Hoffenheim – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 24 Dec 2014 01:22:33 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Ballverliebt Classics: Als Rangnick der Bundesliga den Zufall nahm https://ballverliebt.eu/2014/12/24/ballverliebt-classics-als-rangnick-der-bundesliga-den-zufall-nahm/ https://ballverliebt.eu/2014/12/24/ballverliebt-classics-als-rangnick-der-bundesliga-den-zufall-nahm/#comments Wed, 24 Dec 2014 01:19:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10750 Ballverliebt Classics: Als Rangnick der Bundesliga den Zufall nahm weiterlesen ]]>

„Wenn Sie flotte Sprüche hören wollen, gehen Sie nach München. Wenn Sie flotten Fußball sehen wollen, kommen Sie zu uns!“

– Ralf Rangnick, 3. Dezember 2008

Es war eines der am meisten gehypten Bundesliga-Spitzenspiele überhaupt. In einer Zeit, bevor Dortmund zum großen Dauerrivalen von Bayern München wurde und sich Bremen als solcher langsam, aber sicher verabschiedete, schickte sich ein Klub an, dem Platzhirschen Paroli zu bieten. Ein Aufsteiger – die TSG 1899 Hoffenheim.

Diese spielte eine überragende Hinrunde und kam am 16. Spieltag als Tabellenführer mit drei Punkten Vorsprung auf die Bayern in die Allianz Arena. Der Höhenflug war kein Zufall, sondern die Folge davon, dass Trainer Ralf Rangnick alles tat, um dem Spiel seiner Mannschaft den solchen zu nehmen. Er gewann letztendlich nichts, war damit aber der endgültige Wegbereiter für den deutschen Schritt in die Fußball-Moderne.

Bayern München - 1899 Hoffenheim 2:1 (0:0)
Bayern München – 1899 Hoffenheim 2:1 (0:0)

„Ich glaube, im Fußball ist […] noch zu viel Zufall, auch bei mit war das so bis vor zwei Jahren. Seitdem habe ich von meinem Expertenteam viel gelernt.“ Das sagte Ralf Rangnick im November 2008 im „kicker“. Er holte sich mit Bernhard Peters einen Hockey-Trainer als Direktor für Sport- und Jugendförderung. Er war derjenige, der Rangnick vom bedingungslosen Vertikalspiel überzeugte. Die Verbindung des als „Fußball-Professors“ bekannten Rangnick und des fußballexternen Peters führte zum Herbst von Hoffenheim.

Die Ausgangslage

Rangnick war im Winter 2005/06 bei Schalke von Manager Assauer abgesägt worden und übernahm ein halbes Jahr später Hoffenheim. Der Klub aus dem Örtchen zwischen Mannheim und Karlsruhe war ein etablierter Drittligist, hatte seine sechste Saison in dieser Spielklasse vor sich. Und einen Geldgeber mit großen Ambitionen – SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp. Hoffenheim stieg 2007 in die zweite Liga auf, startete dort aber nur mäßig und überwinterte als Achter nach 5 Siegen, 7 Remis und 5 Niederlagen mit acht Punkten Rückstand auf den Aufstiegsplatz.

In der Rückrunde setzte das Team das Rangnick’sche Konzept aber beinahe perfekt um, war mit 38 Punkten (12 Siege, 2 Remis, 3 Niederlagen bei 36:13 Toren) die mit Abstand beste Rückrunden-Mannschaft. Am letzten Spieltag überfuhr man Fürth mit 5:0 und hielt so Mainz (in der letzten Saison unter Jürgen Klopp) und Freiburg auf Distanz, begleitete Luhukays Gladbach und Christoph Daums 1. FC Köln in die Bundesliga.

Der Kader

Hoffenheim ging mit einer unfassbar jungen Mannschaft in die Bundesliga. Das Durchschnitts-Alter der Stamm-Elf betrug 22,2 Jahre, der älteste Spieler war Linksverteidiger Andreas Ibertsberger mit gerade einmal 25 Jahren. Grund dafür war die unübliche Herangehensweise – Rangnick brauchte für seine Vorstellungen Kicker, die absolut offen waren und noch nicht im Trott des „Normalen“ verfangen waren. Nicht unähnlich etwa einem Arsène Wenger, der einst über den damals 23-jährigen Christoph Leitgeb sagte: „Ein talentierter Junge, aber schon viel zu alt für einen Wechsel ins Ausland. Er ist nicht mehr formbar!“ Einen ähnlichen Weg verfolgt Rangnick ja nun auch bei Red Bull. Mit seinem damaligen Co-Trainer Peter Zeidler als Coach beim FC Liefering

Der Kader von Hoffenheim bestand grob gesagt aus zwei Gruppen. Zum einen jene mit jungen, von Rangnick handverlesenen Gescheiterten bei anderen Klubs. Jaissle, Beck und Weis standen bei Stuttgart schon früh am Abstellgleis, Innenverteidiger Marvin Compper hatte bei Gladbach keine Zukunft, Stürmer Vedad Ibisevic saß in Aachen auf der Bank, Linksfuß Salihovic in der zweiten Mannschaft von Hertha BSC fest.

Dazu kamen vier extrem talentierte und blutjunge Legionäre: Demba Ba kam um drei Millionen vom belgischen Mittelständler Mouscron, Chinedu Obasi um fünf Millionen von Lyn Oslo aus Norwegen, Luiz Gustavo wurde von den Corinthians aus São Paulo ausgeliehen (und später um eine Million verpflichtet) – und, der Königstransfer, Carlos Eduardo. Der Brasilianer kam 20-jährig um sieben Millionen von Grêmio Porto Alegre.

Das Konzept gegen den Ball

„Beim Spiel gegen den Ball galt in Deutschland […] der klassische Abzählreim: Der Spieler gegen den und der gegen den“, sagte Rangnick, der von einem Aha-Erlebnis bei einem Testspiel gegen Lobanovskis Dynamo Kiew erzählte: „Egal, wo der Ball war, immer waren drei Gegenspieler zur Stelle!“ Die klassischen Elemente von Zonen-Orientierung und Pressing, die Rangnick seiner Rasselbande in Hoffenheim auch beibrachte.

Hoffenheims Sturmreihe (blau) als Riegel und als lenkendes Element
Hoffenheims Sturmreihe (blau) als Riegel und als lenkendes Element

Dabei hatten auch die drei Stürmer – Vedad Ibisevic zentral, Demba Ba und Chinedu Obasi als ständig rochierende Außenspieler – klare Anweisungen im Spiel gegen den Ball. Das war damals in Deutschland im Grunde bei keinem anderen Team ein Thema. Die Hoffenheim-Stürmer hatten zwei Aufgaben gegen die Spieleröffnung des anderen Teams: Abriegeln und lenken.

Die vorherrschenden Systeme in Deutschland zu dieser Zeit waren das flache 4-4-2 bzw. die Version mit Raute, quasi ein 4-3-1-2. War der Ball bei den gegnerischen Innenverteidigern, rückten Ba, Ibisevic und Obasi eng zusammen und kappten so die Möglichkeit, zu den zwei bzw. drei zentralen Mittelfelspielern zu passen. Die Gegner hatten zwei Möglichkeiten: Entweder langer Hafer, oder der kurze Ball auf den Außenverteidiger.

