Khedira – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 28 Jun 2012 23:38:42 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 1:2 gegen Italien: Deutschland scheitert wieder einmal kurz vorm Ziel https://ballverliebt.eu/2012/06/29/12-gegen-italien-deutschland-scheitert-wieder-einmal-kurz-vorm-ziel/ https://ballverliebt.eu/2012/06/29/12-gegen-italien-deutschland-scheitert-wieder-einmal-kurz-vorm-ziel/#comments Thu, 28 Jun 2012 23:38:42 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7627 1:2 gegen Italien: Deutschland scheitert wieder einmal kurz vorm Ziel weiterlesen ]]> Schon wieder Italien… Deutschland versuchte im Halbfinale wohl etwas zu viel, sich auf den Gegner zu konzentrieren und vergaß darüber die eigenen Stärken aus dem Auge. Da agierte die italienische Mannschaft abgeklärter, laufstärker und vor allem mit geschicktem Aufrücken. So ist für Deutschland das geplante Finale gegen Spanien geplatzt.

Italien - Deutschland 2:1 (2:0)

Schon im Vorfeld hatte Bundestrainer Löw verlauten lassen, dass sein Team die Pässe von Andrea Pirlo so gut es geht verhindern muss. Kroos war nominell als Zehner aufgeboten, hatte aber vornehmlich die defensive Aufgabe gegen Pirlo zu erfüllen. Das Kalkül dahinter war logisch: Wenn Pirlo aufrückt, steht ihm Kroos auf den Füßen, sollte sich der Altstar von Juve zurückfallen lassen, übernahm Gomez diese Aufgabe. Und in der Tat ließ sich Pirlo in der ersten Hälfte eher zurückfallen.

Ob mit Bewachung durch Kroos oder ohne: Pirlo konnte seine Pässe immer schlagen. Einziger Unterschied: Ohne Bewacher tat er das höher und vertikaler.

Seine Pässe allerdings wurden dadurch nicht unterbunden, sie fanden nur von deutlich weiter hinten statt – und bis auf wenig Ausnahmen wurde Pirlo auf Querpässe reduziert. Die wenigen echten Zuspiele nach vorne brachten allerdings immense Gefahr, einer davon leitete das 1:0 für Italien ein.

Weil Deutschland dann sogar mit einem 0:2-Rückstand in die Pause ging, war Löw gezwungen, auf die designierte Pirlo-Deckung zu verzichten. Das hatte überhaupt keine Auswirkungen auf die Ballkontakte von Pirlo und die Anzahl der Pässe, die er schlug. Sehr wohl aber auf Ausgangspunkt und Ziel dieser Pässe: Ohne Kroos, der ihn zurück schob, konnte Pirlo mit dem Ball weiter aufrücken und ob der Tatsache, dass die Deutschen hinten aufmachen mussten, auch deutlich vertikaler. Zudem hatte er mit Diamani und Di Natale dann auch zwei frische Anspielstationen.

Fazinierend ist dabei, dass lange Bälle von Pirlo praktisch immer einen Mitspieler fanden.

Rechte deutsche Seite

Zurück zur ersten Halbzeit. Kroos stand durch seine Aufgabe logischerweise auf der Zehn, was hieß, dass Mesut Özil um ihn herum spielen musste. Das ist für ihn normalerweise kein Problem und er war auch im Viertelfinale gegen Griechenland mehr auf der Flügel unterwegs als im Zentrum. In diesem Spiel allerdings vermied es Özil, allzu viel auf die sonst verwaiste rechte Seite zu gehen. Was seltsam ist – denn mit Chiellini stand dort zwar ein gelernte Innenverteidiger. Aber erstens spielt Italien ohnehin traditionell sehr eng, was den Platz in der Mitte ziemlich zumachte (auch weil De Rossi deutlich tiefer stand als Marchisio); und zweitens hätte Gomez in der Mitte durchaus ein paar Flanken brauchen können.

Das Vakuum auf der rechten deutschen Angriffsseite füllte immer wieder Sami Khedira, der aus der Schaltzentrale hinter Özil und Kroos herausging. Die Überlegung, Chiellini dadurch an allzu viel Vorwärtsdrang zu hindern, war an sich logisch, aber Khedira fehlte dadurch im Zentrum. Ohne die Übersicht, die Ruhe am Ball und das Spielverständnis von Khedira war der formschwache Schweinsteiger im Zentrum dann alleine. So hatte Montolivo fiel Platz, um sich auszutoben und als Verbindung zu den zwei Spitzen zu agieren.

Das teilweise Fehlen von Khedira im Zentrum resultierte zwar nicht direkt in Toren, aber es hat das deutsche Spiel merklich beunruhigt – eine Unruhe, die auf die bislang so starke Innenverteidigung ausstrahlte.

Podolski schwach, Marchisio weltklasse

Anders als die rechte deutsche Seite war die linke zwar besetzt, aber im Grunde nur nominell. An Lukas Podolski lief das Spiel komplett vorbei. Zum einen durch den generellen Rechtsdrall im deutschen Spiel, zum anderen aber auch deshalb, weil er sich zu wenig anbot und nie seine gegenüber Balzaretti überlegene individuelle Klasse ausspielen konnte. Und das, obwohl Balzaretti nicht nur der wahrscheinlich schwächste Italiener ist, sondern der gelernte Linksverteidiger wegen Abates Verletzung auch noch auf der für ihn ungewohnen Seite spielen musste.

Was für das Nicht-Vorhanden-Sein von Podolski ebenfalls von großer Bedeutung war: Die absolut überragende Leistung von Claudio Marchisio. Der 26-Jährige vom italienischen Meister Juventus war überall zu finden, half hinten, ging nach vorne, deckte vor Balzaretti die Flanke ab, zeigte exzellentes Stellungsspiel und warf sich, wenn nötig, mit voller Konsequenz in die Zweikämpfe. Außerdem spulte er in beiden Halbzeiten die meisten Meter seiner Mannschaft ab (6,2 km in der ersten und 6,0 km in der zweiten Hälfte).

Druck durch konsequentes Aufrücken

Überhaupt, die italienische Laufarbeit. Dass die Azzurri gegenüber den Deutschen zwei Tage weniger Pause hatten und obendrein im Viertelfinale noch in die Verlängerung gehen hatten müssen, war in keiner Phase des Spiels zu merken. Im Gegenteil: Italien lief den Gegner in Grund und Boden; pro Halbzeit liefen sie ihren deutschen Gegenspielern über drei Kilometer davon.

