Interview – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 14 Dec 2020 09:18:09 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 LASK-Trainer Thalhammer im In-Depth-Interview: „Das Spielsystem wird in der Zukunft überhaupt keine Rolle mehr spielen“ https://ballverliebt.eu/2020/08/21/lask-trainer-thalhammer-im-in-depth-interview-das-spielsystem-wird-in-der-zukunft-ueberhaupt-keine-rolle-mehr-spielen/ https://ballverliebt.eu/2020/08/21/lask-trainer-thalhammer-im-in-depth-interview-das-spielsystem-wird-in-der-zukunft-ueberhaupt-keine-rolle-mehr-spielen/#respond Fri, 21 Aug 2020 09:00:32 +0000 Oben die Flugzeuge im Anflug auf den Flughafen Linz-Hörsching, unten der neuer LASK-Trainer im Ballverliebt-Gespräch: Dominik Thalhammer hat sich die Zeit zu einem ausführlichen Gespräch genommen. Ausführlich und mit mit dem langfristigen Blick spricht der LASK-Coach zwar auch über das Spiel in Manchester, die schwindene Bedeutung von Systemen wird aber ebenso behandelt wie die Rolle des Sportdirektors und wie man Erfolg unabhängig von Personen reproduzierbar macht, dem Erweitern des inhaltlichen Repertoirs ohne die bekannten Stärken zu vernachlässigen, dass man beim Lehren auch selbst lernt – und ob es stimmt, dass Fußballerinnen intelligenter sind als Fußballer.

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Michael Cox-Interview (auf Deutsch): „Zidane ist der einzige Spieler, der nicht gut wegkommt“ https://ballverliebt.eu/2019/08/05/michael-cox-interview-auf-deutsch-zidane-ist-der-einzige-spieler-der-nicht-gut-wegkommt/ https://ballverliebt.eu/2019/08/05/michael-cox-interview-auf-deutsch-zidane-ist-der-einzige-spieler-der-nicht-gut-wegkommt/#respond Mon, 05 Aug 2019 15:22:05 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16364 Michael Cox-Interview (auf Deutsch): „Zidane ist der einzige Spieler, der nicht gut wegkommt“ weiterlesen ]]> Wenn es so etwas wie einen internationalen Star-Fußballblogger gibt, dann ist das Michael Cox. Der englische Fußball-Journalist hat gerade sein zweites Buch herausgegeben (wenn ihr es kaufen wollt, dann doch bitte über diesen Partnerlink, der euch nicht mehr kostet aber uns ein paar Cent bringt (hier für eBook und Taschenbuch-Version)). Dieses Buch heißt „Zonal Marking“ und das ist vor allem deshalb ein praktsicher Name, weil dies auch der Name seines Blogs ist, den er 2009 ins Leben gerufen hat und auf der er seither taktische Analysen bietet.

In seinem neuen Buch – das im Herbst auch in deutscher Sprache erscheinen soll – behandelt Cox die Entwicklungen im europäischen Fußball seit 1992, wofür er jeweils in Vier-Jahres-Abschnitten die Phasen der Dominanz eines Landes präsentiert: Holland, Italien, Frankreich, Portugal, Spanien, Deutschland und England. Wir haben mit Michael Cox im Ballverliebt Fußball Podcast Podcast ein Gespräch geführt.

Hier ist eine Abschrift davon in deutscher Übersetzung.

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Ballverliebt: Wenn man sich Fußball heute ansieht: Wer hat gewonnen, Johan Cruyff oder Louis van Gaal?

Michael Cox: Ich tendiere dazu, Van Gaal zu sagen. Das erste Kapitel des Buches dreht sich um diese beiden. Ihnen schwebte zwar eine recht ähnliche Spielanlage vor, aber sie hatten völlig unterschiedliche Ideen, wie man mit Stars umgeht – Van Gaal glaubte an das Kollektiv, Cruyff an individuelle Genies. Wenn man sich Europas Top-Teams heute ansieht und wie sie strukturiert sind, sieht man darin eher Van Gaals Philosophie.

Ajax hat 2019 viele begeistert, hat Real Madrid und Juventus in der Champions League eliminiert und wäre fast ins Finale gekommen. War dieses Team eher Van Gaal oder Cruyff?

Ein wenig von beiden. Das Interessante an diesem Ajax-Team ist, wie sie die Außenbahnen überladen und wie die Flügelspieler miteinander spielen. Das ist zwar genau, was Van Gaal nicht wollte – er hatte sie gerne sehr hoch und sehr weit außen – aber ich denke, dass dies so ein wenig die modernisierte Version von Van-Gaal-Fußball war. Aber in diesem Ajax-Team ging es nicht um die individuelle Klasse, sondern um das Kollektiv. Vor allem im Angriffsspiel.

Wenn man betrachtet, wie Cruyff den FC Barcelona in den 1990ern mit Stars ausgestattet hat und ihnen auch Macht und Einfluss verliehen hat und andererseits betrachtet, welche Star-Kultur bei Real Madrid herrscht – wäre Cruyff nicht womöglich bei Real Madrid noch besser aufgehoben gewesen, oder wäre das ein zu blasphemischer Gedanke?

Das ist ein guter Punkt, das muss ich zugeben. Das hatte ich nicht bedacht, weil man Cruyff einfach so sehr mit Barcelona in Verbindung bringt. Aber sein Umgang mit Stars passt in der Tat eher zu Real Madrid, wo es immer eher um Spieler und Präsidenten ging und der Trainer oft nur ein austauschbarer Mittelsmann war.

Nochmal zurück zu Ajax: Würde sich Trainer Erik ten Hag in der Premier League zurecht finden und wenn ja, bei welchem Klub?

Ich wüsste nicht, warum er in der Premier League nicht funktionieren sollte. Er ist ein toller Trainer, arbeitet viel am Positionsspiel und lässt einen ballbesitzorientierten Fußball spielen. Von den großen Klubs würde wohl Arsenal am Besten zu ihm passen, vom Spielstil und der Klubphilosophie her.

Das nächste Kapitel im Buch beschäftigt sich mit Italien. Die Serie A war in den 1990er-Jahren ganz klar die beste Liga der Welt. Das ist sie heute nicht mehr. Was fehlt der Serie A, abgesehen vom Geld für die großen Stars?

Es gibt drei Problemfelder. Zum einen natürlich, wie schon in der Frage erwähnt, das Geld. Das zweite ist, dass Italien mit der Trainer-Ausbildung in Coverciano damals fast ein Monopol auf perfekt ausgebildete Coaches hatte, da waren die Italiener den anderen um Lichtjahre voraus, aber heute machen das alle anderen Länder auch. Und der dritte Punkt, und das ist ganz eindeutig: Das Tempo in der Serie A ist erheblich langsamer als in den anderen Top-Ligen und das sieht man oft auch im Europacup. Es ist aber schwierig zu sagen, warum das so ist. Es kann das warme Klima sein, oder das Ambiente halbleerer Stadien – aber das fehlende Tempo ist international ein Problem.

Italien hatte damals genau wie heute, ausgehend von Coverciano, eine Unmenge an spannenden Trainern. Aber warum – wenn man von wenigen Ausnahmen wie Carlo Ancelotti absieht – sind sie außerhalb von Italien nie lange im Amt?

Im italienischen Fußball gibt es eine Kultur des kurzfristigen Denkens und Planens. Nicht selten wechseln Klubs ihre Trainer dort drei-, viermal in einer Saison. Damit gibt es auch keinen Anreiz für Trainer, mit einem langfristigen Plan zu arbeiten oder junge Spieler mit Geduld einzubauen, weil sie längst wieder weg sind, bevor man die Ergebnisse ernten könnte.

Das war etwa bei Antonio Contes Amtszeit bei Chelsea gut zu sehen: Mit seiner Dreierkette hat er die Premier League völlig revolutioniert und innerhalb eines halben Jahres hat ihn die halbe Liga kopiert. Aber er zeigte überhaupt keine Ambition, das Team auf ein breiteres, personelles Fundament zu stellen. Nach zwei Jahren war Contes Chelsea ausgebrannt und er ist wieder gegangen.

Zusätzlich wird in Italien kein Fokus auf unterhaltsamen Fußball gelegt, sondern nur auf das Einfahren von Resultaten. Capello war zweimal bei Real Madrid, ist zweimal Meister geworden und ist zweimal als Meister gefeuert worden, weil sein nüchterner Spielstil einfach nicht goutiert wurde.

Wenn man sich an die Serie A der 1990er erinnert: Welches war das unterhaltsamste Team, welches das frustrierendste?

Das coolste Team war aus meiner Sicht Alberto Zaccheronis Udinese. Zac ließ ein 3-4-3 mit drei echten Sturmspitzen spielen, zu einer Zeit, als das sehr unüblich war. Als Zaccheroni zu Milan ging und Bierhoff und Helveg mitnahm, formte er ein sehr ähnliches Team, nur mit mehr Flair, etwa mit Zvonimir Boban. Das frustrierendste Team dieser Zeit war vermutlich Inter. Dort gab es so viele tolle Stürmer, aber es fehlte ihnen völlig die Bindung zum Rest des Teams, weil dieses sehr destruktiv ein- und aufgestellt war. Der klassischen Zehner war zu dieser Zeit völlig aus der Mode gekommen und ein offensives Mittelfeld fehlte völlig.

Es gab ein Champions-League-Spiel von Inter 1998 bei Sturm Graz. Inter spielte in einem 3-5-2, vorne Ronaldo und Djorkaeff. Und wer war der am höchsten positionierte Mittelfeldspieler? Diego Simeone.

Das sagt alles, ja. Der offensivste Mittelfeldspieler ist ein Sechser.

Stichwort Sechser, kommen wir zum nächsten Kapitel: Frankreich. Nach der WM 2018 hieß es in unserer Bilanz: „Dafür, ein Spektakel zu liefern, sieht sich Didier Deschamps nicht zuständig. Der Mann war einer der weltbesten Sechser. Und man wird das Gefühl nicht los, dass er genau das in seiner tiefsten Überzeugung auch heute noch ist. Zinedine Zidane, sein Welt- und Europameister-Kollege von 1998 und 2000, war das genaue Gegenteil: Ein individuelles Genie, das sich nicht viel um die Struktur des Teams scherte. Einer, der durch Individualität hilft, nicht durch Mitdenken.“ Ist es dieser Gegensatz, den Frankreich zwischen 1998 und 2006 so gut zu einer Einheit formte?

Deschamps hat die Rolle des Wasserträgers mit offenen Armen angenommen. Was dabei aber vergessen wird: Er war balltechnisch ein wirklich sehr guter Spieler mit einer exzellenten Ballannahme. Er bekommt nicht ganz die Anerkennung, die er verdient, obwohl er den Weg für seine Nachfolger wie Claude Makélélé und N’Golo Kanté ebnete.

Könnte es aber andererseits sein, dass man in der französischen Tradition der Nr. 10 mit Platini und Zidane zu lange nach einem „neuen Zidane“ gesucht hat, dass man darüber die generelle Entwicklung weg von dieser Position übersehen hat?

