Irak – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 01 Feb 2015 15:37:14 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Schwungvolle Australier gewinnen ziemlich schwunglosen Asiencup https://ballverliebt.eu/2015/02/01/schwungvolle-australier-gewinnen-ziemlich-schwunglosen-asiencup/ https://ballverliebt.eu/2015/02/01/schwungvolle-australier-gewinnen-ziemlich-schwunglosen-asiencup/#comments Sun, 01 Feb 2015 14:32:33 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10816 Schwungvolle Australier gewinnen ziemlich schwunglosen Asiencup weiterlesen ]]> Beim 16. Asiencup siegte zum siebenten Mal der jeweilige Gastgeber – und zum ersten Mal das Team aus Australien. Verdient – nach einem Turnier, das allerdings über weite Strecken alles andere als sehenswert war. Verglichen mit dem durchaus ordentlichen Niveau beim letzten Turnier vor vier Jahren haben 90 % der Teams stagniert oder wurden sogar schlechter.

Dass ein Trainer mit seinem Team das Turnier gewonnen hat, der rechtzeitig die Probleme seiner Mannschaft erkannt und angeganen ist – und dabei die WM als Testturnier betrachtet hat – ist folgerichtig. Die Konsequenz, mit der Ange Postecoglou seine Australier in den letzten 14 Monaten nach seinen Vorstellungen formte (und mit dem Segen des Verbands auch formen durfte), darf durchaus als Vorbild für andere Teams herhalten.

Australien: Verdienter Sieger

Australien. Teamchef: Ange Postecoglou
Australien: Mit viel Schwung und Wille und den wenigsten Aussetzern zum Titel.

Wie erwartet: Australien war nicht die individuell beste Mannschaft des Turniers, aber diejenige, die am meisten Schwung und Unternehmensgeist zeigte und dabei sich die wenigsten Aussetzer leistete. Die von Ange Postecoglou seit seinem Amtsantritt vor 14 Monaten radikal verjüngte Truppe strahlte genau jene Verve aus, die ihr vor allem unter Vorgänger Holger Osieck – trotz des Finaleinzugs beim Asiencup 2011 – dramatisch gefehlt hat.

Oldboy Tim Cahill hat zwar nur noch Luft für 70 Minuten, aber sein Einsatzwille riss das Team mit, während Mile Jedinak und Mark Milligan – die einzigen beiden verbliebenen Routiniers in der Stammformation – für die Struktur im Spiel sorgten. Das 4-3-3 (bei der WM spielte Postecoglou noch in einem 4-2-3-1) entspricht den Stärken des Teams am Ehesten. Mit dem Vorwärtsdrang und der geschickten Raumaufteilung wurden Gegner oft zu langen Bällen gezwungen, die bei der robusten Abwehr der Aussies wenig erfolgversprechend waren. Zudem zeigte sich Mat Ryan als exzellenter Schlussmann und war wohl der beste Goalie des Turniers.

Im Finale gegen Südkorea litt man darunter, dass Tim Cahill in sehr effektive Manndeckung genommen wurde, letztlich waren es aber genau die Attribute des Never-Give-Up, die das entscheidende Siegestor in der Verlängerung brachten. Australien ist sicher der verdiente Sieger des Turniers und hat gezeigt, dass durchaus taugliche Spieler nachkommen wenn altverdiente Leute wie Tim Cahill nicht mehr da sind.

Südkorea: Etwas mehr Initiative – aber…

Südkorea. Teamchef: Uli Stielike
Südkorea: Nicht so miserabel wie bei der WM, aber immer noch nicht überzeugend.

Bei der WM waren die Koreaner eine der größten Enttäuschungen. Nach den drei Schritten zurück, die unter Uli Stielikes Vorgänge Hong Myung-Bo gemacht wurden, ging es nun zumindest einen wieder nach vorne. Aber obwohl Stielike kräftig das Personal gewechselt hat, änderte sich an der Herangehensweise nur wenig. Man zeigte zwar – vor allem gegen schwächere Gegner – dass man durchaus in der Lage ist, mit geschickten Pressingwegen die Spieleröffnung der Kontrahenten zu unterbinden, aber der Zug zum Tor fehlte weiterhin völlig.

Natürlich half es auch nicht, dass sich Zehner Koo Ja-Cheol (von Mainz) und Lee Chung-Yong (von Bolton) früh verletzten und sich der Leverkusener Son Heung-Min in der Vorrunde auch mit einer Blessur herumplagte. Aber dass Park und Ki oft beide vor den Innenverteidigern stehen blieben, dass man den Usbeken im Viertelfinale die Flanken komplett überließ, dass – ganz generell – nicht wesentlich mehr Initiative ergriffen wurde, bei einem Personal, dass das absolut zulässt, ist schon eher verwunderlich.

Südkorea ist trotz des großen individuellen Potenzials und einer Schiffsladung von Spielern, die in starken europäischen Ligen (und auch in nicht so schlechten asiatischen Ligen) spielen, weit davon entfernt, das Potenzial auszuschöpfen. Daran änderte bislang auch Stielike nichts, und daran ändert vorerst auch der Einzug in dieses Finale nichts.

Japan: Trend der letzten Jahre bestätigt

Japan. Teamchef: Javier Aguirre
Japan: Grandiose Leistungen wechselten sich mit schwächlichen Darbietungen ab.

Wer sich an Japans Auftritte beim Confed-Cup im Sommer 2013 erinnert, wird wissen: Es gab ein grandioses Match gegen Italien, aber einen ganz guten aber harmlosen gegen Mexiko und einen völlig flachen gegen Brasilien. Bei der WM im letzten Sommer schied Japan sang-, klang- und sieglos aus.

Der Eindruck aus den Jahren nach dem glanzvollen Asiencup-Titel 2011 bestätigte sich auch diesmal: Die Mannschaft hat es immer noch drauf, einen guten Tag zu haben und einen Gegner völlig zu zerstören – wie in der Vorrunde gegen den Irak. Das Spiel endete zwar „nur“ 1:0, aber auch ein 6:0 oder ein 7:0-Sieg der Japaner wäre nicht zu hoch gewesen.

Und dann aber gibt es wieder Spiele, in denen man zwar 75 % Ballbesitz hat, sich gegen einen geschickt agierenden Gegner aber damit begnügt, den Ball zu haben und eben weder Glanz noch Torgefahr versprüht, wie im Viertelfinale gegen die Emirate. Die 36 Torschüsse, die den Japanern da am Ende verrechnet wurde, spiegeln das Geschehen nämlich nicht wieder: Da war kaum eine einzige ernsthafte Torchance dabei, ehe es in der 80. Minute das 1:1 gab. Es folgten zehn Minuten, in denen man das Spiel locker entscheiden hätte können, ehe in der Verlängerung wieder gar nichts passierte und 25-Meter-Schüsschen Richtung Eckfahne schon als Torschuss gewertet wurden.

Das Viertelfinal-Aus (im Elferschießen gegen die Emirate) ist nur logisch und folgerichtig. Wer auch immer Nachfolger von Javier Aguirre wird, steht vor der schwierigen Aufgabe, eine an sich nicht übertrieben überalterte Mannschaft (nur bei Hasebe und Endo wird es nicht mehr lange gehen) umzubauen und neu zu erfinden, denn die aktuelle weist mit etwa Honda, Kagawa und Nagatomo zu viele hoch veranlagte, aber mittlerweile zu wenig konstante Spieler auf. Dass Takashi Inui – der einzige Neue in der Startformation gegenüber der WM – auch schon 26 Jahre alt ist, ist kein gutes Zeichen.

China und Saudi-Arabien: Besserung / Beständigkeit

China: Variabel vom System her,
China: Sehr systemvariabel und eine klare Philosophie, aber nicht sehr aufregend.

Ihre Liga haben sie schon zu einer der Top-Adressen in Asien gepimpt, auf Nationalteam-Ebene aber hinken die Chinesen seit jeher ihren großen Ansprüchen hinterher. Vor vier Jahren blieb man nach einer vor allem inhaltlich komplett heillosen Vorrunde schon in einer wirklich nicht besonders schweren Gruppe hängen, in der Folge konnte auch ein Star-Trainer wie José Antonio Camacho den Abwärtstrend nicht stoppen.

Für dieses Turnier holte man sich Alain Perrin, Ex-Meistercoach von Olympique Lyon, und dieser schaffte es nun, darauf aufzubauen, dass die Spieler aus einer Liga kommen, in der absolute Qualitätstrainer vom Schlage eines Lippi oder Eriksson am Werk sind. Ob also mit einem 4-4-2 (wie gegen die Saudis), einem 5-1-3-1 (wie gegen Usbekistan), einem 4-2-3-1 (wie gegen Nordkorea) oder einem 4-3-3 (wie im Viertelfinale gegen Australien): Die Mannschaft kann sich vom System her gut dem Gegner anpassen, ohne dabei ihre grundsätzliche Philosophie ändern zu müssen.

Perrin  verpasste dem chinesischen Team eine Safety-First-Spielweise. Nach Ballgewinn wird selten schnell umgeschaltet, sondern erst einmal darauf geachtet, dass man den Besitz sichert. Mit einem sehr guten Goalie und einer meist recht sicheren Hintermannschaft war das in der Regel nicht aufregend zum zusehen, aber es erfüllte den Zweck. Mit drei Arbeitssiegen wurde die Vorrunde souverän überstanden, ehe man im Viertelfinale gegen die australische Wucht keine Chance hatte.

Angesichts der Tatsache, dass das Team ein Durchschnitts-Alter von 26 Jahren hat und die nächste WM in drei Jahren steigt, hat China in der aktuellen Generation aber nur eine Chance, sich für eine WM zu qualifizieren. So gesehen kann dieser Kader nur ein Übergangs-Team sein, wenn man aus der guten Arbeit, die national gemacht wird, längerfristig Kapital schlagen möchte.

S.-Arabien:
S.-Arabien: Mit Potenzial, aber es ist kein Team. Man spielt aneinander vorbei.

Bei den Saudis war alles wie immer, in den letzten Jahren: Die individuelle Qualität wäre durchaus vorhanden, aber es fehlt komplett an jeder Kontinuität im Umfeld, um diese auch in ein stimmiges und funktionierendes, inhaltliches Konzept einzubetten. Der Nachfolger von Cosmin Olaroiu, der auch nur für dieses Turnier verpflichtet wurde, wird bereits der siebente (!) Teamchef seit 2011 sein.

