Jeglertz – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 17 Jun 2014 11:06:17 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Nach zu knappem 3:1 gegen Finnland: ÖFB-Frauen auf Kurs Platz zwei https://ballverliebt.eu/2014/06/17/nach-zu-knappem-31-gegen-finnland-oefb-frauen-auf-kurs-platz-zwei/ https://ballverliebt.eu/2014/06/17/nach-zu-knappem-31-gegen-finnland-oefb-frauen-auf-kurs-platz-zwei/#comments Tue, 17 Jun 2014 10:54:02 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10330 Nach zu knappem 3:1 gegen Finnland: ÖFB-Frauen auf Kurs Platz zwei weiterlesen ]]> Dass EM-Teilnehmer Finnland absolut in Reichweite ist, haben die ÖFB-Frauen bereits im Hinspiel gezeigt, in dem man haushoch überlegen war, aber 1:2 verlor. Das nie auch nur im Ansatz gefährdete 3:1 im Rückspiel legt den Schluss nahe, dass Österreich Finnland mittlerweile überholt haben könnte, vor allem, weil es nicht mal eine glanzvolle Leistung war, sondern eher eine kämpferische – ohne zwei absolute Leistungsträger. Der Weg zu Gruppenplatz zwei ist damit geebnet. Weil Finnland noch zweimal gegen Frankreich ran muss, jenen Gruppenfavoriten, gegen den Österreich zuvor schon extrem mutig aufgetreten war.

Österreich - Finnland 3:1 (2:0)
Österreich – Finnland 3:1 (2:0)

Weit vorne die Bälle gewinnen, dann schnell umschalten – der Plan wurde schnell deutlich. Dass auf der Position der verletzten Laura Feiersinger mit Nici Billa eine gelernte Stürmerin agiert, wirkte sich dabei positiv aus: Sie sorgte dafür, dass Finnland-LV Tuija Hyyrynen gar nicht erst daran denken konnte, nach vorne zu marschieren. Auch im Mittelfeld-Zentrum kippte keiner ab, so wurde ein engerer Riegel gebildet, der die Finninnen angehen konnte.

Kehrseite der Medaille war aber, dass die Abwehrkette sehr tief stehen blieb und so viel Raum zwischen sich und der restlichen Mannschaft ließ. Am Ehesten rückte noch LV Verena Aschauer auf, Debütantin Katharina Schiechtl auf der rechten Seite blieb recht konsequent hinten. Kapitänin Schnaderbeck, an sich ja im Mittelfeld beheimatet, glich da viel mit ihrem Auge aus und rückte aus dem Abwehrzentrum (wo sie ja die verletzte Wenninger ersetzt) nach vorne.

Hinten mit Risiko, vorne mit Aggressivität

Dieses Loch zwischen den Ketten bildete potenziell eine riesige Gefahr, Finnland bohrte diese aber überhaupt nicht an. Lange Bälle in die Spitze und gelegentliche Vorstöße über die Seiten gab es sehr wohl, aber die nach vorne sehr bieder auftretenden Finninnen hatten extreme Probleme mit der körperlichen Robustheit der Österreicherinnen. Eigentlich ein Novum, war es doch in der Vergangenheit genau diese Robustheit, die dem Team gefehlt hatte.

Jedenfalls preschte das ÖFB-Team in die Zweikämpfe, als gäbe es kein Morgen. Man beließ es nicht beim Anlaufen der Ballführenden, sondern zog konsequent durch, mit der Folge, dass Finnland sich komplett den Schneid abkaufen ließ. Schon in der ersten halben Stunde gab es diverse gute Chancen und Österreich hätte schon 2:0 führen müssen.

