Jiracek – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 25 Mar 2013 00:55:36 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Die tollen Kroaten, die feinen Bosnier, das EM-Gastgeber-Duell und das dänische 3:0 in Tschechien https://ballverliebt.eu/2013/03/25/die-tollen-kroaten-die-feinen-bosnier-das-em-gastgeber-duell-und-das-danische-30-in-tschechien/ https://ballverliebt.eu/2013/03/25/die-tollen-kroaten-die-feinen-bosnier-das-em-gastgeber-duell-und-das-danische-30-in-tschechien/#comments Mon, 25 Mar 2013 00:30:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8517 Die tollen Kroaten, die feinen Bosnier, das EM-Gastgeber-Duell und das dänische 3:0 in Tschechien weiterlesen ]]> WM-Quali kompakt – quasi Häppchen in Form von Kurz-Analysen von der Jagd nach den Startplätzen für Brasilien 2014! Wo Kroatien mit einer aufregenden Mannschaft wahrscheinlich dabei sein werden. Die Bosnier, die Griechenland 3:1 besiegten, mit einem sehr schiefen 4-2-3-1 ebenso. Auch die Ukraine war systematisch schräg unterwegs und gewann auswärts in Polen. Während Dänemark in einem seltsamen Spiel in Tschechien die Chance auf das WM-Ticket wahren konnte!

Kroatien – Serbien 2:0 (2:0). Mandžukić 23, Olić 37.

Kroatien - Serbien 2:0 (2:0)
Kroatien – Serbien 2:0 (2:0)

Schon bei der EM unter Slaven Bilić war das kroatische Team eines der interessanteren des Turniers, und das ist auch unter Nachfolger Igor Štimac so. Er lässt das Team in einem Hybrid aus 4-2-3-1 und 4-4-2 antreten. Der große Rivale Serbien hatte der gewaltigen Klasse dieses Teams auf fast jeder Position nichts entgegen zu setzen.

Einzige Schwachstelle bei Kroatien ist die Innenverteidigung. Ćorluka und der alte Šimunic sind keine Spieleröffner, erstens, und könnten mit internationalen Klasse-Stürmern sicherlich nicht mithalten. Štimac geht aber deswegen keinen Kompromiss im zentralen Mittelfeld ein und stellt eine robuste Absicherung hin – nein, er wählt den Weg mit zwei Passgebern. Der gebürtige Linzer Mateo Kovačić (im Winter von Dinamo Zagreb zu Inter Mailand gewechselt) und Luka Modrić sind für die Impulse aus dem Zentrum zuständig. Vor allem der 18-jährige Kovačić beeindruckt dabei mit seiner extremen Ruhe am Ball und der Resistenz gegen Pressing-Versuche des Gegners. Was Modrić kann, ist eh bekannt.

Die beiden nominellen Außenspieler, Rakitić und Kranjčar, rücken sehr weit ein und erlauben den extrem offensiven Außenverteidigern Srna und Strinić das hinterlaufen. Damit ist nicht nur Überzahl im Zentrum hergestellt, sondern auch die Breite. Vorne steht Ivica Olić als hängende Spitze und Mario Mandžukić als Knipser. Beide arbeiten extrem viel.

Die Serben, die sich unter Teamchef Siniša Mihajlović im völligen Umbau befinden, waren komplett überfordert. Das teilweise heftige kroatische Pressing verhinderte jeden Versuch von Spielaufbau bei den Serben, die Flügelspieler waren von Strinić und Srna komplett abgemeldet, Kolarov war ein komplettes Desaster (das 1:0 für Kroatien resultierte etwa aus einem schlimmen Schnitzer von Kolarov), Ivanović wurde hinten festgenagelt und konnte Strinić und Olić trotzdem nie Einhalt gebieten. Die beiden armen Teufel, die im serbischen 4-4-1-1 vorne agierten, sahen kaum einen Ball. Kroatien kam zu einem mühelosen und nie gefährdeten 2:0-Sieg.

In der Gruppe A liegt Kroatien punktgleich mit Spitzenreiter Belgien an zweiter Stelle. In dieser Form ist davon auszugehen, dass sich die Kroaten für die WM qualifizieren werden. Dieses aufregende Team wäre sicher eine Bereicherung für das Turnier.

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Bosnien – Griechenland 3:1 (2:0). Džeko 30, 54, Ibišević 35; Gekas 90.

Bosnien - Griechenland 3:1 (2:0)
Bosnien – Griechenland 3:1 (2:0)

Dass auch die Bosnier ein ziemlich attraktives Team sind, ist schon seit längerem bekannt. Nun haben sie nach zwei Play-off-Niederlagen endlich auch eine Gruppe bekommen, in der sie sich durchsetzen sollten und endlich eine Endrunde erreichen dürften.

Der interessanteste Aspekt im Team von Safet Sušić, wie es sich beim womöglich schon vorentscheidenden Spitzenspiel der Gruppe gegen EM-Viertelfinalist Griechenland darstellte, ist die Assymmetrie im 4-2-3-1. Weil Sušić sowohl Edin Džeko von Man City als auch Vedad Ibišević von Stuttgart in seiner Start-Formation haben will, stellt er Ibišević nominell auf die rechte Mittelfeld-Seite. Er spielt aber recht weit innen und rückt auch oft ins Sturmzentrum, wodurch Rechtsverteidiger Mujdža gezwungen ist, extrem offensiv zu agieren, um die Flanke nicht offen zu lassen.

Auf der anderen Seite jedoch agiert Lulić (von Lazio) eher aus der Tiefe heraus und er hält auch die Außenbahn. Somit kann Linksverteidiger Zukanović hinten bleiben und sich, wie in diesem Spiel, um Salpingidis kümmern, ohne dass nach vorne etwas abgehen würde.

Das Hauptaugenmerk im Zentrum bei Zahirović und Medunjanin liegt im gezielten Pressing, dabei unterstützen sie vor allem Zehner Misimović. Weil sich aber die Griechen darauf recht gut eingestellt hatten und mit Torosidis und Holebas auf den Flügeln sowie dem robusten Salpingidis und dem großen Samaras vorne Anspielpunkte hatte, konnte Bosnien das gewohnte schnelle Umschaltspiel nicht etablieren. Stattdessen bestand der Spielaufbau vor allem aus langen Flankenwechseln auf Lulić oder Ibišević bzw. auf den robust verteidigten Džeko. Das klappte gar nicht.