Leute wie Yohan Gourcuff und Samir Nasri konnten die Erwartungen nach Zidanes Rücktritt nicht Erfüllen. Man kann nur dann sinnvoll ein Team um eine Nr. 10 herum aufbauen, wenn man einen Nr. 10 hat, die gut genug ist, ein Team um diese herum zu bauen. Das ist eine banale Erkenntnis, aber Frankreich ist tatsächlich erst in den letzten drei, vier Jahren wieder in die Spur gekommen, als man das Spiel um die vorhandenen Stärken der vorhandenen Spieler konstruierte – also mit Griezmann als zweiter Spitze und ohne klassische Nummer zehn.

Bei Zidane hat man ja den Großteil seiner Karriere bereits vergessen, man erinnert sich nur noch an die Highlights. Im Buch wird auch auf seine Klub-Karriere eingegangen und über weite Strecken war er da, nun ja, nicht besonders gut. Oder zumindest nicht so gut, wie man das erwarten hätte können.

Natürlich war er ein toller Spieler und bei Turnieren oft grandios und hat große Momente produziert. Aber in seinen zehn Saisonen in Italien und Spanien – er war fünf Jahre bei Juventus und fünf bei Real Madrid – waren da eigentlich nur zwei wirklich starke dabei. Der Rest: Probleme mit Form, mit Verletzungen, kaum Assists, generell kein herausragender Beitrag und sehr unkonstant. Zidane ist wohl der einzige Spieler, der im Buch genauer unter die Lupe genommen wird und nicht besonders gut dabei wegkommt.

Die Stärkephasen von Frankreich und danach jene von Portugal sind mehr geprägt von Nationalteams, aber nicht so sehr von der eigenen Liga; und natürlich von Spielern und Trainern. Der bedeudendste Trainer von Portugal in den letzten Jahrzehnten ist zweifellos José Mourinho. Bei ihm wirkt es aber so, als wäre er über seinem Zenit. Warum ist das so?

Mourinho ist wohl über seinem Zenit, ja. Er ist einer der Trainer, die völlig anders arbeiteten als die Konkurrenten. Er legte einen extremen Wert auf das Scouting von Gegnern, als das sonst kaum einer gemacht hat, zumindest nicht in Mourinhos Intensität. Dann konnte er die Gruppe selbst immer gut managen, wobei heutige Stars wohl etwas anders zu behandeln sind als damals und er nicht zu Sonderbehandlungen bereit ist. Und dann war sein Trainingsmodell, das körperliches, taktisches und technisches Training nicht voneinander trennte. Das war damals selten, heute machen das bis zu einem gewissen Grad fast alle.

Portugal prodzierte immer großartige Flügelspieler – Figo, Simão, Quaresma, Nani, der junge Cristiano Ronaldo – aber kaum echte Torjäger. Nun geht João Félix zu Atlético Madrid und er fühlt sich wohl auf dem Flügel ebenso wohl wie in der Spitze und als Spielmacher. Hat die Entwicklung von Ronaldo vom Flügelspieler zum Strafraumstürmer womöglich einen Paradigmen-Wechsel zur Folge und ist João Félix das erste Produkt davon?

Es sieht tatsächlich so aus, als wäre João Félix nicht der klassische portugiesische Flügelspieler, sondern tatsächlich überall spielen kann, wenn er körperlich etwas zulegt. Die Ronaldo-Generation wuchs auf mit dem Idol Figo und jeder wollte der nächste Figo sein, der großartig war, nur eben ein echter, klassischer Flügelspieler. Nun eifern die jungen Portugiesen Ronaldo nach und Ronaldo ist der Pionier des ultra-vielseitigen Offensiv-Allrounders.

Das Ende der portugiesischen Ära wurde mit der Installierung von Pep Guardiola als Barcelona-Trainer manifestiert. Sein langjähriger Rivale Mourinho ist, wie erwähnt, wohl eher auf dem absteigenden Ast. Wann wird das bei Guardiola der Fall sein?

Der große Unterschied ist, dass Guardiola permanent seine Methoden und sein Spiel aktualisiert und anpasst – wohl mehr, als notwendig wäre. Pep hat sich verändert, als er 2013 nach Deutschland gegangen ist und noch einmal, als er 2016 nach England gekommen ist. Er hat nicht versucht, überall Barcelona-Fußball zu spielen, sondern hat sich den lokalen Gegebenheiten angepasst. Darum ist er so erfolgreich.

Die spanischen Jahre ab 2008 fallen zusammen mit einem Wiederaufleben der Ideen des holländischen „Total Football“ aus den 1970ern. Kann man Guardiolas Zugang unter dem Schlagwort „Total Midfield“ zusammenfassen – also im Grunde ist jeder Feldspieler ein Mittelfeldspieler – und ist das die logische Weiterentwicklung der Ideen, die mit Rinus Michels damals begonnen haben?

Ja, gut möglich. Schon damals war die Idee, dass sich die Stürmer zurückfallen lassen können und die Abwehrspieler hoch nach vorne schieben und sich allem im Mittelfeld zusammen zieht. Barcelonas Stil, der sich vor zehn Jahren entwickelt hat, ist eine Neuauflage davon. Die Wiederentdeckung eines pass-orientieren Mittelfeld war definitiv die bestimmende Kompenente des spanischen Fußballs und in der Folge des europäischen Fußballs in diesem Zeitraum.

Im Buch geht es auch um den argentinischen Einfluss auf Spanien und um zwei Spieler im Speziellen: Alfredo di Stefano, der in den 1950ern die starre Trennung von Abewehr- und Angriffspersonal aufweichen wollte und Lionel Messi, der im Grunde die Erfindung der „Falschen Neun“ forciert hat. Das wirft die Frage auf: Wird taktische Entwicklung im Fußball generell eher von Spielern oder von Trainern vorangetrieben?

Ich denke… puh, das ist eine schwierige Frage. Ich denke, dass es wohl im Bereich von 50:50 ist. Das ist eine langweile Antwort, aber viele Menschen denken, dass es sich vor allem um Trainer und ihre Ideen handelt. Aber es ist oft so, dass wenn Spieler von einem Land in ein anderes wechseln und einen neuen Stil bringen, dass das viel ausmacht. Messi ist ein gutes Beispiel dafür – er wollte ein Zehner sein und dribbeln, aber beides kommt bei Barcelona eigentlich nicht vor. So traf man sich in der Mitte: Messi ließ sich auf das Barca-Spiel ein und das Barca-Spiel schaffte Raum für Messi und seine Stärken und Vorlieben.

Vermutlich verschiebt sich das Verhältnis aber derzeit zu den Trainern, weil es nicht mehr so große Unterschiede gibt und Fußball von überall zu sehen ist. Eine Schockwelle, wie sie damals Eric Cantona und sein Spielstil nach seinem Wechsel zu Manchester United in der Premier League ausgelöst hat, ist heute nicht mehr so leicht vorzustellen.

Drei Paare haben Barcelona in den letzten Jahrzehnten geprägt. Erst Rinus Michels und Johan Cruyff. Dann Cruyff und Pep Guardiola. Dann Guardiola und Xavi. Nun hat Xavi in Katar seine Trainerkarriere begonnen. Reden wir in zehn Jahren vom nächsten Paar mit Xavi als Trainer?

Das wäre der logische nächste Schritt. Wahrscheinlich glaubt niemand so sehr an die Barcelona-Philosophie wie Xavi, er ist ein intelligenter und wissbegieriger Mensch, er zeigte schon früh die Ambition, Trainer zu werden. Ich halte es für ziemlich unvermeidlich. Die Frage ist nur, wie sein Weg aussieht, bis er früher oder später Barcelona-Trainer wird. Ähnlich sieht es mit Xabi Alonso aus, der zwar nicht bei Barcelona gespielt hat, aber ebenso bereits als Spieler wie ein Trainer gedacht hat und ebenfalls gerade seine Coaching-Karriere beginnt.

Aber auch Xabi Alonso hat mit Guardiola gearbeitet, nämlich bei Bayern München. Als sie gekommen sind, war der deutsche Fußball schon zurück an der Spitze, mit dem deutschen CL-Finale 2013 und dem WM-Titel 2014. Eines der zentralen Elemente dieser Rückkehr – und damit kommen wir nach Deutschland – war die Neu-Erfindung seiner selbst. Dazu gehörte auch das unkonventionelle Spiel von „Raumdeuter“ Thomas Müller und das Torhüter-Libero-Spiel von Manuel Neuer. Einer unserer Leser meinte kürzlich, dass Neuer einer der größten Torhüter aller Zeiten hätte werden können, wenn er nicht versucht hätte, seine Position neu zu erfinden. Stimmt das?

Neuers Leistungen in den letzten Jahren waren nicht mehr allzu außergewöhnlich, das stimmt. Aber Neuer war ein großartiger „klassischer“ Torhüter, selbst in der Blütephase seines Sweeper-Keeper-Spiels. Ich mit nicht sicher, ob ich mit dieser These übereinstimme und ich bin mit nicht sicher, ob seine Ausflüge der Grund dafür waren, dass seine Qualitäten auf der Linie nachgelassen haben.

Die deutsche Fußball-Landschaft ist nie mit Guardiola warm geworden, er wurde eher sogar dafür angefeindet, dass er zu wenig Fokus auf den Kampf legte und auch Löw dazu veranlasste, den klassischen Strafraumstürmer kaum mehr zu berücksichtigen. Kann es sein, dass eine Entwicklung wie Jürgen Klopps „Heavy-Metal-Fußball“ mit dem Gegenpressing mit der großen Bedeutung von Kondition, Kraft und Ausdauer die einzig mögliche war, die aus einem Land mit Deutschlands Fußballgeschichte kommen konnte?

Das kann schon sein. Es ist eine Kombination aus einer Weiterentwicklung von fußballerischen Ideen und einem Fokus auf körperlicher Robustheit und harter Arbeit. Das geht sicher mit dem kühleren Klima in Deutschland besser als etwa in Sevilla und das geht auch bei einem Arbeiter-Klub wie Dortmund sicher leichter als bei Bayern München. Erst als Dortmund zweimal damit Meister wurde, kopierten es die Bayern. Aber ja, das ist stilistisch sicher ein sehr deutsches Spiel.

In den Guardiola-Jahren waren die Bayern ein extrem innovatives Team und auch was die taktische Entwicklung angeht führend in Europa. Nun, ein paar Jahre später – wenn man sich etwa das Champions-League-Duell mit Liverpool ansieht – sind die Bayern ein ziemlich gewöhnliches Team ohne irgendeine spezielle Eigenheit. Liegt die aktuelle Schwächephase der Bundesliga nur am Abgang von Guardiola und Klopp?

Das ist wahrscheinlich der Hauptfaktor. Außerdem sind auch viele Spieler einer ungewöhnlich starken Generation alt geworden oder haben die Bundesliga verlassen, wie Toni Kroos. Und die anderen haben gelernt, mit dem Pressing umzugehen. Als Pochettino 2013 nach England kam, gab es in der Premier League de facto kein Pressing. Die deutschen Teams machten auf dem Feld Dinge, welche die englischen nicht einmal versuchten. Diesen Wettbewerbsvorteil hat Deutschland verloren.