Finnland komplett eingeschüchtert

Finnland war jedenfalls so eingeschüchtert, dass sich schon in der 30. Minute beim Stand von 0:0 alle elf Spielerinnen bei einem Eckball im eigenen Strafraum tummelten, nicht eine Einzige lauerte auf einen Konter. Eine Minute später sorgte Lisa Makas – die ganz besonders giftig in die Zweikämpfe ging – das längst überfällige 1:0. Zehn Minuten später fiel das 2:0, als Finnlands Kapitänin Maija Saari nach einem Billa-Freistoß nahe der Outlinie der Ball auf die Füße fiel und von dort ins Tor sprang.

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Lisa Makas erzielt das 1:0 gegen Finnland – was schon hochverdient war

Finnlands Teamchef Andrée Jeglertz – der ja als einstiger Europacup-Siegertrainer durchaus kein Unbekannter ist – drehte in der Halbzeit sein Team mit zwei Wechseln ziemlich um, wollte mit einer neuen LV (Nokso-Koivisto), einer neuen Stürmerin (Sjölund) und damit verbunden einer neuen RV (Hyyrynen) und einer neuen LM (Engman) vor allem über die Außen mehr Druck machen, aber in seinem Team änderte sich genau nichts.

Höheren Sieg verpasst

Das ging sogar so weit, dass Adelina Engman auf der linken Seite in einer bezeichnenden Szene in der 60. Minute den ganzen, rund 25 Meter breiten Platz zwischen den österreichischen Linien vor sich hatte, ihr alle Optionen offenstanden – sie aber den Ball zurückspielte und der ganze mögliche Vorteil völlig verpuffte. So konnten die Gäste nur eine Torchance nützen, als sich in der 79. Minute die eingewechselte LV Tieber zusammen mit IV Kirchberger auf Sjölund konzentrierte und in ihrem Rücken Alanen völlig frei war und zum Anschlusstreffer verwerten konnte.

Ehe 17 Sekunden nach Wiederanpfiff Nadine Prohaska nach einigem Körpereinsatz gegen Nokso-Koivisto zum 3:1 traf und den alten Vorsprung wiederherstellte. Es hätte sogar noch höher werden können, nachdem Torfrau Korpela in der Nachspielzeit die auf die zustürmende Billa fällte und dafür Rot sah. Sarah Puntigam jedoch brachte den Elfmeter nicht an Emmi Alanen (die Feldspielerin musste ins Tor) vorbei.

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Fra-Aut

Finnland muss noch zweimal gegen Frankreich ran, und es ist nicht zu erwarten, dass diese biedere Mannschaft gegen das Weltklasse-Team etwas holt. Es ist nicht mal zu erwarten, dass sich Finnland so mutig präsentiert, wie das die ÖFB-Frauen bei ihrem Spiel in Le Mans gemacht haben – die über 8.000 Zuseher fühlten sich merklich so ein wenig wie im falschen Film.

Frankreich - Österreich 3:1 (3:0)
Frankreich – Österreich 3:1 (3:0)

Denn natürlich hatten sie erwartet, dass die schnellen Französinnen hoch Druck machen, um die Bälle weit vorne zu gewinnen und so zu schnellen und billigen Toren zu kommen. So hatte man etwa Bulgarien schon in der 4. Minute das 3:0 geschossen. Das spielte es gegen Österreich aber nicht.

Weil nämlich auch Österreich sehr hoch presste und, wie später eben auch gegen Finnland, beide Mittelfeld-Spielerinnen horizontal staffelte. Burger und Makas gingen vorne voll drauf, Zadrazil aus dem Zentrum heraus ebenso. Der Favorit war sichtlich erstaunt, dass sich jemand traute, sie so anzugehen.

Frankreichs Hauptplan war es, die österreichischen AV in Laufduelle zu verwickelt. Da hatte die pfeilschnelle Thomis deutliche Vorteile gegenüber der aber auch nicht gerade langsamen Aschauer und Nécib narrte auf der anderen Seite, im Verbund mit Gaetane Thiney, immer wieder Lisi Tieber.