So spielten die Saudis bei diesem Turnier auch wieder recht konsequent auf eigene Faust und recht gezielt aneinander vorbei. Eine recht ansprechende halbe Stunde gegen China reichte nicht, gegen die Nordkoreaner musste man nur auf gegnerische Fehler warten und gegen Usbekistan fehlte es bei allem Ballbesitz eklatant am Zug zum Tor. An Auftritten wie bei diesem Turnier wird sich auch nichts grundlegendes ändern, ehe man nicht einem Teamchef mal über vier, fünf Jahre hinweg die Chance gibt, seinen Stempel längerfristig der Mannschaft aufzudrücken.

Dass das Team, das in der Blütezeit in den 90er-Jahren ein solides Top-30-Team weltweit war, mittlerweile im Elo-Ranking auf Rang 86 und im der FIFA-Weltrangliste jenseits von Platz 100 abgestürzt ist, hat man sich komplett selbst zuzuschreiben.

WM-Gastgeber 2022: Katar sportlich meilenweit weg

Katar:
Katar: Kein Konzept, keine einstudierten Spielzüge, kaum individuelle Qualität.

Das sollte der Grundstock jenes Teams sein, auf das Katar für die Heim-WM in sieben Jahren aufbaut. Wenn man die Spiele bei diesem Asiencup mit jenem beim Heim-Turnier vor vier Jahren vergleicht, ist allerdings ein eklatanter Rückschritt erkennbar.

Bis auf den trickreichen Hassan al-Haidos, den schon relativ routinierten Khalfan Ibrahim und der mobilen Sturmspitze Mohammed Muntari (einem eingebürgerten Ghanaer) ist niemand dabei, der auch nur annähernd die Qualität für ein WM-Team hätte. Die Abwehr agiert oft naiv, der Torhüter ist ein ständiges Sicherheitsrisiko, aus dem Zentrum kommen keine Impulse und niemand scheint zu wissen, was der andere gerade vorhat – so etwas wie einstudierte Laufwege oder gar Spielzüge suchte man drei Spiele lang vergeblich – vor allem der letzte Punkt erinnert frappant an Österreich unter Constantini, mit dem Unterschied, dass dort die individuelle Qualität höher war. Beim 1:4 gegen die Emirate war man komplett überfordert, gegen den Iran hielt man zumindest das Ergebnis von 0:1 knapp, und dass man dann auch noch gegen die wirklich nicht besonders gute Truppe vom kleinen Nachbar Bahrain verlor, war das Tüpfelchen auf dem i.

Nicht deutet im Moment darauf hin, dass Katar 2022 eine auch nur halbwegs konkurrenzfähige Mannschaft in die Heim-WM schicken kann. Aus aktueller Sicht besteht die einzige Hoffnung, dass man es so macht wie die Handballer – alles einbürgern, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, und sich mit der Gunst der Referees die nötigen Resultate holen.

VAE und Irak ganz gut, Iran und Usbekistan harmlos

VAE:
VAE: Hinten kompakt, schneidig im Stören und dazu vorne noch Wuschelkopf Omar.

Mit zwei Halbfinalisten konnte man vor dem Turnier nicht direkt rechnen: Mit den Emiraten – die am Ende Dritter wurden – und dem Irak. Dabei ist das Team aus den VAE das einzige, das sich gegenüber dem Cup vor vier Jahren wirklich signifikant verbessert hat. Damals, unter Srecko Katanec, schied man klar in der Vorrunde aus. Der aktuelle Teamchef Mahdi Ali formte aus den Kickern aus Dubai, Abu Dhabi und Al-Ain eine kompakte, gut funktionierende Truppe und hatte zudem die ganz große Entdeckung des Turniers in seinen Reihen: Spielmacher Omar Abdulrahman.

Der 23-Jährige, dessen Frisur – eine Mischung aus Marouane Fellaini und David Luiz – ihn schon rein optisch zu einer auffälligen Erscheinung werden lässt, ist das Um und Auf bei den Emiraten. Er ist mit allen Freiheiten ausgestattet, die Mitspieler rennen für ihn mit und decken geschickt die Räume ab, die er mit seinem freigeistigen Positionsspiel reißt. Die Viererkette und die beiden Sechser harmonieren gut und man traute sich auch, auf dem Papier klar überlegene Gegner die Japan aktiv zu stören. Mit Ahmed Khalil gibt es einen robusten Stoßstürmer, mit Ali Mabkhout einen flinken und torgefährlichen Offensiv-Allrounder, mit Amer Abdulrahman einen ruhigen Passgeber aus der Zentrale heraus.

Es ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Emirate nun glanzvoll für die nächste WM qualifizieren werden, aber man wird sicher deutlich näher dran sein als letztes Mal – da kassierte man gegen Südkorea, Kuwait und den Libanon bereits in der Zwischenrunde fünf Niederlagen in sechs Spielen.

Irak
Irak: Jung und mit guten Ansätzen, aber gegen gute Gegner viel zu passiv.

Auch der Irak kam zumindest einen Schritt weiter, als es der Papierform entsprochen hätte. Mit dem Shoot-Out-Sieg nach dem 3:3 nach Verlängerung gegen den Iran – dem mit sehr viel Abstand aufregendsten Spiel des Turniers – sicherte man sich den Platz im Semifinale. Die gegenüber dem Viertelfinal-Team 2011 auf sieben Positionen veränderte (und auf im Schnitt 24,1 Jahre verjüngte) Mannschaft spielte einen kompakten und eher auf Sicherheit bedachten Fußball – so spielte Abdul-Zahra, eigentlich ein Achter, konstant als hängende Spitze. Dazu war man vor allem gegen die stärkeren Teams (also Japan in der Vorrunde und Südkorea im Halbfinale) viel zu passiv, ließ das Spiel nur über sich ergehen.

Der Irak hat von einer günstigen Auslosung und relativ schwacher Konkurrenz profitiert. Man hat sicher eine ordentliche Mannschaft, die weiterhin konstant um asiatische Viertelfinali und in WM-Quali-Finalrunden der Top-10 des Kontinents mitspielen kann. Mehr ist aber nur drin, wenn mehr der jungen Spieler den Weg in bessere Ligen in der Region, wie die saudische oder die aus Katar, finden. Bleibt es dabei, dass die halbe Mannschaft beim nationalen Spitzenklub Al-Shorta in Bagdad spielt, wird es mit der Weiterentwicklung schwierig.

Iran
Iran: Nach vorne weiter mittellos, im Viertelfinale ging’s auch hinten schief.

Das mit der Weiterentwicklung ist auch beim Iran so eine Sache. Bei der WM machte man im Rahmen der (sehr begrenzten) spielerischen Möglichkeiten einen ganz ordentlichen Eindruck, aber man kann keine nach vorne stürmenden Ballkünstler herzaubern, wo einfach keine sind. Gegenüber der WM ließ Carlos Queiroz die Außenstürmer deutlich höher spielen, wollte mehr Druck ausüben gegen deutlich schwächere Kontrahenten als bei der WM. Das Mittelfeld ist mit Nekounam, Teymourian und Shojaei aber weiterhin alte Herren, die nicht besonders kreativ sind.

So blieb weiterhin nur die Variante „Hinten dicht und vorne beten“. Bis auf das Viertelfinale gegen den Irak – bei dem nach einer halben Stunde Linksverteidiger Pouladi des Feldes verwiesen wurde – stand die Defensive gewohnt sicher, aber nach vorne war halt nicht viel los. Mit dem jungen Sardar Azmoun, der in der russischen Liga unter Vertrag staht, gibt es zwar einen Hoffnungsträger im Sturmzentrum. Aber wenn er kaum brauchbare Bälle bekommt, kann auch ein solcher wenig ausrichten. In der Vorrunde gab es mit 4:0 Toren drei Siege. Im Viertelfinale war Schluss.

Usbekistan
Usbekistan: Solide, aber zuweiles etwas blutleer. Kein Schritt nach vorne.

Wie der Iran war auch Usbekistan als Gruppenkopf gesetzt (wie Gastgeber Australien und Titelverteidiger Japan), wie beim Iran war auch für die ehemalige Sowjet-Republik im Viertelfinale Endstation. Die Weißen Wölfe waren vor allem bei Flanken brandgefährlich und standen in der Abwehr recht solide (die beiden Gegentore gegen China kann man der Defensive kaum anlasten), scheiterten aber dennoch eher an sich selbst.

Teamchef Kosimov vollzog seinen Generationswechsel nämlich genau während des Turniers. Nach blutleeren Auftritten gegen China eliminiert er Kapitän Dsheparov und Routinier Kapadze und ersetzte sie durch junge Spieler, wie etwa Zehner Iskanderov (der Usbekistan bei der U-20-WM vor anderthalb Jahren ins Viertelfinale geführt hatte). Denen fehlte aber die nötige Routine und Persönlichkeit, um das Team an sich zu reißen. Man rettete sich ins Viertelfinale, dort war Endstation.

Gegen Südkorea kontrollierte man zwar die für dieses Team so wichtigen Flanken, aber es fehlte die Linie und der Punch aus der Zentrale heraus. So gab es zwar vor allem in der Anfangsphase gute Chancen, aber je länger das Spiel dauerte, desto mehr wurde deutlich, dass man gegenüber dem Halbfinal-Einzug 2011 keinen Schritt nach vorne gemacht hat.

Der schwindlige Rest

Mit gutem Willen kommt man also auf neun Teams, die halbwegs brauchbar Fußball spielen können. Der Rest – darunter auch das schon angesprochene Team aus Katar – war zuweilen von einer erschütternden Schwindligkeit, die dafür sorgte, dass man sich gerade die Vorrunde kaum ansehen konnte. Darunter etwa das Team aus Nordkorea, das zwar nicht grundsätzlich unbegabt ist, aber als Folge der kompletten Isolation des Landes vor allem im Abwehrbereich mit einer erstaunlichen Naivität zu Werke ging und daher auch folgerichtig alle drei Spiele verdient verlor.

Der Rest des untauglichen Teilnehmerfeldes bestand aus den kleinen Ländern im arabischen Raum. Also etwa die im Video gezeigte Truppe aus Kuwait, die in der Regel schon am ersten Pass aus der Abwehr heraus kläglich scheiterte. Oder die Underdogs aus Palästina, für deren Identität die Teilnahme wichtig war und sich auch im Rahmen der Möglichkeiten achtbar schlug, aber aufgrund der fehlenden Qualitäten dreimal deutlich verlor.

Zumindest einmal gewonnen hat der Oman, der in den letzten Jahren gute Ansätze zeigte, aber wo auch Paul le Guen (3x Meister mit Olympique Lyon) mit seiner Dreierkette nichts daran ändern konnte, dass Australien und Südkorea außerhalb der Reichweite bleiben. Einen Schritt zurück ging es bei Jordanien – vor vier Jahren gut organisierter Viertelfinalist, nun unter dem Engländer Ray Wilkins und seiner Mittelfeld-Raute zwar immer noch ganz okay hinten, aber völlig harmlos vorne (vom Spiel gegen die überforderten Palästinenser abgesehen). Und Bahrain konnte zwar durchaus verdient den ambitionierten Nachbarn Katar bezwingen, war aber auch meilenweit von echter Qualität entfernt.

