Jugend – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 30 Nov 2012 00:49:06 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 Interview mit Andreas Heraf (Teil 3): „Solche Transfers mag ich gar nicht“ https://ballverliebt.eu/2011/07/18/interview-mit-andreas-heraf-teil-3-solche-transfers-mag-ich-gar-nicht/ https://ballverliebt.eu/2011/07/18/interview-mit-andreas-heraf-teil-3-solche-transfers-mag-ich-gar-nicht/#comments Mon, 18 Jul 2011 00:43:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5292 Interview mit Andreas Heraf (Teil 3): „Solche Transfers mag ich gar nicht“ weiterlesen ]]>
Im dritten und letzten Teil unseres Interviews befragen wir U20-Teamtrainer Andreas Heraf zu allgemeinen Strukturen für die Nachwuchsmannschaften und -trainer im österreichischen Fußball, Jugendtransfers ins Ausland, seine persönliche Zukunft und darüber, warum das glückliche Österreich bei der kommenden U20-WM eigentlich die Arschkarte gezogen hat und er sich trotzdem darauf freut. Das Gespräch führten Philipp Eitzinger und Tom Schaffer.

Das komplette Interview:

Ballverliebt.eu: Österreichische Nachwuchsteams sahen in den letzten Jahren oft recht gut aus. Am Übergang in den Erwachsenenbereich hapert es ein wenig. Kann das daran liegen, dass es eine natürliche Grenze in einem Land mit schwacher Liga gibt, wo junge Menschen nach einer ähnlich guten Ausbildung nicht bei Topklubs Fuß fassen können?

Andreas Heraf: Wir sind ein kleines Land und haben nicht so viele Möglichkeiten wie die besten Nationen. Aber wir sind was den Nachwuchs anbelangt auf einem guten Weg und diese Ergebnisse bestätigen das. Von der Kanada-Mannschaft spielen ja auch schon einige in der A-Nationalmannschaft. Ich bin mir auch sicher, dass es von dieser auch einige in den nächsten fünf Jahren schaffen werden. Wir müssen natürlich versuchen, aus unseren wenigen Mitteln das beste zu machen. Dass in der A-Nationalmannschaft die Luft immer dünner wird, ist auch klar. Und dass die Forderung im eigenen Land anders ist, als wenn man in Spanien spielt, ist auch klar. Wichtig ist, dass die Spieler Einsätze bekommen. Ich glaube, das Bekenntnis in Österreich ist da, junge Spieler in die Kampfmannschaft zu stecken und ihnen dort tragende Rollen zu geben. Es kann noch immer mehr werden, aber es ist schon auf einem guten Weg. Es braucht aber einfach noch etwas Zeit. Es wird aber nicht selbstverständlich sein, dass sich unsere A-Nationalmannschaft immer für eine Welt- oder Europameisterschaft qualifiziert. Aber mit der guten Qualität, die wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben, wird die Möglichkeit größer.

Wie wichtig ist da für junge Spieler der Schritt ins Ausland?

Ich sehe das zweigeteilt. Wenn ein Spieler von einem Topklub geholt wird, wo es eine gute Infrastruktur gibt, wo er sich sportlich weiterentwickelt und wo er, ganz wichtig, auch reelle Chancen hat zu spielen, dann natürlich, muss er gehen. Aber ich sage vor allem bei 16-Jährigen, wenn die etwa zu englischen Klubs gehen… die holen zwanzig Talente und schauen, wer nach fünf Jahren übrigbleibt. Wenn da einer oder zwei übrig bleiben, gut für sie, aber die anderen sind ihnen wurscht. Dann ist es natürlich eine Katastrophe, wenn da bei den 18 oder 19 auch Österreicher dabei sind. Denn die sind dann weg.

Solche Transfers mag ich gar nicht. Da darf der Manager nicht dran denken, was er verdienen kann. Da müssen die Eltern dahinter sein und darauf achten, dass auch die schulische Ausbildung neben der sportlichen Weiterentwicklung passt. Denn der Bursch hat nichts davon, wenn er bei Manchester United ist, und dort nirgends zum Einsatz kommt und sich nicht weiterentwickeln kann.

Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang, was bei Bayern und Stuttgart passiert, wo ja sehr viele Österreicher in den Jugendabteilungen sind?

Sie wurden für den Nachwuchs geholt und spielen dort eine gute Rolle. Holzhauser und Stöger bei Stuttgart sind beides 1993er-Jahrgänge und trainieren schon bei der Kampfmannschaft mit – das schaut gut aus dort. Man muss halt schauen, wie der letzte Schritt verläuft, was auch der Grund ist, warum sie Holzhauser nicht freigeben. Sie sagen, er wäre schon so nah am Bundesliga-Team dran, da wollen sie ihn nicht jetzt herausreißen. Da habe ich auch Verständnis dafür.

Bei Bayern ist es um einiges schwieriger. Ich hoffe, dass David Alaba dort spielen wird, oder zumindest zu einigen Einsätzen kommt, denn die Qualität dazu hat er. Aber er braucht einfach Spielpraxis, da war Hoffenheim eine Supergeschichte. Ich würde mir wünschen, dass er wieder verliehen wird, sollte er bei den Bayern nicht zum Zug kommen.

Ist die Gefahr gegeben, dass man in ausländischen Jugendabteilungen – weniger bei Bayern oder Stuttgart, aber etwa in Holland, wie bei Tobias Kainz von Heerenveen – in Österreich unter dem Radar fliegt?