Sobald der AV den Ball hat, doppeln ihn Hoffenheims Außenstürmer und ein Achter, nehmen ihm Zeit und Anspielstationen
Sobald der AV den Ball hat, wird er gedoppelt und den Anspielstationen beraubt

Sobald der Ball beim Außenverteidiger war, stürzten Hoffenheims Außenstürmer (Ba oder Obasi) und der entsprechende Achter (in der Regel Salihovic bzw. Carlos Eduardo) wie die Bösen auf diesen Spieler hin und nahmen ihm so die Zeit für eine Weiterverarbeitung – und gleichzeitig auch die Anspielstation. Der Weg zum eigenen Sechser war durch das eng zulaufende Hoffenheim-Duo sehr riskant, der Mitspieler auf der Mittelfeld-Flanke durch den in diesen Situationen in der Regel hinten bleibenden Hoffenheim-AV (Beck rechts, Ibertsberger links) abgedeckt.

Der Gegner war in der Falle.

Heute ist das Lenken des gegnerischen Spielaufbaus gängige Praxis und absolut nicht Ungewöhnliches, damals in der taktisch auch international weit von der internationalen Spitze entfernten deutschen Bundesliga aber sehr wohl.

Und wenn der Ball doch mal im defensiven Mittelfeld ankam? Auf dafür hatte Rangnick vorgesorgt. Dort war es die Aufgabe eines Achters und eines Spielelers aus dem Dreier-Sturm, den zentralen Mittelfeldmann mit dem Ball ebenso zu doppeln. In der Tat hatte Rangnick dem Spiel gegen den Ball schon mal ziemlich den Zufall genommen. Das kannte die Konkurrenz nicht, und sie konnte auch nicht damit umgehen.

Das Konzept mit Ball

Die Trainingsfelder in Hoffenheim wurden zuweilen extrem schmal. Fünfzehn Meter, um genau zu sein, aber 90 Meter lang. „Das sieht komisch aus“, gestand Rangnick zwar, aber es erfüllte den Zweck. In diesen Schläuchen nämlich wurde das fast schon bedingungslose Vertikalspiel gedrillt. „Da drin wird mit drei Kontakten gespielt, in der verschärften Version mit zwei Kontakten. Nur flach, und bei Rückpässen nur ein Kontakt. Alles andere wird abgepfiffen“, erklärte der Trainer.

Zweck des ganzen war das Üben des Verhaltens nach Ballgewinn. Dann ging nämlich die Post ab. Rangnick war mit Hoffenheim der erste Trainer, der bewusst, aggressiv und zielgerichtet von den drei Sekunden Unordnung sprach, die man beim Gegner nach dessen Ballverlust ausnützen müsse. Quer- oder gar Rückpässe gab es in diesen Umschaltphasen nicht, nur nach vorne.

Hoffenheim - Hamburg 3:0 (3:0)
Hoffenheim – Hamburg 3:0 (3:0)

Vor allem zu Saisonbeginn lief man mit diesem Konzept in offene Messer (wie beim 2:5 in Leverkusen) oder bekam die Rechnung für eine um 20 Meter an den Mittelkreis zurückverlegte Pressinglinie präsentiert (wie beim 4:5 in Bremen), aber meistens waren die Gegner mit dem Lenk- und Pressingspiel und dem extrem vertikalen Umschalten von Hoffenheim komplett überfordert.

Besonders anschaulich wurde dies am 9. Spieltag gegen den HSV, das wie alle Heimspiele im Herbst im Mannheimer Carl-Benz-Stadion stattfand (die Rhein-Neckar-Arena war noch nicht fertig). Es war dies das Spiel des Ersten Hamburg gegen den Zweiten Hoffenheim. Nach zwölf Minuten führte die TSG 2:0 (eins nach Eckball, eines nachdem Obasi an der Mittellinie Jarolim den Ball abgenommen hatte und schnell umgeschaltet wurde), nach einer halben Stunde 3:0. Sinnbildlich: An der Mittellinie war Petric in einem Zweikampf zu Fall gekommen und hatte dabei den Ball mit der Hand gespielt, Referee Stark pfiff Freistoß für Hoffenheim – und als sich der HSV noch beschwerte, lief vier Sekunden nach dem Freistoß-Pfiff Obasi bereits alleine auf das Hamburger Tor zu und verwertete problemlos.

Der HSV war dermaßen überfordert, dass Coach Martin Jol nur fassungs- und ratlos den Kopf schütteln konnte. Man kam als Tabellenführer zu Hoffenheim und wurde dort verprügelt wie ein Bezirksligist. Als Hoffenheim am 16. Spieltag zu den Bayern fuhr, standen elf Siege, ein Remis und zwei Niederlagen zu Buche. In 15 Partien hatte man 40 Tore erzielt.

Die Bayern

Der amtierende Meister aus München installierte nach dem Abschied des ebenso erfolgreichen wie auch konservativen Ottmar Hitzfeld im Sommer 2008 dessen genaues Gegenteil: Jürgen Klinsmann. Er stellte Buddha-Figuren am Trainingsgelände auf, kam mit vielen ungewöhnlichen Ideen und wollte den Klub schon ein wenig auf links drehen. Er wollte „jeden Spieler besser machen“, wollte aber wohl ein wenig zu viel in zu wenig Zeit und hatte auch personelle Problemchen.

Zum einen, dass Torhüter Oliver Kahn aufgehört hatte. In dessen letzter Saison kassierte er nur 21 Gegentore, neuer Bundesliga-Allzeit-Rekord. Michael Rensing war seit Jahren Kahns Kronprinz, aber die Rolle als Nummer eins war ihm dann deutlich zu groß. Vor allem bei hohen Bällen segelte Rensing regelmäßig vorbei, was die Bayern bei Flanken und Standards ungewöhnlich anfällig machte.

Bayern München - Werder Bremen 2:5 (0:2)
Bayern – Bremen 2:5 (0:2)

Außerdem fehlte Franck Ribery durch eine Verletzung, die er sich bei der EM zugezogen hatte, bis Ende September. Weil es sonst keinen Spieler für die linke Seite gab, stellte er das System auf 3-5-2 um und ließ Philipp Lahm die Außenbahn alleine beackern. Die Dreierkette kassierte ein Tor von Hertha BSC, und je keines beim späteren Absteiger Köln und in der Champions League gegen ein unsagbar schwaches Team von Steaua Bukarest – ehe das Spiel gegen Werder Bremen kam.

Werder deckte die Probleme in der Raumaufteilung schonungslos auf und führte zur Pause schon 2:0, ehe Klinsmann umstellte. Hinten spielte dann eine Viererkette, davor drei zentrale Mittelfeld-Leute, einer rechts und gar keiner mehr links. Die Folge: Noch drei Gegentore bis zur 67. Minute. Und das, obwohl Bremen personell so dünn besetzt war, dass Strafraum-Riegel Sebastian Prödl den Rechtsverteidiger geben musste – und das gar nicht mal so gut machte.

Als Ribery zurückkam, stabilisierte sich das Bayern-Spiel in den Wochen nach dem 2:5-Desaster gegen Bremen und dem folgenden 0:1 in Hannover, aber inhaltlich waren die Bayern kein Enigma. Van Bommel gab in einem 4-4-2 (das danach beständig gespielt wurde) die Schaltzentrale im Zentrum, es wurde mal geschaut, was rechts geht (über Schweinsteiger oder Altintop mit Lell oder Oddo), es wurde mal geschaut, was links geht (über Lahm und Ribery), mit Zé Roberto als kurzer Anspielstation. Vorne war Luca Toni der Fokuspunkt für lange Bälle, er und Klose sorgten mit ihrer individuellen Klasse für Tore.

