Jordanien – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 01 Feb 2011 13:45:00 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Was bleibt, was war gut, was weniger? Das war Katar 2011 https://ballverliebt.eu/2011/02/01/was-bleibt-was-war-gut-was-weniger-das-war-katar-2011/ https://ballverliebt.eu/2011/02/01/was-bleibt-was-war-gut-was-weniger-das-war-katar-2011/#comments Mon, 31 Jan 2011 23:26:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3907 Was bleibt, was war gut, was weniger? Das war Katar 2011 weiterlesen ]]> „Ich habe mich entschieden, weit weg von Italien zu trainieren, um mich von der dortigen Schizophrenie zu entgiften. Ich bin zurückgekehrt zu der Arbeit, die mir am meisten gefällt – den Fußball zu lehren!“ – Das sagt Alberto Zaccheroni. Jener Mann, der das tolle japanische Team zum Sieg im Asien-Cup geführt hat.

Schon nach dem ersten Gruppendurchgang musste jeder, der mehr gesehen hat als nur die Ergebnisse, wissen: Der Titelgewinn führt nur über diese bärenstarken Japaner – obwohl es im ersten Spiel gegen Jordanien „nur“ ein 1:1 gegeben hat. Im Nachhinein betrachtet, im Lichte dessen, was die Jordanier erreicht haben, verwundert dieses Resultat nicht mehr. Nach 32 Spielen, die Ballverliebt analysiert hat, darf natürlich ein Debriefing nicht fehlen. Eine Zusammenfassung dessen, was das Turnier Katar 2011 so alles gebracht hat.

Das Problem mit dem All-Star-Team

Ballverliebt-Allstars des Asiencups 2011

So könnte ein All-Star-Team des Turniers aussehen. Das ist aber durchaus problematisch – denn einige Positionen sind unstrittig, für andere gäbe es viele glaubhafte Möglichkeiten, für andere eigentlich gar keine. Das fängt schon bei der Position der Solo-Spitze an. Hier gab es nämlich im Grunde keinen einzigen Spieler, der wirklich überzeugt hätte. Harry Kewell hat zwar einige Tore geschossen, darunter das wichtige im Viertelfinale gegen den Irak, aber sonst vor allem durch slapstickhaftes Verschludern bester Möglichkeiten geglänzt. Alternativen wie Ji Dong-Won (Südkorea) oder Ryoichi Maeda (Japan) haben immer fleißig gerackert, aber wenig Torgefahr ausgestrahlt. Und auch bei den restlichen 13 Mannschaften hat sich keiner nachhaltig angeboten. Was eine der ganz großen Erkenntnisse dieses Turniers ist: Es fehlen die Vollstrecker.

Ein absolutes Überangebot herrscht dafür auf der Sechser-Position – mit dem Südkoreaner Ki Sung-Yueng (21) hat sich eines der weltweit größten Talente dieser Position in den Vordergrund gespielt. Ob er noch lange bei Celtic Glasgow unter Vertrag steht? Aber auch Yasuhito Endo aus Japan und Nashat Akram aus dem Irak wussten auf der Position vor der Abwehr durchaus zu gefallen, auch sie hinterließen einen viel nachhaltigeren Eindruck als jeder Stürmer dieses Turniers.

Auch im linken Mittelfeld gab es mehr Kandidaten als nur den überragenden Shinji Kagawa. Zyniker könnten sagen, Dortmund solle froh sein, dass er sich nach seinem Gala-Auftritt gegen Katar verletzt hat; so bleibt er dem BVB über den Sommer hinaus erhalten – ansonsten wäre ein Transfer nach England kaum zu verhindern gewesen. Vor einem solchen stünde aber über kurz oder lang auch Matt McKay – wäre der Australier vom A-League-Leader Brisbane Roar nicht schon 27 Jahre alt. Er spielte ebenso ein starkes Turnier und war einer der Gründe, warum es die Socceroos bis ins Finale geschafft haben.

Durchbruch für Japan: Yuto Nagatomo!

Wenn es noch einen Beweis gebraucht hätte, wie essenziell die Position des Außenverteidigers im modernen Fußball geworden ist, Yuto Nagatomo hätte ihn erbracht. Eine ansprechende WM brachte ihm im Sommer einen Vertrag bei Serie-A-Aufsteiger Cesena ein, seine überragenden Leistungen beim Asiencup wurden mit einem Wechsel zu Inter Mailand belohnt. Christian Chivu bekommt also starke Konkurrenz. Er war auch essenziell für das generelle Spiel der Japaner, das vor allem in der Vorrunde massiv an jenes von Arsenal erinnerte – vor allem die erste Hälfte gegen Syrien.

Japan

Zaccheroni rückte mit den Japanern von jenem 3-4-3 ab, das er üblicherweise präferiert. Von der Grundformation her ist es ein nicht besonders ungewöhnliches 4-2-3-1. Einen wirklich zentralen Spieler kann man in dem ungemein augewogenen und sehr gut aufeinander abgestimmten Team aus Nippon gar nicht ausmachen. Die Spielanlage beruht auf der großen Flexibiliät der der offensiven Mittelfeldspieler, der Übersicht von Taktgeber Makoto Hasebe und der Breite, welche die massiv nach vorne stürmenden Außenverteidiger bringen. Die somit auch jene des Gegners nach hinten drücken – so sieht Defensivarbeit Anno 2011 aus.

Angesichts der Tatsache, dass die Flanken oft bis hin zur gegnerischen Grundlinie von Nagatomo links und dem Schalker Uchida rechts besetzt werden, können die drei in der Spielgestaltung – im Idealfall Honda zentral, Kagawa links und Okazaki (der nach zwei Spielen Matsui abgelöst hatte) – ihre Zwischenräume enger gestalten, was es für den Spielaufbau angesichts vermehrter Anspielstationen in kurzer Distanz leichter macht.

Außerdem gibt es an den Flanken immer eine Anspielstation, und Maeda vorne bindet mit viel Laufarbeit beide gegnerischen Innenverteidiger, sodass sich Honda und Co. mit diesen nicht herumschlagen müssen. Und das alles geschieht, sofern alle fit und frisch sind, auch noch in einem irren Tempo, vor allem in den ersten 20 Minute der Spiele. Was für den Titelgewinn letztlich aber nur die halbe Miete war – denn auch wenn es nicht läuft, wie im Viertelfinale gegen Gastgeber Katar oder im Finale gegen Australien, behält die Mannschaft stets Ruhe. Die Spieler auf dem Platz ebenso wie der Teamchef an der Seitenlinie. Zaccheronis genialer Schachzug, Nagatomo im Finale nach vorne zu ziehen und hinter im einen Innenverteidiger die Drecksarbeit machen zu lassen, wurde vom Neu-Mailänder mit der Vorlage zum 1:0 belohnt.

Ein weiterer Punkt, der sich äußerst positiv auf die Performance der Japaner auswirkte, war sicherlich die Tatsache, dass sich immer mehr den Sprung nach Europa zutrauen und sich dort auch durchsetzen. Honda ist Leistungsträger bei ZSKA Moskau, Kagawa beim designierten deutschen Meister Dortmund, Hasebe stemmte mit Wolfsburg schon eine Meisterschale, Uchida lebt sich nach Startschwierigkeiten bei Schalke immer besser ein, Torhüter Kawashima und Innenverteidiger Yoshida spielen in Belgien, Okazaki geht nach Stuttgart und Nagatomo eben zu Inter Mailand.

Durchbruch für Südkorea? Ki Sung-Yueng und Koo Ja-Cheol!

Es war am Ende wohl ein einziges Tor gegen Indien, was den Südkoreanern die Teilnahme am Finale gekostet hat. Ein Tor mehr gegen den überforderten Underdog im letzten Gruppenspiel, und statt Iran und Japan wären auf dem Weg ins Finale „nur“ Irak und Usbekistan gestanden. So aber musste sich das Team um Park Ji-Sung nach dem Semifinal-Aus im Elferschießen gegen Japan mit dem dritten Platz begnügen. Doch Moment… dem Team um Park Ji-Sung? Berechtigter Einwand – denn beim letzten Turnier des Man-Utd-Stars spielte sich ein ganz junger Mann ins Rampenlicht.