Was natürlich vor allem eine Folge des konsequenten Aufrückens der italienischen Mannschaft war. Das hatten schon im ersten Halbfinale die Portugiesen gegen Spanien mit einigem Erfolg praktiziert, und das machten nun auch die Italiener. Praktisch die komplette italienische Mannschaft rückte, wenn sich der Ball vom eigenen Tor weg bewegte, ebenso mit nach vorne. Das machte es bei Ballverlust wesentlich leichte, die Räume für den deutschen Spielaufbau sofort eng zu machen – und Deutschland fand kein passendes Mittel dagegen.

Womit Prandelli seinen Worten Taten folgen ließ – schließlich hatte er angekündigt, die Deutschen nicht tief zu empfangen. Das hatte er als nicht Zielführend gesehen. Das Aufrücken aber war goldrichtig.

Cassano und Balotelli

Genauso wenig wie für die beiden italienischen Sturmspitzen. In der deutschen Bundesliga spielen nur vier von 18 Teams konsequent mit zwei echten Stürmern (M’gladbach, Hamburg, Bremen und Hannover). Das heißt: Im Liga-Alltag hat des die deutsche Defensive nur selten mit zwei echten Stürmern zu tun. Und vor allem nicht mit solchen Kalibern wie Cassano und Balotelli. Die beiden decken einen enormen Raum ab, schaffen mit ihren oft unerwarteten Laufwegen permanent Unordnung beim Gegner und sind technisch absolut hochklassig.

Hummels und Badstuber hatten damit einige Probleme. Beim ersten Gegentor stellten sie sich zwar richtig (Hummels half Boateng gegen Cassano, Badstuber übernahm im Zentrum Balotelli), gingen aber beide nicht konsequent genug in den Zweikampf; beim zweiten Gegentor war man im Umschalten nach einer eigenen Standard-Situation nicht auf Balotelli gefasst.

Die beiden außerhalb des Spielfeldes eher zweifelhaften Figuren harmonieren auf dem Platz prächtig. Wahrscheinlich gerade weil sie beides Instikt-Fußballer sind.

Umstellungen

Mit 0:2 im Rückstand musste Joachim Löw natürlich reagieren. Für die zweite Hälfte brachte er statt des eher unglücklichen Gomez und der komplett unsichtbaren Podolski mit Klose und Reus gleich zwei neue Spieler. Das hieß, dass man die Manndeckung für Pirlo, wie erwähnt, weitgehend aufgab und sich darauf konzentrierte, das eigene Spiel wieder vermehrt zur Geltung zu bringen. Reus ging auf die rechte Seite, Kroos wich tendenziell auf die linke Seite aus und Özil war nun zumeist der Zehner. Alleine: Das deutsche Spiel blieb relativ eng.

Anders gesagt: Deutschland versuchte weiterhin, die Italiener in deren ureigenstem Kerngebiet, dem Spiel durch die Mitte, zu bezwingen – aber das kann Italien immer noch besser. Zumal Prandelli nach rund einer Stunde auf das sich etwas veränderte Spiel reagierte und seinerseits zwei neue Spieler brachte: Diamanti kam einmal mehr für Cassano und gesellte sich wie gewohnt etwas näher zum Mittelfeld und auf die halbrechte Seite, und für den sehr ordentlichen Montolivo kam mit Thiago Motta ein Spieler, der es perfekt versteht, Bälle abzulegen und mit kurzen Pässen dem Spiel Struktur zu verleihen.

Schlussphase

Deutschland spielte nun zwar etwas flüssiger, aber Italien verstand es immer noch, auch in den späteren Phasen der Partie weit aufzurücken – ein Umstand, der den Deutschen psychisch sichtlich zu schaffen machte. Nicht nur, weil es das eigene Spiel massiv behinderte. Sonder auch, weil die Italiener somit sagten: „Sehr her, wir sind immer noch fit!“

Brechstange

In der letzten Viertelstunde gab es für die Deutschen dann nur noch die Brechstange. Müller war für Boateng gekommen und dieser besetzte nun die rechte Seite, Reus ging ins Sturm-Zentrum zu Klose, Özil und Lahm kamen eher über links. Struktur hatte das sonst so durchgeplante deutsche Spiel nun natürlich nicht mehr, das ist in einer solchen Situation aber zu einem gewissen Grad wohl auch erwünscht. Schließlich hatte eben dieses durchgeplante Spiel in den 75 Minuten zuvor keine Wirkung erzielt.

Die Folge der Umstellung auf ein System, was man als 2-4-4 bezeichnen kann, hatte natürlich zur Folge, dass dir frisch eingewechselten und damit läuferisch den Gegenspielern nun natürlich haushoch überlegenen Diamanti und Di Natale Räume zum Kontern boten – spätestens hier hätte Italien den Sack zu machen müssen.

Dennoch musste man auch nach dem von Özil verwandelten Handelfmeter in der Nachspielzeit nicht mehr wirklich zittern. Italien war die cleverere Mannschaft und sich damit den Sieg verdient.

Fazit: Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht

Da versucht man einmal, sich als deutscher Teamchef in seiner Herangehensweise an ein Spiel auf die Eigenheiten des Gegners einzugehen – und schon geht’s schief. Durch die Manndeckung für Pirlo wurde dieser zwar zumeist zu Querpässen gezwungen, aber es wurde verabsäumt, die anderen drei Spieler im italienischen Mittelfeld (der überragende Marchisio, der fleißige Montolivo und der sichere De Rossi) aus der Gleichung zu nehmen, indem man sie aus ihrer Position zieht, sie zum Helfen auf den Flügel zieht.

Es ist bemerkenswert, dass Löw gerade gegen die für ihre Enge bekannten Italiener selbst den Weg über die Mitte suchen wollte und nicht den vielen Platz auf den Flanken nützte – Vor allem, wenn die Azzurri aufrückten. Es kamen keine Lochpässe von Özil in den Rücken der Abwehr, wenn diese hoch stand. Es wurde komplett verabsäumt, Balzaretti zu testen. Es wurde durch den zeitweisen Rechtsdrall von Khedira, als dieser das Vakuum auf der Außenbahn etwas füllen wollte, das defensive Zentrum preisgegeben.