„Revolutionär“ ist anders, Klinsmann hatte auch keinen Löw mehr zur Seite, aber bis zum Hoffenheim-Spiel wurden 22 von 24 möglichen Punkten geholt und die Champions-League-Gruppenphase gegen Lyon, die Fiorentina und eben Steaua Bukarest überstanden.

Das Gipfeltreffen

„Wir fahren nicht nach München, um uns nur die Bayern-Trikots abzuholen. Wir wollen ihren Skalp“, hatte Rangnick im Vorfeld der Partie gesagt. Schon Wochen vorher begann der mediale Aufbau für das zu erwartende Spitzenduell der beiden dominierenden Klubs in diesem Herbst 2008, Rangnicks beinahe legendäre PK zwei Tage vor dem Spiel – aus dem auch das Zitat vom Anfang dieses Artikels stammt – taten ihr übriges. „Die Bayern-Fans sind bisher nicht damit aufgefallen, ihr Team bedinungslos zu unterstützen, die wollen unterhalten werden“, hatte Rangnick da auch gesagt. Wie auch: „Vielleicht spielen wir in München sogar mit vier Stürmern. Oder wir fangen mit 12 oder gar 13 Leuten an und hoffen, dass es keiner merkt!“

Ein Aufsteiger, der vor dem Gang in die Allianz Arena die Abteilung Attacke fährt – das war neu. Das Stadion war mit 69.000 Zusehern natürlich voll, die Bayern hätten das dreifache an Tickets verkaufen können. Die, die da waren, sahen ein aufregenden und ungemein temporeiches Spiel.

Erste Halbzeit

Bayern München - 1899 Hoffenheim 2:1 (0:0)
Bayern – Hoffenheim 2:1 (0:0)

Hoffenheim hatte ganz offensichtlich Ribery als Haupt-Gefahrenherd ausgemacht, denn Rangnick änderte die Taktik auf dessen Seite ein wenig: Nicht der Außenverteidiger – in diesem Falle Lahm – wurde von Ba und Weis gedoppelt, sondern Ribery von Beck und Weis, sobald der Franzose den Ball hatte. So versuchte man, ihn aus dem Spiel zu isolieren. Das gelang Beck und Weis über weite Strecken auch ganz gut: Ribery war viel unterwegs und hatte auch oft den Ball, konnte aber wenig echte Wirkung entfalten.

Die Gäste hatten Mühe, ihren Dreier-Riegel zwischen den Münchner Reihen aufzuziehen, so gelang das Lenken des gegnerischen Spielaufbaus nicht wie gewohnt. Dafür wurde Van Bommel umso härter an die Kandarre genommen: Dass der Holländer zuweilien zu gewissen Lässikgeiten neigt und nicht der Schnellste ist, war kein Geheimnis, und so wurde Van Bommel immer wieder schon während seiner Ballannahme angegangen. Dreimal alleine in der ersten Halbzeit luchsten ihm im toten Winkel heranbrausende Hoffenheimer den Ball ab. Erwartbare Folge: Schnelles Umschalten.

Das große Glück der Bayern war, dass Lúcio ein grandioses Spiel zeigte. Der Brasilianer antizipierte hervorragend und rückte zeitgerecht aus der Viererkette heraus, um die heranstürmenden Gegner zu stellen oder Passwege geschickt zuzustellen.

Nach vorne brachten die Münchner sehr wenig zu Stande. Ribery wurde gedoppelt, Schweinsteiger versteckte sich nach Kräften, Van Bommel bekam wenig Zeit und die Flanken von Massimo Oddo waren schlecht. Schon von vornherein verlegten sich die Bayern, um dem Pressing und dem Doppeln zu entgehen, auf lange Bälle auf Luca Toni. Dieser war bei Matthias Jaissle allerdings in guten Händen. In den ersten 45 Minuten hatten die Bayern nur eine einzige ernsthafte Torchance.

Hoffenheim hat Bayern am Nasenring

Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit ging Hoffenheim, natürlich als Folge eines schnellen Vertikal-Spielzuges, nach einem Doppelpass von Ibisevic mit Weis mit 1:0 in Führung – das bereits 18. Saisontor von Ibisevic am 16. Spieltag. Die Gäste merkten, dass die Bayern wankten und versuchten nachzusetzen: Die Abwehr schob bis in die gegnerische Hälfte hinein, die Pressingwege wurden somit kürzer und damit auch die Phasen bayerischen Ballbesitzes.

Der kecke Aufsteiger hatte die Bayern am Nasenring, weitere Chancen folgten – nach einer Stunde führte Hoffenheim in der Torschuss-Statistik mit 13:4. Die Führung war hochverdient und die Bayern ratlos. Ehe in Minute 60 etwas passierte, mit dem das Gäste-Mittelfeld – im speziellen Tobias Weis – nicht rechnete: Philipp Lahm setzte zu Solo an und zog dabei nach innen. Dort war viel Platz, Weis erkannte die Situation zu spät, löste sich nicht rechtzeitig von Ribery um Lahm zu stellen. Jaissler versuchte zu retten, was zu retten war, aber Lahm zog ab, der Ball wurde von Compper abgefälscht,und landete zum 1:1 im Netz.

Luft aus

Auch in der Folge war Lahm immer mehr die bestimmende Figur auf dem Platz, weil er immer mehr realisierte, welche Freiräume sich im boten. Umso mehr, als den Hoffenheimern nach dem 1:1 zunehmend die Luft ausging. Die intensive Spielweise forderte ihren Tribut und die zweite Luft der Bayern ebenso. Die Abwehr-Kette stand nun sehr tief und die Außenverteidiger rückten kaum noch auf, andererseits franzten die Laufwege der drei Stürmer immer mehr aus.

Van Bommel und Zé Roberto kontrollierten damit trotz numerischer Unterlegenheit im Zentrum das Mittelfeld und sie konnten vor allem Luca Toni immer mehr in Szene setzen. „Jaissle war bei Toni“ sollte aber ein immer wiederkehrender Satz von Sky-Kommentator Marcel Reif werden.

Als Rangnick in Minute 74 den angeschlagenen Obasi runternahm und Salihovic brachte – dieser war etwas überraschend nicht in der Start-Elf gestanden, weil Rangnick auf den defensiv stärkeren Weis gegen Ribery setzte – rückte Carlos Eduardo in die Sturm-Reihe auf. Statt aber den Freistoß-Experten Salihovic selbst ins Spiel einbinden zu können, häuften sich selbige für die Bayern. Ohne nennenswertes Ergebnis aber. So plätscherte das Spiel, gezeichnet von immer mehr schwindenden Kräften, einem 1:1 entgegen.

Ehe Ibertsberger in der Nachspielzeit ein Lapsus unterlief. Rensing hatte in der 92. Minute den Ball nach vorne geschlagen und Zé Roberto die Kugel in den Lauf von Klose verlängert. Ibertsberger will dem einschussbereiten Klose den Ball wegspitzeln, legt ihn dabei aber genau Toni vor – der drückt ab, das 2:1. Die Matchuhr zeigte 90′ +1:23.