Südkorea

Und zwar Ki Sung-Yueng von Celtic Glasgow. Der 22-Jährige hat bereits 36 Länderspiele auf dem Buckel, spielte eine sehr ordentliche erste Weltmeisterschaft und war bei diesem Turnier einer der drei stärksten Spieler seines Teams. Ein Trio, zu dem der sehr mannschaftsdienliche, aber etwas überspielt wirkende Park Ji-Sung im Übrigen nicht mehr gehört: Der 29-Jährige hat seine Schuldigkeit getan und übergibt den Staffelstab nun an jene Generation, der er mit seinen Leistungen in den letzten Jahren die Tür nach Europa geöffnet hat. Der mit seinen 1.88m für einen Koreaner extrem große Sechser Ki bestach nicht durch auffällige Aktionen, sondern durch tolles Stellungsspiel, enorme Spielintelligenz und hohe Laufbereitschaft. Er nahm gegnerische Offensivkräfte wie Honda oder Cahill aus dem Spiel und spielte unauffällige, aber sichere Pässe in der Spieleröffnung.

Generell hinkte das Spiel der Koreaner aber. Ähnlich wie bei Japan sollte auch bei den Koreanern unter Cho Kwang-Rae die Breite von den Außenverteidigern kommen und sich das offensiven Mittelfeld zusammenziehen. Das Problem: Lee Chung-Yong fehlt es an der Klasse, Park Ji-Sung an der Frische und der Achter Lee Yong-Rae konnte nicht die nötigen Akzente setzen. Der einzige, der in der Offensive wirklich auf sich aufmerksam machen konnte, war Koo Ja-Cheol: Auf den 21-Jährigen von Jeju United war vor dem Turnier nur Young Boys Bern aufmerksam geworden, ein Transfer zu den Schweizern scheiterte letztlich am tollen Asiencup von Koo. Der seine Zelte nun in Wolfsburg aufschlagen wird. Er ist aber kein klassischer Zehner, sondern mehr eine hängende Spitze: Seine besten Szenen hatte der schnelle Mann, wenn er aus der Tiefe kommen und sich zwischen gegnerischer Innenverteidigung und gegnerischem Sechser zwischen den Linien bewegen konnte.

Auf diesen beiden Spielern wird in Zukunft die Hoffnung der südkoreanischen Fans ruhen. Denn der dritte extrem starke Mann bei diesem Turnier ist mit seinen 30 Jahren kein junges Talent mehr – nämlich Cha Du-Ri, der nach harten Jahren in Deutschland nun bei Celtic Glasgow untergekommen ist.

Ein letztes Hurra aus Australien

Auch, wenn es ein starkes Spiel im Finale gab und dieses surreale 6:0 im Semifinale gegen Usbekistan: Es fällt schwer, Australien wirklich als zweitbestes Team des Turniers zu sehen. Zu leicht war der Weg ins Finale, zu wenig überzeugend die recht durchwachsenen Spiele in der Vorrunde, und zu starr im Endeffekt auch das Spiel der Socceroos unter ihrem deutschen Teamchef Holger Osieck.

Australien

Außerdem war es keine Mannschaft mit Zukunft. Das Durchschnittsalter des Teams liegt bei knapp 30 Jahren, und wenn Matt McKay mit seinen 27 Lenzen nur zwei Spieler um sich herum hat, die (auch nicht viel) jünger sind als er selbst, wird schon klar, dass der Finaleinzig dieser Mannschaft jenes letzte Hurra einer Spielergeneration ist, den man eigentlich schon für die WM in Südafrika hatte erwarten können.

In Katar war Australien eine der wenigen verbliebenen Mannschaften, die mit einem klassischen 4-4-2 aufgetreten sind und in keiner Minute davon abgerückt sind. Die Vorwärtsbewegung kam fast ausschließlich über die Flanken und da spielte sich eben Matt McKay in den Vordergrund – auch, wenn er erst im Viertelfinale erstmals in der Startformation stand. Kein Wunder, dass die Socceroos erst in der K.o.-Phase ins Rollen kamen, mit einer starken Partie gegen den Irak und einer cleveren Leistung gegen jene Usbeken, die im Semifinale zeitweise zwei Drittel Ballbesitz hatten.

Taktisch gibt es über diese eher wenig prickelde Mannschaft nicht viel zu sagen. Aber in Hinblick auf den nächsten Asiencup im Jahr 2015 ist die Altersentwicklung alermierend – denn dieser wird just in Australien ausgetragen. Kein allzu günstiger Zeitpunkt, jetzt, wo der große Generationswechsel ansteht.

Unter Wert geschlagen: Iran

Am Ende steht das Aus im Viertelfinale – womit die Iraner weniger erreicht haben, als ihnen eigentlich zugestanden wäre. Ja, das zweite Gruppenspiel (1:0 gegen Nordkorea) war furchtbar. Aber die Art und Weise, wie das Team vom US-Iraner Afshin Ghotbi in der sehenswerten Auftaktpartie gegen den Irak mit einem 4-4-2 verschob, was das Zeug hielt, war interessant. Die folgende Umstellung auf das 4-1-4-1 folgerichtig, die Leistung des zweiten Anzugs im letzten Gruppenspiel (3:0 gegen die VAE) souverän. Und letztenendes scheiterte man am Pech in der Auslosung. Jeden anderen Gegner als die Südkoreaner, von den überragenden Japanern abgesehen, hätten die Iraner mit hoher Wahrscheinlichkeit geschlagen.

Gutes Coaching: Usbekistan

In gleichem Maße, wie die Iraner Pech mit der Auslosung hatten, müssen die Usbeken als Glückskinder gelten. Die gut organisierte, aber in der Spielgestaltung harmlose Truppe aus Zentralasien hatte die mit Abstand leichteste Gruppe zu überstehen und bekam mit Jordanien auch noch einen einigermaßen dankbaren Gegner im Viertelfinale. Zugegeben: Das 0:6 im Semifinale gegen Australien war um mindestens drei Tore zu hoch.

Die Usbeken bestachen vor allem durch ihre hohe systematische Flexibilität. Der Ausgangspunkt war auch bei ihnen ein 4-2-3-1, aber innerhalb dieses Systems konnte ohne größere Reibungsverluste gewechselt werden. Praktisch jeder Offensivspieler konnte sowohl im Zentrum als auch auf beiden Seiten spielen, dazu gab es fleißige Außenverteidiger und mit dem immer wieder nach vorne marschierenden Odil Achmedov auch noch einen interessanten Innenverteidiger.

Am auffälligsten war bei Usbekistan aber der Teamchef: Vadim Abramov verstand es immer wieder, mit intelligenten Wechseln Spiele zu retten, die zu entgleiten drohten. So war es etwa gegen Kuwait, aber auch gegen Jordanien. In letzterem Spiel trat sein Team übrigens in einem 3-2-4-1 an – die einzige experimentelle Formationsvariante in diesem Turnier.

Die positiven Überraschungen: Jordanien und Syrien

Auf dem Papier war die Vorrundengruppe B eine klare Sache: Japan und die Saudis gehen locker durch, Jordanien und Syrien haben keine Chance. Aber weit gefehlt! Die beiden Teams aus dem nahen Osten machten den Japanern das Leben extrem schwer und kippten den großen Nachbarn Saudi-Arabien in eine der schlimmsten sportlichen Krisen ihrer Geschichte. Aber wie ging das?

Jordanien - Syrien 2:1

Bei beiden Teams – natürlich – durch taktische Cleverness, ohne die es als Underdog einfach nicht geht. Ansonsten war die Herangehensweise aber durchaus verschieden. Die Syrer schlugen die Saudis (mit einem 4-4-1-1), fingen sich nach dem Seitenwechsel gegen Japan (mit einem 4-1-4-1) und rannten gegen Jordanien mit einem 4-2-3-1 mit voller Kraft an. Vor allem aber gaben sie ihr letztes Hemd, was ihren Kampfgeist anging. Der rumänische Teamchef Valeriu Tita verstand es, das Optimum aus seiner ausgeglichen besetzten Mannschaft heraus zu holen. Vor allem der gegen die Saudis und gegen Jordanien als Zehner agierende Belgien-Legionär Malki machte einen guten Eindruck, auch der fleißige linke Flügelmann Jehad Al-Hussein gefiel. Dass es letztlich nicht reichte, lag an der mangelnden Chancenverwertung.

