Kasachstan – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 10 Apr 2016 18:03:15 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Erste Niederlage seit zwei Jahren für die ÖFB-Frauen https://ballverliebt.eu/2016/04/10/oesterreich-frauen-norwegen-kasachstan-em-quali/ https://ballverliebt.eu/2016/04/10/oesterreich-frauen-norwegen-kasachstan-em-quali/#comments Sun, 10 Apr 2016 18:03:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12309 Erste Niederlage seit zwei Jahren für die ÖFB-Frauen weiterlesen ]]> Beherzt gespielt und so lange die Kräfte da waren, alles versucht – aber nach zwei Jahren kassieren die ÖFB-Frauen beim 0:1 daheim gegen Norwegen in der EM-Quali mal wieder eine Niederlage. Die ist im Hinblick auf die EM-Chancen kein Beinbruch und die Leistung war auch voll okay – das Spiel hat aber auch gezeigt, was noch fehlt.

Österreich - Norwegen 0:1 (0:1)
Österreich – Norwegen 0:1 (0:1)

Was Norwegen nicht mag? Angepresst werden und schnelle, wendige Stürmerinnen gegen die robuste, aber nicht besonders schnelle Innenverteidigung. Was Norwegen dafür hat? Tonnenweise Erfahrung, auch wenn einige Stützen in der letzten Zeit aufgehört haben – oder verletzt sind, so wie Angriffs-Megatalent Caroline Hansen.

Klare Kontrolle gegen Norwegens 4-2-4

Österreich kam nach zwei Jahren ohne Niederlage mit viel Selbstvertrauen daher und übernahm auch gleich die Kontrolle, mit drei Chancen in den ersten zehn Minuten. Das norwegische Team spielte im erwarteten 4-4-2, das im Ballbesitz ein 4-2-4 wurde, mit zwei Ankern im zentralen Mittelfeld und langen Bällen.

Zu diesen langen Bällen wurde Norwegen auch zusätzlich gezwungen, weil Mjelde und Mykjåland im Zentrum sofort zwei Österreicherinnen auf den Füßen stehen hatten. Vor allem Sarah Puntigam reagierte im Umschalten von Offensive auf Defensive stark und antipizierte viel, Sarah Zadrazil konnte mit ihrer Technik einige Impulse nach vorne setzen.

Generell schaffte es Österreich gut, Überzahl in Ballnähe herzustellen und den norwegischen Aufbau über das Zentrum zu unterbinden, die langen Bälle brachten nichts ein – auch weil Viktoria Schnaderbeck im Abwehrzentrum die Mitspielerinnen mit viel Übersicht dirigierte.

Gegentreffer ein schwerer Schlag

Nach 22 Minuten folgte dann ein eher patschertes Foul von Gini Kirchberger (die gelernte IV ersetzte auf der linken Seite die angeschlagene Maierhofer) an Ada Hergerberg und Lene Mykjåland verwertete den fälligen Elfmeter. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es Norwegen erst ein einziges Mal geschafft, das österreichische Pressing im Aufbau ohne langen Ball zu umspielen (8.) und nur ein einziges Mal war etwas zu viel Platz zwischen Schiechtl, Feiersinger und Zadrazil auf der rechten Defensiv-Seite (17.). Österreich hatte alles fest im Griff.

Das änderte sich mit dem Gegentreffer. Wie schon beim letzten Pflicht-Heimspiel gegen ein Top-1-Team, dem Match gegen Frankreich in Ritzing, sorgte ein ärgerliches Gegentor nach einem mutigen Start für einen Bruch im Spiel. Zudem kristallisierte sich nun immer mehr heraus, dass Nici Billa einen schwarzen Tag hatte – sie traf im Angriffsdrittel zu viele falsche Entscheidungen, nahm oft das Tempo heraus anstatt einen Vertikalpass zu spielen, blieb mit wenigen Ausnahmen harmlos. Das merkte nun auch Norwegen.

Norwegens Passivität…

Kirchberger fremdelte merklich mit der Rolle als Linksverteidigerin, sie verlor 1-gegen-1-Situationen gegen die sich geschickter bewegende Kristine Minde, ihre Stellungsspiel war nicht immer optimal und sie war (als gelernte IV nicht ungewöhnlich) auch nach vorne nicht so effektiv. Kurz nach der Pause brachte daher ÖFB-Teamchef Thalhammer Nadine Prohaska für die linke Offensiv-Seite und stellte Aschauer auf die LV-Position.

Norwegen wurde immer passiver und stellte sich schon nach einer Stunde endgültig darauf ein, das knappe 1:0 über die Zeit zu bringen; die Stürmerinnen Hegerberg und Utland etwa gingen nicht einmal mehr auf vielversprechende freie Bälle. Dafür machte Norwegen extrem routinierten ZM mit Mjelde und Mykjåland mit ihrem guten Positionsspiel und ihrer überragenden Antizipation einen Aufbau der angreifenden Österreicherinnen durch das Zentrum unmöglich.

Da half es auch nichts, dass in dieser Phase oft Nina Burger zurück auf die Zehn ging und die unsichere Billa ganz vorne – wäre Lisa Makas fit gewesen, hätte sie mit ihrem Tempo und ihrem Schwung sicherlich neue Impulse setzen können, aber die Freiburg-Legionären laboriert an ihrem zweiten Kreuzbandriss innerhalb eines halben Jahres.

…und Österreichs Flügelfokus

Nicht zuletzt wegen des dichten Zentrums wich wich Österreich immer mehr auf die Außenpositionen aus, die nun auch beiden Seiten gut besetzt waren – Schiechtl und die aktive Feiersinger rechts, Aschauer und Prohaska passsicher auf links. Immer wieder gelang es Österreich nun über die Seiten, in den Strafraum zu kommen, vor allem Feiersinger setzte sich zunehmend öfter gegen Elise Thorsnes durch. Alleine der Abschluss passte oft nicht.