Fazit: Negativer WM-Eindruck wurde bestätigt

Vor diesem Hintergrund ist es besonders befremdlich, dass für das Turnier 2019 (dessen Gastgeber noch nicht feststeht – im März fällt die Entscheidung zwischen dem Iran und den Emiraten) das Teilnehmerfeld von bisher 16 – was aufgrund der fehlenden Leistungsdichte schon um mindestens vier Teams zu viel ist – auf 24 aufgeblasen wird. Ein erst ab dem Viertelfinale einigermaßen kompetitives Turnier wird damit sportlich noch weiter entwertet. Annähernd zwei Drittel des Feldes wird aus teilweisen bis völligen Blindgängern bestehen.

Was dieser Asiencup bestätigt hat, war der negative Gesamteindruck, den Asiens Teams bei der WM hinterlassen haben. Australien zeigt schon in Brasilien noch das meiste ausgeschöpfte Potenzial, daran hat sich bis zu diesem Turnier nichts geändert. Von den Enttäuschten konnte weder Südkorea, noch Japan und der Iran einen wirklichen Turnaround vollziehen. Ein paar andere zeigen gute Ansätze, aber bei auf die VAE (deutlich) und China (ein wenig) wurde gegenüber 2011 sonst niemand besser.

Womit auch das Argument der arabischen Verbändie ins Leere läuft, die die Turniersieger Australien wieder aus dem asiatischen Verband werfen wollen – sie sind der Meinung, die Socceroos würden ihnen einen möglichen WM-Platz wegnehmen und nur ein zusätzlicher (und noch dazu) starker Konkurrent sein. Da es aber gerade die arabischen Teams waren, die bei diesem Turnier ganz besonders schlecht waren, ist wohl eher das Gegenteil wahr:

Im Moment bewahrt nur Australien die asiatischen Verband von der kompletten sportlichen Bedeutungslosigkeit.

(phe)

Asiencup komplett

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Was bleibt, was war gut, was weniger? Das war Katar 2011 https://ballverliebt.eu/2011/02/01/was-bleibt-was-war-gut-was-weniger-das-war-katar-2011/ https://ballverliebt.eu/2011/02/01/was-bleibt-was-war-gut-was-weniger-das-war-katar-2011/#comments Mon, 31 Jan 2011 23:26:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3907 Was bleibt, was war gut, was weniger? Das war Katar 2011 weiterlesen ]]> „Ich habe mich entschieden, weit weg von Italien zu trainieren, um mich von der dortigen Schizophrenie zu entgiften. Ich bin zurückgekehrt zu der Arbeit, die mir am meisten gefällt – den Fußball zu lehren!“ – Das sagt Alberto Zaccheroni. Jener Mann, der das tolle japanische Team zum Sieg im Asien-Cup geführt hat.

Schon nach dem ersten Gruppendurchgang musste jeder, der mehr gesehen hat als nur die Ergebnisse, wissen: Der Titelgewinn führt nur über diese bärenstarken Japaner – obwohl es im ersten Spiel gegen Jordanien „nur“ ein 1:1 gegeben hat. Im Nachhinein betrachtet, im Lichte dessen, was die Jordanier erreicht haben, verwundert dieses Resultat nicht mehr. Nach 32 Spielen, die Ballverliebt analysiert hat, darf natürlich ein Debriefing nicht fehlen. Eine Zusammenfassung dessen, was das Turnier Katar 2011 so alles gebracht hat.

Das Problem mit dem All-Star-Team

Ballverliebt-Allstars des Asiencups 2011

So könnte ein All-Star-Team des Turniers aussehen. Das ist aber durchaus problematisch – denn einige Positionen sind unstrittig, für andere gäbe es viele glaubhafte Möglichkeiten, für andere eigentlich gar keine. Das fängt schon bei der Position der Solo-Spitze an. Hier gab es nämlich im Grunde keinen einzigen Spieler, der wirklich überzeugt hätte. Harry Kewell hat zwar einige Tore geschossen, darunter das wichtige im Viertelfinale gegen den Irak, aber sonst vor allem durch slapstickhaftes Verschludern bester Möglichkeiten geglänzt. Alternativen wie Ji Dong-Won (Südkorea) oder Ryoichi Maeda (Japan) haben immer fleißig gerackert, aber wenig Torgefahr ausgestrahlt. Und auch bei den restlichen 13 Mannschaften hat sich keiner nachhaltig angeboten. Was eine der ganz großen Erkenntnisse dieses Turniers ist: Es fehlen die Vollstrecker.

Ein absolutes Überangebot herrscht dafür auf der Sechser-Position – mit dem Südkoreaner Ki Sung-Yueng (21) hat sich eines der weltweit größten Talente dieser Position in den Vordergrund gespielt. Ob er noch lange bei Celtic Glasgow unter Vertrag steht? Aber auch Yasuhito Endo aus Japan und Nashat Akram aus dem Irak wussten auf der Position vor der Abwehr durchaus zu gefallen, auch sie hinterließen einen viel nachhaltigeren Eindruck als jeder Stürmer dieses Turniers.

Auch im linken Mittelfeld gab es mehr Kandidaten als nur den überragenden Shinji Kagawa. Zyniker könnten sagen, Dortmund solle froh sein, dass er sich nach seinem Gala-Auftritt gegen Katar verletzt hat; so bleibt er dem BVB über den Sommer hinaus erhalten – ansonsten wäre ein Transfer nach England kaum zu verhindern gewesen. Vor einem solchen stünde aber über kurz oder lang auch Matt McKay – wäre der Australier vom A-League-Leader Brisbane Roar nicht schon 27 Jahre alt. Er spielte ebenso ein starkes Turnier und war einer der Gründe, warum es die Socceroos bis ins Finale geschafft haben.

Durchbruch für Japan: Yuto Nagatomo!

Wenn es noch einen Beweis gebraucht hätte, wie essenziell die Position des Außenverteidigers im modernen Fußball geworden ist, Yuto Nagatomo hätte ihn erbracht. Eine ansprechende WM brachte ihm im Sommer einen Vertrag bei Serie-A-Aufsteiger Cesena ein, seine überragenden Leistungen beim Asiencup wurden mit einem Wechsel zu Inter Mailand belohnt. Christian Chivu bekommt also starke Konkurrenz. Er war auch essenziell für das generelle Spiel der Japaner, das vor allem in der Vorrunde massiv an jenes von Arsenal erinnerte – vor allem die erste Hälfte gegen Syrien.

Japan

Zaccheroni rückte mit den Japanern von jenem 3-4-3 ab, das er üblicherweise präferiert. Von der Grundformation her ist es ein nicht besonders ungewöhnliches 4-2-3-1. Einen wirklich zentralen Spieler kann man in dem ungemein augewogenen und sehr gut aufeinander abgestimmten Team aus Nippon gar nicht ausmachen. Die Spielanlage beruht auf der großen Flexibiliät der der offensiven Mittelfeldspieler, der Übersicht von Taktgeber Makoto Hasebe und der Breite, welche die massiv nach vorne stürmenden Außenverteidiger bringen. Die somit auch jene des Gegners nach hinten drücken – so sieht Defensivarbeit Anno 2011 aus.

Angesichts der Tatsache, dass die Flanken oft bis hin zur gegnerischen Grundlinie von Nagatomo links und dem Schalker Uchida rechts besetzt werden, können die drei in der Spielgestaltung – im Idealfall Honda zentral, Kagawa links und Okazaki (der nach zwei Spielen Matsui abgelöst hatte) – ihre Zwischenräume enger gestalten, was es für den Spielaufbau angesichts vermehrter Anspielstationen in kurzer Distanz leichter macht.

Außerdem gibt es an den Flanken immer eine Anspielstation, und Maeda vorne bindet mit viel Laufarbeit beide gegnerischen Innenverteidiger, sodass sich Honda und Co. mit diesen nicht herumschlagen müssen. Und das alles geschieht, sofern alle fit und frisch sind, auch noch in einem irren Tempo, vor allem in den ersten 20 Minute der Spiele. Was für den Titelgewinn letztlich aber nur die halbe Miete war – denn auch wenn es nicht läuft, wie im Viertelfinale gegen Gastgeber Katar oder im Finale gegen Australien, behält die Mannschaft stets Ruhe. Die Spieler auf dem Platz ebenso wie der Teamchef an der Seitenlinie. Zaccheronis genialer Schachzug, Nagatomo im Finale nach vorne zu ziehen und hinter im einen Innenverteidiger die Drecksarbeit machen zu lassen, wurde vom Neu-Mailänder mit der Vorlage zum 1:0 belohnt.

Ein weiterer Punkt, der sich äußerst positiv auf die Performance der Japaner auswirkte, war sicherlich die Tatsache, dass sich immer mehr den Sprung nach Europa zutrauen und sich dort auch durchsetzen. Honda ist Leistungsträger bei ZSKA Moskau, Kagawa beim designierten deutschen Meister Dortmund, Hasebe stemmte mit Wolfsburg schon eine Meisterschale, Uchida lebt sich nach Startschwierigkeiten bei Schalke immer besser ein, Torhüter Kawashima und Innenverteidiger Yoshida spielen in Belgien, Okazaki geht nach Stuttgart und Nagatomo eben zu Inter Mailand.

Durchbruch für Südkorea? Ki Sung-Yueng und Koo Ja-Cheol!

Es war am Ende wohl ein einziges Tor gegen Indien, was den Südkoreanern die Teilnahme am Finale gekostet hat. Ein Tor mehr gegen den überforderten Underdog im letzten Gruppenspiel, und statt Iran und Japan wären auf dem Weg ins Finale „nur“ Irak und Usbekistan gestanden. So aber musste sich das Team um Park Ji-Sung nach dem Semifinal-Aus im Elferschießen gegen Japan mit dem dritten Platz begnügen. Doch Moment… dem Team um Park Ji-Sung? Berechtigter Einwand – denn beim letzten Turnier des Man-Utd-Stars spielte sich ein ganz junger Mann ins Rampenlicht.