Plötzlich ging’s schnell

Es brauchte aber 19 Minuten bis zur ersten echten französischen Chance (ein Freistoß) und eine halbe Stunde, ehe ein Elfmeter das 1:0 bedeutete. Kurz darauf wurde Tieber ausgespielt und Délie sorgte für das 2:0. Was aber nicht dafür sorgte, dass sich Österreich nun hinten reinstellte und das eh noch erträgliche Ergebnis verwaltete – nein, es wurde weiterhin fleißig nach vorne marschiert. Was die schnelle Thomis noch vor der Pause zum 3:0 aus einem Konter nützte.

Als die Französinnen zu Beginn der zweiten Hälfte merkten, dass auch die 3:0-Führung nicht dafür sorgte, dass man den Widerstand der lästigen Österreicherinnen brach, zogen sie sich merklich zurück und schalteten auf Verwalten-Modus um. Auch, als Sarah Puntigam nach knapp einer Stunde das 1:3 schoss, kam bei den routinierten Gastgebern keine Hektik auf. Das hätte sich ändern können, wenn Nina Burger kurz danach zum 2:3 statt auf den Pfosten getroffen hätte, aber so weit kam es nicht.

Selbst in der 89. Minute schob Österreich noch mit allen Feldspielerinnen in die gegnerische Hälfte.

Fazit: Respekt verschafft

Was bei Frankreich deutlich Eindruck hinterließ. „Das ist die mit Abstand beste und mutigste Mannschaft, gegen die wir in dieser Gruppen spielen müssen“, meinte Frankreichs Teamchef Philippe Bergeroo danach, „und ich habe keinen Zweifel, dass sie hinter und Zweiter werden, und nicht Finnland.“

Der direkte Vergleich mit Finnland (der ja seltsamerweise hier zählt, obwohl es die Qualifikation für eine FIFA-Veranstaltung ist) wurde mit 1:2 und 3:1 gewonnen, womit Platz zwei fix ist, wenn die verbleibenden drei Spiele gewonnen werden (und, eh klar, Finnland kein grobes Wunder in den Spielen gegen Frankreich vollbringt). Das ist in dieser Gruppe ein schöner Erfolg und der logische nächste Schritt, für die Play-Offs der besten vier Gruppenzweiten wird es aber nach menschlichem Ermessen nicht reichen.

Gezeigt hat Österreich in diesen zwei Spielen, dass man körperlich immer mehr auf der Höhe des Geschehens ist. Dass es richtig ist, auch auswärts gegen bessere Teams initiativ zu werden. Und dass es gelingt, gegen Mannschaften auf Augenhöhe Präsenz zu zeigen. Was es noch massiv zu verbessern gilt: Die Torchancen-Verwertung. Denn man hatte schon den Eindruck, dass nach dem 3:1 gegen Finnland die Beteiligten nicht so recht wussten, ob sie jetzt große Freude wegen des Sieges haben sollten, oder sich ärgern, weil auch eich 6:1-Sieg möglich und verdient gewesen wäre.

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Restprogramm Finnland: Bulgarien (H), Bulgarien (A), Frankreich (H), Frankreich (A)

Restprogramm Österreich: Kasachstan (A), Ungarn (H), Kasachstan (H)

Ranking der Gruppenzweiten, wenn alle die verbleibenden Spiele laut Papierform beenden: Italien (19), Schottland (18), Russland (18), Holland (16) / Wales oder Ukraine (16), Island (16, oder Dänemark 12), Österreich (15). Die Ergebnisse gegen die Gruppenletzten fallen weg.

Bereits qualifiziert: Schweiz.