Klopps Dortmund hatte mit seinem Gegenpressing-Spiel ein Ablaufdatum von drei, vier Jahren. Nun hat er bei Liverpool diesen Stil mit einem gestiegenen Ballbesitz-Fokus vermengt. Ist damit die Gefahr gebannt, dass auch Liverpool seine Halbwertszeit bald überschritten hat?

Wahrscheinlich hat Klopp die richtigen Lektionen aus seiner Spätphase bei Dortmund gelernt. Außerdem war Dortmund selbst in Klopps letzter Saison dort viel besser als die Resultate aussagen. Liverpool hat auch die Möglichkeit, einen breiteren Kader zur Verfügung zu stellen.

Und damit kommen wir zum letzten Buch-Kapitel, welches England gewidmet ist. Es ist heute häufiger geworden, dass Trainer in andere Länder wechseln, vor allem nach England. Die Premier League ist ein Schmelztiegel verschiedenster Fußballkulturen. Ist das ein Vorzeichen dafür, wie es in Zukunft überall sein wird, oder ist das ein Spezifikum der Premier League, dass es keine nationale fußballerische Identität mehr gibt?

Die Unterschiede werden generell sicher geringer. Aber die Premier League ist dahingehend einzigartig, dass hier fast gar keine eigenen Trainer produziert werden und fast völlig auf ausländische Trainer und ihre Ideen aus der ganzen Welt angewiesen sind.

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Ist das ein Zeichen von Stärke, da man sich die besten Spieler und die besten Trainer leisten kann? Oder ein Zeichen von Schwäche, weil man mit dem eigenen traditionellen Stil seit Jahrzehnten nichts mehr gewonnen hat?

Beides, würde ich sagen. Aber bei all dem Geld, das in der Premier League ausgegeben wird, waren die Europacup-Resultate der englischen Klubs bis zu diesem Jahr einfach nicht gut genug. Das hatte verschiedene Gründe, die meines Erachtens eher mit spezifischen Schwächen der einzelnen Klubs zu tun hatte, nicht so sehr mit einem kollektiven Problem. Auf hohem Level gibt es keine Teams mehr, die das traditionelle englische Spiel fortleben lassen und mit Stoke, West Brom und Cardiff sind in den letzten Jahren einige der letzten Exemplare abgestiegen.

In den letzten Jahren sind ein paar vielversprechende, junge und interessante englische Trainer zu Vorschein gekommen, die nicht direkt alteingesessenen englischen Fußball spielen lassen – etwa Eddie Howe von Bournemouth, Graham Potter bei Brighton und Chris Wilder bei Sheffield United. Ich hoffe, dass sich dieser Trend fortsetzt.

Sieht man einen von denen auch mal bei einem Top-Klub?

Ich mag Eddie Howe und ich glaube, dass eine gute Chance bestanden hätte, dass er den Job bei Tottenham bekommt, wäre Pochettino gegangen. Von den großen kann ich mir aber nicht vorstellen, dass jemand anderer sich trauen würde, Howe zu verpflichten. Der Sprung von einen Klub wie Bournemouth, den er in die Premier League geführt und dort etabliert hat, zu einem der Top-Teams, ist ohne Zwischenschritt wohl etwas zu groß.

Chelsea hat Frank Lampard einen noch großeren Schritt beschert.

Ja, und ich kann diesen Move nicht so reicht einschätzen, um ehrlich zu sein. Ich drücke ihm die Daumen, aber ich fürchte, dass diese Aufgabe für ihn ein wenig zu früh kommt.

Im Buch wird die englische Ära von 2016 bis 2020 angegeben. Ist das mit der Hoffnung auf eine erfolgreiche EM im nächsten Jahr verbunden?

Das Nationalteam ist gegenüber vor fünf, sechs Jahre definitiv besser aufgestellt und inhaltlich ist man viel weiter als etwa 2006 und 2010, als England Weltstars hatte, aber wirklich keine Ahnung taktischer Natur. In den letzten Jahren herrschte große Ernüchterung, aber jetzt wird das Verhältnis zwischen Spieler und Fans deutlich besser und das macht es auch für die Spieler leichter – es gibt diese Versagensängste nicht mehr.

Wie gut ist England?

Bei der EM finden Halbfinale und Finale in London statt. Wenn England da dabei ist, ist womöglich mit dem Heimvorteil vieles möglich. Es gibt aber noch einige Schwachstellen, wie die Passsicherheit im Mittelfeld und ich habe auch leichte Vorbehalte gegenüber Torhüter Pickford. Ich habe das ungute Gefühl, dass die WM letztes Jahr die eine echte Chance war, weil Kroatien im Halbfinale schlagbar gewesen wäre und England auch taktisch ein wenig naiv agiert hat. Was mit bei Southgate aber gefällt ist, dass er Risiken eingeht und Spielern vertraut. Er hat Callum Hudson-Odoi eingesetzt, gerade weil er bei Chelsea keine Chance bekommen hat und damit symbolisiert: Schaut, er ist gut genug, lasst ihn doch spielen.

Einige generelle Fragen noch. Der Widerstand der alten Garde ist eines der Themen, die sich durch fast alle Kapitel ziehen. Der Widerstand gegen die Ideen von Arrigo Sacchi in Italien, der Widerstand gegen die Aufgabe des Liberos in Deutschland, der Widerstand gegen einen weniger körperbetonten Zugang in England. Ist aus solchen Diskussionen jemals etwas Konstruktives entstanden oder waren das nur die letzten Zuckungen einer Generation, deren Ideen aus dem Fußball verschwinden?

Letzteres, in der Regel. Ich persönlich mag verschiedene Stile und hege eine gewisse Sympathie dafür, dass die Italiener stolz auf ihre Philosophie sind. Aber selbstverständlich muss man sich anpassen und mit generellen Entwicklungen Schritt halten, wenn man etwas gewinnen möchte. Es sind fast immer die progressiven Vordenker, die am Ende die Oberhand behalten und ich finde, dafür sollten wir dankbar sein.

Das Buch behandelt den europäischen Fußball und in diesem Zeitraum haben europäische Teams die Klub-WM fast nach Belieben dominiert und die letzten vier WM-Siege sind alle nach Europa gegangen, das hat es davor nie gegeben. Ist es wirklich so, dass man keine maßgebliche Entwicklung verpasst hat, wenn man die anderen Kontinente außen vor lässt?

Das ist leider so und ich finde das sehr traurig. Ich liebe es, dass der Fußball dieser globale Sport ist und es so viele regionale Varianten gibt. Aber alles Talent fließt heute nach Europa. Das Niveau selbst in Südamerika ist leider nicht besonders hoch – früher waren beim Weltcup die Teams aus Brasilien und Argentinien, die es zu schlagen gilt. Vor 20 Jahren hieß es in England, man müsse die WM schnell gewinnen, denn in zwei Jahrzehnten – also jetzt – ist die USA so weit, Australien womöglich auch, Japan ebenso; Nigeria und Kamerun sind gerade Olympiasieger geworden und schickten sich an, echte Kandidaten zu werden. Und nichts davon ist passiert. Im Gegenteil. Und das ist wohl auch einer der Kernpunkte des Buches: Europa bestimmt den Kurs wie nie zuvor.

Mr. Cox, wir bedanken uns herzlich für das Gespräch!

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Oliver Egger, Österreichs erster offen schwuler Fußballer: „Wenn mein Gegenspieler mich Schwuchtel nennt, wünsch ich ihm viel Spaß“ https://ballverliebt.eu/2019/07/29/oliver-egger-oesterreichs-erster-offen-schwuler-fussballer-wenn-mein-gegenspieler-mich-schwuchtel-nennt-wuensch-ich-ihm-viel-spass/ https://ballverliebt.eu/2019/07/29/oliver-egger-oesterreichs-erster-offen-schwuler-fussballer-wenn-mein-gegenspieler-mich-schwuchtel-nennt-wuensch-ich-ihm-viel-spass/#respond Mon, 29 Jul 2019 00:19:26 +0000 Oliver Egger (26, Rechtsverteidiger, FC Gratkorn) ist der erste männlicher Fußballer in Österreich, der sich getraut hat, seine Homosexualität öffentlich zu machen. Nun ist er Ombudsmann gegen sexuelle Diskriminierung beim Verein Fußball für Alle, der auch offiziell von der Bundesliga und dem ÖFB unterstützt wird – ein Vorzeigeprojekt in Europa. Tom hat Oliver getroffen um im Podcast mit ihm über seine eigene Erfahrungen nach dem Coming Out und seine anstehende Arbeit zu sprechen.

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Von Holland bis England: Die Entwicklung des europäischen Fußballs (mit Michael Cox) https://ballverliebt.eu/2019/07/22/von-holland-bis-england-die-entwicklung-des-europaeischen-fussballs-mit-michael-cox/ https://ballverliebt.eu/2019/07/22/von-holland-bis-england-die-entwicklung-des-europaeischen-fussballs-mit-michael-cox/#respond Mon, 22 Jul 2019 09:34:09 +0000 Mit seinem Blog Zonal Marking tut Michael Cox seit 2009 das für die englischsprachige Welt, was wir bei Ballverliebt auf Deutsch seit 2007 machen: Er schreibt hochkompetent aber verständlich über Taktik im Weltfußball. Wir lesen seine Texte mit Begeisterung. Nun hat der sympathische Brite sein zweites Buch geschrieben, das denselben Namen wie der Blog trägt. Es bespricht die taktische Entwicklung des europäischen Fußballs von den 1990ern bis heute. Wir haben es natürlich gelesen und Michael zum Gespräch in den Podcast geladen. Viel Spaß!

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Nach Teamchef-Jubiläum wartet EM-Ticket auf ÖFB-Frauen https://ballverliebt.eu/2016/09/17/nach-teamchef-jubilaeum-wartet-em-ticket-auf-oefb-frauen/ https://ballverliebt.eu/2016/09/17/nach-teamchef-jubilaeum-wartet-em-ticket-auf-oefb-frauen/#respond Sat, 17 Sep 2016 10:59:11 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13067 Ein Spiel noch – dann ist die Qualfikation für die Frauen-EM im kommenden Jahr in Holland vorbei. Österreich beendet zum dritten Mal hintereinander seine Gruppe auf dem zweiten Platz – und, wenn nicht etwas völlig Schräges passiert, ist man nach dem Match in Wales am Dienstag erstmals für ein großes Turnier qualifiziert.

weuro-qualiDie rot markierten Teams sind bereits fix für die mit 16 Teams ausgetragene Endrunde qualifiziert, die grün markierten Teams haben zumindest einen Platz im Play-Off sicher. Die sechs besten Zweiten sind wie die Gruppensieger direkt qualifiziert, die zwei schwächeren Zweiten spielen in einem K.o.-Duell noch ein weiteres Ticket aus.

runnersup

Hier ist die Rechnung für die ÖFB-Frauen grundsätzlich recht simpel: Ein Punkt in Wales reicht definitiv, und selbst bei einer Niederlage müssten Rumänien oder Russland zehn bzw. elf Tore aufholen UND Finnland müsste hoch in Spanien gewinnen – all das zusammen ist de facto auszuschließen. (Anmerkungen: Portugal könnte Finnland noch vom zweiten Gruppenplatz verdrängen – und die Resultate gegen die Gruppenletzten fließen nicht in diese Wertung ein. Das blau markierte Team am Ende jeder Zeile ist der jeweilige Gegner am letzten Spieltag am Dienstag.)