Norwegen setzte in der Schlussphase darauf, gegen die anstürmenden, aber zunehmend müden Österreicherinnen Nadelstiche zu setzen, und in einigen Situationen war es vor allem der überragenden Viktoria Schnaderbeck in der Innenverteidigung zu verdanken, dass diverse norwegische Angriffe gar nicht erst zum Abschluss kamen.

Aber auch ihr Aufrücken ins Mittelfeld für den Aufbau half nichts: Norwegen hielt bis zum Schluss stand.

Klarer Sieg zuvor gegen Kasachstan

Österreich - Kasachstan 6:1 (5:0)
Österreich – Kasachstan 6:1 (5:0)

Vier Tage vor dem Hit gegen Norwegen haben die ÖFB-Frauen schon ihren Pflichtsieg gegen Kasachstan eingefahren. Das 6:1 war der höchste Sieg seit zwei Jahren, die 5:0-Führung zur Pause der größte Halbzeit-Vorsprung seit 13 Jahren.

Viel muss man zu diesem Spiel nicht sagen – Österreich agierte sehr konzentriert und konsequent und war auch von der etwas seltsamen Raumaufteilung des kasachischen Teams nicht aus dem Takt zu bringen. Die Viererkette hinten rückte oft nach links und RM Nikolayeva beackerte ihre Seite alleine, während die rechte Seite doppelt besetzt war, Sechser Shanatayeva spielte im 4-1-4-1 oft sehr tief, dafür Achter Kirgisbayeva oft sehr hoch – da ergaben sich schöne Räume für Österreich.

Nici Billa spielte ihre Rolle als Acht recht offensiv und war oft zweite oder hängende Spitze, Zadrazil (die auf der Sechs begann, dann auf die Acht ging) und Puntigam (umgekehrt wie Zadrazil) sicherten dann eher ab. Das 1:0 fiel aus einem Freistoß per Kopfball, das 2:0 war ein Eigentor, das 3:0 eine Bogenlampe von der Seitenlinie, das 4:0 ein Pracht-Weitschuss, das 5:0 ein Abstauber. Dass es nach der Pause nicht noch viel höher wurde, lag nur daran, dass man recht offensichtlich drei Gänge zurückschaltete. Das Gegentor ist ärgerlich, aber unbedeutend.

Nach zwei Jahren wieder mal besiegt

Exakt zwei Jahre und einen Tag war Österreichs Frauen-Nationalteam ohne Niederlage geblieben – in 18 Spielen. Was heißt dies nun, und was heißt dieses 0:1 gegen Norwegen?

unbesiegtDie unbesiegte Serie bedeutet zweierlei. Zum einen, dass man gegen schwächere Teams (Matches gegen im FIFA-Ranking jeweils hinter Österreich gereihte Teams in grün) nicht mehr auf die Nase fliegt – und zwar überhaupt nicht. Das ist ein gutes Zeichen und das ist auch absolut notwendig, will man sich als Topf-2-Team (das Österreich mittlerweile ist) für eine Endrunde qualifizieren will.

Diese Zeit mit ihren vier Spielen gegen stärker gereihte Teams (in der Grafik rot), die allesamt nicht verloren wurden, zeigen außerdem, dass Österreich in der aktuellen Form für so gut wie jedes Team der Welt ein äußerst unangenehmer Gegner ist, den man nicht mal eben so besiegt. Vor allem Australien, der spätere WM-Viertelfinalist, musste das bei dessen sportlicher Hinrichtung in Villach vor einem Jahr erfahren. Aktuell sind wohl nur USA, Deutschland und Frankreich völlig außer Reichweite für Österreich.

Für jeden anderen ist man zumindest ein richtiger Tester.

Nicht auf jeder Position in Top-Form

Österreich verfügt über eine aufbauende Innenverteidigerin von gehobener internationaler Klasse (Schnaderbeck), eine kommende potenzielle Weltklasse-Spielerin (Zadrazil), und ein grundsolides, gutklassiges Team um sie herum. Allerdings nicht so gutklassig, dass man es einfach so verkraftet, wenn mal zwei auslassen oder nicht ganz auf der Höhe sind.

Spiele, vor allem Pflichtspiele, gegen Teams wie Norwegen sind deshalb so immens wichtig, weil man da aufgezeigt bekommt, was noch fehlt. Die österreichische Zentrale ist gut, aber sie hat nicht die Routine des norwegischen Zentrums. Österreichs Angriff kann an guten Tagen fünf Tore in einer Halbzeit gegen Kasachstan schießen, aber wenn wie derzeit eine Lisa Makas verletzt ist, fehlen die Alternativen.

Und – es wurde nach dem Gegentor augenscheinlich – nach einem Rückschlag braucht Österreich zuweilen noch eine gewisse Zeit, um wieder kollektiv vorhanden zu sein. Das sind so die kleinen Punkte, die kleinen Schwächen, die Österreich noch vom nächsten Schritt trennen. Oder die Fähigkeit, auch wenn nicht alle auf 100 % sind, nicht zu viele Chancen zu brauchen, und trotzdem ein Resultat zu bekommen.

Für die EM-Quali, im Übrigen, hat diese Niederlagen praktisch keine Auswirkungen: Man ist immer noch voll auf Kurs Platz zwei ohne Punktverlust gegen die drei „Kleinen“. Bleibt das so, ist Österreich auf jeden Fall bei der EM 2017 in Holland dabei.

tabelle

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Wie un-überzeugend zwei Siege sein können https://ballverliebt.eu/2014/09/17/wie-un-ueberzeugend-zwei-siege-sein-koennen/ https://ballverliebt.eu/2014/09/17/wie-un-ueberzeugend-zwei-siege-sein-koennen/#comments Wed, 17 Sep 2014 21:24:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10561 Wie un-überzeugend zwei Siege sein können weiterlesen ]]> Österreich ist Gruppen-Zweiter! Das ist das erfreuliche Fazit zum Ende der Frauen-WM-Qualifikation für die Endrunde in Kanada nächstes Jahr. Dabei waren die letzten beiden Auftritte, obwohl es ein 4:3 gegen Ungarn und ein 5:1 gegen Kasachstan gab, alles andere als überzeugend. Das ist natürlich auch mit einigen Ausfällen und dem jungen Alter der Truppe (im Schnitt knapp 22 Jahre) zu erklären, muss aber natürlich dennoch ganz klar so angesprochen werden.

