Kagawa – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 02 Jul 2014 11:33:32 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Asien bei der WM 2014: 12 Spiele, 3 Remis, 9 Pleiten https://ballverliebt.eu/2014/06/27/12-spiele-3-remis-9-pleiten/ https://ballverliebt.eu/2014/06/27/12-spiele-3-remis-9-pleiten/#comments Fri, 27 Jun 2014 19:50:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10348 Asien bei der WM 2014: 12 Spiele, 3 Remis, 9 Pleiten weiterlesen ]]> Auf der fußballerischen Überholspur hat sich Asien befunden. Die Versprechen, die Afrika vor 20 Jahren abgegeben hatte, schienen von den Asiaten eingelöst zu werden. Aber: Keines der vier AFC-Teams in Brasilien konnte auch nur ein Spiel gewinnen. Vor allem die vermeintlich „Großen“ Japan und Südkorea enttäuschten auf der ganzen Linie. Das Asien-Quartett fuhr in zwölf Spielen 3 Remis und 9 Niederlagen ein.

Japan: Drei Jahre zu früh gepeakt

Was war das für ein großartiges Turnier von Japan beim Asien-Cup vor drei Jahren. Wie ein Wirbelwind überzog man die Konkurrenz, und auch als es in der K.o.-Phase zum Teil etwas harzig wurde, verlor man nie die Übersicht. Kagawa (in seiner ersten Saison bei Dortmund), Honda (nach einem halben Jahr bei ZSKA Moskau) und Okazaki (ein halbes Jahr vor einem Wechsel in die Bundesliga) machten in der offensiven Dreierreihe mit ihrem Tempo und ihren unermüdlichen Rochaden die Gegner wahnsinnig, aus der Defensive stießen Hasebe (Kapitän beim gerade-nicht-mehr-amtierenden Meister Wolfsburg) und Endo nach, über die Seiten machten Uchida und Nagatomo Druck – das unglaubliche Turnier von Letzterem brachte ihm einen Vertrag und einen Stammplatz bei Inter Mailand ein.

Zu wenig Elan, zu wenig Rochade, zu wenig Überraschendes - Japan enttäuschte auf ganzer Linie.
Zu wenig Elan, zu wenig Rochade, zu wenig Überraschendes – Japan enttäuschte auf ganzer Linie.

Alberto Zaccheroni, der entnervt vom alles zerredenden Italien in Japan eine neue Heimat gefunden hatte, formte eines der zu diesem Zeitpunkt fünf besten Teams der Welt. Und das ist der Schlüsselsatz: „zu diesem Zeitpunkt“. Bei der WM in Brasilien war der ganze Schwung weg. Kagawa hat zwei Jahre auf der Bank von Manchester verschleudert, Honda hat in der Serie A noch nicht wirklich Fuß gefasst. Okazaki hat in Mainz eine tolle Saison als Mittelstürmer hinter sich, wird im Team aber auf der linken Seite gebraucht – so muss vorne ein Stürmer von einem deutschen Zweitliga-Mittelständler ran. Endo war nicht fit, Hasebe mit Nürnberg gerade abgestiegen.

Ohne die Rochaden und das wilde Tempo vorne wurde Japan ausrechenbar. Dazu fehlt auch der Druck von den Jungen: Bis auf Stürmer Maeda und den eben nicht auf der Höhe seiner Kräfte agierenden Sechser Endo sind alle Spieler, die in Katar den Asien-Titel 2011 holten, immer noch dabei, und es sind auch keine neuen Leistungsträger wirklich in Sicht: U-20-WM-Endrunden verpasst Japan in schöner Regelmäßigkeit und die jüngeren WM-Fahrer versprechen auch kaum große Entwicklungssprünge.

Diese Generation der Japaner hat sich einen glanzvollen Asien-Titel geholt, aber die WM in Brasilien kam ihr um zumindest zwei Jahre zu spät. Leider.

Südkorea: Kreative falsch oder gar nicht eingesetzt

Beste Voraussetzungen wären das für die Koreaner gewesen: Eine Generation von guten, jungen und aufstrebenden Talenten und Stammspieler in guten europäischen Ligen, gepaart mit einer echt nicht besonders guten Gruppe. Und doch fiel man komplett durch, holte nur einen Punkt und machte auch nie den Eindruck, dass wirklich mehr drin gewesen wäre.

Was bei dem Talente-Pool verwundert, allerdings kommt man nicht umhin, Teamchef Hong Myung-Bo zu unterstellen, diesen völlig verkehrt eingesetzt zu haben. Vor allem im kreativen Zentrum klaffte ein Loch, das man locker schließen hätte können – etwa mit Koo Ja-Chaol, der in Mainz eine bärenstarke Saison spielte, aber als Stürmer verschenkt war. Oder mit Ji Dong-Won, der zu Dortmund wechselt, aber weitgehend ignoriert wurde. So blieb viel zu viel an Leverkusens Son Heung-Min hängen, der die Schwächen im System aber auch nicht ausgleichen konnte.

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Großes Talent, aber auch große Passivität: Südkorea ließ das Spiel der Gegner zu oft über sich ergehen.

Denn vor allem passte die Umsetzung des Systems nicht. Hong ließ in einem flachten 4-4-2 spielen, ohne Kreativ-Spieler im Zentrum, ohne körperlich ausreichend robuste Stürmer für lange Anspiele – aber auch ohne jegliche Form von Pressing. Das war schon beim 1:1 gegen Russland augenfällig, ging aber noch halbwegs gut, weil die Russen auch so ihre Probleme hatten.

Aber dem Schwung, den Algerien vor allem im verdichteten Zentrum aufbaute, war man überhaupt nicht gewachsen. Es gab aber auch keine inhaltlichen Antworten, nur ein kurzes Aufflackern individueller Klasse zu Beginn der zweiten Hälfte gegen Algerien. Sonst nichts. Man ließ das Spiel aller Kontrahenten über sich ergehen. Das war zu wenig.

Und damit ist das sang- und klanglose Ausscheiden auch folgerichtig. Südkorea hätte den Kader für den Achtelfinal-Einzug gehabt, war aber aus 100 % eigenem Verschulden meilenweit davon entfernt, tatsächlich ins Achtelfinale einzuziehen.

Iran: Im Rahmen der Möglichkeiten ganz okay

Deutlich näher dran an der nächsten Runde war der Iran, und das mit dem vermutlich schwächsten Kader aller 32 Endrunden-Teilnehmer. Ashkan Dejagah ist als prominentester Spieler aus der Premier League abgestiegen, Stürmer Ghoochannejhad spielt bei einem englischen Zweitligisten, praktisch alle anderen in der heimischen Liga, der sogar Teamchef Carlos Queiroz „Amateur-Niveau“ bescheinigt.

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Attraktiv zum Zusehen war es nicht, , aber der Iran holte wohl das Maximum aus den Möglichkeiten.

Und doch schaffte es der erfahrene Portugiese, das Optimum aus seinem äußerst limitierten Team herauszuholen. Das strikte Defensiv-Konzept war zwar weder besonders ausgeklügelt noch besonders schön anzusehen, orientierte sich aber an den Stärken und den Schwächen seines Kaders. Robuste, aber nicht besonders schnelle Innenverteidiger. Dazu umsichtige, aber nicht besonders schnelle zentrale Mittelfeld-Spieler. Natürlich gibt’s da keinen Champagner-Fußball.

Dennoch war das Remis gegen Nigeria nie wirklich in Gefahr, hatte man Argentinien am Rande der Niederlage. Natürlich, nach vorne kamen kaum einmal drei Pässe in Folge an und es gab in drei Spielen nur ein einziges Tor. Aber gemessen an den Möglichkeiten war es ganz okay – vor allem, wenn man bedenkt, dass es keine vernünftigen Aufbaugegner gab, man in einem Flughafen-Hotel zwei Stunden vom Trainingszentrum hausen musste und offenbar sogar die Trikots beim Waschen schrumpften.

Dazu machte vor allem Torhüter Alireza Haghighi auf sich aufmerksam. Nur als Nummer drei in den Kader gerutscht, absolvierte der Portugal-Legionär letztlich alle drei Spiele und agierte umsichtig, souverän und weitgehend fehlerfrei. Dazu waren seine schwarzen Stutzen und die schwarzen Schuhe zum ansonsten knall-orangen Outfit im Spiel gegen Bosnien auch einfach stylish ohne Ende.

Australien: Erfolgreiches Test-Turnier trotz null Punkten

Das muss man sich auch erst einmal trauen: Ange Postecoglou übernahm im Herbst ein Team, das schon für die WM qualifiziert war, aber unglaublich unansehnlichen Fußball spielte und gnadenlos überaltert war. Also eliminierte er bis zur Endrunde schrittweise Spieler wie Brett Holman (63 Länderspiele), Sasa Ognenovski (35 Jahre), Josh Kennedy (31 Jahre) und Luke Wilkshere (80 Länderspiele), Carl Valeri (50 Spiele) und Chelsea-Keeper Mark Schwarzer, die vor drei Jahren beim Final-Einzug beim Asien-Cup alle noch dabei waren.

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Hungrige Junge und eine routinierte Achse: Australien verlor zwar alles, überzeugte aber.

So sank der Altersschnitt im Team schlagartig um vier Jahre und nach der Auslosung, die Spanien, Holland und Chile bescherte, gab Postecoglou die klare Direktive aus: Jungs, wir werden untergehen, aber wir werden das mit fliegenden Fahnen tun. So zeigte sich diese Mannschaft extrem hungrig, sehr kampfstark, steckte nie auf.

Und sie hat die richtige Mischung aus jung und routiniert gefunden. Mit Wilkinson, Jedinak, Bresciano und Cahill gab es eine Achse von „Alten“, um die herum sich die jungen Wilden austoben konnte. Natürlich fehlt da die individuelle Klasse und taktisch war das auch nicht besonders aufregend, aber es war trotzdem gut anzusehen und die Socceroos versprühten Freude an ihrem Tun – genau das fehlten in den letzten Jahren unter Pim Verbeek und vor allem unter Holger Osieck ja völlig.

So kommt es zu dem Paradoxon, dass die AFC-Mannschaft mit der schlechtesten Bilanz – 3 Niederlagen – den besten Eindruck hinterlassen hat. Was auch dringend nötig war, schließlich war die WM für die Australier ein Test-Turnier für den Asien-Cup. Den richtet man in einem halben Jahr nämlich selbst aus.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Jänner 2015 in Australien

Für die hat man sich mit den engagierten Auftritten in Brasilien in eine sehr gute Position gebracht, denn während man selbst schon voll am Weg ist und gezeigt hat, dass man die heimischen Fans trotz Niederlagen hinter sich vereinen kann, steht bei den anderen Top-Teams entweder ein Umbruch oder zumindest ein Teamchef-Wechsel (Japan, Iran), muss es große Zweifel an der Spielweise geben (Südkorea), oder ist so weit im Eck, dann man sich erstmal um sich selbst kümmern muss (China, Saudi-Arabien).