Da Schottland, Belgien und Dänemark allesamt gegen den Gruppenkopf spielen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Österreich sogar als bester Gruppenzweiter abschließt – und damit selbst im alten Modus bei nur 12 Teilnehmern fix qualifziert gewesen wäre. Die Anreise nach Newport (in der Nähe von Cardiff) erfolgt via Flug nach London und von dort mit dem Bus weiter (Thalhammer: „Die Flugverbindungen nach Cardiff sind alle eher sch…“), und zwar am Sonntag – also zwei Tage vor dem Spiel.

„Haben damals sehr viel falsch gemacht“

Das tolle 2:2 in Norwegen im Juni war für ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer das 50. offizielle Länderspiel (plus eines gegen Frankreich B, das von FIFA und UEFA nicht als offizielles Match anerkannt wird). Seinem 53. Einsatz an der Seitenlinie wird die Party über das dann auch theoretisch fixierte EM-Ticket folgen. Praktisch war die Sache ja schon nach dem letzten Spiel gegen Israel durch. Ballverliebt hat sich mit dem Teamchef unterhalten und nach hinten sowie nach vorne geblickt.

Ballverliebt: Der 27. April 2011, ein etwas im Wald versteckter Sportplatz in Slowenien: Dein erstes Länderspiel – als Nummer 24 im Europa-Ranking. Hätte Dir damals jemand gesagt, dass ihr euch fünfeinhalb Jahre später für die EM qualifizierten würdet, als Nummer 25 Welt – hättest Du es geglaubt?

Dominik Thalhammer: Diese Entwicklung in der Form habe ich nicht erwartet. Man muss auch ehrlich sagen: Wenn ich mich an das erste Pflichtspiel erinnere, das 1:1 daheim gegen Tschechien im September 2011 – da haben wir zwar das Resultat gebracht, aber wirklich sehr viel falsch gemacht. Und wenn ich das vergleiche mit dem 2:2 zuletzt in Norwegen: Da hatten wir mehr Pässe in den gegnerischen Strafraum und mehr Vertikalpässe in der gegnerischen Hälfte als der amtierende Vize-Europameister. Diese Entwicklung darf aber nicht aufhören, sie muss weitergehen.

Ballverliebt: Du hast damals kurzfristig für den verstorbenen Ernst Weber übernommen – und das war auch eigentlich nur interimistisch geplant, oder? Und wie beurteilst Du im Nachhinein eure Leistungen von damals

Thalhammer: Das hat sich erst ein paar Monate später ergeben, dass ich den Posten längerfristig behalte. Und es waren ganz andere Voraussetzungen als heute – bei der Spielidee von damals, vor allem gegen stärkere Teams wie beim 0:3 im Herbst 2011 in Dänemark, ist es nur darum gegangen, defensiv organisiert zu sein. Viel mehr konnte die Mannschaft damals nicht.

„Reaktive Spielweise alleine ist zu wenig“

Ballverliebt: Und dann kam eine Weiterentwicklung nach der anderen.

Thalhammer: Genau. Los ging es dann mit dem Angriffspressing, das war 2012 zum Beispiel beim Heimsieg gegen Dänemark schon in Ansätzen ganz gut, in der nächsten Qualifikation 2013/14 gegen Frankreich und Finnland noch besser. Aber wir haben noch zu viele Bälle im Spielaufbau verloren – darum kam dann das Gegenpressing dazu, wie wir es beim Istrien-Cup 2015 gut und beim Sieg gegen Australien noch besser gemacht haben. Das alleine, diese reaktive Herangehensweise, ist aber zu wenig, wenn wir wirklich eine gute Rolle spielen oder sogar Trendsetter sein wollen.

Ballverliebt: Das heißt?

Thalhammer: Das heißt, dass wir im Ballbesitz besser werden mussten und müssen und in diesen Ballbesitz-Phasen gleichzeitig aber Vorkehrungen treffen, dass man sich keine Konter einfängt. Der nächste Schritt ist dann, dass die Außenverteidiger nicht an der Linie bleiben, sondern ins Zentrum einrücken.

„Mentaliät macht diese Truppe so stark“

Ballverliebt: Bei deinem ersten Pflichtspiel 2011 waren Wenninger, Feiersinger, Prohaska, Schnaderbeck, Makas und Burger schon dabei, und Sarah Puntigam wäre es ohne ihren Kreuzbandriss damals auch gewesen. Dieser Grundstock von sieben Spielerinnen, diese personelle Kontinuität – wie wichtig ist das für diese permanente Steigerung?

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Teamchef Thalhammer. Foto: Thaka1982 / CC BY-SA 3.0

Thalhammer: Das ist auf jeden Fall einer der entscheidenden Punkte. Eine gewisse Breite würde uns aber auch nicht schaden. Was diese Truppe aber vor allem so stark macht, ist ihre Mentalität. Die entwickelt sich mit den Erfolgen mit. Vor drei Jahren etwa: Daheim gegen Frankreich haben wir gut angefangen, aber nach dem französischen Doppelschlag nach einer Viertelstunde fehlten uns die Mittel und auch die mentale Kraft, noch dagegen zu halten.

Ballverliebt: Wenn man die Auswärtsspiele in Finnland 2013 und das in Norwegen 2016 vergleicht, sieht man diese Entwicklung schön.

Thalhammer: Stimmt: In Finnland sind wir einem Rückstand hinterher gelaufen, haben in der 80. Minute den Ausgleich erzielt, und postwendend wieder das Gegentor bekommen und verloren. Jetzt in Norwegen sind wir auch einem Rückstand hinterher gelaufen, haben kurz vor Schluss wieder den Ausgleich erzielt – und haben das Remis dann drüber gebracht.

„Schlechteste Leistungen gegen schlechte Teams“

Ballverliebt: Wenn ich eine Shortlist der fünf besten Spiele machen müsste, die die ÖFB-Frauen unter deiner Leitung absolviert haben, wären darauf das 3:1 gegen Dänemark 2012, das 1:2 in Finnland 2013, das 1:3 in Frankreich 2014, das 2:1 gegen Australien 2015 und das 2:2 in Norwegen 2016. Welches ist für dich das beste Spiel gewesen?

Thalhammer: Von der Reife und von der Bedeutung des Spiels her, würde ich das 2:2 in Norwegen nehmen, vor dem 3:1 gegen Dänemark, was unser erstes außergewöhnlich gutes Resultat war. An deiner Liste sieht man aber, dass du – genauso wie wir – eher prozessorientiert denkst, nicht so sehr in reinen Ergebnissen, weil du da auch zwei Niederlagen dabei hat. Es gab viele Zwischenschritte. Wenn man sich die letzten zwei Jahre ansieht, seit dem Spiel in Le Mans im April 2014, haben wir nur ein einziges Spiel verloren – und das war unglücklich, das 0:1 daheim gegen Norwegen. Wir sind extrem stabil geworden, das zeichnet ein Team auch aus.

Ballverliebt: Das schlechteste Spiel, das ich von euch gesehen habe, war das 4:0 daheim gegen Bulgarien 2013. Ich habe aber natürlich von den eher obskuren Auswärts-Spielen etwa in Kasachstan, Bulgarien oder Armenien, keines gesehen. Ich erinnere mich, dass Du auch nach dem 6:1 in Bulgarien richtig sauer warst, obwohl das Ergebnis eigentlich gut aussah. Würdest Du dich drüber trauen, ein Spiel zu benennen, von dem Du sagst: Das war das schlechteste?

Thalhammer: Das will ich eigentlich nicht, aber es stimmt schon: Gegen die schlechteren Teams haben auch wir unsere schlechtesten Leistungen gezeigt. Wir hatten zwar viel Ballbesitz, aber keine wirkliche Kontrolle über das Spiel, nach zwei oder drei Pässen sind die Bälle dann oft wieder verloren gegangen. Aber wenn ich mir jetzt ansehe, wie konsequent und ohne Leerlauf und praktisch ohne Fehlpässe wie etwa zuletzt gegen Israel gespielt haben, dann muss ich sagen: Das ist es, wo wir hin müssen.

„Wir sollten im Frauenfußball zum Trendsetter werden“

Ballverliebt: Im kommenden Sommer wird Österreich erstmals bei einer Frauen-EM mit dabei sein. Siehst du das eher als Ziel einer Entwicklung oder als Startpunkt, nach dem Motto: Jetzt geht’s erst so richtig los?

Thalhammer: Ich würde das eher als Startpunkt sehen, um sich dauerhaft in der europäischen Spitze anzusiedeln und sich festzusetzen. In den nächsten Wochen und Monaten, bis zur EM, sollen wir uns auch keine Grenzen setzen und tatsächlich versuchen, im Frauenfußball zum Trendsetter zu werden. Und auch entsprechend aufzutreten, sowohl von den Fähigkeiten, als auch von der Körpersprache. Das sollte unser Ziel in den nächsten Jahren sein. Und mir ist es auch wichtig, dass wir in jedem Lehrgang einen neuen Entwicklungsschritt setzen, etwas Neues erlernen. Kein Beharren auf dem, was man kann, sondern ein ständiger Fortschritt.

„Der Level steigt, aber die Breite fehlt“

Ballverliebt: Wenn ich heute zu Spielen der heimischen Frauen-Bundesliga gehe, sehe ich dort Mädchen von 15 oder 16 Jahren, die schon absolut furchtlos agieren und eine äußerst selbstbewusste Ausstrahlung auf dem Platz haben. Liegt darauf im Nationalen Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten, wo der beste Nachwuchs Österreich gebündelt ausgebildet wird, auch der Fokus?

Thalhammer: Naja, es gibt drei Säulen. Erstmal brauche ich eine Spielidee. Dann braucht man die passende Mentalität. Und man darf nicht nur darüber reden, sondern muss es auch umsetzen. Und auch, wenn man einen schlechten Tag hat: Die Mentaliät muss immer passen.

Ballverliebt: Wie siehst du den Nachwuchs? Der 1997er-Jahrgang war ja bei U-17-EM und bei der U-19-EM dabei. Sind die Fähigkeiten der Neuankömmlinge mit 14, 15 Jahren jetzt besser als 2011, als das Nationale Zentrum startete?

Thalhammer: Der grundsätzliche Level hat sich etwas gesteigert. Probleme haben wir aber nach wie vor in der Breite, da ist es zu wenig. Es gibt tolle Jahrgänge, und es gibt schwächere. Und die Gesamtzahl der Mädchen, die Fußball spielen, stagniert, kommt mir vor. Aber vielleicht gibt die EM-Teilnahme einen Push. Man wird sehen.