Die Italiener machten nichts, mit dem man nicht rechnen konnte: Dass Teams von Cesare Prandelli nicht tief stehen, wusste man. Dass sich die Italiener auf die Mitte konzentrieren, um auf den Flanken Räume für die sehr mobilen Stürmer zu schaffen, wusste man auch. Alleine, dass die körperliche Verfassung dermaßen herausragend ist, mag als „erstaunlich“ durchgehen.

So bleibt nach dem vierten Semifinale, das Deutschland hintereinander erreicht hat, zum dritten Mal die Erkenntnis, dass der Gegner besser war. Diesmal vielleicht weniger von der individuellen Qualität, sondern von der inhaltlichen Herangehensweise.

Und damit war gerade bei den taktisch eigentlich so sicheren Deutschen nicht zu rechnen.

(phe)

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„Real Deutschland“ ins Semifinale – dominanter 4:2-Sieg über Griechenland https://ballverliebt.eu/2012/06/22/real-deutschland-ins-semifinale-dominanter-42-sieg-uber-griechenland/ https://ballverliebt.eu/2012/06/22/real-deutschland-ins-semifinale-dominanter-42-sieg-uber-griechenland/#comments Fri, 22 Jun 2012 21:59:05 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7576 „Real Deutschland“ ins Semifinale – dominanter 4:2-Sieg über Griechenland weiterlesen ]]> Mesut Özil und Sami Khedira: Die beiden Deutschen von Real Madrid waren die dominanten Figuren beim 4:2 über Griechenland. Dass das Viertelfinale nicht schon viel früher entschieden war, lag eher an mangelnder Chancenverwertung als an den erwartet defensiv eingestellten Griechen. Letztlich war es aber ein ganz souveräner Sieg der um mindestens eine Klasse besseren Mannschaft.

Deutschland - Griechenland 4:2 (1:0)

Erstaunlich: In den neun Jahren, in denen Otto Rehhagel Teamchef war, spielte Griechenland nie gegen Deutschland. Weniger erstaunlich: Als es das erste Mal nach elf Jahren doch wieder so weit war, überließen die Griechen dem übermächtig scheinenden Gegner recht bereitwillig den Ball.

Drei Neue bei Löw

Joachim Löw nahm drei eher überraschende Veränderungen gegenüber seinem Team aus der Vorrunde vor: Gomez, Podolski und Müller blieben auf der Bank, dafür kamen Klose, Reus und Schürrle in die Partie. Dieses Trio hat andere Attribute als die „Starter“ aus den ersten drei Spielen. Bei Klose besteht der Hauptunterschied in seiner Arbeit und in seiner Bereitschaft, sich auch etwas fallen zu lassen und zwischen den Linien anspielbar zu sein.

André Schürrle (links) und Marco Reus (rechts) hingegen waren beide als Spielpartner für Mesut Özil geplant. Bei Schürrle fühlte man sich mit seinem Zug nach innen zuweilen ein wenig an Arjen Robben erinnert. Marco Reus hatte einen deutlich besseren Start: Er war mit seiner Technik und seinem Tempo sofort im Spiel. Zudem musste sich sein Gegenspieler Samaras nach einer frühen gelben Karte zurückhalten.

Die zentralen Figuren: Mesut Özil und Sami Khedira

Der Spielweise von Deutschland den Stempel aufgedrückt haben eindeutig Mesut Özil und Sami Khedira. Beide waren in diesem Spiel absolute Weltklasse, und sie teilten sich die gestalterischen Aufgaben im Mittelfeld auf.

Özil arbeitete vor allem auf den Flanken, Khedira verteilte die Bälle im Zentrum

Auffällig war, dass Özil sich fast nie im Zentrum aufhielt, sondern permanent auf die Flügel ging. So entkam er nicht nur der Bewachung der Griechen, sondern bildete mit den jeweiligen Außenspielern – also Boateng und Reus rechts, Lahm und Schürrle links – Überzahlsituationen gegen die griechische Besetzung auf den Außenbahnen. Verschärfend kommt da noch dazu, dass bei den Hellenen mit Samaras und Ninis zwei Mann dort aufgestellt waren, die mit Defensiv-Arbeit im normalen Leben überhaupt nichts zu tun haben.

Die Rolle des Ballverteilers im Zentrum übernahm dafür Özils Kollege von Real Madrid, Sami Khedira. Er zeigte sich schon in der Vorrunde enorm stark, in diesem Spiel war er nicht zu halten. Und das, obwohl im vor allem zu Beginn des Spiels Joannis Maniatis auf den Füßen stand, dieser Khedira zuweilen in Manndeckung nahm. Khedira konnte aus der Tiefe mit Tempo kommen und das Spiel gestalten.

Özil auf rechts, Özil auf links

Deutschland war dadurch zwar ein wenig vorhersehbar – es ging praktisch immer alles über jene Seite, auf der sich Özil gerade aufhielt – aber aufgrund der überlegenen individuelle Klasse war das überhaupt kein Problem. Interessant war nur, dass die Deutschen bei aller Konzentration auf das Flügelspiel auf hohe Bälle in den Strafraum komplett verzichteten. Sogar bei Eckbällen, die allesamt kurz abgespielt wurden.

Die Strategie war eine andere: Durch die horizontalen Laufwegen von Reus und Schürrle sollten ganz offensichtlich die Außenverteidiger herausgezogen werden, um Lahm bzw. Boateng (oder auch Özil) die Möglichkeit zu geben, in den Rücken der Viererkette zu kommen. Das funktionierte vor allem in der Anfangsphase und vor allem über Reus sehr gut, allerdings wurden die zahlreichen guten Chancen nicht zur Führung genützt.

Hart wurde das Leben von Schürrle und Reus erst, wenn Özil (der auf sagenhafte 109 angekommene Pässe kam) auf der jeweils anderen Seite war. Schürrle war in diesem Fall komplett isoliert, weil die Stoßrichtung von Khedira eher über die Reus-Seite war und auch, weil Boateng gegen den gelbbelasteten Samaras große Vorteile hatte. Bei Reus beeindruckte das Spiel ohne Ball: Er startete immer wieder in den Raum, versuchte Löcher zu reißen und Zug zum Tor zu entwickeln. Da konnte Schürrle nicht mithalten. Ihm fehlte nicht nur die Spritzigkeit von Reus, sondern auch die Passgenauigkeit.

Griechen in Unordnung

Bei den Griechen fiel vor allem die erstaunliche Unordnung im Zentrum auf. Vor allem in den Anfangsminuten konnten die Deutschen auch durch das Zentrum einiges an Lochpässen in den Strafraum bringen, vor allem aber blieb die genaue Aufgabenverteilung undurchsichtig – was sicher auch am Positionsspiel der Deutschen lag. Maniatis kümmerte sich zunächst vornehmlich um Khedira, das allerdings nicht besonders gut.