Der starke Eindruck, den nicht nur der Asien-Cup 2011, sondern auch die überwiegend guten Auftritte von Japan und Südkorea bei den WM-Endrunden seit 2002 hinterlassen hatten, ist bei der WM in Brasilien völlig an die Wand gefahren worden. Ob das ein kurzfristiges Schlagloch ist, oder eine dauerhafte Entwicklung, wird in den nächsten Jahren zu beantworten sein.

Für den Iran ist eine okaye Performance bei einer WM der Plafond, bei Australien war ein gutes Abschneiden schon nach der Auslosung kein Thema mehr, diese beiden haben nicht enttäuscht. Südkorea hat das personelle Potenzial, auch weiterhin um Achtel- und Viertelfinals mitzuspielen, man müsste es nur auch inhaltlich umsetzen.

Nur bei Japan muss man sich aktuell ernsthafte Sorgen machen.

(phe)

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Ungewöhnliche Defensiv-Strategie von United gegen Real mit 1:1 belohnt https://ballverliebt.eu/2013/02/13/ungewohnliche-defensiv-strategie-von-united-gegen-real-mit-11-belohnt/ https://ballverliebt.eu/2013/02/13/ungewohnliche-defensiv-strategie-von-united-gegen-real-mit-11-belohnt/#comments Wed, 13 Feb 2013 22:57:30 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8377 Ungewöhnliche Defensiv-Strategie von United gegen Real mit 1:1 belohnt weiterlesen ]]> Real Madrid hat deutlich mehr vom Spiel, aber das Resultat von 1:1 spricht für Manchester. Die Red Devils kreuzten mit einem eher ungewöhnlichen Konzept auf, um den Angriffswirbel der Madrilenen zu bremsen – die Außenverteidiger agierten als Kettenhunde für Ronaldo und Di María. Real fand zwar immer wieder Möglichkeiten, das auszuhebeln, aber war dabei nicht konsequent genug. Und Manchester-Torwart De Gea hatte einen großartigen Tag, vor allem in der zweiten Hälfte.

Real Madrid - Manchester United 1:1 (1:1)
Real Madrid – Manchester United 1:1 (1:1)

Am Stärksten sind die Madrilenen, wenn sie schelle Gegenstöße starten können und vor allem Cristiano Ronaldo mit Tempo in freie Räume stößt. Kein Wunder, dass sich United sagte: Wir wollen den Ball gar nicht so dringend haben, wenn wir dadurch Real einer Stärke berauben.

Real aggressiv und druckvoll

Real übernahm aber ohnehin sofort die Kontrolle über das Spiel, und das geschah mittels extrem aggressiver Laufarbeit und druckvollem Pressing, wenn United doch einmal den Ball hatte. Die Spieleröffnung lief fast immer über einen Pass auf Cristiano Ronaldo – vor allem in der Anfangsphase ging so gut wie jeder Ball von hinten in Richtung linkem Flügel. Die Gastgeber rückten hervorragend nach und schafften es immer, Überzahl in Ballnähe zu kreieren.

United hingegen war zuweilen etwas schludrig im Umschaltverhalten. Auch von Offensive auf Defensive, vor allem aber umgekehrt. So waren Kagawa und vor allem Van Persie oftmals auf sich alleine gestellt, wenn sie von hinten mit langen Bällern versorgt wurden. Aufgrund des starken Spiels von Real gegen den Ball war gerade Van Persie dann schnell von mindestens zwei, meistens aber drei Gegenspielern umzingelt. Der Holländer ließ sich viel ins Mittelfeld zurückfallen, aber die Bälle, die er sich dort holte, konnte er kaum an einen Mitspieler anbringen.

So hatte Real alles im Griff, aber nach einem Eckball ging United durch einen Welbeck-Kopfball in Führung.

Außenverteidiger als Manndecker

Nicht, dass das an der Charakteristik des Spiels irgend etwas änderte, aber es ermöglichte United umso mehr, sich auf die eher unübliche Herangehensweise in der Defensiv-Arbeit zu konzentrieren. Hier nahmen nämlich die Außenverteidiger Rafael und Evra ihre Gegenspieler Ronaldo und Di María in Manndeckung.

Nicht, dass sie ihnen permanent auf den Schuhen standen, aber sie ließen sie auch nie weiter als fünf Meter von sich weg – egal, wie weit die Flügelstürmer von Real auch nach innen zogen. Erst, wenn sie auf die andere Spielfeldseite wechselten, ließen ihre Bewacher von Ronaldo und Di María ab. Das hatte zur Folge, dass Evra und Rafael oft sehr weit innen standen und umso mehr Verantwortung in der Defensive auf Rooney (vor Rafael) und Welbeck (vor Evra) lag. Sie mussten oft ganz weit zurück rücken, um de facto die Agenden der Außenverteidiger zu übernehmen.

Außenverteidiger als Manndecker

Real zeigte in einigen Szenen, dass man durchaus wusste, wie man diese Abwehrformation aushebeln konnte – man machte es nur erstaunlich selten. Wann etwa Ronaldo auf die Seite von Di María kam und die beiden gemeinsam auf Evra gingen, hatte der Franzose sofort Probleme. Wann immer Arbeloa und vor allem Coentrão mit Tempo nach vorne gingen, rissen sie Löcher in den Defensiv-Verbund der Gäste. Vor allem, weil sie auf ihren Außenbahnen viel Platz hatten. Rafael etwa blieb eisern bei Ronaldo und ging nicht mit nach hinten, wenn sich sein Gegenspieler mal nicht an einem Angriff beteiligte.

Zudem verschob das Mittelfeld von United sehr eng, sodass sich oft alle vier Spieler der Kette auf einer Spielfeldseite aufhielten, während Arbeloa oder Coentrão auf der anderen komplett alleine Stand. Die schnellen Seitenwechsel, die Real eigentlich so gut wie kaum eine andere Mannschaft in Europa spielen kann, fanden kaum statt. Benzema vorne wich desöfteren auf die Flügel aus, war aber kein wirklicher Faktor.

Zehn Minuten nach dem Rückstand gelang Ronaldo der verdiente Ausgleich. Aber Real spielte weiterhin zu eng und mit zu wenigen Variation. Jones und Carrick achteten in der Mitte darauf, dass Özil (der wie immer einen Rechtsdrall entwickelte) und Khedira nicht durchkamen, dazu wanderte vor allem Rooney von seiner rechten Seite zuweilen sehr weit ins Zentrum. Das war auch bitter nötig, denn körperlich war Real den Gästen klar überlegen. Hätte United nicht eine sehr enge Spielanlage gehabt, wäre man dort von Real noch mehr überrannt worden.

Vier hängende Spitzen

Die zweite Position bei United, die neben jenen der Außenverteidiger in diesem Spiel auffällig war, war jene der hängenden Spitze hinter Robin van Persie in Fergusons 4-4-1-1. In der ersten Hälfte spielte Shinji Kagawa dort. Der Japaner hat eine hervorragende Technik und spielte für Dortmund seine besten Spiele auf dieser Position, in dieser Partie kam er aber kaum zum Zug. Das lag zum einen an der körperlichen Überlegenheit von Real, zugleich aber auch an der sehr defensiven Spielweise von United. Kagawa kam kaum einmal dazu, die Verteidiger von Real anzupressen; er kam aufgrund der oft recht tiefen Positionierung von Van Persie aber auch nicht dazu, wirklich mit ihm zusammen zu spielen und viele Chancen zu erarbeiten.

Nach dem Seitenwechsel tauschten Kagawa und Welbeck die Positionen. Welbeck ist ein deutlich pysischerer Spieler als Kagawa und bereitete mit seinen kraftvollen Läufen deutlich mehr Probleme. In einigen Situationen hätte er durchaus Freistöße in aussichtsreicher Position heraus geholt, Referee Brych ließ hier aber relativ viel laufen – genau wie auf der anderen Seite, als Jones im Strafraum Di María umrempelte, es den möglichen Strafstoß aber nicht gab. Dank Welbeck gab es halb durch die zweite Hälfte auch zwei Riesen-Chancen für United, sogar wieder in Führung zu gehen.

Kagawa musste nach einer Stunde Ryan Giggs weichen, der sich nun am Flügel Arbeloa entgegenstellte. Ehe eine Viertelstunde vor Schluss auch Welbeck den Platz verließ und Valencia kam. Der sollte für etwas mehr Betrieb und wohl auch etwas mehr Breite bei United sorgen, während Rooney sich als dritte hängende Spitze in diesem Spiel versuchte. Allerdings nur zehn Minuten, denn dann kam mit Anderson Nummer vier.

Das war ein klar defensiver Wechsel von Ferguson, denn Anderson legte diese Position recht tief stehend an. Er verschob als frischer Mann sehr viel vor der Mittelfeld-Viererkette von United und stellte sich Real damit als vorderster Verteidiger in die möglichen Passwege der Madrilenen. Mit Erfolg – auch, weil der für Benzema eingewechselte Higuaín ebenfalls kaum ins Spiel fand.

Fazit: Uniteds Konzept bestimmt Spiel und frustriert Real

United kreuzte mit einer interessanten Defensiv-Strategie auf, mit der Real offenbar nicht rechnete und gegen die Real nie intelligent genug gespielt hat, um eine dauerhaftes Gegenrezept zu finden. Die Madrilenen hatten damit zwar deutlich mehr vom Ball, deutlich mehr vom Spiel und scheiterten im Endeffekt auch immer wieder an David de Gea – der nach einer wackeligen ersten Hälfte in der zweiten großartig hielt – aber United hätte dennoch noch zwei weitere Tore schießen hätte können.

Das Resultat von 1:1 ist großartig für Manchester und belohnt die Mannschaft für das Risiko, mit einer außergewöhnlichen Defensiv-Strategie zu spielen. Das Spiel wurde bestimmt von diesem Konzept, sagt aber mehr über Real aus als über United. Dass United intelligent genug ist, eine gute Strategie zu kommen, ist keine bahnbrechende Erkenntnis.

Dass es Real aber 90 Minuten nicht schafft, damit wirklich zurecht zu kommen und jenen klaren Sieg einzufahren, des es durchaus geben hätte können, ist schon etwas erstaunlich.

(phe)

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Dortmund zerlegt die Bayern 5:2! Der BVB holt hochverdient auch den Pokal https://ballverliebt.eu/2012/05/13/dortmund-zerlegt-die-bayern-52-der-bvb-holt-hochverdient-auch-den-pokal/ https://ballverliebt.eu/2012/05/13/dortmund-zerlegt-die-bayern-52-der-bvb-holt-hochverdient-auch-den-pokal/#comments Sun, 13 May 2012 01:21:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7167 Dortmund zerlegt die Bayern 5:2! Der BVB holt hochverdient auch den Pokal weiterlesen ]]> Die Bayern hatten mehr Ballbesitz, aber dennoch war dieses Pokal-Finale eine Macht-Demonstration von Borussia Dortmund. Beim 5:2-Sieg im Berliner Olympiastadion hatten die Münchner dem Meister inhaltlich einmal mehr nur wenig entgegen zu setzen und liefen in ein bitteres Debakel. Der fünften Niederlage gegen den BVB in Folge.