Südkorea

Und zwar Ki Sung-Yueng von Celtic Glasgow. Der 22-Jährige hat bereits 36 Länderspiele auf dem Buckel, spielte eine sehr ordentliche erste Weltmeisterschaft und war bei diesem Turnier einer der drei stärksten Spieler seines Teams. Ein Trio, zu dem der sehr mannschaftsdienliche, aber etwas überspielt wirkende Park Ji-Sung im Übrigen nicht mehr gehört: Der 29-Jährige hat seine Schuldigkeit getan und übergibt den Staffelstab nun an jene Generation, der er mit seinen Leistungen in den letzten Jahren die Tür nach Europa geöffnet hat. Der mit seinen 1.88m für einen Koreaner extrem große Sechser Ki bestach nicht durch auffällige Aktionen, sondern durch tolles Stellungsspiel, enorme Spielintelligenz und hohe Laufbereitschaft. Er nahm gegnerische Offensivkräfte wie Honda oder Cahill aus dem Spiel und spielte unauffällige, aber sichere Pässe in der Spieleröffnung.

Generell hinkte das Spiel der Koreaner aber. Ähnlich wie bei Japan sollte auch bei den Koreanern unter Cho Kwang-Rae die Breite von den Außenverteidigern kommen und sich das offensiven Mittelfeld zusammenziehen. Das Problem: Lee Chung-Yong fehlt es an der Klasse, Park Ji-Sung an der Frische und der Achter Lee Yong-Rae konnte nicht die nötigen Akzente setzen. Der einzige, der in der Offensive wirklich auf sich aufmerksam machen konnte, war Koo Ja-Cheol: Auf den 21-Jährigen von Jeju United war vor dem Turnier nur Young Boys Bern aufmerksam geworden, ein Transfer zu den Schweizern scheiterte letztlich am tollen Asiencup von Koo. Der seine Zelte nun in Wolfsburg aufschlagen wird. Er ist aber kein klassischer Zehner, sondern mehr eine hängende Spitze: Seine besten Szenen hatte der schnelle Mann, wenn er aus der Tiefe kommen und sich zwischen gegnerischer Innenverteidigung und gegnerischem Sechser zwischen den Linien bewegen konnte.

Auf diesen beiden Spielern wird in Zukunft die Hoffnung der südkoreanischen Fans ruhen. Denn der dritte extrem starke Mann bei diesem Turnier ist mit seinen 30 Jahren kein junges Talent mehr – nämlich Cha Du-Ri, der nach harten Jahren in Deutschland nun bei Celtic Glasgow untergekommen ist.

Ein letztes Hurra aus Australien

Auch, wenn es ein starkes Spiel im Finale gab und dieses surreale 6:0 im Semifinale gegen Usbekistan: Es fällt schwer, Australien wirklich als zweitbestes Team des Turniers zu sehen. Zu leicht war der Weg ins Finale, zu wenig überzeugend die recht durchwachsenen Spiele in der Vorrunde, und zu starr im Endeffekt auch das Spiel der Socceroos unter ihrem deutschen Teamchef Holger Osieck.

Australien

Außerdem war es keine Mannschaft mit Zukunft. Das Durchschnittsalter des Teams liegt bei knapp 30 Jahren, und wenn Matt McKay mit seinen 27 Lenzen nur zwei Spieler um sich herum hat, die (auch nicht viel) jünger sind als er selbst, wird schon klar, dass der Finaleinzig dieser Mannschaft jenes letzte Hurra einer Spielergeneration ist, den man eigentlich schon für die WM in Südafrika hatte erwarten können.

In Katar war Australien eine der wenigen verbliebenen Mannschaften, die mit einem klassischen 4-4-2 aufgetreten sind und in keiner Minute davon abgerückt sind. Die Vorwärtsbewegung kam fast ausschließlich über die Flanken und da spielte sich eben Matt McKay in den Vordergrund – auch, wenn er erst im Viertelfinale erstmals in der Startformation stand. Kein Wunder, dass die Socceroos erst in der K.o.-Phase ins Rollen kamen, mit einer starken Partie gegen den Irak und einer cleveren Leistung gegen jene Usbeken, die im Semifinale zeitweise zwei Drittel Ballbesitz hatten.

Taktisch gibt es über diese eher wenig prickelde Mannschaft nicht viel zu sagen. Aber in Hinblick auf den nächsten Asiencup im Jahr 2015 ist die Altersentwicklung alermierend – denn dieser wird just in Australien ausgetragen. Kein allzu günstiger Zeitpunkt, jetzt, wo der große Generationswechsel ansteht.

Unter Wert geschlagen: Iran

Am Ende steht das Aus im Viertelfinale – womit die Iraner weniger erreicht haben, als ihnen eigentlich zugestanden wäre. Ja, das zweite Gruppenspiel (1:0 gegen Nordkorea) war furchtbar. Aber die Art und Weise, wie das Team vom US-Iraner Afshin Ghotbi in der sehenswerten Auftaktpartie gegen den Irak mit einem 4-4-2 verschob, was das Zeug hielt, war interessant. Die folgende Umstellung auf das 4-1-4-1 folgerichtig, die Leistung des zweiten Anzugs im letzten Gruppenspiel (3:0 gegen die VAE) souverän. Und letztenendes scheiterte man am Pech in der Auslosung. Jeden anderen Gegner als die Südkoreaner, von den überragenden Japanern abgesehen, hätten die Iraner mit hoher Wahrscheinlichkeit geschlagen.

Gutes Coaching: Usbekistan

In gleichem Maße, wie die Iraner Pech mit der Auslosung hatten, müssen die Usbeken als Glückskinder gelten. Die gut organisierte, aber in der Spielgestaltung harmlose Truppe aus Zentralasien hatte die mit Abstand leichteste Gruppe zu überstehen und bekam mit Jordanien auch noch einen einigermaßen dankbaren Gegner im Viertelfinale. Zugegeben: Das 0:6 im Semifinale gegen Australien war um mindestens drei Tore zu hoch.

Die Usbeken bestachen vor allem durch ihre hohe systematische Flexibilität. Der Ausgangspunkt war auch bei ihnen ein 4-2-3-1, aber innerhalb dieses Systems konnte ohne größere Reibungsverluste gewechselt werden. Praktisch jeder Offensivspieler konnte sowohl im Zentrum als auch auf beiden Seiten spielen, dazu gab es fleißige Außenverteidiger und mit dem immer wieder nach vorne marschierenden Odil Achmedov auch noch einen interessanten Innenverteidiger.

Am auffälligsten war bei Usbekistan aber der Teamchef: Vadim Abramov verstand es immer wieder, mit intelligenten Wechseln Spiele zu retten, die zu entgleiten drohten. So war es etwa gegen Kuwait, aber auch gegen Jordanien. In letzterem Spiel trat sein Team übrigens in einem 3-2-4-1 an – die einzige experimentelle Formationsvariante in diesem Turnier.

Die positiven Überraschungen: Jordanien und Syrien

Auf dem Papier war die Vorrundengruppe B eine klare Sache: Japan und die Saudis gehen locker durch, Jordanien und Syrien haben keine Chance. Aber weit gefehlt! Die beiden Teams aus dem nahen Osten machten den Japanern das Leben extrem schwer und kippten den großen Nachbarn Saudi-Arabien in eine der schlimmsten sportlichen Krisen ihrer Geschichte. Aber wie ging das?

Jordanien - Syrien 2:1

Bei beiden Teams – natürlich – durch taktische Cleverness, ohne die es als Underdog einfach nicht geht. Ansonsten war die Herangehensweise aber durchaus verschieden. Die Syrer schlugen die Saudis (mit einem 4-4-1-1), fingen sich nach dem Seitenwechsel gegen Japan (mit einem 4-1-4-1) und rannten gegen Jordanien mit einem 4-2-3-1 mit voller Kraft an. Vor allem aber gaben sie ihr letztes Hemd, was ihren Kampfgeist anging. Der rumänische Teamchef Valeriu Tita verstand es, das Optimum aus seiner ausgeglichen besetzten Mannschaft heraus zu holen. Vor allem der gegen die Saudis und gegen Jordanien als Zehner agierende Belgien-Legionär Malki machte einen guten Eindruck, auch der fleißige linke Flügelmann Jehad Al-Hussein gefiel. Dass es letztlich nicht reichte, lag an der mangelnden Chancenverwertung.

Die kann man Jordanien hingegen nicht vorwerfen – beim 2:1-Sieg im entscheidenden Spiel gegen Syrien, dem wohl energiegeladensten Match des ganzen Turniers, vergab man zwar die einzige selbst herausgespielte Torchance, gewann aber letztlich dennoch. Weil die bombenfeste Defensive um Ersatz-Kapitän Bashir Bani-Yasin ein sensationelles Turnier spielte. Und das, nachdem mit Hatem Aqel dessen Partner schon in der ersten Partie verletzt w.o. hatte geben müssen! Doch Teamchef Adnan Hamad, ein Iraker, hatte eine perfekt aufeinander abgestimmte Truppe, die mit Spielmacher Hassan Abdel-Fattah auch in der Offensive einen fähigen Mann hatte, mit Sulaiman Al-Salman einen hervorragenden Rechtsverteidiger, mit Hashhash und Abdulrahman ein gut funktionierendes Duo im defensiven Mittelfeld, und mit Amir Shafi einen starken Torhüter.

Gute Figur gemacht: Titelverteidiger Irak

Was vom Asiencup 2007 in Erinnerung blieb? Nicht die Tatsache, dass von den vier (!) Veranstaltern Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam nur die damals von Alfred Riedl trainierten Vietnamesen die Vorrunde überstanden. Sondern der sensationelle Titel für den Irak – einem vom Krieg gebeutelten Land; einer seit Jahrzehnten sportlich absolut wertlosen Mannschaft. Dass dieser Titel kein kompletter Zufall war, zeigte die Mannschaft bei diesem Turnier vollauf. Vor allem der extrem laufstarke und umsichtige Sechser Nashat Akram – der bei Al-Wakrah in Katar spielt – hatte ein hervorragendes Turnier, die Abwehr zeigte sich auch diesmal als große Stärke. Aber auch unter dem deutschen Teamchef Wolfgang Sidka tat sich das Team schwer mit der Spielgestaltung. Was letztlich auch das Viertelfinal-Aus gegen Australien bedeutete. Bleibt die mit einem Durchschnittsalter von 25,4 Jahre auch noch sehr junge Truppe zusammen, ist eine Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien durchaus nicht unrealistisch.