Nach rund 20 Minuten erkannte Džeko das Problem und ließ sich extrem weit zurückfallen – also sogar hinter die Mittelfeld-Reihe – um besser anspielbar zu sein, während Misimović und vor allem Ibišević sich vorne anboten. Damit war Griechenland im Zentrum in Unterzahl und Bosnien flugs 2:0 in Front. Die Tore waren zwar ein Freistoß und ein Elfer-Nachschuss (der ziemlich erbärmlich verteidigt wurde), waren aber ein logisches Produkt der etwas veränderte Spielanlage der Bosnier.

Die das Spiel mit der Führung im Rücken in der Folge beinahe nach Belieben kontrollierten. Griechenlands Teamchef Fernando Santos nahm in der Pause Linksverteidiger Tzavellas raus und brachte mit Gekas einen neuen Mittelstürmer, dafür ging Samaras auf die linke Angriffs- und Holebas auf die linke Abwehrseite. So wollte er mehr Zug Richtung bosnischen Strafraum bringen – doch konnte diese Maßnahme nicht greifen, ehe Džeko, wieder nach einem Freistoß, das 3:0 markierte. Die Entscheidung.

Nach einer kurzen Orientierungsphase kontrollierte Bosnien also den stärksten Gruppengegner und gewann hochverdient. Damit führt man die Gruppe dank der hervorragenden Tordifferenz de facto vier Punkte vor den Griechen an und hat bereits beide Spiele gegen diese absolviert. Es sollte als endlich mit einer Endrunde klappen.

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Polen – Ukraine 1:3 (1:3). Piszczek 17; Jarmolenko 2, Gusev 6, Sosulia 45.

Polen - Ukraine 1:3 (1:3)
Polen – Ukraine 1:3 (1:3)

Die beiden Gastgeber der letzten EM sind in ihrer Gruppe (gegen England und Montenegro) beide schon ziemlich im Hintertreffen – sowohl für Polen als auch für die Ukraine war das ein Spiel der letzten Chance.

Der Schlüssel, um mit Polen umzugehen, hat sich seit der EM nicht verändert: Die extrem starke rechte Seite mit Piszczek und Błaszczykowski muss kontrolliert werden, denn der Rest der Mannschaft genügt internationalen Ansprüchen nicht. Michailo Fomenko, der das Amt des ukrainischen Teamchefs von Oleg Blochin übernommen hatte, ließ sich auch etwas einfallen: Ein extrem schiefes 3-4-3, mit dem die starke polnische Seite personell in Unterzahl gestellt werden sollte.

Während also Andrej Jarmolenko de facto alleine die rechte Angriffsseite beider Ukraine bildete und sich mit dem unauffälligen Rybus und dem schwachen Boenisch vor allem in der Anfangsphase einen Spaß machte, blieb mit Shevchuk der linke Wing-Back hinten und achtete auf Błaszczykowski, während Linksaußen Gusev an der Seitenlinie blieb und sich um Piszczek kümmerte. Unterstützt wurden die beiden, wenn es ernst wurde, von Sechser Stepanenko und dem linken Mann in der Dreier-Abwehr, Alexander Kutcher.

Der Clou war, dass dann immer noch mit Fedetski und Khacheridi zwei Innenverteidiger übrig waren, um Lewandowski nicht zur Geltung kommen zu lassen. Zusätzlich spielte den Ukrainern natürlich massiv in die Hände, mit zwei Weitschüssen in den ersten sieben Minuten – die von Boenisch bzw. Wasilewski aber leicht zu unterbinden gewesen wären – blitzschnell 2:0 in Front lagen und sich in der Folge auf die Defensive konzentrieren konnten.

Natürlich kann man Klasse-Leute wie Piszczek und Błaszczykowski nie ganz kaltstellen, wie die hervorragend herausgespielte Aktion zum Anschlusstreffer wie Piszczek zeigt, aber im Großen und Ganzen hatte die Ukraine die Angelegenheit im Griff. Und als kurz vor der Pause Boenisch einmal mehr schlief, schlug es durch den fleißig laufenden Stürmer Sosulia von Dnipropetrovsk zum 3:1 für die Ukrainer ein.

Polens Teamchef Waldemar Fornalik, der wie sein Gegenüber nach der EM übernommen hatte, brachte für die zweite Hälfte Kosecki statt Rybus und ließ den neuen Mann deutlich höher agieren, um Jarmolenko effektiver nach hinten zu drücken. Weil aber erstens mit Fedetski der rechte Mann in der Dreierkette der Ukraine mehr aufrückte und zweitens Boenisch weiterhin grobe Schwächen im Zweikampf und auch im Positionsspiel zeigte, kam Polen trotz des Wechsels nicht zurück ins Spiel – im Gegenteil, die Ukrainer hatten zwei Topchancen und hätten schon 5:1 führen können, als nach einer Stunde mit Obraniak ein neuer Zehner bei den Polen kam.

Fomenko reagierte prompt und brachte Tymoschuk statt des müdegelaufenen Stepanenko. So wurde Obraniak neutralisiert – und die Ukrainer kontrollierten den 3:1-Sieg ohne gröbere Probleme über die Zeit. Nach dem Punktverlust in Moldawien und der Heimniederlage gegen Montenegro wahrte die Ukraine somit die verbliebene Mini-Chance, aber es wurde auch deutlich, dass die spielerischen Mittel begrenzt sind – und man wird nicht in jedem Spiel zwei Weitschuss-Tore erzielen und danach kontern können.

Eine Teilnahme an der WM ist für die Ukrainer damit ebenso unwahrscheinlich wie für die Polen. Mit einer Heimniederlage gegen die Ukraine im Gepäck werden wohl zwei Überraschungen gegen England und Montenegro nötig sein, um nach von der Endrunde träumen zu dürfen. Dafür ist die Mannschaft mit der Konzentration auf die rechte Seite aber wohl zu berechenbar.

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Tschechien – Dänemark 0:3 (0:0). Cornelius 57, Kjær 67, Zimling 82.

Tschechien - Dänemark 0:3 (0:0)
Tschechien – Dänemark 0:3 (0:0)

Jeweils Unentschieden gegen die seit Jahren wertlosen, sich aber auf dem Weg nach oben befindenden Bulgaren bedeuteten sowohl für Tschechien als auch für Dänemark einen eher durchwachsenen Start in die WM-Quali.