Aut Hun Head

Österreich - Ungarn 4:3 (3:2)
Österreich – Ungarn 4:3 (3:2)

Dabei hat sich das im vorletzten Spiel gegen Ungarn so gut angelassen. Die Pressing-Formationen in der Angriffshälfte funktionierten, die Ungarinnen fanden dagegen überhaupt kein Mittel, die Abstände zwischen den Spielerinnen bei den Gästen waren zum Teil viel zu groß und nach 20 Minuten führte Österreich nach zwei Toren und einem Assist von Lisa Makas mit 3:0. Alles war auf Schiene für einen Kantersieg und diverse Chancen auf ein viertes und ein fünftes Tor wurden vergeben.

Bis das alles im Gefühl der haushohen Überlegenheit ordentlich ausfranzte. Neben Abwehrchefin Wenninger (Kreuzband) und der rechten Flügelspielerin Feiersinger (Schien- und Wadenbeinbruch) fehlten an diesem Doppelspieltag auch Linksverteidigerin Verena Aschauer (krankheitsbedingt) und mit Heike Manhart (Zerrung) eine jener Spielerinnen, die rechts hinten in Frage kommen.

Durch den fehlenden Zug nach vorne ihrer Vertreter auf den AV-Positionen, Schiechtl und Tieber, fand Ungarn Zugriff auf das Spiel und nützte individuelle Fehler zu Toren. Beim ersten kam Tieber zu spät, beim zweiten vertendelte Zadrazil nach einem etwas ungenauen Querpass in die Mitte. Mit einer ordentlichen Portion Verunsicherung ging’s dann in die zweite Hälfte, von beim dritten Gegentor Sarah Puntigam von Entstehung (Ballverlust in der Vorwärtsbewegung) bis zur Vollendung (in Übermotivation einen fast geklärten Ball der Ungarin vor die Füße gespielt) nicht besonders gut aussah.

In der Folge klappte das Mittelfeld-Zentrum bei Österreich völlig zusammen. Puntigam war durch den Wind, Zadrazil keine große Hilfe, so etwas wie Spielaufbau kam nur noch über erste Pässe aus der Innenverteidigung auf die Mittelfeld-Außen. Es brauchte eine abgefälschte Flanke und einen geschickten Drehschuss von Nina Burger, um für das 4:3 zu sorgen. Zittrig blieb das Spiel aber bis zum Ende, tief in der Nachspielzeit hatte Ungarn noch eine Riesen-Chance.

Aut Kaz Head

Österreich - Kasachstan 5:1 (2:0)
Österreich – Kasachstan 5:1 (2:0)

„Kaum ein Anbieten, kaum Kompaktheit, kaum ein wirkliches Zusammenspiel“, konstatierte Kapitänin Viktoria Schnaderbeck nach dem abschließenden 5:1 über Kasachstan. Vor allem in der ersten Stunde dieses Spiels war das eine ganz schlimme Vorstellung. Obwohl Österreich mit einem recht billigen Tor (Befreiungsschlag von Schnaderbeck zu Makas, die geht von links in den Strafraum und trifft aus spitzem Winkel) schon in der 4. Minute in Führung ging.

Kasachstan aber zeigte sich als zäher Kontrahent. Vor allem die Solo-Stürmerin Jalova lief ÖFB-Goalie Kristler jedesmal an, wenn es einen Rückpass auf diese gab. Und das war erstaunlich oft der Fall, und jedesmal kam Kristler unter Druck. Was nach der Pause in ihrem Patzer zum zwischenzeitlichen 1:2-Anschlusstreffer der Kasachinnen führte.

Aber wieder kam zu wenig von den Flügeln, wieder hatte die Innenverteidigung zu wenige Optionen zur Eröffnung, Puntigam brauchte bis zu ihrem Tor zum 3:1 nach einer Stunde, um sicherer zu werden. Sarah Zadrazil, die so geniale Pässe spielen kann, zeigte leider nur zwei, drei davon. Und vorne sorgte nur die unermüdliche Lisa Makas für Unruhe. Sie hat in diesen beiden Spielen vier Tore und drei Assists zu verbuchen – sprich, bei sieben von neun Toren war sie ursächlich dabei. Makas‘ fehlende Gefährlichkeit in Länderspielen? Das war einmal. Gut so.

Letztlich stocherte Burger kurz vor der Pause den Ball zum 2:0 ins Tor, wobei sich Kasachstan-Goalie Shelesnyuk verletzte und danach auch raus musste. Kristlers Touch zum 1:2 wurde schnell beantwortet, als Puntigam ihr Tor zum 3:1 selbst einleitete und nach Makas-Stanglpass verwertete. Damit war der kasachische Widerstand gebrochen und die Kraftvorteile machten sich bemerkbar. Billa traf nach einer Flanke von St.-Pölten-Sturmpartnerin Makas zum 4:1, ehe die Angreiferin von Österreichs Tabellenführer den 5:1 herstellte.

Erste Hälfte gar nix, dann so ein wenig, und am Ende es noch besser aussehen lassen als es war.

Fazit: Schwaches Ende, aber erfreulicher Zweiter

Dass es Frankreich im der Parallelpartie am letzten Spieltag fast noch verhagelte, gegen Finnland lange hinten lag und mit sehr viel Mühe 3:1 gewann, passte ins Bild. Und dass nach einer Attacke an Lisa Makas Hektik ausbrach, und es letztlich wilder aussah als es war, war auch irgendwie bezeichnend an einem Abschluss-Abend, der nicht rund lief, aber ein gutes Ergebnis brachte.

Österreich hat Finnland, immerhin Teilnehmer an den letzten beiden EM-Endrunden, hinter sich gelassen und beendet die Qualifikation als 13.-bestes Team Europas. Wenn in einem Jahr die Quali für die EM 2017 startet, wo 15 freie Plätze vergeben werden, wird Österreich ein mehr als ernsthafter Kandidat sein. Zumindest wenn es gelingt, gegen schwache Teams nicht so ins Zittern zu kommen wie nun gegen Ungarn und Kasachstan.