Sich nach Kräften blamiert: Saudi-Arabien und China

Alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Das war das Auftaktspiel der Saudis, das 1:2 gegen Syrien, auf den Punkt gebracht. Was Teamchef José Peseiro auch prompt seinen Job kostete! Nasser Al-Johar übernahm und machte gegen Jordanien, taktisch gesehen, eigentlich alles richtig. Eine massive Leistungssteigerung, bei der nur die Tore fehlten. Was nach dem 0:1 schon nach zwei Partien das Aus bedeutete, woraufhin in der letzten, bedeutungslosen Partie beim 0:5 gegen Japan alles in sich zusammenfiel. Ein Turnier, das in seiner Bedeutung wohl einen noch schlimmeren Eindruck hinterlässt als die WM vor neun Jahren mit dem 0:8 gegen die Deutschen…

Das Hauptproblem bei den Chinesen war die Tatsache, dass die Mannschaft keine solche war. Eine Ansammlung von (zumeist auch nicht übermäßig begabten) Einzelspielern. Die wenigen Leistungsträger schafften es nicht, über drei Spiele eine halbwegs konstante Leistung abzuliefern. Der Zehner Deng Zhuoxiang spielte gut gegen Kuwait, schrecklich gegen Katar und saß gegen die Usbeken nur auf der Bank. Schalke-Legionär Hao Junmin spielte nach seinen Einwechslungen gegen Kuwait und Katar ansprechend, war gegen Usbekistan aber ein Totalausfall. Andererseits wurde Sturmspitze Gao Lin in einem Spiel noch vor der Pause runtergenommen, um in der nächsten Partie doch wieder ran zu dürfen – jedes Selbstvertrauens beraubt. Der überforderte Teamchef Gao Hongbo zog sein Team mit schlechtem Coaching zwar runter, muss seinen Posten aber trotzdem nicht räumen. So sind die Chinesen keine Mannschaft, die man mittelfristig auf dem Radar haben muss.

Und der Gastgeber? Katar agierte achtbar

Katar

Kanonenfutter? Na, ganz so schlimm war’s dann noch nicht, was der Gastgeber dieses Turniers – und auch der WM in elf Jahren – da fabrizierte. Auch, wenn man nach dem 0:2 im Eröffnungsspiel gegen Usbekistan schon glauben konnte, dass nicht viel möglich wäre. Aber nach dem Schlüsselerlebnis gegen China – wo die Kataris nach einer halben Stunde merkten, dass der Gegner noch nervöser war als man selbst – und der wichtigsten Umstellung von Bruno Metsu – jenem Trainer, der Senegal 2002 ins WM-Viertelfinale geführt hatte – war Katar im Turnier angekommen.

Diese Umstellung war die Maßnahme, Yusuf Ahmed als hängende Spitze im 4-4-1-1 spielen zu lassen. Er war einer der Schlüsselspieler beim Gastgeber – neben Sebastian Soria. Der gebürtige Uruguayer (einer von acht nicht in Katar geborenen Kaderspielern) zeigte vor allem im Viertelfinale gegen Japan, was er kann. Er war in diesem Spiel sehr lauffreudig, und vor allem bei Kontern immer wieder gefährlich. Was der Spielanlage der Kataris am ehesten entspricht: Mit zwei Viererketten tief stehen und verteidigen; nach vorne auf Konter lauern.

Interessant war aber durchaus, dass die vier Spiele vier völlig unterschiedliche Szenarien boten, mit denen Katar höchst unterschiedlich umging. Erst, gegen Usbekistan, von einem sehr kompakten und defensivstarken Gegner ausmanövriert. Dann, gegen China, auf den Druck besser reagiert als der Gegner und das Spiel selbst in die Hand genommen. Im letzten Gruppenspiel, gegen Kuwait, gegen einen ambitionierten, aber schwachen Gegner zwei frühe Abwehrschnitzer souverän ausgenützt. Und schließlich, gegen Japan – der ersten wirklich guten Mannschaft, gegen die Metsu und Co. antreten mussten – ihr volles Potential im Gegner entnerven und schnell kontern gezeigt. Dieses Viertelfinale war zum einen zweifellos die beste Turnierleistung des Gastgebers und andererseits ein Anzeichen dafür, dass durchaus Entwicklungspotential vorhanden ist. Auch, wenn in elf Jahren wohl keiner der aktuellen Mannschaft bei der Heim-WM antreten wird: Katar ist auf einem guten Weg.

Indien… was sollte das denn?

Ein kurzes Wort noch zum Auftritt der Inder. Der war peinlich. Der war nicht zu rechtfertigen. Und er wirft, nach fünf absolut unterirdischen Halbzeiten (lediglich die zweite gegen Bahrain war anständig) zwei Fragen auf: Erstens, warum darf so ein absolut chancenloses Team teilnehmen? Das zieht den ganzen Bewerb runter. Und zweitens: Wie schafft es ein Land mit einem Millardenvolk nicht, besseren Fußball zu spielen als europäische Zwergstaaten wie Färöer und Liechtenstein? Die würden gegen die Inder nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen…

Schlusswort: Das generelle Niveau

Das Turnier hat gezeigt, dass der asiatische Fußball in seiner Spitze erweiterte Weltklasse ist und in der Breite zwar nicht besonders aufregend ist, aber grundsoliden Fußball von taktisch ansprechend bis sehr gut ausgebildeten Mannschaften zeigt. Die Stimmung und die allgemeine Reputation mögen bei Afrikacups höher sein, das Niveau des Turniers als ganzen ist aber sicherlich vergleichbar und muss den Vergleich zu den afrikanischen Titelkämpfen nicht scheuen.

Bis auf die heillosen Inder haben alle 15 Teilnehmer die Grundzüge modernen Fußballs verstanden. Taktisches Verständis und Flexibilität im Positionsspiel sind bei praktisch allen teilnehmenden Teams grundsätzlich vorhanden. Bei den meisten Mannschaften gehen auch die Außenverteidigier durchaus mit nach vorne, nur die in ihrer Spielanlage generell eher vorsichtigen Kataris, die Bahrainis und jene aus den VAE hielten sich da eher zurück. Bevorzugtes System ist, wie es fast weltweit der Fall ist, verschiedene Variationen des 4-2-3-1 bzw. 4-1-4-1 (Offensiv bei Japan, Südkorea und in Ansätzen bei Kuwait. Kompakt bei Usbekistan, Iran, VAE und Syrien. Eher vorsichtig bei Jordanien, Irak, Bahrain). Das herkömmliche 4-4-2 bzw. 4-4-1-1 (wie bei China, Saudi-Arabien, Indien und Nordkorea) ist auch in Asien immer mehr am Rückzug.

Funktioniert hat es nur bei den konterstarken Kataris – und bei Australien. Wobei es bei den Socceroos eher die individuelle Klasse und die Erfahrung der einzelnen Spieler war, die das Team trugen. Und nicht das System.

Auch eine Erkenntnis dieses Asiencups. Und es wird die Erkenntnis der kommenden Jahre sein, ob das ein dauerhaft tragfähiges Modell sein kann…

(phe)

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Asiencup, VF 3/4 – Gute Startphasen spät belohnt https://ballverliebt.eu/2011/01/22/asiencup-vf-34-gute-startphasen-spat-belohnt/ https://ballverliebt.eu/2011/01/22/asiencup-vf-34-gute-startphasen-spat-belohnt/#respond Sat, 22 Jan 2011 19:13:11 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3822 Asiencup, VF 3/4 – Gute Startphasen spät belohnt weiterlesen ]]> Zwei Spiele, zwei Viertelfinals, und zweimal der gleiche Spielverlauf! Sowohl die Australier (gegen Titelverteidiger Irak) als auch die Südkoreaner (gegen Mitfavorit Iran) waren zu Beginn überlegen, gaben die Partie dann aus den Händen – und belohnten sich in der Verlängerung doch noch!

Australien – Irak 1:0 n.V.

Australien - Irak 1:0 n.V.

Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die defensive Mittelfeldzentrale bei den Irakern überhaupt nicht aufeinander abgestimmt war. Kaum ein Wunder – mit Qusay Munir wurde ein Spieler neben Stamm-Sechser Nashat Akram gestellt, der in den Spielen zuvor eher aus der offensiven Zentrale heraus für Impulse sorgen sollte. So rannten die Australier in den Anfangsminuten beinahe mühelos über die Iraker drüber: Durch die Mitte, wenn sich Cahill etwas zurückfallen ließ, und auch über die Seiten mit McKay (links) und Holman (der auf die rechte Seite wechselte).

Zudem standen die Australier in ihrem 4-4-2 in dieser Phase auch sehr hoch, mit Neill und Ognenovski zum Teil bereits jenseits der Mittellinie. Erst nach etwa einer Viertelstunde konnten sich die Iraker etwas befreien – die Zentrale hatte sich nun gefunden und vor allem Mohamed Hawar, der auch immer mal wieder die Seiten wechselte, sorgte nun (vermehrt über die rechte Seite) für Entlastung. Das Team aus dem Irak konnte nun die numerische Überlegenheit im Zentral etwas besser ausspielen.

Was erstaunlicherweise nicht nur dem eigenen Spiel gut tat, sondern auch der Torgefährlichkeit der Gegner. Denn nun konnten die Australier mit schnellen Pässen auf die Spitzen den sich bietenden Platz mit mehr Tempo ausnützen; McKay und Kewell hatten kurz vor der Halbzeit jeweils die Führung auf dem Fuß.

In den zweiten Druchgang starteten die Iraker dann ähnlich schwungvoll wie die Australier in den ersten gestartet waren. Vor allem den Außen gelang es nur sehr gut, ihre australischen Gegenspieler deutlich weiter nach hinten zu drängen, wodurch deren Aufbauspiel merklich erlahmte – denn das Zentrum hatten die Iraker ja schon in der ersten Hälfte besser unter Kontrolle bekommen. Das verstärkte sich noch, als Sidka mit Karim Mustafa (statt Mahdi Karim) eine zusätzliche Kraft für die Zentrale brachte – wodurch Qusay etwas weiter in die Offensive aufrücken konnte, was ihm sichtlich gut tat.

Die Australier waren in Sachen geordneter Spielaufbau den Irakern zwar nun einigermaßen deutlich unterlegen, das heißt aber nicht, dass die nicht auch zu Chancen gekommen wären – die nach vorne sehr fleißigen Basem und Salim Said boten hinter sich bei Ballverlusten in der Vorwärtsbewegung natürlich mitunter einige Löcher. Mit hohen Bällen Richtung Cahill und Kewell konnte der Ball immer wieder vor das irakische Tor gebracht werden, aber weil das Nachrücken deutlich zögerlicher von Statten ging als vor dem Seitenwechsel und die Iraker so oft Zeit hatten, sich wieder zu stellen, blieben den Australiern zumeist nur Fernschüsse.

Die besseren Tormöglichkeiten konnten sich, je länger das Spiel lief, die Titelverteidiger aus dem Irak erarbeiten; doch wie auch sein Gegenüber Mohamed Khassid hatte auch Mark Schwarzer im australischen Gehäuse einen sehr guten Tag und machte einige gute Chancen zu Nichte. Weshalb es mit einem 0:0 in die Verlängerung ging.

