Kolumbien 2011 – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 28 Apr 2011 18:46:05 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Scoutingbericht Ägypten: Vorne nichts besonderes, aber hinten extrem stark https://ballverliebt.eu/2011/04/28/scoutingbericht-agypten-vorne-nichts-besonderes-aber-hinten-extrem-stark/ https://ballverliebt.eu/2011/04/28/scoutingbericht-agypten-vorne-nichts-besonderes-aber-hinten-extrem-stark/#respond Thu, 28 Apr 2011 17:09:04 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4660 Scoutingbericht Ägypten: Vorne nichts besonderes, aber hinten extrem stark weiterlesen ]]> Am 4. August trifft Österreich im letzten und wohl um den Achtelfinaleinzug entscheidenden Gruppenspiel bei der U-20-WM in Kolumbien auf das Team aus Ägypten. Die Jung-Pharaonen hatten im Semifinale des Junioren-Afrikacups im Elfmeterschießen Pech. Aber Kamerun hat gezeigt, wo Ägypten verwundbar ist.

Ägypten - Kamerun 0:0 n.V., 2:4 i.E.

Hart haben sie sich getan, in der Gruppe. Gegen Mali gab’s trotz 80-minütiger Überzahl eine 0:1-Niederlage, gegen Lesotho und Südafrika mühsame Siege. Und auch gegen die gegenüber dem Gruppenspiel gegen Nigeria klar verbesserten Kameruner zeigten Ägypten im Halbfinale durchaus die Grenzen auf, fanden aber keinen Weg durch das Prunkstück im 4-3-3 der Jung-Pharaonen: Die extrem stabile Abwehr.

Defensive kaum überwindbar

Denn in drei Gruppenspielen und einem Halbfinale über 120 Minuten kassierte Ägypten nur ein einziges Gegentor – einen direkten Freistoß gegen Mali. Ahmed El-Shenawy ist ein ausgezeichneter Torwart mit starken Reflexen, und vor ihm räumen Mohamed Abdel-Fatah und Ahmed Hegazi kompromisslos auf. Und zwar nicht nur den Strafraum selbst: Denn vor allem Hegazi lässt sich zwar immer wieder an die Seitenlinie ziehen, wenn Sobhi aufgerückt ist, der umsichtige Sechser Tawrik und Abdel-Fatah lassen es aber dennoch nie zu, dass in der Zentrale wirklich ein Loch entstünde.

Inwieweit der starke Eindruck, den die Innenvertedigung hinterlassen hat, auch daran liegt, dass keiner der bisherigen Gegner eine wirklich torgefährliche Offensive aufbieten konnte – das schafften auch die Kameruner nicht – ist nur schwer zu beurteilen. Natürlich ist zu erwarten, dass Neymar und Co. im ersten Gruppenspiel gegen Brasilien die ägyptische Defensive vor ganz andere Schwierigkeiten stellen kann als Ohandza und Co. – aber die Österreicher werden schon einen besseren Plan brauchen, als auf die Genialität Einzelner zu hoffen.

Über außen ist was möglich

Zum Beispiel mit konsequentem Flügelspiel. Denn so fleißif Ashraf und Sobhi nach vorne sind, gegen schnelle Flügelstürmer und gezieltem Kurzpassspiel haben sie defensiv durchaus einige Probleme. Das zeigte vor allem Edgar Salli im Verbund mit Jacques Hamad über die rechte Angriffsseite – nur das Rezept mit den weiten Flanken ins Zentrum stellte sich als untauglich heraus. Da fehlte es Ohandza an der körperlichen Präsenz und auch am Durchsetzungsvermögen gegen die beiden Kanten in der Innenverteidigung.

Die Probleme auf den Flanken verlangten von den Außenstürmern Salah und Gaber, sich mit in die Defensive einzuschalten. Die beiden scheuen das nicht und vor allem Salah ist ohnehin in der Vorwärtsbewegung stärker, wenn er mit Tempo aus der Tiefe kommen kann – ein defensiverer Ausgangspunkt ist also kein Problem für ihn – hemmt aber das Angriffsspiel am restlichen Platz.

Nach vorne fehlt der Plan

Denn abgesehen vom extrem fleißigen, schnellen und umtriebeigen Mohamed Salah ist da bei den Ägyptern nicht viel los. Vor allem der Rechtsaußen, Omar Gaber, kam in erster Linie durch lange Flankenwechsel ins Spiel. Umsichtige und aggressive Außenverteidiger (also nicht so wie der eher schmächtige Oyongo) konnen ihm da durchaus einiges an Kopfzerbrechen beiten.