Grundsätzlich haben sich aber beide Teams gegenüber der EM nicht großartig verändert. Tschechien ist weiterhin ein eher gesichts- und konturloses Team: Keine glanzvollen Spieler, kein ungewöhnliches System, kein besonderes Flügelspiel. Ein ordentliches, aber nicht brutales Pressing gegen die gegnerische Spieleröffnung. Solide Arbeiter, die aber auch keinen Kampf-Fußball zeigen. Auf die Frage, wofür das tschechische Team Anno 2013 steht, wird man eher ratlose Blicke ernten.

Und auch die Dänen sind sich treu geblieben: Ein 4-4-1-1 mit extrem nach vorne pushenden Außenverteidigern, die von einem zwischen die Innenverteidiger abkippenden Sechser (in diesem Fall Stokholm) abgesichert werden; einrückende Außenstürmer, in Eriksen einen trickreichen, aber noch immer nicht besonders gefährlichen zentralen Gestalter – und vorne ein Pflock von einem Stürmer. In Abwesenheit des nach einer Alko-Fahrt suspendierten Bendtner ist das der Shooting-Star der dänischen Liga, Andreas Cornelius vom FC Kopenhagen.

Dadurch, dass beide Teams darauf achteten, die Räume zwischen Mittelfeld und Abwehr eng zu halten, war im Spiel nach vorne jeweils erhöhte Präzision gefordert. Die es aber nicht gab: Viele schlampige Abspiele (vor allem von Jørgensen und Krohn-Dehli) und die Tatsache, dass Eriksen von Plašil und Darida gut in Schach gehalten wurde, hinderte die Dänen an Torchancen.

Aber auch die Tschechen konnten sich nicht nach vorne kombinieren, weil immer ein Däne da war, der das zu verhindern wusste. Mit ihrer sehr kompakten und taktisch äußerst disziplinierten Defensiv-Arbeit im Mittelfeld schafften es so auch die Skandinavier, von Tschechien nicht nachhaltig in Gefahr gebracht zu werden. Die Folge: Ein zwar intensives, aber in Ermangelung von konkreten Aktionen nicht besonders unterhaltsames Spiel und ein logisches 0:0 zur Pause.

In der zweiten Hälfte stieg bei Dänemark nach vorne die Konzentration und damit auch die Genauigkeit und Cornelius drosch bei seinem Start-Elf-Debüt nach knapp einer Stunde einen Ball, der ihm eher zufällig an der Strafraumgrenze vor die Füße gefallen war, unhaltbar für Cech in den Winkel. Der tschechische Teamchef Bilek brachte im Gegenzug mit Rosický einen echten Gestalter statt Kämpfer Jiráček. Ein guter Wechsel, denn in das auffallend unkonkrete Offensiv-Spiel der Tschechen kam sofort viel mehr Direktheit und Zug zum Tor.

Die Gastgeber waren also drauf und dran, das Spiel auszugleichen, als Simon Kjær nach einem Eckball per Kopf das 2:0 erzielte. Das lässt sich eine so kompakte Mannschaft wie jene der Dänen natürlich nicht mehr nehmen – und Zimlings 3:0 in der Schlussphase machte den Deckel drauf.

Was nichts daran ändert, dass es ein seltsames Spiel war. Keines der beiden Teams wusste wirklich zu überzeugen und vor allem in der Offensive ist extrem viel pures Stückwerk. Dennoch: Bei den Dänen ist ein konkreterer Plan zu erkennen als bei den Tschechen, denen in der Startformation eklatant die Kreativität und die Qualität im gegnerischen Strafraum abgeht. Mit David Lafata muss ein Stürmer ran, der vor Jahren bei der Wiener Austria keinen bleibenden Eindruck hinterließ.

Aber trotz des 3:0-Erfolgs vermittelte auch Dänemark nicht den Eindruck, dass man zwingend viel Geld auf eine WM-Teilnahme setzen sollte. Freilich: Viel dramatisch negatives ist resultatsmäßig noch nicht passiert (Remis gegen Tschechien und in Bulgarien, Niederlage in Italien). Aber dieser Sieg war auch das erste positive Ausrufezeichen. Sollte im nächsten Spiel daheim gegen Bulgarien ein weiterer Dreier folgen, stimmt der Fahrplan in Richtung Play-Off.

(phe)

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Portugal zeigt Tschechien die Grenzen auf: Hochverdienter 1:0-Sieg https://ballverliebt.eu/2012/06/22/portugal-zeigt-tschechien-die-grenzen-auf-hochverdienter-10-sieg/ https://ballverliebt.eu/2012/06/22/portugal-zeigt-tschechien-die-grenzen-auf-hochverdienter-10-sieg/#respond Fri, 22 Jun 2012 00:04:25 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7561 Portugal zeigt Tschechien die Grenzen auf: Hochverdienter 1:0-Sieg weiterlesen ]]> Sie waren länger dabei als erwartet. Im Viertelfinale wurde den Tschechen nun die Grenze aufgezeigt: Gegen Portugal zeigte man sich zwar zunächst engagiert, aber ohne den verletzten Rosický verbreitete man genau Null Torgefahr. Das machte Portugal, gelenkt von Moutinho und vollstreckt von Ronaldo, vor allem nach der Pause besser. Und kommt daher zu einem verdienten 1:0-Arbeitssieg.

Tschechien - Portugal 0:1 (0:0)

Kein Tomáš Rosický – auch im Viertelfinale konnte der wichtigste Mann im Offensiv-Spiel der Tschechen nicht mit dabei sein. Statt seiner stellte Michal Bílek diesmal aber nicht Daniel Kolař auf, sondern ließ Jungsprung Vladimír Darida auf der Zehn spielen. Der Rest der Mannschaft war wie gehabt, wie auch bei den Portugiesen.

Wo Ronaldo ist, ist Meireles nicht weit

Wie schon gegen Dänemark agierte bei den Portugiesen Cristiano Ronaldo recht zentral, zuweilen als Zehner, mal aus dem Halbfeld, aber nur recht selten wirklich auf dem Flügel. Das war gegen Dänemark durchaus ein Problem, weil diese in den freien Raum hinein selbst nach vorne sehr aktiv wurden und dort oft gegen Coentrão in Überzahl waren. Dieses Defizit wurde diesmal mit einer geschickten Maßnahme ausgeglichen: Wo Ronaldo ist, dort ist Meireles nicht weit.

