Kovacic – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 25 Mar 2013 00:55:36 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Die tollen Kroaten, die feinen Bosnier, das EM-Gastgeber-Duell und das dänische 3:0 in Tschechien https://ballverliebt.eu/2013/03/25/die-tollen-kroaten-die-feinen-bosnier-das-em-gastgeber-duell-und-das-danische-30-in-tschechien/ https://ballverliebt.eu/2013/03/25/die-tollen-kroaten-die-feinen-bosnier-das-em-gastgeber-duell-und-das-danische-30-in-tschechien/#comments Mon, 25 Mar 2013 00:30:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8517 Die tollen Kroaten, die feinen Bosnier, das EM-Gastgeber-Duell und das dänische 3:0 in Tschechien weiterlesen ]]> WM-Quali kompakt – quasi Häppchen in Form von Kurz-Analysen von der Jagd nach den Startplätzen für Brasilien 2014! Wo Kroatien mit einer aufregenden Mannschaft wahrscheinlich dabei sein werden. Die Bosnier, die Griechenland 3:1 besiegten, mit einem sehr schiefen 4-2-3-1 ebenso. Auch die Ukraine war systematisch schräg unterwegs und gewann auswärts in Polen. Während Dänemark in einem seltsamen Spiel in Tschechien die Chance auf das WM-Ticket wahren konnte!

Kroatien – Serbien 2:0 (2:0). Mandžukić 23, Olić 37.

Kroatien - Serbien 2:0 (2:0)
Kroatien – Serbien 2:0 (2:0)

Schon bei der EM unter Slaven Bilić war das kroatische Team eines der interessanteren des Turniers, und das ist auch unter Nachfolger Igor Štimac so. Er lässt das Team in einem Hybrid aus 4-2-3-1 und 4-4-2 antreten. Der große Rivale Serbien hatte der gewaltigen Klasse dieses Teams auf fast jeder Position nichts entgegen zu setzen.

Einzige Schwachstelle bei Kroatien ist die Innenverteidigung. Ćorluka und der alte Šimunic sind keine Spieleröffner, erstens, und könnten mit internationalen Klasse-Stürmern sicherlich nicht mithalten. Štimac geht aber deswegen keinen Kompromiss im zentralen Mittelfeld ein und stellt eine robuste Absicherung hin – nein, er wählt den Weg mit zwei Passgebern. Der gebürtige Linzer Mateo Kovačić (im Winter von Dinamo Zagreb zu Inter Mailand gewechselt) und Luka Modrić sind für die Impulse aus dem Zentrum zuständig. Vor allem der 18-jährige Kovačić beeindruckt dabei mit seiner extremen Ruhe am Ball und der Resistenz gegen Pressing-Versuche des Gegners. Was Modrić kann, ist eh bekannt.

Die beiden nominellen Außenspieler, Rakitić und Kranjčar, rücken sehr weit ein und erlauben den extrem offensiven Außenverteidigern Srna und Strinić das hinterlaufen. Damit ist nicht nur Überzahl im Zentrum hergestellt, sondern auch die Breite. Vorne steht Ivica Olić als hängende Spitze und Mario Mandžukić als Knipser. Beide arbeiten extrem viel.

Die Serben, die sich unter Teamchef Siniša Mihajlović im völligen Umbau befinden, waren komplett überfordert. Das teilweise heftige kroatische Pressing verhinderte jeden Versuch von Spielaufbau bei den Serben, die Flügelspieler waren von Strinić und Srna komplett abgemeldet, Kolarov war ein komplettes Desaster (das 1:0 für Kroatien resultierte etwa aus einem schlimmen Schnitzer von Kolarov), Ivanović wurde hinten festgenagelt und konnte Strinić und Olić trotzdem nie Einhalt gebieten. Die beiden armen Teufel, die im serbischen 4-4-1-1 vorne agierten, sahen kaum einen Ball. Kroatien kam zu einem mühelosen und nie gefährdeten 2:0-Sieg.

In der Gruppe A liegt Kroatien punktgleich mit Spitzenreiter Belgien an zweiter Stelle. In dieser Form ist davon auszugehen, dass sich die Kroaten für die WM qualifizieren werden. Dieses aufregende Team wäre sicher eine Bereicherung für das Turnier.

—————————————

Bosnien – Griechenland 3:1 (2:0). Džeko 30, 54, Ibišević 35; Gekas 90.

