Iran – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 05 Jul 2018 12:41:12 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Asiens Teams bei der WM 2018: Wohl mehr Schein als Sein https://ballverliebt.eu/2018/07/03/wm-2018-bilanz-asien-japan-saudi-suedkorea-iran-australien/ https://ballverliebt.eu/2018/07/03/wm-2018-bilanz-asien-japan-saudi-suedkorea-iran-australien/#comments Tue, 03 Jul 2018 12:16:16 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=14972 Asiens Teams bei der WM 2018: Wohl mehr Schein als Sein weiterlesen ]]> Die Zahlen sagen: Vier Siege, ein Team im Achtelfinale, zum fünften Mal in den letzten sieben Turnieren (also seit 1994) ein besserer Punkteschnitt als die Teams aus Afrika. Außerdem erreichte Japan das Achtelfinale und hatte dort die hoch gehandelten Belgier am Rande der Niederlage.

Ist Asien also nach dem Totalausfall von 2014 zurück? Nicht so schnell. Die Siege von Südkorea und Saudi-Arabien kamen, als die Teams bereits ausgeschieden waren. Jener des Iran war vom Spielverlauf superglücklich. Und Japan hat gegen Kolumbien 87 Minuten in Überzahl gespielt.

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LINK-TIPP: Asiens Teams bei der WM 2014

Japan: Grundsolide und kontrolliert

Vor vier Jahren war die Erwartung an die Japaner groß – geliefert haben sie ein müdes Vorrunden-Aus. Dieses Mal waren die Erwartungen gering, und siehr da: Viel hätte nicht zum Viertelfinale gefehlt.

Sicher, es war auch Glück dabei. Weil man gegen Kolumbien schnell in Überzahl war. Weil Senegals Torhüter daneben gegriffen hat. Weil zwei gelbe Karten über Achtelfinale und Ausscheiden entschieden haben. Das Spielprinzip von Trainer Akira Nishino, der erst zwei Monate vor der WM von Vahid Halilhodzic übernommen hatte, ist vornehmlich auf defensive Kontrolle und Stabilität im Zentrum ausgelegt. Das ist ein spürbarer Gegensatz zum offensiven Rochade-Spiel, welches Japan unter Zaccheroni spielte.

Der routinierte Hasebe und sein neuer Nebenmann Shibasaki (der sich für mehr als eine Teilzeitrolle in der spanischen Liga empfohlen hat) kontrollierten sowohl Ballbesitz-Phasen (wie vor allem gegen Kolumbien), also auch das Spiel gegen den Ball (wie vor allem gegen Belgien) auf gutem Niveau. In allen drei Vorrundenspielen hatte Japan zwischen 54 und 59 Prozenz Ballbesitz

Im Spiel nach vorne fehlte allerdings der Punch. Das wurde vor allem gegen die im Block verteidigenden Kolumbianer deutlich. Die Partie gegen Polen kann man kaum werten und die beiden Tore im Achtelfinale gegen Belgien waren Weitschüsse und/oder Zufallsprodukte.

Dies ist keine weltbewegende Mannschaft. Aber eine recht solide und stabile Truppe. Nicht nur wegen des Abschneidens bei der WM: Japan ist, wie über weite Strecken des letzten Jahrzehnts, die Nummer eins aus Asien.

Südkorea: Ein Highlight, sonst nichts gezeigt

Der 2:0-Sieg gegen Deutschland mit Toren in den Minuten 92 und 97 ist ein Erfolg für die Geschichtsbücher. Für den Halbfinalisten von 2002 war es aber andererseits der erste Dreier bei einer WM seit acht Jahren und er kam, als alles schon zu spät war.

Wie schon 2014 agierte Südkorea viel zu zaghaft und passiv und bekam als Quittung dafür das erneute, sang- und klanglose Vorrunden-Aus präsentiert. Sogar gegen die cleveren, aber nicht gerade zaubernden Schweden stellten sich die Koreaner bleiern hinten rein. Die angedachten Konter über Premier-League-Routinier Ki bzw. die schnellen Außenspieler mit Salzburgs Hwang, über Augsburgs Koo und mit Tottenham-Star Son kamen viel zu selten zustande. Der offensive Output war gleich Null.

Der einzige, der sich tatsächlich ins Rampenlicht spielen konnte, war Torhüter Jo Hyun-Woo, der schon in der heimischen Liga zum besten Keeper der Saison gewählt worden war – obwohl sein Klub 2017 beinahe abgestiegen wäre und 2018 aktuell Liga-Letzer ist. Seine Top-Leistung war auch nötig, weil die Abwehr viel zuließ.

Bei drei der vier Turniere seit der Heim-WM 2002 ist Südkorea nun in der Gruppenphase gescheitert. Die Zahl der Europa-Legionäre war schon mal höher als jetzt, vor allem jene mit echter Qualität. Das reicht innerhalb Asiens immer noch locker zu einer Führungsrolle, aber der Abstand zur internationalen zweiten Reihe wird mit der Arbeit der letzten zehn Jahre nicht kleiner.

Iran: Mehr erreicht als drin war

Viel hat nicht gefehlt, ein Meter vielleicht. Wenn der Schuss von Mehdi Taremi am Ende des dritten Gruppenspiels gegen Portugal nicht am Außennetz gelandet wäre, der Iran hätte im Achtelfinale als Gruppensieger gegen Russland gespielt. Aber, um auf dem Boden zu bleiben: Es wäre nicht korrekt gewesen.

Der Iran wurde von Marokko phasenweise vorgeführt. Wäre es nach 30 Minuten 0:3 gestanden, hätten die Iraner sagen müssen: Danke, dass es nicht 0:5 steht. Und am Ende gewinnen sie sogar, durch ein Eigentor in der Nachspielzeit. Gegen Spanien hielt man defensiv und destruktiv dagegen, ähnlich gegen Portugal. Dennoch hatte man in diesen Spielen sogar mehr und bessere Chancen als im Match gegen Marokko.

Das Personal von Teamchef Carlos Queiroz hat sich gegenüber 2014 (damals mit sechs Ü-30-Spielern und einem Altersschnitt von 28,9 Jahren) praktisch komplett geändert, die Spielweise gar nicht. Das mag nicht schön anzusehen sein, aber Queiroz ist Pragmatiker. Mehr gibt das qualitativ nicht besonders gute Personal nicht her. Da geht es bei einer WM eher darum, das Ausmaß der sportlichen Katastrophe in Grenzen zu halten. Dieses Ziel wurde mehr als nur erreicht.

Damit hat sich der seit sieben Jahren amtierende Queiroz (der damit schon seit geraumer Zeit längstdienender Trainer der iranischen Verbandsgeschichte ist) auch die Reputation verschafft, offen im TV seinen Intimfreind Branko Ivankovic anzugreifen. Der Trainer von Spitzenklub Persepolis (und Queiroz‘ Vorgänger als Teamchef) war in der Vorbereitung offenbar nicht gerade kooperativ. Ob der Portugiese bleibt, ist noch nicht fix. Der Verband hat aber schon angedeutet, Queiroz unbedingt halten zu wollen.

Saudi Arabien: Eh okay, aber mit klaren Defiziten

Eine Hochgeschwindigkeits-Liga ist jene aus Saudi-Arabien nun nicht gerade. Kann sie auch nicht sein, angesichts der klimatischen Bedinungen und der Qualität der beteiligten Spieler. So in etwa sah dann auch der Auftritt der Saudis bei der WM aus. Die würden schon spielen wollen, und wenn man sie lässt, sieht das auch nicht völlig unbeholfen aus. Aber wenn man an den Schrauben Tempo und/oder Körperlichkeit dreht, sind die Grenzen schnell erreicht.

Besonders auffällig war es in der zweiten Hälfte des Eröffnungsspiels, als Gegner Russland (aus welchen Gründen auch immer…) noch Vollgas geben konnte, als der Akku bei den Saudis längst leer war. Gegen Uruguay wurde einem zwar viel Ballbesitz erlaubt, gegen die routinierten Abräumer um Godín waren die Araber machtlos. Immerhin konnte man gegen die lustlose Truppe aus Ägypten den ersten WM-Sieg seit 24 Jahren einfahren. Wenn auch mit Hilfe des eher bockigen Referees.

Juan Antonio Pizzi, der neunte Teamchef in den letzten acht Jahren, verpasste dem Team eine aktive Spielweise, die so gut funktionierte, wie man das nach einem halben Jahr im Amt realistisch erwarten kann. Der Auftritt hat – wie auch das unglückliche 1:2 in Deutschland im letzten WM-Test – gezeigt: Es wäre schon das Potenzial da, wieder an die 1990er-Jahre anzuschließen, als man Asiens beste Mannschaft war. Man spielte nun nicht mehr, so wie beim Asiencup-Vorrunden-Aus 2015, „recht konsequent auf eigene Faust und recht gezielt aneinander vorbei“.

Langhaltigen Effekt wird Pizzis Arbeit aber nur haben können, wenn man ihm zumindest mittelfristig etwas Zeit gibt. Zu erwarten ist dies aber trotz seiner Vertragsverlängerung bis zum Asiencup im Jänner 2019 nicht zwingend. Länger als zwei Jahre durfte seit 1984 niemand als saudischer Teamchef wirken.

Australien: Farblos drübergerettet

System-Varianten von 4-2-3-1 (bei der WM 2014) über 4-3-3 (beim Asiencup-Sieg 2015) bis hin zu Spielereien mit Dreierkette, dazu positive Spielweise und voller Einsatz: Das waren die Socceroos unter Ange Postecoglou. Nachdem dieser kurz nach gerade noch geschaffter Qualifikation zurücktrat, engagierten die Australien Bert van Marwijk als Feuerwehrmann.

Den holt man sich, um ein Turnier wie die WM einigermaßen solide und ohne riskante Experimente zu überstehen. Das relativ starre 4-4-1-1 mit defensiver Ausrichtung brachte die Australier mit Anstand durch das Turnier, ohne einen Eindruck zu hinterlassen. Gegen gelangweilte Franzosen wurde nur knapp 1:2 verloren und gegen Dänemark ein solides 1:1 geholt. Aber als es noch eine theoretische Chance auf das Achtelfinale gab, wurde beim 0:2 gegen Peru sehr wenig Gegenwehr geleistet.

Im Nachgang wird in Australien debattiert, ob der Zugang zu negativ war oder ob das limitierte Personal nicht mehr erlaubte. Das eher wilde Spiel unter Postecoglou hat zwar oft Spaß gemacht, aber auch zu haarsträubenden Punktverlusten gegen Thailand und den Irak sowie einer Niederlage gegen Jordanien geführt. Sicher ist nur: Individuell kann die aktuelle Mannschaft jener von 2006 nicht das Wasser reichen.

Seither stagniert Australien. Das hat gereicht, um 2015 beim Asiencup als Einäugiger unter den Blinden den Titel zu holen. Aber wie bei den Kollegen vom Kontinent gilt auch hier: Die Entfernung zur Spitze wird seit geraumer Zeit eher größer als kleiner.

Wer hat gefehlt?

Niemand von sportlichem Belang. Zwei Teams müssen aber dennoch angesprochen werden: China, weil dort viel Geld in die Liga gepumpt wird. Und Katar, weil dort in vier Jahren die WM über die Bühne gehen wird.

Seit knapp zwei Jahren soll bei China nun Marcello Lippi für einen Aufschwung sorgen. Nach dem soliden, aber etwas uninspirierten Auftritt beim Asiencup 2015 (Aus im Viertelfinale) hätte man die WM-Quali beinahe schon vor der Finalrunde verbockt. Dort holte Lippi zwar elf Punkte aus sechs Spielen, den davor aufgerissenen Rückstand konnte er aber nicht mehr aufholen. Der Asiencup 2019 wird der Lackmustest sein, ob die teuren Stars in der Liga dem Nationalteam wirklich weiterhelfen. Das Viertelfinale (programmgemäß laut Auslosung gegen Iran oder Saudi-Arabien) darf da nicht die Endstation sein.

Ähnliches gilt auch für Katar, obwohl realistisch betrachtet schon das Erreichen des Viertelfinales eine Überraschung wäre. Als Trainer fungiert nun Félix Sánchez, ein Spanier, der schon in Barcelonas „La Masia“ und im katarischen Leistungszentrum „Aspire Academy“ gearbeitet hat, und mangels eigenem Talent wird fleißig eingebürgert. Der 2,03-m-Torhüter Ababacar kommt aus dem Senegal, Abwehchef Ró-Ró ist Portugiese, Sechser Karim Boudiaf ist Franzose, Linksaußen Boualem Khoukhi ist Algerier. Dazu kommen noch eine Handvoll Ägypter und ein Achter aus Bahrain, den man beim Liga-Klub Al-Sadd bei Xavi in die Lehre geschickt hat. Drei Kataris hat man beim belgischen Erstligisten KAS Eupen geparkt, der den Scheichs gehört.

Weiter als ins Viertelfinale (zuletzt 2011 unter Bruno Metsu) hat es für Katar beim Asiencup noch nie gereicht und die Zeit des Experimentierens ist nun langsam vorbei. Für die Handball-Heim-WM 2015 hat sich Katar zwölf Spieler eingebürgert und ist so bis ins Finale gekommen. Es ist zu vermuten, dass die FIFA – die dergleichen ja eigentlich nicht gerne sieht – im Falle des Falles das eine oder andere Einbürgerungs-Auge zudrücken würde. Als Gastgeber muss Katar ein Team stellen, das zumindest ins Achtelfinale kommen kann.

So geht es weiter

Im Jänner 2019, also in einem halben Jahr, findet der schon mehrfach angesprochene Asiencup in den Vereinigen Arabischen Emiraten statt. Wie beim Afrikacup wurde auch beim asiatischen Titelturnier von 16 auf 24 Teilnehmer erhöht. Im Unterschied zu Afrika wird dies dem Asiencup aber sehr wohl schaden. Schon 2015 konnte die Hälfte der 16 Teams keinen gerade Pass spielen und erst ab dem Viertelfinale wurden die Spiele einigemaßen vorzeigbar.

Australien ist Titelverteidiger, Favoriten sind die üblichen Verdächtigen (also die fünf asiatischen WM-Teilnehmer plus unter Umständen China). Da auch Fußballzwerge wie Turkmenistan, Kirgisien, Palästina und sogar der im Krieg zerrüttete Jemen dabei sein werden, sind zumindest in der Gruppenphase einige sehr einseitige Spiele zu erwarten.

Das Turnier von 2015 stand unter der Frage, inwieweit sich die geprügelten WM-Teilnehmer wieder erholen können und wie (vier Jahre nach dem recht ansprechenden Turnier von 2011) das sportliche Niveau sein würde (Antwort: Sehr bescheiden). Die Ausgangslage für den Asiencup 2019 lautet: Ist der Aufschwung echt oder waren es nur singuläre Ergebnisse?

Und: Wie schlägt sich Katar, dreieinhalb Jahre vor der Heim-WM?

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Schwungvolle Australier gewinnen ziemlich schwunglosen Asiencup https://ballverliebt.eu/2015/02/01/schwungvolle-australier-gewinnen-ziemlich-schwunglosen-asiencup/ https://ballverliebt.eu/2015/02/01/schwungvolle-australier-gewinnen-ziemlich-schwunglosen-asiencup/#comments Sun, 01 Feb 2015 14:32:33 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10816 Schwungvolle Australier gewinnen ziemlich schwunglosen Asiencup weiterlesen ]]> Beim 16. Asiencup siegte zum siebenten Mal der jeweilige Gastgeber – und zum ersten Mal das Team aus Australien. Verdient – nach einem Turnier, das allerdings über weite Strecken alles andere als sehenswert war. Verglichen mit dem durchaus ordentlichen Niveau beim letzten Turnier vor vier Jahren haben 90 % der Teams stagniert oder wurden sogar schlechter.

Dass ein Trainer mit seinem Team das Turnier gewonnen hat, der rechtzeitig die Probleme seiner Mannschaft erkannt und angeganen ist – und dabei die WM als Testturnier betrachtet hat – ist folgerichtig. Die Konsequenz, mit der Ange Postecoglou seine Australier in den letzten 14 Monaten nach seinen Vorstellungen formte (und mit dem Segen des Verbands auch formen durfte), darf durchaus als Vorbild für andere Teams herhalten.

Australien: Verdienter Sieger

Australien. Teamchef: Ange Postecoglou
Australien: Mit viel Schwung und Wille und den wenigsten Aussetzern zum Titel.

Wie erwartet: Australien war nicht die individuell beste Mannschaft des Turniers, aber diejenige, die am meisten Schwung und Unternehmensgeist zeigte und dabei sich die wenigsten Aussetzer leistete. Die von Ange Postecoglou seit seinem Amtsantritt vor 14 Monaten radikal verjüngte Truppe strahlte genau jene Verve aus, die ihr vor allem unter Vorgänger Holger Osieck – trotz des Finaleinzugs beim Asiencup 2011 – dramatisch gefehlt hat.

