luft in der Gruppe schon recht dünn werden. Und bei einer Pleite auch gegen die Griechen könnte das letzte Spiel gegen Südkorea schon nur noch kosmetischen Wert haben.

Vor acht Jahren machte Nigeria einen sportlich wenig aufregenden Eindruck. Beim Afrikacup vor wenigen Monaten einen erschreckend harmlosen, wie schon in der Qualifikation für Südafrika. Und ein kühler Nordländer soll dem Team flammenden Teamgeist vermitteln? Na, mal sehen.

Wahrscheinlicher ist es, dass die „Super Eagles“ auch diesmal nicht so super sind – und der schwedische Fallschirm die Bruchlandung nicht stoppen wird können.

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NIGERIA
ganz in grün, adidas – Platzierung im ELO-Ranking: 28.

Spiele in Südafrika:
Argentinien (Nachmittagsspiel Sa 12/06 in Johannesburg/E)
Griechenland (Nachmittagsspiel Do 17/06 in Bloemfontein)
Südkorea (Abendspiel Di 22/06 in Durban)

TEAM: Tor: Dele Aiyenugba (26, Bnei-Yehuda), Austin Ejide (26, H. Petach-Tikva), Vincent Enyeama (27, H. Tel-Aviv). Abwehr: Rabiu Afolabi (30, Salzburg), Onyekachi Apam (23, Nizza), Elderson Echiéjilé (22, Rennes), Yusuf Mohamad (26, Sion), Obinna Nwaneri (28, Sion), Chidi Odiah (26, ZSKA Moskau), Taye Taiwo (25, Marseille), Danny Shittu (29, Bolton), Joseph Yobo (29, Everton). Mittelfeld: Yussuf Ayila (25, Dynamo Kiew), Dickson Etuhu (28, Fulham), Sani Kaita (24, Vladikavkas), John Obi Mikel (23, Chelsea), Seyi Olofinjana (29, Hull), Kalu Uche (27, Almería). Angriff: Yakubu Aiyegbeni (27, Everton), Nwankwo Kanu (33, Portsmouth), Obafemi Martins (25, Wolfsburg), Victor Nsofor-Obinna (23, Málaga), Chinedu Obasi (24, Hoffenheim), Peter Odemwingie (28, Lok Moskau), Ikechukwu Uche (26, Saragossa).

Teamchef: Lars Lagerbäck (61, Schwede, seit Februar 2010)

Qualifikation: 2:0 gegen Südafrika, 1:0 in Sierra Leone, 1:0 in und 2:0 gegen Äquatorialguinea, 1:0 in Südafrika, 4:1 gegen Sierra Leone. 0:0 in Mosambik, 3:0 gegen Kenia, 0:0 und 2:2 gegen Tunesien, 1:0 gegen Mosambik, 3:2 in Kenia.

Endrundenteilnahmen: 3 (1994 und 98 Achtelfinale, 2002 Vorrunde)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Côte d’Ivoire, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Die Platzierung im ELO-Ranking bezieht sich auf den Zeitpunkt der Auslosung

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