Kreuzband und Erfolgsserie riss

Hoffenheim hatte das Spitzenspiel mit 1:2 verloren, die Bayern zogen an Punkten gleich. Eine Woche später sicherte sich der Aufsteiger dennoch den Herbstmeistertitel. Am 14. Jänner aber musste man einen schweren Schlag hinnehmen: Vedad Ibisevic zog sich in einem Testspiel einen Kreuzbandriss zu, fiel für die restliche Saison aus.

Man holte Boubacar Sanogo aus Bremen als Ersatz, aber in der kurzen Zeit fand er nie ins System. Dazu kam etwas Unruhe in den Kader, weil im Winter auch Torhüter Timo Hildebrand verpflichtet wurde, obwohl Daniel Haas eine an sich recht ansprechende Herbstsaison gespielt hatte – in der er Aufstiegs-Goalie Ramazan Özcan verdrängte. Die Egos wuchsen, die Qualität des Zusammenspiels sank. Nicht alle aus der blutjungen Rasselbande schafften es, sich den Erfolg aus dem Herbst nicht zu Kopf steigen zu lassen.

Das erste Rückrundenspiel am 31. Jänner gegen Cottbus wurde 2:0 gewonnen, aber der Spielfluss, die Leichtigkeit und auch die Selbstverständlichkeit aus dem Herbst waren verfolgen. Auch der Umzug ins nun vollendete eigene Stadion bewirkte keinen Schub. Im Gegenteil: Im kompletten Februar, dem kompletten März und dem kompletten April wurde nicht ein einziges Spiel gewonnen. Sieben Remis, fünf Niederlagen, Letzter in der Rückrundentabelle zu diesem Zeitpunkt.

Die Saison endete zwar dank 10 Punkten aus den letzten vier Spielen mit einem Aufwärtstrend, aber dennoch wurde man der erste Herbstmeister der Bundesliga-Geschichte, der am Ende nicht einmal einen Europacup-Platz belegte. Meister wurden die Bayern allerdings auch nicht: Wolfsburg schoss sich mit Dzeko, Grafite und Misimovic zum Titel und Klinsmann wurde noch vor Saisonende entlassen.

Durchhaus

Nie wieder konnte Hoffenheim an die Erfolge des ersten halben Bundesliga-Jahres der Klubgeschichte anschließen. Statt das von A bis Z durchgeplante Konzept weiter zu verfolgen, regierten bald Chaos und Planlosigkeit, ständig wechselnde Trainer und Funktionäre und dadurch ein sinnlos aufgeblähter und maßlos überteuerter Kader.

Genau zwei Jahr nach dem Herbstmeister-Titel sah Rangnick die Felle davonschwimmen – und auch seine vereinsinterne Macht. Die heile Welt bekam schon im Sommer 2010 Risse, als Manager Jan Schindelmeiser die Brocken hinwarf – er und Rangnick waren nicht die besten Freunde. Im Winter 2010/11 wurde dann Sechser Luiz Gustavo gegen Rangnicks Willen zu den Bayern verkauft. Reibereien auch mit Hopp kamen an die Öffentlichkeit, Rangnick trat in der Winterpause zurück und sein Assistent Marco Pezzaiuoli brachte eine mäßige Saison auf einem eher anonymen Mittelfeld-Platz zu Ende – trotz eines interessanten Konzepts.

Auf Pezzaiuoli folgte Holger Stanislawski, ein halbes Jahr später Markus Babbel. Elf Monate später wurde Babbel auf einem Abstiegsplatz liegend entlassen, sein Nachfolger Marco Kurz legte in der Folge einen beträchtlichen Abstand zwischen Hoffenheim und dem Relegationsplatz – allerdings von der falschen Seite. Auch auf dem Manager-Posten wurde Hoffenheim zum Durchhaus: Nach Schindelmeister-Nachfolger Tanner übernahm Trainer Babbel in Personal-Union, ehe Andreas Müller kam und dann auch dieser wieder entlassen wurde.

Erst, als Markus Gisdol im April 2013 das Traineramt übernahm und via Relegation die Klasse hielt und Alexander Rosen als leitender Funktionär im Tagesgeschäft eingesetzt wurde, kehrte wieder Ruhe ein.

Erbe

Hoffenheim ist mittlerweile so ein wenig die graue Maus der Liga und längst nicht mehr der Aufreger, der man im Herbst 2008 vor allem durch die Abhängigkeit von Dietmar Hopp war. Der Durchmarsch unter Rangnick von der dritten Liga zum Bundesliga-Herbstmeister legte aber die endgültige Rutsche für das, was in der Folgezeit eher patschert als „Konzepttrainer“ bezeichnet wurde.

Trainer, die keine großen Spieler waren, aber sich umso mehr mit alternativen Trainingsinhalten und zielgerichteter Lenkung des Spiels beschäftigten, kamen immer mehr in Mode. Jürgen Klopp hatte sich schon einen Namen gemacht, aber etwa ein Thomas Tuchel, Markus Weinzierl, Christian Streich, ein Roger Schmidt oder eben Markus Gisdol profitierten fraglos.

Nur Hoffenheim selbst profitierte irgendwie nicht so recht. Bis heute konnte sich der Klub noch nie für den Europacup qualifizieren.

]]>
https://ballverliebt.eu/2014/12/24/ballverliebt-classics-als-rangnick-der-bundesliga-den-zufall-nahm/feed/ 2
Noch nicht ganz drin, doch schon gerettet – David Alaba im „System Hoffenheim“ https://ballverliebt.eu/2011/01/23/alaba-und-die-absolute-vertikalitat/ https://ballverliebt.eu/2011/01/23/alaba-und-die-absolute-vertikalitat/#comments Sun, 23 Jan 2011 22:02:59 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3836 Noch nicht ganz drin, doch schon gerettet – David Alaba im „System Hoffenheim“ weiterlesen ]]> David Alaba rettete mit seinem Ausgleich in der Nachspielzeit einen Punkt für sein neues Team Hoffenheim. Die Höhepunkt einer eher durchschnittlichen Leistung in einem Spiel, dass der ÖFB-Jungstar als Linksaußen begann und als Sechser beendete. Ganz angekommen ist Alaba im „System Hoffenheim“ aber noch nicht.

1899 Hoffenheim - FC St. Pauli 2:2

David Alaba ist erst seit zwei Wochen bei Hoffenheim – und trotzdem vertraut ihm der ebenso neue Cheftrainer Marco Pezzaiuoli auch im zweiten Spiel genug zu, um ihn über 90 Minuten auf dem Platz zu lassen. Und das beim hochkomplexen System in Hoffenheim, das Pezzaiuoli gemeinsam mit seinem Vorgänge Ralf Rangnick erarbeitet hatte! Einerseits merkte man natürlich schon, dass Alaba noch nicht allzu lange bei der Mannschaft ist. Aber er zeigte schon, dass er eine enorme Flexibilität hat, was sein Repertoire an möglichen Positionen betrifft und auch nicht daran verzweifelt, wenn das Spiel sich zu seinen Ungunsten dreht und er in eine Rolle gesteckt wird, in der das Spiel ziemlich an ihm vorbeiläuft.