Bei Kainz war es tatsächlich so. Er ist einer meiner Lieblingsspieler, ich schätze ihn extrem, der menschlich, von seiner Einstellung, von seiner Persönlichkeit und auch von seinen fußballerischen Fähigkeiten fantastisch ist. Er war aber bei Heerenveen lange Zeit nur im Nachwuchs, und ich habe mich lange schon gefragt, warum er nicht mal zu den Amateuren oder zur Kampfmannschaft kommt. Aber er war geduldig, der Verein war geduldig, und er ist jetzt zu seinem Debüt in der Ersten gekommen. Dort sind zwei Spieler gegangen, da gibt es eine echte Chance, dass er dort regelmäßig spielen wird.

Man darf nur nicht die Angst haben, “Die in Österreich vergessen mich!” Heerenveen ist ein guter Verein, er war dort gut aufgehoben, und für ihn hat das alles wirklich hundertprozentig gepasst. Man darf halt nicht ungeduldig werden und sich sagen, “der Djuricin spielt bei Hertha und macht im ersten Match zwei Tore, und ich bin um nichts schlechter und spiele nur in der U19!” Das ist in Holland so, bei den U17-Europameistern von heuer spielen alle in der U17, und keiner weiter oben. Das ist deren Philosophie, darum war auch der Kainz lange in der U19. Ich glaube, dass seiner ein guter Weg war.

Apropos Holland. Dort gibt es in der Entwicklung der Jugendmannschaften vom Verband verordnete klare Vorgaben, welche Schwerpunkte mit welcher Altersstufe zu trainieren sind. Gibt es solche Vorgaben beim ÖFB auch?

Ja, selbstverständlich. Das sind ja auch nicht nur unbedingt Gesetzmäßigkeiten im Fußball, sondern generelle. Darauf wird auch bei den Leitlinien des ÖFB Rücksicht genommen, keine Frage.

In wie weit unterscheiden sich in Österreich die Ausbildung von Nachwuchs- zu Profitrainern?

Das gibt es Unterschiede, natürlich. Wir haben die Elite-Junioren-Lizenz, die ist die höchste Ausbildung für den Nachwuchsbereich, und die UEFA-Pro-Lizenz für Kampfmannschaften. Bei uns geht auch die Schiene in beide Richtungen. Man kann schon beides machen, aber speziell in den Akademien braucht man als Trainer oder auch als Sportlicher Leiter die Elite-Junioren-Lizenz, damit man für den Nachwuchs gerüstet ist.

Ist in der Junioren-Schiene auch eine spezielle pädagogische Ausbildung dabei?

Keine Frage, man ist als Nachwuchstrainer auch Pädagoge, man ist Lehrer, zum Teil auch Elternersatz. Speziell, wenn die Jungs in den Akademien oder in Internaten sind. Da hat man nicht nur die Rolle des Übungsleiters, des Lehrers, sondern auch des Menschen, des Erziehers, des Unterstützers.

Um nochmal auf den Trainer Andreas Heraf zurückzukommen – es gibt Coaches, die sagen, “Das ist nervenaufreibend, weil ich von der Seitenlinie nichts bewirken kann”, und solche, die sagen, “Endlich kann ich ein Spiel so lenken, wie es mir als Spieler nicht möglich war”. Wo sehen Sie sich da selbst?

Es hat beides was. Während des Spiels selbst kann man oft wirklich nicht mehr sehr viel tun, höchstens mit Auswechslungen oder Systemänderungen innerhalb der Mannschaft noch etwas bewirken. Aber so wie das Match läuft, wie die Tagesverfassung der Spieler ist, wie stark der Gegner ist, da ist man oft als Trainer nicht mehr in der Lage, allzu viel zu tun. Aber man kann einer Mannschaft natürlich schon eine Spielanlage mitgeben, wie man sich selbst den Fußball vorstellt.

Die Frage ist immer nur, wie das die Vorgesetzten sehen. Wenn das ein Verein ist, der sagt “wir halten auf jeden Fall am Trainer fest, seine Philosophie ist in Ordnung, auch wenn die Resultate mal nicht passen”, ist das wunderbar. Es gibt aber halt auch Vereine, wo es den Funktionären ganz wichtig ist, dass die Ergebnisse stimmen, dass man ganz vorne dabei ist, dass man ja nichts mit dem Mittelfeld zu tun hat. Und wenn man das eine oder andere Spiel verliert, ist der Trainer auch gleich mal weg. Und hat somit auch nicht die Möglichkeit, seine Philosophie einzubringen.

Das habe ich beides schon mitgemacht als Bundesliga-Trainer. Was ich daraus gelernt habe: Ich werde nur noch ein Angebot annehmen, wo die Ziele des Vereins mit meinen Vorstellungen zusammen passt. Wenn ein Präsident zu mir sagen würde, ich müsse jedes Jahr fünf 18-Jährige in die Mannschaft einbauen und trotzdem Meister werden, muss man auch sagen können, “Danke, aber das ist nichts für mich.”

Der Job beim ÖFB ist jetzt also angenehmer als einer in der Bundesliga, wie etwa in Pasching, wo nach drei Spielen wieder Schluss war?

Ganz anders zumindest. So etwas wie mit Pasching würde mir heute sicher nicht mehr passieren, was den Unterschied zwischen Erwartungen und Umsetzbarkeit betrifft.

Sehen Sie ihre Zukunft als eher beim ÖFB oder doch wieder bei Vereinen?