Vermutlich wäre es die Aufgabe von Katsouranis gewesen, auch Özil aufzupassen. Dadurch, dass dieser aber überall war, nur nicht im Zentrum, fehlte ihm so ein wenig der Auftrag. Mal stand er sehr tief, fast zwischen den Innenverteidigern, dann rückte er wieder auf und stand direkt hinter Salpingidis; ähnliche Unklarheiten in seinem Auftreten hatte auch Grigoris Makos. Dass es Deutschland erst kurz vor der Halbzeit aus einem Weitschuss von Lahm gelang, in Führung zu gehen, lag eher an mangelhafter Chancenverwertung als an der griechischen Defensiv-Arbeit.

Santos stellt mal wieder richtig um

Fernando Santos ist sehr gut, wenn es gilt, in der Halbzeit richtig umzustellen. Auch diesmal erkannte der die Problemzonen seiner Mannschaft und nahm Veränderungen vor: Linksverteidiger Tzavellas, der von Reus und Özil schwindelig gespielt worden war, musste draußen bleiben, dafür ging Torosidis von rechts nach links. Khedira-Bewacher Maniatis übernahm die Planstelle rechts hinten und Fotakis kam neu ins Mittelfeld.

Damit war die Abwehrseite gegen Reus sicherer aufgestellt und das Mittelfeld hatte etwas mehr Struktur. Darüber hinaus kam mit Fanis Gekas ein reiner Konterstürmer – auch diese Maßnahme sollte sich bezahlt machen. Denn die Griechen schalteten nun blitzschnell um und nützten dabei aus, dass die Deutschen mit der Führung im Rücken etwas nachlässig im Umschalten auf die Defensive wurden. Der erste Konter wurde noch ganz stark von Hummels abgefangen, der zweite saß – das 1:1 durch Samaras.

Deutschland macht den Sack zu

Die deutsche Mannschaft fing aber nicht zu wackeln an, sondern spielte ihr Spiel weiter und kam nur wenig später durch ein Weltklasse-Tor zur erneuten Führung. Boateng kam in den Rücken des Linksverteidigers, chippte einen Ball zur Mitte und Khedira versenkte volley. Nur wenige Minuten später war Miroslav Klose bei einem Freistoß per Kopf zur Stelle – das 3:1, die Vorentscheidung. Nun war auch die Chancenverwertung gut, das war zu viel für die Griechen.

Bei dnen nun mit Liberopoulos (statt Makos) ein zusätzlicher Stürmer für einen Mittelfeld-Mann kam. Natürlich mussten sie nun aufmachen, und das wurde auch prompt bestraft. Reus rammte einen Abpraller zum 4:1 in die Maschen – das war’s. So konnte Löw in der Schlussphase noch Mario Götze sein Turnier-Debüt ermöglichen. Und konnte über das Elfmeter-Tor von Salpingidis hinweg sehen, es hatte nur noch statistischen Wert.

Fazit: Özil und Khedira absolute Weltklasse

Vor allem die herausragenden Leistungen von Ballverteiler Khedira und dem omnipräsenten Özil bescherten dem deutschen Team den Sieg. Das DFB-Team sorgte für ständiges Übergewicht auf den Flügeln und tat den Griechen aber dennoch nicht den Gefallen, nur stupide Flanken ins Zentrum zu schlagen. Es wurde immer nach der spielerischen Lösung gesucht, diese oft auch gefunden, aber erst nach einer Stunde auch konsequent in Tore umgemünzt.

Die Griechen brauchen sich über dieses Viertelfinal-Aus nicht zu ärgern. Sie haben damit schon mehr erreicht als realistisch schien und gegen ein Deutschland in dieser Verfassung haben es auch viel bessere Mannschaften schwer. Obwohl man nicht umhin kann, den Eindruck zu haben, dass dieses deutsche Team noch immer nicht gezeigt hat, was sie wirklich kann.

(phe)

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Deutschland zeigt Oranje, wie’s gemacht wird – verdienter 2:1-Sieg https://ballverliebt.eu/2012/06/14/deutschland-zeigt-oranje-wies-gemacht-wird-verdienter-21-sieg/ https://ballverliebt.eu/2012/06/14/deutschland-zeigt-oranje-wies-gemacht-wird-verdienter-21-sieg/#respond Thu, 14 Jun 2012 00:05:48 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7483 Deutschland zeigt Oranje, wie’s gemacht wird – verdienter 2:1-Sieg weiterlesen ]]> Schaut her, Holländer, so geht das – Deutschland lieferte zumindest eine Stunde lang Anschauungs-Unterricht. Bert van Marwijk hingegen machte den gleichen Fehler wie gegen Dänemark und setzte auf eine extrem statische und unbewegliche Mittelfeld-Zentrale, die wurde von den Deutschen zerstört wurde. Dennoch gibt’s für Holland immer noch die Chance auf das Viertelfinale, weil Portugal die Dänen mit 3:2 besiegt. Trotz eines Riesen-Lochs hinter Cristiano Ronaldo.

Deutschland - Holland 2:1 (2:0)

Vorne wird gepresst, hinten wird gewartet – das war eines der größten Probleme der Holländer beim 0:1 gegen Dänemark: Die Mannschaft zerfiel in zwei Teile, einen offensiven und einen defensiven, die wenig miteinander zu tun hatten. Dänemark nützte diese fehlende Balance bei Oranje aus. Genau wie das extrem passive Spiel von De Jong und Van Bommel im Zentrum, die sich beide als reine Zerstörer ohne Aufgabe nach vorne verstanden.

Holland statisch und vorsichtig

Dennoch vertraute Bondscoach Bert van Marwijk der selben Formation wie gegen Dänemark (von der Rückkehr des von einer Verletzung genesenen Stamm-IV Joris Mathijsen mal abgesehen). Anstatt also weiterhin hoch zu pressen und dahinter das Mittelfeld aufrücken zu lassen, verzichtete Van Marwijk auf das Pressing der vier Offensiv-Leute. Anstatt also selbst zu versuchen, das Kommando zu übernehmen, Ballverluste bei den Deutschen zu provozieren und dazu Schweinsteiger und Khedira unter Druck zu setzen, passierte genau das Gegenteil.

