Kek – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 29 Dec 2010 17:18:03 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Day 13 / C – Voller Einsatz wird belohnt https://ballverliebt.eu/2010/06/23/day-13-c-voller-einsatz-wird-belohnt/ https://ballverliebt.eu/2010/06/23/day-13-c-voller-einsatz-wird-belohnt/#respond Wed, 23 Jun 2010 18:16:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2326 Day 13 / C – Voller Einsatz wird belohnt weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 12 – Gruppe C | Mit unbändigem Willen erkämpfen sich die US-Boys in der Nachspielzeit doch noch den Einzug ins Semifinale. Damit fliegen die Slowenen raus – diese hatten gegen England zwar kaum eine Chance, aber die Three Lions machten sich selbst mal wieder das Leben schwer.

England – Slowenien 1:0 (1:0)

Slowenien - England 0:1

Drittes Spiel, dritter Versuch – das galt bei England für die Position neben Terry in der IV (King verletzt, Carragher gesperrt), in der nun No-Name Upson spielte (und wenig geprüft wurde), und für jene im RV (Wright-Phillips schwach, Lennon schwach), wo der zu Turnierbeginn wegen Krankheit geschwächte Milner zurück kehrte. Und das war eine gute Maßnahme von Fabio Capello: Denn Milner machte auf seiner Seite, unterstützt von Glen Johnson den meisten Betrieb.

Die Slowenen versuchten, hoch zu verteidigen und die die Räume durch die Mittelfeldreihe schon eng zu machen, weswegen im englischen Spiel durch die Mitte nicht allzuviel ging. Umso mehr waren die Flanken gefordert, die zu Beginn jedoch von den Slowenen ganz gut zugemacht wurden. Zudem konnte Rooney, der im 4-4-2 neben dem eher statischen Defoe die Arbeitsbiene machte, unter Kontrolle gehalten werden. Bis zum 1:0 für Defoe: Milner flankte, die slowenische Innenverteidigung war nicht geordnet, sodass das Tor nicht verhindert werden konnte.

Das gab den Engländern sichtlich Auftrieb. Hinten waren sie in der ganzen Hälfte nur einmal gefortert (bei einem Eckball), aber nach vorne war nun die Schwäche der Slowenen vor dem Tor erkannt, und natürlich wurde diese weiter auszunützen versucht. So hätten Defoe und Gerrard innerhalb von kürzester Zeit schon auf 3:0 stellen können und das Spiel entscheiden können. Das Spiel der Engländer war durch die Stärke von Milner und die gleichzeitig eher maue Performance von Gerrard ziemlich rechtslastig.

Was die Slowenen, personell unverändert in einem 4-4-1-1 mit Novakovič als hängendem Stürmer angetreten, nicht wirklich ausnützen konnten. Zwar war RV Brečko der Slowene mit den deutlich meisten Ballkontakten, seine Hauptanspielstationen Novakovič und Birsa konnten aber nicht allzu viel damit anfangen. Immerhin, die Slowenen sind keine Griechen und so versuchten sie zu Beginn der ersten Hälfte zumindest, sich nicht auf ein passendes Ergebnis in der Parallelpartie zu verlassen und etwas mehr nach vorne zu machen – speziell über Birsa – aber mehr als ein paar Freistöße schauten nicht heraus.

Anders die Engländer, die ihre mit Abstand beste Turnierleistung bis dato ablieferten. Nun versuchte auch Gerrard auf der linken Seite, sich besser in Szene zu setzen, aber die wirklich gefährlichen Aktionen und Flanken kamen zunächst hauptsächlich weiterhin von Milners rechten Seite – erst im Laufe der zweifen Hälfte drehte sich dieses Kräfteverhaltnis. Die Slowenen waren nun vor allem mit dem gesteigerten Tempo, das die Three Lions nun, wo sie führten und das Spiel sicher im Griff hatten, gingen, überfordert. Bis zur 60. Minute hätte es schon mindestens 4:0 stehen müssen, abervor allem dem enorm fleißigen Rooney wollte im Abschluss nichts gelingen.