Das kann ich nicht sagen. Aber ich sehe meine Zukunft auf jeden Fall als Trainer. Ich habe seit einem Jahr die WM im Kopf und auf die konzentriere ich mich bis zur letzten Sekunden, danach übernehme ich die nächste U17, mit der es im Herbst in die EM-Quali geht. Ich habe meinen Vertrag beim ÖFB mal um zwei Jahre verlängert, es macht mir Riesenspaß. Was dann kommt, weiß ich nicht, aber ich kann mir durchaus vorstellen, beim ÖFB weiter zu machen.

Wenn Angebote von Vereinen kommen, werde ich mir diese in Absprache mit dem ÖFB anhören. Wenn etwas dabei ist, was mit meinen Vorstellungen kompatibel ist, muss man abwägen, ob man das dann macht, aber ich bin sehr zufrieden, wie es mit dem ÖFB läuft. Man kann hier wirklich gut arbeiten, professionell und mit voller Unterstützung. Das taugt mir.

Abschließend nochmal zurück zur WM. Wenn nach dem Turnier das Flugzeug Richtung Heimat bestiegen wird, was muss in den Tagen, Wochen und Spielen davor passiert sein, damit der Andi Heraf zufrieden nach Hause fliegt?

Wir sollten zumindest nicht am 5. oder 6. August heimfliegen, denn dann wären wie in der Vorrunde ausgeschieden. Da könnte ich auch selbst bei gutem Spiel meiner Mannschaft und vielleicht Lob nicht zufrieden sein, wenn man bei so einem Turnier mal dabei ist und dann übersteht man die Vorrunde nicht. Darüber hinaus wäre ich immer zufrieden, auch wenn es nach dem Achtelfinale vorbei sein sollte, wenn wir aus unseren Möglichkeiten das Maximum herausgeholt haben. Wenn wir uns so verkaufen, wie wir uns das erwarten, und es hätte einfach nicht zu mehr gereicht.

Denn es könnte passieren, dass wir nach der Vorrunde Dritter sind und dann in Bogotá gegen den Sieger der Gruppe A spielen müssen…

…wahrscheinlich also Gastgeber Kolumbien oder Europameister Frankreich…

…für das wir drei Tage vorher nach Bogotà reisen müssten von null Meter Meereshöhe in Barranquilla auf 2.600 Meter. Und laut Medizinern, die sich mit Höhe beschäftigen, ist es unmöglich, in drei Tage eine gewisse Anpassung zu erfahren. Diese Mannschaft, auf die dieses Spiel wartet, das sind arme Hunde. Und wenn meine Mannschaft sich da gut verkaufen und verlieren sollte, müsste ich trotzdem zufrieden sein, denn da wäre körperlich normalerweise einfach nicht mehr möglich.

Als Gruppenzweiter oder gar Sieger wäre es also leichter?

Muss nicht sein – denn wir haben das in jeder Hinsicht schlechteste Los gezogen. Wir haben das blödeste Los gezogen mit der Schwüle und der Hitze. Wir haben das blödeste Los gezogen, wenn wir dann in die Höhe müssten. Wir haben das blödeste Los gezogen mit unseren Gegner, die alle aus heißem Klima kommen. Wir haben das blödeste Los gezogen, das Panama der erste Gegner ist, die nur herüberfahren und da sind. Wir haben das blödeste Los gezogen, dass in unserer Gruppe der Sieger gegen einen anderen Zweiten spielt, und nicht gegen einen Dritten. Und wir haben das blödeste Los gezogen, dass unser Zweiter nicht gegen einen anderen Zweiten spielt, sondern gegen einen Gruppensieger.

Könnte es ein zusätzlicher Nachteil sein, dass man am letzten Gruppenspieltag als erste Mannschaft dran ist, und sich die möglichen Dritten der anderen Gruppen danach richten können – also man vorlegen muss, statt nachlegen zu können?

Das ist mir wurscht. Sollten wir so viele Punkte haben, dass wir noch in Frage kommen, als Dritter weiter zu kommen, warte ich gerne. Das haben wir bei der ersten Qualirunde auch machen müssen – und da waren es nicht zwei Tage, sondern wir wussten zwei Monate lang nicht, ob wir noch Weiterkommen. Diese Zeit war eine Katastrophe, und dann sind wir doch noch in die nächste Runde gerutscht. Man muss also auch am Boden bleiben: Wir haben eine gute Mannschaft, aber ich weiß sehr wohl, dass wir einiges an Glück gebraucht haben, dass wir so weit gekommen sind.

Darum lass ich mir auch von niemandem einen Druck machen oder diese WM verderben. Denn dass wird dort sind, ist ein Riesenerfolg für Österreich, und was die Jungs bis jetzt geleistet haben, wird uns niemand mehr wegnehmen. Egal, wie die Weltmeisterschaft läuft!

Alles Gute dafür! (tsc, phe)

Das komplette Interview:

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Live: Österreich – Weißrussland (U21, EM Quali) https://ballverliebt.eu/2010/08/10/live-osterreich-weisrussland-u21-em-quali/ https://ballverliebt.eu/2010/08/10/live-osterreich-weisrussland-u21-em-quali/#comments Tue, 10 Aug 2010 10:38:39 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2548 Die Mannschaft von Andreas Herzog trifft am Mittwoch um 19 Uhr in Pasching in einem direkten Duell um den Gruppensieg in der Europameisterschafts-Qualifikation (die in der Folge zu Olympia 2012 führt) auf Weißrussland. Die Fernsehanstalten zeigen das Spiel nicht, aber Ballverliebt.eu ist vor Ort und berichtet live.