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Alaba und Arnautovic in Spiellaune – 4:0-Sieg gegen kasachische Opferlämmer https://ballverliebt.eu/2012/10/17/alaba-und-arnautovic-in-spiellaune-40-sieggegen-kasachische-opferlammer/ https://ballverliebt.eu/2012/10/17/alaba-und-arnautovic-in-spiellaune-40-sieggegen-kasachische-opferlammer/#comments Tue, 16 Oct 2012 23:00:57 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7934 Alaba und Arnautovic in Spiellaune – 4:0-Sieg gegen kasachische Opferlämmer weiterlesen ]]> Die Gegenwehr von Kasachstan? Gleich Null! Jener Gegner, der Österreich in Astana noch mit aggressivem Spiel geärgert hatte, ließ diesmal in Wien das Treiben von Alaba, Aranautovic und Co. über sich ergehen wie Opferlämmer auf Valium. So dominierte Österreich das Spiel, zeigte deutlich mehr Zielstrebigkeit als im Hinspiel und gewann völlig ungefährdet mit 4:0. Das ÖFB-Team zeigte aber auch, dass es weiterhin viel zu tun gibt.

Österreich – Kasachstan 4:0 (1:0)

Pressing auf die österreichische Spieleröffnung und blitzschnelles Umschalten bei Ballgewinn? Genau auf jene beiden Aspekte, mit denen die Kasachen den Österreichern beim 0:0 in Astana das Leben so dermaßen schwer gemacht haben, verzichteten sie im Wiener Happel-Stadion völlig.

Seltsame kasachische Passivität

Was seltsam war. Denn von schnellem Umschalten abgesehen war im Aufbau bei den Kasachen schon im Hinspiel nichts los. Dieser Effekt verstärkte sich durch die ungeheuer passive Spielweise nun natürlich noch. Österreich hatte bis zu 80 Prozent Ballbesitz und musste vor dem Gegner nie auch nur die geringste Angst haben. So wurde das Spiel zu einer Übungseinheit: Wie knackt man eine Mannschaft, die nur darauf aus ist, so wenig Gegentore wie möglich zu kassieren?

Miroslav Beranek musste auf das gelbgesperrte Sturmduo Ostapenko/Nusarbajev verzichten. Statt den beiden giftigen Angreifern spielte diesmal mit Sergej Gridin als Solo-Spitze in einem 4-1-4-1. Dem Lulatsch fehlte es an jeglicher Unterstützung, er trabte auch nur über den Platz und störte die Österreicher überhaupt nicht. Genauso wie das Mittelfeld-Zentrum, das in Astana mit seiner Aggressivität noch sehr viele Impulse der Österreicher neutralisieren konnten, gefiel sich in seiner Passivität.

Mehr Balance im Spiel

Ganz anders traten da die Österreicher auf. Nominell schickte Koller wieder das gewohnte 4-2-3-1 auf das Feld, mit dem eine beinahe barceloneske Dominanz ausgeübt wurde. Die beiden Außenverteidiger Klein und Fuchs waren, wie sich das gehört, praktisch permanent in der kasachischen Hälfte unterwegs, während es im defensiven Zentrum eine klare Gewaltenteilung gab: Emanuel Pogatetz stand zumeist am Tiefsten, schräg vor ihm war Sebastian Prödl für den ersten Pass zuständig, und Veli Kavlak hielt den vor ihm postierten Alaba und Junuzovic den Rücken frei. Wiewohl es da nicht viel freizuhalten gab.

Die Spielanlage des ÖFB-Teams zeigte sich wesentlich ausbalancierter als in Astana, wo ein massiver Rechtsdrall zu erkennen war und die linke Seite praktisch komplett ignoriert wurde. Auffällig war allerdings, das praktisch nie die Bälle von tief über die Flanken nach vorne getragen wurde, sondern es eine eindeutige Schlatzentrale im Zentrum gab, von wo aus die Bälle dann verteilt wurden. Entweder eben auf Klein/Harnik rechts, auf Fuchs/Arnautovic links oder zu Junuzovic und Janko durch die Mitte.

Bärenstarker Alaba

Diese Schaltzentrale war David Alaba. Er brachte mit seiner unglaublichen Übersicht jenes ordnende Element ins Spiel, das in Astana so schmerzlich vermisst wurde. Und weil ihn Korobkin, Bogdanov und Shakmetov gewähren ließen und sich Alaba auch extrem viel und gut bewegte, konnte er recht problemlos als Kopf der Mannschaft auftreten. Und wenn es eng wurde, kam halt der Pass zurück für den geordneten Neuaufbau von hinten.

Die Performance von Alaba war beeindruckend. Dass er seit fünf Monaten kein Pflichtspiel mehr in den Beinen hat – sein letztes war das 2:5 mit den Bayern im Cup-Finale gegen Dortmund – merkte man ihm nicht an. Er spielte kaum Fehlpässe, warf sich ohne Scheu in die Zweikämpfe und die meisten seiner Zuspiele kamen mit einer Präzision, die auf dem Kunstrasen in Astana vermisst wurde. Seine beiden weiten Flanken auf Marc Janko zum 1:0 und zum 2:0 zeigten das; sein erstes Länderspiel-Tor zum 3:0 krönten seine Leistung.

Das Spiel auf den Flügeln

Ebenfalls sehr aktiv war Marko Arnautovic. Bei ihm fällt immer deutlicher auf, dass er im Trikot der Nationalmannschaft einen wesentlich zielstrebigeren Eindruck macht als in jenem von Werder Bremen. Schon in Astana war er ein absoluter Aktivposten, und in diesem Spiel beherrschte er gemeinsam mit Christian Fuchs die linke Seite nach Belieben – wiewohl es dennoch noch Verbesserungspotential gibt.