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Mit einem Hauch von Streich, Risiko der ÖFB-Frauen aber nicht belohnt – 1:2 in Turku https://ballverliebt.eu/2013/09/27/mit-einem-hauch-von-streich-risiko-der-ofb-frauen-aber-nicht-belohnt-12-in-turku/ https://ballverliebt.eu/2013/09/27/mit-einem-hauch-von-streich-risiko-der-ofb-frauen-aber-nicht-belohnt-12-in-turku/#comments Thu, 26 Sep 2013 22:32:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9539 Mit einem Hauch von Streich, Risiko der ÖFB-Frauen aber nicht belohnt – 1:2 in Turku weiterlesen ]]> Wer eine Chance auf das WM-Play-Off haben will, muss Spiele gewinnen – sie nicht zu verlieren, kann schon zu wenig sein. Dementsprechend spielten die ÖFB-Frauen auswärts bei EM-Teilnehmer Finnland, dem Hauptgegner um Platz zwei in der Gruppe, auch voll auf Sieg, gingen aber mit einem 1:2 und ganz ohne Punkte vom Platz. Auf dem Weg zur WM ein fast nicht mehr gutzumachender Rückschlag. Auf dem Weg zu einer auch spielerisch guten Mannschaft aber ein wichtiger Schritt nach vorne.

Finnland - Österreich 2:1 (1:0)
Finnland – Österreich 2:1 (1:0)

Anstoß, Ball auf die rechte Seite, Hereingabe, Schuss von Zadrazil – schon die ersten 24 Sekunden beim WM-Quali-Spiel in Turku waren deutlich konkreter als das meiste, was beim trotz des klaren Ergebnisses eher mauen 4:0 in der Start-Partie gegen Bulgarien. Wie generell vieles sehr viel besser aussah, im Spiel beim EM-Teilnehmer Finnland.

Österreich zuweilen in einem 3-1-6

Finnland spielte, anders als bei der EM, nicht in einem extrem defensiven 4-4-1-1, sondern stellten, wenn in Ballbesitz, eine der zentralen Mittelfeld-Spielerinnen – Emmi Alanen, in diesem Fall – höher, was beiden Stürmerinnen eine höhere Positionierung erlaubte (wiewohl es zumeist Engman war, die immer vorne blieb). Gegen den Ball wurde es ein klares, typisch nordisches 4-4-2.

Bei Österreich hingegen kam eine schon im Test gegen Belgien gezeigte Variente wieder zum Einsatz: Die abkippende Sechs. Gegen das Kanonenfutter aus Bulgarien war das nicht nötig gewesen, aber gegen Finnland kippte Viki Schnaderbeck, die diesmal die teil deutlich tiefere Postion im zentralen Mittelfeld spielte, wieder zwischen die Innenverteidigerinnen zurück. Was Vorteile hatte, aber nicht optimal funktionierte.

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Wenn Schnaderbeck abkippte, entstand ein 3-1-6 gegen das finnische, kompakte 4-4-2

Mit der Kapitänin als Quasi-Libero rückten die Außenverteidigerinnen extrem weit auf und die Mittelfeld-Außen extrem weit ein, während zwischen diesen beiden Reihen nur noch Sarah Puntigam übrig blieb – quasi ein 3-1-6. Finnland stand in diesen Situationen mit zwei Viererketten relativ eng und seht kompakt. Die beiden Stürmerinnen Engman und Talonen gingen das Defensiv-Trio überhaupt nicht an, was Österreich die Ballkontrolle erleichterte, aber aufgrund der großen Abstände waren in letzter Konsequenz längere Bälle vonnöten. Der Raum zwischen den Ketten wurde zu wenig bearbeitet.

Der SC Freiburg unter Streich
Der SC Freiburg unter Streich: Von der Formation her sah das ziemlich ähnlich aus.

Von der Idee erinnert das sehr an den SC Freiburg unter Christian Streich, der im Aufbau mit einer sehr ähnlichen Formation spielen lässt: Auch bei ihm kippt die Sechs ab, rücken die AV weit auf und bleibt der Achter am Mittelkreis; allerdings stehen bei Streich die Mittelfeld-Außen hinter den Stürmern, nicht mit ihnen auf einer Reihe.