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Premier Leaks #1: Ein Engländer namens Weimann https://ballverliebt.eu/2010/08/09/ein-englander-namens-weimann/ https://ballverliebt.eu/2010/08/09/ein-englander-namens-weimann/#comments Mon, 09 Aug 2010 11:28:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2535 Premier Leaks #1: Ein Engländer namens Weimann weiterlesen ]]> Am Wochenende hat die Qualitätsflaute zwischen WM-Ende und Premier League-Start ein gnädiges Ende. Football is coming home, quasi. Am ersten Blick ist das Theater dasselbe wie jedes Jahr und überall: Trainer und Spieler wechseln wie sie lustig sind, Fans schrauben ihre Hoffnungen hoch, dass der neue Mann auf Position XY jetzt aber sicher die maßgebliche Verbesserung ist. Hinter den Kulissen ändert sich mit dem Saisonbeginn in England aber einiges an der Teamplanung. Die Liga nimmt Fehlentwicklungen der letzten Jahre ins Visier.

Wegen ausufernder Kaderbudgets, zu weniger Engländer in den Spitzenteams und eines Mangels an jungen Spielern regelt der Verband die Kader stärker – die Vereine haben dem vor etwas mehr als einem Jahr zugestimmt. Nicht mehr als 25 Spieler dürfen im Einserteam geführt werden, wovon mindestens acht „home-grown“ sein müssen. Eine ähnliche Regel gilt in UEFA-Bewerben schon seit 2008.

Im Laufe der Saison dürfen in England Unter-21-jährige Spieler jederzeit aushelfen. In der zweiten Saisonhälfte, wenn Verletzungen häufiger und die Belastungen für die Profis sehr groß werden, soll das mehr Jungen zu Erstliga-Einsätzen verhelfen.

Bei so tiefgreifenden Änderungen gibt es natürlich auch Kritik. Während sich einige Trainer wohl einfach ungern ins Handwerk pfuschen lassen und andere eine Beeinflussung der Marktpreise fürchten, dürfte vor allem für 21-jährige ein Problem auftreten. Können die sich bis zum 21. Geburtstag nur an den Rand des, nicht aber in den Kader kämpfen, stehen sie jedenfalls bis zur nächsten erlaubten Kaderänderung in einem der Transferfenster im Abseits. Falls Klubs ihre vielversprechendsten Jungspieler für befürchtete Engpässe zuhause behalten, statt sie zum Praxissammeln zu verleihen, wäre das wohl ein Bärendienst an der Jugend.

Full HG oder HG ready

Der Begriff „home-grown“ führt in die Irre. Der jeweilige Bub muss seine ersten Gehversuche nicht schon auf britischem Rasen unternommen haben. Spielt er in jener Saison drei oder mehr Jahre in England, in der er das 21. Lebensjahr beendet, bekommt er das HG-Gütesiegel. Arsenals spanischer Superjunge Cesc Fabregas ist damit im Sinne der Regel so englisch wie Liverpool-Urgestein Jamie Carragher. Arsene Wengers langjährige Politik, junge Talente von überall her zu scouten und zu hochkarätigen Profis zu veredeln, rentiert sich damit in einer weiteren Hinsicht.

Fabregas ist allerdings eher die Ausnahme. Von den 300 16- bis 18-jährigen Spielern die aktuell in den Premier League-Akademien den großen Traum leben, sind immerhin 245 „echte“ Engländer (~82%). Beim Rest sind auch Österreicher: Philipp Prosenik unterschieb zwar kürzlich einen Profivertrag bei Chelsea, wird aber nach einer verletzungsreichen vergangenen Saison nicht zum Zug kommen. Auch für Toni Vastic heißt es bei den Blackburn Rovers erstmal in der Akademie zu Einsätzen zu kommen.

Andreas Weimann hingegen gilt als hoch im Kurs bei Aston Villa-Trainer Martin O’Neill. Weimann steht im Kader und dürfte mit Rückennummer 42 ab und zu auf Torjagd gehen. Der Wiener ist auch HG-gestempelt: Er verbringt bereits sein drittes Jahr in Birmingham. Der einst mit ihm dorthin gewechselte Dominik Hofbauer darf davon vorerst nicht mehr träumen. Er spielt seit diesem Sommer beim FAC in der Regionalliga Ost.

Die neuen Regeln haben einigen Klubs Probleme bereitet. Allen voran den Reichsten. Manchester City hatten kurz vor Saisonbeginn noch über 30 Spieler auf ihrer üppigen Gehaltsliste. Das wird noch zum ein oder anderen Schnäppchen für die Konkurrenz führen. Chelsea hingegen hat mit dem umgekehrten Problem zu kämpfen und bisher nur fünf Spieler, die als home-grown gelten (Wayne Bridge wird trotzdem nicht von City zu Chelsea gehen). Damit darf Carlo Ancelotti nur 22 Profis für die Saison melden, was den Abgang von Joe Cole vielleicht etwas schmerzlicher macht.