Denn Arnautovic zeigte, wie auch Martin Harnik von der rechten Seite in noch stärkerem Ausmaß, eine Tendenz zum relativ frühen Einrücken; genau auf die einmal mehr sehr zurückhaltenden kasachischen Außenverteidiger zu. Doch während Fuchs durch konsequentes Hinterlaufen zumindest links für die nötige Breite sorgte und RM Konisbajev nach hinten drängte, war dies bei Klein auf der rechten Seite weniger der Fall. Klein rannte zwar sehr schwungvoll nach vorne, aber es fehlte ihm so ein wenig das Auge für die Situation.

Harnik und Janko

Was dem ohnehin verunsicherten Martin Harnik wohl zumindest nicht geholfen hat. Dem Stuttgarter klebt eine Un-Form an den Schuhen, die sich gewaschen hat – umso wichtiger für ihn das Tor zum 4:0 in der Nachspielzeit. Im Aufbauspiel war er immer wieder sehr wertvoll, war mannschaftsdientlich und zeigte gute Abstimmung mit seinen Nebenleuten. Aber vor dem Tor hat er die Seuche. Sein Tor schoss Harnik zu einem Zeitpunkt, als er schon nicht mehr auf dem Flügel agierte, sondern nach Jankos Auswechslung statt diesem im Sturm-Zentrum.

Überhaupt, Janko. Bei Trabzonspor kommte er bislang noch nicht so recht zum Zug – viermal ein- und einmal ausgewechselt, noch kein Tor – aber ihm war der Wille deutlich anzusehen, sich gegen die massierte kasachische Abwehr mehr ins Spiel einzubringen. So ließ er sich oft zwischen die Reihen fallen, um gemeinsam mit Junuzovic den kasachischen Sechser Bogdanov zu beschäftigen oder, im Idealfall, einen Innenverteidiger aus der Position zu ziehen. Hier allerdings agierten die Kasachen sehr diszipliniert.

Längst nicht alles war super

Und das darf trotz den erfreulichen und natürlich auch in der Höhe verdienten 4:0 nicht außer Acht gelassen werden: So erfreulich es ist, dass sehr viel mehr Zielstrebigkeit an den Tag gelegt wurde, dass man mit kreativem Spielaufbau den Gegner knacken wollte, dass Schwung vorhanden war – echten Zugriff auf den Strafraum hat die österreichischen Offensive selten bekommen. Die ersten beiden Tore entstanden aus weiten, unbedrängten Flanken von Alaba auf Janko (dem von Harnik bzw. Junuzovic in beiden Situationen blendend ein Mitspieler den am langen Pfosten postierten Verteidiger band), beim dritten Tor lag ein kasachische Verteidiger verletzt am Boden, und auch das vierte Tor resultierte aus einem Zuspiel von außerhalb der Box.

Bei allem Ballbesitz und bei allem Jubel über die starke Leistung von Alaba – einen Gegner mit einer solch destruktiven Anlange mit spielerischen Mitteln zu knacken ist und bleibt ein Schwachpunkt. Das ist nicht schlimm, weil nach acht Spielen unter Koller vor allem im Spiel gegen den Ball schon dermaßen viel weiter gegangen ist und das Gestalten und Durchkommen durch defensive Mannschaften deutlich schwerer zu erlernen ist. Dennoch wird hier das Hauptaugenmerk des Teamchefs liegen müssen, wenn es Richtung der Spiele gegen die Färöer geht. Zumal bei Österreich hier auch noch das psychische Element dazukommt.

Standards ausbaufähig – Pogatetz der Verlierer des Abends

Auch bei Standardsituationen gibt es noch Verbesserungspotential. Das wurde schon in Astana deutlich, als eine Ecke nach der anderen einfallslos in den Strafraum getreten wurde – dabei ist die kasachische Verteidigung eigentlich gar nicht die sicherste, wenn es um das Klären von hohen Bällen geht. Bei diesem Spiel war darüber hinaus auffällig, dass vor allem bei Freistoß-Flanken kein Österreicher lang postiert war. Wenn der Ball also über die Abwehr segelt oder nach außen geklärt wurde, musste immer ein Spieler im roten Dress nachlaufen, anstatt sich frontal dem Ball zu nähern und damit Zeit gegen die verschiebende Abwehr zu gewinnen.

Und es muss auch erwähnt werden – im Spiel der Österreicher gab es einen ganz großen Verlierer: Emanuel Pogatetz. Er fiel vor allem durch praktisch nicht vorhandene Spieleröffnung auf, durch eine ziemliche Streuung in seinem Passspiel, durch latente Gehetzheit wenn schnelles Handeln gefordert war. Kurzum: Der Wolfsburg-Legionär war ein ziemlicher Unsicherheitsfaktor. Es ist anzunehmen, dass die unangenehmen Ostapenko und Nusarbajev das wesentlich konsequenter auszunützen versucht hätten als der als Solo-Stürmer ohne Hilfe auf völlig verlorenem Posten stehende Gridin das tat.

Fazit: Ergebnis wichtig, punkt. Leistung wichtig, aber ausbaufähig

Das deutliche Ergebnis ist vor allem dafür gut, um Unkenrufern die Luft ein wenig aus den Segeln zu nehmen. Der Pflichtsieg ist eingefahren, das mit einer sehr ordentlichen Leistung. Die zwei Punkte aus Astana fehlen zwar immer noch und die historische Aufholjagd der Schweden in Berlin, mit der sie ein 4:4 retteten, hat dem ÖFB-Team auch nicht geholfen. Aber man hat sich in der öffentlichen Wahrnehmung für Astana rehabilitiert.

Wie man die sachliche, analytische und beharrliche Art von Marcel Koller kennt, wird er allerdings sehr wohl auch gesehen haben, dass es weiterhin natürlich noch viel zu tun gibt. Bei der Chancenverwertung wird der Schweizer nicht viel tun können, aber im nächsten Schritt seiner Arbeit wird der Begriff „Eigene Spielgestaltung“ eine zentrale Bedeutung einnehmen.