Die Dominanz, welche das englische Team nun ausübte, schien die Slowenen nun endgültig einzuschüchtern, das Umschalten auf Angriff klappte nun nicht mehr. Daran änderte auch die Hereinnahme der Sturmspitze Dedič für Sturmspitze Ljubijankič genau nichts. Dennoch müssen sich die Engländer den Vorwurf gefallen lassen, nicht für die überfällige Entscheidung gesorgt zu haben – hätten die Slowenen ihre Dreifach-Chance (68.) genützt, die ganze schöne Dominanz wäre für die Katz‘ gewesen. Der Effekt dieser Szene: Die Engländer zogen sich nun mit etwas mehr Leuten zurück, um nicht wieder solche Lücken preiszugeben. Zudem kam in einem eher seltsamen Wechsel Joe Cole für Rooney.

Womit die vorher durchaus ansehnlichen Offensivbemühungen der Engländer ein Ende hatten. Joe Cole nahm zwar nominell die Postion von Rooney ein, aber ihm fehlt es schlicht an der Präsenz von Rooney. So kamen die Slowenen wieder etwas besser in die Partie und hielten den Gegner besser vom eigenen Tor weg, ohne allerdings selbst wirklich zu Chancen zu kommen, und wenn, waren’s wieder hauptsächlich Standards von Birsa. Dennoch unnötig, überhaupt noch ins Zittern zu kommen. Zu überlegen waren die Engländer, dass die Slowenen überhaupt noch im Spiel hätten sein dürfen. Die seltsamen Wechsel von Capello haben den Flow im Team komplett zerstört – und im Endeffekt den Engländern den Gruppensieg gekostet. Ein weiteres Tor hätte dafür gereicht…

Fazit: Die Engländer, vor allem dank Milner, zeigen endlich eine ansprechende Leistung – zumindest bis zum seltsamen Austausch von Rooney, der das englische Spiel komplett zerstörte. Slowenien kämpften recht brav, aber die Qualität war schlussendlich auf Seiten der Engländer. Dass das Achtelfinale erst mit dem Abpfiff verloren war, ist für unseren Nachbarn aber natürlich bitter.

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USA – Algerien 1:0 (0:0)

USA - Algerien 1:0

Sie hatten selbst noch kein Tor erzielt – aber da die Algerier (den schrecklichen Torwart-Fehler aus der ersten Partie einmal ausgenommen) auch noch keines bekommen haben, wussten die Amerikaner schon, was zu tun war. Alleine: Sie wurden von den erstaunlich forschen Wüstenfüchsen zu Beginn diverse Male am falschen Fuß erwischt. Vor allem bei langen Bällen aus dem Halbfeld auf Djebbour in der Spitze machte gerade IV DeMerit keine allzu glückliche Figur. Auch die Formation der Algerier war mit dem 3-4-1-2 eine Spur offensiver als in den letzten Spielen – kein Wunder, auch die Nordafrikaner benötigten ja einen Sieg, um noch ans Achtelfinale denken zu können.

Vor allem über die Flanken hatten die Algerier, wie gewohnt mit Belhadj links und Kadir rechts, ihre Hausaufgaben gemacht und gewusst, dass die US-Außen im Mittelfeld Donovan und Dempsey mit der Abwehrarbeit nicht allzu genau nehmen. Hinzu kam Ziani als hängende Spitze, der gemeinsam mit Lacen und Yebda eine Überzahl im zentralen Mittelfeld schaffen konnte. So sahen sich die Amerikaner mit diversen Weitschüssen konfrontiert, denn vor dem Tor gibt es, das ist eine Erkenntnis dieses Turniers, keinen Algerier mit WM-Format.

Die Amerikaner versuchten vor allem, durch die Mitte vor das algerische Tor zu kommen. Dazu zogen Donovan und Dempsey recht früh nach innen, wo sie immer wieder Löcher in den Schnittstellen der Dreierkette fanden, und so ebenfalls zur einen oder anderen guten Einschussmöglichkeit kamen. Allen voran natürlich jene Chance, in der erst Gomez vergab und dann Dempsey wegen Abseits zurückgepfiffen wurde.