Interessant: Obwohl „3-1-6“ nach absolutem Hochrisiko klingt, war das die Formation und waren das die Situationen, in denen Österreich am allerwenigsten Angst vor den generell nicht besonders kreativen und auch nicht besonders angriffslustigen Finninnen haben musste.

Druck und Risiko

Kurioserweise waren eigene Standards bei Österreich aber immer mit drohender Höchstgefahr verbunden. Schon in der ersten Halbzeit wurde dabei nämlich hohes Risiko gegangen: Eine Spielerin am Mittelkreis, eine vorm gegnerischen Strafraum – das war’s aber manchmal schon mit der Absicherung.

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Schon in der 1. Halbzeit wurde bei eigenen Standards fast alles nach vorne geworfen.

Nun sind Standards schon mal grundsätzlich nicht die ganz große Stärke des ÖFB-Teams und in der 19. Minute konnte ein finnischer Konter nur mit größter Mühe und dank einer beherzt mit nach hinten laufenden Laura Feiersinger zur Ecke für Finnland geklärt werden.

Hohen Druck auszuüben klappte aus dem Spiel heraus besser, vor allem dank einer wirklich starken Leistung von Sarah Zadrazil, die gegenüber dem Bulgarien-Match statt Lisa Makas in die Mannschaft gerückt war. Sie presste gut auf die finnische Innenverteidigung und auch Torfrau Korpela – fast immer waren Panik-Abschläge und damit Ballgewinn für Österreich die Folge. Nina Burger verschob mehr horizontal, übte Druck auf die finnischen Außenverteidiger aus und versuchte, die Flügelspielerinnen zu unterstützen.

So konnten zwar nicht Torchancen am laufenden Band produziert werden, man hielt Finnland aber sehr gut aus der eigenen Hälfte draußen.

Finnland mit bekannten Stärken

Die Erkenntnisse von der EM waren recht klar und Finnland bestätigte sie auch in diesem Spiel: Wenig Phantasie im Zentrum, aber körperlich gut und außerdem gefährlich bei Standardsituationen. Die 19-jährige Nora Heroum, die gegenüber der EM (wo sich im Zentrum und am rechten Flügel spielte) auf die linke Seite gerückt war, wurde von Feiersinger und Manhart komplett kaltgestellt, umso gefährlicher war allerdings Marianna Tolvanen auf der anderen Außenbahn. Sie verwickelte Verena Aschauer in 1-gegen-1-Situationen und behielt dabei zumeist die Oberhand, ebenso wie gegen Nadine Prohaska.

Die ganz eng vor's Tor gezogenen Eckbälle waren Finnlands größte Waffe. So fiel auch das 1:0 für die Gastgeber.
Die ganz eng vor’s Tor gezogenen Eckbälle waren Finnlands größte Waffe. So fiel auch das 1:0 für die Gastgeber.

Die wenigen finnischen Chancen in der ersten Halbzeit: Flanke von Tolvanen (14.), Engman nach einer Ecke (26.), Tolvanen nach Solo gegen Prohaska und Puntigam (31.). Und aus. Mehr war nicht – bis zur 42. Minute, als eine weitere fies praktisch auf die Torlinie gezogene Flanke von Kristler an die Latte gelenkt wurde, von dort direkt Westerlund auf die Füße (nicht Engman, wie fälschlicherweise offiziell angegeben) – und drin war der Ball.

Beim ersten Mal, als diese Variante so kam – eben in der 26. Minute – unterlief Kristler den Ball. Ihr einziger kleiner Fehler: Ansonsten hatte sie den Strafraum sicher im Griff.

Finnland verwaltet…

Mit der Führung im Rücken sah Finnland nach dem Seitenwechsel natürlich wenig Veranlassung dazu, die Spielanlage zu ändern. In dieser Phase hatte Österreich wie gehabt viel vom Ball, versuchte damit aber vor allem durch das Zentrum durchzukommen. Das ging erstaunlicherweise gar nicht sooo schlecht, wenn man bedenkt, dass Finnland da eigentlich am sichersten steht. Alleine: Wenn es um den letzten Pass ging, war Österreich oft ein wenig zu zaghaft, fehlte auch ein wenig die Übersicht. Es mag auch eine Kraftfrage gewesen sein, dass im Umschalten das Tempo zu fehlen begann. Abschlüsse wurden zu überhastet und zumeist von außerhalb des Strafraums versucht.