Das Mittelfeldzentrum ist grundsätzlich eher defensiv ausgerichtet und es fehlt dem Dreieck (üblicherweise mit einem Sechser, mitunter zieht sich aber auch El-Neny etwas zurück) ganz deutlich am Flair in der Vorwärtsbewegung. Anfällig sind die Ägypter besonders in dieser Zone auf aggressives Forechecking. Kamerun (und auch schon die dezimierten Malier in der Gruppe) kamen auf diese Art und Weise regelmäßig zu relativ billigen Ballgewinnen.

Freilich: Durch die Mitte zu versuchen, vor das ägyptische Tor zu kommen, ist ein eher aussichtsloses Unterfangen. Da muss es schon über die Flügel gehen.

Harmlos vor dem Tor

Zumeist ist Mohamed Hamdy im Sturmzentrum ziemlich auf sich alleine gestellt. Der Stürmer aus Alexandria läuft zwar viel und versucht, Unruhe zu stiften, aber weil auch Kamerun mit dem extrem starken Yaya Banana und dem ebenso sicheren Rodrigue Mvom ebenfalls zwei starke Innenverteidiger aufbieten konnte, machte er trotz vieler Ballkontakte auch sehr viele leere Meter.

Wenn alles nichts mehr hilft, geht Salah von seiner linken Seite immer mehr ins Zentrum – das war gegen Mali so, das war auch gegen Kamerun der Fall. So kann er sein Tempo ausspielen und kommt im Idealfall in einem günstigen Winkel vor das Tor. Dass er durch konsequentes Körperspiel aber einigermaßen gut unter Kontrolle zu halten ist, machen die Gegner sowohl im Zentrum als auch (noch mehr) auf der Seite deutlich.

Großer Pluspunkt: Kondition!

Ein ganz wichtiger Punkt ist bei der zu erwartenden Hitze von Cartagena – die Temperaturen im Sommer gehen da weit über 30 Grad hinaus – ist die körperliche Verfassung der Ägypter. Und die ist zweifelsohne ein großes Plus. Denn in der Verlängerung merkte man schon deutlich, dass die Jung-Pharaonen gegenüber Kamerun eindeutige Vorteile in Sachen Kondition haben. So erarbeiteten sie sich wieder ein Übergewicht auf dem Feld. Zudem konnte Teamchef Diaa El-Sayed mit Ahmed Nabil (für die rechte Seite) noch einen frischen und durchaus gefährlichen Mann von der Bank bringen.

Letzlich versagten den Ägyptern in diesem Halbfinale gegen Kamerun im Elfmeterschießen die Nerven, als Hegazi und Hamdi die ersten beiden Strafstöße nicht verwandeln konnte. Und dann kam auch noch Pech dazu, dass der übertrieben pingelige Assistent zwei von El-Shenawy glänzend parierte Penalties wiederholen ließ, weil der Torhüter sich beim den Paraden wohl um fünf Zentimeter zu weit nach vorne gewagt hatte. Verständlich, dass noch während des Shoot-Outs eine veritable Rudelbildung um den Wichtigmacher Bouende Malonga entstand.

Fazit: Respekt ist angebracht, Angst sicher nicht

Außer Reichweite des österreichischen Teams liegt die Mannschaft aus Ägypten sicherlich nicht. Mit dem richtigen Rezept gegen den Ball (Pressing im Zentrum, körperlich dagegenhalten auf den Flügeln) und einem tauglichen Plan in der Offensive (konsequent über die Flügel, eine aus dem Mittelfeld aufrückende zweite Alternative im Zentrum) ist der Punkt, der nach dem erhofften Sieg gegen Panama und dem zu erwartenden Debakel gegen Brasilien zum Achtelfinale reichen dürfte, allemal möglich.