Im Wissen um die Siegpflicht stellte US-Teamchef Bob Bradley in der Halbzeit um, brachte mit Feilhaber (für Edu) einen Mann für’s linke Mittelfeld, dafür rückte Dempsey in die Spitze; genauso wie de facto Donovan auf der anderen Seite – was für ein 4-3-3 sorgte, aber in der Praxis nicht wirklich etwas brachte. Denn dadurch, dass sich nun Bradley und er schwache Edu praktisch alleine einem algerischen Fünfer-Mittelfeld gegenüber sahen, kam wenig in die Spitze. Darum reagierte der US-Teamchef erneut, brachte mit Buddle (für Edu) einen bulligen Zentrumsstürmer, dafür ging Dempsey wieder auf die linke Seite zurück. Was nominell ein 4-4-2 war, stellte sich in der Praxis aber eher als 4-2-4 oder war 2-4-4 dar, mit konsequenterem Spiel über die Außen.

Prompt kamen die Amerikaner vermehrt zu Chancen, die Algerier kamen nur noch über Konter – und diese waren, wir kennen die Nordafrikaner ja schon, nicht allzu gefährlich. Zudem ging Nadir Belhadj nach zweieinhalb Spielen Dauerlauf auf der linken Seite merklich die Luft aus. Darum kam bei Algerien mit Ghedioura ein etwas defensiverer Spieler für Spielmacher Ziani, dessen Position zumindest ansatzweise von Yebda eingenommen wurde; Saâdane wollte die verloren gegangene Kontrolle im defensiven Mittelfeld wieder zurück erlangen – was nacht gelang, die US-Boys drückten nun vehement auf den Treffer.

Dann kam noch Beasley für LV Bornstein, womit aus dem US-Spiel ein 3-4-3 wurde – Beasley links im Mittelfeld, Dempsey mit Buddle und Altidore wieder in der Spitze. Die Algerier, die wohl wussten, dass ihre Chancen auf das Achtelfinale auch durch das Parallelspiel dahin war, hatten der Schlussoffensive der Amerikaner nicht mehr entgegen zu setzen. Alleine, diese gingen vor allem mit ihren Standardsituationen (von denen sie sich gegen die platten Algerier nun einige holten) ziemlich schludrig um. Es brauchte einen Kraftakt in der Nachspielzeit und ein Missverständnis zwischen dem algerischen Torhüter Mbolhi und Abwehrspieler Bougherra, um den Ball zum späten 1:0 über die Linie zu hämmern.

Fazit: Die Amerikaner verdienen sich den späten Sieg schon alleine aufgrund des unermüdlichen Einsatzen und des unbedingten Willens. Die Nordafrikaner haben zumindest eine Stunde absolut mitgehalten, letztlich fehlte aber die Luft und auch die Qualität.

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Das war die Gruppe C: Wirklich überzeugen konnte von diesem Quartett eigentlich keiner. Favorit England krampfte sich zu zwei Remis, zeigten erst im entscheidenden dritten Spiel zumindest Teile der fraglos vorhandenen Qualität. Dennoch ist das Team von Capello (und wohl auch der Italiener selber) ob der vielen vergebenen Chancen gegen Slowenien vollkommen selbst Schuld daran, dass man den Gruppensieg um ein Tor verpasste und es nun im schwierigeren Ast der K.o.-Runde weitergeht.

Das Team aus den USA erkämpfte sich den Platz im Achtelfinale und ist mit ihrer Never-Give-Up-Einstellung nicht nur mit dem Last-Minute-Einzug in die Runde der letzten 16, sondern sogar noch mit dem Gruppensieg belohnt worden. Auch mit dem Fehlpfiff aus dem Slowenien-Spiel sollten die US-Boys damit versöhnt sein. Das bitterste Ende gab es fraglos für Slowenien, denn just in dem Moment, als das Spiel gegen England abgepfiffen wurde, fiel im Parallelspiel das entscheidende Tor zu Ungusten der Slowenen. Sie haben sich als unangenehmer Gegner erwiesen, dem es allerdings letztlich doch an der Qualität fehlte. Der Punkt gegen die Amerikaner war trotz der 2:0-Führung schon geschenkt, und der Sieg gegen Algerien war pures Glück.

Ja, Algerien. Die Nordafrikaner waren defensiv fraglos eines der besten Teams in diesem Turnier – nur zwei Gegentore, davon beide unglücklich. Aber in der Offensive fehlt einfach ein auch nur halbwegs gefährlicher Stürmer. Dennoch haben sich die Wüstenfüchse im Rahmen ihrer Möglichkeiten ordentlich präsentiert und müssen nicht allzu enttäuscht sein.