Die Holländer standen zwar sehr kompakt, dabei aber auch extrem statisch. Wieder kam von De Jong und Van Bommel in der Vorwärtsbewegung nichts, das Tempo wurde verschleppt, es wurde kaum einmal ein Risiko-Pass versucht, sondern viel eher immer wieder hinten herum gespielt. Kurz: Es fehlte das Überraschungsmoment, es fehlte die Dynamik, es fehlte der Zug zum Tor. Viel gefährlich man mit direkten Pässen sein konnte, wurde in einigen Situationen in der ersten Viertelstunde zwar offensichtlich, aber dennoch kamen solche Versuche viel zu selten.

Deutschland macht’s richtig

Wie man es richtig macht, zeigte die deutsche Mannschaft. Hummels und vor allem Badstuber versuchten, wann immer möglich, den Vorwärtspass; Schweinsteiger und Khedira schalteten sich mit ihrer Dynamik immer wieder nach vorne ein. Der ballführende Holländer wurde immer mit zwei Leuten angepresst, so wurden auch die sich ständig wiederholenden harmlosen Querpässe bei Oranje provoziert. Es wurde konsequent nachgerückt, um keine Löcher zwischen den Reihen aufzureißen. Und im Umschalten wurde sofort Zug zum Tor entwickelt.

Mit seinen intelligenten Laufwegen schuf Özil auch immer wieder Platz für die nachrückenden Mitspieler aus dem Zentrum. Weil De Jong dem deutschen Zehner in Manndeckung nahm, um ihn aus dem Spiel zu halten, blieb oft dem langsamen Van Bommel mehr Arbeit im Zentrum gegen den sich diesmal oft zurückfallen lassenden Gomez und den aufrückenden Schweinsteiger und Khedira.

Dazu waren die Deutschen einfach auch gedankenschneller, was durch die beiden hervorragend herausgespielten Tore verdeutlicht wurde. Die Laufwege von Özil, die Übersicht von Schweinsteiger, der Torriecher von Gomez – all dem hatten die statischen und phantasielosen Holländer praktisch nichts entgegen zu setzen. Die 2:0-Führung von Deutschland zur Pause ging vollauf in Ordnung.

Anderes Bild nach der Pause

Dass es nach dem Seitenwechsel nicht in ähnlicher Manier weiter ging, lag an zwei Faktoren. Zum einen ließ die Intensität im deutschen Spiel nach: Es wurde nicht mehr so konsequent gepresst, man ließ sich etwas weiter hinten hineindrängen. Zudem wurde nicht mehr so direkt und so schnell der Weg nach vorne gesucht. Man hatte den Eindruck, die Deutschen betrachteten insgeheim das Spiel bereits als gewonnen, nachdem es vor der Pause gar so leicht gegangen war, und legten den Schongang ein.

Zum anderen natürlich, und das trug sicher noch viel mehr zum völlig anderen Bild in der zweiten Hälfte bei, waren die zwei Wechsel von Bert van Marwijk, der damit einhergehenden System-Änderung und der anderen Spielweise bei den Holländern. Statt des einmal mehr ausnehmend schwachen Van Bommel und des einmal mehr komplett wirkungslosen Afellay kamen Van der Vaart und Huntelaar ins Spiel.

Wirkung entfaltet sich erst nach und nach

2. Halbzeit

Wobei das in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff noch gar keine so große Wirkung zeigte. Nicht nur, weil Van Persie, der nun auf der rechten Seite agierte, isoliert blieb und sich Sneijder und Robben oft gegenseitig behinderten, weil beide von der linken Flanke kommen wollten. Sondern auch, weil Van der Vaart seine Rolle im zentralen Mittelfeld zunächst ähnlich tief stehend anlegte wie Van Bommel. Mitunter war Van der Vaart noch wesentlich tiefer als De Jong positioniert, stand gegen den Ball auf einer Höhe mit den Innenverteidigern, und holte sich die Bälle von hinten ab.

Aber immerhin: Nun kamen aus dem Mittelfeld-Zentrum auch konkrete Pässe für den Spielaufbau, nun wurde vorne auf die Gegner gepresst – wiewohl auch diesmal nicht in ausreichendem Maße nachgerückt wurde. Außerdem löste sich der Knoten auf der linken Seite, als Robben wieder auf rechts ging und Van Persie als hängende Spitze hinter Huntelaar agierte.

Nach und nach traute sich auch Van der Vaart wirklich nach vorne aufzurücken, sodass sich ein etwas schiefes 4-1-3-2 bildete. Von den fünf Defensiv-Spielern kam zwar immer noch zu wenig, aber dennoch hatten die Holländer hier – zwischen der 65. und der 80. Minute – ihre beste Phase. In die fiel auch das verdiente Anschlusstor durch Van Persie.

Eine Schwachstelle blieb aber: Arjen Robben. Nach seinem Horror-Saisonfinale mit den Bayern steht er immer noch komplett neben sich. Ihm fehlt nicht nur die Form, sondern ganz offensichtlich vor allem die innere Ruhe, um seine Leistung zu bringen. Wäre die rechte Seite nicht wieder ein Komplett-Ausfall gewesen, hätten die Holländer für noch viel mehr Druck sorgen können.

Hummels mit Problemen

Was auch daran lag, dass Mats Hummels zunehmend Probleme mit seinem Stellungsspiel bekam. Die Anwesenheit eines zweiten Stürmers schien ihn deutlich mehr zu verunsichern als Holger Badstuber, jedenfalls ermöglichten eher billige Fehler des gegen Portugal noch so starken Dortmunders, dass sich in dieser Phase immer wieder etwas Chaos in der deutschen Abwehr breitmachte.

Löw versuchte, mit Kroos statt Özil einen frischen Mann für die Zentrale zu bringen, um Van der Vaart wieder etwas weiter nach hinten zu drücken und so den Holländern jenen Punch aus dem Mittelfeld zu nehmen, der in den Minuten davor für das Aufkommen von Oranje verantwortlich war. Das, wie auch die Hereinnahme des geschickt an der Zeit drehenden Lars Bender (für Müller), ging auf und Deutschland gewann mit 2:1.