Hoffenheim im Ballbesitz

1. – Das System Hoffenheim: Vertikale Dreiecke

Offiziell ist es in den Grafiken der Bundesliga als 4-3-2-1 ausgewiesen; eher entspricht das Hoffenheimer System aber einem 4-3-3 oder einem 4-1-4-1. Wirklich gerecht werden solche Zahlenmodelle der Praxis aber nicht, denn in erster Linie geht es bei Pezzaiuoli um Dreiecke. Von denen baut er bei eigenem Ballbesitz grundsätlich drei in seine Mannschaft ein: Je eines offensiv links und rechts, dazu ein sehr flaches in der Verteidigung. Durhc die Offensiv-Dreiecke soll natürlich nicht nur Stabilität ins eigene Spiel gebracht werden, sondern auch Unordnung in das gegnerische. Außenverteidiger nach innen ziehen, dort Platz schaffen (klappte immer wieder ganz gut), Mittelfeldspieler nach hinten drücken (klappte wunderbar), Sechser binden.

Dafür marschieren die Außenverteidiger massiv mit nach vorne (wie unten am Beispiel von LV Andi Ibertsberger dargestellt), um sich mit den jeweiligen Außenstürmern und den Mittelfeldspielern in den Halbpositionen zu verbinden. Das wird durchaus unterschiedlich interpretiert, beim Spiel gegen St. Pauli wurde das auch deutlich: Während Alaba sich in der Regel sehr nahe bei LM Salihovic und LV Ibertsberger aufhielt, die Passwege kurz gestaltete und selbst, wenn im Ballbesitz, eher nach innen zog, orientierte sich Rechtsaußen Vukcevic deutlich weiter nach vorne, lauerte hoch auf Anspiele und wirkte so deutlich weniger ins Spiel eingebunden.

Auch, weil LM Salihovic und RM Weis etwas unterschiedliche Aufgabenstellungen in der Defensivarbeit hatten: Während Salihovic oftmals mit einigem Schwung nach vorne ging, spielte Weis eher zurückhaltend und passte seine Aktionen immer wieder auch der Spielweise von Sechser Sebastian Rudy an. Entschloss sich dieser, mal durch die Mitte nach vorne zu gehen, war es zumeist eher Weis, der die Zentrale absicherte. Dass die Spielanlage von Weis deutlich konservativer als jene von Salihovic war, zeigt ein simpler Zahlenvergleich: Weis brachte 37 seiner 45 Passversuche an den Mann, Salihovic 38 von 57.

Hoffenheim gegen den Ball

So kontrollierte Hoffenheim gegen die sehr defensiv in einem 4-4-1-1 gestaffelte Mannschaft von St. Pauli völlig mühelos die erste halbe Stunde, ohne allerdings von den Außenpositionen auch mal ins Zentrum zu kommen um dort Torchancen vorzufunden. So musste das hochverdiente 1:0 für Hoffenheim nach 29 Minuten aus einem Freistoß fallen (Ibertsberger war nach einem kurzen Pass von Alaba umgestoßen worden), der vor dem Tor Compper fand. Der Innenverteidiger schoss ein.

Bis dahin war Hoffenheim defensiv überhaupt nicht gefordert, weil sie selbst aber nun – warum auch immer – einen Gang (nein, eher zwei) zurückschalteten, kam St. Pauli deutlich besser in die Partie. Wenn Hoffenheim Zeit hatte, sich in die defensive Formation, ein klassischen 4-1-4-1, zu stellen, war das einigermaßen solide. Wann immer St. Pauli aber mit Tempo nach vorne stieß, wirkte die Abwehr der Gastgeber seltsam kopflos, desorientiert und unsicher. Compper und Vorsah, die im Ballbesitz weit nach außen rückten und so ein riesiges (von Rudy abgedecktes) Loch hinterließen, ließen sich immer wieder von den flinken Offensivspielern von St. Pauli – in erster Linie von Charles Takyi – herauslocken. So verließ in der 51. Minute Compper die Viererkette, um Takyi zu stellen; Vorsah stand auf der falschen Seite von Kruse und schon stand es 1:1.

2. – Die Rolle von Linksaußen David Alaba

Alaba bis Minute 68

Der 18-jährige Leihspieler von Bayern München wurde von Trainer Marco Pezzaiuoli als Linksaußen in diesem System aufgeboten. Seine direkten Mitspieler waren, wie schon erwähnt, Sejad Salihovic und Andi Ibertsberger. Während Ibertsberger sich immer sehr nahe an der Seitenlinie bewegte, orientierte sich Alaba zumeist eher in Richtung Strafraum – Dribblings versuchte er aber eher zu vermeiden. Viel eher hielt er den Ball immer nur kurz und das Ziel war klar erkennbar, das Tempo hoch zu halten und schnelle, kurze Pässe zu spielen. Den größten Aktionsradius dieses Trios hatte aber Salihovic: Vom Mittelkreis bis in den Strafraum war er die treibende Kraft auf der linken Hoffenheimer Seite.

Es wurde schon deutlich, dass Alaba noch nicht mit dem allergrößten Selbstverständnis in der Mannschaft ist. Es gelang ihm beileibe nicht alles, seine Aktionen zeigten zwar Willen, aber brachten relativ wenig ein. In der ersten Hälfte kamen nur die Hälfte seiner Pässe an (8 von 16). Zum Vergleich: Ibertsberger brachte im gleichen Zeitraum 28 von 31 an, Salihovic 15 von 22.

Ganz anders stellte sich die Situation auf der rechten Seite dar: Weis verteilte seine Aktionen etwas defensiver, aber deutlich breiter gefächert als Salihovic – und, wie erwähnt, deutlich passsicherer. Und das, obwohl sich Weis sehr viel auch an weiteren Zuspielen versucht hat. Durch die hohe Positionierung von Vukcevic hatte St.-Pauli-Linksverteidiger Oczipka allerdings nicht allzu viel Mühe, ihn zu verteidigen – Bartels kümmerte sich um Andi Beck.

Sebastian Rudy als Sechser

3. – Die Rolle von Alaba als Sechser (im Vergleich zu Sebastian Rudy)

Der im Sommer vom VfB Stuttgart verpflichtete Sebastian Rudy spielte auf der Position des Sechsers. Vom Positionsspiel interpretierte er das so, dass er im Zentrum verharrte bzw. leicht zurück ging, um sich von den Innenverteidigern Compper und Vorsah flankieren zu lassen. Compper war dabei derjenige Spieler, der sich eher nach vorne orientierte. Rudy blieb dabei quasi der Hüter des Mittelkreises, von wo aus Salihovic und Weis zumeist ihre Aktionen starteten. Die Pässe von Rudy waren in der Regel eher kurz. Seine Passgenauigkeit lag bei 83%, wichtiger war aber seine Präsenz am Spielfeld: Er war immer anspielbar und wurde von seinen Mitspielern auch immer wieder gesucht, wenn es sonst nicht mehr weiter ging.

Als im Laufe der zweiten Hälfte bei Hoffenheim beim Stand von 1:1 das Offensivspiel immer mehr verflachte, wechselten erst Alaba und Vukcevic die Flanken (was die drei Alaba-Pässe auf der rechten Seite auf der oberen Grafik erklärt), ehe er in der 68. Minute die Sechser-Position übernehmen musste – Rudy wurde für Gylfi Sigurdsson ausgewechselt, der ab sofort den Linksaußen spielen sollte.