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Die kleinen Nachmacher Österreichs? https://ballverliebt.eu/2010/05/03/die-kleinen-nachmacher-osterreichs/ https://ballverliebt.eu/2010/05/03/die-kleinen-nachmacher-osterreichs/#respond Mon, 03 May 2010 15:22:48 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1978 Die kleinen Nachmacher Österreichs? weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 20: SLOWENIEN | In Kroatien und Serbien gelten die Slowenen als Strebervolk, als die „kleinen Nachmacher der Österreicher“. Doch so ganz stimmt das nicht, denn im slowenischen Team spielen nur Legionäre. Und sie sind, anders als die Östereicher, in Südafrika dabei.

Eine Art „Goldene Generation“ war es, damals, vor zehn Jahren. Mit der Diva Zlatko Zahovič, bis heute Rekord-Teamspieler und -Torschütze der Slowenen. Mit dem jungen Teamchef Srečko Katanec, der das Team zur Euro2000 und zur WM 2002 führte. Indem er um seinen zentralen Spieler ein Team aus Namenlosen so einstellte, dass es stark genug war, sich für zwei Turniere zu qualifizieren. Mit einem Land, das kaum größer ist als Niederösterreich und kaum mehr Einwohner hat als der Großraum Wien. Mit einer sportlich völlig wertlosen Liga, deren Vertreter im Europapokal selten die zweite Augustwoche überstehen.

Darum war es auch nicht verwunderlich, dass es wieder steil bergab ging, als Zahovič aus diszipliären Gründen aus der Nationalmannschaft flog und letztlich aufhörte. Als Srečko Katanec nicht mehr Teamchef war. Als die Slowenen wieder das stellten, was sie im Grunde eben waren – eine No-Name-Truppe. Es reichte noch zum Playoff für die Euro2004, aber zwei Jahre später waren sie nur zwei Pünktchen vor dem Vorletzten in ihrer Qualigruppe. Eine gar nicht mal so schweren eigentlich, mit Norwegen und Schottland. Alles nicht unschlagbar, eigentlich.

Und in der Quali für die Euro2008 war es dann so weit: Gerade noch Luxemburg landete hinter dem nördlichsten Staat des ehemaligen Jugoslawien. Albanien und Weißrussland? Vor dem Team, dass Matjaž Kek halb durch die Qualifikation von seinem glücklosen Vorgänger Branko Oblak übernommen hatte. Einem der ganz wenigen echten jugoslawischen Fußballstars, die aus Slowenien kommen. Denn was die Jagd nach dem runden Leder angeht, waren die Slowenen im so brutal zerbrochenen Staatengebilde Jugoslawien nie sonderlich gut gelitten. Das Völkchen aus dem Norden wurde zwischen Belgrad, Zagreb und Sarajevo durchaus abschätzig als „Skifahrer“ bezeichnet. Und auch auf anderen Bereichen sehen Kroaten und Serben die Slowenen nicht so sehr als Teil des slawischen Kulturkreises, sondern mehr als „kleine Nachmacher der Österreicher“. Dass Slowenien der einzige jugoslawische Nachfolgestaat ist, der es in die EU geschafft hat (vor mittlerweile sechs Jahren) und dort unter den neueren Mitglieder doch so ein wenig der Musterschüler ist, unterstützt diese Sichtweise natürlich maßgeblich.

Weshalb es vor allem den stolzen Kroaten irrsinnig wehtut, dass die ungeliebten Serben bei der WM dabei sind, die belächelten Slowenen auch, sie selbst aber nicht. Zumal es noch wenige Spiele vor Ende der Qualifikation so ausgesehen hatte, als sollte auch Matjaž Kek den Umschwung nicht schaffen können. Nach der Niederlage in Nordirland war der Playoff-Platz fünf Punkte weg, zudem lagen mit den Slowaken, den Tschechen und den Polen drei Mannschaften zwischen den Slowenen und dem Platz, der zu den Entscheidungsspielen berechtigt hätte. Das Thema war erledigt. Scheinbar.