Fazit: 45 Minuten zu spät, Bert van Marwijk…

Die zweite Hälfte hat ganz eindeutig gezeigt, was Holland in der ersten gefehlt hat. Man kann Bert van Marwijk zu Gute halten, dass er seine massiven Fehleinschätzungen für die Startformation erkannt und sie für die zweite Hälfte erfolgreich korrigiert hat. Man könnte aber auch sagen: Das statische Mittelfeld-Zentrum hat gegen Dänemark schon nicht funktioniert, wie hätte es dann gegen Deutschland funktionieren sollen – noch dazu, wenn man das Spiel eigentlich gewinnen muss? Dass im holländischen Kader durchaus das Potential vorherrscht, aus dem Mittelfeld nachzurücken, dort Kreativität und Druck zu entwickeln, wurde in der zweiten Hälfte klar. Zu spät, denn ein 0:2 gegen Deutschland aufzuholen, ist kaum möglich.

Für Deutschland muss die zweite Hälfte als Warnschuss gelten. Man hat das Spiel dank einer intelligenten Vorstellung in der ersten Halbzeit gewonnen, aber nach dem Seitenwechsel ließ man sich zu leicht zurückdrängen, ließ sich die Initiative zu leicht nehmen – und das noch dazu gegen einen schwer verunsicherten Gegner, der gerade komplett umgestellt hatte. Anstatt in die Findungsphase der Holländer, die ja immerhin eine Viertelstunde dauerte, voll hinein zu bohren, wurde es dem Gegner ermöglicht, ins Spiel zurück zu kommen.

Das kann Löw nicht gefallen.

Gegen Deutschland war es ein recht klares 4-1-4-1, in dem die Portigiesen spielten. Gegen Dänemark war es nun eine anderen Situation: Nicht nur, dass der Gegner nicht so stark ist wie das deutsche Team, nein, vor allem mussten die Portugiesen gewinnen. Weshalb sich die Spielanlage etwas offensiver gestaltete. Was auch heißt: Nani und vor allem Cristiano Ronaldo spielten wesentlich höher, was aus dem System eher ein 4-3-3 machte.

Portugal - Dänemark 3:2 (2:1)

Vor allem Cristiano Ronaldo stand nicht nur recht hoch, sondern auch recht zentral. Zudem presste im Zentrum vor allem Meireles zuweilen recht heftig gegen das dänische Duo mit Kvist und Zimling. Dass letzterer schon nach einer Viertelstunde verletzt raus musste und statt ihm Jakob Poulsen kam, trug nicht gerade zur Sicherheit der dänischen Zentrale bei.

Zumal sich auch keiner der beiden, wie noch gegen Holland, zwischen die Innenverteidiger fallen ließ. Das war gegen Portugal, wo es keinen zentral spielenden offensiven Spieler gibt, nicht nötig. Doch gegen die aggressiven Gegenspieler schafften sie es nicht, für Struktur im dänischen Spiel zu sorgen. Auch, weil es diesem an der Breite fehlte: Krohn-Dehli und Rommedahl zogen sehr früh nach innen.

Das Problem dabei war, dass wenn die Außenverteidiger Jacobsn und Simon Poulsen aufrückten, war man für das extrem schnelle Umschalten der Portugiesen von Defensive auf Offensive anfällig. Vor allem über die Seite von Cristiano Ronaldo ging da relativ viel, weil Jacobsen gegen ihn und Coentrão nicht selten auf sich alleine gestellt war.

Dänen fehlen die Mittel

Als die Dänen noch überlegten, wie sie denn nun sinnvoll vor das gegnerische Tor kommen sollten, stand es dann auch schon 0:2 – erst verwertete Pepe eine Ecke, dann ließ man sich von einem schnellen Gegenstoß versenken.

Es gelang den Skandinaviern nicht, in den Rücken der Abwehr zu kommen und auch zu selten, den viel auch nach hinten arbeitenden Bendtner einzusetzen. Pepe und Bruno Alves machten, wie schon im Deutschland-Spiel gegen Gomez, zumeist einen guten Job. Den Anschlusstreffer kurz vor der Pause, eingeleitet durch einen klugen Flankenwechsel und eine Rückgabe vor die zu weit nach hinten gerückte Innenverteidigung, konnten sie aber nicht verhindern.

Selbst als sich Portugal in der zweiten Halbzeit merklich zurückzog und noch mehr auf Konter lauerte, gelang es zu selten, Überzahl-Situationen herzustellen. Nicht auf der Seite von Rommedahl, weil sich dieser dafür zu zentral positionierte. Nicht über jene von Krohn-Dehli, weil dieser gegen João Pereira keinen Stich machte und ebenfalls zur Mitte tendierte – dort aber von den aggressiven Moutinho und Meireles aus dem Spiel genommen wurden. Ebenso wie Eriksen, dem Veloso auf den Füßen stand.

Gefahr nur über die rechte Seite

Am gefährlichsten wurde es, wenn es Rechtsverteidiger Lars Jacobsen im Rücken des nicht gerade mit vollem Einsatz verteidigenden Ronaldo gelang, Coentrão entweder auszuspielen oder den Platz zu nützten, den dieser gab, wenn er eingerückt war. Solche Situationen ergaben sich aber erst dann immer öfter, als Rommedahl schon nicht mehr im Spiel war und durch Tobias Mikkelsen ersetzt worden war. Wenig überraschend fiel auch der Ausgleich, erneut durch Bendtner, nach einer präzisen Flanke über diese Seite.

Portugals Teamchef Paulo Bento musste nun natürlich alles riskieren und brachte Silvestre Varela für Meireles – der gleiche Wechsel wie gegen Deutschland. Erstaunlicherweise schaffte es Portugal tatsächlich, nach einer eher lethargisch geführten zweiten Hälfte den Schalter wieder umzulegen – das sehenswerte Siegtor von Varela belohnte das.

Fazit: Dänen stoßen an Limits, aber auch Portugal nicht frei von Sorgen

Als Dänemark gegen Holland das Spiel vom Gegner auf sich zukommen sah, verstand es die Mannschaft gut, die Kontrolle über das Mittelfeld zu bekommen und über Gegenstöße zum Erfolg zu kommen. Als man nun selbst das Spiel gestalten musste, und das gegen einen im Mittelfeld recht geschickt pressenden Kontrahenten, der noch dazu blitzschnell umschalten kann, wurden die Limits dieser Mannschaft offensichtlich. Noch dazu, nachdem mit Niki Zimling ein guter Taktgeber verletzt ausgefallen war.