Als gelernter Österreicher neigt man zu glauben, die neuen Regeln wären aus einer Panikreaktion nach dem unschönen WM-Abschneiden der Engländer geboren. Aber sie wurden schon seit mehreren Jahren vorbereitet. So schlecht ist der englische Nachwuchs auch nicht: Die U17 gewann ihre Euro 2010. Die U19 erreichte (auch gegen Österreich) immerhin das Halbfinale der EM (im Vorjahr und 2005 sogar den zweiten Platz). Die englische U21 scheiterte 2009 ebenfalls erst im Europa-Finale. Ob die Regeln dabei geholfen haben, diese Talente in die Kampfmannschaften zu integrieren, wissen wir in einigen Jahren. (tsc)

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Platini will Gehaltsquote für Vereine https://ballverliebt.eu/2009/02/22/platini-will-gehaltsquote-fur-vereine/ https://ballverliebt.eu/2009/02/22/platini-will-gehaltsquote-fur-vereine/#comments Sun, 22 Feb 2009 14:01:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1268 Platini will Gehaltsquote für Vereine weiterlesen ]]> Michel Platini übergibt Manchester die CL-Trophäe
Die Reichtumsunterschiede sind im Fußball so groß wie überall auf der Welt. Englische, italienische, spanische und deutsche Klubs haben Heu in rauhen Mengen, anderswo sieht es nicht so rosig aus. Das ist eine logische Folge einer kapitalistischen Welt, in der nunmal ein attraktives und rentables Geschäft mehr Geldgeber anlockt als der stil- und stimmungslose Acker-Kick vor halbleeren Rängen, der Woche für Woche beispielsweise in Österreich stattfindet. Michel Platini hat, weitgehend unbeachtet von österreichischen Medien, zu diesem Thema am Mittwoch vor dem Europäischen Parlament eine Rede gehalten. Er will die Ungleichheiten bereinigen und den Fußball dafür aus der liberalen Marktwirtschaft ausnehmen.

[ad#bv_test]Herzstück seiner Idee ist eine Gehaltsbeschränkung. Klubs sollen zukünftig nur etwa die Hälfte ihres Einkommens für Transfers und Spielergehälter ausgeben dürfen. Premier League-Chef Richard Scudamore ließ ausrichten, dass er davon recht wenig hält. Das würde die aktuelle Ordnung nur noch weiter einzementieren, meint er, was auch nachvollziehbar ist. Große Klubs nehmen deutlich mehr ein, deshalb ist die Hälfte ihrer Einnahmen immer noch deutlich mehr, als bei kleinen Vereinen. Die armen Schweine bei einer solchen Regel wären in der Mittelschicht zu finden. Teams die bisher noch die Mittel hatten, sich einige attraktive Spieler zu leisten um bei guter Arbeit konkurrenzfähig zu sein, müssten ihre Ausgaben empfindlich zurückfahren, während sich große Klubs (oft mit Mäzenen und fast immer mit gewaltigen Einnahmen gesegnet) weiter ihre Führung finanzieren könnten.

Dazu kommt eine Ungerechtigkeit, die man hinterfragen muss: Wenn Spieler für Vereine unfassbare Mengen an Merchandising und Sponsorengelden und manchmal sogar gesteigertes Interesse an lukrativen TV-Übertragungen bringen, warum sollten sie dann weniger von diesem Kuchen abbekommen? Ausgerechnet die Hauptakteure sollen beschnitten werden? Die Aufmerksamkeit die ein David Beckham für einen Verein lukriert ist in Wahrheit wohl mehr Geld wert, als er dafür von eben dem bekommt.

Was hat man sich bei der UEFA also als Ergänzung einfallen lassen? Ein Aspekt ist, dass größere Vereine einen Teil ihrer Einkünfte an kleinere abgeben sollten. Diese zutiefst sozialdemokratische Idee der Umverteilung scheint auf den ersten Blick utopisch. Andererseits ist ein ähnliches System ausgerechnet in der Hochburg des Kapitalismus in Kraft. Die amerikanische NFL gleicht Einkunftsunterschiede auf diese Weise aus. Prinzipiell ist die Idee in Ordnung und vielleicht der beste Aspekt von Platinis Konzept.

Einige Fragen sind aber offen. Wie viel sollen Klubs abgeben? Welche Klubs sollen etwas abgeben? Wer soll etwas bekommen und unter welchen Bedingungen? Soll die Umverteilung auf europäischer Ebene stattfinden (dann kann jede Abgabe der wenigen Großen für die unendlich vielen Kleinen nur ein Tropfen auf den heissen Stein sein), oder auf nationaler (dann würden womöglich die einzelnen Ligen spannender werden, aber die Hierarchie im europäischen Fußball sich kein Stück ändern)?

Bleibt noch die letzte von Platinis Maßnahmen: Er will das Verbot von Transfers Unter-18-jähriger. So sollen größere Klubs anderen die Talente nicht mehr so früh wegschnappen können. Einerseits wäre das in Ordnung, weil Ausbildungsvereine so für Talente mehr Geld bekommen. Andererseits stellt sich die Frage, ob es für manche Talente nicht eine Katastrophe wäre. Wiederum gibt Österreich ein gutes Beispiel eines kleinen Fußballlandes ab. Wenn ein Arnautovic nicht in Holland lernen hätte können und ein Linz nicht so früh nach Deutschland geflüchtet wäre, wo wären die dann wohl heute? Vielleicht da wo Roman Wallner ist? Viele Erfolgsstories wie die von Sebastian Prödl, wo ein Junger den Sprung direkt von hier in eine starke Liga schaffte, hat man in Österreich jedenfalls nicht anzubieten.