Der Mann von Chelsea spielte immer auf jeder Seite im zentralen Halbfeld, auf der sich Nani jeweils nicht bewegte. Nani nämlich blieb – egal, ob er nun wie nominell rechts spielte, oder mit Ronaldo die Seiten tauschte – recht konsequent an der Außenlinie und machte es so dem jeweiligen tschechischen Außenverteidiger recht schwer, selbst aktiv zu werden. Auf der Seite von Ronaldo hingegen rückte Meireles, wenn nötig, nach außen, um zuzumachen.

Tschechen mit Handbremse

Was zwar grundsätzlich nichts daran änderte, dass Theo Gebre Selassie einiges an Freiheiten genoss, aber nicht so bedingungslos nach vorne marschierte wie in der Gruppenspielen. Weil vor ihm Petr Jiráček in der Vorwärtsbewegung eher nach innen zog und nur gegen den Ball konsequent die Außenlinie hielt, fehlte es den Tschechen ein wenig an der Breite, um die sehr zentrale Positioniertung von Ronaldo wirklich ausnützen zu können.

So war die rechte Seite zu vorsichtig, die linke mit Limberský gegen Nani sehr vorsichtig, und im Zentrum wurde schnell deutlich, dass die Tomáš Hübschmann um Ronaldo kümmerte, sobald dieser seine Außenbahn verlassen hatte. Die Folge war, dass Tschechien zwar durchaus ein Plus an Ballbesitz hatte, aber wenig damit anzufangen wusste. Die Portugiesen standen sicher und ohne Rosický fehlte es den Tschechen an der Kreativität.

Darida: Gegen den Ball okay, nach vorne ein Totalausfall

Was vor allem deutlich wird, wenn man Darida mit Moutinho vergleicht. Natürlich ist das ein Vergleich, der ein wenig hinkt – Moutinho hatte drei Spieler vor sich und ist international um Lichtjahre erfahrender als der 21-Jährige von Viktoria Pilsen – aber er verdeutlicht schon, woran es den Tschechein gefehlt hat.

Vladimír Darida war kaum konstruktiv ins tschechische Spiel eingebunden.

Darida war zwar extrem lauffreudig und auch im anpressen des Gegners – vor allem in den ersten 20 Minuten des Spiels wurde das von den Tschechen relativ hoch praktiziert – recht brauchbar, aber im Spiel selbst war er überhaupt nicht drin. Konkrete Pässe kam von ihm im Grunde kein einziger, und nach dem Seitenwechsel baute seine Widerstandskraft, wenn seine Defensiv-Qualitäten gefragt waren, gemeinsam mit seiner Kraft merklich nach, sodass er nach einer Stunde ausgewechselt wurde.

Was diese Grafik nicht aussagt, ist Daridas Wirkung auf das portugiesische Aufbauspiel. Denn Miguel Veloso war durchaus mit dem jungen Mann beschäftigt und tat sich entsprechend schwer, von hinten heraus die Bälle schnell an den Mann zu bringen und so die dringend benötigte Geschwindigkeit in das eher behäbige porugiesische Spiel zu bringen.

Moutinho lenkt die Portugiesen

Das besserte sich erst im Laufe der ersten Halbzeit so ein wenig, und nach dem Seitenwechsel endgültig. Die relativ strikte Zuteilung bei den Tschechen – Hübschmann und Gebre Selassie gegen Ronaldo, Limberksý gegen Nani, Darida gegen Veloso – hatte zur Folge, dass Moutinho quasi ins direkte Duell gegen Plašil gehen musste. Und da war Moutinho ganz eindeutiger Punktsieger.

Das geduldige Passspiel von Moutinho lenkte das portugiesische Spiel vor allem nach der Pause.

Vor allem die Maßnahme der Portugiesen, in der zweiten Halbzeit generell höher zu stehen und die Tschechen früher zu attackieren, spielte Moutinho in die Karten. Sein Einfluss auf der rechten Seite war es, der das Spiel nach rund einer Stunde immer mehr auf die Seite mit João Pereira und Nani driften ließ.

Was von den massiv nachlassenden Kräften bei den Tschechen unterstützt wurde. Vor allem Linksverteidiger Limberksý kam überhaupt nicht mehr in die Zweikämpfe gegen Nani, weshalb der quirlige, aber nicht besonders robuste Pilař, der im linken Mittelfeld agierte, sich sehr weit zurück ziehen musste, um zu helfen. Das nützten Nani und João Pereire geschickt aus und Moutinho verteilte aus dem Zentrum heraus die Bälle.

Schon nach rund einer Stunde fiel ein von dieser rechten Seite vorbereitetes Tor, das wegen Abseits zu Recht nicht zählte. Aber da hatte sich schon angedeutet: Portugal kontrollierte das Spiel nicht nur, sondern machte sich auch daran, nun aktiv die Entscheidung zu suchen.

Mit Almeida im Strafraum

Dabei spielte Portugal auch die Muskelverletzung von Hélder Postiga ein wenig in die Karten. Hugo Almeida, der für Postiga kurz vor der Halbzeit eingewechselt wurde, ist ein statischerer Spieler, aber robust im Zweikampf und Durchsetzungsfähig bei Flanken. Die Tschechen machten einen guten Job, wenn es darum ging, Portugiesische Angriffe Richtung Eckfahne abzuleiten und keinen Zugriff auf den Strafraum bekommen zu lassen. Was wohl ein Grund war, warum sich Paulo Bento für Almeida und gegen U20-Vizeweltmeister Nélson Oliveira entschied, der in den Gruppenspielen zum Einsatz gekommen war.

Mit Almeida konnte man es bedenkenlos auch mit Flanken versuchen. Weshalb man gar nicht mehr so vehement probierte, den Strafraum mit spielerischen Mitteln anzubohren, sondern sich darauf verlegen konnte, die Tschechen einzuschnüren und darauf zu warten, dass sich eine Lücke auftat. In der 79. Minute war es dann soweit: Ein simpler Doppelplass ließ den wie angewurzelt stehenden Limberský aussteigen, die Flanke fand Cristiano Ronaldo, und dieser zielte nach zwei Pfostenschüssen nun besser und markierte das längst überfällige 1:0.