In erster Linie heißt es aufpassen, dass Mohamed Salah möglichst keine Bindung zu spiel findet, Hamdy vorne möglichst in der Luft hängt und man dem Zentrum keine Zeit zur Spieleröffnung lässt. Dann ist es sicherlich möglich, zu Null zu spielen. Und das wird sehr wahrscheinlich notwendig sein, denn diese knochentrockene Defensive ist nur sehr schwer zu bezwingen – so sollte man danach trachten, dass es zumindest für einen Punkt reicht, wenn man „nur“ ein Tor erzielt.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/04/28/scoutingbericht-agypten-vorne-nichts-besonderes-aber-hinten-extrem-stark/feed/ 0
Scouting-Bericht vom U-20-Afrikacup: Mögliche ÖFB-Gegner in Kolumbien! https://ballverliebt.eu/2011/04/22/scouting-bericht-vom-u-20-afrikacup-mogliche-ofb-gegner-in-kolumbien/ https://ballverliebt.eu/2011/04/22/scouting-bericht-vom-u-20-afrikacup-mogliche-ofb-gegner-in-kolumbien/#respond Thu, 21 Apr 2011 22:38:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4615 Scouting-Bericht vom U-20-Afrikacup: Mögliche ÖFB-Gegner in Kolumbien! weiterlesen ]]> Vier afrikanische Teams fahren zur U-20-WM in Kolumbien – und sind dort allesamt mögliche Gegner des ÖFB-Teams. Mali und Kamerun haben sich beim Junioren-Afrikacup in Johannesburg schon für die WM qualifiziert. Und während Gambia einen guten Eindruck hinterließ, müssen Promis wie Nigeria, Ägypten und Titelverteidiger Ghana noch zittern!

Gruppe A: Mali beeindruckt, Ägypten und Südafrika weniger

Ägypten - Mali 0:1

Mali steht bereits als Qualifikant fest: Nach dem Pflichtsieg gegen Lesotho schlug das Team auch Ägypten. Etwas überraschend, weil die Jung-Phaonen eigentlich höher eingeschätzt waren. Und natürlich, weil Sturmspitze Kalifa Coulibaly schon nach zehn Minuten mit Rot vom Platz musste.

Erstaunlich war, dass die Malier auch danach die Ordnung nicht verloren und mit einem 4-4-1 weiterspielten, als wäre nichts gewesen. Klar hatte Ägypten mehr Ballbesitz, aber den technisch starken Nordafrikanern fehlte es am Plan nach vorne. So war das alles schrecklich harmlos und das gute Kollektiv aus Mali – erwähnenswert vielleicht Fantamandy Diarra – kamen durch einen Freistoß von Kapitan Amara Konaté tatsächlich noch zu einem 1:0-Sieg, der nicht mal unverdient war.

Erwähnenswert bei Ägypten ist, dass die U-20 nicht mit dem 3-5-2 spielt, mit dem die Großen unter Hasan Shehata zuletzt drei Afrikacups in Serie gewannen, sondern mit einem 4-3-3, aus dem vor alem Salah nicht nur von der linken Seite aus Gefahr zu erzeugen versuchte, sondern immer wieder auch zentral aus der Etappe. Beizukommen ist den Ägyptern mit konsequentem Spiel über die Außen, frühem Attackieren und wenig Platz in der eigenen Defensive.

Südafrika-Lesotho 2:1

Ägypten braucht nun im abschließenden Gruppenspiel noch ein Remis gegen Gastgeber Südafrika, um trotzdem ins Halbfinale zu kommen und damit das Ticket für Kolumbien zu lösen. Das ist sicherlich machbar, denn beeindruckt hat das „Amajita“ genannte Team bei der Revanche gegen Lesotho nicht. Zur Erklärung: Eigentlich kippte die kleine Enklave Südafrika aus der Qualifikation, aber wegen des Krieges musste der geplante Ausrichter Libyen ersetzt werden – eben mit Südafrika.

Der Gastgeber spielt ein sehr enges 4-1-3-2, in dem sich sehr viel auf Kapitän Philani Khwela stützt. Der Underdog hielt mit einiger Aggressivität dagegen, letztlich setzte sich aber die indivuelle Überlegenheit der Südafrikaner in diesem Spiel durch. Ob es freilich reicht, um die Ägypter zu schlagen, ist ein ganz anderes Kapitel.

Das kompletteste Team in dieser Gruppe ist ohne Zweifel jenes aus Mali, Ägypten ist wohl etwas stärker einzuschätzen als Südafrika. Lesotho ist nach der zweiten Niederlage schon aus dem Rennen.

 

Gruppe B: Kamerun durch, Ghana vor dem Aus, Gambia stark

Gambia-Ghana 1:1

Von den Namen her ist die Gruppe B die attraktivere – aber was drei der vier Mannschaften ih ihren jeweils zweiten Gruppenspielen zeigten, kommt da nicht ganz mit. Vor allem der amtierende U-20-Weltmeister steht mehr als nur mit dem Rücken zur Wand.