Solange die Ausbildung in guten Ländern besser ist (und das ist nichts, was sich allzu schnell ändern kann), verfestigt es die nationalen Unterschiede eher, wenn keine Spielerfluktuation in der Ausbildungsphase stattfindet. Italienische, französische, deutsche, englische und spanische Talente würden lernen, österreichische und ungarische versauern (und im Ausnahmefall wahrscheinlich trotzdem mit 15 einen inoffiziellen Deal mit großen Vereinen machen, damit sie mit 18 sofort dorthin können). Warum auch Leute wie Rooney oder Fabregas in jungen Jahren ihrer Freiheit beraubt werden sollen, wird man solchen Talenten auch erklären müssen.

Wenn die UEFA das Problem der erstarrenden Kruste reicher Vereine wirklich anpacken will, dann sollte sie vor allem die Champions League für Vereine kleinerer Nationen besser öffnen und den UEFA-Cup wieder attraktivieren. Philip hat das schon einmal hier ausgeführt.

Platini gilt und gibt sich als jemand, der Fußball fairer machen will. Dafür ist er gerade in kleinere Fußballnationen gern gesehen. Es stellt sich die Frage, ob er am Ende aber nicht die großen Ligen fairer, die Gewinne der Vereine größer und die Spieler weniger reich macht, während er für Außenseiter- und Underdognationen eher zum Problem wird.

Fotocredits: Phillie Casablanca, CC 2.0 BY

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Werner Gregoritsch und die österreichische Jugendlüge https://ballverliebt.eu/2008/05/11/werner-gregoritsch-und-die-famose-oesterreichische-jugendluege/ https://ballverliebt.eu/2008/05/11/werner-gregoritsch-und-die-famose-oesterreichische-jugendluege/#respond Sun, 11 May 2008 16:15:05 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=153 Werner Gregoritsch und die österreichische Jugendlüge weiterlesen ]]> Heute schlage ich die Kleine Zeitung auf un lese ein Interview mit dem KSV-Trainer Werner Gregoritsch, wo er Folgendes zum heimischen Nachwuchs sagt:

Was fehlt unseren Fußballern im Vergleich zu den Weltstars?
Werner Gregoritsch: Unsere Kicker sind in Marzipan gehüllt. Bis zur U16 können wir mit Holland oder Italien mithalten. Dann vergessen wir auf die Ö-Stricherl und tun nur fördern statt fordern. Wir geben den Jungen zu viel Geld, dann sind sie satt und müde. Ein Rooney oder Ronaldo verdient 300.000 oder 500.000 Pfund pro Woche, aber am Wochenende marschieren sie wie die Teufel. (Kleine Zeitung, 11.5.2008)

[ad#bv_test]Die alte österreichische Lüge. Sie lebt und lebt und lebt und lebt…

Auch ein Jahr nachdem die heimische U20 (von wegen U16) Weltmeisterschaftsvierter wurde (aus deren Mitte viele gar nicht oder erst lange nach dem Extrembeweis der eigenen Fähigkeiten in den heimischen Profibetrieb integriert wurden). Für Leute wie Gregoritsch sind die Nachwuchsspieler daran selbst schuld. Alle als kollektiv in Marzipan eingehüllte Krösuse ohne Herz!

Übrigens: Sämtliche aus dem (über die Steiermark hinaus bewunderten) eigenen Jugendmodell stammenden Spieler im KSV-Kader haben in der vergangenen Saison zusammen weniger als 3% aller Einsätze (als Einsatz gilt auch, dass ein Spieler in der 89. eingewechselt wurde) ausgemacht.

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Warum mir egal ist, dass der Kapfenberger SV aufsteigt https://ballverliebt.eu/2008/05/10/warum-bitte-ist-der-kapfenberger-sv-meister/ https://ballverliebt.eu/2008/05/10/warum-bitte-ist-der-kapfenberger-sv-meister/#respond Sat, 10 May 2008 16:56:48 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=152 Warum mir egal ist, dass der Kapfenberger SV aufsteigt weiterlesen ]]> Die 1. Liga (für Leute von außerhalb: in Österreich ist das die zweithöchste Liga und hat mit Profifußball eigentlich nicht viel zu tun) hat bekanntlich schon drei Runden vor Schluss ihren Meister gefunden. Der heißt KSV und ist der Verein, bei dem ich in der Jugend gespielt habe (zwei steirische Vizemeistertitel!1!), nachdem die Jugendabteilungen aller drei Stadtklubs zusammengelegt wurden. Ich war gestern beim abschließenden Heimspiel gegen Austria Lustenau. War übrigens anders als das Ergebnis vermuten lässt ein richtig schlechtes Spiel. Und damit war es wie jedes Spiel, das ich in den vergangenen Jahren in Kapfenberg gesehen habe (was schon einige waren). Und umso bezeichnender ist, dass diese Mannschaft nun anscheinend konkurrenzlos in die höchste heimische Spielklasse aufsteigen wird.

Ich weiß nicht, ob ich mich eigentlich freuen soll. Einerseits ist das der Verein meiner Heimatstadt, mein Jugendklub – der Klub der mit dem ich persönlich mehr verbinde als mit allen anderen auf der Welt. Andererseits weiß ich genau, wie viel hier eigentlich faul ist. Und ich mache mir daraus meine Rückschlüsse auf Restösterreich.

Ein bisserl von mir und anderen

Ich bin heute 23, wäre also im besten Fußballalter. Ich weiß nicht wie viel nun bei mir selbst gefehlt hat, dass ich gestern in der Meistermannschaft hätte stehen können. Mir war das zu mühsam, mich durch die unverständlichen Strukturen zu kämpfen, bin als Teil der U16-Einsermannschaft einst ausgestiegen, habe mich anders orientiert. Ich wurde das, was viele Scheiterer und Versager werden: Kritiker und Journalist.