Australiens Teamchef Holger Osieck hatte dafür Tim Cahill vom Platz genommen und mit Scott McDonald eine neue Sturmspitze gebracht – der Celtic-Angreifer ließ sich aber nicht, wie zuvor Cahill, immer wieder ins Mittelfeld fallen um dort gegen das (um den gelernten Sechser Alaa Abdul-Zehra zusätzlich verstärkte) irakische Zentrum zu helfen. Zudem hatten die Iraker in der Verlängerung die deutlich höheren Kraftreserven. So konnten sie nun endgültig die Kontrolle über das Spiel übernehmen.

Osieck musste reagieren, und er nahm mit dem zunehmend wirkungslosen Holman und den schon gelbvorbelasteten Carney aus dem Spiel – ohne, dass diese Maßnahmen wirklich etwas gebracht hätten. Im Gegenteil, immer mehr war es Mark Schwarzer, der die Australier im Spiel hielt. Bis zu einem Vorstoß in der 117. Minute über den rechten Flügelmann Mark McKay – dessen weite Flanke ins Zentrum fand genau den Kopf von Harry Kewell, der die Australier entgegen des Spielverlaufs in Führung brachte. Womit die Partie entschieden war. Denn die geschockten Iraker wussten keine Antwort mehr.

Fazit: Den späten Sieg der Australier kann man durchaus als glücklich bezeichnen. Nach einem starken Beginn wurden die Schwachpunkte des 4-4-2 gegen einen Gegner mit extrem kompaktem Mittelfeld zunehmend deutlich, auch über die Flanken kam mit Fortdauer des Spiels immer weniger. Den Einzug ins Halbfinale (wo es gegen die Mannschaft aus Usbekistan gehen wird) haben die Socceroos in erster Linie Mark Schwarzer zu verdanken – und der Unfähigkeit der Iraker, aus den durchaus vorhandenen Torchancen auch wirklich mal ein Tor zu machen. So gesehen hat sich der Titelvertidiger das Ausscheiden sicherlich auch selbst zuzuschreiben – aber der souveräne Einzug ins Viertelfinale und die Tatsache, dass nicht viel zur Teilnahme am Halbfinale gefehlt hat, zeigt ganz deutlich, dass der Titelgewinn vor vier Jahren kein purer Zufall war.

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Iran – Südkorea 0:1 n.V.

Iran - Südkorea 0:1 n.V.

Wenn es sowas wie „Alte Bekannte“ im asiatischen Fußball gibt, dann sind das fraglos der Iran und Südkorea. Und zwar nicht erst, seit am letzten Spieltag der WM-Qualifikation für 2010 Park Ji-Sung mit seinem späten 1:1-Ausgleich den Iranern die Teilnahme am Turnier in Südafrika gekostet hatte. Nein – seit Einführung des Viertelfinales beim Asiencup 1996 gab es in genau dieser Runde immer die Begegnung zwischen diesen beiden Mannschaften! Zweimal setzten sich da die Iraner in der regulären Spielzeit durch – doch wann immer es in eine Verlängerung ging, hatten die Koreaner das bessere Ende. Ein Omen, auch für diese Partie…

In der die Iraner begannen, als ob es einen Vorsprung aus einem Hinspiel gäbe. Abwarten, tief stehen, den Gegner erwarten. Und auf Konter lauern – diese waren aber äußerst selten… Der iranische Teamchef Afshin Ghotbi hatte gegenüber der B-Elf des letzten Gruppenspieltags wieder seine erste Garnitur auf den Platz geschickt, auch der gegen die VAE starke Pejman Nori musste draußen bleiben. Treu blieb Ghotbi allerdings jenem 4-1-4-1, auf das er im zweiten Spiel umgestellt hatte. Kapitän Javad Nekounam spielte den Solo-Sechser, der gelernte Defensivspieler Teymourian war vor ihm in der „offensiven“ Viererketten eingeteilt; auf den Flanken kamen mit Rezaei (rechts) und Khalatbari (links) zwei klassische Außenstürmer zum Einsatz. Viel Gelegenheit, ihre Qualitäten zu zeigen, hatten sie aber nicht.

Denn die Iraner überließen dem Team aus Südkorea von Beginn an den Ballbesitz. Sie hatten ganz offensichtlich nicht Park Ji-Sung als größte Gefahr ausgemacht – der Star von Manchester United spielte bislang sehr mannschaftsdienlich, aber wenig effektiv – sondern mit Koo Ja-Cheol jenen zentralen Offensivspieler, der der den Koreanern bisher mit Abstand den meisten Zug zum Tor gezeigt hatte. So kümmerte sich Nekounam vornehmlich um Koo und Hajisafi machte mit dem erstaunlich fleißigen Khalatbari die linke Abwehrseite komplett zu.

So blieb den Koreanern nur der Weg über die eigene linke Seite. Und hier lief Routinier Lee Young-Pyo trotz seines gesetzten Alters von mittlerweile 33 Jahren wie aufgezogen die Linie auf und ab. Park Ji-Sung vor ihm rückte, wie gewohnt, immer wieder ein – was nicht unproblematisch war, denn so nahmen sich die Koreaner selbst etwas von jener Breite, die gegen einen so defensiv eingestellten Gegner vonnöten gewesen wäre. So wich oftmals Sturmspitze Ji Dong-Won mit auf die Seite aus, was wiederum den Effekt hatte, dass es in der Mitte keinen Abnehmer gab. Dennoch wackelte die iranische Defensive direkt vor dem eigenen Tor immer wieder gewaltig und nur mit großer Mühe und einiger Improvisation bei eher unkoordinierten Rettungstaten konnte das 0:0 gehalten werden.

Die Iraner hatten aber auch andere Probleme, in der Vorwärtsbewegung. Hier konnten sie im Mittelfeld nie wirklich Fuß fassen, weil sie immer in Unterzahl waren – der koreanische Sechser Ki Sung-Yueng ließ sich in der ersten Hälfte bei eigenem Ballbesitz zwischen die Innenverteitiger fallen, um den Außenverteidigern Rückendeckung für deren Märsche nach vorne zu geben. Die Koreaner sind im Übrigen das einzige Team bei diesem Asiencup, der diesen bei der WM im Sommer augenfälligen Trend nachvollzieht.

Wie kaum anders zu erwarten war, nahm Ghotbi für den zweiten Spielabschnitt mit Rechtsverteidigier Nosrati den größten Schwachpunkt seines Teams aus dem Spiel – über seine Seite liefen ja schließlich fast alle koreanischen Angriffe. Für ihn kam mit Khosro Heidari ein von Haus aus etwas offensiver denkender Spieler. Mit weit reichenden Folgen für das Spiel: Denn Heidari gelang es mit vermehrten Vorstößen, Lee Young-Pyo deutlich mehr in die Defensive zu drängen und so auch die letzte offene Tür für die Koreaner zu schließen.

Denen fiel gegen die nun rundum sehr gut stehende iranische Defensiven praktisch gar nichts mehr ein. Koo war abgemeldet, Park Ji-Sung musste sich immer mit zwei Gegenspielern herumschlagen, Lee Chung-Yong auf der linken Seite fand weiterhin keine Bindung zum Spiel. Das nützten die Iraner, selbst merklich offensiver zu werden: Vor allem über Khalatbari (und nach dessen Einwechslung über Shojaei) über die linke Angriffsseite wurde den Koreanern immer wieder Kopfzerbrechen bereitet.

Was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass das Spiel nun eine recht flache Angelegenheit war. Die Abwehrreihen beider Mannschaften standen gut, den Angriffsreihen fiel dagegen wenig ein und so plätscherte das Spiel ohne die ganz großen Highlights zielsicher auf die zweite Verlängerung an diesem Tag zu – Neutralisation auf durchaus ansprechendem Niveau.

Daran änderte sich auch in der Verlängerung recht wenig: Die Abwehr der Südkoreaner wackelte, wenn überhaupt, nur bei Standardsituationen, hatte hohe Bälle aber zumeist recht sicher im Griff. Dass es nicht zum Elfmeterschießen kam, lag letztlich an einem Energieanfall des in der 81. Minute für den diesmal wirkungslosen Koo Ja-Cheol eingewechselten Yoon Bit-Garam – er setzte in Minute 105 zu einem beherzten Solo an, Nouri und Hosseini ließen ihm an der Strafraumgrenze zu viel Platz und so konnte der 20-Jährige zum 1:0 treffen.

Was bei den Iranern für die verbleibende Viertelstunde natürlich nichts anderes hieß als „Brechstange auspacken“. Für Nouri kam mit Gholami ein zusätzlicher Stürmer, die Außenverteidiger Hajisafi und Heidari hielten sich nur noch vorne auf, es flog ein Ball nach dem anderen in den koreanischen Strafraum – doch in der Luft waren diese den iranischen Angreifern überlegen, sodass es ihnen praktisch nie gelang, ein eine gute Schussposition zu kommen. Sich in den Strafraum hineinspielen ging auch nicht, zu dicht standen nun fast alle Koreaner dort, um die knappe Führung zu verteidigen. Was am Ende gelang.

Fazit: Wie schon im Nachmittagsspiel wurde jene Mannschaft, welche die erste Halbzeit zum Teil ganz deutlich dominiert hatte, in der Verlängerung belohnt – jeweils, nachdem der Gegner in der zweiten Halbzeit das Spiel sehr offen hatte gestalten können. Am Ende sind die Koreaner ein verdienter Sieger, eben weil sie in der ersten Halbzeit drückend überlegen waren und so auch von Anfang an den Willen zur Spielgestaltung gezeigt haben.

Was aber nicht heißen soll, dass die Iraner keine gute Partie gemacht hätten. Im Gegenteil – Teamchef Ghotbi reagierte in der Halbzeit goldrichtig und konnte so so gut wie jeden Druck, den die Koreaner zuvor ausgeübt hatten, sehr gut abfangen. Allerdings gelang es dem iranischen Team auch nur höchst selten, selbst wirklich gefährlich vor dem Tor der Koreaner aufzutauchen. Wodurch es letztlich logisch ist, dass eine Einzelaktion das Spiel zu Ungunsten der Iraner entschieden hat.

Was für sie extrem bitter ist – denn sie waren kaum schwächer als Südkorea und über das Turnier gesehen fraglos besser als (mit der großen Ausnahme Japan natürlich) alle anderen Mannschaften. Und doch steht als nacktes Resultat am Ende das Aus im Viertelfinale.

(phe)

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Asiencup, Tag 9: Rückfall https://ballverliebt.eu/2011/01/15/asiencup-tag-9-ruckfall/ https://ballverliebt.eu/2011/01/15/asiencup-tag-9-ruckfall/#respond Sat, 15 Jan 2011 22:47:22 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3770 Asiencup, Tag 9: Rückfall weiterlesen ]]> Im direkten Duell boten der Iran und der Irak ein wunderbares Spiel. In ihrer jeweils zweiten Partie aber… Die Iraner würgten sich zu einem glücklichen 1:0 gegen Nordkorea und beim Irak wackelte in einem schrecklichen Spiel gegen die VAE fünfmal das Aluminium, ehe in der Nachspielzeit ein Eigentor fiel.