Dann, im Herbst, drehte die Legionärstruppe so richtig auf: Nach dem Pflichtsieg gegen San Marino wurden die Polen 3:0 vom Platz gefegt, der Slowakei auswärts mit 2:0 die vorzeitige Qualifikation verhagelt, und mit dem abschließenden Sieg (dem 3:0 in San Marino) und den tschechischen Umfallern gegen Nordirland und die Slowakei war sensationell der zweite Platz fix. Und dann kam das Los: Russland. Die ganze Mühe schien umsonst, der EM-Semifinalist nach einer ordentlichen Qualifikation (in der nur gegen Deutschland verloren wurde) mindestens eine Nummer zu groß. Eher zwei oder drei. Im Hinspiel waren die Slowenen auch völlig chancenlos, über ein 0:5 hätte sich keiner beschweren dürfen. Aber die Russen versäumten die Entscheidung, Nejc Pečnik erzielte kurz vor Schluss das Auswärtstor zum 1:2, und die Slowenen glaubten plötzlich selbst daran, dass ein Ticket nach Südafrika drin war. Und mit unbändigem Willen gelang letztlich der 1:0-Erfolg im Rückspiel, in dem die Russen die Nerven völlig wegwarfen.

Das Erfolgsgeheimnis liegt bei den Slowenen sicherlich im Teamgeist und im vollen Einsatz für die Mannschaft. Nicht zuletzt war es Stürmerstar Milivoje Novakovič (der es über die Regionalliga vom SAK Klagenfurt und Voitsberg mittlerweile in die deutsche Bundesliga geschafft hat), der sich bei seinem Verein, dem 1. FC Köln, mächtigen Ärger einhandelte, als er sich erst nach einer Blessur von Köln auf die Tribüne setzen ließ, um wenige Tage später putzmunter für sein Nationalteam aufzulaufen. Und ein weitere Faktor ist natürlich, dass kein einziger Spieler aus der heimischen Liga auch nur im näheren Kandidatenkreis für das Aufgebot ist. Logisch, schließlich rangiert die „Prva Liga“ im europäischen Vergleich auf dem 35. Platz – hinter den Ligen aus Moldawien, Lettland und Litauen.

Diese Legionäre spielen aber nicht für die Topteams dieser Länder, die meisten nicht einmal in besonders renommierten Ligen. Eine Belgien-Legionäre gibt es, auch bei griechischen Mittelständlern, Andraž Kirm spielt in Polen. Andere spielen zwar in größeren Ligen, aber dort eher hinten – bei Abstiegskandidaten oder gar Zweitligisten aus Frankreich und Deutschland bedient sich Kek ebenso. Und Matej Mavrič, Alternative in der Innenverteidigung, ist gerade mit Koblenz in die dritte deutsche Liga abgestiegen.

Dass es dennoch funktioniert, spricht für diese Spieler. Von denen praktisch alle genau wissen, woran sie stehen, denn Kek rotiert de facto gar nicht. In den erfolgreichen Qualispielen, genauso wie in Testmatches seither, spielte immer die exakt selbe Mannschaft von Beginn an. Diese beinhaltet mit Samir Handanovič von Udinese Calcio nicht nur einen der noch bekanntesten Spieler von einem halbwegs bekannten Klub, sondern im 25-Jährigen auch noch einen der besseren seiner Zunft. Sein Cousin Jasmin spielt in der Serie B, ist im Team nur der dritte Mann.

Davor vertraut Kek einem klassischen 4-4-2 mit einem eher defensiv ausgerichteten Mittelfeld. In der Abwehrzentrale sind Boštjan Cesar vom französischen Prügelknaben Grenoble und Marko Šuler vom belgischen Überraschungsteam Gent gesetzt, links hinten gibt es zu Bojan Jokić (Chievo Verona) keine ernsthafte Alternative. Rechts war zuletzt Mišo Brečko gesetzt, er spielte in Köln aber keine gute Saison. Branko Ilič von Lok Moskau kann sich daher durchaus noch Hoffnungen machen.

Im zentralen Mittelfeld sind Robert Koren, der gerade mit West Brom in die Premier League aufgestiegen ist, und Aleksander Radosavljevič dafür zuständig, erst einmal die gegnerische Offensive zu bremsen. Wenn es nötig ist, offensiver zu werden, stehen Teamchef Kek aber durchaus Alternativen zu Verfügung. Etwa Nejc Pečnik, der sich hinter den Spitzen am wohlsten fühlt, oder das große Talent Rene Krhin. Der 20-Jährige hatte bei José Mourinho in der abgelaufenen Saison eine Handvoll Einsätze bei Inter Mailand. Mehr als ein Joker ist er aber im slowenischen Team auch (noch) nicht.