Auch mögliche Abspiele auf die an der Abseitslinie lauernde Nina Burger wurden gerne verpasst. Finnland erkannte in dieser Phase vermehrt die eigenen Vorteile in Sachen Zweikampf und versuchte, Österreich in mehr solche zu verwickeln. In der 57. Minute traute sich Stürmerin Talonen auch zum allerersten Mal, die Dreierkette mit der abgekippten Schnaderbeck anzugehen.

…und wird bestraft

Dafür war Tolvanen, in der ersten Hälfte noch einziger finnischer Gefahrenherd, kein echter Faktor mehr. ÖFB-Teamchef Thalhammer brachte schon recht früh in der zweiten Halbzeit Jenny Pöltl statt Prohaska und wie schon gegen Bulgarien war die burgenländische US-Legionärin ein belebendes Element. So war Tolvanen mehr gebunden und kam nicht mehr so zur Geltung. Kurz nach ihrer Einwechslung kam auch endlich mal eine vernünftige Flanke – bei diesen hatte Finnland bei der EM ja die größten Schwächen gezeigt.

Der Scout vom franzöischen Verband interessierte sich vor allem für die finnischen Standards. Die filmte er mit seinem iPad.
Während das französische Team 4:0 in Kasachstan gewann, filmte der französische Scout eifrig finnische Standard-Situationen mit seinem iPad.

Zum Ausgleich brauchte es letztlich aber einen Energieanfall von Viktoria Schnaderbeck, die an der rechten Strafraumkante alleine durch zwei finnische Verteidigerinnen durchging, einen Stanglpass zur Mitte schickte und Nina Burger zum 1:1 traf. Angesichts der gezeigten Initiative des Teams in rot bzw. der fehlenden solchen beim Team in weiß: Absolut verdient. Bei Finnland zeigte der Treffer zunächst auch merklich Wirkung.

Österreich wird nicht belohnt

Statt nun auf halten zu spielen, gab Österreich nach dem Ausgleich weiter Vollgas. Logisch und richtig: Denn will man unter die vier besseren der sieben Gruppenzweiten kommen, sind drei Auswärtspunkte in Finnland besser als einer. Zwei Minuten nach dem Ausgleich hatte Pöltl nach einer Hereingabe von Zadrazil die Chance auf die Führung, Korpela hielt aber.

In Minute 86 kam Finnland zu einem Entlastungsangriff, es war der erste wirklich ernsthaft zu Ende gespielte Angriff in der zweiten Halbzeit. Eine Flanke von Noksko-Koivistö auf die eingewechselten Sällström von links, Kristler pariert, Talonen schießt, Kristler pariert erneut – aber der Abpraller kommt zu Alanen, die verwertet. Das 2:1 für Finnland, der Endstand.

Schluss, aus: Die Enttäuschung sitzt tief. Zu recht.
Schluss, aus: Die Enttäuschung sitzt tief. Zu recht.

Fazit: Der Weg stimmt, das Resultat nicht

„Finnland hat aus wenig viel gemacht. Wir haben viel gemacht und zu wenig herausgeholt!“ Mit diesem Fazit trifft Teamchef Thalhammer das Spiel recht genau. Österreich machte deutlich mehr für das Spiel, zeigte die wesentlich variablere Anlage als der recht eindimensionale Gastgeber und zog sich am eigenen Schopf aus einer Durchhänger-Phase Mitte der zweiten Hälfte. Chancen wären genug da gewesen: Neben Zadrazils Abschluss in der 1. Minute war auch bei Ecken Wenninger zweimal nahe dran (44., 53.), Feiersinger nach einem Solo (30.), dazu eben auch viele zu hastig abgeschlossene Situationen.