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ÖFB-Kader gegen Wales: Tor: Jasmin Pal (20 Jahre, Wacker Innsbruck, 0 Länderspiele/0 Tore), Manuela Zinsberger (20, Bayern München/GER, 21/0). Abwehr: Marina Georgieva (19, St. Pölten, 0), Virginia Kirchberger (23, Duisburg/GER, 37/1), Sophie Maierhofer (20, Kansas Jayhaws/USA Univ., 12/1), Katharina Naschenweng (18, Sturm Graz, 1/0), Katharina Schiechtl (23, Werder Bremen/GER, 15/5), Viktoria Schnaderbeck (25, Bayern München, 51/2), Carina Wenninger (25, Bayern München, 56/3). Mittelfeld: Verena Aschauer (22, Sand/GER, 34/5), Barbara Dunst (18, St. Pölten, 6/0), Jasmin Eder (23, St. Pölten, 29/0), Laura Feiersinger (23, Sand/GER, 43/7), Nadine Prohaska (26, St. Pölten, 62/7), Sarah Puntigam (23, Freiburg/GER, 60/9), Sarah Zadrazil (23, Turbine Potsdam/GER, 36/5). Angriff: Nicole Billa (20, Hoffenheim/GER, 21/9), Nina Burger (28, Sand/GER, 78/45), Stefanie Enzinger (26, Sturm Graz, 3/0).

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Taktik-Interview mit Marcel Koller https://ballverliebt.eu/2014/09/06/taktik-interview-mit-marcel-koller/ https://ballverliebt.eu/2014/09/06/taktik-interview-mit-marcel-koller/#respond Sat, 06 Sep 2014 08:31:01 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10507 Taktik-Interview mit Marcel Koller weiterlesen ]]> Sorry, den Hinweis hatte ich hier fast vergessen. Ich hatte jüngst die Gelegenheit vor dem Beginn der EM-Qualifikation für Frankreich 2016 mit ÖFB-Teamchef Marcel Koller über taktische Belange des Nationalteams zu plaudern. Das Ergebnis gibts bei derStandard.at:

Standard: Zuletzt konnte man eine Wiederbelebung der Dreierabwehr beobachten. Beschäftigt Sie das oder steht dem ÖFB-Personal derlei nicht?

Koller: Ich habe das im Trainerteam besprochen. Es ist sicher eine Variante. Dies zu trainieren braucht aber Zeit, die wir jetzt nicht haben. Die Dreierkette ist für die Innenverteidiger ein anderes, engeres Spiel. Auch für die Außenspieler, die dann hin und her sprinten müssen. Wir haben jetzt zwei Jahre in einem System gespielt, das gibt den Spielern auch Sicherheit.

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Island sensationell im Viertelfinale – der letzte freie Platz könnte aber ausgelost werden! https://ballverliebt.eu/2013/07/18/island-sensationell-im-viertelfinale-der-letzte-freie-platz-konnte-aber-ausgelost-werden/ https://ballverliebt.eu/2013/07/18/island-sensationell-im-viertelfinale-der-letzte-freie-platz-konnte-aber-ausgelost-werden/#respond Wed, 17 Jul 2013 23:14:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9129 Island sensationell im Viertelfinale – der letzte freie Platz könnte aber ausgelost werden! weiterlesen ]]> „Unsere Handball-Herren haben 2008 Olympia-Silber geholt“, sagte Islands Teamchef Siggi Eyjólfsson nach dem 1:0 seiner Fußball-Frauen über Holland, „aber gleich danach kommen jetzt wir, sporthistorisch gesehen!“ Als größter Außenseiter des Turniers gestartet, holten die Kickerinnen von der 300.000-Seelen-Insel ein Remis gegen Norwegen und nun auch einen Sieg gegen Holland. Womit sensationell das Viertelfinale erreicht wurde.

Der deutschen 0:1-Niederlage gegen Norwegen zum Trotz – das den Effekt hatte, dass man nun im vermeintlich leichteren Turnier-Ast „umzieht“ und Frankreich erst im Finale bekommen zu können: Island war die eigentliche Story des Tages.

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Die Ketten zusammen schieben, Holland nicht das Tempo von Spitze Manon Melis ausspielen lassen. Nach Ballgewinn schnell umschalten, über die Außenbahnen kommen, den Weg zum Tor suchen – so sah der Plan von Island aus. Die Holländerinnen? „Wir haben zu viel Platz im Zentrum gelassen“, war Bondscoach Reijners zerknirscht, „die zwei im defensiven Mittelfeld standen zu tief, die vier vorne waren zu viel auf sich alleine gestellt!“ Darüber hinaus war bei Holland viel zu wenig Bewegung ohne Ball, es gab oft keine sinnvollen Anspielstationen im Aufbau.

Holland - Island 0:1 (0:1)
Holland – Island 0:1 (0:1)

Und Island hatte Platz zum Kontern, erwischte Holland immer wieder auf dem falschen Fuß. Dass nur der Versuch von Dágny Brynjársdóttir nach einer halben Stunde zum 1:0 im Tor war, schmeichelte Holland durchaus. Für die zweite Hälfte brachte Reijners mit Dekker statt Slegers einen neuen Achter, dazu tauschten Solo-Spitze Melis und LM Martens die Plätze. Durch das Tempo von Melis bekam Oranje nun deutlich mehr Zugriff auf dieser Außenbahn und drückte Island ordentlich hinten rein.

Aus eigenen Aktionen wurde Holland zwar kaum gefährlich, aber Island ist nun mal immer für einen Schnitzer in der Abwehr gut. Aber nachdem Torfrau Guðbjörg Gunnarsdóttir zweimal in höchster Not rettete, war das 1:0 nach einer Abwehrschlacht in der zweiten Hälfte über die Zeit gebracht. Island im Viertelfinale – da sprangen sogar die isländischen Journalisten beim Schlusspfiff auf und jubeleten.

Auch die Journalisten aus Island waren aus dem Häuschen
Auch die Journalisten aus Island waren nach dem Schlusspfiff aus dem Häuschen

Margrét-Lara Viðarsdóttir (im Jubelbild oben die Blonde mit der Nr. 9), die auch schon für Duisburg und Potsdam in Deutschland gespielt hat und nun für Kristiansand in der Damallsvenskan in Schweden unter Vertrag steht, ist gemeinsam mit Sara-Björk Gunnarsdóttir (von Malmö) die einzige echte Top-Spielerin im Team. Sie sicherte mit ihrem Tor gegen Norwegen im ersten Gruppenspiel den ersten Punkt. Sie sagt: „Unsere große Stärke ist, an verrückte Sachen zu glauben!“

Margrét-Lara, ihr seid gerade zum Vorbild für andere Länder geworden – auch mit wenig Einwohnern kann man gleich viele Punkte holen wie Deutschland!

Es ist schon verrückt, wenn man nur daran denkt. In Island leben so viele Menschen wie in Berlin in einer Straße. Aber wenn man an etwas glaubt und eine Gruppe von Leuten hat, die alle an einem Strang ziehen, ist alles möglich. Das haben wir gezeigt.

Wenn man sich die Wettquoten vorm Turnier angesehen hat, war kein Team beim Turnier ein so großer Außenseiter wie ihr. Spielte bei euch auch eine „Wir-zeigen-es-euch-allen“-Mentalität mit?

Natürlich. Das entspricht auch der isländischen Mentalität. Obwohl wir so klein sind, und so wenige – wenn uns andere nicht ernst nehmen, sind wir am Besten. Denn dann rücken wir zusammen und schaffen Außergewöhnliches. Und ich bin auch sehr stolz, Isländerin zu sein und Teil dieser Gruppe zu sein. Jetzt leben wir natürlich schon in so etwas wie einem Traum. Jetzt sind wir im Viertelfinale und haben natürlich das Halbfinale im Sinn.

"Nach unseren Handball-Herren kommen in Island historisch gesehen jetzt schon wir": Teamchef Siggi Ejyolfsson
„Nach unseren Handball-Herren kommen in Island historisch gesehen jetzt schon wir“: Teamchef Siggi Ejyolfsson

Noch vor ein paar Monaten bezog Island beim Algarve-Cup ziemliche Prügel, kassierte ein 1:6 gegen Schweden und ein 0:3 gegen die USA – allerdings auch ohne dich und ohne Sara-Björk Gunnarsdóttir. Was ist jetzt anders, macht ihr beiden so einen Unterschied aus?

Es ist schon entscheidend, dass wir unsere besten Leute alle beisammen haben, weil wir einfach ein weniger großes Reservoir haben als Deutschland, Schweden und die anderen großen Länder. Aber es ist einfach wichtig, dass wir einen guten Team-Spirit haben. Das ist unsere große Stärke: Positiv zu denken und an verrückte Sachen zu glauben. Wir haben Europa gezeigt, dass wir bei der EM sind, um auch etwas zu erreichen – und nicht nur, um halt dabei zu sein.

Im ersten Spiel gegen Norwegen hast du mit deinem 1:1 kurz vor Schluss den ersten EM-Punkt überhaupt für Island gesichert. Wäre eine Leistung und ein Ergebnis wie jetzt beim 1:0 über Holland ohne dieses Erfolgserlebnis überhaupt möglich gewesen?

Der Punkt gegen Norwegen war extrem wichtig. Wir wussten, dass es auf diesen Punkt ankommen kann, und jetzt haben wir schon vier, wie Deutschland, und sind fix durch. Wir haben auch gegen Deutschland gekämpft, da hat es halt nicht geklappt, wir haben 0:3 verloren, die Deutschen waren halt besser. Aber gegen Holland waren wir in der ersten Hälfte das bessere Team. Wir wussten, dass wir das 1:0 über die Zeit bringen müssen und sind dann sehr tief gestanden. Aber es hat funktioniert.

Gab’s einen Zeitpunkt im Spiel, an dem dir klar war: Das wird klappen, Holland wird noch bis Mitternacht spielen können und kein Tor schießen?

Schwer zu sagen. Ich musste nach einer Stunde mit einer Muskelzerrung raus, und wenn man draußen sitzt und zusehen muss, wie Holland uns ziemlich hinten reindrückt, ist man schon nervös. Aber es sah schon so aus, als könnten wir noch zwei Stunden spielen und das Zu-Null halten, weil wir so gut gestanden sind und Guðbjörg im Tor so fantastisch war und der Team-Spirit so toll… Heute passte einfach alles!

Die Sache mit den zwei besten Dritten

tabellenIsland ist mit den vier Punkten auf der sicheren Seite, ist fix einer der beiden besten Gruppendritten. Aber wer wird der andere Dritte, der in die Runde der letzten acht kommt? Nicht ganz unwahrscheinlich ist, dass darüber das Los entscheidet. Weil Gruppen natürlich unterschiedlich stark sind, haben es manche Teams leichter, auf eine gute Tordifferenz zu kommen, als in anderen – was bei Punktgleichheit zwischen mehreren Gruppendritten ja durchaus den Ausschlag geben kann. Zudem wissen die Kandidaten aus den hinteren Gruppen genau, welches Resultat reicht, die aus den vorderen natürlich nicht.

So taten sich vor vier Jahren im letzten Gruppenspiel Schweden und Italien nicht mehr weh – die einen waren mit einem Punkt Gruppensieger, die anderen kamen mit einem Punkt noch auf einen der besseren beiden dritten Plätze. Es endete 1:1, Italien war weiter, Dänemark – zwei Tage zuvor schon fertig – war raus.