Borussia Dortmund – Bayern München 5:2

„Bei Dortmund rückte Kagawa aus dem offensiven Zentrum so weit nach vorne, dass er zumeist auf einer Höhe mit Lewandowski spielte, aber die beiden Flügel blieben eher hinten und achteten darauf, dass auf den Außenbahnen nichts anbrannte. So war Dortmund eher in einem 4-4-2 angeordnet. Was zusätzlich den Effekt hatte, dass die beiden Spitzen Kagawa und Lewandowski beiden jeweils auf einen Innenverteidiger pressen und somit die Spieleröffnung der Bayern behindern konnten. Die Stürmer waren somit die vordersten Abwehrspieler.“

Dortmund – Bayern (1:0) am 11. April

Klingt vertraut? Kein Wunder. Diese Sätze stammen von der Analyse zum 1:0-Sieg der Dortmunder über die Bayern ziemlich genau einen Monat vor diesem Pokal-Finale. Und sie treffen exakt genauso auf dieses Spiel zu. Haben die Bayern nichts gelernt – oder fanden sie einfach kein Mittel?

Dortmund lässt die Bayern nicht aufs Gaspedal

Es war wohl ein Mix aus beidem. Weil, wie schon vor einem Monat, Badstuber durch das Pressing und das geschickte Positionsspiel der Dortmunder die Möglichkeit zu einer sinnvollen Spieleröffnung oftmals genommen wurde, gab es viele Querpässe hintenrum, aber wenig konkretes nach vorne. Anders als beim Duell in der Bundesliga wurden aber auch die anderen Bayern-Spieler konsequent angelaufen – was ebenso zu vielen Rückpässen bei den Münchnern führte.

Was auch daran lag, dass es Dortmund einmal mehr hervorragend verstand, die Flügel der Bayern aus dem Spiel zu nehmen. Vor allem die in den letzten Wochen so enorm starke Achse mit Alaba und Ribéry auf der linken Angriffsseite der Roten wurde komplett gekappt. Der jeweils weiter außen stehende der beiden Bayern wurde von zwei Spielern an der Außenlinie gestellt und vom Rest der Mannschaft isoliert. Wenn schon so der Pass ins Zentrum nicht immer ganz verhindert werden konnte, dann war doch zumindest das Tempo aus dem Bayern-Angriff entwichen.

Kagawa und die linke Seite bei Dortmund

Dieses Grundprinzip änderte sich weder durch die schnelle Dortmunder Führung, noch durch den Ausgleich der Bayern. Und es wurde dadurch noch verstärkt, dass Alaba an seine Überform der letzten Wochen in keinster Weise anschließen konnte und eine recht schwache Partie ablieferte. Zudem schalteten die beiden polnischen Gegenspieler der Bayern, Piszczek und vor allem Blaszczykowski, wie die komplette Dortmunder Mannschaft nach Ballgewinn extrem schnell um und waren eine ständige Bedrohung für die Bayern.

Noch mehr waren das aber Shinji Kagawa und Robert Lewandowski. Die beiden Dortmunder Spitzen machten nämlich nicht nur die Bayern-Spieleröffnung unmöglich, sondern sie machten auch in der Offensive ein grandioses Spiel. Kagawa war in seinem wohl letzten Spiel für die Borussia ein überragender Ballverteiler, der mit seiner Omnipräsenz und seiner Technik praktisch nicht zu verteidigen war. Luiz Gustavo, der als Zweikämpfer im defensiven Bayern-Mittelfeld für den Japaner zuständig gewesen wäre, kam mit Kagawa überhaupt nicht mit und spielte, derart zermürbt, auch immer wieder haarsträubende Fehlpässe. Einer führte zum 0:1, und als Kagawa das 1:3 vorbereitete, war der Brasilianer auch nicht im Bilde.

Linke Seite und Zentrale der Bayern

Nicht im Spiel war bei den Bayern indes Arjen Robben. Einmal mehr wurde er von Schmelzer abgemeldet, zudem arbeitete Kevin Großkreutz im linken BVB-Mittelfeld gewohnt stark gegen den Ball. Man ließ Philipp Lahm zwar nach vorne marschieren, schnitt ihn aber von den Anspielstationen ab. Robben ist bekanntlich gerade dann besonders gefährlich, wenn er zwischen den Linien die Kanäle auf dem Weg nach innen bearbeiten kann, aber genau das ließ Dortmund in 90 Minuten nur ein einziges Mal zu – ansonsten war der Holländer abgemeldet.

So ging über rechts nicht viel nach vorne, über links auch nicht, und im Zentrum ging auch nichts weiter. Weil Luiz Gustavo erstens verunsichert war und zweitens ohnehin kein Künstler am Ball ist, blieb die Verantwortung an Schweinsteiger und Kroos hängen. Doch Ersterem fehlt nach seiner Verletzungspause noch die Spielpraxis, und Letzerer war von den herausragend spielenden Kehl und Gündogan aus dem Spiel genommen.

Logische, aber gefährliche Umstellung von Heynckes

Und nach vorne nützte Dortmund die Fehler der Bayern eiskalt. Billige Ballverluste beim ersten und beim dritten Tor, dazwischen ein Elfmeter nach klarem Foul von Boateng. So entschloss sich Bayern-Coach Heynckes beim Pausenstand von 1:3 und angesichts des nicht vorhandenen Zugs in Richtung Dortmunder Tor (wo der verletzte Weidenfeller nach einer halben Stunde von Mitch Langerak ersetzt worden war) zu einer an sich logischen Umstellung.

Zweite Halbzeit

Statt des indisponierten Luiz Gustavo kam Thomas Müller. Dieser ging auf die Zehner-Position, dafür rückte Toni Kroos zurück neben Schweinsteiger. Doch die Überlegung von Heynckes – mit zwei Gestaltern im defensiven Mittelfeld die Oberhand über das Zentrum zu gewinnen – wurde von den Dortmundern ausgehebelt.

Denn Luiz Gustavo – der in Spielen gegen wirklich starke Teams permanent der größte Wackelkandidat ist – spielte zwar nicht gut, aber ohne den Brasilianer fehlte der Zweikämpfer, der Ballgewinner in der Zentrale. Was im Rücken von Kroos und Schweinsteiger Räume gewährte, die Dortmund konsequent nutzte. Vor allem, weil neben Kagawa auch Robert Lewandowski einmal mehr eine absolute Weltklasse-Leistung bot.

Lewandowski, Rücken zum Tor

Was den Polen so stark macht, ist seine Fähigkeit im Spiel mit dem Rücken zum gegnerischen Tor. Er kann wie derzeit wohl weltweit kaum ein anderer die Bälle vorne auch gegen zwei, drei Gegenspieler halten, bis die Kollegen nachgerückt sind. So hatten die Bayern zwar weiterhin mehr Ballbesitz, aber ohne das Tempo und das kreative Element bei den Münchnern waren es die Dortmunder, die im Konter die klar besseren Chancen hatten. Schnell verfestigte sich der Eindruck, dass eher die Gelben das 4:1 schießen würden, als die Roten das 3:2. und genau so kam es auch. Großkreutz ging im Rücken von Lahm durch, der Ball wurde zu Lewandowski quergelegt, und der brauchte nur noch „Danke“ zu sagen.

Was im Spiel der Bayern falsch lief, wurde zehn Minuten nach dem 1:4 deutlich. Da nämlich schafften es die Münchner zum einzigen Mal in der kompletten Partie, mal von hinten nach vorne Tempo aufzubauen, einen Spielzug schnell vor das Dortmunder Tor zu bringen und dort auch flink zum Abschluss zu kommen. Gomez‘ Kopfball klatschte zwar an die Latte, aber genau das war die Art von Fußball, mit der die Bayern den Gegner hätten knacken können. Mit ihrem umständlichen, langsamen und letztlich durchschaubaren Aufbauspiel hatte Dortmund kaum Probleme und auch das 2:4 (Einzelaktion von Ribéry) warf den BVB nicht aus der Bahn.

Nein, nur wenige Minuten später nützte der Meister einen Fehler von Neuer sogar zum 5:2 aus. Damit gaben die Roten das Pokal-Finale endgültig verloren und Jürgen Klopp konnte Shinji Kagawa nach einer seiner besten Leistungen im BVB-Trikot den verdienten Abgangs-Applaus zum Abschied gönnen.

Fazit: Der BVB zeigte eindrucksvoll, was ihn so stark macht

Dortmund spielte das typische Dortmund-Spiel: Gegner anlaufen vorne, keinen Spielaufbau zulassen. Blitzschnelles Umschalten nach Ballgewinn. Mit der Überischt von Kagawa und den Fähigkeiten von Lewandowski, den Ball zu halten, den Gegner in Probleme zu bringen. Die Flügelzange der Bayern durch das Isolieren vom Rest der Mannschaft aus der Gleichung nehmen. Und hinten nichts anbrennen lassen.

Letzlich war es die gleiche Partie wie die beiden 1:0-Siege der Dortmunder in der abgelaufenen Bundesliga-Saison, mit dem Unterschied, dass diesmal die Toren fielen wie reife Früchte. Was die Bayern eine Woche vor dem Champions-League-Finale im eigenen Stadion sorgen muss, ist weniger die fünfte Niederlage gegen den BVB en suite an sich. Sondern die Tatsache, dass man dem Gegner einmal mehr inhaltlich unterlegen war, kein Mittel fand.

Für Dortmund markiert dieser 5:2-Sieg den Schluss- und vor allem den Höhepunkt einer (zumindest national) überragenden Saison. Das Team von Jürgen Klopp zeigte noch einmal alles, was es so stark macht und hat damit unterstrichen, wie hochverdient auch der Meistertitel ist. Ein Sieg, ein Statement. Und das erste Double der Vereinsgeschichte.

(phe)

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Was bleibt, was war gut, was weniger? Das war Katar 2011 https://ballverliebt.eu/2011/02/01/was-bleibt-was-war-gut-was-weniger-das-war-katar-2011/ https://ballverliebt.eu/2011/02/01/was-bleibt-was-war-gut-was-weniger-das-war-katar-2011/#comments Mon, 31 Jan 2011 23:26:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3907 Was bleibt, was war gut, was weniger? Das war Katar 2011 weiterlesen ]]> „Ich habe mich entschieden, weit weg von Italien zu trainieren, um mich von der dortigen Schizophrenie zu entgiften. Ich bin zurückgekehrt zu der Arbeit, die mir am meisten gefällt – den Fußball zu lehren!“ – Das sagt Alberto Zaccheroni. Jener Mann, der das tolle japanische Team zum Sieg im Asien-Cup geführt hat.