Oldboy Tim Cahill hat zwar nur noch Luft für 70 Minuten, aber sein Einsatzwille riss das Team mit, während Mile Jedinak und Mark Milligan – die einzigen beiden verbliebenen Routiniers in der Stammformation – für die Struktur im Spiel sorgten. Das 4-3-3 (bei der WM spielte Postecoglou noch in einem 4-2-3-1) entspricht den Stärken des Teams am Ehesten. Mit dem Vorwärtsdrang und der geschickten Raumaufteilung wurden Gegner oft zu langen Bällen gezwungen, die bei der robusten Abwehr der Aussies wenig erfolgversprechend waren. Zudem zeigte sich Mat Ryan als exzellenter Schlussmann und war wohl der beste Goalie des Turniers.

Im Finale gegen Südkorea litt man darunter, dass Tim Cahill in sehr effektive Manndeckung genommen wurde, letztlich waren es aber genau die Attribute des Never-Give-Up, die das entscheidende Siegestor in der Verlängerung brachten. Australien ist sicher der verdiente Sieger des Turniers und hat gezeigt, dass durchaus taugliche Spieler nachkommen wenn altverdiente Leute wie Tim Cahill nicht mehr da sind.

Südkorea: Etwas mehr Initiative – aber…

Südkorea. Teamchef: Uli Stielike
Südkorea: Nicht so miserabel wie bei der WM, aber immer noch nicht überzeugend.

Bei der WM waren die Koreaner eine der größten Enttäuschungen. Nach den drei Schritten zurück, die unter Uli Stielikes Vorgänge Hong Myung-Bo gemacht wurden, ging es nun zumindest einen wieder nach vorne. Aber obwohl Stielike kräftig das Personal gewechselt hat, änderte sich an der Herangehensweise nur wenig. Man zeigte zwar – vor allem gegen schwächere Gegner – dass man durchaus in der Lage ist, mit geschickten Pressingwegen die Spieleröffnung der Kontrahenten zu unterbinden, aber der Zug zum Tor fehlte weiterhin völlig.

Natürlich half es auch nicht, dass sich Zehner Koo Ja-Cheol (von Mainz) und Lee Chung-Yong (von Bolton) früh verletzten und sich der Leverkusener Son Heung-Min in der Vorrunde auch mit einer Blessur herumplagte. Aber dass Park und Ki oft beide vor den Innenverteidigern stehen blieben, dass man den Usbeken im Viertelfinale die Flanken komplett überließ, dass – ganz generell – nicht wesentlich mehr Initiative ergriffen wurde, bei einem Personal, dass das absolut zulässt, ist schon eher verwunderlich.

Südkorea ist trotz des großen individuellen Potenzials und einer Schiffsladung von Spielern, die in starken europäischen Ligen (und auch in nicht so schlechten asiatischen Ligen) spielen, weit davon entfernt, das Potenzial auszuschöpfen. Daran änderte bislang auch Stielike nichts, und daran ändert vorerst auch der Einzug in dieses Finale nichts.

Japan: Trend der letzten Jahre bestätigt

Japan. Teamchef: Javier Aguirre
Japan: Grandiose Leistungen wechselten sich mit schwächlichen Darbietungen ab.

Wer sich an Japans Auftritte beim Confed-Cup im Sommer 2013 erinnert, wird wissen: Es gab ein grandioses Match gegen Italien, aber einen ganz guten aber harmlosen gegen Mexiko und einen völlig flachen gegen Brasilien. Bei der WM im letzten Sommer schied Japan sang-, klang- und sieglos aus.

Der Eindruck aus den Jahren nach dem glanzvollen Asiencup-Titel 2011 bestätigte sich auch diesmal: Die Mannschaft hat es immer noch drauf, einen guten Tag zu haben und einen Gegner völlig zu zerstören – wie in der Vorrunde gegen den Irak. Das Spiel endete zwar „nur“ 1:0, aber auch ein 6:0 oder ein 7:0-Sieg der Japaner wäre nicht zu hoch gewesen.

Und dann aber gibt es wieder Spiele, in denen man zwar 75 % Ballbesitz hat, sich gegen einen geschickt agierenden Gegner aber damit begnügt, den Ball zu haben und eben weder Glanz noch Torgefahr versprüht, wie im Viertelfinale gegen die Emirate. Die 36 Torschüsse, die den Japanern da am Ende verrechnet wurde, spiegeln das Geschehen nämlich nicht wieder: Da war kaum eine einzige ernsthafte Torchance dabei, ehe es in der 80. Minute das 1:1 gab. Es folgten zehn Minuten, in denen man das Spiel locker entscheiden hätte können, ehe in der Verlängerung wieder gar nichts passierte und 25-Meter-Schüsschen Richtung Eckfahne schon als Torschuss gewertet wurden.

Das Viertelfinal-Aus (im Elferschießen gegen die Emirate) ist nur logisch und folgerichtig. Wer auch immer Nachfolger von Javier Aguirre wird, steht vor der schwierigen Aufgabe, eine an sich nicht übertrieben überalterte Mannschaft (nur bei Hasebe und Endo wird es nicht mehr lange gehen) umzubauen und neu zu erfinden, denn die aktuelle weist mit etwa Honda, Kagawa und Nagatomo zu viele hoch veranlagte, aber mittlerweile zu wenig konstante Spieler auf. Dass Takashi Inui – der einzige Neue in der Startformation gegenüber der WM – auch schon 26 Jahre alt ist, ist kein gutes Zeichen.

China und Saudi-Arabien: Besserung / Beständigkeit

China: Variabel vom System her,
China: Sehr systemvariabel und eine klare Philosophie, aber nicht sehr aufregend.

Ihre Liga haben sie schon zu einer der Top-Adressen in Asien gepimpt, auf Nationalteam-Ebene aber hinken die Chinesen seit jeher ihren großen Ansprüchen hinterher. Vor vier Jahren blieb man nach einer vor allem inhaltlich komplett heillosen Vorrunde schon in einer wirklich nicht besonders schweren Gruppe hängen, in der Folge konnte auch ein Star-Trainer wie José Antonio Camacho den Abwärtstrend nicht stoppen.

Für dieses Turnier holte man sich Alain Perrin, Ex-Meistercoach von Olympique Lyon, und dieser schaffte es nun, darauf aufzubauen, dass die Spieler aus einer Liga kommen, in der absolute Qualitätstrainer vom Schlage eines Lippi oder Eriksson am Werk sind. Ob also mit einem 4-4-2 (wie gegen die Saudis), einem 5-1-3-1 (wie gegen Usbekistan), einem 4-2-3-1 (wie gegen Nordkorea) oder einem 4-3-3 (wie im Viertelfinale gegen Australien): Die Mannschaft kann sich vom System her gut dem Gegner anpassen, ohne dabei ihre grundsätzliche Philosophie ändern zu müssen.

Perrin  verpasste dem chinesischen Team eine Safety-First-Spielweise. Nach Ballgewinn wird selten schnell umgeschaltet, sondern erst einmal darauf geachtet, dass man den Besitz sichert. Mit einem sehr guten Goalie und einer meist recht sicheren Hintermannschaft war das in der Regel nicht aufregend zum zusehen, aber es erfüllte den Zweck. Mit drei Arbeitssiegen wurde die Vorrunde souverän überstanden, ehe man im Viertelfinale gegen die australische Wucht keine Chance hatte.

Angesichts der Tatsache, dass das Team ein Durchschnitts-Alter von 26 Jahren hat und die nächste WM in drei Jahren steigt, hat China in der aktuellen Generation aber nur eine Chance, sich für eine WM zu qualifizieren. So gesehen kann dieser Kader nur ein Übergangs-Team sein, wenn man aus der guten Arbeit, die national gemacht wird, längerfristig Kapital schlagen möchte.

S.-Arabien:
S.-Arabien: Mit Potenzial, aber es ist kein Team. Man spielt aneinander vorbei.

Bei den Saudis war alles wie immer, in den letzten Jahren: Die individuelle Qualität wäre durchaus vorhanden, aber es fehlt komplett an jeder Kontinuität im Umfeld, um diese auch in ein stimmiges und funktionierendes, inhaltliches Konzept einzubetten. Der Nachfolger von Cosmin Olaroiu, der auch nur für dieses Turnier verpflichtet wurde, wird bereits der siebente (!) Teamchef seit 2011 sein.

So spielten die Saudis bei diesem Turnier auch wieder recht konsequent auf eigene Faust und recht gezielt aneinander vorbei. Eine recht ansprechende halbe Stunde gegen China reichte nicht, gegen die Nordkoreaner musste man nur auf gegnerische Fehler warten und gegen Usbekistan fehlte es bei allem Ballbesitz eklatant am Zug zum Tor. An Auftritten wie bei diesem Turnier wird sich auch nichts grundlegendes ändern, ehe man nicht einem Teamchef mal über vier, fünf Jahre hinweg die Chance gibt, seinen Stempel längerfristig der Mannschaft aufzudrücken.

Dass das Team, das in der Blütezeit in den 90er-Jahren ein solides Top-30-Team weltweit war, mittlerweile im Elo-Ranking auf Rang 86 und im der FIFA-Weltrangliste jenseits von Platz 100 abgestürzt ist, hat man sich komplett selbst zuzuschreiben.

WM-Gastgeber 2022: Katar sportlich meilenweit weg

Katar:
Katar: Kein Konzept, keine einstudierten Spielzüge, kaum individuelle Qualität.

Das sollte der Grundstock jenes Teams sein, auf das Katar für die Heim-WM in sieben Jahren aufbaut. Wenn man die Spiele bei diesem Asiencup mit jenem beim Heim-Turnier vor vier Jahren vergleicht, ist allerdings ein eklatanter Rückschritt erkennbar.

Bis auf den trickreichen Hassan al-Haidos, den schon relativ routinierten Khalfan Ibrahim und der mobilen Sturmspitze Mohammed Muntari (einem eingebürgerten Ghanaer) ist niemand dabei, der auch nur annähernd die Qualität für ein WM-Team hätte. Die Abwehr agiert oft naiv, der Torhüter ist ein ständiges Sicherheitsrisiko, aus dem Zentrum kommen keine Impulse und niemand scheint zu wissen, was der andere gerade vorhat – so etwas wie einstudierte Laufwege oder gar Spielzüge suchte man drei Spiele lang vergeblich – vor allem der letzte Punkt erinnert frappant an Österreich unter Constantini, mit dem Unterschied, dass dort die individuelle Qualität höher war. Beim 1:4 gegen die Emirate war man komplett überfordert, gegen den Iran hielt man zumindest das Ergebnis von 0:1 knapp, und dass man dann auch noch gegen die wirklich nicht besonders gute Truppe vom kleinen Nachbar Bahrain verlor, war das Tüpfelchen auf dem i.

Nicht deutet im Moment darauf hin, dass Katar 2022 eine auch nur halbwegs konkurrenzfähige Mannschaft in die Heim-WM schicken kann. Aus aktueller Sicht besteht die einzige Hoffnung, dass man es so macht wie die Handballer – alles einbürgern, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, und sich mit der Gunst der Referees die nötigen Resultate holen.

VAE und Irak ganz gut, Iran und Usbekistan harmlos

VAE:
VAE: Hinten kompakt, schneidig im Stören und dazu vorne noch Wuschelkopf Omar.

Mit zwei Halbfinalisten konnte man vor dem Turnier nicht direkt rechnen: Mit den Emiraten – die am Ende Dritter wurden – und dem Irak. Dabei ist das Team aus den VAE das einzige, das sich gegenüber dem Cup vor vier Jahren wirklich signifikant verbessert hat. Damals, unter Srecko Katanec, schied man klar in der Vorrunde aus. Der aktuelle Teamchef Mahdi Ali formte aus den Kickern aus Dubai, Abu Dhabi und Al-Ain eine kompakte, gut funktionierende Truppe und hatte zudem die ganz große Entdeckung des Turniers in seinen Reihen: Spielmacher Omar Abdulrahman.

Der 23-Jährige, dessen Frisur – eine Mischung aus Marouane Fellaini und David Luiz – ihn schon rein optisch zu einer auffälligen Erscheinung werden lässt, ist das Um und Auf bei den Emiraten. Er ist mit allen Freiheiten ausgestattet, die Mitspieler rennen für ihn mit und decken geschickt die Räume ab, die er mit seinem freigeistigen Positionsspiel reißt. Die Viererkette und die beiden Sechser harmonieren gut und man traute sich auch, auf dem Papier klar überlegene Gegner die Japan aktiv zu stören. Mit Ahmed Khalil gibt es einen robusten Stoßstürmer, mit Ali Mabkhout einen flinken und torgefährlichen Offensiv-Allrounder, mit Amer Abdulrahman einen ruhigen Passgeber aus der Zentrale heraus.

Es ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Emirate nun glanzvoll für die nächste WM qualifizieren werden, aber man wird sicher deutlich näher dran sein als letztes Mal – da kassierte man gegen Südkorea, Kuwait und den Libanon bereits in der Zwischenrunde fünf Niederlagen in sechs Spielen.

Irak
Irak: Jung und mit guten Ansätzen, aber gegen gute Gegner viel zu passiv.

Auch der Irak kam zumindest einen Schritt weiter, als es der Papierform entsprochen hätte. Mit dem Shoot-Out-Sieg nach dem 3:3 nach Verlängerung gegen den Iran – dem mit sehr viel Abstand aufregendsten Spiel des Turniers – sicherte man sich den Platz im Semifinale. Die gegenüber dem Viertelfinal-Team 2011 auf sieben Positionen veränderte (und auf im Schnitt 24,1 Jahre verjüngte) Mannschaft spielte einen kompakten und eher auf Sicherheit bedachten Fußball – so spielte Abdul-Zahra, eigentlich ein Achter, konstant als hängende Spitze. Dazu war man vor allem gegen die stärkeren Teams (also Japan in der Vorrunde und Südkorea im Halbfinale) viel zu passiv, ließ das Spiel nur über sich ergehen.

Der Irak hat von einer günstigen Auslosung und relativ schwacher Konkurrenz profitiert. Man hat sicher eine ordentliche Mannschaft, die weiterhin konstant um asiatische Viertelfinali und in WM-Quali-Finalrunden der Top-10 des Kontinents mitspielen kann. Mehr ist aber nur drin, wenn mehr der jungen Spieler den Weg in bessere Ligen in der Region, wie die saudische oder die aus Katar, finden. Bleibt es dabei, dass die halbe Mannschaft beim nationalen Spitzenklub Al-Shorta in Bagdad spielt, wird es mit der Weiterentwicklung schwierig.

Iran
Iran: Nach vorne weiter mittellos, im Viertelfinale ging’s auch hinten schief.

Das mit der Weiterentwicklung ist auch beim Iran so eine Sache. Bei der WM machte man im Rahmen der (sehr begrenzten) spielerischen Möglichkeiten einen ganz ordentlichen Eindruck, aber man kann keine nach vorne stürmenden Ballkünstler herzaubern, wo einfach keine sind. Gegenüber der WM ließ Carlos Queiroz die Außenstürmer deutlich höher spielen, wollte mehr Druck ausüben gegen deutlich schwächere Kontrahenten als bei der WM. Das Mittelfeld ist mit Nekounam, Teymourian und Shojaei aber weiterhin alte Herren, die nicht besonders kreativ sind.

So blieb weiterhin nur die Variante „Hinten dicht und vorne beten“. Bis auf das Viertelfinale gegen den Irak – bei dem nach einer halben Stunde Linksverteidiger Pouladi des Feldes verwiesen wurde – stand die Defensive gewohnt sicher, aber nach vorne war halt nicht viel los. Mit dem jungen Sardar Azmoun, der in der russischen Liga unter Vertrag staht, gibt es zwar einen Hoffnungsträger im Sturmzentrum. Aber wenn er kaum brauchbare Bälle bekommt, kann auch ein solcher wenig ausrichten. In der Vorrunde gab es mit 4:0 Toren drei Siege. Im Viertelfinale war Schluss.

Usbekistan
Usbekistan: Solide, aber zuweiles etwas blutleer. Kein Schritt nach vorne.

Wie der Iran war auch Usbekistan als Gruppenkopf gesetzt (wie Gastgeber Australien und Titelverteidiger Japan), wie beim Iran war auch für die ehemalige Sowjet-Republik im Viertelfinale Endstation. Die Weißen Wölfe waren vor allem bei Flanken brandgefährlich und standen in der Abwehr recht solide (die beiden Gegentore gegen China kann man der Defensive kaum anlasten), scheiterten aber dennoch eher an sich selbst.

Teamchef Kosimov vollzog seinen Generationswechsel nämlich genau während des Turniers. Nach blutleeren Auftritten gegen China eliminiert er Kapitän Dsheparov und Routinier Kapadze und ersetzte sie durch junge Spieler, wie etwa Zehner Iskanderov (der Usbekistan bei der U-20-WM vor anderthalb Jahren ins Viertelfinale geführt hatte). Denen fehlte aber die nötige Routine und Persönlichkeit, um das Team an sich zu reißen. Man rettete sich ins Viertelfinale, dort war Endstation.