Weshalb sich die UEFA etwas ziemlich sportliches ausgedacht hat: Wenn mehrere Gruppendritte punktgleich sind, zählt nicht mehr die Tordifferenz – nein, dann wird sofort ausgelost, wer weiterkommt und wer nicht. Dann nämlich, wenn Russland oder England mit zwei Punkten Dritte werden – also es zu einem Remis gegen Spanien bzw. die fast sicher mit der Zweier-Panier spielenden Französinnen kommt. Dann hätte der Dritte der Gruppe C ebenso zwei Punkte wie mit Dänemark jener der Gruppe A.

Deutschland: Niederlage als Vorteil?

„Die Neid hat Angst vor Spanien und Frankreich“, konstatierten deutsche Fans nach ihrer Rückkehr nach Växjö vom 0:1 der DFB-Auswahl 75 Auto-Minuten entfernt in Kalmar gegen Norwegen. Der ersten EM-Endrunden-Niederlage seit zwanzig Jahren. Denn mit der Pleite gegen Norwegen und einer, wie man hört, recht uninspirierten Leistung verhindert man ein Viertelfinale gegen Spanien (gegen dieses Team gab’s in der Quali ein 2:2) und vor allem ein Halbfinale gegen jene Französinnen, die bisher die ganz klar stärkste Mannschaft im Turnier waren.

Kommt Deutschland nun über Italien im Viertelfinale drüber, wartet im Semifinale fast sicher Schweden. Zwar gegen 13.000 gelb-blaue Fans in Göteborg, aber sportlich wäre Schweden wohl ein leichterer Kontrahent als Frankreich.

(phe)

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„Der Sprung ins Ausland ist auf keinen Fall ein Fehler!“ https://ballverliebt.eu/2012/03/30/der-sprung-ins-ausland-ist-auf-keinen-fall-ein-fehler/ https://ballverliebt.eu/2012/03/30/der-sprung-ins-ausland-ist-auf-keinen-fall-ein-fehler/#comments Thu, 29 Mar 2012 22:37:20 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6913 „Der Sprung ins Ausland ist auf keinen Fall ein Fehler!“ weiterlesen ]]> – Interview mit ÖFB-Teamspielerin Nadine Prohaska

Jubiläum für das Frauen-Nationalteam: Am Sonntag steigt in Armenien das 100. Spiel der Verbandsgeschichte. Und am Gründonnerstag wartet beim 101. Antreten eine Schnittpartie in der EM-Quali! In Wiener Neustadt geht es gegen Portugal. Mit dabei ist auch eine Deutschland-Heimkehrerin.

Voller Einsatz: Nadine Prohaska (r.) ist aus dem ÖFB-Team nicht mehr wegzudenken (Foto: Rudi Dannenbaum)

Drei Punkte in Jerewan sind Pflicht, ehe es im Heimspiel gegen Portugal darum geht, das erfreuliche 1:0 aus der Auswärtspartie im Herbst zu bestätigen und so die Chance auf die EM 2013 in Schweden zu wahren. Ehe die Mannschaft nach Armenien abgehoben ist, hat sich Ballverliebt noch mit Nadine Prohaska unterhalten. Die 21-Jährige, die im Winter von Bayern München zurück in die heimische Liga gewechselt ist, über die EM-Quali, über die Herausforderung, Neulengbach zu entthronen und über den Sprung ins Ausland.

Nadine Prohaska, am Sonntag geht’s in Jerewan gegen Armenien. Diese Mannschaft war bislang nur ein Punktelieferant – sind die Reisen dorthin und wieder zurück womöglich anstrengender als das Spiel?

Naja, die Reise ist schon mal ganz sicher anstregend. Man ist den ganzen Tag unterwegs, womöglich kommen dann auch noch Flugverspätungen dazu… Aber es ist auf keinen Fall so, dass wir darüber die Konzentration auf das Spiel verlieren. Wir sind klarer Favorit und sollten deutlich gewinnen. Wir werden auch sicher wieder viel offensiver spielen als beim Testspiel zuletzt in Spanien, ganz klar. Wir dürfen und werden Armenien sicher nicht unterschätzen. Das Hinspiel haben wir 3:0 gewonnen, da wird’s sicher noch eine Video-Analyse geben. Wir sind gut vorbereitet.

Am Gründonnerstag steht dann in Wiener Neustadt das Heimspiel gegen Portugal an. Ist das schon ein Thema oder gilt erst der ganze Fokus Armenien?

Erst müssen wir ganz klar die Pflichtaufgabe in Armenien erfüllen. Aber dann zählt nur noch Portugal! Wir haben auswärts 1:0 gewonnen, das war für die Portugiesinnen ein ganz großer Rückschlag. Die brennen sicher auf Revanche, das hat ihnen wehgetan. Es wird auf jeden Fall ganz schwierig, die sind mit uns auf Augenhöhe.

Wie lief die Partie beim 1:0-Sieg in Portugal im November ab?

Die Spiele des ÖFB-Teams in der EM-Quali

In der ersten Halbzeit haben wir sehr diszipliniert gespielt, waren die bessere Mannschaft und sind auch hochverdient in Führung gegangen. Gegen Ende hat Portugal noch ziemlichen Druck entwickelt, aber wir haben das 1:0 gottlob drübergebracht – wir hätten ja den Sack schon längst zumachen können, da wäre ein Ausgleich extrem ärgerlich gewesen.

Was kann man vom Heimspiel in Wr. Neustadt erwarten?

In Portugal war es ein enges und kampfbetontes Spiel. Das wird es am Donnerstag ohne Frage auch werden. Wir werden großen Kampfgeist zeigen müssen, denn mit spielerischen Mitteln alleine werden wir sie nicht schlagen.

Wie stehen die Chancen, tatsächlich Gruppenzweiter zu werden und in die Play-Offs zu kommen? Ein Punktverlust der Tschechinnen am Samstag in Portugal würde sicher helfen…

Der Gruppensieger (und der beste der sieben Zweiten) sind für die EM 2013 qualifiziert, die Zweiten spielen Play-Off

Ja, aber trotzdem wird sich wohl alles auf unser Spiel in Tschechien im Juni als Endspiel um Platz zwei hinauslaufen – das wird super, da freue ich mich schon riesig darauf. Es wird sehr, sehr schwer, aber wir haben beim 1:1 im Hinspiel gesehen, dass wir mithalten konnten. Es ist unser ganz großes Ziel, uns zu qualifizieren, und dafür geben wir alles. So nah dran waren wir einer erfolgreichen Quali für ein großes Turnier noch nie!

Bei diesem 1:1 gegen die Tschechinnen war auffällig, dass das ÖFB-Team am Ende noch Gas geben konnte, während der Gegner körperlich längst am Ende war.

Das stimmt, was die Fitness betrifft, sind wir auf einem guten Level. Die Spielerinnen werden da vom ÖFB gut dabei unterstützt, da bekommen wir auch Programme mit, die wir zu absolvieren haben.

Im Oktober gegen Armenien haben Sie auf der Zehner-Position gespielt, zuletzt im Verein auf der Sechs. Wo fühlen Sie sich da wohler?

So lange es eine Position im Zentrum ist, ist alles in Ordnung… die Außenbahn ist nicht mein Metier. Bei den Bayern habe ich hauptsächlich auf der Sechs gespielt, jetzt in Spratzern ist es genauso. Wobei ich sagen muss, dass es mir schon taugt, wenn ich mich in die Offensive einschalten kann.

Gibt es einen Unterschied, ob man in Deutschland im defensiven Mittelfeld spielt, oder im Nationalteam, verglichen mit der heimischen Liga?

Natürlich. In der österreichischen Liga hat man viel mehr Platz und viel mehr Zeit am Ball, kann das Spiel besser lenken, kann mehr bewirken. Das ist in der deutschen Liga oder im Nationalteam anders.

Sie waren zweieinhalb Jahre bei Bayern München, wenn auch zumeist in der Zweitliga-Mannschaft. Was kann man da mitnehmen, für die österreichische Liga?

Extrem viel! Alleine das Tempo ist dort ein ganz anderes, selbst in der 2. Liga. Da geht’s viel schneller zu. Da muss man wissen, wohin man mit dem Ball will, bevor man ihn überhaupt hat. Was die Fitness angeht, muss man auf einem absoluten Top-Level sein. Und natürlich macht man auch taktisch einen riesigen Sprung nach vorne. Das sind alles Sachen, die ich jetzt meinen Kolleginnen, die diese Erfahrung noch nicht haben, weitergeben kann.

Besteht nicht die Gefahr, dass man sich vom geringeren Tempo in der heimischen Meisterschaft runterziehen lässt?

Ja, da muss man sehr aufpassen und so gut es geht dagegen steuern. Aber es passiert automatisch, weil man hier einfach viel mehr Zeit am Ball hat.

Ist das Niveau der 2. Liga in Deutschland mit unserer ÖFB-Liga vergleichbar?

Seit Winter läuft Nadine Prohaska in der ÖFB-Liga für Spratzern auf (Bild: www.ffc-spratzern.at)

Ich glaube schon, dass die österrechischen Spitzenteams wie wir in Spratzern und natürlich Neulengbach in der zweiten Liga in Deutschland eine starke Rolle spielen könnten. Aber die Leistungsdichte ist dort natürlich viel höher, es gibt praktisch keine Mannschaften, die vom Niveau her wirklich abfallen.

Warum sind Sie dann von den Bayern weggegangen und sind zu Spratzern gewechselt?

Da ist viel zusammen gekommen. Zum einen natürlich, dass ich in der ersten Mannschaft nicht viele Chancen bekommen habe. Das ist nicht lustig, wenn man dauernd nur auf der Bank sitzt und kaum Spielpraxis bekommt. Das ist nicht, was ich wollte. Dazu kam noch, dass ich jetzt viel besser meinem Studium nachgehen kann, das war per Fernstudium von München aus schon sehr mühsam. Und ich bin auch gerne wieder mehr daheim.

Wie ist der Wechsel zu den Bayern 2009 zustande gekommen?

Ich habe mich in München gemeldet, wollte dorthin. Ich habe ein Probetraining absolviert, und die haben mich genommen. Die Bayern hatten auch damals schon einige Österreichierinnen – Nina Aigner hat noch gespielt, Carina Wenninger war schon dort, Viki Schnaderbeck ist mit mir gewechselt.

Und warum jetzt der Transfer zu Spratzern? Bei Ihrem Ex-Team Neulengbach wäre die Chance auf Titel doch viel größer?

Stimmt schon, aber mich hat die sportliche Herausforderung gereizt. Ich will dabei helfen, dass auch mal jemand anderer die nationalen Titel holt und nicht immer nur Neulengbach.

Die beiden Teams haben punktgleich überwintert, im Cup gab’s zuletzt für Spratzern das Aus gegen Neulengbach, dann „nur“ ein 1:1 gegen den FC Südburgenland. Was fehlt noch für einen Titel, sei es Meisterschaft oder Pokal?

So steht’s derzeit in der ÖFB-Frauenliga. Nicht über die geringe Anzahl der Spiele wundern – die UEFA sperrt auch Termine für Junioren-Länderspiele, mehr als rund 20 Spieltage pro Saison sind in keinem Land drin.