Schon nach dem ersten Gruppendurchgang musste jeder, der mehr gesehen hat als nur die Ergebnisse, wissen: Der Titelgewinn führt nur über diese bärenstarken Japaner – obwohl es im ersten Spiel gegen Jordanien „nur“ ein 1:1 gegeben hat. Im Nachhinein betrachtet, im Lichte dessen, was die Jordanier erreicht haben, verwundert dieses Resultat nicht mehr. Nach 32 Spielen, die Ballverliebt analysiert hat, darf natürlich ein Debriefing nicht fehlen. Eine Zusammenfassung dessen, was das Turnier Katar 2011 so alles gebracht hat.

Das Problem mit dem All-Star-Team

Ballverliebt-Allstars des Asiencups 2011

So könnte ein All-Star-Team des Turniers aussehen. Das ist aber durchaus problematisch – denn einige Positionen sind unstrittig, für andere gäbe es viele glaubhafte Möglichkeiten, für andere eigentlich gar keine. Das fängt schon bei der Position der Solo-Spitze an. Hier gab es nämlich im Grunde keinen einzigen Spieler, der wirklich überzeugt hätte. Harry Kewell hat zwar einige Tore geschossen, darunter das wichtige im Viertelfinale gegen den Irak, aber sonst vor allem durch slapstickhaftes Verschludern bester Möglichkeiten geglänzt. Alternativen wie Ji Dong-Won (Südkorea) oder Ryoichi Maeda (Japan) haben immer fleißig gerackert, aber wenig Torgefahr ausgestrahlt. Und auch bei den restlichen 13 Mannschaften hat sich keiner nachhaltig angeboten. Was eine der ganz großen Erkenntnisse dieses Turniers ist: Es fehlen die Vollstrecker.

Ein absolutes Überangebot herrscht dafür auf der Sechser-Position – mit dem Südkoreaner Ki Sung-Yueng (21) hat sich eines der weltweit größten Talente dieser Position in den Vordergrund gespielt. Ob er noch lange bei Celtic Glasgow unter Vertrag steht? Aber auch Yasuhito Endo aus Japan und Nashat Akram aus dem Irak wussten auf der Position vor der Abwehr durchaus zu gefallen, auch sie hinterließen einen viel nachhaltigeren Eindruck als jeder Stürmer dieses Turniers.

Auch im linken Mittelfeld gab es mehr Kandidaten als nur den überragenden Shinji Kagawa. Zyniker könnten sagen, Dortmund solle froh sein, dass er sich nach seinem Gala-Auftritt gegen Katar verletzt hat; so bleibt er dem BVB über den Sommer hinaus erhalten – ansonsten wäre ein Transfer nach England kaum zu verhindern gewesen. Vor einem solchen stünde aber über kurz oder lang auch Matt McKay – wäre der Australier vom A-League-Leader Brisbane Roar nicht schon 27 Jahre alt. Er spielte ebenso ein starkes Turnier und war einer der Gründe, warum es die Socceroos bis ins Finale geschafft haben.

Durchbruch für Japan: Yuto Nagatomo!

Wenn es noch einen Beweis gebraucht hätte, wie essenziell die Position des Außenverteidigers im modernen Fußball geworden ist, Yuto Nagatomo hätte ihn erbracht. Eine ansprechende WM brachte ihm im Sommer einen Vertrag bei Serie-A-Aufsteiger Cesena ein, seine überragenden Leistungen beim Asiencup wurden mit einem Wechsel zu Inter Mailand belohnt. Christian Chivu bekommt also starke Konkurrenz. Er war auch essenziell für das generelle Spiel der Japaner, das vor allem in der Vorrunde massiv an jenes von Arsenal erinnerte – vor allem die erste Hälfte gegen Syrien.

Japan

Zaccheroni rückte mit den Japanern von jenem 3-4-3 ab, das er üblicherweise präferiert. Von der Grundformation her ist es ein nicht besonders ungewöhnliches 4-2-3-1. Einen wirklich zentralen Spieler kann man in dem ungemein augewogenen und sehr gut aufeinander abgestimmten Team aus Nippon gar nicht ausmachen. Die Spielanlage beruht auf der großen Flexibiliät der der offensiven Mittelfeldspieler, der Übersicht von Taktgeber Makoto Hasebe und der Breite, welche die massiv nach vorne stürmenden Außenverteidiger bringen. Die somit auch jene des Gegners nach hinten drücken – so sieht Defensivarbeit Anno 2011 aus.

Angesichts der Tatsache, dass die Flanken oft bis hin zur gegnerischen Grundlinie von Nagatomo links und dem Schalker Uchida rechts besetzt werden, können die drei in der Spielgestaltung – im Idealfall Honda zentral, Kagawa links und Okazaki (der nach zwei Spielen Matsui abgelöst hatte) – ihre Zwischenräume enger gestalten, was es für den Spielaufbau angesichts vermehrter Anspielstationen in kurzer Distanz leichter macht.

Außerdem gibt es an den Flanken immer eine Anspielstation, und Maeda vorne bindet mit viel Laufarbeit beide gegnerischen Innenverteidiger, sodass sich Honda und Co. mit diesen nicht herumschlagen müssen. Und das alles geschieht, sofern alle fit und frisch sind, auch noch in einem irren Tempo, vor allem in den ersten 20 Minute der Spiele. Was für den Titelgewinn letztlich aber nur die halbe Miete war – denn auch wenn es nicht läuft, wie im Viertelfinale gegen Gastgeber Katar oder im Finale gegen Australien, behält die Mannschaft stets Ruhe. Die Spieler auf dem Platz ebenso wie der Teamchef an der Seitenlinie. Zaccheronis genialer Schachzug, Nagatomo im Finale nach vorne zu ziehen und hinter im einen Innenverteidiger die Drecksarbeit machen zu lassen, wurde vom Neu-Mailänder mit der Vorlage zum 1:0 belohnt.

Ein weiterer Punkt, der sich äußerst positiv auf die Performance der Japaner auswirkte, war sicherlich die Tatsache, dass sich immer mehr den Sprung nach Europa zutrauen und sich dort auch durchsetzen. Honda ist Leistungsträger bei ZSKA Moskau, Kagawa beim designierten deutschen Meister Dortmund, Hasebe stemmte mit Wolfsburg schon eine Meisterschale, Uchida lebt sich nach Startschwierigkeiten bei Schalke immer besser ein, Torhüter Kawashima und Innenverteidiger Yoshida spielen in Belgien, Okazaki geht nach Stuttgart und Nagatomo eben zu Inter Mailand.

Durchbruch für Südkorea? Ki Sung-Yueng und Koo Ja-Cheol!

Es war am Ende wohl ein einziges Tor gegen Indien, was den Südkoreanern die Teilnahme am Finale gekostet hat. Ein Tor mehr gegen den überforderten Underdog im letzten Gruppenspiel, und statt Iran und Japan wären auf dem Weg ins Finale „nur“ Irak und Usbekistan gestanden. So aber musste sich das Team um Park Ji-Sung nach dem Semifinal-Aus im Elferschießen gegen Japan mit dem dritten Platz begnügen. Doch Moment… dem Team um Park Ji-Sung? Berechtigter Einwand – denn beim letzten Turnier des Man-Utd-Stars spielte sich ein ganz junger Mann ins Rampenlicht.

Südkorea

Und zwar Ki Sung-Yueng von Celtic Glasgow. Der 22-Jährige hat bereits 36 Länderspiele auf dem Buckel, spielte eine sehr ordentliche erste Weltmeisterschaft und war bei diesem Turnier einer der drei stärksten Spieler seines Teams. Ein Trio, zu dem der sehr mannschaftsdienliche, aber etwas überspielt wirkende Park Ji-Sung im Übrigen nicht mehr gehört: Der 29-Jährige hat seine Schuldigkeit getan und übergibt den Staffelstab nun an jene Generation, der er mit seinen Leistungen in den letzten Jahren die Tür nach Europa geöffnet hat. Der mit seinen 1.88m für einen Koreaner extrem große Sechser Ki bestach nicht durch auffällige Aktionen, sondern durch tolles Stellungsspiel, enorme Spielintelligenz und hohe Laufbereitschaft. Er nahm gegnerische Offensivkräfte wie Honda oder Cahill aus dem Spiel und spielte unauffällige, aber sichere Pässe in der Spieleröffnung.

Generell hinkte das Spiel der Koreaner aber. Ähnlich wie bei Japan sollte auch bei den Koreanern unter Cho Kwang-Rae die Breite von den Außenverteidigern kommen und sich das offensiven Mittelfeld zusammenziehen. Das Problem: Lee Chung-Yong fehlt es an der Klasse, Park Ji-Sung an der Frische und der Achter Lee Yong-Rae konnte nicht die nötigen Akzente setzen. Der einzige, der in der Offensive wirklich auf sich aufmerksam machen konnte, war Koo Ja-Cheol: Auf den 21-Jährigen von Jeju United war vor dem Turnier nur Young Boys Bern aufmerksam geworden, ein Transfer zu den Schweizern scheiterte letztlich am tollen Asiencup von Koo. Der seine Zelte nun in Wolfsburg aufschlagen wird. Er ist aber kein klassischer Zehner, sondern mehr eine hängende Spitze: Seine besten Szenen hatte der schnelle Mann, wenn er aus der Tiefe kommen und sich zwischen gegnerischer Innenverteidigung und gegnerischem Sechser zwischen den Linien bewegen konnte.

Auf diesen beiden Spielern wird in Zukunft die Hoffnung der südkoreanischen Fans ruhen. Denn der dritte extrem starke Mann bei diesem Turnier ist mit seinen 30 Jahren kein junges Talent mehr – nämlich Cha Du-Ri, der nach harten Jahren in Deutschland nun bei Celtic Glasgow untergekommen ist.

Ein letztes Hurra aus Australien

Auch, wenn es ein starkes Spiel im Finale gab und dieses surreale 6:0 im Semifinale gegen Usbekistan: Es fällt schwer, Australien wirklich als zweitbestes Team des Turniers zu sehen. Zu leicht war der Weg ins Finale, zu wenig überzeugend die recht durchwachsenen Spiele in der Vorrunde, und zu starr im Endeffekt auch das Spiel der Socceroos unter ihrem deutschen Teamchef Holger Osieck.

Australien

Außerdem war es keine Mannschaft mit Zukunft. Das Durchschnittsalter des Teams liegt bei knapp 30 Jahren, und wenn Matt McKay mit seinen 27 Lenzen nur zwei Spieler um sich herum hat, die (auch nicht viel) jünger sind als er selbst, wird schon klar, dass der Finaleinzig dieser Mannschaft jenes letzte Hurra einer Spielergeneration ist, den man eigentlich schon für die WM in Südafrika hatte erwarten können.