Tschechische Wechsel ohne positiven Effekt

Bílek hatte nach einer Stunde, wie erwähnt, Darida vom Platz genommen. Nun spielte Jiráček zentrale und der einwechselte Rezek auf der rechten Seite. Ein Wechsel, der sich nicht auszahlte. Denn Rezek konnte sich gegen Coentrão überhaupt nicht durchsetzen, dazu war Pilař auf der linken Außenbahn zusehends defensiv gebunden. Und Jiráček im Zentrum war zwar der mit Abstand fitteste Tscheche (kein Wunder, er hat beim VfL Wolfsburg auch Felix Magath als Trainer), aber ohne Unterstützung von hinten oder von den Flügeln konnte er auch wenig ausrichten.

Nach dem Rückstand warf Bílek mit Pekhart (statt Sechser Hübschman) noch einen zweiten Stürmer in die Schlacht, das machte aber nicht den geringsten Unterschied. Auch nach dem Rückstand blieben die Tschechen völlig harmlos und der Sieg der Portugiesen war überhaupt nicht mehr in Gefahr. Auch wegen einer nicht ungeschickten Maßnahme von Paulo Bento: Er schickte statt Meireles nun Rolando auf’s Feld, er bildete hingen mit Pepe und Bruno Alves eine Dreierkette gegen die zwei tschechischen Stürmer. So konnten João Pereira und Coentrão noch mehr nach vorne gehen, das Flügelspiel der Tschechen kappen. Alles war unter Kontrolle.

Fazit: Verdienter portugiesischer Arbeitssieg

Obwohl es keine Gala-Leistung der Portugiesen war, zeigten sie sich doch als deutlich stärkere Mannschaft als die Tschechen. Die müssen mit ihrem Turnier nicht unzufrieden sein, es wurde mehr erreicht, als man realistischerweise hatte erwarten können. Aber die Grenzen wurden hier ganz deutlich aufgezeigt – vor allem, wenn mit Rosický einer der ganz wenigen echten Klasse-Spieler im Team verletzt fehlt. Team Tschechien zeigte sich als recht ordentlich organisierte, aber wenig aufregende Mannschaft. Nichts, wofür man sich schämen müsste, aber eben auch nichts, mit dem man wirklich Bäume ausreißen kann.

Portugal brauchte eine Weile, bis man sich auf das Spiel eingestellt hatte, dann ging es aber recht gut. Meireles als Absicherung auf der Ronaldo-Seite war eine positive Erscheinung, Moutinho als Ballverteiler war wichtig, Nani als Flügelarbeiter entscheidend im Totspielen von Limberský, und Ronaldo ein ständiger Gefahrenherd, dessen Kollegen seine mäßige Rückwärtsbewegung gut ausgleichen. Natürlich gilt auch hier: Frühere portugiesische Mannschaften waren deutlich glanzvoller, aber das Halbfinale hat sich diese Mannschaft zu Recht erarbeitet.

(phe)

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Jiracek macht den Unterschied – Polen verpasst den Aufstieg https://ballverliebt.eu/2012/06/17/jiracek-macht-den-unterschied-polen-verpasst-den-aufstieg/ https://ballverliebt.eu/2012/06/17/jiracek-macht-den-unterschied-polen-verpasst-den-aufstieg/#respond Sat, 16 Jun 2012 22:49:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7526 Jiracek macht den Unterschied – Polen verpasst den Aufstieg weiterlesen ]]> Turnier-Fehlstarter Tschechien holte sich im Duell mit Co-Gastgeber Polen heute den Gruppensieg. Nach 72 Minuten war es Flankenflitzer Jiracek, der in einem mittelklassigen Spiel dem dominanteren Team zum Sieg verhalf. Trotz, oder vielleicht gerade wegen der Hop-oder-Drop-Ausgangssituation ließen beide Teams das letzte Risiko vermissen.

Tschechien -- Polen 1:0 (0:0)

Es ist nicht so, dass man den Tschechen oder den Polen Feigheit vorwerfen müsste. Ein Offensivspektakel sieht jedoch anders aus, und auch diese Anmerkung muss letztlich im Lichte der dem starken Regen geschuldeten Platzverhältnisse gesehen werden. Letztlich wirkte sich die Tatsache, dass Sieg und Niederlage heute mit Aufstieg oder Ausscheiden gleichbedeutend waren, aber doch lange auf das Geschehen am Rasen aus.

Kein Weg führt durchs Zentrum

Tschechen-Coach Michal Blek schickte ein 4-2-3-1 auf den Rasen, dessen Ausrichtung in der Defensive das Zustellen der Mitte war, während Angriffe in der Regel über die Seiten gefahren wurden.Ähnlich legte es auch Franciszek Smuda an, wenngleich sein Team über weiter Strecken als 4-1-4-1 mit Dudka als Vorstopper vor der Abwehr bzw. Antreiber im hinteren Zentrum agierte. Offensiv baute das Team auf die Dortmund-Achse Blaszczykowski-Lewandowski, was eine deutliche Rechtslastigkeit des Angriffspiels zur Folge hatte. Dort funktionierte das Zusammenspiel mit Obraniak und Murawski in der Regel auch harmonischer.

Im Zentrum neutralisierten sich beide Mannschaften über 70 Minuten. Ging der Ball doch einmal über die Mitte, wurde es dort sehr schnell so eng, dass die agierende Mannschaft entweder den Weg zurück bzw. auf die Seite antreten musste, oder den Ballbesitz durch einen ungenauen Pass oder im Zweikampf verlor. Hier standen beide Teams vor dem eigenen Sechzehner dicht, diszipliniert und verschoben ihre Reihen konsequent mit. Die Innenverteidiger beider Teams rückten nach vorne nicht besonders weit und oft erst mit Verzögerung nach.

Vertrauen in die Flügel

Auf den Flügeln war es individuelle Klassen, die den Unterschied darüber machte, ob einem der Teams ein Ball in den Strafraum glückte. Konkret hieß auf Seiten der Tschechen die treibende Kraft Jiracek, der gut mit Gebe Selassie zusammenarbeite und vorn Support von Kolar bekam. Bei den Polen ließ der bereits erwähnte Blaszczykowski seine Gegner im Zusammenspiel mit Obraniak verzweifeln. Sein Hintermann, Pisczek, spielte nach vorne deutlich verhaltener als sein Pendant bei den Tschechen. Die Feldbreite wurde von beiden Teams nicht übermäßig effizient genutzt.