Fakt ist aber: Gestern, also zu einem Zeitpunkt als es schon um nichts mehr ging, stand auch kein anderer im Kader, der mit mir einst die steirischen Mannschaften aufgemischt hatte. Einer hat alibihaft trotzdem seine Meistermedaillie gekriegt – nämlich derjenige, der schon in der Amateurmannschaft ständig vom Trainerteam verarscht wird und sich 95% der Spiele ohne ersichtlichen Grund von der Bank aus ansieht. Aber auch sonst war am Feld keiner dabei, der aus der Kapfenberger Jugend stammt.

Nachwuchsmodell für die Landesliga

Und das sollte uns zu denken geben. Denn Kapfenberg betreibt seit über zehn Jahren ein sicher nicht billiges Nachwuchsmodell mit ziemlich erfolgreichen Nachwuchsmannschaften. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist aber nur eine gute, junge Landesligamannschaft – die KSV/Austria Amateure. Wobei auch dort viele spielen, die im fortgeschrittenen Alter von umliegenden Klubs eingekauft wurden. Aus der eigenen Jugend stammen wenige. Auch wenn eben genau diese seit ich denken kann bei internationalen Tunieren und Landesmeisterschaften beachtliche Triumphe feiern konnte und Leute in mehreren Auswahlen stellten.

Ich war mir gestern auch den Abstiegskampf dieser KSV/Austria Amateure gegen Wildon ansehen. Und ich würde hier gerne schreiben, dass mir der Fußball dort im Schirmitzer Waldstadion sehr viel besser gefallen hat (wo wir, ich als Fünfjähriger und mein Bruder als Vierjähriger, tatsächlich mit dem Fußballspielen begonnen haben) . Weil das in 8 von 10 Fällen eh auch wirklich so ist. Denn während abseits des Balles in der Ersten Liga vielleicht gerade mal 2-3 Spieler zu einem kurzen Joggen ansetzen, ist in der jungen Landesligamannschaft ständig Bewegung zu sehen. Noch nicht so viel, dass es genug wäre, aber mehr.

Nicht gegen Wildon

Außer gestern. Gestern haben sich die meisten Spieler fast so lustlos präsentiert, wie die Profimannschaft (die gegen Lustenau im Kopf lange Zeit schon beim Freibier gewesen sein dürfte). Ein peinliches 0:2 gegen den Tabellenvorletzten Wildon und eine Rückkehr in die akute Abstiegsgefährung war das Resultat für die KSV/Austria Amateure.

Der Grund für dieses Malheur ist für mich der Trainer. Das ist zwar ein oft gesehener, oft ungerechter Reflex, aber in diesem Fall scheint es wirklich so zu sein. Der eigentliche Trainer der Mannschaft ist zeitgleich Co-Trainer beim Profi-Klub: Manfred Unger. Den kümmert aber spätestens seit der Frühjahrssaison eh nicht mehr, was im Schirmitzer Waldstadion abgeht. Zumindest taucht er dort nur äußerst selten auf. Lieber sonnt er sich in den Erfolgen von Österreichs professioneller Peinlichliga.

Nur ein paar oberflächliche Betrachtungen

Also ist ein gewisser Herr Jauk an der Seitenlinie. Und was der gestern in jeder Hinsicht für ein „Konzept“ vorgelegt hat, das lässt bei mir die Frage aufkommen, ob es für eine B-Trainerlizenz in Österreich überhaupt eine Hürde gibt?
– Zuhause gegen Barfüßige mit einer einzigen Spitze anzutreten, das ist schon interessant.
– Wenn man in Rückstand gerät genau diesen einen, schuldlos verlorenen Stürmer auszuwechseln, das ist noch interessanter.
– Bis zur 60. Minute mit diesem ersten Wechsel zu warten, wenn jeder Vierjährige den Handlungsbedarf schon nach 10 Minuten erkannt hätte, das ist an Interessantheit kaum noch zu überbieten.
– Keinen zweiten Torhüter parat zu haben (obwohl der Starttorhüter schon vor dem Spiel mit einer Verletzung gekämpft hat), das ist auch interessant blöd (auch wenn es sich nicht ausgewirkt hat).
– Ständig hohe Flanken in die Mitte zu befehlen, wenn man eine Mannschaft hat die im Schnitt einen Kopf kürzer als jeder Gegner ist (aber dafür technisch und läuferisch zwei Klassen stärker), das macht mich eigentlich fassungslos.

Aber das ist es, was die KSV/Austria Amateure an „Konzept“ mitbekommen. Und das schon seit einiger Zeit.

Und was ich von den Leuten rund um das Feld höre

Ich sage es einmal höflich: Nicht alle Spieler sind so richtig glücklich mit diesem Trainer. Und damit meine ich noch nicht einmal den, den ich am besten von allen kenne: Meinen Bruder, an dessen Beispiel ich wahrscheinlich die ganze Scheisse an Fußball-Österreich darstellen könnte. Warum der seit mehreren Runden auf der Bank der Amateure sitzt, anstelle auf dem Sprung in den Profikader zu sein (in dem er auf dem Papier als Feigenblatt seit Jahren – als erster aus seinem Jahrgang – steht, wo er auch für diese Frühjahrssaison gute Vorbereitungsspiele gezeigt hat und wo er vom Trainer regelmäßig gelobt wird, nur um schlussendlich dann doch immer wieder nur verarscht zu werden), das weiß niemand von all denen, die wöchentlich am Schirmitzer Fußballplatz zusehen.