Gegen Südkorea kontrollierte man zwar die für dieses Team so wichtigen Flanken, aber es fehlte die Linie und der Punch aus der Zentrale heraus. So gab es zwar vor allem in der Anfangsphase gute Chancen, aber je länger das Spiel dauerte, desto mehr wurde deutlich, dass man gegenüber dem Halbfinal-Einzug 2011 keinen Schritt nach vorne gemacht hat.

Der schwindlige Rest

Mit gutem Willen kommt man also auf neun Teams, die halbwegs brauchbar Fußball spielen können. Der Rest – darunter auch das schon angesprochene Team aus Katar – war zuweilen von einer erschütternden Schwindligkeit, die dafür sorgte, dass man sich gerade die Vorrunde kaum ansehen konnte. Darunter etwa das Team aus Nordkorea, das zwar nicht grundsätzlich unbegabt ist, aber als Folge der kompletten Isolation des Landes vor allem im Abwehrbereich mit einer erstaunlichen Naivität zu Werke ging und daher auch folgerichtig alle drei Spiele verdient verlor.

Der Rest des untauglichen Teilnehmerfeldes bestand aus den kleinen Ländern im arabischen Raum. Also etwa die im Video gezeigte Truppe aus Kuwait, die in der Regel schon am ersten Pass aus der Abwehr heraus kläglich scheiterte. Oder die Underdogs aus Palästina, für deren Identität die Teilnahme wichtig war und sich auch im Rahmen der Möglichkeiten achtbar schlug, aber aufgrund der fehlenden Qualitäten dreimal deutlich verlor.

Zumindest einmal gewonnen hat der Oman, der in den letzten Jahren gute Ansätze zeigte, aber wo auch Paul le Guen (3x Meister mit Olympique Lyon) mit seiner Dreierkette nichts daran ändern konnte, dass Australien und Südkorea außerhalb der Reichweite bleiben. Einen Schritt zurück ging es bei Jordanien – vor vier Jahren gut organisierter Viertelfinalist, nun unter dem Engländer Ray Wilkins und seiner Mittelfeld-Raute zwar immer noch ganz okay hinten, aber völlig harmlos vorne (vom Spiel gegen die überforderten Palästinenser abgesehen). Und Bahrain konnte zwar durchaus verdient den ambitionierten Nachbarn Katar bezwingen, war aber auch meilenweit von echter Qualität entfernt.

Fazit: Negativer WM-Eindruck wurde bestätigt

Vor diesem Hintergrund ist es besonders befremdlich, dass für das Turnier 2019 (dessen Gastgeber noch nicht feststeht – im März fällt die Entscheidung zwischen dem Iran und den Emiraten) das Teilnehmerfeld von bisher 16 – was aufgrund der fehlenden Leistungsdichte schon um mindestens vier Teams zu viel ist – auf 24 aufgeblasen wird. Ein erst ab dem Viertelfinale einigermaßen kompetitives Turnier wird damit sportlich noch weiter entwertet. Annähernd zwei Drittel des Feldes wird aus teilweisen bis völligen Blindgängern bestehen.

Was dieser Asiencup bestätigt hat, war der negative Gesamteindruck, den Asiens Teams bei der WM hinterlassen haben. Australien zeigt schon in Brasilien noch das meiste ausgeschöpfte Potenzial, daran hat sich bis zu diesem Turnier nichts geändert. Von den Enttäuschten konnte weder Südkorea, noch Japan und der Iran einen wirklichen Turnaround vollziehen. Ein paar andere zeigen gute Ansätze, aber bei auf die VAE (deutlich) und China (ein wenig) wurde gegenüber 2011 sonst niemand besser.

Womit auch das Argument der arabischen Verbändie ins Leere läuft, die die Turniersieger Australien wieder aus dem asiatischen Verband werfen wollen – sie sind der Meinung, die Socceroos würden ihnen einen möglichen WM-Platz wegnehmen und nur ein zusätzlicher (und noch dazu) starker Konkurrent sein. Da es aber gerade die arabischen Teams waren, die bei diesem Turnier ganz besonders schlecht waren, ist wohl eher das Gegenteil wahr:

Im Moment bewahrt nur Australien die asiatischen Verband von der kompletten sportlichen Bedeutungslosigkeit.

(phe)

Asiencup komplett

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Standort-Bestimmung nach WM-Demütigung: Asiencup in Australien https://ballverliebt.eu/2015/01/05/asiencup_australien_vorschau_japan_korea_iran_china_saudi/ https://ballverliebt.eu/2015/01/05/asiencup_australien_vorschau_japan_korea_iran_china_saudi/#respond Mon, 05 Jan 2015 18:55:56 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10769 Standort-Bestimmung nach WM-Demütigung: Asiencup in Australien weiterlesen ]]> Asien galt als der absolute Boom-Kontinent im Weltfußball, schien Afrika nicht nur überholt, sondern längst abgehängt zu haben. Und dann das: Eine WM, bei der Asiens vier Vertreter so hergeprügelt wurden, dass am Ende drei Remis und neun Pleiten zu Buche standen, aber nicht ein einziger Sieg. Nun, ein halbes Jahr später, steigt in Australien der 16. Asiencup. Dieser wird der erste Anhaltspunkt sein, wer die Kurve am besten gekriegt hat. Die Favoriten sind die üblichen Verdächtigen: Japan, Südkorea, Australien, mit Abstrichen der Iran. Und zwei gefallene Riesen kämpfen um den Anschluss.

Titelverteidiger Japan (Gruppe D)

Japan
Japan. Teamchef: Javier Aguirre

Vor vier Jahren war Japan die deutlich beste Mannschaft des Turniers und fuhr mit einem 1:0-Finalsieg gegen Australien den verdienten Titel ein. Bei der WM vor einem halben Jahr aber zeigte man sich etwas überaltert und über dem Zenit – eine Blutauffrischung tat Not. Javier Aguirre, der schon zweimal Mexiko bei WM-Endrunden betreut hatte, übernahm von Alberto Zaccheroni und versuchte sich schon an einer sanften Verjüngung.

Die Zeit für einen echten Neuaufbau war aber zu kurz, so müssen es überwiegend noch die Alten richten – vor allem in der Mittelfeld-Zentrale gibt es Baustellen. Kapitän Hasebe und Routinier Endo haben ihre besten Jahre lange hinter sich, in den Testspielen war Dortmunds Kagawa gesetzt – trotz mangelnder Spielpraxis und völliger Formfreiheit. Auch Torjäger von internationalem Format konnte sich Aguirre in den sechs Monaten nicht schnitzen, so wird wohl wieder der Mainzer Okazaki vorne ran müssen. Der ist zwar ein guter Stürmer, wäre aber noch wertvoller auf dem Flügel.

Dorthin muss Keisuke Honda ausweichen, der aber eigentlich ein Zehner ist – wie auch Hiroshi Kiyotake von Hannover. Rechts verzichtete Aguirre auf den Schalker Uchida, dessen Klasse hat Gutoku Sakai nicht. Junge Kräfte wie Achter Gaku Shibasaki (22) und die Innenverteidiger Gen Shoji (22) und Naomichi Ueda (20, alle von den Kashima Antlers) sowie Flügelspieler Yoshinori Muto (22, FC Tokio) dürfen mal reinschnuppern, eine Hauptrolle werden sie aber kaum spielen dürfen.

Ernsthafte Konkurrenz haben die Japaner in ihrer Gruppe D dennoch nicht: Weder der Irak (Sensations-Sieger von 2007, aber sonst nicht mehr als ein beständiger Asien-Cup-Viertelfinalist) noch Jordanien (unter dem legendären Ex-Chelsea-Co-Trainer Ray Wilkins) haben die Qualität, um Japan zu gefährden. Palästina hat sich über die Runde der Fußballzwerge qualifiziert und wird dreimal deutlich verlieren.

Südkorea & Gastgeber Australien (Gruppe A)

Australien
Australien. Teamchef: Ange Postecoglou

Trotz dreier Niederlagen hat Australien von allen asiatischen Teams bei der WM den mit Abstand besten Eindruck hinterlassen. Für Teamchef Ange Postecoglou war das Turnier in Brasilien angesichts der übermächtigen Gruppengegner (Holland, Spanien und Chile) auch „nur“ ein Testlauf für den Asiencup im eigenen Land.

Schon vor der WM wurde eine radikale Verjüngung eingeleitet, von den „Alten“ sind nur noch Spielmacher Tim Cahill und die Mittelfeld-Routiniers Jedinak und Bresciano übrig. Das Team zeigte Schwung, unbändigen Willen und steckte nie auf. Die individuelle Qualität ist bei anderen Teilnehmern zweifellos zum Teil deutlich höher, aber kaum ein Titelkandidat präsentierte sich zuletzt annähernd so sehr als verschworene Einheit wie Australien.

Das alles, verbunden mit dem Heimvorteil und einem Publikum, das in den letzten zehn Jahren immer mehr seine Liebe zum Fußball entdeckt hat, macht Australien sicherlich einem der absoluten Titelkandidaten.

Südkorea. TC: Uli Stielike
Südkorea. Teamchef: Uli Stielike

Bei Südkorea musste nach der fürchterlich vercoachten WM Teamchef Hong Myung-Bo gehen, der Rekord-Teamspieler wurde durch den Deutschen Uli Stielike ersetzt. Was die Kaderqualität angeht, ist Südkorea einer der ganz großen Top-Favoriten. Die Frage ist nur, ob es in den vier Monaten von Stielikes Amtszeit gelang, aus einer extrem passiven Herangehensweise eine so aktive zu machen, wie es dem Kader entspräche.

Denn mit Leverkusens Son Heung-Min, dem Mainzer Koo Ja-Cheol und Lee Chung-Yong von Bolton ist wohl mehr Offensiv-Qualität vorhanden als in jeder anderen Mannschaft, mit dem in der Premier League gestählten Ki Sung-Yueng (Sunderland) und Park Joo-Ho (auch aus Mainz) ist auch Erfahung auf hoher Qualität im defensiven Mittelfeld vorhanden. Auch auf den Außenbahnen gibt mit Kim Jun-Su (Hoffenheim) und Cha Doo-Ri (früher Celtic und Freiburg) europäische Erfahrung. Dass es keinen Stoßstürmer von Format gibt, sollte dabei schon zu verschmerzen sein.

Schafft es Südkorea, die vorhandenen PS auf die Straße zu bringen, führt der Titel nur über dieses Team. Es wäre der erste für dieses Land seit 1960.

Mitfavorit Iran (Gruppe C)

Iran. TC Queiroz
Iran. Teamchef: Carlos Queiroz

Obwohl sie einem No-Budget-Verband unterstehen, zeigte die Mannschaft aus dem Iran eine – im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten – recht ordentliche WM. Entnervt von den vorsintflutlichen Arbeits-Bedingungen wollte Teamchef Carlos Queiroz eigentlich das Handtuch werfen, der frühere Trainer von Real Madrid und „Co“ bei Manchester United blieb dann aber doch.

Er wird beim Asien-Cup nun dem gleichen Personal vertrauen wie bei der WM in Brasilien. Es ist zu erwarten, dass der Iran nicht ganz so defensiv agieren wird wie letzten Sommer, die Probleme im Spiel nach vorne werden aber grundsätzlich die gleichen bleiben: Das zentrale Mittelfeld ist routiniert, aber nicht besonders kreativ. Der Vorwärtsgang ist nicht die Stärke, Stürmer Reza Ghoochannejhad wurde von Englands Zweitligist Charlton zuletzt nach Kuwait verliehen, Flügelspieler Jahanbakhsh spielt in Hollands zweiter Liga und Ashkan Dejagah, einst bei Wolfsburg deutscher Meister, spielt mittlerweile bei Al-Arabi – dem Neunten der Liga von Katar.

Härtester Konkurrent in der Gruppe C wird wohl Katar sein. Sieben Jahre vor der geplanten Heim-WM ist dieses Turnier ein erster wirklicher sportlicher Härtetest auf dem Weg dorthin – von dem Kader, der vor vier Jahren im eigenen Land unter dem mittlerweile verstorbenen Trainer Bruno Metsu sehr ordentlich agiert hat und im Viertelfinale am späteren Sieger Japan knapp gescheitert ist, sind nur noch sieben Spieler übrig, darunter nur drei der damaligen Stammkräfte. Im Gegensatz zu 2011 sind nun auch kaum noch Spieler dabei, die 2022 zu alt sind. Zumindest 15 Kaderspieler sind auch tatsächlich Kataris, acht eingebürgerte Kicker sind dabei. Ob der aktuelle Teamchef Djamel Belmoudi 2022 noch im Amt sein wird, ist hingegen äußerst unwahrscheinlich – seit 1984 amtierte kein Teamchef von Katar länger als drei Jahre.

Hauptgegner im Kampf um den erneuten Viertelfinal-Einzug für Katar ist das Team aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain ist mit einiger Sicherheit das schwächste Glied in dieser Gruppe.

Usbekistan und die schlafenden Riesen (Gruppe B)

Usbekistan. Teamchef Mirajlol Kosimov
Usbekistan. Teamchef Mirajlol Kosimov

Direkt sexy ist das Team aus Usbekistan, zumindest aus europäischer Sicht, ja nicht. Zwei Spieler aus der russischen Liga (Denisov von Lok Moskau und Ahmedov von Krasnodar), der Rest spielt überwiegend in verschiedenen asiatischen Ligen (China, Korea, Emirate). Auch eine prickelnde Spielweise ist vom Halbfinalisten des letzten Asiencups nicht zu erwarten.

Eher eine kompakt stehende Mannschaft, die mit guten Verteidigern daherkommt und einem routinierten Mittelfeld. Im Elo-Ranking ist Usbekistan der drittbeste Teilnehmer (hinter Südkorea und dem Iran, gleichauf mit Australien), ist daher auch als Gruppenkopf gesetzt. Deutlich interessanter sind, zumindest was die Entwicklung der jüngeren Vergangenheit angeht, allerdings die Gruppengegner China und Saudi-Arabien.

Bei beiden Ländern klaffen seit geraumer Zeit Anspruch und Wirklichkeit ganz massiv auseinander. Beide sind zuletzt in der WM-Quali nicht einmal in die mit zehn Teams besetzte Finalrunde eingezogen, beide Teams sind beim letzten Asiencup vor vier Jahren kläglich in der Vorrunde gescheitert. Und beide Länder verfügen über finanzstarke Ligen, wo es für die heimischen Spieler wenig Anreiz gibt, ins Ausland zu wechseln.

Bei den Saudis ist der Rumäne Cosmin Olaroiu seit dem Desaster vor vier Jahren bereits der vierte Teamchef, weder Ex-Barça-Coach Frank Rijkaard noch Ex-Real-Madrid-Coach Ramon Lopez Caro konnten einen Aufschwung einleiten. Die Liga, aus der sich der komplette Kader rekrutiert, ist laut AFC-Ranking die zweitbeste Asiens, Olaroiu hat acht Spieler des Champions-League-Finalisten Al-Hilal mit dabei. Das größte Problem ist aber das permanente Chaos, die fehlende Kontinuität und die Inkompetenz im nationalen Verband. Dass die Saudis ihre Teamchefs nach einem schlechten Start während der Turniere entlassen, ist eher die Regel als die Ausnahme.

In China hatte José Antonio Camacho nach den unsagbar peinlichen Vorstellungen vor vier Jahren vom heillos überforderten Teamchef Gao Hongbo übernommen, besser wurde es nicht. Im Gegenteil: Camacho kassierte fürstliche 16 Millionen Dollar in zwei Jahren, in denen er China zielsicher von Platz 47 im Elo-Ranking auf Rang 69 führte und nach einem 1:5-Debakel gegen Thailand entlassen wurde. Alain Perrin, einst Meistertrainer von Olympique Lyon, übernahm. Die mit europäischen Startrainern wie Marcello Lippi, Sven-Göran Eriksson und Radomir Antic künstlich hochgepimpte Liga ist zahlungskräftig, aber Chinas Spieler würden von mehr davon profitieren, gingen sie in sportlich bessere Meisterschaften wie jene in Japan oder Südkorea, oder gar nach Europa. Von ausrangierten Altstars wie Gilardino und Misimovic und einer Heerschaar an mittelmäßigen Brasilianern lernen sie nicht genug.

Dass bei Nordkorea die WM-Teilnahme 2010 eine Eintagsfliege war, ist mittlerweile auch evident. Zwar spielen im aktuellen Kader für das Land ungewöhnlich viele Legionäre (vier – zwei in Japan, zwei in der Schweiz). Aber der Rest schmort in der eigenen Liga, deren Klubs vom Diktator befohlen nicht einmal an Asiens Klub-Bewerben teilnehmen dürfen – und die so geheim ist, dass oft nicht einmal Tabellen oder gar Ergebnisse an die Öffentlichkeit außerhalb des Landes durchgelassen werden.

Der Modus

asiencup

Vier Vierergruppen, aus denen jeweils die besten zwei Teams ins Viertelfinale kommen – es ist genau jener Modus, der auch bei den EM-Endrunden von 1996 bis 2012 höchst erfolgreich zum Einsatz gekommen ist. Die Spiele in Melbourne, Sydney, Canberra, Brisbane und Newcastle werden wegen der Zeitverschiebung am europäischen Vormittag stattfinden und werden auf Eurosport-2 live zu sehen sein.