Denn Alaba und Arnautovic werden nicht jedes Mal so einen guten Tag haben wie diesmal. Und ein gutes Abschneiden in der WM-Quali wird auch maßgeblich davon abhängen, wie gut es gelingt, aus dem eigenen Spiel heraus Zugriff auf den gegnerischen Strafraum zu bekommen. Das 4:0 gegen Kasachstan (der höchste Sieg seit dem 5:1 gegen Malta vor der Heim-EM) ist ein schönes Ergebnis. Aber kein Ruhekissen.

Auch, weil sich in den restlichen sieben Quali-Spielen garantiert kein Team mehr als dermaßen williges Opferlamm präsentieren wird wie die schon fast skandalös passiven Kasachen.

(phe)

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Von den eigenen Waffen in Schach gehalten – Österreich nur 0:0 in Astana https://ballverliebt.eu/2012/10/13/von-den-eigenen-waffen-in-schach-gehalten-osterreich-nur-00-in-astana/ https://ballverliebt.eu/2012/10/13/von-den-eigenen-waffen-in-schach-gehalten-osterreich-nur-00-in-astana/#comments Sat, 13 Oct 2012 01:37:04 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7924 Von den eigenen Waffen in Schach gehalten – Österreich nur 0:0 in Astana weiterlesen ]]> Aggressives Pressing gegen die Spieleröffnung, blitzschnelles Umschalten – aber wenige echte, eigene Ideen im Aufbau und ohne die große Gefahr vorm gegnerischen Tor. Was wie Österreich klingt, beschreibt aber Kasachstan. Und damit gelang es dem Außenseiter, die Österreicher in Schach zu halten und ein 0:0 zu holen. Das Team von Marcel Koller zeigte in Astana die befürchteten Schwächen, wenn es selbst das Spiel gestalten muss.

Kasachstan – Österreich 0:0

Das Pressing und das Umschalten nach Ballgewinn funktioniert bei Österreich schon sehr ansprechend, wie die tolle Leistung gegen Deutschland gezeigt hat. Nur: Das alles hilft einem natürlich gar nichts, wenn man selbst den Ball hat. Dass hierin, nämlich im eigenen Aufziehen des Spiels, die größte Baustelle im ÖFB-Team liegt, auch nach einem Jahr Marcel Koller, hat das gar nicht berauschende 0:0 gegen arg passive Rumänen im Juni gezeigt.

„Man kann zumindest schon mal ohne ganz großes Bauchweh in das erste WM-Quali-Spiel gegen Deutschland gehen, da wird man das Spiel nicht selbst machen müssen. Dann allerdings, beim Doppel in bzw. gegen Kasachstan im Oktober, sind gute Laufwege ohne Ball zum Löcher reißen schon eher gefragt.“

So blickten wir nach dem Rumänien-Spiel auf die ersten Partien der WM-Quali. Dass es Probleme in Astana geben würde, konnte man da schon erahnen. Mit den Laufwegen zum Löcher reißen hatten diese allerdings nur sekundär zu tun.

Kasachstan – keine Über-Truppe, aber in exzellent eingestelltes Kollektiv

Dass die Kasachen von Teamchef Miroslav Beranek eine sehr ungut zu spielende Mannschaft sind, ist nicht neu. Irland etwa war vor einem Monat bis Minute 88 sogar 0:1 hinten, gewann aber noch. Sie sind natürlich keine Welteroberer. Aber eine ausgezeichnet eingestellte Mannschaft mit einer klaren taktischen Marschroute und einem die Vorgaben diszipliniert umsetzenden Kollektiv sind sie sehr wohl.

Die drei Hauptattribute der Kasachen: Zum einen das ziemlich heftige Offensiv-Pressing gegen die österreichische Spieleröffnung. Vor allem die beiden Stürmer prellten gerade in der Anfangsphase auf Prödl, Pogatetz und Almer zu, dass diese sichtlich gehetzt wirkten. Auch die Mittelfeld-Außen beteiligten sich daran, Garics und Fuchs möglichst wenig Zeit am Ball zu lassen.

Für die Punkte zwei und drei waren die beiden zentralen Mittelfeld-Spieler hauptverantwortlich. Nämlich das blitzschnelle Umschalten von Defensive auf Offensive nach Ballgewinn – die beiden Routiniers Anatoli Bogdanov (eher defensiv) und Valeri Korobkin (eher offensiv) verstanden es hervorragend, auf dem schnellen Kunstrasen die Offensiv-Spieler flink in die Löcher zu schicken.

Und, drittens, spielten Bogdanov und Korobkin sehr aggressiv gegen Baumgartlinger und (vor allem) Kavlak. Das hatte zur Folge, dass es dem österreichischen Zentrum nie wirklich gelang, sich durch die Mitte nach vorne zu spielen. Die Folge: Junuzovic lief zwar viel, sah aber oft nur dann den Ball, wenn er sich in Richtung der Flanken, vornehmlich der rechten, orientierte.

ÖFB-Innenverteidiger müssen zu weit zusammen bleiben

Was den Kasachen zusätzlich in die Karten spielte, war die Tatsache, dass sich aus der defensiven Zentrale der Österreicher Baumgartlinger (der gegenüber Kavlak den defensiveren Part hatte) nicht weit genug fallen ließ, um den Innenverteidigern Prödl und Pogatetz das auseinander schieben zu ermöglichen. So mussten diese beiden immer relativ weit zusammen bleiben, was ein ziemliches Loch zum ballentfernten Außenverteidiger zur Folge hatte.

Österreich machte sich die Spieleröffnung, neben dem guten Stören der Kasachen, also noch zusätzlich selbst schwer. Bälle nach vorne stießen schnell an die Wand im kasachischen Zentrum, Fuchs wurde ignoriert (dazu später mehr), und die Passwege zu Garics und Arnautovic waren oftmals zu groß, um die beiden steil genug für schnelle Vorstöße anspielen zu können.

Rechte Seite ausrechenbar, linke Seite ignoriert

In der Anfangsphase wurde das mit einer sehr tiefen Positionierung von Arnautovic zu umspielen versucht, vor dem Garics steil startete, Arnautovic diesen per Kavlak schickte und selbst hinterherging, um zu überlappen. Das durchschauten die Kasachen allerdings schnell und unterbanden das geschickt. Die Folge: Arnautovic positionierte sich alsbald recht hoch.