Insgesamt wirkten die Tschechen frischer und besser abgestimmt, spielten weniger fehlerbehaftet und waren bereits in der an gefährlichen Chancen armen ersten Halbzeit feldüberlegen Für beide Mannschaften ergaben sich gefährliche Situationen aber oft nur aus hoch gespielten Standards und dem folgenden Getümmel im Strafraum. Vereinzelte Konter brachten aufgrund der stets auf Backup bedachten Matchpläne so gut wie keine Überzahlsituationen und endeten selten mit nennenswerter Gefahr. Angesichts dessen verwundert es wenig, dass ein Weitschuss von Boenisch auf das Tor vot.t, zumal auch das Spiel in die Breite bei den Polen eher mangelhaft.

Jiracek belohnt sich im Konter

In der zweiten Halbzeit änderte sich das Bild der Partie. Der Wandel war kein drastischer, jedoch erhöhten beide Truppen ihre Risikobereitschaft angesichts der verstreichenden Zeit und des Spielstands in der Parallelpartie, der bei einem 0:0 in Breslau sowohl die Griechen als auch die Russen in die KO-Runde geschickt hätte. Das punktuelle Pressing wurde verstärkt, die Abwehr- und Mittelfeldreihen rückten früher auf.

Es waren die Tschechen, die letztlich von dieser Veränderung profitieren sollten, obwohl Polen zuerst mit einer personellen Änderung aufwartete. Der für den brav ackernden, aber letztlich kaum auffallenden und immer unsichtbar werdenden Polanski schickte Smuda Grosicki auf das Grüne, der nach einer kurzen Schwungphase aber ebenfalls gesichtslos bleiben sollte. Nach einer Stunde war anhand  des steigenden Drucks der Tschechen und einer wachsenden Fehlerquote beim Gastgeber langsam zu merken, an welchem Team die verstreichende Zeit größere Spuren hinterließ. Polen trug seine Angriffe zwar beherzt vor, scheiterte aber nicht selten schon deutlich vor der Strafraumgrenze in seinen Bemühungen.

So auch beim entscheidenden und einzigen Gegentor in der 72. Minute, als Unglücksrabe Wasilewski im vorderen Mittelfeld einen Kurzpass in den Lauf von Milan Baros setzte, der davonzog und schließlich Jiracek bediente, dem ein Haken ausreichte, um seinen Gegenspieler am nassen Rasen zu versetzen und den Ball mit einem Flachschuss einzunetzen. Der gerechte Lohn für das Arbeitstier am rechten Flügel und das überlegene Team.

Gastgeber bemüht, aber harmlos

Smuda reagierte mit einem Doppeltausch, jedoch konnten auch Brozek und Miercejewski das Ruder nicht mehr herumreissen. Die Tschechen gingen es nun gelassener an und strahlten selbst dabei noch mehr Gefahr aus, als die immer überstürzend spielenderen Polen. Im Verlauf der letzten zehn Minuten ersetzte Blek nicht nur den Torschützen, sondern auch sein Gegenüber auf der linken Seite, Pilar, mit frischen Kräften in Form von Rajtorac und Rezek. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit war dann auch für Baros der Arbeitstag vorbei.

Mehr durch Zufall als durch spielerisches Geschick hatte „Kuba“ in der letzten der vier Minuten Nachspielzeit dann doch noch den Ausgleich am Fuß. Gerettet hätte es die Russen, die nach einem beeindruckenden 4:1-Start gegen die Tschechen, deren Viertelfinalauftritt nun zur allgemeinen Überraschung daheim im TV verfolgen müssen. Genauso wie die Polen, die dafür zumindest kein Flugticket benötigen.

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Błaszczykowski schießt Polen zurück ins Turnier – Tschechen wackeln wieder https://ballverliebt.eu/2012/06/12/blaszczykowski-schiest-polen-zuruck-ins-turnier-tschechen-wackeln-wieder/ https://ballverliebt.eu/2012/06/12/blaszczykowski-schiest-polen-zuruck-ins-turnier-tschechen-wackeln-wieder/#respond Tue, 12 Jun 2012 21:57:50 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7471 Błaszczykowski schießt Polen zurück ins Turnier – Tschechen wackeln wieder weiterlesen ]]> Nein, einen Sieg hat es für Polen auch im zweiten Spiel der Heim-EM nicht gegeben. Aber das 1:1 gegen die Russen fühlt sich fast wie einer an, zumal man es nach dem Traumtor von Błaszczykowski und einer ansprechenden Leistung in der eigenen Hand hat, ins Viertelfinale zu kommen. Jetzt muss nur noch ein Sieg gegen die Tschechen her – und das scheint möglich, weil diese trotz Blitz-Führung zum 2:0 gegen Griechenland wieder keine gute Figur gemacht haben.

Polen - Russland 1:1 (0:1)

Russland hatte gegen die Tschechen viele Freiheiten. Was daran lag, dass die Tschechen im eigenen defensiven Mittelfeld zu viel Räume gewährt haben – genau diesen Fehler wollte Franciszek Smuda, der polnische Teamchef, natürlich nicht machen. Darum machte er aus dem 4-4-1-1 der ersten Partie nun gegen die Russen ein 4-1-4-1, um eben genau den Aufbau der Russen über Shirokov und Siryanov zu verhindern, und die Sbornaja damit auf die Flügel zu drängen.

Dort lauerten zwar Arshavin und Dzagoyev, dazu die Außenverteidiger Shirkov und Anyukov, aber für erstere standen ja als Hilfe für Boenisch und Piszczek die Kollegen aus dem Halbfeld bereit, und auf Letztere sollten Błaszczykowski und Obraniak Druck ausüben, sodass diese gar nicht erst zu ihren gefährlichen Vorstößen kommen konnten.