Die Portugiesen sind wieder zurück im Turnier, weil sie sich bei aller Vorsicht und trotz der sehr reaktiven Spielweise wesentlich frecher und flinker zu Werke gingen als beim 0:1 gegen Deutschland. Dass allerdings hinter Cristiano Ronaldo ein ziemlich fieses Loch in der Defensiv-Arbeit klaffte, darf durchaus Grund zur Sorge geben. Nicht nur, weil die Dänen beide ihre Tore über diese Seite eingeleitet haben. Sondern auch, weil man nun gegen Holland spielt – ein Team, das gewinnen muss. Portugal wird daher wohl auch im dritten Gruppenspiel nicht die Spielgestaltung selbst übernehmen müssen; aber sicherlich die Flanke hinter Ronaldo besser schließen als gegen Dänemark

(phe)

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Der große Clasico-Vierteiler, Folge 1: Ein 1:1 als Punktsieg für Mourinho https://ballverliebt.eu/2011/04/17/der-grose-clasico-vierteiler-folge-1-ein-11-als-punktsieg-fur-mourinho/ https://ballverliebt.eu/2011/04/17/der-grose-clasico-vierteiler-folge-1-ein-11-als-punktsieg-fur-mourinho/#comments Sun, 17 Apr 2011 00:00:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4568 Der große Clasico-Vierteiler, Folge 1: Ein 1:1 als Punktsieg für Mourinho weiterlesen ]]> Vier Clasicos in 17 Tagen – und im ersten davon (dem in der Liga) war sich Mourinho nicht zu schade, daheim auf Ballbesitz zu verzichten. Nach 50 Minuten gegenseitigem Belauern bracht erst Barças Führung und Albiols Ausschluss Bewegung in die Partie. Die hatte es dann aber in sich.

Real Madrid - FC Barcelona 1:1

150 Liga-Heimspiele in Folge hatte Mourinho nicht verloren. Bis zum 0:1 gegen Gijon – und die Gefahr war gegeben, dass es im ersten von vier Clasicos in 17 Tagen gleich die nächste hinterher gab. Denn die Erinnerung an das 0:5-Debakel im Camp Nou im November lebt noch. Die besondere Konstellation ergab vor dem Spiel aber auch besondere Fragen. Denn die Tatsache, dass dieses erste Spiel das bedeutungsloseste davon ist – die Meisterschaft ist so oder so praktisch entschieden – hatte wohl auch Einfluss darauf, inwieweit Mourinho seine Lehren aus dem 0:5 einsetzt, ohne sich eventuelle Überraschungsvarianten für die drei folgenden Spiele schon jetzt zu zerschießen.

Mourinho opferte für dieses Spiel Özil für Pepe – und der Portugiese hatte einen klaren Auftrag: Verhindern, dass sich Messi zwischen Verteidigung und Mittelfeld ausbreiten kann. Wann immer sich Messi je 15 Meter links und rechts vom Zentrum zwischen den Reihen aufhielt, war Pepe nicht weit. Er war also kein Sechser im klassischen Sinn, sondern mehr ein Kettenhund. Mit Erfolg: Bis auf zwei Szenen war Messi in der kompletten ersten Hälfte kein Faktor.

Zwar war die Formation bei Mourinho ein 4-3-3, aber eben ein sehr defensiv ausgelegtes: Das Dreier-Mittelfeld bestand aus einem sehr tief stehenden Kettenhund und zwei vornehmlich Defensiven, wie üblich Xabi Alonso und Khedira. Die Formation mit sieben defensiven Feldspielern hieß bei Real aber auch: Rückzug! Die Madrilenen überließen Barça bereitwillig den Ball und verzichteten zumeist auch auf ein wirklich konsequentes Pressing. Dafür war Messi gut aufgehoben, machten außerdem Marcelo (gegen Pedro) und Ramos (gegen Villa) defensiv einen herausragenden Job. Vorsicht war bei allem Ballbesitz – zuweilen bis 75% – aber auch bei den Gästen aus Barcelona oberste Bürgerpflicht.

So ging Dani Alves kaum einmal über die Mittellinie und wenn doch, war der extrem starke Marcelo sofort zur Stelle. Risikopässe wurden bei den Blaugrana komplett gemieden. So standen sich zumeist die beiden Mannschaften gegenüber wie zwei Schwergewichtsboxer, von denen keiner zuerst einen womöglich entscheidenden Fehler, keiner zuerst seine Deckung etwas lüften will.

Real attackiert früher

Nach etwa einer halben Stunde ging Xabi Alonso etwas weiter nach vorne und auch die anderen Madrilenen störten die Kreise von Barcelona nun etwas früher. Die gewohnten Ballstaffetten der Gäste wurden so immer mehr gestört, es gelang nun noch weniger, gemütlich im Mittelfeld den Ball hin und her zu schieben und auf die Lücke zu warten. Auch machte Real zunächst nicht wie im November den Fehler, eine allzu hohe Verteidigungslinie zu spielen – es gelang Barcelona nur ein einziges Mal, mit einem schnellen Steilpass hinter die Viererkette zu kommen.

So hatten zwar die Katalanen konstant über zwei Drittel Ballbesitz, aber die individuellen Duelle entschieden trotzdem eher die Madrilenen für sich: Marcelo war auch nach vorne effektiver als Dani Alves, Pepe hatte Messi gut im Griff, Villa machte gegen Ramos keinen Stich. Und Di María provozierte immer häufiger leichte Ballverluste, die mit schnellem Umschalten zu einem Chancenplus für Real führten – so vergab Ronaldo ungewohnt kläglich, so musste kurz vor der Halbzeit ein Ball von der Linie gekratzt werden.

Strafe für höhere Verteidigung

Zu Beginn der zweiten Halbzeit wollte Mourinho offenbar den Druck auf das Barcelona-Mittelfeld weiter erhöhen, denn die Abwehrkette stand nun deutlich höher als noch im ersten Durchgang. Ein hohes Risiko – denn genau das hatte ja, wie erwähnt, massiv zum 0:5-Debakel im November beigetragen. Und auch diesmal dauerte es nur ein paar Minuten, bis dieses Risiko bestraft wurde: Ein schneller Steilpass auf Villa (genau so hatte er seine zwei Tore beim 5:0 gemacht), und Albiol kann sich nur noch mit einer Ringereinlage helfen. Einzig korrekte Entscheidung: Rot für Albiol, Elfer für Barcelona. Den Messi über die Linie zitterte – das 1:0.