Australien ist erstmals Ausrichter des Asien-Cups. Rekord-Titelträger ist Japan mit vier Titeln, gefolgt von Saudi-Arabien und dem Iran mit jeweils drei Triumphen. Insgesamt ist dies die 16. Auflage des Turniers, das damit (wie auch die Copa America und der Afrika-Cup) älter ist als die Europameisterschaft. Das Finale findet im Olympiastadion von Sydney statt.

asiencup finals

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Asien bei der WM 2014: 12 Spiele, 3 Remis, 9 Pleiten https://ballverliebt.eu/2014/06/27/12-spiele-3-remis-9-pleiten/ https://ballverliebt.eu/2014/06/27/12-spiele-3-remis-9-pleiten/#comments Fri, 27 Jun 2014 19:50:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10348 Asien bei der WM 2014: 12 Spiele, 3 Remis, 9 Pleiten weiterlesen ]]> Auf der fußballerischen Überholspur hat sich Asien befunden. Die Versprechen, die Afrika vor 20 Jahren abgegeben hatte, schienen von den Asiaten eingelöst zu werden. Aber: Keines der vier AFC-Teams in Brasilien konnte auch nur ein Spiel gewinnen. Vor allem die vermeintlich „Großen“ Japan und Südkorea enttäuschten auf der ganzen Linie. Das Asien-Quartett fuhr in zwölf Spielen 3 Remis und 9 Niederlagen ein.

Japan: Drei Jahre zu früh gepeakt

Was war das für ein großartiges Turnier von Japan beim Asien-Cup vor drei Jahren. Wie ein Wirbelwind überzog man die Konkurrenz, und auch als es in der K.o.-Phase zum Teil etwas harzig wurde, verlor man nie die Übersicht. Kagawa (in seiner ersten Saison bei Dortmund), Honda (nach einem halben Jahr bei ZSKA Moskau) und Okazaki (ein halbes Jahr vor einem Wechsel in die Bundesliga) machten in der offensiven Dreierreihe mit ihrem Tempo und ihren unermüdlichen Rochaden die Gegner wahnsinnig, aus der Defensive stießen Hasebe (Kapitän beim gerade-nicht-mehr-amtierenden Meister Wolfsburg) und Endo nach, über die Seiten machten Uchida und Nagatomo Druck – das unglaubliche Turnier von Letzterem brachte ihm einen Vertrag und einen Stammplatz bei Inter Mailand ein.

Zu wenig Elan, zu wenig Rochade, zu wenig Überraschendes - Japan enttäuschte auf ganzer Linie.
Zu wenig Elan, zu wenig Rochade, zu wenig Überraschendes – Japan enttäuschte auf ganzer Linie.

Alberto Zaccheroni, der entnervt vom alles zerredenden Italien in Japan eine neue Heimat gefunden hatte, formte eines der zu diesem Zeitpunkt fünf besten Teams der Welt. Und das ist der Schlüsselsatz: „zu diesem Zeitpunkt“. Bei der WM in Brasilien war der ganze Schwung weg. Kagawa hat zwei Jahre auf der Bank von Manchester verschleudert, Honda hat in der Serie A noch nicht wirklich Fuß gefasst. Okazaki hat in Mainz eine tolle Saison als Mittelstürmer hinter sich, wird im Team aber auf der linken Seite gebraucht – so muss vorne ein Stürmer von einem deutschen Zweitliga-Mittelständler ran. Endo war nicht fit, Hasebe mit Nürnberg gerade abgestiegen.

Ohne die Rochaden und das wilde Tempo vorne wurde Japan ausrechenbar. Dazu fehlt auch der Druck von den Jungen: Bis auf Stürmer Maeda und den eben nicht auf der Höhe seiner Kräfte agierenden Sechser Endo sind alle Spieler, die in Katar den Asien-Titel 2011 holten, immer noch dabei, und es sind auch keine neuen Leistungsträger wirklich in Sicht: U-20-WM-Endrunden verpasst Japan in schöner Regelmäßigkeit und die jüngeren WM-Fahrer versprechen auch kaum große Entwicklungssprünge.

Diese Generation der Japaner hat sich einen glanzvollen Asien-Titel geholt, aber die WM in Brasilien kam ihr um zumindest zwei Jahre zu spät. Leider.

Südkorea: Kreative falsch oder gar nicht eingesetzt

Beste Voraussetzungen wären das für die Koreaner gewesen: Eine Generation von guten, jungen und aufstrebenden Talenten und Stammspieler in guten europäischen Ligen, gepaart mit einer echt nicht besonders guten Gruppe. Und doch fiel man komplett durch, holte nur einen Punkt und machte auch nie den Eindruck, dass wirklich mehr drin gewesen wäre.

Was bei dem Talente-Pool verwundert, allerdings kommt man nicht umhin, Teamchef Hong Myung-Bo zu unterstellen, diesen völlig verkehrt eingesetzt zu haben. Vor allem im kreativen Zentrum klaffte ein Loch, das man locker schließen hätte können – etwa mit Koo Ja-Chaol, der in Mainz eine bärenstarke Saison spielte, aber als Stürmer verschenkt war. Oder mit Ji Dong-Won, der zu Dortmund wechselt, aber weitgehend ignoriert wurde. So blieb viel zu viel an Leverkusens Son Heung-Min hängen, der die Schwächen im System aber auch nicht ausgleichen konnte.

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Großes Talent, aber auch große Passivität: Südkorea ließ das Spiel der Gegner zu oft über sich ergehen.

Denn vor allem passte die Umsetzung des Systems nicht. Hong ließ in einem flachten 4-4-2 spielen, ohne Kreativ-Spieler im Zentrum, ohne körperlich ausreichend robuste Stürmer für lange Anspiele – aber auch ohne jegliche Form von Pressing. Das war schon beim 1:1 gegen Russland augenfällig, ging aber noch halbwegs gut, weil die Russen auch so ihre Probleme hatten.

Aber dem Schwung, den Algerien vor allem im verdichteten Zentrum aufbaute, war man überhaupt nicht gewachsen. Es gab aber auch keine inhaltlichen Antworten, nur ein kurzes Aufflackern individueller Klasse zu Beginn der zweiten Hälfte gegen Algerien. Sonst nichts. Man ließ das Spiel aller Kontrahenten über sich ergehen. Das war zu wenig.

Und damit ist das sang- und klanglose Ausscheiden auch folgerichtig. Südkorea hätte den Kader für den Achtelfinal-Einzug gehabt, war aber aus 100 % eigenem Verschulden meilenweit davon entfernt, tatsächlich ins Achtelfinale einzuziehen.

Iran: Im Rahmen der Möglichkeiten ganz okay

Deutlich näher dran an der nächsten Runde war der Iran, und das mit dem vermutlich schwächsten Kader aller 32 Endrunden-Teilnehmer. Ashkan Dejagah ist als prominentester Spieler aus der Premier League abgestiegen, Stürmer Ghoochannejhad spielt bei einem englischen Zweitligisten, praktisch alle anderen in der heimischen Liga, der sogar Teamchef Carlos Queiroz „Amateur-Niveau“ bescheinigt.

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Attraktiv zum Zusehen war es nicht, , aber der Iran holte wohl das Maximum aus den Möglichkeiten.

Und doch schaffte es der erfahrene Portugiese, das Optimum aus seinem äußerst limitierten Team herauszuholen. Das strikte Defensiv-Konzept war zwar weder besonders ausgeklügelt noch besonders schön anzusehen, orientierte sich aber an den Stärken und den Schwächen seines Kaders. Robuste, aber nicht besonders schnelle Innenverteidiger. Dazu umsichtige, aber nicht besonders schnelle zentrale Mittelfeld-Spieler. Natürlich gibt’s da keinen Champagner-Fußball.

Dennoch war das Remis gegen Nigeria nie wirklich in Gefahr, hatte man Argentinien am Rande der Niederlage. Natürlich, nach vorne kamen kaum einmal drei Pässe in Folge an und es gab in drei Spielen nur ein einziges Tor. Aber gemessen an den Möglichkeiten war es ganz okay – vor allem, wenn man bedenkt, dass es keine vernünftigen Aufbaugegner gab, man in einem Flughafen-Hotel zwei Stunden vom Trainingszentrum hausen musste und offenbar sogar die Trikots beim Waschen schrumpften.

Dazu machte vor allem Torhüter Alireza Haghighi auf sich aufmerksam. Nur als Nummer drei in den Kader gerutscht, absolvierte der Portugal-Legionär letztlich alle drei Spiele und agierte umsichtig, souverän und weitgehend fehlerfrei. Dazu waren seine schwarzen Stutzen und die schwarzen Schuhe zum ansonsten knall-orangen Outfit im Spiel gegen Bosnien auch einfach stylish ohne Ende.

Australien: Erfolgreiches Test-Turnier trotz null Punkten

Das muss man sich auch erst einmal trauen: Ange Postecoglou übernahm im Herbst ein Team, das schon für die WM qualifiziert war, aber unglaublich unansehnlichen Fußball spielte und gnadenlos überaltert war. Also eliminierte er bis zur Endrunde schrittweise Spieler wie Brett Holman (63 Länderspiele), Sasa Ognenovski (35 Jahre), Josh Kennedy (31 Jahre) und Luke Wilkshere (80 Länderspiele), Carl Valeri (50 Spiele) und Chelsea-Keeper Mark Schwarzer, die vor drei Jahren beim Final-Einzug beim Asien-Cup alle noch dabei waren.

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Hungrige Junge und eine routinierte Achse: Australien verlor zwar alles, überzeugte aber.

So sank der Altersschnitt im Team schlagartig um vier Jahre und nach der Auslosung, die Spanien, Holland und Chile bescherte, gab Postecoglou die klare Direktive aus: Jungs, wir werden untergehen, aber wir werden das mit fliegenden Fahnen tun. So zeigte sich diese Mannschaft extrem hungrig, sehr kampfstark, steckte nie auf.

Und sie hat die richtige Mischung aus jung und routiniert gefunden. Mit Wilkinson, Jedinak, Bresciano und Cahill gab es eine Achse von „Alten“, um die herum sich die jungen Wilden austoben konnte. Natürlich fehlt da die individuelle Klasse und taktisch war das auch nicht besonders aufregend, aber es war trotzdem gut anzusehen und die Socceroos versprühten Freude an ihrem Tun – genau das fehlten in den letzten Jahren unter Pim Verbeek und vor allem unter Holger Osieck ja völlig.

So kommt es zu dem Paradoxon, dass die AFC-Mannschaft mit der schlechtesten Bilanz – 3 Niederlagen – den besten Eindruck hinterlassen hat. Was auch dringend nötig war, schließlich war die WM für die Australier ein Test-Turnier für den Asien-Cup. Den richtet man in einem halben Jahr nämlich selbst aus.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Jänner 2015 in Australien

Für die hat man sich mit den engagierten Auftritten in Brasilien in eine sehr gute Position gebracht, denn während man selbst schon voll am Weg ist und gezeigt hat, dass man die heimischen Fans trotz Niederlagen hinter sich vereinen kann, steht bei den anderen Top-Teams entweder ein Umbruch oder zumindest ein Teamchef-Wechsel (Japan, Iran), muss es große Zweifel an der Spielweise geben (Südkorea), oder ist so weit im Eck, dann man sich erstmal um sich selbst kümmern muss (China, Saudi-Arabien).

Der starke Eindruck, den nicht nur der Asien-Cup 2011, sondern auch die überwiegend guten Auftritte von Japan und Südkorea bei den WM-Endrunden seit 2002 hinterlassen hatten, ist bei der WM in Brasilien völlig an die Wand gefahren worden. Ob das ein kurzfristiges Schlagloch ist, oder eine dauerhafte Entwicklung, wird in den nächsten Jahren zu beantworten sein.

Für den Iran ist eine okaye Performance bei einer WM der Plafond, bei Australien war ein gutes Abschneiden schon nach der Auslosung kein Thema mehr, diese beiden haben nicht enttäuscht. Südkorea hat das personelle Potenzial, auch weiterhin um Achtel- und Viertelfinals mitzuspielen, man müsste es nur auch inhaltlich umsetzen.

Nur bei Japan muss man sich aktuell ernsthafte Sorgen machen.

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Was bleibt, was war gut, was weniger? Das war Katar 2011 https://ballverliebt.eu/2011/02/01/was-bleibt-was-war-gut-was-weniger-das-war-katar-2011/ https://ballverliebt.eu/2011/02/01/was-bleibt-was-war-gut-was-weniger-das-war-katar-2011/#comments Mon, 31 Jan 2011 23:26:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3907 Was bleibt, was war gut, was weniger? Das war Katar 2011 weiterlesen ]]> „Ich habe mich entschieden, weit weg von Italien zu trainieren, um mich von der dortigen Schizophrenie zu entgiften. Ich bin zurückgekehrt zu der Arbeit, die mir am meisten gefällt – den Fußball zu lehren!“ – Das sagt Alberto Zaccheroni. Jener Mann, der das tolle japanische Team zum Sieg im Asien-Cup geführt hat.

Schon nach dem ersten Gruppendurchgang musste jeder, der mehr gesehen hat als nur die Ergebnisse, wissen: Der Titelgewinn führt nur über diese bärenstarken Japaner – obwohl es im ersten Spiel gegen Jordanien „nur“ ein 1:1 gegeben hat. Im Nachhinein betrachtet, im Lichte dessen, was die Jordanier erreicht haben, verwundert dieses Resultat nicht mehr. Nach 32 Spielen, die Ballverliebt analysiert hat, darf natürlich ein Debriefing nicht fehlen. Eine Zusammenfassung dessen, was das Turnier Katar 2011 so alles gebracht hat.

Das Problem mit dem All-Star-Team

Ballverliebt-Allstars des Asiencups 2011

So könnte ein All-Star-Team des Turniers aussehen. Das ist aber durchaus problematisch – denn einige Positionen sind unstrittig, für andere gäbe es viele glaubhafte Möglichkeiten, für andere eigentlich gar keine. Das fängt schon bei der Position der Solo-Spitze an. Hier gab es nämlich im Grunde keinen einzigen Spieler, der wirklich überzeugt hätte. Harry Kewell hat zwar einige Tore geschossen, darunter das wichtige im Viertelfinale gegen den Irak, aber sonst vor allem durch slapstickhaftes Verschludern bester Möglichkeiten geglänzt. Alternativen wie Ji Dong-Won (Südkorea) oder Ryoichi Maeda (Japan) haben immer fleißig gerackert, aber wenig Torgefahr ausgestrahlt. Und auch bei den restlichen 13 Mannschaften hat sich keiner nachhaltig angeboten. Was eine der ganz großen Erkenntnisse dieses Turniers ist: Es fehlen die Vollstrecker.

Ein absolutes Überangebot herrscht dafür auf der Sechser-Position – mit dem Südkoreaner Ki Sung-Yueng (21) hat sich eines der weltweit größten Talente dieser Position in den Vordergrund gespielt. Ob er noch lange bei Celtic Glasgow unter Vertrag steht? Aber auch Yasuhito Endo aus Japan und Nashat Akram aus dem Irak wussten auf der Position vor der Abwehr durchaus zu gefallen, auch sie hinterließen einen viel nachhaltigeren Eindruck als jeder Stürmer dieses Turniers.

Auch im linken Mittelfeld gab es mehr Kandidaten als nur den überragenden Shinji Kagawa. Zyniker könnten sagen, Dortmund solle froh sein, dass er sich nach seinem Gala-Auftritt gegen Katar verletzt hat; so bleibt er dem BVB über den Sommer hinaus erhalten – ansonsten wäre ein Transfer nach England kaum zu verhindern gewesen. Vor einem solchen stünde aber über kurz oder lang auch Matt McKay – wäre der Australier vom A-League-Leader Brisbane Roar nicht schon 27 Jahre alt. Er spielte ebenso ein starkes Turnier und war einer der Gründe, warum es die Socceroos bis ins Finale geschafft haben.

Durchbruch für Japan: Yuto Nagatomo!

Wenn es noch einen Beweis gebraucht hätte, wie essenziell die Position des Außenverteidigers im modernen Fußball geworden ist, Yuto Nagatomo hätte ihn erbracht. Eine ansprechende WM brachte ihm im Sommer einen Vertrag bei Serie-A-Aufsteiger Cesena ein, seine überragenden Leistungen beim Asiencup wurden mit einem Wechsel zu Inter Mailand belohnt. Christian Chivu bekommt also starke Konkurrenz. Er war auch essenziell für das generelle Spiel der Japaner, das vor allem in der Vorrunde massiv an jenes von Arsenal erinnerte – vor allem die erste Hälfte gegen Syrien.