Bosnien - Griechenland 3:1 (2:0)
Bosnien – Griechenland 3:1 (2:0)

Dass auch die Bosnier ein ziemlich attraktives Team sind, ist schon seit längerem bekannt. Nun haben sie nach zwei Play-off-Niederlagen endlich auch eine Gruppe bekommen, in der sie sich durchsetzen sollten und endlich eine Endrunde erreichen dürften.

Der interessanteste Aspekt im Team von Safet Sušić, wie es sich beim womöglich schon vorentscheidenden Spitzenspiel der Gruppe gegen EM-Viertelfinalist Griechenland darstellte, ist die Assymmetrie im 4-2-3-1. Weil Sušić sowohl Edin Džeko von Man City als auch Vedad Ibišević von Stuttgart in seiner Start-Formation haben will, stellt er Ibišević nominell auf die rechte Mittelfeld-Seite. Er spielt aber recht weit innen und rückt auch oft ins Sturmzentrum, wodurch Rechtsverteidiger Mujdža gezwungen ist, extrem offensiv zu agieren, um die Flanke nicht offen zu lassen.

Auf der anderen Seite jedoch agiert Lulić (von Lazio) eher aus der Tiefe heraus und er hält auch die Außenbahn. Somit kann Linksverteidiger Zukanović hinten bleiben und sich, wie in diesem Spiel, um Salpingidis kümmern, ohne dass nach vorne etwas abgehen würde.

Das Hauptaugenmerk im Zentrum bei Zahirović und Medunjanin liegt im gezielten Pressing, dabei unterstützen sie vor allem Zehner Misimović. Weil sich aber die Griechen darauf recht gut eingestellt hatten und mit Torosidis und Holebas auf den Flügeln sowie dem robusten Salpingidis und dem großen Samaras vorne Anspielpunkte hatte, konnte Bosnien das gewohnte schnelle Umschaltspiel nicht etablieren. Stattdessen bestand der Spielaufbau vor allem aus langen Flankenwechseln auf Lulić oder Ibišević bzw. auf den robust verteidigten Džeko. Das klappte gar nicht.

Nach rund 20 Minuten erkannte Džeko das Problem und ließ sich extrem weit zurückfallen – also sogar hinter die Mittelfeld-Reihe – um besser anspielbar zu sein, während Misimović und vor allem Ibišević sich vorne anboten. Damit war Griechenland im Zentrum in Unterzahl und Bosnien flugs 2:0 in Front. Die Tore waren zwar ein Freistoß und ein Elfer-Nachschuss (der ziemlich erbärmlich verteidigt wurde), waren aber ein logisches Produkt der etwas veränderte Spielanlage der Bosnier.

Die das Spiel mit der Führung im Rücken in der Folge beinahe nach Belieben kontrollierten. Griechenlands Teamchef Fernando Santos nahm in der Pause Linksverteidiger Tzavellas raus und brachte mit Gekas einen neuen Mittelstürmer, dafür ging Samaras auf die linke Angriffs- und Holebas auf die linke Abwehrseite. So wollte er mehr Zug Richtung bosnischen Strafraum bringen – doch konnte diese Maßnahme nicht greifen, ehe Džeko, wieder nach einem Freistoß, das 3:0 markierte. Die Entscheidung.

Nach einer kurzen Orientierungsphase kontrollierte Bosnien also den stärksten Gruppengegner und gewann hochverdient. Damit führt man die Gruppe dank der hervorragenden Tordifferenz de facto vier Punkte vor den Griechen an und hat bereits beide Spiele gegen diese absolviert. Es sollte als endlich mit einer Endrunde klappen.

—————————————

Polen – Ukraine 1:3 (1:3). Piszczek 17; Jarmolenko 2, Gusev 6, Sosulia 45.

Polen - Ukraine 1:3 (1:3)
Polen – Ukraine 1:3 (1:3)

Die beiden Gastgeber der letzten EM sind in ihrer Gruppe (gegen England und Montenegro) beide schon ziemlich im Hintertreffen – sowohl für Polen als auch für die Ukraine war das ein Spiel der letzten Chance.