Iran – Nordkorea 1:0 (0:0)

Iran - Nordkorea 1:0

Bei der eher bedrückenden Leistung gegen die Verinigten Arabischen Emirate hatten es die Nordkoreaner nur angedeutet. Gegen die Iraner haben sie dann wirklich gezeigt, dass sie tatsächlich auch offensiven Fußball spielen können! Es kam ihnen allerdings auch ziemlich entgegen, dass die Iraner mit ihrer neuen Formation nicht so richtig zu Rande kamen.

Denn hatte Afshin Ghotbi seine Iraner beim 2:1 gegen den Irak noch in einem 4-4-2 aufgestellt, versuchte er es gegen Nordkorea mit einem etwas schrägen 4-1-4-1, dass etwas hinkte. Denn Mohammedreza Khalatbari, der die linke Offensivbahn einnahm, stand oftmals viel zu weit vorne, um eine Bindung zum Spiel bekommen zu können. Wenn man schon, wie bei es bei der WM einige Mannschaften mit Erfolg gemacht haben, eine schiefe Formation spielt, sollte man auch schauen, dass der vorgerückte Außenstürmer daran auch tatsächlich teilnehmen kann.

Die Koreaner attackierten früh, standen hoch und schoben in ihrem 4-4-1-1 die Mittelfeldkette oftmals zusammen, sodass Platz für die Außenverteidiger entstand. Außerdem ließ sich Hong mitunter ganz in die Mittelfeldreihe zurückfallen, wodurch dort eine koreanische Überzahl entstand und das Trio in der iranischen Zentrale nicht zur Geltung kam. Die Folge: Der Iran war auf lange Bälle in die Spitze angewiesen, um das blockierte Mittelfeld zu überbrücken. Und hierbei kam nichts heraus, was das koransiche Gehäuse nachhaltig gefährden hätte können.

Anders Nordkorea: Nachdem sich der anfängliche Staub etwas gelegt hatte – in den extrem zerfahrenen ersten zehn Minuten hatte der Referee aus Bahrain schon elf Fouls (!) gepfiffen – spielten sie sich immer wieder munter in Richtung iranischen Strafraum, vor allem der körperlich starke und dennoch schnelle Jong Tae-Se sorgte immer wieder für Unruhe. Was den Spielverlauf angeht, mussten die Iraner mussten froh sein, mit einem 0:0 in die Pause zu kommen. Andererseits durften sie sich auch über eine Situation nach einer halben Stunde ärgern, als das vermeintlichte 1:0 (das alles, aber nicht verdient gewesen wäre) von Karim Ansari-Fard aus unerfindlichen Gründen nicht gegeben wurde – denn weder war es Abseits, noch Handspiel…

Für den zweiten Abschnitt nahm Ghotbi dann Iman Mobali aus dem Spiel – gegen den Irak hatte er auf der linken Seite noch eine gute Partie gemacht, hier war er in der Mittelfeldzentrale aber nicht gut aufgehoben. Für ihn kam Mohamed Nouri in die Partie, und er beruhigte das Zentrum sehr schnell. Er zeigte wesentlich mehr Präsenz als Mobali, stand defensiv deutlich sicherer und hatte auch den Blick für den Mitspieler. Einziges Manko: Auch mit Nori wurde das Tempo bei den Iranern nicht höher. Waren die Koreaner immer noch bemüht, das Spiel schnell zu halten, wich bei iranischem Ballbesitz jeder Schwung sofort.

Aber immerhin war durch das verstärkte Mittelfeld die Gefahr deutlich geringer geworden, dass die Iraner in Rückstand geraten könnten. Nach einer Stunde kam dann ein vorentscheidender Wechsel bei den Nordkoreanern: Mun In-Guk, der Mann am linken Flügel, verließ das Spielfeld und für ihn kam mit Ryang Yong-Gi ein gelernter Sechser, der sich nicht sofort für die linke Seite verantwortlich fühlte. Prompt ging kaum eine Minute nach dem Wechsel der Iraner Nouri nach einem Einwurf von Ryang andächtig betrachtet auf dieser Seite durch, flankte zur Mitte und Ansari-Fard verwertete zum durchaus glücklichen 1:0 für den Iran.

Auch Ghotbi hatte gewechselt, und damit auch sein Sytem adaptiert: Mit Gholami Rezaei kam ein neue Offensiver für die rechte Seite statt Rechsverteidiger Nosrati, dessen Position der zuvor als RM agierende Heidari einnahm. Das hieß, dass die Iraner nun mit einem astreinen 4-3-3 auf dem Feld standen. Einziges Manko dabei: Die drei Stürmer Khalatbari, Ansari-Fard und Rezaei standen sehr weit vor dem Rest der Mannschaft, bewegten sich nicht allzu viel und kümmerten sich kaum um die Defensive.

Die ja nun gefragt war, denn die Nordkoreaner mussten ob den Rückstands natürlich vermehrt Risiko gehen. Das Match, das vor dem 1:0 nur vor sich hingeplätschert war, hatte nun merklich an Schwung gewonnen, weil zumindest die sieben restlichen Iraner das erhöhte Tempo mitgingen. Doch obwohl es zur einen oder anderen Chance für Nordkorea kam, ein echter Druck auf das Tor der Iraner konnte nicht entwickelt werden. Dennoch sah Ghotbi das Treiben wohl mit wachsender Sorge, sodass es in der 85. Minute ein Signal an Rezaei und Khalatbari gegeben haben muss – denn schlagartig standen die beiden Außenstürmer nun wieder brav in der Mittelfeldreihe.

Für Nordkorea ergab sich erst in der Nachspielzeit die größte Chance auf einen Ausgleich, der hochverdient gewesen wäre – aber weil Hong aus zehn Metern nur die Latte traf, blieb es beim 1:0 für den Iran.

Fazit: Eine überzeugende Leistung war das von den Iranern beileibe nicht. Langsam, ohne echte Zielstrebigkeit, ja, mitunter gar behäbig traten sie auf. Torchancen wurde über die gesamte Spielzeit sehr wenige herausgespielt, das Tor entstand aus einer Schlafmützigkeit auf Seiten der Nordkoreaner. Diese ließen mit diesem Spiel die drögen Erinnerungen an die destruktive WM vergessen und zeigten, dass sie duchaus auch Offensivblut in ihren Adern fließen haben. Letztlich fehlte es an der Cleverness, die offensichtlichen Schwächen bei den Iranern – die schon fix im Viertelfinale sind – auszunützen.

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Irak – Vereinigte Arabische Emirate 1:0 (0:0)

Irak - Vereinigte Arabische Emirate 1:0

Wolfgang Sidka, deutscher Teamchef der Iraker, wusste: Gegen die VAE ist seine Mannschaft, der Titelverteidiger, gefragt. Gegen die konnte er nicht erwarten, die Bürde des Spielgestaltens – wie im offenen Spiel gegen den Iran – zumindest zu gleichen Teilen zu splitten. Darum zog er auch Alaa Abdul-Zehra aus dem defensiven ins offensive Mittelfeld und ließ mit einem 4-1-4-1 spielen. Vor allem in der Anfangsphase ging Linksfuß Hawar auch immer mal wieder auf die rechte Seite, um nach innen zu ziehen; viel Gelegenheit dazu bekam er aber nicht. Denn es passierte – nichts.

Das Team aus den Emiraten fühlte sich ganz offensichtlich sehr wohl damit, den Irakern das Spiel zu überlassen und selbst nur abzuwarten und auf Konter zu lauern. Und dem Team aus dem Irak fiel absolut nichts ein, die zwar tief stehenden, aber nicht einmal besonders aggressiven Gegner aus dem Konzept zu bringen. Ohne jedes Tempo wurde der Ball nur hin- und hergeschoben, ohne dass viele Pässe in die Tiefe gewagt wurden. Und so konnten auch keine ankommen.

Das VAE-Team des Slownenen Katanec brauchte über 20 Minuten, um sich das erste Mal aus dem Kokon zu wagen, aus dem Spiel heraus klappte aber auch bei ihnen kein gewinnbringender Vorstoß. Dafür waren die Standards umso gefährlicher: Der köpfte Al-Kamali nach einem Eckball an den Pfosten (23.), dann setzte Khater einen Freistoß an die Latte. Dazwischen und danach: Wenig Tempo, einigeln, die Iraker machen lassen. Die wurden dann auch mal gefährlich, wenn auch nicht aus dem Spiel heraus. Samal Said traf nach einer Ecke ebenso nur die Latte (39.), und kurz vor der Pause drosch Qusay einen 30-Meter-Verzweiflungsschluss an den Pfosten (42.).

Das Bild änderte sich auch unmittelbar nach der Pause nicht, aber nach einer Stunde merkte das Team aus den Emiraten dann doch, dass dem Irak absolut beizukommen wäre. So zogen sie als erstes an der Temposchraube und intensivierten ihre eigenen Bemühungen nach vorne nun merklich, Ismail Al-Hammadi sorgte für den dritten Aluminium-Treffer seiner Mannschaft (63.), den fünften insgesamt. Da den Irakern nun die Bürde genommen wurde, alleine das Spiel zu schultern, tauten sie nun auch ein wenig auf. Damit wurde das Match nun durchaus flotter. Besser wurde es aber nicht.

Denn wie schon gegen die Nordkoreaner verstanden es die VAE nicht, sich vor das gegnerische Tor zu spielen – wieder stellten sie zwar das sicher nicht schlechtere Team, aber die Iraker mussten in Wahrheit noch weniger Angst vor einem Gegentor haben als die Nordkoreaner vor vier Tagen. So plätscherte das uninteressante Spiel einem vermeintlich logischen 0:0 entgegen – ehe in der 94. Minute der irakische Stürmer Yunes Mahmud eine Flanke zur Mitte schlug, die VAE-Verteidiger Walid Abbas am Fuß traf – und von dort ins Tor kullerte.

Fazit: Der 1:0-Sieg des Irak ist mehr als glücklich, denn der Titelverteidiger hat rein gar nichts dafür getan, sich die drei Punkte zu verdienen. Mit ideenlosem Standfußball quälte man sich eine Stunde lang, mit hektischem und wenig durchdachtem Panik-Fußball die restlichen 30 Minuten. Besonders bitter ist das Ende natürlich für das Team aus den Emiraten: Einmal mehr das wachere Team, aber einmal mehr krankt es einfach an den Ideen nach vorne. So hat der Irak im letzten Spiel gegen Nordkorea das Schicksal in eigener Hand: Nur bei einer Niederlage wird das Viertelfinale noch verpasst. Dann allerdings fix.