Japan

Zaccheroni rückte mit den Japanern von jenem 3-4-3 ab, das er üblicherweise präferiert. Von der Grundformation her ist es ein nicht besonders ungewöhnliches 4-2-3-1. Einen wirklich zentralen Spieler kann man in dem ungemein augewogenen und sehr gut aufeinander abgestimmten Team aus Nippon gar nicht ausmachen. Die Spielanlage beruht auf der großen Flexibiliät der der offensiven Mittelfeldspieler, der Übersicht von Taktgeber Makoto Hasebe und der Breite, welche die massiv nach vorne stürmenden Außenverteidiger bringen. Die somit auch jene des Gegners nach hinten drücken – so sieht Defensivarbeit Anno 2011 aus.

Angesichts der Tatsache, dass die Flanken oft bis hin zur gegnerischen Grundlinie von Nagatomo links und dem Schalker Uchida rechts besetzt werden, können die drei in der Spielgestaltung – im Idealfall Honda zentral, Kagawa links und Okazaki (der nach zwei Spielen Matsui abgelöst hatte) – ihre Zwischenräume enger gestalten, was es für den Spielaufbau angesichts vermehrter Anspielstationen in kurzer Distanz leichter macht.

Außerdem gibt es an den Flanken immer eine Anspielstation, und Maeda vorne bindet mit viel Laufarbeit beide gegnerischen Innenverteidiger, sodass sich Honda und Co. mit diesen nicht herumschlagen müssen. Und das alles geschieht, sofern alle fit und frisch sind, auch noch in einem irren Tempo, vor allem in den ersten 20 Minute der Spiele. Was für den Titelgewinn letztlich aber nur die halbe Miete war – denn auch wenn es nicht läuft, wie im Viertelfinale gegen Gastgeber Katar oder im Finale gegen Australien, behält die Mannschaft stets Ruhe. Die Spieler auf dem Platz ebenso wie der Teamchef an der Seitenlinie. Zaccheronis genialer Schachzug, Nagatomo im Finale nach vorne zu ziehen und hinter im einen Innenverteidiger die Drecksarbeit machen zu lassen, wurde vom Neu-Mailänder mit der Vorlage zum 1:0 belohnt.

Ein weiterer Punkt, der sich äußerst positiv auf die Performance der Japaner auswirkte, war sicherlich die Tatsache, dass sich immer mehr den Sprung nach Europa zutrauen und sich dort auch durchsetzen. Honda ist Leistungsträger bei ZSKA Moskau, Kagawa beim designierten deutschen Meister Dortmund, Hasebe stemmte mit Wolfsburg schon eine Meisterschale, Uchida lebt sich nach Startschwierigkeiten bei Schalke immer besser ein, Torhüter Kawashima und Innenverteidiger Yoshida spielen in Belgien, Okazaki geht nach Stuttgart und Nagatomo eben zu Inter Mailand.

Durchbruch für Südkorea? Ki Sung-Yueng und Koo Ja-Cheol!

Es war am Ende wohl ein einziges Tor gegen Indien, was den Südkoreanern die Teilnahme am Finale gekostet hat. Ein Tor mehr gegen den überforderten Underdog im letzten Gruppenspiel, und statt Iran und Japan wären auf dem Weg ins Finale „nur“ Irak und Usbekistan gestanden. So aber musste sich das Team um Park Ji-Sung nach dem Semifinal-Aus im Elferschießen gegen Japan mit dem dritten Platz begnügen. Doch Moment… dem Team um Park Ji-Sung? Berechtigter Einwand – denn beim letzten Turnier des Man-Utd-Stars spielte sich ein ganz junger Mann ins Rampenlicht.

Südkorea

Und zwar Ki Sung-Yueng von Celtic Glasgow. Der 22-Jährige hat bereits 36 Länderspiele auf dem Buckel, spielte eine sehr ordentliche erste Weltmeisterschaft und war bei diesem Turnier einer der drei stärksten Spieler seines Teams. Ein Trio, zu dem der sehr mannschaftsdienliche, aber etwas überspielt wirkende Park Ji-Sung im Übrigen nicht mehr gehört: Der 29-Jährige hat seine Schuldigkeit getan und übergibt den Staffelstab nun an jene Generation, der er mit seinen Leistungen in den letzten Jahren die Tür nach Europa geöffnet hat. Der mit seinen 1.88m für einen Koreaner extrem große Sechser Ki bestach nicht durch auffällige Aktionen, sondern durch tolles Stellungsspiel, enorme Spielintelligenz und hohe Laufbereitschaft. Er nahm gegnerische Offensivkräfte wie Honda oder Cahill aus dem Spiel und spielte unauffällige, aber sichere Pässe in der Spieleröffnung.

Generell hinkte das Spiel der Koreaner aber. Ähnlich wie bei Japan sollte auch bei den Koreanern unter Cho Kwang-Rae die Breite von den Außenverteidigern kommen und sich das offensiven Mittelfeld zusammenziehen. Das Problem: Lee Chung-Yong fehlt es an der Klasse, Park Ji-Sung an der Frische und der Achter Lee Yong-Rae konnte nicht die nötigen Akzente setzen. Der einzige, der in der Offensive wirklich auf sich aufmerksam machen konnte, war Koo Ja-Cheol: Auf den 21-Jährigen von Jeju United war vor dem Turnier nur Young Boys Bern aufmerksam geworden, ein Transfer zu den Schweizern scheiterte letztlich am tollen Asiencup von Koo. Der seine Zelte nun in Wolfsburg aufschlagen wird. Er ist aber kein klassischer Zehner, sondern mehr eine hängende Spitze: Seine besten Szenen hatte der schnelle Mann, wenn er aus der Tiefe kommen und sich zwischen gegnerischer Innenverteidigung und gegnerischem Sechser zwischen den Linien bewegen konnte.

Auf diesen beiden Spielern wird in Zukunft die Hoffnung der südkoreanischen Fans ruhen. Denn der dritte extrem starke Mann bei diesem Turnier ist mit seinen 30 Jahren kein junges Talent mehr – nämlich Cha Du-Ri, der nach harten Jahren in Deutschland nun bei Celtic Glasgow untergekommen ist.

Ein letztes Hurra aus Australien

Auch, wenn es ein starkes Spiel im Finale gab und dieses surreale 6:0 im Semifinale gegen Usbekistan: Es fällt schwer, Australien wirklich als zweitbestes Team des Turniers zu sehen. Zu leicht war der Weg ins Finale, zu wenig überzeugend die recht durchwachsenen Spiele in der Vorrunde, und zu starr im Endeffekt auch das Spiel der Socceroos unter ihrem deutschen Teamchef Holger Osieck.

Australien

Außerdem war es keine Mannschaft mit Zukunft. Das Durchschnittsalter des Teams liegt bei knapp 30 Jahren, und wenn Matt McKay mit seinen 27 Lenzen nur zwei Spieler um sich herum hat, die (auch nicht viel) jünger sind als er selbst, wird schon klar, dass der Finaleinzig dieser Mannschaft jenes letzte Hurra einer Spielergeneration ist, den man eigentlich schon für die WM in Südafrika hatte erwarten können.

In Katar war Australien eine der wenigen verbliebenen Mannschaften, die mit einem klassischen 4-4-2 aufgetreten sind und in keiner Minute davon abgerückt sind. Die Vorwärtsbewegung kam fast ausschließlich über die Flanken und da spielte sich eben Matt McKay in den Vordergrund – auch, wenn er erst im Viertelfinale erstmals in der Startformation stand. Kein Wunder, dass die Socceroos erst in der K.o.-Phase ins Rollen kamen, mit einer starken Partie gegen den Irak und einer cleveren Leistung gegen jene Usbeken, die im Semifinale zeitweise zwei Drittel Ballbesitz hatten.

Taktisch gibt es über diese eher wenig prickelde Mannschaft nicht viel zu sagen. Aber in Hinblick auf den nächsten Asiencup im Jahr 2015 ist die Altersentwicklung alermierend – denn dieser wird just in Australien ausgetragen. Kein allzu günstiger Zeitpunkt, jetzt, wo der große Generationswechsel ansteht.

Unter Wert geschlagen: Iran

Am Ende steht das Aus im Viertelfinale – womit die Iraner weniger erreicht haben, als ihnen eigentlich zugestanden wäre. Ja, das zweite Gruppenspiel (1:0 gegen Nordkorea) war furchtbar. Aber die Art und Weise, wie das Team vom US-Iraner Afshin Ghotbi in der sehenswerten Auftaktpartie gegen den Irak mit einem 4-4-2 verschob, was das Zeug hielt, war interessant. Die folgende Umstellung auf das 4-1-4-1 folgerichtig, die Leistung des zweiten Anzugs im letzten Gruppenspiel (3:0 gegen die VAE) souverän. Und letztenendes scheiterte man am Pech in der Auslosung. Jeden anderen Gegner als die Südkoreaner, von den überragenden Japanern abgesehen, hätten die Iraner mit hoher Wahrscheinlichkeit geschlagen.

Gutes Coaching: Usbekistan

In gleichem Maße, wie die Iraner Pech mit der Auslosung hatten, müssen die Usbeken als Glückskinder gelten. Die gut organisierte, aber in der Spielgestaltung harmlose Truppe aus Zentralasien hatte die mit Abstand leichteste Gruppe zu überstehen und bekam mit Jordanien auch noch einen einigermaßen dankbaren Gegner im Viertelfinale. Zugegeben: Das 0:6 im Semifinale gegen Australien war um mindestens drei Tore zu hoch.

Die Usbeken bestachen vor allem durch ihre hohe systematische Flexibilität. Der Ausgangspunkt war auch bei ihnen ein 4-2-3-1, aber innerhalb dieses Systems konnte ohne größere Reibungsverluste gewechselt werden. Praktisch jeder Offensivspieler konnte sowohl im Zentrum als auch auf beiden Seiten spielen, dazu gab es fleißige Außenverteidiger und mit dem immer wieder nach vorne marschierenden Odil Achmedov auch noch einen interessanten Innenverteidiger.

Am auffälligsten war bei Usbekistan aber der Teamchef: Vadim Abramov verstand es immer wieder, mit intelligenten Wechseln Spiele zu retten, die zu entgleiten drohten. So war es etwa gegen Kuwait, aber auch gegen Jordanien. In letzterem Spiel trat sein Team übrigens in einem 3-2-4-1 an – die einzige experimentelle Formationsvariante in diesem Turnier.

Die positiven Überraschungen: Jordanien und Syrien

Auf dem Papier war die Vorrundengruppe B eine klare Sache: Japan und die Saudis gehen locker durch, Jordanien und Syrien haben keine Chance. Aber weit gefehlt! Die beiden Teams aus dem nahen Osten machten den Japanern das Leben extrem schwer und kippten den großen Nachbarn Saudi-Arabien in eine der schlimmsten sportlichen Krisen ihrer Geschichte. Aber wie ging das?

Jordanien - Syrien 2:1

Bei beiden Teams – natürlich – durch taktische Cleverness, ohne die es als Underdog einfach nicht geht. Ansonsten war die Herangehensweise aber durchaus verschieden. Die Syrer schlugen die Saudis (mit einem 4-4-1-1), fingen sich nach dem Seitenwechsel gegen Japan (mit einem 4-1-4-1) und rannten gegen Jordanien mit einem 4-2-3-1 mit voller Kraft an. Vor allem aber gaben sie ihr letztes Hemd, was ihren Kampfgeist anging. Der rumänische Teamchef Valeriu Tita verstand es, das Optimum aus seiner ausgeglichen besetzten Mannschaft heraus zu holen. Vor allem der gegen die Saudis und gegen Jordanien als Zehner agierende Belgien-Legionär Malki machte einen guten Eindruck, auch der fleißige linke Flügelmann Jehad Al-Hussein gefiel. Dass es letztlich nicht reichte, lag an der mangelnden Chancenverwertung.

Die kann man Jordanien hingegen nicht vorwerfen – beim 2:1-Sieg im entscheidenden Spiel gegen Syrien, dem wohl energiegeladensten Match des ganzen Turniers, vergab man zwar die einzige selbst herausgespielte Torchance, gewann aber letztlich dennoch. Weil die bombenfeste Defensive um Ersatz-Kapitän Bashir Bani-Yasin ein sensationelles Turnier spielte. Und das, nachdem mit Hatem Aqel dessen Partner schon in der ersten Partie verletzt w.o. hatte geben müssen! Doch Teamchef Adnan Hamad, ein Iraker, hatte eine perfekt aufeinander abgestimmte Truppe, die mit Spielmacher Hassan Abdel-Fattah auch in der Offensive einen fähigen Mann hatte, mit Sulaiman Al-Salman einen hervorragenden Rechtsverteidiger, mit Hashhash und Abdulrahman ein gut funktionierendes Duo im defensiven Mittelfeld, und mit Amir Shafi einen starken Torhüter.

Gute Figur gemacht: Titelverteidiger Irak

Was vom Asiencup 2007 in Erinnerung blieb? Nicht die Tatsache, dass von den vier (!) Veranstaltern Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam nur die damals von Alfred Riedl trainierten Vietnamesen die Vorrunde überstanden. Sondern der sensationelle Titel für den Irak – einem vom Krieg gebeutelten Land; einer seit Jahrzehnten sportlich absolut wertlosen Mannschaft. Dass dieser Titel kein kompletter Zufall war, zeigte die Mannschaft bei diesem Turnier vollauf. Vor allem der extrem laufstarke und umsichtige Sechser Nashat Akram – der bei Al-Wakrah in Katar spielt – hatte ein hervorragendes Turnier, die Abwehr zeigte sich auch diesmal als große Stärke. Aber auch unter dem deutschen Teamchef Wolfgang Sidka tat sich das Team schwer mit der Spielgestaltung. Was letztlich auch das Viertelfinal-Aus gegen Australien bedeutete. Bleibt die mit einem Durchschnittsalter von 25,4 Jahre auch noch sehr junge Truppe zusammen, ist eine Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien durchaus nicht unrealistisch.

Sich nach Kräften blamiert: Saudi-Arabien und China

Alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Das war das Auftaktspiel der Saudis, das 1:2 gegen Syrien, auf den Punkt gebracht. Was Teamchef José Peseiro auch prompt seinen Job kostete! Nasser Al-Johar übernahm und machte gegen Jordanien, taktisch gesehen, eigentlich alles richtig. Eine massive Leistungssteigerung, bei der nur die Tore fehlten. Was nach dem 0:1 schon nach zwei Partien das Aus bedeutete, woraufhin in der letzten, bedeutungslosen Partie beim 0:5 gegen Japan alles in sich zusammenfiel. Ein Turnier, das in seiner Bedeutung wohl einen noch schlimmeren Eindruck hinterlässt als die WM vor neun Jahren mit dem 0:8 gegen die Deutschen…

Das Hauptproblem bei den Chinesen war die Tatsache, dass die Mannschaft keine solche war. Eine Ansammlung von (zumeist auch nicht übermäßig begabten) Einzelspielern. Die wenigen Leistungsträger schafften es nicht, über drei Spiele eine halbwegs konstante Leistung abzuliefern. Der Zehner Deng Zhuoxiang spielte gut gegen Kuwait, schrecklich gegen Katar und saß gegen die Usbeken nur auf der Bank. Schalke-Legionär Hao Junmin spielte nach seinen Einwechslungen gegen Kuwait und Katar ansprechend, war gegen Usbekistan aber ein Totalausfall. Andererseits wurde Sturmspitze Gao Lin in einem Spiel noch vor der Pause runtergenommen, um in der nächsten Partie doch wieder ran zu dürfen – jedes Selbstvertrauens beraubt. Der überforderte Teamchef Gao Hongbo zog sein Team mit schlechtem Coaching zwar runter, muss seinen Posten aber trotzdem nicht räumen. So sind die Chinesen keine Mannschaft, die man mittelfristig auf dem Radar haben muss.

Und der Gastgeber? Katar agierte achtbar

Katar

Kanonenfutter? Na, ganz so schlimm war’s dann noch nicht, was der Gastgeber dieses Turniers – und auch der WM in elf Jahren – da fabrizierte. Auch, wenn man nach dem 0:2 im Eröffnungsspiel gegen Usbekistan schon glauben konnte, dass nicht viel möglich wäre. Aber nach dem Schlüsselerlebnis gegen China – wo die Kataris nach einer halben Stunde merkten, dass der Gegner noch nervöser war als man selbst – und der wichtigsten Umstellung von Bruno Metsu – jenem Trainer, der Senegal 2002 ins WM-Viertelfinale geführt hatte – war Katar im Turnier angekommen.

Diese Umstellung war die Maßnahme, Yusuf Ahmed als hängende Spitze im 4-4-1-1 spielen zu lassen. Er war einer der Schlüsselspieler beim Gastgeber – neben Sebastian Soria. Der gebürtige Uruguayer (einer von acht nicht in Katar geborenen Kaderspielern) zeigte vor allem im Viertelfinale gegen Japan, was er kann. Er war in diesem Spiel sehr lauffreudig, und vor allem bei Kontern immer wieder gefährlich. Was der Spielanlage der Kataris am ehesten entspricht: Mit zwei Viererketten tief stehen und verteidigen; nach vorne auf Konter lauern.