Der Schlüssel, um mit Polen umzugehen, hat sich seit der EM nicht verändert: Die extrem starke rechte Seite mit Piszczek und Błaszczykowski muss kontrolliert werden, denn der Rest der Mannschaft genügt internationalen Ansprüchen nicht. Michailo Fomenko, der das Amt des ukrainischen Teamchefs von Oleg Blochin übernommen hatte, ließ sich auch etwas einfallen: Ein extrem schiefes 3-4-3, mit dem die starke polnische Seite personell in Unterzahl gestellt werden sollte.

Während also Andrej Jarmolenko de facto alleine die rechte Angriffsseite beider Ukraine bildete und sich mit dem unauffälligen Rybus und dem schwachen Boenisch vor allem in der Anfangsphase einen Spaß machte, blieb mit Shevchuk der linke Wing-Back hinten und achtete auf Błaszczykowski, während Linksaußen Gusev an der Seitenlinie blieb und sich um Piszczek kümmerte. Unterstützt wurden die beiden, wenn es ernst wurde, von Sechser Stepanenko und dem linken Mann in der Dreier-Abwehr, Alexander Kutcher.

Der Clou war, dass dann immer noch mit Fedetski und Khacheridi zwei Innenverteidiger übrig waren, um Lewandowski nicht zur Geltung kommen zu lassen. Zusätzlich spielte den Ukrainern natürlich massiv in die Hände, mit zwei Weitschüssen in den ersten sieben Minuten – die von Boenisch bzw. Wasilewski aber leicht zu unterbinden gewesen wären – blitzschnell 2:0 in Front lagen und sich in der Folge auf die Defensive konzentrieren konnten.

Natürlich kann man Klasse-Leute wie Piszczek und Błaszczykowski nie ganz kaltstellen, wie die hervorragend herausgespielte Aktion zum Anschlusstreffer wie Piszczek zeigt, aber im Großen und Ganzen hatte die Ukraine die Angelegenheit im Griff. Und als kurz vor der Pause Boenisch einmal mehr schlief, schlug es durch den fleißig laufenden Stürmer Sosulia von Dnipropetrovsk zum 3:1 für die Ukrainer ein.

Polens Teamchef Waldemar Fornalik, der wie sein Gegenüber nach der EM übernommen hatte, brachte für die zweite Hälfte Kosecki statt Rybus und ließ den neuen Mann deutlich höher agieren, um Jarmolenko effektiver nach hinten zu drücken. Weil aber erstens mit Fedetski der rechte Mann in der Dreierkette der Ukraine mehr aufrückte und zweitens Boenisch weiterhin grobe Schwächen im Zweikampf und auch im Positionsspiel zeigte, kam Polen trotz des Wechsels nicht zurück ins Spiel – im Gegenteil, die Ukrainer hatten zwei Topchancen und hätten schon 5:1 führen können, als nach einer Stunde mit Obraniak ein neuer Zehner bei den Polen kam.

Fomenko reagierte prompt und brachte Tymoschuk statt des müdegelaufenen Stepanenko. So wurde Obraniak neutralisiert – und die Ukrainer kontrollierten den 3:1-Sieg ohne gröbere Probleme über die Zeit. Nach dem Punktverlust in Moldawien und der Heimniederlage gegen Montenegro wahrte die Ukraine somit die verbliebene Mini-Chance, aber es wurde auch deutlich, dass die spielerischen Mittel begrenzt sind – und man wird nicht in jedem Spiel zwei Weitschuss-Tore erzielen und danach kontern können.

Eine Teilnahme an der WM ist für die Ukrainer damit ebenso unwahrscheinlich wie für die Polen. Mit einer Heimniederlage gegen die Ukraine im Gepäck werden wohl zwei Überraschungen gegen England und Montenegro nötig sein, um nach von der Endrunde träumen zu dürfen. Dafür ist die Mannschaft mit der Konzentration auf die rechte Seite aber wohl zu berechenbar.

—————————————

Tschechien – Dänemark 0:3 (0:0). Cornelius 57, Kjær 67, Zimling 82.

Tschechien - Dänemark 0:3 (0:0)
Tschechien – Dänemark 0:3 (0:0)

Jeweils Unentschieden gegen die seit Jahren wertlosen, sich aber auf dem Weg nach oben befindenden Bulgaren bedeuteten sowohl für Tschechien als auch für Dänemark einen eher durchwachsenen Start in die WM-Quali.