(phe)

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Asiencup, Tag 5: Ultimatives Verschieben https://ballverliebt.eu/2011/01/11/asiencup-tag-5-ultimatives-verschieben/ https://ballverliebt.eu/2011/01/11/asiencup-tag-5-ultimatives-verschieben/#comments Tue, 11 Jan 2011 22:56:23 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3706 Asiencup, Tag 5: Ultimatives Verschieben weiterlesen ]]> Wie spielt man ein 4-4-2 gegen ein Fünfermittelfeld, ohne permanent in Unterzahl zu sein? Die Iraner machten es in der hochinteressanten Partie gegen Titelverteidiger Irak vor: Mit massivem Verschieben! Gegen diese Partie verblasst das 0:0 der VAE gegen Nordkorea richtiggehend.

Irak – Iran 1:2 (1:1)

Irak - Iran 1:2

Es ist eine großen Problemstellungen dieser Zeit im Fußball: Wie interpretiert man ein 4-4-2, wenn es gegen ein Fünfermittelfeld geht? Der iranische Teamchef Afshin Ghotbi (ein US-Amerikaner übrigens, der als Kind mit seiner Familie den Iran verlassen hatte) bot eine Variante an, die sehr laufintensiv ist, aber durchaus funktionert. Mit massivem Verschieben nämlich. Die Außenspieler Rezaei und Mobali gingen oftmals sogar in die andere Platzhälfte, wenn der Ball in jener war; die beiden Zentral-Defensiven Teymourian und Nekounam sowieso. So wurde in der gerade bespielten Platzhälfte permanent die numerische Unterlegenheit im Mittelfeld ausgeglichen und die irakischen Außenverteidiger (genauso wie die Flügelspieler natürlich) in Arbeit verwickelt, sodass diese sich kaum nach vorne entfalten konnten.

Diese Spielweise bringt natürlich eine riesige Verantwortung für die eigenen Außenverteidiger mit sich, denn diese stehen somit oft alleine gegen eine komplette gegnerische Angriffsseite. Die Schwachstellen im iranischen System des totalen Verschiebens wurden nach etwa einer Viertelstunde erstmals wirklich bestraft: Linksverteidiger Hajisafi (der ansonsten eine blitzsaubere Partie machte) war so weit eingerückt, dass hinter ihm am zweiten Pfosten Emad Mohamad völlig frei zum Schuss kam, Kapitän Younes Mahmoud lenkte den Ball zur 1:0-Führung ab. Umso mehr waren die Iraner nun gefragt – und sie ließen sich von dem Rückstand nicht nachhaltig schocken.

Der Titelverteidiger aus dem Irak erkannte die Problematik im iranischen System und schickte die AV durchaus fleißig nach vorne. Die von ihrem deutschen Teamchef Wolfgang Sidka (früher u.a. bei Bremen Trainer) in einem 4-2-3-1 aufgestellten Iraker versuchten, nicht nur mit dem Vorstoßen in entstehende Räume dagegen zu halten (was nicht übermäßig gut gelang, zu aufmerksam waren die Iraner), sondern durchaus auch mit körperlichem Einsatz. Das Resultat: Das erste wirklich hochinteressante Spiel dieses Asiencups!

Die Iraner kamen zu ihrem Glück noch vor der Halbzeit zum verdienten Ausgleich, weil die permanent auch nach vorne marschierenden Außenspieler im Mittelfeld nach vorne gingen und Fehler zu provozieren versuchten. Eine dieser Unachtsamkeiten nützte Gholam Rezaei (der rechte Mittelfeldspieler) – wenn auch aus abseitsverdächtiger Position – zu jenem 1:1, mit dem die Seiten gewechselt wurden.

Ghotbi muss erkannt haben, dass das schnelle Umschalten der starken Iraker von Defensive auf Offensive seiner Mannschaft durchaus Probleme bereitet hat. Seine Reaktion darauf: Neben dem vielen Verschieben kam nun auch noch massives Pressing gegen den Ball hinzu. Damit kamen die Iraker überhaupt nicht zurecht und so verlagerten sich die Spielanteile nun immer mehr zu Gusten der Iraner. Die kamen nun vermehrt zu Tormöglichkeiten und der sehr sichere irakische Torhüter Mohammed Khassid rückte immer mehr in den Mittelpunkt.

Alleine, das Führungstor wollte den Iranern nicht und nicht gelingen – auch nicht, als die irakische Innenverteidigung bei einem zu kurzen Abstoß geschlafen hatte. Man muss den Iranern aber Respekt zollen, dass die Intensität ihrer Spielweise kaum merklich nachließ und sie den Sieg absolut wollten – während die zunehmend müder werdende Mannschaft aus dem Irak, je näher der Schlusspfiff rückte, immer mehr mit dem Punktgewinn zufrieden war.

Dass die Iraner letztlich doch noch als Sieger hervorgingen, haben sie einem Glückstor zu verdanken. Der eben erst eingewechselte Samer Said hielt den für Stürmer Shojaei gekommenen Khalatbari an der Seitenlinie am Trikot fest, der fällige Freistoß von Mobali sprang an allen vorbei und unter Khassids Bein hindurch zum 2:1 ins Tor. Nach dem rechten Mittelfeldmann hatte nun auch der linke getroffen – und die Iraker hatten keine Antwort mehr.

Fazit: Ein tolles Fußballspiel mit einem verdienten Sieger. Die Iraner interpretierten ihr 4-4-2 mit einigem Risiko und dem Mut zur großen Lücke, konnten den Titelverteidiger aber dank großem Einsatzwillen, hohem Laufpensum und durchaus umsichtiger Verteidigung in Schach halten – und auch vom frühen Rückstand ließen sich die Perser nicht aus der Ruhe bringen.

Die Iraker sollten sich aber nicht allzu lange grämen, denn auch die boten eine wunderbare Leistung und zeigten, dass ihr überraschender Titel vor vier Jahren kein kompletter Zufall war. Die in diesem Spiel an den Tag gelegte Klasse sollte reichen können, sowohl Nordkorea als auch die VAE hinter sich lassen zu können.

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Nordkorea – Vereinigte Arabische Emirate 0:0

Nordkorea - VAE 0:0

Ob Kim Jong-Hun, Teamchef der Nordkoreaner bei der WM in Südafrika, nach dem Turnier tatsächlich in ein Arbeitslager gesteckt wurde, wie mancherorts berichtet wurde, ist nur schwer nachzuprüfen. Sicher ist allerdings: Teamchef von Nordkorea ist er nicht mehr, und mit ihm hat sich auch das 5-3-2 der WM-Tage verabschiedet. Der neue Mann an der Seitenlinie, Jo Tong-Sop, setzte auf ein klassisches 4-4-2, und somit auf eine etwas offenere Spielanlage.

Was sich gegen die Vereinigten Arabischen Emirate auch schnell zeigen sollte: Die Nordkoreaner verzeichneten den besseren Start und hätten durch einen Elfmeter in der 8. Minute auch eigentlich in Führung gehen müssen – aber Hong Yong-Jo knallte den Ball an die Latte. In den Eröffnungsminuten zeigten die Koreaner ansprechendes Kurzpass-Spiel, mit dem die Araber zunächst ihre Probleme hatten. Bald jedoch eroberten die vom Slowenen Srecko Katanec (der sein Heimatland schon zur Euro2000 und zur WM 2002 geführt hatte) betreuten VAE die Kontrolle über das Spiel – und zwar, so hatte man den Eindruck, eher aus der Verlegenheit heraus.

Denn die Spielgestaltung klappte zunächst überhaupt nicht und die VAE kamen nur dann gefährlich in den Strafraum, wenn es gelang, mit schnellen Steilpässen aus dem Mittelfeld Sturmspitze Khalil (oder auch den dahinter postierten Matar) mit Tempo zu schicken. Nach zwei, drei dieser Aktionen trauten sich die Nordkoreaner dann nicht mehr so richtig aus ihrem defensiver werdenden Schneckenhaus. Die Außenverteidiger – die etwa bei der WM gegen Portugal noch fleißig mitgingen (zugegeben, mit verheerenden Folgen) – blieben nun hinten kleben, auch die Mittelfeldreihe postierte sich tief und so wurden die Gegner in der eigenen Hälfte erwartet.

Ohne jedoch eine seriöse Form des Pressing zu spielen, weswegen es den VAE nun immer leichter fiel, den Koreanern ihr durchaus ansprechendes Spiel aufzuzwingen. Katanec stellte sein Team in einem 4-2-3-1 auf, und dieses wurde durchaus qualitativ hochwertig interpretiert. Die beiden Sechser waren sehr agil und wechselten häufig die Seiten und die Höhe am Spielfeld, die Flügelspieler rückten oftmals ein und gewährten den aufrückenden Außenverteidigern so Platz um nach vorne zu gehen, die Nordkoreaner hatten dem kaum etwas entgegen zu setzen – auch, weil die Stürmer Jong Tae-Se (vom VfL Bochum) und Kapitän Hong sich praktisch nicht an der Defensivarbeit beteiligten, die VAE-Sechser Amer Abdulrahman und Subait Khater somit unbehelligt blieben und sich um die Spieleröffnung kümmern konnten.

Dieses Bild änderte sich auch nicht, nachdem es mit einem torlosen Remis in die zweite Hälfte ging. Jo Tong-Sop blieb auch nach seinen Wechseln dem recht statischen und nicht allzu flexiblen 4-4-2 treu und hatte in einigen Situationen durchas Glück, nicht in Rückstand zu geraten. Was dem Team aus den VAE allerdings nicht gelang war es, aus dem deutlichen Übergewicht auch wirklich Kapital zu schlagen – denn der letzte Pass kam immer seltener an.

Die Koreaner verlegten sich zunehmend auf lange Bälle nach vorne, weil sie sich weiterhin nur zögerlich trauten, ihren (ganz ordentlich funktionierenden) Defensivverbund aufzulösen. Was nicht zum Erfolg führte – und weswegen es letztlich beim 0:0 blieb.

Fazit: Eine echte Weiterentwicklung gegenüber der WM ist bei den Nordkoreanern trotz sehr ähnlichem Personal nicht zu erkennen. Im Gegenteil, der Punkt schmeichelt ihnen; dem frühen verschossenen Elfmeter zum Trotz. Das Team aus den Vereinigten Arabischen Emiraten dafür machte einen äußerst patenten Eindruck: Jeder Spieler wusste offenkundig ganz genau, wie seine Aufgaben aussehen, das dem Zeitgeist entsprechende System wurde recht ansehnlich mit Leben erweckt – nur das mit dem Toreschießen haben, wie so viele andere Mannschaften bei diesem Asiencup, auch die VAE nicht erfunden.

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