Auf der rechten Mittelfeldseite steht mit Andraž Kirm ein gelernte Außenverteidiger, wesentlich offensiver in seiner Grundhaltung ist da der Mann auf der linken Seite. Valter Birsa vom französischen Sensationsteam Auxerre sieht sich eher als Stürmer, muss bei Kek aber eben eher auf die linke Seite ausweichen. Denn in der Sturmzentrale sind Zlatko Dedič und Milivoje Novakovič, beide in den hinteren Regionen der deutschen Bundesliga unterwegs, gesetzt.

Das Problem von Matjaž Kek ist, dass es zu fast keinem aus seiner ersten Mannschaft eine echte Alternative gibt. So ist das Team zum einen fast zwingend darauf angewiesen, dann es zu keinen Verletzungen oder Sperren kommt. Zum anderen wurde die Endrunde in Südafrika vor allem dadurch erreicht, dass sich die Mannschaft über einen vergleichweise kurzen Zeitraum von zwei, drei Monaten in der Topform befand, die sie letztlich zur WM hievte. Daher wird es eine der zentralen Fragen sein, was das wahre Gesicht der Slowenen ist – das der letzten Monate, oder das von der Zeit davor?

Andererseits sind die Slowenen trotz der auf dem Papier eher mäßig interessanten Gruppe gegen Algerien und die USA einmal mehr der Außenseiter. Eine Rolle, die ihnen gut liegt, wie sich nicht zuletzt gegen die turmhoch favorisierten Russen gezeigt haben. Keine Frage, für die Slowenen ist schon alleine die Teilnahme so viel wert wie für andere Länder ein Finaleinzug oder gar der Titel. So haben sie auch in Südafrika rein gar nichts zu verlieren und ihre Welt würde auch bei drei Niederlagen (realistisch betrachtet besteht nur gegen Algerien die Chance auf Punkte) die Welt nicht untergehen.

Denn sie sind dabei. Womöglich wäre es also an der Zeit, dass Österreich zu den kleinen Nachmachern Sloweniens würde.

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SLOWENIEN
ganz in weiß, Nike – Platzierung im ELO-Ranking: 47.

Spiele in Südafrika:
Algerien (Mittagsspiel Sa 13/06 in Polokwane)
USA (Nachmittagsspiel Fr 18/06 in Johannesburg/E)
England (Nachmittagsspiel Mi 23/06 in Port Elizabeth)

TEAM: Tor: Jasmin Handanovič (32, Mantova), Samir Handanovič (25, Udinese), Aleksander Šeliga (30, Sparta Rotterdam). Abwehr: Mišo Brečko (26, Köln), Boštjan Cesar (28, Grenoble), Branko Ilič (27, Lok Moskau), Bojan Jokić (24, Chievo), Dejan Kelhar (26, Cercle Brugge), Matej Mavrič (31, Koblenz), Marko Šuler (27, Gent). Mittelfeld: Andraž Kirm (25, Wisla Krakau), Andrej Komac (30, Maccabi Tel-Aviv), Robert Koren (29, West Bromwich), Rene Krhin (20, Inter Mailand), Aleksander Radosavljevič (31, Larissa), Mirnes Šišić (28, Giannina), Dalibor Stevanovič (25, Arnheim). Angriff: Valter Birsa (23, Auxerre), Zlatko Dedič (26, Bochum), Milivoje Novakovič (31, Köln), Zlatan Ljubijankič (26, Gent), Nejc Pečnik (24, Nacional Funchal).

Teamchef: Matjaž Kek (48, Slowene, seit Jänner 2007)

Qualifikation: 1:1 in Polen, 2:1 gegen die Slowakei, 2:0 gegen Nordirland, 0:1 in und 0:0 gegen Tschechien, 0:1 in Nordirland, 5:0 gegen San Marino, 3:0 gegen Polen, 2:0 in der Slowakei, 3:0 in San Marino. 1:2 in und 1:0 gegen Russland.

Endrundenteilnahmen: 1 (2002 Vorrunde)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Côte d’Ivoire, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Die Platzierung im ELO-Ranking bezieht sich auf den Zeitpunkt der Auslosung

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