Interessant war aber durchaus, dass die vier Spiele vier völlig unterschiedliche Szenarien boten, mit denen Katar höchst unterschiedlich umging. Erst, gegen Usbekistan, von einem sehr kompakten und defensivstarken Gegner ausmanövriert. Dann, gegen China, auf den Druck besser reagiert als der Gegner und das Spiel selbst in die Hand genommen. Im letzten Gruppenspiel, gegen Kuwait, gegen einen ambitionierten, aber schwachen Gegner zwei frühe Abwehrschnitzer souverän ausgenützt. Und schließlich, gegen Japan – der ersten wirklich guten Mannschaft, gegen die Metsu und Co. antreten mussten – ihr volles Potential im Gegner entnerven und schnell kontern gezeigt. Dieses Viertelfinale war zum einen zweifellos die beste Turnierleistung des Gastgebers und andererseits ein Anzeichen dafür, dass durchaus Entwicklungspotential vorhanden ist. Auch, wenn in elf Jahren wohl keiner der aktuellen Mannschaft bei der Heim-WM antreten wird: Katar ist auf einem guten Weg.

Indien… was sollte das denn?

Ein kurzes Wort noch zum Auftritt der Inder. Der war peinlich. Der war nicht zu rechtfertigen. Und er wirft, nach fünf absolut unterirdischen Halbzeiten (lediglich die zweite gegen Bahrain war anständig) zwei Fragen auf: Erstens, warum darf so ein absolut chancenloses Team teilnehmen? Das zieht den ganzen Bewerb runter. Und zweitens: Wie schafft es ein Land mit einem Millardenvolk nicht, besseren Fußball zu spielen als europäische Zwergstaaten wie Färöer und Liechtenstein? Die würden gegen die Inder nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen…

Schlusswort: Das generelle Niveau

Das Turnier hat gezeigt, dass der asiatische Fußball in seiner Spitze erweiterte Weltklasse ist und in der Breite zwar nicht besonders aufregend ist, aber grundsoliden Fußball von taktisch ansprechend bis sehr gut ausgebildeten Mannschaften zeigt. Die Stimmung und die allgemeine Reputation mögen bei Afrikacups höher sein, das Niveau des Turniers als ganzen ist aber sicherlich vergleichbar und muss den Vergleich zu den afrikanischen Titelkämpfen nicht scheuen.

Bis auf die heillosen Inder haben alle 15 Teilnehmer die Grundzüge modernen Fußballs verstanden. Taktisches Verständis und Flexibilität im Positionsspiel sind bei praktisch allen teilnehmenden Teams grundsätzlich vorhanden. Bei den meisten Mannschaften gehen auch die Außenverteidigier durchaus mit nach vorne, nur die in ihrer Spielanlage generell eher vorsichtigen Kataris, die Bahrainis und jene aus den VAE hielten sich da eher zurück. Bevorzugtes System ist, wie es fast weltweit der Fall ist, verschiedene Variationen des 4-2-3-1 bzw. 4-1-4-1 (Offensiv bei Japan, Südkorea und in Ansätzen bei Kuwait. Kompakt bei Usbekistan, Iran, VAE und Syrien. Eher vorsichtig bei Jordanien, Irak, Bahrain). Das herkömmliche 4-4-2 bzw. 4-4-1-1 (wie bei China, Saudi-Arabien, Indien und Nordkorea) ist auch in Asien immer mehr am Rückzug.

Funktioniert hat es nur bei den konterstarken Kataris – und bei Australien. Wobei es bei den Socceroos eher die individuelle Klasse und die Erfahrung der einzelnen Spieler war, die das Team trugen. Und nicht das System.

Auch eine Erkenntnis dieses Asiencups. Und es wird die Erkenntnis der kommenden Jahre sein, ob das ein dauerhaft tragfähiges Modell sein kann…

(phe)

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Asiencup, VF 3/4 – Gute Startphasen spät belohnt https://ballverliebt.eu/2011/01/22/asiencup-vf-34-gute-startphasen-spat-belohnt/ https://ballverliebt.eu/2011/01/22/asiencup-vf-34-gute-startphasen-spat-belohnt/#respond Sat, 22 Jan 2011 19:13:11 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3822 Asiencup, VF 3/4 – Gute Startphasen spät belohnt weiterlesen ]]> Zwei Spiele, zwei Viertelfinals, und zweimal der gleiche Spielverlauf! Sowohl die Australier (gegen Titelverteidiger Irak) als auch die Südkoreaner (gegen Mitfavorit Iran) waren zu Beginn überlegen, gaben die Partie dann aus den Händen – und belohnten sich in der Verlängerung doch noch!

Australien – Irak 1:0 n.V.

Australien - Irak 1:0 n.V.

Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die defensive Mittelfeldzentrale bei den Irakern überhaupt nicht aufeinander abgestimmt war. Kaum ein Wunder – mit Qusay Munir wurde ein Spieler neben Stamm-Sechser Nashat Akram gestellt, der in den Spielen zuvor eher aus der offensiven Zentrale heraus für Impulse sorgen sollte. So rannten die Australier in den Anfangsminuten beinahe mühelos über die Iraker drüber: Durch die Mitte, wenn sich Cahill etwas zurückfallen ließ, und auch über die Seiten mit McKay (links) und Holman (der auf die rechte Seite wechselte).

Zudem standen die Australier in ihrem 4-4-2 in dieser Phase auch sehr hoch, mit Neill und Ognenovski zum Teil bereits jenseits der Mittellinie. Erst nach etwa einer Viertelstunde konnten sich die Iraker etwas befreien – die Zentrale hatte sich nun gefunden und vor allem Mohamed Hawar, der auch immer mal wieder die Seiten wechselte, sorgte nun (vermehrt über die rechte Seite) für Entlastung. Das Team aus dem Irak konnte nun die numerische Überlegenheit im Zentral etwas besser ausspielen.

Was erstaunlicherweise nicht nur dem eigenen Spiel gut tat, sondern auch der Torgefährlichkeit der Gegner. Denn nun konnten die Australier mit schnellen Pässen auf die Spitzen den sich bietenden Platz mit mehr Tempo ausnützen; McKay und Kewell hatten kurz vor der Halbzeit jeweils die Führung auf dem Fuß.

In den zweiten Druchgang starteten die Iraker dann ähnlich schwungvoll wie die Australier in den ersten gestartet waren. Vor allem den Außen gelang es nur sehr gut, ihre australischen Gegenspieler deutlich weiter nach hinten zu drängen, wodurch deren Aufbauspiel merklich erlahmte – denn das Zentrum hatten die Iraker ja schon in der ersten Hälfte besser unter Kontrolle bekommen. Das verstärkte sich noch, als Sidka mit Karim Mustafa (statt Mahdi Karim) eine zusätzliche Kraft für die Zentrale brachte – wodurch Qusay etwas weiter in die Offensive aufrücken konnte, was ihm sichtlich gut tat.

Die Australier waren in Sachen geordneter Spielaufbau den Irakern zwar nun einigermaßen deutlich unterlegen, das heißt aber nicht, dass die nicht auch zu Chancen gekommen wären – die nach vorne sehr fleißigen Basem und Salim Said boten hinter sich bei Ballverlusten in der Vorwärtsbewegung natürlich mitunter einige Löcher. Mit hohen Bällen Richtung Cahill und Kewell konnte der Ball immer wieder vor das irakische Tor gebracht werden, aber weil das Nachrücken deutlich zögerlicher von Statten ging als vor dem Seitenwechsel und die Iraker so oft Zeit hatten, sich wieder zu stellen, blieben den Australiern zumeist nur Fernschüsse.

Die besseren Tormöglichkeiten konnten sich, je länger das Spiel lief, die Titelverteidiger aus dem Irak erarbeiten; doch wie auch sein Gegenüber Mohamed Khassid hatte auch Mark Schwarzer im australischen Gehäuse einen sehr guten Tag und machte einige gute Chancen zu Nichte. Weshalb es mit einem 0:0 in die Verlängerung ging.

Australiens Teamchef Holger Osieck hatte dafür Tim Cahill vom Platz genommen und mit Scott McDonald eine neue Sturmspitze gebracht – der Celtic-Angreifer ließ sich aber nicht, wie zuvor Cahill, immer wieder ins Mittelfeld fallen um dort gegen das (um den gelernten Sechser Alaa Abdul-Zehra zusätzlich verstärkte) irakische Zentrum zu helfen. Zudem hatten die Iraker in der Verlängerung die deutlich höheren Kraftreserven. So konnten sie nun endgültig die Kontrolle über das Spiel übernehmen.

Osieck musste reagieren, und er nahm mit dem zunehmend wirkungslosen Holman und den schon gelbvorbelasteten Carney aus dem Spiel – ohne, dass diese Maßnahmen wirklich etwas gebracht hätten. Im Gegenteil, immer mehr war es Mark Schwarzer, der die Australier im Spiel hielt. Bis zu einem Vorstoß in der 117. Minute über den rechten Flügelmann Mark McKay – dessen weite Flanke ins Zentrum fand genau den Kopf von Harry Kewell, der die Australier entgegen des Spielverlaufs in Führung brachte. Womit die Partie entschieden war. Denn die geschockten Iraker wussten keine Antwort mehr.

Fazit: Den späten Sieg der Australier kann man durchaus als glücklich bezeichnen. Nach einem starken Beginn wurden die Schwachpunkte des 4-4-2 gegen einen Gegner mit extrem kompaktem Mittelfeld zunehmend deutlich, auch über die Flanken kam mit Fortdauer des Spiels immer weniger. Den Einzug ins Halbfinale (wo es gegen die Mannschaft aus Usbekistan gehen wird) haben die Socceroos in erster Linie Mark Schwarzer zu verdanken – und der Unfähigkeit der Iraker, aus den durchaus vorhandenen Torchancen auch wirklich mal ein Tor zu machen. So gesehen hat sich der Titelvertidiger das Ausscheiden sicherlich auch selbst zuzuschreiben – aber der souveräne Einzug ins Viertelfinale und die Tatsache, dass nicht viel zur Teilnahme am Halbfinale gefehlt hat, zeigt ganz deutlich, dass der Titelgewinn vor vier Jahren kein purer Zufall war.

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Iran – Südkorea 0:1 n.V.

Iran - Südkorea 0:1 n.V.

Wenn es sowas wie „Alte Bekannte“ im asiatischen Fußball gibt, dann sind das fraglos der Iran und Südkorea. Und zwar nicht erst, seit am letzten Spieltag der WM-Qualifikation für 2010 Park Ji-Sung mit seinem späten 1:1-Ausgleich den Iranern die Teilnahme am Turnier in Südafrika gekostet hatte. Nein – seit Einführung des Viertelfinales beim Asiencup 1996 gab es in genau dieser Runde immer die Begegnung zwischen diesen beiden Mannschaften! Zweimal setzten sich da die Iraner in der regulären Spielzeit durch – doch wann immer es in eine Verlängerung ging, hatten die Koreaner das bessere Ende. Ein Omen, auch für diese Partie…

In der die Iraner begannen, als ob es einen Vorsprung aus einem Hinspiel gäbe. Abwarten, tief stehen, den Gegner erwarten. Und auf Konter lauern – diese waren aber äußerst selten… Der iranische Teamchef Afshin Ghotbi hatte gegenüber der B-Elf des letzten Gruppenspieltags wieder seine erste Garnitur auf den Platz geschickt, auch der gegen die VAE starke Pejman Nori musste draußen bleiben. Treu blieb Ghotbi allerdings jenem 4-1-4-1, auf das er im zweiten Spiel umgestellt hatte. Kapitän Javad Nekounam spielte den Solo-Sechser, der gelernte Defensivspieler Teymourian war vor ihm in der „offensiven“ Viererketten eingeteilt; auf den Flanken kamen mit Rezaei (rechts) und Khalatbari (links) zwei klassische Außenstürmer zum Einsatz. Viel Gelegenheit, ihre Qualitäten zu zeigen, hatten sie aber nicht.

Denn die Iraner überließen dem Team aus Südkorea von Beginn an den Ballbesitz. Sie hatten ganz offensichtlich nicht Park Ji-Sung als größte Gefahr ausgemacht – der Star von Manchester United spielte bislang sehr mannschaftsdienlich, aber wenig effektiv – sondern mit Koo Ja-Cheol jenen zentralen Offensivspieler, der der den Koreanern bisher mit Abstand den meisten Zug zum Tor gezeigt hatte. So kümmerte sich Nekounam vornehmlich um Koo und Hajisafi machte mit dem erstaunlich fleißigen Khalatbari die linke Abwehrseite komplett zu.

So blieb den Koreanern nur der Weg über die eigene linke Seite. Und hier lief Routinier Lee Young-Pyo trotz seines gesetzten Alters von mittlerweile 33 Jahren wie aufgezogen die Linie auf und ab. Park Ji-Sung vor ihm rückte, wie gewohnt, immer wieder ein – was nicht unproblematisch war, denn so nahmen sich die Koreaner selbst etwas von jener Breite, die gegen einen so defensiv eingestellten Gegner vonnöten gewesen wäre. So wich oftmals Sturmspitze Ji Dong-Won mit auf die Seite aus, was wiederum den Effekt hatte, dass es in der Mitte keinen Abnehmer gab. Dennoch wackelte die iranische Defensive direkt vor dem eigenen Tor immer wieder gewaltig und nur mit großer Mühe und einiger Improvisation bei eher unkoordinierten Rettungstaten konnte das 0:0 gehalten werden.

Die Iraner hatten aber auch andere Probleme, in der Vorwärtsbewegung. Hier konnten sie im Mittelfeld nie wirklich Fuß fassen, weil sie immer in Unterzahl waren – der koreanische Sechser Ki Sung-Yueng ließ sich in der ersten Hälfte bei eigenem Ballbesitz zwischen die Innenverteitiger fallen, um den Außenverteidigern Rückendeckung für deren Märsche nach vorne zu geben. Die Koreaner sind im Übrigen das einzige Team bei diesem Asiencup, der diesen bei der WM im Sommer augenfälligen Trend nachvollzieht.

Wie kaum anders zu erwarten war, nahm Ghotbi für den zweiten Spielabschnitt mit Rechtsverteidigier Nosrati den größten Schwachpunkt seines Teams aus dem Spiel – über seine Seite liefen ja schließlich fast alle koreanischen Angriffe. Für ihn kam mit Khosro Heidari ein von Haus aus etwas offensiver denkender Spieler. Mit weit reichenden Folgen für das Spiel: Denn Heidari gelang es mit vermehrten Vorstößen, Lee Young-Pyo deutlich mehr in die Defensive zu drängen und so auch die letzte offene Tür für die Koreaner zu schließen.

Denen fiel gegen die nun rundum sehr gut stehende iranische Defensiven praktisch gar nichts mehr ein. Koo war abgemeldet, Park Ji-Sung musste sich immer mit zwei Gegenspielern herumschlagen, Lee Chung-Yong auf der linken Seite fand weiterhin keine Bindung zum Spiel. Das nützten die Iraner, selbst merklich offensiver zu werden: Vor allem über Khalatbari (und nach dessen Einwechslung über Shojaei) über die linke Angriffsseite wurde den Koreanern immer wieder Kopfzerbrechen bereitet.

Was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass das Spiel nun eine recht flache Angelegenheit war. Die Abwehrreihen beider Mannschaften standen gut, den Angriffsreihen fiel dagegen wenig ein und so plätscherte das Spiel ohne die ganz großen Highlights zielsicher auf die zweite Verlängerung an diesem Tag zu – Neutralisation auf durchaus ansprechendem Niveau.

Daran änderte sich auch in der Verlängerung recht wenig: Die Abwehr der Südkoreaner wackelte, wenn überhaupt, nur bei Standardsituationen, hatte hohe Bälle aber zumeist recht sicher im Griff. Dass es nicht zum Elfmeterschießen kam, lag letztlich an einem Energieanfall des in der 81. Minute für den diesmal wirkungslosen Koo Ja-Cheol eingewechselten Yoon Bit-Garam – er setzte in Minute 105 zu einem beherzten Solo an, Nouri und Hosseini ließen ihm an der Strafraumgrenze zu viel Platz und so konnte der 20-Jährige zum 1:0 treffen.

Was bei den Iranern für die verbleibende Viertelstunde natürlich nichts anderes hieß als „Brechstange auspacken“. Für Nouri kam mit Gholami ein zusätzlicher Stürmer, die Außenverteidiger Hajisafi und Heidari hielten sich nur noch vorne auf, es flog ein Ball nach dem anderen in den koreanischen Strafraum – doch in der Luft waren diese den iranischen Angreifern überlegen, sodass es ihnen praktisch nie gelang, ein eine gute Schussposition zu kommen. Sich in den Strafraum hineinspielen ging auch nicht, zu dicht standen nun fast alle Koreaner dort, um die knappe Führung zu verteidigen. Was am Ende gelang.