Grundsätzlich haben sich aber beide Teams gegenüber der EM nicht großartig verändert. Tschechien ist weiterhin ein eher gesichts- und konturloses Team: Keine glanzvollen Spieler, kein ungewöhnliches System, kein besonderes Flügelspiel. Ein ordentliches, aber nicht brutales Pressing gegen die gegnerische Spieleröffnung. Solide Arbeiter, die aber auch keinen Kampf-Fußball zeigen. Auf die Frage, wofür das tschechische Team Anno 2013 steht, wird man eher ratlose Blicke ernten.

Und auch die Dänen sind sich treu geblieben: Ein 4-4-1-1 mit extrem nach vorne pushenden Außenverteidigern, die von einem zwischen die Innenverteidiger abkippenden Sechser (in diesem Fall Stokholm) abgesichert werden; einrückende Außenstürmer, in Eriksen einen trickreichen, aber noch immer nicht besonders gefährlichen zentralen Gestalter – und vorne ein Pflock von einem Stürmer. In Abwesenheit des nach einer Alko-Fahrt suspendierten Bendtner ist das der Shooting-Star der dänischen Liga, Andreas Cornelius vom FC Kopenhagen.

Dadurch, dass beide Teams darauf achteten, die Räume zwischen Mittelfeld und Abwehr eng zu halten, war im Spiel nach vorne jeweils erhöhte Präzision gefordert. Die es aber nicht gab: Viele schlampige Abspiele (vor allem von Jørgensen und Krohn-Dehli) und die Tatsache, dass Eriksen von Plašil und Darida gut in Schach gehalten wurde, hinderte die Dänen an Torchancen.

Aber auch die Tschechen konnten sich nicht nach vorne kombinieren, weil immer ein Däne da war, der das zu verhindern wusste. Mit ihrer sehr kompakten und taktisch äußerst disziplinierten Defensiv-Arbeit im Mittelfeld schafften es so auch die Skandinavier, von Tschechien nicht nachhaltig in Gefahr gebracht zu werden. Die Folge: Ein zwar intensives, aber in Ermangelung von konkreten Aktionen nicht besonders unterhaltsames Spiel und ein logisches 0:0 zur Pause.

In der zweiten Hälfte stieg bei Dänemark nach vorne die Konzentration und damit auch die Genauigkeit und Cornelius drosch bei seinem Start-Elf-Debüt nach knapp einer Stunde einen Ball, der ihm eher zufällig an der Strafraumgrenze vor die Füße gefallen war, unhaltbar für Cech in den Winkel. Der tschechische Teamchef Bilek brachte im Gegenzug mit Rosický einen echten Gestalter statt Kämpfer Jiráček. Ein guter Wechsel, denn in das auffallend unkonkrete Offensiv-Spiel der Tschechen kam sofort viel mehr Direktheit und Zug zum Tor.

Die Gastgeber waren also drauf und dran, das Spiel auszugleichen, als Simon Kjær nach einem Eckball per Kopf das 2:0 erzielte. Das lässt sich eine so kompakte Mannschaft wie jene der Dänen natürlich nicht mehr nehmen – und Zimlings 3:0 in der Schlussphase machte den Deckel drauf.

Was nichts daran ändert, dass es ein seltsames Spiel war. Keines der beiden Teams wusste wirklich zu überzeugen und vor allem in der Offensive ist extrem viel pures Stückwerk. Dennoch: Bei den Dänen ist ein konkreterer Plan zu erkennen als bei den Tschechen, denen in der Startformation eklatant die Kreativität und die Qualität im gegnerischen Strafraum abgeht. Mit David Lafata muss ein Stürmer ran, der vor Jahren bei der Wiener Austria keinen bleibenden Eindruck hinterließ.