David Alaba als Sechser

Als Solo-Sechser einer Mannschaft, die eher verzweifelt als durchdacht probiert, gegen einen oft und flink konternden Gegner zum Erfolg zu kommen, hielt die Performance des außerdem sichtlich immer müder werdenden Alaba keinem Vergleich mit jener von Rudy stand. Der ÖFB-Youngster tappste eher verloren auf weiter Flur umher und auch seine Mitspieler schienen ihm nicht annähernd so viel zu vertrauen wie Rudy zuvor. Die Passrate von Alaba blieb gleich, er hatte aber nun überhaupt keine Bindung mehr zum Spiel.

So blieb er auch äußerst passiv, als St. Pauli in der 81. Minute sich just über jene halbrechte Abwehrseite, auf die sich Alaba orientierte, das 2:1 herausgespielt hatten – eine Minute, nachdem die Hamburger schon eine Riesenchance hatten und sechs Minuten, nachdem Alaba schon Takyi einen Distanzschuss anbringen hatte lassen, der die Querlatte traf.

Alaba machte den Eindruck, körperlich ziemlich am Ende zu sein, so bekam er nach dem 1:2 auch von seinem Trainer lautstark zu hören: „Komm! David, lauf!“ Und David lief – bis er in der Nachspielzeit goldrichtig stand, als ein Ball bei einem Hoffenheim-Angriff auf ihn zukam. Er schoss, St.-Pauli-Innenverteidiger Gunesch fälschte ab, und Hoffenheim hatte in der Nachspielzeit doch noch das 2:2 gerettet. Nicht nur ein Tor, auf das eigentlich nichts mehr hindeutete – sondern vor allem ein Torschütze, der in der zweiten Hälfte sehr wenig gezeigt hatte…

Andreas Ibertsberger

4. – Linksverteidiger Andi Ibertsberger

Bei aller Öffentlichkeit, die der aktuelle (und hoffentlich langjährige) Teamspieler David Alaba genießt, geht seit geraumer Zeit sein Landsmann bei Hoffenheim ein wenig unter. Das ist Andi Ibertsberger gegenüber nicht ganz fair, denn dass ihn der ÖFB-Teamchef und sein Stab nicht haben wollen, heißt ja nicht, dass er nicht genauso Leistungen bringt, die zumindest einen Platz im Kader rechtfertigen würden. Denn, so ehrlich muss man sein, an Christian Fuchs führt derzeit eh kein Weg vorbei.

Wie es sich für einen ordentlichen Außenverteidiger gehört, war der Salzburger im Ballbesitz nicht in der Defensive unterwegs – Compper rückte für ihn nach außen, in seiner Spielanlage war er auch ein Stück offensiver als sein rechtes Pendant Andi Beck.

Ibertsberger war zumeist für die kurzen Pässe zuständig, zumeist auf David Alaba. Die beiden Österreicher zeigten vor allem in der ersten Hälfte viel Willen zum schnellen Zusammenspiel. Flanken waren fast exklusiv die Anglegenheit von Ibertsberger (3) und Salihovic (5); von Alaba kam nur eine und die fand ihr Ziel nicht. Defensiv hatte Kruse in der ersten Hälfte, und da vor allem in der ersten halben Stunde, sehr wenig zu melden.

Danach wirkte sich die generell offensivere Einstellung von St. Pauli natürlich auch ein wenig auf die Leistungsbeurteilung von Ibertsberger aus. Kruse und später Naki hatten mitunter durchaus Platz, was aber für Ibertsberger spricht ist die Tatsache, das keines der beiden Tore über seine Seite fiel.

Fazit: Hoffenheim erst stark, dann gibt’s ein blaues Auge

Das Team von David Alaba und Andi Ibertsberger hat eine halbe Stunde lang das Spiel nach Belieben kontrolliert, auch wenn es nur selten Torgefahr gab. Nach der Führung lehnte sich Hoffenheim aber zu weit zurück und durch die Kampfkraft und die Schnelligkeit im Konter kam St. Pauli zurück und ging sogar in Führung. Ein Sieg für die Hamburger wäre aber des Guten dann doch zu viel gewesen und so rettet der späte Ausgleich von David Alaba zumindest einen verdienten Punkt.

Dem 18-Jährigen können solche Spiele nur gut tun – er merkt, dass er auch trotz eher mäßiger Leistung das volle Vertrauen von Trainer Marco Pezzaiuoli hat, und mit einem solchen Erfolgserlebnis wie seinem ersten Bundesliga-Tor, noch dazu einem so entscheidenden, kann man auf solchen Partien aufbauen. Und mit weitere Spielpraxis rechnen.

(phe)

Chalkboards von dfl.de

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/01/23/alaba-und-die-absolute-vertikalitat/feed/ 3
Deutschland, die Tradition und das Wespennest Hoffenheim https://ballverliebt.eu/2008/08/05/deutschland-die-tradition-und-das-wespennest-hoffenheim/ https://ballverliebt.eu/2008/08/05/deutschland-die-tradition-und-das-wespennest-hoffenheim/#comments Tue, 05 Aug 2008 17:30:48 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=455 Deutschland, die Tradition und das Wespennest Hoffenheim weiterlesen ]]> Deutschland ist ein Land miteiner großen Begeisterung für den Fußball. Das wissen wir nicht erst seit der Weltmeisterschaft im eigenen Land vor zwei Jahren, das lässt sich auch an anderen Sachen messen. In keinem Land der Welt ist beispielsweise die durchschnittliche Zuschauerzahl bei Spielen der höchsten Spielklasse höher als in diesem Land. Und das nicht erst seit gestern, sondern schon seit vielen Jahren. Gewaltige Stadien wie die Allianz Arena in München, das Westfalenstadion von Dortmund, die Arena auf Schalke und das Oval im Hamburger Volkspark sind Woche für Woche rappelvoll. Über 40.000 kommen im Schnitt zu jedem der 306 Spiele einer Saison. Hinzu kommt der Pokal, der ebenso eine große Bedeutung hat. Und nicht zuletzt hat die Nationalmannschaft bereits sechs Endrundenturniere von Welt- und Europameisterschaften gewonnen.

Aber die Deutschen Fußball-Fans sind im Aufruhr.

Die TSG 1899 Hoffenheim schaffte den Aufstieg in die Bundesliga. Die bislang kleinste Gemeinde, die einen Verein in der Bundesliga hatte, war der Münchner Vorort Unterhaching: Die Kicker aus der 20.000-Einwohner-Gemeinde spielten zwei Jahre lang, von 1999 bis 2001, oben. Die Fans der arrivierten Teams aus den Großstädten fanden Haching cool bis ulkig, etwas süffisant waren die Bemerkungen, als Dortmund 99/00 nach einer schlechten Saison „unter Haching“ war. In der zweiten Saison machte sich damals die mangelnde Substanz aber doch bemerkbar und der Spuk hatte ein Ende: Unterhaching stieg ab und kam nie wieder auch nur in die Nähe der Bundesliga.

Was ist also nun der Unterschied?