Ghana hat das erste Spiel gegen Nigeria verloren und war gegen Gambia zwar klarer Favorit, wurde dem aber nicht gerecht. Die Mittelfeldraute im 4-4-2 erwies sich gegen die vor allem über die Flügel sehr starken Gambier (wir erinnern uns, Gambia flog 2007 im Achtelfinale nur knapp gegen Österreich raus) als falsches Rezept – Gambia überrannte die Flanken der Black Satellites. Besonders Saikou Gassama von Real Saragossa und Omar Colley (der vor einem Wechsel in die MLS zu Kansas City steht) taten sich da hervor, ein sensationelles Tor von Baboucarr Jammeh – ein Drehschuss aus spitzem Winkel – brachte das verdiente 1:0 nach einer halben Stunde.

Doch eben jender Jammeh ging kurz vor der Halbzeit aus vollem Lauf mit zwei gestreckten Beinen in Kniehöhe auf gemeingefährliche Art und Weise in einen Zweikampf und sah dafür zu Recht die rote Karte.

Doch wie schon Mali brachte auch das Gambia überhaupt nicht aus der Ruhe: Es wurde einfach mit 4-1-3-1 weitergespielt und dem ganz deutlich nicht so starken Jahrgang aus Ghana fiel nichts ein, um den Gegner wirklich in Bedrängnis zu bringen. Erst in den letzten fünf Minuten geriet Gambia ins Schwimmen, nachdem Ghana das 1:1 erzielt hatte. Das entstand aber nicht wegen der Unterzahl, sondern weil eine Flanke des aufgeückten Linksverteidigers Alhassan Masawudu schlecht verteidigt wurde.

Kamerun-Nigeria 1:0

Für die Gambier (die in der Quali übrigens die Ivorer eliminiert hatten) war das späte Gegentor bitter – denn nun muss im abschließenden Gruppenspiel gegen Nigeria ein Sieg her – und wenn Ghana gegen Kamerun gewinnt, muss der Erfolg der Gambier auch noch höher ausfallen, der schlechteren Tordifferenz wegen.

Unmöglich ist das aber keineswegs, weil die Nigerianer gegen Kamerun keinen ungschlagbaren Eindruck machten – im Gegenteil. Die Flying Eagles (also die Junioren der Super Eagles) spielten bei der 0:1-Niederlage ein etwas schiefes 4-4-2, in dem Envoh aus dem rechten Mittelfeld eher einen Rechtsaußen gibt, während Ajagun sich links eher zurückhielt; Nwofor kam von der halblinken Seite.

Sie alle hatte die umsichtige Defensive aus Kamerun um Yaya Banana (der in Tunesien spielt) und Franck Kom gut im Griff, in der Offensive läuft viel über Edgar Salli auf der rechten Seite. Vorne sorgte Franck Ohandza, der sein Geld kurioserweise in Thailand verdient, für Torgefahr, er machte in diesem Spiel das goldene Tor, das für das Semifinale und somit für Kolumbien reicht.

Diese Mannschaft aus Kamerun zeigt eher Minimalisten-Fußball: Hinten nur schwer zu überwinden, nach vorne nicht übertrieben angsteinflößend, aber wenn man hinten gut steht, reicht nun mal oft auch ein einzelnes Tor.

Fazit: Mali und Kamerun sind nicht umsonst jene beiden Teams, die sich schon qualifiziert haben. Alle anderen potentiellen Gegner in Kolumbien muss man zwar zweifellos ernst nehmen, fürchten muss man sich vor denen aber nicht. Sofern man bei Gambia die extrem starken Flügel aus dem Spiel nehmen kann.

Was extrem auffällig ist: Vermeintliche Außenseiter wie Mali oder Gambia tun sich durch gute taktische Herangehensweise hervor und machen somit eventuelle Nachteile im Talent wett. Vor allem die Teams aus Nigeria und Ghana dürfen da durchaus als warnendes Beispiel gelten. Die Raute von Ghana funktioniert gegen starke Flügel, wie sie Gambia hat, überhaupt nicht und Nigeria verlässt sich – wie die A-Mannschaft – zu sehr auf Einzelspieler.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/04/22/scouting-bericht-vom-u-20-afrikacup-mogliche-ofb-gegner-in-kolumbien/feed/ 0