Aber trotz des 3:0-Erfolgs vermittelte auch Dänemark nicht den Eindruck, dass man zwingend viel Geld auf eine WM-Teilnahme setzen sollte. Freilich: Viel dramatisch negatives ist resultatsmäßig noch nicht passiert (Remis gegen Tschechien und in Bulgarien, Niederlage in Italien). Aber dieser Sieg war auch das erste positive Ausrufezeichen. Sollte im nächsten Spiel daheim gegen Bulgarien ein weiterer Dreier folgen, stimmt der Fahrplan in Richtung Play-Off.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2013/03/25/die-tollen-kroaten-die-feinen-bosnier-das-em-gastgeber-duell-und-das-danische-30-in-tschechien/feed/ 1
Inter liefert sportlichen Offenbarungseid – mit 0:3 bei Tottenham noch gut bedient https://ballverliebt.eu/2013/03/07/inter-liefert-offenbarungseid-mit-03-bei-tottenham-noch-gut-bedient/ https://ballverliebt.eu/2013/03/07/inter-liefert-offenbarungseid-mit-03-bei-tottenham-noch-gut-bedient/#comments Thu, 07 Mar 2013 22:49:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8434 Inter liefert sportlichen Offenbarungseid – mit 0:3 bei Tottenham noch gut bedient weiterlesen ]]> Inter kommt bei Tottenham mit 0:3 unter die Räder und muss froh sein, dass die sportliche Verprügelung nicht noch viel schlimmer ausgefallen ist. Unglaubliche Stellungsfehler, keinerlei körperliches Dagegenhalten, heillose Überforderung mit dem Tempo des Gegners, null Präsenz im Mittelfeld. Was in diesem Spiel passiert ist, ist nichts weniger als der sportliche Offenbarungseid eines Klubs, der von zweieinhalb Jahren noch Champions League, Meisterschaft und Pokal gewonnen hat.

Tottenham Hotspur - Inter Mailand 3:0 (2:0)
Tottenham Hotspur – Inter Mailand 3:0 (2:0)

Dass sich Inter von Beginn an darauf verlegte, Tottenham den Ball zu überlassen, mag nicht besonders überraschend sein. Erstaunlich war aber schon, mit war für einer lethargischen Passivität das geschah. Und wie überfordert die Nerazzurri waren, obwohl die Spurs zu Beginn vielleicht irgendwo zwischen drittem und viertem Gang unterwegs waren.

Inters Zentrum extrem passiv

Das Mittelfeld im 4-2-3-1 von Stramaccioni hielt Sicherheitsabstand zu den Gegenspielern und übte nicht den geringsten Druck auf die Spielgestaltung der Spurs aus. Kovacic, Neuzugang von Dinamo Zagreb, musste als Zehner spielen, fühlt sich aber als Achter deutlich wohler, zudem kennt er die Intensität der Spurs kaum. Estebán Cambiasso und vor allem Walter Gargano erwiesen sich hinter dem Jungspund als völlig Fehlbesetzungen, was das Kontrollieren von Bale anging. Vor allem aber ließen sie sich fast jedes Mal übertölpeln, wenn Parker und/oder Dembélé auf Seiten der Spurs anzogen und einen schnellen Ball Richtung Bale oder Defoe spielten.

Pressing gab es so gut wie gar nicht: Kovacic bewegte sich hie und da mal zaghaft auf Gegenspieler zu, bremste aber schon Meter vorher wieder ab. Das kostete den Spurs nicht mal ein Wimpernzucken. Sie konnten ungehindert  den Ball kontrollieren und mit einem plötzlichen Vertikal-Pass mit größter Leichtigkeit Löcher in die Zentrale von Inter reißen.

Juan Jesus heillos überfordert

Weil sich Stamm-Linksverteidiger Yuto Nagatomo zuletzt im Derby gegen Milan eine vermutlich saisonbeendende Verletzung zugezogen hat und Walter Samuel noch nicht fit war, musste Strama improsivieren. Heißt: Juan Jesus musste auf die Position des Linksverteidigers. Der U-20-Weltmeister von 2011  war allerdings heillos überfordert. Die schnellen Läufe von Lennon waren für den Brasilianer nie vorhersehbar, er kam kaum in die Zweikämpfe. Vor allem aber ließ er jede Übersicht vermissen, wenn er sich ein ums andere Mal brutal aus der Position ziehen ließ – wie vor dem 0:2.

Was allerdings nicht alleine die Schuld des zur Halbzeit logischerweise ausgewechselten Juan Jesus war, sondern auch in den Verantwortungsbereich seiner Nebenleute liegt. Álvaro Pereira nahm es trotz der offensichtlichen Hilflosigkeit seines Hintermanns mit dem Abdecken des von Juan Jesus freiwerdenden Raumes nicht so genau, Cambiasso interessierte sich nur für das Zentrum, und Chivu machte auch keine Anstalten, dem Brasilianer zur Seite zu stehen.