Es ist viel der internationalen Erfahrung geschuldet, die Finnland hat, dass der Gastgeber in einem Spiel, nach dem Teamchef Jeglertz selbst die „teilweise zu große Passivität“ bei seinem Team beklagte, am Ende halt doch den Platz als Sieger verlässt und Österreichs Chancen auf eine Play-Off-Teilnahme damit ganz dramatisch sinken lässt. Mit drei Niederlagen (wenn man die beiden wahrscheinlichen gegen Frankreich mitrechnet) braucht es schon ein paar günstige Resultate in den anderen Gruppen, damit sich das noch ausgeht. Sechs eigene Siege in den verbleibenden acht Spielen vorausgesetzt.

Unübersehbar ist aber in jedem Fall, dass innerhalb eines Jahres der Schritt von einem fast reinen Konter-Team zu einer Mannschaft vollzogen wurde, die die spielerische Lösung sucht. Das ist kein leichter Weg, aber die Richtung stimmt. Auch wenn das Resultat in Finnland nicht stimmte.

PS: Der „Harter-Hund-Award“ für dieses Match geht an Finnlands Keeper Tinja-Riikka Korpela, die sich schon in der Anfangsphase einen Bänderriss im Knöchel zuzog, deren Saison beendet ist – die das Spiel aber dennoch durchgespielt hat.

(phe)

Group 7

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Lernen für die WM-Quali: So kann man Finnland beikommen https://ballverliebt.eu/2013/07/14/lernen-fur-die-wm-quali-so-kann-man-finnland-beikommen/ https://ballverliebt.eu/2013/07/14/lernen-fur-die-wm-quali-so-kann-man-finnland-beikommen/#comments Sat, 13 Jul 2013 22:16:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9083 Lernen für die WM-Quali: So kann man Finnland beikommen weiterlesen ]]> Der zweite Gruppen-Durchgang hat in Schweden begonnen – Zeit, ein wenig Österreich-Bezug ins Spiel zu bringen. Finnland wird am 25. September der zweite Gegner der ÖFB-Frauen in der Qualifikation für die WM 2015 sein – und in der Gruppe mit Frankreich, Ungarn, Bulgarien und Kasachstan zweifellos der Hauptgegner um Rang zwei sein, der zum Play-off reichen könnte. Eben jenes Team aus Finnland rannte im Spiel gegen EM-Gastgeber Schweden in ein 0:5-Debakel. Auch, wenn der Gegner aus der Kategorie Weltklasse kam und Österreich „nur“ ein gehobenes Mittelklasse-Team ist: Erkenntnisse lassen sich einige ziehen. Vor allem eine: Flanken, was das Zeug hält!

Grundsätzliches

Schweden - Finnland 5:0 (3:0)
Schweden – Finnland 5:0 (3:0)

Andrée Jeglertz, der als Trainer mit Umeå dreimal im Europacup-Finale war (und eines davon gewann), lässt sein Team aus Finnland in einem 4-4-1-1 auflaufen. Ohne die verletzte Kapitänin Maija Saari spielt Laura Kivistö in der Innenverteidigung, statt der ebenfalls verletzten Linda Sällström – die Angriffs-Chefin – probierte Jeglertz beim 0:0 gegen Italien Annica Sjölund, beim 0:5 gegen Schweden Jaana Lyytikäinen. „Weil Jaana schneller ist“, erklärte er nach dem Spiel die Umstellung.

Finnland ist im innereuropäischen Ranking auf Platz zwölf – zum Vergleich: Die Russinen, die das Play-Off gegen Österreich nur mit Mühe überstanden haben, sind Dreizehnte. Von der Leistungsstärke also absolut vergleichbar, daran kann man sich orientieren.