Die kann man Jordanien hingegen nicht vorwerfen – beim 2:1-Sieg im entscheidenden Spiel gegen Syrien, dem wohl energiegeladensten Match des ganzen Turniers, vergab man zwar die einzige selbst herausgespielte Torchance, gewann aber letztlich dennoch. Weil die bombenfeste Defensive um Ersatz-Kapitän Bashir Bani-Yasin ein sensationelles Turnier spielte. Und das, nachdem mit Hatem Aqel dessen Partner schon in der ersten Partie verletzt w.o. hatte geben müssen! Doch Teamchef Adnan Hamad, ein Iraker, hatte eine perfekt aufeinander abgestimmte Truppe, die mit Spielmacher Hassan Abdel-Fattah auch in der Offensive einen fähigen Mann hatte, mit Sulaiman Al-Salman einen hervorragenden Rechtsverteidiger, mit Hashhash und Abdulrahman ein gut funktionierendes Duo im defensiven Mittelfeld, und mit Amir Shafi einen starken Torhüter.

Gute Figur gemacht: Titelverteidiger Irak

Was vom Asiencup 2007 in Erinnerung blieb? Nicht die Tatsache, dass von den vier (!) Veranstaltern Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam nur die damals von Alfred Riedl trainierten Vietnamesen die Vorrunde überstanden. Sondern der sensationelle Titel für den Irak – einem vom Krieg gebeutelten Land; einer seit Jahrzehnten sportlich absolut wertlosen Mannschaft. Dass dieser Titel kein kompletter Zufall war, zeigte die Mannschaft bei diesem Turnier vollauf. Vor allem der extrem laufstarke und umsichtige Sechser Nashat Akram – der bei Al-Wakrah in Katar spielt – hatte ein hervorragendes Turnier, die Abwehr zeigte sich auch diesmal als große Stärke. Aber auch unter dem deutschen Teamchef Wolfgang Sidka tat sich das Team schwer mit der Spielgestaltung. Was letztlich auch das Viertelfinal-Aus gegen Australien bedeutete. Bleibt die mit einem Durchschnittsalter von 25,4 Jahre auch noch sehr junge Truppe zusammen, ist eine Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien durchaus nicht unrealistisch.

Sich nach Kräften blamiert: Saudi-Arabien und China

Alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Das war das Auftaktspiel der Saudis, das 1:2 gegen Syrien, auf den Punkt gebracht. Was Teamchef José Peseiro auch prompt seinen Job kostete! Nasser Al-Johar übernahm und machte gegen Jordanien, taktisch gesehen, eigentlich alles richtig. Eine massive Leistungssteigerung, bei der nur die Tore fehlten. Was nach dem 0:1 schon nach zwei Partien das Aus bedeutete, woraufhin in der letzten, bedeutungslosen Partie beim 0:5 gegen Japan alles in sich zusammenfiel. Ein Turnier, das in seiner Bedeutung wohl einen noch schlimmeren Eindruck hinterlässt als die WM vor neun Jahren mit dem 0:8 gegen die Deutschen…

Das Hauptproblem bei den Chinesen war die Tatsache, dass die Mannschaft keine solche war. Eine Ansammlung von (zumeist auch nicht übermäßig begabten) Einzelspielern. Die wenigen Leistungsträger schafften es nicht, über drei Spiele eine halbwegs konstante Leistung abzuliefern. Der Zehner Deng Zhuoxiang spielte gut gegen Kuwait, schrecklich gegen Katar und saß gegen die Usbeken nur auf der Bank. Schalke-Legionär Hao Junmin spielte nach seinen Einwechslungen gegen Kuwait und Katar ansprechend, war gegen Usbekistan aber ein Totalausfall. Andererseits wurde Sturmspitze Gao Lin in einem Spiel noch vor der Pause runtergenommen, um in der nächsten Partie doch wieder ran zu dürfen – jedes Selbstvertrauens beraubt. Der überforderte Teamchef Gao Hongbo zog sein Team mit schlechtem Coaching zwar runter, muss seinen Posten aber trotzdem nicht räumen. So sind die Chinesen keine Mannschaft, die man mittelfristig auf dem Radar haben muss.

Und der Gastgeber? Katar agierte achtbar

Katar

Kanonenfutter? Na, ganz so schlimm war’s dann noch nicht, was der Gastgeber dieses Turniers – und auch der WM in elf Jahren – da fabrizierte. Auch, wenn man nach dem 0:2 im Eröffnungsspiel gegen Usbekistan schon glauben konnte, dass nicht viel möglich wäre. Aber nach dem Schlüsselerlebnis gegen China – wo die Kataris nach einer halben Stunde merkten, dass der Gegner noch nervöser war als man selbst – und der wichtigsten Umstellung von Bruno Metsu – jenem Trainer, der Senegal 2002 ins WM-Viertelfinale geführt hatte – war Katar im Turnier angekommen.

Diese Umstellung war die Maßnahme, Yusuf Ahmed als hängende Spitze im 4-4-1-1 spielen zu lassen. Er war einer der Schlüsselspieler beim Gastgeber – neben Sebastian Soria. Der gebürtige Uruguayer (einer von acht nicht in Katar geborenen Kaderspielern) zeigte vor allem im Viertelfinale gegen Japan, was er kann. Er war in diesem Spiel sehr lauffreudig, und vor allem bei Kontern immer wieder gefährlich. Was der Spielanlage der Kataris am ehesten entspricht: Mit zwei Viererketten tief stehen und verteidigen; nach vorne auf Konter lauern.

Interessant war aber durchaus, dass die vier Spiele vier völlig unterschiedliche Szenarien boten, mit denen Katar höchst unterschiedlich umging. Erst, gegen Usbekistan, von einem sehr kompakten und defensivstarken Gegner ausmanövriert. Dann, gegen China, auf den Druck besser reagiert als der Gegner und das Spiel selbst in die Hand genommen. Im letzten Gruppenspiel, gegen Kuwait, gegen einen ambitionierten, aber schwachen Gegner zwei frühe Abwehrschnitzer souverän ausgenützt. Und schließlich, gegen Japan – der ersten wirklich guten Mannschaft, gegen die Metsu und Co. antreten mussten – ihr volles Potential im Gegner entnerven und schnell kontern gezeigt. Dieses Viertelfinale war zum einen zweifellos die beste Turnierleistung des Gastgebers und andererseits ein Anzeichen dafür, dass durchaus Entwicklungspotential vorhanden ist. Auch, wenn in elf Jahren wohl keiner der aktuellen Mannschaft bei der Heim-WM antreten wird: Katar ist auf einem guten Weg.

Indien… was sollte das denn?

Ein kurzes Wort noch zum Auftritt der Inder. Der war peinlich. Der war nicht zu rechtfertigen. Und er wirft, nach fünf absolut unterirdischen Halbzeiten (lediglich die zweite gegen Bahrain war anständig) zwei Fragen auf: Erstens, warum darf so ein absolut chancenloses Team teilnehmen? Das zieht den ganzen Bewerb runter. Und zweitens: Wie schafft es ein Land mit einem Millardenvolk nicht, besseren Fußball zu spielen als europäische Zwergstaaten wie Färöer und Liechtenstein? Die würden gegen die Inder nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen…

Schlusswort: Das generelle Niveau

Das Turnier hat gezeigt, dass der asiatische Fußball in seiner Spitze erweiterte Weltklasse ist und in der Breite zwar nicht besonders aufregend ist, aber grundsoliden Fußball von taktisch ansprechend bis sehr gut ausgebildeten Mannschaften zeigt. Die Stimmung und die allgemeine Reputation mögen bei Afrikacups höher sein, das Niveau des Turniers als ganzen ist aber sicherlich vergleichbar und muss den Vergleich zu den afrikanischen Titelkämpfen nicht scheuen.

Bis auf die heillosen Inder haben alle 15 Teilnehmer die Grundzüge modernen Fußballs verstanden. Taktisches Verständis und Flexibilität im Positionsspiel sind bei praktisch allen teilnehmenden Teams grundsätzlich vorhanden. Bei den meisten Mannschaften gehen auch die Außenverteidigier durchaus mit nach vorne, nur die in ihrer Spielanlage generell eher vorsichtigen Kataris, die Bahrainis und jene aus den VAE hielten sich da eher zurück. Bevorzugtes System ist, wie es fast weltweit der Fall ist, verschiedene Variationen des 4-2-3-1 bzw. 4-1-4-1 (Offensiv bei Japan, Südkorea und in Ansätzen bei Kuwait. Kompakt bei Usbekistan, Iran, VAE und Syrien. Eher vorsichtig bei Jordanien, Irak, Bahrain). Das herkömmliche 4-4-2 bzw. 4-4-1-1 (wie bei China, Saudi-Arabien, Indien und Nordkorea) ist auch in Asien immer mehr am Rückzug.

Funktioniert hat es nur bei den konterstarken Kataris – und bei Australien. Wobei es bei den Socceroos eher die individuelle Klasse und die Erfahrung der einzelnen Spieler war, die das Team trugen. Und nicht das System.