Zuerst war er halt „zu jung“. Dann war zu viel Abstiegskampf. Dann war zu viel Aufstiegskampf. Und jetzt ist halt. Ja, weiß auch nicht.

Ruhe

Zu ihm sagen die Trainer oft, er sei zu ruhig. Was auch immer das bedeutet. Vielleicht, dass er nicht jede Woche besoffen in den Lokalen rumkugelt – wie andere.
Vielleicht, dass er nicht den Schiedsrichter bei jeder Gelegenheit anpfaucht – wie andere.
Vielleicht, dass er dem Trainerteam nicht in den Arsch kriecht, weil ihm das genauso zuwieder ist wie mir – anders als anderen.
Vielleicht kauft meine Familie aber auch zu wenige Werbebanden – anders als andere.
Vielleicht glaubt er einfach zu sehr, dass harte Arbeit und Training mit sehr guten Leistungen einfach schon genügen.
Eventuell liegt es aber auch daran, dass er keine Spielgarantie in seinem Vertrag stehen hat – wie viele hinzugekaufte Spieler, die nachdem sie bei den Amateuren katastrophale Leistungen ablieferten regelmäßig am Profi-Spielbericht aufschienen.
Vielleicht ist das Trainerteam – bis hinauf zum momentanen Erfolgscoach Werner Gregoritsch – aber auch einfach unfähig, wenn es darum geht, gute Jugendspieler in die Mannschaft zu integrieren. Ich glaube, ich bin da einer ziemlich heißen Sache auf der Spur.

Denn woran es sicher nicht liegt, das ist die Leistung. Trotz aller familiären Verbindung traue ich mich das mit absoluter Sicherheit zu sagen. Und ich wundere mich, dass mein Bruder – trotz all diesen Haxeln, die ihm im Lauf der Jahre gestellt wurden – immer noch ohne zu meckern zum Training geht, hart an sich arbeitet und das nächste Spiel als Einwechselspieler mal wieder aus dem Dreck zieht – wie vor zwei Wochen, als er das quasi im Alleingang bewältigt hat. Belohnt einzig und allein durch das frustrierende Erlebnis, dass die Trainer das nicht anerkennen. Er kann das. Ich könnte das wahrscheinlich nicht.

Natürlich ist das für mich eine persönliche Sache, wenn mein Bruder dann gestern in der 85. Minute bei 0:2 in der Amateurmannschaft eingetauscht wird, um eine Minute später vom völlig unfähigen Trainer angeschrieen zu werden (weil er einem Katastrophenpass (vielleicht) nicht weit genug entgegen ging, und dann aus seinem Rücken ein Gegner ohne Warnung dazwischensprang). Weil er es viel eher verdient hätte, in den letzten Meisterschaftsrunden Profiluft zu schnuppern. Natürlich hätte ich dem dann verdutzten Schrei-Trainer da nicht von der Seitenlinie aus anfauchen sollen, dass er doch bitte die Klappe halten soll. Ich hätte auch das Beispiel anderer Spieler bringen können, aber natürlich mag ich in meiner kurzen Analyse vom Kapfenberger Fußball als einigermaßen seriöser Berichterstatter nicht verschweigen, dass es diese persönliche Ebene für mich gibt.

Einladung zum Nicht-Egalsein

Ob die Kritik an der Sache deshalb weniger gerechtfertigt ist? Weiß nicht. Für mich ist es das grundlegende Problem des österreichischen Fußballs. Wer wissen will, ob ich übertreibe, der kann ja gern einmal auf ein Match nach Kapfenberg kommen. Ins Waldstadion natürlich. Denn dort spielt die Mannschaft, mit der ich mich persönlich über jeden Erfolg mehr mitfreue, als über diesen mir unbegreiflichen Aufstieg der Profimannschaft.

Bei aller Verbundenheit ist mir der nämlich traurigerweise egal. Denn er bedeutet meiner Einschätzung nach vor allem, dass die Jugendspieler in und aus Kapfenberg weiterhin ohne echte Chance sind – jetzt vielleicht noch mehr als vorher.

PS: Fotos von beiden gestrigen Spielen gibt es, sobald ich irgendwo einen Card Reader auftreibe.

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Gute Nachwuchsklubs gesucht https://ballverliebt.eu/2007/09/24/gute-nachwuchsklubs-gesucht/ https://ballverliebt.eu/2007/09/24/gute-nachwuchsklubs-gesucht/#comments Mon, 24 Sep 2007 11:29:30 +0000 http://ballverliebt.wordpress.com/2007/09/24/gute-nachwuchsklubs-gesucht/ Gute Nachwuchsklubs gesucht weiterlesen ]]> Weil ich im Rahmen dieses Blogs gerne auch Klubs aus unteren Ligen vorstellen würde, die gute Nachwuchsarbeit leisten und die Jungen auch in ihre Kampfmannschaften integrieren, bin ich für Hinweise sehr dankbar. Regional bevorzugt werden der Einfachkeit halber Mannschaften aus dem Mürztal und Wien – Georg kann sich im Raum Salzburg und rund um Bad Goisern sicher auch mal was ansehen. Klarerweise nehmen wir auch gerne spitzenmäßige Reportage von anderen Bloggern an. Kontaktaufnahme schadet nicht.

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