Fazit: Wie schon im Nachmittagsspiel wurde jene Mannschaft, welche die erste Halbzeit zum Teil ganz deutlich dominiert hatte, in der Verlängerung belohnt – jeweils, nachdem der Gegner in der zweiten Halbzeit das Spiel sehr offen hatte gestalten können. Am Ende sind die Koreaner ein verdienter Sieger, eben weil sie in der ersten Halbzeit drückend überlegen waren und so auch von Anfang an den Willen zur Spielgestaltung gezeigt haben.

Was aber nicht heißen soll, dass die Iraner keine gute Partie gemacht hätten. Im Gegenteil – Teamchef Ghotbi reagierte in der Halbzeit goldrichtig und konnte so so gut wie jeden Druck, den die Koreaner zuvor ausgeübt hatten, sehr gut abfangen. Allerdings gelang es dem iranischen Team auch nur höchst selten, selbst wirklich gefährlich vor dem Tor der Koreaner aufzutauchen. Wodurch es letztlich logisch ist, dass eine Einzelaktion das Spiel zu Ungunsten der Iraner entschieden hat.

Was für sie extrem bitter ist – denn sie waren kaum schwächer als Südkorea und über das Turnier gesehen fraglos besser als (mit der großen Ausnahme Japan natürlich) alle anderen Mannschaften. Und doch steht als nacktes Resultat am Ende das Aus im Viertelfinale.

(phe)

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Asiencup, Tag 13: Ungefährdete Favoriten https://ballverliebt.eu/2011/01/19/asiencup-tag-13-ungefahrdete-favoriten/ https://ballverliebt.eu/2011/01/19/asiencup-tag-13-ungefahrdete-favoriten/#respond Wed, 19 Jan 2011 22:04:11 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3801 Asiencup, Tag 13: Ungefährdete Favoriten weiterlesen ]]> Wer es in drei Spielen nicht schafft, auch nur ein einziges Tor zu schießen, scheidet verdient aus. Das gilt für die Nordkoreaner genauso wie für das Team aus den Emiraten – und so war es den Favoriten aus dem Irak und dem Iran letztlich ein Leichtes, souverän ins Viertelfinale einzuziehen.

Irak – Nordkorea 1:0 (1:0)

Irak - Nordkorea 1:0

Dem Titelverteidiger aus dem Irak reichte mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Remis zum Viertelfinale. Aber Teamchef Wolfgang Sidka wollte es nicht darauf ankommen lassen und ließ seine Mannschaft von Beginn an nach vorne spielen, das Kommando übernehmen. Wieder war sein System ein Mittelding aus 4-1-4-1 und 4-2-3-1, diesmal mit Karim Mustafa als fleißig aufrückendem Achter auf halblinks. Linksverteidiger Mahid Karim wanderte ins rechte Mittelfeld, und Karrar Jassem kam für Hawar auf der linken Seite zum Einsatz – allesamt Maßnahmen, die sich auszahlten.

Vor allem mit Karim auf der rechten Flanke wussten die Nordkoreaner nicht umzugehen. Zumal sich der irakische Sechser Akram ebenfalls auf diese Seite orientierte und Qusay seine Vorstöße auch über halbrechts setzte – die Iraker schufen so ein deutliches Übergewicht auf dieser Seite, und einige gefährliche Situationen entstanden über dieses Trio. So war es nur folgerichtig, dass das zu diesem Zeitpunkt schon hochverdiente 1:0 für den Irak über genau diese rechte Flanke vorbereitet wurde, Jassem brauchte den Abklatscher von Torhüter Ri Myong-Guk nur noch über die Linie bugsieren.

Die Nordkoreaner spielten wieder in ihrem 4-4-1-1, es fehlte ihnen aber die Breite im Mittelfeld. Immer wieder zogen sich die vier Spieler dort zusammen – das wäre eine gute Idee gewesen, wenn (wie etwa gegen die Iraner) die beiden Außenverteidiger nach vorne gekommen wären, um über die Außen für Druck zu sorgen. Das passierte aber viel zu selten. Immer wieder versuchten es die Nordkoreaner durch die Mitte, über die hängende Spitze Hong, oft auf mit langen Bällen auf Stoßstürmer Jong Tae-Se. Auch das Nachrücken wurde viel zu halbherzig vorgetragen: Kam tatsächlich mal ein Ball vorne an, waren Hong und Jong zumeist gegen eine zahlenmäßige Übermacht der Iraker auf sich alleine gestellte. So hatten die Iraker wenig Mühe, die Führung in die Pause zu bringen.

Völlig unverständlich blieb aber auch nach dem Seitenwechsel, weshalb die Koreaner die Flanken derart vernachlässigten. In den wenigen Situationen, die mal tatsächlich über die Seiten vorgetragen wurden und in denen dann stets durchaus ungehindert geflankt werden konnte, wankte die irakische Abwehr sofort. Es fehlt im koranischen Mittelfeld ganz deutlich ein Spieler, der ein Spiel lenken kann, der Ideen nach vorne hat, der ein Spiel wirklich lesen kann. So blieben die Nordkoreaner eindimensional und berechenbar.

Die Iraker waren – auch aufgrund des Spielstands in der Parallelpartie, bei der die VAE mittlerweile im Rückstand waren – im Wissen, dass nun auch in Remis in jenem Fall reicht, nun nicht mehr allzu versessen darauf, ein zweites Tor zu erzielen und sie zogen sich demnach auch etwas weiter zurück. Mit Amaa Abdul-Zehra kam halb durch die zweite Hälfte dann auch ein zusätzlicher Sechser, wodurch sich nun ein defensiv ausgerichtetes 4-2-3-1 ergab. Natürlich konnten die Nordkoreaner gegen die nun immer tiefer stehenden Iraker nichts mehr ausrichten. Der Ausgleich gelang nicht mehr – geschweige denn, der notwendige Sieg.

Fazit: Die Iraker fanden nach dem Un-Spiel gegen die VAE hier recht schnell wieder zurück in die Spur. Die klare Konzentration auf die rechte Angriffsseite brachte dem Titelverteidiger den frühen Vorteil, die durchaus abgeklärte Spielweise in der zweiten Hälfte war ein Ausdruck des Wissens, dass der Gegner komplett harmlos war. Die Nordkoreaner enttäuschten ähnlich wie im ersten Spiel: Uninspiriert und langweilig schafften sie es nie, den notwenigen Druck zu erzeugen und deshalb müssen sie auch ohne Torerfolg in drei Spielen die Heimreise antreten.

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Iran – Vereinigte Arabische Emirate 3:0 (0:0)

Iran - VAE 3:0

Im ersten Spiel recht ordentlich, im zweiten hingegen ganz und gar nicht überzeugend – für den iranischen Teamchef Afshin Ghotbi, dessen Mannschaft schon vor dem Spiel als Gruppensieger festgestanden war, musste sich die Frage stellen, ob er lieber seiner Stammformation eine weitere Partie zum aufeinander abstimmen gibt, oder ob er die Reservisten zum Einsatz kommen lassen soll. Ghotbi entschied sich für letztere Variante: In der Startformation gab es gegenüber dem mühseligen 1:0 gegen Nordkorea acht Änderungen und am Ende des Spiels hatte er nach seinen Wechseln sämtlichen Feldspielern in seinem Kader schon Einsatzminuten bei diesem Turnier gegönnt.

Das genaue Gegenteil war bei Srecko Katanec zu sehen: Der slowenische Teamchef der Vereinigten Arabischen Emirate schickte im dritten Spiel zum dritten Mal die exakt selbe Formation auf das Feld. Seine Mannschaft musste gewinnen und auf ein Remis im Parallelspiel hoffen, um noch ins Viertelfinale zu kommen, und sie begann auch durchaus forsch. Vor allem über die Seiten schafften es die VAE zu Beginn des Spiels immer wieder, zur Grundlinie durchzukommen. Zudem machte der iranische Zweier-Goalie Shahab Gordan bei seinem Länderspiel-Debüt eine in zwei, drei Situationen eine mehr als unsichere Figur.

Nach etwa einer Viertelstunde rissen sich die Iraner dann aber am Rahmen. Im Mittelfeld wurde nun ein Pressing aufgezogen, dass im Aufbauspiel der VAE wie ein Grenzwall wirkte: Spielerisch war kein Durchkommen mehr. So war der Außenseiter gezwungen, vermehrt auf hohe Bälle in die Spitze zu setzen. Diese wurde aber zumeist relativ sichere Beute der iranischen Defensive – wie schon in den ersten beiden Spielen offenbarten sich auch diesmal große Schwächen im Offensivspiel der VAE. Es fehlte der Zug zum Tor, das Mittelfeld rückte zu halbherzig nach und Khalil fehlt es vorne an der Durchsetzungskraft.

Anders war die Entwicklung bei den Iranern. Nach den Abstimmungsproblemen in den Anfangsminuten wurde das Mittelfeld schnell kompakter, zudem stand im 4-1-4-1 diesmal (anders als gegen Nordkorea) nicht einer der Außenspieler zu weit vorne, um miteingebunden zu werden. Nein, diesmal starteten die Außen (Afhsin rechts und Shojaei links) oftmals erst nach Ballgewinn ihre Sprints, die sie zielstrebig Richtung Strafraum führten; die Seitenlinien wurden vernachlässigt. Das stellte die VAE durchaus vor Probleme, auch wenn es vor der Pause noch keine Tore gab.

Für die zweite Hälfte stellte Ghotbi geringfügig um: Rezaei kam für Shojaei und ging auf seine angestammte rechte Seite, Afshin dafür nach links. Der Eindruck der Schlussphase der ersten Hälfte manifestierte sich aber weiterhin: Gegen die immer stärker werdenen Iraner schafften es die VAE immer weniger, auch nur halbwegs sinnvoll vor das gegnerische Tor zu kommen. Bei den Iranern galt nun „Angriff ist die beste Verteidigung“ und auch Katanec‘ Umstellungen (Omar statt Al-Wehaibi für das Zentrum, dafür Al-Hammadi nach links; danach Al-Shehhi als neuer Quarterback statt Amer) halfen da wenig – und als die Iraner in Minute 70 nach einem (seltenen) Tohuwabohu in der VAE-Abwehr das verdiente 1:0 erzielten, war die Partie entschieden.

Denn im Parallelspiel stand es schon lange nicht mehr Unentschieden, selbst waren die VAE hinten und dass ihnen noch zwei Tore gelingen würden, wo es doch im ganzen Turnier zuvor noch kein einziges gegeben hatte, dass wussten sie sichtlich selbst, war nicht mehr realistisch. Da passte es auch ins Bild, dass eine numerische Überlegenheit (Afshin hatte in der 75. Minute nach einer ungestümen Attacke an VAE-Goalie Nasser Gelb-Rot gesehen) gleich wieder aus der Hand gegeben wurde, als nur vier Minuten später Rechtsverteidiger Sebil nach einer rüden Attacke ebenso vom Platz musste. Und als wenige Augenblicke später das 2:0 für den Iran fiel (durch den im zentralen Mittelfeld extrem starken Nori) war die Partie endgültig gelaufen.

Nicht aber, ohne in der Nachspielzeit noch für ein Kuriosum zu sorgen: Denn ausgerechnet VAE-Innenverteidiger Walid Abbas, der gegen den Irak in der Nachspielzeit das Eigentor zum entscheidenden 0:1 erzielt hatte, lenkte kurz vor dem Schlusspfiff auch in diesem Spiel einen Ball im Laufduell mit Rezaei ins eigene Tor. Dass es diesmal ein bedeutungsloser Lapsus war, der nur noch von statistischem Wert ist, mag ihn trösten. Und die Tatsacher, dass er kein Kolumbianer ist…

Fazit: Nach kurzen Anlaufproblemen war diese Leistung der iranischen Reservisten sicherlich deutlich besser als jene der ersten Mannschaft gegen Nordkorea. Gutes Pressing im Mittelfeld, wenig Probleme in der Defensive und letztlich auch mit den nötigen Toren – sicherlich ist der Iran ein verdienter Gruppensieger, gegen Südkorea im Viertelfinale wird es aber deutlich schwerer als gegen die doch recht biederen Konkurrenten in der Gruppe. Den Spielern aus den Emiraten fehlte es, wie schon im ganzen Turnier, an einem wirksamen Offensivkonzept, an Durchschlagskraft vor dem Tor und sicherlich auch ein wenig an der Spielübersicht. Der zu Beginn äußerst unsichere iranische Schlussmann etwa wurde viel zu wenig geprüft, und wäre es nur aus Distanzschüssen gewesen.

(phe)

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Asiencup, Tag 9: Rückfall https://ballverliebt.eu/2011/01/15/asiencup-tag-9-ruckfall/ https://ballverliebt.eu/2011/01/15/asiencup-tag-9-ruckfall/#respond Sat, 15 Jan 2011 22:47:22 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3770 Asiencup, Tag 9: Rückfall weiterlesen ]]> Im direkten Duell boten der Iran und der Irak ein wunderbares Spiel. In ihrer jeweils zweiten Partie aber… Die Iraner würgten sich zu einem glücklichen 1:0 gegen Nordkorea und beim Irak wackelte in einem schrecklichen Spiel gegen die VAE fünfmal das Aluminium, ehe in der Nachspielzeit ein Eigentor fiel.

Iran – Nordkorea 1:0 (0:0)

Iran - Nordkorea 1:0

Bei der eher bedrückenden Leistung gegen die Verinigten Arabischen Emirate hatten es die Nordkoreaner nur angedeutet. Gegen die Iraner haben sie dann wirklich gezeigt, dass sie tatsächlich auch offensiven Fußball spielen können! Es kam ihnen allerdings auch ziemlich entgegen, dass die Iraner mit ihrer neuen Formation nicht so richtig zu Rande kamen.

Denn hatte Afshin Ghotbi seine Iraner beim 2:1 gegen den Irak noch in einem 4-4-2 aufgestellt, versuchte er es gegen Nordkorea mit einem etwas schrägen 4-1-4-1, dass etwas hinkte. Denn Mohammedreza Khalatbari, der die linke Offensivbahn einnahm, stand oftmals viel zu weit vorne, um eine Bindung zum Spiel bekommen zu können. Wenn man schon, wie bei es bei der WM einige Mannschaften mit Erfolg gemacht haben, eine schiefe Formation spielt, sollte man auch schauen, dass der vorgerückte Außenstürmer daran auch tatsächlich teilnehmen kann.

Die Koreaner attackierten früh, standen hoch und schoben in ihrem 4-4-1-1 die Mittelfeldkette oftmals zusammen, sodass Platz für die Außenverteidiger entstand. Außerdem ließ sich Hong mitunter ganz in die Mittelfeldreihe zurückfallen, wodurch dort eine koreanische Überzahl entstand und das Trio in der iranischen Zentrale nicht zur Geltung kam. Die Folge: Der Iran war auf lange Bälle in die Spitze angewiesen, um das blockierte Mittelfeld zu überbrücken. Und hierbei kam nichts heraus, was das koransiche Gehäuse nachhaltig gefährden hätte können.

Anders Nordkorea: Nachdem sich der anfängliche Staub etwas gelegt hatte – in den extrem zerfahrenen ersten zehn Minuten hatte der Referee aus Bahrain schon elf Fouls (!) gepfiffen – spielten sie sich immer wieder munter in Richtung iranischen Strafraum, vor allem der körperlich starke und dennoch schnelle Jong Tae-Se sorgte immer wieder für Unruhe. Was den Spielverlauf angeht, mussten die Iraner mussten froh sein, mit einem 0:0 in die Pause zu kommen. Andererseits durften sie sich auch über eine Situation nach einer halben Stunde ärgern, als das vermeintlichte 1:0 (das alles, aber nicht verdient gewesen wäre) von Karim Ansari-Fard aus unerfindlichen Gründen nicht gegeben wurde – denn weder war es Abseits, noch Handspiel…

Für den zweiten Abschnitt nahm Ghotbi dann Iman Mobali aus dem Spiel – gegen den Irak hatte er auf der linken Seite noch eine gute Partie gemacht, hier war er in der Mittelfeldzentrale aber nicht gut aufgehoben. Für ihn kam Mohamed Nouri in die Partie, und er beruhigte das Zentrum sehr schnell. Er zeigte wesentlich mehr Präsenz als Mobali, stand defensiv deutlich sicherer und hatte auch den Blick für den Mitspieler. Einziges Manko: Auch mit Nori wurde das Tempo bei den Iranern nicht höher. Waren die Koreaner immer noch bemüht, das Spiel schnell zu halten, wich bei iranischem Ballbesitz jeder Schwung sofort.

Aber immerhin war durch das verstärkte Mittelfeld die Gefahr deutlich geringer geworden, dass die Iraner in Rückstand geraten könnten. Nach einer Stunde kam dann ein vorentscheidender Wechsel bei den Nordkoreanern: Mun In-Guk, der Mann am linken Flügel, verließ das Spielfeld und für ihn kam mit Ryang Yong-Gi ein gelernter Sechser, der sich nicht sofort für die linke Seite verantwortlich fühlte. Prompt ging kaum eine Minute nach dem Wechsel der Iraner Nouri nach einem Einwurf von Ryang andächtig betrachtet auf dieser Seite durch, flankte zur Mitte und Ansari-Fard verwertete zum durchaus glücklichen 1:0 für den Iran.