Auch eine Erkenntnis dieses Asiencups. Und es wird die Erkenntnis der kommenden Jahre sein, ob das ein dauerhaft tragfähiges Modell sein kann…

(phe)

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Asiencup, VF 1/2: Japan gegen 14 und das usbekische 3-2-4-1 https://ballverliebt.eu/2011/01/21/asiencup-vf-12-japan-gegen-14-und-das-usbekische-3-2-4-1/ https://ballverliebt.eu/2011/01/21/asiencup-vf-12-japan-gegen-14-und-das-usbekische-3-2-4-1/#respond Fri, 21 Jan 2011 18:47:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3811 Asiencup, VF 1/2: Japan gegen 14 und das usbekische 3-2-4-1 weiterlesen ]]> Die dezimierten Japaner mussten sich nicht nur gegen das gut spielende Team aus Katar durchsetzen, sondern auch gegen ein inferiores Schiri-Gespann. Und die Usbeken versuchten, Jordanien mit einem eigenwilligen System zu überraschen. Einem 3-2-4-1. Oder sowas Ähnlichem.

Japan – Katar 3:2 (1:1)

Japan - Katar 3:2

Die zentrale Frage, die sich Katars Teamchef Bruno Metsu vor dem Viertelfinale gegen Japan – bis dahin eindeutig die beste Mannschaft der Turnier – stellen musste, war: Wie sollen wir mit den extrem schnellen, flexiblen und passgenauen Offensivspielern der Japaner umgehen? Die Syrer hatten es in ihrem Gruppenspiel mit einem defensiv interpretierten 4-1-4-1 versucht und waren gescheitert. Metsu wählte einen anderen Zugang. Und er tat gut daran.

Das Konzept des Gastgebers gegen Honda, Kagawa und Co.: Konsequentes Doppeln des Ballführenden, ohne aber die Grundformation des 4-4-2 aufzulösen. Das hieß gleichzeitig, dass im Grunde auch alle vier Mittelfeldspieler vermehrt mit Defensivaufgaben zu tun hatten, nach vorne sollt es über Konter gehen. Yusuf Ahmed und vor allem der in diesem Spiel brutal starke Sebastian Soria waren willige Adressaten für lange Flachpässe in die Spitze.

Die Japaner kamen mit dem geschickten Defensivspiel der Kataris überhaupt nicht zurecht. Es gelang ihnen nie auch nur im Ansatz, ihr Kurzpassspiel aufzuziehen, weil sie am Ball kaum Zeit bekamen und Anspielstationen sehr gut verstellt waren. Was zu Folge hatte, dass sich Innenverteidiger Yasuyuki Konno alsbald sehr aktiv nach vorne mit einschaltete. Doch nicht nur, dass das vorne nichts brachte, nein, es brachte vor allem die japanische Hintermannschaft zum wackeln. Denn die recht sorglose Spielanlage von Konno hätten die Kataris schon in der 8. bzw. 9. Minute beinahe zu jener Führung genützt, die in der 13. Minute dann tatsächlich fiel: Langer Flachpass auf Soria, der steht nicht im Abseits, lässt noch Yoshida aussteigen und verwandelt zum 1:0 für den gastgebenden Außenseiter.

Was das Team aus Katar natürlich bestärkte, genau so weiter zu spielen. Die Japaner fingen (nachdem ihnen nach einem Foul von Burhan an Okazaki ein klarer Elfmeter verweigert worden war – die erste von einigen groben Fehlentscheidungen vom überforderten malayischen Referee) an, ein wenig zu probieren und sie machten schnell die Abseitsfalle des Gegners als möglichen Schwachpunkt aus. Vor allem, nachdem Honda mit einem sensationellen Chip in den Strafraum den haarscharf nicht im Abseits stehenden Okazaki bediente, dessen Schuss Kagawa zum 1:1-Ausgleich ins Tor köpfte.

Immer wieder flogen nun Bälle aus dem Halbfeld auf die hart an der Abseitslinie stehenden Maeda und Okazaki, doch nun ließ sich die Viererkette der Kataris nicht mehr überlisten. So versuchte dann auch Honda immer mehr, sich weit fallen zu lassen, um neben Hasebe für die Spieleröffnung zu sorgen, und sich ein wenig aus der Umklammerung zu lösen, welche die Kataris immer wieder ansetzten, sobald Honda am Ball war. So war das Spiel vor der Pause nicht besonders schön und auch alles andere als spektakulär, aber durchaus interessant.

Ehe sich in der zweiten Halbzeit das schreckliche Schiedsrichtergespann immer mehr in den Vordergrund spielte. Die zentralen Szenen des Spiels fanden um die 60. Minute statt, und die Initialzündung war ein vermeintliches Foul von Japans Innenverteidiger Maya Yoshida. Der spielte zwar einen Meter neben dem Schiri-Assistenten mehr als eindeutig den Ball, wurde aber dennoch mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen – und als der nur Augenblicke zuvor eingewechselte Fábio César den fälligen Freistoß zum 2:1 für Katar verwandelte (wobei Goalie Kawashima alles andere als gut aussah), war es mehr eine Frage des Willens. Umso wichtiger war es für die Japaner, dass Kagawa, der für einmal an den Verteidigern vorbei kam (weil Al-Hamad ausgerutscht war) einen alles andere als leichten Ball nur wenige Minuten nach dem Ausschluss und dem Rückstand zum 2:2 verwandelte.

Zaccheroni nahm Solospitze Maeda raus und füllte mit Iwamasa die Innenverteidigung auf, und seine Mannschaft agierte nun in einem 4-2-3; wobei aus der Offensivkette immer wieder Okazaki und (zumeist) Honda in die Spitze aufrückten, wenn die Japaner im Ballbesitz waren. Die zurück liegenden Favoriten waren natürlich auch mit zehn Mann gefordert, das Spiel in die Hand zu nehmen, und zu diesem Zweck rückte auch die Abwehrkette oftmals kollektiv bis zur Mittellinie auf – die Außenverteidiger Inoha und Nagatomo, sonst ja verkappte Außenstürmer, hielten sich aber eher zurück.

Was vor allem an Sebastian Soria lag. Der Uruguayer in Diensten der Kataris war extrem viel unterwegs, immer anspielbar, trickreich und somit brandgefährlich. Und was den Japanern das leben mindestens ebenso schwer machte, war weiterhin das Referee-Gespann. Denn nach einem nicht gegebenen Elfmeter und dem an den Haaren herbeigezogenen Ausschluss wurden sie nun auch zweimal wegen vermeintlichen Abseits zurückgepfiffen – beide Male falsch, einmal davon sogar um zwei Meter. Es hatte beinahe den Anschein, als sollte Katar um jeden Preis ins Semifinale gehievt werden.

Die gerechte Strafe folgte dann aber in der 89. Minute: Erneut setzte sich der extrem starke Kagawa durch, wurde im Strafraum umgesäbelt, doch der Ball kam zu Inoha – und dieser setzte zum 3:2 für Japan ein. Es war letztlich die Entscheidung, denn trotz fünf Minuten Nachspielzeit (wofür?) wusste Katar keine Antwort mehr.

Fazit: Ein Spiel, dass eindeutig von der Spannung und der Dramaturgie lebte. Und das von einem inferioren Schiedsrichter-Gespann beinahe entschieden worden wäre! Was schade ist, denn die Mannschaft aus Katar zeigte eine wohl durchdachte, sehr konzentrierte und absolut taugliche Leistung und lieferte sicherlich ihr bestes Spiel bei diesem Heimturnier ab. Dass es am Ende trotzdem nicht für das Semifinale gelangt hat, liegt an der individuellen Klasse der Japaner die – untypisch für dieses Turnier – eiskalt mit ihren wenigen Torchancen umgingen und sich auch von widrigsten Bedingungen nicht aus der Ruhe bringen ließ.

So hat die beste Mannschaft des Turniers auch einmal mehr gezeigt (wie schon gegen Jordanien im Auftaktspiel), dass man ohne Zweifel auch jene mit den besten Nerven ist. Und wenn auch solche Spiele gewonnen werden…

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Usbekistan – Jordanien 2:1 (0:0)

Usbekistan - Jordanien 2:1

Wer ein jordanisches Team erwartet hat, das abwartet und den Gegner kommen lässt; und wer ein usbekisches Team erwartet hat, dass das Mittelfeld unter Kontrolle hat aber kaum Torgefahr erzeugen kann, der hatte Recht. Genau so stellte sich dieses Viertelfinale nämlich dar! Die Jordanier, in einem 4-4-1-1 angetreten, zeigten zwar weder aggressives Pressing noch eine allzu harte Gangart in der Defensive, schafften es aber ohne größere Probleme, die Usbeken aus dem eigenen Strafraum herauszuhalten.