In Katar war Australien eine der wenigen verbliebenen Mannschaften, die mit einem klassischen 4-4-2 aufgetreten sind und in keiner Minute davon abgerückt sind. Die Vorwärtsbewegung kam fast ausschließlich über die Flanken und da spielte sich eben Matt McKay in den Vordergrund – auch, wenn er erst im Viertelfinale erstmals in der Startformation stand. Kein Wunder, dass die Socceroos erst in der K.o.-Phase ins Rollen kamen, mit einer starken Partie gegen den Irak und einer cleveren Leistung gegen jene Usbeken, die im Semifinale zeitweise zwei Drittel Ballbesitz hatten.

Taktisch gibt es über diese eher wenig prickelde Mannschaft nicht viel zu sagen. Aber in Hinblick auf den nächsten Asiencup im Jahr 2015 ist die Altersentwicklung alermierend – denn dieser wird just in Australien ausgetragen. Kein allzu günstiger Zeitpunkt, jetzt, wo der große Generationswechsel ansteht.

Unter Wert geschlagen: Iran

Am Ende steht das Aus im Viertelfinale – womit die Iraner weniger erreicht haben, als ihnen eigentlich zugestanden wäre. Ja, das zweite Gruppenspiel (1:0 gegen Nordkorea) war furchtbar. Aber die Art und Weise, wie das Team vom US-Iraner Afshin Ghotbi in der sehenswerten Auftaktpartie gegen den Irak mit einem 4-4-2 verschob, was das Zeug hielt, war interessant. Die folgende Umstellung auf das 4-1-4-1 folgerichtig, die Leistung des zweiten Anzugs im letzten Gruppenspiel (3:0 gegen die VAE) souverän. Und letztenendes scheiterte man am Pech in der Auslosung. Jeden anderen Gegner als die Südkoreaner, von den überragenden Japanern abgesehen, hätten die Iraner mit hoher Wahrscheinlichkeit geschlagen.

Gutes Coaching: Usbekistan

In gleichem Maße, wie die Iraner Pech mit der Auslosung hatten, müssen die Usbeken als Glückskinder gelten. Die gut organisierte, aber in der Spielgestaltung harmlose Truppe aus Zentralasien hatte die mit Abstand leichteste Gruppe zu überstehen und bekam mit Jordanien auch noch einen einigermaßen dankbaren Gegner im Viertelfinale. Zugegeben: Das 0:6 im Semifinale gegen Australien war um mindestens drei Tore zu hoch.

Die Usbeken bestachen vor allem durch ihre hohe systematische Flexibilität. Der Ausgangspunkt war auch bei ihnen ein 4-2-3-1, aber innerhalb dieses Systems konnte ohne größere Reibungsverluste gewechselt werden. Praktisch jeder Offensivspieler konnte sowohl im Zentrum als auch auf beiden Seiten spielen, dazu gab es fleißige Außenverteidiger und mit dem immer wieder nach vorne marschierenden Odil Achmedov auch noch einen interessanten Innenverteidiger.

Am auffälligsten war bei Usbekistan aber der Teamchef: Vadim Abramov verstand es immer wieder, mit intelligenten Wechseln Spiele zu retten, die zu entgleiten drohten. So war es etwa gegen Kuwait, aber auch gegen Jordanien. In letzterem Spiel trat sein Team übrigens in einem 3-2-4-1 an – die einzige experimentelle Formationsvariante in diesem Turnier.

Die positiven Überraschungen: Jordanien und Syrien

Auf dem Papier war die Vorrundengruppe B eine klare Sache: Japan und die Saudis gehen locker durch, Jordanien und Syrien haben keine Chance. Aber weit gefehlt! Die beiden Teams aus dem nahen Osten machten den Japanern das Leben extrem schwer und kippten den großen Nachbarn Saudi-Arabien in eine der schlimmsten sportlichen Krisen ihrer Geschichte. Aber wie ging das?

Jordanien - Syrien 2:1

Bei beiden Teams – natürlich – durch taktische Cleverness, ohne die es als Underdog einfach nicht geht. Ansonsten war die Herangehensweise aber durchaus verschieden. Die Syrer schlugen die Saudis (mit einem 4-4-1-1), fingen sich nach dem Seitenwechsel gegen Japan (mit einem 4-1-4-1) und rannten gegen Jordanien mit einem 4-2-3-1 mit voller Kraft an. Vor allem aber gaben sie ihr letztes Hemd, was ihren Kampfgeist anging. Der rumänische Teamchef Valeriu Tita verstand es, das Optimum aus seiner ausgeglichen besetzten Mannschaft heraus zu holen. Vor allem der gegen die Saudis und gegen Jordanien als Zehner agierende Belgien-Legionär Malki machte einen guten Eindruck, auch der fleißige linke Flügelmann Jehad Al-Hussein gefiel. Dass es letztlich nicht reichte, lag an der mangelnden Chancenverwertung.

Die kann man Jordanien hingegen nicht vorwerfen – beim 2:1-Sieg im entscheidenden Spiel gegen Syrien, dem wohl energiegeladensten Match des ganzen Turniers, vergab man zwar die einzige selbst herausgespielte Torchance, gewann aber letztlich dennoch. Weil die bombenfeste Defensive um Ersatz-Kapitän Bashir Bani-Yasin ein sensationelles Turnier spielte. Und das, nachdem mit Hatem Aqel dessen Partner schon in der ersten Partie verletzt w.o. hatte geben müssen! Doch Teamchef Adnan Hamad, ein Iraker, hatte eine perfekt aufeinander abgestimmte Truppe, die mit Spielmacher Hassan Abdel-Fattah auch in der Offensive einen fähigen Mann hatte, mit Sulaiman Al-Salman einen hervorragenden Rechtsverteidiger, mit Hashhash und Abdulrahman ein gut funktionierendes Duo im defensiven Mittelfeld, und mit Amir Shafi einen starken Torhüter.

Gute Figur gemacht: Titelverteidiger Irak

Was vom Asiencup 2007 in Erinnerung blieb? Nicht die Tatsache, dass von den vier (!) Veranstaltern Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam nur die damals von Alfred Riedl trainierten Vietnamesen die Vorrunde überstanden. Sondern der sensationelle Titel für den Irak – einem vom Krieg gebeutelten Land; einer seit Jahrzehnten sportlich absolut wertlosen Mannschaft. Dass dieser Titel kein kompletter Zufall war, zeigte die Mannschaft bei diesem Turnier vollauf. Vor allem der extrem laufstarke und umsichtige Sechser Nashat Akram – der bei Al-Wakrah in Katar spielt – hatte ein hervorragendes Turnier, die Abwehr zeigte sich auch diesmal als große Stärke. Aber auch unter dem deutschen Teamchef Wolfgang Sidka tat sich das Team schwer mit der Spielgestaltung. Was letztlich auch das Viertelfinal-Aus gegen Australien bedeutete. Bleibt die mit einem Durchschnittsalter von 25,4 Jahre auch noch sehr junge Truppe zusammen, ist eine Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien durchaus nicht unrealistisch.

Sich nach Kräften blamiert: Saudi-Arabien und China

Alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Das war das Auftaktspiel der Saudis, das 1:2 gegen Syrien, auf den Punkt gebracht. Was Teamchef José Peseiro auch prompt seinen Job kostete! Nasser Al-Johar übernahm und machte gegen Jordanien, taktisch gesehen, eigentlich alles richtig. Eine massive Leistungssteigerung, bei der nur die Tore fehlten. Was nach dem 0:1 schon nach zwei Partien das Aus bedeutete, woraufhin in der letzten, bedeutungslosen Partie beim 0:5 gegen Japan alles in sich zusammenfiel. Ein Turnier, das in seiner Bedeutung wohl einen noch schlimmeren Eindruck hinterlässt als die WM vor neun Jahren mit dem 0:8 gegen die Deutschen…

Das Hauptproblem bei den Chinesen war die Tatsache, dass die Mannschaft keine solche war. Eine Ansammlung von (zumeist auch nicht übermäßig begabten) Einzelspielern. Die wenigen Leistungsträger schafften es nicht, über drei Spiele eine halbwegs konstante Leistung abzuliefern. Der Zehner Deng Zhuoxiang spielte gut gegen Kuwait, schrecklich gegen Katar und saß gegen die Usbeken nur auf der Bank. Schalke-Legionär Hao Junmin spielte nach seinen Einwechslungen gegen Kuwait und Katar ansprechend, war gegen Usbekistan aber ein Totalausfall. Andererseits wurde Sturmspitze Gao Lin in einem Spiel noch vor der Pause runtergenommen, um in der nächsten Partie doch wieder ran zu dürfen – jedes Selbstvertrauens beraubt. Der überforderte Teamchef Gao Hongbo zog sein Team mit schlechtem Coaching zwar runter, muss seinen Posten aber trotzdem nicht räumen. So sind die Chinesen keine Mannschaft, die man mittelfristig auf dem Radar haben muss.

Und der Gastgeber? Katar agierte achtbar

Katar

Kanonenfutter? Na, ganz so schlimm war’s dann noch nicht, was der Gastgeber dieses Turniers – und auch der WM in elf Jahren – da fabrizierte. Auch, wenn man nach dem 0:2 im Eröffnungsspiel gegen Usbekistan schon glauben konnte, dass nicht viel möglich wäre. Aber nach dem Schlüsselerlebnis gegen China – wo die Kataris nach einer halben Stunde merkten, dass der Gegner noch nervöser war als man selbst – und der wichtigsten Umstellung von Bruno Metsu – jenem Trainer, der Senegal 2002 ins WM-Viertelfinale geführt hatte – war Katar im Turnier angekommen.

Diese Umstellung war die Maßnahme, Yusuf Ahmed als hängende Spitze im 4-4-1-1 spielen zu lassen. Er war einer der Schlüsselspieler beim Gastgeber – neben Sebastian Soria. Der gebürtige Uruguayer (einer von acht nicht in Katar geborenen Kaderspielern) zeigte vor allem im Viertelfinale gegen Japan, was er kann. Er war in diesem Spiel sehr lauffreudig, und vor allem bei Kontern immer wieder gefährlich. Was der Spielanlage der Kataris am ehesten entspricht: Mit zwei Viererketten tief stehen und verteidigen; nach vorne auf Konter lauern.

Interessant war aber durchaus, dass die vier Spiele vier völlig unterschiedliche Szenarien boten, mit denen Katar höchst unterschiedlich umging. Erst, gegen Usbekistan, von einem sehr kompakten und defensivstarken Gegner ausmanövriert. Dann, gegen China, auf den Druck besser reagiert als der Gegner und das Spiel selbst in die Hand genommen. Im letzten Gruppenspiel, gegen Kuwait, gegen einen ambitionierten, aber schwachen Gegner zwei frühe Abwehrschnitzer souverän ausgenützt. Und schließlich, gegen Japan – der ersten wirklich guten Mannschaft, gegen die Metsu und Co. antreten mussten – ihr volles Potential im Gegner entnerven und schnell kontern gezeigt. Dieses Viertelfinale war zum einen zweifellos die beste Turnierleistung des Gastgebers und andererseits ein Anzeichen dafür, dass durchaus Entwicklungspotential vorhanden ist. Auch, wenn in elf Jahren wohl keiner der aktuellen Mannschaft bei der Heim-WM antreten wird: Katar ist auf einem guten Weg.