Polens Strategie gegen den Ball

Teil A des Plans ging ganz gut auf. Shirokov versuchte zwar wiederum, mit seinen vertiaklen Vorstößen auch ohne Ball Unruhe zu stiften, aber Dudka agierte recht umsichtig und die polnische Defensive als Ganze ließ sich davon überhaupt nicht beeindrucken. Siryanov postierte sich deutlich tiefer, mitunter auf eine Höhe mit Sechser Denisov; er hatte so zwar mehr vom Ball, aber weil Polanski und Murawski die Räume exzellent zustellten, kamen kaum russische Anspiele an – da brauchte es gar kein Pressing von Seiten der Polen.

Das Verteidigen gegen die Außenstürmer Arshavin und Dzagoyev klappte dagegen nur so halb. Obraniak arbeitete sehr gut defensiv und half Boenisch – mit Abstand dem schlechtesten Teil der polnischen Mannschaft – so gut er konnte. Dzagoyev war über die meiste Zeit des Spiels kaltgestellt. Aber Arshavin war überall zu finden: Er sah schnell, dass er gegen Błaszczykowski und Piszczek wenig anrichten konnte und verlegte sich schnell darauf, sich ins Halbfeld zu positionieren, den Raum zwischen polnischem Mittelfeld und Abwehr zu bearbeiten und verließ sich auf seine Qualitäten am Ball.

Russland nicht so gut wie gegen Tschechien

Man kann auch sagen: Arshavin agierte oftmals recht eigensinnig, verpasste regelmäßig den Zeitpunkt zum Abspiel und rannte sich immer wieder in der polnischen Verteidigung fest. Aus dem Spiel heraus waren die Russen etwas zu statisch und ausrechenbar, um gegen die diszipliniert und kompakt stehenden Polen etwas auszurichten. Fast logisch daher, dass das 1:0 für Russland in der 37. Minute nach einem Standard fiel: Dzagoyev verwertete einen Arshavin-Freistoß per Kopf.

Die Polen zeigten sich gegenüber dem 1:1 gegen die Griechen also deutlich verbessert, was ihre Abwehrarbeit anging und auch, was die generelle psychische Lage betrifft: Die Übernervosität von gerade der zweiten Hälfte gegen Griechenland war deutlich verfolgen. Was aber in den vier Tagen natürlich nicht korrigiert werden kann, ist die unglaubliche Rechtslastigkeit im Spiel. Piszczek und Błaszczykowski tragen das Aufbauspiel quasi alleine.

Polen versuchen, ihre Stärken ins Spiel zu bringen

Das ist zwar sehr eindimensional, aber wenn man vorne einen Robert Lewandowski hat, kann sich das trotzdem ausgehen. In der abgelaufenen Saison gab es kaum Stürmer in Europa, die Bälle besser halten können, abdecken, Zeit gewinnen bis die Mitspieler aufgerückt sind – und dabei dennoch so gedanken- und handlungsschnell sind, dabei jederzeit den Abschluss suchen zu können. Seine unbestrittenen Tempo- und Technik-Vorteile gegen Beresutski und Ignashevitch (die beiden russischen Innenverteidiger sind fraglos die limitiertesten Kicker in ihrem Team) konnte er zwar kaum ausspielen, aber alleine seine Präsenz sorgte für Entlastung.

Bei alldem war aber doch klar, dass die Polen um den Umstand wussten, fußballerisch nicht mit den Russen mithalten zu können. Natürlich war das Einziehen einen Zerstörers im Mittelfeld und das damit verbundene Verzichten auf eine hängende Spitze dem geschuldet und, keine Frage, die Polen überließen den Russen ganz bewusst die Initiative. Weil sie wussten: Die größten Chancen, zum Torerfolg zu kommen, bestehen, wenn man nach Ballgewinn in den Rücken der aufgerückten Außenverteidiger kommt und die gegnerischen Innenverteidiger mit Tempo kommt.

Nach Ausgleich nicht auf Defensive umgestellt

Natürlich war das Ausgleichstor von Błaszczykowski nach einer Stunde in erster Linie ein herausragender Schuss, den Malafeev nie im Leben halten kann, aber die Entstehung war genau so: Schneller Gegenzug, der spätere Torschütze bekommt einen Ball in den Lauf hinter Shirkov, Lewandowski zieht einen Innenverteidiger, und Błaszczykowski kann abziehen.

Interessanterweise gab Smuda in der Folge seinen Vorsichts-Kurs auf: Er hatte einerseits bemerkt, dass die Russen an diesem Tag nicht so stark in der Vorwärtsbewegung waren und wollte daher zweitens etwas mehr Struktur in die eigene Spielgestaltung bringen. Daher nahm er Dudka vom Feld und brachte mit Mierzejewski einen kreativeren Mittelfeld-Spieler, der genauere Pässe mit mehr Übersicht spielen kann.

Und tatsächlich: Das Zentrum der Polen verlor nicht etwa an Balance, sondern konnte nun Bälle auch besser halten. Das bewirkte, dass Shirokov und Siryanov sind nun endgültig aus dem russischen Spielaufbau verabschiedeten. Advocaat versuchte daher, mit Ismailov statt dem (trotz seines Tores) diesmal nicht so starken Dzagoyev jenen Flügel zu stärken, auf dem Boenisch stand. Ein Wechsel dessen Wirkung verpuffte, womit es beim korrekten 1:1 blieb.

Fazit: Polen verdient sich den Punkt, von den Russen kam zu wenig

Die Polen haben gezeigt, dass sie mit der passenden taktischen Marschroute auch einem Gegner wie Russland Paroli bieten können. Sie haben das Zentrum der Sbornaja sehr gut neutralisiert und sie damit ausrechenbarer gemacht. Zudem gelang es Lewandowski hervorragend, die russische Abwehr zu beschäftigen und die starke rechte Seite muss als Punktsieger gegen Shirkov gelten.

Die Russen verließen sich zu sehr auf Einzelaktionen von Arshavin. Im Mittelfeld fehlte es an den nötigen Laufwegen, um das kompakte und robuste, aber spielerisch nicht unbedingt auf Top-Niveau stehende polnische Zentrum auseinander zu reißen. Vor allem Siryanov und Shirokov müssen sich anlasten lassen, einen etwas lustlosen Eindruck gemacht zu haben, als man nicht so leicht durchkam wie gegen das recht offene tschechische Zentrum.

Im Endeffekt war es ein interessantes und flottes Spiel, nachdem wohl beide Teams mit dem Resultat leben können. Die Russen, weil die die Gruppe immer noch anführen und sie mit einem Sieg gegen die Griechen diese auch gewinnen. Und die Polen, weil sie den Einzug ins Viertelfinale in eigener Hand haben: Ein Erfolg gegen Tschechien, und alles ist gut. Und der ist allemal möglich.