Selbst wurde das Team von Adnan Hamad in erster Linie über schnelle Konter gefährlich (und hier vor allem über Hassan Abdel-Fattah, der Spielgestalter, mit Abstand der beste Fußballer seiner Mannschaft) und über Standardsiauationen. Die beiden Außenspieler im Mittelfeld, Amer Deeb und Abdelhalim, rückten ein und deckten die Sechser Haidarov und Kapadze, wenn die Usbeken von hinten einen neuen Angriff einleiten wollten. So wurden diese über die Außen gezwungen, wo Al-Salman (gegen den in der Gruppenphase so schwungvollen Kasanov) und Al-Dmeiri (gegen Tursunov) alles im Griff.

Vor dem Tor nahm der usbekische Teamchef Vadim Abramov vor dem Spiel einige bemerkenswerte Änderungen vor: Zu allererste jene im System, das sich in diesem Spiel als eine Art 3-2-4-1 darstellte. Hinten spielte mit Achmedov nur ein echter Innenverteidiger, die gelernten AV Jurajev und Mulladjanov rückten bei Gefahr in die Mitte (was in der ersten Hälfte aber sehr selten war). Davor wie gehabt die beiden Sechser, plus Djeparov etwas vorgerückt, und ganz vorne eigentlich eine Viererkette ohne echten Stürmer.

Abramov hatte Maxim Shatskich, der keine gute Vorrunde abgeliefert hatte, nicht aufgeboten und zog dafür Alexander Geinrich von der Spitze ins zentrale offensive Mittelfeld zurück. Der Glatzkopf ist kampfstark, giftig und zeigt immer vollen Einsatz, ist für einen Stürmer vor dem Tor aber viel zu harmlos. So nahm Ulugbek Bakajev, der statt Shatskich in die Mannschaft gerückt war, den Platz ganz vorne ein – oder, was es eher trifft, er war derjenige, der am Ehesten in die Spitze ging.

Weil die Jordanier sich aber sehr gut auf dieses Sytem einstellen konnten, blieb es bis zur Pause beim 0:0. Nach Wiederanpfiff ging’s dafür schnell: Freistoß von Djeparov, Kopfballtor Bakajev (46.); und drei Minuten später konnte Kasanov für einmal Al-Salman abschütteln und flanken, erneut war in der Mitte Bakajev zur Stelle. Doch wer geglaubt hat, das 0:2 würde Jordanien aus der Bahn werfen, sah sich getäuscht.

Sie haben die Zeichen der Zeit nämlich erkannt und rückten nun wesentlich aktive nach (was zuvor nur sehr zögerlich geschehen war) und versuchten es auch über die unterbesetzten usbekischen Außen. Sofort kam es zu einigen gefährlichen Torchancen und der Anschlusstreffer in der 58. Minute war schon durchaus verdient – Innenverteidiger Bashar Bani-Yasin, der in der ersten Hälfte während eines Tackling das Knie von Tursunov ins Gesicht bekam und dadurch einen Schneidezahn eingebüßt hatte, traf per Kopf nach einer Ecke.

Abramov reagierte, indem er den weitgehend abgemeldeten Kasanov vom Platz nahm und mit Andrejev einen etwas defensiveren Spieler brachte, der in den Spielen zuvor als Linksverteidiger agiert hatte. Das brachte aber wenig, weshalb zehn Minuten später der angeschlagene Geinrich für einen Innenverteidiger, nämlich Ismailov, weichen musste. Mit der damit einhergehenden Umstellung zurück auf das gewohnte 4-2-3-1 konnten die Usbeken das Spiel merklich beruhigen.

So hat der usbekische Teamchef einmal mehr, wie schon gegen die Kuwait mit einem guten Wechsel ein Spiel gerettet, das aus der Hand zu gleiten drohte. Denn die Jordanier schafften es gegen die nun deutlich massiertere Defensive, die kaum mehr Löcher hergab – vor allem auf den Seiten nicht – kaum noch, vor das Tor zu kommen. So waren die Usbeken mit einigen (allerdings allesamt stümperhaft abgeschlossenen) Kontern dem 3:1 sogar noch näher.

Fazit: Mit ihrem eigenwilligen System konnten die Usbeken das vor allem defensiv sehr spielintelligente Team aus Jordanien nicht aus dem Konzept bringen, der zusätzliche Mann im Mittelfeld brachte keine merkliche Verbesserung. Zudem zeigten sich die Usbeken, wie schon im gesamten Turnier, nicht gerade versiert im Herausspielen von Torchancen. Umso erstaunlicher, dass sie in vier Spielen nun schon acht Tore erzielt haben – darunter aber zwei Tausenguldenschüsse, ein abgefälschter Roller, ein haarsträubender Fehler der gegnerischen Abwehr, ein Eckball und „nur“ drei herausgespielte Tore.

Die Jordanier sollten sich nicht grämen – sie haben mit dem Viertelfinaleinzug schon deutlich mehr erreicht, als zu erwarten gewesen wäre. Und auch in diesem Spiel haben sie alles andere als eine schlechte Figur gemacht: Sehr disziplinierte Defensive in der ersten Hälfte und durchaus mutig nach vorne, als es nach dem Doppelschlag nötig war. Letztlich fehlte aber die Klasse vor dem gegnerischen Tor, um die Sensation zu schaffen, die ein Seminfinaleinzug zweifellos gewesen wäre.

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Asiencup, Tag 11: Mit fliegenden Fahnen https://ballverliebt.eu/2011/01/17/aisencup-tag-11-mit-fliegenden-fahnen/ https://ballverliebt.eu/2011/01/17/aisencup-tag-11-mit-fliegenden-fahnen/#respond Mon, 17 Jan 2011 15:52:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3787 Asiencup, Tag 11: Mit fliegenden Fahnen weiterlesen ]]> Angriffswille und dominantes Spiel war bei Syrien gefragt, denn gegen Jordanien musste im direkten Duell um das Viertelfinale ein Sieg her. Gewonnen haben aber die Jordanier, ohne dafür viel tun zu müssen. Gruppensieger ist Turnierfavorit Japan nach einem viel zu leichten 5:0 gegen die Saudis.

Jordanien – Syrien 2:1 (1:1)

Jordanien - Syrien 2:1

Nachdem es Syriens Teamchef Valeriu Tita gegen Japan etwas defensiver probiert hatte, war nun gegen Jordanien schon alleine aufgrund der Ausgangsposition klar: Die Spielgestaltung muss man selbst übernehmen! Denn während den Jordaniern im direkten Duell ein Remis reichte, mussten die Syrer gewinnen – das war spätestens zu dem Zeitpunkt klar, als Japan gegen die Saudis schnell klar in Führung gelegen war und somit diese Partie de facto zu einem Achtelfinale wurde.

„Spielgestaltung selbst übernehmen“ heißt bei den Syrern: Senharib Malki kehrt als zentraler Mann im offensiven Mittelfeld zurück in die Mannschaft, außerdem übernahm mit Aouad ein durchaus offensiv denkener Spieler die Position des Linksverteidigers. Und mit Abdulrazak rückte der vordere der beiden Sechser im 4-2-3-1 oftmals auf – was das dominierende Dreieck der ersten halben Stunde ergab. Denn mit dem fleißigen Jahad Al-Hussein als rechtem Flügelmann, dem aufrückenden Abdulrazak und Malki, der sich vermehrt auf die rechte Seite orientierte, kamen die Jordanier – vor allem der gegen die drei ziemlich allein gelassene Basem – überhaupt nicht zu Rande.

Die Jordanier wurden von ihrem irakischen Teamchef Adnan Hamad wieder in einem Mittelding aus 4-2-3-1 und 4-4-1-1 aufgestellt – aber angesichts der Tatsache, dass sie von den aggressiven und sehr einsatzfreudigen Syrern sofort in die Defensive gedrängt worden waren, war es zumeist Letzteres. Und weil Al-Zeno eine Flanke von Malki (natürlich von der rechten Seite) nach einer Viertelstunde zum da schon hochverdienten 1:0 versenkte, wurde der frühe Sturmlauf der Syrer belohnt.