Der starke mann hinter Unterhaching war (und ist) der CSU-Regionalpolitiker Engelbert Kupka. Dank seiner hervorragenden Kontakte zur Wirtschaft war es Haching möglich, überhaupt so weit nach vorne zu kommen. Trainer Lorenz-Günter Köstner verstand es zudem, den zum Verein geholten Spielern – zumeist anderswo Aussortierte – klar zu machen, dass sie in der Münchner Vorstadt die Möglichkeit hatten, es allen zu zeigen. Heute in Unterhaching in der 3. Liga und fühlt sich dort ganz wohl. Die Zeiten, als 15.000 Leute kamen, sind indes längst vorbei: Zuletzt hatten sogar die Bayern-Amateure mehr Zuschauer.

Der starke Mann hinter Hoffenheim, dem Verein aus der 3.000-Seelen-Gemeinde im Württembergischen, ist Dietmar Hopp, Mitbegründer des Software-Giganten SAP und einer der reichsten Deutschen. Die nach ihm benannte Stiftung ist (wegen der Beteiligung an der SAP AG) gut situiert und unterstützt die verschiedensten Bereiche – von Medizin über Bildung bis zum Sport. Und genau hier ist der wunde Punkt. Wobei – nein, beim Sport selbst ist das Problem noch nicht zu finden. Hopp unterstützt seit Jahren den vielfachen Eishockey-Meister Adler Mannheim, ebenso wie das Handball-Team der Rhein-Neckar Löwen, die ebenso im nahe gelegenen Mannheim spielen. Das war alles noch kein Problem, schließlich waren es keine Fußball-Teams.

Aber auch im Fußball hatte Hopp früh seine Finger mit im Spiel: Er entschloss sich, dem Verein, bei dem er selbst als junger Mann einst spielte, kräftig unter die Arme zu greifen. Das war aber keiner der arrivierten Klubs wie der KSC oder Waldhof Mannheim – das war die TSG Hoffenheim. Ein bedeutungsloser Kreisligist aus einem bedeutungslosen kleinen Örtchen, das seit 36 nicht mal mehr eine eigene Gemeinde ist. Langsam, aber sicher arbeitete sich der Verein nach oben: Vier Jahre Landesliga, vier Jahre Verbandsliga – zehn Jahre nach Hopps Einstieg, im Jahr 1999, war Hoffenheim in der viertklassigen Oberliga angekommen. Durch die marschierte man durch, es folgte die Etablierung in der Regionalliga. Sechs Jahre lang fristete Hoffenheim dort ein zwar nicht besonders attraktives, aber doch anerkanntes und respektiertes Dasein. Ja, Hoffenheim wurde wegen seiner als gut geplante und profesionelle Arbeit (nicht nur, aber vor allem im Jugendbereich) sogar weithin geschätzt und als vorbildlich angesehen. Der ehemalige Stuttgart- und Schalke-Trainer Rangnick führte den Verein 2007 schließlich zum zweiten Platz der Regionalliga Süd und damit zum Aufstieg in die 2. Liga – mit einer Mannschaft, in der gerade zwei Spieler seiner Mannschaft überhaupt schon mal gespielt hatten. Sogar der SV Wehen Taunusstein, der vor Hoffenheim Meister wurde (und sich danach in Wehen Wiesbaden umbenannte), kam auf mehr als doppelt so viele.

Mit dem Auftreten in der 2. Liga begann jedoch der Spießrutenlauf: Denn die breite Öffentlichkeit nahm vom Umfeld und der finanziellen Basis, die Hopp zur Verfügung stellte, kaum Notiz. Die eingefleischten „Traditionalisten“ unter den Fangruppen fingen nun jedoch prompt an, gegen den Verein zu polemisieren und ihm mangels „Tradition“ das Existenzrecht im Profifußball abzusprechen.

Das ist einerseits seltsam – andererseits auch wieder nicht.

Fakt ist: In keinem Land Europas hat der Profi-Fußball so wenig Traidtion wie in Deutschland. Erst 1963 wurde eine landesweite Liga installiert, es dauerte danach aber noch etliche Jahre, bis auch der durchschnittliche Bundesliga-Spieler von seinem Sport leben konnte. Aus dieser Nicht-Existenz des Profifußballs mit hinein in die Zeit des Farbfernsehens ist, so meine ich, die bis heute andauernde Skepsis der Angänger gegenüber all jenem begründet, dass an ihrer eben viel länger gewachsenen Vorstellung am Fußballer, der den Fußball als edle Beschäftigung ansieht, und nicht als Beruf wie jeden anderen auch, rüttelt.

Bei vielen Fangruppen, vor allem die Ultras, haben Maßstäbe aus den 1950er-Jahren und davor, als es eben keinen Profi-Fußball und auch nicht die damit verbundenen anderen Arbeits- und Denkweisen gab, bis ins 21. Jahrhundert überlebt: Das Spielen für den eigenen Verein hat eine Ehre zu sein, wer zu einem anderen Verein wechselt – womöglich noch zu einem stark rivialisierten – gleicht einem Vaterlandsverräter, und wer nur des Geldes wegen Fußball spielt, ist ein Söldner und somit im Grunde das ultimative Böse.

Andere Länder sind da schon weiter.

Weil sie schon lange vor 1970 erkannt haben, dass „Fußballer“ genauso ein Beruf ist wie Dachdecker, Lehrer oder Fabrikarbeiter. Man geht der Arbeit nach, die man am Besten kann, um dafür Geld zu verdienen und davon leben zu können. Wenn eine andere Firma, eine andere Privatschule oder ein anderer Verein ein besseres Angebot macht – sei es finanziell, oder andere Umstände betreffend – dann wechselt man eben. Alle wissen, dass es so ist, und alle würden es bedenkenlos genauso machen.

In England startete man schon 1888 mit dem Berufsfußballertum, in Österreich beispielsweise startete man im Jahr 1911 – also noch vor dem 1. Weltkrieg. In Frankreich hatte man lange Minderwertigkeits-Komplexe, weil man (und der Meinung ist man dort bis heute) viel zu spät mit dem Profi-Fußball angefangen hat – nämlich 1932. Zum Vergleich: In Deutschland gab es 1963 erst die erste bundesweite Liga – von Profifußball konnte aber noch keine Rede sein!

Und darum klammern sich die Deutschen an alles, was „Tradition“ hat.

Die 16 Vereine, die damals Gründungsmitglieder der Bundesliga waren, gelten fast durch die Bank bis heute als Hochburgen der Fußballtradition – lediglich Münster, Saarbrücken und Duisburg konnten den Boom nicht nützen. Diese Vereine waren zum richtigen Zeitpunkt – nämlich zur Einfühung der Bundesliga – vorne dabei und wurden eingegliedert. Damals knapp (und sehr umstritten) übergangene und gescheiterte Vereine, wie Neunkirchen, Wormatia Worms, die SpVgg Fürth, die Tasmania und TeBe Berlin konnten sich nie etablieren. Ähnlich wie in England in den letzten Jahren: Man Utd, Arsenal, Chelsea und Liverpool hatten das Glück, gerade vorne zu sein, als Rupert Murdoch mit dem Geld kam. Prägende Vereine der Jahre zuvor – Blackburn, Newcastle, Aston Villa und Nottingham haben schlicht Pech gehabt.

Auch, wer 1963 nicht dabei war, hatte Pech gehabt.