Real - Barcelona (nach 0:1 und Ausschluss)

Mourinho reagierte umgehend auf die Unterzahl – aber nicht mit einem neuen Verteidiger. Stattdessen rückte Pepe zurück in die Viererkette, Özil kam statt Benzema auf den Platz und nahm die rechte Seite ein, Cristiano Ronaldo rückte von dort in die Spitze. Real agierten nun mit einem klaren 4-4-1 und bekam das Spiel besser in den Griff – auch natürlich, weil Barça das zuließ.

Barcelona verlegt sich auf Halten

Das Team von Pep Guardiola wusste: In Führung, ein Mann mehr – das Spiel kann eigentlich nicht mehr verloren werden. Und mehr hatte Barcelona offenbar auch nicht im Sinn, denn einen Ausgleich mehr oder weniger billigend in Kauf nehmend, zog man sich nun, völlig untpyisch, etwas zurück. Was aber sicher auch zu einem großen Teil an der wieder aufbrechenden Verletzung von Puyol lag: Denn statt ihm musste Busquets in die Verteidigung, Seydou Keita musste den Part im defensiven Mittelfeld übernehmen. Und das kann er nicht auf höchstem Niveau, was der Grund war, warum Guardiola das Risiko mit Puyol überhaupt eingegangen war.

Real nahm diese Einladung dankend an und vor allem Angel di María nützte nun die defensive Spielweise von Dani Alves aus. Es ist keine neue Erkenntnis: Das Verteidigen ist keine der ganz großen Stärken des Brasilianers, und so bereitete ihm Di María – vom sehr fleißigen Marcelo unterstützt; auch Özil machte auf seiner Seite nun ganz gut Betrieb.

Real - Barcelona (Schlussphase)

Neue Variante: Khedira als Zehner

Trotzdem musste Di María in Minute 67 weichen, ebenso wie Xabi Alonso. Für die beiden kamen Arbeloa und Adebayor, was wieder einige Umstellungen zur Folge hatte: Ronaldo ging auf links, Adebayor in die Spitze, Arbeloa nach rechts hinten, dafür Ramos nach innen und Pepe wieder nach vorne ins defensive Mittelfeld.

Alles soweit nicht unlogisch – eine neue Variante war es allerdings, Khedira (der eine extrem starke Partie ablieferte) praktisch als Zehner, als vordersten zentralen Mittelfeldmann einzusetzen. Der Plan dahinter war klar: Druck auf den leistungsmäßig klar abfallenden Seydou Keita ausüben. Ohne den Hub im defensiven Zentrum, den Busquets nicht mehr spielen konnte, fehlte es Barça am Umschalten auf Offensive.

Zudem geigte Özil nach seiner Einwechslung grandios auf der rechten Seite (was letztlich für Adrianos Auswechslung sorgte) und es bereitete der unangenehme Adebayor in vorderster Front vor allem dem Verlegenheits-IV Busquets große Probleme. Real hatte nun zwar immer noch deutlich weniger Ballbesitz als der Gegner, war aber die klar gefährlichere und eigentlich auch spielbestimmende Mannschaft.

Was in Minute 81 auch belohnt wurde. Mit einem Foul wie ein Sinnbild für die jeweiligen Leistungen: Der schwache Dani Alves legte den bärenstarken Marcelo im eigenen Strafraum, Strafstoß, Ausgleich. Cristiano Ronaldo verwandelte sicher.

Barça zieht wieder etwas an

Wie zum Beweis, dass sie es ja eigentlich könnten, versuchte Barcelona in den Schlussminuten nicht ohne Erfolg, die Daumenschraube wieder etwas anzuziehen. Die Katalanen pressten wieder früher, zogen wieder mit mehr Erfolg ihr Spiel auf und konnten sich so wieder etwas befreien. Messi entzog sich der Umklammerung von Pepe nun, indem er vermehrt auf die linke Seite ging und Villa dafür eher ins Zentrum, um als Passempfänger im Zentrum auch mal Bälle abblocken zu können.

Guardiola brachte zudem Maxwell (für Adriano) und Afellay (für den schwachen Pedro), um neue Impulse zu setzen. Beinahe hätte es in der Nachspielzeit auch noch geklappt mit dem Siegtreffer – kurz, nachdem auch Real die letzte Chance vergeben hatte.

Fazit: Punktsieg für Mourinho

Es war klar, dass Real-Coach Mourinho derjenige Coach sein muss, der sich eher auf den Gegner einstellen muss als umgekehrt – und der Portugiese tat das brillant. Auch, weil er nicht zu feig war, vor eigenem Publikum vordergründig feig zu sein und in Kauf zu nehmen, unter 30% Ballbesitz zu haben. Er ließ ein Geduldspiel zu und hatte alle Argumente auf seiner Seite: Hätten die zwei klaren Chancen vor der Pause gesessen, Real wäre mit einer Führung in die Halbzeit gegangen.

Letztlich war das Risiko, mit einer höheren Verteidigungslinie Barça nach der Pause mehr unter Druck setzen zu wollen, zu hoch. Doch auch in Unterzahl reagierte Mourinho goldrichtig: Marcelo und den jeweiligen linken Flügelmann (erst Di María, dann Ronaldo) nach vorne, um Alves zu ärgern. Khedira auf die Zehn, um Keita auf die Füße zu steigen. Adebayor nach vorne, um Busquets‘ Schwächen in der Innenverteidigung anzubohren. Özil zunächst zu opfern, um Pepe als Kettenhund Messi aus dem Spiel zu nehmen, so gut es ging. Mourinho war absolut spot-on.

Dass es letztlich „nur“ zu einem 1:1 gereicht hat und die geringen Hoffnungen auf die Meisterschaft damit endgültig verflogen sind, wird er verschmerzen können – bzw., wohl oder übel müssen. Die Frage wird nun sein, inwieweit er die Erkenntnisse aus diesem Spiel in den kommenden drei wieder ausspielen kann, und inwieweit Guardiola darauf reagiert – oder reagieren kann. Eine Rückkehr von Mascherano ins Abwehrzentrum, wie im Rückspiel gegen Donetsk, ist eine mögliche Variante, sollte Puyol nicht für Spiel 2, das Pokalfinale, fit werden – oder er ihn nicht wieder riskieren will.

Letztlich aber kann man diese 1:1 als leichten Punktsieg für Mourinho werten. Er hat auf das 0:5 vom November und auch auf den Spielverlauf richtig reagiert. Wobei man Guardiola zu Gute halten muss, dass er aufgrund der Personalsituation kaum Alternativen zu Keita auf der Sechs und Busquets in der Innenverteidigung hatte.

(phe)

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