Indien… was sollte das denn?

Ein kurzes Wort noch zum Auftritt der Inder. Der war peinlich. Der war nicht zu rechtfertigen. Und er wirft, nach fünf absolut unterirdischen Halbzeiten (lediglich die zweite gegen Bahrain war anständig) zwei Fragen auf: Erstens, warum darf so ein absolut chancenloses Team teilnehmen? Das zieht den ganzen Bewerb runter. Und zweitens: Wie schafft es ein Land mit einem Millardenvolk nicht, besseren Fußball zu spielen als europäische Zwergstaaten wie Färöer und Liechtenstein? Die würden gegen die Inder nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen…

Schlusswort: Das generelle Niveau

Das Turnier hat gezeigt, dass der asiatische Fußball in seiner Spitze erweiterte Weltklasse ist und in der Breite zwar nicht besonders aufregend ist, aber grundsoliden Fußball von taktisch ansprechend bis sehr gut ausgebildeten Mannschaften zeigt. Die Stimmung und die allgemeine Reputation mögen bei Afrikacups höher sein, das Niveau des Turniers als ganzen ist aber sicherlich vergleichbar und muss den Vergleich zu den afrikanischen Titelkämpfen nicht scheuen.

Bis auf die heillosen Inder haben alle 15 Teilnehmer die Grundzüge modernen Fußballs verstanden. Taktisches Verständis und Flexibilität im Positionsspiel sind bei praktisch allen teilnehmenden Teams grundsätzlich vorhanden. Bei den meisten Mannschaften gehen auch die Außenverteidigier durchaus mit nach vorne, nur die in ihrer Spielanlage generell eher vorsichtigen Kataris, die Bahrainis und jene aus den VAE hielten sich da eher zurück. Bevorzugtes System ist, wie es fast weltweit der Fall ist, verschiedene Variationen des 4-2-3-1 bzw. 4-1-4-1 (Offensiv bei Japan, Südkorea und in Ansätzen bei Kuwait. Kompakt bei Usbekistan, Iran, VAE und Syrien. Eher vorsichtig bei Jordanien, Irak, Bahrain). Das herkömmliche 4-4-2 bzw. 4-4-1-1 (wie bei China, Saudi-Arabien, Indien und Nordkorea) ist auch in Asien immer mehr am Rückzug.

Funktioniert hat es nur bei den konterstarken Kataris – und bei Australien. Wobei es bei den Socceroos eher die individuelle Klasse und die Erfahrung der einzelnen Spieler war, die das Team trugen. Und nicht das System.

Auch eine Erkenntnis dieses Asiencups. Und es wird die Erkenntnis der kommenden Jahre sein, ob das ein dauerhaft tragfähiges Modell sein kann…

(phe)

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Asiencup-Semifinale: Eineinhalb enge Spiele https://ballverliebt.eu/2011/01/25/asiencup-semifinale-eineinhalb-enge-spiele/ https://ballverliebt.eu/2011/01/25/asiencup-semifinale-eineinhalb-enge-spiele/#respond Tue, 25 Jan 2011 19:30:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3874 Asiencup-Semifinale: Eineinhalb enge Spiele weiterlesen ]]> Japan und Südkorea neutralisierten sich im deutlich besser besetzten der beiden Semifinals 120 Minuten lang. Letztlich behielt Nippon im Elfmeterschießen die Nerven. Welche die Usbeken im Stich gelassen haben – nachdem sie als aktivere Mannschaft nach einer Stunde 0:3 gegen Australien hinten waren…

Japan – Südkorea 2:2 n.V. (1:1, 1:1), 3:0 i.E.

Japan - Südkorea 2:2 n.V., 3:0 i.E.

Es gab drei Schlüsselduelle in diesem Spiel – die der gelbvorbelasteten Sechser (Endo vs. Ki), und die beiden auf den Flanken (Nagatomo vs. Cha Du-Ri bzw. Uchida vs. Lee Young-Pyo). Je eines davon gewann der Koreaner bzw. der Japaner, eines endete ohne Sieger – und somit ging diese eher vorischtig geführte Partie fast folgerichtig erst in die Verlängerung und dann ins Elfmeterschießen.

Beide Teams zeigten von Beginn an extrem großen Respekt voreinander. Was hieß: Jene Achter, die bei beiden Mannschaften im Turnierverlauf deutlich mehr offensive Aufgaben hatten – also Makoto Hasebe bei Japan und Lee Yong-Rae bei den Koreanern – spielten mit ihren Sechsern beinahe auf einer Höhe, um die schnellen Offensivspieler der Gegner besser kontrollieren zu können. Die Koreaner massierten zudem einmal mehr ihre vordere Dreierreihe ziemlich im Zentrum zusammen. Die Folge: Durch die Mitte gab es für Japan kein Durchkommen, selbst fehlte den Koreanern aber massiv die Breite im eigenen Spiel.

So musste sich das Spiel, wenn es wirklich vor das Tor gegen sollte, auf die Flanken verlagern. Hier drehte vor allem der Japanar Yuto Nagatomo auf: Der Linksverteidiger von Serie-A-Klub Cesena drängte seinen Gegenspieler Cha Du-Ri, der bis dahin auch ein sehr ordentliches Turnier absolviert hatte, ziemlich nach hinten und ließ ihn auch auf der anderen Seite nicht zur Geltung kommen. Ansonsten hatten die Defensivreihen das Spiel aber unter Kontrolle, sodass es in der 23. Minute ein sehr harscher Elfmeter für Südkorea war, den Ki Sung-Yueng zum 1:0 nützen konnte.

Starker Ki

Und überhaupt, der Jungstar von Celtic Glasgow. Das 35. Länderspiel des erst 21-Jährigen Sechsers untermauerte sein Image als eines der größten Talente Asiens einmal mehr. Shinji Kagawa kam gegen ihn und Cha nie ins Spiel, auch Keisuke Honda biss sich an Ki und Lee Yong-Rae die Zähne aus – und das, obwohl Ki wusste: Bei einer gelben Karte müsste er im Finale zuschauen! So aber blieben die Japaner, die vor allem in der Vorrunde noch so aufgetrumpft hatten, völlig stumpf. Und es musste einer der beherzten Vorstöße von Nagatomo her, um noch vor der Pause den Ausgleich zu erzielen; Maeda verwertete in der Mitte zum 1:1.

Was auch immer Keisuke Honda versuchte, es fruchtete nicht. Orientierte er sich weiter nach vorne, kamen noch weniger Bälle an; ging er nach hinten, wurde er vom dichten Mittelfeld völlig verschluckt. Auch die rechte Angriffsseite der Japaner blieb harmlos – Uchida und Okazaki neutralisierte Lee Young-Pyo und den ebenso wie Honda oft im Zentrum verschluckten Park Ji-Sung, Akzente setzen konnte auch sie nicht.

Zweite Hälfte: Wachsende Müdigkeit

Mit dem Neutralisieren auf gutem Niveau ging es auch nach dem Seitenwechsel weiter. Je länger die Partie dauerte, desto eher waren es aber die Koreaner, die sich minimale Vorteile erarbeiten konnten: Sturmspitze Ji Dong-Won ließ sich immer wieder zurückfallen, um sich die Bälle selbst zu holen oder als Empfänger schneller Steilpässe mit Tempo zu kommen – bis er in Minute 66 für Hong Jeon-Ho aus dem Spiel genommen wurde. Dieser spielte nun als zentraler Mann vor der Abwehr, Ki und Lee Yong-Rae rückten dafür etwas nach vorne um Honda und Kagawa noch weiter vom eigenen Tor wegzudrängen.

Mitte der zweiten Hälfte merkte man bei beiden Teams immer mehr den Kräfteverschleiß, den das Turnier bis zu diesem Zeitpunkt bereits verursacht hat. Bei den Japanern war diese Müdigkeit vor allem eine Mentale, nachdem sie fast in jedem Spiel ans Äußerste gehen mussten, weil sie es (mit Ausnahme des 5:0 gegen die Saudis) immer verpasst hatten, rechtzeitig für die Entscheidung zu sorgen – oder sie aufgrund äußerer Umstande brutal zu kämpfen hatten, wie im Viertelfinale gegen Katar. Die Folge der schwindenen Kräfte war bei beiden Mannschaften ähnlich: Die Laufarbeit vor allem in der Offensive ging immer mehr zurück, vermehrt wurde mit (nicht immer punktgenauen) Pässen versucht, die reduzierte Laufarbeit auszugleichen. Was sich auf das Niveau des Spiels natürlich nicht allzu positiv auswirkte.

Anders als Ki bei den Koreanern, der trotz seiner Defensivaufgaben auch immer wieder Akzente nach vorne zu setzen versuchte (und zwar nicht nur durch die Standardsituationen, die fast alle der 21-Jährige ausführte); blieb sein Pendant Yasuhito Endo diesbezüglich blass. Er überließ die Versuche nach vorne fast exklusiv Makoto Hasebe, der zwar viel versuchte und mit klugen Pässen immer wieder für Entlastung sorgte, aber seine Vorderleute fast nie gewinnbringend einsetzen konnte. Plakativste Kosequenz der starken koreanischen Defensive um Ki Sung-Yueng: Der völlig entnervte Kagawa wurde noch vor Ende der regulären Spielzeit aus der Partie genommen. Mit Augsburg-Legionär Hosogai ging es in die Verlängerung, die sich schon länger abgezeichnet hatte.

Verlängerung: Nächster umstrittener Elfer

Auch der koreanische Teamchef Cho Kwang-Rae hatte reagiert – aber anders: Er warf in der 82. Minute mit Son Heung-Min (für den gegen Nagatomo völlig blassen Lee Chung-Yong) einen echten Mittelstürmer in die Schlacht. In der Verlängerung deutete zunächst nichts auf eine Änderung des Spiels hin – leichte Vorteile für die Koreaner gab es weiterhin. Bis der saudische Referee Al-Ghamdi offenbar ein schlechtes Gewissen für seinen fragwürdigen Elfmeter für die Koreaner in der ersten Hälfte bekommen hat und er den Japanern in der 96. einen ähnlich fragwürdigen Strafstoß zuerkannte. Das Foul fand nämlich wohl eher außerhalb des Strafraums statt.