Die linke Seite mit Fuchs und Ivanschitz wurde hingegen seltsamerweise komplett ignoriert. Man könnte vor allem Fuchs nicht mal ein schlechtes Spiel ankreiden, nein, er bekam einfach nie den Ball zugespielt. Die einzigen zwei Ausnahmen in der ersten Hälfte bedeuteten beide Male sofort Torgefahr vor dem kasachischen Gehäuse. Fuchs wird sich wohl seinen Teil gedacht haben, blieb aber diszipliniert an der Außenlinie, um nicht Ulan Konisbajev die Außenbahn zu überlassen. Ivanschitz rückte mit Fortdauer des Spiels immer mehr ein, um mehr Bälle zu bekommen, blieb aber ohne Akzente.

Passive AV nicht angebohrt, Standards zu schwach

So aggressiv die sechs Kasachen vorne auftraten, so passiv stellten sich vor allem die Außenverteidiger Kirov und Nurdauletov an. Beide machten so gut wie überhaupt nichts nach vorne und rückten defensiv recht früh ein, um den Strafraum zu bewachen. Das hätte viel Platz für Arnautovic und Fuchs gegeben, doch wurde viel zu selten auch tatsächlich in diesen Raum gespielt, um Flanken ins Zentrum zu brigen – obwohl diese, wenn sie denn kamen, zumeist brandgefährlich waren. Dass im Zentrum Martin Harnik eine ausnehmend unglückliche Figur abgab, half freilich nicht. Dennoch kam er zu zwei, drei wirklich guten Chancen.

Allerdings nur aus dem Spiel heraus. Die Standardsituationen wurden beim ÖFB-Team in einer frustrierenden Regelmäßigkeit einfach nur einfallslos vor das Tor gebolzt, mit kaum nennenswerten Varianten und dem immer gleichen Ergebnis – nämlich dem, dass das kasachische Team problemlos klären konnte. Bälle ins Gewühl vor dem Tor brachten nichts, das nötige Tempo in die Angriffe, um vor Torhüter Sidelnikov Situationen ohne Gewühl herzustellen, fehlte komplett.

Auch Umstellungen helfen nicht

Schlussphase: Kasachstan fand nun in der Zentrale etwas gar viel Platz zum Kontern vor

Nach rund einer Stunde rotierte Marcel Koller durch. Baumgartlinger ging raus, dafür rückte Kavlak von der Acht auf die Sechs, Junuzovic von der Zehn auf die Acht, Harnik spielte nun hängende Spitze und der eingewechselte Janko agierte an vorderster Front. Der Gedanke dahinter war klar: Mit Janko einen Anspielpunkt vorne haben, mit Junuzovic – der zuletzt als starker Sechser der mit Abstand Konstanteste in einer recht unkonstanten Bremer Mannschaft war – zusätzlich gute Bälle mit Übersicht aus der Tiefe heraus.

Allerdings hatte genau diese Rochade im Mittelfeld einen eher gegenteiligen Effekt. Weil sich Junuzovic angesichts des Spielstands – es musste ja ein Tor her und Kasachstan stand nun relativ tief – eher nach vorne orientierte, stand nun Kavlak de facto alleine in der defensiven Zentrale gegen die aggressiven und schnell umschaltenden Korobkin und Bogdanov. Die Folge war, dass die Kasachen nun ein relativ entblößtes österreichisches Mittelfeld vorfanden, durch das sie hervorragend Kontern konnten. Letztlich also ein Wechsel, mit dem Koller wohl mehr eingerissen statt geschaffen hat.

Alleine, vor dem Tor von Robert Almer (der hervorragend spielte: sicher im Entschärfen von brenzligen Situationen und immer bemüht, das Spiel schnell zu machen) ging den Kasachen die Klasse aus. Die Wechsel von Jantscher (für Ivanschitz) und Weimann (der statt Harnik ins Spiel kam, sein Debüt feierte) waren letztlich ohne Konsequenz.

Fazit: Das ÖFB-Team kann weiterhin kein Spiel selbst machen

Das 0:0 beim designierten Gruppen-Fünften ist natürlich ein enttäuschendes Resultat und die Leistung war alles andere als berauschend. Es fällt aber durchaus auf, dass Österreich unter Koller dreimal selbst das Spiel machen musste (gegen Finnland, gegen Rumänien und nun in Kasachstan), und dabei zweimal auf keinen grünen Zweig kam. Was nichts anderes heißt als: Österreich kann weiterhin kein Spiel selbst gestalten und einen gut stehenden Gegner knacken.

Und trotzdem wären genug Chancen da gewesen, um auch diesen Spiel sicher mit 2:0 zu gewinnen. Aber es wurde auch deutlich, dass man es überhaupt nicht gewohnt ist, selbst angepresst zu werden, noch dazu von einem auf dem Papier unterlegenen Gegner. Sprich: Genau jenes Spiel, dass den Deutschen in Wien so große Probleme bereitet hatte, stellte nun die Österreicher in Astana vor Schwierigkeiten.

Man darf aber nicht den Fehler machen, alles nur auf vermeintliche oder tatsächliche Unfähigkeit seitens der Österreicher zu schieben. Man muss einfach auch anerkennen, dass die Kasachen das im Rahmen ihrer Möglichkeiten exzellent gemacht haben: Gut gepresst, schnell umgeschaltet, ihre taktische Linie durchziehend. Das muss man genauso wenig schön finden wie das allzu offensichtliche Zeitschinden gegen Ende. Zeigt aber, dass diese Mannschaft beileibe kein Fallobst ist.

(phe)

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Kasachstan - Österreich 0:0

Der vierte Gruppenplatz war schon vor dem Anpfiff abgesichert, was man grundsätzlich könnte, hat man in Baku schon angedeutet – und so hatte das Spiel der Österreicher in Astana schon so ein wenig den Flair von entwichener Luft. Sie versuchten zwar gleich, sich als die spielbestimmende Mannschaft zu etablieren, aber es fehlten einige Attribute, die beim 4:1 in Aserbaidschan gut geklappt haben.