Das 1:4 im Cup war schon extrem schade, weil wir gut mitgespielt haben. Neulengbach hat halt die Klasse, auch mal aus dem Nichts ein Tor zu schießen. Sie sind auf diesem Niveau routinierter als wir, sind auch schon länger zusammen, damit eingespielter. Es ist immer noch möglich, den Titel heuer schon zu holen, aber es wäre eher eine Überraschung. Nächste Saison wollen wir dann aber endgültig ernst machen!

Ist ein Wechsel ins Ausland noch mal ein Thema?

Jetzt erst einmal nicht, nein. Ich studiere Wirtschafts-Recht in Wien, dieses Studium möchte ich fertig bringen. Was dann kommt, weiß man eh nie, ich möchte die Möglichkeit nicht völlig abschreiben. Immerhin war’s in München trotz allem eine tolle Zeit. Aber im Moment bin ich einfach nur froh, dass ich regelmäßig zum Einsatz komme, spielen kann – und ich gewinne einfach gerne. Ich hab‘ bei Spratzern eine Riesenfreude!

Würden Sie Ihren Kolleginnen raten, den Sprung ins Ausland zu wagen?

Er ist zumindest auf gar keinen Fall ein Fehler, weil man einfach extrem viel lernen kann. Nicht nur sportlich, auch menschlich – das kann ich natürlich nur empfehlen. Aber es ist halt nicht ganz leicht, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Man muss sich selbst einschätzen können, ob man das auch Zeug dazu hat.

Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen alles Gute!

Nadine Prohaska (21) ist seit 2008 im Nationalteam.
Die Wienerin spielte für Landhaus (bis 2007) und
Neulengbach (2007-09), ehe sie zu Bayern München
ging. Diesen Winter wechselte sie zu Spratzern.

Das Interview führte Philipp Eitzinger

Kader: Tor: Anna-Carina Kristler (23 Jahre, St. Veit, 8 Länderspiele), Jasmin Pfeiler (27, Altenmarkt, 14). Abwehr: Marion Gröbner (26, Herford, 33), Marlies Hanschitz (26, Innsbruck, 38), Susanna Höller (22, Sindelfingen, 27), Nina Klima (22, Spratzern, 0), Carina Wenninger (21, Bayern München, 25). Mittelfeld: Jasmin Eder (19, Cloppenburg, 5), Kathrin Entner (23, Neulengbach, 22), Laura Feiersinger (18, Bayern München, 10), Heike Manhart (19, Südburgenland, 7), Nadine Prohaska (21, Spratzern, 22), Sarah Puntigam (19, Bayern München, 18), Viktoria Schnaderbeck (21, Bayern München, 12), Daniela Tasch (23, Neulengbach, 9), Katja Trödthandl (22, Landhaus, 8). Angriff: Nina Burger (24, Neulengbach, 35), Maria Gstöttner (28, Neulengbach, 35), Cornelia Haas (25, LUV Graz, 4), Lisa Makas (19, Spratzern, 10).

Ebenfalls in dieser Woche kämpft das U19-Team unter Teamchefin Irene Fuhrmann in England in der Elite-Runde um die Qualifikation für die Junioren-EM. Ihr Kader für die Spiele gegen Wales (Samstag, 31. März), Finnland (Dienstag, 2. April) und England (Donnerstag, 5. April): Tor: Melissa Abiral (Neulengbach), Sabine Baumann (Landhaus). Abwehr: Verena Aschauer (Cloppenburg), Gina Babicky (Spratzern), Romina Bell (Neulengbach), Tina Charwat (Landhaus), Virginia Kirchberger (Cloppenburg), Jenny Pöltl (Südburgenland). Mittelfeld: Jelena Gatea (Bergheim), Sandra Hausberger (Innsbruck), Mona Kohn (Neulengbach), Katharina Schiechtl (Innsbruck), Cornelia Sochor (Neulengbach), Julia Tabotta (Spratzern), Sarah Wronski (Spratzern). Angriff: Arbresha Jahaj (Innsbruck), Simona Koren (LUV Graz), Sarah Zadrazil (Bergheim).

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„Wir können uns auch gegen starke Teams gut präsentieren!“ https://ballverliebt.eu/2011/10/21/wir-konnen-uns-auch-gegen-starke-teams-gut-prasentieren/ https://ballverliebt.eu/2011/10/21/wir-konnen-uns-auch-gegen-starke-teams-gut-prasentieren/#respond Fri, 21 Oct 2011 06:46:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5931 „Wir können uns auch gegen starke Teams gut präsentieren!“ weiterlesen ]]> – Interview mit ÖFB-Teamkapitänin Marlies Hanschitz.

Am Mittwoch spielt das österreichische Frauen-Nationalteam in Bruck an der Mur in der EM-Qualifikation um drei wichtige Punkte gegen Armenien. Davor muss das Team noch zu Gruppenfavorit Dänemark – allerdings ohne die Matchwinnerin vom letzten Spiel.

Tor und Nasenbeinbruch in einer Aktion: Marlies Hanschitz trifft beim 1:1 gegen Tschechien zum wichtigen Ausgleich. (Foto: Rudi Dannenbaum)

Mit dem 1:1 gegen Tschechien gab’s einen feinen Auftakt in die Qualifikation für die Frauen-EM 2013 in Schweden. Bevor die Mannschaft von Teamchef Dominik Thalhammer nach Vejle gefolgen ist, hat sich Ballverliebt mit Kapitänin Marlies Hanschitz, die gegen Tschechien den so wichtigen Ausgleich erzielt hat, unterhalten – über das Kapitänsamt, die Mannschaft, die Liga, und ein Spiel in der Loftus Road von London.

Marlies Hanschitz, die beiden Länderspiele in Dänemark am Samstag und gegen Armenien am Mittwoch finden ohne Sie statt. Warum?
Weil ich mir beim letzten Länderspiel gegen Tschechien das Nasenbein gebrochen habe. Ich hab‘ gehofft, dass es sich für die beiden Partien ausgeht. Daraus ist jetzt leider nichts geworden.

Dabei hätte sich beim Spiel am Mittwoch ein Kreis geschlossen. Können Sie sich noch an den 10. Mai 2003 erinnern?
Ja, natürlich! Das war der Tag von meinem ersten Länderspiel. Einem 11:0, auch gegen Armenien – da hab‘ ich sogar ein paar Tore geschossen. Schon beängstigend, wie lange das schon wieder her ist. Dabei wär‘ ich ja noch gar nicht so alt…

Was hat sich seither geändert?
Das ist in Österreich nicht anders als im Frauenfußball generell. Es ist schneller geworden, athletischer. Es kommen viele junge und spielstarke Spielerinnen zum Vorschein. Dazu sind wir auch im taktischen Bereich viel versierter geworden. Jeder Aspekt hat sich ziemlich weiterentwickelt.

Inwieweit ist Teamchef Dominik Thalhammer anders als sein Vorgänger Ernst Weber?
Das kann man gar nicht so vergleichen, sie sind grundverschiedene Trainer. Ernst Weber hat ein gutes Fundament gelegt, auf dem Herr Thalhammer jetzt aufbauen kann, vor allem die Arbeit im taktischen Bereich legt er aber anders an. Der Teamchef hat viel frischen Wind gebracht, er kommt einfach aus einer anderen Generation.

Seit Sommer ist mit Nina Aigner Ihre Vorgängerin als Team-Kapitänin die Co-Trainerin von Dominik Thalhammer. Was bringt sie in die Arbeit mit ein?
Sehr viel, schon alleine durch ihre Erfahrung. Sie kann sich sehr gut in die Lage der Spielerinnen hinein versetzten, wenn ein wichtiges Spiel ansteht. Sie kennt die Situationen sowohl von der Nationalmannschaft als auch von ihrer Karriere bei Bayern München und kann uns gute Tipps geben, wie wir mit solchen Situationen umgehen sollen.

Länderspiel-Einsätze

Sie stehen bei 36 Länderspielen, keine aktive Spielerin hat mehr. Wie fühlt es sich an, mit erst 25 Jahren schon die Routinierteste in der Mannschaft zu sein?
Schon etwas seltsam, offen gestanden. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass wie eine extrem junge Truppe haben, mit sehr viel Potenzial, viele sind da zwischen 18 und 21 Jahre alt. Da darf man es nicht jeden immer spüren lassen, dass man die Routinierteste ist, weil da alle schon viel von der Welt gesehen haben und herum gekommen sind. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass ein positives Klima vorhanden ist.

Zuletzt gab es mit dem 1:1 gegen WM-Teilnehmer Nigeria und dem 1:1 gegen Tschechien, einem direkten Konkurrenten um EM-Quali-Gruppenplatz, gute Resultate. Was kann man aus solchen Spielen mitnehmen?
Sehr viel. Wir haben gesehen, dass wir uns auch gegen objektiv stärkere Gegner sehr gut präsentieren können. Gerade das Spiel gegen Nigeria war sehr erfreulich, da sind wir auch lange in Führung gelegen. Gegen Tschechien haben wir schon einmal angeschrieben, das ist für die Quali-Gruppe sehr wichtig gewesen. Und solche Resultate sagen auch einiges über das Potenzial aus.

Ist es mittelfristig möglich, sich für ein Großereignis zu qualifizieren – auch vor dem Hintergrund, dass für die WM 2015 in Kanada das Teilnehmerfeld von 16 auf 24 Teams aufgestockt wird?
Ich denke schon. Die WM 2015 ist sicher ein Ziel, das wir anstreben – womöglich kann es auch schon mit der EM 2013 in Schweden etwas werden, auch wenn es ein harter Weg ist. Aber es kann eben immer viel passieren und die Teams aus Tschechien und Portugal wollen natürlich genauso dorthin. Es wird viel von der Tagesform in den direkten Duellen abhängen.

Merkt man in Österreich Nachwirkungen von der medial so offensiv aufbereiteten WM in Deutschland im letzten Sommer?
Unmittelbar sportlich vielleicht nicht so sehr, aber in der öffentlichen Wahrnehmung sicher. Der Frauenfußball wurde durch die vielen Live-Übertragungen einem breiten Publikum zugänglich gemacht – davor waren ja nur sehr vereinzelt Spiele zu sehen, das haben die Leute nicht so mitbekommen. Bei der WM war es dann auch all denen möglich, sich ein Bild zu machen, die mit dem Frauenfußball davor nichts zu tun hatten. Und letztlich kann man nur dann etwas beurteilen, wenn man es auch gesehen hat.

Im Schatten der WM wäre der österreichischen Liga fast der letztjährige Dritte verloren gegangen – der SK Kärnten, bei dem auch Sie spielen. In letzter Minute wurde mit der Eingliederung in den FC St. Veit doch eine Lösung gefunden. Wichtig für den österreichischen Frauenfußball?
Auf jeden Fall, es wäre im Prinzip der komplette Frauen-Fußball in Kärnten tot gewesen. Zumal ja auch neben mir einige Spielerinnen aus dem Kreis der Nationalmannschaft hier spielen. Gott sei Dank wurde es doch noch was. Da wurde viel gemacht, um ein Türchen zu finden, mit dem alle Beteiligten leben können.