Was Finnland gut macht

Finnland agiert zu viert nicht aggressiv, aber durchaus aktiv gegen die Spieleröffnung. RM Tolvanen (bzw. nach einer halben Stunde die dorthin gerückte Heroum), LM Alanen, die hängende Spitze Lyytikäinen und Spitze Talonen gehen die jeweils Ballführende alleine an, während die drei anderen die Passwege zuzustellen versuchen. Das sieht zumeist gut koordiniert aus und machte es Schweden zu Beginn durchaus nicht ganz leicht, von hinten heraus das Spiel aufgebaut zu bekommen.

Eigene Standardsituationen sind die größte Waffe im Spiel nach vorne. Jeglertz ließ, deutlich zu sehen, viele verschiedene Varianten von Freistößen und Ecken eintrainieren. Da wird nicht einfach der Ball vor das Tor geholzt, nein, da wird angedeutet, getäuscht und getrickst, mit unerwarteten Laufwegen sollen Löcher gerissen werden – da steckt durchaus Hirnschmalz dahinter.

Was Finnland nicht gut macht

Man muss kein Genie sein, um zu erkennen, dass man gegen Flanken und bei Standardsituationen des Gegners überhaupt nicht zurecht kam. Vor allem LV Susanne Lehtninen war heillos überfordert: Sie ist weder groß noch robust, ist für einen Außenverteidiger zu langsam und ist auch geistig, vor allem wenn es der Gegner schnell macht, immer hintennach.

Außen hören die Probleme aber nicht auf. Das IV-Duo und Keeper Korpela schafften es oft auch nicht, die Flanken auf halbwegs souveräne Art und Weise zu klären. Einmal standen bei einer der insgesamt 21 schwedischen Eckbällen (!!!) – Finnland hatte nur eine einzige – acht Weiße rund um Schelin herum, die aber trotzdem zum Kopfball kam. Drei Gegentore aus Standardsituationen nannte dann auch Jeglertz „schon ein wenig unnötig“. Waren aber logisch, denn Schweden spielte praktisch nur auf die Außenbahnen, wo man haushoch überlegen war.

Hinzu kommt, dass das eigene Mittelfeld eine weitgehend phantasiefreie Zone ist. Von Kukkonen und Heroum (bzw. der nach einer halben Stunde eingewechselten Saario) kommen praktisch keine Impulse nach vorne. Das finnische Mittelfeld besteht aus fleißigen Läufern, aber Kreativität ist dort keine vorhanden.

Aussichten für Österreich

Auch wenn Finnland völlig chancenlos war und das 0:5 auch in der Höhe verdient ist, darf man nicht davon ausgehen, dass Österreich da zwingend auch etwas holen wird. Völlig anderer Gegner, andere Spielanlage, anderes Niveau, anderes Tempo, andere Ausgangslage. Aber: Mit konsequentem Spiel über die Außen ist dem Spiel sicherlich beizukommen. Die finnischen AV gehören absolut nicht zu den Glanzpunkten europäischen Frauenfußballs, und bei knapp vor das Tor gezogenen Flanken herrscht im Zentrum zuweilen heilloses Chaos.

Was man nicht versuchen sollte: Durch das Zentrum vor das Tor zu kommen. In dieser Zone hat Österreich keine Vorteile gegenüber Finnland, wird gegen die laufstarken ZM kaum durchkommen können. Aufzupassen gilt es, Finnland möglichst keine Standardsituationen zu gewähren, sehr wohl aber, sich selbst möglichst viele zu erarbeiten.

Der größte Vorteil von Finnland gegenüber Österreich ist zweifellos die Erfahrung auf internationalem Level. Auch wenn es bei dieser EM mit hoher Wahrscheinlichkeit nach der Vorrunde zu Ende ist, hat Finnland diese Erfahrung und jene von der eigenen Heim-EM vor vier Jahren eben. Erwischt Österreich gegen dieses Team zwei gute Tage, sind schon ein paar Punkte drin. Erwarten darf man sie aber nicht.

(phe)

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