Kein Vergleich zu Baku

Was in Baku schon nicht nach Wunsch funktioniert hat, war das Spiel über die Seiten. Das wurde in Astana nicht wirklich besser: Ivanschitz und vor allem Alaba zogen relativ früh nach innen, ihre Außenverteidiger hinter ihnen hinterliefen sie aber nicht. So blieb das Flankenspiel wiederum harmlos und die kasachische Defensive wurde nicht auseinander gezogen.

Vorne spielte Marko Arnautovic deutlich höher als in Baku, was aus dem 4-2-3-1 eher ein 4-4-1-1 machte. Der Bremen-Legionär kam zwar eher aus der Etappe hinter Marc Janko, fand sich aber nie so richtig ins Spiel eingebunden. Und weil im defensiven Mittelfeld die Präsenz von Julian Baumgartlinger fehlte (Kulovits ersetzte den Gelbgesperrten), gab es auch keine wirkliche Energie aus dem Zentrum.

So fehlte der Zug zum Tor, der auch nicht durch gezieltes Unter-Druck-Setzen der kasachischen Defensive erzeugt werden konnte. Es war alles ein wenig mühsam und ein wenig langsam. Das gedankenschnelle Nachsetzen bei Ballverlusten und das Antizipieren im Mittelfeld, was in Aserbaidschan gut war, konnte nie so richtig etabliert werden.

Mäßige Kasachen, harmlose Österreicher

Nicht falsch verstehen: Die Mannschaft aus Kasachstan war wirklich nichts Besonderes und sie hatte nur einen Weg, vor das österreichische Tor zu kommen: Langer Ball (zumeist von Kapitän Nurdauletov), den die österreichische Verteidigung locker abfing, und Ostapenko und Gridin setzten dann, unterstützt vor allem von Schmidtgal, den jeweils ballführenden Österreicher unter Druck. Mehr als ein elfmeterreifes Foul von Prödl (das vom estnischen Referee nicht geahndet wurde) schaute dabei nicht heraus.

Es hatte aber den Effekt, dass man das ÖFB-Team kaum Zeit zur Spieleröffnung gab und es so, bis auf einen Schuss von Alaba nach etwa zehn Minuten und einem von Dag nach rund einer halben Stunde keine wirkliche Gefahr entstand. Es sah zuweilen aus wie in der letzten halben Stunde vom U21-Spiel in Schottland: Viel Ballbesitz für Österreich, aber wenig Ideen aus dem Mittelfeld und kaum Zug zum Tor. Auch der Seitenwechsel Ivaschitz-Alaba nach etwa 20, 25 Minuten brachte da nichts

Zweite Halbzeit

In der Halbzeit dürfte von Marko Arnautovic aufgefordert worden sein, sich etwas mehr ins Spiel einzubringen – denn genau das tat er nämlich. Das tat dem Spiel durchaus gut, gab der Vorwärtsbewegung deutlich mehr Varianten und beschäftigte die kasachische Defensive durchaus. Außerdem versuchte nun auch David Alaba, sich mehr in Szene zu setzen, er hielt den Ball aber oft zu lange, verzettelte sich in Zweikämpfen und brachte den letzten Pass nur selten an. Er wollte ein wenig zu viel mit dem Kopf durch die Wand.

Die Hausherren konzentrierten sich nun darauf, die sich immer wieder bietenden Kontermöglichkeiten mit Tempo auszuspielen, anstatt den Ball lange nach vorne zu dreschen und zu versuchen, die ÖFB-Defensive anzupressen. Das war aus ihrer Sicht ein guter Schachzug, denn immer wieder konnten sie in den Raum zwischen Mittelfeld und der aufgerückten Abwehr stoßen. Einige gute Möglichkeiten entstanden so.

Wechselspiele

Miroslav Beranek, der tschechische Teamchef der Kasachen, wechselte nur innerhalb des Systems seine rechte Seite aus; bei den Österreichern kamen erst Junuzovic (für den diesmal eher diskreten Ivanschitz) und Kavlak (statt Kulovits, um Struktur ins Zentrum zu bekommen), dann noch Maierhofer für Arnautovic. Was die Verantwortlichen damit bezwecken wollten, ist allerdings eher ein Rätsel – denn so standen nun wie einst in Paris gegen Frankreich zwei Leuchttürme in einem flachen 4-4-2 vorne, die logischerweise wenig bis gar keine Bindung zum Spiel hatten.

In den verbleibenden etwa zehn Minuten nach diesem Wechsel gab es somit erst recht nur noch hohe Bälle und (vermehrt) Einzelaktionen von David Alaba, beinahe hätte es in der Nachspielzeit sogar doch noch das Siegtor gegeben (aber Janko wurde zurückgepfiffen). Verdient wäre ein Sieg für Österreich aber nicht so richtig gewesen, weil in der letzten halben Stunde auch die Kasachen einige gut Aktionen vorgebracht haben und einmal auch die Latte getroffen hatten.

Fazit: Komisch.

Auffällig: Pressing auf den gegnerische Defensive, schnelles und flüssiges Spiel im Mittelfeld und nach vorne, der Versuch, das Tempo hochzuhalten – all die Attribute, die das Spiel gegen Aserbaidschan als Schritt in die richtige Richtung erscheinen ließen, fehlten diesmal. Dafür gab’s in der Schlussphase den Wechsel zu einem flachen 4-4-2 mit zwei Leuchttürmen vorne, was wieder sehr an vergangene Zeiten erinnerte. Es klingt böse, ja, aber man konnte den Eindruck gewinnen, Manfred Zsak durfte sich mal austoben.

Letztlich ist das 0:0 ein durchaus logisches und auch nicht ungerechtes Ergebnis, ein eher enttäuschendes Ende einer insgesamt recht enttäuschenden Qualifikations-Kampagne. Letztlich macht es keinen wirklichen Unterschied mehr, aber dass die positiven Ansätze aus dem Spiel in Baku nicht so richtig mitgenommen werden konnten, ist wohl schmerzhafter als das Resultat an sich.

(phe)

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