Wie zum Beweis für seine diskrete Leistung schoss Keisuke Honda den Elfer fürchterlich schwach, sodass Jung Sung-Ryong ihn mit den Füßen abwehren konnte. Doch seine Mitspieler schalteten langsamer als der eigewechselte Hosogai, der in den Abpraller lief und doch zum 2:1 für Japan verwandelte. Bei den Koreanern kam nun mit Kim Shin-Wook noch ein zusätzlicher Stürmer, woraufhin Zaccheroni Sturmspitz Maeda vom Platz nahm und mit Inoha einen fünften echten Verteidiger brachte.

Lucky Punch

Bei den Koreanern gab es nun nur noch die Brechstange, und Japan schien die Führung einigermaßen cool über die Zeit bringen zu können. Alleine Nagatomo und Honda spielten sich zwei Minuten lang an der gegnerischen Eckfahne und holten immer wieder Eckbälle und Einwürfe heraus. Es wäre nicht verwunderlich gewesen, hätte Japan das Resultat über die Zeit gebracht, nach den Eindrücken des bisherigen Turniers – wo Japan immer die Ruhe bewahrt hatte. Aber diesmal konnte Korea in der 121. Minute doch noch den Lucky Punch setzen, indem aus einem Freistoß und dem anschließenden Gewühl im Strafraum Innenverteidiger Hwang zum 2:2 traf. Die Koreaner lagen sich in den Armen, als wäre der Finaleinzug schon fix.

Aber die Nerven waren letztlich doch auf Seiten der Japaner, während die Spieler aus Südkorea beim Elfmeterschießen selbige komplett verließen. Erst scheitere Koo Ja-Cheol mit einem halbhohen Schuss an Kawashima, dann tat es ihm Lee Yong-Rae mit einem noch schlechteren Schuss ins Zentrum gleich, und als Hong Jeong-Ho rechts am Tor vorbeischoss, war es fast schon klar. Drei der vier Japaner hingegen trafen – womit Nippon ins Finale einzieht.

Fazit: Ein spektakuläres Spiel war es ganz und gar nicht – im Gegenteil, es war über weiter Strecken von hoher Vorsicht geprägt; dem Bestreben, dem Gegner so wenige Fehler wie möglich anzubieten, und die oberste Maxime war, die schnellen Offensivreihen der Kontrahenten nicht in ihr Spiel kommen zu lassen. Hier tat sich einmal mehr vor allem Ki Sung-Yueng hervor, der Kagawa entnervte und Honda nie wirklich zur Geltung kommen ließ. Auf der anderen Seite rieb sich Park Ji-Sung im Mittelfeld auf, der in der Vorrunde noch so starke Koo Ja-Cheol tauchte gegen den zweiten schweren Gegner in Folge zum zweiten Mal ab. So war das Remis letztlich korrekt.

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Australien – Usbekistan 6:0 (2:0)

Australien - Usbekistan 6:0

Mit Tim Cahill konnte man ja rechnen, wenn man die bisherigen Spiele der Australier gesehen hat. Aber dass sich plötzlich Harry Kewell bei eigenem Ballbesitz bis in die eigene Hälfte zurückzieht, das hatten die Usbeken nicht am Radar. Schon wussten sie mit dem schnell auf ihr Tor zustürmenden Kewell nichts anzufangen, ließen ihn gewähren, und nach nicht einmal fünf Minuten stand es schon 1:0 für Australien.

Für die Australier natürlich ein sensationell guter Anfang. Zum einen natürlich, weil eine frühe Führung immer gut ist. Noch mehr aber, weil sich die Socceroos nun tiefer stellen konnten; sie waren nun nicht mehr gezwungen das Spiel zu gestalten – was ihnen und ihrem 4-4-2 ohnehin nicht entspricht, und was vor allem gegen das kompakte Mittelfeld der Usbeken eine Mammutaufgabe  geworden wäre.

So aber waren die Zentralasiaten am Zug, aber so richtig zündende Ideen hatten sie nicht. Die vorderen vier Spieler waren oftmals weit vor der restlichen Mannschaft, abgetrennt von dieser durch die australische Mittelfeldkette. Diese machte die Räume gut eng und ließ wenig zu. Und wenn doch, waren usbekische Vorstöße über die linke Angriffsseite von Kasanov erfolgversprechender: Denn hier war mit Luke Wilkshire ein Gegenspieler am Werk, der nicht seinen besten Tag hatte und schon in der ersten halben Stunde eher unnötig zwei Freistöße in gefährlicher Distanz kostete.

Das Problem der Usbeken in der Defensive – aus der Achmedov immer wieder bis weit ins Mittelfeld aufrückte – war, dass sie es verabsäumten, die Seiten zu schließen. So hatten Holman (der sich oftmals fast auf eine Höhe mit Cahill und Kewell begab) und McKay bei Tempovorstößen Platz, um ungehindert bis zur Grundlinie durchgehen zu können. Eine dieser Aktionen legte jenen Eckball auf, den der aufgerückte Innenverteidiger Sasa Ognenovski (der im Übrigen in Südkorea sein Geld verdient) zum 2:0 nützen konnte.

Und nach der Pause ging es in der gleichen Tonart weiter: Die Usbeken hatten zeitweise 68% Ballbesitz, sie kamen aber nicht in den australischen Strafraum – und hinten wurden weiterhin die Seiten komplett verwaist zurückgelassen. Letzlich fiel auch das 3:0 in der 65. Minute über einen schnellen Gegenstoß auf der linken Seite; McKays Zuspiel konnte der mit aufgerückte Carney verwandelt. Damit war das Spiel entschieden, und als wenige Minute später die usbekische Solospitze Bakajev mit seiner zweiten gelben Karte des Feldes verwiesen wurde, war’s ganz vorbei.

Denn nun ließen die Usbeken die Köpfe komplett hängen. War davor immer noch der Versuch erkennbar, über erhöhten Ballbesitz im eigenen Mittelfeld mal eine Lücke im dichten australischen Verbund zu finden, war nach dem 0:3 und dem Ausschluss die Luft völlig raus und nur Temur Jurajev, der im Tor den verletzten Stammgoalie Ignati Nesterov vertreten musste, verhinderte lange Zeit ein schlimmes Debakel. Alleine zweimal rettete er gegen den in der 53. Minute für Kewell eingewechselten Kruse in allerhöchster Not.

Die Australier kannten mir ihren Gegnern aber keine Gnade. Sie überließen den geschlagenen Usbeken weiterhin den Ball und sobald dieser bei einem Australier landete, ging’s ratzfatz auf Jurajev und die immer seltener funktionierende Abseitsfalle zu. Emerton sorgte für das 4:0 (74.) und einige Minute später schlief der eingewechselte Ibragimov, wodurch Valeri beim 5:0 (83.) nicht im Abseits stand. Das zeigte nun auch beim bis dahin wirklich starken Jurajev Wirkung, eine Minute später ließ er einen völlig harmlosen „Schuss“ von Kruse zum 0:6 durch die Finger flutschen.

Fazit: „Die Grenzen aufgezeigt“ wurden den Usbeken in diesem Spiel eigentlich nicht, das kann man trotz des 0:6-Debakels nicht sagen. Im Gegenteil hatten sie eine Stunde lang deutlich mehr Ballbesitz, nur fanden sie gegen die sehr tief stehenden Australier kaum Lücken. Die Socceroos kamen aus zwei Kontern und einer Standardsituation zu einer eigentlich zu hohen 3:0-Führung, für die sie nur das Nötigste getan hatten – gut geplant, gut ausgeführt, aber keine drei Tore besser. Danach waren die Usbeken psychisch am Ende, wodurch sich das hohe Resultat erklären lässt.

Natürlich war es letztlich eine souveräne Vorstellung der Australier, aber solange es gegen elf Usbeken ging, die eine Chance für sich sahen, war es nicht glänzend. Das 6:0 sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Socceroos einen verglichen mit Japan extrem leichten Weg ins Finale hatten. Das spricht einerseits für die Japaner, weil diese zweifellos die bessere Mannschaft besitzen. Deutlich weniger Kraft verbraucht haben auf dem Weg ins Endspiel aber die Australier.

(phe)

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Asiencup, VF 1/2: Japan gegen 14 und das usbekische 3-2-4-1 https://ballverliebt.eu/2011/01/21/asiencup-vf-12-japan-gegen-14-und-das-usbekische-3-2-4-1/ https://ballverliebt.eu/2011/01/21/asiencup-vf-12-japan-gegen-14-und-das-usbekische-3-2-4-1/#respond Fri, 21 Jan 2011 18:47:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3811 Asiencup, VF 1/2: Japan gegen 14 und das usbekische 3-2-4-1 weiterlesen ]]> Die dezimierten Japaner mussten sich nicht nur gegen das gut spielende Team aus Katar durchsetzen, sondern auch gegen ein inferiores Schiri-Gespann. Und die Usbeken versuchten, Jordanien mit einem eigenwilligen System zu überraschen. Einem 3-2-4-1. Oder sowas Ähnlichem.

Japan – Katar 3:2 (1:1)

Japan - Katar 3:2

Die zentrale Frage, die sich Katars Teamchef Bruno Metsu vor dem Viertelfinale gegen Japan – bis dahin eindeutig die beste Mannschaft der Turnier – stellen musste, war: Wie sollen wir mit den extrem schnellen, flexiblen und passgenauen Offensivspielern der Japaner umgehen? Die Syrer hatten es in ihrem Gruppenspiel mit einem defensiv interpretierten 4-1-4-1 versucht und waren gescheitert. Metsu wählte einen anderen Zugang. Und er tat gut daran.

Das Konzept des Gastgebers gegen Honda, Kagawa und Co.: Konsequentes Doppeln des Ballführenden, ohne aber die Grundformation des 4-4-2 aufzulösen. Das hieß gleichzeitig, dass im Grunde auch alle vier Mittelfeldspieler vermehrt mit Defensivaufgaben zu tun hatten, nach vorne sollt es über Konter gehen. Yusuf Ahmed und vor allem der in diesem Spiel brutal starke Sebastian Soria waren willige Adressaten für lange Flachpässe in die Spitze.

Die Japaner kamen mit dem geschickten Defensivspiel der Kataris überhaupt nicht zurecht. Es gelang ihnen nie auch nur im Ansatz, ihr Kurzpassspiel aufzuziehen, weil sie am Ball kaum Zeit bekamen und Anspielstationen sehr gut verstellt waren. Was zu Folge hatte, dass sich Innenverteidiger Yasuyuki Konno alsbald sehr aktiv nach vorne mit einschaltete. Doch nicht nur, dass das vorne nichts brachte, nein, es brachte vor allem die japanische Hintermannschaft zum wackeln. Denn die recht sorglose Spielanlage von Konno hätten die Kataris schon in der 8. bzw. 9. Minute beinahe zu jener Führung genützt, die in der 13. Minute dann tatsächlich fiel: Langer Flachpass auf Soria, der steht nicht im Abseits, lässt noch Yoshida aussteigen und verwandelt zum 1:0 für den gastgebenden Außenseiter.