Auch Ghotbi hatte gewechselt, und damit auch sein Sytem adaptiert: Mit Gholami Rezaei kam ein neue Offensiver für die rechte Seite statt Rechsverteidiger Nosrati, dessen Position der zuvor als RM agierende Heidari einnahm. Das hieß, dass die Iraner nun mit einem astreinen 4-3-3 auf dem Feld standen. Einziges Manko dabei: Die drei Stürmer Khalatbari, Ansari-Fard und Rezaei standen sehr weit vor dem Rest der Mannschaft, bewegten sich nicht allzu viel und kümmerten sich kaum um die Defensive.

Die ja nun gefragt war, denn die Nordkoreaner mussten ob den Rückstands natürlich vermehrt Risiko gehen. Das Match, das vor dem 1:0 nur vor sich hingeplätschert war, hatte nun merklich an Schwung gewonnen, weil zumindest die sieben restlichen Iraner das erhöhte Tempo mitgingen. Doch obwohl es zur einen oder anderen Chance für Nordkorea kam, ein echter Druck auf das Tor der Iraner konnte nicht entwickelt werden. Dennoch sah Ghotbi das Treiben wohl mit wachsender Sorge, sodass es in der 85. Minute ein Signal an Rezaei und Khalatbari gegeben haben muss – denn schlagartig standen die beiden Außenstürmer nun wieder brav in der Mittelfeldreihe.

Für Nordkorea ergab sich erst in der Nachspielzeit die größte Chance auf einen Ausgleich, der hochverdient gewesen wäre – aber weil Hong aus zehn Metern nur die Latte traf, blieb es beim 1:0 für den Iran.

Fazit: Eine überzeugende Leistung war das von den Iranern beileibe nicht. Langsam, ohne echte Zielstrebigkeit, ja, mitunter gar behäbig traten sie auf. Torchancen wurde über die gesamte Spielzeit sehr wenige herausgespielt, das Tor entstand aus einer Schlafmützigkeit auf Seiten der Nordkoreaner. Diese ließen mit diesem Spiel die drögen Erinnerungen an die destruktive WM vergessen und zeigten, dass sie duchaus auch Offensivblut in ihren Adern fließen haben. Letztlich fehlte es an der Cleverness, die offensichtlichen Schwächen bei den Iranern – die schon fix im Viertelfinale sind – auszunützen.

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Irak – Vereinigte Arabische Emirate 1:0 (0:0)

Irak - Vereinigte Arabische Emirate 1:0

Wolfgang Sidka, deutscher Teamchef der Iraker, wusste: Gegen die VAE ist seine Mannschaft, der Titelverteidiger, gefragt. Gegen die konnte er nicht erwarten, die Bürde des Spielgestaltens – wie im offenen Spiel gegen den Iran – zumindest zu gleichen Teilen zu splitten. Darum zog er auch Alaa Abdul-Zehra aus dem defensiven ins offensive Mittelfeld und ließ mit einem 4-1-4-1 spielen. Vor allem in der Anfangsphase ging Linksfuß Hawar auch immer mal wieder auf die rechte Seite, um nach innen zu ziehen; viel Gelegenheit dazu bekam er aber nicht. Denn es passierte – nichts.

Das Team aus den Emiraten fühlte sich ganz offensichtlich sehr wohl damit, den Irakern das Spiel zu überlassen und selbst nur abzuwarten und auf Konter zu lauern. Und dem Team aus dem Irak fiel absolut nichts ein, die zwar tief stehenden, aber nicht einmal besonders aggressiven Gegner aus dem Konzept zu bringen. Ohne jedes Tempo wurde der Ball nur hin- und hergeschoben, ohne dass viele Pässe in die Tiefe gewagt wurden. Und so konnten auch keine ankommen.

Das VAE-Team des Slownenen Katanec brauchte über 20 Minuten, um sich das erste Mal aus dem Kokon zu wagen, aus dem Spiel heraus klappte aber auch bei ihnen kein gewinnbringender Vorstoß. Dafür waren die Standards umso gefährlicher: Der köpfte Al-Kamali nach einem Eckball an den Pfosten (23.), dann setzte Khater einen Freistoß an die Latte. Dazwischen und danach: Wenig Tempo, einigeln, die Iraker machen lassen. Die wurden dann auch mal gefährlich, wenn auch nicht aus dem Spiel heraus. Samal Said traf nach einer Ecke ebenso nur die Latte (39.), und kurz vor der Pause drosch Qusay einen 30-Meter-Verzweiflungsschluss an den Pfosten (42.).

Das Bild änderte sich auch unmittelbar nach der Pause nicht, aber nach einer Stunde merkte das Team aus den Emiraten dann doch, dass dem Irak absolut beizukommen wäre. So zogen sie als erstes an der Temposchraube und intensivierten ihre eigenen Bemühungen nach vorne nun merklich, Ismail Al-Hammadi sorgte für den dritten Aluminium-Treffer seiner Mannschaft (63.), den fünften insgesamt. Da den Irakern nun die Bürde genommen wurde, alleine das Spiel zu schultern, tauten sie nun auch ein wenig auf. Damit wurde das Match nun durchaus flotter. Besser wurde es aber nicht.

Denn wie schon gegen die Nordkoreaner verstanden es die VAE nicht, sich vor das gegnerische Tor zu spielen – wieder stellten sie zwar das sicher nicht schlechtere Team, aber die Iraker mussten in Wahrheit noch weniger Angst vor einem Gegentor haben als die Nordkoreaner vor vier Tagen. So plätscherte das uninteressante Spiel einem vermeintlich logischen 0:0 entgegen – ehe in der 94. Minute der irakische Stürmer Yunes Mahmud eine Flanke zur Mitte schlug, die VAE-Verteidiger Walid Abbas am Fuß traf – und von dort ins Tor kullerte.

Fazit: Der 1:0-Sieg des Irak ist mehr als glücklich, denn der Titelverteidiger hat rein gar nichts dafür getan, sich die drei Punkte zu verdienen. Mit ideenlosem Standfußball quälte man sich eine Stunde lang, mit hektischem und wenig durchdachtem Panik-Fußball die restlichen 30 Minuten. Besonders bitter ist das Ende natürlich für das Team aus den Emiraten: Einmal mehr das wachere Team, aber einmal mehr krankt es einfach an den Ideen nach vorne. So hat der Irak im letzten Spiel gegen Nordkorea das Schicksal in eigener Hand: Nur bei einer Niederlage wird das Viertelfinale noch verpasst. Dann allerdings fix.

(phe)

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Asiencup, Tag 5: Ultimatives Verschieben https://ballverliebt.eu/2011/01/11/asiencup-tag-5-ultimatives-verschieben/ https://ballverliebt.eu/2011/01/11/asiencup-tag-5-ultimatives-verschieben/#comments Tue, 11 Jan 2011 22:56:23 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3706 Asiencup, Tag 5: Ultimatives Verschieben weiterlesen ]]> Wie spielt man ein 4-4-2 gegen ein Fünfermittelfeld, ohne permanent in Unterzahl zu sein? Die Iraner machten es in der hochinteressanten Partie gegen Titelverteidiger Irak vor: Mit massivem Verschieben! Gegen diese Partie verblasst das 0:0 der VAE gegen Nordkorea richtiggehend.

Irak – Iran 1:2 (1:1)

Irak - Iran 1:2

Es ist eine großen Problemstellungen dieser Zeit im Fußball: Wie interpretiert man ein 4-4-2, wenn es gegen ein Fünfermittelfeld geht? Der iranische Teamchef Afshin Ghotbi (ein US-Amerikaner übrigens, der als Kind mit seiner Familie den Iran verlassen hatte) bot eine Variante an, die sehr laufintensiv ist, aber durchaus funktionert. Mit massivem Verschieben nämlich. Die Außenspieler Rezaei und Mobali gingen oftmals sogar in die andere Platzhälfte, wenn der Ball in jener war; die beiden Zentral-Defensiven Teymourian und Nekounam sowieso. So wurde in der gerade bespielten Platzhälfte permanent die numerische Unterlegenheit im Mittelfeld ausgeglichen und die irakischen Außenverteidiger (genauso wie die Flügelspieler natürlich) in Arbeit verwickelt, sodass diese sich kaum nach vorne entfalten konnten.

Diese Spielweise bringt natürlich eine riesige Verantwortung für die eigenen Außenverteidiger mit sich, denn diese stehen somit oft alleine gegen eine komplette gegnerische Angriffsseite. Die Schwachstellen im iranischen System des totalen Verschiebens wurden nach etwa einer Viertelstunde erstmals wirklich bestraft: Linksverteidiger Hajisafi (der ansonsten eine blitzsaubere Partie machte) war so weit eingerückt, dass hinter ihm am zweiten Pfosten Emad Mohamad völlig frei zum Schuss kam, Kapitän Younes Mahmoud lenkte den Ball zur 1:0-Führung ab. Umso mehr waren die Iraner nun gefragt – und sie ließen sich von dem Rückstand nicht nachhaltig schocken.

Der Titelverteidiger aus dem Irak erkannte die Problematik im iranischen System und schickte die AV durchaus fleißig nach vorne. Die von ihrem deutschen Teamchef Wolfgang Sidka (früher u.a. bei Bremen Trainer) in einem 4-2-3-1 aufgestellten Iraker versuchten, nicht nur mit dem Vorstoßen in entstehende Räume dagegen zu halten (was nicht übermäßig gut gelang, zu aufmerksam waren die Iraner), sondern durchaus auch mit körperlichem Einsatz. Das Resultat: Das erste wirklich hochinteressante Spiel dieses Asiencups!

Die Iraner kamen zu ihrem Glück noch vor der Halbzeit zum verdienten Ausgleich, weil die permanent auch nach vorne marschierenden Außenspieler im Mittelfeld nach vorne gingen und Fehler zu provozieren versuchten. Eine dieser Unachtsamkeiten nützte Gholam Rezaei (der rechte Mittelfeldspieler) – wenn auch aus abseitsverdächtiger Position – zu jenem 1:1, mit dem die Seiten gewechselt wurden.

Ghotbi muss erkannt haben, dass das schnelle Umschalten der starken Iraker von Defensive auf Offensive seiner Mannschaft durchaus Probleme bereitet hat. Seine Reaktion darauf: Neben dem vielen Verschieben kam nun auch noch massives Pressing gegen den Ball hinzu. Damit kamen die Iraker überhaupt nicht zurecht und so verlagerten sich die Spielanteile nun immer mehr zu Gusten der Iraner. Die kamen nun vermehrt zu Tormöglichkeiten und der sehr sichere irakische Torhüter Mohammed Khassid rückte immer mehr in den Mittelpunkt.

Alleine, das Führungstor wollte den Iranern nicht und nicht gelingen – auch nicht, als die irakische Innenverteidigung bei einem zu kurzen Abstoß geschlafen hatte. Man muss den Iranern aber Respekt zollen, dass die Intensität ihrer Spielweise kaum merklich nachließ und sie den Sieg absolut wollten – während die zunehmend müder werdende Mannschaft aus dem Irak, je näher der Schlusspfiff rückte, immer mehr mit dem Punktgewinn zufrieden war.

Dass die Iraner letztlich doch noch als Sieger hervorgingen, haben sie einem Glückstor zu verdanken. Der eben erst eingewechselte Samer Said hielt den für Stürmer Shojaei gekommenen Khalatbari an der Seitenlinie am Trikot fest, der fällige Freistoß von Mobali sprang an allen vorbei und unter Khassids Bein hindurch zum 2:1 ins Tor. Nach dem rechten Mittelfeldmann hatte nun auch der linke getroffen – und die Iraker hatten keine Antwort mehr.

Fazit: Ein tolles Fußballspiel mit einem verdienten Sieger. Die Iraner interpretierten ihr 4-4-2 mit einigem Risiko und dem Mut zur großen Lücke, konnten den Titelverteidiger aber dank großem Einsatzwillen, hohem Laufpensum und durchaus umsichtiger Verteidigung in Schach halten – und auch vom frühen Rückstand ließen sich die Perser nicht aus der Ruhe bringen.

Die Iraker sollten sich aber nicht allzu lange grämen, denn auch die boten eine wunderbare Leistung und zeigten, dass ihr überraschender Titel vor vier Jahren kein kompletter Zufall war. Die in diesem Spiel an den Tag gelegte Klasse sollte reichen können, sowohl Nordkorea als auch die VAE hinter sich lassen zu können.

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Nordkorea – Vereinigte Arabische Emirate 0:0

Nordkorea - VAE 0:0

Ob Kim Jong-Hun, Teamchef der Nordkoreaner bei der WM in Südafrika, nach dem Turnier tatsächlich in ein Arbeitslager gesteckt wurde, wie mancherorts berichtet wurde, ist nur schwer nachzuprüfen. Sicher ist allerdings: Teamchef von Nordkorea ist er nicht mehr, und mit ihm hat sich auch das 5-3-2 der WM-Tage verabschiedet. Der neue Mann an der Seitenlinie, Jo Tong-Sop, setzte auf ein klassisches 4-4-2, und somit auf eine etwas offenere Spielanlage.

Was sich gegen die Vereinigten Arabischen Emirate auch schnell zeigen sollte: Die Nordkoreaner verzeichneten den besseren Start und hätten durch einen Elfmeter in der 8. Minute auch eigentlich in Führung gehen müssen – aber Hong Yong-Jo knallte den Ball an die Latte. In den Eröffnungsminuten zeigten die Koreaner ansprechendes Kurzpass-Spiel, mit dem die Araber zunächst ihre Probleme hatten. Bald jedoch eroberten die vom Slowenen Srecko Katanec (der sein Heimatland schon zur Euro2000 und zur WM 2002 geführt hatte) betreuten VAE die Kontrolle über das Spiel – und zwar, so hatte man den Eindruck, eher aus der Verlegenheit heraus.

Denn die Spielgestaltung klappte zunächst überhaupt nicht und die VAE kamen nur dann gefährlich in den Strafraum, wenn es gelang, mit schnellen Steilpässen aus dem Mittelfeld Sturmspitze Khalil (oder auch den dahinter postierten Matar) mit Tempo zu schicken. Nach zwei, drei dieser Aktionen trauten sich die Nordkoreaner dann nicht mehr so richtig aus ihrem defensiver werdenden Schneckenhaus. Die Außenverteidiger – die etwa bei der WM gegen Portugal noch fleißig mitgingen (zugegeben, mit verheerenden Folgen) – blieben nun hinten kleben, auch die Mittelfeldreihe postierte sich tief und so wurden die Gegner in der eigenen Hälfte erwartet.

Ohne jedoch eine seriöse Form des Pressing zu spielen, weswegen es den VAE nun immer leichter fiel, den Koreanern ihr durchaus ansprechendes Spiel aufzuzwingen. Katanec stellte sein Team in einem 4-2-3-1 auf, und dieses wurde durchaus qualitativ hochwertig interpretiert. Die beiden Sechser waren sehr agil und wechselten häufig die Seiten und die Höhe am Spielfeld, die Flügelspieler rückten oftmals ein und gewährten den aufrückenden Außenverteidigern so Platz um nach vorne zu gehen, die Nordkoreaner hatten dem kaum etwas entgegen zu setzen – auch, weil die Stürmer Jong Tae-Se (vom VfL Bochum) und Kapitän Hong sich praktisch nicht an der Defensivarbeit beteiligten, die VAE-Sechser Amer Abdulrahman und Subait Khater somit unbehelligt blieben und sich um die Spieleröffnung kümmern konnten.

Dieses Bild änderte sich auch nicht, nachdem es mit einem torlosen Remis in die zweite Hälfte ging. Jo Tong-Sop blieb auch nach seinen Wechseln dem recht statischen und nicht allzu flexiblen 4-4-2 treu und hatte in einigen Situationen durchas Glück, nicht in Rückstand zu geraten. Was dem Team aus den VAE allerdings nicht gelang war es, aus dem deutlichen Übergewicht auch wirklich Kapital zu schlagen – denn der letzte Pass kam immer seltener an.

Die Koreaner verlegten sich zunehmend auf lange Bälle nach vorne, weil sie sich weiterhin nur zögerlich trauten, ihren (ganz ordentlich funktionierenden) Defensivverbund aufzulösen. Was nicht zum Erfolg führte – und weswegen es letztlich beim 0:0 blieb.

Fazit: Eine echte Weiterentwicklung gegenüber der WM ist bei den Nordkoreanern trotz sehr ähnlichem Personal nicht zu erkennen. Im Gegenteil, der Punkt schmeichelt ihnen; dem frühen verschossenen Elfmeter zum Trotz. Das Team aus den Vereinigten Arabischen Emiraten dafür machte einen äußerst patenten Eindruck: Jeder Spieler wusste offenkundig ganz genau, wie seine Aufgaben aussehen, das dem Zeitgeist entsprechende System wurde recht ansehnlich mit Leben erweckt – nur das mit dem Toreschießen haben, wie so viele andere Mannschaften bei diesem Asiencup, auch die VAE nicht erfunden.

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