Von den 1963 knapp gescheiterten konnte sich später nur der FC Bayern, Borussia Mönchengladbach und der VfL Bochum über mehr als zehn, fünfzehn Jahre in der Bundesliga etablieren. Hinzu kamen dann noch die Werksklubs aus Leverkusen (1978) und Wolfsburg (1997). Und das war’s. Kleine Teams und Neuankömmlinge werden so lange als netter Farbtupfer und „Bereicherung für die Liga“ angesehen, so lange sie im Grunde harmlos sind. Die Rasselbande von Waldhof Mannheim überlebte 4 Jahre, der „Karnevalsverein“ aus Mainz schaffte es drei Jahre, Unterhaching eben zwei. Cottbus und Rostock sind Ost-Teams und gehören halt auch irgendwie dazu, zu mehr als drei UEFA-Cup-Teilnahmen (davon eine für Zweitligist Union als Cupfinalist) hat es seit der Wiedervereinigung für die Vereine aus den neuen Bundesländern aber auch nicht gereicht – dafür zu Stammplätzen im Abstiegskampf.

Und jetzt kommt Hoffenheim.

Alle sind sich einig: Mit dem Background von Dietmar Hopp hat auch Hoffenheim das Zeug, sich über Jahre des Abstiegskampfes zu erheben, und auf Sicht vielleicht sogar um die internationalen Plätze mit zu spielen. Damit haben die Anhänger der alt-eingesessenen Vereine ihre Probleme – wer hat schon gerne einen neuen, derart gefährlichen Konkurrenten? Und auch die Fans derjenigen „alten“ Vereine, die in der Versenkung verschwunden sind, machen lieber Werks- und Mäzenatenteams wie Wolfsburg und Hoffenheim für den eigenen Niedergang verantwortlich – weil es leichter ist. Denn in Wahrheit können Wolfsburg und Hoffenheim rein gar nichts für das Unvermögen der eigenen Führung in sportlicher wie finanzieller Hinsicht.

In der Vergangenheit zu leben, bedeutet Stillstand…

…und wer still steht, wird aufgefressen. Von Vereinen, die in ihrem Denken schon im 21. Jahrhundert angekommen sind und eben genau wissen, dass genau die „Tradition“, an die man sich paradoxerweise gerade in Deutschland klammert, ein wirtschaftlich nicht messbarer Faktor und damit im Grunde völlig irrelevant ist.

Wobei – das stimmt so richtig auch nicht.

Denn die Vereine selbst haben den Profifußball schon lange als das gesehen, was er nun mal ist – als einen Wirtschaftszweig. Bundesligavereine, aber auch solche in der zweiten und dritten Liga, selbst die halbe vierte Liga in Deutschland wird natürlich nicht mehr wie ein „klassischer“ Fußballverein zwischenkriegszeit-gleich geführt, sondern knallhart wie die Wirtschaftsunternehmen, die sie nun mal sind. Manche sind eben die Global Player – wie Bayern, Bremen oder Schalke – und andere sind die regionalen Kleinbetriebe. Das große Problem – das ja in Wirklichkeit nicht das Ankommen im 21. Jahrhundert ist, sondern die grundsätzliche Akzeptanz des Profi-Fußball an sich – haben die Fans.

Fußball hat weniger mit Sport zu tun. Und mit Emotionen noch viel weniger.

In der Wirtschaft kommt es schon mal vor, dass sich ein Betrieb nach oben kämpft. In der Welt des Kapitalismus geht das nur mit Geld und mit akribischer Arbeit. Das eine ist ohne das andere wertlos: Man kann noch so viel Geld verpulvern – hat man keine Ahnung, wird sich der Erfolg nicht einstellen. Wenn man zwar tolle Ideen hat, aber nicht das Geld, sie umzusetzen, sieht es genauso trübe aus. In der Welt des Fußballs ist es nicht anders: Man kann nur mit Geld nach oben. Mit viel Geld. Ob nun eine dubiose Organisation wie Gazprom sich ganz offiziell als Sponsor bei Schalke einkauft, oder Hopp mit SAP-Millionen einen Dorfverein in die Bundesliga bringt, macht hierbei nicht den geringsten Unterschied. Beide erwarten sich einen Gegenwert – schließlich sehen durch das Engagement in der Bundesliga sowohl Gazprom als auch SAP einem gesteigerten Bekanntheitsgrad entgegen.

Sensibilität den Fans gegenüber kann natürlich helfen.

Sie ist aber genauso wenig notwendig wie die altbackene Forderung von Fans, die die Voraussetzungen des Profi-Fußballs ganz offensichtlich nicht begriffen haben, diese Einzufordern. Natürlich hatten von Red Bull viele das Bild eines Elefanten im Porzellanladen, weil die Konzernführung nicht einmal das Torwart-Dress im traditionellen Violett halten wollte, wie es die Fans des übernommenen Vereins haben wollten. Was sie nicht gesehen haben: Hätte Red Bull im Frühjahr 2005 Salzburg nicht übernommen, wäre der „alte“ Verein genauso gestorben, es hätte aber keinen Bundesliga-Fußball mehr in Salzburg gegeben. Drei Jahre später ist Red Bull Salzburg – man kann von dem Verein halten, was man will – der einzige Fußballverein in ganz Österreich, der zumindest auf halbwegs international relevantem profesionellem Niveau arbeitet. Vor allem, was das Umfeld angeht.

Zu Red Bull Salzburg kommen doppelt so viele Zuschauer wie zum alten SV Salzburg.

Liegt das am sportlichen Erfolg und am Eventcharakter? Ja, natürlich – daran, und an nichts anderem. Aber auch die Fans in Deutschland sollten beim Jammern über Erfolgs- und Eventfans nicht vergessen: 42.000 Zuschauer kommen in Deutschland im Schnitt, und das sind natürlich zu einem erheblichen Teil „Erfolgsfans“. Ohne solche sind diese Zahlen nicht zu erreichen.

Hoffenheim ist das Beste, was der Bundesliga passieren konnte.

Denn durch den Aufstieg dieses Vereins kommt nicht nur ein hochprofessioneller Verein, der mit ebenso modernen Methoden arbeitet wie die Spitze in Europa, sondern darüber hinaus eine blutjunge, brandgefährliche Rasselbande von hochtalentierten Spielern, die mit ihrer attraktiven Fußballphilosophie zumindest jene begeistern wird, denen es wirklich um den Fußball geht. Hier kommt ein Verein, dessen erstes Ziel nicht das permanente Vermeiden des Abstiegs und eine dementsprechend destruktive und unattraktive Spielweise – so gesehen war der Klassenerhalt von Arminia Bielefeld eine absolute Katastrophe.

Hoffenheim steht nicht für wildes Drauf-Los-Einkaufen ohne Rücksicht auf Verluste. Sondern mit hochintelligenter Aufbauarbeit, um etwas Nachhaltiges zu schaffen, das nicht sofort zusammenbricht, wenn ein oder zwei Spieler die Mannschaft verlassen. Das sinnvolle Haushalten mit Ressourcen und langfristige Aufbauarbeit verdienen ebenso viel Respekt wie Vereine wie Energie Cottbus, die trotz eines kleinen Umfelds nun schon in ihre sechste Bundesliga-Saison gehen.

Mit dem Aufstieg von Hoffenheim jedoch geht das Fußball-Abendland der Deutschen mit Sicherheit nicht unter. Im Gegenteil: Fans des Sports können sich freuen.

Auf schönen Fußball nämlich.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2008/08/05/deutschland-die-tradition-und-das-wespennest-hoffenheim/feed/ 24