Die Jordanier versuchten nun, ihrerseits in Zugzwang geraten, das Spiel wieder mehr an sich zu reißen, allerdings fehlten vorne oft freie Anspielstationen. So wirkten die Offensivbemühungen oft umständlich und es fehlte der Zug zum Tor. Das Glück der Jordanier war zum einen, dass Al-Hussain aus dem starken syrischen Dreieck nach einem etwas rüderen Einsteigen einige Zeit brauchte, um wieder ins Spiel zu finden. Und zum anderen, dass der syrische Innenverteidiger Dyab einen äußerst anspruchslos vorgetragenen jordanischen Angriff – 40-Meter-Pass Richtung Eckfahne, von dort blinde Flanke – ohne echte Not über den herausstürmenden Torhüter Balhous hinweg zum 1:1 ins Tor köpfte.

Ein Nackenschlag für die Syrer, von dem sie sich die restliche erste Hälfte nicht erholten. Im Gegenteil, Hassan Abdel-Fattah hätte drei Minuten nach dem Ausgleich eigentlich die Führung besorgen müssen. Doch nach dem einzigen selbst herausgespielten Angriff verzog der hängende Stürmer links.

In den Kabinen konnten sich die Syrer wieder sammeln, und sie kamen auch mit frischem Mut aus der Halbzeitpause. Nun war es vor allem die andere, die linke Seite, die mit Aouad und Ayan einiges an Betrieb machte. Die Mannschaft aus Syrien schnürte den Gegner wiederum an dessen Strafraum fest, es wurden zwei Drittel Ballbesitz angesammelt, und die neuerliche Führung schien nur eine Frage der Zeit zu sein – bis sich die Syrer wieder ein Tor im Grunde selbst schossen! Weiter Ausschuss vom jordanischen Schlussmann Shafi, Al-Saifi setzt sich gegen Dyab und Balhous durch, und es stand 2:1 für Jordanien.

So unverdient der Zwischenstand war und so wenig er den Spielverlauf widerspiegelte, so sehr wirkte er bei den Syrern natürlich wie ein Schlag in die Magengrube. Mit Al-Khatib kam nun ein zusätzlicher Stürmer für den eh schon offensiven Linksverteidiger Aouad, dafür rückte Ayan (wenn auch nur im Notfall) etwas zurück; zudem kam mit Chanko statt Innenverteidiger Dyab (dessen Aufgaben Abdulrazak übernahm) ein Spieler, der aus dem hinteren Feld die Bälle verteilen sollte.

Allerdings wurden die Angriffe der Syrer mit schwindender Zeit naturgemäß immer wilder und immer mehr kam das Brechstangen-Mittel „Hoch und Weit“ zum Einsatz. Damit hatten die defensiv ja sehr starken Jordanien kaum ein ernsthaftes Problem, und so war eigentlich schon nach 75, 80 Minuten klar, dass die Syrer das Spiel nicht mehr drehen konnten. Da halfen auch sechs Minuten Nachspielzeit nichts mehr.

Fazit: Die Jordanier haben über die meiste Zeit des Spiels nur gewartet und davon profitiert, dass sich die wesentlich aktiveren, aggressiveren und im Offensivspiel willigeren Syrer ihre beiden Tore mehr oder weniger selbst gemacht haben. So steht nun Jordanien mit jenem Viertelfinal-Platz, der eigentlich von der Papierform her von Saudi-Arabien eingenommen worden wäre, in der Runde der letzten Acht gegen Usbekistan – was angesichts der vorsichtigen Spielweise der Jordanier und der kompakten, aber harmlosen der Usbeken eher eine dröge Angelegenheit zu werden droht.

Hut ab aber dennoch vor dem Team aus Syrien, dass in dem Spiel, das sie gewinnen mussten, von Anfang an ohne Wenn und Aber die Initiative übernahmen und sich für diesen Ansatz nicht belohnen konnten. Sie dürfen das Turnier dennoch mit erhobenem Haupt verlassen.

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Japan – Saudi Arabien 5:0 (3:0)

Japan - Saudi Arabien 5:0

Die eine Mannschaft (Saudi Arabien) hat hohen Erwartungen zum Trotz  schon die Tickets zum Vorrunden-Aus gelöst. Die andere (Japan) braucht noch einen Punkt, um auch theoretisch nichts mehr anbrennen zu lassen. Na, wie wird das Spiel verlaufen?

Die Saudis, die im zweiten Spiel (der extremst unglücklichen Niederlagen gegen Jordanien) unter ihrem neuen (Interims)-Teamchef Al-Johar taktisch sehr viel richtig gemacht hatten, kehrten gegen die starken Japaner zum alten Trott zurück. Autef, der rechte Mann im 4-4-2 gesellte sich zu den zwei Stürmern hinzu, hinter ihm machte Ateef – der bei der Auftakt-Peinlichkeit gegen Syrien schon ein Totalausfall gewesen war – die Seite aber nicht zu. So stürmten Nagatomo und Kagawa alleine und völlig ungehindert auf den mit den beiden Wirbelwinden natürlich heillos überforderten Rechtsverteidiger zu. Das zweite und das dritte Tor fielen über diese Seite, nachdem Endo zuvor schon mit einem Zuckerpass die Abseitsfalle ausgetrickst hatte und Okazaki sein Team früh in Front geschossen hatte.

So stand es nach 19 Minuten schon 3:0 für die Japaner und alles war natürlich gelaufen. Al-Johar reagierte, wenn auch viel zu spät, und nahm Autef für Abosghair vom Platz – dieser ging nach links, Al-Shalhoub auf rechts. Deshalb, und weil die Japaner drei Gänge zurückgestaltet haben, konnten die erschreckenden Saudis das Spiel nun einigermaßen beruhigen.

In der Halbzeit stellte Al-Johar dann auf ein 4-4-1-1 um, indem er mit Hazazi einen Stürmer (für Sechser Al-Muza) vom Feld nahm und Al-Shalhoub zentral hinter Al-Qahtani stellte. Das waren aber alles nur noch kosmetische Maßnahmen: Die Saudis wollten nur noch, dass das Spiel so schnell wie möglich vorbei war; und die Japaner wollten sich vor dem Viertelfinale gegen Gastgeber Katar nicht mehr weh tun. Zwei Tore gab’s dann in der zweiten Hälfte noch. Das ist aber nur noch von statistischem Interesse.

Fazit: Zweifellos das sinnloseste Spiel des bisherigen Asiencups, weil schon sehr bald alles entschieden war und die letzten 70 Minuten nur noch an der Uhr gedreht wurde. Die Saudis treten nach einem starken und zwei katastrophalen Spielen mit Schimpf und Schande und drei Pleiten mit 1:8 Toren im Gepäck die kurze Heimreise an. Die Japaner, die sich den Luxus leisten konnten, auf den angeschlagenen Honda zu verzichten, haben ein paar Minuten lang jene Stärke an, die sie auch schon in den ersten zwei Partien gezeigt hatten – nur, dass es in diesem Spiel keine wie auch immer geartete Gegenwehr gab…

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Asiencup, Tag 7, Teil I: Jordanien macht die Saudis Nasser https://ballverliebt.eu/2011/01/13/asiencup-tag-7-teil-i-jordanien-macht-die-saudis-nasser/ https://ballverliebt.eu/2011/01/13/asiencup-tag-7-teil-i-jordanien-macht-die-saudis-nasser/#respond Thu, 13 Jan 2011 21:16:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3734 Asiencup, Tag 7, Teil I: Jordanien macht die Saudis Nasser weiterlesen ]]> Zweites Spiel, zweiter Teamchef: Nasser Al-Johar übernahm die Mannschaft aus Saudi-Arabien und brachte sie in den drei Tagen, seit er diesen Posten wieder innehat, auf Vordermann. Er beseitigte alle taktischen Fehler, die José Peiseiro begangen hatte, sein Team spielte klasse – und verlor dennoch…

Saudi Arabien – Jordanien 0:1 (0:1)

Saudi Arabien - Jordanien 0:1

Neuer Trainer, neues Glück. Und neue Formation! Nasser Al-Johar, der nach dem Rauswurf Jose Peseiros nach dem peinlichen 1:2 gegen Syrien im ersten Spiel als Teamchef von Saudi Arabien eingesetzt wurde, veränderte nicht nur die Aufstellung an vier Positionen, sondern auch die Formation und die komplette taktische Einstellung. Aus dem 4-4-2, das zwar fluid war, aber zu viel Raum zwischen Mittelfeld und Angriff ließ, wurde unter Al-Johar (der damals beim 0:8 gegen die Deutschen bei der WM 2002 auch schon Saudi-Teamchef war) ein Mittelding aus 4-1-3-2 und 4-1-4-1, vergleichbar etwa mit dem, was Walter Kogler bei Wacker Innsbruck auf den Platz stellt.