Überfahren ist er worden, im ersten Spiel, von Blaszczykowski und Piszczek. Dennoch durfte José Holebas auch gegen die Tschechen als Linksverteidiger anfangen – und wieder ging’s schief. Einmal ließ er Jiráček innen entwischen, einmal Gebre Selassie außen, und nach fünf Minuten waren die Tschechen schon mit 2:0 voran. Die schnellste Zwei-Tore-Führung der EM-Geschichte…

Tschechien - Griechenland 2:1 (2:0)

Was die Tschechen aber auch gut heraus gefordert haben. Michal Bilek reagierte auch von der Aufstellung her gut auf die Problemstellen beim 1:4 gegen Russland. Oder, viel mehr, setzte er dort fort, wo er schon beim ersten Spiel reagiert hatte: Statt nämlich Plašil auf die Sechs zu stellen, ohne einen Tackler um sich herum – was sie gegen die flinken Russen anfällig für Konter gemacht hatte – zog er Plašil auf die Acht und ließ Hübschmann hinter ihm die Aufräum-Arbeit machen.

Das klappte zunächst hervorragend, weil Plašil und Rosický ein ganz gutes Verständnis untereinander hatten, und weil Jirácek den defensiv wie erwähnt überforderten Holebas permanent narrte, ihn überlief, ihn aus der Position zog – was auch für den exzellenten Theo Gebre Selassie ein Fest war. Die Tschechen kontrollierten das Spiel.

Tschechen lassen Zügel schleifen

Man könnte allerdings auch sagen, dass sie sich selbst einlullten. Mit der billigen frühen Führung im Rücken ließ schon im Laufe der ersten Hälfte die Initiative immer mehr ein. Was der selbe Fehler war, den die Polen schon gegen die Griechen gemacht hatten. Und in selbem Maße kam auch Holebas, defensiv entlastet, immer besser ins Spiel.

Natürlich war das sich anbahnende Angriffsspiel der Hellenen eher durchschaubar. Setzte auf lange Bälle Richtung Samaras, mehr auf Willen als auf Klasse. Und auf die Tatsache, dass die Tschechen das Spiel schon gewonnen glaubten. Aber Maniatis und Fotakis im Zentrum bekamen nun immer mehr Zeit am Ball und das Bemühen, das Spiel von hinten heraus zu lenken, war durchaus erkennbar.

Griechen versuchen es, aber es fehlt das Zwingende

Natürlich: Dass Petr Čech den Griechen mit einem ähnlichen Aussetzer wie vor vier Jahren gegen die Türkei den Anschlusstreffer schenkte, half natürlich. Aber man darf auch nicht verschweigen, dass bei Fernando Santos wie schon im ersten Spiel die Wechsel gut funktioniert haben. Mit Gekas kam ein schnellerer, wendigerer Mann für das Sturmzentrum, dafür ging Samaras auf den Flügel; dazu konnte Fortounis seine Pässe aus dem Zentrum heraus besser gestalten als zuvor auf dem Flügel. Als Santos merkte, dass Fortounis‘ Pässe (und wohl auch seine Kräfte) nachließen, warf er Kostas Mitroglou in die Schlacht: Einen grimmigen, robusten Spieler, der den Tschechen zusätzliche Probleme bereitete.

Anders hingegen die Wechsel von Michal Bilek. Er sah sich in der Pause gezwungen, den am Rande der gelb-roten Karte wandelnden Rosický in der Kabine zu lassen. Sein Ersatz Kolař agierte zwar giftig, aber hat natürlich nicht annähernd die Klasse von Rosický, wenn es um das Lenken und das Gestalten des Spiels geht. In der Spitze bewegte sich Milan Baroš schlecht und war so kaum eine Anspiel-Option. Und Jiráček, so gut er im Vorwärtsgang ist, zeigte ungewohnte Schwächen in den Zweikämpfen.

So konnten die Griechen in der Schlussphase mit de facto vier Stürmern angreifen, aber in der letzten Konsequenz fehlte dann doch die Klasse. Die Tschechen hatten das Spiel komplett aus der Hand gegeben und hingen in den Seilen wie ein überraschend getroffener Boxer, aber die wirklich zwingenden Chancen auf das 2:2 konnten sich die Hellenen nicht mehr heraus arbeiten.

Fazit: Tschechen fühlen sich zu früh sicher, Griechen können es nicht nützen

Vielleicht ging es am Beginn des Spiels zu einfach – aber das wäre auch als Erklärung zu einfach. Die Tschechen standen zunächst zwar im Zentrum durch die höhere Positionierung und die Absicherung hinter Plašil deutlich sicherer als noch gegen die Russen, aber dennoch fehlt es im restlichen Team – den wirklich exzellenten Rechtsverteidiger Gebre Selassie mal ausgenommen – an der Qualität. Und wenn dann noch ein Gefühl von vermeintlich sicherem Sieg hinzu kommt, kann die Mannschaft den Schalter nicht mehr umlegen.

Die Griechen, das muss man ihnen zu Gute halten, sind unter Fernando Santos längst nicht mehr so negativ wie in den späten Rehhagel-Jahren (in den früheren war das ja durchaus offensiver, auch bei der vermeintlich so negativ angelegten Euro 2004). Allerdings fehlt es an einem Passgeber im Mittelfeld, der das Auge und die Klasse hat, so einem Spiel eine Struktur zu geben; an echten Flügelstürmern, die auch mal brauchbare Flanken schlagen können; an Außenverteidigern, wo man nicht entweder gegen den Ball Angst haben muss (Holebas) oder in der Vorwärtsbewegung beim Gegner keine Angst verbreiten (Torosidis).

Beide haben das Viertelfinal-Ticket zwar noch in eigener Hand. Aber ob es für die Griechen gegen die Russen reicht, nachdem diese beim 1:1 gegen Polen gesehen haben, dass es mit Halbgas nicht geht? Zweifelhaft. Und auch die Tschechen werden am letzten Spieltag gegen den Gastgeber Probleme haben, wenn man wieder so nachlässig agiert und so bereitwillig dem Gegner das Spiel überlässt.

(phe)

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