Was das Team aus Katar natürlich bestärkte, genau so weiter zu spielen. Die Japaner fingen (nachdem ihnen nach einem Foul von Burhan an Okazaki ein klarer Elfmeter verweigert worden war – die erste von einigen groben Fehlentscheidungen vom überforderten malayischen Referee) an, ein wenig zu probieren und sie machten schnell die Abseitsfalle des Gegners als möglichen Schwachpunkt aus. Vor allem, nachdem Honda mit einem sensationellen Chip in den Strafraum den haarscharf nicht im Abseits stehenden Okazaki bediente, dessen Schuss Kagawa zum 1:1-Ausgleich ins Tor köpfte.

Immer wieder flogen nun Bälle aus dem Halbfeld auf die hart an der Abseitslinie stehenden Maeda und Okazaki, doch nun ließ sich die Viererkette der Kataris nicht mehr überlisten. So versuchte dann auch Honda immer mehr, sich weit fallen zu lassen, um neben Hasebe für die Spieleröffnung zu sorgen, und sich ein wenig aus der Umklammerung zu lösen, welche die Kataris immer wieder ansetzten, sobald Honda am Ball war. So war das Spiel vor der Pause nicht besonders schön und auch alles andere als spektakulär, aber durchaus interessant.

Ehe sich in der zweiten Halbzeit das schreckliche Schiedsrichtergespann immer mehr in den Vordergrund spielte. Die zentralen Szenen des Spiels fanden um die 60. Minute statt, und die Initialzündung war ein vermeintliches Foul von Japans Innenverteidiger Maya Yoshida. Der spielte zwar einen Meter neben dem Schiri-Assistenten mehr als eindeutig den Ball, wurde aber dennoch mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen – und als der nur Augenblicke zuvor eingewechselte Fábio César den fälligen Freistoß zum 2:1 für Katar verwandelte (wobei Goalie Kawashima alles andere als gut aussah), war es mehr eine Frage des Willens. Umso wichtiger war es für die Japaner, dass Kagawa, der für einmal an den Verteidigern vorbei kam (weil Al-Hamad ausgerutscht war) einen alles andere als leichten Ball nur wenige Minuten nach dem Ausschluss und dem Rückstand zum 2:2 verwandelte.

Zaccheroni nahm Solospitze Maeda raus und füllte mit Iwamasa die Innenverteidigung auf, und seine Mannschaft agierte nun in einem 4-2-3; wobei aus der Offensivkette immer wieder Okazaki und (zumeist) Honda in die Spitze aufrückten, wenn die Japaner im Ballbesitz waren. Die zurück liegenden Favoriten waren natürlich auch mit zehn Mann gefordert, das Spiel in die Hand zu nehmen, und zu diesem Zweck rückte auch die Abwehrkette oftmals kollektiv bis zur Mittellinie auf – die Außenverteidiger Inoha und Nagatomo, sonst ja verkappte Außenstürmer, hielten sich aber eher zurück.

Was vor allem an Sebastian Soria lag. Der Uruguayer in Diensten der Kataris war extrem viel unterwegs, immer anspielbar, trickreich und somit brandgefährlich. Und was den Japanern das leben mindestens ebenso schwer machte, war weiterhin das Referee-Gespann. Denn nach einem nicht gegebenen Elfmeter und dem an den Haaren herbeigezogenen Ausschluss wurden sie nun auch zweimal wegen vermeintlichen Abseits zurückgepfiffen – beide Male falsch, einmal davon sogar um zwei Meter. Es hatte beinahe den Anschein, als sollte Katar um jeden Preis ins Semifinale gehievt werden.

Die gerechte Strafe folgte dann aber in der 89. Minute: Erneut setzte sich der extrem starke Kagawa durch, wurde im Strafraum umgesäbelt, doch der Ball kam zu Inoha – und dieser setzte zum 3:2 für Japan ein. Es war letztlich die Entscheidung, denn trotz fünf Minuten Nachspielzeit (wofür?) wusste Katar keine Antwort mehr.

Fazit: Ein Spiel, dass eindeutig von der Spannung und der Dramaturgie lebte. Und das von einem inferioren Schiedsrichter-Gespann beinahe entschieden worden wäre! Was schade ist, denn die Mannschaft aus Katar zeigte eine wohl durchdachte, sehr konzentrierte und absolut taugliche Leistung und lieferte sicherlich ihr bestes Spiel bei diesem Heimturnier ab. Dass es am Ende trotzdem nicht für das Semifinale gelangt hat, liegt an der individuellen Klasse der Japaner die – untypisch für dieses Turnier – eiskalt mit ihren wenigen Torchancen umgingen und sich auch von widrigsten Bedingungen nicht aus der Ruhe bringen ließ.

So hat die beste Mannschaft des Turniers auch einmal mehr gezeigt (wie schon gegen Jordanien im Auftaktspiel), dass man ohne Zweifel auch jene mit den besten Nerven ist. Und wenn auch solche Spiele gewonnen werden…

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Usbekistan – Jordanien 2:1 (0:0)

Usbekistan - Jordanien 2:1

Wer ein jordanisches Team erwartet hat, das abwartet und den Gegner kommen lässt; und wer ein usbekisches Team erwartet hat, dass das Mittelfeld unter Kontrolle hat aber kaum Torgefahr erzeugen kann, der hatte Recht. Genau so stellte sich dieses Viertelfinale nämlich dar! Die Jordanier, in einem 4-4-1-1 angetreten, zeigten zwar weder aggressives Pressing noch eine allzu harte Gangart in der Defensive, schafften es aber ohne größere Probleme, die Usbeken aus dem eigenen Strafraum herauszuhalten.

Selbst wurde das Team von Adnan Hamad in erster Linie über schnelle Konter gefährlich (und hier vor allem über Hassan Abdel-Fattah, der Spielgestalter, mit Abstand der beste Fußballer seiner Mannschaft) und über Standardsiauationen. Die beiden Außenspieler im Mittelfeld, Amer Deeb und Abdelhalim, rückten ein und deckten die Sechser Haidarov und Kapadze, wenn die Usbeken von hinten einen neuen Angriff einleiten wollten. So wurden diese über die Außen gezwungen, wo Al-Salman (gegen den in der Gruppenphase so schwungvollen Kasanov) und Al-Dmeiri (gegen Tursunov) alles im Griff.

Vor dem Tor nahm der usbekische Teamchef Vadim Abramov vor dem Spiel einige bemerkenswerte Änderungen vor: Zu allererste jene im System, das sich in diesem Spiel als eine Art 3-2-4-1 darstellte. Hinten spielte mit Achmedov nur ein echter Innenverteidiger, die gelernten AV Jurajev und Mulladjanov rückten bei Gefahr in die Mitte (was in der ersten Hälfte aber sehr selten war). Davor wie gehabt die beiden Sechser, plus Djeparov etwas vorgerückt, und ganz vorne eigentlich eine Viererkette ohne echten Stürmer.

Abramov hatte Maxim Shatskich, der keine gute Vorrunde abgeliefert hatte, nicht aufgeboten und zog dafür Alexander Geinrich von der Spitze ins zentrale offensive Mittelfeld zurück. Der Glatzkopf ist kampfstark, giftig und zeigt immer vollen Einsatz, ist für einen Stürmer vor dem Tor aber viel zu harmlos. So nahm Ulugbek Bakajev, der statt Shatskich in die Mannschaft gerückt war, den Platz ganz vorne ein – oder, was es eher trifft, er war derjenige, der am Ehesten in die Spitze ging.

Weil die Jordanier sich aber sehr gut auf dieses Sytem einstellen konnten, blieb es bis zur Pause beim 0:0. Nach Wiederanpfiff ging’s dafür schnell: Freistoß von Djeparov, Kopfballtor Bakajev (46.); und drei Minuten später konnte Kasanov für einmal Al-Salman abschütteln und flanken, erneut war in der Mitte Bakajev zur Stelle. Doch wer geglaubt hat, das 0:2 würde Jordanien aus der Bahn werfen, sah sich getäuscht.

Sie haben die Zeichen der Zeit nämlich erkannt und rückten nun wesentlich aktive nach (was zuvor nur sehr zögerlich geschehen war) und versuchten es auch über die unterbesetzten usbekischen Außen. Sofort kam es zu einigen gefährlichen Torchancen und der Anschlusstreffer in der 58. Minute war schon durchaus verdient – Innenverteidiger Bashar Bani-Yasin, der in der ersten Hälfte während eines Tackling das Knie von Tursunov ins Gesicht bekam und dadurch einen Schneidezahn eingebüßt hatte, traf per Kopf nach einer Ecke.

Abramov reagierte, indem er den weitgehend abgemeldeten Kasanov vom Platz nahm und mit Andrejev einen etwas defensiveren Spieler brachte, der in den Spielen zuvor als Linksverteidiger agiert hatte. Das brachte aber wenig, weshalb zehn Minuten später der angeschlagene Geinrich für einen Innenverteidiger, nämlich Ismailov, weichen musste. Mit der damit einhergehenden Umstellung zurück auf das gewohnte 4-2-3-1 konnten die Usbeken das Spiel merklich beruhigen.

So hat der usbekische Teamchef einmal mehr, wie schon gegen die Kuwait mit einem guten Wechsel ein Spiel gerettet, das aus der Hand zu gleiten drohte. Denn die Jordanier schafften es gegen die nun deutlich massiertere Defensive, die kaum mehr Löcher hergab – vor allem auf den Seiten nicht – kaum noch, vor das Tor zu kommen. So waren die Usbeken mit einigen (allerdings allesamt stümperhaft abgeschlossenen) Kontern dem 3:1 sogar noch näher.

Fazit: Mit ihrem eigenwilligen System konnten die Usbeken das vor allem defensiv sehr spielintelligente Team aus Jordanien nicht aus dem Konzept bringen, der zusätzliche Mann im Mittelfeld brachte keine merkliche Verbesserung. Zudem zeigten sich die Usbeken, wie schon im gesamten Turnier, nicht gerade versiert im Herausspielen von Torchancen. Umso erstaunlicher, dass sie in vier Spielen nun schon acht Tore erzielt haben – darunter aber zwei Tausenguldenschüsse, ein abgefälschter Roller, ein haarsträubender Fehler der gegnerischen Abwehr, ein Eckball und „nur“ drei herausgespielte Tore.

Die Jordanier sollten sich nicht grämen – sie haben mit dem Viertelfinaleinzug schon deutlich mehr erreicht, als zu erwarten gewesen wäre. Und auch in diesem Spiel haben sie alles andere als eine schlechte Figur gemacht: Sehr disziplinierte Defensive in der ersten Hälfte und durchaus mutig nach vorne, als es nach dem Doppelschlag nötig war. Letztlich fehlte aber die Klasse vor dem gegnerischen Tor, um die Sensation zu schaffen, die ein Seminfinaleinzug zweifellos gewesen wäre.

(phe)

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