Kariri, der gegen die Syrer noch Innenverteigier war, wurde als Solo-Sechser nach vorne gezogen, und Naif Hazazi spielte den Marcel Schreter: je nach Bedarf zurück in die Mittelfeldkette, als hängende Spitze oder gar als echter Stürmer. Außerdem verpasste Al-Johar dem eher engen Mittelfeld, das sich gegen Syrien in der Mitte zusammenzog, um sich der Unterzahl in der Zentrale zu erwehren, eine angenehme Breite (weil sich die Außen eben nun nicht mehr um den Mittelkreis kümmern brauchten) – und durch die Rolle von Hazazi verschwand auch das Loch zwischen Mittelfeld und Angriff. Der erfahrene Trainer hatte alle systematsichen Böcke von Peseiro erkannt und ausgemerzt. Bravo dafür.

Und – abgesehen von der 5. bis zur 15. Minute – hatte das Team aus Saudi Arabien das Spiel auch recht sicher im Griff. Die Jordanier rückten von dem 4-1-4-1, mit dem sie gegen Japan beinahe gewonnen hätten, ab: Baha Abdulrahman rückte zu Hashhash ins defensive Mittelfeld zurück, dafür orientierte sich Hassan Abdel-Fattah weiter nach vorne und gab eine hängende Spitze neben Abdullah Deeb. Personell änderte sich nur die Innenverteidigung, wo Monir den gröber verletzten Kapitän Aqel ersetzen musste.

Alsbald konzentrierten sich die Jordanier auf die mit LV Al-Mousa und LM Al-Shalhoub komplett neu besetzte linke saudische Abwehrseite. Amer und der wiederum sehr fleißige Al-Salman sowieso, dazu Hashhash von der Sechser-Position und auch Abdel-Fattah übervölkerten diese Seite und kamen so, zumindest zwischendurch, richtig gut in die Partie. Die Saudis brauchten eine Weile, bis sie sich aus der Umklammerung lösen konnten. Sie taten das, indem sie ihrereseits von nun an versuchten, das Spiel von dieser Seite fern zu halten – und in der Zentrale und vor allem über der rechte bzw. halbrechte Seite mit Hazazi spielten die fußballerisch besseren Saudis einen durchaus gepflegten Ball. Alleine Tor wollte keines gelingen.

Und so kam es kurz vor der Pause, wie es kommen musste: Ein Verlegenheits-Mondball von der Seitenlinie, abgefeuert von Baha Abdulrahman, senkte sich über den zu weit vor seinem Tor postierten Saudi-Torhüter Walid Abdullah ins Kreuzeck. Keine wirkliche Aktion, nicht herausgespielt, eine Nicht-Chance, und dennoch gingen die Jordanier – wie schon gegen die Japaner – mit einer glücklichen 1:0-Führung in die Kabine.

Saudi Arabien - Jordanien 0:1 (Zweite Hälfte)

Al-Johar musste reagierten, mit kontrollierter Offensive glaubte er nicht mehr gewinnen zu können. Also brachte er statt dem rechten Mittelfeldmann Autef nun mit Al-Shamrani einen weiteren Stürmer und stellte auf ein 4-3-3 um. Im Mittelfeld blieb es bei einem Defensiven – weiterhin Kariri – und Al-Jassem sowie Al-Shalhoub (später der fleißige Al-Abid) übernahmen die Halbpositionen. Das hieß auch, dass die zuvor eher zurückhaltenderen Außenverteidiger deutlich mehr nach vorne machen mussten – was sie auch taten. So gelang es den Saudis, die Jordanier sofort unter Druck zu setzen und hinten fest zu nageln. Das Problem dabei: Die Grünen kontrollierten nach Belieben das Mittelfeld, wetzten sie Flanken auf und ab, aber in den Strafraum kam nichts, was der starke jordanische Schlussmir Amir Shafi nicht entschärfen hätte können.

Jordanien lieferte, je länger die zweite Hälfte lief, immer mehr eine Abwehrschlacht. Acht Mann empfingen die Saudis recht tief, nur noch zwei Spieler (Abdullah Deeb und Abdel-Fattah, später die für diese beiden eingewechselten Abu-Keshek und Abdelhalim) lauerten vorgelagert auf schnelle Konter. Solche kamen auch immer wieder zu Stande, echte Torgefahr brachten diese aber nicht.

Anders als die Saudis in der 75. Minute: Hier gab es die größte Chance auf den Ausgleich, als Al-Shamrani nach schönem Doppelpass alleine auf Shafi zulief, am Torwart aber scheiterte. Angesichts der Überlegenheit der Saudis kann man glaubhaft argumentieren, dass sie nach einem Ausgleich in dieser Situation das Spiel wohl noch gewonnen hätten. So aber packte Al-Johar am Ende die Brechstange ganz aus, indem er für Rechtsverteidiger Shuhail noch einen offensiven Mittelfelspieler (Al-Dawsari) brachte. Die Devise lautete nun nur noch, „Rein ins Getümmel und auf das Beste hoffen“ – das Beste trat aber nicht mehr ein.

Fazit: Für Saudi-Arabien zweifellos eine der bittersten Niederlagen überhaupt. Zum einen natürlich, weil sie für den dreifachen Asienmeister das Aus nach der Vorrunde bedeutet. Vor allem allerdings, weil mit dem Trainerwechsel nach dem Auftaksspiel und den Maßnahmen, die Nasser Al-Johar in dieser Partie gesetzt hatte, im Grunde alles richtig gemacht wurde. Ein seltsames Gegentor und mangelnde Durchschlagskraft waren die Zutaten dieser in höchstem Maße unverdienten 0:1-Niederlage. Und Jordanien? Für die reicht im letzten Spiel am Montag gegen Syrien ein Punkt zum Viertelfinale!

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Asiencup, Tag 3: Underdogs auf Zack https://ballverliebt.eu/2011/01/09/asiencup-tag-3-underdogs-auf-zack/ https://ballverliebt.eu/2011/01/09/asiencup-tag-3-underdogs-auf-zack/#respond Sun, 09 Jan 2011 22:28:33 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3686 Asiencup, Tag 3: Underdogs auf Zack weiterlesen ]]> Es ist ja keine bahnbrechend neue Erkenntnis: Wenn der Gegner objektiv besser ist, muss man als Außenseiter mit Hirnschmalz dagegen halten. Dass die Underdogs Jordanien (gegen starke Japaner) und Syrien (gegen eindimensionale Saudis) aber dermaßen auf Zack sind, war nicht zu erwarten.

Japan – Jordanien 1:1 (0:1)

Japan - Jordanien 1:1

Ihr italienischer Teamchef Alberto Zaccheroni stellte die Japaner gegenüber der WM, wo man mit einem 4-1-4-1 beinahe ins Viertelfinale eingezogen wäre, auf ein 4-2-3-1 um – mit Keisuke Honda als zentraler Spielgestalter und Shinji Kagawa von Borussia Dortmund auf der linken Seite. Zudem schalteten sich die Außenverteidiger ganz extrem in die Offensive mit ein. So bildeten sich drei zentrale Duos bei den Japanern: Uchida/Matsui rechts, Nagatomo/Kagawa links und Hasebe/Honda in der Mitte. Der Wolfsburg-Legionär Hasebe war der offensivere der beiden Sechser, Endo sicherte eher nach hinten ab. Vorne lautere Maeda in der Zentrale auf Flanken.

Die Jordanier hingegen kopierten jene Spielweise, mit der die Japaner bei der WM erfolgreich waren: Ein 4-1-4-1 mit drei zentralen Mittelfeldspielern, einer davon als Sechser (Hashhash), dazu zwei Flügelspieler mit Offensivaufgaben. Je nach Spielrichtung ging aus der Mittelfeld-Viererkette immer wieder einer mit nach vorne, Kollege Blumenau nannte das im Sommer den „Japanischen Fächer“. Die Favoriten legten gleich mit Macht los und hatten nach einer Viertelstunde knapp 80% Ballbesitz angesammelt, doch die Jordanier verteidigiten leidenschaftlich – aber nicht unfair. Immer wieder wurde versucht, Überzahl in Ballnähe zu schaffen und den Japanern möglichst wenig Raum zu lassen. Ganz konnten Chancen nicht verhindert werden, aber Gegentor fing man sich immerhin keines (wenn auch mit etwas Glück bei einem vermeintlichen Abseitstor der Japaner).