Auch die rechte Abwehrseite hielt nicht

Auf der rechten Seite gab es zwar Routine ohne Ende, aber Javier Zanetti hatte mit Spurs-Linksaußen Gylfi Sigurðsson alle Hände voll zu tun und wurde dem Isländer doch nicht Herr. Was natürlich auch hieß, dass er nach vorne nichts anbieten konnte. Sehr zum Leidwesen von Ricky Alvarez. Der junge Argentinier war mit einigem Getöse im Sommer von Velez Sarsfield gekommen, und seither wundern sich alle, wozu das ganze Tamtam eigentlich gut war – denn Alvarez ist alles andere als die erhoffte Verstärkung.

Ihm fehlt es an Robustheit und Physis, ihm fehlt es massiv am Spielwitz, ihm fehlt es an der Abstimmung mit seinen Mitspielern und ihm fehlt es auch an der Defensiv-Arbeit. Und das wahrlich erschreckende daran: Er und Zanetti hatten es mit Siguðsson zu tun, einem sehr interessanten und sehr spielintelligenten Akteur – aber nicht mit der ungeheuren Wucht und dem Tempo, das ein Gareth Bale mitbringt. Dieser war in der Offensiv-Zentrale aufgestellt und unterstützte dort den oft etwas eigensinnigen Defoe.

Stramas Umstellungen

Inter konnte nach einer katastrophalen ersten Hälfte von Glück reden, nicht noch viel höher als 0:2 im Rückstand zu liegen. Stramaccioni nahm zur Pause eben Juan Jesus vom Feld und brachte Rodrigo Palacio; dafür ging Pereira nach hinten und der neue Mann gab ein Mittelding aus Linksaußen und zweitem Stürmer neben Cassano. Damit war Pereira zur Defensiv-Arbeit gezwungen und diese Aufgabe erfüllte er auch einigermaßen.

Wenig später musste auch Kovacic weichen, für ihn kam Guarín und damit mehr endlich die lange vermisste physische Präsenz ins davor de facto nicht vorhandene Inter-Mittelfeld. Nach etwas mehr als einer Stunde nahm Strama dann auch den inferioren Alvarez raus und zog Zanetti nach vorne, mit Jonathan kam ein kraftvoller neuer Linksverteidiger. Damit hatte Inter nun die Außenbahnen halbwegs im Griff.

Ob das alles genug gewesen wäre, hätte nicht Tottenham nach dem 3:0 kurz nach Beginn der zweiten Hälfte die Intensität zurückgeschraubt und Defoe einige gute Chancen verstolpert, ist letztlich müßig. Inter spielte mit einem etwas schiefen 4-1-3-2 fertig und kam mit dem 0:3 noch recht billig davon.

Fazit: Inter braucht kompletten Re-Boot

Tottenham war glänzend. Kraftvoll, mit Vorwärtsdrang, mit Intensität und mit der nötigen Cleverness, die Schwachstellen von Inter zu erkennen und anzubohren. Nur: Dass die Spurs unter André Villas-Boas eine richtig gute Truppe sind, ist weithin bekannt.

Darum sagt dieses Spiel auch viel mehr über Inter als über Tottenham. Natürlich ist die Europa League für Inter nicht so wichtig wie die Serie A, in der die Mailänder immer noch um die Champions-League-Plätze kämpfen (was an sich schon nicht für die Serie A spricht). Aber sich so bereitwillig schlachten zu lassen, ein so williges Opferlamm zu geben, ist nicht nur damit zu erklären, dass man das Spiel nicht mit dem allerletzten Ernst bestritten hat.

Nein: Inter hat ganz massive Probleme. Der Kader ist überaltert und für den internaionalen Vergleich – vor allem in jenem mit der Premier League oder auch der deutschen Bundesliga – viel zu langsam. Die Zeit von Leuten wie Chivu, Cambiasso, Stankovic, Gargano und auch Zanetti ist vorbei. Es gibt keine Präsenz im Mittelfeld, kein Tempo, kein Pressing. Vor dieser Saison und auch im Winter hat man bei Inter versucht, mit punktuellen Veränderungen das seit dem Triple 2010 völlig entgleiste Team zurück auf Schiene zu bringen.

Die sportliche Verpügelung der White Hart Lane sagt: Nicht mal annähernd gelungen. Da braucht’s einen kompletten Re-Boot.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2013/03/07/inter-liefert-offenbarungseid-mit-03-bei-tottenham-noch-gut-bedient/feed/ 1