Hier wird ÖFB-Liga gespielt

Hätten Sie einen Plan B gehabt, falls es nicht weiter gegangen wäre?
Ich hätte schon eine Alternative gefunden, eventuell in Neulengbach. Aber es geht da nicht in erster Linie um mich, es hat ja die ganze Mannschaft betroffen. Im näheren Umkreis gibt es keine anderen ÖFB-Liga-Klubs, zu denen man problemlos pendeln kann – Bergheim bei Salzburg ist 250 km weg, Graz auch knapp 150 km. Unmöglich, weil man ja auch seinen Beruf hat.

Ist ein Engagement im Ausland für Sie ein Thema gewesen?
Früher schon, aber erst hat es sich nicht ergeben, und dann habe ich bei der Polizei zu arbeiten begonnen. Da ist man gebunden. Die Auslandskarriere wird sich bei mir nicht mehr ausgehen.

Im Europacup haben die Serien-Meister aus Neulengbach durchaus ansprechenden Erfolg. National zertrümmern sie aber die Konkurrenz seit vielen Jahren. Gut oder schlecht für die Liga?
Hmm… Sowohl als auch. Mit ihren Erfolgen auf europäischer Ebene, wie jetzt dem Einzug ins Champions-League-Achtelfinale, setzen sie Österreich auf die Landkarte und es könnte sogar sein, dass demnächst ein zweiter Europacup-Platz für die ÖFB-Liga der Lohn dafür ist. Für die Meisterschaft wäre es aber sicher gut, wenn es Gegner gäbe, die auch mal über die Saison gesehen mit Neulengbach mithalten könnten.

Wie weit ist die ÖFB-Liga von einer semi-profesionellen Basis entfernt?
Die gibt es praktisch gar nicht. Jede Spielerin muss viel in Kauf nehmen, verdienen lässt sich mit dem Frauenfußball in Österreich kaum etwas. Da muss man schon ins Ausland gehen, nach Deutschland etwa, wie es schon viele Österreicherinnen gemacht haben. Und selbst dort ist man weit davon weg, nach einer Karriere vom Verdienten zehren zu können.

Was könnte da das Erreichen einer WM- oder EM-Endrunde für den österreichischen Frauenfußball bewirken?
Viel. Weil dann zumindest für einen gewissen Zeitraum die öffentliche Aufmerksamkeit nicht nur, wie im Sommer, als unbeteiligter Beobachter gegeben ist, sondern mit einem eigenen Team. Dann würden wir uns im österreichischen Frauenfußball sicher auch mit möglichen Sponsoren etwas leichter tun. Da bewegen wir uns leider am unteren Limit.

Die deutschen Frauen waren bei ihrer Heim-WM von der plötzlichen massiven Aufmerksamkeit etwas erschlagen, spielten sehr gehemmt. Wie würde das ÖFB-Team ein gesteigertes Interesse verkraften?
Schwer zu sagen… Einerseits wüssten sicher nicht alle, auf was sie sich da einlassen, was da alles auf uns zukäme. Andererseits traue ich dem Team aber auf jeden Fall zu, cool genug zu sein, das wegzustecken. Es kann keiner von uns sagen, wie es wirklich wäre, aber da haben die Männer auf jeden Fall einen Vorteil, weil sie die permanente mediale Aufmerksamkeit einfach gewohnt sind.

Nur im Umfeld oder auf dem Platz auch?
Natürlich auf dem Platz selbst auch. Das wurde mir bei unserem WM-Quali-Spiel in England im März 2010 erst so richtig bewusst, wenn das Stadion gut besucht ist und vor allem überall die TV-Kameras ganz eng beim Spielfeld sind und ständig auf einen gerichtet sind. Das kann schon ablenken, wenn man es nicht gewohnt ist. Aber gerade auch wegen des großartigen Umfelds war das Spiel in der Loftus Road von London sicher das aufregendste meiner Karriere – obwohl wir 0:3 verloren haben.

EM-Quali-Gruppe 7

Jetzt stehen die EM-Quali-Spiele in Dänemark und gegen Armenien an. Was ist da möglich?
Dänemark auswärts ist brutal schwer. Das Team ist klarer Gruppenfavorit und in der Weltrangliste auch ganz deutlich vor uns platziert. Auch sind die Däninnen von der Technik und ihrer Robustheit viel höher einzuschätzen als zum Beispiel die Tschechinnen. Aber die Mädels fliegen natürlich nicht dorthin, um sich von vornherein geschlagen zu geben. Wir haben auch in England lange dagegen gehalten und erst spät die Tore bekommen. Mit einer guten Leistung und ein bisschen Glück ist vielleicht eine Überraschung möglich.

Quali-Spiele des ÖFB-Teams

Gegen Armenien wurden die beiden bisherigen Länderspiele mit 11:0 gewonnen. Können die Fans in Bruck an der Mur diesmal auch mit einem zweistelligen Ergebnis rechnen?
(Lacht) Na, das wäre dann vielleicht doch ein bisserl viel verlangt… Aber gegen Armenien muss ohne Frage ein Erfolg her, das ist ein absoluter Pflichtsieg. Da dürfen wir auf keinen Fall etwas liegen lassen.

Im November geht’s dann noch nach Portugal.
Das wird sicherlich das nächste wirklich entscheidende Spiel um den zweiten Gruppenplatz. Wenn wir da ein ernsthaftes Wort mitreden wollen, werden wir gegen Portugal zumindest vier Punkte holen müssen. Das ist schwer, aber sicher nicht unmöglich.

Wir bedanken uns für das Gespräch, wünschen alles Gute – und gute Besserung!

Marlies Hanschitz (25) ist Kapitänin der österreichsichen
Frauen-Nationalmannschaft. Die Kärntnerin spielte in der
ÖFB-Frauenliga in St. Margarethen (bis 2005), Innsbruck (IAC
und Wacker, 2005 bis 2010) und seither für Kärnten bzw. St. Veit.

Das Interview führte Philipp Eitzinger


Kader: Tor:
Anna-Carina Kristler (23 Jahre, St. Veit, 5 Länderspiele), Bianca Reischer (24, Spratzern, 8). Abwehr: Kathrin Entner (23, Neulengbach, 18), Nicole Gatternig (24, St. Veit, 5), Marion Gröbner (25, Herford, 28), Susanna Höller (22, Sindelfingen, 23), Carina Wenninger (20, Bayern München, 20). Mittelfeld: Jasmin Eder (19, Cloppenburg, 2), Laura Feiersinger (18, Bayern München, 6), Heike Manhart (18, Südburgenland, 4), Nadine Prohaska (21, Bayern München, 17), Viktoria Schnaderbeck (20, Bayern München, 9), Daniela Tasch (22, Neulengbach, 6), Susanna Koch (24, Südburgenland, 10), Katja Trödthandl (22, Landhaus, 6). Angriff: Maria Gstöttner (27, Neulengbach, 31), Lisa Makas (19, Spratzern, 7), Katrin Walzl (24, Spratzern, 14).

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„Theorie bringt den Fußball nicht weiter“ – Interview mit TFV-Präsident Geisler https://ballverliebt.eu/2011/08/09/theorie-bringt-den-fusball-nicht-weiter-interview-mit-tfv-prasident-geisler/ https://ballverliebt.eu/2011/08/09/theorie-bringt-den-fusball-nicht-weiter-interview-mit-tfv-prasident-geisler/#comments Tue, 09 Aug 2011 16:57:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5507 „Theorie bringt den Fußball nicht weiter“ – Interview mit TFV-Präsident Geisler weiterlesen ]]> „Grau ist alle Theorie – sie bringt den Fußball nicht weiter!“ Das sagt mit Josef Geisler der Präsident des Tiroler Fußballverbandes. Ballverliebt hat sich mit ihm unterhalten.

Herr TFV-Präsident Geisler, Sie werden in der „Kronen Zeitung“ (Abendausgabe vom 9. August 2011) mit der Aussage zitiert, dass das ÖFB-Team nicht in „die Hände der Theoretiker“ fallen dürfe. Wie meinen Sie das genau?

Genau wie ich es gesagt habe. Ich persönlich bin der Meinung, dass die Mannschaft am Besten aufgehoben ist bei den Praktikern, die im Moment die Verantwortung haben, also Herrn Constantini und Herrn Zsak. Denn wie heißt es so schön: „Grau ist alle Theorie“ – sie bringt den Fußball sicherlich nicht weiter.

Dabei mehren sich aber die Stimmen, die genau einen solchen Teamchef fordern?

Ja, und ich will nicht, dass diese Forderungen unwidersprochen im Raum bleiben. Ich habe im Direktorium meine Meinung kundgetan, weil das auch von den Vereinen, die ich als Verbandspräsident von Tirol vertrete, so erwartet wird. Ich habe das medial auch nicht nur dem Herrn Linden so gesagt, sondern schon letzte Woche in der Tiroler Tageszeitung.

Warum, glauben Sie, flammt die Kritik an Constantini immer wieder auf?

Das weiß ich nicht. Wenn man ihm aber vorwirft, dass er ein Sturkopf wäre, dann muss ich sagen, dass man das schon vorher gewusst hat. Wo Constantini draufsteht, ist Constantini drin.

Hätten Sie ein Problem mit einem „Theoretiker“ im Trainerstab?

Das hängt von dessen Persönlichkeit ab. Man muss das ja auch mit einem Gesicht verbinden können.

Gut. Nach der Heim-EM war etwa Mirko Slomka ein Thema als Teamchef, dieser feiert nun in Hannover mit bescheidenen Mitteln großartigen Erfolg.

Das stimmt schon. Aber ich finde es großartig, wenn ein Teamchef jungen, hungrigen und aufstrebenden Spielern die Chance gibt, sich auf internationaler Ebene zu bewähren. Am Ende ist ein Trainer aber nun mal auch von den ihm zur Verfügung stehenden Spielern abhängig.

Es heißt aber, dass die aktuelle Spielergeneration die beste seit lange Zeit ist.

Kommen Sie mir jetzt nicht damit, dass unsere Nachwuchsarbeit so toll wäre, mit all den modernen Mitteln wie diesen High-Tech-Zahnspangen in  Kolumbien (Anm.: Diese stellen den Kiefer in eine offenere Stellung, wodurch mehr Sauerstoffzufuhr möglich ist – auch Ried verwendet sie). Was haben die denn damit erreicht? Gar nichts, nicht einmal ein Tor haben sie geschossen. Und die U21 ist letztes Jahr auch gescheitert…

An Weißrussland, denen bei der U21-EM vor sechs Wochen zwei Minuten zum Finaleinzug gefehlt haben…

Das mag ja sein, aber der Vergleich hinkt doch. Die besten Spieler in diesem Alter spielen doch schon längst in der A-Mannschaft, das wissen Sie so gut wie ich.

Neun der elf Weißrussen aus der Qualifikation waren auch bei der U21-EM im Stamm.

Aber dennoch, die sollten doch nicht besser als unsere sein. Und doch haben wir uns nicht qualifiziert. Wie gesagt, ich stehe nicht an, auch andere Meinungen als die meine gelten zu lassen. Aber ich bin nun mal der Meinung, dass wir mit einem Trainerteam Constanini/Zsak gut gefahren sind und das jetzt auch nicht ändern sollten.

Herr Geisler, wir danken für das Gespräch!

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