Kamen die Jordanier hingegen in Ballbesitz, wurde das Feld sofort breitgemacht und die komplette Mannschaft rückte schnell mit nach vorne auf, sodass die Verteidigungslinie auf Höhe des Mittelkreises zu finden war. Wirklich ausspielen konnte der Außenseiter die Kontergelegenheiten bis auf einen Abschluss von Sturmspitze Abdullah Deeb in Minute 30 aber nicht; kurz darauf kam Linksverteidiger Basem Fathi nach einem Eckball zu einer guten Kopfballmöglichkeit. Halb durch die erste Hälfte ließ der Druck der Japaner etwas nach, das hohe Tempo vom Beginn war nicht aufrecht zu erhalten. Dennoch war es schon überraschend und entgegen des Spielverlaufs, als Jordanien kurz vor der Pause durch einen abgefälschten Schuss von Hassan Abdel-Fattah mit 1:0 in Führung ging.

Der frühere Milan-Trainer Zaccheroni reagierte in der Halbzeit uns brachte für den abgemeldeten Maeda in Tadanari Lee (Länderspiel-Debüt!) einen neuen Stürmer. Die Jordanier rückten nun immer mehr mit zwei Viererketten in die Defensive und drängten das japanische Spiel auf die Außen, Keisuke Honda war einigermaßen abgemeldet und Matsui auf der rechten Seite ließ immer mehr nach. Daher musste dieser nach einer Stunde für Okazaki den Platz verlassen. Nun war bei den Japanern das große Rochieren angesagt: Okazaki ging zunächst auf links, Kagawa in die Mitte und Honda nach rechts, alsbald wurde aber fröhlich durchgewirbelt. Was die Jordanier aber weiterhin sehr gut machten, war das Verlagern der Japaner auf die Flanken, denn hohe Zuspiele in den Strafraum wurden zumeist Beute der körperlich etwas stärkeren jordanischen Defensive.

Nach vorne verlegte sich die Mannschaft von Trainer Adnan Hamad mit Fortdauer des Spiels fast nur noch auf das Herunterspielen der Zeit. Konter wurden nicht mehr konsequent zu Ende gespielt und Chancen auf ein zweites Tor waren so nicht mehr vorhanden. Dennoch hätte es beinahe für den Sensationssieg gereicht, hätte nicht der aufgerückte japanische Innenverteidiger Maya Yoshida mit einem wuchtigen Kopfball in der Nachspielzeit doch noch für den hochverdienten Ausgleich gesorgt.

Fazit: Die Japaner waren natürlich das deutlich bessere Team, vor allem was Technik und Tempo angeht. Und auch, wenn ein Sieg der „Japan-Kopie“ Jordanien diesem Spiel nicht ganz entsprochen hätte: Das Unentschieden wurde den Jordaniern nicht geschenkt. Mit leidenschaftlicher Defensive, viel Laufarbeit und einem stimmigen taktischen Konzept ist der Auftakt in diesen Asien-Cup für sie durchaus geglückt. Die Japaner zeigten ihrerseits, dass sie auch in schwierigen Situationen nicht die Nerven und ihr Konzept verlieren (wie schon bei der WM zu sehen war) und kamen letztlich mit einem blauen Auge davon.

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Saudi Arabien – Syrien 1:2 (0:1)

Saudi Arabien - Syrien 1:2

Das klassische 4-4-2 mit einer flachen Mittelfeldkette hat einen systemimanenten Schwachpunkt: Den Link zwischen Mittelfeld und Angriff, wenn die Stürmer zu weit vorne stehen – genau das passierte den hochfavorisierten Saudis gegen den Underdog Syrien. José Peseiro, der portugiesische Teamchef der Saudis, schaffte es zwar, seinen beiden Viererketten eine große Flexibilität im Positionsspiel zu verpassen und so durch geschicktes Verschieben immer die Räume schon abgedeckt zu halten und so die Spielkontrolle absolut in den eigenen Händen zu halten. Doch weil die Syrer (wie schon die Jordanier am Nachmittag) die Mitte zu machten und in der Mittelfeldzentrale ein zahlenmäßiges Übergewicht hatten, hingen vorne gleich zwei Spieler in der Luft. Von denen eine somit im Mittelfeld fehlte, um dort eine Anspielstation zu haben.

Bei den Syrern, die von ihrem rumänischen Teamchef Valeriu Tita in einem 4-2-3-1 aufgestellt waren (das oftmals zu einem 4-4-1-1 wurde), gab es indes nur zwei Spieler mit wirklich dezidiert offensiven Aufgaben. Das war zum einen natürlich Sturmspitze Al-Zeno, und zum anderen das Hirn im syrischen Offensivspiel, Belgien-Legionär Senahrib Malki. Der 26-Jährige lief ungemein viel, war überall zu finden, agierte als Ballverteiler und Anspielstation und bewegte sich aus seiner Position im zentralen offensiven Mittelfeld oft auch in die Spitze nach vorne. Durch das numerisch Unterlegene Mittelfeld der Saudis hatte Malki viel Freiraum.

Die Saudis versuchten alsbald, die Unterzahl in der Zentrale dadurch auszugleichen, dass sich die Mittelfeldketten vermehrt um den Mittelkreis verdichtete. Effekt: Keiner. Als Nasser Al-Shamrani vorne nach etwa 20, 25 Minuten merkte, dass (von einem Steilpass, als er zwischen den starken Innenverteidigern Dyab und Deka durchging) so überhaupt nichts kam, ließ er sich etwas zurückfallen, um sich etwas weiter hinten die Bälle abzuholen. Das war grundsätzlich der richtige Zug, aber weil Abdulrazak Al-Hussein – einer der beiden umsichtigen Sechser – sich liebevoll um Al-Shamrani kümmerte, fruchtete das nicht viel. Die Syrer standen, obwohl sie den Saudis das Spiel überließen, einigermaßen hoch und nahmen die Stürmer schon von dem Strafraum an die Kandarre. Die Saudis bekamen überhaupt keinen Zugriff auf den Strafraum und wurden so auch nicht torgefählich. Und kurz vor der Pause belohnten sich die Syrer für ihr cleveres Spiel mit dem 1:0, passend zum Turnier durch einen abgefälschten Schuss von Abdulrazak Al-Hussein.

Peseiro blieb seinem 4-4-2 auch nach dem Seitenwechsel treu, nur schafften es die Saudis nun, den Gegner weiter nach hinten zu drängen. Die Abwehrreihe rückte im Ballbesitz bis jenseits der Mittellinie auf, um den Syrern den Platz zu nehmen. Diese reagierten, indem sie nun endgültig auf ein 4-4-1-1 umstellten und mit zwei tief stehenden Viererketten verteidigten. Das ging nicht lange gut – nach einer Stunde gelang den Saudis durch den zur Pause für Autef eingewechselten Al-Jassem der Ausgleich. Grundsätzlich wollten die Saudis auch so weiterspielen, allerdings kam ihnen der postwendende erneute Führungstreffer der Syrer hierbei in die Quere. Wieder war’s Abdulrazak Al-Hussain, wieder war der Schuss abgefälscht.

Die Syrer verstanden es nun, wieder etwas höher zu stehen und die Außen der Saudis durch die Flügelspieler im Mittelfeld sehr früh zu empfangen. Das Konzept war somit durchaus streng defensiv, weil die Syrer die Spielgestaltung der Saudis in dieser Phase aber sehr hoch störten, sah das nicht bedrückend defensiv auf, sondern durchaus kontrolliert. Und im Gegensatz zu den Jordaniern im Nachmittagsspiel war Syrien nun auch darauf bedacht, etwaige Konter fertig zu spielen. Zwar gelang ihnen selbst kein Tor mehr. Aber hinten ließen sie gegen die bis zum Schluss eher eindimensionalen Saudis auch keines mehr zu.

Fazit: Im Grunde haben sich die Saudis selbst geschlagen, mit ihrem sturen Beibehalten des 4-4-2 und den Problemen, die sich somit gegen einen defensiven Gegner mit einem Fünfermittelfeld ergeben. Höchsten Respekt aber vor den Syrern, die als objektiv deutlich schwächeres Team dank einer beherzten, disziplinierten und intelligenten Leistung einen durchaus nicht ganz unverdienten Sieg einfahren.

UPDATE: Für José Peseiro ist der Asien-Cup damit auch schon wieder vorbei – der Teamchef der Saudis wurde nach der peinlichen Niederlage umgehend entlassen. Es übernimmt (wieder einmal) Nasser Al-Johar, der schon zweimal saudischer Teamchef gewesen ist.

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